Glaw, Johannes W., Vieler Herren Länder. Historische Grenzsteine im Kreis Gütersloh (= Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Gütersloh 14). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2017. 207 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Da der Mensch ein grundsätzlich individuelles Lebewesen mit sozialen Notwendigkeiten ist, strebt er, wie viele andere Lebewesen auch, nach eigenen Räumen für sich und mögliche Folgewesen. Dies hat im Laufe seiner Geschichte zur Ausbildung von Grenzen geführt, in deren Rahmen das seit 1262 belegte mittelhochdeutsche Wort granizze slawischer Herkunft den älteren deutschen Ausdruck marka verdrängt. Da Grenzen vielfach nur gedachte Linien sind, die sich in der Natur nicht als solche erkennen lassen, hat sich eine besondere Kennzeichnung als sinnvoll erwiesen, die vielfach mit Hilfe von besonders gesetzten Steinen erfolgt.

 

Mit den besonderen Grenzstein im Kreis Gütersloh beschäftigt sich die vorliegende Studie des Verfassers. Sie geht nach dem Vorwort auf ein mehrjähriges archäologisch-historisches Projekt der Stadtarchäologie Gütersloh zurück, das neben den Erkundungen vormaliger Grenzen im Gelände durch umfangreiches Quellenstudium vor allem in Archiven in Detmold, Münster und Gütersloh bestimmt war. Gegliedert ist das ansprechende Werk in zwölf Abschnitte. Sie betreffen natürliche Grenzmarken in frühester Zeit, spätere Grenzmale aus Stein, die Territorialisierung des Flickenteppischs Deutschland vor allem seit dem Spätmittelalter, die Herrschaft Rheda, das Amt Reckenberg, die Grafschaft Rietberg, das Fürstbistum Paderborn, die Grafschaft Ravensberg, die Vermarkung von Gemeindegrenzen in Preußen, Grenzsteine mit besonderer Bedeutung, die Grenzverdunkelung als Straftatbestand und Hinweise zur Feldforschung, wobei insgesamt neun Exkurse an den geeigneten Stellen eingefügt sind.

 

Veranschaulicht sind alle Ausführungen durch zahlreiche Abbildungen und Karten. Auf diese anschauliche Weise gelingt dem Verfasser eine bestmögliche Vermittlung seines Sonderwissens an jeden interessierten Leser. Eine Übersicht über die etwa 250 historischen, der frühen Neuzeit entstammenden Grenzsteine des etwa 1000 Quadratkilometer umfassenden heutigen Kreises Gütersloh rundet das gefällig aufbereitete Werk gegliedert nach elf einzelnen Grenzlinien benutzerfreundlich ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler