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Alpenübergänge vor 1850. Landkarten-Straßen-Verkehr, hg. v. Lindgren, U., 1987 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Aalen (Reichsstadt). Östlich eines römischen
Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag, und einer römischen
zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A. am Schnittpunkt alter
Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern
die Stadt A. planmäßig gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen
an die Grafen von Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an
Württemberg verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst
und zur Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die Selbstverwaltung, 1401 den
Blutbann, 1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet gewann
es nicht (0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen Reichskreis
und der schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die Reformation eingeführt.
1802/1803 fiel es mit etwa 4000 Einwohnern und seinem auf wenige Weiler und
Höfe beschränkten Herrschaftsgebiet an Württemberg und wurde Sitz eines
Oberamts. Über Württemberg gelangte es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der
Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K.,
Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener
Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H.,
Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell
Aalen, 2010.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Altenkirchen (Amt). A. im Westerwald an der Trennung
der Straßen Köln-Frankfurt und Köln-Leipzig
wurde wohl in fränkischer Zeit gegründet und erscheint 1131 anlässlich einer
Gabe an das Kassiusstift in Bonn erstmals. Im 12. Jahrhundert ist es in den
Händen der Grafen von Sayn. Seit dem 15. Jahrhundert war es gelegentlich
Amtssitz, seit 1662 Sitz der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, die 1741 den
Herzögen von Sachsen-Eisenach, dann bis 1791 den Markgrafen von Ansbach, bis
1802 Preußen, bis 1815 Nassau (Nassau-Usingen)und dann Preußen gehörte. 1946
kam A. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Rausch, J., Geschichte des Kreises Altenkirchen, 1921; Beiträge
zur Wirtschafts-, Sozial- und Zeitgeschichte des Kreises Altenkirchen, hg. v.
d. Kreisverwaltung Altenkirchen, 1980; Hanke, E., Altenkirchen/Westerwald,
1988. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Arnsberg (Grafschaft, Residenz). Um die Mitte des
11. Jahrhunderts errichtete Bernhard II. von Werl am Schnittpunkt der Straßen von Köln nach Paderborn und von Essen nach
Kassel die „Alte Burg“ bei A. in Westfalen. Nachdem Lupold von Werl († 1089)
die Alte Burg zusammen mit seinem Erbteil dem Erzstift Köln vermacht hatte,
baute Konrad von Werl um 1060 eine neue Burg an der oberen Ruhr, die nach dem
Ort A. benannt wurde. Nach ihr nannte sich vor der Wende des 11. zum 12.
Jahrhundert (1082 Konrad von A.) die Hauptlinie der Grafen von Werl. 1102
verlor Graf Friedrich der Streitbare die halbe Grafschaft A. mit der Burg A. an
das Erzstift Köln, so dass sich die Grafschaft A. auf das nördliche Sauerland -
einschließlich des reichen Klosters Meschede - beschränkte. 1124/1139 fiel sie
über die Erbtochter im Erbweg an die niederländischen Grafen von Cuyk (Cuijk,
Cuyck), die sich von da an nach A. nannten und die jüngere Linie der Grafen von
A. begründeten. Im 12. Jahrhundert spalteten sie die Grafen von Rietberg ab.
1167 wurden sie vom Erzstift Köln lehnsabhängig. Ehe sie 1371 ausstarben,
verkaufte der letzte Graf Gottfried 1368 die Grafschaft A. an das Erzstift
Köln. Sie bildete seitdem den wichtigsten Bestandteil des Herzogtums Westfalen
der Erzbischöfe von Köln. A. wurde dessen Hauptstadt. 1803 kam A. an
Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Arnsberg - 700 Jahre Stadt - hg. v. d. Stadtverwaltung Arnsberg,
1938; 150 Jahre Regierungsbezirk Arnsberg. Westfalen zwischen Lippe, Ruhr und
Sieg, 1964; Leidinger, P., Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl,
1965; Hömberg, A. K., Die Grafen von Arnsberg, 1967; 750 Jahre Arnsberg, hg. v.
Arnsberger Heimatbund, 1989; Klueting, H., Arnsberg als Hauptstadt und
Wechselresidenz in der Zeit der Kölner Kurfürsten (1371-1802), 1989; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
17; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 423, 2, 36; Leidinger, P.,
Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca. 980-1124). (in) Das Herzogtum
Westfalen 2009, 119; Gosmann, M., Die Grafen von Arnsberg und ihre Grafschaft,
(in) Das Herzogtum Westfalen, 2009, 119.
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Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach
der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n.
Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr.
wurde auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als
Vorort der römischen Provinz Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz
Vorort der Provinz Raetia secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist
durch eine frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen
Afra bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden.
Bischöfe von A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738
nachgewiesen. 807 wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte
Siedlung um den Dom ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I.
Barbarossas die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab.
1167/1168 ließ sich Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die
Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den
Bischof. Nach dem Untergang der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch
König Rudolf von Habsburg an das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes
Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte
König Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit
zu. Das zur Reichsstadt gehörige Landgebiet blieb auffällig klein. 1368
erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme am Stadtregiment. Gewerbe und
Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten Augsburgs Aufstieg zu einer der
wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um 1500 etwa 18000 Einwohner
zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch den Dreißigjährigen Krieg
schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts
und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra entschädigt, ging das etwa 1
Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt
Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v.
Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe,
Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon.
Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a.,
1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis
1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B.,
Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt
Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die
Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning,
J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche
Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der
Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005;
Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schiersner, D.,
Räume und Identitäten, 2014.
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Barchfeld (Ort, Herrschaft). B. nahe der Werra an
der Kreuzung der Straßen von Nürnberg nach
Niederdeutschland und von Frankfurt nach Erfurt wird 933 erstmals genannt. 1330
kam es von den Frankenstein an die Grafen von Henneberg, die es nach mehreren
Verpfändungen (1350 an Fulda, dann an die Herren von Stein (Stein-Liebenstein)
sowie die Landgrafen von Hessen) ab 1521 dauernd mit Hessen teilen mussten.
1583 fiel es ganz an Hessen. Auf der seit 1690 erbauten Burg Wilhelmsburg hatte
die Linie Hessen-(Philippstal-)Barchfeld ihren Sitz. S. Hessen-Barchfeld.
L.: Volkmar, K., Tausend Jahre Barchfeld, 1933.
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Besançon (freie Reichsstadt), mhd. Bisanz. An
einer wichtigen Straßenkreuzung (Rhone-Rhein,
Oberitalien-Nordgallien) ist schon 58 v. Chr. ein oppidum maximum der Sequaner
bezeugt (Vesontio). Seit Ende des 5. Jahrhunderts gehörte der Ort zum
Burgunderreich, 870 wurde er Karl dem Kahlen zugeteilt. Seit etwa 900
unterstand er den Königen von Burgund (Hochburgund) bzw. den Grafen von Burgund
und kam 1032/1034 an die deutschen Könige. Unter Friedrich I. Barbarossa, der
die Stadt 1184 zur Reichsstadt erhob, verstärkte sich der deutsche Einfluss.
1290 gelang es der Stadt, sich im Kampf gegen den Erzbischof die
Reichsunmittelbarkeit bestätigen zu lassen. Erst seit 1493 war B. aber eine
tatsächlich auch von lokalen Gewalten unabhängige Reichsstadt. Später kam es
zum Herzogtum Burgund, dann an Habsburg (, 1653 gegen Frankenthal an Spanien),
1665/1668/1674/1678/1679 durch Eroberung mit der Freigrafschaft Burgund an
Frankreich, das wenig später in B. eine Universität einrichtete.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs
6, 198; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe von Besançon,
Diss. phil. Breslau 1936; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die
Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG
GA 79 (1962), 106ff.; Fohlen, C., Histoire de Besançon Bd. 1, 2 1964f.; Ammann,
H., Besançon im Mittelalter, SchweizZG 17 (1967), 482ff.; Fiétier, R., La cité
de Besançon, 1978; Kaiser, R., Besançon, LexMA 1 1980, 2052ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Biberach (Reichsstadt). Um 1170 erwarb Kaiser
Friedrich I. Barbarossa an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen Güter der 1083 erstmals bezeugten Herren von
Bibra und gründete die Marktsiedlung B. an der Riss. Vermutlich um 1218 erhielt
der Ort das jedenfalls 1258 bezeugte Stadtrecht. 1282 wurde die Stadt civitas
regalis genannt, 1396 erwarb sie das Ammannamt und 1398/1401 den Blutbann als
sichtbares Zeichen der Reichsunmittelbarkeit. Bedeutendstes Gewerbe war die
Leinen- und Barchentweberei. 1531 wurde die Reformation eingeführt. Das
Herrschaftsgebiet Biberachs umfasste 27 Dörfer und gehörte fast völlig dem seit
1320 städtischen Spital. 1802 fiel B. mit etwa 2 Quadratmeilen an Baden, 1806
im Tausch gegen Villingen an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 17; Wallner 688 SchwäbRK 58; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 298ff.; Lutz, G., Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Biberach, 1876; Bruder, E., Biberach an der Riss. Bildnis einer
oberschwäbischen Stadt, 1950; Eberhard, T., Die Verwaltung der freien
Reichsstadt Biberach, Diss. jur. Freiburg 1954; Maier, G., Biberach, Geschichte
und Gegenwart, 1972; Heckmann, P., Der Kreis Biberach, 1973; Warmbrunn, P.,
Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und
Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg
und Dinkelsbühl von 1584-1648, 1983; Geschichte der Stadt Biberach, 1991;
Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009.
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Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die Jahrtausendwende
wurde an der Kreuzung der Straßen
Hildesheim-Magdeburg und Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth
1134) errichtet. In Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden
Braunschweig (1031 Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im
Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch
Vermählung mit der Erbtochter des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter
der Brunonen um Wolfenbüttel und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine
Tochter Gertrud an die Welfen weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen
(1180) wurde das verbliebene Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste
Teilung). Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil
(Lüneburg von Hannover bis Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den
östlichen Teil (Lüneburg), König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum
Unterharz. Otto verstarb 1218 kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern
an Kaiser Friedrich II. Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der
welfischen Eigengüter an das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum
Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog
Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden
(Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem billungischen Erbe um
Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen
Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren
gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder.
1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht
der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus
Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und
Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus
Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an
standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser
Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig sogar vier oder fünf Linien
nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch Teile der Grafschaft Dassel
(1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um Calenberg gewonnen, 1352 das
Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum Lüneburg wurde unter
Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe
erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger
Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den
Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum
Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von
(Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen
Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter
aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis
1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine
Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien
Göttingen (Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369)
(fünfte Teilung). Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388
nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie
führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort
(sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel
und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von
Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg
(mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie
das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das
Land zwischen Deister und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung
1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und
Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft
Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit
Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und
1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung). 1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog
Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel
namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten
sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des
Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen],
Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur
Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen,
Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein,
Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem,
Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16.
Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius
von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim
und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz
und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt,
Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf
und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues
Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und
Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum
Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an
Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714
wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813
gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es
ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber
Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820
eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde.
1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit
1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig,
der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde
Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte
Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der
sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11.
1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch
die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Breslau (Herzogtum, Residenz der Piasten). Nach
älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung
an der oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg, die nach dem
slawischen Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird dort ein
Bistum eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B.
(vielleicht zum zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung der
niederschlesischen Piasten von 1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau, seine
Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf
von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290 setzte sich nach dem Tod Heinrichs
IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste aber Schweidnitz und Münsterberg an
Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung von Liegnitz an
Heinrich VI., umfasste aber im Wesentlichen nur noch die Städte und Weichbilder
B., Neumarkt und Namslau. 1327 übertrug Heinrich VI. es mit Wirkung von 1335 an
den König von Böhmen. Zwischen 1346 und 1356 erhielt es auf der Grundlage des
Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469 bis 1490 unterstand es dem König von
Ungarn, um danach wieder zu Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel es mit Böhmen an
Habsburg bzw. Österreich. 1702 erhielt es von dort eine Universität. Das
Herzogtum hatte einen Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und war in die Kreise
B., Namslau und Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945
stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt
Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.
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Chemnitz (Reichskloster, Residenz). Vermutlich
1136 wurde von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an der C. (slaw. „Steinbach“)
im erzgebirgischen Königsforst an einer wichtigen Straßenkreuzung
ein Benediktinerkloster gegründet. König Konrad III. verlieh ihm 1143 für den
Ort Marktrecht. Die sich hieraus entwickelnde Stadt wurde zum Mittelpunkt des
Pleißenlandes. Das Kloster erwarb umfangreiche Güter (1375 Kauf der Herrschaft
Rabenstein von Waldenburg). Der Abt galt als einziger Abt Sachsens als
Reichsfürst. 1538 verlor das Kloster seine Reichsunmittelbarkeit und kam an
Sachsen.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Geschichte des Benediktinerklosters zu Chemnitz,
1879; Schlesinger, K., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952; Blaschke, K.,
Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 109.
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Chemnitz (Reichsstadt). Die sich bei dem
vermutlich 1136 von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an einer wichtigen Straßenkreuzung gegründeten Kloster entwickelnde Stadt
(slaw. „Steinbach“) war zunächst Reichsstadt (1290 civitas imperio attinens),
ging 1308 an die Markgrafen von Meißen über, kaufte jedoch 1423 von diesen die
Ober- und Niedergerichtsbarkeit. Um 1550 zählte sie etwa 4000 Einwohner. Von
1770 an wurden in ihr zahlreiche Manufakturen gegründet. Die 1820 beginnende
Industrialisierung veränderte das Stadtbild erheblich. 1953 wurde die Stadt in
Karl-Marx-Stadt umbenannt, erhielt aber zum 1. 6. 1990 ihren alten Namen
zurück.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster,
1879; Blaschke, K., Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.
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Colmar, Kolmar (Reichsstadt). C. im Oberelsass
am Schnittpunkt wichtiger Straßen wird zuerst
823 als fiscus (Königshof) Columbarium erwähnt. 1226 wurde es Reichsstadt
(civitas). 1354 trat C. dem elsässischen Zehnstädtebund bei. 1672 bemächtigte
sich Frankreich seiner und ließ die starken Befestigungen schleifen. Seitdem
teilt es politisch das Schicksal des umliegenden Elsass. 1714 erwarb die Stadt
die Herrschaft Hohlandsburg (Hohlandsberg) mit Logelnheim.
L.: Wolff 298; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Hund, A., Colmar vor und während seiner Entwicklung zur Reichsstadt, 1899;
Pfleger, L., Colmarer Stadtrechte, 1938, Oberrhein. Stadtrechte 3; Sittler, L.,
Colmar, 1951; Sittler, L., La Décapole alsacienne des origines à la fin du Moyen
Age, 1955; Sittler, L., Colmar, LexMA 3 1986, 46ff; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 126.
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Dieburg (Burg, Herrschaft). In römischer Zeit
lag am Schnittpunkt wichtiger Straßen im
Gersprenztal der Mittelpunkt der civitas Auderiensium. Im Frühmittelalter
gehörte das Gebiet zum Reichsforst Dreieich. Am Ende des 12. Jahrhunderts war
D. in den Händen der Bolanden, 1239 der Münzenberg. Als deren Erben verkauften
die Isenburg und Hohenlohe-Brauneck Burg und Stadt D. an das Erzstift Mainz,
von dem es 1803 an Hessen-Darmstadt kam. Nach D. nannten sich die Groschlag von
D. S. Groschlag von (und zu) Dieburg, Hessen, Ulner von Dieburg.
L.: Wolff 80; Hoch, G., Territorialgeschichte der östlichen Dreieich, Diss.
phil. Marburg 1953; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 140.
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Dortmund (Reichshof, Reichsstadt). Zwischen 881
und 884 wird an einer wichtigen Straßenkreuzung
des Rhein und Weser verbindenden Hellwegs der vielleicht in Anlehnung an einen
karolingischen Königshof und späteren Grafenhof entstandene Ort Throtmanni,
Trutmundi, Trutmania, erwähnt. 990 besaß er Marktrecht. Bereits 1152 war er
vielleicht befestigt (lat. Tremonia). Seit 1226 ist D. als einzige westfälische
Reichsstadt bezeugt. Sie wurde Mitglied der Hanse und unter Überflügelung
Soests Vorort des gemeinen Kaufmanns von Westfalen. Sie erwarb, nachdem die
Familie der Grafen von D. 1316 in männlicher Linie erloschen war, 1343 und 1504
jeweils eine Hälfte der umliegenden Grafschaft mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 77
Quadratkilometern und 80 Dörfern, geriet 1388/1389 aber (nach 1248 wie 1301
erfolgten Verpfändungen an das Erzstift Köln und die Grafen von der Mark) in
Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln und den Grafen von der Mark
(Große Dortmunder Fehde), durch die sie wirtschaftlich erheblich geschwächt
wurde. 1514 bestätigte Kaiser Maximilian I. die Reichsunmittelbarkeit. Von 1523
bis 1570 drang die Reformation ein. 1567 ging Brackel (Brakel) an Kleve-Mark
verloren. 1803 kam das 2,3 Quadratmeilen große zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende D. mit 6.000 Einwohnern an
Nassau bzw. Nassau-Oranien (Nassau-Oranien-Fulda), 1808 zum Großherzogtum Berg
(Sitz des Präfekten des Ruhrdepartements), 1815 zu Preußen (Provinz Westfalen),
das schon lange den Erwerb angestrebt hatte, und damit 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 371; Zeumer 552ff. III a 12; Wallner 704 WestfälRK 38; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Mallinckrodt, A., Versuch über die Verfassung der kayserlichen
und des Heiligen Römischen Reiches freyer Stadt Dortmund, Bd. 1f. 1795;
Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v. Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der
freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Heimatatlas für Dortmund, hg. v.
Frommberger, A., 1961; Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs- und
Hansestadt Dortmund, 7. A. 1981; Mämpel, A., Bergbau in Dortmund, 1963;
Dortmund. Westfälische Großstadt im Revier. Bilder aus und über Dortmund,
Westfalen und das Ruhrgebiet 1947-67, bearb. v. Bieber, H./Hüser, F., 2. A. 1968;
Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte, hg. v. Luntowski, G./Reimann, N., 1982;
Reimann, N., In burgo Tremonia. Pfalz und Reichsstadt Dortmund in der
Stauferzeit, Bll. f. dt. LG. 120 (1984); Thier, D., Melius Hereditati, 1987;
Zeit-Räume, bearb. v. Schilp, T., 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 158; Stadtführer Dortmund im Mittelalter, hg. v. Schilp, T./Welzel,
B., 2. A. 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012.
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Eschenlohe (Grafen). An einer natürlichen Straßensprerre im Loisachtal entstand im 12. Jahrhundert die Burg E. Nach ihr benannten sich von den Edelfreien von Iffeldorf ausgehende Grafen, die im Oberinntal und in Südtirol begütert waren. 1294 kamen die Güter durch Verkauf an das Hochstift Freising, E. selbst wenig später in das Hochstift Augsburg. Kaiser Ludwig der Bayer erwarb E. und gab es 1332 an das Kloster Ettal. Bei dessen Säkularisierung fiel es an Bayern. S. a. Hörtenberg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Görlitz (Herzogtum). An der Kreuzung der Straßen von Stettin nach Frankfurt an der Oder bzw.
Prag und von Leipzig nach Breslau wird 1071 die wendische villa G. an der Neiße
anlässlich der Vergabung seitens des Königs an den Bischof von Meißen erstmals
erwähnt. 1126 erscheint eine Burg, 1210/1220 die Stadt G., die 1259 an
Brandenburg (Askanier) kam, 1268 Sitz eines eigenen Landes wurde und innerhalb
der Oberlausitz 1303 Magdeburger Recht bestätigt erhielt. Von 1319 bis 1329
gehörte G. zum Herzogtum Jauer, danach zu Böhmen. Von 1377 bis 1396 war G.
Residenz des eigenen Herzogtums G. des dritten Sohnes Kaiser Karls IV.
1635/1648 fiel G. an Sachsen, 1815 an Preußen, 1945 in die sowjetische
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische
Republik, 1990 in der Bundesrepublik Deutschland an Sachsen.
L.: Wolff 470; Jecht, R., Geschichte der Stadt Görlitz, 1922ff.; Lemper, E.,
Görlitz, 1959, 4. A. 1980; Heyde, W./Piltz, G., Görlitz, 2. A. 1972; Blaschke,
K., Görlitz, LexMA 4 1989, 1560f.; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1998;
Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000;
Görlitz – Ansichten eines Denkmals, 2000.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Herford (Frauenstift, reichsunmittelbares Stift,
Residenz). An der Kreuzung wichtiger Straßen und
Furten über Aa und Bowerre (Werre) wurde um 800 (823?, Weihe 832) von dem
Adligen Walger auf dem Boden des Hofes ”Oldenhervorde” (838 Herivurth, 972
curtis imperatoria Herivurde) als ältester Frauenkonvent in Sachsen das
Damenstift H. gegründet. Kaiser Ludwig der Fromme gab ihm ein Drittel der für
Corvey vorgesehenen Güter und machte das Stift zur Reichsabtei. Von 919 bis 924
zerstört wurde es ab 927 wieder aufgebaut. 1147 wurde es mit 39 Oberhöfen und
etwa 800 zinspflichtigen Unterhöfen reichsunmittelbar. Vögte waren ursprünglich
vermutlich die Billunger, dann der Welfenherzog Heinrich der Löwe und wohl als
Untervögte Heinrichs des Löwen und seit 1180 des Erzstifts Köln die Grafen von
Schwalenberg, denen vielleicht schon vor 1261 die Grafen von Sternberg und 1382
die Grafen von Jülich-Berg folgten. Bereits im Spätmittelalter verzichteten die
Äbtissinnen auf wichtige Rechte in der Stadt und die Ausbildung eines
geschlossenenen Herrschaftsgebiets. Um 1533 wurde das Stift evangelisch. Im 17.
und 18. Jahrhundert waren die Rechte der Äbtissin nicht flächendeckend, sondern
mit Ausnahme der Stiftsfreiheit über die übrige (spätestens seit 1651) brandenburgische
Stadt Herford verteilt. 1802 wurde das dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis angehörige Stift von Preußen aufgehoben und am 25. 2. 1803 der seit
1614 zu Preußen gehörenden Grafschaft Ravensberg einverleibt. 1810 wurde es
nach Umwandlung in ein Kollegiatstift für Männer (1804) endgültig aufgelöst.
1946 kam H. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 336; Zeumer 553 II a 37, 13; Wallner 705 WestfälRK 57; Pape, R., Über
die Anfänge Herfords, Diss. phil. Kiel 1955; Cohausz, A., Ein Jahrtausend geistliches
Damenstift Herford, Herforder Jahrbuch 1 (1960); 100 Jahre Landkreis Herford,
1966; Herforder Geschichtsquellen, Bd. 1 1968; Pape, R., Sancta Herfordia.
Geschichte Herfords von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1979; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 173; Pape, R., Waltger und die Gründung Herfords, 1988; Herford zur
Kaiserzeit, bearb. v. Pape, R., 1989; 1200 Jahre Herford, hg. v.
Helmert-Corvey, T., 1989; Fahlbusch, F., Herford, LexMA 4 1989, 2152f.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
714, 2, 1,266; Schröder-Stapper, A., Fürstäbtissinnen, 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[,
Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung
entstanden. Im 9. Jahrhundert kam der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen
Vögte wirkten die Grafen des schon in fränkischer Zeit J. umgebenden
Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert erscheinen Grafen mit dem Leitnamen
Gerhard, die sich bald nach J. benannten (1081 comes de Julicho). Sie erwarben
am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat (1177) die Waldgrafschaft am Nordrand
der Eifel und die Grafschaft Nörvenich. Sie starben 1207 aus und wurden über
die Schwester des letzten Grafen von den in der Nordeifel begüterten Herren von
Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen
die Belehnung mit der Vogtei über Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und
die linksrheinischen Güter Essens. Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant
besiegten sie 1288 bei Worringen den Erzbischof von Köln und brachen die
Vorherrschaft des Erzstifts Köln am Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der
Grafschaft Kessel (Kassel) mit Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und
Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt Münstereifel von einer Nebenlinie zurück.
1336 wurden die Grafen von J., die 1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch
Berg, das bis 1423 einer Jülicher Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die
Vogtei über Aachen gewannen, zu Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze
Zeit wurde auch Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge
Monschau (1435), Euskirchen und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen,
Wassenberg und Löwenburg. Residenz wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim
Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm die zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch
Heirat in Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern erworben werden, ging
aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im jülich-klevischen
Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J.
(mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu
dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war
in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung
Bayerns durch Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801
vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die
Niederlande vorgesehen. 1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.; Landtagsakten
von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.; Redlich, O.
R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters, Bd. 1f.
1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a., Bd. 1f.
1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18. Jahrhundert,
Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein,
Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert, F., Kreis und
Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter den Ottonen und
Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.; Walz, J., Stände und
frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16. und 17. Jahrhundert,
1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3.
A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v. Mainz, A. (o. J.); Kraus,
T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G., Studien zur Jülicher
Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990, 803ff.; Repertorium
der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 115; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134,
814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 407, 2, 286.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der
Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und
Leipzig-Magdeburg wurde kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von
Graf (Markgraf) Dietrich von Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet
auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große slawische Wallanlage befunden
hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei
L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte
Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie der
Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die Mark
L. (ein nicht zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu
Sangerhausen, Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem
Weisen als eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte
(nördlich der Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier verkauft,
von denen sie 1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an
Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte
von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause
Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie
Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte
es zur preußischen Provinz Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Limburg an der Lahn (Herrschaft). An der
Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und
Koblenz-Wetzlar sowie dem Übergang über die Lahn befand sich wohl schon in
merowingischer Zeit eine Siedlung. 910 wird L. anlässlich der Errichtung des
Kollegiatstiftes Sankt Georg durch die Grafen des seit 821 genannten
Niederlahngaus aus dem Geschlecht der Konradiner erstmals erwähnt. Das Stift
erhielt reiche Schenkungen der sächsischen und salischen Könige und wurde aus
der Grafschaft eximiert. Stiftsvögte waren nach dem Erlöschen der Konradiner
die Pfalzgrafen bei Rhein und seit etwa 1180 die Grafen von Leiningen. Um 1220
übernahmen die Herren von Isenburg als Erben der Grafen von Leiningen die
Vogtei und die Herrschaft L. (Burg und Stadt zu je einem Drittel vom Reich, vom
Erzstift Mainz und von den Landgrafen von Hessen zu Lehen). Seit 1232 nannten
sie sich Isenburg-Limburg. Zwischen 1322 und 1332 erlangte das Erzstift Trier
die Lehnshoheit über die Vogtei und kaufte 1344 die Hälfte der Herrschaft L.
Nach 1420 errang es die Landesherrschaft. 1624 erwarb es von Hessen die zweite
Hälfte. 1802/1803 fiel L. bei der Säkularisierung des Erzstifts Trier an Nassau
(Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg), wobei 1821 für die Katholiken des
Herzogtums das Bistum L. errichtet wurde, und mit Nassau 1866 an Preußen. Am
19. 9. 1945 kam es zu Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946 in Land Hessen
umbenannte. S. Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg, 1883ff.; Höhler, J.,
Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935; Laut, R., Territorialgeschichte
der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der
mittelalterlichen Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen
Landeskunde 37 (1966); Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K.,
Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss.
jur. Gießen 1988; Struck, W., Zur Verfassung der Stadt Limburg an der Lahn im
Mittelalter, Nassauische Annalen 99 (1988); Schwind, F., Limburg a. d. Lahn,
LexMA 5 1991, 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 347;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 104.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lingen (Grafschaft). Vor 1150 erbauten die
Grafen von Tecklenburg in L. am Übergang wichtiger Straßen
über die Ems eine Burg. Die sich im Anschluss hieran entwickelnde Siedlung
wurde zum Vorort der Grafschaft Tecklenburg. 1493/1496 entstand durch Teilung
dieser Grafschaft die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeteilte
Niedergrafschaft L. (Stadt L., die Ämter Lengerich, Freren, Thuine [Thüne] und
Schapen), die von 1509 bis 1541 mit der Obergrafschaft L. (Ibbenbüren,
Brochterbeck, Mettingen, Recke) verbunden war. Sie wurde nach dem
Schmalkaldischen Krieg (1547) von Karl V. eingezogen und 1555 Philipp von
Spanien überlassen. 1597 besetzte sie Moritz von Nassau-Oranien. Von 1605 bis
1632 kam sie wieder an Spanien, 1632 erneut an Nassau-Oranien. 1697 wurde in
der Stadt L. ein bis 1819 bestehendes Gymnasium academicum (Universität)
eingerichtet. 1702 gelangte die Grafschaft im Erbstreit nach dem Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) von Nassau-Oranien an
Preußen und wurde verwaltungsmäßig mit Tecklenburg verbunden. Seit 1705
beantragte Preußen die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. Von
1808 bis 1810 gehörte L. zum Großherzogtum Berg und von 1811 bis 1813 zu
Frankreich. 1815 trat Preußen die Niedergrafschaft als Landverbindung zu
Ostfriesland an Hannover ab, behielt aber die Obergrafschaft. 1866 fiel mit
Hannover auch die Niedergrafschaft wieder an Preußen. Am 1. 11. 1946 kam L. zum
Land Niedersachsen.
