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Von daher ist die deutsche Geschichte auch und nicht zuletzt eine Geschichte der deutschen Länder und der sie beherrschenden Dynastien. Sie wurde dies spätestens mit der Aufteilung der alten auf die Stämme bezogenen Herzogtümer in die festeren Territorien, wie sie etwa schon 1156 mit der Abtrennung des neuen Herzogtums Österreich vom alten Herzogtum der Bayern sichtbar zu werden beginnt und 1180 mit der erfolgten Aufteilung des überkommenen Herzogtums der Sachsen ganz augenfällig ist. Sie blieb dies bis zur Gegenwart, in der noch immer alle bedeutenden deutschen Staaten aus einer Mehrzahl von Ländern zusammengesetzt sind. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Die der freundlichen Betreuung des Verlages zu verdankende siebente Auflage bringt das Werk auf den neuesten Stand. Sie verwertet die zahlreichen und wichtigen, mir liebenswürdigerweise von Max Mühlbauer nach jahrelanger, mühevoller Forschungstätigkeit gegebenen Hinweise und fügt zusätzlich insbesondere die in den bisherigen Auflagen ausgesparten Landschaftsbezeichnungen (Gaue) des Frühmittelalters ein, die nach der Wanderung der anfangs schriftlosen Völker in den geschriebenen Quellen sichtbar werden und den Territorien und damit der Zeit ab 1180 (Sturz Herzog Heinrichs des Löwen und Aufteilung des Herzogtums der Sachsen) bzw. 1156 (Aufteilung des Herzogtums der Bayern in Bayern und Österreich) vorausgehen. Außerdem legt sie formal die neue deutsche Rechtschreibung zu Grunde. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
VI. Die fränkische Reichsteilung (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Allerdings gliederten bereits die Enkel Karl des Großen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das Gallorömer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen, Thüringer Bayern, Langobarden und Italoromanen einschließende, mit Hilfe von Herzögen in Herzogtümern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im östlichen Teil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor allem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen) vereinigt, welche die (germanisch/)germanistische Volkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot „Volk“) verwendeten und sich dadurch von den (französischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im Süden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht, Trier und Metz ausgedehnt. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mit dem Übergang von den 911 ausgestorbenen ostfränkischen Karolingern über den Franken Konrad I. auf die sächsischen Ottonen (Heinrich I. 919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das fränkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. die Westgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem Großen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurückschlug und 962 das langobardische Königreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurückgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten, Wandalen) zwischenzeitlich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) Königreich anschloss. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hauptgegenstand ihrer Interessen war demgemäß nicht mehr das Reich. Vielmehr wurde die Mehrung ihrer eigenen Güter ihr wichtigstes Anliegen. Als bedeutsamste Entscheidungen in dieser Richtung erwiesen sich auf Dauer dabei die Belehnung der eigenen Söhne mit dem Herzogtum Österreich durch König Rudolf von Habsburg im Jahre 1282 und die Belehnung des königlichen Feldherren und Rates Burggraf Friedrich von Zollern (Hohenzollern) mit der kurberechtigten Markgrafschaft Brandenburg durch den habsburgischen König Sigmund im Jahre 1417, während der Übergang Thüringens von den Ludowingern (1247/1264) und Sachsens von den Askaniern (1423) an die Wettiner wegen deren zahlreichen Erbteilungen ohne allgemeinere Auswirkungen blieb. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Neben den sieben unteilbaren Kurfürstentümern und den vielen, zahllosen Teilungen in kleinste Teilfürstentümer unterworfenen Ländern der sonstigen Reichsfürsten erschienen schon seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert die durch Handel und Gewerbe aufblühenden Städte als nach eigenständigem Gewicht strebende Kräfte. In manchen von ihnen setzten sich die Bürger gewaltsam gegen ihre geistlichen Stadtherren durch. Daneben errangen die Bürger der dem König unterstehenden Städte insbesondere seit dem zwischen dem Untergang der Staufer (1254) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum König (1273) eintretenden Interregnum allmählich die Stellung einer dem Reich unmittelbar zugehörigen Stadt (Reichsstadt), was insgesamt rund 125 Städten für eine mehr oder minder umfassende Zeit gelang. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Weniger bedeutsam waren gegenüber Kurfürsten, sonstigen Reichsfürsten und Reichsstädten die seit dem Spätmittelalter (1422, 1495) erkennbaren, seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem seit etwa 1540, deutlicher sichtbaren, zu einem großen Teil den Reichsdienstmannen entstammenden Reichsritter, denen allmählich die Errichtung einer eigenen Organisation neben der am Beginn der Neuzeit (1500 bzw. 1512) getroffenen Einteilung des Reiches in Reichskreise gelang. Innerhalb dieser umfasste der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) mit Sitz in Ehingen die Kantone Donau (Ehingen), Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) mit Hegau bzw. Hegau-Bodensee (Radolfzell) und Allgäu bzw. Allgäu-Bodensee (Wangen), Neckar(-Schwarzwald, Ort Ortenau) bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen), Kocher (Esslingen) und Kraichgau (Heilbronn), der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) die Kantone Odenwald (Heilbronn, dann Kochendorf), Steigerwald (Erlangen), Gebirg (Bamberg), Altmühl (Wilhermsdorf), Baunach (Nürnberg) und Rhön-Werra (Schweinfurt) sowie der Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis) (am Rheinstrom) die Kantone Oberrheinstrom (Mainz), Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz), neben denen sich auch die Ritter im Unterelsass und im Vogtland als zusammengehörig verstanden. Die nicht unbeträchtliche Bedeutung der Reichsritter lässt sich dabei daraus ersehen, dass in der erheblich fluktuierenden, literarisch noch nicht wirklich befriedigend aufgearbeiteten Reichsritterschaft, für die allein die Nennung der Familien schon über den allgemein bekannten Literaturstand hinausführt und die Aufführung aller territorialen Einheiten erstrebenswert erscheint, zum Jahre 1790 für Schwaben bzw. den schwäbischen Ritterkreis etwa 670 ritterschaftliche Territorien mit 140 Familien und 160000 Einwohnern sowie 70 Quadratmeilen, für Franken bzw. den fränkischen Ritterkreis etwa 700 ritterschaftliche Territorien mit 150 Familien und 200000 Einwohnern sowie 80 Quadratmeilen und für Rhein bzw. den rheinischen Ritterkreis etwa 360 ritterschaftliche Territorien mit 60 Familien und 90000 Einwohnern sowie 40 Quadratmeilen genannt werden, so dass auf der Grundlage dieser Zahlen insgesamt von etwa (1475 bis) 1730 Territorien mit etwa 450000 Einwohnern und knapp 200 Quadratmeilen Gebiet (nach anderer Schätzung: 200000 Einwohnern mit mehr als 100 Quadratmeilen) ausgegangen werden kann, die überwiegend erst 1805/1806 mediatisiert wurden. Sie alle bildeten trotz Fehlens der Reichsstandschaft eigene, dem Reich unmittelbar verbundene Herrschaftsgebiete, die - so unvollkommen dies auf der Grundlage der vorliegenden allgemeinen Literatur auch nur geschehen kann - es verdienen, in einer Übersicht über die deutschen Länder - sei es von territorialer Seite, sei es von personaler Seite her - aufgenommen zu werden. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Nachdem zahlreiche weitere kriegerische Auseinandersetzungen nach 1648 erhebliche Wandlungen herbeigeführt hatten (z. B. Verluste an Frankreich [1681 Straßburg], Übergang der südlichen Niederlande und einiger Teile Oberitaliens von Spanien an Österreich, Gewinne Österreichs im Südosten, Erwerbungen Kleve-Mark-Ravensbergs für Brandenburg, Erlangung der Souveränität und der Königskrone in Preußen durch Brandenburg, Eroberung Schlesiens durch Preußen, Aufteilung Polens unter Russland, Österreich und Preußen, Zusammenführung der wittelsbachischen Güter, Verbindung Hannovers mit England und Sachsens mit Polen), bewirkte reichsverfassungsrechtlich der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 (§ 32) insofern noch kurzfristig erhebliche Veränderungen, als er einerseits zum Zweck der Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich die Auflösung von 41 der insgesamt 47 noch vorhandenen Reichsstädte und nahezu aller geistlichen Herrschaften (3 Kurfürstentümer, 19 Reichsbistümer und 44 Reichsabteien) verfügte, die vor der Reformation immerhin etwa ein Sechstel bis ein Siebtel des deutschsprachigen Reichsgebiets umfasst hatten und zuletzt noch in einer Zahl von knapp 80 im Reichstag vertreten gewesen waren, und andererseits zu den bisherigen und weiterhin verbleibenden Mitgliedern des Reichstags, von denen Baden für 8 Quadratmeilen Verlust 59 Quadratmeilen Entschädigung, Bayern für 255 Quadratmeilen Verlust 290 Quadratmeilen Entschädigung, Preußen für 48 Quadratmeilen Verlust 235 Quadratmeilen Entschädigung und Württemberg für 7 Quadratmeilen Verlust 29 Quadratmeilen Entschädigung erhielten, noch folgende neue Virilstimmen hinzufügte: (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Am 10. 11. 1918 wurde dieses Reich Republik. Auch in den Ländern dankten die Monarchen ab. Die territoriale Einteilung wurde trotz großer Verluste an den Grenzen (Elsass-Lothringen, Eupen-Malmedy, Nordschleswig, Westpreußen, Posen, Kreis Soldau, Oberschlesien, Danzig, Memelland, Saargebiet [, gleichzeitige Beschränkung Österreichs auf seine deutschsprachigen Gebiete, Verlust Südtirols an Italien]) dadurch grundsätzlich freilich nicht verändert. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
An der territorialen Gliederung rüttelte auch die außenpolitisch mit Gewalt über die bestehenden Grenzen ausgreifende Diktatur Adolf Hitlers zwischen 1933 und 1945 (Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes, Memelland, Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, Reichsgaue Danzig-Westpreußen und Wartheland, Ostoberschlesien, Eupen-Malmedy, Luxemburg, Elsass-Lothringen, Teile von Slowenien) nicht grundsätzlich. Allerdings höhlte sie den bisherigen Föderalismus sachlich weitgehend aus und stellte neben die Einteilung in Länder eine Gliederung in 42 Gaue. Entscheidungen wurden hauptsächlich zentralistisch getroffen. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland auf Grund der im Februar 1945 in Jalta von der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien beschlossenen Einteilung in vier Besatzungszonen der alliierten Großmächte besetzt. Österreich, dessen verschiedenen Zielsetzungen dienende Wiederherstellung bereits am 1. 1. 1943 auf einer Konferenz der alliierten Außenminister beschlossen worden war, wurde vom Deutschen Reich getrennt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt, für die aber das Verfassungsüberleitungsgesetz einer provisorischen Staatsregierung vom 1. 5. 1945 das Wiederinkrafttreten der Bundesverfassung des Jahres 1920 in der Fassung des Jahres 1929 bestimmte. Auch die Tschechoslowakei wurde wieder hergestellt. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Am 3. 10. 1990 trat die Deutsche Demokratische Republik (unter [Wieder-]Errichtung [str.] der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) der Bundesrepublik Deutschland bei. Der Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland vom 12. 9. 1990 erklärte die nach 1945 faktisch durchgeführte Gebietsneuverteilung für endgültig. Am 14. 11. 1990 wurde der Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Bestätigung der zwischen ihnen bestehenden Grenze unterzeichnet. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Abt. = Abteilung (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
GA = Germanistische Abteilung (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
KA = Kanonistische Abteilung (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
MIÖG = Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Berghaus, H., Deutschland seit 100 Jahren, I. Abteilung, Bd. 1, 2 1859 (gibt die Territorialverteilung von 1750) (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Büsching, A., Erdbeschreibung, Bd. 5-9, 7. Aufl. 1789ff. (gibt die Territorialverteilung von 1789-1792) (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Clemm, L., Repertorium des hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Abteilung oberrheinische Reichsritterschaft, Bd. 1f. 1973ff. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lancizolle, C. v., Übersicht der deutschen Reichsstandschafts- und Territorial-Verhältnisse vor dem französischen Revolutionskriege, der seitdem eingetretenen Veränderungen und der gegenwärtigen Bestandtheile des deutschen Bundes und der Bundesstaaten, 1830 (gibt die Territorialverteilung am 1. Januar 1792), Neudruck mit einer Einleitung hg. v. Hattenhauer, H., 2003 (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mangold, G., Die ehemalige Reichsritterschaft in Baden vom Wiener Kongress bis zur Erteilung der Verfassung, ZGO 46 (1933 (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mell, A., Der Comitatus Liupoldi und dessen Aufteilung in die Landgerichte des 19. Jahrhunderts. Texte und Kartenprobe zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, MIÖG 21 (1900) (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Müller, M., Die Teilungen Polens 1772-1793-1795, 1984 (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Wolff, C., Die unmittelbaren Teile des römisch-deutschen Kaiserreiches nach ihrer früheren und gegenwärtigen Verbindung, 1873 (gibt im allgemeinen die Territorialverteilung im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ohne durchgehenden Stichzeitpunkt) (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Altensteig (Herrschaft). A. bei Calw wird erstmals
um 1085 genannt (Aldunsteiga). Es gehörte seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts
zur hohenbergischen Herrschaft Wildberg, von der es 1355 bei einer Güterteilung als eigene Herrschaft abgetrennt wurde. Die Stadt
ist eine Gründung der Grafen von Hohenberg in der zweiten Hälfte des 14.
Jahrhunderts. 1398 kam A. durch Kauf von Hohenberg zur Hälfte, wenig später
ganz an die Markgrafen von Baden, 1603 durch Kauf an die Herzöge von
Württemberg (bis 1811 Amt). Von 1945 bis 1952 gehörte das Gebiet zu
Württemberg-Hohenzollern, danach zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Böhmler, H., Geschichte von Altensteig-Stadt, Altensteig-Dorf
und dessen Filialorten Zumweiler, Heselbronn und Lengenloch, 1911; 700 Jahre
Stadtgeschichte Altensteig, 1987.
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Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf
seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel erstmals 1223
urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über eine Verleihung vorliegen.
1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung
im später stets von Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt
die Linien Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis
1468) und Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf
askanisches Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht
durchgesetzt werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel
1322, soweit es nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648
an Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw.
Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und
die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie
erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der
Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere
Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau).
Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546
in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in
Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation
konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an
der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und
Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung
an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst
(1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle
anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und
erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden
nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918),
Anhalt-Bernburg (bis 1863), Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793)
und Anhalt-Plötzkau (bis 1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame
Angelegenheiten eine Senioratsverfassung eingeführt, wonach der jeweils älteste
die Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame
Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme der Reichsabtei
Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum obersächsischen
Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser
Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem Anhalt-Köthen
nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die
Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die Schwester des
letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es weiter zur Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die
das Erbe der Grafen von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen
Landesteile fielen nach ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück.
Anhalt-Dessau war von 1632 bis 1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem
„alten Dessauer“, von seiner oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von
1726 bis 1823 bestand die aus einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene
Linie der Grafen von Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch
Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon
einführte, mit dem Eintritt in den Rheinbund Herzogtum. 1815 traten
Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein
Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000 Einwohnern umfassten, als souveräne
Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849
erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863 kam auch Anhalt-Bernburg an
Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf mehrere Landesteile an mittlerer
Elbe, unterer Saale und im Unterharz erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt
waren. Am 12. 11. 1918 dankte der Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat
Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt
am 18. 7. 1919 eine Verfassung. Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit
Braunschweig einem gemeinsamen Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945
wurde A. innerhalb der sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz
Sachsen am 1. 7. 1944 gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
Preußens vereinigt und 1947 dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23.
7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk
Halle, der kleinere zum Bezirk Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Sachsen-Anhalt am 3.10.1990 wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in
Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter,
1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund,
2012. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Anhalt-Aschersleben (Grafschaft) Aschersleben wird erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt (Ascegereslebe). Seit dem 12. Jahrhundert war es Dingstätte der Grafschaft im nördlichen Schwabengau, die sich in der Herrschaft der Askanier befand. Durch Erbteilung im Hause Anhalt entstand 1252 die Linie A., die 1315 erlosch. Die Grafschaft (Anhalt-)Aschersleben (A.) fiel (1322) an das Hochstift Halberstadt, 1648 an Brandenburg, die übrigen Güter an Anhalt-Bernburg (ältere Linie). (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Anhalt-Dessau (Grafen, Fürstentum, Herzogtum). Die
nach dem 1213 erstmals erwähnten Dessau nahe der Mündung der Mulde in die Elbe
benannte (ältere) Linie A. des Hauses Anhalt entstand 1474 durch Teilung der Siegmundischen Linie Anhalt-Köthens. Sie
erwarb 1562 die Güter der älteren Linie Anhalt-Köthen und bis 1570 auch die
übrigen anhaltischen Güter, nachdem sie sich selbst 1546 in die Linien Zerbst,
Plötzkau und Dessau gespalten hatte. Die jüngere, mit dem ältesten Sohn Joachim
Ernsts 1603 entstandene, 1632-1643 geteilte, 1702 (Fürst Leopold, der alte
Dessauer) eine reiche Erbschaft von der oranischen Mutter erlangende, im 18.
Jahrhundert kulturell sehr bedeutsame, 1808 die Herzogswürde gewinnende
Dessauer Linie mit Gütern um Dessau (Dessau, Ämter Wörlitz, Radegast, Gröbzig
[Gröbzigk], Sandersleben, Freckleben und Großalsleben) vereinigte bis 1863
erneut alle anhaltischen Güter (1793 nördliche Teile Anhalt-Zerbsts mit Zerbst,
1847 Anteil an Anhalt-Köthen, 1863 Anhalt-Bernburg), dankte aber am 12. 11.
1918 ab, womit aus dem Herzogtum Anhalt der Freistaat Anhalt entstand.
L.: Wolff 407; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.¸;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
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Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete,
zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im
Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen
(Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung
an die Herren von (Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich
1431 von Kaiser Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit
gegenüber Geldern und den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Herrschaft durch
Heirat an die Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer
linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile
umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande
erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815 an
Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Annweiler (Reichsstadt). A. bei Landau wird 1086
erstmals genannt. Um 1117 gelangte es durch Tausch an die Staufer. Friedrich
II. verlieh 1219 das Stadtrecht. 1330 wurde die Reichsstadt an die Pfalz
(Kurpfalz) verpfändet. 1410 ging sie an Pfalz-Zweibrücken über. Von 1792 bis
1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs, kam 1815 zu Bayern und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Biundo, G., Annweiler, Geschichte einer alten Reichsstadt, 1937;
Landkreis Bergzabern, 1962; Achtermann, W., Annweiler-Queichhambach, FS zur 700-Jahr-Feier
im Stadtteil Queichhambach, 1983; Bönnen, G., Die Stadterhebung Annweilers
durch König Friedrich II. im Jahre 1219, Mitteilungen
d. Hist. Vereins der Pfalz 86 (1988) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 27. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Appenzell-Außerrhoden (Halbkanton). Appenzell-Außerrhoden ist
der 1597 durch Teilung entstandene evangelische
Halbkanton des Kantons Appenzell mit dem Hauptort Herisau. 1997 wurde die
Landsgemeinde infolge tatsächlicher Durchführungsschwierigkeiten als überholt
aufgegeben.
L.: Wolff 527; Fuchs u. a., Herisau, 1999.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Appenzell-Innerrhoden (Halbkanton). Appenzell-Innerrhoden ist
der 1597 durch Teilung entstandene katholisch
gebliebene Halbkanton des Kantons Appenzell mit dem Hauptort Appenzell.
L.: Wolff 526; Sutter, C., Die Standeskommission des Kantons
Appenzell-Innerrhoden 1873-1988, 1988.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof
von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des
späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge,
jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete
dort Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander.
982 ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das
Erzstift Mainz über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um
1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der
Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des
Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer
Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit
rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau,
Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts
Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt
gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und
Stiftsarchiv Aschaffenburg 2, 1987ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 19.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach
der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n.
Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger
Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn zwischen
Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz Rätien
gegründet, der nach der Teilung der Provinz
Vorort der Provinz Raetia secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist
durch eine frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen
Afra bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden.
Bischöfe von A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738
nachgewiesen. 807 wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung
um den Dom ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas
die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168
ließ sich Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die
Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den
Bischof. Nach dem Untergang der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch
König Rudolf von Habsburg an das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes
Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte
König Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit
zu. Das zur Reichsstadt gehörige Landgebiet blieb auffällig klein. 1368
erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme am Stadtregiment. Gewerbe und
Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten Augsburgs Aufstieg zu einer der
wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um 1500 etwa 18000 Einwohner
zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch den Dreißigjährigen Krieg
schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts
und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra entschädigt, ging das etwa 1
Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt
Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v.
Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe,
Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon. Geschichte,
Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a., 1985; Steuer,
P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis 1620, 1988;
Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B., Eine Stadt in
Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen
Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs,
1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die
Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg,
1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg
1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schiersner, D., Räume und Identitäten,
2014. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Auschwitz (Herzogtum), poln. Oświęcim.
A. bei Krakau war Hauptstadt des vor 1327 durch Teilung
Teschens entstandenen, 1327 unter die Lehnshoheit Böhmens gelangten Herzogtums
A. 1457 wurde es an Polen verkauft. 1521 starben die Herzöge von
Auschwitz-Zator aus. 1772/1773 fiel A. mit Galizien an Österreich und gehörte
seit 1818 zum Deutschen Bund. 1920 kam es an Polen zurück.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Pelt, R. van/Dwork, D.,
Auschwitz, 1998.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen
und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der
Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von
Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des
Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach
der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich
erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger
Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der
Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn
Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet
und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219
Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen,
Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die
Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535
bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber
rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden.
Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten
Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb
aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach
vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine
Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein.
1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit
Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei
Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der
Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27
Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern
und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es
Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim
(Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf,
das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der
Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft.
1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt
B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere
Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und
Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer
mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in
der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen
Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des
kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von
1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs,
Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt
es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern
das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und
Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte
33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel,
K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren
Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H.,
Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und
Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg.
Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16.
Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens, 1992;
Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140
(1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die
Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und Württemberg
1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003;
Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in
der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748;
Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005;
Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die
Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 –
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im
Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen
Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der
Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies
Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Baldern (Herrschaft). B. am Westrand des Rieses
erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg durch Tausch vom Hochstift
Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde die Herrschaft B. von den Grafen von
Oettingen als Ellwanger Vögten zu Lehen erworben. Nach Teilung
des Stammhauses 1662 war sie Residenz der Linie Oettingen-Baldern-Katzenstein.
1798 kam B. im Erbgang an Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern und 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Basel-Stadt (Halbkanton). Basel-Stadt ist der als Folge des Aufstandes der Landschaft Basel gegen die beherrschende Stadt Basel durch Teilung des Kantons Basel 1833 entstandene Halbkanton. S. Basel (Reichsstadt). (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein,
Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der
Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung
1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger
Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene
Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München)
und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste
die Herrschaft über die Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten
werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt
aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei
Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die
Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von
Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil
des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim,
Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die
Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete
Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie
Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit
der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht
IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin
eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag
von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie
Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen
von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
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Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
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Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
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Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
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zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt, W./Reng, A., Straubinger
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Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
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Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii, Baioaria, Beiaro riche,
Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und der
„östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P.,
Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im
Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B.,
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bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn,
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Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988;
Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit,
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Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise.
Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838,
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1313-1807, Einleitung und Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia
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Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen
um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur
Zeit König Ludwigs, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die
oberbayerischen Residenzen der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
1ff.; Ziegler, W., Die niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986
(Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus
Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese
unter besonderer Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W.,
1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des
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Regierungsakte des Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M.,
1996; Prinz, M., Die Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen
Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische
Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die
Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000;
Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u.
a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752;
Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und
Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner,
H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten,
Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen
Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042
Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen
bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007; Die Regesten
der Herzöge von Bayern (1180-1231), 2013.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayern-Burghausen (Herzogtum). Burghausen an der Salzach gehörte 1025 der Kaiserin Kunigunde als Witwengut. 1164 kam es an die Grafen von Wittelsbach, 1255 an deren niederbayerische Linie. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322 das Recht Landshuts. 1331 entstand durch Teilung Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1334 wieder erlosch. 1392 fiel Burghausen an Bayern-Landshut. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayern-Deggendorf (Herzogtum). Nach Deggendorf an der
Donau nannten sich im 12. Jahrhundert Grafen von Deggendorf, die ihre Rechte
von den Babenbergern ableiteten. Nachdem 1220 der letzte Graf von Deggendorf
nach Böhmen geflohen war, nahm um 1246 Herzog Otto II. von Bayern Deggendorf in
Besitz. 1331 entstand durch Teilung
Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1333 wieder erlosch.
L.: Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt Deggendorf,
1950. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayern-Ingolstadt (Herzogtum) ist das bei der dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Stephan III. gebildete Teilherzogtum mit Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie B. aus. Ihre Güter fielen an Herzog Heinrich XVI. von Bayern-Landshut. S. Bayern (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayern-Landshut (Herzogtum) ist das bei der dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Friedrich gebildete
Teilherzogtum. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel
Bayern-Straubings. Nach dem Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt fielen deren
Güter an Heinrich XVI. von B., der damit zwei Drittel Bayerns beherrschte. Sein
Nachfolger Ludwig IX. gründete die Universität Ingolstadt und trat 1450 im
Vertrag von Erding einen kleinen Teil Bayern-Ingolstadts an seinen Vetter von
Bayern-München ab. Gleichzeitig gewann B. die Herrschaften Heidenheim, Heideck,
Wemding und Weißenhorn. Am 1. 12. 1503 starb die Linie B. mit Georg dem
Reichen, der entgegen dem Teilungsvertrag von
1392 und dem Vertrag von Erding von 1450 seine Tochter Elisabeth als Erbin
einsetzte, in männlicher Linie aus. Zwischem dem mit der Tochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Herzog Albrecht IV. von Bayern-München
kam es zum Erbfolgekrieg. S. Bayern, Niederbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayern-München (Herzogtum) ist das bei der dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Johann II. gebildete
Teilherzogtum mit dem südwestlichen Teil Oberbayerns und dem südlichen Nordgau.
Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 die Hälfte Bayern-Straubings.
Im Vertrag von Erding von 1450 erlangte es von Bayern-Landshut einen kleinen
Teil Bayern-Ingolstadts. 1485 zog Herzog Albrecht IV. die Grafschaft Abensberg
ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt
Regensburg seiner Herrschaft. Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1503/1505 gewann
Albrecht IV. gegen die Zusage von Gebietsabtretungen die Unterstützung König
Maximilians. Im Schied von Köln vom 30. 6. 1505 wurde Bayern-Landshut
Bayern-München zugesprochen, so dass Bayern (in Bayern-München) wieder
vereinigt war. S. Bayern, Oberbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4/5.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayern-Straubing (Herzogtum). 1349/1351/1353 entstand
durch Erbteilung unter Kaiser Ludwigs des Bayern
Söhnen das Herzogtum B., zu dem Güter in den Niederlanden gehörten
(Straubing-Holland). 1425 erlosch die Linie im Mannesstamm. Ihre Güter gab der
Kaiser an Habsburg. 1429 mussten sie zur Hälfte an Bayern-München und zu je
einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt zurückgegeben werden.
Die niederländischen Güter kamen 1433 an den Herzog von Burgund. S. Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1978) G4.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen),
die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die
Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen
von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu
dem Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis
1495 war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es
auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde
die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in
Ansbach beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein
märkischer Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach
dem Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557
gelangt war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs
Residenz des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das
auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den
Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet.
Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie
in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72
Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich
in das Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die
Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter
Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg,
Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft
Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und
Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des
Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt.
1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die Außenbehörden
des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk.
Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A.,
Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden
Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer
landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther
Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Beinheim (Herrschaft). Die Herrschaft B. im
Unterelsass kam bei der Teilung Badens 1535 zu
Baden-Baden. Am Ende des 18. Jahrhunderts fiel sie an Frankreich. S. Baden.
L.: Wolff 164. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich zwischen 1126
und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem schon von den
Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich von Münster
nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem Grafen Otto von
Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154 als Gräfin von
B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte die Grafschaft
B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen Erbfolge Sophies von
Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich als Grafen von
B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts aufgehoben. Am Ende des
12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten
(Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht gehörigen Twente
gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und
Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten adligen Familien in der
Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre Abhängigkeit. 1421 erlosch die
männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie gründete sich auf den Enkel der
Schwester des letzten Grafen Everwin von Götterswick aus dem klevischen
Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem durch Heirat 1421 die benachbarte
Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft) Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften
wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr
Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und erhielten sie als Lehen zurück. Durch
Heirat Everwins III. († 1562) kamen die Grafschaft Tecklenburg und die
Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. († 1606) die neuenahrische
Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische Herrschaft Alpen zu B.
1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg, (Tecklenburg, Rheda, Limburg
[Hohenlimburg]), B. und Steinfurt (Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen
Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5 Linien. Die 1622 gegründete
ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699 zwei Drittel von
Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem Rechtsstreit an Solms, das
diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/1729 verzichteten die Fürsten von
Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf Tecklenburg, behielten aber die
Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622
gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien
Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim, das dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753 schuldenhalber seine
Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an Steinfurt, 1806 an
Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17 Quadratmeilen und
28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810 an Frankreich. 1815
kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als Standesherrschaften zu Preußen, B.
zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817 wurden die Linien
Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und Steinfurt) in den
Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A.
1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L.,
Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der
Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (=
Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1);
Veddeler, P., Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende
des Mittelalters, 1970; Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der
Grafschaft Bentheim, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.;
Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA 1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft
Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland, Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S.,
Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P., Die mittelalterlichen Grafen von
Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115 (2010),
29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a., 2011.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bentheim-Bentheim (Grafen). Das durch Teilung Bentheim-Steinfurts entstehende, dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörende, 1752/1753 seine Güter schuldenhalber an Hannover verpfändende B. erlosch 1803. S. Bentheim. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bentheim-Steinfurt (Grafen). 1622 entstand durch Teilung der Grafschaft Bentheim die Linie B. Sie
teilte sich in Bentheim-Bentheim und B. B. erlangte 1804 die 1753 pfandweise an
Hannover gelangten Güter der 1803 erloschenen Linie Bentheim-Bentheim, kam dann
aber zum Großherzogtum Berg. S. Steinfurt.
L.: Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952.
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Bentheim-Tecklenburg (Fürsten). B. entstand 1606/1609 entstand durch Teilung der Grafen von Bentheim und verlor 1699/1707/1729 zwei Drittel Tecklenburgs und die Hälfte Rhedas nach langem Rechtssteit über Solms-Braunfels (1707 Verkauf) an Preußen, behielt aber die Hälfte der Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). 1806 kamen die Güter an das Großherzogtum Berg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bergzabern (Herrschaft, Residenz
[Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße
Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert
wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des
Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg
der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer
Teilung zwischen Heinrich und Simon von
Saarbrücken an den die Linie der Grafen von Zweibrücken begründenden Grafen
Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von Habsburg dem Dorf Zaberen das
Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt erstmals als Bergzaberen (B.)
bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod Graf Eberhards II. von den
Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an
das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18.
Jahrhunderts (1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer Verwaltung durch
Österreich an die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz), 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt
Bergzabern, 2009. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Bitsch, Pitsch (Herrschaft). Die Burg B. in
Lothringen wird erstmals 1098 erwähnt. Bei einer Erbteilung
im oberlothringischen Herzogshaus fiel sie 1179 dem jüngeren Sohn Friedrich zu,
der sich manchmal Herzog von B. nannte und dessen Sohn das Herzogtum Lothringen
erbte. Nach dessen Tod kam sie bei einer erneuten Teilung
an eine Linie, die durch Heirat auch die Grafschaft Blieskastel erhielt und
1274 ausstarb. Herzog Friedrich III. von Lothringen gab B. unter Vorbehalt
seiner Lehnshoheit 1297 und 1302 an die Grafen von Zweibrücken gegen Güter in
Linder, Mörsberg und Saargemünd. Als Folge hiervon wurde B. Sitz der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch, die 1394 Allode der Linie Zweibrücken erbten. Innerhalb
ihrer Güter bildete B. eine zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft, deren Reichsunmittelbarkeit von Lothringen bestritten wurde. 1570
starben die Grafen von Zweibrücken-Bitsch aus. B. fiel an Frankreich (Bitche).
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Grafen Hanau-Lichtenberg, Bd. 2 1863; Pöhlmann, C.,
Abriss der Geschichte der Herrschaft Bitsch, 1911; Herrmann, H., Die Grafschaft
Zweibrücken-Bitsch, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2, 1977,
323ff.; Herrmann, H., Bitsch, LexMA 2 1983, 254f.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der
1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren Blies im
Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den Grafen von
Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die ihrerseits im 12.
Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein (1172-1460) und
Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach,
Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der
Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und
Verdun (Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen
von B. (1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit
Rainald von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es
zum Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg,
Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und
den Herzögen von Lothringen und Grafen von Saarbrücken andererseits, der nach
vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs, Püttlingens, Bernkastels und
Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft
Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und
Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte
der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel
erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773
ihre Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern,
1919/1920 und 1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des
seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten
und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum)
zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen
drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter
fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum
Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer
Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in
das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem deutschen Reich an (950
Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine Sonderstellung ein, die sich auch darin
zeigte, dass der böhmische Fürst, der aus der Dynastie der seit dem 9.
Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden (Przemysliden) (Herzöge von Prag)
kam, vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086) den Königstitel anstrebte.
1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber eines Reichserzamtes
(Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von Schwaben die
erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an steigerten die
böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs (1251), der
Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266), Kärntens und Krains (1269) griff
der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar II.
(1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf dem
Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau und
im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch noch
Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die Přemyslidin
Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437). Unter ihnen kam
der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische Herrschaft. Karl IV.
machte B. zum Kernland des Reiches, fasste B., Mähren und Schlesien sowie
1370(-1646) die beiden Lausitzen als die Länder der böhmischen Krone zusammen,
veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344), gründete 1348 in Prag die
erste Universität nördlich der Alpen und verschaffte in der Goldenen Bulle von
1356 dem König von B. die Kurwürde und den Vorrang unter den weltlichen
Kurfürsten. Im Gefolge der hussitischen Bewegung erstarkte unter dem schwachen
Nachfolger Wenzel das tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den Städten
setzte sich die tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters
beherrschte faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte
Land. 1471 fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die polnischen Jagiellonen
(1471-1526) und wurden mit Polen und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr
einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von Habsburg, der Schwager des letzten
Königs, in starker Betonung des Rechts der freien Wahl als böhmischer König
angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des evangelischen böhmischen Adels gegen
das katholische Haus Habsburg, doch setzte sich Habsburg schon 1620 militärisch
durch und erließ 1627 als Ausdruck eines strengen Absolutismus die Verneuerte
Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das Reich trat zugunsten der engeren
Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern zurück. 1708 wurde die seit
1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im Kurfürstenkolleg wieder zugelassen.
Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt Prag und die Kreise Bunzlau
(Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow, Chrudim (Chrudin),
Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor, Budweis, Prachin, Pilsen,
Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und Beraun. 1742 musste fast
ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19. Jahrhundert trat die nationale
Frage wieder in den Vordergrund, wobei habsburgische Reformmaßnahmen das
Wiedererstarken des tschechischen Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem
Einfluss des Historikers Franz Palacky entstand die Forderung nach einer
Neugliederung Österreichs nach Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die
tschechische Nationalbewegung vom österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919
ging B. auf Grund der Stärke der tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75
Sitze der Tschechen und 55 Sitze der Deutschen im Reichsrat) in der
neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die
alte politische Einheit B. innerhalb der Tschechoslowakei aufgelöst. S.
Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens,
Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz,
B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und
Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um
ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches
Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von
1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K.,
Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg.
v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959;
Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f.
bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg.
v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968,
hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur Geschichte
der böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M, hg. v.
Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg,
H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz,
F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter,
Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und
Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948, Publikationen der
Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A.
1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen
und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990;
Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F.,
1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und
Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren,
hg. v. Mund, G., 2014.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in
bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf
von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach
dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als
erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum
anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen
Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das
Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die
verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete
zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von
Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen
Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von
Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411
setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren
und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach
dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für
400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der
Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst
Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst
Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte
allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die
Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die
Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem
wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488)
erworben. In der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von
1473 wurde die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande
geregelt und die Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den
zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden
im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen
(Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als
erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft
Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen
Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die
Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin
eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer
einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als
erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in
Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.) und
die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444
Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder
Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen
(die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee,
Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250 Quadratmeilen,
die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die Landschaft
Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern Potsdam, Spandau,
Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den Städten Rathenow
und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise Glien-Löwenberg,
Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche, Beeskow-Storkow
(letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die Herrschaft
Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz oder
Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen
und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn,
der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B.,
der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in
Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark,
mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile
der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische
Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise
Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten
Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst
(teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen
Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens
Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine
Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone,
seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952
bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus
der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das
Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam)
wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und
Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und
zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin
scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
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aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F.,
Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung des
brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und
ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317, 1928; Historischer Atlas der
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Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931;
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Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit, 1935; Das
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Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959;
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des 17. Jahrhundert, (in) Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I.,
Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild
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Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009; Winkelmann, J., Die Mark Brandenburg des 14.
Jahrhunderts, 2011;Heiemann, F., Die Luxemburger in der Mark Brandenburg unter
Kaiser Karl IV. und Sigismund von Luxemburg (1373-1415), 2014.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Braunschweig (Herzogtum, Freistaat, Residenz). Am 6.
11. 1813 entstand ungefähr in den Grenzen des früheren Fürstentums (Herzogtums)
Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem Namen
Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben,
aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus B. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der nach Anerkennung
der Reichsverfassung seit 1913 regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab.
Auf eine kurzlebige Räterepublik B. folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates B., der sich
am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden
gegen Goslar mit Preußen ausgetauscht. 1945 wurde B. wiederhergestellt. Der
größte Teil des Kreises Blankenburg und Calvörde wurde der sowjetischen
Besatzungszone zugeteilt und gelangte damit 1949 an die Deutsche Demokratische
Republik. Im Übrigen ging B. durch Anordnung der britischen Militärregierung am
1. 11. 1946 im neugebildeten Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen
der Welfen, 1987; Hackel, C., Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
781, 1, 2,71; Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen
Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Braunschweig-Dannenberg (Fürstentum). Nach Dannenberg an der
Jeetzel nannten sich seit 1158/1162 Grafen von Salzwedel, die Heinrich der Löwe
als Lehnsmannen eingesetzt hatte. 1303 fielen ihre Güter an die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg. Nach Verpfändungen an Siegfried und Konrad von Saldern
(1373-1377) und die Stadt Lüneburg (1382-1487) kam Dannenberg 1569 im Wege der
Erbteilung im mittleren Haus Lüneburg an die von
dem Sohn Heinrich († 1598) Herzog Ernsts des Bekenners begründete Nebenlinie
der Herzöge von Braunschweig-Dannenberg (Herzog Heinrich überließ seinem Bruder
Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg die Landesherrschaft und übernahm Dannenberg
und andere Gebiete). 1598 teilten seine Söhne die 1591 um Hitzacker, Lüchow und
Warpke vermehrten Güter. August der Jüngere residierte zunächst in Hitzacker,
erwarb 1618 das Amt Wustrow und begründete 1635 infolge des Anfalles des
Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel das Neue Haus Braunschweig in
Wolfenbüttel, während Julius-Ernst 1636 kinderlos in Dannenberg starb. 1671
übergab Augusts Sohn Rudolf August das von August wieder übernommene Dannenberg
dem Hause Braunschweig-Lüneburg in Celle (Herzog Georg Wilhelm von
Braunschweig-Celle). Über Hannover kam das Gebiet von B. 1866 an Preußen und
1946 zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) E2; Meyer-Seedorf, W.,
Geschichte der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910;
Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Wachter, B., Aus
Dannenberg und seiner Geschichte, 1981; Schriftenreihe des Heimatkundlichen
Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 3; Last, M., Dannenberg, LexMA 3 1984, 544.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Braunschweig-Grubenhagen (Fürstentum). 1263 wird die Burg
Grubenhagen bei Einbeck erstmals erwähnt. Seit 1285/1286 war sie Sitz des
Fürstentums B., einer Linie des alten Hauses Braunschweig, das seinerseits
1267/1269 durch Aufteilung des 1235 geschaffenen
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstanden war. B. umfasste vor allem alte
katlenburgische Güter am südlichen Harzrand (Einbeck, Osterode, Katlenburg,
Lauterberg-Scharzfeld, Duderstadt, Grubenhagen, Salzderhelden, Westerhof).
1342/1358 musste die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkauft werden.
1596 erlosch die Linie. B. fiel an das mittlere Haus Braunschweig-Wolfenbüttel.
1617 kam es durch kaiserliche Entscheidung an das mittlere Haus
Lüneburg(-Celle), 1665 an Calenberg/Hannover. Über Preußen gelangte das Gebiet
1946 zu Niedersachsen. S. Grubenhagen.
L.: Zeumer 552ff. II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, Bd.
1f. 1862ff.; Zimmermann, P., Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine,
M., Das Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel
und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung).
Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg
von Hannover bis Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen
Teil (Lüneburg), König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto
verstarb 1218 kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser
Friedrich II. Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter
an das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses
erwarb Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der
Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück
und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen
Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer
Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht
der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus
Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und
Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus
Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis
1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig
sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch
Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um
Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das
Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der
Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel
fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des
Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter
den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter
aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis
1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung).
Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem
Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber
neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in
einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung),
so dass Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg
nebeneinander standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im
Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg
(mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung,
achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische
Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister
und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung
1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung),
von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463
durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das
Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte
Teilung). 1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für
das die neue Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam
Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von
1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück],
Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe,
Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen,
Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein,
Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem,
Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts
traten die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim
und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz
und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt,
Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf
und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues
Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und
Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum
Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an
Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714
wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813
gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es
ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber
Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820
eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde.
1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit
1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig,
der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde
Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte
Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der
sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11.
1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch
die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg,
(in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980; Weitkamp, S., Bibliographie
zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.);
Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen,
1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an
der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber
vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel unterstand
zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am Ende des
12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine
Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die
Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses
Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den
Älteren († 1514) das eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen
Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile
des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein, erbte 1584
Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und
gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter
der Grafschaften Hohnstein und Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis
Halberstadt herrschte. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es
in drei getrennten Teilen (Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt,
Gandersheim und Holzminden, Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen
Güter) 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636
fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch
musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim
zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666 begründete
Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer Bedeutung
aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es
die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen
und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die
Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987;
Casemir, K./Ohainski, U., Das territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616,
1996; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums
Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski, U. u. a., 2012.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Breslau (Herzogtum, Residenz der Piasten). Nach
älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung an der
oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg, die nach dem slawischen
Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird dort ein Bistum
eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B. (vielleicht zum
zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung der
niederschlesischen Piasten von 1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau, seine
Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf
von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290 setzte sich nach dem Tod Heinrichs
IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste aber Schweidnitz und Münsterberg an
Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung
von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste aber im Wesentlichen nur noch die Städte
und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau. 1327 übertrug Heinrich VI. es mit
Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen 1346 und 1356 erhielt es auf
der Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469 bis 1490 unterstand
es dem König von Ungarn, um danach wieder zu Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel
es mit Böhmen an Habsburg bzw. Österreich. 1702 erhielt es von dort eine Universität.
Das Herzogtum hatte einen Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und war in die
Kreise B., Namslau und Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit
1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt
Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Brieg (Fürstentum, Residenz der Piasten),
poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts erkennbare B. erhielt um 1247
Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung
im Herzogtum Liegnitz das Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit
Böhmens. 1344 wurde Grottkau an das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B.
mit Liegnitz und Wohlau vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge
von Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet
des Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Ohlau,
Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit 1945 stand B. unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H.,
Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg, 1907; Irrgang, W., Neuere
Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980; Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983,
683f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 82.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Büdingen (Herren, Grafen). In B. bestanden in
fränkischer Zeit ein Königshof und danach im 12. Jahrhundert (1180/1190) eine
Wasserburg der erstmals 1131 als Verwalter des mehr als 10000 Hektar
umfassenden Reichswaldes zwischen Kinzig, Salz, Nidder und dem ehemaligen Limes
genannten Familie der edelfreien Herren von B. In der Mitte des 13. Jahrhunderts
(um 1245)/1327 ging es nach dem Aussterben der Herren von B. an die vielleicht
stammesgleichen Grafen von Isenburg über, die bis 1376 den gesamten Reichswald,
1377 Wächtersbach, 1420/1433 aus der Erbschaft der Falkensteiner unter anderem
die Hälfte von Offenbach erhielten, die Burg Birstein und die Vogtei
Reichenbach von Fulda kauften und 1442 den Reichsgrafentitel erlangten.
1517/1521 wurde das geschlossene isenburgische Territorium vom Vogelsberg bis
über den Main geteilt. B. war von 1517 bis 1806 mit Unterbrechungen Sitz der
Linie Isenburg-Büdingen. 1684 erfolgte dabei erneut eine Aufteilung in die Linien Birstein (Isenburg-Birstein) und
B. (Isenburg-Büdingen) B.(Isenburg-Büdingen) teilte sich 1687 in B.
(Isenburg-Büdingen-Büdingen) (bis 1941), Wächtersbach
(Isenburg-Büdingen-Wächtersbach), Meerholz (Isenburg-Büdingen-Meerholz) (bis
1929) und Marienborn (Isenburg-Marienborn) (bis 1725). 1806 fiel es an
Isenburg-Birstein (Isenburg-Offenbach-Birstein), das 1812 den Büdinger
Reichswald allodifizierte, 1816 an Hessen-Darmstadt. 1945 kam B. zu Hessen. S.
Isenburg-Büdingen (Isenburg-Büdingen-Büdingen), Isenburg-Büdingen-Meerholz,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277; Simon, H., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und
Büdingen, Bd. 1ff. 1864ff.; Nieß, P., Büdingen, 1951; Philippi, H.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954; Demandt, K., Die Herren
von Büdingen und das Reich in staufischer Zeit, Hess. Jb. f. LG. 5 (1955), 49;
Kreis Büdingen. Wesen und Werden, 1956; Fahlbusch, F., Büdingen, LexMA 2 1983,
904; Bilder erzählen aus der Vergangenheit, hg. v. Heuson, H., 1988; Decker,
K./Großmann, G., Schloss Büdingen, 1999; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 291. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Burgk (Burg, Herrschaft). B. bei Schleiz wurde
vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet. 1365 war es unter der Lehnshoheit der
Wettiner in den Händen der Vögte von Gera, in die es wohl durch Heirat von den
Herren von Lobdeburg gelangte. Zwischen 1366 und 1390 kam es durch Verkauf
kurzzeitig an das Deutsche Haus in Schleiz. 1425 entstand durch Erbteilung die Herrschaft B. (bis 1452). Später kam B.
unter der Lehnshoheit Böhmens (1547) an die Linie Reuß-Lobenstein, 1550 an die
Burggrafen von Meißen und 1562/1590 an die Reuß von Plauen, 1594 mit Dörflas,
Erkmannsdorf, Crispendorf, Grochwitz, Mönchgrün, Möschlitz, Neundorf
(Neuendorf), Pahnstangen, Plothen, Remptendorf und Röppisch an Reuß-Greiz. Bis
1640 bestand ein älteres Haus Reuß-Greiz-Burgk (Reuß-Greiz-Burg), bis 1697 ein
jüngeres Haus. Danach kam B. an Reuß-Obergreiz, seit 1748 Reuß ältere Linie. S.
Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Thüringen.
L.: Wolff 419f.; Mendner, R., Die Herrschaft Burgk bis zu ihrer Angliederung an
das Haus Reuß-Greiz 1596/1616, Diss. phil. Erlangen, 2. A. 1917.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von
Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409 wurde sie namengebend für ein welfisches
Teilfürstentum zwischen Leine und Deister, zwischen 1432 und 1473 für das
Fürstentum der Hauptlinie des mittleren Hauses Braunschweig, die 1432 die
westlichen welfischen Güter erhalten hatte. In der Teilung
von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum Göttingen, unter
Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim Aussterben der Linie das
Fürstentum Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte
Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach
dem Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus
Lüneburg begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855, Neudruck
1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die Bevölkerung
des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16. Jahrhunderts, 1935;
Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E., Die Geschichte der
Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und Ausschuss, 1986;
Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge von 1616,
1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 103. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Cambrai (Hochstift, Erzstift, Residenz), mhd.
Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße von
Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C. (Bischof
Vedastus, Bischof Gaugericus 585-624/627), das bis Antwerpen reichte (pagus
Cambricinsis 663 belegt). Bei dem karolingischen Teilungen
kam es zum Ostreich. 1093 wurde von ihm das Bistum Arras abgetrennt. Trotz
langanhaltender Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt sich das Bistum,
das 1559 zum Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt Omer) und Namur)
erhoben wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im Frieden von
Nimwegen (Nijmegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel von 1776 zählte
es zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Castell (Grafschaft). C. bei Gerolzhofen wird
816 erstmals genannt. Seit 1091 ist der Ort namengebend für ein ab 1057 erkennbares
edelfreies fränkisches Geschlecht (Berthold 1059?), das 1202 erstmals den
Grafentitel führte. Zwischen Steigerwald und Main gewann es bis zum Beginn des
14. Jahrhunderts ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet (Vogtei über einzelne Güter
der Abteien Ebrach und Münsterschwarzach), das aber nach der Teilung um 1260 allmählich an Umfang wieder verlor und
1457 dem Hochstift Würzburg, dessen Erbschenken die Grafen waren, zu Lehen
aufgetragen werden musste, ohne dass allerdings dadurch die Reichsstandschaft
der Grafen aufgehoben wurde. Seit 1528 war die Grafschaft wieder in einer Hand
vereint. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Reformation eingeführt.
1556 erbten die Grafen von Seiten von Wertheim die Herrschaft Remlingen. 1597
erfolgte eine Teilung in die Linien
Castell-Remlingen und Castell-Rüdenhausen. Mit Rücksicht auf angekaufte oder
heimgefallene Lehen ließen sich die Grafen seit 17851794 mit einem Vertreter
bei der fränkischen Reichsritterschaft aufschwören. Im 18. Jahrhundert zählten
sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie Gleißenberg mit Frickenhöchstadt
(Frickenhöchstadt, Frickenhochstadt) zum Kanton Steigerwald, mit Urspringen zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Grafschaft mit 4
Quadratmeilen, 3 Flecken, 28 Dörfern und rund 10000 Einwohnern mediatisiert und
fiel an Bayern, teilweise bis 1814 auch an das Großherzogtum Würzburg. 1803
starb die Linie Castell-Rüdenhausen aus, worauf die neuen Linien
Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen begründet wurden, die 1901/1913 nach
dem Erstgeburtsrecht in den bayerischen Fürstenstand erhoben wurden.
L.: Wolff 119f.; Zeumer 554 II b 62, 2; Wallner 692 FränkRK 14 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel
144; Bechtolsheim 2; Monumenta Castellana, hg. v. Wittmann, P., 1890; Stein,
F., Geschichte der Grafen und Herren von Castell, 1892; Castell-Castell, P.
Graf zu, Die Mediatisierung der Grafschaft Castell, Mainfrk. Jb. 2. (1950);
Castell-Castell, P., Graf zu/Hofmann, H., Die Grafschaft Castell am Ende des
alten Reiches (1792), 1955, (in) Histor. Atlas von Bayern, Teil Franken II/3;
Meyer, O./Kunstmann, H., Castell, 1979; Endres, R., Castell, LexMA 2 1983,
1557; Kemper, T. u. a., Castell. Unsere Kirche. Festschrift aus Anlass des
200jährigen Kirchenbaujubiläums, 1988; Büll, F., Die Grafen von Castell, (in)
Das Land zwischen Main und Steigerwald, hg. v. Wendehorst, A., 1998; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Wagner, H., Miszellen zur Geschichte der
Castell, Mainfränkisches Jb. 55 (2003), 13; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 449.
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Castell-Remlingen (Grafen). 1792 gehörte die 1597 durch Teilung entstandene Linie C. der Grafen von Castell
zum fränkischen Reichsgrafenkollegium der weltlichen Bank des Reichfürstenrates
des Reichstags. Seit 1785 zählte sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie
Gleißenberg mit Frickenhöchstadt (Frickenhöchstädt) zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken, daneben auch zum Kanton Rhön-Werra. S. Castell.
L.: Wallner 692 FränkRK 14a; Bechtolsheim 65; Riedenauer 122.
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Castell-Rüdenhausen (Grafen). 1792 gehörte die 1597 durch Teilung entstandene Linie C. der Grafen von Castell
zum fränkischen Reichsgrafenkollegium der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. 1803 starb die Linie aus, ihre Güter (Amt
Rüdenhausen) fielen an die Linie zu Castell. S. Castell.
L.: Wallner 692 FränkRK 14b.
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Cham (Mark, Markgrafen). Die Cham-Furter
Senke war in agilolfingischer Zeit Herzogsland und wurde 788 nach dem Sturz des
Herzogs durch König Karl den Großen Königsland. Seit ottonischer Zeit wurde um
die 976 genannte, auf Königsland errichtete Burg Camma eine Grenzsicherungsorganisation
errichtet. Die danach geschaffene, 1055 erstmals genannte Mark C. (Böhmische
Mark) um die Burg fiel 1204 nach dem Aussterben der Markgrafen (Rapotonen,
Diepoldinger) an das Haus Wittelsbach (Bayern). 1255 gelangte C. bei der Teilung Bayerns an Niederbayern und wurde 1352 an die
Pfalzgrafen verpfändet. 1621/1625/1648 kam es wieder an Bayern, bei dem es bis
auf die Jahre 1708-1714 (Pfalz) verblieb.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, J., Geschichte der Stadt Cham,
1919; Piendl, M., Das Landgericht Cham, 1955, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern 8; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
IV, 3, 4, 7, 9, Chamba, Champie marcha; Schmid, A., Cham, LexMA 2 1983, 1670;
Bosl, K., Cham. Die Geschichte der Stadt und ihres Umlandes in 1200 Jahren,
1989; Haering, S., Die Mark Cham, (in) Beiträge zur Geschichte im Landkreis
Cham 11 (1994), 5.
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Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von
C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer
Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand
ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der
Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel
gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische
Reich 843 zur Kirchenprovinz Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz.
Er umfasste den rätischen Teil des heutigen Kantons Sankt Gallen, den
nördlichsten Teil von Glarus, fast ganz Graubünden, den Vinschgau bis Meran,
Liechtenstein und Vorarlberg (Anfang des 9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und
Klöster). Die Bischöfe übten bis zur Trennung von Bistum und Grafschaft durch
König/Kaiser Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen
Herrschaftsrechte des Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana
Curiensis aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom
König erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das
Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert
umfasste die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier Dörfer“,
Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie die niedere
Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die
bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem die freiheitliche
Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526
durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof auch
schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb
er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des
Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.;
Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss.
Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058;
Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522,
1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische
Reich, 2007. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Commercy (Herrschaft). Nach dem 823 (villa
Commarciaco) bzw. 827/828 erstmals erwähnten Castrum C. an der Maas in
Lothringen nannten sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts Güter der Grafen
von Bar erheiratenden Herren von Broyes, die C. als Lehen des Hochstifts Metz
hatten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden zwei Linien mit C. einerseits
und Chateauvillain und Montrevel (Montrivel) andererseits. Eine Linie
erheiratete 1273/1274 über die Erbtochter die Grafschaft Saarbrücken. 1341
erfolgte eine Teilung in Saarbrücken und ein
Drittel der Herrschaft einerseits sowie zwei Drittel der Herrschaft
andererseits. 1381/1384 ging die Linie Saarbrücken-Commercy über die Erbtochter
in die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau
(Nassau-Saarbrücken) über. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Dumont, C., Histoire de la ville et des seigneurs de Commercy,
Bd. 1-3, 1843; François-Vives, S., Les seigneurs de Commercy au Moyen Age (XIe
s.-1429), Mém. Soc. Arch. Lorr. 1936-1939; Mathieu, A., Recherches sur la
topographie ancienne de Commercy, 1981 (masch.schr.); Parisse, M., Commercy,
LexMA 3 1986, 83f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 129.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Crumbach, Fränkisch-Crumbach (Herrschaft). Seit dem 7./8. Jahrhundert bestand - später umgeben von Erbach, Katzenelnbogen/Hessen und Pfalz - zwischen der oberen Gersprenz und dem Bierbach die allodiale freie Herrschaft C. mit eigenem Hochgericht und Mittelpunkt in C. (Fränkisch-Crumbach). Vom 12. Jahrhundert bis 1671 war C. (Fränkisch-Crumbach) Sitz der Herren von C., die Vögte von Höchst waren, und ihrer jüngeren Linie von Rodenstein. Im 13. Jahrhundert ging Reichelsheim an die Schenken von Erbach verloren. Nach starker Zerteilung an verschiedene Erben gelangte die Herrschaft 1692 und 1802 ganz an die Freiherren von Gemmingen-Hornberg. S. Hessen. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Culm, Kulm (Bistum). Bei der kirchlichen Einteilung Preußens durch den päpstlichen Legaten Wilhelm
von Modena wurde dem Kulmerland (Land C., Kulm) 1243 das Bistum C. (Kulm) zur
Seite gestellt, dessen Sitz später in Löbau war. 1245/1255 kam es zum Erzbistum
Riga, wurde 1264 dem Deutschen Orden mit gewissen Vorbehalten inkorporiert und
gelangte 1466 zu Gnesen. 1601 wurde der Anteil Polens an Pomesanien
hinzugefügt. 1772/1793 fiel das Bistum an Preußen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Culm, hg. v. Woelky, C., 1885ff.; Schmauch, H.,
Die Besetzung der Bistümer im Deutschordensstaat (bis 1410), Diss. Königsberg
1919; Lückerath, C., Kulm, LexMA 5 1991, 1562ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 551.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Dannenberg (Burg, Herrschaft, Residenz des Grafen
von Schwerin bzw. Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Nach der Burg D. kurz vor
der Mündung der Jeetze in die Elbe nannten sich Grafen von D., die Lehnsträger
der Welfen und Askanier waren. 1203 fiel D. innerhalb der ersten welfischen Teilung an Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg
(Lüneburg). 1303 kam D. beim Aussterben der Grafen an Herzog Otto den Strengen
von Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1569 wurde D. Sitz der Linie
Braunschweig-Dannenberg. 1671 kam es wieder an Braunschweig-Lüneburg in Celle.
S. Braunschweig-Dannenberg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Meyer-Seedorf, W., Geschichte der Grafen von Ratzeburg und
Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Danzig (Fürsten, Freie Stadt). Die Anfänge
Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980 datiert. 997 (999) wird
die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von einem Flussnamen mit dem
Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der Bedeutung feuchte
Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name entstand aus der
hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der slawischen Fürsten
von D., die sich seit etwa 1234 Fürsten/Herzöge von Pomerellen
(Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen zu den
slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263 wahrscheinlich
Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen Herzogshauses
1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309 in den Jahren
1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa 2000, um 1415
etwa 20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und unterstellte sich
Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende eigene Rechte als
„Freie Stadt“. 1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis
1557 zur Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen
war unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung
1772 blieb D. unabhängig. Bei der zweiten Teilung
Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter Frieden von 1807 wurde es mit
vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat unter Abhängigkeit von
Frankreich. 1814 fiel es an Preußen. Am 10. 1./15. 11. 1920 wurde es, um Polen
einen Zugang zum Meer zu verschaffen, mit 1966 Quadratkilometern und rund
400000 Einwohnern (davon 4 % Polen) aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und Freie
Stadt unter dem Protektorat des Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem
Deutschen Reich angegliedert und Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen.
Seit 1945 stand es unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische
Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E.,
Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien
Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die
preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R.,
Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der
Völkerbund und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig
1920-1939, (in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979;
Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht
Jahrhunderten, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18.
Jahrhundert, 1986, Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur
Förderung der Slawischen Studien 1; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost-
und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig Gdansk, 1996; Das
Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Dassel (Herrschaft, Grafschaft). D. am
Nordostrand des Sollings bei Einbeck ist im 9. Jahrhundert als Herrensitz
belegt. Nach ihm nannten sich später die seit 1113 nachweisbaren Grafen von D.,
die, nachdem Rainald von D. 1159 Erzbischof von Köln geworden und Heinrich der
Löwe 1180 gestürzt worden war, umfängliche Reichsgüter im Solling gewannen.
Bereits 1202 kam es allerdings zu einer Teilung.
Kurz nach 1250 wurden die Güter links der Weser weitgehend an das Erzstift
Mainz gegeben. 1269 wurde das Reichslehen Solling mit Nienover an Albrecht von
Braunschweig übertragen und 1270/1272 verkauft. 1310 verkaufte der letzte Graf
(† 1329) die Grafschaft an das Hochstift Hildesheim. 1815 kam Dassel an
Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Schildhauer, J., Die Grafen von Dassel, 1966 (Diss. phil. Greifswald 1949);
Plüner, E., Geschichte der Stadt Dassel, 1965; Mirus, H., Chronik der Stadt
Dassel, 1981; Kruppa, N., Die Grafen von Dassel 1097-1337/38, 2002.
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Deutsche Demokratische Republik (Staat). Nach der
Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier
alliierten Besatzungsmächte des zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der
früheren Reichsländer Mecklenburg, Preußen (Brandenburg, Sachsen), Anhalt,
Sachsen und Thüringen zwischen Oder-Neiße und Elbe zur sowjetischen
Besatzungszone (9. 6. 1945 Sowjetische Militäradministration), wobei Berlin
zusätzlich in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Schon früh wurde mit der
aus der Vereinigung von Kommunistischer Partei Deutschlands und
Sozialdemokratischer Partei Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (21. 4. 1946) ein entscheidendes politisches
Herrschaftsinstrument zur Bildung eines neuen sozialistischen Staates
geschaffen. Mit der Deutschen Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem
Deutschen Volksrat entstanden Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde
vom Deutschen Volksrat als provisorischer Volkskammer die erste Verfassung der
Deutschen Demokratischen Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17 Millionen
Einwohner) geschaffen. Ihr Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus. In
diesem Zusammenhang wurde das Privateigentum weitgehend beseitigt. Am 23. Juli
1952 wurden die (inzwischen gebildeten) Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst (str.) und durch 14
Bezirke ersetzt. Ein Aufstand der Bevölkerung wurde am 17. 6. 1953 mit Hilfe der
Sowjetunion gewaltsam niedergeschlagen. Zur Eindämmung der danach einsetzenden
Massenflucht in den Westen wurde am 13. 8. 1961 in Berlin eine Mauer errichtet.
In der Folge schien sich die D. allmählich zu einem weltweit anerkannten,
wirtschaftlich erfolgreichen Staat zu entwickeln. Im Sommer 1989 zeichnete sich
unter dem Einfluss der von Michael Gorbatschow in der Sowjetunion betriebenen
Politik der Veränderung eine neue Fluchtbewegung über das Urlaubsland Ungarn
ab. Am 9. 9. 1989 öffnete Ungarn seine Grenze nach Österreich. Danach kam es zu
umfangreichen politischen Demonstrationen in den großen Städten der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 18. 10. 1989 trat Erich Honecker als
Staatsratsvorsitzender der Deutschen Demokratischen Republik zurück. Am 9. 11.
1989 öffnete diese die Grenzen nach Westen. In der am 18. 3. 1990
durchgeführten freien Wahl erhielt die bürgerliche Allianz für Deutschland 48%
der Stimmen. Am 18. 5. 1990 vereinbarte die neue Regierung mit der
Bundesrepublik Deutschland eine Währungsunion, Wirtschaftsunion und
Sozialunion. Am 31. 8. 1990 schloss sie einen Einigungsvertrag ab, demzufolge
die D. am 3. 10. 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitrat und die Einheit
Deutschlands herstellte.
L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974;
Bundesrepublik Deutschland – Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H.,
1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD und DDR,
hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Ortslexikon
Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber, H., Die DDR 1945-1986, 1988;
Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig vom DDR – Recht nach der
Wiedervereinigung? JuS 1991, 353; Markovits, I., Die Abwicklung, 1992; Eine
Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995; Hauschild, I., Von der
Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution in der Spur des Rechts,
1997; Die DDR – eine deutsche Geschichte, hg. v. Brunner, D. u. a., 2011.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Dhaun (Grafen, Wildgrafschaft, Wild- und
Rheingrafen). Die Burg D. an der Nahe wurde von den Wildgrafen als den Vögten
von Sankt Maximin in Trier auf Klostergrund erbaut. 1221 erscheint ein Graf von
D. (Dune), das seit 1215 als Lehen des Erzstifts Trier galt. Nach der Teilung von 1263 nannte sich ein Hauptzweig des
Geschlechtes nach D. 1350 traten die Rheingrafen das Erbe der Wildgrafen in der
Herrschaft D. an. Seit 1499 und 1561 nannten sich jüngere Seitenlinien der
Wild- und Rheingrafen (Rheingrafen) nach D. Beim Aussterben der rheingräflichen
Linie D., welche die Wildgrafschaft D., das Hochgericht Rhaunen, das
Ingrichtsamt Hausen, die Hälfte der Stadt Kirn und der Oberschultheißerei
Meddersheim, das Amt Flonheim und ein Viertel der Herrschaft Diemeringen/Dimringen
besessen hatte, beanspruchten die Linien Grumbach und Rheingrafenstein (Stein)
die Hälfte, die Häuser Salm das Ganze. Die Wild- und Rheingrafschaft von D.
gehörte dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. S. Oberrheinischer
Reichskreis.
L.: Wolff 280; Salden-Lunkenheimer, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949.
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Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von
Augsburg). D. an der Donau, das als Siedlung bis in die alemannische
Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist seit 973 als Burg der vermutlich
ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem Geschlecht Hupalds (†
909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat die Grafschaft Kiburg
(Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die Grafschaft Kiburg
(Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen,
zuletzt 1180, in der Linie der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die
schwäbischen Lehen fielen 1261 an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter
an die Grafen von Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29.
12. 1258) kam D. durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof von Augsburg war
und mit dem die Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg. Vom 15.
Jahrhundert an wurde es Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis
1804 bestehende Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 143. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Doberlug (Kloster). Am 1. 5. 1165 gründete
Dietrich von Landsberg das Zisterzienserkloster D. bei Cottbus in der
Niederlausitz. Bis 1370 erwarb es rund 40 Dörfer. 1541 wurde es in Sachsen
säkularisiert. Die Standesherrschaft D. mit D. und Kirchhain gehörte zur
Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg, Preußen.
L.: Wolff 471; Lehmann, R., Die ältere Geschichte des Zisterzienserklosters
Doberlug in der Lausitz, Niederlausitzer Mitteilungen
13 (1916); Urkundenbuch des Klosters Doberlug, hg. v. Lehmann, R., 1941f.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Durlach (Ort, Herrschaft, Residenz). D. bei
Karlsruhe erscheint 1161 erstmals als Eigengut der Staufer. Später kam es an
die Markgrafen von Baden. Bei der Teilung Badens
wurde es 1565 Sitz der Markgrafen von Baden-Durlach (bis 1715). S.
Baden-Durlach, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 154; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 171; Seidenspinner, W., Anmerkungen zur frühen Geschichte der Stadt
Durlach, ZGO 153 (2005), 61.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Eberstein (Grafschaft). 1085/1120 erscheinen
Edelfreie, die sich nach der Burg E. im Murgtal benennen. Sie stifteten um die
Mitte des 12. Jahrhunderts die Klöster Herrenalb und Frauenalb und bauten eine
bedeutende Herrschaft im Nordschwarzwald mit dem Hauptort Gernsbach auf (nach
1102 unter anderem Lehen des Bischofs von Speyer um Rotenfels am Unterlauf der
Murg). Um 1200/1270 wurden sie Grafen. Im 13. Jahrhundert (vor 1251) zogen sie
in das neuerbaute Schloss E. bei Gernsbach. 1219 erfolgte eine Erbteilung. 1283 erwarben die Markgrafen von Baden die
Hälfte der namengebenden Burg. 1387 musste der größte Teil der Grafschaft an
die Markgrafen von Baden verkauft werden. 1660 erlosch das Geschlecht im
Mannesstamm, der ebersteinische Anteil an Gernsbach fiel an Speyer als
Lehnsherren, 1803 an Baden, das 1666/1667 bereits andere Teile der Güter
erhalten hatte. Die dem schwäbischen Reichskreis angehörige Grafschaft, die um
6 Quadratmeilen groß war und unter anderem Schloss und Flecken E., die Stadt
Gernsbach, die Abtei Frauenalb und den Marktflecken Muggensturm umfasste, hatte
Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates
und im schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 166, 202f.; Zeumer 553 II b 61, 10; Wallner 686 SchwäbRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Krieg v. Hochfelden, G., Geschichte der
Grafen von Eberstein in Schwaben, 1836; Neuenstein, K. Frhr. v., Die Grafen von
Eberstein in Schwaben, 1897; Langenbach, H., Gernsbach im Murgtal, 1919;
Langenbach, H., Schloss Eberstein im Murgtal, 1953; Schäfer, A., Staufische
Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau vom 11.
bis 13. Jahrhundert, ZGO 117 (1969); Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Heinl, R., Gernsbach im Murgtal, 2006.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Eisenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Um
1288 erscheint erstmals die auf welfischem Gut um Memmingen in staufischer Zeit
errichtete Burg E. Sie wurde um 1300 Mittelpunkt einer von den Herren von E.
unter der Landvogtei Oberschwaben errichteten Herrschaft, zu der Amendingen,
E., Grünenfurt, Schwaighausen, Trunkelsberg und Unterhart gehörten. Seit 1455
war die dem Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben angehörige Herrschaft in
den Händen der patrizischen Settelin von Memmingen. 1580 kam sie an das Unterhospital
Memmingen, 1601 an die Neubronner von E. 1671 erfolgte eine Zwölfteilung (Wachter, Zoller, Ebertz (Eberz), Schermar,
Lupin). 1803 fiel die 1801 über die Reichstadt Memmingen zum schwäbischen
Reichskreis gerechnete Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 217, 508; Wallner 688 SchwäbRK 57.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz.
Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280
Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz,
Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis
740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit
bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior,
Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt,
die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar
der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches
Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung
des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder
besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam
E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des
Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst
ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an Friedrich von Staufen,
zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in zahlreiche einzelne
Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur
Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die
Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu
seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die
Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von
Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden.
Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser
und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die
Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft
Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der
Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften
Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die
Herrschaft Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354
schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis)
zusammen. Die Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren
Nordgau, die zuerst von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd
ausgeübt wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die
Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund, doch wurden die
burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria
von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die Reichslandvogtei (in Hagenau) von
der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der Einteilung
in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum österreichischen
Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen Reichskreis. Wichtige Herren
neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein, Herrschaft
Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg, Herrschaft Reichenweier)
sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm.
1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der
Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte Weißenburg,
Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim, Colmar
(Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde
Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den
größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als
oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in
Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die
Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen
Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und
Reichsherrschaften annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit
wachsendem Abstand) dem Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch
Napoleon, dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich
integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem
konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb
die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens
aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der
Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das
von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht
weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die deutsche Sprache
verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a. Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über
Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch
Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland
Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des Bezirks
Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 ( Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut,
H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der
Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen
Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz,
Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw.
Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim,
Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen,
Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw.
Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im
Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie
des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913;
Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935;
Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire
topographique du département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et
modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés,
du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I,
9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia,
pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe,
Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de
l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus,
F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an
Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in
Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4.
A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass,
LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler,
B., Das Elsass zur Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789),
Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und
Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische
Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass);
Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les
monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens
1680-1914, 2006; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Elsass-Lothringen (Reichsland, Reichsprovinz). Nach dem
Ausbruch des deutsch-französischen Krieges von 1870 verlangte die vor allem auf
das 1869 von R. Boeckh publizierte Buch Der Deutschen Volkszahl und
Sprachgebiete gestützte deutsche öffentliche Meinung die Rückkehr des seit 1648
von Frankreich erfassten und seit 1790 zunehmend französisierten Elsass zu
Deutschland. Im Frankfurter Frieden vom 10. 5. 1871 musste Frankreich gegen den
Willen der betroffenen Bevölkerung (, von der daraufhin 128000 Personen nach
Frankreich wechselten,) das Elsass (Bas-Rhin, Haut-Rhin) außer Belfort und
einen Teil Lothringens (Meurthe, Moselle) mit Metz an das neugegründete
Deutsche Reich abtreten. Beide wurden zum Reichsland E. (Elsass-Lothringen)
zusammengeschlossen. Dieses war reichsunmittelbarer Gebietsteil, nicht
Bundesstaat. Es wurde innerhalb seines Sonderstatus' nach dem Muster einer
preußischen Provinz verwaltet. Die Bevölkerung stand dem mehrheitlich nicht
gewünschten Wandel überwiegend ablehnend gegenüber. Gleichwohl gaben 1900 von
659432 Einwohnern des Unterelsass nur 24521 (3,7 Prozent) und von 486553
Einwohnern des Oberelsass nur 27673 (5,7 Prozent) Französisch als Muttersprache
an, wobei sich die frankophone Bevölkerung vor allem auf den Raum
Straßburg/Schlettstadt und die zur Vogesengrenze hin gelegenen Gebiete
verteilte. Durch den Vertrag von Versailles kamen die Gebiete ohne Abstimmung
zu Frankreich zurück, woraufhin 110000 Einwohner nach Deutschland ausgewiesen
wurden bzw. abwanderten. Frankreich begann mit subtilen und drakonischen
Mitteln eine beim geschäftlich, kulturell und karrieremäßig nach Paris ausgerichteten
Bürgertum erfolgreiche Französisierungspolitik. 1940 wurde nach der
französischen Niederlage in dem ehemaligen Reichsland eine dem Führer
unmittelbar unterstellte deutsche Zivilverwaltung errichtet. Elsass wurde dem
Gau Baden, Lothringen dem Gau Saarpfalz (Westmark) angegliedert. Rechtlich
blieben beide französisch. Nach 1945 wurden die Gebiete unter hohem Zuzug aus
Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien zielstrebig französisiert, so dass
der Rhein trotz ausklingenden Fortbestands einer deutschen Mundart allmählich
mehr und mehr zu einer Sprachgrenze wurde.
L.: Stoffel, G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss,
J., Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St),
1895ff.; Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648,
1896; Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen
Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.;
Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar
1648, Teil 1, 1898 (Statistische Mitteilungen
über Elsass-Lothringen Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France
1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass
1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen Landstände, 1907; Vildhaut, H.,
Politische Strömungen und Parteien im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott,
K., Die Entwicklung der Kartographie des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde
und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913; Spahn, M., Elsass-Lothringen, 1919;
Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Das Reichsland Elsass-Lothringen
1871-1918, hg. v. Schlenker, M./Wolfram, G., Bd. 1ff., 1931ff.;
Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1, 1939;
Marichal, P., Dictionnaire topographique du département des Vosges, comprenant
les noms de lieu anciens et modernes, 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine
et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Wehler, H.,
Elsass-Lothringen von 1870 bis 1918, ZGO 109 (1961); Himly, F., Atlas des
villes médievales d'Alsace, 1970; Becker, J., Baden, Bismarck und die Annexion
von Elsass und Lothringen, 1972; Poidevin, R., L'Alsace-Lorraine 1871-1918,
1972; Rothenberger, K., Die elsass-lothringische Heimat- und Autonomiebewegung
zwischen den beiden Weltkriegen, 2. A. 1976; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Seidel,
K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich. Landesherrschaft, Landstände
und fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Grünewald,
I., Die Elsass-Lothringer im Reich 1918-1933, 1984; Hiery, H., Reichstagswahlen
im Reichsland. Ein Beitrag zur Landesgeschichte von Elsass-Lothringen und zur
Wahlgeschichte des Deutschen Reiches 1871-1918, 1986; Preibusch, S.,
Verfassungsentwicklungen im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde im
10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit der 1183/1190 die in der Mitte
des 12. Jahrhunderts erstmals belegten Edelherren von Hainhausen bei
Seligenstadt belehnt wurden, die sich von nun an Herren von E. nannten und in
enger Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für das die Herren von E. im 13.
Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre Herrschaft (1418 Königstein) setzte
sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und des Erzstifts Mainz
zusammen und reichte vom Odenwald bis zur Lahn. 1264 gelangten beim Aussterben
einer Linie Teile der Güter an die verschwägerten Grafen von Katzenelnbogen und
die Grafen von Nassau. 1433 erfolgte eine Teilung
in die Linien Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein. 1492 wurde der
Westteil der Herrschaft Eppstein-Münzenberg an die Landgrafen von Hessen
verkauft. Das Erbe des 1505 die Grafenwürde erlangenden, 1535 in den
Hauptlinien Münzenberg und Königstein erloschenen, zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hauses fiel an Stolberg und 1581 an Mainz. 1803 kam E. an
Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der Herren und der Stadt, 1968;
Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer, R., Die Herren von
Eppstein, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 315.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von Hagen-Arnsburg-Münzenberg
zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das Vogteirechte (?) der
Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs in der Mark
Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König Heinrichs (VII.)
innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die Pfalzgrafen bei Rhein.
Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die Reichsministerialität
erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das Erbschenkenamt der
Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert entstand dann
in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz der Schenken zu E. war. Die
Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf Gütern des 1232 an das Erzstift
Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu
Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis 1503),
Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste das
Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung in die Linien Erbach und
Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war nur vorübergehend von Bedeutung,
da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie Reichenberg wiedervereinigt wurden.
1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft erlangt. Die im 15.
Jahrhundert erworbene Herrschaft Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und
dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht
gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden
die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation
eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch Heirat wichtige Güter aus dem Erbe
der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg). Georg Albrechts († 1647) Söhne
teilten die Nutzung unter den Hauptlinien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau.
Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war, teilte sich die Familie
1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und die von
dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die Reichsgrafschaft
samt Herrschaft Breuberg mit 10,5 Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem
fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm die Linie Erbach-Erbach durch
Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von Wartenberg-Rot
(Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und rund 33000
Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein an Bayern.
Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg
veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
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Formbach (Grafen) (, Vornbach). Im 9. bzw. 10.
Jahrhundert erscheinen mit einem Meginhard Grafen von F., die außer mit den
Liutpoldingern bzw. Luitpoldingern, Brunonen und Wettinern mit den Grafen von
Wels-Lambach verwandt waren und die Grafschaft im Traungau innehatten. 1158
erlosch die im 11. Jahrhundert in den Linien Formbach-Neuburg (Ekbert),
Vichtenstein und Windberg-Ratelberg bzw. Windberg-Radlberg (Winzenburg)
sichtbare Familie, die gestützt auf mehr als hundert Edelfreienfamilien und
Ministerialenfamilien zwischen Isar, Hausruck, Rott und Böhmen begütert war und
zeitweise die Grafschaft im Schweinachgau und im Künzinggau (zwischen Isar und
Vils) sowie die Vogtei über die Hochstifte Regensburg, Passau und Bamberg und
die Klöster Göttweig, Niederaltaich und Sankt Nikola bei Passau innehatte und
1040/1094 das Kloster Vornbach (Formbach) am Inn stiftete. Erben waren vor
allem die Babenberger und Otakare sowie die Grafen von Andechs, Bogen und
Ortenburg.
L.: Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Das babenbergische Österreich
(976-1246), hg. v. Zöllner, E., 1978; Jungmann-Stadler, F., Formbach, LexMA 4
1989, 645; Lashofer, C., Die Formbacher als Vögte des Stiftes Göttweig, (in)
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des
Benediktinerordens 106 (1995), 221; Loibl, R., der Herrschaftsraum der Grafen
von Vornbach, 1997. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Frankreich ist der aus den karolingischen Teilungen (843/887) des in der Völkerwanderungszeit
entstandenen fränkischen Reichs im 10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich
Deutschlands, der im Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter
Napoleon Bonaparte kulturell und politisch führend in Europa wird. Nach 1945
macht er den Oberrhein zur Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit
der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und
Italien zur die deutsche Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für
Kohle und Stahl (Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine
europäische Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die
Europäische Union mit (1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten.
S. u. a. Andlau (Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch,
Bremen, Burgund, Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg im Breisgau,
Geldern, Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Homburg,
Kaiserslautern, Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck, Lützelstein,
Luxemburg, Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur, Niederlande,
Oldenburg, Pfalz, Prüm (Reichsabtei), Provence, Rheingrafen, Saarbrücken, Salm,
Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen, Simmern, Speyer, Sponheim, Straßburg, Toul,
Trier, Veldenz, Verdun, Westphalen, Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz.
Französische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988; Contamine,
P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A., Frankreich,
2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde
am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen
lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst
unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König
Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer
der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian),
durch dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die
Äbte den päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170
den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee
reichende Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw.
450000 Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg
im Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen
Reichskreis. 1626 wurde das Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war
es Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F.
das letzte Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das
Stiftsland ein selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet)
eingerichtet. Um 1790 zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe
(Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach,
Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen,
Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam,
Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden
(Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz,
Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit
Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit
33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die
1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an
Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und
1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es
1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an
Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers
erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete
gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische Länder,
Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum
F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03),
1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die
Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J.,
Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U., Untersuchung zur
Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in) Strukturen der
Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989,
1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994; Fulda in seiner
Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda, Fuldaer
Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi, Bd.
1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die
fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei
Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v.
Zwies, S., 2014.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Gaildorf (Herrschaft). Nach G. am Kocher südlich von
Schwäbisch Hall nannten sich seit 1255 Herren von G., die im Dienst der
Schenken von Limpurg standen. Bei Teilungen in
der Familie der Schenken seit 1441 fiel der 1404 zur Stadt erhobene Ort bis
1552 einer Linie zu und wurde später geteilt. Nach 1690 stand die Herrschaft
der Linie Limpurg-Sontheim zu (Aussterben in männlicher Linie 1713). 1806 fiel
G. mit der Herrschaft Limpurg an Württemberg, wo es bis 1938 Sitz eines
Oberamtes war. 1951/1952 gelangte es damit zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 124; Hölzle, Beiwort 49.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Galizien (Landschaft, Fürstentum, Königreich).
Während das Karpatenvorland westlich des San mit Krakau um 1000 an Polen kam,
bildeten sich im Gebiet östlich des San die Fürstentümer Halitsch (((Halics)
und Wladimir (Lodomerien). Davon gewann Halitsch/Galizien Anschluss an die
Entwicklung Böhmens, Polens und Ungarns. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 erhielt Österreich Rotrussland und Teile
Podoliens mit Zamosc, Brody, Lemberg, Tarnopol und Halitsch (Halics) sowie die
Herzogtümer Zator und Auschwitz. Dieses 1280 Quadratmeilen mit 1,2 Millionen
Einwohnern umfassende Gebiet wurde als Königreich G. und Lodomerien bezeichnet.
1784 wurde nach der Errichtung eines eigenen Gubernium für G. samt Lodomerien
in Lemberg eine Universität geschaffen. 1795 kam bei der dritten polnischen Teilung Kleinpolen mit Krakau, Wieliczka, Rawka,
Sandomir, Radom und Maciejowice (Maziejowice) (insgesamt 46000 Quadratkilometer
mit 1,5 Millionen Einwohnern) als Westgalizien hinzu. 1809 musste dieses
Westgalizien mit Zamosc an das Großherzogtum Warschau, der östliche Teil
Galiziens an Russland abgetreten werden. 1815 kam dieser Teil an Österreich
zurück, während die übrigen 1809 verlorenen Gebiete an Polen fielen. 1846 wurde
der 1815 gebildete Freistaat Krakau einverleibt. 1918 schloss sich der
westliche, 1772 an Österreich gelangte Teil Galiziens (mit Krakau, Tarnów und
Przemyśl) Westgalizien Polen an. Das östliche Galizien mit Lemberg wurde
1919 gewaltsam Polen eingegliedert, 1939 an die Sowjetukraine angeschlossen.
L.: Kratter, F., Briefe über den itzigen Zustand von Galizien, 1786; Traunpaur,
Chevalier d'Orphanie A. H., Dreyßig Briefe über Galizien, 1787; Stupnicki, H.,
Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Ortsrepertorium des Königreiches
Galizien und Lodomerien, 1874; Brawer, A., Galizien, wie es an Österreich kam,
1910; Seefeldt, F., Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung in Galizien unter
Kaiser Joseph II., 1935; Schneider, L., Das Kolonisationswerk Josephs II. in
Galizien, 1939; Rosdolski, R., Untertan und Staat in Galizien, 1992; Mark, R.,
Galizien, 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann,
K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Gams (Reichsdorf), Gambs. G. in der Schweiz
im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835 erstmals genannt.
Zunächst gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach einer Erbteilung
um 1360 bildete es eine eigene Herrschaft. 1393 verkaufte Eberhard der Ältere
von Sax G. mit Burg Hohensax für 20000 Gulden an die Herzöge von Österreich.
1398 erhielt sein Neffe Eberhard der Jüngere von Sax die Herrschaft als Lehen
Österreichs. Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten. Auf Bitte
der Leute von Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft, die in der
Reformation katholisch blieb. Als Reichsdorf erschien Gams erstmals 1609 bei
dem 1603-1605 als Erzieher im Dienst der Herren von Sax/Hohensax stehenden Melchior
Goldast von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797 kam Gams zum Kanton Linth, 1803 zum
Kanton Sankt Gallen der Schweiz.
L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung; Jenichen 12; Hugo 475;
Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3 (1926), 388. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in
der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert
genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel
der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter
Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu
Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien
Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz [bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck
und Sulz). Die an die Linie Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die
Grafen von Moers-Saarwerden vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen
Güter (Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet
war und sich Graf von Veldenz nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit
Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem
heimgefallenen Lehen die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben
(1692) entgegen einer Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und
späteren Grafen von der Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen
und hatte 4000 Einwohner. 1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem
Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs
unterstellt (mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte
G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker
Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C.,
Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung
und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Glogau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien erscheint 1010 als
polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten deutsche Siedler zu.
1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien anlässlich einer Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253
erhielt die Stadt G. Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I.
drei Söhne das Gebiet und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und G. Herzog
Heinrich III. von G. († 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Polen
ausdehnen. 1312/1322 wurden Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie die
meisten schlesischen Fürstentümer seit 1329, unter die Lehnshoheit Böhmens, das
einen Teil des Gebiets besetzte. 1368 wurde das Herzogtum G. erneut geteilt.
Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die andere an den König von Böhmen
(und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383 an die Herzöge von Teschen, 1476 nach
dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an König Matthias Corvinus von Ungarn.
1482 wurde Crossen (Krossen) mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an
Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus' nichtehelicher Sohn Johann Corvinus
vereinigte beide Teile Glogaus wieder und vergab sie als Lehen an Prinz Johann
Albert (1492-1498) und König Sigismund von Polen (1498-1506). Seit 1506 war G.
kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508 von Polen an Böhmen zurück und fiel
1526 mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug Wallenstein nochmals den Titel
eines Herzogs von G. 1742 ging G., das einen Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen
aufwies und in die Kreise G., Freystadt (Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg
(Grüneberg) und Schwiebus gegliedert war, an Preußen über. 1945 kam es unter
die Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und
Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke,
J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte
Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in
alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Gnesen (Erzstift, Fürsten). An der Stelle
Gnesens (zu poln. gniazdo, gnezdo, Nest, Vertiefung) in Kujawien bestand
bereits im späten 8. Jahrhundert eine befestigte Siedlung. Diese wurde im 10.
Jahrhundert Fürstensitz und 991 Hauptstadt Polens (bis 1039). Im Jahre 1000
gründete Kaiser Otto III. dort das Erzbistum G. Unterstellt waren die Bischöfe
von Kolberg, Breslau und Krakau, im 11./12. Jahrhundert auch Posen, Leslau,
Plock und Lebus (bis 1424). Die Zugehörigkeit Breslaus war seit 1354 nur noch
formell. Lebus kam im 15. Jahrhundert an Magdeburg. 1387 wurden Wilna, 1417
Miedniki (Samogitien) und nach 1466 Culm (Kulm) G. unterstellt, dessen Diözese
aus dem östlichen Teil des 968 gegründeten Bistums Posen gebildet wurde. Im 13.
Jahrhundert erwarben die Erzbischöfe das Fürstentum Lowicz und nannten sich
seitdem Fürsten von G. Im Zuge der polnischen Teilungen
ging G. an Preußen über. Von 1793 bis 1807 und von 1814/1815 bis 1918 gehörte
G. zu Preußen, das 1821 Posen zum Erzbistum erhob und mit G. in Personalunion verband.
1918 kam es mit der Abtrennung Westpreußens und Posens vom deutschen Reich
wieder an Polen zurück. Das polnische Konkordat von 1925 bestätigte die
Erzdiözese Gnesen-Posen mit den beiden Bistümern Kulm (Culm) und Leslau.
L.: Warschauer, A., Geschichte der Stadt Gnesen, 1918; Kehr, P., Das Erzbistum
Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen, 1920,
Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin; Völker, K., Kirchengeschichte Polens, 1930;
Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen, 1937; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der
Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Labuda, G., Gnesen,
LexMA 4 1989, 1522ff.; 1000 lat archidiecezji gnieźnieńskiej (1000
Jahre Erzdiözese Gnesen) hg. v. Strzelczyka, J. u. a., 2000.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III.
G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen
aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von
Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G., die ihre
teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz
in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten des
Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der Grafen
von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung nach
Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des
Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die
Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol
(Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie die
Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363
ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die
Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie
Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere
Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim
Aussterben der Tiroler Linie entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen
Habsburg durchzusetzen, sondern verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als
Reichsfürsten schon 1374 auch Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg),
in der Windischen Mark und um Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer
Linie. Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an
Habsburg und damit zum österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die
Vereinigung von G. mit Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis
1814 war G. bei Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus
Görz, Triest und Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861
erhielt das Kronland Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit.
1919 fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen
Teil des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110 (2002),
1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002), 293; Da
Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel Medioevo, hg. v.
Cavazzo, S., 2004.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Göttingen (Fürstentum, Residenz der Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine wird als Dorf Gutingi 953 erstmals
erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort vermutlich Stadtrecht. Ab 1235 gehörte
Göttingen zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Von (1291 bis 1292 und von) 1345
bis 1463 war es Sitz des Fürstentums G. (Oberwald), das von Münden (Hannoversch
Münden) bis Hahausen bei Bockenem reichte. Im Kampf mit dem Landesherren
erlangte die Stadt weitgehende Selbständigkeit. Das Fürstentum kam nach seiner
Zerrüttung unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463 an das Fürstentum Calenberg des
mittleren Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in Münden residierte, und ging
schließlich in Hannover auf (1692). Es gehörte dem niedersächsischen
Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946 zu Niedersachsen. S.
Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen
zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um
1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.;
Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche
Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in
seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann,
W., Der Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff,
E., Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums Göttingen und des Landes
Göttingen im Fürstentum Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 218; DIe Schatzverzeichnisse des Fürstentums 1418-1527, bearb. v. Dolle,
J., 2011. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Grenzau (Burg). Kurz vor 1213 erbaute Heinrich
von Isenburg auf einem von dem Abt von Laach (Maria Laach), der Abtei Siegburg
und dem Marienstift Utrecht erworbenen Berg im Brextal im Westerwald die Burg
Gransioie. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die nach einer zwischen 1304
und 1310 erfolgten Abteilung von Gütern an
Isenburg-Arenfels über Isenburg-Büdingen 1342 an die mittlere Linie
Isenburg-Grenzau kam. Von 1439 bis 1446 waren die Grafen von Nassau-Beilstein
an der Herrschaft beteiligt. Beim Aussterben der Grafen von Isenburg-Grenzau
fiel G. als heimgefallenes Lehen an das Erzstift Trier, 1803 an Nassau-Weilburg
(Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Isenburg-Grenzau.
L.: Wolff 95.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der
Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit
1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten,
1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig.
Die Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem alte (katlenburgische)
Güter am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an
das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener Linie der Welfen.
Das aus zwei räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst von
Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und 1665
an Calenberg fallende Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode,
die landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen),
Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und
Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine
Bergwerke. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen.
(S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums
Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen
der Welfen im Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der
Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
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Gundelfingen (Herren, reichsunmittelbare Herrschaft).
Nach der Burg G. an der Lauter nannten sich 1105 erscheinende hochadlige
Herren, die bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts um Lauter und Donau ein kleines
Herrschaftsgebiet errichteten, das durch Erbteilungen
aber bald wieder zerfiel. Der letzte Freiherr von G. vererbte G. 1546 an die
Grafen von Helfenstein, von denen es 1627 an Fürstenberg fiel (Linie Messkirch,
1744 Linie Stühlingen). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die freie
Herrschaft G. mit einer Quadratmeile (66 Quadratkilometer, 2800 Einwohner) über
die Fürsten von Fürstenberg zum schwäbischen Reichskreis sowie zum schwäbischen
Reichsgrafenkollegium. 1806 fiel sie an Württemberg. Damit gelangte G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, Diss. phil.
Tübingen 1962.
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Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass
behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie gelangte
Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg,
für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König
gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278
den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den
Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen,
das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438
aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische
Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien,
Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben
der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien
vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund (†
1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach
dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der
Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und
Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie
die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450
Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete
die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl
V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande,
nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von
Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen
Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er
1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in
eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft
Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs
von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit
Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das
Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich,
Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich
mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II.
(1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von
Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer
Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von
Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875).
Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia
begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und
zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779
ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als
Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel
Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des
Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von
1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W.,
Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v.
Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R.,
Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger,
LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990;
Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte
des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v.
Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A.,
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2,
245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein
Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee,
hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
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Helgoland (Insel). Die auf einem unterirdischen
Salzstock ruhende, schon in der Steinzeit bewohnte Nordseeinsel H. (heiliges
Land?) wurde im Frühmittelalter von Friesen besiedelt. 1402 kam sie an das
Herzogtum Schleswig, 1490 durch Landesteilung an
die Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorp bzw. Gottorf. 1714 musste sie an
Dänemark, 1807/1814 von diesem an England abgetreten werden. Durch Vertrag vom
1. 7. 1890 wurde H. vom Deutschen Reich gegen Sansibar eingetauscht und durch
Gesetz vom 15. 12. 1890 dem Reich, durch preußisches Gesetz vom 18. 2. 1891
Preußen einverleibt. Am 18. 4. 1945 wurde der Ort durch Bombenangriffe
vernichtet. Am 18. 4. 1947 versuchte England als Besatzungsmacht vergeblich die
Insel insgesamt mit 6,5 Millionen Kilogramm Sprengstoff zu zerstören. Am 1. 3.
1952 wurde H. an Deutschland zurückgegeben und dem Land Schleswig-Holstein
zugeteilt (1972 2,09 Quadratkilometer, 2500 Einwohner). Seit 1. 1. 1996 gehört
(das durch das Meer gefährdete) H. zum deutschen Hoheitsgebiet und
Steuergebiet.
L.: Sell, M., Das deutsch-englische Abkommen 1890, 1926; Siebs, B./Wohlenberg,
E., Helgoland, Landes- und Volkskunde, 1953; Bahr, M., Helgoland, Fries. Jb. 30
(1955), 203; Lüth, E., Helgoland, 2. A. 1963; Friedrichs, K., Umkämpftes
Helgoland, 1988. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des 11.
Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in enger
Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals
urkundlich bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und
Hassbergen begütert war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter
Berg) im Grabfeld zehn Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren
Niederlagen durch die Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte, Burggrafen
(1091) und Marschälle das Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230
verlor es das Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen, Mellrichstadt und
Stockheim und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach Thüringen abgedrängt,
1310 aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im thüringischen
Erbfolgestreit erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden („neue
Herrschaft“, die 1291 in weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg fiel).
1274 erfolgte eine Teilung in die drei Linien
Henneberg-Schleusingen (bis 1583, 1310 Fürstengenossen), Henneberg-Aschach (bis
1549, 1486 in den Reichsfürstenstand erhoben) und
Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379, Güter durch Verkauf an
Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg, Sonneberg), die
Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte, ging 1353 über
drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin (Sachsen),
teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde Meiningen im
Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss 1554 infolge
Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus Wettin (Meißen, Sachsen). Nach
dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten auf Grund der Erbverbrüderung
von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen) die Güter gemeinsam bis 1660.
Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das
ernestinische Sachsen-Meiningen (bis 1920), der Rest an (das albertinische)
Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft Schmalkalden musste Hessen-Kassel
überlassen werden. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die ursprünglich 28
Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit
etwa 74000 Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5
Quadratmeilen mit 22000 Einwohnern (die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf,
Benshausen und die Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]),
Sachsen-Weimar-Eisenach 5,3 Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die Ämter
Ilmenau, Lichtenberg oder Ostheim und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10
Qadratmeilen mit 26000 Einwohnern (Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen und
Untermaßfeld (Maßfeld), Wasungen, Sand, Frauenbreitungen und Römhild),
Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7 Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern,
Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar)
und Sachsen-Hildburghausen 0,75 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt
Behrungen). Der kursächsische Teil kam 1815, der hessische 1866 an Preußen.
Sachsen-Meiningen ging 1920 in Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und
seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer
Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk.
Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96, 798; Regesten des Archivs
der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Henneberg-Römhild (Grafschaft). Henneberg-Aschach nannte
sich nach dem Anfall Henneberg-Hartenberg(-Römhilds) (1378) H. Es erwarb
zahlreiche Güter (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1335/1344 Kühndorf, 1455
ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung an Bedeutung (1526 von der Fürstenbank des
Reichstags verwiesen). 1548 kamen die Güter Graf Bertholds XVII. an die
verschwägerten Grafen von Mansfeld und von diesen teilweise an
Henneberg-Schleusingen (ein Viertel Hennebergs). Die Güter Graf Albrechts
fielen an die verschwägerten Grafen von Stolberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts
war die über den Herzog von Sachsen-Meiningen (1660) zum fränkischen
Reichskreis zählende Grafschaft H. 2,9 Quadratmeilen groß und hatte 8000
Einwohner.
L.: Wallner 693 FränkRK 21; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der
erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine
benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und
mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen
des 9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine
Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I.
abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von
Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz
schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die
Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von
einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch
die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester
Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter
Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu
Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war
illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch
die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig
des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die
Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem
durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von
Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian
mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555 bis
1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis 1792/1794
herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich abgetreten.
Vergrößert um Teile der Provinzen Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land
Tournai wurde der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten Département
Jemappes, das als H. 1815 an das Königreich der Vereinigten Niederlande und
1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f.
1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao,
Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy,
Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de
1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436 Hainaut;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22, 24, 41, 45,
47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis, pagus
Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M., Le
passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La
législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den
Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des
Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das
zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich
eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs
von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf
Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264)
mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des
Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von
Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren
1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen
Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg,
Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von
den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen
gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die
Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in
den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13.
Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305
Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350
Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das
1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14.
Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem
es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen
von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze
Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H.
durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und
der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I.
(1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein
zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg
in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu
erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der
oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg,
Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der
Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen
Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal
(Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer
Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei
Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis
ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche
Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch
die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim,
Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung
Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische
Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet
wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum
Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität
Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die
hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567)
wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen
Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf
die österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der
Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau
(Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn
[Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald
[Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch
Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen
Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12.
1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875
im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den
Linien Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
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Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
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(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen
unter Georg I. Residenz der lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen
von Hessen, die mit rund 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein
Achtel Hessens geerbt hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels
Schotten, Stornfels und Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte
1604 die südliche Hälfte Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten
Auseinandersetzungen mit Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650
zugesprochen wurde. 1607 gründete H. die lutherische Landesuniversität Gießen.
Von 1609 bis 1643 zweigte sich Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene
Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit
Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel.
Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Durch § 7 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 gewann H. zum Ausgleich für die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die Aufhebung von Rechten über Wetzlar und
Frankfurt sowie für die Abtretung der Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden
und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des
Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter
Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch, Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau,
Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim, Hirschhorn, die mainzischen Güter
Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg), die pfälzischen Ämter Lindenfels,
Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und Oppenheim (teilweise), den Rest des
Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt und Marienschloss bei Rockenburg,
die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen
mit 218000 Einwohnern), so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen
und Westfalen gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern
umfasste. Von Baden tauschte es (die Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die
Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das
bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen
und Staufenberg, den Gerichten Lollar, Heuchelheim und Steinbach) und Nidda,
die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg, Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau,
Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach), Butzbach, Königsberg,
Biedenkopf und Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels,
Bingenheim, Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter
und Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die
Zent Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den
rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker Tal (Buseckertal) mit 9
Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die
Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum
erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt
Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75
Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr
von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit 1622 einer
Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die Kreise
Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine Militärkonvention
eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und militärischen
Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
folgte dem Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in dem 1933 die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit
seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das
sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie
Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K., Entwicklungsgeschichte
Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt und seine Entwicklung,
1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A. 1939; Das
Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg. v.
Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von
Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen
von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt,
Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in
Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es
Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung
nach Landgraf Philipp dem Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte
Hessens mit Kassel als Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die
Hoyaer Ämter Uchte und Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die
Niedergrafschaft Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss
Graf Johanns von Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs
IV. von Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge
unter anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des
calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt
Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und
erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg
erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim).
1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey
außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg,
Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen
Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen
(Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen.
1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich
besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt.
1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst
behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs und
seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine Verfassung
erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen der
Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres 1866
gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz
Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen
am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie
Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922;
Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und
Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E.,
Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die
Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19.
Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp,
W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen
Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen
Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987;
Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988,
Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und
Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige
Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007;
Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235
Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an
Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den
Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung
(1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434]
und Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen
Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der
erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den
Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu
dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung
des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts
Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie
Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die
Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten
Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels]
preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein,
Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein
entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis zählenden
hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in
17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten,
überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an
Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
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Hohenlohe-Ingelfingen (Grafen, Fürsten). Das 1080 erstmals
genannte Ingelfingen bei Künzelsau kam 1287 mit der Burg Lichteneck an die
Grafen von Hohenlohe. Durch Teilung der Linie
Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. Von 1701 bis 1805 war
Ingelfingen Residenz der zum fränkischen Reichskreis zählenden Fürsten zu H. Um
1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg,
Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. In Besitz
der Linie H. befanden sich Ingelfingen, das Amt Schrozberg und das Salinenamt
Weißbach (Weisbach). H. zählte auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst von H. für seine Rechte und Ansprüche auf die 7 Dörfer Gaukönigshofen
(Königshofen), Tauberrettersheim (Rettersheim), Rinderfeld (Reiderfeld),
Wermutshausen, Neubronn, Streichental und Oberndorf das Dorf Nagelsberg. 1805
erbte H. Hohenlohe-Öhringen. Ingelfingen fiel 1806 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 692 FränkRK 7 c; Riedenauer 129.
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Hohenlohe-Kirchberg (Grafen, Fürsten, gräflich
Wolfsteinischer Allodialerbe). Durch Teilung der
Linie Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. der Grafen von
Hohenlohe. 1740 beerbte sie zusammen mit den Grafen von Giech die Grafen von
Wolfstein. (Um 1800 umfasste das Gebiet von H. zusammen mit
Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen 22
Quadratmeilen.) In Besitz der Linie zu H. befanden sich Stadt und Amt Kirchberg
und das Amt Döttingen.
L.: Wolff 119; Zeumer 554 II b 62, 8; Wallner 692 FränkRK 7 d; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
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Hohenlohe-Langenburg (Grafen, Fürsten). Nach Langenburg benannte
sich ein 1610 durch Teilung entstandener Zweig
der Linie Hohenlohe-Neuenstein der Grafen von Hohenlohe. Er erwarb 1631 durch
Erbschaft die obere Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf und zählte zum fränkischen
Reichskreis. Später teilten sich die H. in die Nebenlinien H.,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg. Um 1800 umfasste das Gebiet der
H. zusammen mit Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. Die Linie H. hatte das Amt Langenburg
und einige Dörfer.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Taddey, G., Barockbau im Kleinterritorium, (in)
Barock in Baden-Württemberg Bd. 2 1981, 145ff.
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Hohenlohe-Öhringen (Fürsten). Um 150 n. Chr. verschoben die
Römer die Reichsgrenze vom Neckar hinweg und errichteten am neuen vorderen
Limes den vicus Aurelianus. 1037 erscheint die Siedlung Orengowe in der Hand
der Mutter Kaiser Konrads II., die dort ein Kollegiatstift gründete. Vögte
dieses Stiftes waren später die Herren von Hohenlohe, die um 1250 Öhringen
erwarben. Auch nach der Landesteilung von
1551/1553 gehörte Öhringen den Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und
Hohenlohe-Waldenburg. Durch Teilung der
Hauptlinie Hohenlohe-Neuenstein entstand 1641 die Linie H. die sich seit 1782
Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen (bzw. H.) nannte. H. zählte zum fränkischen
Reichskreis und gehörte auch dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an.
Um 1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg etwa 22 Quadratmeilen. H. hatte
die Stadt Öhringen, Stadt und Amt Neuenstein, die Ämter Michelbach,
Forchtenberg, Künzelsau und Stadt und Amt Weikersheim. Die Güter fielen nach
Aussterben der Linie 1805 an Hohenlohe-Ingelfingen und damit über Württemberg
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 a; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Landkreis Öhringen, 1968.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hohenlohe-Pfedelbach (Grafen). H. entstand 1615 bei Teilung der Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie erlosch 1728 und wurde von Hohenlohe-Bartenstein beerbt. S. Hohenlohe. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hohenlohe-Schillingsfürst (Grafen, Fürsten). Das im Jahre 1000 in
der Hand von Reichsministerialen erwähnte Schillingsfürst bei Rothenburg kam
aus deren Erbe an die Herren von Hohenlohe. 1615 entstanden durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg die Linien
Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und H. 1679
beerbte H. die Linie Hohenlohe-Waldenburg, teilte sich aber wieder in die
Nebenlinien Hohenlohe-Bartenstein und H. 1723 errichtete Graf Philipp von
Hohenlohe-Waldenburg als Residenz seiner Hauptlinie einen dreigliedrigen
Palast. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die zum fränkischen Reichskreis
zählende Linie H. die Stadt Waldenburg und die Ämter Schillingsfürst,
Adolzfurt, Kupferzell, und Ohrntal mit einer Anzahl Dörfer. Zusammen mit
Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-[Waldenburg-]Bartenstein) umfasste ihr Gebiet
etwa 12 Quadratmeilen). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 erhielten die Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von
600 Gulden auf Comburg. 1806 kam Schillingsfürst an Bayern. 1840 erhielt Prinz
Viktor von H. den Titel Herzog von Ratibor für das 1834 erbweise erlangte
Ratibor.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Hofmann, H., Burgen, Schlösser und Residenzen in
Franken, 1961. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von
Hohenzollern, welche die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und
Inzighofen, die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft
Veringen und die Herrschaft Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die
Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel
das zwischenzeitlich abgespaltete Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum
schwäbischen Reichskreis zählende H. durch § 10 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine Feudalrechte in den
Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Dixmüde), ‚s-Heerenberg (Berg),
Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und Millingen-aan-den-Rijn
(Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien die Herrschaft Glatt
des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron (Klosterbeuren) und Holzen
(Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die Rheinbundakte die ehemals österreichischen
Mediatklöster Habsthal und Wald, die Herrschaft Achberg und Hohenfels des
Deutschen Ordens, die Souveränität über die Herrschaften Jungnau und
Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau gelegenen Teil der Herrschaft
Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die vormals Salem gehörige Herrschaft
Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft Straßberg der Fürsten von Thurn und
Taxis sowie die ritterschaftlichen Herrschaften Gammertingen und Hettingen der
Freiherren von Speth. 1805 wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine
Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst zugunsten Preußens ab. 1945 kam
Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der
oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen
von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte
Baden-Württemberg, 2002.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hohnstein, Hohenstein, Honstein (Grafschaft). Nach
der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt bei Nordhausen
errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H. nannten sich seit 1182/1188 die
seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren, vielleicht von König Lothar von
Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut ausgestatteten, mit den ludowingischen
Landgrafen von Thüringen verwandten Grafen von Ilfeld (dort vor 1190 ein
Stift). Sie gewannen rasch umfangreiche Güter zwischen Wipper und Oberharz,
verloren aber den Osten des Gebiets, als sich um 1200 (1201) die Linie der
Grafen von Stolberg abzweigte. Die vielleicht schon von König Lothar III. von
Süpplingenburg eingerichtete Grafschaft H. erwarb zwischen 1238 und 1267
stückweise als Lehen Halberstadts die Grafschaft Klettenberg mit der Vogtei
über Kloster Walkenried, 1268 Sömmerda und im 14. Jahrhundert die Grafschaft
Lohra. Die 1289 abgetrennte Linie Sondershausen drang nach Thüringen vor und
wurde 1356 von den Grafen von Schwarzburg beerbt. Eine weitere Teilung erfolgte 1315. Ein Zweig erhielt 1481 die
Herrschaft Schwedt an der Oder als Lehen, starb aber 1609 aus. Die Hauptlinie
Klettenberg starb nach verschiedenen Teilungen
1593/1633 aus. Von den Gütern ging die nach 1253 erlangte Reichsvogtei über
Nordhausen an Sachsen-Weimar, andere Teile an Braunschweig sowie vor allem an
das Hochstift Halberstadt und damit 1648 an Brandenburg, das sie von 1653 bis
1702 an die Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab.
Um 1800 umfasste die zum obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft ein
Gebiet von 5 bzw. 7 Quadratmeilen, die sich wie folgt aufteilten: Um 1 bzw. 2
Quadratmeilen gehörten dem König von Großbritannien, 3 Quadratmeilen den Grafen
Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Wernigerode.
Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet fiel 1866 an Preußen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28
(1895); Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897; Reichardt, R., Die Grafschaft
Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert, 1900; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957; Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86;
Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616,
1996. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800
als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte
sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten,
Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem
Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien
überließ. Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des
Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum
Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte
1110/1111 Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn.
Adolf II. eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines
Lehnsherren Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen,
verlor die Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die Wiedereroberung
mit dem Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings an das Erzstift
Bremen zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in mehrere Linien (1272/1273,
1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie, welche die Stammgrafschaft
Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg innehatte, erlosch 1640. Die
Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die übrigen Güter (1316
Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise faktisch,
1375/1386 nach dem Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses als
Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher
Verbindung. Als 1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des
Vertrages von Ripen (1460) in Personalunion an das Haus Oldenburg, das 1448 den
Thron in Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit Stormarn, Wagrien und
Dithmarschen, das endgültig aber erst 1559 einverleibt wurde, durch Kaiser
Friedrich III. zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben (und damit von Sachsen
bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von Lübeck gelöst). Eine Teilung von 1490 schuf einen königlichen Segeberger
Anteil und einen herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde
Friedrich zum König von Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit Schleswig
und H. wieder vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft H.
wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den
König von Dänemark verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem
Gebiet Holsteins die Herzogtümer Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp
(Holstein-Gottorf). Der Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum
Mitglied des Deutschen Bundes. S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg
vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A.
1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein (1550-1800), 1987; Opitz, E.,
Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein, LexMA 5 1990, 100ff.;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten
des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v.
Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der
Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der
holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010; Wieden, H. bei der, Die letzten
Grafen zu Holstein-Schaumburg, 2014, 2. A. 2015.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Hornstein (Freiherren, Reichsritter). Nach der
Burg H. am Laucherttal bei Sigmaringen nannten sich seit 1244 Herren. Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, mit
der 1579/1623 von Werner von Reischach erworbenen Herrschaft Hohenstoffeln zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem im 14. Jahrhundert erworbenen
Göffingen und Grüningen waren sie im Kanton Donau immatrikuliert. Nachdem sie
1773 von den Freiherren von Rost Göttelfingen und Vollmaringen und 1770 das
halbe Zimmern unter der Burg erlangt hatten, waren sie damit dem Kanton Neckar
inkorporiert. Nach der Erbteilung 1686
entstanden mehrere Linien (Binningen, Grüningen, Weiterdingen). Die Linie
Binningen hatte Hinterstoffeln, Mittlerstoffeln (Mittelstoffeln) und Binningen,
die Linie Weiterdingen Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen, Bietingen
und Gut Homboll, die 1805 an die Linie Binningen gelangten. Die Güter fielen
1806 an Württemberg, das sie 1810 größtenteils an Baden gab. Damit gelangte das
Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg. Vielleicht waren die H. am Ende des
Heiligen Römischen Reiches auch im Ritterkreis Franken immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592;Schweizer, Geschichte des freiherrlichen
Hauses Hornstein, (in) Archiv für Geschichte, Genealogie, Diplomatik 1846;
Hölzle, Beiwort 59, 60, 64; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Ruch Anhang 4, 77-80; Riedenauer 124; Danner,
W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte
des 17. und im 18. Jahrhundert, 1969.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Huckarde-Dorstfeld (Herrschaft). König Ludwig der Deutsche (806-876) übergab den Hof Huckarde (heute in Dortmund) dem Stift Essen. Zusammen mit dem Nachbardorf Dorstfeld bildete Huckarde dann eine vom übrigen Stiftsgebiet abgesonderte besondere Herrschaft des Stiftes, deren Vogtei 1288 den Grafen von der Mark übertragen wurde und zuletzt Preußen zustand. Mit Essen fiel die Herrschaft 1802/1803 an Preußen. Nach zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg (1808-1813/1815) wurde H. 1929 nach Dortmund eingemeindet und fiel bei der Aufteilung Preußens 1946 an Nordrhein-Westfalen. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Innerösterreich (Ländergruppe, Gebietseinheit). I. ist
die im Spätmittelalter (1379-1463) und der frühen Neuzeit (1564) infolge von
Erbteilungen des Hauses Habsburg entstandene,
Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Gradisca (Gradiska) und Windische Mark
umfassende Gebietseinheit. Seit Maximilian I. und seit Ferdinand II. (1619) war
I. mit den übrigen Ländern wieder vereint, galt aber auch später noch als
eigene Verwaltungseinheit.
L.: Die Territorien des Reichs 1, 102.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Isenburg-Grenzau (Herren, Grafen). Die kurz vor 1213 von den Herren von Isenburg errichtete Burg Grenzau östlich von Neuwied im Westerwald wurde Sitz einer kleinen Herrschaft, von der nach einer Erbteilung zwischen 1304 und 1310 Teile an Isenburg-Büdingen kamen. Sie spaltete die Linie I. ab. Vorübergehend waren von 1439 bis 1446 die Grafen von Nassau-Beilstein an Burg und Herrschaft Grenzau beteiligt, doch fiel sie dann ganz an die salentinische Linie Isenburgs. 1664 zog das Erzstift Trier die Herrschaft nach dem Aussterben Isenburgs (Niederisenburgs) als heimgefallenes Lehen ein. 1803 kam Grenzau an Nassau und damit 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Grenzau, Niederisenburg (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Jauer (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in Niederschlesien wurde vermutlich
vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht gegründet. Seit 1278 war J. Sitz
des im Wege der Teilung des Herzogtums Liegnitz
geschaffenen Fürstentums J., zu dem 1286 Löwenberg hinzukam. Durch Vereinigung
mit Teilen des Fürstentums Breslau (Schweidnitz, Münsterberg) wurde es von 1291/1292
bis 1301 vergrößert, dann aber erneut geteilt. Von 1346 an waren Schweidnitz
und J. erneut vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz mit
Kaiser Karl IV. kamen diese Gebiete 1368/1392 an Böhmen. 1474 fiel J. an
Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an Preußen. Das Fürstentum hatte einen
Flächeninhalt von etwa 56 Quadratmeilen und war in die Kreise J., Hirschberg
und Bunzlau-Löwenberg gegliedert. 1945 kam es (als Jawor) unter die Verwaltung
Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer, 1903;
Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911;
Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises Jauer-Bolkenhain,
hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
283. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Jever (Herrschaft). Die alte friesische
Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte und in deren Nähe
1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden wurden, erscheint seit
dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri denarii) der Billunger Herzöge
von Sachsen und entwickelte sich im Mittelalter zum Hauptort der friesischen
Landschaft Östringen. Durch Zusammenschluss der Landschaften Östringen und
Wangerland sowie Teilen von Rüstringen um 1370 entstand die von Sachsen wie von
Oldenburg gelöste Herrschaft J., deren ständiger Sitz J. im 15. Jahrhundert
war. 1517 gewann Ostfriesland eine Anwartschaft auf J. 1532 suchte die Regentin
Schutz bei Kaiser Karl V. und erkannte die Lehnshoheit Burgunds an. 1536 erhob
sie J. zur Stadt. 1575 fiel im Streit zwischen Oldenburg und Ostfriesland die
Herrschaft J. infolge testamentarischer Bestimmung an Oldenburg. 1667 kam sie
nach dem Aussterben der Hauptlinie der Grafen von Oldenburg an Anhalt-Zerbst und
bei der Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter
1793 über Katharina II., die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst,
von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6 Quadratmeilen groß. 1818
übertrug Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an die verwandten Herzöge
von Oldenburg, wodurch es 1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287;
Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G.,
Territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen
und Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und
Verwaltungsgebiete, 1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg
und Schloss von Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H., Verfassung und Verwaltung der
Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807, 1967.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[,
Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam
der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in
fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert
erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten
(1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat
(1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich.
Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den
in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich
nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über
Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens.
Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den
Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am
Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit
Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt
Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die
1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher
Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu
Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch Geldern
gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen
und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz
wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm
die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg
und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern
erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im
jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach).
Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern
vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000
Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814
war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von
Frankreich, das es 1801 vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen.
1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.;
Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.;
Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters,
Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a.,
Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18.
Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen
Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert,
F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter
den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.;
Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16.
und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v.
Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G.,
Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990,
803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Käfernburg (Grafen). Nach der Burg K. südöstlich
von Arnstadt nannten sich abwechselnd mit der Burg Schwarzburg Grafen, die
vielleicht bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgt werden können und im
letzten Viertel des 11. Jahrhunderts die Grafschaft im Längwitzgau innehatten.
1160/1221 erfolgte eine Teilung in die Linien
Schwarzburg und K. Die rasch bedeutungslos gewordene Linie K., die sich 1249
den Landgrafen von Thüringen unterwarf, starb nach weiteren Teilungen 1385 aus. S. Schwarzburg-Käfernburg,
Schwarzburg, Thüringen.
L.: Wolff 396, 412; Wittmann, H., Zur Frühgeschichte der Grafen von
Käfernburg-Schwarzburg, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 51 (1997), 9.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Khevenhüller (Freiherren, Grafen, Fürsten).
Vielleicht im 11. Jahrhundert zog das nach Kevenhüll bei Beilngries benannte,
1330 zuerst genannte Adelsgeschlecht aus dem bayerisch-fränkischen
Begegnungsraum nach Kärnten, wo es erstmals 1396 urkundlich bezeugt ist. Seit
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war es um Villach reich begütert. Zu
Beginn des 16. Jahrhunderts (1519) erfolgte eine Aufteilung
in eine österreichische Linie (Khevenhüller-Frankenburg) und eine Kärntner
Linie (Khevenhüller-Hochosterwitz). Die österreichische Linie erwarb 1581 drei
Herrschaften in Oberösterreich, wurde 1593 zu Reichsgrafen von Frankenburg
erhoben und erlosch 1817/1884. Die Linie in Kärnten nannte sich seit 1571 nach
Hochosterwitz (Hohenosterwitz), wurde 1673 zu österreichischen Grafen, 1725 zu
Reichsgrafen von Hardegg ernannt und 1764 in den Reichsfürstenstand erhoben.
Johann Joseph von Khevenhüller-Hochosterwitz (1706-1776) war verheiratet mit
der Erbgräfin Metsch und nannte sich daher seit 1751 Khevenhüller-Metsch. Als
Khevenhüller-Metsch gehörte die Familie dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium
des Reichsfürstenrates des Reichstags am Ende des 18. Jahrhunderts als
Personalist an.
L.: Zeumer 554 II b 61, 18.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Klettenberg (Herrschaft, Grafschaft). Die nach der
Burg Hohnstein bei Nordhausen benannten Grafen von Hohnstein, welche die
älteren, 1187 erstmals bezeugten, nach der Burg K. bei Walkenried benannten
Grafen von K., die vielleicht von der edelfreien Familie von Ballhausen
abstammten und zwischen Walkenried und Nordhausen sowie am südlichen Rand der
Goldenen Aue begütert waren, von 1238 bis 1253/1267 allmählich verdrängten,
spalteten um 1315 die Linie K. ab. Sie starb nach weiteren Teilungen 1593/1633 aus. Die zum obersächsischen
Reichskreis zählende Grafschaft fiel 1648 mit Halberstadt an Brandenburg, das
sie als Lehen an die Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein
(Sayn-Wittgenstein) ausgab, aber 1702 wieder einzog. Um 1800 umfasste ihr
Gebiet zusammen mit der Herrschaft Lohra 7 bzw. 8 Quadratmeilen. Die Grafschaft
K. enthielt die Städte Ellrich und Sachsa, die Ämter K., Fronderode (Frohnderode),
Mauderode, Woffleben und Benneckenstein (Beneckenstein) und eine Anzahl Dörfer.
In Preußen kam K. zur Provinz Sachsen und nach 1945 zu Thüringen (ausgenommen
Sachsa [zu Niedersachsen]). Benneckenstein gelangte zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710 ObersächsRK 20; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957, 17ff.; Eberhardt, H., Landgericht und
Reichsgut im nördlichen Thüringen, Bll. f. dt. LG. 95 (1959), 74ff.; Blaschke,
K., Klettenberg, LexMA 5 1990, 1211.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Kreuznach (Herrschaft). Am Schnittpunkt alter
Verkehrswege zwischen Trier, Metz, Worms, Mainz und Koblenz errichteten auf
älteren Siedlungsspuren die Römer den Ort Cruciniacum an der Nahe. Um 400 wurde
K. fränkisch. Um 742 wurde die Kirche St. Martin an das Hochstift Würzburg
gegeben und im 10. Jahrhundert an die Emichonen verlehnt. Um 1200 hatten sie
als deren Teilerben die Grafen von Veldenz den jüngeren Rheingrafen verliehen.
