Andresen, Suse, In fürstlichem Auftrag. Die gelehrten Räte der Kurfürsten von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern im 15. Jahrhundert (= Schriftenreihe der historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften 97). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017. 655 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Anfänge der Universitäten, ihre frühen Professoren und ihre ersten Studenten während des quellenärmeren Mittelalters sind nicht so bekannt, wie sich dies die dokumentenreiche, fakteninteressierte Gegenwart wünschen würde. Aus diesem Grunde stößt jede diese Wissenslücke verringernde Untersuchung auf großes Interesse. Das vorliegende Werk ist ein vorzügliches Beispiel hierfür.

 

Die vorliegende Studie ist die von Rainer C. Schwinges bestmöglich betreute Dissertation der 1962 geborenen Verfasserin, die in dem Wintersemester 2008/2009 von der philosophischen Fakultät der Universität Bern angenommen wurde. Für den Druck wurde sie in Teilen überarbeitet und um die Räte der Kurfürsten Friedrich I., Friedrich II. und Johann erweitert. Auch die bis 2015 erschienene Literatur wurde nach dem kurzen Vorwort berücksichtigt.

 

Ausgangspunkt der Untersuchung ist das internationale Forschungsprojekt Repertorium Academicum Germanicum, das die graduierten Gelehrten (Theologen, Juristen, Mediziner und Artisten-Magister) zwischen 1250 und 1550 mit ihren biographischen und sozialen Daten auf der Grundlage etwa von Matrikeln, Fakultätsakten und Promotionsverzeichnissen erfassen und in einer Datenbank sammeln will, wobei auch nichtgraduierte adlige Universitätsbesucher berücksichtigt werden. Einbezogen sind bisher mehr als 60000 Gelehrte. Davon können die gelehrten Räte der Kurfürsten von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern nur eine kleine Gruppe bilden, die allerdings dementsprechend gründlich untersucht werden kann.

 

Gegliedert ist die sorgfältige Studie nach einer Einleitung über Forschungsstand, Quellen, Methode und Technik in acht Sachkapitel. Sie betreffen die Hohenzollern als Landesherren in Franken und in der Mark Brandenburg, die (geographische und soziale) Herkunft und Ausbildung der gelehrten Räte, die Netzwerke, die Integration in die kirchlichen Institutionen und Universitäten, die Tätigkeiten für die Hohenzollern, die Tätigkeiten für wechselnde Dienstherren, die Professionalisierung und Spezialisierung gelehrter Tätigkeit sowie die Karriere und den  sozialen Aufstieg. Erfasst sind insgesamt 95 universitätsgebildete Räte (darunter 59 Juristen, 15 Mediziner, 8 Theologen, zwei Drittel bürgerlicher Herkunft, einige auch Professoren), wobei das Wirken siebzehner Räte im Kontext markgräflicher Politik erstmals vorgestellt werden kann.

 

Einbezogen sind Georg von Absberg J, Johannes Adolfi J, Busso von Alvensleben J, Hermann Belkow, Peter de Berckt, Stephan Bodecker J, Georg Bramberger. Erasmus Brandenburg, Joachim von Bredow, Johannes Bühl, Dietrich von Bülow J, Johannes Camerarius J, Johannes von Deher J, Dietrich von Dieskau J, Johannes Dorsch, Albrecht von Eyb J, Anselm von Eyb J, Johannes von Eyb J, Wedigo Gans zu Putlitz, Antonius Grünwald J, Andreas Hasselmann J, Christian von Hayn J, Martin Heiden J, Johann von Heldburg J, Peter von Heldburg J, Georg Heßler J, Kilian Horn J, Nikolaus Horn, Andreas Inderklingen J, Johannes Kautsch J, Johann Keller J, Albrecht Klitzing, Peter von Klitzke J, Peter Knorr J, Otto von Königsmark J, Konrad Kron J, Clemens Lassow, Otto von Lichtenfels J, Johannes Lochner der Ältere, Johannes Lochner der Jüngere J, Peter Mangsdorf, Konrad Mengler, Johann Meskow, Johann Meurer gen. Sprotto, Balthasar von Modschiedel J, Konrad Mülner, Sebald Mülner, Thomas Ottonis, Matthäus Packebusch J, Johann Pfotel J, Nikolaus Pfuhl J, Heinrich Plaemann J, Johann(es) Polraus J, Johannes Quirre J, Dietrich Ram, Hermann Reinsperger J, Matthias Rem, Job zum Riet J, Christoph von Rotenhan J, Sigmund von Rothenburg, Heinrich de Roven J, Lorenz Schaller J, Hermann Schedel, Stephan Scheu der Ältere, Johannes von Schlabrendorf J, Balthasar von Schlieben der Ältere, Liborius von Schlieben J, Heinrich Schockler J?, Mauritius von Schönau J, Johannes Schorlubbe J, Friedrich Schutfeld J, Stephan Schütz, Konrad Schwestermüller, Johannes Schwoffheim J, Johann Seiler, Friedrich Sesselmann J, Hieronymus Sesselmann, Peter Sesselmann J, Bertold Slyner, Georg Spengler, Johann Stauffmel J, Dietrich von Stechow, Hertnidt vom Stein zu Ostheim J, Johann Stocker J, Emmeram Strauß J, Lorenz Thum J, Johannes Troster J, Heinrich Übelein J, Johann Völker, Peter Wegel, Adam Weiß, Johann Wilsgefert J, Andreas Wurm J, Sigmund Zerer J und Graf Eitelfritz von Zollern. Sie alle dienten ihren Herren nach ihren Kräften. Darüber hinaus sind sie kaum besonders hervorgetreten.

 

Im Anschluss an die eindrucksvolle Zusammenfassung ihrer Ergebnisse bietet die Verfasserin detaillierte Biogramme (S. 392ff.). Ein Register schließt das gehaltvolle Werk benutzerfreundlich auf. Möge das Repertorium Academicum Germanicum sich insgesamt bei seinem Abschluss auf möglichst viele derartige Untersuchungen stützen können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler