Gaitzsch, Jens, Lebenslang verbannt Die Gefangenschaft der Gräfin Cosel 1716-1765. Zum 250. Todestag der Anna Constantia von Cosel. Sax Verlag, Beucha 2015. 288 S., 51 Abb. Besprochen von Ulrich-Dieter Oppitz.

 

Am 22. November 1716 erfolgte an der preußisch-sächsischen Grenze nahe Halle die Übergabe der gefangenen Gräfin Anna Constantia von Cosel, damals 36 Jahre alt, aus dem Herrschaftsbereich des preußischen Königs Friedrich Wilhelms in den Herrschaftsbereich des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen, seit 1697 als August III. König von Polen. Damit hatte eine Episode, welche die Gräfin Mitte Dezember 1705 mit einem geheimen Vertrag zur Gemahlin zur Linken machte, ihr Ende gefunden. Bereits ab Dezember 1713 war sie vom Dresdner Hof auf das Schlösschen Pillnitz bei Dresden entfernt worden. Die Geburt eines Sohnes und zweier Töchter waren nicht geeignet die Entfremdung zwischen den Ehepartnern zu beeinflussen. Um eine erneute Flucht der Gräfin zu verhindern, wurde sie auf die Festung Stolpen gebracht, die sie bis zu ihrem Tode (49 Jahre später) nicht mehr verlassen sollte. Gaitzsch schildert Jahr für Jahr die Ereignisse um die prominente Gefangene und die Schikanen, denen sie teilweise auf Befehle des Königs, teilweise auf Initiativen einzelner anderer ausgesetzt war. Der Verfasser hat als langjähriger Museumsmitarbeiter in Stolpen die notwendige Sachkenntnis. Die Kenntnis der Bestände des Museum kommt vor allem den gut ausgewählten Abbildungen zugute. Gerade bei dem sächsischen Taler (Abb. 18) wäre jedoch zu wünschen gewesen, dass die Zeichnungen der Rückseite stärker profiliert hervorgehoben worden wären. Der Spottname „Hymen“ für die Gräfin ist wohl weniger mit einem griechischen Gott Hymenäus in Verbindung zu bringen (S. 27), sondern sehr viel profaner, wie dies schon Thomas Mann in seinen Buddenbrooks ausdrückte, …des Königs Schwert und seine Scheide. Der Verfasser weist in seinem Vorwort auf die reichhaltigen Archivbestände hin, der er für die Arbeit genutzt habe. Beeindruckend sind dann S. 282-287 die genannten Quellen. Leider sind diese Quellen in wissenschaftlich unverwertbarer Weise in den Text eingeführt. Der Verfasser verzichtet (S. 10-251) auf jegliche Quellenangabe. Im Vorwort erwähnt er dazu „Aus den Schriftquellen übernommene Zitate sind kursiv gesetzt und wurden dem heutigen Sprachgebrauch und der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst“. Kurz gefasst: was kursiv gedruckt ist, kann so im Original stehen oder auch nicht. Jedenfalls hat der Benutzer keinerlei Kontrollmöglichkeit. Zu dieser laienhaften Aufarbeitung eines überaus interessanten Themas gehört es dann, dass das Buch kein Personenregister hat.  Ein schlecht gelungenes Gelegenheitsbuch, das wohl nur dem naheliegenden Jubiläum seine Entstehung verdankt.

 

Neu-Ulm                                                                                                        Ulrich-Dieter Oppitz