Sundermeyer, Olaf, Bandenland. Deutschland im Visier von organisierten Kriminellen. Beck, München 2017. 175 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Vermutlich bald nach Entstehung von Besitz und Eigentum an Sachen begann in der Geschichte auch deren Gefährdung und Verteidigung. Mit ihrer Anhäufung in dem Laufe der Zivilisation stieg auch die Zahl der Verletzungen. Dementsprechend haben nach dem Klappentext des vorliegenden, durch ein gesprengtes Vorhängeschloss veranschaulichten Taschenbuchs die Einbrüche in Deutschland in den letzten zehn Jahren um ein Drittel zugenommen. Mehr als vier Fünfteln der Deutschen bereitet die wachsende Eigentumskriminalität Sorgen.
In ihnen beschäftigt sich der in Dortmund 1973 geborene, nach dem dortigen Abitur des Jahres 1992 und dem Irrtum Bundeswehr in Bochum in Rechtswissenschaft und in Dortmund in Journalistik ausgebildete, fünf Jahre als studierender Gastwirt in Dortmund, danach als Tourguide in den Vereinigten Staaten von Amerika, als Mitarbeiter einer Abgeordneten aus Sachsen in dem Bundestag sowie nach einem zweijährigen Volontariat bei der hessischen/niedersächsischen Allgemeinen in Kassel hauptsächlich als Redakteur bzw. Journalist tätige, seit 2009 fünf Bücher sowie seit 2014 fünf Filme veröffentlichende, zuletzt bei dem Rundfunk Berlin-Brandenburg als Experte für das Thema innere Sicherheit in der Redaktion Investigatives und Hintergrund wirkende Verfasser. Er gliedert seine Bestandsaufnahme nach einer Einleitung in fünf Sachkapitel. Sie betreffen den Tatort Deutschland, den Preis der Freiheit, den großen Klau, Ausbildungsstätten des Verbrechens und einen schwierigen Fall, an den in einem Anhang am Ende 60 Anmerkungen angeschlossen werden.
Nach den Erkenntnissen des Autors bleibt bei den von ihm erfassten Straftaten „die überwiegende Zahl ungesühnt, die Täter straflos, die Opfer hilflos und der Staat im Kampf gegen die organisierte Kriminalität machtlos“. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, die tatsächlichen Abhilfemöglichkeiten bisher anscheinend begrenzt. Am wirksamsten könnte es sein, möglichst viele Menschen gegen ein Leben in der Kriminalität einzunehmen, doch scheint dies in einer auf Kommerz ausgerichteten Gesellschaft schwierig, in der Kriminalität für den Geschickten ertragreicher und gleichzeitig lebensrisikoärmer ist als rechtstreue Arbeit und Leistung.
Innsbruck Gerhard Köbler