KöblerWirkungen20000806 Nr. 1060 ZRG 118 (2001)
Wirkungen europäischer Rechtskultur. Festschrift für Karl Kroeschell zum 70. Geburtstag, hg. v. Köbler, Gerhard/Nehlsen, Hermann. München, Beck 1997. XVII, 1580 S.
Der ehrbare Kaufmann hat gelernt, dass für sein Geschäft der Überblick über den Stand der Dinge nützlich ist. Deswegen hält er von Zeit zu Zeit inne, um Eingänge und Ausgänge zu vergleichen. Am verlässlichsten ist dabei die Bilanz am Ende eines einleuchtenden Abschnitts.
In diesem Sinn bietet sich der Ausgang des zweiten Jahrtausends nach Christi Geburt auch für ein Wägen der Wirkungen des Rechts in der Geschichte an. Zwar fällt der 70. Geburtstag eines der bedeutendsten deutschen Rechtshistoriker nicht genau auf das Ende des Jahres 2000. Aber die menschliche Chronistik ist doch so zufällig und fragwürdig, dass kleine Unebenheiten in Anbetracht der Unendlichkeit von Raum und Zeit nicht wirklich schaden können.
Sei es, wie es sei, zum 14. 11. 1997 haben jedenfalls zwei Autorinnen und 71 Autoren Karl Kroeschell, dem Verfasser einer der erfolgreichsten deutschen Rechtsgeschichten, eine Sammlung von Arbeiten aus allen Gebieten der Rechtsentwicklung dargereicht, deren Gemeinsamkeit darauf ausgerichtet ist, die Auswirkung des Rechts in der Geschichte zu schildern. Den hierbei entstandenen Ertrag auf wenigen Seiten zusammenzufassen, ist auch dem erfahrensten Rezensenten nicht überzeugend möglich. Um so mehr muss sich der Herausgeber auf eine wertungsfreie Inhaltsangabe beschränken, die am einfachsten der streng alphabetischen Ordnung des Werkes folgen soll.
Becker,
Hans-Jürgen, Herrschertugenden im Wandel. Zu Mozarts Krönungsoper „La clemenza di Tito“, Benöhr, Hans-Peter, Fast vier
Tropfen sozialen Öls. Zum Arbeitsrecht im BGB, Buchholz, Stephan, Der
Landgraf und sein Professor: Bigamie in Hessen, Bund, Elmar, Stoischer
Materialismus und Dynamismus in der römischen
Rechtssprache, Buschmann, Arno, J. G. Estors
System der „Bürgerlichen Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen“,
Caenegem, Raoul C. van, Notes on twelfth-century English criminal law, Carlen, Louis, Deutsche Juristen in Rom, Cordes, Albrecht, Gewinnteilungsprinzipien im
hansischen und oberitalienischen Gesellschaftshandel des Spätmittelalters, Diestelkamp,
Bernhard, Königsferne Regionen und Königsgerichtsbarkeit im 15.
Jahrhundert, Dilcher, Gerhard, Der
deutsche Juristenstand zwischen Ancien Régime und bürgerlicher Gesellschaft, Eckert, Jörn, Use, Trust, Strict Settlement – Fideikommissähnliche Bindungen des
Grundbesitzes in England, Eckhardt, Wilhelm Alfred, Zur Inventarisierung
von Dorfgerichtsstätten in Hessen, Eisenhardt,
Ulrich, Die Entwicklung des Abstraktionsprinzips im 20. Jahrhundert, Feenstra, Robert, Das Stadtrecht von
Friedrichstadt und seine niederländischen Quellen, Fleckenstein, Josef,
Heinrich Schreiber als Mentor Jacob Burckhardts, Gmür,
Rudolf, Lehenprozesse im bernischen Gebiet, Hadding, Walther, Schuldverhältnis,
Forderung, rechtlicher Grund, Hagemann, Rudolf, Der Landfrieden im
Spiegel zweier Konsilien aus dem 16. Jahrhundert, Hattenhauer,
Hans, Justizkarriere durch die Provinzen – Das Beispiel Otto Mittelstädt (1834-1899), Heckel, Martin, Das
Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands II. vom 6. März 1629 – eine verlorene
Alternative der Reichskirchenverfassung, Hollerbach, Alexander, Julius
Federer (1911-1984), Rechtshistoriker und Verfassungsrichter, Holzhauer,
Heinz, Natur als Argument in der Rechtswissenschaft, Ishibe,
Masasuke, Die Verwestlichung
des japanischen Rechtsdenkens in der frühen Meiji-Zeit
– Nishi Amanes Staats- und
Rechtsgedanke, Ishikawa, Takeshi, Das Gericht im Sachsenspiegel, Janssen,
Albert, Rechtsgeschichte und Rechtsdogmatik. Aussagen der hermeneutischen
Philosophie zu ihrem Verhältnis, Jerouschek,
Günther, Geburt und Wiedergeburt des peinlichen Strafrechts im Mittelalter,
Köbler, Gerhard, Wirkungen europäischer
Rechtskultur, Kocher, Gernot, Europäische Dimensionen des
prozessgeschichtlichen Bildes, Kranic, Janez, Die Einflüsse des römischen Rechts auf das
Statut von Ptuj (Pettau), Landau,
Peter, Die Vormundschaft als Prinzip des deutschen Privatrechts und der
Staatstheorie im 19. Jahrhundert, Landwehr, Götz, Prinzipien der
Risikotragung beim Seefrachtvertrag, Laufs Adolf, Das wirklich geltende,
durch den allgemeinen Willen gesetzte Recht. Zur Rechtslehre Carl Georg von
Wächters (1797-1880), Liebs, Detlef,
Römische Juristen der Merowinger, Litewski,
Wieslaw, Mündliche Klage und Klageschrift in den ältesten ordines iudiciarii, Luig, Klaus, Schäfchenzählen mit gesundem
Menschenverstand, Maly, Karel, Der
böhmische Beitrag zum Modell des europäischen Absolutismus, Mayer-Maly,
Theo, Rechtsgeschichtliche Anmerkungen zum Multikulturalismus, Moorman van Kappen, Olav, Zur politischen und
verfassungsrechtlichen Bedeutung der batavischen
Umwälzung in den Niederlanden (1795), Muscheler,
Karlheinz, Die Haftung der Erben im preußischen ALR,
Nehlsen, Hermann, Fürst Karl zu Leiningen (1804-1856), Nehlsen-von
Stryk, Karin, Das sächsisch-magdeburgische
Recht in der Spruchtätigkeit des Oberhofs des deutschen Rechts auf der Burg zu
Krakau, Neumann, Günter, Zum 225. Geburtstag eines großen Juristen, Nève, Paul, (Europäisches) ius commune und (nationales)
gemeines Recht: Verwechslung von Begriffen?, Nörr,
Knut Wolfgang, Als die Würfel für die Marktwirtschaft fielen, Oppitz, Ulrich-
Wer mit diesen Untersuchungen das bis zu diesem Zeitpunkt 278 Positionen umfassende Schriftenverzeichnis des geehrten Gelehrten vergleicht, kann leicht erkennen, dass die Gabe in der Weite ihrer Interessen der Bedeutung Karl Kroeschells gerecht werden dürfte. Bestätigt wird dies durch das umfängliche Register, das in seinen rund 5000 Stichwörtern zeigt, dass die Rechtsgeschichte zwar nicht in jeder Beziehung, aber doch in sehr vielen Hinsichten einbezogen ist. Dies entspricht dem großen Gewicht, welches das Recht im Laufe der Geschichte bis zum Ende des zweiten nachchristlichen Jahrtausends für die Menschen erlangt hat. Der ehrbare Jurist darf dieses bilanzierende Ergebnis seiner Tätigkeit als großen Gewinn verbuchen, mit dem es auch in Zukunft ertragreich zu wuchern gilt.
Innsbruck Gerhard Köbler