Instandhaltung und Renovierung von Straßen und Wasserleitungen von der Zeit der römischen Republik bis zur Spätantike, hg. v. Ronin, Marguerite/Möller, Cosima (= Berliner Schriften zur Rechtsgeschichte 10). Nomos, Baden-Baden 2019. 249 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Mit der Einrichtung und Pflege von Straßen und Wasserleitungen versucht der Mensch in den Hochkulturen des Altertums die ihn umgebende Landschaft stärker als bisher seinen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten und damit auch zu beherrschen. Seine Anfänge nimmt dieses Verhalten wohl von der in dem Gebiet des fruchtbaren Halbmonds beginnenden Sesshaftigkeit, nach deren Entwicklung der Mensch Wege und Wasser an seinen Sitz leiten muss statt ihnen schlicht zu folgen. In seinem Ergebnis führt dies bis zu der Gegenwart zu einer erheblichen Urbanisierung der Erde.
Mit einem Teilaspekt der frühen Entwicklung beschäftigt sich der vorliegende Sammelband, der auf eine von den beiden Herausgeberinnen organisierte und von dem Exzellenzcluster Topoi finanzierte Tagung zurückgeht, die von den Fragestellungen her konzipiert ist, die Marguerite Ronin in ihrer zweijährigen Zeit als PostDoc in dem Berliner Exzellenzcluster untersuchte und mit denen sie an ihre Forschungen zu der Nutzung von Wasser in der römischen Welt in dem Rahmen ihrer Dissertation anknüpfte, wobei das Bedürfnis nach einer Vertiefung der rechtsgeschichtlichen Gesichtspunkte zu einer Zusammenarbeit mit Cosima Möller und der Gruppe B-1 Wege-Wasser-Wissen führte. Die Zusammenarbeit erwies sich als so ertragreich, dass daraus ein gemeinschaftliches Ergebnis erwachsen konnte. Es enthält nach einer Einleitung der Herausgeberinnen insgesamt zehn Referate.
Sie reichen von Ignacio Czeguhns Betrachtung der Kontinuität von Rechtsregelungen über Fragen des Wasserrechts auf der iberischen Halbinsel bis zu Nicolas Lameres Überlegungen zu der Wiederherstellung eines durch Alter gefährdeten Sees in Nordafrika. Dazwischen werden etwa die Interdikte des römischen Rechtes zu dem Schutze von Straßen und Wasserwegen, die Aufrechterhaltung der Zugangsnetze, die Bedeutung der Flüsse für Verkehr und Versorgung, die kurzlebigen Brücken, die Bedeutung der pagi für die Verwaltung, die Straßenwartung in den Inschriften, die geologischen Gefahren für Aquädukte in Serino und in Gallien behandelt. In dem durch interdisziplinäre Zusammenarbeit erzielten Ergebnis zeigt sich, dass schon in dem Altertum der Staat zusammen mit privaten Interessenten sich um den Erhalt und die Tauglichkeit von Straßen und Wasserleitungen bemühte, weil letztlich beiden Seiten an brauchbaren Hilfsmitteln des Menschen gelegen sein musste.
Innsbruck Gerhard Köbler