Das Umland gab Kaiser Heinrich III. 1045 dem Hochstift Speyer, das es kurz nach
1105 vermutlich als Lehen an die Grafen von Sponheim übertrug. Sie gründeten
eine neue, das alte Cruciniacum überflügelnde Siedlung, die bei der Sponheimer Teilung 1223/1233 zur vorderen Grafschaft
Sponheim(-Kreuznach) kam. Nach dem Aussterben der Grafen (1417, 1437) stand K.
mit der Grafschaft bis 1559 unter dreifacher (Pfalz, Baden, Veldenz) und bis
1708 unter doppelter Herrschaft (Pfalz, Baden). 1815 kam es an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 261; Geib, K., Historische Topographie von Kreuznach, 1929, 1939;
Geib, K., Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1940; Maßmann, G., Die Verfassung
der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft von 1796-1814, Diss.
phil. Bonn 1963; Kennzeichen KH, hg. v. Forster, H., 1986; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 326.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lahr (Herrschaft). L. an der Schutter
erscheint 1250 als Tiefburg der Herren von Geroldseck. Um L. bildete sich die
Herrschaft L. in der Ortenau. 1277 kam L. bei der Teilung
der geroldseckischen Güter zusammen mit Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg,
1426 durch Erbgang über eine Erbtochter (ohne Finstingen und niederrheinische
Gebiete) an die Grafen von Moers-Saarwerden, denen auf Grund einer Heirat des
Jahres 1507 nach 1527 die drei Linien Saarbrücken (bis 1574), Weilburg (bis
1629) und Usingen (bis 1803) des Hauses Nassau folgten. Seit 1422 war die
Hälfte der ungeteilten, später zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Herrschaft an Baden verpfändet, das 1497 diese Rechte käuflich erwarb (1535
Baden-Baden). 1629 wurde die gemeinsame Herrschaft zwischen Baden und Nassau
aufgelöst. Mahlberg fiel an Baden, die zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft L. an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1803 an Baden und damit das
Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 10; Knausenberger, W., Beiträge zur
mittelalterlichen Geschichte von Lahr und Umgebung, 1954; Meyer, E., Lahr im
Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, (in) Der Altvater 27 (1969); Roth,
K., Die Stadt Lahr, 1961; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 331.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen stammende
Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales der Schutter zum
Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der
Güter der Herren von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem
Hauptort Lahr. 1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497
durch Kauf Eigentümer. Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von
Moers-Saarwerden, denen 1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die
Reformation eingeführt. Bei Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates
1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam
Baden-Baden (Baden) die Herrschaft Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die
Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der
Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz
nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von
Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten
Gebiet auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große slawische Wallanlage
befunden hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder auch Markgraf von
L., wobei L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem
Tode wollte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch
kaufte sie der Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von
Meißen die Mark L. (ein nicht zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde,
dazu Sangerhausen, Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich
dem Weisen als eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte
(nördlich der Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier verkauft,
von denen sie 1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an
Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte
von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause
Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie
Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte
es zur preußischen Provinz Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Landshut (Burg, Residenz). Um 1150 erscheint L.
an der Isar. 1204 errichtete der Herzog von Bayern dort eine Burg (im Innenhof
wurde 2005 in drei Metern Tiefe ein Holzkeller des frühen elften Jh.s
entdeckt), die schon unter seinem Sohn Otto II. 1225 Sitz des Herzogtums, seit
1255 Sitz des durch Teilung entstandenen
Herzogtums Niederbayern wurde. 1475 feierte hier Herzog Georg der Reiche von
Bayern-Landshut († 1503) Hochzeit mit Hedwig von Polen. 1505 kam L. nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg zu Bayern-München. 1799 verlor es das Viztumamt,
erhielt aber 1802 die 1472 in Ingolstadt gegründete Universität (1826 nach
München verlegt) und 1839 (bis 1932) und 1956 die Regierung Niederbayerns
innerhalb Bayerns. S. Bayern-Landshut.
L.: Wolff 136; Landshuter Urkundenbuch, 1959ff.; Heindl, Geschichte der Stadt
Landshut, 1959; Kleinräumige Gliederung des Stadtgebietes (Stadt Landshut), hg.
v. d. Stadt Landshut, 1984; Spitzlberger, G., Landshut in Geschichte und Kunst,
1987; Spitzlberger, G., Landshut, LexMA 5 1991, 1678; 1204 und die Folgen, hg.
v. Niehoff, F., 2002; Tausche, G./Ebermeier, W., Geschichte Landshuts, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 319.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das
an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im
Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von
den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft
Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die
1182 die Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft
Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des
askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und
Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem Aussterben der protestantisch
gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle
seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum,
zu dem auch die Stadt Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der Dominsel)
gehörte, durch. 1705 kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815 wurde es
von Hannover mit Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen überließ es
1815/1816 gegen Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864 zusammen mit
Holstein im Wiener Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865 wurde es
durch die Konvention von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in
Personalunion mit Preußen verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei,
1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L.
der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F.,
Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens
vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die
älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der
Lauenburger Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes
Lauenburg im Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700
Jahre Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im
Königreich Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v.
Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und
Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und
Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J.,
1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die
wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding,
W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes. Herzöge und
Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008;
Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008.
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Leiningen-Guntersblum (Grafen). Guntersblum bei Oppenheim wird
trotz höheren Alters erst im 13. Jahrhundert erwähnt. Es gehörte schon früh den
Grafen von Leiningen. Seit 1660 war es Sitz der Linie L. (1657
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum [Zweig
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg], nach Aussterben 1774 jüngere Linie 1774/1787).
Die jünger Linie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Gebiet von 3,5
Quadratmeilen (eine Anzahl Dörfer und die Grafschaft Forbach in Lothringen)
gemeinsam mit Leiningen-Heidesheim (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim,
jüngere Linie 1774/1487) zu dem wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die
mainzische Kellerei Billigheim und eine Rente von 3000 Gulden
(Leiningen-Billigheim). Die L. wurden 1806 in Baden mediatisiert und erloschen
1935.
L.: Wolff 280ff.; Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b; Kaul,
T., Die Grafen von Leiningen in Worms- und Speyergau im Hochmittelalter, Mitteilungsbl. zur rheinhess. Landeskunde 5 (1956).
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Leiningen-Hardenburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen,
Fürstentum). Die bei der Teilung der Grafen von
Leiningen 1317/1318 entstandene jüngere (gottfriedische) Linie (mit der
Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg, Falkenburg und Guntersblum)
nannte sich nach Hardenburg L. 1343 teilte sie sich in Leiningen-Rixingen (1506
an Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg) und L. (jüngere Linie). Die
jüngere Linie L. erwarb 1466 die Herrschaft Apremont in Lothringen, erhielt
1467 als Erbe Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen. Dagsburg-Hardenburg.
(Um 1800 umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende L. zusammen mit
Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim 3,5 Quadratmeilen.)
L.: Wallner 698 OberrheinRK 35 a. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des Aargaus
fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich, dessen Familie sich später nach
der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über Schänis (Schännis), Beromünster,
Zürich, Säckingen und Einsiedeln und die Grafschaft im Zürichgau. Die 1101
durch Teilung entstandene, 1172 ausgestorbene
Linie Baden der Grafen von L., die von den Staufern die Grafschaften Blenio und
Leventina erhalten hatten, vererbte ihre Güter (Reichsvogtei von Zürich,
Grafschaft im Zürichgau) über die Erbtochter Richenza an die Grafen von Kiburg
(Kyburg) die 1173 ausgestorbene Linie L. durch Testament an Kaiser Friedrich I.
Barbarossa, der Teile der Reichslehen an die Grafen von Habsburg und an seinen
Sohn Pfalzgraf Otto sowie an die Herzöge von Zähringen (Kirchenvogtei in
Zürich) gab. Von ihm kamen die Güter an die Grafen von Habsburg und Kiburg
(Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger
Neujahrsblätter 1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg
und die Gründung der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I.,
Lenzburg, LexMA 5 1991, 1874.
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Liegnitz (Fürstentum, Residenz des Herzogs von Schlesien).
1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert erbaute Burg L. an der Hohen Straße in
Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach Heinrich II. aus dem Hause der
schlesischen Piasten (1241) entstand durch Erbteilung
des Herzogtums Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die zwischen 1242 und
1252 zu deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich 1251 Glogau sowie
1278 Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war es mit Breslau
vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch Landesteilung um das Fürstentum Brieg vermindert. 1329
geriet es unter Lehnshoheit Böhmens. 1419 starb die Linie L. der Piasten aus.
L. kam an Brieg. 1532 erwarb es Wohlau. Nach zwischenzeitlichen Trennungen war
L. seit 1663/1664 mit Brieg und Wohlau wieder vereinigt. Als 1675 die
schlesischen Piasten ausstarben, wurden L., Wohlau und Brieg als erledigte
Lehen Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681 erhob Preußen unter Berufung auf
einen 1546 von König Ferdinand für ungültig erklärten Erbverbrüderungsvertrag
Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von Brandenburg vom 19. 10. 1537
Ansprüche auf die drei Fürstentümer. 1742 kamen sie nach dem ersten
schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Seit 1945 wurde L.
von Polen verwaltet, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird
die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen
Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146 das Amt des königlichen
Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf) errichteten Burg L. bei
Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit Allodialgütern an der Grenze
zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt. Wichtigstes Gut waren die
von den Staufern übertragenen Reichsforste am mittleren Kocher. Die Güter um
die Burg L. gingen weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die
Herrschaft Welzheim als Lehen Württembergs gewonnen, 1411/1435 Speckfeld mit
Sommerhausen in Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437 Schmiedelfeld und 1483
Sontheim (Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer Stammburg Comburg
(Komburg), teilte sich die ursprünglich staufisch-reichsministerialische Familie,
die seit 1356 als Afterlehen Böhmens das Amt des Reichserbschenken innehatte,
in die Linien Limpurg-Gaildorf (Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die 1690, die
Linie Limpurg-Speckfeld (Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die 1705/1713, und
die Linie Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um 1550 zählten
die L. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen 17. Jahrhundert
zum Kanton Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts führten sie den
Grafentitel. Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis und zum
fränkischen Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider Hauptlinien
(Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die Lehen Bayerns
und Württembergs eingezogen und die Lehen des Reiches von Brandenburg/Preußen
auf Grund einer Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten wurden, hinterließen
zehn Töchter. Danach bildeten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts (Realteilung 1772/1774) aus den Gütern der
Limpurg-Gaildorfer Linie der Solms-Assenheimische Landesteil und der
Wurmbrandsche Landesteil, aus den Gütern der Limpurg-Sontheimer Linie die
Herrschaften Gaildorf, Gröningen, Michelbach, Obersontheim und Schmiedelfeld,
und aus den Gütern der Limpurg-Speckfelder Linie die Herrschaft Speckfeld mit
den Ämtern Sommerhausen, Einersheim und Gollhofen, deren jeweilige Inhaber
fortwährend wechselten. Seit 1780 begann Württemberg die einzelnen Teile
aufzukaufen. Um 1800 umfasste die Grafschaft in sämtlichen Linien ein Gebiet
von 6,8 Quadratmeilen mit 11000 (1785 14404) Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an
Württemberg. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Speckfeld gelangte bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum
fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck
1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder,
G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982;
Maurer, H., Die Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg Hohenstaufen, Z. f.
württemberg. LG. 44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg, LexMA 5 1991, 1995.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Limpurg-Gaildorf (Schenken). Gaildorf bei Schwäbisch Hall
wird 1255 erstmals erwähnt. Nach der Teilung des
Hauses Limpurg 1441/1481 wurde es Sitz der Linie L., die 1690 ausstarb. Die
halbe Stadt Gaildorf und die Herrschaften Schmiedelfeld und Gröningen, die
unter anderem in Händen dieser Linie waren, fielen an die Linien
Limpurg-Sontheim und Limpurg-Speckfeld der Schenken von Limpurg. 1806 kam
Gaildorf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limpurg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941). (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Limpurg-Speckfeld (Schenken, Herrschaft). Durch Heirat des
Schenken von Limpurg mit Gräfin Elisabeth von Hohenlohe-Speckfeld fiel die
Herrschaft Speckfeld im Erbgang 1413 an Limpurg. 1441 entstand durch Teilung L., das 1705 im Mannesstamm ausstarb. 1774
wurde aufgeteilt in Limpurg-Schmiedelfeld (Graf Prösing, Salm, 1781 an
Württemberg), Limpurg-Gröningen (Hessen-Homburg, dann Hohenlohe-Bartenstein,
1827 an Württemberg), Limpurg-Michelbach, Limpurg-Sontheim
(Limpurg-Obersontheim) (Graf Löwenstein[Löwenstein-Wertheim-Virneburg]
Pückler-Limpurg-Bentheim) und Limpurg-Gaildorf-Welzheim.
L.: Hölzle, Beiwort 50; Wunder, G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von
Limpurg und ihr Land, 1982. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lingen (Grafschaft). Vor 1150 erbauten die
Grafen von Tecklenburg in L. am Übergang wichtiger Straßen über die Ems eine
Burg. Die sich im Anschluss hieran entwickelnde Siedlung wurde zum Vorort der
Grafschaft Tecklenburg. 1493/1496 entstand durch Teilung
dieser Grafschaft die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeteilte
Niedergrafschaft L. (Stadt L., die Ämter Lengerich, Freren, Thuine [Thüne] und
Schapen), die von 1509 bis 1541 mit der Obergrafschaft L. (Ibbenbüren,
Brochterbeck, Mettingen, Recke) verbunden war. Sie wurde nach dem
Schmalkaldischen Krieg (1547) von Karl V. eingezogen und 1555 Philipp von
Spanien überlassen. 1597 besetzte sie Moritz von Nassau-Oranien. Von 1605 bis
1632 kam sie wieder an Spanien, 1632 erneut an Nassau-Oranien. 1697 wurde in
der Stadt L. ein bis 1819 bestehendes Gymnasium academicum (Universität)
eingerichtet. 1702 gelangte die Grafschaft im Erbstreit nach dem Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) von Nassau-Oranien an
Preußen und wurde verwaltungsmäßig mit Tecklenburg verbunden. Seit 1705
beantragte Preußen die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. Von
1808 bis 1810 gehörte L. zum Großherzogtum Berg und von 1811 bis 1813 zu Frankreich.
1815 trat Preußen die Niedergrafschaft als Landverbindung zu Ostfriesland an
Hannover ab, behielt aber die Obergrafschaft. 1866 fiel mit Hannover auch die
Niedergrafschaft wieder an Preußen. Am 1. 11. 1946 kam L. zum Land
Niedersachsen.
L.: Wolff 353f.; Wallner 703 WestfälRK 16;Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) C2; III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Goldschmidt,
B., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1850; Lingen. Die 600jährige Stadt an der
Ems, 1928; Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen im 16. und 17.
Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht, 1940; Tenfelde, W.,
Bibliographie über Lingen, 1948; Der Landkreis Lingen (Regierungsbezirk
Osnabrück), bearb. v. Pohlendt, H. u. a., 1954; Topographische Karte der
Grafschaft Lingen, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F.,
Emsland, 1977.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1123 erscheint
im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches Adelsgeschlecht, das die
Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte im Hafergau bzw. Havergau,
Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich nach seinem Allodialgut an
der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als Anhänger Herzog Heinrichs des
Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185 Gründung Lippes bzw. Lippstadts
um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190 erheirateten sie die Herrschaft Rheda.
Weiter erlangten sie Rechte über das Stift Enger und östlich des Osnings bzw.
Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie durch Heirat einen Großteil der Grafschaft
Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und Oldenburg, Kloster Falkenhagen), 1323
durch Kauf das spätere Amt Varenholz und 1399/1400/1405 als Pfand die
Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging Rheda als Folge der Landesteilung von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste
die Stadt L. (später Lippstadt) verpfändet werden, woraus sich 1445 eine
Gemeinschaftsherrschaft mit Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449
erlangte Hessen über verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft,
1528/1529 erhielten die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den
Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa
35000 Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605
dem Calvinismus an. 1614/1621 entstanden durch Bildung von Nebenlinien die
gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg,
Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte
Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg
mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der
Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen
von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft
Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne
Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von dieser 1736/1762
Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben.
Lippe-Brake erlosch 1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von
Lippe-Detmold, die dem westfälischem Reichsgrafenkollegium angehörten, wurden
(1720) in den Reichsfürstenstand erhoben, führten diesen Titel aber erst seit
1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld
und Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und 1815 konnte die Mediatisierung
verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat (Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund
bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch einer Verfassungsgebung am Widerstand der
Stände. Ein erstes landständisches Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849
liberalisiert, 1853 restauriert und 1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L.
dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem Aussterben der Detmolder Linie (20. 7.
1895) folgte 1905 nach zehnjährigem Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die
verwandtschaftlich nähere Linie Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der
Fürst des um 1900 etwa 1215 Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden
Staates ab. Am 21. 12. 1920 erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem
Gauleiter von Westfalen-Nord unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der
britischen Besatzungsmacht Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10.
1949 in Detmold eingerichteten Landesverband L. blieb ein Rest lippescher
Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische
Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H.,
100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935; Henkel, W., Die Entstehung
des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H., Lippische Geschichte, 1942; Ebert,
B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen
Geschichte und Landeskunde 25 (1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes
Lippe, 1957; Lippesche Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957;
Hömberg, A., Die Entstehung der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960);
Reichold, H., Der Streit um die Thronfolge im Fürstentum Lippe 1895-1905, 1967;
Wieder, H. bei der, Schaumburg-Lippesche Genealogie, 1969; Der Anschluss Lippes
an Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr, H./Scholz, K., 1984; Tewes, L.,
Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H., Lippische Regesten, N.F., 1989;
Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert,
hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa, A., Der Lippische Thronfolgestreit,
1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 86 (mit genealogischer Übersicht) ;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 430; Schaletzki, A.,
Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung. Diss. jur. Würzburg 2008.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lippe-Alverdissen (Grafschaft). Die Grafen von L. sind
eine 1614 durch Erbteilung entstandene Linie der
Grafen von Lippe. Diese hatte die Herrschaft Sternberg mit dem Amt Lipperode
und Alverdissen inne, residierte seit dem teilweisen Anfall Schaumburgs mit
Bückeburg 1643/1644 in Bückeburg und nannte sich Schaumburg-Lippe. Von der
Linie Lippe-Brake erbte sie Blomberg und Schieder.
L.: Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lippe-Brake (Grafschaft). Die Grafen von L. sind eine 1614 durch Erbteilung entstandene und 1709 von Lippe-Detmold beerbte Linie der Grafen von Lippe mit den Ämtern Brake, Barntrup, Blomberg und Schieder (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lippe-Detmold (Grafschaft). Die Grafen von L. sind
eine 1614 durch Erbteilung entstandene Linie der
Grafen von Lippe (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg, Aholz,
Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg und dem halben
Lippstadt). 1671 spaltete sich von ihr die Linie Lippe-Biesterfeld ab. 1687
wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben. L. beerbte 1709 die Linie
Lippe-Brake. 1720 wurden die dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
angehörenden Grafen von L. in den Reichsfürstenstand erhoben(, führten diesen
Titel aber erst ab 1789). 1763 erwarb L. durch Kauf die Herrschaften
Lippe-Biesterfeld und Lippe-Weißenfeld. 1905 wurde L. von (ihrer 1671
abgespalteten Linie) Lippe-Biesterfeld beerbt.
L.: Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Litauen (Land). Im 13. Jahrhundert wurden die zu
den Balten zählenden litauischen Stämme (1008 Litwa) an der oberen Memel und
Düna durch Mindaugas (Mindowe, † 1263) zusammengefasst. Großfürst Gedimin
(1316-1340) errichtete ein bis über den Dnjepr ausgedehntes Reich. 1386
vereinigte Großfürst Jaguila (Jogaila) durch Heirat der Erbin Polens (Hedwig)
als König Jagiello L. mit Polen in Personalunion. 1569 kam es zum vollständigen
Zusammenschluss (Realunion), 1772/1793/1795 infolge der Teilungen Polens zum Übergang Litauens an Russland. 1915 wurde L.
vom Deutschen Reich (Deutschland) besetzt. 1917 gab es Pläne zur Einsetzung
eines deutschen Fürsten als König. Am 16. Februar 1918 erlangte L. (mit dem von
Litauern bewohnten Teil des Großfürstentums L.) unter dem Schutz des Deutschen
Reiches (Deutschlands) Unabhängigkeit. Die am 2. 11. 1918 errichtete Republik
wurde 1920 von Russland anerkannt. Im Oktober 1920 annektierte Polen das Gebiet
um Wilna. Im Februar 1923 riss L. das Memelgebiet des Deutschen Reichs
(Deutschlands) an sich, das es im März 1939 zurückgab. Zwischen dem 14. 6. und
dem 6. 8. 1940 wurde das 1939 um Wilna vergrößerte, von Juli/August 1941 bis
1944/1945 vom Deutschen Reich (Deutschland) besetzte L. militärisch und
politisch der Sowjetunion eingegliedert. Am 18. 5. 1989 beschloss L. eine
Deklaration über seine staatliche Souveränität. Am 6. 9. 1991 erkannte der neue
sowjetische Staatsrat (der Sowjetunion) die Unabhängigkeit Litauens an.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hellmann, M., Grundzüge der Geschichte Litauens, 1966; Hellmann,
M., Das Großfürstentum Litauen bis 1569, (in) Geschichte Russlands 1,2 1989,
718; Hellmann, M., Geschichte Litauens und des litauischen Volkes, 1966, 4. A.
1990, 5. A. 1999; Hellmann, M., Litauen, LexMA 5 1991, 2014; Rowell, S.,
Lithuania Ascending, 1994; Mast, P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Niendorf, M., Das Großfürstentum Litauen, 2006.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Livland (Land). Das Gebiet zwischen Rigaischem
Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von ostseefinnischen,
sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten aufgesogenen Liven
bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden und
vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des Deutschen Ordens und die
Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten seitdem unter dem Namen L.
einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund (Livländische Konföderation).
1526 wurde im Zuge der Reformation und des dadurch ausgelösten Ringens Polens,
Schwedens und Russlands um L. der livländische Ordensmeister nach der
Umwandlung des preußischen Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum zum
Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der
Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet
südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit Polens und schied damit
aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus. Das Gebiet südlich der
Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter den Schutz Schwedens.
Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die nördlichsten Teile die
Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.) einbürgerte, verengte sich
der Name L. auf den mittleren (überdünischen) Teil des ursprünglichen Gebiets.
1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen mit Estland) an Russland.
1795 fielen bei der Teilung Polens auch das
Herzogtum Kurland und Semgallen an Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen
Lettland und Estland geteilt, die 1940 in die Sowjetunion eingegliedert wurden.
Damit trat die Zweiteilung Estland und Lettland
an die Stelle der 1561 entstandenen Dreiteilung
Estland, Livland und Kurland. Mit dem Zerfall der Sowjetunion entstanden
Estland und Lettland (sowie Litauen) (unter Anerkennung vom 21. 8. 1991) neu.S.
Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B.,
Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in
Livland, 2011.
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Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt
Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des Frommen, ein die Moselgegend mit den
Bistümern Metz, Toul und Verdun umfassendes Länderband zwischen Nordsee und
Mittelitalien als eigenes Reich (Francia media). Dieses beim Übergang auf
Lothar II. 855 auf den Raum zwischen Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und
Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass und Worms, Speyer, Mainz) wurde als
Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner Aufteilung
870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an das
Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das Ostreich.
Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete lotharingische
Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das Westreich, seit
925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König Heinrich I. belehnte
929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an
seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder,
der zur Vorbeugung gegen eine mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in
Oberlothringen an der Mosel, das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen,
das sich bald aufgliederte, teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und
Maasgebiet) kam an die Herzöge von Limburg und Brabant, Oberlothringen
(Mosellanien) als Herzogtum und Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc
begüterten Großen. Nach dem Aussterben dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser
Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit
(Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren.
1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach
Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann an Gerhard von
Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau erheblich begüterten
und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde.
Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von
Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als
Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in
Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant fortgeführter
Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches, während
Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den
französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter
anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509) an
die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und
Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell
fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie
einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz,
Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der
Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab,
kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697
wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von
französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem
König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für
seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736
Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das
frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam
1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen
über Elsass-Lothringen Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd.
1ff. 1915ff., Bd. 1 2. A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich
im Hochmittelalter, Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der
deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950;
Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen
Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des
Lorrains, 1960; Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F.,
Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum
und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV.,
1973; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M.,
Les Ducs et le duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111
(1975), 86ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983;
Lothringen - Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche
Ausgabe hg. v. Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des
Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen
Stanislaus Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989;
Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in
Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991,
2128; Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009.
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Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611 durch Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der
Grafen von Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504
unter Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft Löwenstein,
einen 1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die 1728/1730 von dem
Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die Herrschaft Breuberg und
damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit Brehmen, Habitzheim,
Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch, Hirschlanden und
Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie mit
Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg, Bofsheim,
Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten erhoben. 1713
erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen Reichsgrafenbank. Nach
dem Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme für Löwenstein-Wertheim
im Reichsfürstenrat vorgesehen. 1803 erhielt L. als Entschädigung für die
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont, Agimont,
Neufchateau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen)
von Mainz die Ämter Wörth und Trennfurt und von Würzburg die Ämter Rothenfels
und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen
(Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Löwenstein-Wertheim-Virneburg (Grafen, Fürsten). Die 1611 durch Teilung des Hauses Löwenstein-Wertheim entstandenen
evangelischen Grafen von L. hatten um 1790 den größten Teil der Grafschaft
Löwenstein und einen Anteil an der Grafschaft Wertheim sowie im 18. Jahrhundert
erworbene Anteile an der Grafschaft Limpurg. 1803 erhielten sie als
Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg
(1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster
Triefenstein und die Dörfer Mondfeld, Rauenberg, Wessental und Trennfeld.
Seitdem nannten sie sich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (Residenz in
Kreuzwertheim). 1812 wurden sie Fürsten. S. Löwenstein-Wertheim.
L.: Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches
Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des Bestands F US 6, bearb. v.
Eder-Stein, I. u. a., 2000.
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Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum L., das seine Residenz bis 1371 in L.
hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung
innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark
und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft
Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe
Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im
Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus
L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst
Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen
angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das
Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520
abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die
Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie
fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die
Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635
das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus
L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die
Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte
Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg
(seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L.
endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung
der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover
vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden,
doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das Oberappellationsgericht.
1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen
Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens, 1931;
Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen
der Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987;
Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des
Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346;
Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lupfen (Herren, Grafen). Die 1065 erstmals
genannten Herren von L. hatten die Herrschaft um die Burg L. bei Tuttlingen an
der oberen Donau inne. 1251 erbten sie von den Grafen von Küssaberg Stühlingen.
Nach 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen-Lupfen (bis 1439) und
Lupfen-Stühlingen (bis 1582). Lupfen-Lupfen verkaufte 1437 die Stammgüter um L.
an Rudolf von Fridingen, der sie 1444 an Württemberg gab. 1404 erwarb die Linie
Lupfen-Stühlingen die Herrschaft Hewen als Afterpfand Habsburgs. 1582 starben
die Grafen aus und vererbten ihre zum schwäbischen Reichskreis zählenden Güter
(Stühlingen, Hewen) an die 1637 aussterbenden Erbmarschälle von Pappenheim.
Über diese fielen 1639 Landgrafschaft Stühlingen und die Herrschaft Hewen an
die Grafen von Fürstenberg. Nach der Mediatisierung kam L. über Baden zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Wilhelm, L., Unsere Trossinger Heimat,
1927; Wais, R., Die Herren von Lupfen-Stühlingen bis 1384, 1961; Oka, H., Die
Erbschaftsteilung der Grafen von Lupfen, ZGO 144
(1996), 215. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten
beseitigt. Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort als wichtiger Osthandelsplatz
rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die Grafschaft Alsleben/Saale. Unter
Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und durch
Kauf das Gut der Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1179) erworben und wurde 1188
Magdeburgs besonderes Recht aufgezeichnet, das später auf zahlreiche
Ostsiedlungen übertragen wurde, für die M. meist auch die Funktion als Oberhof
übernahm. Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse Lösung der Stadt vom
Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des Schultheißenamtes,
jedoch 1331 Huldigungspflicht), die aber nie zur Reichsstandschaft des um 1400
etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes führte. Die Einführung der Reformation
(1524) vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und Erzbischof, der seine Residenz
1503 nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte die Stadt
bei der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im schon 1545 beginnenden Kampf
um das Erzstift, dessen Herrschaft die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow
(zwischen Elbe und Havel bis zum Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von
Halle umfasste, wurde 1635 die Überlassung Magdeburgs an Prinz August von
Sachsen erreicht, dann aber 1648 der Übergang Magdeburgs an Brandenburg/Preußen
bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten Administrators 1680 gegen Sachsen
(Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme
und Burg erhielt, das letztere aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In
Brandenburg war das Erzstift Herzogtum und zählte zum niedersächsischen
Reichskreis. 1807 kam M. mit (1773) 5400 Quadratkilometern (91 Quadratmeilen)
und 29 Städten zum Königreich Westphalen und wurde Sitz des Elbdepartements.
1814 fiel es an Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der Provinz Sachsen
Preußens und Sitz des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7.
1945 gehörte M., das 1945 stark zerstört und im April 1945 von amerikanischen
Truppen eingenommen wurde, zur sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur
Deutschen Demokratischen Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der
Bezirke der Deutschen Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land
Sachsen-Anhalt aufging. Das Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung
der Erzdiözese Magdeburg, Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen
29 (1933); Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v.
Israel, F./Möllenberg, W., 1937; Wiebeck, G., Zur Methodik des
Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f. Landesaufnahme, Sonderheft 16;
Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere Handelsgeschichte, 1952;
Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in) Vorträge und Forschungen 4
(1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd.
1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen Spätabsolutismus und Bürgerlicher
Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966; Claude, D., Geschichte des Erzbistums
Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd. 1 1972ff.; Geschichte der Stadt
Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader, F., Ringen, Untergang und
Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften Magdeburg und Halberstadt
von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden, 1977; Ebel, F., Magdeburger
Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt, Kloster und Seelsorge, 1988;
Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg – Burgstadt – Stadt, 1994;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova metropolis, 2000;
Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479, 1, 2, 355.
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Malaspina (Reichsfürst). Seit 1124 sind als
Nachkommen der Otbertiner in Oberitalien Mitglieder einer Familie belegt, die
sich später M. nannte. 1221 teilte das Geschlecht die Güter längs der Magra.
Seine Ländereien zählten trotz weiterer Teilungen
zu den am längsten lehnrechtlich eingebundenen Gebieten Italiens und waren bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1693 erhob Kaiser Leopold I.
Carlo M. zum Reichsfürsten. 1714 verkaufte das Reich die den Doria entzogenen
Herrschaften Calice und Veppo an M. Hinzu kam die eingezogene Herrschaft Avulla
(Malaspina-Podenzana).
L.: Klein 167; Porcacchi, T., Historia dell’origine et successione dell’illustrissima
famiglia Malaspina, 1585; Conti, P., Malaspina, LexMA 6 1992, 163.
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Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063)
werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als
Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw.
Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das
Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch
1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit 1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort,
Mansfeld-Hinterort, hiervon Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die
Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft zwischen Selke, Saale und unterer Helme im
15. Jahrhundert verloren. Die Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des
kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens (Kursachsens) (und hinsichtlich andere
Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt und Magdeburg). 1570/1573 kam M.
schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens und Magdeburgs (bzw. 1680
Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als die letzte der auf Grund der
seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von
Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie
Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem
obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei Fünftel)
und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der Grafschaft
enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern
Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt
(Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach,
Helmsdorf, Burgörner, Polleben und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den
Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg
und Erdeborn. Der sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt
und die Ämter Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck,
Oberwiederstedt, Rammelburg, Leiningen-Morungen, Artern und Voigtstedt
(Bockstedt). Die von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen
Allodialgüter, deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600 den Reichsgrafenstand
erlangt hatten, und der Name gingen über die Erbtochter Maria Isabella an das
österreichische Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil
gehörte von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an
Preußen zurück. Der sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde
der Provinz Sachsen eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld,
Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine
Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich,
1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der
Grafschaft Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E.,
Die Ahnen Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
2. A. 1980, 114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen
Bestandsaufnahme, bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld,
LexMA 6 1992, 201; Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in)
Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mechernich (Reichsherrschaft). Die nur 678 Hektar
umfassende reichsunmittelbare Herrschaft M. östlich von Gemünd in der Eifel
unterstand im 14. Jahrhundert den Herzögen von Jülich. In der Mitte des 15.
Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der gemeinsamen hohen Obrigkeit und
Hochgerichtsbarkeit eine Teilung. Eine Hälfte
kam über die Rode, Frambach von Birgel, Nesselrode (1488), Twickel (1720) 1771
mit weiteren Gütern an den Herzog von Arenberg, die andere Hälfte von den
Grafen von Blankenheim 1674 als Erbe an die Nesselrode und 1700 an die Grafen
von Nesselrode-Reichenstein. 1794 besetzte Frankreich beide Teile. 1815 fielen
sie mit der Rheinprovinz an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497f. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das
die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet
mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land
Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von
Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land
Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von
Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die
Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen
Trennung einer 1503/1520 vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und
1621 führten zur Bildung der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und
Mecklenburg-Güstrow im Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock
und die 1419 gegründete Universität Rostock, das Hofgericht und - nach
Einführung der Reformation - das Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel
Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow. Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631
ihre Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der Großherzogtümer
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G. v.,
Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935;
Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in
Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mecklenburg-Güstrow (Herzogtum). Die Linie M. der Herzöge
von Mecklenburg entstand 1555 (bis 1610) bzw. 1621 durch Teilung. 1695 erlosch die Linie. Ihre Güter (im
wendischen Kreis die Städte Güstrow, Krakow, Goldberg, Plau, Malchow, Waren,
Röbel, Penzlin, Stavenhagen, Malchin, Teterow, Neukalen [Neukalden], Gnoien,
Sülze [Sülte], Marlow, Ribnitz, Tessin, Laage und Schwaan [Schwan], die Ämter
Güstrow, Goldberg, Marnitz, Plau, Wredenhagen, Stavenhagen, Neukalen
[Neukalden], Dargun, Gnoien, Ribnitz und Schwaan [Schwan], 255 adlige Güter,
die Seestadt Rostock mit deren Distrikt und die Klöster Dobbertin, Ribnitz und
Malchow sowie im stargardischen Kreis die Städte Neubrandenburg, Friedland,
Woldegk [Woldeck], Stargard, Strelitz, Fürstenberg und Wesenberg, die Ämter
Wanzka, Broda, Stargard, Feldberg, Strelitz, Fürstenberg, Wesenberg, Bergfeld,
das Heideamt, Mirow und Nemerow und etwa siebzig adlige Güter) fielen an
Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 25; Wallner 706f. NiedersächsRK 5, 10, 24;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F2; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920;
Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum, Großherzogtum, Freistaat).
Die Linie Mecklenburg(-Schwerin) des Hauses Mecklenburg entstand bei der
1229/1238 erfolgten Teilung. Bis 1436/1471
beerbte sie die übrigen Fürstentümer (Parchim, Rostock, Werle,
Mecklenburg-Stargard). 1555 (bis 1610) bzw. 1621 entstand durch erneute Teilung das Herzogtum M., das 1695 die Linie
Mecklenburg-Güstrow beerbte. 1701 spaltete sich die Linie Mecklenburg-Strelitz
ab. 1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen
landesgrundgesetzlichen Vergleich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das
Herzogtum ein Gebiet von 129 Quadratmeilen. 1803 erhielt M. durch § 9 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine Rechte und Ansprüche
auf zwei erbliche Kanonikate der Kirche zu Strasburg (Straßburg), die ihm als
Ersatz für den Hafen von Wismar gegeben waren, sowie für seine Ansprüche auf
die Halbinsel Priwall (Priwal) in der Trave (an Lübeck) die Rechte und das
Eigentum des Hospitals Lübeck in den Dörfern Warnkenhagen (Warnekenhagen), Alt
Bukow (Altenbuchow), Krummbrook (Crumbrook) bzw. Brook und denen der Insel
Poel. Durch Vertrag vom 6.6.1803 mit Schweden erlangte M. Wismar, Poel und
Neukloster pfandweise (1903 endgültig). 1806 wurde M. durch Napoleon unter
Militärverwaltung gestellt, 1807 aber wiederhergestellt. 1808 trat der Herzog
dem Rheinbund bei, 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Eine 1849 eingeführte
Verfassung wurde 1850 aufgehoben. 1866/1867 trat der Großherzog auf preußischen
Druck dem Norddeutschen Bund bei, 1868 dem Deutschen Zollverein. Am 14. 11.
1918 dankte er ab. Der Freistaat M. gab sich am 17. 5. 1920 eine Verfassung.
Zum 1. 1. 1934 wurde M. durch Gesetz mit dem 1701 abgespalteten
Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 24; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648), III 38 (1789) D/E1;
Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Bauer 1, 351; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche
Werden Mecklenburgs, 1962; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mecklenburg-Strelitz (Herzogtum, Großherzogtum). 1701
entstand durch Teilung des Herzogtums
Mecklenburg das Herzogtum M., das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg
(ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]) und der 42 Quadratmeilen
großen Herrschaft Stargard (mit 42000 Einwohnern) bestand, die durch
Mecklenburg-Schwerin getrennt waren. Außerdem gehörten zu M. die Komtureien
Mirow und Nemerow. 1808 trat der Herzog dem Rheinbund bei. 1815 wurde er zum
Großherzog erhoben. Drei während der Besetzung durch Frankreich (1794-1814) als
Kantone entstandene, als Entschädigung erhaltene Kreise in der Eifel (Cronenburg/Kronenburg
[ohne Steffler/Steffeln und Schuller/Schüller], Reifferscheid und
Schleyden/Schleiden [ohne Wolfsseiffen/Wollseifen] mit 10332 Einwohnern)
verkaufte er am 21. 5. 1819 für eine Million Taler und einige Domänen an
Preußen. 1866/1867 trat er auf preußischem Druck dem Norddeutschen Bund, 1868
dem Deutschen Zollverein bei. Am 23. 2. 1918 beging der letzte Großherzog
Selbstmord. Die Regierung ging an den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin über,
der am 14. 11. 1918 abdankte. Am 29. 1. 1919/24. 5. 1923 erhielt M. ein
Landesgrundgesetz. Zum 1. 1. 1934 wurde es durch Gesetz mit
Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E1; Strecker, W./Cordshagen,
C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 373;
Endler, E., Geschichte des Landes Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Hamann,
M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Strauch, D., Birkenfeld,
Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft,
2007, 487; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg
Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046
erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach
dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren
erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982
Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den
Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde
(1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der
Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als
Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit
der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg
(Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische
Ostmark), das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz
und Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg
(Naumburg/Zeitz) und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195
unternommene Versuch des Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen
einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft
Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland
Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam
es zu Landesteilungen und Familienzwisten, welche
die Bedeutung der Markgrafschaft erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von
Nassau das Land als erledigtes Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I.
1307 M. wie Thüringen zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen
Erwerbungen im Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna.
Kernland der Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf
Friedrich dem Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423
erlangten die Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis
zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund
und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten
meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis
enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein)
und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit
Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der
Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit
Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz
(Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis zerfiel
in die Ämter Freiberg, Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen,
Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit
Rauenstein, Grünhain mit Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf
(Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.)
an die albertinische Linie des späteren Königreichs Sachsen. Sachsen kam von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts,
1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 25, IV, 5,
Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992,
476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1196-1234,
Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Memmingen (Reichsstadt). Das (erstmals 1099 bzw.)
1128 genannte M. (Mammingin) wurde von Herzog Welf VI. von Bayern an der
Kreuzung der Straßen von Salzburg in die Schweiz und von Ulm zu dem Fernpass
nahe einer römischen Siedlung (Viaca, Cassiliacum?) gegründet (oder ausgebaut).
Vermutlich vor 1180 wurde es Stadt. 1191 kam es an die Staufer. Vor 1286 wurde
es Reichsstadt (1268?) und erhielt 1286 das Stadtrecht Überlingens, 1296 Ulms.
In den seit 1398 zunächst vom städtischen, aus der Teilung
des Kreuzherrenklosters 1365 hervorgegangenen Unterhospital erworbenen Gütern
erlangte M. bis 1749 (Beilegung des Streites mit der Reichslandvogtei
Oberschwaben) die Landesherrschaft. Seit 1522 wendete es sich der Reformation
zu. Es zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam es mit seinen 12
Dörfern, 2 Quadratmeilen Gebiet und 12000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 14; Wallner 688 SchwäbRK 57; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 219ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Braun,
W., Amtlicher Führer durch Memmingen und Umgebung, 2. A. 1949; Breuer, T.,
Stadt und Landkreis Memmingen, 1959; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Schwaben 4; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer
politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte
Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Kießling, R., Die Stadt und
ihr Land, 1989; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., Bd. 1
1992; Kießling, R., Memmingen, LexMA 6 1992, 509; Friess, P., Die Außenpolitik,
1993; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., 1997.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Metz (Hochstift, Fürstbistum, Residenz).
Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen
Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz
(u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte.
Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu
Lothringen, 870 zum ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen
weltlichen Güter, die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich
bis ins Elsass streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden
sollten (u. a. [1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau
bzw. Saulnois von Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller],
Maursmünster, Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders
durch Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert
stark zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von
Leiningen, weitere Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der
Bischof Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den
Bestand des Hochstifts, dessen wichtigste Stützpunkte nun Chaligny, Epinal,
Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm, Vic und Metz waren. 1551 sprachen
die protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für
dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul
und Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von
Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde
das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich
die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Im 18.
Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die bischöflichen Lehnsherrschaften
Helflingen (Helfedange), Habudingen (Habondange) und Hingsingen (Hinguezange),
die Herrschaften Lagarde (La Garde), Türkstein und Chatillon, die Grafschaft
Rixingen, die Kastellaneien Rémilly, Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers.
In den Wirren der französischen Revolution von 1789 ging das Bistum unter,
wurde aber 1801 mit veränderten Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum
Besançon unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G.,
La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der
Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz,
Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970;
Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la Moselle, 1980; Histoire de Metz,
1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz,
LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die
alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als
politischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 463. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Moers-Saarwerden (Grafschaft), Saarwerden. Die Grafschaft
Saarwerden kam 1376 durch Heirat an die Grafen von Moers. Durch Teilung entstand 1417 die Grafschaft M. Diese fiel
1527 im Erbgang an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1629 an Nassau-Weilburg.
Zu ihr gehörten bis 1527 auch Lahr und Kehl. Sie zählte zum oberrheinischen
Reichskreis. 1794 kam sie schließlich an Frankreich. S. Saarwerden.
L.: Herrmann, H., Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der
Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten
Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der
Lothare (Lotharingiens) 870 zum Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044
kam sie vom König an die Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von
Habsburg (1273-1291) war sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die
Herrschaften Granges, Clerval und Passavant den Grafen von Burgund
(Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig waren. Nachdem die Grafen von
Württemberg 1324 bereits die Herrschaften Horburg und Reichenweier gekauft
hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges, Saulnot (Saulmont), Passavant,
etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch Heirat der Erbtochter (Henriette)
an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont (1506), Clémont,
Héricourt, Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In Württemberg wurde M.
immer wieder Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534 wurde die
Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde M., das seit
1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatte, aber keinem Reichskreis
angehörte, von Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen
musste, besetzt. 1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Montfort-Bregenz (Grafen). Die Grafen von M. entstanden
1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie starben 1338 aus. Bei einer
erneuten Teilung 1354 entstand eine jüngere
Linie M. Sie erwarb 1359 die Herrschaft Hoheneck bzw. Hohenegg, zählte zum
österreichischen Reichskreis und erlosch 1787.
L.: Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Montfort-Tettnang (Grafen). Die Grafen von M. entstanden
1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie hatte von 1332 bis 1565 die
Herrschaft bzw. seit 1471 Grafschaft Rothenfels im Allgäu inne, die 1565 an die
Grafen von Königsegg kam. 1354 erfolgte eine zweite Teilung
in eine jüngere Linie M. und eine jüngere Linie Montfort-Bregenz. 1574 erlosch
die Linie M., 1787 auch der Bregenzer Zweig.
L.: Kastner, A., Die Grafen von Montfort-Tettnang, 1957.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig
wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus)
eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung
in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen
(Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein.
1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und
Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues
Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806
verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem
das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach
dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien
am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das
Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter
zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der
1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als
Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum
Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez,
Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch
mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im
Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N.
(1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft)
Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise
Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen
[Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit
Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit
Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge
Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf,
1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von
Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442
teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur
Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg.
Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und
Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler.
1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen,
das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach
Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen
beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen
die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber
Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main,
aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a.
Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft
Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern
und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806
schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen
beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816
ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N.
zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied,
das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen
umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich)
abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890
Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil
Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege,
(in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und
Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum
Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
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Nassau-Diez (Grafen). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau gewann 1386 die Grafschaft Diez.
Nach früheren Teilungen erfolgte 1607 erneut
eine Abspaltung einer Linie N. Diese Linie beerbte 1711 Nassau-Hadamar, 1739
Nassau-Dillenburg, 1742/1743 Nassau-Siegen sowie 1702 Nassau-Oranien. Seitdem
nannte sie sich Fürsten von Nassau-Oranien (Nassau-Diez-Oranien) und verlegte
1747 den Sitz nach Den Haag. 1803 wurde sie als Fürst von Nassau-Dillenburg mit
Fulda, Corvey, Dortmund, Weingarten, Hofen (bei Friedrichshafen), Sankt Gerold
(heute in Vorarlberg), Bendern (in Liechtenstein) und Dietkirchen entschädigt.
1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien alle deutschen Gebiete als Gegenleistung
für das Großherzogtum Luxemburg an Preußen ab.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg,
Schaumburg, Holzappel, 1943; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 81.
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Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie der
Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und N. N.
fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete sich
Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter in
den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit
wurde die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der
Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607
entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit
Dillenburg, Haiger und Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie)
Nassau-Beilstein beerbt. Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und
wurde nach kurzer Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium 1654 in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das etwa 8 Quadratmeilen große, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N. mit den Ämtern
Dillenburg, Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar, Burbach,
Tringenstein und Ewersbach (Ebersbach) sowie der Herrschaft Schaumburg an
Nassau-Diez. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses zur Entschädigung für die Statthalterschaft und
seine Domänen in Holland und Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die
Reichsstadt Dortmund, die Abtei Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen
(bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in
Liechtenstein), Dietkirchen an der Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und
Klöster in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil. Marburg 1932; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 61, 81.
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Nassau-Hadamar (Grafen). H. am Elbbach bei Limburg wird
erstmals 832 als Mittelpunkt einer Mark genannt. Der seit 1190 belegte Hof
Hadamar kam im 13. Jahrhundert an die Grafen von Nassau. Die Linie N. entstand
1303 bei der Aufspaltung der ottonischen Linie der Grafen von Nassau. 1320
machte sie Hadamar zum Hauptsitz. 1394 wurde sie von Nassau-Dillenburg
(Nassau-Siegen-Dillenburg) und Katzenelnbogen beerbt (1479 Hessen). 1557 fiel
Hadamar ganz an Nassau-Dillenburg. 1607 wurde erneut durch Teilung eine jüngere Linie N. geschaffen. Ihre Güter
(Hadamar, Rennerod) fielen 1711 an Nassau-Diez. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft
Hadamar (unter dem Erbstatthalter der Niederlande) ein Gebiet von etwa 7
Quadratmeilen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 51; Wallner 703 WestfälRK 23; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Böhlen, H., Ein Stadtjubiläum. Ein
Rückblick auf Hadamars Sechsjahrhundertfeier, 1925; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 59.
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Nassau-Idstein (Grafschaft). Die Burg Idstein im Taunus
wird 1102 erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen auf die
Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen von Nassau zu Lehen gaben. 1355
wurde Idstein Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau.
Bei ihrem Aussterben 1605 fielen ihre Güter an Nassau-Weilburg. 1629/1651
entstand durch Teilung erneut N. (mit Idstein,
Wiesbaden und Lahr). Diese Linie vererbte 1721 ihre Güter an Nassau-Usingen
(Nassau-Saarbrücken-Usingen).
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Schmidt,
W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein und der angrenzenden
Ämter, 1954; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 23.
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Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530 durch Erbfall über
die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich seitdem N. (1544
Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in
N. und Nassau-Dillenburg. 1702 fiel N., das Oranien durch Okkupation an
Frankreich verlor, an das durch Teilung
Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers, Lingen und Neuenburg kamen
unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von Nassau-Oranien (1627-1667)
an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen Güter der ottonischen Linie
gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747 die Residenz nach
Den Haag (Regierung des Stammlands über das deutsche Kabinett). 1732 trat N.
zahlreiche niederländische Güter (Herstal, Montfoort [Montfort], Turnhout) an
Preußen ab, das diese bald nach 1740 verkaufte. 1795/1797/1801 verlor N. alle
linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte dafür als Entschädigung im
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss
Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die
Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), das
Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor
es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das
Fürstentum Diez, an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem
Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813
wieder Besitz von seinen Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N.
das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab
der Fürst von N., der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete als Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene
Großherzogtum Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
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Nassau-Ottweiler (Grafschaft). In Ottweiler bei
Neunkirchen an der Blies begründete 871 der Bischof vom Metz ein Stift. Als
dessen Obervögte wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt, welche die
Burg Ottweiler errichteten. Über Saarbrücken kam Ottweiler 1381 an
Nassau-Weilburg. 1659 wurde Ottweiler bei einer Teilung
Sitz der von der walramischen Linie der Grafen von Nassau-Saarbrücken
abgespalteten Grafen von N. Sie starben 1728 aus und vererbten ihre Güter an
Nassau-Usingen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die Herrschaft Ottweiler
ein Gebiet von etwa 5 Quadratmeilen.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Ottweiler, 1909.
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Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem
römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war seit dem
12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken über die
Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie Nassau-Weilburg der
Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim mit Stauf in der
Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie erbte 1527 die
Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft Lahr-Mahlberg (Lahr) von
den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken)
und Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter
Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr an ihre Stammlinie
Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde wegen Einführung der
Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen eingezogen.
1629/1651 entstand durch Teilung erneut die
Linie N. Diese teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis 1728), N.
und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand ohne
Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus und vererbte ihre Güter
an Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N. geteilt.
1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen große, zum
oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000 Einwohnern an Frankreich,
Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die Grafschaft Saarbrücken
durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an Preußen, das es seiner
Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945 bis 1957 unterstanden die
Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 31, 40.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Nassau-Siegen (Grafen, Fürsten). Siegen an der Sieg
ist zwischen 1079 und 1089 (Sigena) erstmals bezeugt. 1170 erscheint eine
civitas Siegen um die Martinikirche, zu der 1224 eine Stadt auf dem Siegberg
trat. Ab 1224 stand Siegen infolge Vergabung durch die Grafen von Nassau an das
Erzstift Köln unter der Doppelherrschaft der Grafen von Nassau und der
Erzbischöfe von Köln. 1303 erhielt es Soester Recht. Am Anfang des 15.
Jahrhunderts kam es ganz an Nassau. 1303 spaltete sich die ottonische Linie der
Grafen von Nassau in die Linien Nassau-Hadamar, N. und Nassau-Dillenburg. N.
nannte sich nach der Beerbung Nassau-Dillenburgs 1328 Nassau-Dillenburg. 1607
entstand durch Teilung Nassau-Dillenburgs erneut
N. mit später etwa 9000 Einwohnern. 1621 wurde das kleine Land gedrittelt, doch
fielen 1642 zwei Drittel wieder zusammen. Danach residierten die beiden Linien
im Oberen Schloss (ältere, katholische Linie) und im Unteren Schloss (jüngere,
reformierte Linie) in Siegen. 1652 wurden sie in den Fürstenstand erhoben. 1734
starb der reformierte Zweig aus und wurde vom katholischen Zweig beerbt. Dieser
trat 1742/1743 N. an Nassau-Diez-Oranien (Nassau-Diez bzw. Oranien) ab, das
seitdem alle Gebiete der ottonischen Linie vereinigte. N. zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Von 1806 bis 1813 gehörte Siegen als
Unterpräfektur zum Großherzogtum Berg. 1815/1816 kam es zu Preußen (Provinz
Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 337; Siegener Urkundenbuch, Bd. 1f. 1887ff.; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Bald, L., Das Fürstentum
Nassau-Siegen, 1939; Lück, A., Siegerland und Nederland, 1967; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 61, 81.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum). Usingen im
Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den Grafen von
Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung der Linie Nassau-Saarbrücken Sitz der
walramischen Linie N. der Grafen von Nassau, die 1721 die Linie Nassau-Idstein,
1723 die Linie Nassau-Saarbrücken und 1728 die Linie Nassau-Ottweiler beerbte.
Sie teilte sich 1735 in die Linien N. und Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N.
die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden. Um
1790 war das zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit Falkenstein,
Kettenbach, Daisbach und Hausen Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor es seine linksrheinischen Güter an
Frankreich. 1797 beerbte N. Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum
Saarbrücken, zwei Drittel der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler
und die Herrschaft Lahr in der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein, Höchst,
Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim),
Kastel, vom Mainzer Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz
das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln
(u. a. Deutz, Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied]
und Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen,
Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von solmsischen
Ansprüchen), die Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden,
Schwanheim und Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf
(Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster in den
zugefallenen Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im
Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit
Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert
wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen
des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel
der Ort als Reichslehen an den Bischof von Worms. Nach 1124 wurden die Grafen
von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255 wurde Weilburg an die Grafen von
Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf von Nassau erworben. 1355 wurde
Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau. 1381
erlangte es infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaften
Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch Kauf), Bingenheim, Reichelsheim,
Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg und
Mensfelden. Sie teilte sich 1442 in die neue Linie N. und in die Linie
Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich die neue Linie N. in die Linien N. und
Nassau-Weilnau. Diese beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken. 1602 fielen die Güter
der Linie Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch die Güter der Linie
Nassau-Idstein an N. zurück. 1629 wurde N. wieder aufgeteilt in Nassau-Idstein
(mit Wiesbaden und Lahr, 1629-1721), N. (1629-1806) und Nassau-Saarbrücken
(1629-1642, danach weitere Aufteilung). Am Ende
des 18. Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter Weilburg, Weilmünster,
Löhnberg, Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach, Miehlen und den Flecken
Reichelsheim sowie das Amt Kirchheim umfassend die Herrschaften Kirchheim und
Stauf (mit Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die Grafschaft Saarwerden und
das Amt Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Güter an Frankreich. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden
und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden) den Rest des Fürstentums
(Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und Limburg) mit den Abteien Arnstein,
Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das zum oberrheinischen Reichskreis zählende
N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem aus Nassau-Saarbrücken 1735 entstandenen
Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau zusammen und beerbte 1816 Nassau-Usingen.
Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag
innerhalb Bayerns etwa zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309
übernahm Ludwig IV. von Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft.
1331 wurde N. in drei Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und
Bayern-Burghausen 1334 an die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es
nach dem Aussterben der Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an
Herzog Stephan II., der 1353 neben Lehen in Holland auch das Gebiet um
Straubing (Straubinger Ländchen) an seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I.
überließ, das restliche Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern
vereinigte. 1392 kam Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde
ein Teil Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben.
1447 gewann Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe
Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu
Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums
Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf,
Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der
Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19.
Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver.
Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Niederlande (Staat). Bei der karolinigischen Reichsteilung 843 fiel Flandern westlich der Schelde an das
westfränkische Reich (Westfranzien, Frankreich), der übrige Raum um Maas,
Schelde und Rhein an das mittlere Reich Kaiser Lothars und 879/925 an das
ostfränkische Reich. 1477/1493 kam das sich (seit etwa 1200 oder 1540?)
sprachlich verselbständigende Gebiet der späteren N. über Maria von Burgund von
Burgund an Habsburg, das die von Burgund zusammengefassten Gebiete
hausmachtpolitisch gegenüber dem Reich zu verselbständigen suchte. Kaiser Karl
V. fügte durch Kauf 1524 Friesland, durch Säkularisation 1528 Utrecht und
Overijssel mit Deventer sowie 1538 Groningen und 1543 Geldern dem 1512/1548
gebildeten burgundischen Reichskreis hinzu, so dass insgesamt ein Komplex von
17 Gebieten entstand (Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern, Flandern, Artois
[mit Arras], Hennegau, Holland, Seeland, Namur, Friesland, Rijssel [Lille],
Doornik [Tournai], Mecheln, Utrecht, Overijssel und Groningen), und übertrug
1555 die Nachfolge an Philipp II. von Spanien (spanische N.). Seit 1565 wehrten
sich Adlige in dem seit etwa 1540 zunehmend calvinisierten Gebiet gegen die von
Philipp II. seiner Statthalterin Margarete von Parma (1559) in Auftrag gegebene
Steigerung der königlichen Macht, mit der eine starke Erhöhung finanziellen wie
religiösen Druckes einherging. Nach Ablehnung einer Bittschrift bildeten sie
einen Bund des als Geusen verhöhnten Adels, der von den calvinistischen Religionsführern
unterstützt wurde. 1567 wurde Margarete von Parma durch Herzog Alba als
Statthalter abgelöst, der den Aufstand zunächst niederschlug. Am 1. 4. 1571
besetzten die Meergeusen Brielle (Briel) an der Maasmündung. Danach erhoben
sich Seeland und Holland. Am 18. 7. 1572 wählten zwölf Städte in Seeland und
Holland Wilhelm von Oranien zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland
und Utrecht. Am 8. 11. 1576 schlossen sich weitere Gebiete an. Am 23. 1. 1579
einigte Oranien in der Union von Utrecht die sieben nördlichen Provinzen
Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Groningen, Overijssel (mit Drente) und
Friesland, zu denen noch Flandern und Brabant kamen. 1581 setzte die Utrechter
Union Philipp II. ab und schloss sich in den Generalstaaten zu einem losen Staatenbund
zusammen (Republik der Vereinigten N.). Die südlichen N. wurden von Spanien
erneut unterworfen. Nach weiteren schweren Kämpfen, in denen die seit 1635 mit
Frankreich verbündeten Generalstaaten 1629-1637 den nördlichen Teil Brabants
als Generalitätslande eroberten, wurden die Generalstaaten 1648 als eigener vom
Reich gelöster Staat anerkannt. Ihr Interesse verlagerte sich rasch vom Reich
auf die überseeischen Kolonien. Von 1590 bis 1700 waren die von 1572 bis 1650,
von 1672 bis 1702 sowie von 1742 bis 1795 unter einem Statthalter handelnden N.
das am stärksten urbanisierte und wirtschaftlich fortgeschrittenste Land
Europas. Die südlichen (spanischen) Niederlande (Hennegau, Flandern, Artois,
Namur, Luxemburg) kamen nach dem spanischen Erbfolgekrieg 1713/1714 von Spanien
an Österreich. 1794 wurden sie von Frankreich erobert. Sie blieben Teil des
deutschen Reiches. 1797/1801 musste Österreich sie an Frankreich abtreten. 1806
machte Napoleon die Generalstaaten zum Königreich Holland und vereinigte dieses
1810 mit Frankreich. 1814 wurde nach der Vertreibung der französischen Truppen
die Vereinigung der nördlichen und südlichen N. sowie Lüttichs als Königreich
der Vereinigten N. beschlossen. Dieses gehörte dem Deutschen Bund durch
Personalunion mit Luxemburg an. 1830 wurde mittels der belgischen Revolution
die Verbindung der sich benachteiligt fühlenden südlichen N. mit den nördlichen
N. gelöst und Belgien von den N. getrennt. 1866 schieden Limburg und Luxemburg
mit der Auflösung des Deutschen Bundes aus diesem aus. S. Flandern, Brabant,
Hennegau, Namur, Limburg, Lüttich, Holland, Utrecht, Seeland, Geldern, Cambrai,
Niederlothringen.
L.: Die Territorien des Reichs 3, 200; Blok, P., Geschichte des
niederländischen Volkes, Bd. 1ff. 1901ff.; Geschiedkundige Atlas van Nederland,
hg. v. Beekman, A., 1911ff.; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1926;
Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1933ff.; Reese, W.,
Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 3. A. 1943; Allgemene geschiedenis der Nederlanden,
hg. v. Niermeyer, J. u. a., Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Buck, H. de, Bibliografie der
geschiedenis van Nederland, Leiden 1968; Prevenier, W./Blockmans, W., Die
burgundischen Niederlande, 1986; De Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v.
Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Schepper, H. de, Belgium Nostrum, 1987;
Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988; Blockmans, W., Niederlande,
LexMA 6 1993, 1141; Lademacher, H., Die Niederlande, 1993; North, M.,
Geschichte der Niederlande, 1997; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?,
1997; Weis, M., Les pays-bas espagnols, 2003; Seggern, H. v., Geschichte der
burgundischen Niederlande, 2009; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014,
211. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Niederschlesien (Herzogtum, Provinz). Bei der Teilung Schlesiens 1173 kam N. an Boleslaw I. Sein
Sohn musste 1202 Oppeln abtreten. 1251 wurde N. (ducatus Silesiae im Gegensatz
zum ducatus Opoloniensis [Oberschlesien]) in Glogau, Breslau und Liegnitz
geteilt. Von Glogau spalteten sich Sagan mit Crossen und Oels mit Wohlau und
Trachenberg ab, von Breslau Brieg und das Bistumsland Neiße; aus Liegnitz
entstanden Schweidnitz-Jauer und Münsterberg. Seit der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts bürgerte sich für diese Gebiete der Name N. ein. Von 1919 bis 1938
war N. eine eigene Provinz Preußens. S. Schlesien, Polen.
L.: Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995,
1481ff. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Nordgau, bayerischer (Gau nördlich der Donau zwischen
Neuburg und Regensburg, Landschaft, bayerischer Nordgau). Im Gebiet nördlich
der Donau zwischen Neuburg und Regensburg, das später bis zum oberen Main (1060
Egerland) ausgedehnt wurde, fassten nach den Karolingern, den Liutpoldingern
(Luitpoldingern), den Markgrafen von Schweinfurt (939-1003), den Grafen von
Sulzbach und den Diepoldingern seit Ende des 12. Jahrhunderts die Grafen von
Wittelsbach Fuß, die 1255 als Herzöge von Bayern den größeren Teil des Gebiets
erwerben konnten. Danach kam als Folge der wittelsbachischen Zweiteilung des Gebiets von 1329 der Name allmählich ab
und seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hierfür der Name Oberpfalz auf.
L.: Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen
Nordgau, 1893; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15
(Nortgouue, Nortgouui, Nordgeuui, Nordgouue, Norgovve, Nordgeuue, Nortgowa,
Nortgowe, Norekawe, Nordgowe, Gau zwischen Regensburg und Fürth, Oberweiling,
Dürn, Mantlach, Hohenschambach bzw. Schambach, Fürth in Bayern, Beilngries,
Bergen, Velden, Kirchenreinbach, Kemnath, Machendorf, Lintach, Schwarzenfeld,
Weilindorf [= Oberweiling?], Förrenbach, Hersbruck, Vorra, Oberkrumbach,
Schnaittach, Oberrüsselbach und Unterrüsselbach bzw. Rüsselbach, Ittling, Schierstadt
(= jetzt Stadtamhof), Großprüfening bzw. Prüfening, Großgründlach bzw.
Gründlach, Walkersbrunn, Eltersdorf, Herpersdorf, Sickenreuth, Wenigrötz bzw.
Wenigritz, Neunburg vorm Wald, Diendorf, Gütenland, Hillstett bzw. Hiltstedt,
Premberg); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 36, 37, III,
32, IV, 8, Nordgouwe I, der bayerische Nordgau; Gagel, E., Der Nordgau im
Mittelalter, Oberpfälzer Heimat 13 (1969), 7ff.; Kraus, A., Marginalien zur
ältesten Geschichte des bayerischen Nordgaus, Jb. f. fränk. Landesforschung
34/35 (1974/5), 163ff.; Schmid, A., Nordgau, LexMA 6 1993, 1235.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oberbayern (Herzogtum). 1255 entstand durch Landesteilung innerhalb Bayerns im Raum zwischen Kufstein
und Ingolstadt bzw. dem Nordgau O. 1329 wurden Gebiete im Nordgau zugunsten der
Pfalz abgetrennt, doch blieben Lengenfeld (Burglengenfeld), Schwandorf,
Kallmünz und die Burggrafenrechte von Regensburg bei O. 1340 gewann O. den
niederbayerischen Landesteil, doch erfolgte 1349 eine erneute Teilung, die bis 1363 währte. 1392 wurde nochmals
geteilt. Dabei zerfiel O. in Bayern-Ingolstadt und Bayern-München. Nach dem
Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt 1447 gelangte deren Gebiet im
Wesentlichen an (Nieder-)Bayern-Landshut, das seinerseits aber 1503/1505
weitgehend an Bayern-München (O.) kam. S. Bayern, Bayern-Ingolstadt,
Bayern-München.
L.: Wolff 136; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Oberbayerisches Landrecht von 1346, hg. v. Schlosser, H. u. a., 2000.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das
ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen
diese Güter an die Pfalz (größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem
Hauptort Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV.,
gewann sie aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an
König Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an
Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die
Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der
Name O. durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern
besetzt und seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme
einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631
erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O. der
katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden
Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus
zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das
bambergische Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die
Landgrafschaft Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die
Pfleggerichte Amberg, Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau,
Nabburg, Neunburg vor dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen,
Obermurach (Murach) und Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum
nördlichen Teil die Pfleggerichte Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr,
Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach (Kirchentumbach), Auerbach und
Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das Landgericht Waldeck und die
Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich noch kleinere Teile
innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614 abgetrennte Sulzbach
wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt Vilseck und das Kloster
Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S. Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte
einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und
Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982;
Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in
alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des
bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten
Reich, 2005. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oberschlesien (Herzogtum, Provinz). Bei der Teilung Schlesiens 1173 erhielt Mesko Ratibor und
Teschen. Er erwarb nach 1177 die zum Großfürstentum Krakau gehörenden Gebiete
Beuthen, Auschwitz, Zator, Sewerien und Pless und eroberte 1202 Oppeln. Nach
1281 zerfiel O. in Oppeln (mit Oberglogau, Falkenberg und Groß Strehlitz
[Groß-Strelitz, Großstrehlitz], bis 1532), Beuthen (mit Cosel, Tost und
Gleiwitz, bis 1355), Ratibor (mit Rybnik, Sohrau [Sorau] und Pless, bis 1336)
und Teschen mit Auschwitz (bis 1625). 1457 fielen Auschwitz an Polen, 1494
Zator, 1443 Sewerien an den Bischof von Krakau. Für die bei Schlesien
verbliebenen Gebiete sowie Troppau bürgerte sich seit der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts die Bezeichnung O. ein. Von 1919 bis 1938 war O. eine eigene
Provinz Preußens. Nachdem sich am 20. 3. 1921 bei einer Volksabstimmung 59,6%
für den Verbleib bei Deutschland entschieden hatten, wurde O. am 20. 10. 1921
geteilt. Der größte Teil des Industriegebiets fiel an Polen. S. Schlesien.
L.: Triest, F., Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck
1984; Karzel, O., Die Reformation in Oberschlesien, 1979; Fuchs, K.,
Wirtschaftsgeschichte Oberschlesiens: 1871-1945, 1981; Oberschlesien im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Bein, W., 1984; Oberschlesien 1815-1945, Landschaft,
Geschichte, Kultur, hg. v. Bein, W., o. J.; Oberschlesien im späten
Mittelalter, hg. v. Wünsch, T., 1993; Stadtgeschichte Oberschlesiens, hg. v.
Wünsch, T., 1995. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz),
Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort
bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte
ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom
Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach
einer Teilung der Herzöge von Glogau
selbständiges Fürstentum einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und
Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und
Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt
es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und
Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg),
1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie
aus und O. kam als erledigtes Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach
Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von
Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter
von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als
habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an
Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742
Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat
in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe
Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884
gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den
Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von
Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die
staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva.
Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit
überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402;
Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz,
2012. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oettingen (Grafen, Fürsten). 987 wird ein
Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago Riezzin
(Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O. ab, die
1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst erstmals
genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen
verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des
Landgerichts im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14.
Jahrhundert das größte weltliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben, das sie
zeitweise bis an den oberen Main auszudehnen vermochten. 1418 schwächte eine Teilung (Oettingen-Wallerstein [bis 1486],
Oettingen-Flochberg [bis 1549], Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht,
doch gelang im Zuge der reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte
Abrundung der Güter. 1442 und 1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die Teilung der zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Grafen in die evangelische Linie Oettingen-Oettingen (sieben Zwölftel der
Güter) und die katholische Linie Oettingen-Wallerstein (fünf Zwölftel der Güter
und das Erbe von Oettingen-Flochberg). 1623/1694 teilte sich
Oettingen-Wallerstein in Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet),
Oettingen-Wallerstein (1774 gefürstet) und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach
dem Aussterben Oettingen-Oettingens (1731) fielen dessen Güter überwiegend an
Oettingen-Wallerstein sowie zu einem Drittel an Oettingen-Spielberg, das durch
Heirat 1689 auch die Herrschaft Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die
Herrschaften Bissingen (1661), Burgberg, Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667)
und Diemantstein (1777) (Vorderösterreich, österreichischer Reichskreis,
Reichsritterschaft), Hochaltingen (1764) und Altenberg (1799). 1764
verzichteten die Fürsten auf die Vogtei über Kloster Neresheim.
Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die Güter der Linie Oettingen-Baldern.
Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem Gebietsausgleich mit Preußen in Franken
und erhielt 1802 fünf Klöster als Entschädigung für seine verlorenen
elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit insgesamt 17 Quadratmeilen (850
Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an Bayern. Bayern musste 1810 den
westlichen Teil (Grafschaft Baldern und weitere Teile) an Württemberg abtreten,
der damit 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge
zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg,
Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs,
1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG. 31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende
Öttingen Teutschen Ordens, Diss. Würzburg 1973 (masch.schr.); Grünenwald, E.,
Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D.,
Die Grafschaft Oettingen, 1985; Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft
Oettingen, (in) Rieser Kulturtage, Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A.,
Oettingen, LexMA 6 1993, 1365; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte,
Bd. 2 1995, 395; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg.
v. Kiessling, R. u. a., 2005.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau],
Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148
belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von Basel
zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt
erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den Bischof von Straßburg
verpfändet, später auch an die Pfalz und Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet aus
Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation, 1530 die Gegenreformation
durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum
schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der
Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie
des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O.
zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am
Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701
bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als
Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund
2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg.
v. Eisele, K. u. a., 2004.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oppeln (Herzogtum, Residenz), Opole. O. an der
Oder in Oberschlesien war bei der ersten Nennung um 1000 Mittelpunkt des
Siedlungsgebiets der slawischen Opolanen. Seit der Eroberung durch den
oberschlesischen Herzog 1202 war die im 11. und 12. Jahrhundert befestigte,
1173 zunächst an Niederschlesien gelangte Siedlung Hauptort des von
Niederschlesien getrennten, nunmehr auch nach O. bezeichneten piastischen
Herzogtums (O.) Oberschlesien (mit Ratibor, Teschen, 1178 Beuthen, Auschwitz).
1254 wurde die deutschrechtliche Stadt O. gegründet. Im 13. Jahrhundert
splitterte sich das Herzogtum in Teilfürstentümer auf (1281 Teilung in. O. mit Oberglogau, Falkenberg, Groß
Strehlitz [Großstrehlitz, Groß-Strehlitz], 1313 dreigeteilt, Beuthen mit Cosel,
Tost, Gleiwitz, bis 1335, Ratibor mit Rybnik, Sohrau [Sorau], Pless, bis 1336,
sowie Teschen und Auschwitz, bis 1625). 1327 wurde O. Lehen Böhmens. 1521 kam
Ratibor an O. Beim Tod des letzten Oppelner Piastenherzogs (1532) fiel das
zwischen 1493 und 1521 um Gleiwitz, Tost, Beuthen, Cosel und den größten Teil
Ratibors vergrößerte O. an Böhmen und damit an Habsburg bzw. Österreich. Von
1532 bis 1551 war es an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, von 1645 bis
1666 an Polen verpfändet. O. umfasste ein Gebiet von 137 Quadratmeilen und war
seit 1741 in die Kreise O., Falkenberg, Rosenberg, Lublinitz, Groß Strehlitz,
Tost, Cosel (Kosel) und Neustadt gegliedert. 1742 kam O.von Österreich an
Preußen. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens (Woiwodschaft Opole). 1990
kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 479f.; Idzikowski, F., Geschichte der Stadt Oppeln, 1863ff.;
Steinert, A., Oppelns Werdegang, 1924; Oppeln, hg. v. Maurer, K., 1926; Kuhn,
W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Oppeln. Die grüne Brückenstadt,
hg. v. Verlag Oppelner Heimatblatt, 1964; Straszewicz, L., Opola Silesia:
outline of economic geography (engl. Übersetzung aus dem Polnischen), 1965;
Kuhn, W., Oppeln, 1979; Kuhn, W., Geschichte Oberschlesiens, Jb. d. schles.
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 24 (1983), 1ff.; Petry, L.,
Geschichte Schlesiens, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Oppeln, LexMA 6 1993,
1415; Veldtrup, D., Prosopographische Studien zur Geschichte Oppelns, 1995;
Marsch, A., Oppeln – Falkenberg – Groß Strehlitz, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 434.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oppurg (Herrschaft). 1074 gab Erzbischof Anno
von Köln unter aus Reichsgut stammenden Ländereien O. (Opult) bei Pössneck an
die Abtei Saalfeld. Über weitergegebene Vogteirechte der Grafen von Schwarzburg
und der Grafen von Orlamünde über die Abteigüter erlangten die Ritter von
Brandenstein die Herrschaft O. Da sie infolge zahlreicher Erbteilungen und sonstiger Umstände im 17. Jahrhundert
verarmten, musste die Herrschaft 1672 an Graf Johann Albrecht von Ronow
verkauft werden. 1703 kam sie an die Familie Einsiedel, 1745 an die Grafen
Hoym, 1782 erbweise an die Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen. Sie gehörte über
die Markgrafschaft Meißen Sachsens dem obersächsischen Reichskreis an. Über
Thüringen (1920) fiel O. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 380; Wallner 708 ObersächsRK 2; Dedié, F., Oppurg und seine Besitzer
im Laufe der Jahrhunderte, 1939.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit
Orange, Jonquières und Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum
Fürstentum erhoben. Dieses fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die
Erbtochter Tiburge) an ein anderes Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung
kam Orange um 1300 (1308 über den Johanniterorden [Orden der Johanniter] und
Karl von Anjou) wieder zurück. 1393 gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten
über eine Erbtochter an die Grafen von Chalon, nach dem Aussterben der Familie
1530 mit weiteren Gütern in der Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin
infolge einer Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege an
Nassau-Dillenburg (O.). 1544 nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince
d’Orange an. 1560 erlangte es das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig
später wurde der Fürst von Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der
Niederlande gegen Spanien und 1572 zum königlichen Statthalter von Holland,
Seeland und Utrecht gewählt. 1579 gründete Johann der Ältere die Utrechter
Union der nördlichen niederländischen Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers
testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und von 1632/1633 bis 1702 auch die
Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen der Linie der Prinzen von O.
(König Wilhelm III. von England, 1688 als Schwiegersohn des 1672 katholisch
konvertierten Königs Jakob II. von der Opposition nach England berufen) aus den
erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des
Enkels des mit Henriette von O. verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg
(bzw. Preußen) und des Fürsten von Conti der oranische Erbfolgestreit. 1713
wurde das schon von 1672 bis 1679 und 1701/1702 von Frankreich besetzte O. dem
Fürsten von Conti als Lehen Frankreichs zugesprochen. Frankreich erkannte auch
die 1707 erfolgte Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins)
zugunsten Preußens an. Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und
Lingen besetzt. 1713 erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von
Geldern (Obergeldern). 1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die
deutschen Güter auf. 1890 erlosch das Haus in männlicher Linie. S.
Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A.,
Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993,
1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994; Oranien-Nassau,
die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995; Mörke, O.,
Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig
und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos,
Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768
Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine
Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König
Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O.
(1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das
entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um
Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach,
Offenburg und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351
bis 1405 an das Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz
(bis 1504) bzw. Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert
setzte sich der nach Ortenberg veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste
Österreich das fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu
Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771
beim Aussterben der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen.
1801 kam sie an den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von
Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400
Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen
und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden. Mit Baden gelangte die
O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua,
Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa,
Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig
und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist.
Vereins f. Mittelbaden, 16 (1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H.,
Bad. Heimat 22 (1935); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21, 22, 30, 41, 44, Mortunouwa,
Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua, Ortenau’, s. Mortunouwa;
Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3.
A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb.
(1970); Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer
Zeit, 1984, 212; Andermann, K., Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der
Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in
Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von
Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw.
der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern
Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach
den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht
(Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde
Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte
eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete
jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft
Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen
südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern
erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im
Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu
Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel
aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456
vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O.
Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch
das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt.
1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und
Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen
Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit
2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster
Langheim gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch.
1806 wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von
Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg,
1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den
Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in
der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen
anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen
von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an
Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als
Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von
Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen
die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von
Portia über, die bis 1918 in Spittal an der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den
Zehnten (1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236
gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich
der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im
frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland
mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg).
Gegenüber dem größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter
Fürstenau, Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und
Reckenberg gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster
(1667) an Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste
sich teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17.
Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im
Wesentlichen verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese
(Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543
führte der Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde
Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das
Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen
Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien
des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30
Pfarreien und 6 Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, regierten seit 1648
abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem
Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das Hochstift mit 56 Quadratmeilen
und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in
größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das
Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu Frankreich. 1813/1815 fiel es
wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O. einschließlich der ehemals münsterischen
Güter im Emsland, der Grafschaft Bentheim und der Niedergrafschaft Lingen). Mit
Hannover kam O. 1866 an Preußen, das 1885 einen Regierungsbezirk O. bildete.
Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen auf. 1824 wurde erneut ein Bistum O.
eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär,
M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.;
Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938;
König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner
territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790,
hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und
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Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im Hochstift Osnabrück im
16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum Osnabrück, 2 Teile, (in)
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 1975-1977; Heuvel, Chr. van
den, Beamtenschaft und Territorialstaat: Behördenentwicklung und Sozialstruktur
der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück 1550-1800, 1984; Schindling, A.,
Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur reichspolitischen Stellung
Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker Mitteilungen
90 (1985); Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager, J. Frhr. v.,
Die Osnabrücker Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch, F., Osnabrück,
LexMA 6 1993, 1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001; Steinert,
M., Die alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 582,
1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005; Heuvel, G. van
den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialgeschichtliche
Souveränität, 2011 (Freiheit Gesmold). (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft
an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von
Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen
die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer
minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog.
privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine
Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark,
1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich
die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit
Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft
Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382
Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen
Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und
vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und
Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich)
eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477
erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um
1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen
Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau
(1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete
(Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses
Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain,
Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria
nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des
Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie
einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen
in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn,
Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des
um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten
spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf
Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen
Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum
Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte,
gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge
und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer
Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als
Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter
Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg
Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter
ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen
Union, die vor allem als Folge der Aufteilung
Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das
Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des
aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf
Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches
Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines
Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild
Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö.
einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen.
Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen)
österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der
1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die
Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel,
Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf
Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und
Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte
Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten
Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und
das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797
mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens
wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen
ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern
gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848
erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte
Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus
(Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen
oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö.
aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns,
Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum
Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska],
Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete
Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren,
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien
und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum
Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn,
Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches
Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860
diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben
wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die
Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig
eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen
Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien.
Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
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Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
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(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Ostpreußen (Landschaft, [Teil des] Herzogtum[s],
Gebiet, Provinz). Das Gebiet zwischen Weichsel- und Memelmündung wurde in der
Jungsteinzeit von Jägern und Fischern besiedelt. Im 2. und 3. Jahrhundert n.
Chr. bewohnten es die Goten, später die baltischen Pruzzen, deren im 10.
Jahrhundert erstmals genannter Name (um 965 Brus) auf das Siedlungsgebiet
übertragen wurde. Um 1225 wandte sich der polnische Herzog Konrad I. von
Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen und
übertrug ihm als Lohn das Kulmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II.
gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulm, Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen. Die Niederlage gegen Polen in der Schlacht von Tannenberg (1410)
schwächte den Deutschen Orden, der zwischen 1231 und 1410 93 Städte und etwa
1400 Dörfer gegründet hatte, sehr. 1466 wurde er auf den östlichen Teil
Preußens ohne das Ermland beschränkt. Der verbliebene Ordensstaat war vom
Heiligen Römischen Reich getrennt und musste die Oberhoheit Polens anerkennen.
1525 wurde der Ordensstaat unter dem Hochmeister Albrecht von
Brandenburg-Ansbach in das erbliche, unter Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum Preußen, in dem 1544 die Universität Königsberg gegründet wurde, umgewandelt.
Dieses wurde 1618 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit befreit. 1701 wurde es als einziges voll
souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg zur Keimzelle des Königreichs
Preußen, indem Kurfürst Friedrich sich selbst zum König in Preußen krönte. Der
Name O. für das Herzogtum Preußen setzte sich amtlich erst durch, als 1772
Westpreußen (Pomerellen bzw. Pommerellen) bei der ersten Teilung Polens mit dem Königreich Preußen vereinigt
wurde. Das Ermland kam zu O., Marienwerder zu Westpreußen. Beide Provinzen
wurden 1815 getrennt, von 1824 personal und 1829 real bis 1878 zur Provinz
Preußen vereinigt und dann wieder getrennt. 1919/1920 kam das Gebiet um Soldau
zu Polen, das Memelgebiet an die Alliierten und 1923 faktisch an Litauen.
Danzig wurde Freie Stadt. Das restliche Westpreußen wurde O. angefügt. 1939
wurde das Memelgebiet von Litauen zurückerzwungen, wurden Westpreußen und
Danzig zurückerobert und damit wurde O. wieder mit dem Reich verbunden. 1945
wurde der nördliche Teil O. unter die Verwaltung der Sowjetunion, der westliche
Teil unter die Verwaltung Polens gestellt, die ansässige deutsche Bevölkerung
fast vollständig ausgesiedelt. 1990 kam das Gebiet als politische Folge der
deutschen Einheit an die Sowjetunion bzw. Polen.
L.: Goldbeck, J., Königreich Preußen, Teil 1 1785, Neudruck 1975ff.; Horn, A.,
Die Verwaltung Ostpreußens seit der Säkularisation (1525-1875), 1890; Heim, M.,
Geschichte der ostpreußischen Landschaft 1788-1888, 1938; Dehio, G./Gall, E.,
Deutschordensland Preußen, 1952; Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus
den Gebieten östlich der Oder-Neiße, hg. v. Schieder, T., Bd. 1f. 1953;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Schumacher, B.,
Wege und Wirkungen ostpreußischer Geschichte, 4. A. 1959; Dönhoff, M. Gräfin,
Namen, die keiner mehr nennt. Ostpreußen, Menschen und Geschichte, 1962;
Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, Bd. 1 2. A. 1962, 2 1964, Ergänzungsbände;
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1966; Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H.
u. a. 1968ff.; Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 bis 1945,
Reihe A, Preußen I: Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Gause,
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1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig
1945-1988, Bd. 1f. 1990; Neuschäffer, H., Das Königsberger Gebiet, 1991;
Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und
Westpreußens, hg.v. Opgenoorth, E., Bd. 2, 1 1994; Kibelka, R., Ostpreußens
Schicksalsjahre, 2000; Mast, P., Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Kulturgeschichte Ostpreußens in der frühen Neuzeit, hg. v.
Garber, K. u. a., 2001; Kossert, A., Ostpreußen, 2005.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Parchim (Herrschaft). P. an der Elde in
Mecklenburg geht auf eine wendische Burg zurück. 1225/1226 erhielt der bei ihr
erwachsene Ort Stadtrecht. 1229 entstand durch Teilung
des Fürstentums Mecklenburg die Teilherrschaft P. Nach 1256 wurde sie unter den
Nachbarn aufgeteilt. Von 1949 bis 1990 kam P. in Mecklenburg zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis
zur landständischen Union von 1523, 1968.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter
der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an
Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey
(1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt,
vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die
Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der
Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und
die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an
Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach,
1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit
angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren)
P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und
Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von
Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde
zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten
der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd,
Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten,
1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und
Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355
Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die
Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen
Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück
sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei
im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz
(Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz),
Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie
Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb
die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der
Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am
Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der
Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe
und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die
Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter
im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte
Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken
(Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als
mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus
ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor
Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt
1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte
Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg
(1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg
und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich -
mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte
und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach
Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200
erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie
wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch
die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von Frankreich
zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens, Nassaus, von der
Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg, Innviertel und
Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische
Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den
bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und wurde
1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei
sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und
Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den
Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung
Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat.
Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische
Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie,
2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pfalz-Birkenfeld (Pfalzgrafen, Fürstentum). 1569/1584
entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken die
Linie P. (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld) mit dem zweibrückischen Anteil der
Grafschaft Sponheim um Birkenfeld im Nahetal. Sie zerfiel bald in zwei Zweige,
deren älterer 1671 erlosch. 1671 kam P. an Pfalz-Bischweiler, zu dem seit 1673
durch Heirat auch die Grafschaft Rappoltstein im Elsass gehörte. Nach dem
Anfall Zweibrückens 1731/1733 nannte sich die Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. Aus ihr stammte Maximilian I. Joseph, der 1799
unter Beerbung von Pfalz-Sulzbach Kurfürst und 1806 König von Bayern wurde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f., 2. A. 1856,
Neudruck 1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach,
(in) Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die
Pfalz am Rhein, 4. A. 1984.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pfalz-Mosbach (Fürstentum). 1410 entstand durch Erbteilung die Linie P. mit Gütern am Neckar um Mosbach,
im Kraichgau um Sinsheim und an der Bergstraße. Sie erbte 1443 einen Teil der
Güter der Linie (Pfalz-Neumarkt) (Pfalz-Oberpfalz). Bei ihrem Aussterben 1499
wurde sie gemäß Erbvertrag von 1479 von der Pfalz (Kurpfalz) beerbt.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Lang, T., Die Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Wüst, G., Pfalz-Mosbach
1410-99, Diss. phil. Heidelberg 1976; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 858.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der
Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der
Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern,
1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des
Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie
Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um
Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet.
1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem
Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern
gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung
von Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere
Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und
Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber
schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des
jülich-klevischen Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614)
mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete
die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der
sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August
und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde
P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P.
innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz
Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt
zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt:
der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem
Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu
beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf
dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum
Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz
und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg,
Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau,
Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter
Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg
(letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen,
Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp
Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs.
56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press,
V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die
Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
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Pfalz-Sulzbach (Fürstentum). Die seit 1071 nach der zu
Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg Sulzbach benannten Grafen von
Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen von Hirschberg. Über diese kam
die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern, 1329 an die pfälzische Linie. Von
1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des Pfalzgrafen Otto Heinrich unter der
Landeshoheit Pfalz-Neuburgs. 1610/1614 entstand durch Teilung
Pfalz-Neuburgs das Fürstentum P. mit Sulzbach, Floß und Vohenstrauß und einem
Anteil an Parkstein-Weiden. 1656 verzichtete Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit
über das 1649 endgültig reformierte Gebiet. Der Pfalzgraf von P. war beim
bayerischen Reichskreis, nicht aber beim Reichstag vertreten. 1742 erbte Karl
Theodor von P. die Pfalz (Kurpfalz) und Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das
danach P. eingegliedert wurde. Das 19 Quadratmeilen große Fürstentum P., das
die beiden Hauptteile der Oberpfalz voneinander trennte und selbst durch das
Amt Vilseck Bambergs geteilt wurde, umfasste das Landgericht Sulzbach mit der
Stadt und die sogenannten hinteren Lande mit den Pflegämtern Weiden und Floß
und den Ämtern Parkstein und Floss. 1799 gelangte P. in Bayern an Maximilian I.
Joseph von Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648)
E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, 1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz,
Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in)
Historischer Atlas von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil
Altbayern; Sturm, H., Sulzbach im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer
Heimat 14 (1970); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das
Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft
Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen aus der
ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel
[Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der
Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz das Fürstentum Pfalz-Simmern
(Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der Grafschaft Zweibrücken
(Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz), Veldenz und Teilen der
Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von Pfalz-Simmern P. mit
Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in Zweibrücken. 1543
wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam in Zusammenhang
mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz) herrschenden Linie
Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich P. in P.,
Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft Sponheim). 1611
wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte
Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Fabricius,
W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28 (1909);
Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen
von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36
(1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pinneberg (Herrschaft, Grafschaft). Das erstmals
1351 genannte P. an der Pinnau zwischen Hamburg und Itzehoe war Sitz der
Herrschaft P. 1304 kam sie bei der Landesteilung
der Grafen von Holstein an die Linie Schauenburg (Schaumburg), die auch die
Stammgrafschaft (Schaumburg) an der Weser innehatte. Die Linie Schauenburg
(Schaumburg) behauptete die Herrschaft über das Aussterben der Grafen in
Holstein (1459) hinaus und verlegte die Residenz 1568 von Wedel nach P. Bei
ihrem Aussterben 1640 kam P. an die Landesherren von Holstein, König Christian
IV. von Dänemark und Herzog Friedrich III. von Gottorp (Gottorf). 1649
verkaufte der Herzog von Gottorp (Gottorf) das zu P. zählende Amt Barmstedt an
den königlichen Statthalter Christian Rantzau. 1650 wurde das Amt zur Reichsgrafschaft
Rantzau erhoben. 1726 zog Dänemark die Reichsgrafschaft ein und vereinigte
deren Gebiet wieder mit dem Herzogtum Holstein. Über Preußen (1866) kam P. 1946
an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446; Ehlers, W., Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg,
1922; Ehlers, W., Die Geschichte der Stadt Pinneberg, 1925; Petersen, L., Über
die Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Pinneberg, ZSHG 72 (1944), 201ff.,
73 (1949), 141ff.; Risch, H., Die Grafschaft Holstein-Pinneberg, 1986.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Plön (Herrschaft, Grafschaft, Herzogtum,
Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An der Stelle
einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg erbaute Graf
Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P. (Plune
„eisfreies Wasser“) am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390 war P.
Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam P. beim
Aussterben der Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von König
Friedrich II. von Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der Teilung Holstein-Sonderburgs
(Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie Holstein-Sonderburg-Plön
(Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren Aussterben 1761 an Dänemark
zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an Schleswig-Holstein. S.
Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000
Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986;
Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe
Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA
7 1994, 23; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Polen (Königreich, Republik). Um 960 erscheint
im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten Gebiet
zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog
Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein Sohn (König)
Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich aus (Mähren, Lausitz,
Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es mit Gnesen ein eigenes
Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg, Krakau und Posen. Nach
Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften Großpolen (ab 1239 dux
Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und Pommern den verbliebenen
Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P. abgetrennt, 1181 Pommern dem
Deutschen Reich eingegliedert. 1225/1226 kam auf Bitten des Teilfürsten Herzog
Konrads von Masowien der Deutsche Orden ins Land und gewann das Culmer Land
(Kulmer Land, Kulmerland). 1249 fiel Lebus an Brandenburg. 1295 und 1320 ließ
sich der Herzog zum König krönen (Großpolen, Kleinpolen und einige
mittelpolnische Gebiete). König Kasimir III. (1333-1370) verzichtete zugunsten
des Deutschen Ordens auf Pommerellen (Pomerellen) sowie auf Schlesien (1348),
schuf ein allgemeines polnisches Landrecht und gründete 1364 die Universität
Krakau. Nach seinem Tod gelangten zunächst sein Neffe und dann 1386 infolge
Heirat der Erbtochter (Hedwig) das litauische Haus der Jagiellonen, das außer
Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte, auf den Thron. 1466
musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über Ostpreußen anerkennen
und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland) und Ermland.
1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens. 1572 starben die
Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670 die Lehnshoheit
über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland. 1697 wurde der dafür
zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch Wahl König von Polen.
1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder. 1772, 1793 und 1795
wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von Russland protegierten
neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte, zwischen Russland,
Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung
(1772) erhielt Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769
besetzte Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen
erlangte Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den
Netzedistrikt (35000 Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland
gewann das polnische Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk
und Mstislaw (84000 Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch
verringerte sich das Gebiet und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten Teilung (1793) erhielt Russland die restlichen Teile
Litauens, die Ukraine, die Hälfte von Wolhynien, Podolien, Nowogrodek
(Nowgrodek) und Brest-Litowsk (Brzesk) sowie die noch polnischen Gebiete von
Polozk und Minsk (228000 Quadratkilometer). Preußen erlangte Danzig, Thorn,
Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz (Lodsch), Dobrin (Dobrzyn), Tschenstochau
(Czenstochau), einen Teil von Rawa und die Hälfte von Brześć Kujawski
(Brzesk) (58000 Quadratkilometer, 1130000 Einwohner, „Südpreußen“). Dadurch
wurde Polen auf 240000 Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern beschränkt. Bei
der dritten Teilung (1795)kamen das restliche
polnische Litauen, der Großteil von Samogitien, das übrige Schwarzrussland,
Podlesien und Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland und Semgallen an Rußland
(146000 Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom, Teile von Brest-Litowsk
(Brzesk), Podlachien und Masowien an Österreich (51000 Quadratkilometer mit
1000000 Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau, das Gebiet zwischen
Weichsel, Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein Teil Krakaus
(Neuschlesien) an Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern). 1807
wurde durch Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum Warschau
geschaffen, das 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland in
Personalunion vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik P. gegründet,
die 1919 den größten Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen zwischen dem
Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber, unter zugunsten
der Sowjetunion erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur Oder-Neiße-Grenze,
wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig, Deutscher Orden,
Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus, Memelgebiet,
Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien, Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873;
Lord, H., The Second Partition of Poland, 1916; Rhode, G., Geschichte Polens,
3. A. 1980; Hoensch, J., Geschichte Polens, 1983; Boockmann, H., Deutsche
Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Jasinski, K.,
Rodowód pierwszych Piastów, 1992; Labuda, G., Mieszko II król polski 1025-34,
1992; Atlas historyczny miast Polskich, hg. v. Czacharowski, A., 1993;
Gieysztor, A., Polen, LexMA 7 1994, 52; Zernack, K., Polen und Russland, 1994;
Urban, T., Deutsche in Polen, 4. A. 2000; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Normdurchsetzung in
osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3 1997; Kempen, B., Die
deutsch-polnische Grenze, 1997; Urban, T., Von Krakau bis Danzig, 2000; Davies,
N., Im Herzen Europas, 2000; Deutsch-polnische Beziehungen in Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Lawaty, A. u. a., Bd. 1f. 2000; Borodhiej, W., Der Warschauer
Aufstand 1944, 2001; Alexander, M., Kleine Geschichte Polens, 2003; Urban, T.,
Polen, 2. A. 2003; Wyszkowski, M., (Die politische Verfassung Großpolens in den
Jahren 1138-1296), 2009; Michel, A., Polens Staatlichkeit in sieben
Jahrhunderten, 2014.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pomesanien (Hochstift). Das ursprünglich slawisch,
zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert pruzzisch besiedelte Gebiet zwischen Nogat,
Sorge, Drewenz, Weichsel und dem Drausensee wurde zwischen 1233 und 1236 vom
Deutschen Orden erobert. 1243 wurde infolge einer Verfügung Papst Innozenz’ IV.
P. als eines der vier Bistümer des Deutschen Ordens begründet. Das bischöfliche
Herrschaftsgebiet umfasste seit 1255 etwa ein Drittel der Diözese (zwei Drittel
fielen an den Deutschen Orden), zu der die alten pruzzischen Gaue P. und Pogesanien
sowie das Marienburger Werder zählten. Bei der Aufteilung
des Landes 1250 wählte der Bischof das Gebiet um Marienwerder. 1255 wurde P.
dem Erzbistum Riga unterstellt. 1410 huldigte der Bischof dem König von Polen.
1466 fiel Marienburg an Polen, doch blieb das weltliche Herrschaftsgebiet im
Ordensbereich. Der letzte katholische Bischof huldigte Albrecht von Brandenburg
als Herzog, trat zum Luthertum über und verzichtete 1527 auf die weltliche
Herrschaft. Aus dem Hochstiftsgebiet wurden in Preußen die Ämter Marienwerder
und Riesenburg und das Erbhauptamt Schönberg (Schöneberg) gebildet. Nach 1587
wurde als Ersatz für den Bischof ein Konsistorium zu Saalfeld (Salfeld)
eingesetzt, das 1751 zugunsten des Konsistoriums zu Königsberg aufgehoben
wurde. Die kirchliche Aufsicht und später auch den Titel des Bischofs von P.
nahm bis 1821 der katholische Bischof von Culm wahr. S. Polen.
L.: Cramer, H., Geschichte des vormaligen Bistums Pomesanien, 1884; Boockmann,
H., Pomesanien, LexMA 7 1994, 82; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 596.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau
eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit
Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums
Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher
deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel
Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog
der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen immer
wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P.
geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die
Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp
herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach
Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236
kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis
1478) eine Teilung in die Herzogtümer
Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast,
Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen und
magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P.
(Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus
der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348
erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er
das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte
1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden
vorübergehend fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp,
Pommern-Stargard [bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem
unter den 1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die
Universität Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder
Lauenburg und Bütow vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand.
Seit 1478 war, nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien
Pommern-Stettin (1464, gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard
(1459) beerbt hatte, P. in der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt.
Herzog Bogislaw X. (1474-1523) festigte das Herzogtum durch eine geordnete
Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von
dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch
Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage
der Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529).
1523/1532 und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P.
wieder geteilt (Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625],
Pommern-Rügenwalde [bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die
Reformation Eingang. 1625 kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig
später wurde das Land von Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder
gelegene Teil Pommerns (Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des Herzogshauses in
männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556 säkularisierte Stift
Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder gelegene, wertvollere
Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise fast unabhängigen
Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin [Kammin]) an
Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1657/1658 erlangte
Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die Starostei Draheim von
Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns und 1720 Vorpommern
bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich (gegen
Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark gelangte
pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen,
Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung
des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin
und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern
mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes,
Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und
die Verwaltungseinteilung der Neuzeit, 1911;
Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck 1986; Drolshagen,
C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als ältester deutscher
Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze, B., Die Reform der
Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Historischer
Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen Forschungsstelle der
Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F., Die schwedischen
Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche Auswertung, 1935;
Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M.,
Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden,
H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern,
1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern,
Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987; Ostdeutsche
Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H., 1988;
Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R., Pommern,
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u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H., Geschichte
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pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern und
Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei der Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV.
(† 1309) mit Gütern nördlich der Peene und westlich und östlich der
Odermündung. 1317 kam aus dem Erbe der Herzöge von Pommerellen durch
Brandenburg das Land Stolp und Schlawe hinzu, das aber durch das Hochstift
Cammin (Kammin) von Wolgast getrennt blieb. 1325 fiel das Fürstentum Rügen
erbweise an. 1348 wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in
Stargard östlich der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen
westlichen Gebiete mit Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam es 1478 zur Wiedervereinigung in
Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut geteilt. P. zählte zum
obersächsischen Reichskreis. S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10.
Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine
erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der Herzöge von Polen, die sich nach 963
für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich als tributpflichtig unterstellt
hatten, und wahrscheinlich seit 968 Bischofssitz im Erzbistum Magdeburg, seit
1000 im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand die Neustadt nach deutschem Recht.
1779/1793 ging P. an Preußen über. 1807 wurde aus den Erwerbungen Preußens in
der zweiten (1793) und dritten (1795) Teilung
Polens (Westpreußen, Südpreußen, Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau
gebildet, das 1813 von Russland besetzt und 1813/1815 zwischen Russland und
Preußen geteilt wurde. Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil von
Südpreußen bis zur Prosna, doch gehörte dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund
an. Das Culmer Land (Kulmerland) und Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt.
Das Restgebiet wurde mit 29000 Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern
(davon etwa ein Drittel Deutsche) als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.)
Provinz Preußens, die vom 5. 12. 1848 bis Mai 1851 dem Deutschen Bund
angehörte. 1867 wurde die Provinz dem Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871
dem Deutschen Reich. 1919 kam P. bis auf geringe westliche Randgebiete (2200
Quadratkilometer, Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen) ohne Volksabstimmung an
Polen. Von 1939 bis 1945 war P. deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel
1945/1990 aber wieder an Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte
der Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der
Provinz Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und
Posens, 1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen und die Reiche seiner
Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D., Posen, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976;
Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des Großherzogtums Posen (1815-1848),
1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W., 1988; Piskorski, J., Posen, LexMA 7 1994,
124; Serrier, T., Provinz Posen, 2005.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen,
das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als
Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine
Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786
195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für
diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die
schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage
aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der
Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791
erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw.
Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789
aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte
aber in der zweiten und dritten Teilung Polens
(1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie
Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an Frankreich
(Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391
Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern)
erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die
Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und
Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck
[Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln
[Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg],
Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven
sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus
dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien
Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte
Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235
Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806
gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion
Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach
dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit
Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806
endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder
sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen
Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der
Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst
schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur,
Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber
die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen
(oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine
exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die
gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das
Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern
zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen
Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich
im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in
Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung
Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution
1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh
nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete
abtreten. Die Macht in P. übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die
Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine
Verfassung, durch die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1.
4. 1929 schloss sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern.
1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des
Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine
Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen,
Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme 1933/1934;
Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
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G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
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Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
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Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in
Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas
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Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines Staates, 1966;
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Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H.,
Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven,
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Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
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hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte.
Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in
Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871
und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte
Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
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ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v.
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Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E.,
Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Putbus (Land, Herren, Reichsgrafen). Das im
Südwesten von Rügen liegende Land P. gehörte seit 1249 einer Nebenlinie der
1325 ausgestorbenen slawischen Fürsten von Rügen. Diese wurden 1727
Reichsgrafen. 1858 erlosch die Familie im Mannesstamm. Innerhalb Mecklenburgs
gehörte P. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Nach einer
Entscheidung des Jahres 1998 verloren die Erben durch die Sowjetunion als
Besatzungsmacht ihr Eigentum (14500 Hektar Land bzw. ein Sechstel von Rügen)
durch Enteignung. S. Pommern, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Loebe, V., Mitteilungen zur Genealogie und
Geschichte des Hauses Putbus, 1895; Kausch, D., Geschichte des Hauses Putbus
und seines Besitzes im Mittelalter, 1937; Kausch, D., Regesten und Urkunden zur
Geschichte der Herren von Putbus, 1940.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Ranis (Herren, Herrschaft). Vermutlich kam R.
bei Pössneck, das 1085 unter Wiprecht von Groitzsch erscheint, als Teil des
Orlalandes vom Erzstift Köln an Friedrich I. Barbarossa. 1198 gab König Otto
IV. das Gebiet an Köln zurück. 1199 belehnte König Philipp den Landgrafen von
Thüringen mit dem Gebiet Orla und der Reichsburg R., nach der sich bereits 1194
Herren nannten. Im 13. und 14. Jahrhundert erscheint sie wiederholt in Landesteilungen der Grafen von Schwarzburg. 1418 ging sie
vermutlich durch Kauf als Reichslehen auf Sachsen über, das R. 1465 den verschwägerten
Herren (1495 Reichsfreiherren) von Brandenstein gab, die R. 1571 den
Breitenbauch (seit 1902 Breitenbuch) verkaufte (obersächsischer Reichskreis).
1815 fiel R. an Preußen (Provinz Sachsen), und wurde am 1. 4. 1944 mit dem
Regierungsbezirk Erfurt zum 1. 7. 1944 dem Reichsstatthalter von Thüringen
unterstellt. Nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 gelangte es zu Thüringen und
mit diesem 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik. 1952 kam es zum Bezirk
Gera. Bei der Wiederherstellung (str.) der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen
blieb R. bei Thüringen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gumpelzhaimer, 176; Wolff 380; Schache, K., Burg
Ranis, 1989.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Raugrafen (Grafen). Aus der Familie der Emichonen
(Wildgraf Emich 1102-1135), die seit 960 die Grafschaft des Nahegaus innehatte,
zweigte sich um 1140 das Geschlecht der R. (1148 comes hirsutus, Rügegraf?) des
Nahegebiets ab. Dieses hatte seinen Stammsitz auf der 1129 erstmals erwähnten
Altenbaumburg (bei Altenbamberg) bei Bad Münster am Stein-Ebernburg und war im
Alsenztal begütert. Die R. waren Vasallen der Pfalzgrafen und deren Vögte im
Gericht Alzey. 1253 entstanden durch Teilung die
Linien Altenbamberg (Altenbaumburg, Altenbaumberg) (bis 1385) und Neu-Bamberg
(Neuenbaumburg bzw. Neuenbaumberg) sowie Stolzenberg (bis 1358). Bis 1457,
zuletzt durch Verkauf seitens Neu-Bambergs (Neuenbaumburgs), kamen die
verstreuten Güter größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Im 15. Jahrhundert
gewann die Neuenbaumburger Linie über die Heirat einer Erbtochter einen neuen
Herrschaftsschwerpunkt in Luxemburg. Am Anfang des 16. Jahrhunderts starb die
Familie aus. 1667 erneuerte Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (Kurpfalz) den
Titel für seine morganatische Gattin Louise von Degenfeld und die Nachkommen
aus dieser Ehe.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schneider, C., Geschichte
der Raugrafen, (in) Wetzlarer Beiträge, hg. v. Wiegand, P., Bd. 2 1845;
Schnepp, P., Die Raugrafen, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 37/38 (1918); Moeller,
W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922;
Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K., Raugrafen, LexMA 7
1994, 477. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher
bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg
setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von
Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der
Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie sich Grafen von R. Sie
hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die sie vielleicht nach 1100
(1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die Grafschaft im Emsland
(Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto von Northeim († 1083),
Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im Teutoburger Wald (um
Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere verstreute Güter (etwa im
Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung. Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter
um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster (Niederstift Münster).
1289/1309 wurden Vlotho und der Limberg (Lemberg) (wieder) erworben. Nach
Aussterben des Mannesstammes 1346 kam die restliche, wohl 1180
reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld und Vlotho) über die
Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin der Grafschaft Berg
war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst lippische Amt Enger
vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in Besitz genommen, kam aber
1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher Erbfolgestreit). Hauptstadt
war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das Preußen seit 1705 die Aufnahme in
das westfälische Reichsgrafenkollegium beantragte, verwaltungsmäßig mit dem
1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis
1806 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16
Quadratmeilen umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811
teilweise unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz
Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung
der Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger
Territorialverfassung im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die
Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss.
phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen
von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg
41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff. 1960ff.;
Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962); Vogelsang,
R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v. Berghaus,
P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7 1994, 486;
Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer Übersicht);
Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Remigiusland (Herrschaft). Die vermutlich von
Erzbischof Tilpin in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründete Abtei
Saint Remi in Reims erhielt nach der Aufteilung
des fränkischen Reiches von 843, bei der das Erzstift Reims an das Westreich,
Teile der Güter des Erzstifts aber an das Ostreich fielen, 932/952 von
Erzbischof Artald die dem Erzstift Reims, das 940 auch die Grafschaft Reims von
König Ludwig IV. von Frankreich erhielt, wohl am Ende des 6. Jahrhunderts
übertragenen Güter an der Maas und um Kusel (nordwestlich von Kaiserslautern).
Für dieses R. fungierten die Grafen von Veldenz, seit 1444 die Herzöge von
Pfalz-Zweibrücken als Vögte. 1550/1552 musste die Abtei das R. für 8500
Goldgulden an das 1543 geschaffene Pfalz-Veldenz verkaufen. Von dort kam es
1694 beim Aussterben der Linie an die Pfalz und damit 1777 an Bayern. 1946
gelangte das Gebiet an Rheinland-Pfalz.
L.: Remling, F., Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster,
1836; Remling, F., Geschichte der Benediktinerpropstei St. Remigiberg, 1856;
Doll, L., Das Kloster Remigiusberg, (in) Landkreis Kusel, 1959.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Reuß (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Die
einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen Herren von Weida, die
von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht abstammten, um 1180 mit der
Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut wurden und vermutlich schon
vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den Titel Vogt (advocatus) führten,
der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als Vogtland (mit Weida, Plauen, Voigtsberg
[Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma, Hof, Ronneburg u. a.) begründete,
spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida (bis 1531/1535), die Vögte von Gera
(1550 erloschen) und die Vögte von Plauen. Die Vögte von Plauen teilten sich
1306 in die Linien Plauen und Reuß von Plauen. Die ältere Linie der Vögte von
Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen die Burggrafschaft Meißen und damit die
Reichsfürstenwürde erhielt und den Titel auch nach dem Verlust der
Burggrafschaft Meißen fortführte, erlosch 1572. Die jüngere Linie der Vögte von
Plauen wurde von dem 1292/1294 verstorbenen Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich
R., der eine Enkelin König Daniels von Galizien in Russland geheiratet hatte
und sich deswegen R. nannte, begründet. Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld
und 1492 Zeulenroda. Insgesamt gehörten ihr Güter im Umfang von 21
Quadratmeilen, die aus einem südlichen, bei weitem größeren und einem
nördlichen, kleineren Teil bestanden. 1535 wurde die Reformation durchgeführt.
Die Linie teilte sich nach dem Verlust aller böhmischen und wettinischen Lehen
1535/1564 in eine ältere Linie Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und
den Ämtern Untergreiz und Burgk [Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene
Linie Reuß-Obergreiz und eine jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter
der älteren Linie der Vögte von Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz
vereint, woraus Reuß-Greiz entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung
der Heinriche mit römischen Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673
in den Grafenstand (wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz)
bzw. 1790 (Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz
unterteilte sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk
(Reuß-Burg) und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder
an den sich seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz
(1768). Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg
[Längenberg], 78 Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg),
Reuß-Schleiz (mit Schleiz, Tanna und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit
Reichenfels) sowie Reuß-Lobenstein, das 1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg
(bis 1711), Reuß-Lobenstein (mit Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und
Reuß-Ebersdorf (mit Ebersdorf) (bis 1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen
die Güter zur einen Hälfte an Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an
Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch gelangten sie später überwiegend an
Reuß-Schleiz. 1807 traten alle reußischen Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz
(bzw. Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie) schloss sich nach dem Untergang des
Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung
und trat 1871 dem Deutschen Reich bei. Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das
1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein dieses beerbte, vereinigten sich nach
Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu
Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine
1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 Preußen an. 1902 übernahm Reuß
jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das 1927 überhaupt
ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R. jüngere Linie, seit
1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317
Quadratkilometer, 827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde
die Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat
zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land
Thüringen kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber wieder
begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v.
Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des
ehemaligen Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12.
Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde
1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren
von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der
Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R. infolge
einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber
linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein.
Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor
1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites
silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und
nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie
durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten
sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers,
Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun)
erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden
die Grafen in den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der
Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum
oberrheinischen Reichskreis. Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000
Einwohnern teilte sich wie folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie
umfasste die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel
der Ämter Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg und (Dimringen)
Diemeringen sowie ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der
rheingräflich grumbachischen Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen
Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel
von Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der
Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die
Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück,
ein Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken
Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich
bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt
Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem
Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der
Herrschaft Püttlingen (frz. Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt
der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen
Verluste an Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und
nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815
von Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg,
Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg
wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die Grafschaft
Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler bzw.
Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim und
Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
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Römhild (Ort, Stadt, Herrschaft, Residenz des
Grafen von Henneberg-Römhild bzw. des Herzogs von Sachsen-Römhild). Im Jahre
800 gab Emhilt dem von ihr gestifteten Kloster Milz Rotemulte („braunroter
Mergel“, Altrömhild) bei Hildburghausen, 867 Adalolt einen dortigen Bifang an
Fulda. Vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts gründete Graf Heinrich IV.
von Henneberg-Hartenberg die Stadt R. Sie kam später an die 1274 entstandene
Linie Henneberg-Aschach, die sich seitdem nach R. nannte (Henneberg-Römhild)
und zahlreiche Güter erwarb (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1435/1444
Kühndorf, 1455 ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung an Bedeutung. 1548 kamen die Güter Graf
Bertholds an die verschwägerten Grafen von Mansfeld und von diesen teilweise an
Henneberg-Schleusingen (ein Viertel Henneberg), im Übrigen 1555 an die
Ernestiner (Sachsen). Die Güter Graf Albrechts fielen an die verschwägerten
Grafen von Stolberg, im Übrigen ebenfalls an die Wettiner. 1572 gelangte R. an
Sachsen-Coburg-Eisenach (Sachsen-Coburg), 1640 an Sachsen-Altenburg, 1672 an
Sachsen-Gotha. Von 1680 bis 1710 war es Sitz von Sachsen-Römhild und fiel
danach zu einem Drittel an Sachsen-Coburg-Saalfeld und zu zwei Dritteln an
Sachsen-Meiningen. Das Sachsen-Coburg-Saalfelder Drittel kam 1805 durch Tausch
an Sachsen-Gotha, ganz R. 1826 an Sachsen-Meiningen, 1920 an Thüringen und
damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Henneberg,
Sachsen-Römhild.
L.: Wolff 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 491.
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Ronneburg (Herrschaft). 1209 wird die R. westlich
Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt. Bei der Teilung der Familie kam sie mit der zugehörigen
Herrschaft an die Linie Plauen. Diese musste sie 1349 von den Markgrafen von
Meißen zu Lehen nehmen. Von 1358 bis 1398 war R. Sitz einer eigenen Linie. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über (das Fürstentum
Sachsen-Altenburg Sachsen-Gothas bzw.) Sachsen-Gotha-Altenburg zum
obersächsischen Reichskreis. Über Thüringen (1920) gelangte R. von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Rostock (Fürstentum, Residenz des Fürsten). Um
1160 (1161) wurde eine wendische Burg und Siedlung R. (Roztoc,
Auseinanderfließen) auf dem rechten Ufer der Warnow durch Waldemar I. von
Dänemark zerstört. Gegenüber entstand auf dem linken Ufer um 1200 eine deutsche
Kaufleutesiedlung, die den Namen fortführte und 1218 von Heinrich Borwin I.
lübisches Recht erhielt. Sie war seit der Erbteilung
Mecklenburgs von 1229 Sitz des Fürstentums R. Nach 1300 geriet sie unter die
Hoheit Dänemarks, musste aber 1314/1323 an Mecklenburg zurückgegeben werden.
Durch den Seehandel blühte die Stadt R. rasch auf und erhielt 1419 die erste
Universität Norddeutschlands mit zwölf Professoren in vier Fakultäten, blieb
aber immer unter der Landesherrschaft der Herzöge von Mecklenburg bzw.
Mecklenburg-Schwerin, unter der R. zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6,
114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E.,
Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock,
2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967;
Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49,
1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969;
Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v.
Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen
Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III.,
Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit der
Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften
Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen
Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft
Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425,
Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S.
nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die
zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam
es zur Teilung in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst
(Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark
Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna,
Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil
Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische
Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die
Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg.
Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den
Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg,
Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen
Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die
Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner
Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und
Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in
Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg
erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach
endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und
zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en).
Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar
(1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680).
Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur Hälfte an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei
dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu
einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in
Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena
(1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar
und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an
Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen Literatur wurde,
brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an Sachsen-Altenburg.
Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741
starb Sachsen-Eisenach aus und kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach),
wobei die beiden Landesteile verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis
1849 getrennt blieben. 1806 traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund
bei. 1815 gewann Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der
Nahe, das es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde
Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische
Amt Dermbach (Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt
an der Orla (Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge
einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547)
und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der
ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in
den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte,
erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und
Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie
1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an
Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die
Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam.
Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis
1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg,
Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück.
Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als
Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab
die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg,
das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg,
Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner,
57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten
(Ämter Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und
Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück
<Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft
Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten
Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin],
Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und
Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz
(Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der
erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz
Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der
Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die
Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises
(Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit
Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den
Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift
Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der
Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4.
1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks
Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die
Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945
gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die
das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden
Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land
(Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke
Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen
Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815
nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz Sachsen)
verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau,
Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz,
Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau,
Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna,
Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000 Quadratkilometer mit 1183000
Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten Industriestaat. 1831 erhielt er
eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe Preußens
einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches Gesetzbuch.
1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes gegen Preußen auf
Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund beitreten.
1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen Reichstagssitze (rotes
S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten
die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König auf den
Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in Kraft
gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste das
Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der zuerst
von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen
Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen
Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S.
eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden
Streitigkeiten bis 1491, Diss. phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen
Geschichte, hg. v. Bemmann, R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg,
W., Die Provinz Sachsen, ihre Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C.,
Die Landesaufnahmen Sachsens von 1780-1921, Beiträge zur deutschen
Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921; Kessler, E., Die Ämter und Kreise im
Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit Einschluss der Lausitzen von den
Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H., Historisch-statistisches Handbuch für
den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1 1926; Meiche, A.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927;
Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von Sachsen, 1931, Amt und Volk 5;
Schnath, G., Hannover und Westfalen in der Raumgeschichte Nordwestdeutschlands,
1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische
Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d.
Hist. Kommission für die Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische
Staats- und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche
Entwicklung Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941);
Freytag, H., Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die
ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17.
Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955; Blaschke,
K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F., Die
mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das
sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v.
Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname,
Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger,
W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens,
hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990;
Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und
Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung
1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig, S. u. a., 1997;
Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Held, W.,
August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R., Geschichte
Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Sächsische
Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch
von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v.
Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J.,
Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18.
Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a.,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004;
Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006;
Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006;
Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N.,
Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v.
Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische
Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008;
Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Coburg-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand durch Erbteilung der ernestinischen Linie des Herzogtums Sachsen S. Dieses teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach. Sachsen-Coburg vererbte seine Güter an Sachsen-Eisenach, dieses 1638 an Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand durch Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens
Sachsen-Coburg-Eisenach und daraus 1596 durch Teilung
S., das 1638 erlosch, wobei zwei Drittel der Güter an Sachsen-Weimar kamen und
ein Drittel an Sachsen-Altenburg fiel. 1641 spaltete sich von Sachsen-Weimar wieder
eine Linie S. ab, die 1644 ausstarb. 1672 teilte Sachsen-Weimar erneut eine
Linie S. ab. Sie starb 1741 aus. Ihre Güter kamen an Sachsen-Weimar
(Sachsen-Weimar-Eisenach.) Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Weimar
und das 30000 Einwohner und 8 Quadratmeilen umfassende S. der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrats des Reichstags und dem obersächsischen Reichskreis an und
zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Sachsen-Weimar-Eisenach ging am 1. 5. 1920 in Thüringen, dessen Gebiet von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte, auf.
L.: Wolff 396; Zeumer 553 II b 10; Wallner 710 ObersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Gotha (Herzogtum). 1572 entstand durch Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens
Sachsen-Weimar. Gotha blieb mit Coburg vereint und fiel 1633 an Eisenach. Nach
Abteilung von Sachsen-Altenburg spaltete
Sachsen-Weimar 1640/1641 unter Ernst dem Frommen S. ab. 1645 erlangte es Teile
Sachsen-Weimars, 1672/1673 Sachsen-Altenburg. 1680 zerfiel S. in sieben Linien,
darunter Sachsen-Gotha-Altenburg. 1707 fiel das Herzogtum
Sachsen-Gotha-Eisenberg (Sachsen-Eisenberg) an. Am Ende des 18. Jahrhunderts
zählte S., das zusammen mit der Reichsgrafschaft Gleichen ein Gebiet von 28
Quadratmeilen mit 82000 Einwohnern innehatte, zur weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags sowie zum obersächsischen Reichskreis. Um 1800
gehörte S. (auch) den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken
an. 1806 trat es dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1825 starb die
regierende Linie aus. Am 12. 11. 1826 entstand bei der Neuordnung der
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha, wobei Altenburg an den Herzog
von Sachsen-Hildburghausen kam.
L.: Wolff 397; Zeumer 553 II b 12; Wallner 709 ObersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer 1, 609.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Gotha-Altenburg (Herzogtum). 1680 entstand bei der Teilung Sachsen-Gothas unter anderem S. 1707 fiel
Sachsen-Gotha-Eisenberg an. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte S., das
zusammen mit der Reichsgrafschaft Gleichen ein Gebiet von 28 Quadratmeilen mit
82000 Einwohnern umfasste, zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. E hatte aus dem Bestand
Sachsen-Gothas Stadt Gotha und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn,
Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die
obere Herrschaft Kranichfeld und den unter Sachsen-Gothas Oberhoheit stehenden
Teil der Grafschaft Gleichen, aus dem Bestand Sachsen-Altenburgs die Ämter
Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg und Stadtroda
sowie das Amt Kahla. Um 1800 gehörte es den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des
Ritterkreises Franken an. 1806 trat es dem Rheinbund bei, 1815 dem Deutschen
Bund. 1825 starb die Linie aus. Am 12. 11. 1826 fiel Gotha an das neue Herzogtum
Sachsen-Coburg und Gotha, Altenburg an das neue Herzogtum Sachsen-Altenburg
unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen. S. Sachsen-Gotha.
L.: Wolff 395.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Gotha-Eisenberg, Sachsen-Eisenberg (Herzogtum). 1680 entstand durch Aufteilung Sachsen-Gothas die Linie Sachsen-Gotha-Eisenberg, die keine Landeshoheit hatte und 1707 erlosch. Die Güter kamen an Sachsen-Gotha-Altenburg. S. Sachsen-Eisenberg. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an der Werra
dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234 erstmals
erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben) (bis
1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die Markgrafen von Brandenburg, die
Herrschaft Coburg, die Grafen von Henneberg-Schleusingen (1316) und die
Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es 1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an
die Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb
des Hauses Wettin/Sachsen an die Linie Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben
1638-1640 an Sachsen-Altenburg und 1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es
bei der Teilung nach Ernst dem Frommen Residenz
des Herzogtums S. (aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Hildburghausen, Heldburg,
Eisfeld, 1683 Königsberg [1683] und die Klosterämter Veilsdorf, und 1705
Sonnefeld [1705], aus Henneberg das Amt Behrungen [, 1714]), das zunächst unter
der Aufsicht Sachsen-Gothas stand, aber 1702 volle Landeshoheit erhielt.
