Namen und Wörter – Theoretische Grenzen – Übergänge im Sprachwandel, hg. v. Bergmann, Rolf/Stricker, Stefanie (= Germanistische Bibliothek 64). Winter, Heidelberg 2018 262 S. 17 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Die Sprache den Menschen besteht aus Lauten und Wörtern, in deren Rahmen die Sprachwissenschaft seit längerer Zeit Namen und Wörter unterscheidet. Hieraus haben sich zwei gegensätzliche Vorstellungen entwickelt. Aus einer Sicht sind Namen keine Wörter und aus anderer Sicht sind Namen Wörter, wobei dann einerseits eine Unterscheidung zwischen Namen und Wörtern notwendig ist, aus der anderen Seite dagegen nicht.
Nach der Einleitung der Herausgeber des vorliegenden Bandes gehen die in ihm versammelten Beiträge auf Vorträge bei der Tagung Namen und Wörter zurück, die mit Unterstützung des Zentrums für Mittelalterstudien und der internen Forschungsförderung der Otto-Fridrich-Universität Bamberg in Bamberg von dem 5. bis 7. Oktober 2017 stattgefunden hat und der Würdigung des 80. Geburtstags Rolf Bergmanns dienen. Dabei wurden insgesamt 16 Referate vorgetragen. Sie sind insgesamt in die vier Bereiche begriffliche und terminologische Aspekte, Onymisierung und Deonymisierung, Namen und Wörter in der Lexikographie sowie graphische Unterscheidung von Wörtern und Namen gegliedert.
Dabei beginnt Damaris Nübling mit der Abgrenzung von Gattungseigennamen und reinen Eigennamen an Hand der fragenden Untersuchung vom Oden- in den Schwarzwald, von Eng- nach Irland? In der Folge werden Wochentagsbezeichnungen, Monatsbezeichnungen und Festtagsbezeichnungen als terminologisches Problem, die Stellung von Ereignisnamen wie kalter Krieg in dem onymischen System des Deutschen, der kreative Sprachgebrauch der Reformationszeit in dem Spannungsfeld zwischen Proprialisierung und Deonymisierung, Namenwerdung, Namenbildung und Namengebung, das Problem der Abgrenzung von Name und Appellativ in historischen Quellen, der Name der Stadt Basel, Name und Wort bei der Informationssuche in dem Internet aus Nutzersicht, Fremdnamen in Fremdwörterbüchern, Panama, Paddenpoel, Popswoude und Poederooijen, unter dem mit Rudolf Schützeichel verbundenen Titel „Eigennamen sind nicht berücksichtigt“ zwei Statements zu der Praxis der althochdeutschen Lexikographie mit dem Vorschlag, alle eines Tages digitalisierten Wortbestände und Namensbestände (oder Wörter und Namen) einschließlich des etymologisch deutschen Ortsnamensbestands über ihre Lemmatisierung über ein Portal miteinander zu verknüpfen, der Eigenname in der gegenwärtigen deutschen Orthographie, Anführungszeichen bei Namen, Großschreibung und Kleinschreibung in Hans Sachs‘ und Jost Ammans „Ständebuch“, Großschreibung und Kleinschreibung von Familiennamen in dem Frühneuhochdeutschen und Namen in dem textleeren Raum betrachtet. Insgesamt kann der leider eines benutzerfreundlichen Sachregisters entbehrende vielfältige Band nach eigener Bekundung der Verantwortlichen keine erschöpfende systematische Darstellung der gesamten Problematik bieten, aber einige theoretische Aspekte und empirische Befunde behandeln und dadurch aktualisierend die weitere sprachwissenschaftliche Diskussion zu dem Verhältnis von Wort und Name in der Sprache (in Richtung auf eine schließliche Einheit) bereichern.
Innsbruck Gerhard Köbler