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Aalen (Reichsstadt). Östlich eines römischen
Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag, und einer römischen
zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A. am Schnittpunkt alter
Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die Stadt A. planmäßig
gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an die Grafen von
Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an Württemberg
verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst und zur
Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann,
1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet gewann es nicht
(0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen Reichskreis und der
schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die Reformation eingeführt. 1802/1803
fiel es mit etwa 4000 Einwohnern und seinem auf wenige Weiler und Höfe
beschränkten Herrschaftsgebiet an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Über Württemberg gelangte es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der
Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K.,
Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener
Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H.,
Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell
Aalen, 2010.
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Achberg (Herrschaft, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Burg und Herrschaft A. südlich von Wangen werden erstmals 1194
genannt. Sie gelangten von den Herren von A. im 14. Jahrhundert an die
Truchsessen von Waldburg, 1335 an die Herren von Molpertshaus, die A. 1352
Habsburg zu Lehen auftrugen, 1412 an die Herren von Königsegg, 1530 erbweise an
die Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), 1691 als zum Kanton Hegau
des Ritterkreises Schwaben steuernd durch Verkauf von den Herren von
Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein) an den Deutschen Orden (Landkomtur zu Altshausen),
1805/1806 an Bayern, dann durch die Rheinbundakte von 1806 an
Hohenzollern-Sigmaringen und mit diesem 1850 an Preußen. Bis 1854 war A. Sitz
eine Oberamtes. 1947 kam es zu
Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Eisele, F., Die ehemalige Herrschaft und jetzige Exklave
Achberg, 1922.
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Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum,
Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort
um 748 gegründete Benediktinerkloster kam an das Hochstift Würzburg. 1228
gelangte A. von den Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten der Staufer, an
die Grafen von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A. kauften 1331 die
Grafen von Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren
und durch Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien
(1248) reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim,
Creußen [1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem
das Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der
Grafen von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen,
Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den
Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz.
1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit
1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach
dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch auf die
Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis 1486
bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf Friedrich
VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang der
Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die
Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach wieder zu A. 1603
traten beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern zwei märkische
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den beiden Markgrafschaften an, wobei
Markgraf Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth verlegte.
1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden nach dem
Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher Linie
regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener Güter
(Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum Kanton
Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des
Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000
Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen
verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der
Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und
den Reichsstädten Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog.
Durch (den Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter
Frieden) 1807 an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der
Territorialhoheit im südlichen Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J.
Vetter (1681-1745). Der Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb. für fränk.
Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Endres, R.,
Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M.,
Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und Regierungsstruktur
in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die Markgrafen von
Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer Ansbach und Kulmbach
unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985;
Geschichte und ausführliche Beschreibung der markgräflich-brandenburgischen
Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v. Fischer, J., 1986; Schmid, A.,
Fränkisches Adelskloster – staufische Territorialstadt – hohenzollersche
Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59 (1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof
und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach,
Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt
(Wolframs-)Eschenbach, 2009
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Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof
von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des
späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge,
jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete
dort Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander.
982 ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das
Erzstift Mainz über, das dort später ein Oberamt
errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz
der Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den
letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen.
Es umfasste mit rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt
A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und
das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des
Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an
Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 19.
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Aufenau (reichsunmittelbare Herrschaft). In dem zeitweilig an die Herren von Lißberg gekommenen A. bei Gelnhausen konnten die Familie der Forstmeister von Gelnhausen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine kleine, später reichsunmittelbar gebliebene Sonderherrschaft errichten. Sie musste 1781 an das Erzstift Mainz verkauft werden, das sie 1787 mit dem Oberamt Orb vereinigte. S. Hessen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Aufkirchen (Reichsdorf, Reichsstadt). A. an der
Wörnitz südöstlich Dinkelsbühls erscheint 1188 als burgum Ufkirchen. 1251
hatten die Staufer dort ein Pflegamt und eine Zollstelle. Konrad IV.
verpfändete den Zehnten an die Grafen von Oettingen. 1290 wurde der Ort als
Stadt bezeichnet, doch war das Schultheißenamt an die Burggrafen von Nürnberg
und seit 1295 an die Grafen von Oettingen verpfändet. Die 1334/1367 erneuerte
Verpfändung wurde nicht mehr eingelöst. Nach Einführung der Reformation (1558)
wurde A. Sitz eines Oberamtes
Oettingen-Spielberg(s). Mit der Mediatisierung fiel der dörfliche Ort an
Bayern.
L.: Dacheröden 126; Hugo 451; Wolff 177; Festschrift zum Festjahr 800 Jahre
Aufkirchen (1188-1988), 1988. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde
es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim
(Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf,
das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der
Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft.
1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt
B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere
Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und
Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer
mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in
der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts
von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen
Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des
Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen
und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells
am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung
(konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld
(bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile
Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen.
1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde
der Abkömmling Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer
von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das
allmählich zum liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den
Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte
Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten
die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte Nordbaden (wie
Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als Hauptstadt und das
französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als Hauptstadt geteilt,
1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes
Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top. Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte
der Herzöge von Zähringen, 1891; Regesten der Markgrafen von Baden und
Hachberg, bearb. v. Fester, R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf
Bernhard I. und die Anfänge des badischen Territorialstaates, 1896; Krieger,
A., Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L.,
Die Autonomie der standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen
Entwicklung und nach geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E.,
Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische
Geschichte, 1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen
Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden,
1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden
im 19. und 20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die
alemannischen und pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer
politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987;
Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen
Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur
Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum
bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953;
Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K.,
150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für
württembergische Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland
im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder,
G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken
1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum
Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983;
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden,
hg. v. der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983;
Müller, H., Das Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36,
1984; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern,
1987; Wunder, G., Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987);
Schwarzmaier, H., Von der Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit
fürstlicher Territorien und die badischen Teilungen des 15. und 16.
Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens,
1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140
(1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die
Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und Württemberg
1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003;
Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in
der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748;
Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005;
Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die
Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 –
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im
Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen
Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der
Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies
Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein,
Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der
Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485
zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis
1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt
Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die
1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen
vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in
Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es
nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post,
Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im
November 1918 rief der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B.
die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede
Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung
vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen
Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am
1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die
Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die
Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und
wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen
Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone
zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde
von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz
eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine
neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer
Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz,
Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
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Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
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Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v.
Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung
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2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter,
2007; Die Regesten der Herzöge von Bayern (1180-1231), 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Buchau (Reichsstadt), Bad Buchau. Bei dem um
770 gegründeten Damenstift B. entstand im 10. Jahrhundert eine 1014/1022
bezeugte Siedlung. Sie erhielt im 13. Jahrhundert Stadtrecht und erlangte
vermutlich am Ende des 13. Jahrhunderts Unabhängigkeit vom Stift. 1320 wurde sie
unter den Reichsstädten genannt. 1524 erwarb diese kleinste der
oberschwäbischen Reichsstädte das Ammannamt. Die Ausbildung eines eigenen
Herrschaftsgebiets gelang ihr nicht. 1802/1803 kam sie, etwa 0,3 Quadratmeilen
groß, an Thurn und Taxis und wurde mit dem Reichsstift B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg
fiel. 1951/1952 kam B. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 36; Wallner 690 SchwäbRK 93; Schroeder 440ff.;
Schöttle, J., Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A. 1928; Baumann, T., Buchau
am Federsee, 1955; Seufert, C., Repertorium des Stadtarchivs, Bd. 1 1997.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Buchau (Reichsstift, Residenz). Um 770 gründete
eine fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf Warins) auf einer Insel im
Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen Güter.
857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es seiner Tochter Irmengard
übertrug. 902 wurde es durch Adelindis, der Tochter des Grafen des Eritgaus neu
gegründet. Es galt im Spätmittelalter als reichsunmittelbar. Seit 1347 hatte
die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264 hatte B. niemals mehr als 10
Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift umgewandelte Kloster erwarb
durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach 1625 durch Heimfall der
Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines Herrschaftsgebiet, zu dem Dürnau (1387)
und Kappel (1391), Grodt (1427/1645-1788, dann an die Grafen von
Königsegg-Aulendorf), Kanzach (1442), Betzenweiler (1510), Streitberg (1700),
die Herrschaft Oggelsbeuren mit Rupertshofen und Ellighofen (1695), das Amt
Bierstetten (1788), Moosburg (1792) und einige Ämter zu Mengen und Saulgau
gehörten. Nach 1648 wurde es geschwächt. Es hatte Sitz auf dem Reichstag und
dem schwäbischen Kreistag. 1803 fiel es, 2 Quadratmeilen groß, an Thurn und
Taxis und wurde unter seiner Auflösung mit der Reichsstadt B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg
und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes
Riedlingen, 2. A. 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955; Theil, B., Das Damenstift
Buchau am Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll.
f. dt. LG. 125 (1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau,
1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500,
hg. v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Buchhorn (Reichsstadt) (seit 1811
Friedrichshafen). B. am Bodensee wird erstmals 838 erwähnt. Seit 1032/1040
erscheinen als Zweig der sog. Udalrichinger Grafen von B. Nach ihrem Aussterben
1089 fielen ihre Güter an die Welfen, 1189/1191 an die Staufer. Der von diesen
zur Stadt ausgebaute Ort wird 1241 im Reichssteuerverzeichnis genannt und ist
am Ende der staufischen Herrschaft in der Mitte des 13. Jahrhunderts
Reichsstadt (nach 1254, 1275/1299). König Rudolf von Habsburg verpfändete diese
an die Grafen von Werdenberg, doch konnte B. nach 1323 die Reichsfreiheit
wieder erlangen. 1472 erwarb B. vom Hochstift Konstanz die Herrschaft Baumgarten-Eriskirch.
1802/1803 fiel B. mit rund 40 Quadratkilometern und etwa 1800 Einwohnern an
Bayern, 1810 an Württemberg. 1811 entstand aus der Vereinigung von B. und Hofen
das nach König Friedrich von Württemberg benannte Friedrichshafen, das 1951/1952
zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 224; Zeumer 555 III b 34; Wallner 690 SchwäbRK 90; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Schroeder 226ff.; Knapp, E., Die
älteste Buchhorner Urkunde, Württemberg. Vjh. für Landesgesch. 19 (1910),
155ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912, 216ff.; Oberamtsbeschreibung Tettnang, 1915; Hutter, O.,
Buchhorn-Friedrichshafen, 1939; Messerschmid, M., Buchhorn unter bayerischer
Verwaltung, Schr. d. Vereins f. Gesch. des Bodensees und seiner Umgebung 80
(1962), 52ff.; Der Kreis Tettnang und die Stadt Friedrichshafen, hg. v. Theiss,
K./Baumhauer, M., 1969; Schmid, K., Buchhorn, LexMA 2 1983, 836.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dießen (reichsritterschaftlicher Ort). D.
südwestlich von Horb am Neckar erscheint erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts.
Begütert waren dort die Dießer (bis 1520), Hülwer (bis 1528), Ow (bis etwa
1500) und die Neuneck (bis 1499). Von den Neuneck ging D. erbweise an die
Herren von Ehingen, 1556 an die Herren von Wernau und 1696 an die Schenken von
Stauffenberg über. Diese verkauften die reichsritterschaftliche, zum Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft mit Dettingen und
Bittelbronn 1706/1708 an Muri. 1803 kam D. mit der Herrschaft Glatt an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit 1849 an Preußen, 1945 an
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes
Haigerloch, 1928. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dürmentingen (Oberamt,
Herrschaft). D. bei Biberach an der Riss wird 811 erstmals genannt. Um 1300
gelangte es mit dem Bussen an Habsburg und 1387 als Pfand an die Truchsessen
von Waldburg. Im 16. Jahrhundert wurde es im schwäbischen Reichskreis
waldburgischer Verwaltungsmittelpunkt für die Herrschaft Bussen und die untere
Grafschaft Friedberg rechts der Schwarzach. 1786 wurde das Oberamt D. mit der Grafschaft Friedberg-Scheer an die
Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. 1806 wurde es der Landeshoheit
Württembergs unterstellt und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Wallner 688 SchwäbRK 44; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis
Biberach, 1973.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Elchingen (Reichsabtei, Reichsstift). Kurz nach
1100 gründeten Graf Albert von Ravenstein (Graf von Dillingen ?) und seine
Gattin (?) Bertha auf dem Grund der Burg E. bei Neu-Ulm ein
Benediktinerkloster. Nach einem Brand von 1134 wurde es vor 1142 von Berthas
Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf Konrad von Meißen neugegründet. 1225
kam es unter den Schutz des Papstes. Die Vogtei gelangte links der Donau 1396
an die Reichsstadt Ulm, rechts der Donau über die Markgrafen von Burgau an
Habsburg. 1484/1495 wurde E. zum freien Reichsstift erhoben, das dann dem
schwäbischen Reichskreis angehörte. 1802 wurde es säkularisiert, sein
weitgehend geschlossenes Stiftsgebiet (Oberamt
E. und Pflegämter Fahlheim, Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5
Quadratmeilen und 4200 Einwohnern) kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des
größten Teil des Ulmer Gebiets 1810 an Württemberg fiel der von diesem Gebiet
eingeschlossene nördliche Teil von E. ebenfalls an Württemberg und gelangte
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei Elchingen,
1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965; Hemmerle,
J., Die Benediktinerklöster in Bayern, 1970.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche Propstei,
Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. („Elch-wangen“) an der Jagst
wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben von
den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres) gegründet. Seit
817 erschien das 812 erstmals genannte Kloster unter den Reichsabteien. Seine
staufertreuen Äbte waren seit 1215 Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die
Grafen von Oettingen, seit etwa 1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es
in ein exemtes weltliches Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem
Stiftskapitel (12 adlige Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337
bestehenden Ämtern E., Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545
Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche
Herrschaft in Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa 20000
Menschen umfasste. Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern (7
Quadratmeilen) gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein Oberamt des Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die
Ellwanger und Neresheimer Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg.
Vierteljahreshefte; Hutter, O., Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914
(Diss. phil. Tübingen); Häcker, E., Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M.,
Stadt und Stift Ellwangen, 1929; Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Pfeifer, H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der
Fürstpropstei Ellwangen, 1959; Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen
zur 1200-Jahrfeier, hg. v. Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania
Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Seiler, A., Ellwangen. Von der
Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt, 1979; Fahlbusch, F., LexMA 3 1986,
1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die Ritterschaft am Kocher,
1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D., Das geistliche Fürstentum
Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988); Pfeifer, H., Das
Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173;
Das älteste Urbar der Abtei, bearb. v. Häfele, H., 2008.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Falkenstein (Herrschaft, Grafschaft). Die Reichsburg
F. am Donnersberg bei Rockenhausen wurde im frühen 12. Jahrhundert (vor 1157)
erbaut. Vom Reich kam sie an die reichsministerialischen Herren von Bolanden,
unter denen sie Sitz einer 1241 abgespalteten, 1398 zur Grafenwürde gelangten
Seitenlinie wurde, die 1418 ausstarb. Die Grafschaft ging über die Schwestern
des letzten Grafen an die Grafen von Virneburg über. 1456 kaufte sie Wirich von
Daun (Dhaun), Herr von Oberstein. 1458 gab Kaiser Friedrich III. die
Lehnsrechte als heimgefallenes Reichslehen an Lothringen. Von den
Afterlehnsträgern Daun (Dhaun) gelangte sie in verwickelten Erbstreitigkeiten
1594 an den Grafen Löwenhaupt zu Rasberg und von Manderscheid-Kail. 1667 kam
sie an Lothringen und mit der Heirat Franz Stephans von Lothringen 1731 an
Österreich. Zur Grafschaft gehörten Schloss und Stadt Winnweiler, Sitz des Oberamtmanns der Grafschaft, Schlossruine und Flecken
F. und eine Anzahl Dörfer. Franz Stephan führte nach dem Verlust Lothringens im
Reichsfürstenrat die Stimme für Nomeny und F., Kaiser Joseph II. nur für F.
1796 gehörte die Grafschaft Falkenstein(-Daun bzw. –Dhaun) über Österreich zum
oberrheinischen Reichskreis. 1787 hatte F. etwa 8.000 Einwohner, 1801 etwa 2,5
Quadratmeilen mit rund 4.000 Einwohnern. 1816 fiel die Grafschaft zum
überwiegenden Teil an Bayern. 1946 kam F. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 285f.; Wallner 698 OberrheinRK 41; Stetten 38; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein, Mitt. des hist.
Ver. der Pfalz 3 (1872); Reiter, H., Die jüngere Grafschaft Falkenstein
1458-1735, 1969; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gaildorf (Herrschaft). Nach G. am Kocher südlich
von Schwäbisch Hall nannten sich seit 1255 Herren von G., die im Dienst der
Schenken von Limpurg standen. Bei Teilungen in der Familie der Schenken seit
1441 fiel der 1404 zur Stadt erhobene Ort bis 1552 einer Linie zu und wurde
später geteilt. Nach 1690 stand die Herrschaft der Linie Limpurg-Sontheim zu
(Aussterben in männlicher Linie 1713). 1806 fiel G. mit der Herrschaft Limpurg
an Württemberg, wo es bis 1938 Sitz eines Oberamtes
war. 1951/1952 gelangte es damit zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 124; Hölzle, Beiwort 49. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gammertingen (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Nach bronzezeitlichen und merowingerzeitlichen Gräbern erscheint im 13.
Jahrhundert die von den Grafen von Veringen, die das 1101 erstmals erwähnte
Dorf über die Grafen von Achalm, die Grafen von G. (vor 1182), die Grafen von
Ronsberg und die Herren von Neuffen in der Mitte des 13. Jahrhunderts erlangt
hatten, angelegte Stadt G. am linken Lauchertufer bei Sigmaringen. Nach
mehrfachem Herrschaftswechsel kaufte der württembergische Obervogt Dietrich von
Speth die Herrschaft G. mit Hettingen, Hermentingen, Feldhausen, Kettenacker
und Neufra. Sie zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam
sie an Hohenzollern-Sigmaringen, das die Spethschen Güter 1827 durch Kauf erwarb,
1850 an Preußen. Bis 1925 war G. Sitz eines Oberamtes.
1945 gelangte es an Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Wiest, J., Geschichte der Stadt Gammertingen, 1928, Neudruck
1961; Burkarth, H., Die Geschichte der ehemaligen Herrschaft
Gammertingen-Hettingen, 1983.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Giengen (Reichsstadt). Neben einem alemannischen
Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den Hupaldingern eroberte Burg G.
an der Brenz, nach der sich eine Familie von G. benannte. Nach 1147 wurde der
durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer Enkelin Diepolds II. von G., an die
Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer Güter im Brenztal. 1307 zählte G. zu
den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten. 1332 wurde es von Kaiser Ludwig dem
Bayern an die Grafen von Helfenstein verpfändet, kaufte sich 1368 aber frei.
1481 erhielt es von Kaiser Friedrich III. den Blutbann. Der Erwerb eines
eigenen Herrschaftsgebiets gelang nicht. 1556 wurde die Reformation in der zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt. 1802/1803 fiel sie mit
etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen an Württemberg, wo G. bis 1810 Oberamt war und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.;
Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830;
900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Glatt (Herrschaft). 731/736 erscheint G. bei
Sulz am Neckar in einer Urkunde Sankt Gallens. Am Ende des 13. Jahrhunderts
gehörte es mit dem halben Dürrenmettstetten und einem Sechstel Dettingen den
Herren von Neuneck. Nach deren Aussterben (1678) kam es durch Testament an das
Domstift Trier, durch Verkauf an den Freiherren von Landsee und 1706 an das
Stift Muri im Aargau, das Dettingen, Dießen (bei Horb), Dettlingen (Dettensee)
und Neckarhausen anfügte. Nach der Säkularisation fiel die Herrschaft G. an Hohenzollern-Sigmaringen
und bildete bis 1854 ein Oberamt. Über Preußen
und Württemberg-Hohenzollern kam G. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wetzel, J., Das hohenzollerische Schwarzwalddorf Glatt und das
Adelsgeschlecht von Neuneck, Bll. d. württemberg. Schwarzwaldvereins 19 (1911),
Neudruck 1966; Ottmar, J., Geschichte der Burg Neuneck, 1963; Hermann, W., Die
niederadelige Herrschaft Glatt vom Ende des 15. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, Zs. f. hohenzollerische Geschichte 24 (1988). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Haigerloch (Herrschaft). 1095 wird die Burg H. an
der Eyach erstmals erwähnt. Die Grafschaft H. gehörte den um 1162 aussterbenden
Grafen von H., denen die um 1170 von den Grafen von Zollern abgespalteten Grafen
von Hohenberg nachfolgten. 1381 verkauften die Grafen die gesamte Grafschaft
Hohenberg mit H. an Habsburg, das die Herrschaft mehrfach verpfändete. 1488 kam
H. an die Grafen von Zollern, die es 1497 gegen die Herrschaft Rhäzüns in
Graubünden (an Österreich) eintauschten. 1575/1576 wurde H. Sitz einer Linie
der Zollern bzw. Hohenzollern (Hohenzollern-Haigerloch). Nach dem Aussterben
der Linie 1634 fiel die Herrschaft an Hohenzollern-Sigmaringen. 1801 gehörte
die Herrschaft Haigerloch-Wehrstein (Haigerloch-Wöhrstein) mit 3 Quadratmeilen
und 7000 Einwohnern unter den Hohenzollern zum schwäbischen Reichskreis. Mit
Hohenzollern-Sigmaringen kam H. am 7. 2. 1849 an Preußen, 1945 an
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928;
Blessing, E., Stadt und Herrschaft Haigerloch im Mittelalter, 1974; Bumiller,
C., Historiographische Probleme um die Grafen von Haigerloch und Wiesneck, ZGO 146
(1998), 1V 245.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hassloch (Reichsdorf). H. bei Neustadt an der
Weinstraße wird 773 erstmals erwähnt. Wie Böhl und Iggelheim war es Reichsdorf
und bildete mit diesen zusammen die Pflege H. Am 20. 3. 1252 verpfändete König
Wilhelm dem Bischof von Speyer die Dörfer H. und Böhl. Am 22. 1. 1330
verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht neben
fünf Reichsstädten die Dörfer H. und Böhl. 1379 kamen drei Viertel der Pflege
H. als Mannlehen der Pfalz an die Grafen von Leiningen. Nach langjährigen
Streitigkeiten erhielt 1517 in einem Vergleich die Pfalz die Oberherrlichkeit
über die Pflege, gab diese aber an Leiningen zu Lehen. 1815 kam H. zu Bayern,
1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464f., Wolff 465; Wenz, G., Beiträge zur Geschichte der Pflege
Hassloch, 2. A. 1925; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt
Neustadt an der Haardt, 1960.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Heilbronn (Reichsstadt). H. am Neckar erscheint
nach älteren Siedlungsspuren als fränkisches Königsgut, dessen Kirche und Zehnt
dem 742 gegründeten Bistum Würzburg übertragen wurden (822 Heilibrunna). Um die
Mitte des 11. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Calw, die es 1146 an
Hirsau gaben. Später war es zwischen den Herren von Dürn, dem Hochstift
Würzburg und den Staufern umstritten. Spätestens im 13. Jahrhundert kam es an
die Staufer. 1215/1225 wurde es oppidum genannt. Das erste erhaltene Stadtrecht
stammt von 1281. Vielleicht schon seit dem Interregnum (1254-1273), jedenfalls
seit dem 14. Jahrhundert (1322 Blutbann, 1334 Nichtevokationsprivileg, 1360
Erwerb des Schultheißenamtes, 1464 Erwerb der Vogtei) war es Reichsstadt. Zu
ihr gehörten das Reichsdorf Böckingen sowie drei weitere Dörfer. Um 1790 war H.
im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1802 fiel das zum
schwäbischen Reichskreis zählende H. mit Böckingen, Flein, Frankenbach,
Neckargartach und Lautenbacher Hof (Lauterbacher Hof), insgesamt 1 Quadratmeile
bzw. rund 55 Quadratkilometer Gebiet, und rund 9400 Einwohnern an Württemberg,
über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 12; Wallner 689 SchwäbRK 77; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Riedenauer 129; Schroeder 346ff.; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und
ihrer ehemaligen Gebiete, 1828; Knapp, T., Über die vier Dörfer der Reichsstadt
Heilbronn, (in) Erinnerungsschrift des herzogl. Karls-Gymnasiums in Heilbronn,
1894; Beschreibung des Oberamtes Heilbronn, Bd.
1f. 1901ff.; Urkundenbuch der Stadt Heilbronn, Bd. 1ff. 1904ff.; Gauss, W.,
Heilbronn, die Stadt am heiligen Brunnen, 1956; Hempe, L., Die Stadtgemeinde
Heilbronn, 1959; Weingärtner, K., Studien zur Geschichtsschreibung der
Reichsstadt Heilbronn am Neckar, 1962; Hellwig, H., Der Raum um Heilbronn,
1970; Stadt- und Landkreis Heilbronn, 1973; Aus der Heilbronner
Geschichtsschreibung, hg. v. Schrenk, C., 1988; Schuler, P., Heilbronn, LexMA 4
1989, 2013f.; Jäschke, K., Heilbronn, 1991; Schrenk, C., Von Helibrunna nach
Heilbronn, 1998.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Heiligkreuztal, Heiligenkreuztal (freies? Stift). 1227
erwarben mehrere fromme Frauen von Werner von Altheim das Gut Wasserschaff und
errichteten dort unter dem Namen H. 1231/1233 ein Zisterzienserinnenkloster,
das päpstlichen und kaiserlichen Schutz erlangte, aber der Oberaufsicht des
Abtes von Salem unterstand. Es erwarb vor allem von den Justingen und den
Grafen von Grüningen-Landau ein kleines Herrschaftsgebiet von 8 Dörfern. Nach
langem Rechtsstreit konnte 1719 die Vogtei der Grafen von
Hohenzollern-Sigmaringen abgelöst werden. 1750 wurde das Kloster innerhalb
Schwäbisch-Österreichs dem Oberamt Nellenburg
unterstellt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 1,5
Quadratmeilen mit 3200 Einwohnern. Dazu gehörten die Dörfer und Weiler H.,
Andelfingen, Binzwangen, Beuren, Ertingen, Friedingen, Hundersingen und
Waldhausen, die Höfe Landauhof (Landau), Talhof (Thalhof) und Dollhof, mehrere
auswärtige Güter und Gefälle und Weinberge in Markdorf und Hechingen. 1803 fiel
das Stift an Württemberg. Mit diesem kam H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810,
1902; Urkundenbuch des Klosters Heiligkreuztal, 1910ff.; Kögel, M., Rechts- und
Besitzverhältnisse des Klosters Heiligkreuztal, Diss. phil. Tübingen, 1973; Der
Kreis Biberach, 1973; Heiligenkreuztal 1277-1977, 2. A. 1978. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hirschberg (Grafen, Herrschaft, Residenz des
Bischofs von Eichstätt). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts erscheinen Grafen von
H. in Altmühltal, die seit dem 11. Jahrhundert als Grafen von Grögling,
Dollnstein und Ottenburg aufgetreten waren und verwandtschaftliche Beziehungen
mit Sulzbach, Oettingen, Tirol, Württemberg und Wittelsbach aufweisen. Diese
Grafen waren Vögte des Hochstifts Eichstätt. Ihre Güter um H. kamen 1304/1305
testamentarisch an das Hochstift Eichstätt, das Landgericht H. an Bayern. 1806
fiel H. an Bayern.
L.: Wolff 106; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG
GA 34 (1913), 141; Mader, F., Geschichte des Schlosses und Oberamts Hirschberg, 1940; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 273.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum
innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene
Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat
mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft Nürnberg.
Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft
Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische Linie, Friedrich
erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch
bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen
Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb
Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von
Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331 Ansbach.
Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde
Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen,
Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf
dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete
unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen.
1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg
erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht
Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen
Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die
zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf
Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die
schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft
Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch
Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs Lehngrafschaften
Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein. 1576 wurden die
Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen
(Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern
(bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts H.) mit Hechingen und den Klöstern
Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten
(Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern
Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen, zu denen noch die
Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft Wehrstein kamen
(Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde,
1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5
Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der
Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt,
Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien
zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg,
Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger,
A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele,
K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956;
Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs,
1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte,
1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen
der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen
Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth,
1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im
Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und
jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann,
D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996;
Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117;
Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in
Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenzollern-Haigerloch (Grafen). Die Herrschaft Haigerloch
wurde 1488 pfandweise und 1497 tauschweise von der schwäbischen Linie der
Hohenzollern erworben. 1575/1576 wurde Haigerloch der Linie
Hohenzollern-Sigmaringen zugeteilt, von der sie sich verselbständigte. Die
Linie H. wurde 1634 von Hohenzollern-Sigmaringen beerbt.
L.: Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879;
Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler,
F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Iggelheim (Reichsdorf). Am 22. 1. 1379 verpfändete
König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Reichsdorf
I. bei Hassloch, das dieser aus der Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen
gelöst hatte. I. kam seitdem zur sog. Pflege Hassloch, über welche die Pfalz
die Oberherrlichkeit hatte, die sie aber an Leiningen weiterverlieh. Über
Bayern gelangte I. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt
Neustadt an der Haardt, 1960. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Isenburg-Birstein (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
I. sind eine seit 1628 bestehende Linie der Grafen von Isenburg, die 1744 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von
I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, Altenbaumburg (Alte
Baumburg) und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Am
Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter 7 Quadratmeilen mit 22500 Einwohnern (die Gerichte Reichenbach,
Wenings, Wolferborn, Selbold, Langendiebach und das Oberamt
nebst Stadt Offenbach). Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 erhielt der Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf
Geinsheim am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg auf der
rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin von I.,
Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und
anderen Herrschaften auf dem linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806
trat I. dem Rheinbund bei, erlangte die Güter Isenburg-Philippseichs und die
Hälfte der Herrschaft der Grafen von Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die
Hoheit über die gräflich gebliebenen Linien (u. a. Isenburg-Büdingen-Büdingen,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach und Isenburg-Büdingen-Meerholz) und vereinigte
so alle oberisenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa 58000
Einwohnern. 1815 wurde I. mediatisiert. Seine Güter kamen 1816 teils an
Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 9; Wallner 697 OberrheinRK 20; Simon, G.,
Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1965;
Isenburg-Ysenburg 963-1963, hg. v. Isenburg, Fürstin I. v., 1963.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Krautheim (Fürstentum) 1803 erhielt das Haus
Salm-Reifferscheid-Bedburg als Entschädigung für seine linksrheinischen Verluste
an Frankreich das mainzische Oberamt K., das
würzburgische Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als Fürstentum K. 1806
fiel sein Gebiet teils an Baden, teils an Württemberg und kam damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg. S. Krautheim (Herrschaft, Fürstentum).
L.: Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, Diss. phil. Würzburg 1968.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mergentheim (Meistertum des Deutschen Ordens,
Residenz), Bad Mergentheim. Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert entstandene
und vermutlich 720/750 mit einer Kirche ausgestattete M. an der Tauber wird
1058 erstmals als Sitz einer Grafschaft im Taubergau erwähnt. 1219 gaben die
Grafen von Hohenlohe (als Nachfolger der Grafen von Lauda?) M. an den Deutschen
Orden. Von 1525/1526 bis 1809 war M. nach der Zerstörung Hornecks Sitz des
Deutschmeisters, der nach dem Übertritt des Hochmeisters Albrecht von Preußen
zur Reformation auch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm.
Das Meistertum umfasste die Stadt M., die Vogtei Hüttenheim, die Pflegen
Hilsbach, Heuchlingen (Heuchelheim), Kürnbach (Kirnbach), Stupferich und
Weingarten, die Ämter Weinheim, Neckarsulm, Kirchhausen, Stocksberg, die
Kommentureien Horneck am Neckar, Frankfurt, zu Mainz und zu Speyer, die
Kammerkommenturei zu Weißenburg im Elsass und die Herrschaften Freudenthal in
Oberschlesien und Busau (Baussau) in Mähren. 1809 fiel M. an Württemberg und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Beschreibung des Oberamts
Mergentheim, hg. v. d. Statist.-Topograph. Bureau, 1880, Neudruck 1968; Carlé,
W., Bad Mergentheim, 1957; Diehm, F., Geschichte der Stadt Bad Mergentheim,
1963; Hermes, G., Mergentheim und Umgebung, 1967; Horneck, Königsberg und
Mergentheim. Zu Quellen und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13. bis 19.
Jahrhundert, hg. v. Arnold, U., 1980; Sperling, F., Gerichtsorganisation und
Prozesspraxis des Mergentheimer Stadtgerichts, 1981; Ulshöfer, K., Mergentheim,
Stadt in der Geschichte 9 (1982), 26; Fahlbusch, F., Mergentheim, LexMA 6 1992,
537; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 376. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Murrhardt (Kloster). In M. an der Murr bestand in
römischer Zeit ein Limeskastell. In dessen Nähe erwuchs im 7. Jahrhundert eine
fränkische Siedlung, die vor 750 eine Holzkirche erhielt. In dem vermutlich 788
erstmals als Murrahart genannten Ort gründete der einer Hochadelsfamilie
angehörige, wahrscheinlich mit Bischof Megingoz von Würzburg und vielleicht
auch mit Kaiser Ludwig dem Frommen verwandte Waltrich am Anfang des 9.
Jahrhunderts das Benediktinerkloster St. Januarius, dessen Ausstattung auf
Königsgut beruhte (verschollene echte Dotationsurkunde Ludwigs des Frommen von
mutmaßlich 816, gefälschte Gründungsurkunde von angeblich 817). 993 errang das
Hochstift Würzburg die Eigenklosterherrschaft. Die Vogtei über das Kloster
stand als Reichslehen den hessonischen Herren bzw. seit 1180 Grafen von
Wolfsölden und seit 1230 über die Erbtochter den Grafen von Löwenstein zu,
deren Rechte 1277 durch Verkauf an das Hochstift Würzburg, 1281 aus Geldmangel
über König Rudolf von Habsburg an die neuen Grafen von Löwenstein und 1388/1395
an Württemberg kamen. Im späten 15. Jahrhundert wurde M. in Württemberg
landsässig. 1525 gingen die Urkunden durch Plünderung verloren. 1552 wurde die
Reformation durchgeführt. Das Kloster wurde aufgehoben. 1808 gingen Stadt M.
und das Kloster M. im Oberamt Backnang
Württembergs auf. 1951/1952 kam M. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schöpfer, R., Geschichte Murrhardts bis 1900, (in) Backnanger
Heimatbuch 2 (1936); Jäger, G., Murrhardt einst und jetzt, 1955; Störmer, W., Schäftlarn,
Murrhardt und die Waltriche des 8. und 9. Jahrhunderts, (in) Zs. f. bay. LG. 28
(1965); Fritz, G., Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter, 1982; Fritz,
G., Stadt und Kloster Murrhardt im Spätmittelalter und in der Reformationszeit,
1990; Eberl, I., Murrhardt, LexMA 6 1992, 994; Wagner, H., Die Privilegierung
des Klosters Murrhardt durch Ludwig den Frommen, DA 57 (2001), 421.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um 1125
von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten, lehnshoheitlich im
12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals
erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt
Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg
herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von
Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg
wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg
und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen
von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von
Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger
Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems,
Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von
Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs
der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen,
Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische
[jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den
Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt
(walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich
zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die
Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien,
1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis
1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter
von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich
die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf
Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der
Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone
(1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und
Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum
Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es
durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das
Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem
Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am
20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum
Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch
Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der
Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung
für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab.
Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar,
Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König
Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die
ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte,
gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim,
Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg
bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie
Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb
außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt
Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in
Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg.
Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch
Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller
nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651
aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg
mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie,
1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden
die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein
1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen),
das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728
Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg
erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801
verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit
Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie)
teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und
Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und
1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere
Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797
von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine
linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an
Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz
im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg),
aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil
an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen
umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau
um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren,
1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA
6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische
Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk,
G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit
Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare Abtei[,
Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von
Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach
in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat
unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei,
erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit
Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein Herrschaftsgebiet
umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die
Pflegämter Sulmetingen (1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft) und
Ummendorf (1565) sowie Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und
6000 bzw. 11000 Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert.
Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam O. an den
Fürsten Metternich als Fürstentum Winneburg (Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim
ohne Winterrieden an die Grafen von Schaesberg und das Dorf Winterrieden als
Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile
Metternich und Schaesberg an Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825
an Württemberg verkauft und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte
des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Grafen). Die Grafen O. sind eine 1662
begründete Linie der Grafen von Oettingen. 1790 gehörten ihr die Herrschaft
Baldern, Lippach und die Herrschaft Schenkenstein mit Aufhausen bei Bopfingen,
die unter dem Oberamt Baldern zusammengefasst
waren, und das Pflegamt Katzenstein. Nach dem Aussterben der Linie (1798)
fielen ihre Güter an Oettingen-Wallerstein und danach an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Baldern.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Der
Ostalbkreis, 1978. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Otzberg (Oberamt).
O. bei Dieburg ist als Feste 1231 belegt. 1390 wurde es von Fulda an die Pfalz
verkauft. (Um 1550 zählten die Gans von O. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.) S. Gans von O.
L.: Wolff 90(; Stetten 33; Riedenauer 123).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036)
gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur
Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe,
Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die Welfen und
die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert
wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der
Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die
Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren,
Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch
Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604
rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der Reformationszeit die
Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614
gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft
verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende
Universität in P. 1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23
Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke],
Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg [sogenannter vorwaldischer oder
unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft
Warburg, der Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und
Richtereien Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim],
der Vogtei Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam
mit Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die
Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei
Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und
Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807
bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946
kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde
1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und
der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und
seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn,
1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12.
Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.;
Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im
Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd.
(1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v.
Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im
Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von
Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u. a., Das
Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993, 1613;
Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd.
1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a.,
Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als
Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich
von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten
lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm
der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen.
Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg.
Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255
kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an
Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII.
fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit
dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst
und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische
Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im
bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der
älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere
bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln
sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst
Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330
Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels)
erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim,
Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft
Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit
an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet.
Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit
der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410),
der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die
Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu
einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in
die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein
[1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz,
Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von
Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von
Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich
III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den
Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619)
verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern,
wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn
erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die
alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg
(1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg
und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich -
mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten
Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg
nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem
1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg.
Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch
Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung
seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die
P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm
Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München
verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich
abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am
Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage
mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von
Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis
zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000
Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine, 1786ff.;
Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des
königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser, L., Geschichte
der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970; Koch, A. u. a.,
Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle, D., Pfälzische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und Pfalz 1816-1916,
1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930; Pfälzischer
Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C., Kirchengeschichte der
Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der
Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die Geschichte der
lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur
Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen
der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der
rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W.,
Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten
Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F., Beiträge zur
Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W., Pfälzische
Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte,
1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt
Neustadt an der Haardt, 1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten
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heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a.
Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792);
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unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten
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Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und
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K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas,
R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der
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1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der
pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505,
hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg.
v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v.
Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
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2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C.,
Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang
der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz-Lautern (Fürstentum, Herzogtum). 1576 wurde für
den reformierten Pfalzgrafen Johann Casimir aus der in der Pfalz seit 1559
regierenden Linie Pfalz-Simmern aus den Oberämtern Lautern (Kaiserslautern) und
Neustadt und dem Amt Sobernheim ein selbständiges Herzogtum gebildet. Nach
seinem Tode 1592 fiel es an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. Das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Fürstentum umfasste das Oberamt Lautern mit der Stadt Kaiserslautern
(Lautern), die Unterämter Otterberg, Rockenhausen und Wolfstein (Wolffstein)
und die Gerichte Kübelberg, Ramstein, Steinwenden, Weilerbach, Morlautern
(Mohrlautern), Neukirchen (Neukirch), Alsenborn und Waldfischbach.
L.: Wolff 245; Zeumer 553 II b 3; Wallner 695 OberrheinRK 7; Kuhn, M.,
Pfalzgraf Johann Casimir von Pfalz-Lautern 1576-83, 1961.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz-Veldenz (Fürstentum, Pfalzgrafschaft). 1444 fiel
Veldenz bei Bernkastel an Pfalz-Zweibrücken. 1543 übertrug Pfalzgraf Wolfgang
von Pfalz-Zweibrücken seinem bisherigen Vormund das Gebiet um Veldenz als zum
oberrheinischen Reichskreis zählendes Fürstentum P. Zu ihm gehörten die Ämter
Veldenz und Lauterecken, das Kloster Remigiusberg, seit 1559/1566 die
Grafschaft Lützelstein und seit 1559 die halbe Herrschaft Guttenberg. 1694
starb die Linie aus. Das Land wurde von der Pfalz (Kurpfalz) besetzt. Zu einer
Einigung über die Erbschaft zwischen Pfalz (Kurpfalz), Pfalz-Sulzbach und
Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Bischweiler) kam es erst 1733. Die Pfalz (Kurpfalz)
erhielt die Ämter Veldenz und Lauterecken, Pfalz-Sulzbach die Hälfte von
Lützelstein sowie Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Birkenfeld) die andere Hälfte von
Lützelstein und den Anteil an Guttenberg.
L.: Zeumer 553 II b 8; Wallner 697 OberrheinRK 23; Lehmann, J., Vollständige
Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Gümbel, T., Geschichte des
Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, Mitt.
d. hist. Ver. Pfalz 33 (1913); Fabricius, W., Das Oberamt
Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den
Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 865.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das
Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft
Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen aus der
ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel
[Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der
Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz
das Fürstentum Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der
Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz),
Veldenz und Teilen der Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von
Pfalz-Simmern P. mit Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in
Zweibrücken. 1543 wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam
in Zusammenhang mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz)
herrschenden Linie Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich
P. in P., Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft
Sponheim). 1611 wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte
Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern,
Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28 (1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen von
Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36
(1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei,
Residenz). 720/721 wurde das Kloster Sankt Salvator in P. in der Eifel von
Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem späteren Grafen von Laon, gegründet.
Über die Tochter Chariberts, die Mutter Kaiser Karls des Großen war, kam es
bald nach 750 (bzw. vor? 751) an die Karolinger, die ihm zu umfangreichen
Gütern verhalfen (893 rund 1500 Höfe und Wälder zur Mast von mehr als 8000
Schweinen in mehr als 400 Orten zwischen Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog.
Prümer Urbar). Hieraus wuchs allmählich ein reichsunmittelbares
Herrschaftsgebiet der vor allem im 9. Jahrhundert auch geistesgeschichtlich
bedeutsamen Abtei (Prümer Annalen, Regino von P.) im Karosgau bzw. Carosgau und
Ardennegau. Der Abt erhielt Reichsfürstenrang (1299 Reichsstandschaft). 1511
gingen alle Handschriften der Bibliothek verloren. 1576 erlangte der Erzbischof
von Trier, der am Ende des 14. Jahrhunderts bereits die Herrschaften Schönecken
und Schönberg (Schöndorf) bei Malmédy gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei.
Er gliederte P. dem Erzstift Trier als Oberamt
ein und vertrat P. im Reichsfürstenrat und oberrheinischen Reichskreis.
1802/1803 wurde die Abtei mit 4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben und kam 1815
mit dem Erzstift an Preußen (Rheinprovinz) und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Forst, H., Das Fürstentum Prüm, 1902; Willwersch, M., Die Grundherrschaft des
Klosters Prüm, 1912, Neudruck 1989; Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk
Trier, 1959; Neu, P., Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und
Maas vom 13. Jahrhundert bis 1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F.,
Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab,
I., 1983; Neu, P., Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und
Gegenreformation, 1986; Knichel, M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei
Prüm, 1987; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des
Klosters Prüm, Jb.f. westdt. LG. 17 (1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.
v. Nolden, R., 1993; Seibert, H., Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer
Urbar, hg.v. Nolden, R., 1993; Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55;
Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55
(1999), 439; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 682, 1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 494; Isphording, B., Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation
und Verwaltung des Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ravensburg (Reichsstadt). Das 1152 erstmals
genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei einer um 1020/1080
erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern. 1179/1180 kam der Ort an die
Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R. Reichsstadt (1286 Recht
Überlingens, 1296 Recht Ulms), jedenfalls war mit dem Erwerb des Blutbannes
1396 der Aufstieg zur Reichsstadt abgeschlossen. Die Stadt erreichte ihre
höchste Blüte in der Zeit der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der
Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat (1380-1530), die Leinwandhandel in ganz
Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor 1546 wurde die Reformation eingeführt,
aber bis 1649 teilweise wieder rückgängig gemacht. 1647 brannte die Burg R. ab.
Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen
Reichskreis. 1802/1803 kam R. mit den Ämtern Bavendorf, Bitzenhofen,
Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg, Winterbach und Wolpertswende, einem
Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130 Quadratkilometern mit 5000-6000
Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo es Sitz eines Oberamtes wurde. 1951/1952 gelangte es mit Württemberg
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer
Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Schulte, A., Geschichte der großen
Ravensburger Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff. 1923; Müller, K., Die
älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, 1924; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Dreher, A., Das Patriziat der
Reichsstadt Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im
Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt
Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802,
Bd. 1f. 1972; Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P.,
Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und
Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg
und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Gutermann, F., Die alte Rauenspurc (Ravensburg),
das Stammschloss der Welfen, seine Umgebung und sein Geschlecht, 1986; Klauser,
H., Ravensburg, 1987; Schuler, P., Ravensburg, LexMA 7 1994, 486; Die Zeit der
Händler, hg. v. Schmauder, A., 2002; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch,
2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Reichelsberg, Reichelsburg (Burg, Herrschaft). 1230
war die Reichelsburg bei Aub südlich von Ochsenfurt als Lehen des Hochstifts
Bamberg in den Händen der Herren von Hohenlohe-Brauneck. Im 15. Jahrhundert kam
die Lehnsherrlichkeit an das Hochstift Würzburg. 1669 vereinigte Würzburg R.
mit Röttingen zu einem Oberamt. 1671 übertrug
der Bischof von Würzburg Johann Philipp von Schönborn seinem Bruder die
Herrschaft. 1678 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in
das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen. 1806 fiel die 0,7
Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Reutlingen (Reichsstadt). Das auf altem
Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen
Burg Achalm an der Echaz wird 1089/1090 erstmals erwähnt. Um 1182 wurde R.
Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser Otto IV. (um 1209) und
Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240) Stadtrechte (1250 civitas).
Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm den Schultheißen und
verwaltete die Reichsrechte. Nach 1268 wurde R. Reichsstadt und wehrte sich
erfolgreich gegen Württemberg, das von 1335 bis 1360 und von 1376 bis 1500 das
Pfandrecht der Reichsburg Achalm erlangte. 1456 erhielt die Stadt, die um 1400
etwa 4000 Einwohner hatte, die Pacht und 1500 das Pfand dieser Rechte. 1519
führte R. die Reformation ein. 1726 wurde es durch Brand weitgehend zerstört.
R. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis.
1803 fiel es mit 0,7 Quadratmeilen bzw. 44 Quadratkilometern Gebiet (Betzingen,
Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer Ohmenhausen, Stockach und Wannweil) und etwa
10500 Einwohnern an Württemberg, innerhalb dessen es Sitz eines Oberamts wurde. Mit Württemberg kam es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt
Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die Grundherrschaft der freien Reichsstadt
Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A.
1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und
das Strafrecht, Diss. jur. Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt
Reutlingen, 1961; Jänichen, H., Zur Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f.
württemberg. LG. 22 (1961); Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973;
Der Kreis Reutlingen, hg. v. Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770, Reutlinger Gbll.
N.F. 23 (1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u. a., 1995;
Fahlbusch, F., Reutlingen, LexMA 7 1995, 769.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12.
Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde
1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren
von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der
Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R.
infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber
linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein.
Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor
1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites
silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und
nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie
durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten
sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers,
Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen
gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750.
Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in den
Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Wild- und
Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der Wild- und Rheingraf
(Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis.
Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie
folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete
Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein
Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg und (Dimringen)
Diemeringen sowie ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der
rheingräflich grumbachischen Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen
Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel
von Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der
Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die
Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück,
ein Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken
Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich
bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt
Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der
Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft
(Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen (frz.
Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als
Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an
Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich
seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815 von
Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg,
Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg
wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die Grafschaft
Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler bzw.
Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim und
Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rheinprovinz (Provinz). 1815 wurde nach dem Übergang
des Rheinlandes (Jülich, Berg, Erzstift Köln, Erzstift Trier, Teile von
Luxemburg und Limburg, Arenberg, Manderscheid, Schleiden, Malmedy,
Kornelimünster, Köln, Aachen, weitere Güter der Pfalz, der Rheingrafen und
Mainzs zwischen Kleve und Saarbrücken, Wetzlar) an Preußen dieses in die
Provinzen Jülich-Kleve-Berg (Köln) und Großherzogtum Niederrhein (Koblenz)
geteilt. 1822 wurden von den sechs Regierungsbezirken Kleve, Düsseldorf,
Aachen, Köln, Koblenz und Trier der Regierungsbezirk Kleve mit Düsseldorf
vereinigt und dann beide Provinzen zur R. mit Sitz des Oberpräsidenten in
Koblenz zusammengeschlossen. Ausgeklammert waren Birkenfeld (bis 1937) und die
Gebiete des 1819 geschaffenen Fürstentums Lichtenberg (bis zum Verkauf an
Preußen am 31. 5. 1834). 1866 kam das Oberamt
Meisenheim von Hessen hinzu. 1945 fielen die Regierungsbezirke Koblenz und
Trier unter die Besatzungshoheit Frankreichs und gingen 1946 im Land
Rheinland-Pfalz auf. Im Übrigen kam die Rheinprovinz an Nordrhein-Westfalen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 48 (1815-66) D3; Bär, M., Die
Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Romeyk, H., Die leitenden
staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten, 1994; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rottenburg (Stadt, Bistum, Residenz des Erzherzogs
von Österreich). Auf älteren Siedlungsspuren entstand in römischer Zeit am
Neckar der keltisch benannte Ort Sumelocenna, dessen Name vielleicht in dem
mittelalterlichen Sülchen überliefert ist. Seit etwa 1160 drangen die Grafen
von Hohenberg in das durch Reichsgut gekennzeichnete Gebiet ein und gründeten
um 1280 die Stadt R., die mit Hohenberg 1381 an Österreich kam, aber Verwaltungsmittelpunkt
der Grafschaft Hohenberg blieb. 1805 gelangte Hohenberg an Württemberg. 1821
wurde R. Sitz des katholischen Bischofs für die etwa 450000 Katholiken, die in
den Jahren zwischen 1802 und 1810 an Württemberg gefallen waren. 1951/1952 kam
R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Beschreibung des Oberamtes
Rottenburg, hg. v. Memminger, 1828, Neudruck 1976; Hagen, A., Geschichte der
Diözese Rottenburg, 1956ff.; Rottenburg am Neckar, hg. v. Bilger, H., 1974;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 500.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar
liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen
angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem
alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts
entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11.
Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12.
Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen
Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299
Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des Königshofs, 1359 Erwerb des Blutbanns,
1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519 bis
1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594
ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte
kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt
das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf,
Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern
und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und
Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und
Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen
und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar
unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an
Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts.
1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil,
1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der
Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte
11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil
1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963;
Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae
Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f.
1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7
1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten). Nach dem Aussterben
der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die Herren von
Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie teilten sich
1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck südwestlich von Neuss,
Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den
Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. 1792 waren die Grafen zu S. wegen der
Herrschaft Dyck Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenratss des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von S. für die verlorene Grafschaft Niedersalm
eine immerwährende Rente von 12000 Gulden auf die Abtei Schöntal, der Graf von
Salm-Reifferscheid-Dyck für die Feudalrechte seiner Grafschaft eine
immerwährende Rente von 28000 Gulden auf die Besitzungen der Frankfurter
Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg von Mainz das Oberamt Krautheim, von Würzburg das Amt Grünsfeld und
das Priorat Gerlachsheim als neues Fürstentum Krautheim sowie eine beständige,
auf Amorbach ruhende Rente von 32000 Gulden und nannte sich seitdem Fürst von
Salm-Krautheim (Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866;
Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schöntal (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei).
Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1153?, vor 1157) gründete der fränkische
Ritter Wolfram von Bebenburg auf seinem Gut Neusaß an der Jagst das
Zisterzienserkloster Neusaß, das vor 1163 nach S. (Hoefelden) verlegt und
dementsprechend umbenannt wurde. 1157 erhielt es die Bestätigung des Kaisers
und 1176/1177 die des Papstes. 1418 erlangte es die Reichsunmittelbarkeit,
wurde aber 1495 durch Übertragung der Vogtei seitens Königs Maximilian dem
Erzstift Mainz unterstellt. 1671 erwarb S. die im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikulierte reichsritterschaftliche Herrschaft
Aschhausen mit Teilen von Bieringen und Teilen von Sershof, gewann jedoch weder
Reichsstandschaft noch Kreisstandschaft. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
das unmittelbare Gebiet der Abtei 0,5 Quadratmeilen mit 300 Einwohnern. Sie
hatte insgesamt noch folgende Güter: S., Aschhausen, Bieringen mit Weltersberg,
Diebach, Oberkessach mit Hopfengarten und Weigental (Weigenthal),
Westernhausen, halb Berlichingen, die Höfe Büschelhof, Eichelshof, Halberg, Halsberg,
Muthof, Neuhof, Neusaß, Sershof, Schleierhof, Spitzenhof, den Propsteihof zu
Mergentheim, den Schöntaler Hof in Heilbronn und über 4500 Morgen Land. Um 1800
zählte S. zum Kanton Odenwald. 1802/1803 kam es mit sieben Dörfern und etwa
3100 Einwohnern an Württemberg und wurde aufgehoben. 1951/1952 fiel S. über
Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101, 493; Winkelmann-Holzapfel 162; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) E4; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
von 1802-1810, 1902; Betzendörfer, W., Kloster Schöntal, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Die Kunstdenkmäler in
Württemberg. Ehemaliges Oberamt Künzelsau,
bearb. v. Himmelheber, G., 1962; Mellentin, E., Kloster Schöntal, 1964; 825
Jahre Kloster Schöntal, 1982; Eberl, I., Schöntal, LexMA 7 1995, 1539f.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwäbisch Gmünd (Reichsstadt) (1805-1934 Gmünd).
Bereits im 8. Jahrhundert befand sich vermutlich im Gebiet von S. an der oberen
Rems eine Zelle (Gamundias, möglicherweise ist damit aber Saargemünd gemeint)
der Abtei Saint-Denis (Saint Denis) bei Paris. 1162 wird S. erstmals erwähnt.
Unter König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es Verwaltungsmittelpunkt
des umliegenden, aus Königsgut stammenden Hausguts der Staufer. 1241 erschien
es im Reichssteuerverzeichnis. Mit dem Aussterben der Staufer in der Mitte des
13. Jahrhunderts wurde es Reichsstadt. 1430 gewann die Stadt pfandweise das
Reichsschultheißenamt. 1544 erwarb sie die Herrschaft Bargau. Mit einem 3
Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer großen und etwa 15000 Einwohner
umfassenden Herrschaftsgebiet (Bettringen, Spraitbach, Bargau, Iggingen) kam
die katholisch gebliebene, mit Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen
Reichskreis vertretene Stadt 1802/1803 an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Mit Württemberg fiel sie 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 13; Wallner 688 SchwäbRK 46; Schroeder 361ff.;
Grimm, M., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd, 1867; 800 Jahre Stadt
Schwäbisch Gmünd 1162-1962, Festbuch, hg. v. Funk, E./Dietenberger, E., 1962;
Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 777-1500, bearb.
v. Nitsch, A., Teil 1f. 1966ff.; Schwäbisch Gmünd. Beiträge zur Gegenwart und
Geschichte der Stadt, hg. v. Scherer, P., 1971; Spranger, P., Schwäbisch Gmünd
bis zum Aussterben der Staufer, 1977; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd, 1977;
Der Ostalbkreis, 1978; Graf, K., Gmündner Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984;
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. v. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd,
1984; Lorenz, S., Schwäbisch Gmünd, LexMA 7 1995, 1605; Herrmann, K. u. a.,
Schwäbisch Gmünd, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwäbisch Hall (Reichsstadt). Das Gebiet von S. am
Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits die Kelten beuteten
die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals erwähnt (Halle). Von den
Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert (um 1116) erbweise an
die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht verlieh. Schon zu
ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten Münzprägestätten des Reiches (Heller
um 1200 erstmals bezeugt). 1276 wurde die Stadt mit der Befreiung von
auswärtigen Gerichten Reichsstadt. 1280 setzte sie ihre Selbständigkeit
gegenüber den Schenken von Limpurg (Schüpf) durch. 1382 erwarb sie das
Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende Münze erlangte als Heller erhebliche
Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein den seit 1191 aufkommenden Namen S. Im
14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein verhältnismäßig großes, im 15.
Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes Herrschaftsgebiet (Kirchberg, Ilshofen,
Teile von Künzelsau, Honhardt, Vellberg, 1541 Burg Limpurg. Seit dem 15.
Jahrhundert rechnete sich S. zu dem schwäbischen Reichskreis (bzw. Schwaben).
Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation ein. Um 1800 zählte es zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803 kam S. mit 6 Quadratmeilen bzw.
330 Quadratkilometer Gebiet und 21000 Einwohnern an Württemberg, das 1804 die
Salzquellen verstaatlichte und 1812/1827 die Rechte der Siederfamilien gegen
Rente abkaufte. In Württemberg wurde die Stadt Sitz eines Oberamts. 1934 wurde der Name S. amtlich eingeführt.
1951/1952 kam die Stadt mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III
38 (1789) C4; Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische
Geschichte, 1896; Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der
Treppe, 1955; Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall
von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch
Hall, Bd. 1 (1156-1399), bearb. v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch
Hall, hg. v. Biser, R., 1968, 2. A. 1976; Wunder, G., Probleme der Haller
Geschichte, 1974; Wunder, G., Die Bürger von Hall, 1980; Studien zur Geschichte
der Stadt Schwäbisch Hall, hg. v. hist. Verein für Württembergisch Franken,
1980; Döring, W., Die Mediatisierung der ehemaligen Reichsstadt Hall durch
Württemberg 1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und
Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert,
2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v. Akermann, M. u. a., 1987; Dürr,
R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S., Schwäbisch Hall, LexMA 7 1995, 1605;
Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Iländer, B., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Hall vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum
Ende der Reichsstadtzeit (1648-1806), Diss. jur. Tübingen 2000.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stetten (Freiherren, Reichsritter). Von etwa
1550 bis etwa 1800 zählten die Freiherren von S. mit der Herrschaft
Kocherstetten, Berndshofen, Bodenhof, Buchenbach, Buchenmühle (Buchenmühl),
Heimhausen (Heimbach), Laßbach, Mäusdorf, Morsbach, Rappoldsweiler Hof (Rappoldsweilerhof)
und Schlothof, Schloss S., Vogelsberg und Zottishofen zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Kocherstetten und Buchenbach fielen 1808 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 57;
Winkelmann-Holzapfel 164; Pfeiffer 210; Riedenauer 127; Stetten 33, 37, 185;
Rahrbach 253; Neumaier 73, 90, 149f.; Beschreibung des Oberamts
Künzelsau, hg. v. d. kgl. statist.-topograph. Bureau, Bd. 1f. 1883, Neudruck
1968; Herrmann, M., Geschichte von Dorf und Schloss Stetten, 1931; Der Kreis
Künzelsau, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1965; Rauser, J., Die
Mediatisierung des Baronats Stetten, 1968; Rauser, J., Die Reichsfreiherrschaft
Stetten in der Endphase ihrer Unmittelbarkeit 1794-1809, 1969.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz des
Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an
der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am
Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau
und um Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle
der Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie
die Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung in eine pfalzgräfliche
Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu ihren weiteren Gütern
zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen sowie der alte Reichsforst
Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis 1277) und außerdem auf Grund
weiblicher Erbfolge Gießen, das 1265 an die Landgrafen von Hessen verkauft
wurde. Mit weiteren Teilungen nach 1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294],
Herrenberg bis um 1391 bzw. 1667, Asperg bis nach 1357, Böblingen bis 1377)
kamen diese Güter an das Kloster Bebenhausen und vor allem an die Grafen von
Württemberg (Asperg 1308, Beilstein 1340). 1342 fiel T. durch Kauf für 20000
Pfund Heller an Württemberg, das 1477 die Eberhard-Karls-Universität in T.
gründete. 1381 wurde die letzte der alten Herrschaften (Herrenberg) veräußert.
1634 starb die letzte Linie auf der in der Mitte des 14. Jahrhunderts
erheirateten Burg Lichteneck im Breisgau aus. Von 1945 bis 1952 war T.
Hauptstadt des Landes Württemberg-Hohenzollern, mit dem es 1951/1952 an
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts Tübingen, 1867; Stälin, P., Geschichte
Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J., Die Anfänge der Universität Tübingen
1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen. Burg und Stadt bis 1600, 1945;
Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und Pfarreien im Tübinger Raum zu
Beginn der Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und Rat in Tübingen, 1960; Huber,
R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968; Jänichen, H., Herrschafts- und
Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert,
1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff. 1967ff.; Sydow, J., Geschichte der Stadt
Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.; Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität
Tübingen 1477-1977, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J.,
Bilder zur Geschichte der Stadt Tübingen, 1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen.
Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v.
Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Tübingen 1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996,
1075ff.; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a.,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 592.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft,
Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei
Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den
am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat
Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge
von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald erbten und sich auf dieser neuen
Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und Fürstenberg teilten, oder um
1265 von den Grafen von Württemberg, an die es nach dem Aussterben der Linie Urach
(1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer Burg planmäßig neu als Stadt
angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der Linie Württemberg-Urach. Über
Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach,
2. A. 1909; Schwenkel, H., Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H.,
Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Lorenz, S., Urach, LexMA 8 1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 600. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Vaihingen (Grafen). 779 wird V. an der Enz
(Feinga) in Fuldaer Überlieferung erstmals erwähnt. Die Burg V. war Sitz der
Grafen von V. (ältere Linie bis 1175, jüngere, den Grafen von Calw-Löwenstein
verwandte Linie ab 1189), die zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Stadt V.
gründeten. 1339 fiel V. durch Verkauf an Württemberg. Die Grafen starben 1364
aus. Mit Württemberg kam V. 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Calw.
L.: Wolff 161; Feil, W., Geschichte der Oberamtsstadt
Vaihingen im Rahmen der Landesgeschichte, Bd. 1f. 1933ff.; Der Kreis Vaihingen,
1962; Rombach, O., Vaihingen an der Enz. Stadt aus vielen Orten, 1979; Elias,
O., Vaihingen/Enz als Oberamtsstadt (1806-1938),
(in) 750 Jahre Stadtrecht Vaihingen an der Enz, 1989.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wangen (Reichsstadt). W. im Allgäu ist 815 in
einer Gabe an Sankt Gallen erstmals bezeugt. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert
gründete das Kloster Sankt Gallen am Schnittpunkt zweier Fernstraßen hier einen
Markt. Vermutlich 1216/1217 wurde W. durch Kaiser Friedrich II. als Vogt Sankt
Gallens zur Stadt erhoben. 1273 zog König Rudolf von Habsburg Wangen, dessen
Vogtei nach 1251 mehrfach verpfändet wurde, an sich und verlieh ihm 1286 das
Stadtrecht Überlingens. Aus erneuten Verpfändungen an Sankt Gallen (1298) und
die Grafen von Montfort (1330) löste sich die zu dieser Zeit auf 700 Einwohner
geschätzte Stadt (1347). 1394 erwarb sie das Ammannamt und 1402 den Blutbann
und war damit trotz bis 1608 bestehender grundherrlicher Rechte Sankt Gallens
Reichsstadt. Diese hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim
schwäbischen Reichskreis. Die Stadt war Sitz der Kanzlei des Kantons Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. 1802/1803 fiel sie mit 1,5
Quadratmeilen bzw. 50 Quadratkilometern (Deuchelried mit Haldenberg und
Oflings, Wohmbrechts-Thann, Niederwangen, Eglofs [1516-1582], Neuravensburg
[1586-1608]) und 4500 Einwohnern an Bayern, 1810 mit einem Teil des Gebiets an
Württemberg, wo sie Sitz eines Oberamts wurde,
und gelangte so 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 24; Wallner 689 SchwäbRK 72; Schroeder 233ff.;
Scheurle, A., Wangen im Allgäu. Das Werden und Wachsen der Stadt, 2. A. 1975;
Walchner, K., Alt Wangener Erinnerungen, 1955, 1960; Der Kreis Wangen 1962;
Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995; Lorenz, S.,
Wangen, LexMA 8 1996, 2030.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weil der Stadt, Weil (Reichsstadt). W. (bei
der villa) bei Böblingen kam wohl über Welf VI. an die Staufer und wurde
vermutlich zwischen 1223 und 1235 durch die Staufer zur Stadt erhoben. Seit
etwa 1275 war es Reichsstadt, die zuerst unter dem Schutz der Pfalz, dann
Badens stand. 1374 verlieh Kaiser Karl IV. ihr das Nichtevokationsrecht. 1398
gewann sie Blutbann und Vogtei, 1404 pfandweise das Schultheißenamt. Der Erwerb
eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang infolge der Umschließung durch
Württemberg nicht. Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim
schwäbischen Reichskreis. Die Reformation wurde von 1590 an wieder rückgängig
gemacht. 1802/1803 kam die Stadt mit 0,4 Quadratmeilen Gebiet und rund 1800
Einwohnern an Württemberg, wo W. bis 1808 Sitz eines Oberamts
war, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 III b 23; Wallner 690 SchwäbRK 92; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 366ff.;
Beschreibung des Oberamts Leonberg, 2. A. 1930;
Grieger, S., Weil der Stadts Werdegang bis zur Erhebung zur freien Reichsstadt,
(in) Mitt. d. Heimatvereins Weil der Stadt 1950/1951; Press, V., Weil der
Stadt, Zs. f. württemberg. LG. 54 (1995), 11; Lorenz, S., Weil der Stadt, LexMA
8 1996, 2115.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum Schwaben.
Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad von Kärnten
abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus de
Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten,
zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht
nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze
mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten.
Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die
Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann
1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die
Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319],
Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit
Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass,
1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit
dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden,
die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck
(Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die
Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von
Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft
Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des
Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als
Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt,
Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die
Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das
Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg,
Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit
den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit
den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst
Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die
Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen),
Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt
Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg,
die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt
Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach
gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die
Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die
Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft
Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von Herrschaft
und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen,
Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg
(Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen
(Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg),
Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg,
Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen,
Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen,
Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf
und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt
Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar
(Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde
das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt.
Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw.
Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die
Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz
abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie
(1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde
in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000
Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter
der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal
und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster,
Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte
Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt,
Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten,
insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen
Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das
Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei
Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804
fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden
Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende
Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und
Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen
(1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine
im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen
Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch Vereinbarung
vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von
Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet
und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen
der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft.
Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im
September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern
(französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden (amerikanische
Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen
beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen,
1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von
Württemberg, 1910; Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen
Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte
Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d.
Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen
Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in
Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931;
Weller, K., Die Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14.
Jahrhunderts, Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932);
Hölzle, E., Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2.
unv. A. 1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus
Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines
Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai,
H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg,
oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986;
Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis
zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische
Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und
Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495:
Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375;
Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C.,
Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und
Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen
Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches
Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909
(Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates
Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dürmentingen* (Oberamt, Ht) Friedberg-Scheer (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Otzberg* (Oberamt, RRi) Hessen-Darmstadt, s. Gans von Otzberg (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)