Kontinuität und Wandel. Von „guter Polizei“ zum Bürgerservice. Festschrift 150 Jahre Bezirkshauptmannschaften, hg. v. Bußjäger, Peter/Germann, Matthias/Ranacher, Christian u. a. (= Institut für Föderalismus Schriftenreihe 125). New Academic Press, Wien 2018. 661 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Verfassung vergeht, Verwaltung besteht, ist ein allgemeiner Erfahrungssatz, der aber den Grundsatz verallgemeinert und die Abweichungen nicht gebührend berücksichtigt. Wie viele anderen menschliche Gegebenheiten auch, ist die staatliche Verwaltung ebenfalls erst allmählich von den Menschen geschaffen worden, hat sich immer wieder in unterschiedlicher Art und Weise gewandelt und wird dies voraussichtlich auch in Zukunft tun. Eine ziemlich einleuchtende Bilanz von Kontinuität und Wandel ist dabei sehr häufig bei Gelegenheiten von Jubiläen möglich, in denen Rückblick wie Ausblick stattfinden können.

 

Mit dem in dem Reichsgesetzblatt 44 von 1868 veröffentlichten Gesetz von dem 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden hat Österreich Bezirkshauptmannschaften geschaffen, die als so genannte Behörden der allgemeinen staatlichen Verwaltung die weiteste Grundlage der staatlichen Verwaltung bilden und noch in der Gegenwart bestehen. Ihnen wurde in dem Auftrag der Landesamtsdirektorenkonferenz bereits bei der hundertsten Wiederkehr dieses Aktes eine von Johannes Gründler herausgegebene, 1970 erschienene Festschrift in einem Umfang von 222 Seiten gewidmet. In der jüngsten Vergangenheit hat sich das Institut für Föderalismusforschung entschlossen, das hundertfünfzigste Jubiläum umfassend zu würdigen und dafür ein Herausgeberkommittee mit Peter Bußjäger, Christoph Schramek, Wolfgang Steiner, Christian Ranacher und Matthias Germann eingesetzt, das seine Aufgabe in bewundernswerter Weise erfüllt hat.

 

Danach liegt nunmehr ein umfassender Sammelband vor, dessen 31 Beiträge in drei Teile gegliedert sind. Davon betreffen sechs Studien in hauptsächlich chronologischer Abfolge die Einführung der Bezirkshauptmannschaften 1849/1868, die Bezirkshauptmannschaften in der Ära Kaiser Franz Josephs I. 1848-1916, die Bezirksverwaltung zwischen 1918 und 1838 (Von der k.k. Bezirkshauptmannschaft zur Behörde der allgemeinen staatlichen Verwaltung in den Ländern), die österreichischen Bezirkshauptmannschaften in Italien nach 1918, die Bezirksverwaltung in dem Nationalsozialismus an dem Beispiel Niederdonaus und die Entwicklung der Bezirksverwaltung nach 1945, während die besondere dienst- und besoldungsrechtliche Stellung der Bezirkshauptleute im Wandel der Zeit übergreifend erörtert wird. Die gegenwärtige Rolle der Bezirkshauptmannschaften wird detailliert in 15 Darstellungen beleuchtet, die noch bevorstehende Zukunft in sechs Referaten, während zu dem Abschluss drei internationale Vergleiche mit Italien, Deutschland und der Schweiz gezogen werden, so dass der vielfältige stattliche Sammelband die wichtigen Bezirkshauptmannschaften Österreichs auf ihrem Weg von der Polizei zu dem Bürger insgesamt eindrucksvoll in Zeit und Raum einbettet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler