Neschwara, Christian, Geschichte des österreichischen Notariats. Band 2/1 1850 bis 1871 - Formierung eines modernen Notariats – ein Kampf zwischen Form und Freiheit. XXXVIII, 1082 S., 16 ungezählte Bl., 32 Ill. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Wohl seit frühen Zeiten kann der Mensch zwischen Wahrheit und Unwahrheit unterscheiden und seine Ziele mittels beidem zu erreichen versuchen. Dies dürfte einer der Gründe für die Entstehung des Notars sein, der sich aus dem spätantiken Schreiber (Schnellschreiber) bzw. Tabellionar entwickelte und in Oberitalien am Beginn des Hochmittelalters (10./11. Jahrhundert) erscheint. Seitdem wird er unter anderem mit dem Verfertigen vollbeweiskräftiger und vollstreckbarer Urkunden betraut und ist seit langem Gegenstand vielfältiger wissenschaftlicher Betrachtung.
Christian Neschwara hat in diesem Rahmen bereits 1996 den ersten Band einer Geschichte des österreichischen Notariats (vom Spätmittelalter bis zu dem Erlass der Notariatsordnung 1850) in dem beeindruckenden Umfang von 834 Seiten vorgelegt, deren Inhalt den Gegenstand seiner 1995 abgeschlossenen Habilitationsschrift abbildet. Nach langjähriger intensiver Forschungsarbeit folgt dem nunmehr der erste Teil des zweiten Bandes. Er erweckte unmittelbar nach seinem Erscheinen das besondere Interesse eines vorzüglichen Sachkenners, so dass es an dieser Stelle genügt, mit wenigen Sätzen auf das beeindruckende Werk hinzuweisen.
Gegliedert ist es nach kurzen Vorbemerkungen in vier Hauptstücke mit insgesamt 17 Kapiteln. Die vier Teile betreffen die Einführung des öffentlichen Notariats 1850, die Revision des öffentlichen Notariats 1852 bis 1861, die Profilierung des öffentlichen Notariats seit 1861 und die Erneuerung des öffentlichen Notariats bis 1871. Ihr in jeder Hinsicht überzeugender Inhalt wird sich in Zukunft kaum noch überbieten lassen.
Innsbruck Gerhard Köbler