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Biermann, F., Der Weserraum im hohen und späten Mittelalter, 2006 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Napoleon. Trikolore und Kaiseradler über Rhein und Weser, hg. v. Veltzke, V., 2007 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Amelungsborn (Kloster). Um 1129/1135 stiftete der
Graf von Northeim-Boyneburg (Northeim-Bomeneburg) am Südrand des Odfeldes das
Zisterzienserkloster A. bei Holzminden. Es war Mutterkloster von Riddagshausen
und Doberan, von denen wiederum Isenhagen-Marienrode, Wilhelmshausen
(Walshausen), Dargun und Pelplin ausgingen. Vor allem durch die Edelherren von
Homburg und die Grafen von Everstein erhielt es viele Güter zwischen Weser und Leine (Allersheim, Schnettinghausen
[Schnedinghausen], Erzhausen, Bruchhof), aber auch in Mecklenburg (in Satow und
Dranse). Die mecklenburgischen Güter gingen im 14. Jahrhundert verloren. Im 16.
Jahrhundert geriet das Kloster unter die Abhängigkeit der Herzöge von
Braunschweig, die 1568 die Reformation einführten. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Heutger, N., Das Kloster Amelungsborn im Spiegel der
zisterziensischen Ordensgeschichte, 1968. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Asterburgi (territorium Osterborch), Osterburg (Gau
am Oberlauf der Weser südlich Rintelns)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 31, IV, 10, 14,
Asterburgi. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Augau (Gau um Höxter, Corvey und Holzminden an
der mittleren Weser, Auga)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 2 (Forst bei
Bevern); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960 82; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 20, 24, III, 30 [Auga, pagus
Augensis, pagus Auguensis, Auganagavvi, Ahagewe; Polenz, P. v.,
Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert,
Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 40 Auga;
Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 9.
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Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prigni, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in
bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf
von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach
dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach
die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen
ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch
Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser
wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog
allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B.
im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz
Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und
Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d.
h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den
jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen Adelsunruhen
und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark
an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen Orden). Am
8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen Stände seinen
Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene
Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum
und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B., Altmark und Teile
der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht
des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte
(u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte
1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450
Wernigerode und gewann die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die
Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und
Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des
Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der
Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den
fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach,
Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des
Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg).
Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark
residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über
Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde
Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an der Oder gegründet,
1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica
bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die
Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich
erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte.
1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die
Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444
Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder
Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen
(die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee,
Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg
der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619 der endgültige
erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst
(1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt mit Hohnstein
und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die Anwartschaft auf das
Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim
als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und
begründete den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere
B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die
Universität Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das
1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit
Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der
Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz,
aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise
Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten
Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst
(teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen
Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens
Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine
Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone,
seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952
bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus
der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das
Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam)
wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und
Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau
[Uckermark] und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der
Bundesrepublik und zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer
Vereinigung mit Berlin scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S.
Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.;
Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung
des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen
1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist.
Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin,
1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in
Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der
amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der
Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v.
Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen,
E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze,
J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas
von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches
Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff.,
Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und
Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R., 1964ff.;
Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten Mark
Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und die
Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009; Winkelmann, J., Die Mark Brandenburg des 14.
Jahrhunderts, 2011;Heiemann, F., Die Luxemburger in der Mark Brandenburg unter
Kaiser Karl IV. und Sigismund von Luxemburg (1373-1415), 2014.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031 Brunesguik).
Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an
Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter des
Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und
Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218),
Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis
Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg),
König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218
kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II.
Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an
das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb
Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der
Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück
und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen
Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer
Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde
Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel,
Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im
Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt
Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis
1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig
sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch
Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um
Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das
Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der
Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger
Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem
Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer
Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen,
Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach
der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die
Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie
erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente
Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres
Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg)
vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg
1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das
Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum
Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung).
1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt
(zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue
Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam
Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von
1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück],
Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe,
Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an
Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg],
Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg,
Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an
Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die
welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das Fürstentum
Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim
und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz
und Weser und den Städten Braunschweig,
Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim,
Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in
Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in
Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft
Diepholz erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben
(Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der
Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover
König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum Königreich
Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums
Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem
Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl
aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem
norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig.
Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren
hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine
Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung
regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige
Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche
Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine
Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in
die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht
(Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch die
Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990
Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im
Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen
Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete)
im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz). Das
787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte, zunächst
dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als Ersatz für
das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die Missionierung des
skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947 eingerichteten nordischen
Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber 1104 an das neugegründete
Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft der Erzbischöfe reichte
zunächst von Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen (1270), beschränkte
sich dann aber auf das Gebiet zwischen Weser und
Elbemündung (2. H. 11. Jh. alle Grafschaften des südelbischen Teils des
Bistums, 1144/1236 Anfall der Grafschaft Stade nach dem Tode des letzten Grafen
von Stade 1144), in dem 1234 Stedingen, 1306 Kehdingen und 1524 Wursten erlangt
wurden. Die Versuche, die seit dem 13. Jahrhundert verlorene Herrschaft über
die Stadt Bremen zu erringen, scheiterten zwischen 1363 und 1395. Gegen den
Widerstand der letzten katholischen Erzbischöfe Christoph († 1558) und Georg (†
1566) setzte sich seit 1535 die Reformation durch. 1621/1632 wurde das
Hochstift von Dänemark bzw. Schweden besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648
wurde es wie Verden als Herzogtum (Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden zugesprochen.
1712 ging es durch Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover verkaufte,
dem es Schweden 1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94 Quadratmeilen
und rund 180000 Einwohnern von Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810 dem
Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam es
zu Hannover und mit diesem 1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an
Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis
zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren
bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G.,
Die Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann,
G., Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933;
Glaeske, G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962; Schomburg,
D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 1964;
Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der
Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den
Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bremen (freie Reichsstadt, Republik, Land,
Bundesland). B. (and. „an den Rändern“) wird erstmals 781/782 genannt. Seit
787/789 entstand auf einem Dünenhügel zwischen Weser
und Balge der Dom des Bischofssitzes B. (845/847 Erzbistum). 937 übertrug König
Otto I. die königliche Grundherrschaft an den Erzbischof von B. und gewährte
965 Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger vom König und vom Erzbischof
verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst erwähnten Rat erkämpfte sich
die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherren. Von 1303 bis 1308
zeichnete sie unter Anlehnung an den Sachsenspiegel ihr Recht auf. Als Mitglied
der Hanse (seit 1358) erlebte sie um 1400 eine wirtschaftliche Blütezeit. In
der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen Eintracht” kam es zur Festigung des
patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend die Stellung einer freien Stadt mit
unmittelbarer Bindung an das Reich anstrebte. 1436 kam nach dem Aussterben der
Ritter von Oumund deren Herrschaft Blumenthal gegen Geldzahlungen von den Erben
an B. 1522 wurde die Reformation eingeführt, die bald calvinistische Züge annahm.
1541/1666 wurde die Reichsfreiheit errungen und 1741 gefestigt, doch ging
Blumenthal mit 9 Dörfern an Hannover über und kam erst 1939 von Preußen wieder
an Bremen zurück. Im 18. Jahrhundert erlebte B. infolge des Amerikahandels eine
neue Blüte, behielt dann durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 Bestand und konnte sogar sein Gebiet vergrößern (u. a. Domimmunität).
Seit 1806 bezeichnete sich B. als Freie Hansestadt B. Von 1810 bis 1813 war es
als Teil Frankreichs (10. 12. 1810) Hauptstadt des französischen Weserdepartements (Departements Wesermündungen). 1815 wurde es Mitglied des Deutschen
Bundes. 1827 erwarb es das hannoversche Gebiet von Bremerhaven. 1849 gab es
sich eine demokratische, 1854 eine konservative Verfassung. 1866 wurde es
Mitglied des Norddeutschen Bundes, 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Nach
der Novemberrevolution 1918 und einer kurzen Sozialistischen Republik B. (10.
1. 1919 - 4. 2. 1919) gab sich B. am 18. 5. 1920 eine demokratische Verfassung.
Im Dritten Reich unterstand B. mit rund 256 Quadratkilometern und 340000
Einwohnern gemeinsam mit Oldenburg einem Reichsstatthalter. 1939 erhielt es
preußische Gemeinden eingegliedert (Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den
restlichen Landkreis B. Gleichzeitig wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das
Hafengebiet) aus Bremen ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde)
und Lehe gebildeten Stadt Wesermünde in Preußen
zugeteilt. In diesem Umfang gehörte B. seit Mai 1945 zur amerikanischen
Besatzungszone. Am 23. 1. 1947 wurde rückwirkend zum 1. 1. 1947 das Land B.
proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde Wesermünde mit
dem Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven dem Land B.
zugeteilt, das 1949 Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck,
Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141; Bremisches
Urkundenbuch, hg. v. Ehmck, D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.; Bippen, W. v.,
Geschichte der Stadt Bremen, Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v., Grenzen und Ämter
im Herzogtum Bremen, 1926; Gildemeister, J./Heineken, C., Das Gebiet der freien
Hansestadt Bremen in 28 Kartenblättern nach den Originalaufnahmen, 1928;
Doerries, H., Studien zur älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32
(1928-29); Die mittelalterlichen Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v.
Eckhardt, K. A., 1931; Allmers, C., Geschichte der bremischen Herrschaft
Bederkesa, 1933; Buchenau, F., Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4.
A. 1934; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1
1939ff.; Kasten, H., Freie Hansestadt Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C.,
Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechts im Mittelalter, 1953;
Schwarzwälder, H., Entstehung und Anfänge der Stadt Bremen, 1955; Bessel, G.,
Bremen. Geschichte einer deutschen Stadt, 3. A. 1955; Spitta, T., Kommentar zur
Bremer Verfassung von 1947, 1960; Schomburg, D., Geschichtliches
Ortsverzeichnis des Landes Bremen, 1964; Die Chroniken der niedersächsischen
Städte - Bremen, bearb. v. Meinert, H., 1968; Wilmanns, M., Die
Landgebietspolitik der Stadt Bremen um 1400, 1973; Schwarzwälder, H.,
Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier
Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977; Heineken, C., Geschichte der Freien
Hansestadt Bremen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit,
1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, 1986;
Schwarzwälder, H., Reise in Bremens Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate
der Hansestädte Hamburg und Bremen, 1989; Schwarzwälder, H., Das große
Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A., Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre
Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmshäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K.,
Geschichte Bremens, 2007; Bremer Bürgerbuch 1289-1519, bearb. v. Weidinger, U.,
2015. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum,
Fürstentum, Residenz). 815/816 gründeten die Vettern Kaiser Karls des Großen
Adalhard und Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen bei Neuhaus im Solling als
Propstei des westfränkischen Klosters Corbie an der Somme ein Kloster, das
Kaiser Ludwig der Fromme 822 an seinen endgültigen Ort (Nova Corbeia, C., am
Übergang des Hellweges über die Weser) verlegte.
Durch Privilegien und Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert
errang es rasch eine führende Rolle bei der Vermittlung der fränkischen Kultur
in das neugewonnene Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen
Siegen, Halberstadt und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es diesen Rang
freilich wieder ein und verlor sein Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen
Rest im unmittelbaren Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803
säkularisiert. Das weltliche Fürstentum mit Höxter und 16 Dörfern (5
Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000 Einwohnern) kam an den
Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an das Königreich
Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand 1820/1822 das
Mediatfürstentum C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten von
Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.) kam.
1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W.,
Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum
800-1600. Ausstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.;
Kaminsky, H., Studien zur Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss.
phil. Köln 1968; Kaminsky, H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der
Salierzeit, 1972; Föllinger, G., Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum,
1978; Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v.
Honselmann, K., 1982; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae
der Abtei Corvey, hg. v. Schmid, K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch,
F., Corvey, LexMA 3 1986, 295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer
Traditionen und ihre Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium
Corbeiensium continuatio saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989;
Wiesemeyer, H., Corvey, 1990; Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die
Traditionen von Corvey, 1992; Krüger, K., Studien zur Corveyer
Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 119.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dassel (Herrschaft, Grafschaft). D. am
Nordostrand des Sollings bei Einbeck ist im 9. Jahrhundert als Herrensitz
belegt. Nach ihm nannten sich später die seit 1113 nachweisbaren Grafen von D.,
die, nachdem Rainald von D. 1159 Erzbischof von Köln geworden und Heinrich der
Löwe 1180 gestürzt worden war, umfängliche Reichsgüter im Solling gewannen.
Bereits 1202 kam es allerdings zu einer Teilung. Kurz nach 1250 wurden die
Güter links der Weser weitgehend an das Erzstift
Mainz gegeben. 1269 wurde das Reichslehen Solling mit Nienover an Albrecht von
Braunschweig übertragen und 1270/1272 verkauft. 1310 verkaufte der letzte Graf
(† 1329) die Grafschaft an das Hochstift Hildesheim. 1815 kam Dassel an
Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Schildhauer, J., Die Grafen von Dassel, 1966 (Diss. phil. Greifswald 1949);
Plüner, E., Geschichte der Stadt Dassel, 1965; Mirus, H., Chronik der Stadt
Dassel, 1981; Kruppa, N., Die Grafen von Dassel 1097-1337/38, 2002.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dervegau (Gau) zwischen Hunte und Weser (Derwe (Derue, Enter[g]occi)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 7, II, 15, 41, 95,
Derwe. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dortmund (Reichshof, Reichsstadt). Zwischen 881
und 884 wird an einer wichtigen Straßenkreuzung des Rhein und Weser verbindenden Hellwegs der vielleicht in
Anlehnung an einen karolingischen Königshof und späteren Grafenhof entstandene
Ort Throtmanni, Trutmundi, Trutmania, erwähnt. 990 besaß er Marktrecht. Bereits
1152 war er vielleicht befestigt (lat. Tremonia). Seit 1226 ist D. als einzige
westfälische Reichsstadt bezeugt. Sie wurde Mitglied der Hanse und unter
Überflügelung Soests Vorort des gemeinen Kaufmanns von Westfalen. Sie erwarb,
nachdem die Familie der Grafen von D. 1316 in männlicher Linie erloschen war,
1343 und 1504 jeweils eine Hälfte der umliegenden Grafschaft mit 1,5
Quadratmeilen bzw. 77 Quadratkilometern und 80 Dörfern, geriet 1388/1389 aber
(nach 1248 wie 1301 erfolgten Verpfändungen an das Erzstift Köln und die Grafen
von der Mark) in Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln und den
Grafen von der Mark (Große Dortmunder Fehde), durch die sie wirtschaftlich
erheblich geschwächt wurde. 1514 bestätigte Kaiser Maximilian I. die
Reichsunmittelbarkeit. Von 1523 bis 1570 drang die Reformation ein. 1567 ging
Brackel (Brakel) an Kleve-Mark verloren. 1803 kam das 2,3 Quadratmeilen große
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende D. mit 6.000 Einwohnern
an Nassau bzw. Nassau-Oranien (Nassau-Oranien-Fulda), 1808 zum Großherzogtum
Berg (Sitz des Präfekten des Ruhrdepartements), 1815 zu Preußen (Provinz
Westfalen), das schon lange den Erwerb angestrebt hatte, und damit 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 371; Zeumer 552ff. III a 12; Wallner 704 WestfälRK 38; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Mallinckrodt, A., Versuch über die Verfassung der
kayserlichen und des Heiligen Römischen Reiches freyer Stadt Dortmund, Bd. 1f.
1795; Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v. Rübel, K., Geschichte der Grafschaft
und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Heimatatlas für Dortmund, hg.
v. Frommberger, A., 1961; Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs- und
Hansestadt Dortmund, 7. A. 1981; Mämpel, A., Bergbau in Dortmund, 1963;
Dortmund. Westfälische Großstadt im Revier. Bilder aus und über Dortmund,
Westfalen und das Ruhrgebiet 1947-67, bearb. v. Bieber, H./Hüser, F., 2. A.
1968; Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte, hg. v. Luntowski, G./Reimann, N.,
1982; Reimann, N., In burgo Tremonia. Pfalz und Reichsstadt Dortmund in der
Stauferzeit, Bll. f. dt. LG. 120 (1984); Thier, D., Melius Hereditati, 1987;
Zeit-Räume, bearb. v. Schilp, T., 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 158; Stadtführer Dortmund im Mittelalter, hg. v. Schilp, T./Welzel,
B., 2. A. 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Firihseton (Bevölkerungsname) s. Virsedi (Gau
zwischen Unterweser und Unterelbe)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 72, III, 11.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Fischbeck (Kloster). Im mittleren Wesertal am westlichen Abhang des Süntel wurde 955 das
Augustinerkanonissenstift F. gegründet. Es wurde 1563/1566 freiweltliches
adliges Damenstift. 1946 gelangte F. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 348; Müller-Krumwiede, H., Stift Fischbeck an der Weser, 1955; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600, 3. A. 1966; Oldermann, R. Stift
Fischbeck, 2. A. 2010.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Flenithi (Gau zwischen Innerste und Weser, Flenithigavve)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7
(Wrisbergholzen, Segeste, Petze, Sellenstedt, Grafelde, Elze, Boitzum, Esbeck,
Hohnsen, Alferde, Diedersen, Thüste, Söhre, Heersum, Halbe); Hessler, W.,
Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 121 (Alferde,
Boitzum, Esbeck, Gandersheim, Grafelde, Heersum, Petze, Segeste, Sellenstedt,
Söder, Wrisbergholzen); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
15, 41, 68, 69; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Friesland (Land, Landschaft, Frisia, Frisie). Die
erstmals durch Plinius im ersten nachchristlichen Jahrhundert für das Gebiet
zwischen Rhein und Ems erwähnten Friesen (Frisii, germ. *Frisioz, daneben
Frisiavones, später auch Frisiones, germ. *Frision, vielleicht zu germ. *fris-
kraus, lockig) bewohnten im 7. Jahrhundert einen Streifen an der Nordsee
zwischen Sinkfal bei Brügge und Weser. 734/785
wurden sie von den Franken unterworfen. Um 802 wurde ihr Recht aufgezeichnet
(Lex Frisionum). Etwa um diese Zeit besiedelten sie die Nordseeinseln und einen
Streifen an der schleswig-holsteinischen Westküste (Nordfriesland). 843 wurde
das alte friesische Gebiet dem Mittelreich Kaiser Lothars zugewiesen, später
dem Ostreich, doch verflüchtigte sich die Herrschaft des Reiches weitgehend, so
dass die Friesen zunehmend unabhängig wurden. 1289 unterwarfen die Grafen von
Holland das westfriesische Gebiet zwischen Sinkfal und Zuidersee. Das
mittelfriesische Gebiet zwischen Zuidersee und Lauwers und das Ommeland
westlich der Ems bei Groningen schieden seit dem 16. Jahrhundert, endgültig
1648 als Teil der Generalstaaten (Provinz F.) aus dem Reich aus. Lediglich
Ostfriesland zwischen Ems und Weser, das 1464
Reichsgrafschaft geworden war, verblieb mit dem Reiderland südlich von Emden
beim Reich.
L.: Wolff 73; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378)
D2; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, I 12,
II, 22, 49, 51 Frisia; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, 1975;
Lengen, H. van, Friesland, LexMA 4 1989, 970ff.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Frisie (,Gau östlich der Wesermündung’). S. Friesland.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Grindirigau (Gau zwischen Weser
und Unterläufen von Leine und Aller, zum Bevölkerungsnamen Grindera?,
Grindiriga)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 35, 40, III, 22,
28, 29. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hadeln (Land). H. zwischen Elbemündung und Wesermündung gehörte im 8. Jahrhundert als Haduloha
(797) zum Stammesgebiet der Sachsen. Nach dem Sturz Heinrich des Löwen 1180 kam
es, zunehmend eingeengt auf die Marsch zwischen den Geestrücken der Hohen Lieth
und der Wingst, an das Herzogtum Sachsen-Lauenburg, war aber im 13. Jahrhundert
nur noch lose hieran angeschlossen. Es erlangte zahlreiche mit der Kolonisation
verbundene eigene Rechte, die trotz verschiedener Eingliederungsversuche von
Seiten Hamburgs (1402/1407-1481 Pfandherrschaft) wie Sachsen-Lauenburgs Bestand
behielten und im 15. Jahrhundert im Hadler Landrecht aufgezeichnet wurden. Der
Adel war praktisch bedeutungslos. Die drei Stände des 5,5 Quadratmeilen großen
Landes waren: Der erste Stand auch Landschaft oder Hochland genannt mit den
Kirchspielen Altenbruch (Altenburch), Lüdingworth, Nordleda, Neuenkirchen,
Osterbruch, Osterende-Otterndorf, Westerende-Otterndorf. Der zweite Stand, auch
Sietland genannt, mit den Kirchspielen Westerihlienworth (Westerihlionworth),
Osterihlienworth (Osterihlionworth), Steinau, Wanna und Odisheim. Der dritte
Stand war die Stadt Otterndorf. Nach dem Aussterben Sachsen-Lauenburgs kam H.
1689 unter die Verwaltung des Kaisers. 1731 fiel es an Hannover (Präsident der
Regierung in Stade in Personalunion Gräfe von Hadeln), 1866 an Preußen und am
1. 11. 1946 an Niedersachsen. Die Selbstverwaltung wurde von Hannover 1852
beseitigt, die Ständeversammlung in Otterndorf 1884 durch Preußen aufgelöst.
L.: Wolff 450; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2, III 38 (1789)
C1; Rüther, H., Geschichte des Landes Hadeln, 1949; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 11, 12, II, 29, 49, 70, 72, 73, 74, 96, III, 23, 24,
30, Haduloha, Hadalaon, Hadelere, Haedelreland, ‚Hadeln‘; Bierwirth, L.,
Siedlung und Wirtschaft im Lande Hadeln, 1967; Hadler Chronik, bearb. v.
Rüther, E., 2. A. 1979; Hofmeister, A., Besiedlung und Verfassung der Stader
Elbmarschen im Mittelalter, 1979ff.; Schmidt, H., Hadeln, LexMA 4 1989, 1817f.;
Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser,
Bd. 2 1995, 321; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen
und Verden, 2002.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hedergau (Gau im Quellgebiet der Aue links der Weser, Hedergo)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Hedem bzw.
Heden); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 33, 35, III,
23, Hederga, zum Ortsnamen Heden. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hemmerfeld (Gau südlich der Diemel links der Weser, Hemmerueldun)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Sieberhausen);
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 473; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 58, IV, 10, Hemmerfeld, Ortsname?.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des
Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das
zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich
eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel
einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich
aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die
Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften
Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu
hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die
Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die
zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel)
gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461
bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar,
Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau
(Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des
Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt.
Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte
Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der
Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels
und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere
starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den Vorrang
im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete
und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene
Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg,
überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803
erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von
Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes
Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen
(Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit
218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000
Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft
Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg,
Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte
1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die
Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach),
Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land
damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das
seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise
Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933
die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV.,
Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich
Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713)
und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg,
1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde
(Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen
und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich
Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für
die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile
Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des
Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866
wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von
Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19.
9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen
(ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der
Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant
und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.;
Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich,
W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser
nach dem Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landesamts für
gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W.,
Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der
neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H., Die kurmainzische
Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14.
Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und Verkaufspolitik in
Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die hessischen Zentralbehörden
von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W., Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1
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mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937;
Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze, 1938; May, K., Territorialgeschichte
des Oberlahnkreises, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch,
1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W., Die althessischen Ämter im Kreis
Gießen. Geschichte ihrer territorialen Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die
hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner,
W., Das Werden des Landes Hessen, (1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine
Landschaften, 1951; Dülfer, K., Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen
Verwaltungsgeschichte vom 16. bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953);
Werle, H., Das Territorialbild Rheinhessens um 1550, Mitteilungsblatt zur
rheinhess. Landeskunde 3 (1954); Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des Landes
Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.; Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren
Odenwaldes, 1958; Kellner, W., Landrecht und Landesgeschichte, Betrachtungen zu
einer hessischen Rechtskarte für 1792, Hess. Jb. für LG. 9 (1959); Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Geschichtlicher
Atlas von Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
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27, 33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen,
hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches
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H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen);
Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
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Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft
Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567.
Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die
Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U., 1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon,
1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984;
Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind,
F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und Gegenwart, 1986; Das Werden des
Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v.
Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988;
Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen
im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von
Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W.,
Appellation in den zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert,
Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E.,
Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
1945, 2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K.,
Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B.
u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E.
u.a.,2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W.,
2010; . Gerichtsstätten in Hessen
(http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt,
Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das Land Hessen,
hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3
Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Homburg (Herrschaft). Vermutlich zum Schutz des
1129 gestifteten Klosters Amelungsborn wurde von Siegfried IV. von
Northeim-Boyneburg die Burg H. bei Stadtoldendorf errichtet. 1150 musste sie
von den Grafen von Winzenburg als Erben dem Hochstift Hildesheim zu Lehen
aufgetragen werden, dem sie von 1152 bis 1180 Heinrich der Löwe auf Grund von
Erbansprüchen entzog. Seit 1250 war die Burg als Lehen des Hochstifts ungeteilt
in den Händen der Edelherren von H. Ihre 6 Burgen, 3 Städte und rund hundert
Dörfer umfassende, seit etwa 1140 aufgebaute Herrschaft zwischen oberer Weser und mittlerer Leine (1225-1238 Spiegelberg, 1245
Bodenwerder, 1355 Hohenbüchen) wurde 1409 durch Erbkauf und Heirat der Witwe
des letzten Grafen mit Herzog Otto von Grubenhagen (1415) von den Welfen
(Braunschweig) geerbt. 1428 kam Homburg an Braunschweig-Wolfenbüttel und damit
1946 zu Niedersachsen.
L.: Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H. (urspr.
Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen
(de Hogen), die sich zuvor als Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten
oder aus dem Friesischen zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine
Grafschaft auf (1215 Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen).
1302 erlangten sie von Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken
als Lehen. Vielleicht von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine
obere Grafschaft (um Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H.
aufgeteilt. Von 1345 bis 1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem
Aussterben ihrer Linie Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16.
Jahrhunderts waren die Grafen zur Anerkennung der Lehnshoheit
Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg
1534/1582) wurde die Grafschaft als Reichslehen unter die Linien des welfischen
Hauses (Calenberg, Wolfenbüttel und Celle) aufgeteilt. Calenberg und
Wolfenbüttel erhielten die obere Grafschaft mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg
(Ehrenberg), Syke, Steyerberg (Steierberg), Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und
Barenburg und dem Stift Bassum. Celle erlangte die untere Grafschaft mit den
Ämtern H., Nienburg, Liebenau, Westen, Altbruchhausen, Neubruchhausen und
Thedinghausen. Diese Güter fielen 1584 an Wolfenbüttel allein und 1634 an
Celle. Die Ämter Uchte mit den Vogteien Uchte und Kirchdorf und Freudenberg mit
den Flecken Bassum, Freudenberg und Loge und siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an
Hessen zu Lehen aufgetragen worden waren, waren als hessische Lehnsstücke
(1582) an Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705, nach Aussterben der Häuser
Calenberg und Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im Besitz der gesamten, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von
etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813 fiel ^pIH. an
Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an Hannover, 1866
an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche
Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989;
Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya, 1993;
Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616,
1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften
Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lara (Largau [Gau zwischen Hunte und Unterweser, identisch mit Steiringgau bzw. Steiringen bzw.
Steoringun], Lorgo, Laringia)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 41, 95, 96, III,
10, 31, S. 257. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Largau (Gau zwischen Hunte und Unterweser, identisch mit Steiringgau bzw. Steiringen bzw.
Steoringun) s. Lara
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 41, 95, 96, III,
10, 31, S. 257. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt
ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum
bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet
zwischen Elbe, Weser, Altmark und den
Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe
1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft
Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger
Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L.
zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten,
1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der
Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von
den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto
die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis
1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete
sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die
das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des
mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die
Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden
und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow,
Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit
1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete
1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der
Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover
vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden,
doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Marstem (Gau zwischen Weser
und Leine, Marstiem, Merstem)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908 (Herrenhausen s.
Herrnhausen, Limmer, Pattensen, Davenstedt, Kobbensen, Nettelrode); Hessler,
W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 134
(Davenstedt, Herrenhausen, Hüpede, Jeinsen, Kobbensen, Limmer, Linden [Teil
Hannovers?], Nettelrode, Oerie, Pattensen, Völksen); Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 668; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
35, 91, III, 11, 16, 28, 29, 30, S. 262, Mersthem, Marstem, Bevölkerungsname
*Merseton; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963,
9. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser
wird erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl
den Großen unter dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein
Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau,
Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961
erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa
1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398
die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa
ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des
Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb
Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede
(Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem
Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den
Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf
(Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen
Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu.
Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert kam das früh von
der Reformation erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende M. unter den Einfluss der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661
starb der letzte Bischof. 1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen
mit Osnabrück als Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es
in ein weltliches Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der
Grafschaft Ravensberg verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das
Fürstentum enthielt die beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die
Ämter Hausberge, Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808
ging es im Königreich Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor. 1813/1814
nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz Westfalen
an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die
Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der
Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v.
Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des
ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772,
Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6
1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570,
1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes,
H. u. a., 2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf
Zeit, 2015. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Münden, Hannoversch Münden (Burg, Herrschaft,
Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg in der Linie
Calenberg-Göttingen). Um 800 gab der Missionsbischof Erkanbert dem Kloster
Fulda M. (Gemundi) am Zusammenfluss von Fulda und Werra. Vermutlich über die
Grafen von Northeim und Winzenburg kam es an Heinrich den Löwen und fiel
spätestens 1183 an die Landgrafen von Thüringen. 1246 wurde nach deren
Aussterben der Herzog von Braunschweig-Lüneburg mit dem Reichslehen M. belehnt.
Über Hannover gelangte M. 1866 an Preußen und 1946 zu Niedersachsen. S.
Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolff 437; Lotze, W., Geschichte der Stadt Münden, 2. A. 1909; Beuermann,
A., Hannoversch-Münden, Diss. phil. 1951; Eckhardt, K., Heinrich der Löwe an
Werra und Oberweser, 1958; Festschrift zur
800-Jahrfeier der Stadt Münden, hg. v. d. Stadt Münden, 1983; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
251. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nethegau (Gau im Einzugsbereich der Nethe bzw.
Nette links der Weser, Netga, Nettegau)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Lethgauue,
Netga, Nithega, Gau um die Nette links der Weser,
Bökendorf); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, Netga,
‚Nettegau‘; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968, 178
(Bökendorf 965), sichere Festlegung des Umfangs nach Niemeyer schwierig.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nettegau (Gau) s. Nethegau
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Lethgauue,
Netga, Nithega, Gau um die Nethe bzw. Nette links der Weser,
Bökendorf); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, Netga,
‚Nettegau‘; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 9. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, westfälischer Reichskreis.
Der häufig nur westfälischer Reichskreis genannte, 1500 geschaffene
niederrheinisch-westfälische Reichskreis umfasste die Gebiete zwischen Weser und späterer Grenze der Niederlande, in dem aber
auch Teile des zum kurrheinischen Reichskreis gehörigen Erzstifts Köln lagen.
Kreisstände waren nach der 1548 vertragsweise erfolgten Ausgliederung Utrechts,
Gelderns und Zütphens Kleve-Mark-Ravensberg, Jülich-Berg, die Hochstifte
Münster, Paderborn, Lüttich, Osnabrück, Minden und Verden, die Abteien Corvey,
Stablo und Malmédy, Werden, Kornelimünster, Essen, Thorn, Herford, die
Grafschaften und Herrschaften Nassau-Diez, Ostfriesland, Moers, Wied, Sayn,
Schaumburg, Oldenburg und Delmenhorst, Lippe, Bentheim, Steinfurt, Tecklenburg,
Hoya, Virneburg, Diepholz, Spiegelberg, Rietberg, Pyrmont, Gronsfeld
(Gronsveld), Reckheim, Anholt, Winneburg, Holzappel, Witten, Blankenheim und
Gerolstein, Gemen, Gimborn-Neustadt, Wickrath, Millendonk (Myllendonk),
Reichenstein, Kerpen-Lommersum, Schleiden, Hallermunt sowie die Reichsstädte
Köln, Aachen und Dortmund. Kreisausschreibender Reichsstand (seit dem 17.
Jahrhundert Kreisdirektor) war zunächst der Herzog von Jülich, seit dem Anfang
des 17. Jahrhunderts der Bischof von Münster, der das Amt nach dem
jülich-klevischen Erbfolgestreit mit Brandenburg und Pfalz-Neuburg teilen
musste. Im 18. Jahrhundert wurde der niederrheinisch-westfälische Reichskreis,
dessen wenige Kreistage in Köln stattgefunden hatten und dessen Kreisarchiv in
Düsseldorf lag, weitgehend handlungsunfähig. 1806 löste er sich auf.
L.: Gumpelzhaimer 145; Wolff 310; Casser, P., Der Niederrheinisch-westfälische
Reichskreis, 1934, (in) Der Raum Westfalen 2, 2; Hastenrath, W., Das Ende des
Niederrheinisch-westfälischen Reichskreises, 1949; Der Kulturraum Niederrhein,
1996. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Niedersächsischer Reichskreis. Der 1512 neben dem
obersächsischen Reichskreis gebildete N. umfasste das Gebiet zwischen Weser, Harz und Elbe einschließlich Magdeburgs,
Mecklenburgs und Holsteins. Kreisausschreibende Fürsten waren seit 1522 der
Erzbischof von Magdeburg und der Herzog von Braunschweig-Lüneburg,
abwechselndes Direktorium seit 1648 Brandenburg und Schweden. Die wichtigsten
Mitglieder des seit 1682/1702 im Wesentlichen handlungsunfähigen Gebildes waren
Erzstift Magdeburg (seit 1648 Brandenburg), Erzstift Bremen (seit 1715
Hannover), Lüneburg, Grubenhagen, Calenberg-Göttingen, Wolfenbüttel, Hochstift
Halberstadt mit Grafschaft Regenstein (seit 1648 Brandenburg),
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Hochstift Schwerin
(Mecklenburg-Schwerin), Holstein-Glückstadt (Dänemark), Holstein-Gottorp
(Gottorf) (Dänemark), Grafschaft Rantzau (Dänemark), Hochstift Hildesheim und
die Reichsstädte Bremen, Goslar, Hamburg, Lübeck, Mühlhausen und Nordhausen.
L.: Gumpelzhaimer 185; Wolff 426; Schmidt, W., Geschichte des niedersächsischen
Reichskreises, Niedersächs. Jb. f. Landesgesch. 7 (1930).
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Northeim (Grafen). In N. an der Mündung der Rhume
in die Leine bestand schon an der Zeitenwende und in frühmerowingischer Zeit
eine Siedlung. Um 800 gab der edle Nidhart Güter an Fulda. Ein Grafengeschlecht
von N. wird im 10. Jahrhundert (982) erkennbar. Graf Otto (um 1025-1083) wurde
1061 Herzog von Bayern (bis 1070). Die Güter der Grafen von N. an der oberen
Leine, Werra, Weser, Diemel, Nethe und der
unteren Elbe (Boyneburg, Vogtei über Corvey, Gandersheim, Helmarshausen,
Hausklöster Northeim, Bursfelde, Amelungsborn, Oldisleben (Oldesleben) kamen
nach dem Tod der Kaiserin Richenza (1141) und Siegfrieds IV. von Boyneburg
(1144) bzw. Hermanns von Winzenburg (1152) auf Grund der Heirat Gertruds von
Süpplingenburg, der Tochter König Lothars von Süpplingenburg und Richenzas von
N., mit Heinrich dem Stolzen an die Welfen (Heinrich den Löwen).
L.: Wolff 437; Lange, K., Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim, 1969;
Pischke, G., Herrschaftsbereiche der Billunger, der Grafen von Stade, der
Grafen von Northeim und Lothars von Süpplingenburg, 1984; Hindte, H. v.,
Northeim, LexMA 6 1993, 1253; Pischke, G., Die Grafen von Northeim, Z. d. V. f.
hess. Gesch. 103 (1998), 3; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um
1025-1083), 2005; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die
Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg
Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden,
Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die
Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie
trotz kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen (1421-1434) bzw.
Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser hinterließ Graf
Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen
der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde
und 1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften Schleswig und Holstein
erbte, während der jüngste die Grafschaft O. erlangte. Die Linie verlor 1482
Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und 1500 Dithmarschen,
gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft Jever, die
aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531 wurde O.
geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die Reformation ein.
1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim
Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch
Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676
Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal
[Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst
und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie
die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den
Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733
durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp
[Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die
beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst
mit rund 70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam
die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an
Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und
innerhalb dieses Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum
Lübeck(-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde
die Grafschaft Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O.
Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck)
die Ämter Cloppenburg und Vechta aus dem Niederstift Münster und das seit
1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das
Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum
Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen
vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe
(20000 Einwohner) trat es in Personalunion, so dass das Land nunmehr aus drei
Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever von
Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853
wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die
Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete O. auf seine 1866 gegen
Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler abgefundenen
Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen Bund gegen
Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918 wurde O.
Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum
Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an
Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat
O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170;
Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge
von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D.,
Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107
(2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee
Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im
Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg,
2011. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte
(Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift Münster) und das besonders durch den
Streit mit Corvey und Herford um den Zehnten (1068) und die hierfür erstellten
Urkundenfälschungen hervortrat. 1236 gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei
über das Kirchengut einschließlich der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg,
die seit etwa 1180 die Vogtei innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft
erlangten die Bischöfe vor allem im frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung
Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um
Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg). Gegenüber dem größten Umfang um 1250
traten Verluste des um 1400 in die Ämter Fürstenau, Vörden, Hunteburg,
Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und Reckenberg gegliederten Hochstifts
dadurch ein, dass das Niederstift Münster (1667) an Münster fiel und
Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste sich teilweise aus der
Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17. Jahrhundert ihre Stellung
einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im Wesentlichen verblieb dem
Hochstift der südöstliche Teil der Diözese (Osnabrück, Bersenbrück, Melle,
Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543 führte der Bischof eine
lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde Fürstenau. 1559 wurde die
Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das Bistum Deventer und 1667
durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen Gebiete verkleinert. Auf
Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien des Hochstifts 1650 auf
die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30 Pfarreien und 6 Klöster)
Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählte, regierten seit 1648 abwechselnd ein katholischer
Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg.
1802/1803 fiel das Hochstift mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an
Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang neu
errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich Westphalen
und am 10. 12. 1810 zu Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück
(1823 Landdrostei O. einschließlich der ehemals münsterischen Güter im Emsland,
der Grafschaft Bentheim und der Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O.
1866 an Preußen, das 1885 einen Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946
im Land Niedersachsen auf. 1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das
1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär,
M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.;
Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938;
König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner
territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790,
hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und
Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im Hochstift Osnabrück im
16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum Osnabrück, 2 Teile, (in)
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 1975-1977; Heuvel, Chr. van
den, Beamtenschaft und Territorialstaat: Behördenentwicklung und Sozialstruktur
der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück 1550-1800, 1984; Schindling, A.,
Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur reichspolitischen Stellung
Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker Mitteilungen 90 (1985); Haack,
G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager, J. Frhr. v., Die Osnabrücker
Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch, F., Osnabrück, LexMA 6 1993,
1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001; Steinert, M., Die
alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg.
v. Queckenstedt, H., 2005; Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher
Widerstand und territorialgeschichtliche Souveränität, 2011 (Freiheit Gesmold).
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum
zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit
besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod.
Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene Gebiet
christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum
ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in
O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz
südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327
verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete
gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok
auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich
in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht
tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371
Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland,
Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II.
1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard
Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13.
Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren
Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen
hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems
unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich
Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen
(Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich
verblieb und nicht, wie das schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene
Gebiet von Sinkfal bei Brügge bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche
Friesland (Westfriesland) und das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an
die sich seit 1571 verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen
blieben Jever, Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland,
Hauptstadt wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches
Landrecht. Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es
zum achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte
Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das
Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an
sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf
Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz Preußens
mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und Ämter Aurich,
Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und Friedeburg und
die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt), Rysum (Risum),
Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen große O. (ohne
Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon I., der es dem
Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte (Département
Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei Aurich), 1866
mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich Teil
Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J.,
Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur
Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer
von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De grenzen
van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des Namens
Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und vaterländ.
Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur Sozial- und
Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter, 1966; Wiemann,
H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands, 1974;
Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen,
Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W.,
Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und
Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van,
Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036)
gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur
Werre längs der Weser erstreckenden Diözese
(spätere Gebiete von Lippe, Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig).
Danach standen die Welfen und die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im
Wege. Im 14. Jahrhundert wurden Teile der Grafschaften Everstein und
Schwalenberg (1325/1358) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch
blieb das (um Brakel und die Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche
Herrschaftsgebiet um P. (Büren, Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der
Übergang zum Luthertum durch Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen
(1508/1532) wurde 1601-1604 rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der
Reformationszeit die Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts
der Weser. 1614 gründete der die
Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft verwendende
Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende Universität in P.
1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern
(Ämter Schloss Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg
[Wevelsburg], Wünnenberg [sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer
Distrikt] und der oberwaldische Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei-
und Gaugrafschaft Warburg, der Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei
Peckelsheim, den Städten und Richtereien Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz],
Nieheim [Neheim], der Vogtei Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde
[Lüdge], [gemeinsam mit Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg],
Schwalenberg, die Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen]
und die Propstei Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte
Lippspringe und Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an
Preußen. Von 1807 bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen
einbezogen. 1946 kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen.
Das Bistum wurde 1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg
vergrößert und der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den
Diözesen Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und
Magdeburg Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und
seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn,
1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12.
Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.;
Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im
Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd.
(1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v.
Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im
Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von Paderborn
und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u. a., Das Erzbistum
Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993, 1613; Paderborn, hg.
v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1999;
Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a., Das Bistum
Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als Kampf um die
Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pinneberg (Herrschaft, Grafschaft). Das erstmals
1351 genannte P. an der Pinnau zwischen Hamburg und Itzehoe war Sitz der Herrschaft
P. 1304 kam sie bei der Landesteilung der Grafen von Holstein an die Linie
Schauenburg (Schaumburg), die auch die Stammgrafschaft (Schaumburg) an der Weser innehatte. Die Linie Schauenburg (Schaumburg)
behauptete die Herrschaft über das Aussterben der Grafen in Holstein (1459)
hinaus und verlegte die Residenz 1568 von Wedel nach P. Bei ihrem Aussterben
1640 kam P. an die Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark
und Herzog Friedrich III. von Gottorp (Gottorf). 1649 verkaufte der Herzog von
Gottorp (Gottorf) das zu P. zählende Amt Barmstedt an den königlichen
Statthalter Christian Rantzau. 1650 wurde das Amt zur Reichsgrafschaft Rantzau
erhoben. 1726 zog Dänemark die Reichsgrafschaft ein und vereinigte deren Gebiet
wieder mit dem Herzogtum Holstein. Über Preußen (1866) kam P. 1946 an
Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446; Ehlers, W., Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg,
1922; Ehlers, W., Die Geschichte der Stadt Pinneberg, 1925; Petersen, L., Über
die Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Pinneberg, ZSHG 72 (1944), 201ff.,
73 (1949), 141ff.; Risch, H., Die Grafschaft Holstein-Pinneberg, 1986.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Roden (Grafen). Die nach der Burg Lauenrode an der Leine als Grafen von R. oder nach anderen Gütern als Grafen von Limmer bzw. Grafen von Wunstorf bezeichnete, kurz nach 1100 nachweisbare Adelsfamilie hatte Vogtei- und Gerichtsrechte zwischen Hannover und der mittleren Weser. 1215 verlor sie die Grafschaft Nienburg an die Grafen von Hoya, 1241 Hannover und die Vogtei Lauenrode an die welfischen Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, 1446 durch Verkauf Wunstorf über das Hochstift Hildesheim ebenfalls an die Welfen. 1533 erlosch das Geschlecht. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rüstringen (Land). 782 erscheint erstmals das
Gebiet am Jadebusen unter dem Namen Riustringi. 793 ist es ein fränkischer Gau
Frieslands. Aus ihm erwuchs bis ins Hochmittelalter ein friesisches, zur
Reichsunmittelbarkeit strebendes Land mit eigenem Recht (Rüstringer Asegabuch,
um 1300?) unter der losen Oberherrschaft der Grafen von Oldenburg. Seit 1314
zerfiel es durch Landuntergang in zwei Teile östlich und westlich der Jade. Im
westlichen Teil bildete sich seit dem 14. Jahrhundert die 1575 an Oldenburg
fallende Herrschaft Jever. Den östlichen Teil (Butjadingen, Stadland) zogen die
Grafen von Oldenburg 1499/1514 an sich. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 496; Sello, G., Östringen und Rüstringen, 1928; Hannemann, M., Der
Landkreis Wesermarsch, 1954; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 40, 49, 95, III, 10, 22, 31, Hriustri,
Rustri, Rustringia, Riustringaland, Upriustri; Buma, W./Ebel, W., Das
Rüstringer Recht, 1963.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger
(Liudolf † 868) die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl
der Liudolfinger zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I.,
936ff. Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger
(Hermann Billung † 973) mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum
Rhein reichenden sächsischen Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die
nördlichen Teile des Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete
Otto I. die Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg
und 1180 bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den
Inhaber wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde.
Nach dem Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die
askanischen bzw. welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von
Süpplingenburg, dessen Macht auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und
Ottos von Northeim († 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an
Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben
denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene
Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen
um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte
Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und)
Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235)
der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den
Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya,
Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete
verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S.
der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete
sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und
Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und
Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren
Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die
Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und
Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die
Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre
Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen
seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon
die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen
Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen,
1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften
Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen
Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft
Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425,
Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S.
nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die
zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam
es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die
nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das
Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und
Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft
S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über
das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von
Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und
Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen
sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das
Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren
gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren
Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst
Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918),
Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena
1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte,
Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der
klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha
in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg
(1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807),
Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen
Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten
zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H.,
Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann,
G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische
Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die
Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966;
Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.;
Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970; Klein, T., Provinz
Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v.
Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v.
Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990;
Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und
Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Scapefeld (Gau an der Weser
nordöstlich Mindens) s. Schaffeldgau bzw. Schaffeld
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 58, IV, 10,
Scapefeld, Ortsname, pagus Scapefeld, zum Ortsnamen Schaffeld.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schaffeld bzw. Schaffeldgau (Gau an der Weser nordöstlich Mindens, Scapefeld)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 58, IV, 10,
Scapefeld, Ortsname, pagus Scapefeld, zum Ortsnamen Schaffeld.
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Schaumburg (Grafschaft). Die Burg S. oder
Schauenburg bei Rinteln an der mittleren Weser
wurde am Anfang des 12. Jahrhunderts von einem vielleicht aus dem Magdeburger
Raum (Sandersleben) stammenden Grafengeschlecht erbaut, das um 1030 mit der
Grafschaft zwischen Rinteln und Hameln belehnt war und sich nach der Burg
nannte, jedenfalls bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten im Mindener Raum bzw.
an der Mittelweser verwurzelt erscheint. 1110
(1111) wurden die Grafen von S. nach dem gewaltsamen Tode des Grafen Gottfried
von dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg mit der Grafschaft
Holstein und Stormarn (Nordalbingien) belehnt. Zwischen 1201/1205 und 1224/1247
mussten die Grafen zugunsten Dänemarks auf Holstein verzichten. 1241/1273
teilte sich das Haus in eine Kieler, vor allem in Holstein und Stormarn
begüterte, 1315 ausgestorbene Linie und eine Itzehoer Linie. 1295/1297 wurden
die Grafschaften S. und Holstein der Itzehoer Linie auf zwei Linien verteilt,
neben denen noch eine 1390 ausgestorbene Linie Plön bestand. Die holsteinische
bzw. Rendsburger Linie (Herzogslinie) vereinigte nach und nach alle Güter mit
Ausnahme der Stammgrafschaft S. und der Herrschaft Pinneberg und erwarb
zeitweise Schleswig tatsächlich, 1375/1386 als Lehen Dänemarks. Bei ihrem
Aussterben 1459 kamen Schleswig und Holstein auf Grund des Vertrages von Ripen
an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. Die
Schauenburger (Schaumburger) bzw. Holstein-Schauenburger (Holstein-Schaumburger)
Linie (jüngeres Haus S.), welche die zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende, sich am Ende des 14. Jahrhunderts zwischen Steinhuder
Meer, Weserbergland, Weser
und Deister erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314 die holsteinische Herrschaft
Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an Lippe verpfändete, im 16. Jahrhundert
endgültig verlorene Grafschaft Sternberg, 1492 durch Heirat bzw. Erbfall die
bis 1635 gewahrte Herrschaft Gemen mit dem Pfand am Vest Recklinghausen (bis
1573) und 1573 durch Erbfall die Herrlichkeit Bergen in Nordholland erworben
hatte (1641 verkauft), starb 1622 in der Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie
Gemen kurz nach der Gründung der Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621
Rinteln, 1810 aufgehoben) und der Verlegung der Residenz nach Bückeburg aus.
Ihre Ansprüche auf die Güter der 1390 ausgestorbenen Linie von Plön bzw. auf
Holstein waren 1459 durch Geldleistungen und den Behalt von Pinneberg
abgefunden worden. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft Holstein
wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den
König von Dänemark verkauft). 1643 kam die Herrschaft Pinneberg an die
Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog
Friedrich III. von Holstein-Gottorp (Gottorf). Die Grafschaft S. wurde
1647/1648 aufgeteilt, wobei Braunschweig-Lüneburg einige Vogteien mit Lauenau
und Bokeloh, Hessen-Kassel als in Personalunion verbundene Grafschaft S. die
Ämter S., Rodenberg und das halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt 8,5 Quadratmeilen
Gebiet) sowie das Haus Lippe-Alverdissen (Lippe) über die Mutter des letzten
Grafen von S. die übrigen Gebiete (Bückeburg, Stadthagen, Hagenburg, Arensburg
und das halbe Amt Sachsenhagen, insgesamt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern)
unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels erhielt (Schaumburg-Lippe). Der
hessische Anteil mit Rinteln, der seit 1821 als Exklave der Provinz
Niederhessen zugeteilt war, kam 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau, 1932
Provinz Hannover) und 1946 an Niedersachsen. Schaumburg-Lippe bestand bis 1946.
Zum 1. 11. 1946 ging das Gebiet der gesamten alten Grafschaft S., die dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehört hatte, über Preußen in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38
(1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Schmidt, G., Die alte Grafschaft
Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der
„Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F., Geschichte der
Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen, ein Überblick,
1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W., Die Grafschaft
Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966;
Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986; Steinwascher, G.,
Die frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung für den Aufbau der
Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58 (1986); Laur, W., Die
Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg, LexMA 7 1995, 1443;
Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Eick, S., Die
Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189
und 1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013.
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Schwalenberg (Grafen, Grafschaft). Nach der von
Oldenburg an die obere Weser verlegten, 1225
zuerst genannten Burg S. nannte sich seit 1127 ein seit 1101 fassbares
Adelsgeschlecht (Widukind I.), das vermutlich aus einem engrischen
Grafengeschlecht hervorging. Es hatte Eigen und Lehen zwischen Herford und
Höxter sowie um Korbach und Waldeck. Es erwarb neben anderen Rechten die Vogtei
über das Hochstift Paderborn (1124-1189), die Vizevogtei über das Stift Corvey
und die Vogtei über Höxter. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 gewann es
eine beherrschende, fast reichsunmittelbare Stellung zwischen Herford und
Höxter. Wenig später spaltete es die Linien Pyrmont (1194-1494), Waldeck (1219
bzw. 1228/1229 bzw. vor 1231) und Sternberg (um 1240, 1243-1377) ab. Das gegen
1300 in zwei Teile zerfallene restliche Herrschaftsgebiet (u. a. Schieder)
gelangte 1365 nach dem Aussterben des Hauses an Lippe (drei Viertel) und
Paderborn (ein Viertel). Bis 1762 wurde S. von lippischen Nebenlinien genutzt.
1808 kam S. an Lippe, Oldenburg und Stoppelberg an das Königreich Westphalen
als Nachfolger des Hochstifts Paderborn. Mit Lippe fiel S. 1947 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326,349; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
B3; Rasch, H., Stadt und Land Schwalenberg, 1957; Forwick, F., Die staatsrechtliche
Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963; Johanek, P.,
Schwalenberg, LexMA 7 1995, 1610; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 146 (mit
genealogischer Übersicht).
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Soratfeld (Gau nördlich der Diemel rechts der Weser, Sorehtfeld, Soretfeld, Sarethuelt, Sorathueld,
Sorethfeld)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, Sorehtfeld;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 926 Sorethfeld; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 58, 60, 61, 62, 68, 69, 96,
Sorethfeld; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968,
177 Soratfeld. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sorethfeld Gau nördlich der Diemel rechts der Weser, Sorehtfeld, Soretfeld, Sarethuelt, Sorathueld)
s. Soratfeld
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, Sorehtfeld;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 926 Sorethfeld; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 58, 60, 61, 62, 68, 69, 96,
Sorethfeld; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968,
177 Soratfeld. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stade (Grafschaft). Die zuerst 929 bezeugten Udonen
(Luder, Liuthar) hatten umfangreiche Güter zwischen Niederelbe und Niederweser. 1017 wurde an Stelle von Harsefeld, das
1007/1010 zum Kloster umgewandelt wurde, S. (Stethu) Hauptsitz dieses mit
Widukinden, Immedingern, Liudolfingern und Billungern sowie Saliern und Welfen
verwandten nordsächsischen, sich seit 1063/1064 nach S. benennenden
Geschlechts. 1063 musste es die Lehnsherrschaft des Erzstifts Bremen über die
Grafschaft S. anerkennen. Durch Heirat Graf Udos III. mit Irmgard von Plötzkau
gewann es umfangreiche Güter hinzu. 1128 verlor es die 1056 zur Verwaltung in
königlichem Auftrag erhaltene Nordmark. Beim Erlöschen der Grafen 1144 gab der
Bruder des letzten Grafen, der 1148 bis 1168 Erzbischof von Bremen war, die
Eigengüter um Alsleben-Halle und um Magdeburg an das Erzstift Magdeburg, die
Eigengüter um S. an das Erzstift Bremen, das sie aber erst 1236 nach langem
Streit mit den Welfen, die sie 1145 an sich gezogen hatten, zu erlangen
vermochte. Über Hannover und Preußen (1866) kam S. 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Hucke, R., Die Grafen von Stade, 1956; Wohltmann, H., Die
Geschichte der Stadt Stade an der Niederelbe, 1956; Bohmbach, J., Urkundenbuch
der Stadt Stade, 1981; Pischke, G., Herrschaftsbereiche der Billunger, der
Grafen von Stade, der Grafen von Northeim und Lothars von Süpplingenburg, 1984;
Geschichte der Stadt Stade, hg. v. Bohmbach, J., 1994; Petke, W., Stade, LexMA
7 1995, 2167f.; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen
und Verden, 2002; Winzer, H., Studien zu den Beziehungen zwischen den Grafen
von Katlenburg und den Grafen von Stade im Mittelalter, 2011.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stedingen (Landschaft, freie Bauerngemeinde). Die
im 12. Jahrhundert in den Weserniederungen
nordwestlich Bremens sowie nördlich und südlich der unteren Hunte
angesiedelten, persönlich freien, dem Erzstift Bremen aber grundzinspflichtigen
und zehntpflichtigen friesischen und niedersächsischen Bauern (Leute am
Gestade?) leisteten (seit 1204?) gegen die Versuche des Erzbischof von Bremen
und der Grafen von Oldenburg, sie leibeigen zu machen, Widerstand, wurden aber
1234 im Stedingerkreuzzug vernichtend geschlagen. Das Land wurde zwischen dem
Erzbistum Bremen und den Grafen von Oldenburg als den erzbischöflichen Vögten
geteilt, wobei Oldenburg den größeren, nördlich der Hunte gelegenen Teil
erhielt. Die Stedinger mussten künftig Zins und Zehnt entrichten, behielten
aber eine genossenschaftliche Selbständigkeit im Deichwesen. 1547 fiel auch der
südlich der Hunte gelegene Teil an Oldenburg. Über Oldenburg kam S. 1946 an
Niedersachsen.
L.: Probst, W., Die weltliche Regierung des Erzbischofs Gerhard II. von Bremen,
Diss. phil. Jena 1922 (masch.schr.); Goens, H./Ramsauer, B., Stedingen
beiderseits der Hunte in alter und neuer Zeit, Oldenburg. Jb. 28 (1924);
Stephan, H., Zur Geschichte der Stedinger, Oldenburg Jb. 46/47 (1942/1943);
Deike, L., Die Entstehung der Grundherrschaft in den Hollerkolonien an der
Niederweser, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 10, Stedingen, Stade, Statland, Stedingerland;
Meiners, G., Stedingen und die Stedinger, 1987; Schmid, H., Stedingen, LexMA 8
1996, 83. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Steiringen, Steiringgau (Gau zwischen Hunte und
Unterweser, identisch mit dem Largau) Steoringun
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen
Deutschland, 1961, III, 1f., 4 Steoringun.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Steoringun (Gau zwischen Hunte und Unterweser, identisch mit dem Largau). S. Steiringen.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen
Deutschland, 1961, III, 1f., 4 Steoringun.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sturmi (Gau an der Mündung der Aller in die Weser)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 20 (Verden);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 41, III, 18, 27,
Sturmiun, Sturmi, Sturmego. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Threcwidi (Gau zwischen mittlerer Ems und
mittlerer Weser)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 70, 72, 96, III,
31, Threcwidi. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und Elbe
wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen
unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044
erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des
Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der
Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131)
mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat
mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen
um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie
erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später
die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und
die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter
nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel
(endgültig 1263/1264) über eine Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer
Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie mit den Ludowingern
verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über eine Erbtochter
(Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen), womit einerseits
die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die Aufgabe der
selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der Wettiner Heinrich
der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten. 1293/1294 verkaufte
Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König Adolf von Nassau, doch
konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht bei Lucka die Mark
Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu
Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und
Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf
hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit
Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg,
Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt,
Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen.
Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen
eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen langen
Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza, weiter
ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und schließlich fast
den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie der Wettiner das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem
nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm
tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte
das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet
zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt
erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von
Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza,
Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie
die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur
Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die
Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter
aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der
verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner
deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746
bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von
Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit
den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil von
Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des
obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und
drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft
über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war Brandenburg mit dem
Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen
und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen
alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen
und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu
Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die
albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in Thüringen
zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums
Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen,
Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816
preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum
Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen,
Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg,
Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt
Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die
Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im
thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und
Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf
(Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am
13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum
Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie
Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918
entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei
der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30.
4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt
Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T.
begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und
Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer
Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde
die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde
der bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in
den Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen
mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T.
Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den
Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund
2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg,
Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der
Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der
historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen,
1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze,
H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum
Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche
der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und
Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8
1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann,
R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v.
Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren
von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer,
M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tilgithi (Gau zwischen mittlerer Leine und
mittlerer Weser, Tilithi)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Thilethe,
Tilitte, Gau an der mittleren Weser, Fischbeck,
Hajen, Börry bzw. Börrie, Kemnade, Tündern, Ohr, Schieder, Daspe, Heinsen,
Wenzen, Bödexen bzw. Bödesen, Eilensen? oder Ellensen?, Markoldendorf bzw.
Oldendorf, Dassel, Relliehausen, Lüerdissen); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 68, 69, 72, 77, 96, Tilgithi (Tilithi, Tilgidae,
Zilgide, Cigilde); Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen
Reich, 1963, 9. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tilithi (Gau zwischen mittlerer Leine und
mittlerer Weser). S. Tilgithi.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Thilethe,
Tilitte, Gau an der mittleren Weser, Fischbeck,
Hajen, Börry bzw. Börrie, Kemnade, Tündern, Ohr, Schieder, Daspe, Heinsen,
Wenzen, Bödexen bzw. Bödesen, Eilensen? oder Ellensen?, Markoldendorf bzw.
Oldendorf, Dassel, Relliehausen, Lüerdissen); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 68, 69, 72, 77, 96, Tilgithi (Tilithi, Tilgidae,
Zilgide, Cigilde); Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen
Reich, 1963, 9. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß
durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von
Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der
römische Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach
zwischenzeitlichem Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4.
Jahrhunderts von den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen
und danach Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine
gewisse Abhängigkeit vom fränkischen Reich kamen. In den Jahren nach 881
besetzten Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen spätestens seit dem 5.
Jahrhundert verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer Wolga und Kama die
gesamte Donauebene (895/896 Landnahme im Karpatenbecken). Unter dem sie einenden
Arpaden Geisa (Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde das vielleicht 500000
Köpfe zählende Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk (Stephan der Heilige,
1001 König) heiratete die Tochter des Herzogs von Bayern und begründete mit
Hilfe Bayerns eine strenge Alleinherrschaft. 1001 wurde das Erzbistum Gran
(Észtergom) eingerichtet. Die zwischen 1044 und 1100 entstandene Lehnshoheit
des Kaisers wurde wieder abgeschüttelt. Im 12. Jahrhundert wurden nacheinander
Kroatien, Dalmatien, Galizien und weitere Gebiete im Osten unterworfen. König
Andreas III. heiratete Gertrud von Andechs-Meranien und sicherte Siebenbürgen
mit Hilfe des Deutschen Ordens und herbeigerufener deutscher Bauern. König Bela
IV. (1235-1270) nahm U. zum Schutz gegen die Mongolen wieder vom Reich zu
Lehen. Nach dem Aussterben der Arpaden (1301) gewann Karl I. Robert von Anjou
(1308) den Thron. 1358 wurde die Küste Dalmatiens von Venedig erworben, 1370
Polen gewonnen (bis 1386). Ludwig der Große vermählte seine Tochter mit dem
Luxemburger Sigismund (1368-1437), den U. nach schweren Kämpfen 1387 als König
anerkannte. Er verlor 1396 an die Türken die Walachei, Bosnien und Serbien,
1412 an Polen die Moldau und andere Gebiete. Ihm folgte der mit seiner Tochter
Elisabeth vermählte Habsburger Albrecht V. (1437-1439), dann der nachgeborene
Wladislaw (Ladislaus) I. Postumus (1440-1457) und später der Sohn des zum
Reichsverweser gewählten Johann Hunyadi,
Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren, Schlesien und die Lausitz
von Böhmen, 1485 Niederösterreich, Oststeiermark und Wien von Österreich. Nach
seinem Tod folgten auf Grund einer Gegenbewegung des Adels Wladislaw II.
(Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen Niederlage bei
Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie
Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich, im Übrigen auf
Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und Norden).
Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687. 1699 kam
ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das 1804
errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849 wurde
U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage
Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn
abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik. 1945 verließ etwa die Hälfte
der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das Land.
L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. 1909;
Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky, S., Geschichte Ungarns, 1923;
Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.; Dokumentation der Vertreibung
der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das Schicksal der Deutschen in Ungarn,
1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland,
Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T., Grundzüge der Geschichte Ungarns,
1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v. Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von
Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely, A., Kleine ungarische Geschichte (ins
Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1974; Halász, Z., Kurze
Geschichte Ungarns (ins Deutsche übersetzt von Köster, G.), 1974; Bogyay, T.
v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977; Hoensch, J., Geschichte
Ungarns 1867-1983, 1984; Boshof, E., Das Reich und Ungarn in der Zeit der
Salier, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Adrianyi, G., Beiträge zur
Kirchengeschichte Ungarns, 1986; Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5, Ungarn, hg. v.
Grothusen, K., 1987; Die Geschichte Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart,
hg. v. Hanák, P., 1988; Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary, 1990; Hoensch,
J., Ungarn-Handbuch, 1991; Bak, J., Ungarn, LexMA 8 1996, 1224ff.; Fata, M.,
Ungarn, 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary, 2001; Krauss, K.,
Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und das reich, 2003;
Dalos, G., Ungarn, 2004; Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Verden (Hochstift, Fürstentum, Herzogtum,
Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi (Furt)
erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem Großen
dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit 849
nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und
Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12.
Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12.
und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende
des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war sehr klein und
umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung (1283/1288
Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und
Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum
reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte, kam unter lutherische Administration erst
Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens (1632). 1648 fiel es
als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes Herzogtum an Schweden, wurde
1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von Dänemark an Hannover verkauft und
1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit 24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern)
von Preußen besetzt, 1807 von Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815
kam es wieder an Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der
Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr,
D., Bistum und Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8
1996, 1499f.; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997;
Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v.
Mindermann, A., 2001ff.; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B.
u. a., 2002; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und
Verden, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 627, 1, 2, 607.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Virsedi (Gau zwischen unterer Weser und unterer Elbe) (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Vlotho (Herrschaft). Auf der Wasserburg Scure
bei V. an der Weser saßen seit 1180 nachweisbare
Edelherren von V. 1219 kam das 1198 erstmals genannte V. an die Grafen von Ravensberg,
die am Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft endgültig gewinnen konnten.
Ihnen folgten 1346 Jülich und 1609/1614/1647 Brandenburg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft V. über die Grafschaft Ravensberg zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1946 kam V. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 702 WestfälRK 3; Großmann, K., Geschichte des Amtes
Vlotho, 1963. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor
1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit Anfang des 11.
Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie
wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von den Herren von
Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn gewonnen worden
waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180 nannten sich die
Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw. 1228/1229 das Gebiet
an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft Schwalenberg
(Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften Köln und Mainz
sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium
zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts der Ausbau der
Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels mit Fürstenberg
und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den Padberg). 1349 wurde W.
Reichslehen und damit als reichsunmittelbar anerkannt. 1431/1438 kam es in den
1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens) und W. unter Landeshoheit
und Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die
Linie Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach
(1507 drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang
aber 1625 durch Erbvertrag die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
gehörige, ursprünglich schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg
(Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682
(Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719
Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg
unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das
Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen
Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso
wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten
geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814
gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die jedoch infolge des
Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen Bund
am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum
umfasste die 13 Städte Korbach, Niederwildungen, Mengeringhausen,
Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau, Freienhagen, Waldeck, Züschen,
Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die Ämter Eisenberg, Arolsen,
Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch Schiedsspruch des
Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit aufgehoben. Im Krieg von
1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem Akzessionsvertrag 1867 zum 1.
1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der Justiz mit Amtsgerichten in
Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem zuständigen Landgericht und
Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass neben einem preußischen
Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen, das Begnadigungsrecht, das
Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen des fortbestehenden
Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den letzten König der
Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W. Freistaat
(Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919. 1922 wurde
Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926 seitens
Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf Grund
einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund
60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Waldsassengau, sächsischer (Gau rechts der unteren Weser, Bevölkerungsname), Waldseton).
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 40, 71, III, 11,
14, Waldseton, Waldsati.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Waldseton (Gau rechts der Unterweser, Bevölkerungsname). S. Waldsassengau,
sächsischer.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 40, 71, III, 11,
14, Waldseton, Waldsati.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wassaga (Wessaga, Gau südlich der Aa, links der
Werre, links der Weser). S. Werregau.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 23 (Schildesche);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, Wehsiga,
‚Werregau‘. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wehsiga (Gau südlich der Aa links der Werre
links der Weser, Wehsinga). S. Werregau.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, Wehsinga,
‚Werregau‘. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Werregau (Gau südlich der Aa, links der Werre,
links der Weser, Wehsiga).
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 23 Wassaga
(Schildesche); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24,
Wehsiga, ‚Werregau‘.
(held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Westfalen (Herzogtum, Provinz, Landesteil). 775
werden die W. (Westfalai) als Teil der Sachsen neben Engern und Ostfalen
erstmals erwähnt. Nach ihnen wurde das seit Beginn des letzten vorchristlichen
Jahrtausends von Germanen und seit dem Abzug der in den Franken aufgehenden
Stämme nach Westen von Sachsen besetzte Gebiet zwischen unterer Hunte und Ruhr,
Senne und Issel benannt. Im 12. Jahrhundert wurde der Name W. wiederbelebt und
auf das Land zwischen Weser und Rhein
ausgedehnt, wobei gleichzeitig Engern als Gebietsbezeichnung schwand. Beim Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 wurde aus dem südwestlichen Teil Sachsens (östliches
Sauerland mit nördlich angrenzenden Gebieten südlich der Lippe) das Herzogtum
W. mit dem Mittelpunkt Arnsberg gebildet, das (als Herzogtum in W. und Engern)
an das Erzstift Köln kam, das bereits Arnsberg, Werl, Rüthen und die Grafschaft
Volmarstein innegehabt hatte. Das kölnische Herrschaftsgebiet umfasste später
nur den Kern des heutigen W. Im übrigen kam dieser Raum zu den
Landesherrschaften der Bischöfe von Minden, Münster, Osnabrück und Paderborn
sowie der Grafen zur Lippe, von der Mark und Ravensberg (daneben Tecklenburg,
Limburg, Steinfurt, Gemen, Hoya, Schaumburg, Pyrmont, Waldeck, Rietberg,
Everstein, Schwalenberg, Sternberg, Spiegelberg). 1368 wurde von Köln die restliche
Grafschaft Arnsberg erworben. 1444/1449 ging Soest an Kleve verloren und
Arnsberg bzw. Brilon wurde Vorort. Das kölnische, seit 1512 dem kurrheinischen
Reichskreis angehörige Westfalen, ohne Vest Recklinghausen, kam 1803 mit rund
3965 Quadratkilometern und 195000 Einwohnern mit Ausnahme des an Hessen-Kassel
gefallenen Volkmarsen an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Andere Teile
Westfalens fielen an Preußen, Arenberg, Croy und Salm, während Lippe und
Waldeck fortbestanden. Außer Hessen-Darmstadt, Lippe und Waldeck wurden diese
Staaten 1807/1810 beseitigt, wobei westfälisches Gebiet im Norden an das
Großherzogtum Berg und im Süden an Hessen-Darmstadt kam und Napoleon unter
anderem aus Braunschweig, dem größten Teil Hessen-Kassels, hannoverschen und sächsischen
Gebieten sowie den preußischen Stücken Paderborn, Minden, Ravensberg, Münster,
Hildesheim, Goslar, Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Quedlinburg,
Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen und Stolberg-Wernigerode das Königreich
Westphalen mit der Hauptstadt Kassel bildete. Dieses wurde 1810 um Gebiet
Hannovers vergrößert, zugleich aber durch Abtrennung des Nordwestens (westlich
der Linie Bielefeld-Lauenburg) an Frankreich verkleinert. 1813 zerbrach es.
1815/1816 fiel das heutige W. (westfälische Güter Preußens außer Kleve und
Nieder-Lingen [Niederlingen], Herzogtum W. mit Wittgenstein, weiter Korvei
[Corvey] Dortmund [durch Tausch mit Hannover], Amt Reckenberg, Arenberg, Salm,
Steinfurt, Gemen, Gronau, Rietberg, Rheda, Limburg, durch Tausch mit Nassau-Weilburg
Kreis Siegen) mit Ausnahme von Osnabrück, Lippe und Waldeck an Preußen (30. 4.
1815 Provinz W. [auch mit Oberstift Münster, Vest Recklinghausen, Anholt,
Bentheim, Dülmen, Rheine <Rheina> Bocholt, Horstmar, Neunkirchen
<Neukirchen>, ohne Niederstift Münster], seit 1816 mit Herzogtum W. und
Grafschaften Wittgenstein, seit 1851 mit Lippstadt, zuletzt 20214
Quadratkilometer), am 23. 8. 1946 - zusammen mit (Teilen) der preußischen
Rheinprovinz und Lippe – an das neugebildete Land Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Seibertz, J., Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums
Westfalen, Bd. 1f. 1839; Seibertz, J., Urkundenbuch zur Landes- und
Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, Bd. 1ff. 1839ff.; (Kleinschmidt, A.,
Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893;) Hammerschmidt, W., Die provinziale
Selbstverwaltung Westphalens, 1909; Hartmann, J., Geschichte der Provinz
Westfalen, 1912; Der Raum Westfalen, hg. v. Aubin, H./Philippi, F., Bd. 1ff.
1931ff.; Trende, A., Aus der Werdezeit der Provinz Westfalen (1933); Braubach,
M./Schulte, E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934;
Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 3, Rothert, H.,
Westfälische Geschichte, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1962; Teilband 2; Wrede, G.,
Die westfälischen Länder im Jahre 1801, Politische Gliederung, Übersichtskarte,
1953; Westfälische Bibliographie, bearb. v. d. Stadt- und Landesbibliothek
Dortmund, Bd. 1ff. 1952ff.; Engel, J., Karten des westfälischen Raums aus dem
16. Jahrhundert, 1957; Le Coq, Topographische Karte von Westfalen im Jahre
1805, 1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 10, 12, III,
10, Westfalahun, Volksname, Landname (Westfala); Krauss, G., Geschichtliche
Entwicklung der topographischen Landesaufnahme in den Rheinlanden und
Westfalen, Rhein. Vjbll. 29 (1964); Gemeindestatistik des Landes
Nordrhein-Westfalen. Bevölkerungsentwicklung 1816-1871 und 1871-1961, Beitr.
zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe Volkszählung 1961, 3
c u. d, 1966; Hömberg, A., Westfälische Landesgeschichte, 1967; Engel, G.,
Politische Geschichte Westfalens, 3. A. 1970; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600, Ostwestfäl. weserländische Forschungen zur gesch. Landeskunde, hg.
v. Stoob, H., 3 (1971); (Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im
Königreich Westphalen, 1973; )Leesch, W., Quellen und Erläuterungen zur Karte
„Politische und administrative Gliederung um 1590“ im geschichtlichen Handatlas
von Westfalen, Westfäl. Forschungen 26 (1974); Zur Karte „Gemeindegrenzen
1965“, Westfäl. Forschungen 24 (1972); zur Karte „Gemeindegrenzen 1897“,
Westfäl. Forschungen 26 (1974); Geschichtlicher Handatlas von Westfalen, hg. v.
Hartlieb, A. v./Wallthor, U./Kohl, W., 1. Lief. 1975; Westfälischer
Städteatlas, hg. und bearb. v. Stoob, H., 1. Lief. 1975; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980,
166ff.; Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834,
1980; Engel, G., Politische Geschichte Westfalens, 4. A. 1980; Geschichtlicher
Handatlas von Westfalen, hg. v. Provinzialinstitut für Westfälische Landes- und
Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 2. Lief., 1982;
Westfälische Geschichte, hg. v. Kohl, W., 1983f.; Klein, H., Kartographische
Quellen zur westfälischen Landeskunde, Zusammenstellung der in Berlin
vorhandenen Bestände des 16. bis 19. Jahrhunderts, T. 2, Spezialkarten und
Register zu den Teilen 1 und 2, Westfälische Forschungen 35 (1985); Engel, G.,
Die Westfalen. Volk, Geschichte, Kultur, 1987; Keinemann, F., Westfalen im Zeitalter
der Restauration und der Julirevolution 1815-1833. Quellen zur Entwicklung der
Wirtschaft, zur materiellen Lage der Bevölkerung und zum Erscheinungsbild der
Volksabstimmung, 1987; Rösener, W., Grundherrschaft und Bauerntum im
hochmittelalterlichen Westfalen, Westfälische Zs. 139 (1989); Bockhorst, W.,
Westfalen. Ein Gang durch die Geschichte, 1991; Westfalen und Preußen, hg. v.
Teppe, K. u. a., 1991; Kohl, W., Kleine westfälische Geschichte, 1994;
Engelbrecht, J., Landesgeschichte Nordrhein-Wetfalens, 1994; Janssen, W.,
Territorialbildung und Territorialorganisation niederrheinisch-westfälischer
Grafschaften, (in) Hochmittelalterliche Territorialstrukturen in Deutschland
und Italien, 1996, 71; Johanek, P., Westfalen, LexMA 9 1998, 22ff.; Klueting, H.,
Geschichte Westfalens, 1998; Westfälischer Flurnamenatlas, Bd. 1ff. 2000ff.;
Zunker, A., Adel in Westfalen, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 411; Das Herzogtum Westfalen. Das kurkölnische Herzogtum Westfalen,
hg. v. Klueting, H., 2009.
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Westphalen (Königreich). Durch Dekret vom 18. 8.
1807 bildete Napoleon nach dem Frieden von Tilsit, in dem Preußen alle
linkselbischen Gebiete aufgeben musste, für seinen Bruder Jerôme ein Königreich
W. mit 688 Quadratmeilen bzw. fast 40000 Quadratkilometern und fast 2 Millionen
Einwohnern. Es bestand nach Ausweis des Art. 1 der Konstitution vom 15. 11.
1807 aus dem bisherigen Herzogtum Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel), aus
Hessen-Kassel (ohne Hanau, [Schmalkalden und] Niederkatzenelnbogen
[Niedergrafschaft Katzenelnbogen]) nebst Rinteln und Schaumburg, aus den
hannoverschen Gebieten Göttingen, Grubenhagen nebst den Zubehörungen von
Elbingerode, Osnabrück und im Harz, aus den linkselbischen preußischen Gebieten
Altmark, Magdeburg, aus dem Gebiet von Halle (an der Saale), aus Halberstadt,
Stolberg, Wernigerode (Stolberg-Wernigerode), Hohnstein, Hildesheim,
Quedlinburg, Goslar, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen, Minden, Ravensberg,
Paderborn und Münster, aus den sächsischen Ämtern Gommern, Barby und Treffurt
sowie dem sächsischen Anteil an der Grafschaft Mansfeld, aus Corvey-Höxter
(Corvey) und aus der Reichsgrafschaft Kaunitz-Rietberg (Rietberg). Es war
Mitglied des Rheinbunds. Hauptstadt war Kassel. Am 15. 10. 1807 erhielt das als
aufgeklärter Modellstaat gedachte Königreich eine von liberalen Grundsätzen
beherrschte Verfassung (Volksvertretung mit 70 Vertretern des Grundeigentums,
15 der Kaufleute und Fabrikanten sowie 15 der Gelehrten), mit der auch der Code
Napoléon als Gesetzbuch eingeführt wurde. Politische Ziele waren die
Beseitigung der Standesvorrechte, die Befreiung von der Leibeigenschaft und die
Einführung der Gewerbefreiheit. Faktisch wurde das in die Departements Elbe,
Saale, Harz, Oker, Leine, Werra, Fulda und Weser
eingeteilte Land diktatorisch regiert. Die Universitäten Helmstedt, Rinteln und
Paderborn wurden aufgelöst, die Klöster und Stifte aufgehoben. 1809 kam es zu
Aufständen. Am 14. 10. 1810 erhielt das Königreich aus der Auflösung Hannovers
468 Quadratmeilen mit 647000 Einwohnern (Hannover ohne Lauenburg). Am 12. 10.
1810 musste es Abtretungen im Nordwesten an Frankreich zulassen. Am 1. 10.
1813/26. 10. 1813 zerfiel das scheinkonstitutionelle Königreich. Hessen-Kassel
lebte sofort wieder auf, die übrigen Gebiete wurden zunächst von einem Zentralverwaltungsrat
geführt und 1815 meist an die früheren Herren zurückgegeben.
L.: Kleinschmidt, A., Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893; Weidemann,
J., Neubau eines Staates. Das Königreich Westphalen, 1936; Kohl, W., Die
Verwaltung der östlichen Departements des Königreichs Westphalen 1807-14, 1937;
Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen,
1973; Regierungsakte des Königreiches Westphalen, hg. v. Rob, K., 1992; Nedden,
C. zur, Die Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003; Bethan, A.,
Napoleons Königreich Westphalen, 2012; Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
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Wurdenaland (Landwürden) (rechts der unteren Weser)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, Wurdenaland,
Land Wührden. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wursten (Land). Das Gebiet rechts der Weser nördlich Bremerhavens wurde seit dem 7./8.
Jahrhundert durch auf Wurten (Erdhügeln) sitzende (wurtseten, wortsacia, 1202,
terra Wortsacia 1238) Friesen aus Butjadingen links der Weser besiedelt. Sie entwickelten allmählich eine Bauernrepublik
mit genossenschaftlicher Verfassung, die seit dem 11. Jahrhundert nur geringe
Abgaben an das die Oberherrschaft beanspruchende Erzstift Bremen entrichtete.
Unterstützt von Hamburg und Bremen behaupteten sie sich gegen das Erzstift
Bremen und die Herzöge von Lauenburg. 1517/1524/1525 unterlagen sie dem
Erzstift, das einen Obervogt in Dorum einsetzte. Über Hannover und Preußen
(1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 431; Osten, G. v. d., Geschichte des Landes Wursten, 2. A. 1932;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 17,
Wurtsetenaland (Wursatia), Land Wursten; Lehe, E. v., Die Geschichte des Landes
Wursten, 1973; Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser,
hg. v. Dannenberg, H./Schulze, H., Bd. 1f. 1995; Schmidt, H., Wursten, LexMA 9
1998, 373. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Blumenthal*(Unterweser) (Ht) Bremen, Hannover (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Fischbeck* (an der Weser) (Kl) (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nienburg (an der Weser) Hoya, Roden (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weser-Departement Bremen, Westphalen (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wesermünde Bremen (freie RS) (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)