Braun, Annegret, Mr. Right und Lady Perfect. Von alten Jungfern, neuen Singles und der großen Liebe. Schneider, Darmstadt 2017. 231 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Irgendwann in der langen Entwicklungsgeschichte des Lebens entstand aus einem unbekannten Grund die Verschiedenartigkeit der Geschlechter von Lebewesen. Damit war die Unterscheidung der Menschen in Frauen und Männer und die Notwendigkeit der Verschmelzung von Samenzelle und Eizelle zwecks Fortpflanzung bestimmt. Sie kann der Ursprung unendlichen Glücks und zugleich auch die Quelle unsäglichen Leides sein.
Mit einem modernen Teilaspekt dieser umfassenden Problematik beschäftigt sich das vorliegende, einem Martin als einem Mr. Right schon ziemlich nahekommenden einzelnen Mann im Leben der Autorin gewidmete, mit einigen Abbildungen versehene Werk der auf der schwäbischen Alb 1962 als Bauerntochter geborenen, in Volkskunde bzw. europäischer Ethnologie ausgebildeten, mit einer Schrift über Landwirtinnen, Sennerinnen, Sommerfrischler und viele andere hervorgetretenen, in München als Lehrbeauftragte für Frauenforschung, Familienforschung, Brauchforschung und Glücksforschung tätigen Verfasserin. Ihr Buch ist nach einer Einleitung in zwölf Abschnitte gegliedert. Sie betreffen Heirat als Lebensziel, Brautschau als Geschäft, gefährliche Gefühle, Flirten als Spiel mit dem Feuer, Anbandelbräuche und Datingregeln, Heirat als Strategie, Liebe über Grenzen, Orte des Kennenlernens, alte und neue Formen des Verkuppelns, Heiratsanzeigen und Kontaktanzeigen von Traumfrauen zum Träumen, Onlinedating und schließlich die Liebe und das Glück.
Schon im Eingang stellt die Verfasserin einleuchtend fest, dass Mr. Right und Lady Perfect eine Erfindung Jane Austens sind, ohne dass diese Einsicht die menschliche Suche beenden konnte und kann. Viele einzelne Begebenheiten bekannterer wie unbekannterer Lebensläufe (wie etwa Lena Christs, Petra Gersters, George Sands, Arthur Schnitzlers, Wilhelmines von Bayreuth, Anna Wimschneiders oder Magdalena und Balthasar Paumgartners veranschaulichen mosaikartig bunt diese Erkenntnis aus dem menschlichen Streben nach Glück, das sich unter den wirtschaftlich günstigeren Bedingungen der jüngeren Vergangenheit durchaus inhaltlich gewandelt hat. Am Ende bejaht die Verfasserin aus eigenem Erleben das Erkämpfen von Liebe als ein sich lohnendes, die weitere Partnersuche ersparendes menschliches Bemühen.
Innsbruck Gerhard Köbler