Barta, Heinz, Demokratie als kulturelles Lernen. Studia, Innsbruck 2017. 212 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Wann der moderne Mensch den ersten Rechtssatz gebildet hat, ist angesichts der Überlieferungslage nicht bekannt. Immerhin wurde bereits 1948 ein Rechtstext des Königs Urnammu von Lagusch von etwa 2100 vor Christi Geburt entdeckt, von dem wenigstens vierzig Bestimmungen über ganz unterschiedliche Rechtsfragen erhalten sind. Erst etwa eineinhalb Jahrtausende später haben auch Griechen und Römer in einer der Gegenwart mehr oder weniger gut überlieferten Art und Weise Rechtsregeln aufgezeichnet, die von erheblicher Bedeutung für die Nachfahrengeblieben sind.

 

Nach dem Vorwort des vorliegenden schlanken Werkes hat das griechische Recht den Autor seit bald zwei Jahrzehnten in kaum mehr lösbarer Weise erfasst. Seitdem fragt er immer wieder, weshalb die vielfach klassische griechische Rechtsentwicklung bisher kaum oder jedenfalls unzureichend gewürdigt wurde. Mit einem eindrucksvollen, groß dimensionierten Projekt (Graeca non leguntur? mit bisher 680, 800, 550 und 680 Seiten an günstiger Stelle versucht er dies ebenso entschieden zu ändern wie mit seinem vertiefenden Vortrag über die Demokratie als wissenschaftliches Anliegen und Aufgabe für alle.

 

Gegliedert ist die gedankenreiche und weiterführende Studie in sieben Abschnitte über die Öffnung historischer Disziplinen in Richtung Naturwissenschaften, F. Braudels gegliedertes Geschichtsverständnis, die Bedeutung der Evolutionsbiologie für die alte Geschichte und die Rechtsgeschichte, Drakon, Solon und die Folgen (von autoritärer Satzung zum demokratisch beschlossenen Gesetz) sowie resümierend über die Demokratie als Form kulturellen Lernens. Am Ende zieht er aus seiner langjährigen Beschäftigung mit den unterschiedlichsten modernen Disziplinen den optimistischen Schluss, dass es eine ‚menschliche Natur‘ gibt, deren  Stärken und Schwächen Anerkennung und Bearbeitung verdienen, weil der Mensch das Produkt einer Gen-Kultur-Koevolution ist und sich und seine Werte weiterentwickeln kann, wenn er in möglichst hehrer Gemeinschaft handelt. Dann kann auch, worum sich der Verfasser in bewundernswerter Gelassenheit seit langem mit unablässigem Einsatz an den unterschiedlichsten Orten bemüht, Demokratie als menschenwürdiges Miteinander gelingen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler