Dreyer, Michael, Hugo Preuß. Biografie eines Demokraten (= Weimarer Schriften zur Republik 4). Steiner, Stuttgart 2018. XXV, 513 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Hugo Preuß wurde in Berlin an dem 28. Oktober 1860 als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns geboren und wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Berlin und Heidelberg und der mittels einer ungedruckten Dissertation über den Eviktionsregress des in possessorio unterlegenen Käufers 1883 erfolgenden Promotion in Göttingen sowie der Habilitation für Staatsrecht in Berlin ungetauft bleibender Privatdozent und Politiker einer freisinnigen Vereinigung und einer fortschrittlichen Vereinigung sowie 1906 mit 46 Jahren an die neu gegründete Handelshochschule seiner Geburtsstadt berufen. An dem 15. November 1918 ernennt ihn mit 58 Jahren Friedrich Ebert als die Geschäfte des Reichskanzlers des Deutschen Reiches ausführender Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei als Staatssekretär in dem Reichsamt des Inneren und beauftragt ihn mit einem Entwurf einer Verfassung. In dem Landtag Preußens vertritt der am 9. Oktober 1925 kurz vor seinem 65. Geburtstag verstorbene Preuß die von ihm mitbegründete Deutsche Demokratische Partei.
Der in Timmendorfer Strand 1959 geborene Michael Dreyer wurde nach dem von 1978 bis 1982 erfolgten Studium von politischer Wissenschaft, Geschichte und Volkskunde in Kiek und in Lexington in Kentucky magister artium mit einer Studium über das politische System Kentuckys und nach der Promotion bei Ulrich Matthée in Kiel mit einer Preuß bereits in den Blick nehmenden Dissertation über die deutsche Föderalismustheorie in dem 19. Jahrhundert und der 2002 in Jena erfolgten Habilitation über Hugo Preuß (1860-1925) 2005 dort außerplanmäßiger Professor für politische Theorie und Ideengeschichte. Sein auf dem Umschlag mit einer Abbildung des Ministers Preuß auf seinem Weg in das Aulagebäude der Universität Berlin aus dem Stadtarchiv Detmold veranschaulichtes gewichtiges Werk gliedert sich nach einer Charakterisierung Preuß‘ als Wiedergeburt eines Unzeitgemäßen in vier Teile. Sie betreffen eine kurze biographische Einführung, eine Ermittlung des staatsrechtlich-politischen Denkens, eine ausführliche Betrachtung des Wirkens als Politiker und einen knappen Epilog über Spuren des Lebens.
Dabei kann der Verfasser das politische Denken Preuß‘ auf der Grundlage der Staatslehre des Kaiserreichs mit der organischen Genossenschaftstheorie Otto Gierkes und den Ideen der Selbstverwaltung und des demokratischen Pluralismus verknüpfen. Das Werden und Wirken des Politikers Preuß schildert er in sechs Schritten als politischer Publizist, als politischer Professor in Berlin, als Kommunalpolitiker in Berlin, als Anwärter einer Aufgabe in Preußen und in dem Deutschen Reich, als Urheber der Verfassung von Weimar und als Abgeordneter des Landtags Preußens. Bleibende Spuren des Lebens sieht er in der Entdeckung des Prinzips der wehrhaften Demokratie und der Vorreiterfunktion für den demokratischen Verfassungsstaat, wofür ihm der Verfasser am Ende die vielfach verweigerte besondere Anerkennung ausspricht.
Innsbruck Gerhard Köbler