Schroeder, Klaus-Peter, „Tod den Scholaren!“. Studentische Kriege, Revolten, Exzesse und Krawalle an der Heidelberger Universität von den Anfängen bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts (= Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte Band 4). Winter, Heidelberg 2016. IX, 240 S., 19 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Zur Geschichte des Menschen gehört auch die Geschichte der Konflikte unter ihnen, zu denen beispielsweise Kriege, Revolten, Exzesse und Krawalle gezählt werden können. Sie stehen dem gewünschten Zusammenleben nach allseits anerkannten Grundsätzen in gleicher Weise gegenüber wie die Krankheit der Gesundheit. Weil sie aber jedenfalls bisher Teil des menschlichen Zusammenlebens waren, verdienen sie ebenso wie der geordnete Ablauf eine zusammenfassende Darstellung, bei der sie mit gesteigerter Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit rechnen können.

 

Der nach seiner zweiten juristischen Staatsprüfung des Jahres 1973 bis 2006 als langjähriger und erfolgreicher Schriftleiter der führenden deutschen Ausbildungszeitschrift Juristische Schulung in Frankfurt am Main tätige und seit 2005 als Präsident der Heidelberger Rechtshistorischen Gesellschaft fungierende Verfasser des vorliegenden Werkes hat sich nach seinen früheren Veröffentlichungen über die Verfassungsgeschichte Wimpfens, das alte Reich und seine Städte (Untergang und Neubeginn – die Mediatisierung der oberdeutschen Reichsstädte im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1802/1803) sowie eine deutsche Rechtsgeschichte in Lebensbildern (2001) besonders der Universitätsgeschichte Heidelbergs angenommen und dementsprechend in dem Jahre 2010 eine Geschichte der Heidelberger juristischen Fakultät im 19. und 20. Jahrhundert und 2014 eine Geschichte von 1386 bis 1802 vorgelegt. Diese Werke erweitert er nunmehr auf die gesamte Universität und konzentriert sie zugleich  auf die Störungen, die das kleine Umschlagfoto durch das älteste Mensurbild (Friedrich Rottmann um 1820) versinnbildlicht.

 

Die Darstellung gliedert sich in insgesamt 19 zeitlich geordnete Abschnitte, die mit Hermann Grubes Originalnovelle aus der Urgeschichte der Universität Heidelberg einsetzen und bis zur Hochschulreform und Studentenbewegung reichen. Zwar steht dabei der Studentenkrieg im Vordergrund, doch wird in diesem Rahmen im Kern eine vollständige Universitätsgeschichte vor allem in Hinblick auf die Unterschiede zwischen gesamter Stadt und in ihr aufgenommener Universität geboten. Wer immer sich für das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Studentenschaft in der Vergangenheit interessiert, kann durch das interessante Werk vielfältige Belehrung und Bereicherung etwa auch über das prandum doctorale oder das Verhalten der Professoren anlässlich der Beurlaubung aller im öffentlichen Dienst beschäftigten Angehörigen der jüdischen Rasse unter dem 5. April 1933 erfahren.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler