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Bentinck (Ritter, Freiherren, Grafen, Fürsten).
Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts (1304) ist das reich begüterte geldrische
Rittergeschlecht von B. bezeugt. 1550 wurde es in den Freiherrenstand erhoben
und im 17. Jahrhundert von Wilhelm von Oranien mit dem Grafentitel
ausgezeichnet. Auf der Grundlage der Herrschaften Varel und Kniphausen, die
Wilhelm von B. aus der 1733 erfolgten Ehe mit Sophie von Aldenburg erlangt
hatte, entstand die reichsständische Dynastie B. 1808 wurde die Herrschaft von
Oldenburg mediatisiert und von 1810 bis 1813 mit Oldenburg Frankreich
eingegliedert. 1815 wurde die Selbständigkeit für Kniphausen mit 2800
Einwohnern wiederhergestellt. 1825 erhielt das Haus B. vertraglich unter Oberhoheit Oldenburgs die Hoheit über Kniphausen, 1830
auch über Varel. Nach dem Tode des letzten Reichsgrafen (1835) erwuchs ein
langwieriger Erbfolgestreit, an dessen Ende 1854 das Großherzogtum Oldenburg
Kniphausen und Varel für nahezu zwei Millionen Taler von den nichtehelichen
Söhnen und den englischen Vettern des Erblassers übernahm.
L.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 766ff.; Schatzmann, P.,
The Bentincks. The History of an European Familiy, 1976; Koolman, A., Die
Bentincks, 2003.
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Burkheim (Herrschaft). B. am Westrand des
Kaiserstuhls wird 762 erstmals genannt. Im 10. Jahrhundert kam es aus
gräflicher Hand durch Kaiser Otto I. an das Kloster Einsiedeln. Vögte des
Klosters waren die Herren von Üsenberg. Neben ihnen erscheinen die Markgrafen
von Hachberg (Baden-Hachberg), die B. 1330 an Habsburg verkauften. Unter Oberhoheit Österreichs hatte es innerhalb des
Breisgaus später der Freiherr Mayer von Fahnenberg inne. 1806 kam es an Baden
und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41.
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Crossen, Krossen (Herrschaft, Land, Residenz der
Herzöge von Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung des Bober in die Oder wird
1005 erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150 kam es von Polen an das
Herzogtum Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter die Oberhoheit Böhmens und damit zum Heiligen römischen
Reich. Am Ende des nach dem Tode Herzog Heinrichs XI. von Glogau († 1476), der
mit Barbara von Brandenburg verheiratet gewesen war, ausbrechenden Glogauer
Erbstreits gelangte 1482 das Herzogtum C. mit Bobersberg, Züllichau und
Sommerfeld an Brandenburg und wurde damit von Schlesien gelöst. 1535 wurde es
mit einem Gebiet von 30 Quadratmeilen (Stadt und Amt C., Städte Sommerfeld und
Rothenburg, Stadt und Amt Züllichau) der Neumark Johanns von Küstrin
eingegliedert. 1537 verzichteten die Herzöge von Münsterberg auf ihre Ansprüche
als Erben von Glogau. C. wurde Lehen Brandenburgs von Böhmen. Die Markgrafen
nannten sich seitdem Herzöge von Schlesien zu Crossen. 1742 endete die
Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S. Brandenburg, Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt
und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des ehemaligen
Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v., Chronik der
Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums Crossen
durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die Ewigkeit.
Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
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Dauphiné (Fürstentum). Die zum Königreich Burgund
gehörige Grafschaft Vienne zwischen Alpen und Rhone wurde seit Burgunds
Angliederung an das Reich im Jahre 1032 als Reichslehen angesehen. Der
angelsächsisch geprägte Leitname des Grafengeschlechts Dolphinus ergab die
französische Bezeichnung D. für die Grafschaft, die von 1029 bis 1349 als
eigenständiges Fürstentum bestand. 1349 übergab der letzte Graf Humbert II. (†
1355) die Grafschaft an Frankreich. Damit verlor das Reich das Gebiet, obgleich
es zunächst weiter eine formelle Oberhoheit
beanspruchte.
L.: Fournier, P., Le royaume d'Arles et de Vienne, 1891; Grieser, R., Das
Arelat in der europäischen Politik, 1925; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 100; Giordanengo, G., Dauphiné, LexMA Bd. 3 1984,
586f.; Lemonde, A., Le temps des libertés en Dauphiné, 2002.
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Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden,
Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar,
aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von
Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach
eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des Johanniterordens unterstellten
deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen sein soll, wurde am 5. 3. 1199
(1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie des Johanniterordens zu einem
geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit Sitz in Montfort bei Akkon
umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen (Burzenland) gegen die heidnischen
Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von Kaiser Friedrich II. Ellingen an der
schwäbischen Rezat, das später Sitz der Ballei Franken wurde (1796 an Preußen,
1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von Masowien mit dem
Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer Landes bzw.), Kulmerlands gegen die
heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab Kaiser Friedrich II.
dem Hochmeister des Ordens für dieses Ordensland reichsfürstliche Rechte und
begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen
geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen.
1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde
das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien,
Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen Litauen erreicht.
Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens (1309), Kurlands,
Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der Pfandnahme der
Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem Fall Akkons
1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und 1457
nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung.
Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen
Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf
deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten
geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte gelang, wobei
organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister einerseits und die
einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits die (wieder in
Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden. Nach der
vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen
feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der
Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit
Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die
Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über
12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an
der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen,
Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt.
1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen
protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und
Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des
Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte
Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad)
Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde
(insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das
Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien
Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000 Einwohnern
[u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem fränkischen
Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein eigenes
Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem
kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen
Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra.
Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald
immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen
Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in
Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und
überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in
Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau
gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als
österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der
Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in
Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In
Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als
Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages
zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich
das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der
Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche
Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000
Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte
Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen
Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in
seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die
Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der
Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965;
Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck
1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf
v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die
geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des
Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935,
3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A.
1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur Geschichte
des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der deutsche
Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss. phil.
Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957, 2. A:
2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht
Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der
Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der
Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur
Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des
Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien.
Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978;
Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen
Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden,
1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983;
Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im
15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem
Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des
Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines
spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U.,
Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein
Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte
und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner
Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen des
Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989); 800
Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern,
1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des
Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon
zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen
Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region
Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im
Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des
Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004;
Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte
Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
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Frankenstein (Fürstentum, Herrschaft). F. bei Breslau
wurde um 1280 durch Herzog Heinrich IV. von Schlesien an der Straße von Breslau
nach Prag gegründet. Seit etwa 1300 war es Sitz eines Fürstentums, das in der
Mitte des 14. Jahrhunderts unter die Oberhoheit
Böhmens kam. Zeitweise war es mit Münsterberg vereinigt. Die Herrschaft F. war
von 1654 bis 1791 durch kaiserliche Verleihung in der Hand der Familie Auersperg.
1742 fiel F. an Preußen. 1791 wurde die Herrschaft an Preußen verkauft. 1990
kam F. als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 477; Kopitz, A., Geschichte der deutschen Kultur und ihrer
Entwicklung in Frankenstein und im Frankensteiner Lande, 1910.
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Gera (Gau [999,] Herren, Herrschaft). G. in
Thüringen wird 995 erstmals als Bezeichnung eines Gaues (terminus Gera)
genannt, den Kaiser Otto III. 999 dem Stift Quedlinburg gab. Vögte des Klosters
wurden vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts die Herren von Weida. Sie
erhoben die Siedlung G. vor 1237 zur Stadt mit dem Recht Magdeburgs. Seit 1238
benannte sich eine ihrer Linien nach G. Diese dehnte ihr Herrschaftsgebiet durch
Heiraten geschickt aus (Schleiz, Mühltroff, Lobenstein, Saalburg). Infolge des
vogtländischen Kriegs stand die Herrschaft G. seit 1358 unter der Oberhoheit des Hauses Wettin, an welches das Stift
Quedlinburg die Vogtei übertragen und die Herrschaft G. verlehnt hatte. 1425
teilte sich G. in die Linien G., Schleiz und Lobenstein (seit 1371 Lehen
Böhmens), doch wurden die Güter 1497 wieder vereinigt. 1547 fiel infolge
Verzichts Sachsens zugunsten des Kaisers die Oberhoheit
an Böhmen, 1550 bei dem Aussterben der Vögte die Herrschaft G. an die
Burggrafen von Meißen, 1562 an die jüngere Linie des Hauses Reuß, die 1616 noch
Schleiz erhielt und bis 1918 in G. residierte. Seit 1920 gehörte G. zu
Thüringen, seit 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Reuß-Gera.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Urkundenbuch der Vögte von Weida,
Gera und Plauen, bearb. v. Schmidt, B., Bd. 1f. 1885ff.; Kretzschmer, E.,
Geschichte der Stadt Gera und ihrer nächsten Umgebung, Bd. 1 1926; Beiträge zur
Geschichte der Stadt Gera. Festgabe zur 700-Jahrfeier, bearb. v. Auerbach, A.,
1937; Gerisch, P., Gera und Umgebung, 1956; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 122 (Cretzschwitz, Geißen, Groitschen,
Nauendorf, Negis, Röpsen, Roschütz, Söllmnitz); Gera, hg. v. Ebersmann, H.,
1987. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen
Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen).
1640 wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha. Das Gebiet des
Fürstentums umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn,
Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die
obere Herrschaft Kranichfeld und den unter gothaischer Oberhoheit
stehenden Teil der Grafschaft Gleichen (1681-1825 Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918
Sachsen-Coburg-Gotha). Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G.
zu Thüringen und damit von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone
bzw. zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Gotha,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha (Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
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Haag (Herrschaft, Reichsgrafschaft). Die Burg
H. nördlich von Wasserburg am Inn in Oberbayern wird erstmals im 10.
Jahrhundert erwähnt. Sie war Mittelpunkt einer ehemals freien Herrschaft
zwischen Hohenlinden, Inn und der Salzstraße. Diese stand zunächst den Gurre
(Gürre) von H. zu und wurde nach deren Aussterben von Kaiser Friedrich II. 1245
den aus der herzoglich bayerischen Ministerialität stammenden Fraunberg
verliehen (seit 1434 nachweisbar Reichslehen). Sie mussten zwar 1469 die Oberhoheit Bayerns anerkennen, konnten sich später
hiervon aber wieder befreien. 1509 wurden sie zu Grafen erhoben. Der letzte
Graf trat zum Protestantismus über. Nach seinem Tod fiel die Grafschaft 1566 an
Bayern, das sie rekatholisierte. 1567 wurde Bayern vom Reich belehnt und hatte
zeitweise einen eigenen Sitz unter den wetterauischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Über Bayern gehörte H. zum
bayerischen Reichskreis. Im Jahre 1800 umfasste das Gebiet der Grafschaft 8
Quadratmeilen.
L.: Wolff 146; Wallner 712 BayRK 9; Borch, L. Frhr. v., Die Rechtsverhältnisse
der Besitzer der Grafschaft Haag, 1884; Schlereth-Weber, E., Die ehemalige
Grafschaft Haag, Inn-Isengau, 1926; Trautner, A., Tausend Jahre Haager
Geschichte, 1955; Janker, S., Grafschaft Haag, 1993.
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Jugoslawien (Königreich, Volksrepublik). Im 5./6.
oder 7. Jahrhundert wanderten die slawischen Serben auf die Balkanhalbinsel
ein. Sie wurden im 9. Jahrhundert christianisiert, gerieten aber unter den
Einfluss Bulgariens bzw. Ostroms. Um 1180 erkämpften sie ein unabhängiges
Fürstentum. Dieses fiel 1389/1459 an die Türken. 1830 entstand ein im Zuge von
Freiheitsbestrebungen autonomes Erbfürstentum Serbien unter osmanischer Oberhoheit, 1878 ein unabhängiger Staat, der sich 1882
in ein Königreich umwandelte. Diesem schlossen sich 1918 die nordöstlich davon
gelegenen Gebiete des Kaiserreichs Österreich-Ungarn, die auch Italien als
Preis für seinen Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten
begehrte, an. Daraus entstand das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen,
das sich 1929 in Jugoslawien umbenannte. Am 29. 11. 1945 wurde es Republik, am
31. 1. 1946 Föderative Volksrepublik. Am 10. 2. 1947 wurde sein Gebiet um Teile
Italiens in Istrien und Dalmatien vergrößert, 1954/1975 erhielt es die Zone B
um Triest. Zum 26. 6. 1991 lösten sich Kroatien und Slowenien durch Erklärung
vom serbisch beherrschten J., später auch Bosnien-Herzegowina und Mazedonien
(Makedonien), so dass nur noch Serbien und Montenegro in J. verblieben. 1999
wurden die albanischen Bewohner des Amselfelds (Kosovo) von Serben vertrieben,
aber durch Kriegseinsatz des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses
zurückgeführt. Am 4. 2. 2003 wurde die Bundesrepublik J. aufgelöst und der
Staat Serbien-Montenegro begründet, der sich 2006 in Serbien sowie Montenegro
auflöste. 2008 trennte sich auch Kosovo mit westlicher Unterstützung von
Serbien. S. Dalmatien, Friaul, Görz, Gottschee, Herzegowina, Illyrien, Istrien,
Kärnten, Krain, Küstenland, Österreich, Steiermark, Triest.
L.: Als Mitteleuropa zerbrach. Zu den Folgen des Umbruchs in Österreich und
Jugoslawien nach dem Ersten Weltkrieg, hg. v. Karner, S./Schöpfer, G., 1990;
Suppan, A., Zwischen Adria und Karawanken, 1998; Dérens, J./Samary, C.,
Jugoslawien von A bis Z, 2001; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20.
Jahrhundert, 2010.
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Livland (Land). Das Gebiet zwischen Rigaischem
Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von ostseefinnischen,
sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten aufgesogenen Liven
bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden und
vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des Deutschen Ordens und die
Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten seitdem unter dem Namen L.
einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund (Livländische Konföderation).
1526 wurde im Zuge der Reformation und des dadurch ausgelösten Ringens Polens,
Schwedens und Russlands um L. der livländische Ordensmeister nach der
Umwandlung des preußischen Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum zum
Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der
Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet
südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit
Polens und schied damit aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus.
Das Gebiet südlich der Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter
den Schutz Schwedens. Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die
nördlichsten Teile die Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.)
einbürgerte, verengte sich der Name L. auf den mittleren (überdünischen) Teil
des ursprünglichen Gebiets. 1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen
mit Estland) an Russland. 1795 fielen bei der Teilung Polens auch das Herzogtum
Kurland und Semgallen an Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen Lettland und
Estland geteilt, die 1940 in die Sowjetunion eingegliedert wurden. Damit trat
die Zweiteilung Estland und Lettland an die Stelle der 1561 entstandenen
Dreiteilung Estland, Livland und Kurland. Mit dem Zerfall der Sowjetunion
entstanden Estland und Lettland (sowie Litauen) (unter Anerkennung vom 21. 8.
1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B.,
Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in
Livland, 2011.
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Lützelstein (Grafschaft). Die um 1200 errichtete
Burg L. nördlich von Zabern und südöstlich von Saarwerden gehörte zunächst Graf
Hugo, dem Sohn Hugos von Blieskastel und Kunigundes von Kiburg bzw. Kyburg,
musste aber 1223 dem Hochstift Straßburg zu Lehen aufgetragen werden. 1447/1452
wurde die 1403 bereits zu einem Viertel pfälzisch gewordene Grafschaft von den
Pfalzgrafen eingezogen. In der Pfalz kam die 1560 reformiert gewordene
Grafschaft 1553 an Pfalz-Zweibrücken, 1566 an Pfalz-Veldenz
(Pfalz-Veldenz-Lützelstein), später an Pfalz-Birkenfeld. 1680 wurde sie als
Lehen Straßburgs von Frankreich annektiert, blieb aber bis 1790 unter der Oberhoheit Frankreichs Gut Pfalz-Birkenfelds. 1801 kam
sie an Frankreich (frz. La Petite-Pierre).
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Gümbel, T.,
Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter
Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet
es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569
der Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines
Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König
Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines
Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien
erneut an das Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024
zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu
Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es mit seinen im
Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte
an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten lombardischen
Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 vollkommen
zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser nach der
Niederlage von Legnano die städtische Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein
Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das
Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti
gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich
die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua,
Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei
und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15.
Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil
an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die
Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro.
1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte,
erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin,
Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg
Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es
an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach
dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an
Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger (Spanien)
ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den
Grafschaften Pavia und Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate
an die deutschen Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene
Teile (Novara, Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter
Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik,
1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde
es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches
Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen
Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben.
M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E.,
Geschichte der Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C.,
History of Milano under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the
Visconti, 1924; Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979;
Cazzamini-Mussi, F., Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A.,
Storia di Milano, 1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt,
H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der
lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I terribili Sforza, 1970; Keller,
H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über die Führungsschicht in den
lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter besonderer
Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische
Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C., Storia di
Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979; Blastenbrei, P., Die
Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand, LexMA 6
1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und
kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276),
2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a.,
2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mathildische Güter ([umstrittene] Reichsgüter?). M.
sind die von Markgräfin Mathilde von Tuszien um 1080 (1079?, bestätigt 1102)
Papst Gregor VII. gegebenen und zu Lehen mit dem Recht der freien Verfügung
zurückerhaltenen Güter in Oberitalien (in den Grafschaften Reggio, Modena,
Mantua, Brescia, [mit Cremona], Ferrara [Lehen der Kirche], Parma und Verona
[neben Eigengütern und Reichslehen in Niederlothringen]), die sie hinsichtlich
der Eigengüter 1111/1115 an Kaiser Heinrich V. vererbte, der sie 1116 in Besitz
nahm. Im Streit zwischen Papst und Kaiser blieben die Güter bis zum Ende des
12. Jahrhunderts unter kaiserlicher Verwaltung. Am 12. 7. 1213 erkannte König
Friedrich II. die päpstlichen Ansprüche an, doch kam der Papst gegenüber den
Städten (z.B. Modena, Reggio) und dem Landadel, welche die Güter in ihre
Herrschaften eingliederten, über eine ideelle Oberhoheit
nicht hinaus.
L.: Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuszien nebst
Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Overmann, A., Mathilde von Tuszien,
1895, Neudruck 1965; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in
Reichsitalien, Bd. 1f. 1970f.; Gross, T., Lothar III. und die Mathildischen
Güter, 1990; Hägermann, D., Mathildische Güter, LexMA 6 1992, 394.
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Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der
Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten
Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der Lothare (Lotharingiens) 870 zum
Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044 kam sie vom König an die
Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von Habsburg (1273-1291) war
sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die Herrschaften Granges,
Clerval und Passavant den Grafen von Burgund (Freigrafschaft, Franche-Comté)
lehnrührig waren. Nachdem die Grafen von Württemberg 1324 bereits die
Herrschaften Horburg und Reichenweier gekauft hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon,
Granges, Saulnot (Saulmont), Passavant, etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409
durch Heirat der Erbtochter (Henriette) an sie. Weiter erwarben sie die
Herrschaften Blamont (1506), Clémont, Héricourt, Châtelot (1561) und
Franquemont (1595). In Württemberg wurde M. immer wieder Nebenlinien zugeteilt
(u. a. 1617-1723). 1534 wurde die Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis
1679/1697 und 1793 wurde M., das seit 1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag
hatte, aber keinem Reichskreis angehörte, von Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen musste,
besetzt. 1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
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Ostpreußen (Landschaft, [Teil des] Herzogtum[s],
Gebiet, Provinz). Das Gebiet zwischen Weichsel- und Memelmündung wurde in der
Jungsteinzeit von Jägern und Fischern besiedelt. Im 2. und 3. Jahrhundert n.
Chr. bewohnten es die Goten, später die baltischen Pruzzen, deren im 10.
Jahrhundert erstmals genannter Name (um 965 Brus) auf das Siedlungsgebiet
übertragen wurde. Um 1225 wandte sich der polnische Herzog Konrad I. von
Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen und
übertrug ihm als Lohn das Kulmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II.
gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulm, Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen. Die Niederlage gegen Polen in der Schlacht von Tannenberg (1410)
schwächte den Deutschen Orden, der zwischen 1231 und 1410 93 Städte und etwa
1400 Dörfer gegründet hatte, sehr. 1466 wurde er auf den östlichen Teil
Preußens ohne das Ermland beschränkt. Der verbliebene Ordensstaat war vom
Heiligen Römischen Reich getrennt und musste die Oberhoheit
Polens anerkennen. 1525 wurde der Ordensstaat unter dem Hochmeister Albrecht
von Brandenburg-Ansbach in das erbliche, unter Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum Preußen, in dem 1544 die Universität Königsberg gegründet wurde,
umgewandelt. Dieses wurde 1618 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und
1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit befreit. 1701 wurde es als einziges
voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg zur Keimzelle des
Königreichs Preußen, indem Kurfürst Friedrich sich selbst zum König in Preußen
krönte. Der Name O. für das Herzogtum Preußen setzte sich amtlich erst durch,
als 1772 Westpreußen (Pomerellen bzw. Pommerellen) bei der ersten Teilung
Polens mit dem Königreich Preußen vereinigt wurde. Das Ermland kam zu O.,
Marienwerder zu Westpreußen. Beide Provinzen wurden 1815 getrennt, von 1824
personal und 1829 real bis 1878 zur Provinz Preußen vereinigt und dann wieder getrennt.
1919/1920 kam das Gebiet um Soldau zu Polen, das Memelgebiet an die Alliierten
und 1923 faktisch an Litauen. Danzig wurde Freie Stadt. Das restliche
Westpreußen wurde O. angefügt. 1939 wurde das Memelgebiet von Litauen
zurückerzwungen, wurden Westpreußen und Danzig zurückerobert und damit wurde O.
wieder mit dem Reich verbunden. 1945 wurde der nördliche Teil O. unter die
Verwaltung der Sowjetunion, der westliche Teil unter die Verwaltung Polens
gestellt, die ansässige deutsche Bevölkerung fast vollständig ausgesiedelt.
1990 kam das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an die
Sowjetunion bzw. Polen.
L.: Goldbeck, J., Königreich Preußen, Teil 1 1785, Neudruck 1975ff.; Horn, A.,
Die Verwaltung Ostpreußens seit der Säkularisation (1525-1875), 1890; Heim, M.,
Geschichte der ostpreußischen Landschaft 1788-1888, 1938; Dehio, G./Gall, E.,
Deutschordensland Preußen, 1952; Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus
den Gebieten östlich der Oder-Neiße, hg. v. Schieder, T., Bd. 1f. 1953; Schumacher,
B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Schumacher, B., Wege und
Wirkungen ostpreußischer Geschichte, 4. A. 1959; Dönhoff, M. Gräfin, Namen, die
keiner mehr nennt. Ostpreußen, Menschen und Geschichte, 1962; Henning, F.,
Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Bibliographie der Geschichte von
Ost- und Westpreußen, Bd. 1 2. A. 1962, 2 1964, Ergänzungsbände; Ost- und
Westpreußen. Handbuch der historischen Stätten, hg. v. Weise, E., 1966;
Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.
1968ff.; Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 bis 1945, Reihe A,
Preußen I: Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Gause, F.,
Geschichte des Preußenlandes, 1986; Ambrassat, A., Die Provinz Ostpreußen, 1988;
Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig
1945-1988, Bd. 1f. 1990; Neuschäffer, H., Das Königsberger Gebiet, 1991;
Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und
Westpreußens, hg.v. Opgenoorth, E., Bd. 2, 1 1994; Kibelka, R., Ostpreußens
Schicksalsjahre, 2000; Mast, P., Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Kulturgeschichte Ostpreußens in der frühen Neuzeit, hg. v.
Garber, K. u. a., 2001; Kossert, A., Ostpreußen, 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rappoltstein (Herrschaft), frz. Haut-Ribeaupierre.
Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des Überganges vom Familiengut
der Salier an das Hochstift Basel erstmals erwähnten Burg bei Rappoltsweiler
(frz. Ribeauville) südwestlich von Schlettstadt im Elsass nannten sich seit dem
Anfang des 13. Jahrhunderts Herren von R., die 1022 erstmals erscheinen und um
1156 (1157) ausstarben, aber Namen und Güter in weiblicher Erbfolge an die
Urslingen weitergaben. Außer R. gehörten der Familie die Ende des 13.
Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene Burg und Herrschaft
Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar. 1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig
geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die zwischen Landsässigkeit (1495) und
Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der habsburgischen Landgrafschaft
(Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an Frankreich und gehörte danach einem
deutschen Reichsstand unter Oberhoheit
Frankreichs. Beim Aussterben der jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam
die Herrschaft R., die einen Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um
Rappoltsweiler (Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an
Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern.
1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4;
Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff.
1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig
1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan,
B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre
1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rotenburg (Burg, Herrschaft, Landgrafen). Um 1150
errichteten die Landgrafen von Thüringen und Hessen an der Grenze zum Gebiet
der von ihnen bevogteten Abtei Hersfeld die Burg R. an der Fulda, der um 1200
die Stadt R. folgte. Von 1627 bis 1834 residierten hier die Landgrafen von
Hessen-Rotenburg, deren Güter (Rotenburger Quart) unter der Oberhoheit Hessen-Kassels standen. Der Ort Rotenburg
fiel über Preußen (1866) 1945 an Hessen.
L.: Wolff 254; Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadt Rotenburg, 1948.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen
Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des
Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch
Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton
Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift die Burg einzog. Die
Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam an die Grafen
Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen, ein Viertel
Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein Viertel
Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit des Fürstentums Aschaffenburg und damit
1814 an Bayern. Die übrigen Güter fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der
Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen-Gotha-Altenburg (Herzogtum). 1680 entstand bei der
Teilung Sachsen-Gothas unter anderem S. 1707 fiel Sachsen-Gotha-Eisenberg an.
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte S., das zusammen mit der Reichsgrafschaft
Gleichen ein Gebiet von 28 Quadratmeilen mit 82000 Einwohnern umfasste, zur
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum obersächsischen
Reichskreis. E hatte aus dem Bestand Sachsen-Gothas Stadt Gotha und Amt Gotha,
die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn, Georgenthal, Schwarzwald oder Zella,
Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die obere Herrschaft Kranichfeld und den
unter Sachsen-Gothas Oberhoheit stehenden Teil
der Grafschaft Gleichen, aus dem Bestand Sachsen-Altenburgs die Ämter Altenburg
und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg und Stadtroda sowie das
Amt Kahla. Um 1800 gehörte es den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des
Ritterkreises Franken an. 1806 trat es dem Rheinbund bei, 1815 dem Deutschen
Bund. 1825 starb die Linie aus. Am 12. 11. 1826 fiel Gotha an das neue
Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, Altenburg an das neue Herzogtum
Sachsen-Altenburg unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen. S.
Sachsen-Gotha.
L.: Wolff 395. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649 bis 1699 als Lehen Brandenburgs
innegehabten Herrschaften Lohra und Klettenberg innerhalb der Grafschaft
Hohnstein am Harz nannte sie sich auch Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Mit Teilen
der Reichsgrafschaft Wittgenstein zählte sie zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium und wurde 1801 in den Reichsfürstenstand erhoben. Das
Gebiet des fürstlichen Hauses S. umfasste drei Fünftel der Grafschaft
Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe, vier Viertel Banfe
bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw. Altfelden) und Vogtei
Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit
Triers stehende Herrschaft Vallendar. S. Sayn-Wittgenstein,
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schadeck (Herrschaft). Die Burg S. an der unteren
Lahn wurde 1288 durch Heinrich von Westerburg als Gegenstück zur Burg Runkel
errichtet. 1321 ließ sich das Erzstift Trier sie zu Lehen auftragen und behielt
in der Folge die Oberhoheit. 1467 kam S. an die
Grafen von Leiningen-Westerburg. Daher zählte die zugehörige Herrschaft S. am
Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen von Leiningen (Leiningen-Grünstadt)
zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 282; Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 110.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schaumburg (Grafschaft). Die Burg S. oder
Schauenburg bei Rinteln an der mittleren Weser wurde am Anfang des 12.
Jahrhunderts von einem vielleicht aus dem Magdeburger Raum (Sandersleben)
stammenden Grafengeschlecht erbaut, das um 1030 mit der Grafschaft zwischen
Rinteln und Hameln belehnt war und sich nach der Burg nannte, jedenfalls
bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten im Mindener Raum bzw. an der Mittelweser
verwurzelt erscheint. 1110 (1111) wurden die Grafen von S. nach dem gewaltsamen
Tode des Grafen Gottfried von dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg
mit der Grafschaft Holstein und Stormarn (Nordalbingien) belehnt. Zwischen
1201/1205 und 1224/1247 mussten die Grafen zugunsten Dänemarks auf Holstein
verzichten. 1241/1273 teilte sich das Haus in eine Kieler, vor allem in
Holstein und Stormarn begüterte, 1315 ausgestorbene Linie und eine Itzehoer
Linie. 1295/1297 wurden die Grafschaften S. und Holstein der Itzehoer Linie auf
zwei Linien verteilt, neben denen noch eine 1390 ausgestorbene Linie Plön
bestand. Die holsteinische bzw. Rendsburger Linie (Herzogslinie) vereinigte
nach und nach alle Güter mit Ausnahme der Stammgrafschaft S. und der Herrschaft
Pinneberg und erwarb zeitweise Schleswig tatsächlich, 1375/1386 als Lehen
Dänemarks. Bei ihrem Aussterben 1459 kamen Schleswig und Holstein auf Grund des
Vertrages von Ripen an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen
hatte. Die Schauenburger (Schaumburger) bzw. Holstein-Schauenburger
(Holstein-Schaumburger) Linie (jüngeres Haus S.), welche die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende, sich am Ende des 14.
Jahrhunderts zwischen Steinhuder Meer, Weserbergland, Weser und Deister
erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314 die holsteinische Herrschaft
Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an Lippe verpfändete, im 16. Jahrhundert
endgültig verlorene Grafschaft Sternberg, 1492 durch Heirat bzw. Erbfall die
bis 1635 gewahrte Herrschaft Gemen mit dem Pfand am Vest Recklinghausen (bis
1573) und 1573 durch Erbfall die Herrlichkeit Bergen in Nordholland erworben
hatte (1641 verkauft), starb 1622 in der Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie
Gemen kurz nach der Gründung der Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621
Rinteln, 1810 aufgehoben) und der Verlegung der Residenz nach Bückeburg aus.
Ihre Ansprüche auf die Güter der 1390 ausgestorbenen Linie von Plön bzw. auf
Holstein waren 1459 durch Geldleistungen und den Behalt von Pinneberg
abgefunden worden. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft Holstein
wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den
König von Dänemark verkauft). 1643 kam die Herrschaft Pinneberg an die Landesherren
von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog Friedrich III. von
Holstein-Gottorp (Gottorf). Die Grafschaft S. wurde 1647/1648 aufgeteilt, wobei
Braunschweig-Lüneburg einige Vogteien mit Lauenau und Bokeloh, Hessen-Kassel
als in Personalunion verbundene Grafschaft S. die Ämter S., Rodenberg und das
halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt 8,5 Quadratmeilen Gebiet) sowie das Haus
Lippe-Alverdissen (Lippe) über die Mutter des letzten Grafen von S. die übrigen
Gebiete (Bückeburg, Stadthagen, Hagenburg, Arensburg und das halbe Amt
Sachsenhagen, insgesamt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels erhielt (Schaumburg-Lippe).
Der hessische Anteil mit Rinteln, der seit 1821 als Exklave der Provinz
Niederhessen zugeteilt war, kam 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau, 1932
Provinz Hannover) und 1946 an Niedersachsen. Schaumburg-Lippe bestand bis 1946.
Zum 1. 11. 1946 ging das Gebiet der gesamten alten Grafschaft S., die dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehört hatte, über Preußen in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38
(1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Schmidt, G., Die alte Grafschaft
Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der
„Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F., Geschichte der
Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen, ein Überblick,
1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W., Die Grafschaft
Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966;
Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986; Steinwascher, G.,
Die frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung für den Aufbau der
Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58 (1986); Laur, W., Die
Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg, LexMA 7 1995, 1443;
Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Eick, S.,
Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen
1189 und 1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schaumburg-Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1640/1647
erhielt Graf Philipp von Lippe-Alverdissen (Lippe) über seine Schwester (und
Mutter des letzten, 1640 gestorbenen Grafen von Schaumburg) einen Teil der
Grafschaft Schaumburg (Ämter Bückeburg, Stadthagen, Arensburg, Hagenburg,
Steinhude und Sachsenhagen [teilweise]) und vereinigte sie unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels mit seinen lippischen
Besitzungen Lipperode und Alverdissen zum Fürstentum S., während Pinneberg an
Dänemark, Lauenau und ein Teil von Hameln an Braunschweig-Lüneburg sowie die
Reste der Grafschaft Schaumburg (Schaumburg, Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen
[teilweise]) an Hessen-Kassel kamen. Nach seinem Tode begründeten seine Söhne
die Hauptlinie Lippe-Bückeburg (Bückeburg) mit der Residenz in Bückeburg und
die Nebenlinie Lippe-Alverdissen (Alverdissen). 1748 musste das Amt Blomberg an
Lippe-Detmold abgetreten werden. 1777 ging die Grafschaft S. von der
Bückeburger Hauptlinie an die ohne Landeshoheit abgezweigte Alverdissener
Nebenlinie über. Sie musste das Amt Schieder an Lippe-Detmold abtreten, das
1812 auch Alverdissen kaufte. 1807 trat der regierende Graf dem Rheinbund bei
und nahm den Fürstenrang an. 1815 schloss er sich dem Deutschen Bund an. 1816
gab er eine landständische Verfassung. Durch rechtzeitige Anlehnung an Preußen
rettete das Fürstentum 1866 seinen Fortbestand. 1871 wurde es zweitkleinster
Bundesstaat des Deutschen Reiches. Im lippischen Erbfolgestreit von 1895 bis
1905 vermochte der Fürst seine Ansprüche auf Lippe nicht durchzusetzen. Am 15.
9. 1918 trat er zurück. Am 16. 11. 1918 wurde S. Freistaat und erhielt am 24.
2. 1922 eine neue Verfassung. Der aus wachsenden finanziellen Schwierigkeiten
sinnvolle Anschluss an Preußen scheiterte in Abstimmungen von 1926 und 1930.
Von 1933 bis 1945 unterstand S. (1939 340 Quadratkilometer, 53200 Einwohner)
einem Reichsstatthalter, blieb aber verwaltungsmäßig selbständig. Am 1. 11./23.
11. 1946 kam es zu Niedersachsen. Ein Volksentscheid vom 19. 1. 1975 forderte
ein selbständiges Land S., wirkte sich rechtlich aber nicht aus.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Bauer 1, 665; Schmidt, G.,
Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2.
A. 1964; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Knake, G., Preußen und
Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wiegmann, W., Heimatkunde des Fürstentums
Schaumburg-Lippe, 1990; Meien, J., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit
des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen
Reich kam. Im Jahre 1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum
Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch
Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S.
mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen
Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt,
teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit
Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise
Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere
restliche Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln)
bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig
waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung,
die Schlesien unter die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche
Einwanderer aus Sachsen und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich.
Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die
Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz.
Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und
Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor
und Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel,
Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben
besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich,
nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer
hatte verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die
1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle
niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung
förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich
gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war
(1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und
Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336
Münsterberg [, 1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten
die Könige von Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das
nunmehr nicht mehr über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 -
über Böhmen dem Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei
lehnsrührige schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone
Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf,
1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482
Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde
Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an
Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522
bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei
waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen,
Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen
Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines
1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf
Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von
Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises
Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695
gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König
Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich
geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große
Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die
südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die
Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und
zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von
1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein
durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland
S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die
Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen
preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen
Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der
Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der
reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien
geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien),
vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner
Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener
Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland.
An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß
Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern)
und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden
preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981
Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und
Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere
Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen
Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen
Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen,
Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin
(Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch,
Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless,
Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau,
Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech, F./Kampfers,
F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum deutschen Reich im
Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen Geschichte, 1927;
Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 He. 1930ff.;
Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932ff.; Holtzmann,
R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen, hg. v. Brackmann, A.,
1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d. hist. Kommission für
Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H., Bd. 1 1938; Bellée,
H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff. 1938; Deutsches
Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das Landkartenwesen von
Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Kaps, J., Die
Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische Bibliographie, Bd.
1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und
Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1 1953;
Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte
Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27;
Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter
polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf
einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971;
Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung,
Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.;
Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden
Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee, Ehrenstein)
weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383
Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben
sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den Grafen
von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten Grafen von Beichlingen
sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von Hohnstein. Seit der Zeit
Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das
Reichserbjägeramt. Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts
mehrfach zu Erbteilungen (1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an
die Markgrafen von Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde [1302] und an S.
[1315], 1276/1349 Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S.
seit 1342/1344 als Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und waren damit von der
Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand ausgeschlossen. Seit dem 15.
Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in die seit 1485 unter der Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um
Sondershausen und die unter Oberhoheit der
Ernestiner stehende, mit Reichsstandschaft begabte Oberherrschaft am Thüringer
Wald. 1564 erlosch Schwarzburg-Schwarzburg und wurde von
Schwarzburg-Blankenburg beerbt. 1571/1584/1599 entstanden nach kurzer
Vereinigung der gesamten Lande unter Graf Günther XL. († 1552) und Einführung
der Reformation (1535/1545) sowie dem Erwerb von Leutenberg (1564) die
Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw. Schwarzburg-Sondershausen, das ein
Drittel der oberen südthüringischen Güter (Arnstadt) und zwei Drittel der
unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und Schwarzburg-Rudolstadt, das
unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster
Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie
Schwarzburg-Frankenhausen). Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie
wurden unter Beseitigung der Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw.
1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat
zugelassen. Beide Fürstentümer traten 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei.
1816/1821 erhielt Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sondershausen
eine Verfassung. Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen
1909 wurde Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in Personalunion
vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach vorhandenen beiden
Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990
aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F.,
Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die
Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u.
Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd.
1 1941; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v.
Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt,
1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stolberg (Grafen, Grafschaft [, Fürsten9). In S.
am Südharz bei Sangerhausen wurde vermutlich im 10./11. Jahrhundert eine Burg
und im 12. Jahrhundert eine Bergbausiedlung begründet. Nach S. benannten sich
seit 1210 (Stalberg) die von den Grafen von Hohnstein oder den Grafen von
Kirchberg abstammenden Grafen von S., die um 1200 erstmals bezeugt sind. Ihre
Güter lagen vornehmlich östlich des Harzes (S., Hayn, 1341 Rossla, Bennungen,
1417 untere Grafschaft Hohnstein, 1413/1417 Kelbra und Heringen gemeinsam mit
Schwarzburg, 1443 Heringen, 1465 Questenberg). 1548 teilte sich das Haus nach
der 1539 eingeführten Reformation in eine rheinische, 1631 erloschene Linie und
eine Harzer Linie. Diese zerfiel 1645 in die sich nach dem von ihnen 1429
erlangten Wernigerode nennende Linie Stolberg-Wernigerode und in die Linie
Stolberg-Stolberg. Von Stolberg-Wernigerode zweigte sich 1677 die 1742 zu
Reichsfürsten erhobene, 1804 erloschene Linie Stolberg-Gedern ab, von
Stolberg-Stolberg 1706 Stolberg-Rossla, das 1893 gefürstet wurde. Das Gebiet
der etwa 5,5 Quadratmeilen großen Grafschaft S. teilten sich im 18. Jahrhundert
die Linien Stolberg-Stolberg (Stadt und Amt S., Amt Hayn) und Stolberg-Rossla
(Ämter Rossla, Questenberg, Ebersburg, Bärenrode [Berenrode] und Wolfsberg). Die
Grafen von S. (Stolberg-Stolberg) waren im Wetterauer Reichsgrafenkollegium und
im obersächsischen Reichskreis. 1738 mussten sie eine Oberhoheit
und Lehnshoheit Sachsens anerkennen. Nach § 17 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten sie für die
Grafschaft Rochefort und ihre Ansprüche auf Königstein eine Rente von 30000
Gulden. 1803 wurden die Grafen von S. mediatisiert. Ihre Güter kamen an Sachsen
(Kursachsen), 1807 an das Königreich Westphalen, (Stolberg-Stolberg) 1815 zu
Preußen (Provinz Sachsen) und 1945 (sowie erneut 1990) zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 416; Wallner 710 ObersächsRK 17 a, b; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Stolberg-Wernigerode,
B. Graf zu, Geschichte des Hauses Stolberg, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1883;
Regesta Stolbergica, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1885; Katalog der fürstlich
Stolberg-Stolbergischen Leichenpredigtsammlungen, hg. v. Wecken, F., Bd. 1ff.
1927ff.; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft Wernigerode, 1929;
Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Zöllner, W., Stolberg, LexMA 8
1996, 190. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das
Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in
Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es
sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen
Böhmens. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt, durch Gegenreformation
später aber wieder beseitigt. 1625/1653 fiel es nach dem Aussterben der
Teschener Piasten als erledigtes Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg
bzw. Österreich. Seit 1742 war es mit einem Flächeninhalt von etwa 26 Quadratmeilen
Teil des bei Österreich verbliebenen Kronlands Schlesien
(Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822 besaß Sachsen auf Grund einer
Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das Gebiet um T. ohne Befragung der
Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und der Tschechoslowakei
aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen,
Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
580. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200
trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König
Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer
Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges
Fürstentum (Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen)
Nebenlinie. Von 1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum
Ratibor, womit der Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in
die Fürstentümer Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln
fiel. 1460 kam T., das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die
Familie Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an
dessen Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und
1526 mit Böhmen unter die Oberhoheit Habsburgs
bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es Herzöge aus dem Haus
Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang der Oppa zur Teilung.
Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen
Teil des Kronlands Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam
1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an
Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Varel (Häuptlinge, Herrschaft). 1124 wird V.
am Jadebusen erstmals erwähnt. Es war Hauptort des friesischen Rüstringer
Landesviertels Bovenjadingen, später selbständiger Häuptlingssitz. 1386
unterwarf sich V. den Grafen von Oldenburg. Bis 1465 konnte es eine gewisse
Selbständigkeit wahren. Von 1577 bis 1647 kam es an die Linie Delmenhorst. 1651
ließ Graf Anton Günther von Oldenburg seinen unehelichen Sohn Anton zum
Freiherren von Aldenburg und edlen Herren von V. erheben. 1663 wurde die edle
Herrschaft V. mit Kniphausen zu einem Fideikommiss vereinigt. 1667 wurde Anton
von Aldenburg Statthalter Dänemarks in Oldenburg und Delmenhorst, weswegen
Dänemark nach seinem Tode von 1680 bis 1693 V. beschlagnahmte. 1693 wurde V.,
das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, der Landeshoheit
Oldenburgs unterstellt. 1733 kam V. über die Erbtochter der Grafen von
Aldenburg an die Reichsgrafen von Bentinck, 1815 wieder unter die Oberhoheit von Oldenburg und damit 1946 zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 342; Wallner 702 WestfälRK 9; Jürgens, A., Wirtschafts- und
Verwaltungsgeschichte der Stadt Varel, 1908; Henk, P., Allgemeine und
gemeindepolitische Geschichte der Stadt Varel, 1920; Janssen, W., Burg und
Schloss Varel, 1989.
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Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem Einbruch
der Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer Zeit als
Venetia et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen am
Nordende der Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden Inseln,
die der Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach der Beseitigung des Exarchats
von Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort trotz Fortbestandes der
byzantinischen Oberhoheit unter einem dux
(Dogen). Bald wurde er zum Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem
fränkischen Reich. Unter Kaiser Otto dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt. Otto III. verlieh
dem Dogen Peter Orseolo II. den Titel dux Venetiae et Dalmatiae bzw. dux
Veneticorum et Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
begründete V., das eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes Ufer) abgelegt
hatte, den Veroneser Bund gegen den Kaiser von 1164, doch lenkten seine
Auseinandersetzungen mit Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000 Einwohner die
Lagunenorte bewohnt haben. 1339 begann nach dem Erwerb zahlreicher Güter im
Mittelmeer mit dem Gewinn der Mark Treviso die Bildung eines festländischen
Herrschaftsgebiets, das 1404/1405 über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und
später fast bis Mailand, Cividale, Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno,
Friaul). 1435 erklärte sich der Doge Francesco Foscari bereit, die festländischen
Erwerbungen, die altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu nehmen. Seit der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks Verhinderung der
Verlandung 1488 die Umleitung der größten der in die Lagune einmündenden Flüsse
in die Adria beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer (1462 Lesbos, 1470
Euböa, 1503 Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel. Seit 1477
gewann es zwar Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts Trient, erlitt
aber 1509 eine schwere Niederlage gegen Reich, Papst, Spanien und Frankreich
und verlor die neapolitanischen Häfen an Spanien, die Romagna an den Papst und
Riva, Rovereto und Ala an Österreich. 1510 annektierte es die 973 an das
Hochstift Freising gelangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten. 1566 kam
Naxos, 1570 Zypern (Cypern) und 1669 Kreta an die Türken. Seit dem 18.
Jahrhundert wurde V. zunehmend Protektorat Österreichs. 1797 besetzte
Frankreich V. Österreich erhielt das Gebiet östlich der Etsch und Dalmatien,
das übrige Land wurde der Zisalpinischen Republik und 1805 dem Königreich
Italien Frankreichs angegliedert, zu dem 1805 auch noch der östliche Teil und
Dalmatien kamen. 1809 wurden die Departements Passerino (Udine) und Istrien
(Capo d'Istria) mit Frankreichs Illyrischen Provinzen vereinigt. 1815 gelangten
Venedigs Gebiete zusammen mit der Lombardei als Lombardo-Venezianisches
Königreich an Österreich, das sie 1866 an das neue Königreich Italien (1861)
abtreten musste.
L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S.,
Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La
Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das
geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro
internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die
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Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982;
Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik, 1987; Fees, I., Reichtum und
Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Ventura, P., Venedig. Geschichte
einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute von Venedig. Die Geschichte der
Juden in der Löwenrepublik, 1988; Rösch, G., Der venezianische Adel bis zur
Schließung des großen Rats. Zur Genese einer Führungsschicht, 1989;
Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di Venezia, Bd. 1ff. 1992ff.; Ortalli,
G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.; Venetien Istituto regionale per la storia
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Giulia, 1997; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice
Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Fees, I., Eine Stadt lernt
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Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia romanica, 2003; Mathieu, C.,
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Müller, R., Immigrazione e cittadinanza nella Venezia medievale, 2010 (rund
3630 Menschen von 1200 bis 1500); Crowley, R., Venedig erobert die Welt, 2011.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Winden (reichsunmittelbares Kirchspiel,
Ganerbschaft). Das an der unteren Lahn nördlich Nassaus gelegene W. wurde 1250
durch das Prämonstratenserkloster Arnstein von der Gräfin von Sayn erworben. Es
bildete den Mittelpunkt eines kleinen Herrschaftsgebiets (W.,Weinähr) mit
voller Landeshoheit, an dem auch adlige Ganerben beteiligt waren. Der Abt von
Arnstein war ohne Reichsstandschaft oder Kreisstandschaft reichsunmittelbar,
geriet aber 1756 unter die Oberhoheit des
Erzstifts Trier. 1792 gehörte das Kirchspiel W. zu den nicht eingekreisten
Reichsteilen. 1803 wurde das Kloster aufgehoben und Nassau-Weilburg überlassen.
Damit endete die Reichsunmittelbarkeit Windens. Über Nassau kam W. 1866 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 493.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wittgenstein (Grafen, Grafschaft, Fürsten). 1174
erscheint die Burg Widechinstein bei Laasphe an der oberen Lahn. Nach ihr
nannten sich die Grafen von W., denen ab 1258 teilweise, ab 1322 gänzlich auch
Berleburg gehörte. 1234/1238 erwarb das Erzstift Mainz die Hälfte der Güter der
kurz zuvor abgeteilten Linie Battenberg, die es aber 1461/1463 an Hessen
verlor. Die Linie W. unterstellte sich 1295 der Lehnshoheit des Erzbischofs von
Köln. Nach dem Erlöschen der Hauptlinie im Mannesstamm 1357 fiel der größte
Teil der Grafschaft mit der Burg W. an die Grafen von Sponheim, die sich Grafen
von Sayn und seitdem Grafen von Sayn-Wittgenstein (Sayn und W.) nannten. Sie
mussten ihre Güter den Grafen von Nassau-Dillenburg zu Lehen auftragen und
schlossen deshalb 1436 eine Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen,
denen sie 1439 ihre Güter zu Lehen auftrugen. Schon früh wurde die Reformation
eingeführt und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in das reformierte
Bekenntnis überführt. 1603 wurde die zum oberrheinischen Reichskreis und zum
wetterauischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft in das nördliche
Sayn-Wittgenstein-Berleburg (zwei Fünftel der Grafschaft W. mit Berleburg, der
unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft
Neumagen und der Herrschaft Homburg) und das südliche
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (drei Fünftel der Grafschaft W. mit Schloss W.,
Stadt Laasphe, drei Vierteln Banfe, Feudingen, Arfeld und Elsoff sowie der
unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft
Vallendar) geteilt. 1792 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1806
fielen beide Fürstentümer an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 1816 an
Preußen (Provinz Westfalen) und damit ihr Gebiet 1946 überwiegend an
Nordrhein-Westfalen (Neumagen und Vallendar an Rheinland-Pfalz). S.
Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
Sayn-Wittgenstein-Sayn.
L.: Wolff 284; Wallner 697f. OberrheinRK 27, 36; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C2; Wrede, G., Territorialgeschichte der
Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes,
2. A. 1987; Hartnack, W., Das Wittgensteiner Landrecht, 1960; Wittgenstein, hg.
v. Krämer, F., Bd. 1-2, 1965; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 466.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)