Bähr, Johannes, Werner von Siemens 1816-1892. Beck, München 2016. 576 S. 150 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Auf der Welt ist alles vergänglich, darunter auch der einzelne Mensch. Allerdings kann er über sein Leben hinaus fortwirken, sei es durch die Vererbung seiner Gene, sei es durch die Fortführung seiner Werke oder sei es durch die Pflege seiner Erinnerung. Zu den eher wenigen, denen dieses besondere Ergebnis in erkennbarer allgemeiner Breite beschieden ist, gehört der aus einer 1384 erstmals erwähnten Familie in Goslar stammende, in Lenthe in dem Königreich Hannover an dem 13. Dezember 1816 als viertes Kind eines wenig erfolgreichen Gutspächters geborene Erfinder und Industrielle Werner Siemens.

 

Mit ihm beschäftigt sich die zum bevorstehenden 200. Geburtstag des Unternehmers erschienene, gewichtige Biographie des 1956 geborenen, in Geschichte und Politikwissenschaft in Freiburg im Breisgau und München ausgebildeten, in München 1986 promovierten, an der Freien Universität in Berlin 1998 habilitierten und derzeit an der Universität Frankfurt am Main lehrenden Verfassers. Er ist in den letzten Jahren etwa durch Arbeiten über die MAN (2009), Bosch (2013), Jürgen Ponto (2013) und die Münchener Rückversicherung (2015) hervorgetreten. Mit Werner Siemens schließt er an diese Untersuchungen hervorragender Unternehmer und Unternehmen vorzüglich an.

 

Grundlage hierfür sind neben der kurz vor dem Tode veröffentlichten Autobiographie rund 6500 erhaltene Briefe des das Katharineum in Lübeck 1834 vorzeitig ohne förmlichen Abschluss Verlassenden und 1839/1840 Verwaisten mit seinen Geschwistern mit vielen privaten wie geschäftlichen Mitteilungen. Sie zeigen, wie der 1835 aus Geldmangel statt des angestrebten Technikstudiums den Dienst bei der Artillerie Preußens aufnehmende und die zugehörige Ingenieurschule besuchende Werner Siemens nach der Begründung des dynamoelektrischen bzw. elektrodynamischen Prinzips und der Entwicklung des ersten elektrischen Generators 1847 kurz vor dem Ausscheiden aus der Armee mit dem Mechaniker Johann Georg Halske eine Werkstatt zwecks Vermarktung des gerade patentierten Telegrafenapparats eröffnete, rasch zum Monopollieferanten Preußens aufstieg und nach dem Ausscheiden Halskes 1867 sich auf ein Familienunternehmen nach dem Vorbild der Familie Rothschild konzentrierte. Nach Erfindung der Dynamomaschine lehnte der am 5. Mai 1888 Geadelte selbst zwar nach wie vor Fremdkapital ab, doch wandelte sein jüngerer Bruder Carl auf Grund des starken Wettbewerbs 1897 das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um, der als internationaler Konzern noch in der Gegenwart weltweite Bedeutung und Anerkennung zukommt.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler