Staatsverständnis in Japan. Ideen und Wirklichkeiten des japanischen Staates in der Moderne, hg. v. Takii, Kazuhiro/Wachutka, Michael (= Staatsverständnisse 90). Nomos, Baden-Baden 2016. 204 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Lange Zeit in der Geschichte wussten die im Gebiet der heutigen Staaten Deutschland und Japan lebenden Menschen nichts und danach zunächst fast nichts voneinander. Erst mit der Erkundung der Weltmeere änderte sich dies allmählich und erst in dem Laufe des 19. Jahrhunderts erzwang der Westen aus ökonomischen Überlegungen die Öffnung Japans. Seitdem ist Japan unter Aufnahme mancher oder auch vieler Ideen des Westens zu einer führenden Weltmacht geworden, deren Ideen wieder auf den Westen zurückstrahlen.

 

Von daher war es nicht nur gerechtfertigt, bereits vor einigen Jahren einen Titel Staatsverständnis in Ostasien zu veröffentlichen, der auch Beiträge zu Japan enthielt. Sondern es ist darüber hinaus  auch ein Werk sehr begrüßenswert, das sich auf Japan allein konzentrieren kann. Allerdings musste es sich seinerseits bereits aus Raumgründen auf die Moderne beschränken, so interessant auch das Staatsdenken im japanischen Altertum, dem Mittelalter und der Frühmoderne auch an sich ist.

 

Insgesamt enthält das daraufhin entstandene schlanke Sammelwerk nach einem kurzen Vorwort neun Beiträge überwiegend japanischer Autoren. Nach einem Überblick über den Staat Japan in historischer Perspektive  werden in diesem Rahmen behandelt der Staatsbegriff und die Rezeption des internationalen Rechtes um die Mitte des 19. Jahrhunderts, der kokutai-Diskurs, die Entstehung des modernen Japan mit Konstitutionalisierung und Tennō, die drei Bismarcks Japans, der Staatsbegriff der Staatsrechtslehre unter der Meiji-Verfassung, das politische Denken um kokutai in der Shōwa-Zeit vor 1945, Staat und Volkssouveränität sowie die zwei Nachkriegsperioden  und der Kurs des japanischen Staates. Möge die Gesamtheit der vielfältigen weiterführenden Studien dabei mitwirken, dass Japan in Reflexion der eigenen geschichtlichen Erfahrung einen bestmöglichen Beitrag für die internationale Staatengemeinschaft erbringen kann.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler