Lehnwörter im Slawischen. Empirische und crosslinguistische Perspektiven, hg. v. Kelih, Emmerich/Fuchsbauer, Jürgen/Newerkla, Stefan Michael (= Sprach- und Kulturkontakte in Europas Mitte Band 6). Lang, Frankfurt am Main 2015. 262 S., 22 Tab., 6 Graf. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit seinem Verstand und seinen Sinnen hat der Mensch weitreichende Möglichkeiten des Erkennens und Erlernens erlangt, die ihn zu vielfältiger Nachahmung von Erfahrungen befähigen. Mit der Entwicklung der Sprache hat sich daraus auch die Fortsetzung und Übernahme von Lautgestaltungen ergeben. Wie grundsätzlich jeder in zahllosen sozialen Kontakten allmählich Sprachvermögen gewinnt, so ist wohl seit dem Anfang mehrerer Sprachen nebeneinander auch die Übernahme von Wörtern aus einer (fremden) Sprache in die eigene Sprache möglich.

 

Der vorliegende Sammelband geht auf ein internationales Treffen über Lehnwörter im Slawischen an dem Institut für Slawistik der Universität Wien vom 25. bis 26 September 2014 zurück und stellt die dortigen Beiträge mit zwei Ausnahmen der Allgemeinheit in leicht greifbarer Form zur Verfügung. Nach der Einleitung der Herausgeber wurde als Ausgangspunkt für die weiterführende theoretische, methodologische und empirische Auseinandersetzung das in der Sprachtypologie und vergleichenden Sprachwissenschaft verankerte Projekt Loanwords in the world’s languages von Haspelmath, Martin/Tadmor, Uri, 2009 herangezogen, das von einem Grundbestand von 1460 lexical meanings (Basisliste von rund 1500 Begriffen) ausgeht. Das besondere Ziel war es dabei, das bisher (abgesehen von dem Niedersorbischen) in diesem Rahmen vernachlässigte Slawische den bereits mehr als 40 erfassten Sprachen zumindest grundsätzlich zuzugesellen.

 

Im Ergebnis versuchen dies nach einer Einleitung der in Wien und Regensburg tätigen Herausgeber insgesamt neun Studien. Sie beginnen mit Lehnwörtern im Basiswortschatz (Slowenisch) und einem frequenzbasierten Ansatz (Kroatisch) und reichen bis zu dem Inner-Slavic contact from a corpus driven perspective, wobei vor allem Altkirchenslawisch, Bulgarisch, Deutsch, Kroatisch, Mazedonisch, Slowakisch, Slowenisch, Tschechisch und Türkisch einbezogen sind. Insgesamt werden hierbei vielfältige gegenwärtige Ansätze der allgemeinen wie besonderen Lehnwortforschung sachkundig vorgetragen und weiterführend theoretisch und methodisch erörtert, so dass hoffentlich möglichst bald das Slawische insgesamt auch konkret in das Gesamtunternehmen der weltweiten Lehnwortforschung eingebracht werden kann.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler