Šmahel, František, Die Basler Kompaktaten mit den Hussiten (1436) – Untersuchung und Edition (= Monumenta Germaniae Historica – Studien und Texte 65). Harrassowitz, Wiesbaden 2019. XXII, 226 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Innerhalb der durch Jesus vor knapp 2000 Jahren begründeten Religion des Christentums hat der um 1370 geborene und in Konstanz an dem 6. Juli 1415 als Ketzer verbrannte Jan Hus in seiner Heimat viele Anhänger seiner besonderen Vorstellungen gefunden. Diese Bewegung der Hussiten bewirkte bereits lange vor den Reformationsgedanken Martin Luthers beträchtliche Unruhen in den böhmischen und mährischen Gebieten des Heiligen römischen Reiches. Mit ihnen hat sich der 1934 in Trhová Kamenice geborene, ab 1954 in Prag ausgebildete, 1963 promovierte, 1991 habilitierte sowie 1995 als Professor für Geschichte berufene Verfasser des vorliegenden Werkes seit vielen Jahren vertieft und grundlegend beschäftigt.
Nach dem kurzen Vorwort verdankt die vorliegende Veröffentlichung ihre Entstehung einer Anregung Harald Zimmermanns, dem es auffällig erschien, dass die für die Geschichte Böhmens, des Reiches und der Kirche in dem 15. Jahrhundert wichtigen Dokumente bisher nur in der veralteten und unübersichtlichen Edition František Palackýs von 1844 zugänglich waren. Da sich zudem für den Verfasser auch die Notwendigkeit einer Klarstellung ergab, was die Kompaktaten eigentlich waren und welche Urkunden ihnen zuzurechnen sind, weitete er seine Überlegungen dementsprechend aus. Der Kern der daraus erwachsenen Studie beruht auf der ursprünglichen tschechischen Fassung, doch wurden auch die Originaldokumente sowie die handschriftliche Überlieferung der zehn Urkunden berücksichtigt.
Gegliedert ist das neue, durch ein Stellenverzeichnis und ein Namenverzeichnis abgerundete Werk nach einem Abkürzungsverzeichnis und einem Quellenverzeichnis und Literaturverzeichnis in Prolegomena über das Konzil von Basel, die Verschriftlichung und Ratifizierung der Basler Kompaktaten und einen Epilog über die rätselhaften Schicksale der zwischen dem 2. Juli 1436 und dem 15. Januar 1437 entstandenen Kompaktatenurkunden. In seinem zusammenfassenden Ergebnis hält der Verfasser fest, dass an dem Ende der langwierigen Verhandlungen zwischen den Hussiten und dem Konzil vier von den Ausstellern, Kaiser Sigismund und Herzog Albrecht von Österreich gesiegelte Litterae stehen, an die vier Mandate anknüpfen, wobei sich in dem Original nur drei Urkunden erhalten haben. Obwohl nach dem Verfasser die eigentlichen Compactata nur aus drei Texten bestehen, welche von dem Konzil und dem Landtag Böhmens in dem Karlskolleg an dem 30. November 1433 genehmigt und an dem 11. Dezember 1433 in Reinschriften übertragen wurden, umfasst die auf den Seiten 170ff. gebotene neue und künftig wohl grundlegende Edition insgesamt zehn Stücke, für deren sorgfältige und umsichtige Betrachtung dem Verfasser sehr zu danken ist.
Innsbruck Gerhard Köbler