Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1939, hg. v. Rauscher, Walter/Suppan, Arnold, Band 12 Österreich zwischen Isolation und Anschluss. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016. 398 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der Kaiser der 1910 51,4 Millionen Einwohner (45 Prozent Ungarn) zählenden europäischen Großmacht Österreich-Ungarn erklärte nach der Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo am 28. Juni 1914 nach Rücksprache mit dem Kaiser des Deutschen Reichs am 28. Juli 1914 dem Königreich Serbien den Krieg in der Zuversicht des raschen Sieges trotz ungenügender Vorbereitung. Am Ende des sich zu dem ersten Weltkrieg auswachsenden Konflikts wurde aus dem mächtigen Österreich-Ungarn die kleine Republik Österreich. Ihr verboten die alliierten Siegermächte den gewünschten Anschluss an das Deutsche Reich.
In Bezug auf die für dieses Ausgangsgeschehen bedeutsame anschließende Außenpolitik ist in 25 Jahren Forschungsarbeit eine Edition der außenpolitischen Dokumente der Republik Österreich zwischen 1918 und 1939 entstanden. Durch sie werden fast 2000 Dokumente als Einheit leicht greifbar gemacht. Der vorliegende Band schließt das wichtige Vorhaben überzeugend ab.
Er zeigt in 190 Dokumenten von September 1937 bis März 1938, dass Adolf Hitler bei seinem Griff nach seinem Heimatland Widerstand kaum zu besorgen hatte. Italien und Ungarn traten bald auf seine Seite. Nach zwei Ultimaten und der erzwungenen Demission des Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg fuhr Adolf Hitler am 12. März 1938 unter läutenden Glocken und begeistertem Jubel der Österreicher nach Linz und unterzeichnete am Folgetag das Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, womit der Anschluss besiegelt war, über dessen Vorgeschichte die verdienstvollerweise edierten Dokumente trotz grundsätzlicher Dürftigkeit der Akten doch auch bisher unveröffentlichte Stücke bieten können.
Innsbruck Gerhard Köbler