Öffner, Andreas, Die Macht der Interessen. Die deutsche Automobilindustrie in der Europäischen Union (= Münchner Beiträge zur europäischen Einigung Band 26). Nomos, Baden-Baden 2016. 249 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der einzelne Mensch hat von seinen ersten Anfängen an jeweils eigene Interessen, die vielfach in Gegensatz zu den Interessen von Mitmenschen treten können. Ein besonders gewichtiges Interesse ist es, mit möglichst geringem Aufwand möglichst hohe Einnahmen zu erzielen, was insbesondere für den gesamten Sektor der Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist. Dem ist vor allem seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das allgemeine Interesse an der Erhaltung einer möglichst wenig durch den Menschen geschädigten Umwelt entgegengetreten.

 

Mit einem sehr interessanten Teilaspekt dieser Gesamtthematik beschäftigt sich die ansprechende Untersuchung des in politischer Wissenschaft, Rechtswissenschaft und Wirtschaftspolitik in München ausgebildeten, in der europäischen Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie im Bereich Key Account, Sales & Marketing auf nationaler und internationaler Ebene tätigen Verfassers, die 2015 als Dissertation an dem Geschwister-Scholl-Institut für politische Wissenschaft in München eingereicht wurde. Sie gliedert sich in insgesamt acht Abschnitte. Dabei folgen der Einleitung (Relevanz und Einordnung des Themas, Forschungsfrage, Forschungsstand, Arbeitsthese, Methode und Aufbau) Kapitel über die Interessensvertretungsstrategien in der Europäischen Union, über den Klimaschutz als Problem von Politik und Industrie, über die Akteure im Politikprozess, zwei Fallstudien über CO2 und Euro 5/6, eine vergleichende Analyse der beiden Fallstudien und ein Fazit.

 

Im Ergebnis kann der seine theoretischen Instrumente gekonnt und sicher verwendende Verfasser zeigen, dass die deutsche Automobilindustrie in der Europäischen Union durchaus gewisse Erfolge für sich verbuchen konnte. Insgesamt aber konnte und kann sie den Bedeutungsgewinn von Umweltinteressen zwar verzögern und modifizieren. Letztlich aber muss und wird sich unter dem Druck drohender allgemeiner Schäden mehr und mehr die Einsicht durchsetzen, dass das egoistische Interesse Einzelner (wie etwa der Automobilindustrie) mit dem Gesamtinteresse der Allgemeinheit in einen möglichst verträglichen Ausgleich gebracht werden muss, wenn die Menschheit überleben will, so dass letztlich die Macht der Interessen der deutschen Automobilindustrie trotz vielfältiger intensiver Anstrengungen auf unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Formen nur relativ sein kann und  ist.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler