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Elchingen (Reichsabtei, Reichsstift). Kurz nach
1100 gründeten Graf Albert von Ravenstein (Graf von Dillingen ?) und seine
Gattin (?) Bertha auf dem Grund der Burg E. bei Neu-Ulm ein
Benediktinerkloster. Nach einem Brand von 1134 wurde es vor 1142 von Berthas
Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf Konrad von Meißen neugegründet. 1225
kam es unter den Schutz des Papstes. Die Vogtei gelangte links der Donau 1396
an die Reichsstadt Ulm, rechts der Donau über die Markgrafen von Burgau an
Habsburg. 1484/1495 wurde E. zum freien Reichsstift erhoben, das dann dem
schwäbischen Reichskreis angehörte. 1802 wurde es säkularisiert, sein
weitgehend geschlossenes Stiftsgebiet (Oberamt E. und Pflegämter Fahlheim,
Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5 Quadratmeilen und 4200 Einwohnern)
kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des
größten Teil des Ulmer Gebiets 1810 an Württemberg fiel der von diesem Gebiet
eingeschlossene nördliche Teil von E. ebenfalls an Württemberg und gelangte
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei Elchingen,
1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965;
Hemmerle, J., Die Benediktinerklöster in Bayern, 1970.
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Eupen und Malmedy (Gebiet), Eupen-Malmedy.
1920 musste auf Grund des Versailler Vertrages und einer beeinflussten
Abstimmung vom 24. 7. 1920, bei der sich von 33726 Stimmberechtigten nur 270 in
die offenen Listen zugunsten eines Verbleibs bei dem Deutschen Reich
(Deutschland) eintrugen, das bis 1797 zumeist zu Österreich gehörende, danach
von Frankreich besetzte und seit 1815 zu Preußen gehörige Gebiet der Kreise
Eupen und Malmedy und eines Teiles des Kreises Monschau mit 1036
Quadratkilometern und 60000 zu fünf Sechsteln deutschsprachigen Einwohnern an
Belgien abgetreten werden. Am 18. 5. 1940 wurde es mit Moresnet in das Deutsche
Reich zurückgegliedert. 1944/1945 fiel es an Belgien zurück, wobei ein
Grenzvertrag vom 24. 9. 1956 eine endgültige Regelung brachte.
L.: Bartz, K., Das Unrecht an Eupen und Malmedy, 1928; Kraus, T.,
Eupen-Malmédy-St. Vith, 1934; Pabst, K., Eupen-Malmedy in der belgischen
Regierungs- und Parteienpolitik, Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 76 (1964);
Doepgen, H., Die Abtretung des Gebietes von
Eupen-Malmedy an Belgien im Jahre 1920, 1966; Kaufmann, K., Der Grenzkreis
Malmédy, 2. A. 1963.
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Grumbach (Grafen). G. bei Birkenfeld gehörte
schon früh den 1103/1135 erscheinenden Wildgrafen, deren Stammburg Kyrburg bei
Kirn an der Nahe war und die von den Rheingrafen auf dem Stein bei Münster „am
Stein“ beerbt wurden. Seit (dem Wildgrafen und Rheingrafen bzw. Wild- und
Rheingrafen) Johann Christoph (1555-1585) wurde G. namengebend für einen Zweig
dieses Geschlechts, der 1696 die Herrschaft (Rheingrafen-)Stein (Rheingrafenstein)
erbte, um 1800 ein Gebiet von 6 Quadratmeilen mit 17000 Einwohnern beherrschte
und zum oberrheinischen Reichskreis zählte. Seit 1816 gehörte G. zum Fürstentum
Lichtenberg des Herzogs von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1834 durch Abtretung zu Preußen. 1946 fiel es an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Zeumer 553 II b 60, 16; Wallner 697 OberrheinRK 22; Karsch, O.,
Geschichte des Amtes Grumbach, 1959.
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Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim
nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung
(vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie
1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie
durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle
Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft
Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das
Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels
(1634) fielen Wolfenbüttel sowie die Reichsgrafschaft Regenstein und
Blankenburg an die durch August von Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete
Linie. Die Herzogtümer Calenberg und Göttingen sowie die Güter der 1642
ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636 an seine Neffen Friedrich († 1648)
und Georg († 1641), welche die Stadt H. zwangen, Hofstaat und Soldaten
aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das Kloster Walkenried, das sie
gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636 verlegte Herzog Georg seine
Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit 1679, † 1698) erwarb 1689 das
Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten
(Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft
Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters
Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter
der Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund
einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der
Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende
Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die
Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und
1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt Bremen. Damit
war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen mit 750000
Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat
(Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei
Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [,
Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen
Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3
Stimmen im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis (Hoya, Diepholz,
Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen Reichskreis (Walkenried) hatte.
1737 gründete H. die Landesuniversität Göttingen. 1752 gewann es die
Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam die
Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die
Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch
§ 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und
Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift
Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem
umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst
in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen
einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit
Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12.
1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10.
1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen,
Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und
das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde
eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt
wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848
reformiert wurde. Die nach 1848 geschaffene Justizorganisation
(Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht) beeinflusst die
Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die
Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von
Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt.
Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen
Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz
Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das
Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen
Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986;
Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt,
Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover
und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich
zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den
hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v.,
Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre
Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis
1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013.
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Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt
hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und
Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die
Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden
und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des
Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter
Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch, Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau,
Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim, Hirschhorn, die mainzischen Güter
Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg), die pfälzischen Ämter Lindenfels,
Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und Oppenheim (teilweise), den Rest des
Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt und Marienschloss bei Rockenburg,
die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen
mit 218000 Einwohnern), so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen
und Westfalen gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern
umfasste. Von Baden tauschte es (die Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die
Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das
bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen
und Staufenberg, den Gerichten Lollar, Heuchelheim und Steinbach) und Nidda,
die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg, Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau,
Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach), Butzbach, Königsberg,
Biedenkopf und Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels,
Bingenheim, Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter
und Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die
Zent Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den
rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker Tal (Buseckertal) mit 9
Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die
Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum
erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt
Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75
Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr
von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit 1622 einer
Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die Kreise
Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine Militärkonvention
eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und militärischen
Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
folgte dem Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen
Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12.
1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen
Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
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Hohenlohe-Neuenstein (Grafen, Fürsten). In Neuenstein bei
Öhringen bestand im 13. Jahrhundert eine Burg der Herren von Neuenstein. Sie
kam nach 1300 an die Grafen von Hohenlohe. Von 1553 bis 1698 war sie Sitz der
1551 entstandenen protestantischen Hauptlinie H. Sie teilte sich 1610 in die
1698 ausgestorbene Linie H., die Linie Hohenlohe-Öhringen und die Linie
Hohenlohe-Langenburg, die ihrerseits die Nebenlinien Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg hervorbrachte. 1764 wurden die
Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für die Abtretung
des Dorfes Münster und des östlichen Teiles des Gebiets von Karlsberg das Dorf
Amrichshausen und die Mainzer, Würzburger und Comburger Anteile an Künzelsau.
L.: Wolff 119; Klein 184.
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Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum
innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene
Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat
mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft Nürnberg.
Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft
Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische Linie, Friedrich
erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch
bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen
Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb
Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von
Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331 Ansbach.
Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde
Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen,
Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf
dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete
unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen.
1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg
erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht
Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen
Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die
zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung
seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806
erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen
ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft
Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs
Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein.
1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel
Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich
IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts
H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in
Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft
Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft
Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die
Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide
Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein
Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von
der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter
(Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider
Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg,
Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K.,
Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956;
Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs,
1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte,
1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen
der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen
Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth,
1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im
Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und
jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann,
D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996;
Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117;
Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in
Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013.
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Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert
sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um
Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der
Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um
1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht
gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später
‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim
Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam,
Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland
(Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des
Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland),
von dort durch Abtretung nach langem Widerstand
1433 an die Herzöge von Burgund, 1477 über Maria von Burgund schließlich an
Habsburg. 1579 entstand nach dem niederländischen Aufstand gegen
Habsburg/Spanien die Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach
auch als H. bezeichnet wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H.
führend. 1796 wurde es Mittelpunkt der Batavischen Republik und gab von 1806
bis 1810 dem von Napoleon für seinen Bruder errichteten Königreich H. den
Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A.,
1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer,
J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v.
Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946;
De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische
Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands:
their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland,
Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the
Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end
Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff.
1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De
Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De
Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987;
Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
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Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten
Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098 bezeugten Grafen von I. (Rembold
I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem 9./10. Jahrhundert auftretenden
edelfreien mittelrheinischen Geschlecht gehören. Sie waren Vögte der
Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links der unteren Lahn sowie Grafen
von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen
von Wied. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien
Kobern an der unteren Mosel [bis 1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg
vor 1249, Büdingen und Arenfels vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und
Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied] bzw.) den gerlachschen und den
remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des 12. Jahrhunderts in vier
Linien die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an Wied, Wiedisches Haus, Kobernhaus
1344 an salentinische Linie, viertes Haus im 16. Jahrhundert an
Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg) erlosch 1664 mit der
Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils des Erzstifts Trier,
teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier die Lehen ein. Die
Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber zusammen mit den
Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten Grafen eine
Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg, Großmaischeid
(Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach (Herschbach) bei Trier
blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses erhielt 1806 auch die
wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische Gut 1815 überwiegend an
Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach (Hersbach) kam 1866 mit
Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg) beerbte um 1213/1245
(vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck,
Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen
zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf
Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft
auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach
ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der
Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum
Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche Linien (1517 Linien
Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628 wurde das Haus
nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es
sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis 1718,
Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur
vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von
Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien Isenburg-Büdingen und
Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von
Parkstein, wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte Baumburg und Steigerhof zum
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 19 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für
die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf
Geinsheim (Gainsheim) am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg
(Jakobsburg) auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach,
die Fürstin zu I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft
Reipoltskirchen und anderen Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von
23000 Gulden. 1806 trat Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter
von Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen Schönborn-Heusenstamm,
sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen Linien (u. a.
Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und vereinigte so
alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa 58000 Einwohnern.
1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an Österreich und 1816 teils
an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945
an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff.
1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v.,
Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der
Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.
A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976;
Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
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Isenburg-Birstein (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
I. sind eine seit 1628 bestehende Linie der Grafen von Isenburg, die 1744 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von
I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, Altenbaumburg (Alte
Baumburg) und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Am
Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter 7 Quadratmeilen mit 22500 Einwohnern (die Gerichte Reichenbach,
Wenings, Wolferborn, Selbold, Langendiebach und das Oberamt nebst Stadt
Offenbach). Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der Fürst von I. für die Abtretung des
Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt
Jakobsberg auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die
Fürstin von I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft
Reipoltskirchen und anderen Herrschaften auf dem linken Rheinufer eine Rente
von 23000 Gulden. 1806 trat I. dem Rheinbund bei, erlangte die Güter
Isenburg-Philippseichs und die Hälfte der Herrschaft der Grafen von
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen-Büdingen, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach und
Isenburg-Büdingen-Meerholz) und vereinigte so alle oberisenburgischen Güter mit
190 Quadratkilometern und etwa 58000 Einwohnern. 1815 wurde I. mediatisiert.
Seine Güter kamen 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und
damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 9; Wallner 697 OberrheinRK 20; Simon, G.,
Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1965;
Isenburg-Ysenburg 963-1963, hg. v. Isenburg, Fürstin I. v., 1963.
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Lübeck (Reichsstadt). Der Name L. (Liubice,
Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts für
eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene slawische Siedlung mit
Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung (1127/1138) wurde ihr Name
1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf Adolf II. von Schauenburg
(Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz angelegte deutsche
Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku fortsetzte, übertragen. Sie
ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr sehr interessierten Herzog
Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte und um 1161/1163 mit
besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von 1226 überlieferten
Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum Oldenburg/Holstein nach L. verlegt.
Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel L. an Kaiser Friedrich I.
Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem Umfang 1188 eine Bestätigung
seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von 1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch
Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es Reichsstadt (specialis civitas et locus
imperii), erlangte aber niemals die eigentliche Reichsstandschaft. Die
welfische Burg wurde geschleift. Infolge seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen
Nowgorod und Brügge wurde es bald einer der wichtigsten Handelsplätze Europas
(1350 18000 Einwohner, 1400 20000, 1502 25444). Im 14. Jahrhundert wurde L.
Führerin der 1282 erstmals erwähnten Hanse. Sein besonderes Recht (1188 ius
Lubicense, um 1225 lateinisch, um 1240 mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde
an mehr als 100 Städte zwischen Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es
Travemünde, 1359 das Pfand an Mölln (bis 1683). 1420 wurden mit
Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf und die Vierlande erobert. 1529 wurde
die Reformation eingeführt. In der Grafenfehde gegen Dänemark (1534-1536)
verlor das seit 1512 zum niedersächsischen Reichskreis zählende L. seine
führende Stellung, in die Hamburg eintrat. Die schwere Schädigung des Handels
im Dreißigjährigen Krieg führte zu weiterem wirtschaftlichem Niedergang. Um
1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen groß und hatte 45000 Einwohner. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde L. als Reichsstadt
erhalten und für die Abtretung der von ihrem
Hospital abhängenden Dörfer und Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts
entschädigt. Von 1811 bis 1813 gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als
Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt
diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte Verfassung. 1866 trat L. dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte der Übergang zum
parlamentarischen System. Am 1. 4. 1937 verlor L. durch Reichsgesetz seine
Selbständigkeit und ging an Preußen (Schleswig-Holstein) über. 1946 kam es an
Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von
Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F.,
1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist
und Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker
Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959;
Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E.,
Städtische Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung
ihrer verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W.,
Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im
mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980;
Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts, 1980;
Neue Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A.,
1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an
der Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts,
Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66 (1986);
Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und
Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R., Archäologische
und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen Geschichte der
Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck 1773-1937, (in)
Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel
im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A.,
1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck, LexMA 5 1991, 2146;
Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263; Demski, R., Adel und
Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck, 2002. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals genannten
Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach Maastricht und
seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl Martell des
merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit und
Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum nachhaltig.
870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen
Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der weltlichen
Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen nahe
verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die Grafschaften
Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde später mit
dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon
(1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366)
und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten
Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der
unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon.
1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern.
1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es
Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem
Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig
eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen von der Mark entrissene
Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der
Diözese infolge der Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln,
Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang
Frankreich die Abtretung Bouillons. 1795/1801
kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit
105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die
Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366.
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Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet
um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren,
seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von
Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien Nidau,
Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von Chalon
(und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen von N.
1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von Urach-Freiburg
und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern ein ewiges
Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter von den Hachberg
an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der Ducs de Longueville).
Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592 erwarb das Haus
Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel eines
Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz
der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des
Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände
an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das
die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von
Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an
Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit
Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung
(charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen
Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die
Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf seine inneren
Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die vom König von
Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte wurden am 1. 3.
1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung aufgehoben und die
Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von Preußen auf
alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von Valangin, den er
1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und
große Strategie – Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der
Könige von Preußen (1707-1806), 2015.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Niederlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum, keine
Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Cottbus zwischen
Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den vielleicht um 600
eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnten
Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche Herrschaft und wurde
Teil der sächsischen Ostmark (und 961 kirchlich vielleicht Magdeburg
zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen). Von 1002 bis 1031 war sie Lehen
Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von Meißen. Erstmals von 1046 bis 1117
und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte sie fast ohne Unterbrechung zum Haus
Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die Einwanderung deutscher bäuerlicher
Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an Brandenburg. König bzw. Kaiser
Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise erwarb, unterstellte 1367/1370
die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der Folge dehnte sich wegen der
gleichen Landesherrschaft Böhmens der Name Lausitz auf die Gebiete um Bautzen
und Görlitz aus. Seitdem nannte man Lausitz im Gegensatz hierzu N. und die
neuen Gebiete Oberlausitz. Seit etwa 1400 gewannen die Landstände zu Lasten des
Landesfürsten an Macht. 1445/1455/1462 fiel unter anderem das Gebiet um Cottbus
an Brandenburg. Auch die Wettiner erwarben einzelne Herrschaften. 1526 gelangte
die N. als Nebenland Böhmens an Österreich, welches das Land 1623/1635 an
Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657 bis 1738 gehörte die N. zum
Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis 1815 war sie als Markgrafschaft
rechtlich selbständig. Sie umfasste die Kreise Luckau (mit der gleichnamigen
Stadt, den Standesherrschaften Doberlug [Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde
[Sonnewaldeitse] und einigen ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben,
den Herrschaften Abtei Neuzelle, Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst
[Forsta], Pförten, Sorau, Triebel, Amtitz und einigen ritterschaftlichen
Orten), Lübben, auch krummspreescher Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben,
den Herrschaften Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz,
Leuthen und mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt
Calau [Kalau], der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen Orten) und
Spremberg, insgesamt ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der Abtretung von Sachsen an Preußen wurde sie der Provinz
Brandenburg einverleibt. Seit 1945 standen die Gebiete östlich der Neiße unter
der Verwaltung Polens und gelangten 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen.
L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38
(1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des
Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur
Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des
Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz,
1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966; Lehmann, R.,
Urkundeninventar zur Geschichte der Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur
Geschichte der Niederlausitz, hg. v. Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R.,
Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G.,
Slaven und Deutsche in der Niederlausitz, 1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig,
T., DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 289.
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Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die
Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg
Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden,
Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam
aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das
Erzstift Bremen (1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie
zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin
Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König
von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und
die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die
Grafschaft O. erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur
Eroberung von 1547) und 1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523
Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft Jever, die aber bis 1575 wieder
Ostfriesland überlassen werden musste. 1531 wurde O. geringeres Reichslehen.
Graf Anton I. (1529-1573) führte die Reformation ein. 1667 kam die zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim Tod des ohne
erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch Erbvertrag
von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676
Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal
[Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst
und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie
die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den
Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733
durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp
[Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die
beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst
mit rund 70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam
die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an
Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und
innerhalb dieses Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum
Lübeck(-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde
die Grafschaft Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O.
Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether
Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg
und Vechta aus dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche
Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von
Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde
geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach
überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in
Personalunion, so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823
erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever
von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853
wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die
Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million
Taler abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den
Norddeutschen Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die
Elbherzogtümer. 1918 wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten
die Mehrheit. Das Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz).
Ebenso gelangte Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene
Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in
Niedersachsen auf. S. a. Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische
Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und
verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487;
Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108
auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt
durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp,
J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2011.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die
leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für
Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die
schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438]
Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter
und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des
gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam
das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im
Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien
und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische”
Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und
”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit
denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion
verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen
Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein,
Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands
Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.).
1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und
Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich,
Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen
Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb
gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere
Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn
1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns.
1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit
Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische
Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob
der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der
Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die
Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die
in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter
1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen
1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat,
Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der
spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen
Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an
Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand
(mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und
Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien,
das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen
das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene
Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan,
der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die
Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in
Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena,
Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich
angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen
Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio
indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre
weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI.
Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus
das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert
wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme
Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph
II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge
der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina,
1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im
Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf
Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch
(1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches
Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch
durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen
einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge
der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen
Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch
Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland
und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei
Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen
Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste
auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich
und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana
gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten
Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und
das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797
mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt.
Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen
Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen
Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848
erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte
Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus
(Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen
oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö.
aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns,
Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum
Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska],
Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete
Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren,
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien
und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum
Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn,
Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches
Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860
diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben
wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die
Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig
eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen
Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien.
Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945
in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
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E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
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Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
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Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
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Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger.
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wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
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Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich
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und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
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Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm
der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen.
Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg.
Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255
kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an
Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII.
fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit
dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst
und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische
Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im
bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der
älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere
bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln
sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst
Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330
Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels)
erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim,
Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft
Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit
an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet.
Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit
der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410),
der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die
Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu
einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in
die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685)
mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von
diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von
Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach
und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die
Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492]
und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg
und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von
Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von
Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich
III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den
Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619)
verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern,
wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn
erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die
alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg
(1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg
und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich -
mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten
Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach
Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200
erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie
wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch
die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801 musste
Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld
die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
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geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
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Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
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D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen
bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die
Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
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Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
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1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
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und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
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Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
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Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
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Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
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Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
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1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
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2014, 156. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das
Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft
Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen aus der
ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel
[Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der
Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz
das Fürstentum Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der
Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz),
Veldenz und Teilen der Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von
Pfalz-Simmern P. mit Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in
Zweibrücken. 1543 wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung
verselbständigt, 1556 kam in Zusammenhang mit dem Aussterben der älteren, in
der Pfalz (Kurpfalz) herrschenden Linie Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg
hinzu. 1569 teilte sich P. in P., Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und
Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft Sponheim). 1611 wurde P. in drei Linien geteilt
(Zweibrücken, Moschellandsburg [Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel
das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden
regierende Linie Kleeburg (Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718
wurde P. von Karl XII. von Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen
König von Polen, überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem
nannte sich diese Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36
Quadratmeilen und rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799
erbte Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28
(1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den
Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver.
Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt,
so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem
Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen
Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund
5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich
der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene
Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich
beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen
Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die
hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch
die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und
Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen
[Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen],
Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte
[Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum
Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld,
Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten,
Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit
9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million
(600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung
Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der
Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im
Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des
Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets.
In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch
wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg
aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt
(Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin
1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage
Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo
(1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815
trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a.
Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein,
Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf
278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur,
Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber
die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen
(oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine
exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die
gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das
Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern
zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen
Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich
im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in
Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten,
musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am
30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch den
Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum
neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern.
1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des
Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine
Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen,
Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
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d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
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die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
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(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder
zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst
(Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark
Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna,
Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil
Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische
Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die
Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg.
Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den
Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg,
Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen
Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die
Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei
entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar
(1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg
(1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und
vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre
Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel
an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar
entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien
Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha
(1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur
Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs
fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich
Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und
Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel
1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen
Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741
starb Sachsen-Eisenach aus und kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach),
wobei die beiden Landesteile verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849
getrennt blieben. 1806 traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei.
1815 gewann Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das
es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde
Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische
Amt Dermbach (Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt
an der Orla (Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen
Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen
Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S.
(Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen,
Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz,
Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg,
Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die Territorien
des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen (950-1815), 1816;
Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff. 1864ff.;
Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v. d. hist.
Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung des
Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der
territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H.,
Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das
Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft
Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von Sachsen, 1931, Amt
und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der Raumgeschichte
Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische
Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke,
R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965;
Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz
Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte
1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der
Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der
Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des
16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955;
Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das
sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v.
Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname,
Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der
Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T.,
Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde,
hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a.,
1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum
frühneuzeitlichen ”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7
1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das
Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die
kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen,
hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller,
K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999;
Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack,
J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001;
Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen
in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte
Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu
Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v.
Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz des
Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Das zum
Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde nach einem ersten Versuch in
den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die Mission unter den Abodriten in
den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung
Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg
und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe
(wieder) reichsunmittelbar, doch war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten
sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die
Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15. Jahrhundert wurden sie von den
Herzögen von Mecklenburg abhängig. 1533/1557/1568 wurde das Bistum
protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches Lehen an
Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom
Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung von Wismar an Schweden als weltliches
säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit
Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im niedersächsischen Reichskreis
eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 14 Quadratmeilen
und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die Landstände in den Verband
Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Sudetenland (Reichsgau, Gau). Seit 1912 wurden unter
Verwendung des Gebirgsnamens Sudeten die Bewohner von Deutsch-Böhmen,
Deutsch-Mähren und Österreichisch-Schlesien als Sudetendeutsche bezeichnet,
nachdem wenige Jahre zuvor das Wort sudetendeutsch erstmals geprägt worden war.
Seit 1919, als durch den Frieden von St. Germain, entgegen dem Grundsatz der
Selbstbestimmung, von Deutschen bewohnte Gebiete Westmährens, in denen 1919
etwa 3,1 Millionen Deutsche und rund 200000 Tschechen (durch Zuwanderung 1930
690000) gelebt haben dürften, der Tschechoslowakei eingegliedert worden waren,
wurde dieser Name allgemein für die innerhalb der neu gegründeten
Tschechoslowakei wohnenden etwa 3,5 Millionen Deutschen verwandt, die vor allem
um Eger, Karlsbad, Aussig, Reichenberg und Troppau in geschlossenen deutschen
Sprachgebieten lebten und 28 Prozent der Stadtbevölkerung (1930 Karlsbad 87,
Eger 80, Reichenberg 78, Aussig 75, Troppau 61 Prozent). Innerhalb der
Tschechoslowakei wurden ihre Rechte immer stärker eingeschränkt und 840000
Hektar Land enteignet und fast ausschließlich Tschechen übertragen. 1933 wurde
die Deutsche Nationalpartei in der Tschechoslowakei verboten. Danach bildete
sich die sudetendeutsche Heimatfront unter Konrad Henlein. Sie wurde 1935 mit
66 % aller deutschen Stimmen die stärkste Partei der Tschechoslowakei (1938 92
% aller deutschen Stimmen). Am 29. 9. 1938 wurde das von der Tschechoslowakei
angenommene Münchener Abkommen beschlossen, das die Abtretung
der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich vorsah. Am 1. 10. 1938
besetzten deutsche Truppen das Land (29000 Quadratkilometer mit 3,4 Millionen
Einwohnern). Aus dem Kern des sudetendeutschen Gebiets wurde der Reichsgau S.
(Hauptstadt Reichenberg) unter dem Reichsstatthalter Konrad Henlein gebildet.
1945 kam das Gebiet an die Tschechoslowakei zurück. Allen Deutschen wurde die
Staatsangehörigkeit aberkannt. Ihr Vermögen wurde entschädigungslos enteignet.
Bei der anschließenden Vertreibung kamen etwa 400000 Menschen um. 1,9 Millionen
gelangten in die westliche Besatzungszonen (Bayern, Hessen), 800000 in die
sowjetische Besatzungszone und 140000 nach Österreich, etwa 250000 blieben
zurück.
L.: Pfitzner, J., Sudentendeutsche Geschichte, 2. A. 1937; Das
Sudetendeutschtum, hg. v. Pirchan, G., 2. A. 1939; Aubin, H., Geschichtliche
Kräfte im Sudetenraum, 1941; Sudetenland. Ein Hand- und Nachschlagebuch, hg. v.
Kurth, K., 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50;
Urban, R., Die sudetendeutschen Gebiete nach 1945, 1964; Brügel, J., Tschechen
und Deutsche 1918-1938, 1967; Sudetenland in Europas Mitte, hg. v. Loebel, H.
v., 1987; Franzel, E., Sudetendeutsche Geschichte, 1990; Ermacora, F., Die
sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, 1992; Dokumente zur Austreibung der
Sudetendeutschen, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher
Interessen, 1992; Habel, F., Eine politische Legende. Die Massenvertreibung von
Tschechen aus dem Sudetengebiet 1938/39, 1996; Gebel, R., Heim ins Reich, 1998;
Zimmermann, V., Die Sudetendeutschen im NS-Staat, 1999; Odsun, bearb. v.
Hoffmann, R. u. a., 2000. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Vianen (Herrschaft). Die Herrschaft V. in den späteren Niederlanden gehörte zu Brederode, dann zu Dohna. 1687 wurde sie von den Grafen von Lippe erheiratet. 1725 fiel sie durch Abtretung an die Generalstaaten der Niederlande zurück. (AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft,
Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See,
Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470
von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756 pagus Valdensis
(Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als Grafschaft W. seinem
Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem 1032 an das Deutsche
Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg abgetrennt. Seit 1207
und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 drangen die
Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14. Jahrhundert fast das gesamte
Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und Freiburg im Üchtland durch
Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und machten sie zu gemeinen
Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1536 besetzte
Bern die W. und das Hochstift Lausanne und verwaltete sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und
Wallis als Herrschaft. 1555 erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete
Savoyen auf die W., die 1616 ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798
löste sich W. als République Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als
Kanton Léman der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der
Schweiz (3219 bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1.
3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt,
Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois,
888-1250, 1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd.
1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud;
La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990;
Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays
de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz,
G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Westphalen (Königreich). Durch Dekret vom 18. 8.
1807 bildete Napoleon nach dem Frieden von Tilsit, in dem Preußen alle
linkselbischen Gebiete aufgeben musste, für seinen Bruder Jerôme ein Königreich
W. mit 688 Quadratmeilen bzw. fast 40000 Quadratkilometern und fast 2 Millionen
Einwohnern. Es bestand nach Ausweis des Art. 1 der Konstitution vom 15. 11.
1807 aus dem bisherigen Herzogtum Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel), aus
Hessen-Kassel (ohne Hanau, [Schmalkalden und] Niederkatzenelnbogen
[Niedergrafschaft Katzenelnbogen]) nebst Rinteln und Schaumburg, aus den
hannoverschen Gebieten Göttingen, Grubenhagen nebst den Zubehörungen von
Elbingerode, Osnabrück und im Harz, aus den linkselbischen preußischen Gebieten
Altmark, Magdeburg, aus dem Gebiet von Halle (an der Saale), aus Halberstadt,
Stolberg, Wernigerode (Stolberg-Wernigerode), Hohnstein, Hildesheim,
Quedlinburg, Goslar, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen, Minden, Ravensberg,
Paderborn und Münster, aus den sächsischen Ämtern Gommern, Barby und Treffurt
sowie dem sächsischen Anteil an der Grafschaft Mansfeld, aus Corvey-Höxter
(Corvey) und aus der Reichsgrafschaft Kaunitz-Rietberg (Rietberg). Es war
Mitglied des Rheinbunds. Hauptstadt war Kassel. Am 15. 10. 1807 erhielt das als
aufgeklärter Modellstaat gedachte Königreich eine von liberalen Grundsätzen
beherrschte Verfassung (Volksvertretung mit 70 Vertretern des Grundeigentums,
15 der Kaufleute und Fabrikanten sowie 15 der Gelehrten), mit der auch der Code
Napoléon als Gesetzbuch eingeführt wurde. Politische Ziele waren die
Beseitigung der Standesvorrechte, die Befreiung von der Leibeigenschaft und die
Einführung der Gewerbefreiheit. Faktisch wurde das in die Departements Elbe,
Saale, Harz, Oker, Leine, Werra, Fulda und Weser eingeteilte Land diktatorisch
regiert. Die Universitäten Helmstedt, Rinteln und Paderborn wurden aufgelöst,
die Klöster und Stifte aufgehoben. 1809 kam es zu Aufständen. Am 14. 10. 1810
erhielt das Königreich aus der Auflösung Hannovers 468 Quadratmeilen mit 647000
Einwohnern (Hannover ohne Lauenburg). Am 12. 10. 1810 musste es Abtretungen im Nordwesten an Frankreich zulassen. Am
1. 10. 1813/26. 10. 1813 zerfiel das scheinkonstitutionelle Königreich.
Hessen-Kassel lebte sofort wieder auf, die übrigen Gebiete wurden zunächst von
einem Zentralverwaltungsrat geführt und 1815 meist an die früheren Herren
zurückgegeben.
L.: Kleinschmidt, A., Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893; Weidemann,
J., Neubau eines Staates. Das Königreich Westphalen, 1936; Kohl, W., Die
Verwaltung der östlichen Departements des Königreichs Westphalen 1807-14, 1937;
Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen,
1973; Regierungsakte des Königreiches Westphalen, hg. v. Rob, K., 1992; Nedden,
C. zur, Die Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003; Bethan, A.,
Napoleons Königreich Westphalen, 2012; Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Wiesentheid (reichsunmittelbare Herrschaft). Das 892
erstmals erwähnte W. bei Kitzingen war Mittelpunkt einer Herrschaft. Sie
unterstand seit 1452 den Fuchs von Dornheim. Valentin Fuchs kaufte 1547 das
Schloss mit Zubehör von den Grafen von Castell als Erblehen. Durch Heirat der
Witwe des Georg Adolf Fuchs von Dornheim mit Johann Otto von Dernbach (1678)
kam die zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft
an die Herren von Dernbach. 1675 wurden die Inhaber in den
Reichsfreiherrenstand, 1678 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1681 erlangte der
Graf Sitz und Stimme beim fränkischen Reichskreis und beim fränkischen
Reichsgrafenkollegium. 1692 gab der Ritterkreis die Herrschaft frei. 1701/1704
fiel sie durch Heirat an die Grafen von Schönborn (W., Atzhausen, Geesdorf
[Goesdorf], Wald von Obersambach), während Järkendorf, Abtswind, Schwarzenau
und Kirchschönbach durch Abtretung an Würzburg
und Heimfall verlorengingen. Um 1800 umfasste die Herrschaft mit 9 Dörfern ein
Gebiet von einer Quadratmeile mit etwa 1300 Bauern. 1806 fiel sie zunächst an
Bayern, das sie 1810 an das Großherzogtum Würzburg abtrat und sie mit diesem
1814/1815 zurückerhielt.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 10; Wallner 693 FränkRK 24; Domarus, M.,
Wiesentheid. Seine Bedeutung und seine Geschichte, 1953; Domarus, M.,
Territorium Wiesentheid, 1956.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)
Zwiefalten (Abtei, Reichsabtei). 1089 wurde die
zunächst für Altenburg am Neckar geplante Benediktinerabtei Z. bei Reutlingen
unter Hirsauer Einfluss von den papsttreuen Grafen Kuno (Cuno) und Luitold
(Liutold) von Achalm gegründet. Die Vogtei kam von den Stiftern über mehrere
Inhaber (1093 Welfen, Staufer, Grafen von Hohenberg, Herren von Emerkingen und
von Stein) 1303 an Österreich (Habsburg), 1365 als Lehen sowie 1491 endgültig
an Württemberg. Durch zahlreiche Gaben gewann Z. viele Güter (in 29 Orten, Urbar
1425, 800-1180 Hufen) einschließlich der Herrschaft über 26 (bzw. 35) Dörfer
(weitere Rechte in 93 Orten). 1751 erlangte die Abtei nach erfolgreicher Abwehr
(1491, 1535, 1570) der Eingliederungsversuche Württembergs und Zahlung von
210000 Gulden sowie Abtretung dreier Dörfer an
Württemberg die Reichsunmittelbarkeit. Sie war Mitglied im schwäbischen
Prälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis. Bis zur Säkularisation
gehörten ihr die Dörfer Aichelau, Aichstetten, Attenhöfen (Attenhofen), Baach, Bechingen,
Daugendorf, Dürrenwaldstetten, Emeringen, Gauingen, Geisingen, Gossenzugen,
Hochberg, Huldstetten, Ittenhausen, Kirchen (Kirchheim), Lauterach, Mörsingen,
Neuburg, Oberstetten, Oberwilzingen, Offingen, Pfronstetten, Reichenstein,
Sonderbuch, Tigerfeld, Upflamör, Wilsingen, Zell, die Schlösser Mochental
(Mochenthal) und Ehrenfels sowie viele einzelne Höfe, Häuser und Gefälle in
fremden Gebieten und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg bei Gammertingen.
1803 fiel sie mit 3,3 Quadratmeilen bzw. 38 Quadratkilometern und 8000 bzw.
4800 Einwohnern an Württemberg und wurde aufgehoben. Über Württemberg gelangten
die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Zeumer 552 II a 36, 15; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Zürcher, R./Hell, H., Zwiefalten,
1967; Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Setzler, W., Kloster
Zwiefalten. Eine schwäbische Benediktinerabtei zwischen Reichsfreiheit und
Landsässigkeit, 1979; Quarthal, F., Kloster Zwiefalten zwischen Dreißigjährigem
Krieg und Säkularisation, Monastisches Leben und Selbstverständnis im 6. und 7.
Saeculum der Abtei, 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, hg. v. Pretsch, H.,
1990; Eberl, I., Zwiefalten, LexMA 9 1998, 733; Weingarten, H., Herrschaft und
Landnutzung, 2006.
(AAAAheld12aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20170719.docx)