L.: Wolff 353f.; Wallner 703 WestfälRK 16;Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) C2; III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Goldschmidt,
B., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1850; Lingen. Die 600jährige Stadt an der
Ems, 1928; Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen im 16. und 17.
Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht, 1940; Tenfelde, W.,
Bibliographie über Lingen, 1948; Der Landkreis Lingen (Regierungsbezirk
Osnabrück), bearb. v. Pohlendt, H. u. a., 1954; Topographische Karte der
Grafschaft Lingen, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F.,
Emsland, 1977.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lüneburg (Stadt mit einer Rechtsstellung, die
einer freien Reichsstadt ähnelt, bischöfliche Residenz, weltliche Residenz) s.
Lüneburg (Fürstentum)
L.: Reinecke, W. u. a., Die Straßennamen
Lüneburgs, 5. A. 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe
(Brücke um 1260 nachweisbar) wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?,
oder zu as. magath und as. burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer
Zerstörung am Beginn des 10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der
Gemahlin Ottos des Großen erscheint, um 936 durch König Otto den Großen
erneuert (937 Königshof, 942 Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein
Domstift umgewandelte Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968
gründete er das ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert
von Weißenburg) als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu
dem die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen
(bis etwa 1000), Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der
Einrichtung des Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die
Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten beseitigt. Unter erzbischöflicher
Herrschaft blühte der Ort als wichtiger Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte
das Erzstift die Grafschaft Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192)
wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der Pfalzgrafen von
Sommerschenburg (1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs besonderes Recht
aufgezeichnet, das später auf zahlreiche Ostsiedlungen übertragen wurde, für
die M. meist auch die Funktion als Oberhof übernahm. Schon im 12. Jahrhundert
begann eine gewisse Lösung der Stadt vom Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294
faktischer Erwerb des Schultheißenamtes, jedoch 1331 Huldigungspflicht), die
aber nie zur Reichsstandschaft des um 1400 etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes
führte. Die Einführung der Reformation (1524) vertiefte den Gegensatz zwischen
Stadt und Erzbischof, der seine Residenz 1503 nach Halle (bis 1714) verlegt
hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte die Stadt bei der Eroberung durch Tilly fast
vollständig. Im schon 1545 beginnenden Kampf um das Erzstift, dessen Herrschaft
die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow (zwischen Elbe und Havel bis zum
Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von Halle umfasste, wurde 1635 die
Überlassung Magdeburgs an Prinz August von Sachsen erreicht, dann aber 1648 der
Übergang Magdeburgs an Brandenburg/Preußen bestimmt, das sich nach dem Tod des
letzten Administrators 1680 gegen Sachsen (Kursachsen) durchsetzte, das als
Abfindung die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg erhielt, das letztere
aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In Brandenburg war das Erzstift Herzogtum
und zählte zum niedersächsischen Reichskreis. 1807 kam M. mit (1773) 5400
Quadratkilometern (91 Quadratmeilen) und 29 Städten zum Königreich Westphalen
und wurde Sitz des Elbdepartements. 1814 fiel es an Preußen zurück. 1815 wurde
M. Hauptstadt der Provinz Sachsen Preußens und Sitz des Regierungspräsidenten
des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M., das 1945 stark zerstört
und im April 1945 von amerikanischen Truppen eingenommen wurde, zur
sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der Bezirke der Deutschen
Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt aufging. Das
Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg
– Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova
metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479,
1, 2, 355. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mainz (freie Stadt des Reiches). Von 1244/1331
bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehend Unabhängigkeit vom Erzbischof
als Stadtherrn. S. Mainz (Erzstift).
L.: Wolff 79; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a., 1998; Bausteine zur Mainzer
Stadtgeschichte, hg. v. Matheus, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 382; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen
und Örtlichkeiten, 2008; Mainz im Mittelalter, hg. v. Dreyer, M. u. a., 2009.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Memmingen (Reichsstadt). Das (erstmals 1099 bzw.)
1128 genannte M. (Mammingin) wurde von Herzog Welf VI. von Bayern an der
Kreuzung der Straßen von Salzburg in die Schweiz
und von Ulm zu dem Fernpass nahe einer römischen Siedlung (Viaca, Cassiliacum?)
gegründet (oder ausgebaut). Vermutlich vor 1180 wurde es Stadt. 1191 kam es an
die Staufer. Vor 1286 wurde es Reichsstadt (1268?) und erhielt 1286 das
Stadtrecht Überlingens, 1296 Ulms. In den seit 1398 zunächst vom städtischen,
aus der Teilung des Kreuzherrenklosters 1365 hervorgegangenen Unterhospital
erworbenen Gütern erlangte M. bis 1749 (Beilegung des Streites mit der
Reichslandvogtei Oberschwaben) die Landesherrschaft. Seit 1522 wendete es sich
der Reformation zu. Es zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam es
mit seinen 12 Dörfern, 2 Quadratmeilen Gebiet und 12000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 14; Wallner 688 SchwäbRK 57; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 219ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Braun,
W., Amtlicher Führer durch Memmingen und Umgebung, 2. A. 1949; Breuer, T.,
Stadt und Landkreis Memmingen, 1959; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Schwaben 4; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer
politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte
Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Kießling, R., Die Stadt und
ihr Land, 1989; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., Bd. 1
1992; Kießling, R., Memmingen, LexMA 6 1992, 509; Friess, P., Die Außenpolitik,
1993; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., 1997.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Metz (freie Reichsstadt). In keltischer Zeit
war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an der wichtigen
Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier,
Straßburg und Mainz das Kastell Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im
ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet.
Zeitweise war der Ort Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen
Reichsteils. 843 kam M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum
zugehörig war, zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten
12. Jahrhundert (1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe,
die ihren Sitz nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt
auf. Sie schuf sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert
mit mehr als 130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und verteidigte es
gegen alle Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die
protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen
Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und
Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt.
1648 wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des Bezirks
Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis 1918 zum
Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et
XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Münster (Hochstift, Residenz). Am Schnittpunkt
zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete
König Karl der Große an der Stelle einer germanischen Siedlung des 3.
Jahrhunderts und einer sächsischen Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine
Befestigung, die der Friese Liudger unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz
seiner bischöflichen Friesenmission machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name
Mimigernaford (819) wich später dem 1068 bezeugten Namen Monastere (lat.
monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum Köln angehörige Bistum umfasste das
Gebiet zwischen dem Oberlauf der Issel, Lippe und Ems sowie fünf/sieben
friesische Gaue, die 1659 an Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo,
Winterswijk [Winterswyk]) verloren gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das
allerdings 864 von M. gelöst wurde. Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von
der Goherrschaft in einigen Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der
Grafschaft Cappenberg, der Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170),
Emsland (Grafschaft im Emsgau), der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und
Aschendorf (1252), von Horstmar (1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400),
Ahaus (1406) und Ottenstein (1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst
(1482-1547) und Wildeshausen (1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von
der Mark aus ihrer Stellung nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert.
1173 wurde die Stiftsvogtei der Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König
Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen
Gestalt war das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift
(1559) in das Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten
Beckum, Ahlen, Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt
Warendorf], Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit
den Städten Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten
Horstmar, Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst,
Holthausen], Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten
Bocholt und Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale
Landbrücke bei Lingen verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch
geistlich dem Bistum M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta,
Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum in
Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der
münsterschen Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein
demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein
weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der
Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim,
Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum Luthertum bzw. Calvinismus über.
1773 wurde in der Stadt M. eine Universität gegründet. 1802/1803 wurde das
Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter
Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne,
Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und
Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und
Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und
Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
(Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei
Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des
Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem
und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807
wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am
10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an
Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und
Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die
Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte
des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische
Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik
des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des
Bistums Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia
sacra, Bd. 1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.;
Börsting, H., Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur mittelalterlichen
Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten des Johannes
Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf, G., Land und
Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verfassung des
Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961; Weiers, H., Studien
zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984; Germania Sacra N. F.,
Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das Bistum Münster; Bockhorst,
W., Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400, 1985; Kirchhoff, K.,
Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster, 1988; Geschichte der
Stadt Münster im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H., 1989; Fahlbusch,
F./Hergemöller, U., Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte der Stadt Münster,
hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999ff.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
574, 1, 2, 398; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen
Neuzeit, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438;
Balzer, E., Adel - Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums
Münster im 11. Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der Stadt
Münster und des Kreises Warendorf, 2011.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nordhausen (Reichsstadt). Bei einer um 910 an
wichtigen Straßenkreuzungen errichteten Burg
erscheint 927 erstmals der Ort N. als Gut König Heinrichs I., der dieses 929
seiner Frau Mathilde als Wittum gab. 961 gründete sie in N. ein
Kanonissenstift, dem der Ort gehörte. 972 gab König Otto II. N. als Mitgift
seiner Gemahlin Theophanu. 1220 löste Kaiser Friedrich II. N. aus der
Abhängigkeit des in ein Domstift umgewandelten Stiftes. 1277 wurde der
Reichsvogt vertrieben und die Reichsburg zerstört. König Rudolf von Habsburg
stärkte gleichwohl 1290 die Stellung der Bürger. Von 1312 bis 1594 waren die
Grafen von Hohnstein, danach das Haus Wettin, seit 1697 Brandenburg Reichsvogt.
1524 wurde die Reformation eingeführt. Von 1703 bis 1714 besetzte Brandenburg
N. 1716 gewann die zum niedersächsischen Reichskreis zählende Stadt das Amt des
Reichsvogtes und Reichsschultheißen gegen 50000 Taler für sich. 1802 kam N. an
Preußen, wurde von 1807 bis 1813 dem Harzdepartement des Königreichs Westphalen
eingefügt und 1815 der Provinz Sachsen Preußens eingegliedert. Am 1. 7. 1944
wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam N. 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und fiel damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Thüringen
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 11; Wallner 707 NiedersächsRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3; Silberlath, H.,
Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen, 1927; Das tausendjährige
Nordhausen, hg. v. Magistrat, Bd. 1f. 1927; Döring, O., Nordhausen, 1929;
Heineck, H., Chronik der Stadt Nordhausen, 1930; Nordhausener Urkundenbuch,
bearb. v. Lücke, G./Meissner, G., Bd. 1f. 1936ff.; Silberborth, H., Preußen und
Hannover im Kampf um die freie Reichsstadt Nordhausen, 1936; Blaschke, K.,
Nordhausen, LexMA 6 1993, 1236. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau],
Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148
belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von
Straßburg zur Donau und von Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser
Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und
an den Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und
Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König
Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es
die Reformation, 1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung
kam es zum schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des
Reichsguts in der Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen
Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen
gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert.
Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771
fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3
Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg.
v. Eisele, K. u. a., 2004.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Partenkirchen-Mittenwald (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Partenkirchen am Fuß des Wettersteingebirges geht auf die römische Straßenstation Parthanum zurück. 1294 kam es von den
Grafen von Eschenlohe an das Hochstift Freising. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte es mit Mittenwald als Reichsgrafschaft mit der Grafschaft Werdenfels
zum bayerischen Reichskreis und fiel 1802/1803 an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 7. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Plauen (Herrschaft). An dem Übergang alter Straßen über die Weiße Elster entstand neben einer
slawischen Siedlung Plawe (Ort der Überschwemmung) gegen 1220 die Stadt P.
sowie eine 1222/1224 bezeugte Burg der Grafen von Everstein. Nach P. nannte
sich dann bald eine Linie der Herren bzw. Vögte von Weida (Reuß), die sich 1306
in die Linien P. und Plauen-Greiz teilte. 1466 fielen Stadt und Herrschaft P.
an das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen, Herzöge von Sachsen-Wittenberg).
1572 erlosch die Linie der Vögte von P. Über Sachsen kam P. 1945 an die
sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 380; (Zeumer 552ff. II b 60, 22;) Bachmann, W., Das alte Plauen,
1954; Plauen. Ein kleines Stadtbuch, 1963.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden Westteil
[Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres Westpreußen]), für
das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter führte er die
Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien und Samland
seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594)
1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich
von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes Land der
Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am
18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von Brandenburg
(1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit Zustimmung des
Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte, in Königsberg
zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen
durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des Kurfürsten von
Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden sollten. Mit der
auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen Königswürde ging zugleich
der Name des Herzogtums P. auf den brandenburg-preußischen Gesamtstaat über,
von dem das Land P. nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit
dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische Hugenotten
brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das
Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das
Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft
Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei
über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes
pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen
Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern
(Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern
bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig
eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-,
-kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit,
Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und Pflichtentreue zu den obersten Geboten
des preußischen Beamtentums erhob. Mit der relativ größten und absolut besten
Armee Europas und in krassem Gegensatz zu seinen eigenen
politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich der Große, der
sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 unter
Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich gehörende Schlesien
ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744/1745, 1756/1763)
größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1694 erbweise
Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der Große bei der Teilung Polens
Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des
jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine
Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786
195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für
diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die
schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage
aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der
Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791
erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach)
und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es
dem durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und
Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen
[Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift
Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen,
Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen,
Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr
als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung
Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der
Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im
Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des
Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets.
In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch
wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg
aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt
(Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin
1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage
Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo
(1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815
trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a.
Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein,
Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf
278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims - unter
Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach und
Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit
Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen
zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von
Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850
Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig
auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen
ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums),
nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst
und eine Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan
verfassungsmäßig beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung
verantwortlicher Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich
mit dem Landtag hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom
König ernannten Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des
Abgeordnetenhauses nach dem Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden
Bevölkerungsgruppen bevorzugte, gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck
zum Ministerpräsidenten berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung
des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der
Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur
Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P.
führte. Die militärische Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung
zur Folge. P. annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel
und Frankfurt und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren
östlichen und seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den
übrigen norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem
Sieg über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18.
1. 1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P.
übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische
Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
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Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
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(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar
liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird
die vielleicht aus einem alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof
des 8. Jahrhunderts entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren
Vögte seit dem 11. Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um
die Mitte des 12. Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem
nordwestlich gelegenen Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14.
Jahrhundert Reichsstadt (1299 Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des
Königshofs, 1359 Erwerb des Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des
Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519 bis 1802/1803 war R., das im 15.
und 16. Jahrhundert ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem
aus den Gütern der 1594 ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter
Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13.
Jahrhundert überlieferte kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten der Stadt das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen,
Dunningen, Böhringen, Göllsdorf, Villingendorf und Talhausen, die Burg
Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern und Seedorf), das Pürschvogteiamt
(Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und Winzeln, Bösingen, Stetten,
Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und Bettlinsbad), das
Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen und Weilersbach),
das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar unter dem
Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an
Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil,
1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der
Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte
11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil
1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963;
Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae
Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f.
1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7
1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Saarbrücken (Grafschaft). Die im ersten
nachchristlichen Jahrhundert an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen an einem Saarübergang beginnenden
Siedlungsspuren (vicus Saravus) endeten im 5. Jahrhundert. 999 wurde die Burg
S. anlässlich der Übertragung durch Kaiser Otto III. an das Hochstift Metz
erstmals erwähnt. Sie war seit dem 12. Jahrhundert Sitz der mit ihr durch die
Bischöfe von Metz belehnten, 1080 anlässlich des Empfanges des Königshofs
Wadgassen erstmals genannten Grafen (Graf Sigibert im Saargau). Sie nannten
sich, nachdem 1120 die Güter im Elsass von den Gütern an Saar und Rhein
getrennt worden waren, seit 1123 nach S. Sie waren mit den Staufern
verschwägert, hatten zeitweise die Vogtei über das Hochstift Worms inne und
waren vor allem zu beiden Seiten der Saar sowie im Elsass begütert. 1180/1190
wurden die Güter an Saar und Rhein auf die Linien S. und Zweibrücken verteilt.
Von der Linie S. spaltete sich 1214 Leiningen ab, von Zweibrücken (1385/1394 an
die Pfalzgrafen) 1297 die Linie Bitsch (1570 an Lothringen). Die dadurch auf
Güter um S. beschränkten Grafen von S. starben 1274 aus und wurden infolge
Verheiratung Mathildes von S. mit Simon von Commercy von den Grafen von
Saarbrücken-Commercy beerbt. Bei deren Aussterben fiel die Grafschaft in
weiblicher Erbfolge 1381 an die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von
Nassau, welche die Güter an Saar und Blies mit den nassauischen Gütern an Lahn
und Main verband. 1442 wurde in eine linksrheinische Linie (Nassau-Saarbrücken)
und eine rechtsrheinische Linie (Neue Linie Nassau-Weilburg) geteilt. 1527
erbte Nassau-Saarbrücken die Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Lahr von
den Grafen von Moers-Saarwerden. 1574 zog Lothringen die Grafschaft Saarwerden
als wegen Einführung der Reformation (1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein. Ebenso
gingen die Lehen des Hochstifts Metz verloren. Von 1574 an war die seit 1442
abgeteilte Grafschaft wieder mit Nassau-Weilburg vereinigt. Danach kam sie an
die Linie Ottweiler (Nassau-Ottweiler). 1629 wurde erneut geteilt. Nach
vorübergehender Besetzung von 1681 bis 1697 und Grenzbereinigungen von 1766 kam
S. 1793/1801 an Frankreich, 1815/1816 zu Preußen (Rheinprovinz), 1919 und
1945/1946 zum Saargebiet sowie 1957 zum Saarland. S. Nassau-Saarbrücken.
L.: Wolff 265; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Ruppersberg, A.,
Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Werke, H., Die Machtstellung des Saarbrücker Hauses am Mittel- und Oberrhein im
12. Jahrhundert, Saarbrücker Hefte 5 (1957); Festschrift zur 650jährigen
Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann, hg. v. Herrmann,
H./Klein, H., 1971; Geschichtliche Landeskunde des Saarlands, Bd. 2 1977;
Thomes, P., Kommunale Wirtschaft, 1995; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7
1995, 1210; Burg, P., Saarbrücken 1789-1860, 1999; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 535.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sternberg (Land). Nach 1250 erbaute das Erzstift
Magdeburg am Schnittpunkt alter Straßen im Land
Lebus die 1300 erstmals erwähnte Burg S. Das umliegende Gebiet kam 1287
pfandweise an Brandenburg und von dort um 1450 bis 1724 an die Winning. Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte das 42 Quadratmeilen umfassende Land S., das die
unmittelbaren Städte Drossen und Reppen, die Ämter Frauendorf, Bischofsee und
Neuendorf, das Johanniterritterordensherrenmeistertum Sonnenburg, die
Kommenturei Lagow und die Lehnstädte S. und Königswalde umfasste, über die
Markgrafen von Brandenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Brandenburg
kam S. 1945 (Verwaltung) bzw. als Folge der deutschen Einheit 1990
(vollständig) an Polen. S. Polen.
L.: Wolff 390f.; Wallner 708 ObersächsRK 1; Freier, W., Das Land Sternberg,
1892. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Toul (Reichsstadt). An der Kreuzung wichtiger
Straßen entstand Tullum Leucorum, der Hauptort
der keltischen Leuker. 879/925 kam T. mit Lothringen zum ostfränkischen Reich.
Im 13. Jahrhundert erkämpfte sich die Stadt T. die Reichsfreiheit (1367
Privileg Kaiser Karls IV.) gegenüber dem bischöflichen Stadtherrn. 1552
besetzte Frankreich die Stadt als Reichsvikar. 1648 kam sie endgültig an
Frankreich.
L.: Wolff 308f.; Daulnoy, N., Histoire de la ville et cité de Toul, Bd. 1 Toul
1881; Büttner, H., Toul im Vogesenraum während des Früh- und Hochmittelalters,
(in) Schicksalswege am Oberrhein, hg. v. Wentzke, P., 1952; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, comitatus Tullensis,
pagus Tullensis, zum Ortsnamen Toul;) Bönnen, G., Die Bischofsstadt Toul und
ihr Umland, 1995; Bönnen, G., Toul, LexMA 8 1996, 904ff.; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 615.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer
an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf und
wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n. Chr. wurde sie durch die Franken
zerstört, wurde aber danach vor allem von Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000
Einwohnern größten römischen Stadt nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der
Praefectura Galliarum) und in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines
Bistums (314 Bischof Agricius). 475 wurde sie von den Franken erobert, die den
römischen Palast zur Pfalz umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars,
870/879 zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im
Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum
Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über
die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung.
973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof
Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197
verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei.
Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten
aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine
Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem
mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und
Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid,
1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473
gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in T. 1669 wurde
ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen
die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen
Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an
das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln
unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über
Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12. Jahrhundert,
1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623-1635, 1969;
Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der Kurfürsten von Trier,
(in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der Trierer Raum in der
voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für
Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R.,
Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das
Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983;
Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert,
1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg.
v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und
Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters
von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift
Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1
1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am
Ende des alten Reichs, 2008; Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier,
hg. v. Anton, H., 2015ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Trier (freie Reichsstadt). 16-13 v. Chr. oder
kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer
ohne vorangehende Siedlung der Treverer an der mittleren Mosel die Stadt
Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000?
Einwohner, Stadtmauer) und wurde Hauptort der Provinz Belgica sowie in der
zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie von
den Franken zerstört, vor allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000
Einwohnern wieder zur größten römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475
wurde sie von den Franken erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der
Bauten fortbenutzt. 902 erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die
882/892 von Normannen verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV.
der Stadt Freiheiten, die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen.
Im 15. Jahrhundert gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so
weit zu lockern, dass sie als freie Reichsstadt angesehen werden konnte. Um
1580 wurde ihr allerdings die Reichsunmittelbarkeit abgesprochen und sie zur
kurfürstlichen Landstadt erklärt. Von 1794 bis 1814 war T. unter der Herrschaft
Frankreichs, 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848),
24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien,
bearb. v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte,
Bd. 1 Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte
der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die
Trierer Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier
im Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu
Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308
Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für Vermessungswesen, Landesverein
Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum, Trier, hg. v. Bracht, W., 1972;
Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters, 1984; Anton, H., Trier im frühen
Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg. v. Düwell, K., 1988; Aufklärung
und Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jahrhundert, hg. v. Franz,
G., 1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H., u.
a., 1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996, 991ff.; Brommer, P., Die Ämter
Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 619; Clemens,
G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Morscheiser-Niebergall, J., Die
Anfänge Triers, 2009.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wernigerode (Grafschaft). 1121 verlegten die aus dem
Süden stammenden Grafen von Haimar (Haymar) bei Hildesheim, die neben
Grafschaftsrechten auch die Verwaltung des Reichsforstes am Nordostharz
innehatten, ihren Sitz auf die 1213 erstmals genannte, einer bedeutsamen Straßenkreuzung benachbarte Burg W. am nördlichen
Harz. Sie erlangten die Vogtei über die Klöster Drübeck und Ilsenburg und 1343
von den Grafen von Regenstein die Grafschaftsrechte um W. 1268 trugen sie W.
den Markgrafen von Brandenburg zu Lehen auf, 1381 dem Erzstift Magdeburg. 1429
ging die Grafschaft nach dem Aussterben des Geschlechts an die Grafen von
Stolberg über. 1449 kam die Lehnsherrschaft von Magdeburg wieder an
Brandenburg. Seit 1645 nannte sich eine der Linien der früh der Reformation
angeschlossenen Grafen von Stolberg Stolberg-Wernigerode. Nach 1680 kamen die
landesherrlichen Rechte mehr und mehr an Brandenburg/Preußen. 1714 wurden die
zum obersächsischen Reichskreis zählenden Grafen durch Übergang der Militär-
und Steuerhoheit zugunsten Preußens mediatisiert, behielten aber zunächst noch
einige Hoheitsrechte. 1807 kam die Grafschaft an das Königreich Westphalen,
1814/1822 wieder an Preußen. Bis 1876/1869/1931 behielten die 1890 in den
Fürstenstand erhobenen Grafen, deren Grafschaft 1876 Preußen gänzlich
inkorporiert wurde, standesherrliche Vorrechte. W. fiel über die Provinz
Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche
Demokratische Republik. S. a. Stolberg-Wernigerode.
L.: Wolff 415ff.; Wallner 710 ObersächsRK 17 c; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Drees, H., Geschichte der
Grafschaft Wernigerode, 1916; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Wernigerode, 1929; Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Blaschke, K.,
Wernigerode, LexMA 9 1998, 11.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Winterthur (Reichsstadt). An einer wichtigen Straßenverbindung zum Bodensee lag der gallorömische
Ort Vitudurum, der 294 ein Kastell erhielt. 1180 gewannen die Grafen von Kiburg
(Kyburg) die Kirche in W. 1264 gewährte als Erbe Graf Rudolf von Habsburg das
Stadtrecht. Von 1415/1417 bis 1442 war W. Reichsstadt. 1467 gelangte W. (mit
vielleicht 400 Haushalten) als Pfand an die Stadt Zürich.
L.: Wolff 519; Ganz, W., Winterthur, 1960; Gamper, G./Gamper, R., Winterthur,
LexMA 9 1998, 241; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 682.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wolbeck (Burg). An dem 1185 erstmals erwähnten
Ort W. (Walbeke, Waldbach) legte der Bischof von Münster vor der Mitte des 13.
Jahrhunderts an wichtigen Straßen eine Burg
(castrum 1242) an, der eine Stadt folgte. Seit 1275 wurde W. ein bevorzugter
Aufenthaltsort der Bischöfe. Das zugehörige, von der Lippe bei Dolberg bis
Hembergen nördlich Grevens reichende Amt bildete zusammen mit dem Amt Rheine
1803 das Fürstentum Rheina-Wolbeck des Herzogs Wilhelm Joseph von
Looz-Corswarem. 1806 kam es zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an
Preußen (Provinz Westfalen) und W. damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Rheina-Wolbeck.
L.: Wolff 312; Casser, P., Aus Wolbecks Vergangenheit, 1926; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 686.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land, Landesteil).
1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf dem Rotenberg
zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr
nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad von Kärnten
abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus de
Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten,
zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht
nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze
mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten.
Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach
dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich
(Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz
Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen,
Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das
Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319],
Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg,
Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier
und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339
Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft
Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381
von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu.
Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen
sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die
Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte
Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und
Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart,
Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll
zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei
zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim,
Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft
Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft
Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem
Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein,
die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen),
Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt
Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg,
die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt
Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach
gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die
Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft
Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit
der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt
Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen,
Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg),
Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang,
Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen,
Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg,
Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn,
Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen,
Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und
Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg
(Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar)
und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit
bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I.
begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit
Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte).
1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte
Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der
Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von
Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für
die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des
Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der
unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W.
1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die
Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte
der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens
von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen Reichskreis
zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel seines Gebiets
und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und geriet danach in
einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie und die Nebenlinien
Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und Württemberg-Weiltingen (bis 1705)
geteilt. 1649 spaltete sich Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental
ab. Im 18. Jahrhundert gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733
übernahm die 1674 entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge
der ausgestorbenen Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim
und Sterneck, sowie die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so
dass das Land nunmehr 9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste.
Wegen Untereisesheim war der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des
Ritterkreises Schwaben, wegen weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald
des Ritterkreises Franken. 1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung
für den Verlust linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard,
Gebiete im Elsass [Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7
Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des
Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die
Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und
Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen)
sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn,
Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem
Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern).
Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in
Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und
das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das
Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster
in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und
Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die
Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster
Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf,
das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das
Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg,
Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw.
Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg),
Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die
Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen
und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das
Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in
Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in Mergentheim und
Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch
Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in Heilbronn und das Franziskanerkloster
Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in Langenargen und Neckarsulm und das
Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich 1830 die
Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an
Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805), die
österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das Deutschmeistergebiet
von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass das Land nach
verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten
die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder
Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden
(amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12.
1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus
Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines
Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai,
H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg,
oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986;
Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis
zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische
Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und
Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995;
Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg,
LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte
von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der
württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001;
Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225,
909 (Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates
Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
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Wurzen (Land). An dem Übergang zweier Straßen von Magdeburg und Halle nach Böhmen und Polen
über die Mulde wird 961 eine civitas Vurcine erstmals erwähnt. Seit 1017
gehörte der östlich von Leipzig gelegene Ort zum Einflussbereich der Bischöfe
von Meißen, die ihn zunehmend ausbauten. 1114 wurde auf der Burg ein Dom
geweiht und ein Kollegiatstift eingerichtet. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts waren die Bischöfe Stadtherren in W. In Auseinandersetzung mit den
Markgrafen von Meißen gewann das Hochstift 1252/1284 das Land W., das sich
westlich der Mulde in Merseburger Diözesangebiet hineinerstreckte (56 Dörfer
mit 275 Quadratkilometern). Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts verstärkten die
Markgrafen von Meißen bzw. Kurfürsten von Sachsen ihren vorher auf Münzrecht
und Militärhoheit beschränkten Einfluss. 1581 übernahmen sie durch Vertrag die
Verwaltung, für die sie bis 1818 eine eigene weltliche Regierung des Stiftsamts
W. im obersächsischen Reichskreis einsetzten. 1818 kam das Land W. mit dem
Hochstift Meißen endgültig an Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
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