Der Limes. Rekonstruktionen, Nachbauten und andere Visualisierungsmöglichkeiten, hg. v. dem Bezirk Mittelfanken durch May, Andrea (= Geschichte und Kultur in Mittelfranken 6). Ergon/Nomos, Baden-Baden 2019. 93 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Ausgehend von der möglicherweise durch Romulus 753 v. Chr. an dem Tiber in Latium in Mittelitalien gegründeten Stadt Rom, schufen die Bewohner der Stadt einen allmählich durch Kriege und Siege erweiterten, als res publica verstandenen Staat rund um das Mittelmeer. Zwar erlitten sie in diesem Ringen mit den sie umgebenden Nachbarn auch bedeutende Niederlagen, doch gelang ihnen an dem Ende die Bildung eines Weltreichs von dem Atlantik bis nach Persien und von Britannien bis in die einst blühende Sahara. Aus wie bei der Ausdehnung nicht wirklich erklärbaren Gründen begann aber nach vielen Erweiterungen ein Stillstand und die Römer mussten ihre Grenzen gegen kraftvolle und auch gefährlichere Gegner sichern und verteidigen, wofür der seit 84 n. Chr. ausgebaute Limes zwischen Brohl bei Koblenz und Eining bei Regensburg, der entlang des Rheines und der Donau eine gesamte Länge von rund 550 Kilometern hat, das berühmteste Zeugnis ist.

 

Mit ihm beschäftigt sich der schlanke Semmelband mit insgesamt fünf sachkundigen, einladenden Beiträgen, die bei Gelegenheit einer in Ansbach 2017 in dem November 2017 abgehaltenen Tagung über Rekonstruktionen an dem Welterbe entstanden. Von diesen führt die federführende, als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Limesfachberatung in Ansbach tätige Herausgeberin in den Umgang mit einem „unsichtbaren“, 2005 anerkannten Weltkulturerbe der UNESCO ein. C. Sebastian Sommer beschreibt an Hand von Installationen und Neubauten an diesem Welterbe die Präsentation römischer Ruinen. Den ungewöhnlichen Wandel durch Rekonstruktion römischer Bauten in Weißenburg, die doch früher ganz anders aussahen, macht Mario Bloier sehr gut sichtbar.

 

Bei der Idealrekonstruktion des römischen Ruffenhofen von 2001 bis 2012, bei der „man ja was sieht“, fragt Matthias Pausch auch kritisch nach der Zukunft. Seine allgemeinen Erfahrungen aus der Rekonstruktion dreier Handwerkshäuser in dem archäologischen Park Xanten weit entfernt von Mittelfranken stellt Peter Kienzle der Allgemeinheit zu ihrer Verfügung. Insgesamt ergibt das durch viele eindrucksvolle Abbildungen veranschaulichte, den Römerturm von Mönchsroth auf dem Umschlag zeigende Bändchen, dass der überwiegend nicht mehr sichtbare Limes ein wertvolles, ja einmaliges Erbe der Römer in Mittelfranken ist, dessen exemplarischen, die Geschichtlichkeit des menschlichen Lebens darlegenden Rekonstruktionen erhebliche Bedeutung zukommt, deren Vermittlung durch bestmögliche Rahmenbedingungen insgesamt gänzlich unverzichtbar ist.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler