Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition, hg. im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin v. Hartmann, Christian/Vordermayer, Thomas/Plöckinger, Othmar/Töppel, Roman, 2 Bände. Stiftung zur wissenschaftlichen Erforschung der Zeitgeschichte, München 2016. 1966 S., Ill. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Am  8. November 1923 stieg der in Braunau 1889 geborene Österreicher Adolf Hitler als Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei während einer Versammlung im Bürgerbräukeller in München auf einen Stuhl, schoss mit einer Pistole in die Decke und rief: „Die nationale Revolution ist ausgebrochen. Die bayerische Regierung ist abgesetzt. Eine provisorische Reichsregierung wird gebildet.“ Am 9. November führte er mit dem früheren General Erich Ludendorff einen Marsch zur Feldherrnhalle an, der mit drei toten Polizisten und 16 toten Anhängern endete. Wegen dieses Putschversuchs wurde Erich Ludendorff freigesprochen und Adolf Hitler wie drei andere Angeklagte am 1. April 1924 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt.

 

In der 264 Tage dauernden Festungshaft Zelle 7in Landsberg am Lech verfasste Adolf Hitler unter günstigen Umständen eine Schrift mit dem Arbeitstitel Viereinhalb Jahre Kampf gegen Lüge, Dummheit und Feigheit, die er am 16. Oktober 1924 abschloss und den vor der Feldherrnhalle Gefallenen widmete (23 Manuskriptblätter du Konzeptblätter  der ersten sieben Kaptel in Handschrift erhalten). Am 18. Juli 1925 erschien in dem der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gehörigen Verlag Franz Eher in der Schrift Unger-Fraktur das Werk mit dem Titel Mein Kampf und dem Untertitel Eine Abrechnung in einer Auflage von 10000 Exemplaren zu einem Preis von zwölf Mark, am 10. Dezember 1926 der zweite Band mit dem Untertitel Die nationalsozialistische Bewegung (zusammenfassende Volksausgabe beider Teile 1930, ab 1933 in der Schrift Antiqua). Insgesamt wurden von dem Werk bis 1944 bzw. bis zu Hitlers Selbsttötung am 30. April 1945 rund 12,4 Millionen Exemplare in 1031 Auflagen abgesetzt und wohl teilweise gelesen.

 

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs verboten die alliierten Siegermächte den Verlag Franz Eher als eine nationalsozialistische Einrichtung und im März 1946 ordnete die Spruchkammer München die vollständige Einziehung des in Bayern gelegenen Nachlasses Adolf Hitlers an, wobei Vermögen und Urheberrechte später auf Bayern übertragen wurden. Obwohl der antiquarische Erwerb möglich war, wurde aus politischen Gründen von Bayern eine Neuauflage während des Bestehens der Urheberrechte verhindert und erst 2009 die rasche Zulassung einer kritischen Ausgabe seitens des Wissenschaftsministers Bayern verkündet. Zeitweise mit einer später wieder zurückgenommenen Zusage von 500000 Euro Fördermitteln zwecks Entmystifizierung bedacht, ist in Abwägung zwischen Meinungsfreiheit und Opferwürdigung am 8. Januar 2016 eine mit 3500 kritischen, dem Autodidakten und späteren Schreibtischmassenmörder Adolf Hitler aus nachträglicher Sicht ins Wort fallenden und nach mehrjähriger Forschung Fehler sowie Unwahrheiten („was er verschwieg, welche Unwahrheiten er bot, welche Irrtümer ihm unterliefen oder wie er sich selbst widersprach“) aufdeckenden Anmerkungen vierer sachkundigster wissenschaftlicher Zeithistoriker versehene, die Schrift Scala und ein fast DIN A 4 erreichendes Foormat verwendende doppelseitige Ausgabe (rechts Erstausgabe, unten und links kritische „Umzingelung“, vor jedem Kapitel kurze Einführungen über die jeweiligen Umstände) durch das Institut für Zeitgeschichte in eigener Verantwortung im Selbstverlag und unter Verwendung der gewährten Mittel erschienen, die unter Würdigung durch sachkundige Rezensenten dazu beitragen kann und wird, dass Adolf Hitlers damalige Ausführungen als nur noch historische Zeugnisse von Verirrung und Verwirrung in der Gegenwart jeglicher politischer Überzeugungskraft entbehren, und die am Erscheinungstag bei einer Auflage von 4000 Exemplaren und einem verhältnismäßig annehmbaren Preis von knapp 60 Euro bereits 15000 Bestellungen verzeichnen konnte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler