Mehring, Reinhard, Carl Schmitt. Denker im Widerstreit. Werk – Wirkung – Aktualität. Alber, Freiburg im Breisgau 2017. 412 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Carl Schmitt (eigentlich Karl Schmitt) (Plettenberg 11. 7. 1888-Plettenberg 7. 4. 1985) hatte ein langes ungewöhnliches, nicht zuletzt von Sexualität und Alkohol geprägtes Leben, das an der Universität (zuletzt Berlin) allerdings insgesamt nur 26 Jahre währte, und hat, ohne Verfasser eines erfolgreichen Lehrbuchs zu sein, eine ungewöhnlich große Aufmerksamkeit erweckt, so dass das ihm gewidmete Schrifttum längst Gegenstand einer inzwischen überholten Bibliographie geworden ist. Reinhard Mehring, Professor für Politikwissenschaft und deren Didaktik an der PH Heidelberg, ist einer seiner besten Kenner. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften zu Carl Schmitt und setzt dieses Engagement mit dem vorliegenden Werk fort.
Nach dem Vorspann war Carl Schmitt zwar ein gefährlicher Mineur (oder Gefährder) der Verfassung der Republik von Weimar und führender Jurist des Nationalsozialismus, wirkte aber auch nach seiner politisch begründeten Entlassung aus dem öffentlichen Dienst nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft als „brillanter Kopf und ingeniöser Anreger“. Die vorliegende Sammlung vereint einige neuere Studien zu Werk, Wirkung und Aktualität auf der Grundlage des Nachlasses und der vielen neueren Ausgaben. Sie erschließt die Entwicklungsgeschichte des Werkes, die ausgeprägten Selbstdeutungen und die intensiven Briefwechsel und Auseinandersetzungen mit Weggefährten und Schülern wie Huber, Gehlen, Ritter, Koselleck, Böckenförde oder Blumenberg und endet mit drei Studien zur Aktualität Schmitts in der Gegenwart.
Gegliedert ist die insgesamt 24 Texte enthaltende Sammlung in die vier Teile Positionen, Selbstbespiegelungen, Wechselwirkungen und Aktualisierungsskizzen. Sie beginnen mit dem Apologeten als Mineur (Carl Schmitts agonale Ideengeschichte) und enden mit Weltkonflikten mit Carl Schmitt (2015/2016). Ein Nachweis der Erstveröffentlichungen und eine Legende der Siglen der wichtigsten Werke Schmitts runden das aufschlussreiche Werk ab.
Möge auf dieser hilfreichen Grundlage auch Carl Schmitts Behauptung, dass das Normale nichts beweise, die Ausnahme dagegen alles, jedem Interessierten bestmöglich eröffnet sein.
Innsbruck Gerhard Köbler