Infolge übergroßen Aufwands musste 1769 die kaiserliche
Zwangsschuldenverwaltung hingenommen werden. Das in weiblicher Erbfolge
erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde 1720 an die Generalstaaten der
Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und Baunach
des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden Neuordnung der
sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die Güter
Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld an
Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954; Heyn, O., Das Militär des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen 1680-1806.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Lauenburg (Herzogtum). Das an der Niederelbe
gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von
wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert.
1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der Löwe Heinrich von Badwide mit der
Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des späteren Lauenburg einnahm. Nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das Gebiet an Dänemark und durch
Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die Burg Lauenburg erbauten und nach
dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Herzogtums Sachsen
1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das Herzogtum S. (verstreute Güter an
der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde in drei Linien geteilt. Später
gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg verloren (1359 Mölln, 1370
Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden. Bei dem Aussterben der
Herzöge kam das zum niedersächsischen Reichskreis gehörige Herzogtum 1689 nach
längerem Streit erbweise an Herzog Georg-Wilhelm von Lüneburg-Celle (Hannover).
S. behielt aber eine eigene Verwaltung. Das Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtums enthielt neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg,
Lauenburg (beide mit den gleichnamigen Ämtern) und Mölln, die Ämter Neuhaus,
Schwarzenbek (Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27 adlige Güter. 1803 kam es an
Frankreich, dann an Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich. 1815 wurde
das Land nördlich der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber nach dem
deutsch-dänischen Krieg an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz
Schleswig-Holstein angegliedert. S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des
Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum
Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235;
Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der
frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen
der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 884.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Meiningen (Herzogtum, Volksstaat). Das Dorf
Meiningen an der Werra wird 982 erstmals erwähnt. Es war Mittelpunkt der dem
Reich gehörigen Meiningeromark (Meiningermark) und kam zunächst an das Stift
Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. 1007 gab es König Heinrich II. an
das Hochstift Würzburg. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gründeten die
Bischöfe von Würzburg die Stadt Meiningen. Sie kam 1434 als Pfand, 1542 als
Lehen an die Grafen von Henneberg-Schleusingen. Nach deren Aussterben (1583)
fiel sie an das Haus Wettin (Sachsen) und wurde 1660 der ernestinischen Linie
(Sachsen-Altenburg) zugeteilt. Ab 1680 war Meiningen Residenz des aus der Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen Herzogtums S. Zu
ihm gehörten Meiningen und mehrere vormals hennebergische Ämter. 1699 kamen
Teile Sachsen-Coburgs (Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen
und das Amt Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit dem Amt Römhild)
hinzu. Um 1790 zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1807
trat das im ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete Herzogtum dem Rheinbund,
1815 dem Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land eine am 23. 8. 1829
verbesserte Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem Aussterben der Linie
Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten ernestinischen Linie in
die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha sowie S., zu dem
von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar sowie von
Sachsen-Hildburghausen alle Güter ausgenommen Königsberg und Sonnefeld kamen.
S. trat 1867/1871 dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Es
umfasste 1910 2468 Quadratkilometer mit 278800 Einwohnern. Am 10. 11. 1918
dankte der Herzog ab. Der am 5. 11. 1918 gebildete Volksstaat/Freistaat ging am
1. 5 1920 im Land Thüringen auf. Dieses kam 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Am 25. 7. 1952 wurde es aufgehoben (str.), am 3.10.1990 wieder
begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das
Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg.
v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Herzog Georg II. von
Sachsen-Meiningen (1826-1914), hg. v.Goltz, M. u. a., 2015.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Römhild (Fürstentum). Römhild im südlichen
Vorland des Thüringer Waldes gehörte im 9. Jahrhundert dem Kloster Fulda,
später den Grafen von Henneberg (1274-1379 Henneberg-Hartenberg-Römhild). Beim
Aussterben der Linie Henneberg-Aschach 1549 kam es durch Erbschaft an die
Grafen von Mansfeld, die es 1555 an das Haus Wettin (Sachsen) vertauschten.
1680 wurde es nach der Aufteilung Sachsen-Gothas
Residenz des Fürstentums S. (ohne Landeshoheit), das 1710 unter Sachsen-Coburg-Saalfeld
und Sachsen-Meiningen geteilt wurde, aber 1826 ganz an Sachsen-Meiningen kam.
Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129; Siegfried, A., Aus Römhilds vergangenen Zeiten, 1906.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Saalfeld (Fürstentum, Herzogtum). Saalfeld an der
Saale wird 899 erstmals genannt. Es war ursprünglich Königshof und wurde im 10.
Jahrhundert zur Pfalz ausgebaut. 1014 kam es an Pfalzgraf Otto von Lothringen
und über dessen Tochter Richenza 1056 an den Erzbischof von Köln. 1057 ist die
Burg bezeugt. Sie und die zugehörige Siedlung wurden 1167/1188 von Kaiser
Friedrich I. Barbarossa zurückerworben. 1208 verpfändete König Otto IV. den Ort
an die Grafen von Schwarzburg. 1389 kaufte ihn das Haus Wettin (Markgrafen von
Meißen). Seit 1680 bestand auf Grund der Aufteilung
Sachsen-Gothas das zum obersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum S., seit
1735 das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld. 1826 kam es an Sachsen-Meiningen.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 18; Wagner, C./Grobe, L., Chronik der Stadt
Saalfeld, 1874; Richter, R., Saalfeld und Umgebung, 1874; Krauß, E., Die
städtebauliche Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Weimar (Fürstentum). 975 erscheint erstmals die
Burg Weimar (ahd. wih heilig, mari Wasser) an der Ilm bei Erfurt. Nach ihr
nannten sich Grafen von Weimar. Nach deren Aussterben kam Weimar an die Grafen
von Orlamünde. Nach deren Aussterben um 1373 fiel Weimar an das Haus Wettin
(Sachsen), 1485 an dessen ernestinische Linie. Nach Teilungen
von 1572/1603, 1641 und 1672 war es Sitz des 1672 um Güter Sachsen-Altenburgs
(Dornburg, Allstedt, Rossla) erweiterten Herzogtums S., 1741 nach dem Anfall
Sachsen-Eisenachs Sitz des zum obersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums
Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimarer Klassik mit Goethe und Schiller), 1815 des
Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1800 umfasste das Gebiet des
Fürstentums Weimar ein Gebiet von 24 Quadratmeilen und hatte 64000 Einwohner.
Am 1. 5. 1920 ging der freie Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach im Land Thüringen
auf, dessen Hauptstadt Weimar wurde. 1919 tagte die (Weimarer)
Nationalversammlung im ehemaligen Hoftheater in Weimar.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9; Wallner 709 ObersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer, 1, 643; Tille, A., Die Anfänge
der Stadt Weimar, FS O. Dobenecker, 1929; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der
Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1934ff.; Mentz, G., Weimarische Staats-
und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Diezel, R., die Ämterbezirke in
Sachsen-Weimar seit dem 16. Jahrhundert, 1943; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, 1965; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther,
G./Wallraf, L., 2. A. 1976. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Weimar-Jena (Herzogtum). 1672 entstand durch Teilung Sachsen-Weimars S., das 1690 an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach zurückfiel. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt
der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des Herzogtums Sachsen die Linien
Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen Fläming um Belzig und der Elbe bei
Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und Schlieben und Liebenwerda). Zu S.
kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und
1290 der größte Teil der Grafschaft Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf
die Mark Brandenburg. Das 1369 verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg
konnte nicht bewahrt werden, sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte
das Herzogtum durch die Goldene Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg
bestrittene Kurwürde (Erzmarschall, Reichsvikar). 1360 wurde die Herrschaft
Liebenwerda erworben. 1422 starb das Haus aus. Herzogtum und Kurwürde kamen
gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs 1423 als Lehen des Reiches
an den Wettiner Friedrich den Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der
Name Sachsen elbaufwärts auf das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald,
Harz und Fläming. Innerhalb der Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische
Linie, 1547 an die albertinische Linie. Es zählte zum obersächsischen
Reichskreis. 1815 kam es an Preußen (Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische
Besatzungszone(1947 Teil Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
(1212-1422), 2000.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań.
Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau
entstand von 1273/1274 bis 1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein
selbständiges Fürstentum S. mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum Glogau
gelangten, vor 1260 um eine deutsche Stadt erweiterten S. Dieses stand seit
1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an Wettin (Sachsen).
1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die Reformation
eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven an König
Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und kam 1646
an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen abgeben. In
Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft und 1845 an
seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter Dorothea vererbt.
1945 kam S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und
Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 507. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von
Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S.
ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der
späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann von S.
1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204
teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und
Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im
Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften
Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar (Rotzlar) in
Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet kam (1455)
über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid (und Dyck),
die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte sich bald in
mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck [südwestlich von Neuß],
Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den
Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten hatten sie Sitz und
Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Salm-Reifferscheid-Bedburg
erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete an
Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen Ämtern gebildete Fürstentum
Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg kam und beerbte 1888 die Linie Dyck.
Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen Fürstentitel. Obersalm kam
nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch
Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw.
Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die
lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller
(Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch Teilung
entstanden mehrere Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich 1574/1588 in S.,
Grumbach und Dhaun (bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623 in den
Reichsfürstenstand erhoben und erhielt 1654 (immer für denjenigen, der das Land
erbte,) Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg mit Gütern
in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch
Heirat mit Maria Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen und
Güter in den Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen Herzogtum
erhobene Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum Arches-Charleville
(die Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen. Der 1738 im
Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit dem Titel
eines Fürsten von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die niederländischen
Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse (Overisque) (in
Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden katholischen Linien
Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer linksrheinischen
Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts Münster (Amt Ahaus
[zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Amt Bocholt [zwei
Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Herrschaft Gemen,
Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als Fürstentum).
Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher zum Hochstift
Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs war Ahaus.
1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815 an
Preußen. Die jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und
nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die
Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sausenberg (Markgrafschaft). 1306 spaltete sich von
der Linie Hachberg der Markgrafen von Baden bzw. Herzöge von Zähringen die
Nebenlinie S. (Baden-Sausenberg) ab. Ihre Güter kamen 1503 durch Erbfall an
Baden. Nach Teilung der Markgrafschaft Baden
1535 in die Linien Baden-Baden und Baden-Durlach fielen sie an Baden-Durlach.
S. zählte zum schwäbischen Reichskreis. Die Güter kamen über Baden 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tod Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden,
Württemberg. Franken 1978, 13ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sayn-Vallendar (Herren). 1052 gab Kaiser Heinrich III.
seinen Königshof im 836 bereits erwähnten Vallendar bei Koblenz an das Stift
Sankt Simon und Judas in Goslar. 1232 erlangte Graf Heinrich von Sayn
Gerichtsbarkeit und Hoheit im Dorf Vallendar. Bei der Teilung
der Saynschen Güter 1294 kam die Herrschaft Vallendar an Graf Engelbert. Dessen
Enkel erhielt durch Heirat (vor 1345) der Erbtochter der Grafen von
Wittgenstein diese Grafschaft. 1374 übertrug Graf Johann von Sayn die
Lehnsrechte über Vallendar an das Erzstift Trier, das 1392 drei Viertel der
Herrschaft käuflich erwarb, 1441 aber ein Viertel wieder zurückverkaufte. 1681
gewann das Erzstift Trier in einem Vergleich nach langwierigem Prozess vor dem
Reichskammergericht die Landeshoheit über die ganze Herrschaft und belehnte die
Grafen mit der Hälfte der Herrschaft, die es 1767 aber käuflich wieder erwarb.
Über Nassau und Preußen (1866) kam Vallendar 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Reichsfürsten). Berleburg am südöstlichen Fuß des
Rothaargebirges wird 1258 als (planmäßig angelegte) Stadt erstmals erwähnt.
1258 kam sie teilweise, 1322 gänzlich an die Grafen von Wittgenstein, deren
Güter 1357/1358 überwiegend an die Grafen von Sayn fielen. 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein
die Linie S. Sie gehörte mit zwei Fünfteln der Grafschaft Wittgenstein, dem Amt
Berleburg und den Herrschaften Homburg und Neumagen zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Die Grafschaft
umfasste ein Gebiet von 3,5 Quadratmeilen und 16000 Einwohner. S. wurde 1792 in
den Reichsfürstenstand erhoben. Durch § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von Wittgenstein-Berleburg (S.) für die
Herrschaften Neumagen und Hemsbach eine Rente von 15000 Gulden auf das
Herzogtum Westfalen. 1806 kam die Grafschaft an Hessen-Darmstadt, 1816 an
Preußen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; Zeumer 553 II b 60, 14; Wallner 698 OberrheinRK 36; Hinsberg,
G., Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Bd. 1ff. 1920ff.; Wrede, G.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Schunder, F., Die
Entstehung Berleburgs, Westfäl. Forsch. 13 (1960), 51.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein
die Linie Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Sie hatte von 1649 bis 1699 die
Herrschaften Lohra und Klettenberg am Harz innerhalb der Grafschaft Hohnstein
als Lehen Brandenburgs, nannte sich deswegen auch S. und gehörte mit Teilen der
Reichsgrafschaft Wittgenstein zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium und zum
oberrheinischen Reichskreis. Sie wurde 1801 in den Reichsfürstenstand erhoben.
1806 wurde ihr Gebiet von Hessen-Darmstadt annektiert und 1815 an Preußen
abgetreten. S. Sayn-Wittgenstein, Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen.
L.: Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874; Klein, E., Studien zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
1936. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sayn-Wittgenstein-Sayn (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein (neben Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein) die Linie S. Als sie 1632 ausstarb, fiel nach langwierigen Erbstreitigkeiten die Grafschaft Hachenburg (Sayn-Hachenburg) über Manderscheid-Blankenheim an die Burggrafen von Kirchberg und 1799 an Nassau-Weilburg, die Grafschaft Altenkirchen (Sayn-Altenkirchen) an Sachsen-Weimar-Eisenach, 1741 an Brandenburg-Ansbach, 1791 mit diesem an Preußen und 1803 an Nassau-Usingen. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein
die Linie Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649 bis 1699 als Lehen
Brandenburgs innegehabten Herrschaften Lohra und Klettenberg innerhalb der
Grafschaft Hohnstein am Harz nannte sie sich auch Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
Mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein zählte sie zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium und wurde 1801 in den Reichsfürstenstand erhoben. Das
Gebiet des fürstlichen Hauses S. umfasste drei Fünftel der Grafschaft
Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe, vier Viertel Banfe
bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw. Altfelden) und Vogtei
Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit Triers stehende Herrschaft
Vallendar. S. Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Scheyern (Kloster). Nach der Burg S. im Hügelland
der Ilm nannten sich seit 1079 Grafen von S., die in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts die Vogtei über das Hochstift Freising erhielten. Seit 1115 gab
die Burg Wittelsbach ihnen den Namen. 1119/1123 wurde S. Benediktinerkloster.
Dieses wurde 1803 aufgehoben, 1838 aber wiederhergestellt.
L.: Hartig, M., Scheyern, 1939; Stephan, M., Die Traditionen des Klosters
Scheyern, 1986; Stephan, M., Die Urkunden und die ältesten Urbare des Klosters
Scheyern, 1988; Reichhold, A., Das Kloster Scheyern als Grundherr, (in) Studien
und Mitteilungen zur Geschichte des
Benediktinerordens 106 (1995), 247; Störmer, W., Scheyern, LexMA 7 1995, 1452.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schleiz (Herrschaft). Nach einer sorbischen
Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta
nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im
Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang
des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts an
die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an die Herren Reuß von
Plauen und bei der Teilung von 1616 an die
(jüngere) Linie Reuß-Gera (Reuß). Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen
Reichskreis gehörigen Herrschaft Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum
aufstieg. Dieses wurde 1848 mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw.
Reuß-Lobenstein-Ebersdorf zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt, das 1919
Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen aufging. Damit kam S., dessen Schloss
mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört wurde, von 1945 bis 1949 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem
Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung
der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem
eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten
vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich
das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau,
Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw.
Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien
(mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei
beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König
Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter
die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen
und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251
entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien
die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz.
Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und
Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor
und Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen
folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz]
[1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum
Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über
sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle
oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von
Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge,
die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der
Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310
an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen,
Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau,
Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland
Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356
und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern
- neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im
Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben
eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels,
Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen
Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an
Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz
S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die
Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch
gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau,
seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer
Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen.
Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig
erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in
Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde
1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche
veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem
auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg
kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die
Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der
Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und
Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum
Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren
vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen
Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S.
(Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der
Landbrücke zu den anderen preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742
erworbenen schlesischen Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S.
Preußens um Teile der Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde
sie eine der reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs
(Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen
Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden
Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938
zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise
Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512
Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938
wurden die seit 1919 bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke
Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet
und weitere Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die
Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme
des kleinen Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz,
Rothenburg), das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel,
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a.
Beuthen, Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz,
Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz,
Militsch, Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln,
Pless, Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg,
Troppau, Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.;
Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967;
Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart
im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in)
Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W.,
1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz). 1326
erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen
Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des
dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum
Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks
und Holstein als Lehen des Reiches in fester staatsrechtlicher Verbindung. Nach
dem Aussterben der schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen von Holstein und
Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein 1459/1460 auf Grund des
Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem Haus Oldenburg (Christian
I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte. 1474 erhob Kaiser Friedrich
III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren
Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die Unabhängigkeit. Nach einer
vorübergehenden Teilung (1490 königlicher
Segeberger und herzoglicher Gottorper [Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit)
der seitdem in Personalunion beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden
diese 1524 unter Dänemark wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation
eingeführt. König Friedrichs Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein
in bunter Gemengelage mit seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche,
wodurch erneut ein königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand.
Zum Gottorper (Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter
anderem Apenrade, Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel,
Neumünster, Oldenburg in Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek
(Reinbeck), zum Haderslebener, 1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des
Älteren Hadersleben, Rendsburg (1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn
(1581 herzoglich), zum königlichen Sonderburger Anteil Christians und später
Friedrichs II. Alsen, Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische
Gebiete um Segeberg, Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König
und Herzog wechselten sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder
ab. Gemeinsam unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf.
1581 wurde der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König
Friedrich II. und Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians
III. Sohn und Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der
1581 Reinfeld, Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des
Sonderburger Anteils ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök).
Diese Teilung wurde von den Ständen nicht
anerkannt, so dass die sog. abgeteilten Herren, die beim Tode Johanns des
Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert weitgehend aussterbenden Linien
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg
(Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und
Schleswig-Holstein-Plön (Plön) bildeten, von denen Schleswig-Holstein-Sonderburg
(Sonderburg) 1623 sich nochmals in Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck (Beck-Glücksburg) teilte, keine
Landesherrschaft in ihren Gebieten hatten. Seit 1565 begann unter Herzog Adolf
von Gottorp (Gottorf) die eigenständige Politik der Herzöge von Schleswig. 1640
fiel die (schauenburgische [schaumburgische]) Grafschaft Pinneberg beiden
Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel gegründet. 1658 erzwang der
Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks auf die Souveränität über
den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen Dänemark später militärisch wie
politisch vorging, so dass schließlich 1721 der König von Dänemark als
alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das Haus Gottorp (Gottorf)
auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein beschränkt wurde.
1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), die 1762 die Krone Russlands
gewonnen hatten, ihre Herrschaft über Holstein auf und erhielten dafür
Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder geeinten Herzogtümer Schleswig und
Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber verwaltungsmäßig selbständig. 1806
blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress von 1815 erklärte Holstein zum Glied
des Deutschen Bundes. In der Folge begann Dänemark, Schleswig enger mit
Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu trennen. 1846 erklärte der
König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass eine Beschränkung des
Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand.
1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig
in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig
durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine
Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der
königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg) der Sonderburger
Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste
Dänemark am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten,
die es zunächst gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich, das ein
schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet hatte, sein Einverständnis mit
der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen erklären. Die Erbansprüche des
Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und das holsteinische Amt Ahrensbök
abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer Abstimmung, bei der sich
75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für Deutschland aussprachen, an Dänemark.
1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der
Stadt Ratzeburg gegen Osten hin vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk
und Mechow von Mecklenburg an Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung
der britischen Militärregierung aus der Provinz S. Preußens das Land S.
gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der
geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15.
Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der
Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung in
Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott,
C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die
Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs
1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der
historischen Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A.
1976; Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen
Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v.
Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A.
1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern
Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des
Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der
adligen Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im
späten Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die
Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J.,
Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988;
Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K.,
Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den
Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogtums Schleswig im
Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine politische
Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als
Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte
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auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der
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v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein,
2010. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schleswig-Holstein-Glückstadt (Herzogtum). Bei Teilungen Schleswig-Holsteins von 1490 und 1544/1581 entstand der
königliche Anteuil an Schleswig-Holstein. 1616/1617 gründete König Christian
IV. von Dänemark den Nordseehafen Glückstadt. 1648 verlegte der König die
Regierungs- und Justizkanzlei der Herzogtümer königlichen Anteils hierher.
Seitdem wurde das Herzogtum S. genannt. Um 1800 umfasste das Gebiet des zum
niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen. Der holsteinische
Teil bildete das Herzogtum Holstein-Glückstadt. 1866 kam Glückstadt zu Preußen,
1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Zeumer 553 II b 32; Wallner 706 NiedersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D1. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Herzogtum). Sonderburg auf der Insel
Alsen erscheint 1253 als Burg und 1257 als Ort. 1461 erhielt es Stadtrecht. Bei
der Teilung von 1564 kam es mit Norburg, Arrö
(Aerö), Plön und Ahrensbök an Herzog Johann den Jüngeren, den Stammvater der
Sonderburger Linien, dem zwar die Stände die Huldigung verweigerten, so dass er
nur abgeteilter Herr und nicht an der gemeinschaftlichen Regierung
Schleswig-Holsteins beteiligt war, der aber in seinem Sonderburger Herzogtum
alle Rechte eines regierenden Herren wahrnahm.( Er erwarb 1581 bei der Aufteilung Schleswig-Holstein-Haderslebens Reinfeld in
Holstein, den Sundewitt sowie die Güter des Rudeklosters und erbaute das
Schloss Glücksburg.) Bei seinem Tod (1622) begründete sein Sohn Alexander die
Sonderburger Linie (Schleswig-Holstein-Sonderburg), Friedrich die Norburger
Linie (Schleswig-Holstein-Norburg), Philipp der Ältere die Glücksburger Linie
(Schleswig-Holstein-Glücksburg) und Joachim Ernst die Plöner Linie
(Schleswig-Holstein-Plön). Das Sonderburger Haus
(Schleswig-Holstein-Sonderburg) spaltete sich weiter auf in fünf Linien, von
denen nur Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Beck (Beck) Bedeutung bekamen. 1667/1668 zog König Friedrich
III. von Dänemark das verschuldete Herzogtum Sonderburg ein. 1866 kam
Sonderburg mit Schleswig zu Preußen, 1871 zum Deutschen Reich. 1920 fiel es mit
Nordschleswig an Dänemark.
L.: Sønderborg slot, hg. v. Norn, O. u. a., Kopenhagen 1963. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schleusingen (Burg, Amt, Residenz des Grafen von
Henneberg-Schleusingen). Das vermutlich weit ältere S. an der oberen Schleuse
erscheint erstmals 1232 (Slusungen). Bei der Landesteilung
der Grafen von Henneberg wurde es Sitz der von Graf Berthold V. († 1284)
begründeten Linie Henneberg-Schleusingen (mit Henneberg, Wasungen, Themar), die
rasch viele Güter erwarb (Belrieth 1323, Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen
1297, Rossdorf 1317, Tambach, Schmalkalden, Barchfeld, Maßfeld (Untermaßfeld)
1325, Coburg). 1310 wurden ihre Angehörigen zu gefürsteten Grafen erhoben. 1583
kam S. an das Haus Wettin (Sachsen, Kursachsen), 1920 an Thüringen und damit
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Henneberg-Schleusingen.
L.: Wolff 115; Lorentzen, T., Ursprung und Anfänge der Stadt Schleusingen,
1932; Mauersberg, H., Besiedlung und Bevölkerung des ehemaligen hennebergischen
Amtes Schleusingen, 1938; Füßlein, W., Berthold VII. Graf von Henneberg. Ein
Beitrag zur Reichsgeschichte des 14. Jahrhunderts, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 519,.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert
verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von
Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon
erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663
wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen
der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von S. zu den
fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit
eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald,
Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790)
immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm
erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und
1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in
Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch),
Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S., Huckelheim,
Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl, Großlaudenbach,
Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen, Krombach,
Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof, Schneppenbach,
Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen und Michelbach
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und Zeilitzheim
waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie mit der Hälfte
von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton Mittelrheinstrom und mit
Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Michelbach fiel
1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern, Schöllkrippen,
Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an Bayern. Die Herrschaften
Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch Mediatisierung an Bayern.
Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an Hessen, 1803 an Nassau-Usingen
(Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18.
Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich.
Staatsarchivs 26 (1973); Die Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989;
Bott, K., Bibliographie zur Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S.,
Das Haus Schönborn, 2004; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Heusenstamm).
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen
Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann
reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde.
Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des
13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben
der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen
verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften
Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft
der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben
diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von
Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als
Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau
(1620 erloschen), die obere Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen,
1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der
Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an
Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit (über die sog.
Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern
von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die ein Gebiet von 25
Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und
Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den
Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum
obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit
der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S.
bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb
Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden
Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee, Ehrenstein)
weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383
Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben
sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den Grafen
von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten Grafen von Beichlingen
sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von Hohnstein. Seit der Zeit
Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das
Reichserbjägeramt. Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts mehrfach
zu Erbteilungen (1160/1184-1385
Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an die Markgrafen von Meißen, an die Grafen
von Weimar-Orlamünde [1302] und an S. [1315], 1276/1349
Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S. seit 1342/1344 als
Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und waren damit von der
Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand ausgeschlossen. Seit dem 15.
Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in die seit 1485 unter der
Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um Sondershausen und die
unter Oberhoheit der Ernestiner stehende, mit Reichsstandschaft begabte
Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch Schwarzburg-Schwarzburg und
wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt. 1571/1584/1599 entstanden nach kurzer
Vereinigung der gesamten Lande unter Graf Günther XL. († 1552) und Einführung
der Reformation (1535/1545) sowie dem Erwerb von Leutenberg (1564) die
Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw. Schwarzburg-Sondershausen, das ein
Drittel der oberen südthüringischen Güter (Arnstadt) und zwei Drittel der
unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und Schwarzburg-Rudolstadt, das
unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster
Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie Schwarzburg-Frankenhausen).
Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie wurden unter Beseitigung der
Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw. 1710 in den jüngeren
Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat zugelassen. Beide
Fürstentümer traten 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund, 1866/1867 dem
Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1816/1821 erhielt
Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sondershausen eine Verfassung.
Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen 1909 wurde
Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in Personalunion
vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach vorhandenen beiden
Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam
und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder
begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss.
phil. Halle 1920; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von
Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die Rudolstädter Fürsten im 19.
Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde, 1939; Schlesinger,
W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Handbuch der historischen
Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U.,
Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt, 1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7
1995, 1620. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg-Arnstadt (Grafen). 1651 spaltete sich von der
1599 begründeten Linie der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen die zum
obersächsischen Reichskreis zählende Linie S. ab, die 1669 ausstarb. 1681
entstand eine weitere, 1697 in den Reichsfürstenstand erhobene, 1716 erloschene
Linie.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 15; Herrmann, K., Die Erbteilungen
im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg-Blankenburg (Grafen). Aus der 1274 von Schwarzburg
abgespalteten Linie S. entstammte der 1349 gewählte Gegenkönig Günther (XXI.)
zu Karl IV. Sie erwarb 1340 aus dem Erbe der Grafen von Orlamünde unter anderem
Rudolstadt sowie 1356 von den Grafen von Hohnstein auf Grund einer
Erbverbrüderung von 1325 die Herrschaft Sondershausen. 1564 vereinigte sie beim
Aussterben von Schwarzburg-Schwarzburg unter Graf Günther XL. die gesamten
Güter in einer Hand.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 192
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg-Ebeleben (Grafen). 1651 spaltete sich von der
1599 begründeten Linie der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen die Linie S.
ab, die 1681 ausstarb.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg-Frankenhausen (Herrschaft, Grafen). Frankenhausen im
nördlichen Thüringen zwischen der Hainleite und dem Kyffhäuser war im 9.
Jahrhundert Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutsbezirks. Im 11. Jahrhundert
unterstand es dem Haus Weimar-Orlamünde, seit Anfang des 13. Jahrhunderts den
Grafen von Beichlingen. 1340 erwarb es der Graf von Schwarzburg. Von 1571 bis
1594 war es Sitz der Linie S. 1599 kam es an Schwarzburg-Rudolstadt und wurde
Hauptort einer Unterherrschaft.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg-Käfernburg (Grafen). Von 1160 bis 1385 bestand die
bei Arnstadt begüterte Nebenlinie S. der Grafen von Schwarzburg. Sie unterwarf
sich 1249 dem Landgrafen von Thüringen. Teile der Güter gingen 1302 an die
Grafen von Weimar-Orlamünde, weitere Teile 1315 durch Verkauf an
Schwarzburg(-Schwarzburg). Der Rest wurde Lehen Wettins.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Wittmann, H., Zur Frühgeschichte der
Grafen von Käfernburg-Schwarzburg, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 51 (1997), 9.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg-Rudolstadt (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat).
Rudolstadt an der Saale wird zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Zu
Anfang des 13. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Orlamünde. 1326
erhielt es Stadtrecht und kam 1340 an die Grafen von Schwarzburg. Seit 1599 war
es Hauptort der Grafschaft, seit 1710 des Fürstentums S. Die Grafschaft erhielt
1571 zwei Drittel der mit Reichsstandschaft begabten Oberherrschaft Schwarzburg
mit Rudolstadt und Stadtilm, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster
Paulinzella und 1598 das zur Unterherrschaft gehörige Drittel Frankenhausen. Am
3. 9. 1697 und endgültig 1710 gewann S. die Reichsfürstenwürde. 1754 wurde das
zum obersächsischen Reichskreis zählende S. nach Ablösung der Lehnsrechte
Sachsens gegen Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es
dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1816/1821 erhielt es eine 1854
umgestaltete Verfassung. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund und 1871 dem
Deutschen Reich bei. S. umfasste (1910) 941 Quadratkilometer mit 100700
Einwohnern und wurde beim Aussterben des Fürstenhauses von
Schwarzburg-Sondershausen (1909) mit diesem in Personalunion vereinigt. Nach
Abdankung des Fürsten am 22. 11. 1918 verselbständigte sich S. als Freistaat.
Dieser ging am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Das Geschlecht der S. starb
1971 in männlicher Linie aus.
L.: Wolff 412f.; Wallner 710 ObersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Bauer 1, 701; Statistisches Universal-Handbuch, Ortslexikon und
Landeskunde für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, bearb. v. Thieme, A.,
1880; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte und
Häuserchronik von Alt-Rudolstadt, 1939; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U.,
Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt, 1994.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat).
Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich
ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über die
Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung
des Hauses Schwarzburg die Linie der Grafen von S. mit zwei Dritteln der
Unterherrschaft im Norden Thüringens um Sondershausen und Ebeleben und einem
Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt, Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der
Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen. 1651 spaltete das zum obersächsischen
Reichskreis gehörige S. die Linien Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und
Schwarzburg-Arnstadt (bis 1669) ab. Die überlebende Linie S. wurde 1681 erneut
geteilt (Schwarzburg-Arnstadt bis 1716). Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie
Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand erhoben. 1754 wurde S. nach
Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat
zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis
1819 bereinigte es durch Verträge mit Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar)
und Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) sein stark zersplittertes
Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte es in einem Zollvertrag mit Preußen den
zollrechtlichen Anschluss der von Preußen eingeschlossenen Oberherrschaft. 1841
erhielt es eine 1849 und 1857 revidierte Verfassung. 1866 trat es dem
Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste S. 862
Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem Aussterben des Hauses (1909)
vereinigte der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt beide Fürstentümer in
Personalunion. Nach seiner Abdankung am 22. 11. 1918 entstand der Freistaat S.,
der am 1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging, das seinerseits 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik kam, in der es am 23. 7. 1952 aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber
wieder begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der
Behördenorganisation in Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur
Geschichte der Stadt Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des karolingischen Reiches gehörte das Gebiet
der späteren S. im westlichen Teil zu Burgund, im östlichen Teil zum deutschen
Reich. 1032/1033 kam das Königreich Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge
von Zähringen, die während des Investiturstreites Zürich als Reichslehen
gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen
Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet
in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich
(VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die
Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die
Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240
erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II.,
konnten sich aber gegen Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August
1291 schlossen sich wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im
ehemaligen Herzogtum Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit
Altdorf, Schwyz mit Schwyz und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden
mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede
andere herrschaftliche Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3.
6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei
Bündnispartner wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die
Herzöge von Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von
Schwyz auf Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden
sie am 15. 11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz,
Uri und Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer
(Switenses, Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging,
daraufhin ihren Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte.
Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund
an, 1351 die freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218
Reichsstadt gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten
Orte, Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach
und Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft
Sankt Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die
sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an
das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel
angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend
eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische
Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel,
Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des
französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen
Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf,
Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die
dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes
anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat.
Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich
von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und
Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen
erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe
Stimme haben, setzt sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen.
Zum 1. 1. 2000 wurde die Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht,
Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Segeberg (Burg, Herrschaft, Residenz des Grafen
von Schaumburg bzw. Holstein-Segeberg). 1137 (?) errichtete Kaiser Lothar von
Süpplingenburg auf einem Kalkberg an der Trave die Burg S. (Sigeberg). 1273 kam
sie an die Kieler Linie des Schauenburger (Schaumburger) Grafenhauses Holstein
und wurde Sitz einer besonderen Linie Holstein-Segeberg. 1316 fiel sie an die
Rendsburger Linie (Holstein-Rendsburg). Bei den Landesteilungen
Schleswig-Holsteins blieb sie beim königlichen Anteil.
L.: Wolff 445; Rieken, A., Das Amt Segeberg, innerer Aufbau und
siedlungsgeschichtliche Grundlagen, Diss. 1963; 850 Jahre Bad Segeberg, hg. v.
Segeberg, 1984; Erdmann-Degenhardt, A., Im Schatten des Kalkbergs. Geschichte
von Burg, Kloster und Stadt Segeberg, 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 532.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Soden, (Reichsdorf) (seit 1947 Bad Soden am
Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt)
den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets der später zur Vogtei
Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain (Schneidenhain)
und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1191 wird S. am Taunus
erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die freien Bauern von S. und Sulzbach
unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur
Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain und Schneidhain (Schneidenhain)
gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte des Klosters Limburg für die
Güter der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von Eppstein, später der Grafen
von Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und Sulzbach auf Grund eines
Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts, das
zeitweilig auch den Limburger Fronhof erwarb. Als das Kloster Limburg 1561 an
die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt den Fronhof an die Pfalz
herausgeben und in eine Teilung der hohen
Obrigkeit in den Dörfern einwilligen. 1613 gelang es S. und Sulzbach, sich
durch Rückzahlung von 800 Gulden rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu
befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei Sulzbach an das Erzstift Mainz ab.
1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der
gemeinsamen Herrschaft in Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach und S. an
Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit der Gerichte und
Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753; Straub, V., Aktenmäßige Deduktion und
rechtsgründliche Widerlegung auf das Impressum: Die Reichfreiheit deren
Gerichten und Gemeinden in Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E.,
Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die
Linie der Grafen von S. Sie erlangte 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein.
1571 schuf sie das Solmser Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige
(Solms-Braunfels) Braunfels, (Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit
Wölfersheim) und (Solms-Hungen) Hungen auf. S. erlosch 1693 und fiel an
Solms-Greifenstein. Dieses nannte sich S. und wurde 1742 ohne Virilstimme in
den Reichsfürstenstand erhoben. Das Fürstentum S. fiel 1806 mit etwa 7
Quadratmeilen (das Amt Braunfels mit den Städten Braunfels und Leun, das Amt
Greifenstein mit der gleichnamigen Stadt und einem Anteil an der ehemaligen
Herrschaft Münzenberg, Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt Gambach,
Gemeinschaft Münzenberg [10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des Dorfes
Trais-Münzenberg]) teilweise an Nassau und teilweise an Hessen-Darmstadt. 1815
kam Braunfels an Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 385.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Solms-Lich (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436
die Linie der Grafen von S.(, die sich später S. und Hohensolms nannte). Sie
erbte 1461 durch Heirat Kronberger Güter aus der Falkensteiner Erbschaft
(Rödelheim, Assenheim, Niederursel), erlangte 1479 Nieder-Weisel, 1494 die
kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit
1537 Herrschaften im obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnenwalde in der
Niederlausitz, 1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in
Brandenburg südöstlich Berlins, 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich
Zwickaus). 1628 verlor sie das Amt Königsberg. 1562/1563 führte sie die
Reformation ein. Sie spaltete sich in die Linie S. (1718 erloschen) und in die
Linie Solms-Hohensolms, die sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792
wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben und gehörte zu den wetterauischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 fiel das
Fürstentum an Hessen-Darmstadt. S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms
(Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 389.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Solms-Rödelheim (Grafen). Die Grafschaft S. entstand
1607 bei der Teilung Solms-Laubachs. Sie zerfiel
später in S. und Solms-Assenheim mit den Ämtern Rödelheim, Assenheim und Nieder-Wöllstadt.
1806 kam die Grafschaft S., welche die Städte und Ämter Rödelheim und Assenheim
umfasste, an Hessen-Darmstadt und damit das Gebiet 1945 an Hessen. S. Solms.
L.: Wolff 274; Zeumer 552ff. II b 60, 7; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von
Solms im Mittelalter, 1931; Busch, T., Herrschen durch Delegation, 2008Adel in
Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 401.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sponheim-Starkenburg (Grafschaft). 1223/1233 entstand durch Teilung der Grafschaft S. die Hintere Grafschaft
Sponheim, die nach der Starkenburg an der Mosel auch S. hieß. 1437 kam sie nach
Beerbung der Vorderen Grafschaft zu vier Fünfteln (1414) an Baden und Veldenz,
dem 1444 Pfalz-Zweibrücken folgte. 1776 wurde die Hintere Grafschaft Sponheim
zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden geteilt.
L.: Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6
1914. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen). Nach
Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der
Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden
schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.)
und deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine schwäbische und eine elsässische Linie,
die um 1700 die Güter vereinigte. 1488 waren die Herren von S. Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603
bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in den Reichsfreiherrenstand und
1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700 erwarben sie die Herrschaft
Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen reichsunmittelbaren
Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Im 18. Jahrhundert teilte sich die
wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen weiterer Güter zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum Ritterkreis Schwaben
zählende Familie. Die ältere fridericianische Linie Warthausen verkaufte ihre
1806 von Württemberg annektierten Güter an Württemberg, starb 1890 aus und
wurde von der jüngeren philippinischen Linie Thannhausen beerbt, die 1908
ausstarb und von den Grafen von Schönborn-Buchheim beerbt wurde, die damit die
Standesherrschaft Thannhausen in Bayern, Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler
und Emerkingen in Württemberg (etwa 8000 Einwohner) und große Gebiete in Böhmen
um Kauth bei Taus erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127;
Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Starkenburg (Burg, Herrschaft). Seit 1190 hatten die Grafen von Sponheim die S. bei Traben-Trarbach zu Lehen von Trier und Corvey. Nach der um 1237 abgeschlossenen Teilung wurde sie Sitz der Hinteren Grafschaft Sponheim. 1437 starben die Grafen aus. (S. Sponheim-Starkenburg.) (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das
Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem
pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten
im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen
Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern
erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug
verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582
weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und
788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn
wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten
gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia
Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon)
unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von
Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der
Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie
mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und Otakar
III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein (1122),
Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre
Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte
Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und
Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu
dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum
nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186
(Georgenberger Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben
1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von
Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung
an Ungarn (Gebiete zwischen Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt
an Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und 1282 durch König Rudolf von
Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch der innere Ausbau durch
deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu. 1379 gelangte die S. an
die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den steirischen Zweig mit Sitz
in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis 1493 alle
habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und 1482 um
das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der Türken
(seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S. zu den
innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender
Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18.
Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen Sonderstellung
beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen besiedelte Drittel
der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige S. als Bundesland
bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das
3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der Hauptstadt
Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark
(Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941
unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die
Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet
Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der
eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend
wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff.
1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893;
Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr.
Gesch. 102 (1913); Mell, A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen
als Quellen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z.
Erforschung steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark,
(in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer,
1917, 1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Landes Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver.
d. Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der
Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d.
steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970,
Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50,
III, 25, 31, Steiermark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die
Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und
Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien, Sammelbibliographien und andere geographische
Hilfsmittel der Steiermark, 1969; Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v.
Sutter, B., 1971; Paschinger, H., Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark,
hg. v. Pferschy, G., 1980; Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre
Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M.,
Kirchengeschichte der Steiermark, 1993; Obersteiner, G., Theresianische
Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA
8 1996, 95ff.; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder,
D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark im
Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Stettin (Herzogtum, Residenz des Herzogs von
Pommern). In S. an der Odermündung reichen slawische Siedlungsspuren bis in die
zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich
der Ort mit Burg und Markt zur größten Siedlung Pommerns, in der die Herzöge
aus dem Haus der Greifen ihren Sitz nahmen. Ab 1124/1128 wurde das zu dieser
Zeit erstmals auch in der Überlieferung genannte S. christianisiert. Dem folgte
der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. 1237/1243 erhielt S. Magdeburger
Stadtrecht. 1295 entstand durch Erbteilungen
Pommerns das Herzogtum S. (1478 war Pommern wieder vereinigt, wurde aber 1523
wieder geteilt.) 1529 wurde in S. die Reformation eingeführt. Im
Dreißigjährigen Krieg fiel S. an Schweden, 1720 mit Vorpommern, das 1815 den Regierungsbezirk
S. bildete, an Preußen. 1945 wurde es stark zerstört und kam unter Verwaltung
Polens, an das S. 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. S.
a. Pommern-Stettin.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Stadt Stettin, 1911; Wehrmann, M.,
Geschichte von Pommern, 2. A. 1921; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A.
1965; Kunkel, O./Reichow, H., Stettin, so wie es war, 1975; Völker, E.,
Stettin, 1986; Zilm, F., Geschichte der Festung und Garnison Stettin, 1988;
Piskorski, J., Stettin, 1994; Piskorski, J./Wachowiak, B./Wlodarczyk, S.,
Stettin, LexMA 8 1996, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 554.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese
Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223
und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler
See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der
oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in
der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262
verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359
erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in
Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war,
residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel
Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit
Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen
die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert.
Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit
6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die Territorien
des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg, 1885;
Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des Bistums
Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Burg, A.
M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Südpreußen (Provinz). 1793 wurden die in der
zweiten Teilung Polens an Preußen gefallenen
Gebiete Großpolens im Umfang von rund 58000 Quadratkilometern mit 1130000 meist
polnischen Einwohnern (Posen, Gnesen, Kalisch, Lodz bzw. Lodsch) als Provinz S.
in Preußen zusammengefasst. 1795 kam aus der dritten Teilung
Polens Warschau hinzu. 1807 musste Preußen die Provinz an das Herzogtum
Warschau abgeben. 1815 erhielt es das westliche Drittel (um Posen, Bromberg,
Schneidemühl, Gnesen und Hohensalza) als Großherzogtum Posen (1848 Provinz
Posen) zurück (29000 Quadratkilometer, [1910] 2,1 Millionen Einwohner, 63,5 %
polnische Muttersprache). Der größte Teil der Provinz Posen Preußens kam
1919/1920 bis auf klar deutschsprachige Gebiete an Polen. 1939 das Gebiet als
Reichsgau Wartheland an das Deutsche Reich. 1945 fiel es unter die Verwaltung
Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. S. Posen.
L.: Bussenius, I., Die preußische Verwaltung in Südpreußen und Neuostpreußen
1793-1806, 1960. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sulzbach (Reichsdorf). 1035 gab Kaiser Konrad II.
dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) bei Dürkheim (Bad Dürkheim) an der
Weinstraße den königlichen Hof zu S. mit Teilen des Gebiets der später zur
Vogtei S. gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain und Soden im
Taunus. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1282 stellten sich
die freien Bauern von Soden und S. unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main
und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. 1450 gerieten Soden und S. auf
Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft
Frankfurts. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste
Frankfurt in eine Teilung der hohen Obrigkeit
einwilligen. 1613 gelang es Soden und S., sich durch Rückzahlung rechtlich von
der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei S. an
das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über
die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in S. und Soden. 1803 fielen S. und Soden
an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 463; Wolff 506; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der
Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sulzberg (Herrschaft). 1059 erscheint erstmals
der S. (Sulceberch) südlich von Kempten als Grenzmarke zwischen Hochstift
Augsburg und Kloster Kempten. Die Herrschaft S. hatten als Lehen Kemptens von
1176 bis 1358 Herren von S. inne, denen über die Erbtochter die Herren von
Schellenberg folgten. Bei der Erbteilung von
1381 wurde S. Sitz einer eigenen Linie. In dieser kam sie 1525 an Veronika von
Schellenberg, die sie an ihren Bruder verkaufte. Dieser veräußerte die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft 1526 an die Abtei Kempten, über
die S. 1802/1803 an Bayern gelangte.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Hölzle, Beiwort 80; Becherer, J.,
Chronik der Marktgemeinde Sulzberg, 1931. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sundgau (Gau, Grafschaft, Sundgouwe). Vermutlich
schon in merowingischer Zeit wurde zwischen Vogesenkamm, Rhein, Thur und Birs
der 899 erstmals genannte S. (Südgau, im Gegensatz zum Nordgau, Grenze bei
Schlettstadt, seit dem 8. Jahrhundert Landgraben nördlich von Colmar) gebildet,
in dem wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine Grafschaft entstand.
Diese Grafschaft S. (Grafschaft Oberelsass im Gegensatz zur nördlich der Thur
gelegenen Landgrafschaft Oberelsass) war vielleicht schon im 11. Jahrhundert
bei den Vorfahren der Grafen von Habsburg. 1135 erwarben die Grafen von
Habsburg die Landgrafschaft, 1324 die Grafschaft Pfirt. Später blieben nur
Horburg, Reichenweier (1324 durch Kauf an Württemberg), die Rufacher Mundat
(Hochstift Straßburg), Mülhausen und die Abtei Murbach außerhalb der Herrschaft
Habsburgs, die seit 1250 ihren Sitz in Ensisheim hatte. Danach wurde S. die
Bezeichnung für die Güter Habsburgs im Elsass. Von 1469 bis 1474 ließ sich das
Herzogtum Burgund die Grafschaft S. von Habsburg verpfänden, 1648 kam sie an
Frankreich.
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen
über Elsass-Lothringen, 27 [1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3
1901ff.; Müller, C., Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann.
Jb. 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S.
255, Sundgouwe, Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau,
1965; Moreau, J., Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi,
P., Die habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F.,
3. A. 1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P.,
Sundgau, LexMA 8 1996, 323f.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sundgouwe s. Sundgau
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen
über Elsass-Lothringen, 27 [1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3
1901ff.; Müller, C., Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann.
Jb. 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S.
255, Sundgouwe, Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau,
1965; Moreau, J., Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi,
P., Die habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F.,
3. A. 1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P.,
Sundgau, LexMA 8 1996, 323f.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. 1281 entstand durch Teilung des
piastischen Herzogtums Oppeln das Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von
dem bis 1454/1457 eine Teillinie in Auschwitz bestand. 1290 wurde T.
selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es sich der Oberhoheit Böhmens und
wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt, durch
Gegenreformation später aber wieder beseitigt. 1625/1653 fiel es nach dem
Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes Lehen in der Nachfolge Böhmens
an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es mit einem Flächeninhalt von etwa
26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich verbliebenen Kronlands Schlesien
(Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822 besaß Sachsen auf Grund einer
Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das Gebiet um T. ohne Befragung der
Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und der Tschechoslowakei
aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen,
Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
580. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine
Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044
erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des
Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der
Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131)
mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat
mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen
um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf
fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der
unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch
gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von
Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant
(Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen
und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde.
1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht
den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen
T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in
der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem
erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs
(Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft
Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374
und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die
Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von
Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des
Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen,
die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten,
im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis
Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis
und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener
Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482
eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner,
die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und
Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das
nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen,
Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die
ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das
inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie
1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer
weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben
der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und
Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657
bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil
von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg
mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den
Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im
Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der
Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die
Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war
Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das
Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen.
1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten
Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit
seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete
zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die
Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza,
Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels,
Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld,
Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen,
Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg,
Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt
bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und
Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf),
Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826
erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum
erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König
Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen
Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und
Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten
(vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich
mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den
Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am
11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche
Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich
der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der
ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die Landesregierung einem
Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der bisher zur Provinz
Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den Regierungsbezirk
Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung
der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung
des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem Umfang fiel T. im April 1945
unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter sowjetische Besatzungsverwaltung. Am
17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog. Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten
auf der Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg,
Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die
sowjetische Besatzungszone (Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der
Bahnlinie samt einem östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die
amerikanische Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine
Verfassung. 1948 wurde der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von
1949 bis 1990 war T. Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952
ging es in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10.
1990 (mit rund 2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise
Altenburg, Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O. Dobenecker,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931;
Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A., Geschichte der
reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16.
Jh. bis zur Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein
Jahrhundert thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in
der Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen
des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Atlas des Saale- und mittleren
Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner,
F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der Machtkerne in Thüringen während des
ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft
in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd.
1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff.
1967ff.; Handbuch der historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968;
Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der
Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg.
v. Wahl, V., 1991; Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg.
v. Heckmann, H., 3. A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des
albertinischen Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De
ortu principum Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess,
U., Geschiche der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993;
Kleinstaaten und Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M.,
Thüringen, LexMA 8 1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft,
1996; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch,
hg. v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen
Thüringer, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C.,
Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der
Landgrafen, 2005; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände
in Thüringen, hg, v. Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der
Landgrafen, 2008 (Herren von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von
Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 125ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des Erzbischofs).
16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet der
keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von
Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt
nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius).
475 wurde sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz
umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen
Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte
der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane Metz, Toul,
Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von Normannen
verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er einen
Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter im
Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der
Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei. Im 13.
Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten aufgenommen. Am
Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine Landverbindung
zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem mittleren Rhein um
Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und Oberwesel zu
gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid, 1545
die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473 gründete
der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in T. 1669 wurde ein
Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen
die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen
Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an
das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln
unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über
Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich
1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der
Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der
Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für Vermessungswesen.
Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im
Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das Erzbistum Trier während
des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier
in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und
Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988;
Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik der
Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau (†
1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995;
Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz
und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008; Regesten
der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier, hg. v. Anton, H., 2015ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Trier (freie Reichsstadt). 16-13 v. Chr. oder
kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an wichtigen Straßen im
Gebiet der keltisch-germanischen Treverer ohne vorangehende Siedlung der
Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte rasch
auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000? Einwohner, Stadtmauer) und wurde
Hauptort der Provinz Belgica sowie in der zweiten Hälfte des dritten
Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie von den Franken zerstört, vor
allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000 Einwohnern wieder zur größten
römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475 wurde sie von den Franken
erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der Bauten fortbenutzt. 902
erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die 882/892 von Normannen
verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV. der Stadt Freiheiten,
die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen. Im 15. Jahrhundert
gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so weit zu lockern, dass
sie als freie Reichsstadt angesehen werden konnte. Um 1580 wurde ihr allerdings
die Reichsunmittelbarkeit abgesprochen und sie zur kurfürstlichen Landstadt
erklärt. Von 1794 bis 1814 war T. unter der Herrschaft Frankreichs, 1815 fiel
es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848),
24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien, bearb.
v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur Rechts- und
Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte, Bd. 1
Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte der
Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die Trierer
Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier im
Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu
Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308
Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für
Vermessungswesen, Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum,
Trier, hg. v. Bracht, W., 1972; Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters,
1984; Anton, H., Trier im frühen Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg.
v. Düwell, K., 1988; Aufklärung und Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im
18. Jahrhundert, hg. v. Franz, G., 1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im
Mittelalter, hg. v. Anton, H., u. a., 1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996,
991ff.; Brommer, P., Die Ämter Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 619; Clemens, G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007;
Morscheiser-Niebergall, J., Die Anfänge Triers, 2009.
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Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200
trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König
Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer
Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges
Fürstentum (Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen)
Nebenlinie. Von 1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum
Ratibor, womit der Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in
die Fürstentümer Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln
fiel. 1460 kam T., das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die
Familie Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an
dessen Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und
1526 mit Böhmen unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis
1781 hatten es Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742
kam es entlang der Oppa zur Teilung. Der
nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen Teil
des Kronlands Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam
1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an
Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz des
Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an
der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am
Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau
und um Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle
der Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie
die Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung
in eine pfalzgräfliche Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu
ihren weiteren Gütern zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen
sowie der alte Reichsforst Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis 1277) und
außerdem auf Grund weiblicher Erbfolge Gießen, das 1265 an die Landgrafen von
Hessen verkauft wurde. Mit weiteren Teilungen
nach 1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294], Herrenberg bis um 1391 bzw. 1667,
Asperg bis nach 1357, Böblingen bis 1377) kamen diese Güter an das Kloster
Bebenhausen und vor allem an die Grafen von Württemberg (Asperg 1308, Beilstein
1340). 1342 fiel T. durch Kauf für 20000 Pfund Heller an Württemberg, das 1477
die Eberhard-Karls-Universität in T. gründete. 1381 wurde die letzte der alten
Herrschaften (Herrenberg) veräußert. 1634 starb die letzte Linie auf der in der
Mitte des 14. Jahrhunderts erheirateten Burg Lichteneck im Breisgau aus. Von
1945 bis 1952 war T. Hauptstadt des Landes Württemberg-Hohenzollern, mit dem es
1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts
Tübingen, 1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J.,
Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen.
Burg und Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und
Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und
Rat in Tübingen, 1960; Huber, R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968;
Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und
Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff.
1967ff.; Sydow, J., Geschichte der Stadt Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1477-1977, hg. v.
Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J., Bilder zur Geschichte der
Stadt Tübingen, 1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik,
Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a.,
1981; Tübingen 1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996, 1075ff.; Das älteste
Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
592. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Vallendar (Herrschaft). V. am unteren Mittelrhein
gegenüber von Koblenz wird anlässlich der Kirchenweihe 836 erstmals genannt.
1052 gab Kaiser Heinrich III. seinen Königshof zu V. an das Stift Sankt Simon
und Judas in Goslar. Am Ende des 13. Jahrhunderts war der Hof in den Händen der
Herren von Tomburg, im 15. Jahrhundert kam er durch Heirat an die Burggrafen
von Rheineck und die Waldbott von Bassenheim. Im Dorf V. erlangte 1232 der Graf
von Sayn die Herrschaft. Bei der Teilung Sayns
1294 fiel die Herrschaft V. an Graf Engelbert, dessen Enkel durch Heirat vor
1345 die Grafschaft Wittgenstein erbte. Durch Verkauf und Rückkauf 1392/1441
kam es zur gemeinsamen Herrschaft von Sayn-Wittgenstein mit dem Erzstift Trier.
In dem daraus erwachsenden Rechtsstreit erlangte Trier 1681 durch Vergleich die
Landeshoheit über die gesamte Herrschaft und belehnte die Grafen von Sayn mit
der Hälfte, die es 1767 durch Kauf aber wieder erwarb. Über Trier gehörte V.
zum kurrheinischen Reichskreis. Über Nassau und Preußen kam es 1946 an Rheinland-Pfalz.
S. a. Sayn-Vallendar.
L.: Wolff 83, 285; Graafen, R., Vallendar, (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33/1 (1964); Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 629. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Virneburg (Grafen, Grafschaft). Die nach der Burg
V. am Nitzbach benannte Grafschaft V. in der Eifel gehörte den Pfalzgrafen. Die
Pfalzgrafen gaben die Grafschaft den Grafen von Sayn zu Lehen. Als Afterlehen
übertrugen die Grafen von Sayn die Güter den seit der Mitte des 11.
Jahrhunderts belegten Herren und späteren Grafen (um 1100) von V., welche die
Herrschaft im 13. Jahrhundert durch den Erwerb zahlreicher Vogteien
erweiterten. 1445 kam es zu einer Teilung. Nach
dem Aussterben der Grafen von V. 1545 fiel die Grafschaft in weiblicher
Erbfolge an die Grafen von Manderscheid-Schleiden, die 1554 Monreal an der Elz
(Eltz) und die sog. große und kleine Pallenz bzw. Pellenz um Mayen an das
Erzstift Trier abgeben und das restliche Herrschaftsgebiet in der Eifel
westlich von Mainz als Lehen Triers nehmen mussten. 1600/1615/1623 kam die
Grafschaft erbweise an die Grafen von Löwenstein-Wertheim. Um 1790 war die im
westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis vertretene Grafschaft 1,3
Quadratmeilen groß und hatte 2600 Einwohner. Mit der Besetzung durch Frankreich
ging sie 1794 unter. Die 1684 zerstörte Burg fiel 1815 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. a. Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 13; Wallner 705 WestfälRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Iwanski, W., Geschichte der Grafen von
Virneburg, Diss. phil. Bonn 1912; Klapperich, K., Die Geschichte des
Grafengeschlechtes der Virneburger, Diss. phil. Bonn 1920; Herborn, W.,
Virneburg, LexMA 8 1996, 1713; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000;
Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des
Bestands F US 6, bearb. v. Eder-Stein, I. u. a., 2000.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Vogtland (Reichsland). Das Gebiet an der oberen
Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem Quellgebiet der Zwickauer Mulde,
das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis 9. Jahrhundert von Sorben besetzt
wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als Teil des Reiches angesehen. 1122
wurde Plauen kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?)
als Verwalter ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der
Gegend von Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur
Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die
Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida. Die von den Vögten
geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und thüringischer Bauern nahm
die slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten gelang die allmähliche
Umwandlung ihres Reichsamts in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet um Pausa,
Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V. (1317 woyte
lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der oberen Saale
(Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem Egerland (Asch,
Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und Ronneburg. In ihm lagen
auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen von Lobdeburg, der Grafen
von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Könige von
Böhmen nach der Herrschaft über das Gebiet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
gingen die Güter dem durch häufige Erbteilungen
geschwächten Geschlecht zunehmend verloren (Voigtsberg [Vogtsberg] 1357, Mylau
1367, Wiesenburg bis 1394, Schönfels-Werdau bis 1398, Weida 1404-1427). 1373
wurden Hof und das Regnitzland an die Burggrafen von Nürnberg verkauft,
1459/1466 nahmen die Wettiner (Kursachsen) das V. vom König von Böhmen zu
erblichem Lehen. 1466 zogen sie die Herrschaft Plauen von einer als Burggrafen
von Meißen titulierten Linie der Vögte an sich. 1485 kam das V. an die
ernestinische Linie der Wettiner. Nur Güter um Greiz, Schleiz und Lobenstein
blieben in der Hand der von den Vögten abstammenden Grafen von Reuß. 1547
musste Plauen von der ernestinischen Linie mit anderen böhmischen Lehen an
Burggraf Heinrich IV. von Meißen aus dem Hause Plauen (Heinrich V. von Plauen,
Kanzler von Böhmen) zurückgegeben werden, fiel aber 1559 als Pfand, 1575 endgültig
beim Aussterben der Burggrafen an Sachsen (seit 1602 vogtländischer Kreis) und
kam damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3;
Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im
Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der
Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B.,
Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der
ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver.
f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der
Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930;
Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur
Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das
Vogtland als Grenzraum in der deutschen Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche,
W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland, LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P.,
Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch.
68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland
um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Vorpommern (Landesteil). V. war der westlich der
Oder gelegene Teil Pommerns, der Stettin, Stralsund, Usedom, Wollin, Rügen und
die Stadt Cammin (Kammin) umfasste. Er wurde 1532 in einer Landesteilung abgeteilt, von 1625 bis 1637 aber nochmals
zusammen mit Hinterpommern regiert. 1648 kam V. an Schweden, das Pommern seit
1630 besetzt hielt und sich weigerte, das 1529 begründete Erbrecht Brandenburgs
nach den 1637 erloschenen Herzögen von Pommern anzuerkennen. 1720 musste
Schweden V. mit Ausnahme des nördlichen Teils (Stralsund, Greifswald, Rügen) an
Preußen abtreten. 1814 fiel der Schweden verbliebene Teil Vorpommerns, das 1792
im deutschen Reichstag zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates gehörte, an
Dänemark, das ihn letztlich 1815 Preußen überließ (Provinz Pommern). 1945 wurde
V. abgetrennt und mit Mecklenburg vereinigt. 1952/1958 wurde das Land
Mecklenburg innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik (1949) beseitigt
(str.), 1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern in der Bundesrepublik Deutschland
wiederbegründet. S. Pommern.
L.: Wolff 404; Zeumer 553 II b 21; Backhaus, H., Reichsterritorium und
schwedische Provinz, 1969; Wagner, W., Vorpommern und die Konsolidierung des
schwedischen Rechts in der Gesetzessammlung von 1807, (in) Das schwedische
Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag), 1986; Buchholz, W., Öffentliche
Finanzen, 1992; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Bei der Wieden, H.,
1995; Meier, M., Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715
bis 1721, 2007.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Wasserburg (Herrschaft). W. am Bodensee erscheint
784 als Gut Sankt Gallens. Im Mittelalter war es als Lehen an die Herren von
Kisslegg vergeben und kam im 14. Jahrhundert durch Heirat an die Herren von
Schellenberg. 1358 wurde W. durch den schwäbischen Städtebund zerstört und
danach an die Grafen von Montfort verpfändet und um 1525 zu Eigentum
übertragen. 1592 verkauften die Grafen von Montfort die nicht in die
Reichskreiseinteilung einbezogene Herrschaft an
die Grafen Fugger, deren Linie Fugger-Wasserburg (Wellenberg) sie 1755 an
Österreich überließ. 1803/1805 kam W. von dort an Bayern.
L.: Wolff 493; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909; Gruber, A., Der
Landkreis Lindau, (1956).
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein
fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in
karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12.
Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit
Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in
verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien
aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig
dem Frommen, seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen
verheiratet. Von seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren
die burgundische, 1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die
Herrschaft über das Königreich Burgund (Hochburgund) erlangte, und über Welf
II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I. umfangreiche
Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a. der Grafen
von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von Kärnten, 1055
im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach Italien
verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus
langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo) II.
von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum
Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um 1074-1126)
heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen
sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W. unter Heinrich
X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III.,
ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor deren mit
Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191) die
Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut Braunschweig-Lüneburg,
das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als deutscher König und
Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben wurde, aber durch
zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte
(Grubenhagen, Wolfenbüttel, Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der
Linie Calenberg des Neuen Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum
Kurfürstentum Hannover (1714-1837 Personalunion mit England), das 1866 von
Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor das älteste noch bestehende europäische
Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das
Welfenhaus als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch
Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis,
(in) FS G. Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im
13. Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987;
Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v. Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995;
Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg. v. Schneidmüller, B., 1995;
Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8
1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998),
375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998; Schneidmüller, B., Die Welfen,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 204; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v.
Bauer, D. u. a., 2004; Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium,
2011. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Werle (Herren, Fürstentum). Die Burg W. der
Abodriten in Mecklenburg wurde bei der Teilung
Mecklenburgs um 1230 (1229?) Sitz einer Herrschaft. 1236 wurde diese durch
Teile des Landes Zirzipanien, 1256 durch Teile der Herrschaft Parchim, 1273
durch Parchim selbst erweitert. Seit 1316 war W. seinerseits in
Teilherrschaften (Güstrow, Goldberg, bzw. Parchim [1316-1374] und Waren
[1347-1426]) aufgeteilt. Werle-Waren trug 1415 sein Land dem Markgrafen von
Brandenburg zu Lehen auf. Seit 1418 nannten sich die Herren von W. Fürsten von
Wenden und bereiteten durch einen Erbvertrag die Vereinigung der Güter vor.
1426 fielen die werlischen Güter an Werle-Güstrow, 1436 beim Aussterben dieser
Linie an Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard. Brandenburg wurde 1442
durch Geldleistungen, Pfandrückgabe und Einräumung eines Eventualerbrechts in
Mecklenburg abgefunden. S. Mecklenburg.
L.: Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Ruchhöft, F., Das Territorium
der Herrschaft Werle, Mecklenburgische Jbb. 121 (2006), 7ff. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Westpreußen (Landschaft, Gebiet, Provinz). 1466 trat
der Deutsche Orden im zweiten Thorner Frieden Pommerellen, (Danzig,) Kulm (mit
Thorn) (Kulmerland), Elbing, Christburg und Marienburg samt den Hochstiften
Ermland und Kulm an Polen ab (Polnisch Preußen, Königlich Preußen). Dieses
versuchte die seitdem W. genannten Gebiete einzugliedern und zu polonisieren.
1659 wurde W. Polen angegliedert. Das im Dreißigjährigen Krieg und im
Nordischen Krieg schwer verwüstete Land wurde mit Ausnahme der Städte, des
Ermlandes und Marienwerders in der Folge im Wesentlichen polnisch. 1772 fiel in
der ersten Teilung Polens Preußens
königlich-polnischer Anteil mit Pommerellen, Culm (Kulm, (Kulmerland) ohne
Thorn, Westpomesanien, Ermland und den Kreisen Deutsch Krone (Deutschkrone) und
Flatow, insgesamt rund 36000 Quadratkilometer mit 600000 Einwohnern, an
Preußen, wodurch eine Landverbindung zwischen der Mark Brandenburg und
Ostpreußen entstand, jedoch Polen von der Ostsee abgeschnitten wurde. 1773
erhielt dieses sog. Neupreußen (ohne Ermland und Deutsch Krone bzw.
Deutschkrone) die Bezeichnung W. In der zweiten Teilung
Polens (1793) kamen Danzig und Thorn hinzu. Preußen förderte das Land in kurzer
Zeit erheblich. Von 1807 bis 1813 war Danzig Freie Stadt. 1815 wurde die
preußische Provinz W. neu errichtet und 1824 personal, 1828 real mit Ostpreußen
vereinigt (Provinz Preußen). Seit 1878 bildete es wieder eine eigene Provinz
Preußens. 1919 kam deren größter Teil entgegen dem Grundsatz der
Selbstbestimmung ohne Abstimmung als polnischer Korridor zur Ostsee an Polen,
Danzig wurde freie Stadt. Die östlich der Weichsel gelegenen Gebiete
(Marienburg, Marienwerder, Rosenberg, Stuhm) blieben auf Grund einer
Volksabstimmung vom 11. 7. 1920, bei der sich 93 % der Einwohner für
Deutschland entschieden, beim Reich und bildeten zusammen mit Elbing den
Regierungsbezirk W. der Provinz Ostpreußen. Die nicht an Polen gefallenen
südwestlichen Gebiete wurden mit dem Rest Posens zur preußischen Provinz
Grenzmark Posen-Westpreußen verbunden. 1939 wurden die ostpreußischen Kreise
Elbing, Marienburg, Marienwerder, Rosenberg und Stuhm mit Danzig und den
zurückeroberten Gebieten Polens zum Reichsgau Danzig-Westpreußen
zusammengefasst. 1945 kam das Gebiet unter die Verwaltung Polens und gelangte
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Bär, M., Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der
Ordenszeit, 1912; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933;
Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966; Bibliographie
zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v. Wermke, E., 2. A.
1974; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, hg. v. Kessler, W., 1988; Westpreußen im Wandel der Zeit, hg. v.
Heimatkreis Stuhm/Westpreußen, 1989; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur
Ost- und Westpreußens mit Danzig, Bd. 1f. 1990; Boockmann, H., Deutsche
Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 2,1 1994; Bömelburg, H.,
Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995;
Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3
1998; Allgemeine Kartensammlung Westpreußen, bearb. v. Bliß, W., 2000; Mast, P,
Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen, 2000.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen vielleicht
von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog Burchard
(Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und im
Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen
Nachkommen mit den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im
frühen 10. Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als
Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch
1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf
Teilherrschaften Niederlausitz (bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis
1210), Brehna (bis 1290) und Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der
Linie Meißen wieder vereinigt, wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die
Grafschaft Wettin 1217 an Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680
an Brandenburg und die Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift
Merseburg kamen. Markgraf Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen
Erbfolgekrieg 1247/1264 Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene
Gebiet in der Schlacht bei Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt
werden. 1344 wurde die Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde
vorübergehend in drei Teile geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[,
dazu 1385 Grafschaft Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und
Heldburg], Meißen [dazu der größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in
Böhmen und die Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare
erhielt 1423 nach dem Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen
die Hussiten das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu
einer weiteren Teilung. 1485 wurde in die
ernestinische Linie und die albertinische Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v.
Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B.,
Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten
Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner,
Geschichte des sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des
Hauses Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins
zur Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J.,
Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die Heiratspolitik,
2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre Herrschaftsgebiete,
bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner, 2007; Wejwoda, M.Kirche
und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die Wettiner im 13.
Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft und Memoria. Die
Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser, U., Das Amt
Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Wetzlar (Reichsstadt, Grafschaft). Die
Konradiner, die Grafen des Lahngaus waren, errichteten um 914/915 (?) am
Zusammenfluss von Wetzbach und Lahn sowie am Lahnübergang der Straße von
Frankfurt nach Köln auf ehemaligem Reichsgut eine Kirche und ein Marienstift. Nach
dem Aussterben der Konradiner um die Mitte des 10. Jahrhunderts fiel der Ort W.
(1142 Witflaria) an den König. Dieser fügte ihn im 12. Jahrhundert in das
Reichsland der Wetterau ein. Zwischen 1165 und 1180 (Privileg Friedrichs I.
Barbarossa) wurde W. Stadt. Diese erhielt Frankfurter Recht und wurde
Reichsstadt (1288 Brücke über die Lahn). Die günstige Verkehrslage zwischen
Frankfurt und Köln sowie die Eisenerzverarbeitung und die Wollweberei führten
zu beachtlicher wirtschaftlicher Blüte (mit etwa 6000 Einwohnern), ehe es seit
der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Niedergang (1370 Stadtbankrott) kam.
Reichsvögte der Reichsvogtei W. waren nach den Herren bzw. Grafen von Merenberg
von 1328 bis 1536 die Grafen von Nassau-Weilburg/Nassau-Saarbrücken, von 1536 bis
1802/1803 die Landgrafen von Hessen bzw. Hessen-Darmstadt. 1373 wurde zur
Abwehr der Grafen von Solms ein Schutzverhältnis mit Hessen begründet. 1542
wurde die Reformation eingeführt. Von 1693 bis 1806 war W., das zum
oberrheinischen Reichskreis zählte, Sitz des Reichskammergerichts. 1802/1803
(1,4 Quadratmeilen, 6000 Einwohner) verlor es die Reichsfreiheit, gehörte von
1803 bis 1813 als Grafschaft W. zum Staat des Fürstprimas von Dalberg (1810
Großherzogtum Frankfurt) und kam 1815 zu Preußen (Rheinprovinz, seit 1932
Provinz Hessen-Nassau). 1945 fiel es an Hessen.
L.: Wolff 292; Zeumer 554 III a 14; Wallner 699 OberrheinRK 54; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450), III 22 (1648) D3, III 38
(1789) B3; Die Territorien des Reichs 4, 40; Schroeder 423ff.; Urkundenbuch der
Stadt Wetzlar, Bd. 1ff. 1911ff.; Rau, H., Geschichte der Reichsstadt Wetzlar,
1928; Regel, F., Wetzlar, Herborn, Dillenburg, 1931; Schönwerk, A., Geschichte
von Stadt und Kreis Wetzlar, 2. A. 1975; Uhlhorn, F., Wetzlar und Limburg.
Untersuchungen zur territorialgeschichtlichen Dynamik der Landschaft an der
unteren Lahn, FS T. Mayer, Bd. 2 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Heitzenröder, W., Reichsstädte und
Kirche in der Wetterau, 1982; Hahn, H., Untersuchungen zur Geschichte der
Reichsstadt Wetzlar im Mittelalter, 1984; Felschow, E., Wetzlar in der Krise
des Spätmittelalters, Diss. phil. Gießen, 1984; Moraw, P., Die Städtepolitik
Kaiser Karls IV. (1346-1378) unter besonderer Berücksichtigung von Wetzlar,
(in) Mitteilungen des Wetzlarer
Geschichtsvereins 31 (1985); Felschow, E., Betrachtungen zur
spätmittelalterlichen Stadtverfassung am Beispiel der Städte Gießen und
Wetzlar, Hess. Jb. für LG. 39 (1989); Hahn, H., Altständisches Bürgertum
zwischen Beharrung und Wandel. Wetzlar 1689-1870, 1991; Fahlbusch, F., Wetzlar,
LexMA 9 1998, 52; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 673;
Schieber, S., Normdurchsetzung im frühneuzeitlichen Wetzlar, 2008.
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Wiblingen (Kloster, Herrschaft). 1093 gründeten
die Grafen von Kirchberg das Benediktinerkloster W. bei Ulm. Im 15. Jahrhundert
versuchte W. vergeblich, die Vogteirechte zurückzugewinnen. 1701 kam W. mit
seinem kleinen Herrschaftsgebiet unter die Landeshoheit Österreichs, über das
die Herrschaft W. dem österreichischen Reichskreis angehörte. 1806 fiel es nach
seiner Aufhebung (1803) an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Der Stadtkreis Ulm, 1977, 392ff.;
Breitenbruch, B., Schule, Studium und Wissenschaft, (in) Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106
(1995), 175; Eberl, I., Wiblingen, LexMA 9 1998, 59. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Wildberg (Herrschaft). 1237 wird der an die Burg
W. an der Nagold im Schwarzwald anschließende, von den Grafen von Calw
gegründete Ort W. erstmals erwähnt. W. war Mittelpunkt der 1318 durch Erbschaft
entstandenen Herrschaft W., zu der ursprünglich auch Altensteig und Neubulach
gehörten. Nach verschiedenen Teilungen der
Herrschaft kam W. zwischen 1364 und 1377 durch Kauf an die Pfalz und 1440 durch
Kauf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Neef, K., Das Bergstädtchen Wildberg an der Nagold, 1950;
Mantel, J., Wildberg: Eine Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung
der Stadt von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, 1974. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Wildgrafen (Grafen). Um 1113 begründete eine Teilung im Hause des Nahegaugrafen Emich die W.
(comites silvestres, comites silvatici [1103]), von denen sich in der Mitte des
12. Jahrhunderts die Raugrafen abtrennten. Die W. spalteten sich 1258 in die
Linien Dhaun und Kyrburg. Von Kyrburg trennte sich um 1284 die Linie
Schmidtburg, deren Erbe bei ihrem Erlöschen 1330 von Trier eingezogen wurde.
1409 fiel beim Aussterben der Linie Kyrburg das noch vorhandene Gut an die
Rheingrafen (seitdem Wild- und Rheingrafen), die bereits vor 1350 infolge
Heirat der Erbtochter der Linie Dhaun Rechte der Linie Dhaun erlangt hatten.
Einzelne Güter kamen an die Pfalz. Bei ihrem Aussterben folgten den W. die
Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen).
L.: Wolff 278ff.; Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen
Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundesrücken, 1854; Fabricius, W., Die
Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Klafki, E., Die kurpfälzischen
Erbhofämter, 1966; Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K.,
Wildgrafen, LexMA 9 1998, 119; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
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Wittelsbach (Grafen). Vielleicht von den Aribonen,
die von 976 bis 1055 Pfalzgrafen von Bayern waren, und den Liutpoldingern
(Luitpoldingern) stammten die wahrscheinlich aus der gräflichen
Edelfreienschicht hervorgegangenen, mit Otto I. (Vogt des Hochstifts Freising)
sichtbaren, in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts urkundlich fassbaren,
wohl auch mit Welfen, Huosi, Fagana und den Grafen von Ebersberg zu
verbindenden Grafen von Scheyern (Skyrun, 1039/1047?, 1073) bei Pfaffenhofen an
der Ilm. Sie beerbten vermutlich die Grafen von Hörzhausen. Seit 1115/1116
nannten sie sich nach der Burg W. (Witilinesbac) bei Aichach. Zwischen
1111/1116 und 1120 erhielten sie das Pfalzgrafenamt für Bayern, 1180 die
Heinrich dem Löwen abgesprochene Herzogswürde von Bayern und nach Erlöschen des
bayerischen Pfalzgrafenamts (1208) 1214 die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Auf der
Grundlage der Eigengüter ursprünglich zwischen Paar und Ilm, dann zwischen Lech
und Isar, und begünstigt durch das Aussterben von Nebenlinien der Grafen von
Scheyern (Grafen von Dachau 1180 bzw. 1182, Grafen von Valley 13. Jahrhundert
[1238]) und anderer Geschlechter (Grafen von Bogen 1242, Grafen von Andechs
1248, Staufer 1268) errichteten sie bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts das
mächtige Territorialherzogtum Bayern, das durch Landesteilungen
von 1294/1329 bis 1799 von der Pfalz getrennt und mehrfach in verschiedene
Teile (Oberbayern, Niederbayern) aufgespaltet war. Am 15. 5. 1724 vereinbarten
die Linien in der Wittelsbacher Hausunion die wechselseitige Erbfolge der
beiden katholischen Häuser, die sich 1799 verwirklichte. In Bayern dankten die
Wittelsbacher, die zeitweise auch die Throne Schwedens, Norwegens, Dänemarks
und Griechenlands besetzten, 1918 ab.
L.: Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhmer,
J., Wittelsbachische Regesten, 1854; Wittmann, F., Monumenta Wittelsbacensia,
Bd. 1f. 1857ff., Neudruck 1969; Haeutle, C., Genealogie des erlauchten Hauses
Wittelsbach, 1870; Heigel, K., Die Wittelsbacher, 1880; Doering, O., Das Haus
Wittelsbach, 1924; Tyroller, R., Genealogie des altbayerischen Adels im
Hochmittelalter, 1962; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler,
M., Bd. 1ff. 1./2. A. 1969ff.; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980;
Das Haus Wittelsbach und die europäischen Dynastien, 1981 (Zs. f. bay. LG. 44,
[1981] 1); Boehm, L., Das Haus Wittelsbach in den Niederlanden, Zs. f. bay. LG.
44 (1981), 93; Rall, H./Rall, M., Die Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986;
Wittelsbacher Hausverträge des späten Mittelalters. Die haus- und
staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von 1310, 1329, 1392/93, 1410 und
1472, 1987; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der
pfälzischen Wittelsbacher von 1214-1803, 1989; Heimann, H., Hausordnung und
Staatsbildung, 1993; Straub, E., Die Wittelsbacher, 1994; Schwertl, G.,
Wittelsbacher, LexMA 9 1998, 270; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 218; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Menzel, M., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterungen in
Brandenburg, Tirol und Holland, DA 61 (2005), 103; Holzfurtner, L., Die
Wittelsbacher, 2005; Immler, G., Die Wittelsbacher, 2013 (herrschte in Bayern
länger als jede andere Dynastie in Europa).
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Wolfegg (Grafschaft[, Lande der
Erbtruchsessen9). W. (1219 Wolfegge) bei Ravensburg kam vermutlich von den am
Ende des 12. Jahrhunderts nachweisbaren Herren von W. zu Beginn des 13.
Jahrhunderts an die Herren von Tanne (seit 1219 von Waldburg). Die aus Wolfegger
und Tanner Gütern und der Stadt Wurzach gebildete Herrschaft erhielt 1444 den
Blutbann, war seit 1489 Reichslehen und wurde 1628 Reichsgrafschaft. Bei der Teilung von 1429 fiel sie an die eberhardische
(Sonnenberger) Linie, bei der Teilung von 1508
an die georgische (Zeiler) Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Grafschaft W. als Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (etwa 7,5 Quadratmeilen bzw. 400 Quadratkilometer
Gebiet mit 14000 Einwohnern) zum schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel im Rahmen
der Säkularisation das Kollegiatstift W. an. W. selbst kam 1806 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Waldburg-Wolfegg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Kreis Ravensburg, 1975; Chronik des Kreises
Ravensburg, 1976.
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Wolfenbüttel (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der Oker im
nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118 erstmals
erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter (7./8.?, 10./11.
Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den brunonisch-welfischen, später
reichsministerialischen Herren von Asseburg (Gunzelin von W.) und wurde nach
der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder
aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange bei der Teilung Braunschweig-Lüneburgs
(Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel,
Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis 1292 gehörte W. zusammen mit
Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen Linie. 1345 kam W. an Herzog
Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel.
1495 gelangte es zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die
Linie Lüneburg-Dannenberg (Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim,
Holzminden, Blankenburg in 3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie
Braunschweig-Bevern fiel. 1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von W.
nach Braunschweig verlegt. 1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S.,
Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur
Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski,
U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U.,
Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des
Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Klingebiel, T., Ein Stand
für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur
herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Zator (Herzogtum). Z. gehörte ursprünglich zu Polen. 1163/1173 wurde es Schlesien zugeteilt und fiel bei der Aufteilung Schlesiens an die jüngere Linie, die Ratibor, Teschen, Beuthen, Pless, Auschwitz und Sewerien erhielt. 1447 kam Z. an Polen zurück. 1521 starben die Herzöge von Auschwitz-Zator aus. S. Auschwitz. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz,
Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und
Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf
am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg,
Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von
Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft
Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter
Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur
Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende
Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch Erbteilung
das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393 verpfändete Z.
auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken.
1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697 war Z.von
Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in
Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718
unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen Stanislaus
Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801
kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen
Gebiet und 60000 Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946
teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu
Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt
1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl,
J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken,
bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977;
Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998,
717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)