Decock, Wim/Birr, Christiane, Recht und Moral in der Scholastik der frühen Neuzeit 1500-1750 (= Methodica – Einführungen in die rechtshistorische Forschung 1). De Gruyter, Berlin 2016. XII, 135 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Recht und Moral sind zwei lange miteinander verbundene Verhaltenssysteme des Menschen, deren Frühgeschichte mangels ausreichender Quellen ziemlich unbekannt und damit der Vermutung anheimgegeben ist. Die moderne Rechtsentwicklung trennt sie voneinander, auch wenn die mores bei den Römern ein wichtiger Gefährte des ius und der lex war. Gleichwohl bestehen bis in die Gegenwart viele Schnittstellen zwischen Recht, Moral und Theologie.

 

Wer sich in die diesbezügliche Literatur einlesen will, verzweifelt nach den Worten der beiden Verfasser oft bereits an der reinen Fülle des Materials. Aus diesem Grunde haben sie es übernommen, für Interessierte eine Einführung zu schaffen, die den Lesern dabei hilft, die Grenzen zwischen verschiedenartigen Forschungstraditionen zu überwinden und sich einen Überblick über die Quellen zu verschaffen. Dementsprechend will der vorliegende Band in erster Linie Wegweiser zu einer eigenständigen Erforschung der Quellen und kritischen Auswertung der Sekundärliteratur sein sowie Wege der Forschung aufzeigen statt eine persönliche Auslegung aufzudrängen. Dazu folgt er einer für eine umfangreichere Reihe entwickelten Grundstruktur.

 

In dem ersten Teil Einführung stellt er die Scholastik mit den Meilensteinen Thomas, Scotus, Rimini, frühe Neuzeit  bis zur Neuscholastik sowie die Beziehungen zwischen Recht und Moral bzw. Juristen und Theologen vor. Daran schließt sich eine Übersicht über Quellen, Editionen  und Hilfsmittel an, die mit Fallstricken bei der Textauslegung endet.  Die Probleme und Perspektiven der Forschung betreffen die wirtschaftliche Perspektive bis Adam Smith, die juristische Perspektiven von Grotius bis zu der liberalen Staatsrechtsphilosophie, die philosophische Perspektive zwischen Naturrecht und Metaphysik sowie die theologische Perspektive, ehe am Ende eine kurze Zukunftsperspektive geboten und Bibliographie und Verzeichnisse zur Verfügung gestellt werden, so dass insgesamt von den ausgewiesenen Sachkennern jedem Interessierten ein vorzüglicher Einblick in den gegenwärtigen Forschungsstand geboten wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler