Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften der Stiftungsbibliothek am Oberlandesgericht Celle, bearb. v. Kümper, Hiram unter Mitarbeit v. Giesen, Bernd. Harrassowitz, Wiesbaden 2018. 215 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Nach dem Geleitwort des zuständigen Verwaltungsausschusses von dem 30. Juli 2018 blickte die Stiftungsbibliothek an dem Oberlandesgericht Celle damals auf 275 Jahre Geschichte zurück, wobei sie bei ihrer Stiftung 1743 die bereits bestehende, kleine Dienstbibliothek gewaltig erweiterte. Schon lange institutionell von ihr getrennt, aber noch immer unter einem Dach, ist die Stiftungsbibliothek kein Eigentum Niedersachsens, sondern eine privatrechtliche, von einem gewählten Ausschuss der Planrichter an dem Oberlandesgericht verwaltete Stiftung. Seit ihrer Gründung hat sich ihr Bestand auf mehr als 100000 gedruckte Bände mehr als verzehnfacht und umfasst rund 60 Inkunabeln aus der Zeit vor 1500 und mehr als zweihundert Handschriften.
Nach dem Vorwort des Bearbeiters ist es elf oder zwölf Jahre her, seit er als Doktorand erstmals in die Stiftungsbibliothek an dem Oberlandesgericht in Celle kam, um den Nachlass des Stifters in Zusammenhang mit den sächsischen Rechtsbüchern und Christian Ulrich Grupens (1692-1767) groß angelegtem Editionsprojekt einzusehen. Da ihn die Handschriftensammlung nicht mehr losgelassen hat, hat er unter Mithilfe Bernd Giesens den Bestand erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet. Gewidmet ist der hieraus mit finanzieller Unterstützung der Ritterschaft des ehemaligen Herzogtums Lüneburg und der RWLE-Möller-Stiftung erwachsene Katalog dem Andenken an Eckard Vorwerk (1935-2017), der Bibliothek und Stiftung nach seiner Pensionierung als Richter an dem Oberlandesgericht seit 1998 geleitet und gefördert hat.
In den Katalog führt der Herausgeber sachkundig ein und bietet danach einen Anhang aus den Stiftungsakten der Grupen’schen Schenkung und zu Grupens wissenschaftlichem Nachlass. Der Katalog selbst beginnt in der Signatur A IV 1814 mit einem Kollegheft eines unbekannten Verfassers zu der Zivilrechtsvorlesung Johann Peter Waldecks in Göttingen aus dem Sommersemester 1802. Er schließt in der Signatur UH 445 mit Theodor Hagemanns Beitrag zur Geschichte der Prinzessin von Ahlden aus den Originalehescheidungsakten von 1825. Umfasst sind alle Handschriften, die bisher nur zu dem kleinsten Teil der Allgemeinheit bekannt waren und durch den verdienstvollen Katalog als einem Grundverzeichnis erstmals für die Allgemeinheit aufgeschlossen sind.
Innsbruck Gerhard Köbler