Albrecht, Martin, Die Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Leipzig. Mitarbeiter, Ermittlungsverfahren und Haftbedingungen. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 2017. 192 S., 1 Erratum. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die frühere Deutsche Demokratische Republik bediente sich, wie auch viele andere Staaten, eines repressiven Überwachungsapparats zwecks Sicherung ihrer Existenz. Er wurde von Anfang an möglichst umfangreich aufgebaut und blieb bis zu dem Herbst 1989 von grundlegender Bedeutung. Seit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik sind die erhaltenen Unterlagen hierüber grundsätzlich zugänglich und deshalb bereits durch eine ganze Reihe von Arbeiten erschlossen.

 

Die vorliegende Veröffentlichung beruht wesentlich auf der in einigen Punkten ergänzten und korrigierten, von Günther Heydemann und Detlev Brunner betreuten Masterarbeit des Verfassers an dem historischen Seminar der Universität Leipzig. Sie gliedert sich insgesamt in sieben Abschnitte, Sie betreffen Forschungsstand und Quellenlage, politische Strafjustiz und Staatssicherheit in der DDR, die MfS-Untersuchungshaftanstalt in Leipzig in dem 1889/1890 nach Plänen Hugo Lichts erbauten Polizeigebäude „Wächterburg“ in der Dimitroffstraße, die Mitarbeiter der Abteilungen IX und XIV der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, Haftbedingungen und Haftalltag, das Strafgefangenenarbeitskommando und die Zahl der Ermittlungsverfahren, Häftlinge und Delikte, die auch in Leipzig mit den politischen Ereignissen der Zeit korrespondierte.

 

Insgesamt ermittelt der Verfasser in sorgfältiger, unvoreingenommener Betrachtung der vorhandenen Quellen eine Gesamtzahl der Beschuldigten zwischen 1952 und 1989 von 5605. In Leipzig war zwar eine insgesamt kleinere Einrichtung untergebracht, deren Grundgegebenheiten sich aber mit denen der anderen überprüften Hafteinrichtungen deckten. Insofern schließt der Verfasser mit seiner ansprechenden, fünf Gespräche einschließenden Arbeit nur eine kleinere Lücke, doch kann er nicht nur den bisherigen Gesamteindruck bestätigen, sondern auch verschiedene Leipziger Besonderheiten erstmals vortragen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler