Wegbereiter der Demokratie – 87 Porträts, hg. v. Asendorf, Manfred (= metzler kompakt). Metzler, Stuttgart 2006. VI, 233 S. ZRG GA 124 (2007) 51. Besprochen von Gerhard Köbler.
Willy Brandt blickt dem die Demokratie Suchenden in schwarz-weiß auf dem grünlich-blauen, mit dem Artikeltext in matter weißer Schrift strukturierten Umschlag entgegen. Er vertritt ein knappes Hundert von Wegbereitern der Demokratie von Wolfgang Abendroth bis August Wygand. Sie sind aus dem vom Herausgeber (federführend) mitherausgegebenen Sammelwerk Demokratische Wege ausgewählt, um aus historischer Sicht, aber in politischer Absicht auf uneingelöste und unausgeschöpfte demokratische Potentiale aufmerksam zu machen.
Zeitlich umfasst das Lexikon fast fünf Jahrhunderte vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1945 mit einem natürlichen Schwerpunkt im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Wer bei Ende des zweiten Weltkriegs bereits hervorgetreten war (z. B. Willi Bleicher, Hannah Arendt, Willy Brandt), wurde noch aufgenommen. Wer erst danach „auf der Bildfläche erschien, blieb draußen“.
Der Herausgeber interessierte sich in erster Linie für Menschen, von denen zu vermuten ist, dass ihre engagierte Teilhabe am Gemeinwesen Bausteine liefern könnte für eine kritische Bestandsaufnahme demokratischer Entwürfe (in Vergangenheit und Gegenwart). Sie fand er seit dem Beginn der Neuzeit (z. B. Wendel Hippler, Joel von Rosheim, Thomas Müntzer). Viele von ihnen sind allgemein unbekannt (z. B. Klara Caro, Paul Clauswitz, Michael Afsprung), doch sieht der Herausgeber sie alle von einer produktiven Unruhe beseelt, wie er sie seinen Lesern wünscht.
Sie erkennt der Herausgeber etwa (auch) bei Adenauer, Adorno, Bebel, Johann Philipp Becker, Aron Bernstein, Eduard Bernstein, Ernst Bloch, Robert Blum, Börne, Büchner, Günther Dehn, Johann Konrad Dippel, Hedwig Dohm, Ebert, Leopold Eichelberg, Johann Georg Elser, Ernst Fraenkel, Freiligrath, Fröbel, Gervinus, Emil Julius Gumbel, Walter Hammer, Gertrud Hanna, Sophie von Hatzfeldt, Friedrich Hecker, Heine, Heinemann, Heller, Moses Hess, Heuss, Lida Gustava Heymann, Magnus Hirschfeld, Horkheimer, Heinrich Imbusch, Johann Jacoby, Jakob Kaiser, Franz Kaufmann, Georg Siegfried Kawerau, Knigge, Lassalle, Lessing, Liebknecht, Luxemburg, Marx, Gustav Mayer, Franz Mehring, Miquel, Fritz Naphthali, Naumann, Max Nettlau, Caspar Peucer, Preuß, Quidde, Radbruch, Marie Raschke, Rebmann, Anton Rée, Eduard Graf von Reichenbach, Gabriel Riesser, Ludwig Rosenberg, Bernhard Rothmann, Rotteck, Ernst Friedrich Franz Schmidt, den Geschwistern Scholl, Wilhelm Schulz, Schulze-Delitzsch, Schumacher, Siebenpfeiffer, Franz Sigel, Minna Specht, Katharina Staritz, Gustav Struve, Johann Christoph Unzer, Henriette Venedey sowie Christoph Martin Wieland. Unter ihnen überwiegen die Juristen nicht. Insofern kann der Überblick, dessen einzelne Artikel jeweils weiterführende Literaturhinweise enthalten, den Blick über die Grenzen des Rechts in die Politik vorteilhaft erweitern.
Innsbruck Gerhard
Köbler