Kudlich, Bettina, Juraprofessoren an der Universität Erlangen in den Jahren 1933-1945. Ausbildung und Forschung an der juristischen Fakultät Erlangen im Dritten Reich. Shaker, Aachen 2015. XVII, 243 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das 1002 erstmals erwähnte Erlangen an der Regnitz in Mittelfranken wurde am 4. 11. 1743 in der Markgrafschaft Bayreuth Sitz einer der Aufklärung verpflichteten, 1792 an Preußen fallenden und 1810 an Bayern gelangenden Universität. Die politische Haltung ihrer Studenten der Rechtswissenschaft zwischen 1918 und 1945 wurde von Manfred Franze in einer Dissertation des Jahres 1972 untersucht. Eine vertiefte Behandlung der rechtswissenschaftlichen Professoren der nationalsozialistisch beherrschten Zeit fehlte dagegen bisher.
Die Verfasserin schließt in ihrer Regensburger, durch Diagramme und Tabellen veranschaulichten Dissertation des Jahres 2014 diese Lücke. Gegliedert ist die unvoreingenommene, vorsichtig wie umsichtig abwägende Studie nach einem Prolog über den allgemeinen deutsche Forschungsstand und den besonderen Erlanger Forschungsstand sowie über die Einführung neuer Hochschulstrukturen ab 1933 in zwei Teile. Sie betreffen die Ausbildung des akademischen Nachwuchses an der Erlanger rechtswissenschaftlichen Fakultät zwischen 1933 und 1945 (1600 Promotionen zwischen 1933 und 1945, vor allem zwischen 1933 und 1936) und die Professoren dieser Zeit.
Erfasst werden dabei im Einzelnen Friedrich Eduard Theodor Lent, Eugen Ferdinand Locher, Theodor Ludwig Süß, Erich Carl Richard Berneker, (der mit einer Frau aus jüdischer Familie verheiratete Nichtjurist) Bernhard Gustav Adolf Kübler, Erwin Oskar Friedrich Seidl, (Honorarprofessor) Eberhard Hans Theodor Freiherr Scheurl von Defersdorf, Max Johann Wenzel, Hans Wilhelm Ludwig Liermann, Franz Friedrich Gerhard August Köhler und Thomas Emil Würtenberger. Im Ergebnis stellt die Bearbeiterin zutreffend fest, dass die einzelnen Professoren trotz weitestgehend ähnlicher deutschnationaler Einstellung zwischen 1918 und 1933 gegenüber der nationalsozialistischen Regierung Adolf Hitlers teils Ablehnung (Lent, Süß?, Locher), teils aber auch Unterstützung (Köhler, Würtenberger, Scheurl von Defersdorf, Wenzel, Liermann) erkennen lassen. Daraus schließt die Verfasserin ansprechend, dass sich die Erlanger Professoren der Rechtswissenschaft grundsätzlich den politischen Wandlungen anpassten, aber wohl nicht in besonderem Maße an der nationalsozialistischen „Revolution“ Teil nahmen.
Innsbruck Gerhard Köbler