Die Rechnungen der mainzischen Kellerei Amöneburg aus dem 14. Jahrhundert, hg. v. Klibansky, Erich/Schäfer, Klaus (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen 28, 2 = Quellen und Darstellungen zur hessischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 2). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2019. LIV, 418 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Nach dem freundlichen Geleitwort Andreas Herwigs fällte die Historische Kommission für Hessen die Entscheidung, das Buchprojekt über die Amöneburger Kellereirechnungen in Angriff zu nehmen, in dem Oktober 1924, wobei Bearbeiter Erich Klibansky sein sollte. Er war während der Arbeiten an seiner von Edmund E. Stengel in Marburg betreuten Dissertation über die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen in dem Staatsarchiv Würzburg auf die ungewöhnlich frühen und ausführlichen Rechnungen gestoßen und hatte ihre Edition vorgeschlagen. Da Erich Klibansky Jude war, wurde er während der Herrschaft des Nationalsozialismus verfolgt und zusammen mit seiner Familie 1942 ermordet, so dass er selbst sein weitgehend abgeschlossenes Vorhaben nicht verwirklichen konnte. während sein Manuskript in der Obhut der Historischen Kommission in Marburg überlebte.
Trotz eines politisch begründeten Zerwürfnisses mit der Familie Klibansky setzte sich Stengel nach dem Ende der von ihm mitgetragenen nationalsozialistischen Herrschaft für die Edition ein und wurde ab 1956 auch der Lehrer Klaus Schäfers. Sein Nachfolger als Vorsitzender der Historischen Kommission, Walter Heinemeyer, beauftragte Klaus Schäfer mit der Fertigstellung und Hans-Peter Lachmann sowie Andreas Hedwig als weitere Nachfolger halfen ihm bei der Verwirklichung mit Rat und Tat, so dass nach nahezu hundert Jahren das bedeutsame Projekt erfreulicherweise doch vollendet werden konnte. Damit haben die unglücklichen Anfänge durch vielfältige Zusammenarbeit schließlich noch ein glückliches editorisches Ende gefunden, so tragisch das Schicksal des Erstbearbeiters auch verlief.
Dem Text der Edition geht eine ausführliche, sachkundige Einleitung voraus, die ausführlich die insgesamt vorhandenen Handschriften A, B, C, D, E, F, G, H und I beschreibt, zehn weitere einschlägige Urkunden benennt und zwecks Veranschaulichung in dem Anhang einige Abbildungen anfügt. Dem folgen auf den Seiten 3 bis 297 die weitgehend in Latein gehaltenen Texte. Ein Verzeichnis der berücksichtigten Literatur, ein Glossar von ablutio bis zwisterna und ein umfangreicher Index der Personen, Orte und Sachen von Aachen bis Zweikampf runden die überzeugende Leistung der beiden verdienstlichen Bearbeiter benutzerfreundlich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler