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Das damit in seinen Grundzügen festgelegte «Historische Lexikon der deutschen Länder» will - ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) - in erster Linie in notwendiger Kürze alle wichtigeren Länder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhältnismäßig wenigen Länder aber beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen Länder oder Staaten einbezieht und sie vervielfacht sich darüber hinaus, wenn man die tatsächliche geschichtliche Entwicklung berücksichtigt. Weil die gegenwärtigen Länder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personengebundenen Ansatzpunkten (Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, Städten, Dörfern, Tälern und Bünden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprägt sind, kann an dem formellen namengebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden. Vielmehr müssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land geworden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der geschichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wäre. Über diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusätzliche Artikel das Gesamtverständnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausführlicher, unbedeutendere kürzer beschrieben, gelegentlich sogar überhaupt nur ohne weitere Angaben aufgeführt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
1792 ergab sich dabei folgende nach Reichskollegien geordnete Übersicht über die Verfassung des bekanntlich von dem Reichspublizisten Samuel Pufendorf 1667 als ein unregelmäßiges einem Zwitter ähnliches Gebilde beschriebenen Reiches, das nach manchen am ehesten als Bündnis weitgehend unabhängiger Staaten zu begreifen ist: (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Als der Deutsche Bund am 24. 8. 1866 am politischen Gegensatz zwischen dem protestantisch ausgerichteten, straff geführten Preußen und dem katholischen habsburgischen Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn zerbrach, verhinderten die nichtdeutschen Großmächte die Bildung eines bereits 1848 ins Auge gefassten kleindeutschen Nationalstaates unter der Führung Preußens. Diesem wurde im August 1866 lediglich die Schaffung des 415000 Quadratkilometer mit 30 Millionen Einwohnern umfassenden Norddeutschen Bundes gestattet. Die 22 Mitglieder dieses Bundesstaats waren Preußen, Sachsen, Hessen (bzw. Hessen-Darmstadt, nördlich des Maines), Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha bzw. Sachsen-Coburg und Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Hamburg, Bremen und Lübeck. Seine Verfassung stammte vom 1. 7. 1867 und war durch die Vorrangstellung Preußens gekennzeichnet. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland auf Grund der im Februar 1945 in Jalta von der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien beschlossenen Einteilung in vier Besatzungszonen der alliierten Großmächte besetzt. Österreich, dessen verschiedenen Zielsetzungen dienende Wiederherstellung bereits am 1. 1. 1943 auf einer Konferenz der alliierten Außenminister beschlossen worden war, wurde vom Deutschen Reich getrennt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt, für die aber das Verfassungsüberleitungsgesetz einer provisorischen Staatsregierung vom 1. 5. 1945 das Wiederinkrafttreten der Bundesverfassung des Jahres 1920 in der Fassung des Jahres 1929 bestimmte. Auch die Tschechoslowakei wurde wieder hergestellt. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Die drei Westmächte schufen auf Grund der Londoner Sechsmächtekonferenz vom 6. 3. 1948 das Besatzungsstatut für Westdeutschland. Am 25. 5. 1949 verkündeten sie das Grundgesetz für die neugeschaffene Bundesrepublik Deutschland. Demgegenüber errichtete die Sowjetunion mit der Annahme einer Verfassung auf ihrem Besatzungsgebiet am 7. 10. 1949 die Deutsche Demokratische Republik (108178 Quadratkilometer, 17 Millionen Einwohner), in der 1952/1958 die Länder in Bezirke umgewandelt und damit beseitigt wurden (str.). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
In der Deutschen Demokratischen Republik wurde am 17. 6. 1953 ein Aufstand mit sowjetischer Waffengewalt niedergeschlagen. Am 13. 8. 1961 wurde mit dem Bau einer Mauer an der Westgrenze begonnen. In der Neufassung der Verfassung wurde am 7. 10. 1974 die Vorstellung einer deutschen Nation aufgegeben. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bader, K., Reichsadel und Reichsstädte in Schwaben am Ende des alten Reichs, (in) Aus Verfassungs- und Landesgeschichte, FS Mayer, T., 1954 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Below, G. v., Territorium und Stadt. Aufsätze zur deutschen Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte, 2. A. 1923 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berner, H., Die Aufhebung des reichsritterschaftlichen Kantons Hegau-Radolfzell, (in) Aus Verfassungs- und Landesgeschichte, FS Mayer, T., 1954 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Conrad, H., Der deutsche Staat. Epochen seiner Verfassungsentwicklung 834-1945, Wien 1974 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des alten Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806), 1989 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Feine, H., Zur Verfassungsentwicklung des Heiligen Römischen Reichs seit dem Westfälischen Frieden, ZRG GA 52 (1932), 65ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Forsthoff, E., Deutsche Verfassungsgeschichte der Neuzeit, 4. A. 1975 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 1ff. .1979ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Huber, E., Dokumente zur Deutschen Verfassungsgeschichte, Bd. 1 Deutsche Verfassungsdokumente 1803-1850, 3. A. 1978 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kesting, H., Geschichte und Verfassung des niedersächsisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums, Westfäl. Zs. 106 (1956) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mangold, G., Die ehemalige Reichsritterschaft in Baden vom Wiener Kongress bis zur Erteilung der Verfassung, ZGO 46 (1933 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250-1490, 1989 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Moraw, P./Press, V., Probleme der Sozial- und Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reichs im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit (13.-18. Jahrhundert), Zs. f. hist. Forsch. 2 (1975), 95 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Moser, J. Von der teutschen Crays-Verfassung, 1773 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1961 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Press, V., Reichsgrafenstand und Reich. Zur Sozial- und Verfassungsgeschichte des deutschen Hochadels in der frühen Neuzeit, (in) FS Schulz, G., 1989 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Quellen zum Verfassungsorganismus des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1495-1815, hg. v. Hofmann, H., 1976 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reichsstädte in Franken, Bd. 1 Verfassung und Verwaltung, Bd. 2 Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur, hg. v. Müller, R., 1987 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ruch, F., Die Verfassung des Kantons Hegau-Allgäu-Bodensee der unmittelbaren freien Reichsritterschaft, Diss. jur. Mainz 1955 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schnur, R., Der Rheinbund von 1658 in der deutschen Verfassungsgeschichte, 1955 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schubert, E., König und Reich. Studien zur spätmittelalterlichen deutschen Verfassungsgeschichte, 1979 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im deutschen Mittelalter, 1985, 2. A. z. T. 1991, 3. A. z. T. 2000 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Svoboda, K., Aus der Verfassung des Kantons Kraichgau der unmittelbaren freien Reichsritterschaft in Schwaben unter besonderer Berücksichtigung des territorialen Elements, ZGO 116 (1968) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Theuerkauf, G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verfassung des Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vierhaus, R., Deutschland im 18. Jahrhundert, Politische Verfassung, soziales Gefüge, geistige Bewegungen. Ausgewählte Aufsätze, 1987 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1988, 5. A. 2005 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Aachen (Reichsstadt). Die warmen
Quellen von A. wurden schon in vorrömischer Zeit genutzt. Unter den Römern
entwickelte sich dort seit dem Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts
ein Militärbad, später ein militärischer Stützpunkt mit ziviler Ansiedlung,
dessen antiker Name vielleicht Aquae Granni lautete und sich von dem keltischen
Heilgott Grannus ableitete. Ohne bestimmt nachweisbare Siedlungskontinuität
findet sich in merowingischer Zeit ein Königshof (765 Pfalz, 766 villa regia
bezeugt), den Karl der Große bis 789 ausbaute und mit reichem Königsgut versah.
Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Aquensis
genannt. Seit 936 war A. (972 Aquisgrani vulgari vocabulo Ahha) Krönungsstätte
der deutschen Könige (bis 1531). Allerdings schmolz das um A. gelegene
Königsgut durch zahlreiche Vergabungen auf ein sich nach Nordosten
erstreckendes Gebiet zusammen. Unter Friedrich I. Barbarossa erhielt A. 1166
besondere Rechte (Karlsprivileg und Barbarossaprivileg). 1171 bis 1175 wurde es
ummauert, von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis gegen 1330 wurde der Mauerring
erweitert. Besondere Bedeutung erlangten das Tuchmachergewerbe und das
Messinggewerbe. Das 1192 neben der universitas der Bürger nachgewiesene
Schöffenkolleg wurde Ansatzpunkt eines bedeutenden Oberhofes. 1250 erscheinen
Stadtrat und Bürgermeister. Bis zum Ende der Stauferzeit wurde A. freie
Reichsstadt. 1336 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer das zur Stadt gehörige
Gebiet (Aachener Reich), 1356 legte die Goldene Bulle A. als Krönungsort
rechtlich fest. Seit 1530 wurde A. allmählich protestantisch (Aachener Streit),
1614 durch die Erzbischöfe von Köln wieder katholisiert. 1656 vernichtete ein
Stadtbrand etwa 90 % der Stadt. 1794 wurde A. von Frankreich besetzt und 1801
an Frankreich abgetreten. Von 1798 bis 1814 war es Sitz der Verwaltung des
Roerdepartements, von 1802 bis 1814/1815 auch Sitz eines Bischofs. Um 1800
hatte die Stadt eine Größe von etwa 1,5 Quadratmeilen und 18000 Einwohner. 1815
fiel A. an Preußen. 1944 wurde es fast völlig vernichtet. 1946 kam es zu
Nordrhein-Westfalen. S. niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 370; Zeumer 554 III a 2; Wallner 704 WestfälRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B2;
Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler, 1871; Regesten der Reichsstadt Aachen,
Bd. 1 1937, Bd. 2 (1301-50) hg. v. Mummenhoff, W., 1961, Bd. 3 bearb. v. Kraus,
T., 1999; Huyskens, A., Das alte Aachen 1953; Geschichte Aachens in Daten hg.
v. Poll, B., 2. A. 1965; Aachener Urkunden 1101-1250, bearb. v. Meuthen, E.,
1972; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung
und Verwaltung des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des
14. Jahrhunderts, 1976; Meuthen, E., Aachen, LexMA 1 1980, 1; Schmitz, W., Die
Aachener Wirren im Spiegel der kaiserlichen Politik (1550-1616), 1983; Nonn,
U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189; Kulmbach, H. v.,
Aachen, 1985; Krumbach, K., Die Ratspräsenzen der Reichsstadt Aachen 1622-1756,
1985; Erdmann, C., Aachen im Jahre 1812, 1986; Wynands, D., Kleine Geschichte
Aachens, 2. A. 1986; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich. Studien zur
Entstehung einer Landesherrschaft im Westen des Reiches, 1988; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 9; Schaub, A:, Gedanken zur
Siedlungskontinuität in Aachen zwischen römischer und karolingischer Zeit, Bonner
Jbb. 208 (2008), 161.
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Aachengau (Gau westlich Aachens) s. a.
Aquensis pagus
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 32, IV, 13
(pagus Aquensis); Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung
und Verwaltung des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des
14. Jahrhunderts, 1976; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen,
1983, 189 (Epen, Gemmenich, Herve, Montzen, Valkenburg, Wylre [Wijlre]); Flach,
D., Das Reichsgut im Aachener Raum, Rhein. Vjbll. 51 (1987); Bauer, T., Die
mittelalterlichen Gaue, 2000 (Gemmenich, Montzen).
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Aargau (Gau, Landschaft, Grafschaft,
Kanton). Das schon vorgeschichtlich besiedelte, dann von den Römern
beherrschte, seit dem 5. Jahrhundert von den Alemannen eroberte und im 6.
Jahrhundert dem fränkischen Reich eingegliederte Gebiet um die Aare wird 763
erstmals als A. bezeichnet. Um 861 wurde zwischen Oberaargau und Unteraargau
geschieden. Der Oberaargau stand zu Anfang des 15. Jahrhunderts unter der
Herrschaft Berns, der Unteraargau unter der Herrschaft der Grafen von Habsburg,
die ihn 1264/1400 von den Grafen von Lenzburg bzw. den diesen 1173/1174
folgenden Grafen von Kiburg (Kyburg) ererbt hatten. 1415 eroberte die
schweizerische Eidgenossenschaft den Unteraargau. Danach unterstand der
westliche Teil mit Lenzburg, Zofingen, Aarau und Aarburg Bern, kleinere Teile
Luzern und Zürich, die Grafschaft Baden, die Städte Mellingen und Bremgarten
sowie das Freiamt im Osten seit 1443 als gemeine Herrschaft den acht
eidgenössischen Orten. 1528 wurde im Berner Gebiet die Reformation eingeführt.
1798 entstanden die beiden Kantone A. und Baden der Helvetischen Republik, die
1803 unter Einbeziehung des österreichischen Fricktals vereinigt wurden. 1805
wurde der A. souveräner Kanton der Schweiz. 1831 erhielt er eine liberale Verfassung. 1841 wurden im aargauischen Klosterstreit
die Klöster aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1 (zwischen Aare und Reuß, Kirchberg);
Aargauer Urkunden, Bd. 1ff. 1930ff.; Aargauische Heimatgeschichte, hg. v.
Ammann, H., Bd. 1ff. Aarau 1930ff.; Halder, A., Geschichte des Kantons Aargau,
Bd. 1 (1803-1830) 1953; Tschopp, C., Der Aargau. Eine Landeskunde, 2. A. Aarau
1962; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 22, 23, 24,
27, S. 266, Aragouwe, Argowe, Argue, Argoia, Oberargeuue, Araris pagus; Polenz,
P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11.
Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung
Achilgouwe-Borhtergo, 21 Aragouwe I (zwischen dem Unterlauf der Aare und der
Reuß; Stettler, B., Studien zur Geschichte des oberen Aareraums im Früh- und
Hochmittelalter, 1964; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972,
32 Argovie; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 55; Hartmann, M., Die Römer im Aargau, 1985; Eichenberger,
K., Verfassung des Kantons Aargau, 1986;
Geissmann, H., Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau
(1847-1855), 1991.
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Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf
seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel erstmals 1223
urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über eine Verleihung vorliegen.
1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im später stets von
Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die Linien
Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und
Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf askanisches
Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt
werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es
nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648 an
Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw.
Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und
die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie
erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der
Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere
Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau).
Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546
in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in
Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation
konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an
der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und
Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung
an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst
(1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle
anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und
erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden
nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die
jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863),
Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis
1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung
eingeführt, wonach der jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller
durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame Stimme im Reichsfürstenrat und
vertraten außerdem die Stimme der Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der
Reichskreise gehörten sie zum obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien
erlosch Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau
vereinigt, das sich seitdem Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667
durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen ihre
Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an
Katharina II. von Russland, die Schwester des letzten Fürsten von
Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es weiter zur
Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen
von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach
ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis
1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner
oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus
einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von Anhalt.
1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen
(-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den
Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und
Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000
Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel
Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863 kam auch Anhalt-Bernburg an
Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf mehrere Landesteile an mittlerer
Elbe, unterer Saale und im Unterharz erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt
waren. Am 12. 11. 1918 dankte der Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat
Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt
am 18. 7. 1919 eine Verfassung. Hauptstadt war
Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen Reichsstatthalter
unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der sowjetischen Besatzungszone
mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944 gebildeten Provinzen Magdeburg
und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947 dem Land Sachsen-Anhalt
eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst wurde (str.). Der
größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk Magdeburg. Mit dem
Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland
entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990 wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der Territorialentwicklung
der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2 (1926), Diss. phil. Berlin
1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von Anhalt, 1930, Nachtrag 1935;
Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts, (in) Anhalt. Geschichtsbll.
13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 11 Provinz
Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977; Klein, T., Anhalt, 1981;
Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in Daten, 1994; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; Partenheimer, L.,
Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W., 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Anhalt-Köthen (Fürstentum, Herzogtum). Die
nach dem 1115 erstmals erwähnten slawischen Orte Köthen, an dem die Askanier
eine Burg erbauten, benannte ältere Linie A. entstand 1252. 1307/1319 erwarb
sie die Herrschaft Zerbst von den Grafen von Arnstein-Barby (Barby). 1396
zerfiel sie in die Siegmundische Linie mit Zerbst und die Albrechtsche Linie
mit Köthen. Nach der Vereinigung der anhaltischen Lande (1570) entstand unter
dem jüngsten Sohn Joachim Ernsts 1603 die jüngere Linie A. Das Gebiet der Linie
umfasste die Städte und Ämter Köthen und Nienburg, das Amt Wulfen und die
Grafschaft Warmsdorf. Sie wurde mit ihrem Aussterben 1665 von Anhalt-Plötzkau
beerbt, das sich nun seinerseits A. nannte. 1793 erbte (dieses) A. beim
Aussterben von Anhalt-Zerbst dessen mittleren Teil um Roßlau. 1795 spaltete es
eine Nebenlinie in Pless ab. 1807 wurde A. Herzogtum und trat dem Rheinbund
bei. 1810 führte A. den Code Napoléon als Gesetzbuch ein und erließ 1811 eine
1812 wieder beseitigte Verfassung. 1815 trat es
dem Deutschen Bund bei. Unter der zur Regierung gelangten Nebenlinie Pless trat
es 1828 dem preußischen Zollsystem bei. 1846 verkaufte es Pless. Nach dem Tod
des letzten Fürsten 1847 kam A. unter die gemeinsame Verwaltung von
Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg ganz an
Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
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Aquensis pagus (Gebiet um Aachen), s. a.
Aachengau
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 32, IV, 13,
Aquensis pagus, vgl. a. Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung
und Verwaltung des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des
14. Jahrhunderts, 1976; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen,
1983, 189 (Epen, Gemmenich, Herve, Montzen, Valkenburg, Wylre [Wijlre]); Flach,
D., Das Reichsgut im Aachener Raum, Rhein. Vjbll. 51 (1987); Bauer, T., Die
mittelalterlichen Gaue, 2000 (Gemmenich, Montzen).
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Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt).
Nach der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und
14-16 n. Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung
wichtiger Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem
Bergsporn zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen
Provinz Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der Provinz
Raetia secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine
frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra
bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von
A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807
wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom
ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte
des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich
Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in A.
übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den Bischof. Nach dem Untergang
der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an
das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg
bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte König Ludwig der Bayer, für den A.
Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das zur Reichsstadt gehörige
Landgebiet blieb auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme
am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten
Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um
1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch
den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt
erhalten und durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit
den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra
entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte
der Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907;
Eberlein, H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen
Stadt, 1955, 2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955;
Schleiermacher, W., Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori,
I., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt
Augsburg, 1975, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10;
Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von
Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg,
Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt
Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in)
Schwalbe, Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon.
Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a.,
1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis
1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B.,
Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt
Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die
Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning,
J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft
in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt
Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige
Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
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Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht
und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft
Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte
Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am
Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach
und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental,
Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt,
wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern
vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich
Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des
Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die
Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und
160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum
und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim
(Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf,
das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der
Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft.
1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt
B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere
Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und
Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer
mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in
der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen
Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des
kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von
1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs,
Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt
es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie).
Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels
[Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten,
erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling
Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg
(seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum
liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das
Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel,
R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit
vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil.
Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen,
H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg,
Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das
badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd.
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1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum
Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983;
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden,
hg. v. der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983;
Müller, H., Das Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36,
1984; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern,
1987; Wunder, G., Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987);
Schwarzmaier, H., Von der Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit
fürstlicher Territorien und die badischen Teilungen des 15. und 16.
Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg,
Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und
die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat
vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium
der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der
Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden
1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Baden-Württemberg (Land, Bundesland). Seit
1918/1919 gab es Bestrebungen, Baden, Württemberg und den zu Preußen gehörenden
Regierungsbezirk Hohenzollern zu vereinigen. 1945 schufen die alliierten
Militärregierungen aus Nordbaden und Nordwürttemberg das amerikanisch besetzte
Land Württemberg-Baden mit der Hauptstadt Stuttgart und einer Verfassung vom 28. 11. 1946, aus Südbaden das
französisch besetzte Baden mit der Hauptstadt Freiburg und einer Verfassung vom 22. 5. 1947 sowie aus Südwürttemberg
und Hohenzollern das französisch besetzte Württemberg-Hohenzollern mit der
Hauptstadt Tübingen und einer Verfassung vom 18.
5. 1947. Versuche, diese drei Länder zu vereinigen, scheiterten zunächst an der
(süd-)badischen Forderung der Wiederherstellung Badens. Bei einer auf Grund
eines Neugliederungsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 4. 5. 1951 am
6. 12. 1951 durchgeführten Volksabstimmung wurde mit der Mehrheit (insgesamt
69,7 %) Nordbadens, Nordwürttembergs und Südwürttembergs (mit Hohenzollern)
gegen Südbaden die Vereinigung beschlossen (25. 4. 1952). Am 9. 3. 1952 wurde
eine verfassungsgebende Landesversammlung für das neue Bundesland Baden-Württemberg,
das 35750 Qadratkilometer mit (1964) 8,207 Millionen Einwohner umfasste und zu
dessen Hauptstadt Stuttgart bestimmt wurde, gewählt. Am 11. 11. 1953 erhielt
das Land eine Verfassung. Bei einem
Volksbegehren vom 8./16. 9. 1956 sprachen sich nur 22 % der südbadischen und
8,7 % der nordbadischen Abstimmungsberechtigten für eine Wiederherstellung des
Landes Baden aus.
L.: Ehmer, W., Südwestdeutschland als Einheit und Wirtschaftsraum, 1930;
Eschenburg, T., Verfassungs- und
Verwaltungsaufbau des Südwest-Staates, 1952; Jahrbücher für Statistik und
Landeskunde von Baden-Württemberg, hg. v. Statistischen Landesamt, 1953ff.;
Baden-Württemberg. Land und Volk in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Appel,
R./Miller, M./Schmitz, J., 1961; Staatshandbuch für Baden-Württemberg.
Wohnplatzverzeichnis 1961, 1964; Baden-Württemberg. Staat, Wirtschaft, Kultur,
hg. v. Pfizer, 1963; Piel, F., Baden-Württemberg, 1964; Baden-Württemberg.
Land, Volk, Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Reihe: Information, 1964; Handbuch
der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 6 Baden-Württemberg, hg. v. Miller,
M., 1965; Konstanzer, E., Die Entstehung des Landes Baden-Württemberg, 1969;
Miller, M./Sauer, P., Württembergische Geschichte, 1971; Historischer Atlas von
Baden-Württemberg, hg. v. d. Kommission für geschichtliche Landeskunde in
Baden-Württemberg, Lief. 1ff. 1972ff.; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche
Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. d. Staatlichen Archivverwaltung
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1974ff.: Bd. 2: Die Gemeinden vor und nach der
Gebietsreform. Landeskundlich-statistische Grunddaten, hg. v. d.
Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, 1975; Feuchte, P., Verfassungsgeschichte von Baden-Württemberg, 1983;
Bury, C., Der Volksentscheid in Baden, 1985; Die Geschichte Baden-Württembergs,
hg. v. Rinker, R./Setzler, W., 1986; Landesgeschichtliche Vereinigungen in
Baden-Württemberg, bearb. v. Gönner, E., 1987; Boelcke, W.,
Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs, 1987; Quarthal, F., Germania
Benedictina, Bd. 5 Baden-Württemberg. Die Benediktinerklöster in
Baden-Württemberg, 1987; Boelcke, W., Sozialgeschichte Baden-Württembergs
1800-1989. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, 1989; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff. (Bd.
2 Die Territorien im Alten Reich, 1995); 40 Jahre Baden-Württemberg - Aufbau
und Gestaltung 1952-1992, hg. v. Schaab, M., 1992; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. Schwarzmaier, H., Bd. 1ff. 1995ff.;
Baden-Württemberg, hg. v. Wehling, H. u. a. 2002; Wilhelm, B., Das Land
Baden-Württemberg, 2007; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im
19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 15ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das
Gebiet an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge
von Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter
an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt,
die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284
Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die
Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13.
3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich
verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen,
womit die Grafen von B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten
wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das
Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der seinen Großneffen René d'Anjou
adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen vereinigt wurde. Mit dem Reich war
das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In Verfassung
und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde. 1659 wurde
es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf Polen) an
Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Barr, Barre (Reichsdorf, Herrschaft).
B. am Ostfuß der Vogesen war ursprünglich Reichsgut. Am 6. 6. 1409 erlaubte
König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, das Reichsdorf
(Barre) - sowie Heiligenstein, Gertweiler (Gertwiler), Goxweiler (Goxwiler),
Oberburgheim und Niederburgheim - als Reichspfandschaft innezuhaben. 1472 kam die
daraus gebildete Herrschaft an die Pfalz, 1568 durch Kauf an die Reichsstadt
Straßburg. 1790 endete sie innerhalb Frankreichs.
L.: Hugo 470; Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91; Crämer, M., Verfassung und Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931;
Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Basel (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Das im 5. Jahrhundert erstmals genannte B. (voridg.
„Eberstadt“) stand anfangs ganz unter der bischöflichen Stadtherrschaft und
gehörte seit 870 zum ostfränkischen Reich und von 912 bis 1032 zu Hochburgund.
Der wachsende Reichtum der Stadt ermöglichte es ihr bei gleichzeitigem
Fortschreiten der Zerrüttung der bischöflichen Finanzen, allmählich alle
wichtigen Herrschaftsrechte an sich zu bringen. Seit 1362 zählte sich B. selbst
zu den „fryen stetten“ und wurde, nachdem dem Erwerb der Reichsvogtei durch
Habsburg (1376) die Verjagung der Habsburger gefolgt war, 1387 als freie Stadt
vor den Reichsstädten genannt. Der Erwerb Klein-Basels 1392 und der Sisgauer
Herrschaften 1400 schuf die Grundlage zu einem eigenen Territorium. Am 13. 7.
1501 schloss sich B. widerstrebend als neunter Ort der Eidgenossenschaft der
Schweiz an. 1521/1585 wurde endgültig der Einfluss des Bischofs auf die Stadt
beseitigt, 1528 die Reformation durchgeführt. Seit 1531 erschien die Stadt
nicht mehr auf dem Reichstag. 1798 gründete Basels Oberzunftmeister Ochs mit
Unterstützung Frankreichs die Helvetische Republik, doch erhielt der Kanton B.
die dabei verlorene Autonomie 1815 zurück und wurde 1830 in zwei Halbkantone
geteilt. S. Basel-Landschaft, Basel-Stadt.
L.: Wolff 524; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
D1, II 78 (1450) F4; Heusler, A., Verfassungsgeschichte
der Stadt Basel im Mittelalter, 1860; Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v.
Wackernagel, R., Bd. 1-11, 1899ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel
(bis 1529), Bd. 1ff. 1906ff.; Burckhardt, P., Geschichte der Stadt Basel von
der Reformation bis zur Gegenwart, 1943; Heusler, A., Geschichte der Stadt
Basel, 6. A. 1969; Hagemann, H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f.
1981ff.; Berner, H., ”Die gute Correspondenz”, 1986; Rosen, J.,
Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter, 1989; Sarasin, P., Stadt der
Bürger, 1990; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 49; Gröbli, F.,
Bibliographie von Basel, 2005; Berner, H. u. a., Kleine Geschichte der Stadt
Basel, 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Basel-Landschaft, (Basel-Land) (Halbkanton). Seit
dem Ende des 14. Jahrhunderts gewann die Reichsstadt Basel ein ländliches
Herrschaftsgebiet. Im Einvernehmen mit Frankreich erreichte 1798 Basels
Oberzunftmeister Ochs die Gleichstellung der bisher im Untertanenverhältnis
stehenden Landschaft in der Helvetischen Republik. Da dies 1814 rückgängig
gemacht wurde, erhob sich 1830 die Landschaft im Bürgerkrieg. Daraufhin wurde
der Kanton B. am 26. 8. 1833 in zwei Halbkantone geteilt. B. erhielt 1863 eine
demokratische Verfassung.
L.: Wolff 524; Urkundenbuch der Landschaft Basel, hg. v. Boos, H., Bd. 1,2
1881ff.; Weber, K., Die Revolution im Kanton Basel 1830-33, 1907; Heusler, A.,
Geschichte der Landschaft Basel und des Kanton Basel-Land, Bd. 1,2 1932.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6.
Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor
allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen
zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber -
die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii,
Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense
und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6.
Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs
des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den
Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I.
550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs
(regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der
Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg
bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts
christianisierten Stammes wurde in der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743).
Am Ende der Karolingerzeit erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis
Friaul, Istrien und Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum
Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I.
entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und
übertrug es mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith
verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker
erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und
Istrien bis 976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und
trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen
Marken von B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B.
meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf
I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der
zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter
Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark,
Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte
mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und
Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen
Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren
Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische
Pfalzgrafenamt innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu
begründete Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B.
ausbildete (34 Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in
Auseinandersetzungen mit den bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift
Regensburg lösten sich ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum.
Landesfürsten wurden auch die Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau
sowie die Grafen von Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog
Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg.
Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums
und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen
Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und
etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem
freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die
Grafen von Andechs und die älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den
letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren
westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei
Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen Teil
(„Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt.
1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech
(Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei],
Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau,
Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch
Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289
verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst.
1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328
Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der
Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte
niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig
1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im
Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und
einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der
Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne
1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland,
Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V.
(Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam
die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und
Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande.
Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369
Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von
Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter
der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich.
Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck,
Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter
Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf
Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften in München.
Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu
organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht kompiliert bzw.
kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici
Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777
starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten wittelsbachischen
Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und
sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann
den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften
Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege
Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B.
durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die
linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern,
Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom],
Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die
Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen
und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift
Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und
Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe
von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg,
Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in
Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen,
Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in
Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz.
Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen
von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau,
habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol
mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum
Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es
Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die
Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es
auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und
Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an
Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein
Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an
Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4.
1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das
Hausruckviertel an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das
Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz
zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz
an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816
die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden
unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit
vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem
Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes
Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf,
Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München,
das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität
gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben,
Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken)
gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch
preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt
Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals
fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher
bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum
Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870
schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den
Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung
von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung
vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung
verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns
kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9.
3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische
Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine
Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam
es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der
französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische
Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946
dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12.
1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949
lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen
unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land
der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches
Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen
Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K.,
Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10.
A. 1985; Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A.
1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51,
52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname,
Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der
Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F.,
1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau
und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962;
Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren
Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24
baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A.
1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M.,
1969; Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen
geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.;
Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H.,
Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine
Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976);
Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach
und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der
Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in)
FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08
bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch
der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W.,
1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer
Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v.
Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische
Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer
Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im
20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18.
Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit.
Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff.,
Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988;
Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit,
hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte
Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise.
Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988;
Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische
Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer
Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A.,
Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des
Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die
Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v.
Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern,
1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das
Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns,
2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die
Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H.,
Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschaftsverordnung
unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des
Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg.
v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817,
bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht
1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent
zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom
2. November 1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v.
Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und
hohen Mittelalter, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth
(Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich
erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von
Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt
am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs
an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der
Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg”
mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt,
kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit
1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach
Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim Aussterben der
älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer Hohenzollern die
vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem Aussterben der älteren
fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt war, unter dem märkischen
Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden
Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des
hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel
Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769
wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in
Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen
und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das
Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften
Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts,
Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck,
Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am
Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die
Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch
und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B.
Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken.
1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter
Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung
und Gerichtswesen im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für
fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis
Bayreuth, 1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der
Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38;
Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im
ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und
Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und
Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994)
55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen
Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76
(1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich
zwischen 1126 und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem
schon von den Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich
von Münster nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem
Grafen Otto von Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154
als Gräfin von B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte
die Grafschaft B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen
Erbfolge Sophies von Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die
sich als Grafen von B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts
aufgehoben. Am Ende des 12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um
Uelsen und Hilten (Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht
gehörigen Twente gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim,
Schüttorf, Neuenhaus und Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten
adligen Familien in der Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre
Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie
gründete sich auf den Enkel der Schwester des letzten Grafen Everwin von
Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem
durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft)
Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen
die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und
erhielten sie als Lehen zurück. Durch Heirat Everwins III. († 1562) kamen die
Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. (†
1606) die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische
Herrschaft Alpen zu B. 1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg,
(Tecklenburg, Rheda, Limburg [Hohenlimburg]), B. und Steinfurt
(Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5
Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699
zwei Drittel von Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem
Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/1729
verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf
Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg
(Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622 gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte
sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim,
das dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753
schuldenhalber seine Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an Steinfurt,
1806 an Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17
Quadratmeilen und 28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810
an Frankreich. 1815 kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als
Standesherrschaften zu Preußen, B. zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817
wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und
Steinfurt) in den Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A.
1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L.,
Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung
und Verwaltung der Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft
1753-1804, 1967 (= Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die
territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters,
1970; Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb.
v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim,
hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim,
LexMA 1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H.,
Emsland, Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006;
Veddeler, P., Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker
Mitteilungen 115 (2010), 29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v.
Roolfs, F. u. a., 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentinck (Ritter, Freiherren, Grafen,
Fürsten). Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts (1304) ist das reich begüterte
geldrische Rittergeschlecht von B. bezeugt. 1550 wurde es in den
Freiherrenstand erhoben und im 17. Jahrhundert von Wilhelm von Oranien mit dem
Grafentitel ausgezeichnet. Auf der Grundlage der Herrschaften Varel und
Kniphausen, die Wilhelm von B. aus der 1733 erfolgten Ehe mit Sophie von
Aldenburg erlangt hatte, entstand die reichsständische Dynastie B. 1808 wurde
die Herrschaft von Oldenburg mediatisiert und von 1810 bis 1813 mit Oldenburg
Frankreich eingegliedert. 1815 wurde die Selbständigkeit für Kniphausen mit
2800 Einwohnern wiederhergestellt. 1825 erhielt das Haus B. vertraglich unter
Oberhoheit Oldenburgs die Hoheit über Kniphausen, 1830 auch über Varel. Nach
dem Tode des letzten Reichsgrafen (1835) erwuchs ein langwieriger
Erbfolgestreit, an dessen Ende 1854 das Großherzogtum Oldenburg Kniphausen und
Varel für nahezu zwei Millionen Taler von den nichtehelichen Söhnen und den
englischen Vettern des Erblassers übernahm.
L.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte,
Bd. 1 766ff.; Schatzmann, P., The Bentincks. The History of an European
Familiy, 1976; Koolman, A., Die Bentincks, 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft,
Herzogtum, Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint
am Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert,
das sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als
Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod,
Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe
innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es
Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die
Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie
(Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen
märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch
bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen.
Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg
und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl
besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden
über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um
Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf).
Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von
dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355
Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von
Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423
vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld
gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die
Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve)
herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum
Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen
Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig
1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep,
Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim,
Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg,
Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden
und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz
und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh],
Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien
Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit
Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777
mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter
dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen
Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg,
Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit
878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und
Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und
Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch der Code
Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs,
an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt
87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden die
französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz),
1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit
in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J.
v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums
Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte
der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im
Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische
Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes,
hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berlin (Stadt, Residenz, Land,
Bundesland). In einem eiszeitlichen, von Havel, Spree und Panke durchflossenen
Urstromtal entstanden im 12. Jahrhundert die Burgen und Siedlungen Köpenick,
Spandau und Kölln, von denen Kölln 1232 Stadtrecht hatte. Zwischen 1230 und
1240 gründeten daneben die Markgrafen von Brandenburg B., das schon früh
zunächst wirtschaftlich, dann politisch eine führende Stellung innerhalb
Brandenburgs gewann. 1709 wurden B., Kölln und weitere Orte gegen ihren Willen
zur Residenzstadt B. der Markgrafen vereinigt (56600 Einwohner, 1800 172000,
1860 548000, 1880 1315000). Sie erhielt 1809/1810 eine Universität und wurde
1871 Hauptstadt des Deutschen Reiches. 1920 wurde sie mit umliegenden Dörfern
und Städten zu Groß-Berlin umgestaltet. Dieses wurde 1945 in vier
Besatzungszonen aufgeteilt und von Frankreich, Großbritannien, der Sowjetunion
und den Vereinigten Staaten von Amerika in einer Alliierten Kommandantur für B.
zunächst gemeinsam verwaltet, bis sich die Sowjetunion am 16. 6. 1948 hieraus
zurückzog. Im September 1948 war B. tatsächlich politisch gespalten. 1949
erklärte die Deutsche Demokratische Republik Ost-Berlin zu ihrer Hauptstadt,
ohne dass dies von den Westalliierten und der Bundesrepublik Deutschland
anerkannt wurde. Nach seiner eigenen Verfassung
des Jahres 1950 war Berlin-West ein Land der Bundesrepublik, doch wurde die
entsprechende Bestimmung nicht als geltendes Recht angesehen. Die Hoheitsgewalt
wurde von den drei westlichen Alliierten ausgeübt. Dementsprechend hatte
West-B. ein eigenes Abgeordnetenhaus und einen eigenen Senat mit einem
Regierenden Bürgermeister an der Spitze und entsandte nur Vertreter ohne volles
Stimmrecht in den Bundesrat. Gesetze der Bundesrepublik Deutschland mussten
durch Zustimmung des Abgeordnetenhauses übernommen werden. Der Einigungsvertrag
zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik vom
31. 8. 1990 bestimmte B. (an der Stelle Bonns) zur Hauptstadt der (erweiterten)
Bundesrepublik Deutschland (Inkrafttreten 29. 9. 1990). Mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand zum
3. 10. 1990 das Land B., für das zum 11. 1. 1991 die bisherige (West-)Berliner Verfassung in Kraft gesetzt wurde. Am 20. 6. 1991
beschloss der Bundestag mit 338 zu 320 Stimmen, den Sitz des Bundestags und der
Bundesregierung binnen 4 bis 8 Jahren von Bonn in die Stadt B. zu verlegen.
Eine Verbindung Berlins mit Brandenburg scheiterte am 5. 5. 1996 an einer
Volksabstimmung.
L.: Wolff 387; Quirin, H., Berlin, LexMA 1 1980, 1965f.; Geschichte Berlins,
hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f., 1987; Fritze, W., Die Spandauer Stadtrechtsurkunden
von 1232 und 1240 und die Anfänge Berlins, Jb. für brandenburgische LG. 38
(1987); Schich, W., Das mittelalterliche Berlin. Geschichte Berlins 1, 1987;
Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987; Schütte, D., Geschichte der
Berliner Verwaltungsbezirke, Bd. 1 Charlottenburg, 1988; Rechtsentwicklungen in
Berlin, 8 Vorträge, gehalten anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, hg. v.
Ebel, F./Randelzhofer, A., 1988; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992;
Creutz, U., Geschichte der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin, 1995; Krätke,
S./Borst, R., Berlin, 1999; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000;
Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 50 (Berlin/Cölln); Thies, R.,
Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der Urkunden zur Geschichte von
Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499), bearb. v. Huch, G./Ribbe, W.,
2010; Geraubte Mitte – Die „Arisierung“ des jüdischen Grundeigentums im
Berliner Stadtkern, hg. v. Nentwig, F., 2013; Rudolph, H., Berlin, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am
Ende des 7. Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870
mit Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die Lehnsgrafschaft
Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V. die Würde des
Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach gelang der
Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das Gebiet der
belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz Nordbrabant
erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae)
und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser
seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die
Maas (Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den
Sieg bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von Köln auch
das Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die Herrschaft
Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln und Düren).
1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern vernichtend
geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter Johanna Johanns
III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430 unter
Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über
Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg
eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit
1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen,
Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden
verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit
den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde in drei Departements
eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach einem Aufstand
Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit 1840 den Titel
Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der
Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F.,
Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ;
Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant
während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de
Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 45, 764; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
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Brandenburg (Mark, Markgrafschaft,
Kurfürstentum, Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen,
Langobarden und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem
Abzug der Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller,
Wilzen, Ukrer (Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die
Slawen an der Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete
slawische Burg an der Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung
des 6. Jahrhunderts zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark).
Im Slawenaufstand von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser
Lothar von Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch
verbliebenen Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das
Havelland hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157
in bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als
Markgraf von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang
wichtiger Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob
und zum Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf
der Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts
wurde die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts
Sohn Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann
I., der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267)
erwarben Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark),
die Mark Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des
Erzbischofs von Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod
1267 in zwei gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und
Salzwedel gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem
Tod erlosch 1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als
Reichskämmerer von der Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten
gezählt hatte. Nach dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus
dem Hause Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang
als erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum
anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen
Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das
Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die
verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur
Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an
Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an
Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388
Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung
der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf
Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen
Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder
angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das
Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B.,
Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der
Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die
Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die
Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B.,
Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die Uckermark und
Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die
Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In
der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde
die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die
Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten
Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer
Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau,
Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller
ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die
Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen
1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an
der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog.
Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung
in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529
das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich
1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark
(Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon
bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark,
Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82
Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen,
Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691
Tauroggen und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im
modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich
III. von B., der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den
Titel König in Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz,
Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen]
und nordöstliche Teile der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945
eine preußische Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938
gelangten die Kreise Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von
der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin,
Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur
sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter
Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre
1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark
Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der
Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den
Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen
Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder
(ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser
[Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark] und
Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und zählt
rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin scheiterte
am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.;
Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung
des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen
1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist.
Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin,
1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in
Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der
amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der
Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v.
Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen,
E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze,
J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas
von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches
Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff.,
Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und
Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R.,
1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten
Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und
die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte
und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009.
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Braunschweig (Herzogtum, Freistaat,
Residenz). Am 6. 11. 1813 entstand ungefähr in den Grenzen des früheren
Fürstentums (Herzogtums) Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem
Namen Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem
Deutschen Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung,
die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das
Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch
das Haus B. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen
verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine
Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg. Der nach Anerkennung der Reichsverfassung seit 1913
regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterepublik
B. folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des
Freistaates B., der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung
gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die
Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar mit Preußen
ausgetauscht. 1945 wurde B. wiederhergestellt. Der größte Teil des Kreises
Blankenburg und Calvörde wurde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt und
gelangte damit 1949 an die Deutsche Demokratische Republik. Im Übrigen ging B.
durch Anordnung der britischen Militärregierung am 1. 11. 1946 im neugebildeten
Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Hackel, C.,
Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 781, 1, 2,71; Die
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter
bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Braunschweig (reichsstadtähnliche Stadt). Das
1031 erstmals urkundlich erwähnte, aus Altstadt, Neustadt, Sack, Hagen und
Altewiek zusammengewachsene, bei der um 1000 erbauten, 1134 genannten Burg
Tanquarderoth (Dankwarderode) liegende B. (Brunesguik) wurde im 15. Jahrhundert
wie eine Reichsstadt zu Reichstagen geladen, unmittelbar zur Reichssteuer
herangezogen und unterhielt enge Beziehungen zum Kaiser, war aber nie
Reichsstadt, sondern einer der Mittelpunkte des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, bis es 1671 an Braunschweig-Wolfenbüttel überging. 1946
kam es zu Niedersachsen.
L.: Wolff 438; Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, hg. v. Hänselmann, L./Mack,
H., Bd. 1ff. 1872ff.; Achilles, H., Die Beziehungen der Stadt Braunschweig zum
Reich im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit, 1913; Germer, H.,
Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15.
Jahrhunderts, 1937; Moderhack, R., Braunschweigische Landesgeschichte im
Überblick, 1976; Last, M., Braunschweig, LexMA 2 1983, 584ff.; Braunschweig.
Das Bild der Stadt in 900 Jahren, hg. v. Spies, G., Bd. 1f. 1985; Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, hg. v.
Garzmann, M., 1986; Ehlers, J., Historiographie, Geschichtsbild und
Stadtverfassung im spätmittelalterlichen Braunschweig, (in) Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986;
Testamente der Stadt Braunschweig, hg. v. Mack, D., 1988f.; Kintzinger, M., Das
Bildungswesen in der Stadt Braunschweig im hohen und späten Mittelalter, 1990;
Die braunschweigische Landesgeschichte, hg. v. Jarck, H. u. a., 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel
und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218),
Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis
Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg),
König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218
kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II.
Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an
das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb
Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der
Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück
und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen
Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer
Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde
Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann
(† 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb
die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre
1400 bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg,
zeitweilig sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln
(1261) noch Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz
und um Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren.
Das Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die
Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit
Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende
Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger
Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem
Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer
Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen,
Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach
der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die
Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie
erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente
Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres
Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg)
vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg
1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das
Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum
Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung).
1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt
(zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue
Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam
Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von
1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück],
Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe,
Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen,
Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein,
Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem,
Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts
traten die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg und
Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim
und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz
und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt,
Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf
und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues
Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und
Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum
Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an
Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714
wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813
gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es
ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber
Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820
eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl
aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem
norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus
Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen
verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine
Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung
regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige
Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche
Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden
gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt.
Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990
Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im
Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen
Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im
Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Breisgau (Gau, Grafschaft,
Landgrafschaft, Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der
Landschaft zwischen Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7.
Jh. Brisachgowe). Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten
Breisgaues ist seit dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt.
1064 ging sie an die verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie
der Markgrafen von Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die
Grafen von Habsburg einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch
das Erlöschen der Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter
der Herzöge von Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des
Breisgaus bei den Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der
Neuzeit aus dem B. ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als
Landgrafschaft 1318 an die Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und
kam durch Erwerb der Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368
von den Grafen von Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und
Neuenburg sowie 1365 Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469
bis 1474 wurde der B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund
verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau
belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen,
Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein)
eigene Verwaltung (in Ensisheim) und Landstände. Im Frieden von Lunéville des
Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an
den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und
Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal
(Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die
Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit
Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch,
Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen,
Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim,
Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten,
Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad
Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl,
Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v.
Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober-
und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N.
u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263,
Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis,
Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau;
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des
vorderösterreichischen Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und
das alemannische Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der
vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA
2 1983, 601f.; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen,
Wollbach, Haltingen, Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 531. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bremen (freie Reichsstadt, Republik,
Land, Bundesland). B. (and. „an den Rändern“) wird erstmals 781/782 genannt.
Seit 787/789 entstand auf einem Dünenhügel zwischen Weser und Balge der Dom des
Bischofssitzes B. (845/847 Erzbistum). 937 übertrug König Otto I. die
königliche Grundherrschaft an den Erzbischof von B. und gewährte 965
Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger vom König und vom Erzbischof
verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst erwähnten Rat erkämpfte sich
die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherren. Von 1303 bis 1308
zeichnete sie unter Anlehnung an den Sachsenspiegel ihr Recht auf. Als Mitglied
der Hanse (seit 1358) erlebte sie um 1400 eine wirtschaftliche Blütezeit. In
der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen Eintracht” kam es zur Festigung des
patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend die Stellung einer freien Stadt mit
unmittelbarer Bindung an das Reich anstrebte. 1436 kam nach dem Aussterben der
Ritter von Oumund deren Herrschaft Blumenthal gegen Geldzahlungen von den Erben
an B. 1522 wurde die Reformation eingeführt, die bald calvinistische Züge
annahm. 1541/1666 wurde die Reichsfreiheit errungen und 1741 gefestigt, doch
ging Blumenthal mit 9 Dörfern an Hannover über und kam erst 1939 von Preußen
wieder an Bremen zurück. Im 18. Jahrhundert erlebte B. infolge des
Amerikahandels eine neue Blüte, behielt dann durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 Bestand und konnte sogar sein
Gebiet vergrößern (u. a. Domimmunität). Seit 1806 bezeichnete sich B. als Freie
Hansestadt B. Von 1810 bis 1813 war es als Teil Frankreichs (10. 12. 1810)
Hauptstadt des französischen Weserdepartements (Departements Wesermündungen).
1815 wurde es Mitglied des Deutschen Bundes. 1827 erwarb es das hannoversche
Gebiet von Bremerhaven. 1849 gab es sich eine demokratische, 1854 eine
konservative Verfassung. 1866 wurde es Mitglied
des Norddeutschen Bundes, 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Nach der
Novemberrevolution 1918 und einer kurzen Sozialistischen Republik B. (10. 1.
1919 - 4. 2. 1919) gab sich B. am 18. 5. 1920 eine demokratische Verfassung. Im Dritten Reich unterstand B. mit rund
256 Quadratkilometern und 340000 Einwohnern gemeinsam mit Oldenburg einem
Reichsstatthalter. 1939 erhielt es preußische Gemeinden eingegliedert
(Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den restlichen Landkreis B. Gleichzeitig
wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das Hafengebiet) aus Bremen
ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde) und Lehe gebildeten
Stadt Wesermünde in Preußen zugeteilt. In diesem Umfang gehörte B. seit Mai
1945 zur amerikanischen Besatzungszone. Am 23. 1. 1947 wurde rückwirkend zum 1.
1. 1947 das Land B. proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde Wesermünde mit dem
Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven dem Land B.
zugeteilt, das 1949 Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck,
Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141; Bremisches
Urkundenbuch, hg. v. Ehmck, D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.; Bippen, W. v.,
Geschichte der Stadt Bremen, Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v., Grenzen und Ämter
im Herzogtum Bremen, 1926; Gildemeister, J./Heineken, C., Das Gebiet der freien
Hansestadt Bremen in 28 Kartenblättern nach den Originalaufnahmen, 1928;
Doerries, H., Studien zur älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32
(1928-29); Die mittelalterlichen Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v.
Eckhardt, K. A., 1931; Allmers, C., Geschichte der bremischen Herrschaft
Bederkesa, 1933; Buchenau, F., Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4.
A. 1934; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1
1939ff.; Kasten, H., Freie Hansestadt Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C.,
Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechts im Mittelalter, 1953;
Schwarzwälder, H., Entstehung und Anfänge der Stadt Bremen, 1955; Bessel, G.,
Bremen. Geschichte einer deutschen Stadt, 3. A. 1955; Spitta, T., Kommentar zur
Bremer Verfassung von 1947, 1960; Schomburg, D.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Bremen, 1964; Die Chroniken der
niedersächsischen Städte - Bremen, bearb. v. Meinert, H., 1968; Wilmanns, M.,
Die Landgebietspolitik der Stadt Bremen um 1400, 1973; Schwarzwälder, H.,
Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier
Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977; Heineken, C., Geschichte der Freien
Hansestadt Bremen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit,
1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, 1986;
Schwarzwälder, H., Reise in Bremens Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate
der Hansestädte Hamburg und Bremen, 1989; Schwarzwälder, H., Das große
Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A., Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre
Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmshäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K.,
Geschichte Bremens, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz
nach 990 wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre
1000 als Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese
ganz Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den
Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit seinen sehr reichen
Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau, 1344 Grottkau von den
Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von Böhmen abhängig.
1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft Preußens säkularisiert. S.
Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F.,
Geschichte des Bistums Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951;
Marschall, W., Geschichte des Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Chur (Hochstift, Residenz). Der
Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in
vorrömischer Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um
300 entstand ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4.
Jahrhundert war der Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs
(Asinio). Sein Sprengel gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich
843 zur Kirchenprovinz Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er
umfasste den rätischen Teil des heutigen Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten
Teil von Glarus, fast ganz Graubünden, den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein
und Vorarlberg (Anfang des 9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die
Bischöfe übten bis zur Trennung von Bistum und Grafschaft durch König/Kaiser
Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen Herrschaftsrechte des
Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana Curiensis
aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom König
erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das Münzrecht
und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert umfasste
die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier Dörfer“, Bergell,
Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie die niedere
Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die
bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem die freiheitliche
Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526
durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof auch
schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb
er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des
Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur
im Mittelalter, 1878; Mayer, J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.;
Casparis, H., Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner
Geschichte, 1945; Bistum Chur 1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd.
I, 1 1972, 449ff.; Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122
bis 1250, Diss. Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA
2 1981, 2058; Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 522, 1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das
Heilige römische Reich, 2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Chur (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Der Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in
Graubünden liegt in vorrömischer Zeit. Um 300 entstand dort ein Römerkastell
(Curia Raetorum). Der Ort war nach 310 Vorort der Provinz Raetia prima. 614
wurde er erstmals als civitas bezeichnet. 831 erhielt der Bischof von C. einen
Immunitätsbrief, 951 Steuerrechte, 952 den Zoll von C., 958 Münze und halbe
civitas und 960 den Königshof. Die Stadt erwuchs unter der Herrschaft des
Bischofs. Seit 1299 befand sie sich in ständigem Streit mit dem Bischof um die
Selbständigkeit und löste sich allmählich aus der Herrschaft. 1489 erwarb sie
mit der Reichsvogtei, die der Bischof 1299 vom König erlangt hatte, die
Stellung einer freien Reichsstadt bzw. verhielt sich jedenfalls
dementsprechend. 1498 verbündete sie sich als zugewandter Ort mit der
Eidgenossenschaft der Schweiz. Mit dem Übertritt zur Reformation im Jahre 1526
löste sie sich völlig von der bischöflichen Herrschaft.
L.: Wolff 533; Planta, P. C., Verfassungsgeschichte
der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Bernhard, H., Chur, 1937; Kellias, H., Zur
Entstehung der Churer Stadtverfassung, 1949; Simonett, C., Geschichte der Stadt
Chur, Bd. 1 1976; Ludwig, A., Die deutsche Urkundensprache Churs im 13. und 14.
Jahrhundert, 1989.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Comburg, Komburg (Abtei). Die
Benediktinerabtei C. bei Schwäbisch Hall am Kocher wurde 1079 an Stelle einer
gräflichen Burg gegründet. Von den Gründern kam die Vogtei an die Staufer. Von
1265 bis 1317 war das Kloster ohne Vogt. Danach gab der König die Vogtei an die
Stadt Schwäbisch Hall. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verlor die zeitweise
völlig darniederliegende Abtei einen großen Teil ihrer beträchtlichen Güter.
1488 wurde sie weltliches Chorherrenstift, das 1521 in der Reichsmatrikel
aufgeführt wird, und kam 1541 unter die Hoheit des Bischofs von Würzburg. Das
Ritterstift, das ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3700 Einwohnern hatte,
fiel 1802 an Württemberg. Zu seinen Gütern gehörten die Dörfer Steinbach,
Großallmerspann und Hausen an der Rot, das Amt Gebsattel bei Rothenburg ob der
Tauber, Lehnsgüter in Ingersheim, Enslingen und Reinsberg, Vasallenlehen und
Rittermannslehen in Michelbach, im Hardter Holz oberhalb des Weilers Klingen
bei Steinbach (Vorderholz ob Klingen), Anteile an Schloss Bartenau (Bardenau)
in Künzelsau, die Obermühle in Jagstheim, ein Anteil an Nagelsberg, Morsbach
(Moosbach) und Künzelsau, Heimbach, Tüngental (Thüngental), Blindheim, Untermünkheim,
Arnsdorf (Arndorf) und Neunkirchen, 295 Erblehen, in 70 Orten die Zehntrechte
sowie 30-40000 Morgen Waldungen. Mit Teilen von Enslingen und von Künzelsau war
es um 1800 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810, 1902; Lamey, B., Die Comburg
in Geschichte und Gegenwart, 2. A. 1956; Krüger, E., Comburg. Ein Gang durch
Geschichte und Kunst, 1967; Germania Benedictina 5 1975, 351ff.; Jooss, R.,
Kloster Komburg im Mittelalter. Studien zur Verfassungs-,
Besitz- und Sozialgeschichte einer fränkischen Benediktinerabtei, 2. A. 1987;
Schraut, E., Die Comburg, 1989; Eberl, I., Komburg, LexMA 5 1990, 1275f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Deutsche Demokratische Republik (Staat).
Nach der Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier alliierten
Besatzungsmächte des zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der früheren
Reichsländer Mecklenburg, Preußen (Brandenburg, Sachsen), Anhalt, Sachsen und
Thüringen zwischen Oder-Neiße und Elbe zur sowjetischen Besatzungszone (9. 6.
1945 Sowjetische Militäradministration), wobei Berlin zusätzlich in vier
Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Schon früh wurde mit der aus der Vereinigung
von Kommunistischer Partei Deutschlands und Sozialdemokratischer Partei
Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (21.
4. 1946) ein entscheidendes politisches Herrschaftsinstrument zur Bildung eines
neuen sozialistischen Staates geschaffen. Mit der Deutschen
Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem Deutschen Volksrat entstanden
Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde vom Deutschen Volksrat als
provisorischer Volkskammer die erste Verfassung
der Deutschen Demokratischen Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17
Millionen Einwohner) geschaffen. Ihr Ziel war die Verwirklichung des
Sozialismus. In diesem Zusammenhang wurde das Privateigentum weitgehend
beseitigt. Am 23. Juli 1952 wurden die (inzwischen gebildeten) Länder Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst
(str.) und durch 14 Bezirke ersetzt. Ein Aufstand der Bevölkerung wurde am 17.
6. 1953 mit Hilfe der Sowjetunion gewaltsam niedergeschlagen. Zur Eindämmung
der danach einsetzenden Massenflucht in den Westen wurde am 13. 8. 1961 in
Berlin eine Mauer errichtet. In der Folge schien sich die D. allmählich zu
einem weltweit anerkannten, wirtschaftlich erfolgreichen Staat zu entwickeln.
Im Sommer 1989 zeichnete sich unter dem Einfluss der von Michael Gorbatschow in
der Sowjetunion betriebenen Politik der Veränderung eine neue Fluchtbewegung
über das Urlaubsland Ungarn ab. Am 9. 9. 1989 öffnete Ungarn seine Grenze nach
Österreich. Danach kam es zu umfangreichen politischen Demonstrationen in den
großen Städten der Deutschen Demokratischen Republik. Am 18. 10. 1989 trat
Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender der Deutschen Demokratischen Republik
zurück. Am 9. 11. 1989 öffnete diese die Grenzen nach Westen. In der am 18. 3.
1990 durchgeführten freien Wahl erhielt die bürgerliche Allianz für Deutschland
48% der Stimmen. Am 18. 5. 1990 vereinbarte die neue Regierung mit der
Bundesrepublik Deutschland eine Währungsunion, Wirtschaftsunion und Sozialunion.
Am 31. 8. 1990 schloss sie einen Einigungsvertrag ab, demzufolge die D. am 3.
10. 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitrat und die Einheit Deutschlands
herstellte.
L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974;
Bundesrepublik Deutschland – Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H.,
1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD und DDR,
hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Ortslexikon
Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber, H., Die DDR 1945-1986, 1988;
Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig vom DDR – Recht nach der
Wiedervereinigung? JuS 1991, 353; Markovits, I., Die Abwicklung, 1992; Eine
Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995; Hauschild, I., Von der
Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution in der Spur des Rechts,
1997; Die DDR – eine deutsche Geschichte, hg. v. Brunner, D. u. a., 2011.
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Dithmarschen (Gau, nahezu freie Bauernrepublik).
Das Gebiet zwischen Elbe, Eider und Wattenmeer der Nordsee war im
Frühmittelalter ein in vier Siedlungsräume gegliederter sächsischer Gau, der
unter König bzw. Kaiser Karl dem Großen christianisiert wurde. Im 11.
Jahrhundert (1062) kam das nach dem Personennamen Dietmar benannte, in
ottonischer Zeit weitgehend sich selbst überlassene Gebiet (Thedmarsgoi) durch
König Heinrich IV. unter die Herrschaft des Erzstifts Bremen. 1147 wurde es von
Heinrich dem Löwen unterworfen, 1180 fiel es wieder an Bremen. Vom 13.
Jahrhundert an errangen die durch die Kultivierung des Marschbodens wohlhabend
gewordenen Bauerngeschlechter eine weitgehende Selbständigkeit mit eigener
politischer Organisation (1448 Achtundvierziger als Vertreter der Kirchspiele,
50 Schlüter [Schließer] und 300 Geschworene zusammen als die Vollmacht, die
jeweils zuletzt in Heide zusammenkam) und eigenem Landrecht (1321/1447,
gedruckt 1487). 1473/1474 erhielten die Könige von Dänemark und Herzöge von
Holstein D. gegen den Widerspruch der Achtundvierziger von Kaiser Friedrich
III. als Lehen, wurden aber 1500 vom dithmarsischen Volksheer geschlagen. 1532
wurde die Reformation eingeführt. 1559 konnten der König von Dänemark und die
Herzöge von Holstein-Gottorp (Gottorf) das Land unterwerfen. 1580/1581 wurde
die nördliche Hälfte (Norderdithmarschen mit Heide) an Holstein-Gottorp
(Gottorf) gegeben (herzoglicher Anteil), kam aber 1773 unter die Oberherrschaft
Dänemarks, das bereits die südliche Hälfte (Süderdithmarschen, königlicher
Anteil) erhalten hatte. 1866 fiel es mit Schleswig und Holstein an Preußen und
kam 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 445f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E1; Adolfi gen.
Neocorus, J., Chronik des Landes Dithmarschen, hg. v. Dahlmann, F., Bd. 1f.
1827, 1904, Neudruck 1927; Michelsen, A., Urkundenbuch zur Geschichte des
Landes Dithmarschen, 1834; Michelsen, A., Sammlung altdithmarscher
Rechtsquellen, 1842; Chalybaeus, R., Geschichte Dithmarschens bis zur Eroberung
des Landes im Jahre 1559, 1888; Marten, G./Mäckelmann, K., Dithmarschen,
Geschichte und Landeskunde, 1927; Carstens, W., Bündnispolitik und Verfassungsentwicklung in Dithmarschen, Zs. d. Ges.
für schleswig-holstein. Geschichte 66 (1938); Klüver, W., Dithmarschen und
Schleswig-Holstein im Wandel der Geschichte, 1951; Stoob, H., Die Dithmarscher
Geschlechterverbände, 1951; Stoob, H., Geschichte Dithmarschens im
Regentenzeitalter, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
II, 15, 34, 41, 49, 95, 96, III, 10, 31, 33, Thiadmariska, Thiadmaresgaho,
Tedmarsgoi, Ditmarticorum terra, Ditmarcos, Dietmaringenses, ‚Dithmarschen‘;
Hadel, W. v., Die Eingliederung des Landes Dithmarschen in den Verband der
Herzogtümer Schleswig und Holstein, 1963; Kamphausen, A. u. a., Dithmarschen.
Geschichte und Bild einer Landschaft, 1968; Eggers, P., Das Prozessrecht nach
dem Dithmarscher Landrecht von 1567 und seine Entwicklung bis zum Ende der
Gottorfer Herrschaft 1773, 1986; Sax, P., Werke zur Geschichte Nordfrieslands
und Dithmarschens, Bd. 7 Ergbd. Register und Ergänzungen, 1987.
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Donauwörth (Reichsstadt). D. wurde
vermutlich nach 900 von den Grafen von Dillingen gegründet. 1030 wird D.
(Weride) anlässlich der Bestätigung und Erweiterung der Verleihung des Markt-,
Münz- und Zollrechts an die Herren von Werde (Mangolde) durch König bzw. Kaiser
Otto III. erstmals genannt. Nach deren Aussterben fiel es zwischen 1147 und
1156 an das Reich heim. Von 1156 bis 1183 unterstand es den Grafen von Wittelsbach.
1191 wurde es von den Staufern als Reichsgut eingezogen und Sitz einer
staufischen Vogtei. Nach längeren Auseinandersetzungen mit Bayern wurde D. 1301
Reichsstadt (meist Schwäbisch Wörth genannt). Von 1376 bis 1434 war es an
Bayern verpfändet, das 1462 auf alle Ansprüche verzichtete. In der
Reformationszeit wurde es mehrheitlich protestantisch. Da die protestantische
Bevölkerung von den Regeln des Augsburger Religionsfriedens von 1555 durch
Störung katholischer Prozessionen abwich, wurde 1607 über sie die Reichsacht
verhängt, die 1608 durch Besetzung von Bayern vollstreckt wurde. Im
Dreißigjährigen Krieg war es hart umkämpft, blieb aber auf Dauer bayerisch und
katholisch, da die 1705 erfolgte Wiederherstellung der Reichsunmittelbarkeit
durch Kaiser Joseph I. bereits 1714 wieder aufgehoben wurde.
L.: Wolff 136; Stieve, F., Der Ursprung des 30-jährigen Krieges, Bd. 1 1875;
Stenger, H., Verfassung und Verwaltung der
Reichsstadt Donauwörth (1193-1607), 1909; Grohsmann, L./Zelzer, M., Geschichte
der Stadt Donauwörth, Bd. 1f. 1958ff.; Landkreis Donauwörth. Werden und Wesen
eines Landkreises, 1966.
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Dorpat (Hochstift, Residenz), russ.
Jurev, estn. Tartu. Am 21. 7. 1224 wurde für Estland am rechten Ufer des Embach
als Nachfolger des Bischofs von Estland mit Sitz in Leal das Bistum D. in einer
schon für die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends nachgewiesenen
estnischen Burg, die 1224 von den Deutschen erobert worden war, begründet. Es
war zunächst dem Erzbischof von Lund, seit 1245 dem Erzbischof von Riga
unterstellt. Das Territorium wurde zwischen Bischof und Deutschem Orden
aufgeteilt. Am 6. 11. 1225 wurde der Bischof durch König Heinrich (VII.) mit
dem Bistumsgebiet belehnt und zum Reichsfürsten erhoben. Seit 1525 drang die
Reformation durch. Mit der Verschleppung des letzten Bischofs 1558 nach
Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des
Bistums Dorpat bis zur Ausbildung der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und
das Reich bis 1225, 1943; Rauch, G. v., Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der
Ordenszeit, ZOF 24 (1975); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 524, 1, 2, 150.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dortmund (Reichshof, Reichsstadt).
Zwischen 881 und 884 wird an einer wichtigen Straßenkreuzung des Rhein und
Weser verbindenden Hellwegs der vielleicht in Anlehnung an einen karolingischen
Königshof und späteren Grafenhof entstandene Ort Throtmanni, Trutmundi,
Trutmania, erwähnt. 990 besaß er Marktrecht. Bereits 1152 war er vielleicht
befestigt (lat. Tremonia). Seit 1226 ist D. als einzige westfälische
Reichsstadt bezeugt. Sie wurde Mitglied der Hanse und unter Überflügelung
Soests Vorort des gemeinen Kaufmanns von Westfalen. Sie erwarb, nachdem die
Familie der Grafen von D. 1316 in männlicher Linie erloschen war, 1343 und 1504
jeweils eine Hälfte der umliegenden Grafschaft mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 77
Quadratkilometern und 80 Dörfern, geriet 1388/1389 aber (nach 1248 wie 1301
erfolgten Verpfändungen an das Erzstift Köln und die Grafen von der Mark) in
Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln und den Grafen von der Mark
(Große Dortmunder Fehde), durch die sie wirtschaftlich erheblich geschwächt
wurde. 1514 bestätigte Kaiser Maximilian I. die Reichsunmittelbarkeit. Von 1523
bis 1570 drang die Reformation ein. 1567 ging Brackel (Brakel) an Kleve-Mark
verloren. 1803 kam das 2,3 Quadratmeilen große zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende D. mit 6.000 Einwohnern an
Nassau bzw. Nassau-Oranien (Nassau-Oranien-Fulda), 1808 zum Großherzogtum Berg
(Sitz des Präfekten des Ruhrdepartements), 1815 zu Preußen (Provinz Westfalen),
das schon lange den Erwerb angestrebt hatte, und damit 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 371; Zeumer 552ff. III a 12; Wallner 704 WestfälRK 38; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Mallinckrodt, A., Versuch über die Verfassung der kayserlichen und des Heiligen Römischen
Reiches freyer Stadt Dortmund, Bd. 1f. 1795; Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v.
Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1
1917; Heimatatlas für Dortmund, hg. v. Frommberger, A., 1961; Winterfeld, L.
v., Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund, 7. A. 1981; Mämpel,
A., Bergbau in Dortmund, 1963; Dortmund. Westfälische Großstadt im Revier. Bilder
aus und über Dortmund, Westfalen und das Ruhrgebiet 1947-67, bearb. v. Bieber,
H./Hüser, F., 2. A. 1968; Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte, hg. v.
Luntowski, G./Reimann, N., 1982; Reimann, N., In burgo Tremonia. Pfalz und
Reichsstadt Dortmund in der Stauferzeit, Bll. f. dt. LG. 120 (1984); Thier, D.,
Melius Hereditati, 1987; Zeit-Räume, bearb. v. Schilp, T., 1989; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 158; Stadtführer Dortmund im Mittelalter, hg.
v. Schilp, T./Welzel, B., 2. A. 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T.
u. a., 2012. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche
Propstei, Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. („Elch-wangen“) an
der Jagst wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und
Schwaben von den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres)
gegründet. Seit 817 erschien das 812 erstmals genannte Kloster unter den
Reichsabteien. Seine staufertreuen Äbte waren seit 1215 Reichsfürsten. Die
Vogtei hatten zuerst die Grafen von Oettingen, seit etwa 1370 die Grafen von
Württemberg. 1460 wurde es in ein exemtes weltliches Chorherrenstift mit einem
Fürstpropst und einem Stiftskapitel (12 adlige Kanoniker, 10 Chorvikare)
umgewandelt. Zu den 1337 bestehenden Ämtern E., Tannenburg und Kochenburg kamen
1471 Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste
geistliche Herrschaft in Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa
20000 Menschen umfasste. Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern
(7 Quadratmeilen) gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein
Oberamt des Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E.,
Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929;
Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer,
H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der
Fürstpropstei Ellwangen, 1959; Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen
zur 1200-Jahrfeier, hg. v. Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania
Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Seiler, A., Ellwangen. Von der
Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt, 1979; Fahlbusch, F., LexMA 3 1986,
1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die Ritterschaft am Kocher,
1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D., Das geistliche Fürstentum
Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988); Pfeifer, H., Das
Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173;
Das älteste Urbar der Abtei, bearb. v. Häfele, H., 2008.
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Elsass-Lothringen (Reichsland, Reichsprovinz).
Nach dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges von 1870 verlangte die vor
allem auf das 1869 von R. Boeckh publizierte Buch Der Deutschen Volkszahl und
Sprachgebiete gestützte deutsche öffentliche Meinung die Rückkehr des seit 1648
von Frankreich erfassten und seit 1790 zunehmend französisierten Elsass zu
Deutschland. Im Frankfurter Frieden vom 10. 5. 1871 musste Frankreich gegen den
Willen der betroffenen Bevölkerung (, von der daraufhin 128000 Personen nach
Frankreich wechselten,) das Elsass (Bas-Rhin, Haut-Rhin) außer Belfort und
einen Teil Lothringens (Meurthe, Moselle) mit Metz an das neugegründete
Deutsche Reich abtreten. Beide wurden zum Reichsland E. (Elsass-Lothringen)
zusammengeschlossen. Dieses war reichsunmittelbarer Gebietsteil, nicht
Bundesstaat. Es wurde innerhalb seines Sonderstatus' nach dem Muster einer
preußischen Provinz verwaltet. Die Bevölkerung stand dem mehrheitlich nicht
gewünschten Wandel überwiegend ablehnend gegenüber. Gleichwohl gaben 1900 von
659432 Einwohnern des Unterelsass nur 24521 (3,7 Prozent) und von 486553
Einwohnern des Oberelsass nur 27673 (5,7 Prozent) Französisch als Muttersprache
an, wobei sich die frankophone Bevölkerung vor allem auf den Raum
Straßburg/Schlettstadt und die zur Vogesengrenze hin gelegenen Gebiete
verteilte. Durch den Vertrag von Versailles kamen die Gebiete ohne Abstimmung
zu Frankreich zurück, woraufhin 110000 Einwohner nach Deutschland ausgewiesen
wurden bzw. abwanderten. Frankreich begann mit subtilen und drakonischen
Mitteln eine beim geschäftlich, kulturell und karrieremäßig nach Paris ausgerichteten
Bürgertum erfolgreiche Französisierungspolitik. 1940 wurde nach der
französischen Niederlage in dem ehemaligen Reichsland eine dem Führer
unmittelbar unterstellte deutsche Zivilverwaltung errichtet. Elsass wurde dem
Gau Baden, Lothringen dem Gau Saarpfalz (Westmark) angegliedert. Rechtlich
blieben beide französisch. Nach 1945 wurden die Gebiete unter hohem Zuzug aus
Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien zielstrebig französisiert, so dass
der Rhein trotz ausklingenden Fortbestands einer deutschen Mundart allmählich
mehr und mehr zu einer Sprachgrenze wurde.
L.: Stoffel, G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss,
J., Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St),
1895ff.; Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648,
1896; Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen
Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.;
Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar
1648, Teil 1, 1898 (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28);
Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J.,
Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die
elsässischen Landstände, 1907; Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien
im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie
des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913;
Spahn, M., Elsass-Lothringen, 1919; Wackernagel, R., Geschichte des Elsass,
1919; Das Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, hg. v. Schlenker, M./Wolfram,
G., Bd. 1ff., 1931ff.; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte
des Elsass, Bd. 1, 1939; Marichal, P., Dictionnaire topographique du
département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et modernes, 1941;
Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle
à 1789, Paris 1941; Wehler, H., Elsass-Lothringen von 1870 bis 1918, ZGO 109
(1961); Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970; Becker, J.,
Baden, Bismarck und die Annexion von Elsass und Lothringen, 1972; Poidevin, R.,
L'Alsace-Lorraine 1871-1918, 1972; Rothenberger, K., Die elsass-lothringische
Heimat- und Autonomiebewegung zwischen den beiden Weltkriegen, 2. A. 1976;
Paroisses et communes de France. Dictionnaire d'histoire administrative et
demographique: Kintz, J., Bas-Rhin, 1977; Duranthon, M., La carte de France,
son Histoire 1678-1979, 1978; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an
Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in
Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Grünewald, I., Die Elsass-Lothringer im
Reich 1918-1933, 1984; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland. Ein Beitrag
zur Landesgeschichte von Elsass-Lothringen und zur Wahlgeschichte des Deutschen
Reiches 1871-1918, 1986; Preibusch, S., Verfassungsentwicklungen
im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006.
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Ermland (Hochstift, Fürstbistum). Das
dem altpreußischen Gau Warmien entsprechende E. in Ostpreußen erstreckt sich
dreieckig vom Frischen Haff nach Südosten bis zur Masurischen Seenplatte. Das
am 28./29. 7. 1243 gegründete Bistum Warmien/E. reichte darüber hinaus vom
Pregel im Osten bis zur Drausensee im Westen. Ein Drittel des Bistums
(Braunsberg, Heilsberg, Rößel, Allenstein) kam 1251 durch Vertrag mit dem
Deutschen Orden, von dem die Bischöfe bis 1464 in weltlichen Angelegenheiten
abhängig waren, unter die Herrschaft des Bischofs (in Braunsberg, später
Heilsberg) und des Domkapitels (in dem kleinen Frauenburg). Das Bistum selbst
unterstand von 1245 bis 1566 dem Erzbistum Riga. Seit 1478/1479 musste jeder
Bischof dem König von Polen einen Treueid leisten. Im zweiten Thorner Frieden
von 1466 und endgültig 1479 fiel das E. unter die Herrschaft Polens, 1772
gelangte es an Preußen. Dass das Ermland bei dem Übertritt des letzten
Hochmeisters des Deutschen Ordens zum Protestantismus katholisch blieb, beruhte
darauf, dass der Bischof nicht im Deutschen Orden inkorporiert war, also -
anders als die anderen drei Bischöfe von Culm, Pomesanien und Samland - dem
Hochmeister in dieser Frage keinen Gehorsam schuldete. Bis 1918 war das Bistum
E. exemt, danach Suffragan von Breslau. 1945 wurden von den acht Domherren
sechs erschossen oder nach Russland verschleppt, der Bischof von Kardinal Hlond
aus dem Bistum gelockt.Seit 1945 stand E. unter der Verwaltung Polens, an das
es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit kam. Das Bistum wurde zum
Erzbistum mit Sitz in Allenstein (Olsztyn) erhoben.
L.: Die Territorien des Reichs 2, 206; Monumenta historiae Warmiensis, Bd. 1ff.
1861ff.; Röhrich, V., Geschichte des Fürstbistums Ermland, 1925; Perk, H., Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums
Ermland, 1931; Schmauch, H., Das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu
Polen, Altpreuß. Forsch. 11 (1934), 153; Schumacher, B., Geschichte Ost- und
Westpreußens, 7. A. 1987; Unser Ermlandbuch, 1967; Poschmann, B., Ermland,
LexMA 3 1986, 2159; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 530.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei,
Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria,
Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von
Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die
Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen
Vögte nacheinander die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die
Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg
waren, eine kleine Herrschaft zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300
Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um
Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt
hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000
Bauernhöfe um E., im Vest Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei
Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495)
wurde E. politisch von diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw.
1,5 bis 2 Quadratkilometer große Abtei, in deren Verfassung
das Damenkapitel den ersten Stand bildete, das Herrenkapitel den zweiten und
die umliegenden Adelsfamilien den dritten, mit dem Ländchen Breisig bzw.
Breisich am Rhein nach der Säkularisation an Preußen, gehörte aber von
1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der
Essener Münsterschatz, 1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v.
Bronczek, W., 1966; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und
Werden während der Übergangszeit von 1806-1813 unter besonderer
Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und Verwaltung, 1971;
Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988; Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4
1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183;
Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Essener Urkundenbuch. Regesten
der Urkunden des Frauenstifts Essen im Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T.,
2010 (697 Regesten, 13 Volltexte); Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen,
2015. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Feldkirch (Grafschaft). F. an der Ill in
Vorarlberg, in dessen Gebiet wahrscheinlich die römische Siedlung Clunia lag,
wird um 842 als Feldchirichun erstmals erwähnt und um 1190/1200 durch die Grafen
von Montfort an günstigerer Stelle als Stadt neugegründet. 1375 verkauften die
Grafen von Montfort F. an Habsburg. Über Österreich gehörte die Grafschaft F.
als vorarlbergische Herrschaft zum österreichischen Reichskreis. S. a.
Montfort-Feldkirch.
L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Mone, Das Stadtrecht von Feldkirch in
der Abfassung von 1388, ZGO 21 (1867); Gunz, K., Feldkirch, eine
mittelalterliche Stadtrepublik, Jb. d. Bundesgym. in Feldkirch, 1927/28;
Feldkirch, Stadt am Alpenrhein, 1949; Geschichte der Stadt Feldkirch: Bd. 1:
Bilgeri, B./Fetz, H., Politik, Wirtschaft und Verfassung
bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1986; Bd. 2: Burmeister, K.,
Kulturgeschichte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1985; Bd. 3: Albrecht,
K./Wanner, G., Politik, Wirtschaft, Kultur im 19. und 20. Jahrhundert, 1986;
Fetz, H./Spiegel, C., Ur- und Frühgeschichte des Feldkircher Raumes, 1987.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum,
freie Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden
sich Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194
Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war
F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen
(zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen
bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren
älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet.
Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen
Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F.
Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer,
fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein
befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter
verblieben). Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509
und 1578 wurde das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation
erneuert. 1535 schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde
die Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F.
von Frankreich besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden
und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und
sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der
einen aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten
Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein
und dem Fürstentum Hanau ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim,
Münzenberg, Ortenberg und Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000
Einwohnern am 10./16./19. 2. 1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum
Großherzogtum F. (mit den Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie
der Hauptstadt F.) unter Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons
Stiefsohn Eugène de Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code Napoléon
eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde am bzw.
ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der Niedergrafschaft
Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde
F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie Stadt, die sich eine
neue Verfassung gab, und danach Sitz der
Bundesversammlung des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19.
7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst.
Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das
Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel,
Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt
es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es
von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern und
einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und
einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die
Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die
Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich
seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden
europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des
römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von
Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher
der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm,
O., 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von
Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966);
Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg
1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W.,
Frankfurt zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der
”Freien Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B.,
Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am
Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder,
W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen
bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und
sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main (1612-1866),
1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine des heiligen Romischen Richs
Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen, Bd. 1
Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute. Eine
Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K.,
Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien
Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit,
Diss. jur. Frankfurt am Main 1996; Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt,
1999; Dzeja, S., Die Geschichte der eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 200; Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in
Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am
Main 1855-1890, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Friedberg (Burggrafschaft). Nach römischer
und vermutlich auch fränkischer Besiedlung errichtete um 1170 Kaiser Friedrich
Barbarossa zur Sicherung der Güter des Reiches in der Wetterau die 1216
erstmals erwähnte Reichsburg F. Die reichsunmittelbare Burgmannschaft erwarb
seit dem 15. Jahrhundert eine eigene Herrschaft in der Wetterau (1455
Reichsstadt F. als Pfandschaft, 1475 Grafschaft Kaichen). 1806 kam sie an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 503; Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und
der dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Dieffenbach, P., Geschichte der
Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau, 1857; Roth, H., Burg und Stadt
Friedberg, 2. A. 1959; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter,
1982; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter, Regesten der Urkunden
1216-1410, 1987; Rack, K., Die Burg Friedberg im Alten Reich, Studien zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und
19. Jahrhundert 1988; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f. 1997ff.;
Zieg, M., Die Selbolder - Geschichte einer Friedberger Burgmannenfamilie in den
Jahren 1200-1578, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Geldern (Grafschaft, Herzogtum,
Residenz). Am Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf
Gerhard 1061-1067, nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens †
1082, Gerhard I. von Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des
Herzogtums Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G.
(1085-1118 auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de
Gelre) an der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie
Eigengut östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf
Gerhard II. über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon
getrennte Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim.
Später erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247
erzwangen sie gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der
Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener
Reich) und Emmerich, so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet
zwischen Maas und Roer bis zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das
schwiegerväterliche Herzogtum Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage
von Worringen wurden die Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf
Reinald II. den Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im
geldrischen Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat
verbundenen Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen
Jülich-Gelderns im Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen
gewählten Grafen von Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472 verpfändete
Arnold von Egmond das Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473
eroberte, vom Kaiser belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch
[1614 Preußen]) gab. Mit Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder
selbständig gewordenen Grafen von Geldern (1538) mit den vier Quartieren
Arnheim, Roermond, Zutphen und Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach
zeitweiliger Lösung (seit 1538 unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen
Niederlanden im burgundischen Reichskreis einverleibte und 1548 dem
burgundischen Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste sich unter dem Statthalter
Johann von Nassau der größte Teil Gelderns (Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von
Habsburg und schloss sich den Generalstaaten als Provinz Gelderland an
(Utrechter Union). Der südliche Teil (Oberquartier G. südlich von Kleve um G.
und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten Aussterben der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) als Ersatz für Oranien) 1713 im
Frieden von Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck bzw. Wachtendonk,
Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die Generalstaaten noch
Venlo, Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm Pfalz-Neuburg Erkelenz,
so dass bei den österreichischen Niederlanden nur Roermond und die Herrschaften
Daelenbroeck (Dalenbroek), Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der
österreichische Teil wurde 1801, der preußische Teil 1795/1801 an Frankreich
abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die Niederlande. Der
preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die Niederlande fielen
(Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom Maasufer), 1946 in
Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in
Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S.,
Die geldrischen Ämter Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986;
Hövelmann, G., Geldern - Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50
(1986); Schiffer, P., Die Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229),
1988; Venner, G., Die Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt.
LG. 124 (1988), 267ff.; Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten,
G., Het hof van Gelre, Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 130; Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a.,
2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy,
2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401, 2, 217; Geldern, hg.
v. Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel, Herrschaft und
Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gengenbach (Reichsstadt). Der vom Abt der
um 748/753 gegründeten Benediktinerabtei 1230 zur Stadt erhobene Ort G. bei
Offenburg wurde spätestens 1360 durch Kaiser Karl IV. zur Reichsstadt. Zu ihrem
Herrschaftsgebiet gehörten Reichenbach, Schwaibach, Ohlsbach und Bermersbach.
1525 wurde die Stadt evangelisch, 1547 aber rekatholisiert. 1689 wurde sie
nahezu völlig zerstört. 1803 fiel sie mit etwa 2 Quadratmeilen an Baden und kam
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 552 III b 32; Wallner 688 SchwäbRK 61; Kuner, M., Die Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Gengenbach,
1922, 1939; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Andreas, W., 600 Jahre
Reichsstadt Gengenbach, ZGO 108 (1960), 297; Hillenbrand, E., Stadt und Kloster
Gengenbach im Spätmittelalter, ZGO 124 (1976), 75ff.; Eine Stadt feiert. Chronik
des festlichen Jahres 1980, als Gengenbach sich erinnerte, 750 Jahre Stadt zu
sein, bearb. v. End, R., 1980.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Glarus (Kanton). Das ursprünglich
rätisch, seit dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam
vermutlich im 9. Jahrhundert an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der
heilige Fridolin, es christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert
wurde es durch die den Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund und den
Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte (Habsburg)
bedroht. Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft 1323 mit
Schwyz und 1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den
eidgenössischen Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G.
sämtliche Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die
Reichsunmittelbarkeit sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der
Eroberung des Aargaus, bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften, nahm
1436 zusammen mit Schwyz Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich die
Pfandschaft über Uznach und Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied der
Eidgenossenschaft. 1517 kaufte es die Herrschaft Werdenberg und die Herrschaft
Wartau (Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798
wurde G. mit den gemeinen Herrschaften, den Untertanenlanden, dem Rheintal und
dem Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil der Helvetischen Republik.
1803/1815 wurde das ehemalige Glarner Gebiet als Kanton anerkannt. 1836 gab es
sich eine am 22. 5. 1887 abgeänderte Verfassung
mit Landsgemeinde, Landrat, Landammann und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G.,
Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des
Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f.
1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984;
Steinmüller, J., Glarus um 1800, 1989; Hauser, W., Die Entwicklung der
Zivilrechtspflege des Kantons Glarus, 1989; Tremp, E., Glarus, LexMA 4 1989,
1476f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Goslar (Reichsstadt). G. am Harz an der
Straße vom Rhein zur mittleren Elbe wird 922 erstmals erwähnt, reicht aber
vielleicht noch in karolingische Zeit (karolingisches Lager von 802). 965/968
begann der Silberbergbau auf dem nahen Rammelsberg. Um 1005/1015 verlegte
Heinrich II. die vorher in Werla an der Oker befindliche Pfalz nach G., das in
der Salierzeit beliebter Aufenthaltsort deutscher Herrscher und bis ins 13.
Jahrhundert Stätte vieler Reichstage war. Etwa 1073 wurde die Reichsvogtei G.
zur Verwaltung des umliegenden Reichsgutes geschaffen, die von 1152 bis 1168 an
Heinrich den Löwen gelangte. 1219 verlieh Kaiser Friedrich II. der Stadt einen
umfangreichen Freiheitsbrief. 1290/1340 errang, beginnend mit dem Erwerb der
Vogtei, G. die Stellung einer Reichsstadt (Reichsunmittelbarkeit). Im 14.
Jahrhundert, in dessen Mitte das Stadtrecht in den goslarischen Statuten
aufgezeichnet wurde, gelang die Gewinnung der Pfandschaft am Rammelsberg. Mit
dem Einlösen der Pfandschaft Rammelsberg durch Braunschweig-Wolfenbüttel
1526/1552 setzte ein wirtschaftlicher Niedergang der 1528 protestantisch
gewordenen Stadt ein. 1802/1803 kam G. mit 8500 Einwohnern an Preußen, 1807 zum
Königreich Westphalen, 1814 an Hannover, danach an Preußen, 1816 wieder an
Hannover, 1866 mit Hannover an Preußen und 1941 an Braunschweig. Am 1. 11. 1946
ging Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 456f.; Zeumer 554 III a 7; Wallner 707 NiedersächsRK 27; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Urkundenbuch der Stadt Goslar, hg. v. Bode, G./Hölscher, U., Bd. 1ff. 1893ff.;
Frölich, K., Gerichtsverfassung von Goslar im Mittelalter, 1910; Hoelscher, U.,
Die Kaiserpfalz Goslar, 1927; Frölich, K., Verfassung
und Verwaltung der Stadt Goslar im späten Mittelalter, 1921; Wiederhold, W.,
Goslar als Königsstadt und Bergstadt, 1922; Bruchmann, K., Goslar, 1952; Goslar,
hg. v. Hillebrand, W., 2. A. 1965; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968;
Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet und seine Beziehungen zu den territorialen
Nachbargewalten, 1970; Schuler, P., Goslar, LexMA 4 1989, 1568ff.; Graf, S.,
Das Niederkirchenwesen der Reichsstadt Goslar, 1998; Goslar im Mittelalter, hg.
v. Engelke, H., 2003; Kelichhaus, S., Goslar um 1600, 2003; Der Goslarer
Ratskodex, hg. v. Lehmberg, M., 2013.
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Goslar, Sankt Simon und Judas
(reichsunmittelbares Stift). In Goslar gründete Kaiser Heinrich III. 1040 als
Königskapelle (capella regis) das Domstift Sankt Simon und Judas. Nach der
Reformation war es reichsunmittelbares, evangelisches Stift. G. fiel 1803 an
Preußen, das es 1816 an Hannover abgab.
L.: Wolff 456; Nöldeke, E., Verfassungsgeschichte
des kaiserlichen Exemtstifts SS. Simon und Judae zu Goslar, 1904; Schuler, P.,
Goslar, LexMA 4 1989, 1568ff.; Lohse, T., Das Goslarer Pfalzstift St. Simon und
Judas, Harz-Zs. 54/55 (2002/2003), 85.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von
den Rätern bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr.
von den Römern unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum
fränkischen Reich, seit 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren
waren der Bischof von Chur und der Abt von Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden
von Freien nachweisbar, zu denen freie Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen
Versuche der Grafen von Habsburg, ihre Herrschaft auszudehnen, entstand 1367
der Gotteshausbund der Talschaften Domleschg, Oberhalbstein, Bergell und
Engadin sowie der Stadt Chur und des Domkapitels. 1395 vereinigte sich u. a.
das Vorderrheintal (Disentis, Rhäzüns, Sax, 1395 Gruob, 1399 Hohentrins, 1406
Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox, Calanca) zum Oberen oder (vielleicht wegen der
grauen Bekleidung der bäuerlichen Einwohner seit 1442) Grauen Bund (1424
erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals toggenburgischen Gemeinden im Prätigau
(Prättigau) zum Zehngerichtenbund (Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers,
Schanfigg, Langwies, Churwalden, Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw.
deren Orte verbanden sich 1471 untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im
Prättigau durch Kauf erworben. 1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und
Zehngerichtenbund ein Bündnis mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden
die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die
Drei Bünde (Gemeine drei Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später
fand die Reformation Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng
zum Freistaat der drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund.
Von 1649 bis 1652 wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund
und im Engadin abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur seine Leute im
Vinschgau an die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich. Im 17.
Jahrhundert besetzten Frankreich und Österreich/Spanien abwechselnd das Gebiet,
doch gelang Georg Jenatsch die Sicherung der Unabhängigkeit. 1797 gingen
Chiavenna, das Veltlin und Bormio an die Zisalpinische Republik verloren.
1798/1799 wurde G. als Kanton Rätien mit der Helvetischen Republik vereinigt,
1803/1815 fünfzehnter, um Tarasp vergrößerter Kanton der Eidgenossenschaft.
1814 gab sich G. eine neue Verfassung.
L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde,
1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v.,
Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft
Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Heuberger, R., Raetien im Altertum und
Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936;
Müller, I., Die Entstehung des Grauen Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21
(1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f. 1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte,
1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v. Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.;
Jenny, R., Historisches über den Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964;
Festschrift 600 Jahre Gotteshausbund, 1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und
Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1982; Bischofberger, H.,
Graubünden, LexMA 4 1989, 1659; Jahrzeitbücher, Urbare und Rödel Graubündens,
Band 1 Die Kreise Disentis und Ruis, Band 2 Die Kreise Ilanz, Lugnez und Trins,
bearb. v. Brunold, U. u. a., 1999ff.R; athgeb, C., Die Verfassungsentwicklung
Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um
1020 vom ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg
und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im
heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich
1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen
(Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen,
abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein
(Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung
anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf
Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den
1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische
Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien,
Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem
Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller
Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von
Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und
1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau
(von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein,
Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert
der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen
(1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne
(† 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass
Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals
burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters,
Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und
den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande
erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder
Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie
Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte.
Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526
Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der
österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich
(Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn,
Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark,
Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von
der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm
und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus
und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von
Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende
Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den
spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der
meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten
geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im
Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge
nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest.
Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert
entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat
gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739)
aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen
Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft
Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die
Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der
kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer
des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im
Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der
Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und
erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen
Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war
letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8.
1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der
Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er
infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren
Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In
Italien begründeten die Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und
Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der Einigung Italiens 1860
abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien
an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11.
11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch
entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik
(Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle
Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die
Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956;
Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953;
Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M.,
Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H.,
Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966;
Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter,
D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982;
Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984;
Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte,
10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger,
Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des
Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700,
1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R.,
Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im
Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1995;
Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss,
P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger
zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hadeln (Land). H. zwischen Elbemündung
und Wesermündung gehörte im 8. Jahrhundert als Haduloha (797) zum Stammesgebiet
der Sachsen. Nach dem Sturz Heinrich des Löwen 1180 kam es, zunehmend eingeengt
auf die Marsch zwischen den Geestrücken der Hohen Lieth und der Wingst, an das
Herzogtum Sachsen-Lauenburg, war aber im 13. Jahrhundert nur noch lose hieran
angeschlossen. Es erlangte zahlreiche mit der Kolonisation verbundene eigene
Rechte, die trotz verschiedener Eingliederungsversuche von Seiten Hamburgs
(1402/1407-1481 Pfandherrschaft) wie Sachsen-Lauenburgs Bestand behielten und
im 15. Jahrhundert im Hadler Landrecht aufgezeichnet wurden. Der Adel war praktisch
bedeutungslos. Die drei Stände des 5,5 Quadratmeilen großen Landes waren: Der
erste Stand auch Landschaft oder Hochland genannt mit den Kirchspielen
Altenbruch (Altenburch), Lüdingworth, Nordleda, Neuenkirchen, Osterbruch,
Osterende-Otterndorf, Westerende-Otterndorf. Der zweite Stand, auch Sietland
genannt, mit den Kirchspielen Westerihlienworth (Westerihlionworth),
Osterihlienworth (Osterihlionworth), Steinau, Wanna und Odisheim. Der dritte
Stand war die Stadt Otterndorf. Nach dem Aussterben Sachsen-Lauenburgs kam H.
1689 unter die Verwaltung des Kaisers. 1731 fiel es an Hannover (Präsident der
Regierung in Stade in Personalunion Gräfe von Hadeln), 1866 an Preußen und am
1. 11. 1946 an Niedersachsen. Die Selbstverwaltung wurde von Hannover 1852 beseitigt,
die Ständeversammlung in Otterndorf 1884 durch Preußen aufgelöst.
L.: Wolff 450; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2, III 38 (1789)
C1; Rüther, H., Geschichte des Landes Hadeln, 1949; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 11, 12, II, 29, 49, 70, 72, 73, 74, 96, III, 23, 24,
30, Haduloha, Hadalaon, Hadelere, Haedelreland, ‚Hadeln‘; Bierwirth, L.,
Siedlung und Wirtschaft im Lande Hadeln, 1967; Hadler Chronik, bearb. v.
Rüther, E., 2. A. 1979; Hofmeister, A., Besiedlung und Verfassung
der Stader Elbmarschen im Mittelalter, 1979ff.; Schmidt, H., Hadeln, LexMA 4
1989, 1817f.; Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2 1995, 321;
Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hagenau (Reichsstadt). H. im Unterelsass
entstand um 1035 um eine Burg des Grafen Hugo IV. von Egisheim im Hagenauer
Forst. Seit 1153 bestand eine Pfalz, in der bis 1208 die Reichskleinodien
aufbewahrt wurden. Kaiser Friedrich I. Barbarossa erteilte dem Ort 1164
Stadtrecht. 1260 wurde die Stadt Reichsstadt. Diese umfasste noch 3 Dörfer. Im
14. Jahrhundert war sie Hauptort des elsässischen Städtebundes und Sitz der aus
dem Königshof in Schweighausen hervorgegangenen kaiserlichen Landvogtei. Ihre
Einwohnerzahl betrug etwa 3000. 1648 fiel H. an Frankreich.
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Guerber, V.,
Histoire politique et religieuse de Haguenau, 1876; Schrieder, E., Verfassungsgeschichte von Hagenau im Mittelalter,
1909; Schlag, G., Die Kaiserpfalz Hagenau. (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942), 14;
Gromer, G., Über die Entwicklung des engeren Stadtgebiets der ehemaligen
Reichsstadt Hagenau, (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942); Burg, A., Haguenau, 1950;
Schuler, P., Hagenau, LexMA 4 1989, 1838; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 242.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hamburg (freie Reichsstadt, freie Stadt,
Land, Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des karolingischen
Vorstoßes in das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der Jahre 2005f.
könnte die Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz zwischen Elbe
und Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit einem Durchmesser
von 50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon Kaiser Karl der
Große 804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der Mündung der Alster in
die Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um 825 ließ Kaiser
Ludwig der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen Domplatz?) erbauen.
831 wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des heiligen Ansgar. 845/847
wurde der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen Brandschatzungen durch die
Wikinger von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh. wurde ein Dom aus Stein
errichtet. Unter den Grafen von Schauenburg (Schaumburg), die 1111 durch Herzog
Lothar von Süpplingenburg bzw. Sachsen mit der Grafschaft Holstein und der
Grafschaft Stormarn belehnt wurden, erfolgte der Ausbau zu einem wichtigen
Handelsplatz. Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188 von Wirad von Boizenburg als
Leiter einer Siedlergruppe planmäßig errichtete, 1216 mit der Altstadt
vereinigte Neustadt H. um St. Nikolai Handelsrechte, Zollrechte und
Schifffahrtsrechte durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt. Etwa zur
gleichen Zeit erscheint in H. erstmals ein Rat. 1228 übertrug der Erzbischof
von Bremen seine Rechte an der Altstadt auf den Grafen von Schaumburg
(Schauenburg). Unter seiner Herrschaft entwickelte sich H. rasch zu einem
großen Ausfuhrhafen und zeichnete 1270 sein Stadtrecht im sog. Ordeelbook auf.
Um 1300 war bei einer Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen weitgehende
Unabhängigkeit vom gräflichen Stadtherren, der 1292 der Stadt das Recht der
eigenen Rechtssetzung (kore) verliehen hatte, erreicht. Im 14. Jahrhundert
errang die Stadt besonderen Ruhm im Kampf gegen die Seeräuberei auf der Nordsee
(1400 Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als eines der ersten Mitglieder
der Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz zwischen Nordsee und Ostseeraum
(um 1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang zunächst pfandweise der Erwerb der
Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge einer selbständigen planmäßigen
Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die Feste Ritzebüttel (Cuxhaven) mit
der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog Emil von Sachsen-Lauenburg
Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck abgeben, die das Gebiet bis 1868,
als es H. durch Vertrag allein übernahm, gemeinsam verwalteten. Unter Kaiser
Sigmund wurde die Stadt erstmals als reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460,
als die Könige von Dänemark an die Stelle der Grafen von Schauenburg traten,
galt sie als Reichsstadt. 1510 wurde sie auf dem Reichstag zu Augsburg für eine
Reichsstadt im niedersächsischen Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das
Reichskammergericht Hamburgs Selbständigkeit und 1768 erkannte auch der König
von Dänemark H. als kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in H. die
Reformation eingeführt. Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen
Aufschwung. 1603 wurde das schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste
Recht unter Verwendung der Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener
anderer Quellen reformiert. Im Schutze einer starken Befestigung blieb die
Stadt vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz
und Stimme im Städtekolleg des Reichstags. § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses erhielt sie 1803 als Reichsstadt. Die Besetzung
durch Dänemark (1801-1806) und durch Frankreich (1806) und die Kontinentalsperre
führten zu einem gewichtigen Rückschlag für die sich seit 1806 als freie
Hansestadt bezeichnende Stadt, die wenig später ihren Dom abriss. Von 1810 bis
1814 war die Stadt als Hauptstadt des Elbe-Departements in das französische
Reich eingegliedert. 1813/1814 verstand sich H. als selbständiger Einzelstaat.
1815 trat es als Freie und Hanse-Stadt dem Deutschen Bund bei. Am 28. 9. 1860
gab es sich – nach älteren Rezessen zwischen Rat und Bürgerschaft von 1410,
1529 und 1712 und einem gescheiterten Verfassungsversuch
vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat und
Bürgerschaft. 1867 trat es dem Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die
Wehrhoheit auf Preußen, doch erst 1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen
Zollverein. 1871 schloss es sich dem Deutschen Reich an. 1919 gründete H. eine
Universität. 1921 erhielt es eine neue Verfassung.
1933 wurde die Bürgerschaft aufgelöst und wurde ein Reichsstatthalter
eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937 wurden die preußischen Städte Altona mit
Blankenese, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg sowie 27 Landgemeinden im
Austausch gegen Cuxhaven (mit der Insel Neuwerk), Geesthacht und einige
kleinere Orte eingegliedert. Nach dem Gesetz über die Verfassung
und Verwaltung der Hansestadt H. stellte diese einen staatlichen Verwaltungsbezirk
mit einer Einheitsgemeinde als Selbstverwaltungskörperschaft dar. Am 3. 5. 1945
wurde H. von Großbritannien besetzt und der britischen Besatzungszone
zugeteilt. Am 6. 6. 1952 erhielt die seit 1949 der Bundesrepublik Deutschland
zugehörige Freie und Hansestadt Hamburg (Stadtstaat) eine neue Verfassung. 1969 erlangte H. durch Vertrag mit
Niedersachsen zur Schaffung eines Vorhafens wieder einen Teil des
Elbemündungsgebiets mit der Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1;
Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die Territorien
des Reichs 6, 114; Anderson, C., Hamburgisches Privatrecht, Teil 1ff. 1782ff.;
Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1 (786-1300), hg. v. Lappenberg, J., 1842, Bd.
2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd. 2), bearb. v.
Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4 (1337-1350), bearb. v. Reetz, J., 1967; Lappenberg,
J., Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs, 1845; Westphalen, N.,
Hamburgs Verfassung und Verwaltung in ihrer
allmählichen Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Bd. 1f. 2. A. 1846;
Baumeister, H., Das Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f.
1856; Stubbe, E., Verfassung und Verwaltung der
hamburgischen Marschgemeinden, Diss. jur. Hamburg 1922; Baasch, E., Geschichte
Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f. 1924f.; Wölfle, K., Hamburger Geschichtsatlas,
1926; Schöffel, J., Kirchengeschichte Hamburgs, Bd. 1 1929; Reincke, H.,
Hamburgs Geschichte, 1933; Reincke, H., Das Amt Ritzebüttel, Diss. phil.
Hamburg 1935; Bolland, G., Hamburg, 1938; Bücherkunde zur hamburgischen
Geschichte, hg. v. Möller, K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956; Studt, B., Hamburg
1951; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur hamburgischen Geschichte, 1951
(mit Karte der mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius, W./Weber, R.,
Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg
vom 6. 6. 1952, 1953; Bolland, J., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und
sein Verfasser, ZRG GA 72 (1956), 83ff.; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar bis Bonn, 1956;
Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der Freien und
Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger Bürgerschaft in
alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis 1594, bearb. v.
Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger Stadtrechts 1497, erl.
v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und heute, 1972; Hamburg,
Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg. v. Jochmann, W., Bd.
1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische Unabhängigkeit vom
schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die Reformation in Hamburg,
1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986; Hamburg im Zeitalter der
Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das alte Hamburg
(1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W., Hamburg-Bremen, LexMA 4
1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v. Schöller, A., 1990; Postel, R.,
Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 625ff.;
Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7. A. 1994; Die Stadt im
westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon, hg. v. Kopitzsch, F. u.
a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hannover (Fürstentum, Herzogtum,
Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von
Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte
Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde,
dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241
gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von
Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere
Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen
Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die
Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser
Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem
Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708
die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn
erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines
Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle
nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen,
Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst
Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob
I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit England/Großbritannien. 1720
wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731
das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen
Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt ein
Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern geschaffen,
für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle,
Grubenhagen, Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im
westfälischen Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt
an Graf Platen überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen Reichskreis
(Celle, Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1
Stimme im obersächsischen Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die
Landesuniversität Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die
Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim,
die Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen
besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für
seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und
Höxter sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und
Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde
aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803
bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in
Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis
1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und
Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche
Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich,
das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit
Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert
und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung
eingeführt, die 1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837,
hannoverscher Verfassungskonflikt), das
seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach 1848 geschaffene
Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht)
beeinflusst die Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch
auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H.
von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde
1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises
Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23.
8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in
Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.; Loewe, V., Bibliothek der
hannoverschen und braunschweigischen Geschichte, 1908; Tecklenburg,
A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A. 1921; Topographische
Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786, Begleitwort v. Wagner,
H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927;
Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86, Hannov. Magazin 7,
1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des 18. Jh. und ihre
Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme 1933-1934; Busch, F.,
Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32, 1938; Schnath, G.,
Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession
1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas
Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer
Städteatlas, Abt. 2 1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18.
Jahrhunderts, bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und
Hannover, 4. A. 1964; Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen,
1964; Busch, S., Hannover, Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und
-erweiterungen in drei welfischen Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969;
Hellfaier, D./Last, M., Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur
Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den
preußischen Staat: Annexion und administrative Integration, 1983; Dann, U.,
Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V., Kurhannover im System des
alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt,
1986; Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im
18. Jahrhundert, 1987; Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Rechtsquellen aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R.,
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs, C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005;
Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006;
Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007;
Boetticher, E. v., Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und
ihre Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das
Reich bis 1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen,
2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Harlingerland („Land“). Der nach dem Flüsschen
Harle benannte nordöstlichste Teil Ostfrieslands (Esens, Wittmund,
Carolinensiel, Bensersiel, Neuharlingersiel) erscheint im 13. Jahrhundert als
selbständiges Harlinger Land. Im 15. Jahrhundert erreichte es durch Vereinigung
der Herrschaften Esens, Stedesdorf und Wittmund unter dem Häuptling Sibet
Attena seine endgültige Gestalt. 1540 wurde das dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige H. infolge Heirat mit der
westfälischen Grafschaft Rietberg sowie 1600 ebenfalls infolge Heirat mit
Ostfriesland vereinigt und kam über Hannover und Preußen (1866) 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 339; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 49,
III, 10, Herloga, ‚Harlingerland‘; Gröttrup, H., Die Verfassung
und Verwaltung des Harlingerlandes 1581-1744, 1962; Salomon, A., Geschichte des
Harlingerlandes bis 1600, 1965.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft,
Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main,
Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger
911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des
Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das
zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich
eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich
aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung
mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck
(1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen
zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft
Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den
hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen
hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463
musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg,
Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau),
halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen
(1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV.
erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens),
Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit
ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der
Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant
und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum
Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom
Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.;
Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.; Klibansky, E., Die topographische
Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches
Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich, W., Landtafeln hessischer Ämter
zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927,
Schriften des Landesamts für gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung
neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen
Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im
Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H.,
Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum
Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und
Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W.,
Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze,
1938; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Keyser,
E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W.,
Die althessischen Ämter im Kreis Gießen. Geschichte ihrer territorialen
Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg,
Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen,
(1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine Landschaften, 1951; Dülfer, K.,
Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen Verwaltungsgeschichte vom 16.
bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953); Werle, H., Das Territorialbild
Rheinhessens um 1550, Mitteilungsblatt zur rheinhess. Landeskunde 3 (1954);
Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des Landes
Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.; Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren
Odenwaldes, 1958; Kellner, W., Landrecht und Landesgeschichte, Betrachtungen zu
einer hessischen Rechtskarte für 1792, Hess. Jb. für LG. 9 (1959); Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Geschichtlicher
Atlas von Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35, 41, 50, III, 10,
27, 33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen,
hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches
Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967,
H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen);
Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
Crusius, E., Der Kreis Alsfeld, 1975; Ruppel, H./Müller, K., Historisches
Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft
Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567.
Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die
Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U., 1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon,
1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984;
Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind,
F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und Gegenwart, 1986; Das Werden des
Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v.
Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988;
Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen
im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von
Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W.,
Appellation in den zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert,
Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E.,
Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
1945, 2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K.,
Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B.
u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E.
u.a.,2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W.,
2010; . Gerichtsstätten in Hessen
(http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt,
Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das Land Hessen,
hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3
Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
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Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von
Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen
von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt,
Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in
Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es
Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp dem
Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als
Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und
Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von
Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von
Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge unter
anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des
calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt
Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und
erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg
erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim).
1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey
außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg,
Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen
Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen
(Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen.
1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich
besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt.
1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst
behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs und
seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine Verfassung erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20.
9. 1866 wurde H. wegen der Unterstützung Österreichs in der misslungenen
Bundesexekution des Jahres 1866 gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil
der preußischen Provinz Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit
preußischen Gebiete gingen am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und
damit in Hessen auf. Die Linie Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922; Anhalt,
E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und Ämter
von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E.,
Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die
Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19.
Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp,
W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und
Dokumente zur kurhessischen Parlaments- und Verfassungsgeschichte
1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen
Landstände im 18. Jahrhundert, 1988, Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe,
E., Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens
Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft
Hessen-Kassel 1648-1806, 2007; Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013.
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Isny (Reichsstadt). Bei dem 1096
gestifteten Benediktinerkloster I. im Allgäu gründeten die Grafen von
Veringen-Altshausen 1171 einen Markt. Dieser wurde 1257 an die Truchsessen von
Waldburg verpfändet und 1281 durch König Rudolf von Habsburg mit dem Stadtrecht
Lindaus begabt. 1306 wurde I. zusammen mit der Herrschaft Trauchburg an die
Truchsessen von Waldburg verkauft. 1365 errang die Stadt durch Loskauf von den
Truchsessen von Waldburg die Reichsunmittelbarkeit. I. zählte zum schwäbischen
Reichskreis. 1803 kam I. mit 2000 Einwohnern und einem Gebiet von 0,5 bzw. 0,7
Quadratmeilen zusammen mit der Abtei I. als Grafschaft I. an die Reichsgrafen
von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 25; Wallner 689 SchwäbRK 87; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder 434ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Kammerer, I., Isnyer
Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu, Bilder aus der Geschichte einer
Reichsstadt, 1955; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet Isny in den Jahren
1803-10, Ulm und Oberschwaben 38 (1967); Speth, H., Die Reichsstadt Isny am
Ende des alten Reiches (1775-1806), 1973; Hauptmeyer, C., Verfassung und Herrschaft in Isny, 1976;
Greiffenhagen, S., Politische Kultur Isnys im Allgäu, 1988.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Jever (Herrschaft). Die alte
friesische Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte und in
deren Nähe 1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden wurden,
erscheint seit dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri denarii) der
Billunger Herzöge von Sachsen und entwickelte sich im Mittelalter zum Hauptort
der friesischen Landschaft Östringen. Durch Zusammenschluss der Landschaften
Östringen und Wangerland sowie Teilen von Rüstringen um 1370 entstand die von
Sachsen wie von Oldenburg gelöste Herrschaft J., deren ständiger Sitz J. im 15.
Jahrhundert war. 1517 gewann Ostfriesland eine Anwartschaft auf J. 1532 suchte
die Regentin Schutz bei Kaiser Karl V. und erkannte die Lehnshoheit Burgunds
an. 1536 erhob sie J. zur Stadt. 1575 fiel im Streit zwischen Oldenburg und
Ostfriesland die Herrschaft J. infolge testamentarischer Bestimmung an
Oldenburg. 1667 kam sie nach dem Aussterben der Hauptlinie der Grafen von
Oldenburg an Anhalt-Zerbst und bei der Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter
1793 über Katharina II., die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst,
von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6 Quadratmeilen groß. 1818
übertrug Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an die verwandten Herzöge
von Oldenburg, wodurch es 1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287;
Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G.,
Territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen
und Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und Verwaltungsgebiete,
1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg und Schloss von
Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H., Verfassung und
Verwaltung der Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807, 1967.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kehdingen (Land). Das etwa 47 Kilometer
lange und 2,5 bis 9 Kilometer breite Marschland links der Unterelbe zwischen
unterer Schwinge und Ostemündung, das durch mehrere Elbarme inselartig
aufgeteilt war, wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. 1157
erscheinen hier innerhalb der Grafschaft Stade liberi homines de Kedinghis,
deren Name mit mittelniederländisch omkaden, eindeichen, in Verbindung gebracht
wird. Seit dem 13. Jahrhundert kam das Land mit der Grafschaft Stade (1236) an
das Erzstift Bremen, das seine Herrschaft durch mehrere Feldzüge (1274, 1300,
1306, 1336) sicherte, aber die weitgehenden Rechte der Bewohner nicht zu
beseitigen vermochte. Seit 1397 bildete K. mit anderen Marschländern den
vierten Stand des Erzstifts. Das seine Selbständigkeit weithin wahrende Land
schloss im 15. Jahrhundert verhältnismäßig unabhängig verschiedene politische
Bündnisse. 1648 kam es an Schweden und verlor seine seit 1594 bestrittene
Landstandschaft. 1720 wurde es Hannover einverleibt, dem 1866 Preußen und 1946
Niedersachsen folgten. Seit 1932/1933 ist K. Teil des Kreises Stade.
L.: Wolff 431; Poppe, H., Vom Lande Kehdingen. Ein Beitrag zu seiner Geschichte
und Kultur, 1924; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49,
III, 10; Hofmeister, A., Besiedlung und Verfassung
der Stader Elbmarschen im Mittelalter, 1979f.; Schmidt, H., Kehdingen, LexMA 5
1990, 1095. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Koblenz (Ballei). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Ballei K. des Deutschen Ordens zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum
kurrheinischen Reichskreis. Sie hatte kein weiteres Gebiet.
L.: Wolff 93; Zeumer 552 II a 37, 2; Wallner 700 KurrheinRK 11; Eiler, K.,
Stadtfreiheit und Landesherrschaft in Koblenz. Untersuchungen zur Verfassungsentwicklung im 15. und 16. Jahrhundert,
1980; Looz-Corswarem, O. v., Koblenz um 1800, 1981; Kerber, D./Liessen, U., Der
Deutsche Orden in Koblenz, 1990; Kerber, D., Koblenz, LexMA 5 1990, 1242ff.;
Geschichte der Stadt Koblenz, hg. v. Bátori, I. u. a., Bd. 1f. 1992f.; Eickels,
K. v., Die Deutschordensballei Koblenz, 1995; Tippach, T., Koblenz, 2002;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 313.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Köln (Erzstift, Kurfürstentum,
Residenz). In K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als
Colonia Claudia Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof
(Maternus) bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr.
wurde das Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm
gehörten die Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden
und (Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große
seinem Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum
Lothringen, von dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter
linksrheinischer Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus
Reichsgut erhalten, dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage
weltlicher Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das
Recht der Salbung und Krönung des deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde
des Reichskanzleramtes in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von
Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich
verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz
Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und
Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen
Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238)
gewann das Vest Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig
später kamen Güter um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von
Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten
(Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von Westerburg im limburgischen
Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die Niederlage von Worringen die
Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der
Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit
Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den
weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche
Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation das Erzstift in ein
protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben erfolglos.
Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786
Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das
zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen,
frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K.
gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130
Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den
linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das
Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803 säkularisiert und an
Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]), Nassau-Usingen, Arenberg
(Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen) aufgeteilt. 1806 musste
Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das auch 1810 von Arenberg das
Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet ohne die nassauischen Teile an
Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im
Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff.
1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher
Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v.
Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und
Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln,
hg. v. Erzbischöflichen Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte
des Erzbistums Köln (bis 1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972,
Neudruck 1991; Picot, S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter
Friedrich von Saarwerden, 1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock
und Aufklärung (1688-1814), 1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner
Erzbischöfe im Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter
Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln
1688-1794, 1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln
im Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991
2, 1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das
Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen
Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im
späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v.
Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das
Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert,
2000; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser
Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Köln (freie Reichsstadt). Der Raum um
Köln war seit der Altsteinzeit besiedelt. 50/38 v. Chr. siedelte Agrippa am
linken Rheinufer die germanischen Ubier an (oppidum Ubiorum). 50 n. Chr.
erhielt die erweiterte Siedlung italisches Stadtrecht und zu Ehren der Kaiserin
Agrippina den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (verkürzt Colonia
Agrippinensis, Colonia). Sie wurde rasch Vorort Niedergermaniens und wies
bereits im 3. Jahrhundert christliche Gemeinden und im 4. Jahrhundert (313/314)
einen Bischof auf. Nach dem Tod des Aetius wurde K. als letzte römische Festung
am Rhein fränkisch und zeitweise Vorort des ripuarischen und austrasischen
Teilreiches (460, 561). Später bewirkte vor allem die günstige Verkehrslage
seine wirtschaftliche Vorrangstellung. Dazu kam 794/795 die Errichtung eines
Erzbistums in K. Vielleicht schon im 9. Jahrhundert, jedenfalls 953 ging K. an
den Erzbischof über. Hieraus entwickelten sich schwere Auseinandersetzungen
zwischen der entstehenden Stadt und dem Erzbischof. 1074 kam es dabei zum
Aufstand gegen den Erzbischof, 1112 zur Bildung einer Schwurgemeinschaft
(coniuratio pro libertate). Bis 1180 erreichte die Stadt durch Einbeziehung der
Rheinvorstadt (vor 989), von Oversburg und Niederich (E. 11. Jh.) sowie von St.
Severin, St. Gereon und St. Ursula ihre bis ins 19. Jahrhundert währende
Ausdehnung. 1140/1142 erscheint das Schöffenkolleg, im 13. Jahrhundert der Rat.
1259 gewann K. das Stapelrecht. Der Sieg von Worringen (1288) brachte der Stadt
eine weitgehend unabhängige, reichsunmittelbare Stellung, wenngleich die
Erzbischöfe die Hochgerichtsbarkeit und verschiedene andere Rechte behaupten
konnten. Innerhalb der Stadt wurde 1371/1396 das Patriziat von den Zünften aus
seiner beherrschenden Stellung verdrängt. Dessen ungeachtet wurde gleichzeitig
1388 in Köln auf Betreiben des Rates die erste deutsche Stadtuniversität
gegründet, die bis 1798 Bestand hatte. 1437 erfasste eine Statutensammlung
beinahe den gesamten Bereich städtischer Rechtspraxis. Am 19. 9. 1475 erhob
Kaiser Friedrich III. die Stadt, die mit rund 40000 Einwohnern auf einem Gebiet
von rund 800 Hektar größte deutsche Stadt war, zur freien Reichsstadt,
bestätigte aber gleichzeitig dem Erzbischof alle überkommenen Rechte.
Rechtsstreite vor Reichskammergericht und Reichshofrat über die Stellung der
Stadt wurden bis zum Ende des alten Reiches (1806) nicht entschieden. 1794
wurde die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Stadt von
Frankreich besetzt, 1801 annektiert, wobei 1797 die französische
Munizipalverwaltung und 1798 die Departementsverwaltung und eine einheitliche
Gerichtsverfassung eingeführt wurden. 1815 fiel sie an Preußen, unter dem 1919
die Universität neu begründet wurde, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 369; Zeumer 554 IIIa, 1; Wallner 705 WestfälRK 58; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des
Reichs 3, 58; Ennen, L., Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1. ff.
1860ff.; Ennen, L., Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1ff. 1863ff.; Stein, W.,
Akten zur Geschichte der Verfassung und
Verwaltung der Stadt Köln im 14. und 15. Jahrhundert, Bd. 1f. 1893ff.;
Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen, Bd. 1f. 1897ff.; Lau, F., Entwicklung
der kommunalen Verfassung und Verwaltung Kölns
von den Anfängen bis 1396, 1898; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln im
Mittelalter, Bd. 1f. 1910; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934;
Planitz, H./Buyken, T., Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts,
1937; Schmitz, H., Colonia Claudia Ara Agrippinensium, 1956; Ausgewählte
Quellen zur Kölner Stadtgeschichte, hg. v. Frohn, R./Güttsches, A., Bd. 1ff.
1958ff.; Signon, H., Die Römer in Köln, 2. A. 1971; Klein, A., Vom Praetorium
zum Paragraphenhochhaus, 1986; Schäfke, W., Köln - zwei Jahrtausende Kunst,
Geschichte und Kultur, 1988; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S.,
1991, 3, 75ff.; Grotefend, M., Köln, LexMA 5 1991, 1256ff.; Groten, M., Köln im
13. Jahrhundert, 1995; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, Ulf,
Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg.
v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg,
2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 316. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kreuznach (Herrschaft). Am Schnittpunkt
alter Verkehrswege zwischen Trier, Metz, Worms, Mainz und Koblenz errichteten
auf älteren Siedlungsspuren die Römer den Ort Cruciniacum an der Nahe. Um 400
wurde K. fränkisch. Um 742 wurde die Kirche St. Martin an das Hochstift
Würzburg gegeben und im 10. Jahrhundert an die Emichonen verlehnt. Um 1200
hatten sie als deren Teilerben die Grafen von Veldenz den jüngeren Rheingrafen
verliehen. Das Umland gab Kaiser Heinrich III. 1045 dem Hochstift Speyer, das
es kurz nach 1105 vermutlich als Lehen an die Grafen von Sponheim übertrug. Sie
gründeten eine neue, das alte Cruciniacum überflügelnde Siedlung, die bei der
Sponheimer Teilung 1223/1233 zur vorderen Grafschaft Sponheim(-Kreuznach) kam.
Nach dem Aussterben der Grafen (1417, 1437) stand K. mit der Grafschaft bis
1559 unter dreifacher (Pfalz, Baden, Veldenz) und bis 1708 unter doppelter
Herrschaft (Pfalz, Baden). 1815 kam es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 261; Geib, K., Historische Topographie von Kreuznach, 1929, 1939;
Geib, K., Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1940; Maßmann, G., Die Verfassung der Stadt Kreuznach unter der französischen
Herrschaft von 1796-1814, Diss. phil. Bonn 1963; Kennzeichen KH, hg. v.
Forster, H., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 326.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kurrheinischer Reichskreis. Seit dem 14.
Jahrhundert traten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln mit dem
Pfalzgrafen bei Rhein vielfach gemeinsam auf. Hieraus erwuchs 1512 der
kurrheinische Reichskreis mit dem Erzbischof von Mainz als Kreisdirektor und
kreisausschreibendem Fürsten. Mitglieder waren 1801: Kurfürstentum Mainz
(insgesamt ca. 170 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern, im Besitz des
Kurfürsten von Mainz, der zugleich Direktor des Kurfürstenkollegiums war);
Kurfürstentum Trier (zugleich mit Teilen der Herrschaften Vallendar, Rhaunen,
Camberg und Wehrheim, insgesamt 150 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von
Trier); Kurfürstentum Köln (zugleich umfassend das Vest Recklinghausen, das
Herzogtum Westfalen, 4 westfälische Reichsgrafschaften und die Reichsgrafschaft
Arnsberg, insgesamt 130 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Köln);
Kurfürstentum Pfalz (Pfalzgrafschaft am Rhein) (insgesamt umfassend 76 Quadratmeilen
mit 310000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Pfalz-Bayern); Herzogtum
Arenberg (4 Quadratmeilen südwestlich von Bonn mit 2000 Einwohnern im Besitz
des Herzogs von Arenberg); Thurn und Taxis (die Mitgliedschaft war gegründet
nicht auf ein Gebiet, sondern auf ein Kapital von 80000 Reichstalern, das dem
Kaiser geliehen war); Ballei Koblenz des Deutschen Ordens (Deutschen
Ritterordens) (sie umfasste zwar reiche Besitzungen, aber kein eigenes Gebiet
und wurde vertreten durch den Komtur der Ballei); Herrschaft Beilstein (5
Quadratmeilen nordwestlich Wetzlars im Besitz von Nassau-Oranien
[Nassau-Diez-Oranien] in den Niederlanden); Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg (2 Quadratmeilen nördlich von Koblenz im Besitz von Trier);
Burggrafschaft Rheineck (0,5 Quadratmeilen am linken Rheinufer bei Andernach
mit 1600 Einwohnern im Besitz von Sinzendorf[-Ernstbrunn]. (Die im Besitz von
Wied-Runkel und Walderdorff befindlichen Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg mit 1,5 Quadratmeilen gehörten zum kurrheinischen Reichskreis,
waren aber nicht vertreten.)
L.: Gumpelzhaimer 137; Wolff 78; Loch, G., Der kurrheinische Reichskreis
1697-1714, Diss. phil. Bonn 1951; Dotzauer, W., Der Kurrheinische Reichskreis
in der Verfassung des Alten Reiches, Nassauische
Annalen 98 (1987).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lauenburg (Herzogtum, Residenz des
Herzogs). Das an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen
im Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber
von den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft
Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die
1182 die Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft
Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Hauses entstand 1260 das
Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach
dem Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog
Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt
Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705
kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit
Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen
Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener
Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention
von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in Personalunion mit Preußen
verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei, 1870 in das Deutsche Reich
ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L. der Provinz
Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F.,
Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens
vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die
älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der
Lauenburger Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes
Lauenburg im Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700
Jahre Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im
Königreich Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v. Magistrat
der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und Herrenhäuser im
Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und Verfassungsgeschichte
des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J., 1990; Blaschke, K.,
Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die wirtschaftliche
Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding, W.
v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen
von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008;
Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Liechtenstein (Fürstentum). Vielleicht
ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich im früheren
12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von Wien
nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten und in
Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erwarb 1613
die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712
kaufte sie die reichsunmittelbare, bis 1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis
1507/1510 den Freiherren von Brandis (, die bis etwa 1435 auch die letzten
Teile der Herrschaft Schellenberg erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und
dann durch Verkauf den Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712,
für 290000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür
(gegen ein Darlehen von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank
des schwäbischen Reichskreises und 1713 (unter dem Obersthofmeister Anton Florian
von L., dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat. Am 23. 1. 1719
wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen L. zu einem reichsunmittelbaren
Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1781
spaltete sich das Haus in zwei Linien, von denen die ältere das Fürstentum L.
mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen Herrschaften und Güter
übernahm. 1806 wurde das 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer große L. mit
5000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund gezwungen und danach souverän. 1815
trat es dem Deutschen Bund bei. 1862 erlangte es eine Verfassung.
1866 wurde es gänzlich unabhängig, blieb aber durch eine Zollunion mit
Österreich verbunden, die es 1919 in eine Zollunion mit der Schweiz
auswechselte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938
verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von Wien nach Vaduz. 1945 gingen die Güter
in Mähren (Tschechoslowakei) und Schlesien (Polen) verloren. Das Fürstentum
umfasst in der Gegenwart 160 Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005) 34600
Einwohnern und (1984) knapp 50000 Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte
der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874; Umlauft, F., Das Fürstentum
Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A.
1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis 1260, hg. v. Helbok, A.,
1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein, 1938; Steger, C., Fürst und
Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1950;
Seger, O., Überblick über die liechtensteinische Geschichte, 2. A. 1965; Raton,
P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969; Dopsch, H., Der Dichter Ulrich
von Liechtenstein und die Herkunft seiner Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977,
93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der
ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990; Csendes, P.,
Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Geiger, P., Kriegszeit. Lichtenstein 1939
bis 1945, 2010; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; 1712 - Das Werden eines
Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Limburg an der Lahn (Herrschaft). An der
Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und Koblenz-Wetzlar sowie dem Übergang
über die Lahn befand sich wohl schon in merowingischer Zeit eine Siedlung. 910 wird
L. anlässlich der Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt Georg durch die Grafen
des seit 821 genannten Niederlahngaus aus dem Geschlecht der Konradiner
erstmals erwähnt. Das Stift erhielt reiche Schenkungen der sächsischen und
salischen Könige und wurde aus der Grafschaft eximiert. Stiftsvögte waren nach
dem Erlöschen der Konradiner die Pfalzgrafen bei Rhein und seit etwa 1180 die
Grafen von Leiningen. Um 1220 übernahmen die Herren von Isenburg als Erben der
Grafen von Leiningen die Vogtei und die Herrschaft L. (Burg und Stadt zu je
einem Drittel vom Reich, vom Erzstift Mainz und von den Landgrafen von Hessen
zu Lehen). Seit 1232 nannten sie sich Isenburg-Limburg. Zwischen 1322 und 1332
erlangte das Erzstift Trier die Lehnshoheit über die Vogtei und kaufte 1344 die
Hälfte der Herrschaft L. Nach 1420 errang es die Landesherrschaft. 1624 erwarb
es von Hessen die zweite Hälfte. 1802/1803 fiel L. bei der Säkularisierung des
Erzstifts Trier an Nassau (Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg), wobei 1821 für
die Katholiken des Herzogtums das Bistum L. errichtet wurde, und mit Nassau
1866 an Preußen. Am 19. 9. 1945 kam es zu Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946
in Land Hessen umbenannte. S. Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg, 1883ff.; Höhler, J.,
Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935; Laut, R., Territorialgeschichte
der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der
mittelalterlichen Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen
Landeskunde 37 (1966); Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K.,
Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss.
jur. Gießen 1988; Struck, W., Zur Verfassung der
Stadt Limburg an der Lahn im Mittelalter, Nassauische Annalen 99 (1988);
Schwind, F., Limburg a. d. Lahn, LexMA 5 1991, 1989; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 347; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 104.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1123
erscheint im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches Adelsgeschlecht,
das die Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte im Hafergau bzw.
Havergau, Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich nach seinem
Allodialgut an der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als Anhänger Herzog
Heinrichs des Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185 Gründung Lippes
bzw. Lippstadts um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190 erheirateten sie die
Herrschaft Rheda. Weiter erlangten sie Rechte über das Stift Enger und östlich
des Osnings bzw. Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie durch Heirat einen
Großteil der Grafschaft Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und Oldenburg, Kloster
Falkenhagen), 1323 durch Kauf das spätere Amt Varenholz und 1399/1400/1405 als
Pfand die Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging Rheda als Folge der
Landesteilung von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste die Stadt L.
(später Lippstadt) verpfändet werden, woraus sich 1445 eine Gemeinschaftsherrschaft
mit Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449 erlangte Hessen über
verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft, 1528/1529 erhielten
die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den
Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa
35000 Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605
dem Calvinismus an. 1614/1621 entstanden durch Bildung von Nebenlinien die
gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg,
Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte
Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg
mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der
Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen
von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft
Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne
Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von dieser 1736/1762
Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben.
Lippe-Brake erlosch 1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von
Lippe-Detmold, die dem westfälischem Reichsgrafenkollegium angehörten, wurden
(1720) in den Reichsfürstenstand erhoben, führten diesen Titel aber erst seit
1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld
und Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und 1815 konnte die Mediatisierung
verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat (Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund
bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch einer Verfassungsgebung
am Widerstand der Stände. Ein erstes landständisches Grundgesetz kam 1836 zustande,
wurde 1849 liberalisiert, 1853 restauriert und 1876 und 1912 modernisiert. 1866
trat L. dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem Aussterben der Detmolder Linie
(20. 7. 1895) folgte 1905 nach zehnjährigem Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe
die verwandtschaftlich nähere Linie Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte
der Fürst des um 1900 etwa 1215 Quadratkilometer und 138000 Einwohner
umfassenden Staates ab. Am 21. 12. 1920 erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem Gauleiter von
Westfalen-Nord unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der britischen
Besatzungsmacht Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10. 1949 in
Detmold eingerichteten Landesverband L. blieb ein Rest lippescher
Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische
Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H.,
100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919,
1935; Henkel, W., Die Entstehung des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H.,
Lippische Geschichte, 1942; Ebert, B., Kurzer Abriss einer lippischen
Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 25
(1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957; Lippesche
Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957; Hömberg, A., Die Entstehung
der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960); Reichold, H., Der Streit um die
Thronfolge im Fürstentum Lippe 1895-1905, 1967; Wieder, H. bei der,
Schaumburg-Lippesche Genealogie, 1969; Der Anschluss Lippes an
Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr, H./Scholz, K., 1984; Tewes, L.,
Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H., Lippische Regesten, N.F., 1989;
Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert,
hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa, A., Der Lippische Thronfolgestreit,
1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 86 (mit genealogischer Übersicht) ;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 430; Schaletzki, A.,
Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung.
Diss. jur. Würzburg 2008. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Livland (Land). Das Gebiet zwischen
Rigaischem Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von
ostseefinnischen, sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten
aufgesogenen Liven bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom
Schwertbrüderorden und vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des
Deutschen Ordens und die Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten
seitdem unter dem Namen L. einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund
(Livländische Konföderation). 1526 wurde im Zuge der Reformation und des
dadurch ausgelösten Ringens Polens, Schwedens und Russlands um L. der
livländische Ordensmeister nach der Umwandlung des preußischen Ordensstaates in
ein weltliches Herzogtum zum Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt.
1561 zerbrach der Bund. Der Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und
Semgallen mit dem Gebiet südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit
Polens und schied damit aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus.
Das Gebiet südlich der Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter
den Schutz Schwedens. Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die
nördlichsten Teile die Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.)
einbürgerte, verengte sich der Name L. auf den mittleren (überdünischen) Teil
des ursprünglichen Gebiets. 1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen
mit Estland) an Russland. 1795 fielen bei der Teilung Polens auch das Herzogtum
Kurland und Semgallen an Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen Lettland und
Estland geteilt, die 1940 in die Sowjetunion eingegliedert wurden. Damit trat
die Zweiteilung Estland und Lettland an die Stelle der 1561 entstandenen
Dreiteilung Estland, Livland und Kurland. Mit dem Zerfall der Sowjetunion
entstanden Estland und Lettland (sowie Litauen) (unter Anerkennung vom 21. 8.
1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B., Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und
seiner Herrschaft in Livland, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung
des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs
des Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto
I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953),
dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche
Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den
Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte.
Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von
Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an
Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau,
Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig)
residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl
die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die
Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert
wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von
den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand
der Einfluss des Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten
die Grafen von Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas
gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit
Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums erlassen.
Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431) kam das
Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und Verdun durch
Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell fortdauernden
Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie einzugliedern. 1633
besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz, Toul und Verdun dann
1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der Herzog von L. 1661 das
Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab, kündigte 1670 aber den
Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697 wurde das Herzogtum
wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von französischen Truppen
besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem König von Frankreich
unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf
Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter
Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das frei gewordene
Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738
tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die
Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen
Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960;
Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des
Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und
Verwaltung des Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen
König der Polen Stanislaus Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und
Bourbon, 1989; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R.,
Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien,
LexMA 5 1991, 2128; Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M.,
Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg.
v. Weinfurter, S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142;
Lotharingia, hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im
10.-12. Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v.
Trauffler, H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem
verlorenen Reich, 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160
(Domweihe 1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im
östlichen Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum
Erzbistum Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert
(1149) erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L.
verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift
umfasste es nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und
Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte
der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535 wurde die Reformation
eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische Administratoren (Fürstbischöfe,
seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und
1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin.
1773 erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch
Vertrag die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5
Quadratmeilen umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern
säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt
Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich.
Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an
Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen,
1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die
Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg
1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft
des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975;
Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks,
(in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983;
Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg der
Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im
Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen
Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lübeck (Reichsstadt). Der Name L.
(Liubice, Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften
Jahrhunderts für eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene slawische
Siedlung mit Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung (1127/1138)
wurde ihr Name 1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf Adolf II. von
Schauenburg (Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz angelegte
deutsche Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku fortsetzte,
übertragen. Sie ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr sehr
interessierten Herzog Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte und um
1161/1163 mit besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von 1226
überlieferten Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum
Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180)
fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem
Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von
1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es
Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii), erlangte aber niemals die
eigentliche Reichsstandschaft. Die welfische Burg wurde geschleift. Infolge
seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Nowgorod und Brügge wurde es bald einer
der wichtigsten Handelsplätze Europas (1350 18000 Einwohner, 1400 20000, 1502
25444). Im 14. Jahrhundert wurde L. Führerin der 1282 erstmals erwähnten Hanse.
Sein besonderes Recht (1188 ius Lubicense, um 1225 lateinisch, um 1240
mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde an mehr als 100 Städte zwischen
Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es Travemünde, 1359 das Pfand an Mölln
(bis 1683). 1420 wurden mit Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf und die
Vierlande erobert. 1529 wurde die Reformation eingeführt. In der Grafenfehde
gegen Dänemark (1534-1536) verlor das seit 1512 zum niedersächsischen
Reichskreis zählende L. seine führende Stellung, in die Hamburg eintrat. Die
schwere Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg führte zu weiterem
wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen groß und
hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 wurde L. als Reichsstadt erhalten und für die Abtretung der von ihrem
Hospital abhängenden Dörfer und Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts
entschädigt. Von 1811 bis 1813 gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als
Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt
diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte Verfassung.
1866 trat L. dem Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei.
1918/1919 erfolgte der Übergang zum parlamentarischen System. Am 1. 4. 1937
verlor L. durch Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an Preußen
(Schleswig-Holstein) über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von
Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F.,
1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist
und Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker
Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959;
Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der
Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E., Städtische Territorialpolitik im
Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung ihrer verschiedenen Formen am
Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W., Lübisches Recht, Bd. 1 1971;
Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im mittelalterlichen Lübeck, (in) Der
Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980; Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis.
Bibliographie des lübischen Rechts, 1980; Neue Forschungen zur Geschichte der
Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A., 1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks
zum bedeutendsten Handelszentrum an der Ostsee in der Zeit von der Mitte des
12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Zs. d. Vereins f. Lübeckische
Geschichte und Altertumskunde 66 (1986); Schneider, G., Gefährdung und Verlust
der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986;
Falk, A./Hammel, R., Archäologische und schriftliche Quellen zur
spätmittelalterlich-neuzeitlichen Geschichte der Hansestadt Lübeck, 1987;
Prange, W., Der Landesteil Lübeck 1773-1937, (in) Geschichte des Landes
Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter.
1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989,
4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck, LexMA 5 1991, 2146; Die Stadt im
westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263; Demski, R., Adel und Lübeck, 1996;
Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck, 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des
Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird
erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg
auf dem Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog
Heinrich den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239
Ratsherren). 1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum L., das seine Residenz bis 1371 in L.
hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung
innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark
und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft
Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft
Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger
Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L.
zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten,
1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der
Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von
den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto
die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis
1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete
sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die
das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die
Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte
Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg
(seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L.
endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung
der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover
vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden,
doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des
Herzogtums Lüneburg zwischen 1300 und 1500, 1969; Pischke, G., Die
Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M., Die Lüneburger
Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas
des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum, Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch
besiedelte Raum an der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum
Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem
an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen
(vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin
die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen
von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als
Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu.
1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg
1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich
die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308
König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den
Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein
Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die
Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355
vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft
Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die
verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg
und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der
L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht
an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es
aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im
Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im
Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und
Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L.
über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an
Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als
Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von
Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet
besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an
Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen
zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des
Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der
nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion
verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz
regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das
Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen
Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil
Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche
deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum
wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856
und 1868 revidierte demokratische Verfassung.
1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus
dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte
gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien
aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen
Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet
war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein
Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria
Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von
Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat,
Herzogtum). Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische,
danach auf einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische
Mediolanum in der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster
sicher belegter Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur
Residenzstadt. 489 geriet es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren
Zerstörungen (493, 539) 569 der Langobarden, unter denen es hinter Pavia
zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des
langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des
fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen. 951 kam es unter König Otto dem
Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte
allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu
einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12.
Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im
12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den
Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I.
Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183
musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische
Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein
Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das
Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti
gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich
die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua,
Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei
und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15.
Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil
an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die
Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro.
1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte,
erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin,
Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg
Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es
an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach
dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an
Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger (Spanien)
ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den
Grafschaften Pavia und Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate
an die deutschen Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene
Teile (Novara, Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter
Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik,
1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde
es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches
Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen
Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben.
M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E.,
Geschichte der Verfassung Mailands in den Jahren
1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano under the Sforza, 1907; Muir, D.,
History of Milano under the Visconti, 1924; Visconti, A., Storia di Milano,
1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F., Milano durante la dominazione
spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano, 1958; Verri, P., Storia di
Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C.,
Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979;
Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G.,
Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse
Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale
(1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni,
C. u. a., 2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum,
Residenz). M. am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht
auf eine keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung
zurück, der um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers
folgte, das 44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner
günstigen Lage entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3.
Jahrhundert ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der
neugebildeten Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit
etwa 540/550, Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des
5. Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort
fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die
Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das
Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über
Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden
und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und
Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung Magdeburgs und später
durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und
Halberstadts (1648) verkleinert. Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das
Recht der Krönung des König (1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des
Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl)
und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die
Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw.
Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im
Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in
Hessen (1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg),
in Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das
Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert
wurde das Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den
Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch
weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches) und
zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg.
Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es
1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine wichtigsten
Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen und im Rhein-Odenwald-Gebiet
(Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft
über die Stadt M. wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether
von Isenburg eine bis 1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch
die Reformation wurde das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M.
weiterer Gebiete beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
(1648) einige früher verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt
zurückgewinnen. Am 1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in
Kraft gesetzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen
Kronberg mit Eschborn und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den
Forstmeister von Gelnhausen erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss
Kinzighausen zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er
etwa zu dieser Zeit auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des
Amts Kronberg im Taunus etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit
400000 Einwohnern und 1,4 Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die
linksrheinischen Güter an Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des
Departements Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt
Preußen Erfurt (11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen,
Untereichsfeld an Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere
Güter fielen an Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im
Odenwald, 11,25 Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und
Nassau-Usingen (Nassau) (Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts,
die Fürstentümer Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster), die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb,
Prozelten [Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers
Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst
(1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen
Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde 1821 Suffragan der
Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946
erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum
Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C., Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882;
Monumenta Moguntina, hg. v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3,
1886; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung
und Verwaltung von Kurmainz um das Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge
zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale
Entwicklung von Kurmainz, 1913; Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz
1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.; Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den
deutschen Königen und den Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der
Stadtfreiheit (1462), 1915; Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen
Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter
kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792), 1920; Klibansky, E., Die topographische
Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg.
v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f. 1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des
Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die
Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten,
1963; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff.
1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit im Spannungsfeld von
Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11. bis 15. Jahrhundert), 1977;
Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau, Nassauische Annalen
96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert,
1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer
Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das
Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990;
Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990;
Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131; Heinemeyer, K.,
Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1
1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg.
v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv
für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die
Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus
und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355 Jendorff, A., Verwandte,
Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit
und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom hohen Mittelalter bis zum Ende der
Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Marburg (Burg, Residenz des Landgrafen
von Hessen). An einem wichtigen Übergang über die Lahn entstand wohl schon im
10. Jahrhundert eine Burg. Sie fiel an die 1122 die Grafschaft Hessen erbenden
Ludowinger (1131 Landgrafen von Thüringen). Urkundlich erscheint diese nach dem
nahen Grenzbach (Markbach) benannte Burg 1138/1139. 1228/1231 wirkte hier die
Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Wenig später wurde M.
Verwaltungsmittelpunkt des Landes an der Lahn. 1527 gründete Landgraf Philipp
der Großmütige in M., die erste lutherische (protestantische) Universität. 1567
wurde M. Sitz der Linie Hessen-Marburg, deren Güter aber bereits 1604 zwischen
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt aufgeteilt wurden. Mit Hessen-Kassel fiel
das reformiert gewordene M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S.
Hessen-Marburg.
L.: Küch, F., Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, Bd. 1f. 1918ff.;
Kürschner, W., Geschichte der Stadt Marburg, 1934; Marburger Geschichte, hg. v.
Dettmering, E./Grenz, R., 2. A. 1982; Verscharen, F., Gesellschaft und Verfassung der Stadt Marburg beim Übergang vom
Mittelalter zur Neuzeit, 1985; Großmann, G., Marburg an der Lahn, 1987;
Schwind, F., Marburg, LexMA 6 1992, 218; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 359; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 387; Stösser, A., Marburg im ausgehenden
Mittelalter, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land,
Landesteil). Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das
die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet
mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land
Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von
Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land
Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von
Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die
Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue
Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung
wurde auf Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat
Mecklenburg-Schwerin, durch das Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923
Mecklenburg-Strelitz parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden
beide Länder durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt.
1937 erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der
Deutschen Demokratischen Republik. Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land
aufgelöst (str.) und zusammen mit Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz)
auf die Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990
aber als Mecklenburg-Vorpommern wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei
8 Gemeinden des Amtes Neuhaus 1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in
Niedersachsen eingliedern zu lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung Mecklenburgs, 1907; Witte, H.,
Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von
Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen
Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen Geschichte, hg. v. Schmidt, R.,
1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6 1992, 439; 1000 Jahre
Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch
der historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844;
Die früh- und hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen
Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus,
M. u. a., Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012;
Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum, Großherzogtum,
Freistaat). Die Linie Mecklenburg(-Schwerin) des Hauses Mecklenburg entstand
bei der 1229/1238 erfolgten Teilung. Bis 1436/1471 beerbte sie die übrigen
Fürstentümer (Parchim, Rostock, Werle, Mecklenburg-Stargard). 1555 (bis 1610)
bzw. 1621 entstand durch erneute Teilung das Herzogtum M., das 1695 die Linie
Mecklenburg-Güstrow beerbte. 1701 spaltete sich die Linie Mecklenburg-Strelitz
ab. 1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen
landesgrundgesetzlichen Vergleich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das
Herzogtum ein Gebiet von 129 Quadratmeilen. 1803 erhielt M. durch § 9 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine Rechte und Ansprüche
auf zwei erbliche Kanonikate der Kirche zu Strasburg (Straßburg), die ihm als
Ersatz für den Hafen von Wismar gegeben waren, sowie für seine Ansprüche auf
die Halbinsel Priwall (Priwal) in der Trave (an Lübeck) die Rechte und das
Eigentum des Hospitals Lübeck in den Dörfern Warnkenhagen (Warnekenhagen), Alt
Bukow (Altenbuchow), Krummbrook (Crumbrook) bzw. Brook und denen der Insel
Poel. Durch Vertrag vom 6.6.1803 mit Schweden erlangte M. Wismar, Poel und
Neukloster pfandweise (1903 endgültig). 1806 wurde M. durch Napoleon unter
Militärverwaltung gestellt, 1807 aber wiederhergestellt. 1808 trat der Herzog
dem Rheinbund bei, 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Eine 1849 eingeführte Verfassung wurde 1850 aufgehoben. 1866/1867 trat der
Großherzog auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund bei, 1868 dem Deutschen
Zollverein. Am 14. 11. 1918 dankte er ab. Der Freistaat M. gab sich am 17. 5.
1920 eine Verfassung. Zum 1. 1. 1934 wurde M.
durch Gesetz mit dem 1701 abgespalteten Mecklenburg-Strelitz zum Land
Mecklenburg vereinigt.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 24; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648), III 38 (1789) D/E1;
Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Bauer 1, 351; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche
Werden Mecklenburgs, 1962; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Monaco (Herrschaft, Fürstentum). M.
östlich von Nizza ist vermutlich eine von Massilia (Marseille) aus erfolgte
phönikische oder phokäische Gründung, die 154 v. Chr. den Römern als Herculis
Monoeci portus bekannt war. 1215 eroberte Genua M. Im späten 13. Jahrhundert
(1297) flüchteten dorthin die guelfischen Grimaldi. Sie wurden 1454 Herren des
Ortes. Sie verbündeten sich meist mit Frankreich, 1524 mit Kaiser Karl V. 1641
unterstellten sie sich Frankreich und wurden 1659 zu Fürsten erhoben. 1793
wurde M. von Frankreich annektiert. 1815 erhielt Sardinien die Schutzherrschaft
über M. 1861 gingen Mentone und Roccabruna (Roccabana) durch Verkauf an
Frankreich verloren, wodurch das Fürstentum von 21,6 Quadratkilometern auf 1,5
Quadratkilometer und von 7400 auf 1500 Einwohner verkleinert wurde. 1911
erhielt M. eine 1962 geänderte Verfassung. Nach
dem Schutzvertrag vom 17. 7. 1918 soll M. beim Aussterben der Dynastie als
Protektorat an Frankreich fallen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B3; Saige, G., Documents historiques
relatifs à la principauté de Monaco, Bd. 1ff. 1888ff.; Saige, G., Monaco, ses
origines et son histoire, 1898; Labande, L., Histoire de la Principauté de
Monaco, 1934; Lamboglia, N., Il principato di Monaco, 1942; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 183 ; Robert, J., Histoire de
Monaco, 1973; Pavoni, R., Liguria medievale, 1992; Petti Balbi, G., Monaco,
LexMA 6 1992, 727; François, N., Introduction au droit monégasge, 1998.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münster (Hochstift, Residenz). Am
Schnittpunkt zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der
Große an der Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer
sächsischen Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der
Friese Liudger unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen
Friesenmission machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819)
wich später dem 1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das
dem Erzbistum Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf
der Issel, Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an
Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren
gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde.
Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen
Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der
Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau),
der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar
(1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein
(1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen
(1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung
nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der
Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum
Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das
Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen,
Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf], Stromberg,
Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten Ahaus,
Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar, Coesfeld,
Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen], Rheine
[Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt und Werth])
(Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale Landbrücke bei Lingen
verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich dem Bistum
M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück) geteilt.
Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum in Deutschland. Von 1450
bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der münsterschen Stiftsfehde
umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein demokratisch-sozialistisches
Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln,
scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der Fürstbischof eine Landgerichtsordnung
sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim, Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen
zum Luthertum bzw. Calvinismus über. 1773 wurde in der Stadt M. eine
Universität gegründet. 1802/1803 wurde das Hochstift (Fürstentum) mit 194
Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter Preußen, das den östlichen Teil (die
Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne, Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck,
Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und Bevergern) mit der Stadt M. erhielt,
Oldenburg (die Ämter Vechta und Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen),
Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und
Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) (Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm
(Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei Dritteln an Salm-Salm und zu einem
Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806
sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Teile auf,
kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit dem
Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu
Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an Preußen (Provinz
Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und Oldenburg und damit
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts
Münster, 1848; Die Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.;
Brand, A., Geschichte des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze,
E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die
Territorialpolitik des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357,
1937; Handbuch des Bistums Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f.
1946ff.; Westfalia sacra, Bd. 1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd.
1f. 1949f.; Börsting, H., Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A.,
Studien zur mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel,
J., Die Karten des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12
(1959); Theuerkauf, G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert.
Ein Beitrag zur Verfassung des Hochstifts
Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961; Weiers, H., Studien zur
Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984; Germania Sacra N. F., Bd.
17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das Bistum Münster; Bockhorst, W.,
Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400, 1985; Kirchhoff, K., Forschungen
zur Geschichte von Stadt und Stift Münster, 1988; Geschichte der Stadt Münster
im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H., 1989; Fahlbusch, F./Hergemöller, U.,
Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F.,
1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398;
Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438; Balzer, E., Adel -
Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11.
Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der Stadt Münster und des
Kreises Warendorf, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach
der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen
[bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen
Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507
nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf
Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der
Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone
(1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg,
Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn
wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg
Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben).
Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und
Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und
Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues
Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806
verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem
das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach
dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien
am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das
Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter
zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der
1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als
Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum
Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez,
Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch
mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im
Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N.
(1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft)
Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise
Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen
[Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit
Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit
Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge
Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf,
1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von
Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442
teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur
Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg.
Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und
Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728
Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie)
und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von
Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen
Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt
dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am
unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift
Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte
das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische
Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren
Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des
Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes.
Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein
bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale Verfassung
erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866
wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die Provinz
Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser
Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau
(aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb
das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung,
Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937;
May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die
Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von
Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A.
1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter
der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K.,
Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff.
1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen
Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau:
1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und
der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren,
1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA
6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische
Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das
Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit
Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neiße (Fürstentum, Residenz), poln.
Nysa. Das aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12.
Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223
Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert
flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau
dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte
Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft
erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von Böhmen zu Lehen,
erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau und nannten sich
seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt
von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742
wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige
Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige Anteil fiel
1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die Verwaltung
Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs-
und Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die
alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung
Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein,
W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte,
1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene
Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den
Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem
Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die
Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die
Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben
der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen
von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit
Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter
von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der
Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592
erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den
Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter
dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem
Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch
Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des
Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte.
1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von
Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich
bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen
(1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814),
erklärte es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als
21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf
seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die
vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte
wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung aufgehoben und die Monarchie abgeschafft.
Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von Preußen auf alle Rechte, behielt aber
den Titel Fürst von N. und Graf von Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg
(Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und
große Strategie – Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der
Könige von Preußen (1707-1806), 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neuenburg (Kanton). Nachdem Friedrich Wilhelm
III. von Preußen dem 1813 wiedererlangten Fürstentum N. eine Verfassung gegeben hatte (18. 6. 1814), bewirkte er,
dass es als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde.
Am 1. 3. 1848 wurde die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der
König von Preußen auf alle Rechte. S. Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum).
L.: Wolff 537f.; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montadon, L. u. a., 1969.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niederösterreich (Land, Ländergruppe,
Bundesland). Das Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische
Provinz, nördlich der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer
drangen Bayern im Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet
dem Frankenreich eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907
bis 955 kam es unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine
bayerische Mark an der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den
Babenbergern verlieh und in der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in)
Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam
das Land von der Hasel bis zur großen Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns
und Hausruck und zwischen Pitten und Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der
Babenberger 1246 nahm 1251 der König von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte
das Land längs der Enns (östlich der Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N.
[Austria inferior]), verlor es aber 1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh
es 1282 seinen Söhnen. In einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im
ausgehenden 14. Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten
und Krain. Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen
Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land
Oberösterreich als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als
Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der
Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom
1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten),
innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118;
Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit
besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902);
Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd.
1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo,
F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von
Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der
österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des
Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl,
1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H.,
Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E.,
Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen
Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G.,
Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen
Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des
Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und
Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur
Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer -
Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und
Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte.
Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines
Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert,
hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch,
Bd. 1 ff. 2008ff.; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v.
Brauneder, W., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niedersachsen (Land, Bundesland). Der Name N.,
der 1354 erstmals bezeugt ist, stellte das Gebiet in Gegensatz zum oberen
Sachsen um Lauenburg und Wittenberg. Bereits 1512 fand er im niedersächsischen
Reichskreis Verwendung, doch gewann er größere Bedeutung erst nach der Annexion
Hannovers durch Preußen (1866). Die 1945 unter britische Besatzung gelangten
Länder Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie das am 23. 8. 1946
aus einer Provinz wiedererrichtete Land Hannover Preußens wurden durch
Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung vom 1. 11. 1946 zum Land N.
zusammengefasst. Hinzu kamen am 1. 1. 1947 Teile des Landgebiets Bremens. Verfassungsgrundlage war zunächst das Gesetz zur
vorläufigen Ordnung der Landesgewalt vom 11. 2. 1947, danach die Verfassung vom 13. 4. 1951. Mit 47412 (2006 rund
47625) Quadratkilometern ist N. das zweitgrößte Land der Bundesrepublik
Deutschland. Die Zahl seiner Einwohner betrug 1969 7100400 (1985 7204000, 2005
7993946). Am 1. 7. 1993 wechselten 8 Gemeinden um (Amt) Neuhaus (Neu Wendischthun
[Neuwindischthun], Sückau, Niendorf, Viehle, Sumte, Haar, Darchau, Vockfey,
Stapel, Zeetze [Zetze], Laave, Kaarßen, Tripkau, Wehningen, Wilkenstorf mit
rund 6200 Bewohnern), die 1945 durch Beschluss der britischen
Besatzungsbehörden von Preußen (Hannover) abgetrennt und der sowjetischen
Besatzungszone zugeteilt wurden, von Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen.
L.: Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Keyser, E./Stoob, H. (Hg.), Deutsches Städtebuch, Bd.
3 Teilband 1 1952; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, hg. v. Schnath, G., 1939;
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen, Bd. 1ff. 1964ff. (Bremen,
Braunschweig, Osnabrück, Hoya und Diepholz, Gifhorn, Peine, Schaumburg);
Schnath, G., Streifzüge durch Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schnath, G.,
Ausgewählte Beiträge zur Landesgeschichte Niedersachsens, 1968; Niedersachsen.
Territorien, Verwaltungseinheiten, geschichtliche Landschaften, hg. v. Haase,
C., 1971; Schnath, G. u. a., Geschichte des Landes Niedersachsen, 6. A. 1994
(aus: Geschichte der deutschen Länder); Geschichte Niedersachsens, hg. v.
Patze, H., Bd. 1f. 1977ff.; Oberschelp, R., Niedersachsen 1760-1820, 1982; Katalog
zur Landesausstellung Niedersachsen 1985, 1985; Streich, G., Klöster, Stifte
und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation, 1986; Kaemling, W., Atlas
zur Geschichte Niedersachsens, 1987; Pischke, G., Geschichtlicher Handatlas von
Niedersachsen, 1989; Krumwiede, H., Kirchengeschichte Niedersachsens, 1995;
Casemir, C./Ohainski, U., Niedersächsische Orte bis zum Ende des ersten
Jahrtausends, 1995; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Hucker, B. u. a., Bd.
1ff. 1997ff.; Übergang und Neubeginn, hg. v. Merker, O., 1997; Niedersächsische
Juristen, hg. v. Rückert, J. u. a., 2003; Handbuch der niedersächsischen
Landtags- und Ständegeschichte, hg. v. Wieden, B. bei der, Bd. 1f. 2004ff.;
Hundertmal Niedersachsen, hg. v. Otte, H u. a., 2011; Die Kabinettsprotokolle
der hannoverschen und der niedersächsischen Landesregierung 1946-1951, bearb.
v. Nentwig, T., 2012; Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in
Niedersachsen, 2011; .Niedersächsisches Klosterbuch, hg. v. Dolle, J., Teil
1ff. 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 215ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Norddeutscher Bund (Bundesstaat) ist der im
August 1866 nach der Auflösung des Deutschen Bundes von Preußen mit den 21
verbliebenen norddeutschen Staaten geschlossene Zusammenschluss von Staaten
(Bundesstaat) (Preußen, Sachsen, Großherzogtum Hessen [Hessen-Darmstadt]
nördlich des Mains, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar [Sachsen-Weimar-Eisenach],
Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha], Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Altenburg, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Anhalt,
Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie,
Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg, 415000
Quadratkilometer, 30 Millionen Einwohner) unter der politischen Vorherrschaft
Preußens. Nachdem sich zu Beginn des deutsch-französischen Krieges die
süddeutschen Staaten (Bayern am 23. 11. 1870, Württemberg am 25. 11. 1870,
Baden und Hessen-Darmstadt südlich des Mains am 15. 11. 1870) dem Norddeutschen
Bund angeschlossen hatten, nahm er im Dezember 1870 den Namen Deutsches Reich
an. Zum 1. 1. 1871 wurde die Verfassung
abgeändert. Am 18. 1. 1871 wurde der Kaiser im Spiegelsaal zu Versailles
proklamiert.
L.: Pollmann, Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Willoweit, D.,
Deutsche Verfassungsgeschichte, 3.A. 1997, 5. A:
2005. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nordrhein-Westfalen (Land, Bundesland). Durch
Verordnung der britischen Militärregierung vom 23. 8. 1946 wurde aus dem
nördlichen Teil der Rheinprovinz (Regierungsbezirke Aachen, Köln, Düsseldorf)
und der Provinz Westfalen Preußens das Land N. gebildet. Durch Verordnungen vom
21. 1. 1947 wurde ihm das Land Lippe-Detmold eingegliedert. Am 11. 7. 1950 trat
die Verfassung in Kraft. Mit 34057
Quadratkilometern (1986 34068, 2006 34083) ist N. (nach Bayern, Niedersachsen
und Baden-Württemberg) das viertgrößte, jedoch nach der Zahl seiner Einwohner
an der Spitze stehende Land der Bundesrepublik Deutschland. 1975 zählte es
17200000 Einwohner (1986 16665000, 2006 18043814). Hauptstadt ist Düsseldorf.
L.: Nordrhein-Westfalen-Atlas 1953ff.; Köhler, W., Das Land aus dem
Schmelztiegel. Die Entstehungeschichte Nordrhein-Westfalens, 1961; Loschelder,
W./Salzwedel, J., Verfassungs- und
Verwaltungsrecht des Landes Nordrhein-Westfalen, 1964; Petri, F.,
Nordrhein-Westfalen, Ergebnis geschichtlicher Entwicklung oder politische
Neuschöpfung, (in) Rhein. Vjbll. 31 (1966/1967); Breuer, R.,
Nordrhein-Westfalen, 1967; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 3:
Nordrhein-Westfalen, hg. v. Petri, F. u. a., 1965, 2. A. 1970, 3. A: 2006;
Först, W., Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1970ff.; Wisplinghoff, E. u. a.,
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v. Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde in Bonn, Lief.
5ff. 1979ff.; Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, hg. v. Irsigler, F., Lief.
1ff., 1982ff.; Die Verfassung des Landes
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des Landes Nordrhein-Westfalen Reihe D, Heft 17 (1984); Nordrhein-Westfälische
Bibliographie, hg. v. d. Universitätsbibliotheken Düsseldorf und Münster, Bd.
1ff. 1984ff.; Neuland. Nordrhein-Westfalen und seine Anfänge 1945/1946, hg. v.
Brunn, G., 1986; Först, W., Kleine Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1986;
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Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens, 1994; NRW-Lexikon, 2000; Korte, K. u.
a., Regieren in Nordrhein-Westfalen, 2006; Haunfelder, B., Nordrhein_Westfalen,
2006; Weißer, A., Die „innere“ Landesgründung von Nordrhein-Westfalen, 2012;
Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 235.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nürnberg (Reichsstadt, Residenz des Königs
und der Burggrafen von Nürnberg). (Im Jahre 2011 werden bei Bauarbeiten an der
Bärenschanzstraße in Gostenhof etwa 14000 Jahre alte Keuperhornsteine als
älteste Spuren menschlichen Lebens in bzw. bei N. entdeckt.) An wichtigen
Handelsstraßen entstand auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden auf einem
351 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden Sandsteinfelsen vermutlich um 1000
(1040/1041) die anscheinend vorsalische (und damit vor 1024 entstandene)
Baureste aufweisende Reichsburg N. (Felsberg?), die 1050 anlässlich eines
Hoftags erstmals erwähnt wird. Vor 1062 war N. Sitz einer Reichsmünzstätte, vor
1122 Zollstätte. Seit 1163 hatte es einen Schultheißen, seit 1200 Stadtrecht.
1219 erhielt es Privilegien Kaiser Friedrichs II. 1256 traten Ratsherren (consules)
und Stadtgemeinde (universitas civium) hervor. Unter König Rudolf von Habsburg
begann der Aufstieg zur Reichsstadt (1320 Hochgerichtsbarkeit). Ludwig der
Bayer hielt sich dort vierundsiebzigmal, Karl IV. mehr als fünfzigmal auf. In
der Goldenen Bulle belohnte Kaiser Karl IV. 1356 die Treue der Stadt mit der
Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in N.
abzuhalten. Vom 22. 3. 1424 bis 1796 und von 1938 bis 1945 war N.
Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. Um 1400 war die streng patrizische
Ratsverfassung voll entwickelt. Bis 1427 konnte N. durch Kauf der Burg und Kauf
von Rechten den Druck seiner Burggrafen teilweise beseitigen. Durch Kauf von
Hiltpoltstein mit Wildenfels und Strahlenfels (1503) sowie von Gräfenberg (1520/1548)
und durch seine Eroberungen im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1506) gewann es
das größte Herrschaftsgebiet einer Reichsstadt (Hersbruck, Lauf, Altdorf,
Reicheneck, Velden, Betzenstein, Stierberg), doch blieb das Gebiet unmittelbar
vor der Stadt umstritten. 1479/1484 erneuerte N. durch die römisches Recht
gemäßigt rezipierende (Neue) Reformation sein Stadtrecht, das schon zuvor auf
etwa 22 Orte übertragen worden war. 1524/1525 führte es die Reformation ein und
erreichte im Zusammenhang mit seinem von Handwerk und Handel getragenen
wirtschaftlichen Aufschwung auch eine kulturelle Blüte (Albrecht Dürer, Veit
Stoß, Willibald Pirckheimer, Martin Behaim, Hans Sachs). Im Reichstag gehörte
N. zum schwäbischen Reichsstädtekollegium, im fränkischen Reichskreis führte es
die Ausschreibung durch. 1578/1623 gründete es in Altdorf eine Akademie bzw.
Universität. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es stark geschwächt. 1792 und 1796
musste es die Beschlagnahme eines Teils seines Landgebiets durch Bayern und
Preußen dulden, blieb aber 1803 durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
als Reichsstadt erhalten. Zu dieser Zeit gehörte es den Kantonen Gebirg,
Steigerwald und Altmühl des Ritterkreises Franken an. Durch die Rheinbundakte
von 1806 fiel es an Bayern, das es am 6./15. 9. 1806 mit rund 23 Quadratmeilen
bzw. rund 1500 Quadratkilometern (Sebalder Wald, Lorenzer Wald, Pflegämter
Wöhrd, Gostenhof, Altdorf, Lauf, Hersbruck, Reicheneck, Engelthal, Hohenstein,
Velden, Betzenstein, Hiltpoltstein, Gräfenberg und Lichtenau) und insgesamt
80000 Einwohnern offiziell in Besitz nahm.
L.: Wolff 127; Zeumer 555 III b 3; Wallner 691 FränkRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 38 (1789) E4; Die Territorien
des Reichs 1, 32; Riedenauer 129; Schroeder 93ff.; Reicke, E., Geschichte der
Reichsstadt Nürnberg, 1896; Schrötter, G., Geschichte der Stadt Nürnberg, 1909;
Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg,
1928; Liermann, H., Nürnberg als Mittelpunkt deutschen Rechtslebens, Jb. f.
fränk. Landesforschung 2 (1936), 1ff.; Otremba, E., Nürnberg, 1949; Hofmann,
H., Nürnberg-Fürth, 1954, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4;
Gagel, E./Schnelbögl, F., Pfinzing, der Kartograph der Reichsstadt Nürnberg
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1959; Fehring, G./Ress, A., Die Stadt Nürnberg, 1961; Schultheiss, W., Kleine
Geschichte Nürnbergs, 2. A. 1987; Ammann, H., Die wirtschaftliche Stellung der
Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, 1970; Wüllner, W., Das Landgebiet der
Reichsstadt Nürnberg, 1970; Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, hg.
v. Pfeiffer, G., Bd. 1f. 1971ff.; Schultheiss, W., Geschichte des Nürnberger
Ortsrechts, 2. A. 1972; Schneider-Hiller, G., Das Landgebiet der Reichsstadt
Nürnberg, 1976; Schnurrer, L., Das Territorium der Reichsstadt Nürnberg, Jb. d.
hist. Ver. f. Mittelfranken 89 (1977-1981), 91ff.; Boener, J., Die Reichsstadt
Nürnberg und ihr Umland um 1700, 1981; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler,
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Wendehorst, A., Nürnberg, LexMA 6 1993, 1317; Endres, R., Grundzüge der Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Nürnberg, ZRG GA
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Chronistik Nürnbergs, 1997; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis im
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Nutz oder Notdurft?, 2003; Bühl-Gramer, C., Nürnberg 1850 bis 1892, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 424. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Öhringen (Stift). In der schon
vorgeschichtlich besiedelten Hohenloher Ebene im oberen Ohrntal errichteten die
Römer 150 n. Chr. den vicus Aurelianus mit zwei Kastellen. Im Mittelalter
erscheint O. erstmals 1037 (Orengowe), als die Mutter Kaiser Konrads II. die
Pfarrkirche in ein Kollegiatstift umwandeln ließ. Über die Vogtei erlangten die
Herren von Hohenlohe um 1250 den 1253 als Stadt bezeichneten Ort. Nach der
Reformation fiel das Stift an die Grafen. Nach 1551/1555 stand O. den beiden
Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg gemeinsam zu. 1677
wurde es Residenz einer eigenen Linie. 1782 kam es ausschließlich an
Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. 1806 gelangte es an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Öhringen.
L.: Wolff 119; Mattes, W., Öhringer Heimatbuch, 1929, Neudruck 1987; Schumm,
K., Geschichte der städtischen Verfassung in
Öhringen, 1953; Knoblauch, E., Die Baugeschichte der Stadt Öhringen bis zum
Ausgang des Mittelalters, 1970; Der Landkreis Öhringen. Amtliche
Kreisbeschreibung, Bd. 1, 2 1961ff.; Öhringen, hg. v. d. Stadt Öhringen, 1988.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von
O. 1108 wird O. (urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste
Hälfte 12. Jh. Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr
1270 ummauerte Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte
des 12. Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen
gelegenen Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich
erweiterte. Die Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds
von Sachsen ab. Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker
Nordland. Ihr erster bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um
1100 (1108) als comes in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12.
Jahrhundert hatten die Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei
ihres Hausklosters Rastede (1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne.
1180 erhielten sie die Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht
schon um 1150 wurde die Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern
im östlichen Lerigau und Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388
erloschen) von der Hauptlinie (mit O., Landwürden und Gütern im westlichen
Lerigau und im Hasegau, 1180 Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich
um 1220 Grafen von Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach
geteilten Güter kamen 1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an
das Erzstift Bremen (Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen)
und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte,
1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok],
Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie
Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz
kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen (1421-1434) bzw.
Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich
1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der
älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und
1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte,
während der jüngste die Grafschaft O. erlangte. Die Linie verlor 1482
Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und 1500 Dithmarschen,
gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft Jever, die
aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531 wurde O.
geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die Reformation ein.
1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim
Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch
Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676
Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal
[Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst
und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie
die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den
Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733
durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp
[Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die
beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst
mit rund 70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam
die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an
Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und
innerhalb dieses Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum
Lübeck(-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde
die Grafschaft Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O.
Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether
Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg
und Vechta aus dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche
Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von
Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde
geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach
überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in
Personalunion, so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823
erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2.
1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853
wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die
Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete O. auf seine 1866 gegen
Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler abgefundenen
Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen Bund gegen
Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918 wurde O.
Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum
Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an
Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat
O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt
Oldenburg im 19. Jahrhundert, 1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg
während des Mittelalters, 1969; Hülle, W., Geschichte des höchsten
Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935), 1974; Seeber, E., Die Oldenburger
Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen Selbstverwaltung in der Grafschaft
Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches Gemeindeverzeichnis für das
Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981; Parteien und Wahlen in
Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die Entwicklung der
kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985; Koolman, E.,
Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des Landes
Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die Wirtschaft
des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die Grafschaften Oldenburg
und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v. Krüger, K., 1988;
Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland, 1989; Friedl, H.,
Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, 1992; Schmidt, H.,
Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische
Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und
verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487;
Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108
auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt
durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp,
J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum,
Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March
bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern
(Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen,
dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von
den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald)
beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern
des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der
es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die
leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für
Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius
Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die
Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend
im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter
verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische
Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund
2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der
Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und
”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit
denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in
Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem
bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg,
Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des
Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u.
a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö.
(Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol,
Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen
österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I.
Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube
(Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des
Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie
einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700)
geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht
auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen
Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum
Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte,
gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen.
Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für
die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811).
1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des
Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang
aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen
1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei
verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik
Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die
Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in
beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an
Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und
Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch
konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden
eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob
der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden.
1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande,
Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die
Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen
Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im
Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848
eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung,
die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus
(Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen
oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand
zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob
der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark,
Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft
Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem
Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen,
Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien),
(Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator
und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien,
Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich),
wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen
und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien
und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde
erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung
geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien
an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der
Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes
zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden
werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische
Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.)
erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung
hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der
Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung.
Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die
sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden
Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion
(1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen
Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den
österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten
ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten
Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10.
1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile
von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen,
Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen
Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen
Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen
Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem
Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und
Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen
Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö.
annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat)
erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in
Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler
ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer
Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das
Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien,
Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde
durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5.
1945 am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920
wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss eines Staatsvertrages
(15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen Zusicherung der
Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat
Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen
Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
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Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
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Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
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Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
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Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
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und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
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Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
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Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Österreich-Ungarn (Doppelmonarchie). 1867 wurde
das Kaiserreich Österreich in die Doppelmonarchie Ö. umgewandelt. Zu Österreich
gehörten (als die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder im Gegensatz
zu den Ländern der ungarischen Stephanskrone) das Königreich Böhmen, das
Königreich Dalmatien, das Königreich Galizien und Lodomerien mit Auschwitz,
Zator und Krakau, das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, das Erzherzogtum
Österreich ob der Enns, das Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, das
Herzogtum Kärnten, das Herzogtum Krain, das Herzogtum Bukowina, die
Markgrafschaft Mähren, das Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien
(Schlesien, Österreichisch-Schlesien), die gefürstete Grafschaft Tirol und
Vorarlberg sowie die Markgrafschaft Istrien samt der gefürsteten Grafschaft
Görz und Gradiska (Görz und Gradisca)und der Stadt Triest. 1878 kamen die zuvor
türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina hinzu. Gemeinsam waren beiden
Reichshälften der Monarchie die auswärtigen Angelegenheiten und das
Militärwesen und das Finanzwesen. Ö. endete am 11. 11. 1918 durch Verzicht des
Kaisers auf jeden Anteil an den Reichsgeschäften und Ausrufung der Republik.
L.: Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte,
10. A. 2005. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum).
Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der
Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter
Herzog Radbod. Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene
Gebiet christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum
ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in
O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz südlich
Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327 verfiel
dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete gerieten
unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok auf der
Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich in
zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht tom
Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371 Häuptling
des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland,
Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II.
1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard
Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13.
Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren
Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen
hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems
unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich
Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen
(Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die
Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das
schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge
bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und
das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich seit 1571
verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever,
Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt
wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht.
Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum
achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte Brandenburg
Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das Geschlecht Cirksena
aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an sich den
Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf Grund
einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz
Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und
Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und
Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt),
Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen
große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon
I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte
(Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei
Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich
Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J., Verwaltungsgeschichte
Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1955; Lang, A., Die
älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur Neudruckausgabe der
Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer von 1584, 1957;
Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De grenzen van Frisia
tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des Namens
Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und vaterländ.
Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und
Spätmittelalter, 1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands, 1974; Ostfriesland, hg. v.
Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands,
(in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975), 86ff.; Wiemann, H.,
Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft, 1982; Lamschus, C.,
Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen, Siedlungen und Klöster
im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W., Geschichte der Grenze
zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und Ostfriesland, (in) Rondom
Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van, Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529;
Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 856; Haefs, H.,
Ostfriesland, 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pinneberg (Herrschaft, Grafschaft). Das
erstmals 1351 genannte P. an der Pinnau zwischen Hamburg und Itzehoe war Sitz
der Herrschaft P. 1304 kam sie bei der Landesteilung der Grafen von Holstein an
die Linie Schauenburg (Schaumburg), die auch die Stammgrafschaft (Schaumburg)
an der Weser innehatte. Die Linie Schauenburg (Schaumburg) behauptete die
Herrschaft über das Aussterben der Grafen in Holstein (1459) hinaus und
verlegte die Residenz 1568 von Wedel nach P. Bei ihrem Aussterben 1640 kam P.
an die Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog Friedrich
III. von Gottorp (Gottorf). 1649 verkaufte der Herzog von Gottorp (Gottorf) das
zu P. zählende Amt Barmstedt an den königlichen Statthalter Christian Rantzau.
1650 wurde das Amt zur Reichsgrafschaft Rantzau erhoben. 1726 zog Dänemark die
Reichsgrafschaft ein und vereinigte deren Gebiet wieder mit dem Herzogtum
Holstein. Über Preußen (1866) kam P. 1946 an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446; Ehlers, W., Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg,
1922; Ehlers, W., Die Geschichte der Stadt Pinneberg, 1925; Petersen, L., Über
die Verfassung und Verwaltung der Grafschaft
Pinneberg, ZSHG 72 (1944), 201ff., 73 (1949), 141ff.; Risch, H., Die Grafschaft
Holstein-Pinneberg, 1986.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Polen (Königreich, Republik). Um 960
erscheint im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten
Gebiet zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog
Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein Sohn (König)
Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich aus (Mähren, Lausitz,
Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es mit Gnesen ein eigenes
Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg, Krakau und Posen. Nach
Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften Großpolen (ab 1239 dux
Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und Pommern den verbliebenen
Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P. abgetrennt, 1181 Pommern dem
Deutschen Reich eingegliedert. 1225/1226 kam auf Bitten des Teilfürsten Herzog
Konrads von Masowien der Deutsche Orden ins Land und gewann das Culmer Land
(Kulmer Land, Kulmerland). 1249 fiel Lebus an Brandenburg. 1295 und 1320 ließ
sich der Herzog zum König krönen (Großpolen, Kleinpolen und einige
mittelpolnische Gebiete). König Kasimir III. (1333-1370) verzichtete zugunsten
des Deutschen Ordens auf Pommerellen (Pomerellen) sowie auf Schlesien (1348),
schuf ein allgemeines polnisches Landrecht und gründete 1364 die Universität
Krakau. Nach seinem Tod gelangten zunächst sein Neffe und dann 1386 infolge
Heirat der Erbtochter (Hedwig) das litauische Haus der Jagiellonen, das außer
Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte, auf den Thron. 1466
musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über Ostpreußen anerkennen
und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland) und Ermland.
1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens. 1572 starben die
Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670 die Lehnshoheit
über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland. 1697 wurde der
dafür zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch Wahl König von
Polen. 1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder. 1772, 1793 und
1795 wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von Russland
protegierten neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte, zwischen
Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung (1772)
erhielt Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769 besetzte
Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen erlangte
Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den Netzedistrikt (35000
Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland gewann das polnische
Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk und Mstislaw (84000
Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch verringerte sich das Gebiet
und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten Teilung (1793) erhielt Russland die
restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die Hälfte von Wolhynien, Podolien,
Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk (Brzesk) sowie die noch polnischen
Gebiete von Polozk und Minsk (228000 Quadratkilometer). Preußen erlangte
Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz (Lodsch), Dobrin (Dobrzyn),
Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa und die Hälfte von
Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer, 1130000 Einwohner,
„Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000 Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern
beschränkt. Bei der dritten Teilung (1795)kamen das restliche polnische
Litauen, der Großteil von Samogitien, das übrige Schwarzrussland, Podlesien und
Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland und Semgallen an Rußland (146000
Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom, Teile von Brest-Litowsk (Brzesk),
Podlachien und Masowien an Österreich (51000 Quadratkilometer mit 1000000
Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau, das Gebiet zwischen Weichsel,
Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein Teil Krakaus (Neuschlesien) an
Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern). 1807 wurde durch
Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum Warschau geschaffen, das 1815
in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland in Personalunion vereinigt
wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik P. gegründet, die 1919 den größten
Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen zwischen dem Deutschen Reich und
der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber, unter zugunsten der Sowjetunion
erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur Oder-Neiße-Grenze,
wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig, Deutscher Orden,
Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus, Memelgebiet,
Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien, Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Lord, H., The Second Partition of
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(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das
beiderseits der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer,
1046) wurde nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen
im Westen, Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am
Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur
Herrschaft kam, gelang im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den
Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im
Wappen führenden und seit dem 15. Jahrhundert sich auch danach benennenden
Fürstenhaus der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark
reichenden Herrschaftsgebiets mit Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher
bekannter Herrscher (Wartislaw I.) leitete nach einer Zeit polnischer
Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die
Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin]
[1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa
1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als
Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte
Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264
wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die Oberherrschaft (über
Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie
1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II.
Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard,
1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die
Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast,
Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen und
magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P.
(Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus
der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348
erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er
das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte
1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend
fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard
[bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den
1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität
Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow
vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war,
nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464,
gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in
der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523)
festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479
Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg
Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw
X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde
das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556
säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder
gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich (gegen
Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark gelangte
pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen,
Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung
des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin
und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern
mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes,
Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
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pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
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(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land).
Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus)
bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel
und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen,
Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich
Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich
von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes Land der
Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am
18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von Brandenburg
(1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit Zustimmung des
Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte, in Königsberg
zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen
durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des Kurfürsten von
Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden sollten. Mit der
auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen Königswürde ging zugleich
der Name des Herzogtums P. auf den brandenburg-preußischen Gesamtstaat über,
von dem das Land P. nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit
dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische Hugenotten
brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das
Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das
Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft
Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei
über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes
pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen
Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern
(Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern
bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als
Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit
Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er
Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und
Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit
der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz zu
seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich
der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI.
1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich
gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742,
1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer
Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der
Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so
dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland
Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen
Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund
5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich
der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene
Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich
beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen
Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die
hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die
Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen
Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795)
Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen.
Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers,
Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391
Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern)
erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die
Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und
Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck
[Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln
[Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg],
Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven
sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus
dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien
Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte
Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235
Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806
gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion
Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach
dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit
Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806
endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder
sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als
die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der
Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter
Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen
durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der
Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812).
Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813)
und Waterloo (1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener
Kongress 1815 trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung
zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt,
Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und
sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern
vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur
Entschädigung Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen
-, Oldenburgs - erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -,
Sachsen-Coburg-Saalfelds - erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5.
1834/15. 8. 1834 -, Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung -
und Pappenheims - unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von
Bayern, dafür Ansbach und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland],
Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von
Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen
Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen trat P. dann dem Deutschen
Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst konservativ. Statt der vom König 1810,
1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam es
1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und Provinziallandtagen,
die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb Preußens wurden 1824
personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen zur Provinz P.
vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von Sachsen-Coburg
gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk
Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig auf Neuenburg
und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst
einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines
liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte
Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung
erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte
König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister
ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte,
wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die
Finanzierung des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es
bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein
zur Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen
P. führte. Die militärische Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen
Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau,
Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen
seinen älteren östlichen und seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten
Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern bildete es 1867 den
Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im deutsch-französischen
Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles zur Proklamation des
preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P.
zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des
Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet)
mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig
eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die
Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der
Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher
Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im
Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am
30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch
die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss
sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A. 1881;
Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica, Denkmäler
der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß. Ak. d.
Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen Städte,
Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989; Berner,
E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, Bd. 1ff.
1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903; Roedder,
H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere Altpreußens aus
den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908; Preußisches Urkundenbuch,
Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation des preußischen Staates und
des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A.
1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-,
Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E., Rechtsentwicklung in
Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der Aufstieg
Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der Geschichte
von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens unter
Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
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H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen
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Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines
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Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.,
Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f.
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Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven,
F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971;
Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v.
Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975;
Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945,
hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte.
Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in
Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen
von 1867/1871 und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F.,
Zur Geschichte Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur
Bildungs- und Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das
nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G.,
1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig
1945-1988, Bd. 1f. 1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991;
Dollinger, H., Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991;
Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die
Anfänge der ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg.
v. Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas.
Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E.,
Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger See anlässlich
der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen. Sie war Sitz eines durch
Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den slawischen Fürsten Gottschalk
zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062 auf einem Teilgebiet des
Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging im Slawenaufstand von
1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung durch Heinrich von
Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche Mecklenburg erobert
und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet hatte, zwischen
Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof Evermod). Seit 1170 wurde der Dom
erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236) wurde es
reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die Grafschaft kam
nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der Oberherrschaft Dänemarks
an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier) und wurde 1295/1296 zum
Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert erwarben die Bischöfe
ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg zwischen Ratzeburger
See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die Dominsel in R. und
verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum lutherisch. Der letzte
Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554 an herrschten
Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert und kam als zum
niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an
der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt
das 6,8 Quadratmeilen große, durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen
Mecklenburg-Strelitz abgetrennte Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen
Landtag, der aber erst nach einer Verfassungsänderung
1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R. (Mecklenburg) durch das
sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R. (Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg,
Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reichskreise. Nach bereits im späten 14.
Jahrhundert (1389) beginnenden Versuchen, Frieden, Gericht, Verteidigung und
Steuern im Reich gebietsweise zu organisieren, wurden 1500 sechs Kreise als
Herkunftsbezirke der sechs ritterlichen bzw. gelehrten Mitglieder des
zwanzigköpfigen Regiments des 1495 geschaffenen Reichskammergerichts
eingerichtet (Franken, Bayern, Schwaben, Oberrhein, Niederrhein-Westfalen,
Niedersachsen). 1512 kamen vier weitere derartige R. hinzu (österreichischer,
burgundischer, kurrheinischer und obersächsischer Kreis). S. Einzelartikel
Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer Reichskreis,
Kurrheinischer Reichskreis, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis,
Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer
Reichskreis, Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis.
L.: Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in der Verfassung
des Alten Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806), 1989; Heinig, P.,
Reichskreise, LexMA 7 1994, 629; Hartmann, P., Zur Bedeutung der Reichskreise,
FS Gerlich, A., 1995, 305.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reuß (Grafen, Fürstentum,
Herrschaft). Die einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen
Herren von Weida, die von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht
abstammten, um 1180 mit der Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut
wurden und vermutlich schon vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den
Titel Vogt (advocatus) führten, der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als
Vogtland (mit Weida, Plauen, Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma,
Hof, Ronneburg u. a.) begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida
(bis 1531/1535), die Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen.
Die Vögte von Plauen teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von
Plauen. Die ältere Linie der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen
die Burggrafschaft Meißen und damit die Reichsfürstenwürde erhielt und den
Titel auch nach dem Verlust der Burggrafschaft Meißen fortführte, erlosch 1572.
Die jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem 1292/1294 verstorbenen
Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin König Daniels von
Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R. nannte, begründet.
Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492 Zeulenroda. Insgesamt
gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die aus einem südlichen, bei
weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil bestanden. 1535 wurde die
Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach dem Verlust aller
böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere Linie
Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und Burgk
[Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine
jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von
Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz
entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen
Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand
(wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz) bzw. 1790
(Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz unterteilte
sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk (Reuß-Burg)
und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den sich
seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz (1768).
Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg [Längenberg], 78
Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg), Reuß-Schleiz (mit
Schleiz, Tanna und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie Reuß-Lobenstein,
das 1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg (bis 1711), Reuß-Lobenstein (mit
Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und Reuß-Ebersdorf (mit Ebersdorf) (bis
1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen die Güter zur einen Hälfte an
Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch
gelangten sie später überwiegend an Reuß-Schleiz. 1807 traten alle reußischen
Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie)
schloss sich nach dem Untergang des Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen
Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung und trat
1871 dem Deutschen Reich bei. Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das 1824 beim
Erlöschen von Reuß-Lobenstein dieses beerbte, vereinigten sich nach Abdankung
des Fürsten von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu Reuß
jüngere Linie mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine 1852
revidierte Verfassung und schloss sich 1866
Preußen an. 1902 übernahm Reuß jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere
Linie, das 1927 überhaupt ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von
R. (R. jüngere Linie, seit 1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden
verbleibenden Fürstentümer (317 Quadratkilometer, 827 Quadratkilometer) 212000
Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde die Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien
zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen
aufging. Das Land Thüringen kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit
1949 zur Deutschen Demokratischen Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.),
1990 aber wieder begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reuß ältere Linie (Fürstentum). Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) war als R. mit 317 Quadratkilometern Gebiet und Greiz als Hauptstadt von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes und von 1866 bis 1870 Mitglied des Norddeutschen Bundes, erhielt 1867 eine Verfassung und trat 1871 als kleinstes Land dem Deutschen Reich bei. Es erlosch 1918 als Fürstentum und wurde mit Reuß jüngere Linie zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. 1927 starb die Linie aus. S. Reuß. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reuß jüngere Linie (Fürstentum). R. ist das durch Vereinigung am 1. 10. 1848 aus Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf entstandene Fürstentum mit 827 Quadratkilometern Fläche und der Hauptstadt Gera. Es erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 politisch Preußen an. Im Deutschen Reich übernahm R. 1902 die Vormundschaft über Reuß ältere Linie. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Mit Reuß ältere Linie wurde R. zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. S. Reuß. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reutlingen (Reichsstadt). Das auf altem
Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen
Burg Achalm an der Echaz wird 1089/1090 erstmals erwähnt. Um 1182 wurde R.
Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser Otto IV. (um 1209) und
Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240) Stadtrechte (1250 civitas).
Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm den Schultheißen und
verwaltete die Reichsrechte. Nach 1268 wurde R. Reichsstadt und wehrte sich
erfolgreich gegen Württemberg, das von 1335 bis 1360 und von 1376 bis 1500 das
Pfandrecht der Reichsburg Achalm erlangte. 1456 erhielt die Stadt, die um 1400
etwa 4000 Einwohner hatte, die Pacht und 1500 das Pfand dieser Rechte. 1519
führte R. die Reformation ein. 1726 wurde es durch Brand weitgehend zerstört.
R. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis.
1803 fiel es mit 0,7 Quadratmeilen bzw. 44 Quadratkilometern Gebiet (Betzingen,
Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer Ohmenhausen, Stockach und Wannweil) und etwa
10500 Einwohnern an Württemberg, innerhalb dessen es Sitz eines Oberamts wurde.
Mit Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt
Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die Grundherrschaft der freien Reichsstadt
Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A.
1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und das Strafrecht, Diss. jur.
Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt Reutlingen, 1961; Jänichen, H.,
Zur Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f. württemberg. LG. 22 (1961);
Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973; Der Kreis Reutlingen, hg. v.
Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770, Reutlinger Gbll.
N.F. 23 (1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u. a., 1995;
Fahlbusch, F., Reutlingen, LexMA 7 1995, 769.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rhein, Rheinstrom, am Rheinstrom,
rheinischer Ritterkreis (Ritterkreis). Der Ritterkreis R. (rheinischer
Ritterkreis) war wie der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) und
der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) eine Untergliederung der
Reichsritterschaft. Er setzte sich aus den Kantonen Oberrheinstrom (Mainz),
Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz) zusammen. Seine Verfassung stammte von 1652. Er umfasste etwa 360
Gebiete mit 90000 Einwohnern und 60 Ritterfamilien. 1801 kamen die
linksrheinischen Güter an Frankreich. 1805/1806 gingen die übrigen Güter in den
umgebenden Ländern auf. Damit endete der Ritterkreis.
L.: Wolff 515. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheinbund (Länderbund, Konföderation). Am
12. 7. 1806 schlossen sich Bayern, Württemberg, der Kurerzkanzler (aus dem
früheren Erzstift Mainz), Baden, Berg und Kleve, Hessen-Darmstadt,
Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen,
Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Arenberg,
Liechtenstein und von der Leyen unter Vergrößerung ihrer Gebiete durch
Mediatisierungen und unter Lossagung vom Reich zu einer etwa ein Drittel des
Reiches umfassenden Konföderation unter dem Protektorat Frankreichs zusammen.
Mit Ausnahme Österreichs, Preußens, Pommerns (Schweden) und Holsteins
(Dänemark) traten ihm bis 1808 alle verbliebenen deutschen Einzelstaaten bei,
nämlich am 25. 9. 1806 das Großherzogtum Würzburg, am 11. 12. 1806 das
Königreich Sachsen, am 15. 12. 1806 Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg,
Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, am 18. 4. 1807
Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und vier
Linien Reuß, am 15. 11./7. 12. 1807 das Königreich Westphalen, am 10. 2./22. 3.
1808 die Herzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin und am 14.
10. 1808 Oldenburg. Damit zählte der R. 39 Einzelstaaten mit 325800
Quadratkilometern und 14,61 Millionen Einwohnern. Am Ende des Jahres 1810
annektierte Frankreich Hamburg, Lübeck, Bremen, Lauenburg, Oldenburg, Arenberg,
Salm-Salm, Salm-Kyrburg und die nördlichen Teile von Westphalen und Berg. 1813
zerfiel der R.
L.: Joachim, E., Die Entwicklung des Rheinbundes, 1886; Bitterauf, T.,
Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1967.
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Rheinland-Pfalz (Land). Durch Verordnung
(Ordonnance Nr. 57) vom 30. 8. 1946 schloss die französische Militärregierung
die im Juli 1945 gebildete Provinz Hessen-Pfalz und die am Anfang des Jahres
1946 entstandene Provinz Rheinland-Hessen-Nassau zum Land R. mit Sitz der
Regierung in Mainz zusammen. Dies bedeutete die Vereinigung der
linksrheinischen Pfalz Bayerns, des linksrheinischen Rheinhessen
Hessen-Darmstadts mit Teilen der Rheinprovinz Preußens und Teilen der Provinz
Hessen-Nassau Preußens zu einer 19837 Quadratkilometer und (1960) 3,645
Millionen Einwohnern (1976 19839 Quadratkilometer, 3,677 Millionen Einwohner)
umfassenden Einheit. Diese erhielt am 18. 5. 1947 eine Verfassung.
L.: Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Bd. 4, Teilband 3
1939ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 5 Rheinland-Pfalz und Saarland,
hg. v. Petry, L., 2. A. 1965; Rheinland-Pfalz. Ursprung, Gestalt und Werden
eines Landes, hg. v. Götz, W., 1967; Springorum, U., Entstehung und Aufbau der
Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem zweiten Weltkrieg, 1982; Heyen, F.,
Rheinland-Pfalz entsteht, 1984; Mohr, A., Die Entstehung der Verfassung für Rheinland-Pfalz, 1987; Reinirkens, L.,
Geschichtspunkte, Geschichte vor Ort. Rheinland-Pfalz, Bd. 1f., 1988f.;
Dotzauer, W., Der historische Raum des Bundeslandes Rheinland-Pfalz von
1500-1815, 1993; Kißener, M., Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz,
2006, 271ff.; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 271ff.; Kreuz - Rad -
Löwe. Rheinland-Pfalz, Bd. 1 hg. v. Clemens, L. u. a., 2012
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Riga (Reichsstadt, Residenz des
Deutschen Ordens). R. an der Düna wurde 1201 von Bischof Albert auf dem Gelände
einer baltischen Siedlung gegründet. Übernommen wurde das Recht der Deutschen
auf Gotland, später das Recht Hamburgs. 1282 trat die Stadt der Hanse bei. Von
1330 bis 1366 unterstand sie dem Deutschen Orden, danach den Erzbischöfen von
R. 1561 wurde R., das zu dieser Zeit etwa 12000 Einwohner (davon zwei Drittel
Deutsche) gehabt haben dürfte, nach dem Untergang des livländischen
Ordensstaates freie Reichsstadt, huldigte aber 1581/1582 Polen und schied damit
aus dem Reich aus. Von 1621 bis 1710 gehörte es nach Eroberung zu Schweden,
danach zu Russland, verlor die alte deutsche Verfassung
aber erst 1889. Von 1918 bis 1940 war R. Hauptstadt der Republik Lettland, die
1989/1991 mit der Hauptstadt Riga wiederbegründet wurde.
L.: Mettig, C., Geschichte der Stadt Riga, Riga 1897; Wittram, Zur Geschichte
Rigas, 1951; Lenz, W. jun., Riga zwischen dem Römischen Reich und Polen-Litauen
in den Jahren 1558-1582, 1968; Die Hanse und der deutsche Osten, hg. v.
Angermann, N. 1998; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7 1995, 844; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481,
1, 2, 488; Riga, hg. v. Oberländer E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg.
v. Misans, I. u. a., 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten
Neckar liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen
angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem
alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts
entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11.
Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12.
Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen
Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299
Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des Königshofs, 1359 Erwerb des
Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519
bis 1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594 ausgestorbenen
Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz.
Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte kaiserliche
Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt das
Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf,
Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern
und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und
Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und
Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen
und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar
unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an
Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil,
1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der
Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte
11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und
Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v.
Theiss, K./Baumhauer, H., 1963; Grube, G., Die Verfassung
des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae Flaviae. Neue Untersuchungen
zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f. 1975; Burgstahler, F., Rottweil
im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische Herrschaft und bäuerliche
Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7 1995, 1055; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft
und das Heilige römische Reich, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saargebiet (Verwaltungsgebiet). 1815 fiel
das spätere S. (mit der seit 1381 dem Hause Nassau gehörigen Grafschaft
Saarbrücken) überwiegend an Preußen (Teil der Rheinprovinz), zu kleineren
Teilen an Bayern, (über Preußen an) Sachsen-Coburg (Lichtenberg bis 1834) und
(über Preußen an) Oldenburg (Birkenfeld bis 1937). Nach dem ersten Weltkrieg
(1914-1918) versuchte Frankreich eine Annexion dieser Gebiete, die am
Widerstand Großbritanniens und der Vereinigten Staaten von Amerika scheiterte.
Durch Art. 45-50 des Versailler Vertrages von 1919 wurde das mit Gebieten
Preußens und der Pfalz Bayerns (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel)
geschaffene S. (1900 Quadratkilometer, 800000 Einwohner) ab 10. 1. 1920 für 15
Jahre der treuhänderischen Verwaltung durch den Völkerbund unterstellt und 1925
dem Zollgebiet Frankreichs einverleibt. Nach einer zum Ablauf dieser 15 Jahre
durchgeführten Volksabstimmung vom 13. 1. 1935, bei der 90,76 % der Bevölkerung
für Deutschland, 8,8 % für den status quo und weniger als 1 % für Frankreich
stimmten, kam das Gebiet am 1. 3. 1935 an Deutschland zurück, wurde als
Saarland benannt, mit der Pfalz zum Gau Saarpfalz (1940-1945 Westmark) vereinigt
und dem Gauleiter der Pfalz als Reichskommissar unterstellt. Nach dem zweiten
Weltkrieg (1939-1945) scheiterten Annexionsversuche Frankreichs erneut am
Widerstand der übrigen Alliierten. 1945/1946 wurde das Gebiet um 142 Gemeinden
vergrößert aus der Besatzungszone Frankreichs ausgegliedert und bis 1950 in
zweimal vergrößertem Umfang dem Zollgebiet Frankreichs eingefügt. Am 15. 12.
1947 trat eine eigene Verfassung in Kraft.
Nachdem die Bevölkerung 1955 das zwischen Deutschland und Frankreich am 23. 10.
1954 vereinbarte, eine Europäisierung des Saargebiets vorsehende Saarstatut mit
67,7 % der Stimmen abgelehnt hatte, gab Frankreich zum 1. 1. 1957 das S. an
Deutschland zurück.
L.: Saar-Atlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 2. A. 1934; Herold, M./Nissen, J./Steinbach,
F., Geschichte der französischen Saarpolitik, 1934; Ecker, F./Ecker, A., Der
Widerstand der Saarländer gegen die Fremdherrschaft 1792-1815, 1934; Hellwig,
F., Der Kampf um die Saar 1860-70, 1934; Hölzle, E., Die Saarentscheidung der
Pariser Friedenskonferenz, 1935; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und
Frankreich, 1959; Freymond, J., Die Saar 1945-1955, 1961; Zenner, M., Parteien
und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920-35, 1966; Hellwig,
F., Zur älteren Kartographie der Saargegend, Jb. f. westdt. LG. 3 (1977); Die
Saar, hg. v. Hudemann, R. u. a., 1992; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saarland (Land, Bundesland). Am 1. 1.
1957 kam das 1945/1946 um 142 Gemeinden vergrößerte, aus der Besatzungszone
Frankreichs ausgegliederte und dem Zollgebiet Frankreichs eingefügte Saargebiet
nach einer Ablehnung der Europäisierung in einer Volksabstimmung zu Deutschland
zurück (Gesetz vom 23. 12. 1956). Seitdem bildet das S. ein 2547
Quadratkilometer und etwa 1,1 Millionen Einwohner umfassendes Land der
Bundesrepublik Deutschland, dessen Hauptstadt Saarbrücken ist und dessen Verfassung vom 29. 9. 1960 stammt. Die wirtschaftliche
Eingliederung wurde am 5. 7. 1959 vollzogen. S. Saargebiet.
L.: Saaratlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 1934; Gemeinde- und Ortslexikon
des Saarlandes, Lieferungen 1ff. (A-D) 1957; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz
- Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Das Saarland, hg.
v. Altmeyer, K. u. a., 1958; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und
Frankreich, 1959; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, hg. v.
Hoppenstädter, K./Hermann, H., 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 50; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H.,
Bd. 4 Teilband 3 1964; Geschichtlicher Atlas für das Land an der Saar, hg. v.
Ammann, A./Meynen, E. u. a., 1965ff.; Herrmann, H./Sante, G., Geschichte des
Saarlandes, 1972; Hellwig, F., Zur älteren Kartographie der Saargegend, Jb. f.
westdt. LG. 3 (1977); Klitscher, E., Zwischen Kaiser und französischer Krone,
1986; Saarländische Geschichte, hg. v. Klimt, R. u. a., 1995; Hahn, M., Das
Saarland im doppelten Strukturwandel 1956-1970, 2003; Burgard, P., Kleine
Geschichte des Saarlands, 2010.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,]
Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren
Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam
mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl
dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert,
Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9.
Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868)
die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger
zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto
II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973)
mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder
zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst
(Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark
Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna,
Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil
Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische
Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die
Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg.
Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den
Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg,
Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen
Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die
Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei
entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar
(1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg
(1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und
vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre
Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel
an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar
entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien
Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha
(1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur
Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs
fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich
Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und
Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel
1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen
Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung.
Als 1825 Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834
dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S.
umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus den damit
entstandenen Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land Thüringen (so
ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit 1547
albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow,
Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis
1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt,
1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen
Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die
evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie
1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der
Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an
Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die
Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam.
Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis
1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg,
Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück.
Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als
Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab
die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg,
das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg,
Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg,
Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5
Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter
Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg],
Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und
Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der
Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz,
Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch,
Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde],
Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur
preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen
übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des
ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die
Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der
Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der
Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg,
Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein,
Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen,
Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue
Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt
Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei
Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten
Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der
Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse
des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt
beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz
in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach
dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis
zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete
mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das
vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt,
mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber
wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen
Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S.
(Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau,
Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma,
Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg,
Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung
mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand
blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz
der Niederlage des Deutschen Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks
erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die
Sozialdemokraten fast alle sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11.
1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S.
ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920
wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen
die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995
Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der zuerst von
amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen
Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen
Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S.
eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die Bezirke
Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet (ohne
die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und
Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde
wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff,
Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach],
Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder
an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte
1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der
Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der
Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des
16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955;
Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das
sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v.
Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname,
Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der
Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T.,
Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde,
hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a.,
1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum
frühneuzeitlichen ”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7
1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das
Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die
kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen,
hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller,
K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999;
Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack,
J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001;
Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen
in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte
Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu
Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v.
Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des
Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004;
Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K.
u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656),
2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von
Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Altenburg (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) geschaffenen Herzogtum Sachsen gebildet, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und die ernestinische Linie. Die ernestinische Linie
erhielt den größten Teil Thüringens und das Vogtland. Sie splitterte ab 1572 in
zahlreiche Teilherzogtümer auf. Dabei entstand 1572 Sachsen-Weimar und hieraus
1603 das nach dem bereits 976 als Ausstattungsgut des Bistums Zeitz erwähnten,
1328 an die Wettiner gefallenen Altenburg an der Pleiße nördlich von Zwickau
benannte S. Dieses erlangte 1640 aus dem Erbe Sachsen-Coburgs Coburg,
Hildburghausen und Römhild, 1660 einige hennebergische Ämter (u. a. Meiningen).
Seine Güter kamen beim Aussterben der Linie 1672 zu drei Vierteln an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. 1680 zerfiel Sachsen-Gotha
unter anderem in Sachsen-Gotha-Altenburg (daneben Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Römhild, Sachsen-Hildburghausen). Später kamen die
Ämter Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg
(Camberg) und Stadtroda (Roda) und das Amt Kahla an Sachsen-Gotha-Altenburg und
die Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella an Coburg-Saalfeld. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten S. und Sachsen-Gotha zur weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. 1825
erlosch das Haus. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich
Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer S.,
Sachsen-Coburg und Gotha und Sachsen-Meiningen. Herzog Friedrich von
Sachsen-Hildburghausen erhielt für seinen Verzicht auf Sachsen-Hildburghausen
das neue S. Dieses S. erlangte am 29. 4. 1831 eine Verfassung
und trat 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und
1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste es 1324 Quadratkilometer mit 216100
Einwohnern. Im November 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat S. schloss
sich dem Land Thüringen (1. 5. 1920) an, dessen Gebiet von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik gehörte.
L.: Wolff 398; Zeumer 553 II b 13; Wallner 709f. ObersächsRK 9, 18; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Schneider, F./Tille, A., Einführung in
die thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Roubitscheck, Die Altenburger
Landesvermessung und die von ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Z. der
Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-nat. Reihe 7 (1958); Wolfrum, A.,
Die Sozialdemokratie im Herzogtum Sachsen-Altenburg zwischen 1848 und 1920,
2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Anhalt (Provinz, Land). Zum 9. 7. 1945
wurden aus der Provinz Sachsen Preußens (ohne Regierungsbezirk Erfurt) die am
(1. 4. 1944 zum) 1. 7. 1944 gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
mit dem Land Anhalt und einigen kleineren, vordem braunschweigischen und
thüringischen Gebieten zur Provinz Sachsen und 1946 zur Provinz S. in der
sowjetischen Besatzungszone verbunden. Nach Auflösung Preußens durch den
Alliierten Kontrollrat entstand hieraus am 6. 10. 1947 das Land Sachsen-Anhalt
mit der Hauptstadt Halle, das Teil der 1949 gebildeten Deutschen Demokratischen
Republik wurde. In ihr wurde S. am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst (str.) und
auf die Bezirke Halle und Magdeburg aufgeteilt. Zum 3. 10. 1990 entstand es mit
dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik
Deutschland wieder (ohne Kreis Artern [zu Thüringen], aber mit Kreis Jessen).
Hauptstadt des rund 3000000 Einwohner zählenden Landes (20400 Quadratkilometer)
wurde Magdeburg. S. Sachsen, Anhalt.
L.: Geschichte Sachsen-Anhalts, 1993; Holtmann, E./Boll, B., Sachsen-Anhalt, 1995;
Verfassungshandbuch Sachsen-Anhalt, hg. v.
Kilian, M., 2004; Adel in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2007;
;Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Coburg (Herzogtum). 1353 erlangten die
Wettiner (Markgrafen von Meißen) Coburg und teilten es 1485 der ernestinischen
Linie zu. S. entstand als sächsisches Teilherzogtum aus Sachsen-Coburg-Eisenach
1596 und erlosch 1633. 1680/1681 teilte sich von Sachsen-Gotha erneut S. ab,
das 1699 erlosch. Nach langwierigen Erbstreitigkeiten fiel Coburg 1735 an
Sachsen-Saalfeld unter der Landeshoheit Sachsen-Gothas, womit
Sachsen-Coburg-Saalfeld entstand. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte S. der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. Um 1800 zählte S.
(auch) zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch zahlreiche
Prozesse und Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und
1815 dem Deutschen Bund bei. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an
Sachsen-Meiningen ab und erhielt dafür Sachsen-Gotha und die Ämter Königsberg
und Sonnefeld. S. Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Zeumer 553 II b 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Riedenauer 129; Nicklas, C., Das Haus Sachsen-Coburg, 2003; Dressel, C. v., Die
Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in
Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum,
Freistaat). Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Heinrichs des
Löwen geschaffenen Herzogtum Sachsen entstanden, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und in die ernestinische Linie, die den größten Teil
Thüringens und das Vogtland erhielt. Sie zersplitterte ab 1572 in zahlreiche
Teilherzogtümer. Dabei entstand 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach und 1596
Sachsen-Coburg, das 1633 erlosch, wobei die Güter an Sachsen-Weimar und
Sachsen-Altenburg fielen. Aus den Gütern Sachsen-Altenburgs kam 1672 Coburg an
Sachsen-Gotha. Dieses zerfiel 1680 in Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg, das 1699 erlosch. Nach dem Erlöschen Sachsen-Eisenbergs und
Sachsen-Römhilds entstanden unter anderem Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Gotha
und Sachsen-Coburg der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
an. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, S. und
Sachsen-Meiningen. S. bestand unter Personalunion aus den beiden Herzogtümern
Sachsen-Coburg und Sachsen-Gotha. 1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein
bei, erhielt am 3. 5. 1852 eine Verfassung
(Landesgrundgesetz) und wurde 1867/1871 Mitglied des Norddeutschen Bundes bzw.
des Deutschen Reiches. 1893 trat die englische Linie des Hauses Coburg die
Nachfolge an. Am 14. 11. 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat Gotha ging am
1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Der Landesteil Coburg kam durch
Volksabstimmung am 1. 7. 1920 zu Bayern. 1945 gehörte Thüringen zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.), am 3. 10.
1990 wieder begründet.
L.: Zeumer 552ff. II b 11, 12; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die
thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Meiningen (Herzogtum, Volksstaat). Das
Dorf Meiningen an der Werra wird 982 erstmals erwähnt. Es war Mittelpunkt der
dem Reich gehörigen Meiningeromark (Meiningermark) und kam zunächst an das
Stift Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. 1007 gab es König Heinrich
II. an das Hochstift Würzburg. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gründeten die
Bischöfe von Würzburg die Stadt Meiningen. Sie kam 1434 als Pfand, 1542 als
Lehen an die Grafen von Henneberg-Schleusingen. Nach deren Aussterben (1583)
fiel sie an das Haus Wettin (Sachsen) und wurde 1660 der ernestinischen Linie
(Sachsen-Altenburg) zugeteilt. Ab 1680 war Meiningen Residenz des aus der
Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen Herzogtums S. Zu ihm gehörten Meiningen
und mehrere vormals hennebergische Ämter. 1699 kamen Teile Sachsen-Coburgs
(Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt
Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit dem Amt Römhild) hinzu. Um 1790
zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1807 trat das im
ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete Herzogtum dem Rheinbund, 1815 dem
Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land eine am 23. 8. 1829 verbesserte Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem
Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König
Friedrich Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten
ernestinischen Linie in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und
Gotha sowie S., zu dem von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar
sowie von Sachsen-Hildburghausen alle Güter ausgenommen Königsberg und
Sonnefeld kamen. S. trat 1867/1871 dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen
Reich bei. Es umfasste 1910 2468 Quadratkilometer mit 278800 Einwohnern. Am 10.
11. 1918 dankte der Herzog ab. Der am 5. 11. 1918 gebildete Volksstaat/Freistaat
ging am 1. 5 1920 im Land Thüringen auf. Dieses kam 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Am 25. 7. 1952 wurde es aufgehoben (str.), am 3.10.1990 wieder
begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das
Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg.
v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Herzog Georg II. von
Sachsen-Meiningen (1826-1914), hg. v.Goltz, M. u. a., 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Weimar-Eisenach (Herzogtum, Großherzogtum). 1741
entstand nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs an Sachsen-Weimar das zum
obersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum S., innerhalb dessen Goethe und
Schiller unter Herzog Karl August (ab 1774 bzw. 1775) die Weimarer Klassik
begründeten. S. hatte um 1800 ein Gebiet von 24 Quadratmeilen mit 64000
Einwohnern bzw. 1900 Quadratkilometern mit 106000 Einwohnern. Es umfasste aus
dem Bestand Sachsen-Weimars Stadt Weimar, Amt Weimar, die Ämter Oberweimar,
Kromsdorf, Berka an der Ilm, Roßla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf,
Heusdorf, Dornburg, Bürgel und Oldisleben, die adligen Pflegen Denstedt,
Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, das Amt Apolda und die Gerichte Buttelstedt,
Bösleben, Tannroda, Flurstedt, Graitschen, Wormstedt, Oßmannstedt,
Guthmannshausen, Stedten, Wallichen, Tromlitz und Mechelroda, aus dem Bestand
Sachsen-Eisenachs die Städte und Ämter Eisenach, Creuzburg und Gerstungen,
Remda und Allstedt, die Ämter Tiefenort, Großrudestedt und Jena und die
Herrschaft Farnroda sowie zudem einen Anteil an der Grafschaft Henneberg. 1815
wurde S. zum Großherzogtum erhoben. Am 5. 5. 1816 erhielt es eine betont
fortschrittliche Verfassung, die früheste im
Deutschen Bund überhaupt. 1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein bei. 1850
wurde die Verfassung abgeändert. 1867/1871 trat
S. dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Seit 1877 führte es
amtlich (auch) die Bezeichnung Großherzogtum Sachsen. 1913 wurde mit
Sachsen-Meiningen ein Grenzvertrag bezüglich Kranichfelds geschlossen. 1910
umfasste S. 3610 Quadratkilometer mit 417100 Einwohnern. Im November 1918
dankte der Großherzog ab. Der Freistaat schloss sich dem Land Thüringen an (1.
5. 1920). 1945 kam Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde Thüringen
aufgelöst (str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9, 10; Kronfeld, C., Landeskunde des
Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Bd. 1f. 1878f., Neudruck 2004; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Ventzke, M.,
Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004; Kreutzmann, M., Zwischen
ständischer und bürgerlicher Lebenswelt, 2007; Das geheime Consilium von
Sachsen-Weimar-Eisenach in Goethes erstem Weimarer Jahrzehnt, hg. v. Wahl, V.
u. a., 2014. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salem, Salmansweiler, Salmannsweiler,
Saalmannsweiler (Abtei, Reichsstift). 1134 wurde vom Kloster Lützel im Elsass
aus im Dorf Salmansweiler bzw. Salmannsweiler im Altsiedelland der Salemer Aach
bei Überlingen das Zisterzienserkloster S. gegründet und durch den Stifter
Guntram von Adelsreute ausgestattet. 1142 übergab der Stifter die Abtei König
Konrad III. Danach übten die Staufer eine Schutzvogtei aus. Rudolf von Habsburg
beauftragte die Landvögte von Oberschwaben mit dem Schutz. 1354 sicherte König
Karl IV. gegenüber den Ansprüchen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg S. die
Stellung als Reichsstift (gefreites Stift). 1487 erhob Kaiser Friedrich III. S.
zur Reichsabtei. Die volle Landeshoheit im Kerngebiet seiner Herrschaft gewann
das zu den schwäbischen Prälaten des Reichstags gehörige S. aber erst 1637
durch einen Vertrag mit den Grafen von Heiligenberg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfassten die Güter der zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Abtei die Oberämter S., Elchingen (Unterelchingen), Ostrach und Schemmerberg,
die Obervogteiämter Münchhöf (Münchhof) und Stetten am kalten Markt, das
Pflegamt Ehingen sowie die Pflegen Frauenberg, Konstanz, Messkirch, Pfullendorf
und Überlingen und die Propstei Birnau, insgesamt ein Gebiet von 6
Quadratmeilen. Bei der Säkularisation von 1802/1803 kam es an die Markgrafen
von Baden, welche die Klostergebäude zum Wohnsitz nahmen. Das Amt Schemmerberg
fiel an Thurn und Taxis. 1951/1952 gelangte S. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Zeumer 552 II a 36, 1; Wallner 686 SchwäbRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 38 (1789) C4; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Günter, H., Kloster Salem,
2. A. 1973; Rösener, W., Reichsabtei Salem. Verfassungs-
und Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters von der Gründung bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1974; Salem, hg. v. Schneider, R., 1984; Schmid,
H., Die ehemaligen salemischen Besitzungen Oberriedern und Gebhardsweiler,
Freiburger Diözesan-Archiv 108 (1988); Morimond et son Empire, 1994, 175;
Rösener, W., Salem, LexMA 7 1995, 1293; Das Zisterzienserkloster Salem im
Mittelalter, hg. v. Rösener, W. u. a., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saterland (Land). Das von Hochmooren
umgebene S. südwestlich von Oldenburg war anfangs wohl von Westfalen besiedelt
und stand unter der lockeren Herrschaft der Grafen von Tecklenburg. Seit dem
11. Jahrhundert bildete sich unter dem Einfluss zusiedelnder Friesen ein unter
Berufung auf Karl den Großen zur Selbständigkeit strebendes Land. Nach dem
Zusammenbruch der Oberherrschaft Tecklenburgs kam das S. 1400 an das Hochstift
Münster, 1803 an Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Sello, G., Saterlands ältere Geschichte und Verfassung,
1896; Bröring, J., Das Saterland, Bd. 1f. 1897ff.; Heimatkunde des Herzogtums
Oldenburg, Bd. 1 1913; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
49, III, 23, Sagelteraland, ‚Saterland‘.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schaumburg-Lippe (Grafschaft, Fürstentum).
1640/1647 erhielt Graf Philipp von Lippe-Alverdissen (Lippe) über seine
Schwester (und Mutter des letzten, 1640 gestorbenen Grafen von Schaumburg)
einen Teil der Grafschaft Schaumburg (Ämter Bückeburg, Stadthagen, Arensburg,
Hagenburg, Steinhude und Sachsenhagen [teilweise]) und vereinigte sie unter
nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels mit seinen lippischen Besitzungen
Lipperode und Alverdissen zum Fürstentum S., während Pinneberg an Dänemark,
Lauenau und ein Teil von Hameln an Braunschweig-Lüneburg sowie die Reste der
Grafschaft Schaumburg (Schaumburg, Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen [teilweise])
an Hessen-Kassel kamen. Nach seinem Tode begründeten seine Söhne die Hauptlinie
Lippe-Bückeburg (Bückeburg) mit der Residenz in Bückeburg und die Nebenlinie
Lippe-Alverdissen (Alverdissen). 1748 musste das Amt Blomberg an Lippe-Detmold
abgetreten werden. 1777 ging die Grafschaft S. von der Bückeburger Hauptlinie
an die ohne Landeshoheit abgezweigte Alverdissener Nebenlinie über. Sie musste
das Amt Schieder an Lippe-Detmold abtreten, das 1812 auch Alverdissen kaufte.
1807 trat der regierende Graf dem Rheinbund bei und nahm den Fürstenrang an.
1815 schloss er sich dem Deutschen Bund an. 1816 gab er eine landständische Verfassung. Durch rechtzeitige Anlehnung an Preußen
rettete das Fürstentum 1866 seinen Fortbestand. 1871 wurde es zweitkleinster Bundesstaat
des Deutschen Reiches. Im lippischen Erbfolgestreit von 1895 bis 1905 vermochte
der Fürst seine Ansprüche auf Lippe nicht durchzusetzen. Am 15. 9. 1918 trat er
zurück. Am 16. 11. 1918 wurde S. Freistaat und erhielt am 24. 2. 1922 eine neue
Verfassung. Der aus wachsenden finanziellen
Schwierigkeiten sinnvolle Anschluss an Preußen scheiterte in Abstimmungen von
1926 und 1930. Von 1933 bis 1945 unterstand S. (1939 340 Quadratkilometer,
53200 Einwohner) einem Reichsstatthalter, blieb aber verwaltungsmäßig
selbständig. Am 1. 11./23. 11. 1946 kam es zu Niedersachsen. Ein Volksentscheid
vom 19. 1. 1975 forderte ein selbständiges Land S., wirkte sich rechtlich aber
nicht aus.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Bauer 1, 665; Schmidt, G.,
Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2.
A. 1964; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Knake, G., Preußen und
Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wiegmann, W., Heimatkunde des Fürstentums
Schaumburg-Lippe, 1990; Meien, J., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schaunberg (Herrschaft, Grafschaft). Um die
Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg S. bei Aschach in Oberösterreich
errichtet. Nach ihr nannten sich dann Herren bzw. seit 1316 Grafen, die
vermutlich von den hochfreien Herren von Julbach (am Inn) abstammten oder mit
ihnen identisch oder mit den Grafen von Formbach verwandt waren, im 13.
Jahrhundert zwischen Traun und Salletwald bedeutende Güter gewannen und im 14.
Jahrhundert versuchen konnten, ihr Herrschaftsgebiet in ein unabhängiges Land
zu verwandeln. Sie mussten sich jedoch trotz Einräumung einer Sonderstellung
1390 dem Herzog von Österreich unterwerfen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts
erhoben sie das 1367 gekaufte Eferding zur Residenz. In der Reformation wurden
sie lutherisch. 1559 starb der letzte Graf. 1572 kamen die Güter in Österreich
an die Grafen von Starhemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G/H 4/5; Kühne, M., Die Häuser
Schaunberg und Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation,
1880; Stowasser, O., Zwei Studien zur österreichischen Verfassungsgeschichte,
ZRG GA 44 (1924), 114; Hageneder, O., Die Grafschaft Schaunberg, Mitt. des
oberösterr. Landesarchivs 5 (1957); Hageneder, O., Das Land der Abtei und der
Grafschaft Schaunberg, Mitt. des oberösterr. Landesarchivs 7 (1960); Haider, S.
Geschichte Oberösterreichs, 1987; Haider, S., Schaunberg, LexMA 7 1995, 1444;;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Herren von Schaunberg, Jb. d.
oberösterreich. Mueselvereins 153 (2008), 23; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel,
2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz).
1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen
Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des
dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum
Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks
und Holstein als Lehen des Reiches in fester staatsrechtlicher Verbindung. Nach
dem Aussterben der schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen von Holstein und
Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein 1459/1460 auf Grund des
Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem Haus Oldenburg (Christian
I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte. 1474 erhob Kaiser Friedrich
III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren
Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die Unabhängigkeit. Nach einer
vorübergehenden Teilung (1490 königlicher Segeberger und herzoglicher Gottorper
[Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit) der seitdem in Personalunion
beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden diese 1524 unter Dänemark
wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation eingeführt. König Friedrichs
Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein in bunter Gemengelage mit
seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche, wodurch erneut ein
königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand. Zum Gottorper
(Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter anderem Apenrade,
Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel, Neumünster, Oldenburg in
Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek (Reinbeck), zum Haderslebener,
1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des Älteren Hadersleben, Rendsburg
(1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn (1581 herzoglich), zum
königlichen Sonderburger Anteil Christians und später Friedrichs II. Alsen,
Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische Gebiete um Segeberg,
Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König und Herzog wechselten
sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder ab. Gemeinsam
unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf. 1581 wurde
der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König Friedrich II. und
Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians III. Sohn und
Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der 1581 Reinfeld,
Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des Sonderburger Anteils
ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök). Diese Teilung wurde von
den Ständen nicht anerkannt, so dass die sog. abgeteilten Herren, die beim Tode
Johanns des Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert weitgehend aussterbenden
Linien Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg
(Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und
Schleswig-Holstein-Plön (Plön) bildeten, von denen
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich nochmals in
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck
(Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in ihren Gebieten hatten. Seit
1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) die eigenständige Politik
der Herzöge von Schleswig. 1640 fiel die (schauenburgische [schaumburgische])
Grafschaft Pinneberg beiden Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel
gegründet. 1658 erzwang der Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks
auf die Souveränität über den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen
Dänemark später militärisch wie politisch vorging, so dass schließlich 1721 der
König von Dänemark als alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das
Haus Gottorp (Gottorf) auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein
beschränkt wurde. 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), die 1762
die Krone Russlands gewonnen hatten, ihre Herrschaft über Holstein auf und
erhielten dafür Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder geeinten Herzogtümer
Schleswig und Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber verwaltungsmäßig
selbständig. 1806 blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress von 1815 erklärte
Holstein zum Glied des Deutschen Bundes. In der Folge begann Dänemark,
Schleswig enger mit Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu trennen.
1846 erklärte der König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass eine
Beschränkung des Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg)
auf Holstein in Aussicht stand. 1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab.
Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte
sich Dänemark aber vollständig durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am
11. 6. 1854 Holstein eine Verfassung. Nach
weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der königlichen Linie
1863 die allein verbleibenden Linien Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg)
der Sonderburger Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg
von 1864 musste Dänemark am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und
Österreich abtreten, die es zunächst gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich,
das ein schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet hatte, sein
Einverständnis mit der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen erklären.
Die Erbansprüche des Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und das
holsteinische Amt Ahrensbök abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer
Abstimmung, bei der sich 75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für Deutschland
aussprachen, an Dänemark. 1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit Hamburg
vereinigt. 1945 kam ein der Stadt Ratzeburg gegen Osten hin vorgelagertes
kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk und Mechow von Mecklenburg an
Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung der britischen Militärregierung
aus der Provinz S. Preußens das Land S. gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der
geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15.
Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der
Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung
in Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott,
C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die
Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs
1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der
historischen Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A.
1976; Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen
Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v.
Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A. 1966;
Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern
Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des
Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der
adligen Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im
späten Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die
Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J.,
Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988;
Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K.,
Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den
Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogtums Schleswig im
Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine politische
Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als
Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte
Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Hagelstein, K., Die Erbansprüche auf
die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg.
v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein,
2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schlettstadt (Reichsstadt), frz. Sélestat. S.
an der Ill im Unterelsass wird 735 erstmals als Königsgut erwähnt. Es kam im
11. Jahrhundert an das Kloster Sankt Fides in S., im 13. Jahrhundert an den
Bischof von Straßburg. Nach dem Aussterben der Staufer wurde es 1292 eigens zur
Stadt erhoben (Reichsstadt). Von 1354 bis 1648 war es Mitglied des elsässischen
Zehnstädtebunds. 1634/1648 kam es mit dem Elsass an Frankreich. Von 1871 bis
1918 gehörte es zum deutschen Reichsland Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Gény, J., Die Reichsstadt Schlettstadt und ihr Anteil an den sozialpolitischen
und religiösen Bewegungen der Jahre 1490-1536, 1900; Gény, J., Schlettstädter
Stadtrechte, 1909; Krischer, J., Die Verfassung
und Verwaltung der Reichsstadt Schlettstadt im Mittelalter, 1909; Wentzke, P.,
Geschichte der Stadt Schlettstadt, 1910; Bronner, A., Stadt Schlettstadt, 1929;
Witte, H., Schlettstadt, 1984; Rapp, F., Schlettstadt, LexMA 7 1995, 1488;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 549.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwaben (Ritterkreis), schwäbischer
Ritterkreis. Der zwischen 1541 und 1545 entstandene, 1560 mit einer Verfassung versehene Ritterkreis S. (schwäbischer
Ritterkreis) war wie der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) und der
Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis) eine Untergliederung der
Reichsritterschaft. Er setzte sich seit 1749 aus den fünf Kantonen Donau
(Ehingen), Hegau bzw. Hegau-Bodensee-Allgäu (Radolfzell [Hegau], Wangen
[Allgäu-Bodensee]), Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen), Kocher
(Esslingen) und Kraichgau (Heilbronn) zusammen. Um 1790 umfasste der in Ehingen
sitzende Ritterkreis etwa 670 Herrschaftsgebiete mit 160000 Einwohnern und rund
140 Ritterfamilien. 1805/1806 löste er sich auf. Art. 25 der Rheinbundakte
setzte formell die Eingliederung der ritterschaftlichen Gebiete in die
umgebenden Territorien fest.
L.: Wolff 507. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwäbisch Hall (Reichsstadt). Das Gebiet
von S. am Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits die Kelten
beuteten die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals erwähnt
(Halle). Von den Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert (um
1116) erbweise an die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht
verlieh. Schon zu ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten Münzprägestätten des
Reiches (Heller um 1200 erstmals bezeugt). 1276 wurde die Stadt mit der
Befreiung von auswärtigen Gerichten Reichsstadt. 1280 setzte sie ihre
Selbständigkeit gegenüber den Schenken von Limpurg (Schüpf) durch. 1382 erwarb
sie das Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende Münze erlangte als Heller
erhebliche Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein den seit 1191 aufkommenden
Namen S. Im 14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein verhältnismäßig großes, im
15. Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes Herrschaftsgebiet (Kirchberg,
Ilshofen, Teile von Künzelsau, Honhardt, Vellberg, 1541 Burg Limpurg. Seit dem
15. Jahrhundert rechnete sich S. zu dem schwäbischen Reichskreis (bzw.
Schwaben). Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation ein. Um 1800 zählte es
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803 kam S. mit 6
Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometer Gebiet und 21000 Einwohnern an
Württemberg, das 1804 die Salzquellen verstaatlichte und 1812/1827 die Rechte
der Siederfamilien gegen Rente abkaufte. In Württemberg wurde die Stadt Sitz
eines Oberamts. 1934 wurde der Name S. amtlich eingeführt. 1951/1952 kam die
Stadt mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III
38 (1789) C4; Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische
Geschichte, 1896; Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der
Treppe, 1955; Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall
von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch
Hall, Bd. 1 (1156-1399), bearb. v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch
Hall, hg. v. Biser, R., 1968, 2. A. 1976; Wunder, G., Probleme der Haller
Geschichte, 1974; Wunder, G., Die Bürger von Hall, 1980; Studien zur Geschichte
der Stadt Schwäbisch Hall, hg. v. hist. Verein für Württembergisch Franken,
1980; Döring, W., Die Mediatisierung der ehemaligen Reichsstadt Hall durch
Württemberg 1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und
Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert,
2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v. Akermann, M. u. a., 1987; Dürr,
R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S., Schwäbisch Hall, LexMA 7 1995, 1605;
Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Iländer, B., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Hall vom
Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum Ende der Reichsstadtzeit (1648-1806),
Diss. jur. Tübingen 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden
Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee, Ehrenstein)
weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383
Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben
sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den Grafen
von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten Grafen von Beichlingen
sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von Hohnstein. Seit der Zeit
Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das
Reichserbjägeramt. Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts
mehrfach zu Erbteilungen (1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an
die Markgrafen von Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde [1302] und an S.
[1315], 1276/1349 Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S.
seit 1342/1344 als Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und waren damit von der
Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand ausgeschlossen. Seit dem 15.
Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in die seit 1485 unter der
Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um Sondershausen und die
unter Oberhoheit der Ernestiner stehende, mit Reichsstandschaft begabte
Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch Schwarzburg-Schwarzburg und
wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt. 1571/1584/1599 entstanden nach kurzer
Vereinigung der gesamten Lande unter Graf Günther XL. († 1552) und Einführung
der Reformation (1535/1545) sowie dem Erwerb von Leutenberg (1564) die
Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw. Schwarzburg-Sondershausen, das ein
Drittel der oberen südthüringischen Güter (Arnstadt) und zwei Drittel der
unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und Schwarzburg-Rudolstadt, das
unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster
Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie
Schwarzburg-Frankenhausen). Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie
wurden unter Beseitigung der Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw.
1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat
zugelassen. Beide Fürstentümer traten 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei.
1816/1821 erhielt Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sondershausen
eine Verfassung. Nach dem Aussterben der Fürsten
von Schwarzburg-Sondershausen 1909 wurde Schwarzburg-Sondershausen mit
Schwarzburg-Rudolstadt in Personalunion vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der
Fürst ab. Die danach vorhandenen beiden Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im
Land Thüringen auf, das 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser
aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Rein, B., Die Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f.
thür. Gesch. u. Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der
Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands,
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der
Schwarzburg-Rudolstadt, 1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwarzburg-Rudolstadt (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Rudolstadt an der Saale wird zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals
erwähnt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Orlamünde.
1326 erhielt es Stadtrecht und kam 1340 an die Grafen von Schwarzburg. Seit
1599 war es Hauptort der Grafschaft, seit 1710 des Fürstentums S. Die
Grafschaft erhielt 1571 zwei Drittel der mit Reichsstandschaft begabten
Oberherrschaft Schwarzburg mit Rudolstadt und Stadtilm, Blankenburg, das 1534
aufgehobene Kloster Paulinzella und 1598 das zur Unterherrschaft gehörige
Drittel Frankenhausen. Am 3. 9. 1697 und endgültig 1710 gewann S. die
Reichsfürstenwürde. 1754 wurde das zum obersächsischen Reichskreis zählende S.
nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum
Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1816/1821 erhielt es eine 1854 umgestaltete Verfassung.
1866 trat es dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. S. umfasste
(1910) 941 Quadratkilometer mit 100700 Einwohnern und wurde beim Aussterben des
Fürstenhauses von Schwarzburg-Sondershausen (1909) mit diesem in Personalunion
vereinigt. Nach Abdankung des Fürsten am 22. 11. 1918 verselbständigte sich S.
als Freistaat. Dieser ging am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Das Geschlecht
der S. starb 1971 in männlicher Linie aus.
L.: Wolff 412f.; Wallner 710 ObersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Bauer 1, 701; Statistisches Universal-Handbuch, Ortslexikon und
Landeskunde für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, bearb. v. Thieme, A.,
1880; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von
Alt-Rudolstadt, 1939; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands,
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der
Schwarzburg-Rudolstadt, 1994.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat).
Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich
ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über die
Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung des Hauses Schwarzburg die Linie
der Grafen von S. mit zwei Dritteln der Unterherrschaft im Norden Thüringens um
Sondershausen und Ebeleben und einem Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt,
Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen.
1651 spaltete das zum obersächsischen Reichskreis gehörige S. die Linien
Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und Schwarzburg-Arnstadt (bis 1669) ab. Die
überlebende Linie S. wurde 1681 erneut geteilt (Schwarzburg-Arnstadt bis 1716).
Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1754 wurde S. nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen
Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund
und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis 1819 bereinigte es durch Verträge mit
Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und Sachsen-Gotha-Altenburg
(Sachsen-Gotha) sein stark zersplittertes Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte
es in einem Zollvertrag mit Preußen den zollrechtlichen Anschluss der von
Preußen eingeschlossenen Oberherrschaft. 1841 erhielt es eine 1849 und 1857
revidierte Verfassung. 1866 trat es dem
Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste S. 862
Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem Aussterben des Hauses (1909)
vereinigte der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt beide Fürstentümer in
Personalunion. Nach seiner Abdankung am 22. 11. 1918 entstand der Freistaat S.,
der am 1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging, das seinerseits 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam,
in der es am 23. 7. 1952 aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder
begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte
von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der
Behördenorganisation in Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur
Geschichte der Stadt Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und
versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von
Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen
Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich
wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum
Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz
und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und
Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die
sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an
das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten.
Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine
aristokratische Verfassung und verwalteten ihre
Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher
Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der revolutionären Ideen
Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte
Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu
Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands
gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung
für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden, Aargau,
Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810 Frankreich
einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen
Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen Gebiete mit
Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und
Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die dauernde
Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt. Die
Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu
einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5.
1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura
ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die
Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen
erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe
Stimme haben, setzt sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen.
Zum 1. 1. 2000 wurde die Verfassung überarbeitet
(z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel
1920; Gagliardi, E., Geschichte der Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938;
Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8
1921ff.; Gasser, A., Die territoriale Entwicklung der Schweizer
Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die Eidgenossenschaft und das
Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft und die
deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W., Bibliographie der Gesamtkarten
der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d. Schweizerischen Landesbibliothek
Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz, hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A.
1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer
Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14.
Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E., Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R.,
La Suisse de l’entre-deux-guerres, e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz,
5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte
der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien
Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und
Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König Sigmund 1410-1437, 1985;
Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N.,
Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991; Greyerz, H. v. u. a.,
Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der
historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der
Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die Schweiz, 1998;
Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung Historisches Lexikon der
Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwyz (Gebiet, freie Leute?, Kanton).
Das 972 erstmals als Suittes bezeichnete Gebiet zwischen Vierwaldstätter See,
Zuger See und Zürichsee unterstand dem Kloster Einsiedeln und der Reichsvogtei
Zürich. Die freien Bewohner erlangten aber unter der landgräflichen Gewalt der
1173 den Grafen von Lenzburg in der Reichsvogtei folgenden Grafen von Habsburg
(Laufenburg) 1240 durch Kaiser Friedrich II. in Parallele zu den Leuten von Uri
Freiheitsrechte, aus denen sie die Reichsunmittelbarkeit ableiteten, die von
Habsburg stets bestritten wurde. 1273 fiel S. an König Rudolf von Habsburg.
Nach dessen Tode 1291 schloss die Landsgemeinde ein ewiges Bündnis mit Uri und
Unterwalden. Durch den Sieg bei Morgarten gewannen diese drei Landsgemeinden
politische Selbständigkeit. Im 14. und 15. Jahrhundert dehnte S. seinen
Herrschaftsbereich aus (Untermarch 1386, Einsiedeln 1394/1424, Küssnacht 1402,
Mittelmarch 1405, Pfäffikon und Wollerau 1440, gemeinsam mit Glarus 1436 Uznach
und Gaster). Von 1798 bis 1803 gehörte es zum Kanton Waldstätte der
Helvetischen Republik, wurde dann aber wieder hergestellt. 1817 erlangte es
Gersau. 1831 erhielt es eine Verfassung, die
1876 und 1898 modernisiert wurde.
L.: Wolff 522; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F2;
Fassbind-Rigert, T., Geschichte des Kantons Schwyz, Bd. 1ff. 1832ff.; Castell,
A., Geschichte des Landes Schwyz, 1954; Walder, U., Brevier Schwyz, 1987;
Schwyz – Portrait eines Kantons, 1991; Wiger, J., Schwyz, LexMA 7 1995, 1651f.
; Adler, B., Die Entstehung der direkten Demokratie, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Seligenstadt (Reichsstadt). Im Bereich des
heutigen S. am Untermain bestand nach vorgeschichtlichen Siedlungen ein
römisches Kastell der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. 815 erhielt
Einhard, der Biograph Karls des Großen, von Kaiser Ludwig dem Frommen das
Königsgut Obermühlheim am Main, wo er nach 828 die Benediktinerabtei S.
(842/847 Saligunstat) gründete. Diese kam 939 an das Reich, 1002 an den Bischof
von Würzburg und 1063 an das Erzstift Mainz. In der Stauferzeit wurde die
daneben entstandene Siedlung Reichsstadt. 1309 gelangte sie an das Erzstift
Mainz. 1803 fiel sie bei der Säkularisation an Hessen-Darmstadt und damit 1945
an Hessen.
L.: Wolff 80; Seibert, L., Die Verfassung der
Stadt Seligenstadt im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1910; Koch, J., Die
Wirtschafts- und Rechtsverhältnisse der Abtei Seligenstadt im Mittelalter,
1940; Schopp, M., Die weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478 bis
1803, 1966; Müller, O., Die Einhard-Abtei Seligenstadt am Main, 1973; Schopp,
J., Seligenstadt, 1982; Braasch-Schwersmann, U., Seligenstadt, LexMA 7 1995,
1732ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Soden, (Reichsdorf) (seit 1947 Bad
Soden am Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt
(Hardt) den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets der später zur
Vogtei Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain
(Schneidenhain) und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1191
wird S. am Taunus erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die freien Bauern von S.
und Sulzbach unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten
sich dafür zur Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain und Schneidhain
(Schneidenhain) gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte des Klosters
Limburg für die Güter der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von Eppstein,
später der Grafen von Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und Sulzbach auf
Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft
Frankfurts, das zeitweilig auch den Limburger Fronhof erwarb. Als das Kloster
Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt den Fronhof an die
Pfalz herausgeben und in eine Teilung der hohen Obrigkeit in den Dörfern
einwilligen. 1613 gelang es S. und Sulzbach, sich durch Rückzahlung von 800
Gulden rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die
Pfalz die Vogtei Sulzbach an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich
Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in
Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach und S. an Nassau-Usingen (Nassau) und
damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit der Gerichte und
Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753; Straub, V., Aktenmäßige Deduktion und
rechtsgründliche Widerlegung auf das Impressum: Die Reichfreiheit deren
Gerichten und Gemeinden in Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E.,
Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden
und Sulzbach, 2. A. 1981. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Solothurn (Reichsstadt, Kanton). An der
Stelle einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen Siedlung
errichteten die Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das danach im
Osten von Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte Gebiet kam 888 an das
Königreich Burgund und 1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es
der Vogtei der Herzöge von Zähringen und wurde nach deren Aussterben 1218
Reichsstadt. Von 1295 an verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389
Gebiete im Aaretal und im Jura (Herrschaften Buchegg 1391, Falkenstein
1402/1420, Olten 1426, Gösgen [Obergösgen, Niedergösgen] 1458), nachdem sie von
Kaiser Ludwig dem Bayern 1344 das Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung
über Münze und Zoll sowie von Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und
1365 die Hochgerichtsbarkeit erworben hatte. 1481 wurde S. in die
Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen, nachdem es 1353 durch den Eintritt
Berns in die Eidgenossenschaft bereits zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde
das stets katholisch und aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial
zerrissene S. Kanton der Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830, 1856, 1875
und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K.,
Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des
Patriziates, 1921; Amiet, B., Die solothurnische Territorialpolitik von 1344
bis 1532, 1929; Amiet, B., Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner
Urkundenbuch, bearb. v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a.,
Solothurn, 3. A. 1972; Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O.,
Solothurn, LexMA 7 1995, 2038f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sondershausen (Burg, Stadt, Herrschaft). Das
vermutlich ältere S. an der Wipper wird 1125 erstmals genannt (Sundershusen).
Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts lassen sich dort die Grafen von Hohnstein
nachweisen. 1356 kam es an die Grafen von Schwarzburg und wurde 1571/1599 Sitz
der Linie Schwarzburg-Sondershausen. Über diese kam S. 1920 zu Thüringen. S.
Schwarzburg-Sondershausen.
L.: Wolff 378, 412; Lammert, F., Verfassungsgeschichte
von Schwarzburg-Sondershausen, 1920. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland).
In das Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland
und dem pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war,
wanderten im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die
keltischen Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den
Römern erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem
Durchzug verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit
582 weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt
und 788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der
Ungarn wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten
gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia
Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon)
unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von
Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der
Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie
mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und
Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein
(1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre
Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte
Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und
Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu
dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum
nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186
(Georgenberger Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben
1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von
Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen
Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt an Österreich), von 1260 bis
1276 an Böhmen und 1282 durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu
dieser Zeit war auch der innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311
kam das Sanntal hinzu. 1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie
Habsburgs, 1411 an den steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain,
Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von
denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz
vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn
verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen
Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete
Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der
innerösterreichischen Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu
86% von Slowenen besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien,
während die übrige S. als Bundesland bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938
(22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland
Burgenland mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen Niederösterreich
(Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart)
aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von Österreich getrennte
Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs oberkrainische
Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje) rechtstatsächlich dem
Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten Zivilverwaltung des
Deutschen Reiches und war damit vorübergehend wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff.
1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893;
Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen
Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell,
A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung
steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in)
Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917,
1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Landes Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der
Steiermark, hg. v. hist. Ver. d. Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl,
R./Pirchegger, H., Geschichte der Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas
der Steiermark, hg. v. d. steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz,
S./Straka, M., 1949-1970, Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 50, III, 25, 31, Steiermark, Landname, Stirlant;
Pirchegger, H., Die Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und
Gülten, Städte und Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien,
Sammelbibliographien und andere geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969;
Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H.,
Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980;
Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg.
v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark,
1993; Obersteiner, G., Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum
Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die
Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark,
2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die
Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Straßburg (Hochstift, Residenz des
Bischofs). Die Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den
Rhein das Lager Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort
entwickelte, in dem seit dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein
Bischofssitz bezeugt ist. In fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das
Unterelsass ohne Weißenburg, ein kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie
rechtsrheinisch das Gebiet zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm
umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon,
1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines
weltlichen, freilich sehr zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in
der Pfalz und dem Bieler See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt,
bald Mittelpunkt der oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins],
Oberkirch [1303]), das in der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400
Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene
Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in
Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen
Amtes gewesen war, residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass
(Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit Frankreichs
über die linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen
Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und
60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte
des Territoriums des Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale
de Saverne, 1935; Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G.,
Das Straßburger Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F.,
Straßburg, LexMA 8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum,
1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 615, 1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
494. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Straßburg (freie Reichsstadt). Die Römer
errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das 74 n. Chr.
erstmals auf einem Meilenstein genannte Lager Argentorate, aus dem sich ein
bedeutender Handelsort entwickelte. Im 4. Jahrhundert kam er an die Alemannen
und wurde mit diesen 496/506 dem fränkischen Reich einverleibt. Seit Ende des
6. Jahrhunderts erscheint der Name Strateburgum, Stratisburgo. 843 kam der Ort,
an dem 842 die Könige Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle die Straßburger
Eide geschworen hatten, zu Lotharingien, 870 zu Ostfranken und entwickelte sich
zu einem wichtigen Handelsplatz, über den der Bischof 974/982 die Herrschaft
gewann. Um 1150 wurde das Stadtrecht aufgezeichnet. 1262 konnte sich die Stadt
gewaltsam von der Herrschaft der Bischöfe befreien und wurde Reichsstadt (1358
freie Stadt). Sie zählte etwa 10000 Einwohner und gewann allmählich ein
ansehnliches Herrschaftsgebiet. 1332 erlangten die Zünfte die Teilnahme an der
Stadtherrschaft. 1350 schloss sich S. dem elsässischen Zehnstädtebund an. Bis
zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stieg die Zahl der Einwohner auf
25000-30000. 1529/1531 nahm die Stadt die Reformation an. 1621 wandelte sie das
1538 gegründete Gymnasium zur Universität um. 1681 wurde S. von Frankreich
besetzt und in Form einer Realunion eingegliedert, seit 1780 zunehmend
französisiert. Die Universität, an der Goethe studiert hatte, wurde 1793
aufgelöst. .Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt das Amt Illkirch
(Illkirch-Grafenstaden[, Illkirch-Grafenstadten], Illwickersheim,
Niederhausbergen, Schiltigheim und Ittenheim), das Dorf Eckbolsheim des Stiftes
Sankt Thomas und die Herrschaften Barr, Marlenheim und Wasselnheim. Von 1871
bis 1918 war sie Hauptstadt des deutschen Reichslandes Elsass-Lothringen (mit 1905
nur noch 3 % französischsprachigen Bürgern), von 1940 bis 1944 deutsch besetzt
(Universität eröffnet).
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 72; Urkunden und Akten der
Stadt Straßburg, bearb. v. Wiegand, M. u. a., Bd. 1-14 1879ff.; Seyboth, A.,
Das alte Straßburg vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1870, 1890; Borries, E.
v., Geschichte der Stadt Straßburg, 1909; Polaczek, E., Straßburg, 1926;
Crämer, U., Die Verfassung und Verwaltung
Straßburgs 1521-1681, 1931; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Alexander, A./Wentzcke, P., Straßburg. Bibliographie, Dt.
Archiv für Landes- und Volksforschung 7 (1944); Streitberger, I., Der
königliche Prätor von Straßburg, 1685 bis 1789, 1961; Dollinger, P.,
Strasbourg. Du passé au présent, 1962; Wunder, G., Das Straßburger Gebiet, 1965
(Diss. jur. Münster 1965); Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet,
Territorialgeschichte der einzelnen Teile des städtischen Herrschaftsbereiches
vom 13. bis 18. Jahrhundert, 1967 (Diss. phil. Straßburg 1967); Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 261; Hertner, P., Stadtwirtschaft
zwischen Reich und Frankreich. Wirtschaft und Gesellschaft Straßburgs 1650-1714,
1973; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1980ff.; Forstmann,
W./Haug, E./Pfaehler, D./Thiel, G., Der Fall der Reichsstadt Straßburg und
seine Folgen. Zur Stellung des 30. September 1681 in der Geschichte, 1981;
Stadtsprachenforschung unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der
Stadt Straßburg im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, hg. v. Bauer, G.,
1988; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1988; Strasbourg,
Schoepflin et l’Europa, hg. v. Vogler, B. u. a., 1996; Rapp, F., Straßburg,
LexMA 8 1996, 213ff.; Cornelissen, C. u. a., Grenzstadt Straßburg, 1997; Bauer,
T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 595; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte
administrativer Praxis, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sulzbach (Reichsdorf). 1035 gab Kaiser
Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) bei Dürkheim (Bad
Dürkheim) an der Weinstraße den königlichen Hof zu S. mit Teilen des Gebiets
der später zur Vogtei S. gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain
und Soden im Taunus. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1282
stellten sich die freien Bauern von Soden und S. unter den Schutz der Stadt
Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. 1450 gerieten
Soden und S. auf Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die
Herrschaft Frankfurts. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz)
fiel, musste Frankfurt in eine Teilung der hohen Obrigkeit einwilligen. 1613
gelang es Soden und S., sich durch Rückzahlung rechtlich von der Frankfurter
Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei S. an das Erzstift Mainz
ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der
gemeinsamen Herrschaft in S. und Soden. 1803 fielen S. und Soden an
Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 463; Wolff 506; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung
der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Thurgau (Gau, Landgrafschaft,
Herrschaft, Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare, Rhein, Bodensee und Rätien
wurde 58 v. Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr. fiel es an die Alemannen,
wurde um 700 christianisiert und wenig später dem fränkischen Reich eingegliedert,
in dem es den seit 741 in Urkunden Sankt Gallens erwähnten T. (Durgauia)
bildete. 861 wurde hiervon der westliche Teil als Zürichgau abgetrennt, weitere
Teile gingen an das Hochstift Konstanz und die Klöster Rheinau, Sankt Gallen
und Reichenau. Der übrige T. entwickelte sich unter Verselbständigung der
Grafschaften Toggenburg, Kiburg (Kyburg) und Andelfingen zur Landgrafschaft T.,
die von den Herzögen von Zähringen (1094) über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
(Dillingen-Kiburg, Dillingen-Kyburg) 1264 an die Grafen von Habsburg kam. 1415
zog Kaiser Sigmund den T. von Herzog Friedrich von Österreich ein, gab ihn aber
in verringertem Umfang 1418 wieder an Habsburg zurück. 1460/1461 eroberten die
Eidgenossen der Schweiz den ganzen T. und verwalteten ihn als gemeine
Herrschaft. 1499 gewannen sie das bis dahin vom Reichsvogt in Konstanz
beanspruchte Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich her in einer Reihe von
Gemeinden die Reformation durch. Im März 1792 erlangte der T. Unabhängigkeit
von den Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton der Helvetischen
Republik, 1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt Frauenfeld) der Schweiz,
der sich 1814 eine Verfassung gab, die 1869
vollständig überarbeitet wurde.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue,
Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue,
Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere
Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau
vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation,
Diss. jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E.,
Chronik des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953,
1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27,
III, 30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M.,
1966; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons
Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 281.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Thüringen (Landgrafschaft, Land,
Freistaat). Das Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und
Saale wurde in der Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5.
Jahrhundert n. Chr. von den vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden
Thüringern eingenommen, die erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um
400 bei Vegetius) als (von Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger
zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr sich noch darüberhinaus erstreckendes
Reich zwischen Donau, Main, Werra und Elbe wurde 531/533/534 von den Franken
und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen unter fränkische Herrschaft
gebracht (634-717/719 Herzogtum) und christianisiert. Die Klöster Fulda und
Hersfeld sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem
Übergang des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der
Bildung weiter östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem
Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf,
Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg
(bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter den gräflichen
Geschlechtern gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck in
Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei Friedrichroda
ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen
begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft und wurden
von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen
ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter
(Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und
Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des
Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen
(Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der Werra, oberen Weser und
Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut
die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die
Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die
Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im
Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine Schwester Heinrich
Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie
mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über
eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen),
womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die
Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der
Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten.
1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König
Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht
bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre
Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die
Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353
sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes
mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von
Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen),
Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens
bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis
1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen
langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza,
weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und
schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie
der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482
eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner,
die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und
Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das
nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen,
Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die
ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das
inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie
1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer
weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben
der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und
Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von
1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den
Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene
Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl)
den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden
im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun
der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die
Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war
Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das
Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen.
1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten
Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit
seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete
zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die
Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza,
Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels,
Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld,
Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen,
Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg,
Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt
bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und
Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf
(Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am
13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum
Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg
und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht
Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie
schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920
entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen,
das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der
Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale,
Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des
Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner).
1933 wurde die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7.
1944 wurde der bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis
Schmalkalden in den Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der
Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse
des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt
beauftragt. In diesem Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1.
7. 1945 unter sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund
des sog. Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der
Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach,
Vatterode, Weidenbach und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische
Besatzungszone (Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie
samt einem östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die
amerikanische Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde der Regierungssitz von Weimar
nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T. Teil der Deutschen Demokratischen
Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf
(str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000 Einwohnern)
wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln).
Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte,
Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die
Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu
einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens,
hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen
Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983;
Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H.,
1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum
Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche
der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und
Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8
1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann,
R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v.
Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren
von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer,
M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009, Bd. 2 (1140-1200), 2012; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Trier (Erzstift, Kurfürstentum,
Residenz des Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen
im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt
Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz
Belgica. 275 n. Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach
vor allem von Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten
römischen Stadt nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura
Galliarum) und in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums
(314 Bischof Agricius). 475 wurde sie von den Franken erobert, die den
römischen Palast zur Pfalz umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars,
870/879 zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im
Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum
Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über
die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung.
973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz
und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197
verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei.
Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten
aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine
Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem
mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und
Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452
Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion)
erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in
T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern.
1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die
rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam
hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln,
1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder
1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und reichsritterschaftliche Bewegung im
Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das Erzbistum Trier und die Luxemburger
Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph II., 1931; Michel, F., Handbuch des
Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv 1952; Zur Geschichte der geistlichen
Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig,
E., Trier im Merowingerreich, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R.,
Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der Geschichte des Bistums Trier, Teil 1:
Von der spätrömischen Zeit bis zum 12. Jahrhundert, 1968; Weber, H.,
Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623-1635, 1969; Laufner, R., Die
Ausbildung des Territorialstaates der Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und
Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen
topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für
Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R.,
Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das
Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983;
Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert,
1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg.
v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und
Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters
von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift
Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz
und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ulm (Reichsstadt). An einem
wichtigen Donauübergang nahe der Einmündung von Blau und Iller errichtete neben
älteren Besiedlungsspuren vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
(768-782) das Kloster Reichenau auf von König Karl dem Großen gegebenem
Königsgut einen Stützpunkt, der 854 erstmals als Königspfalz Ulma erwähnt wird.
1096/1098 gelangte U. an die Staufer. 1134 wurde es von den Welfen und vom
König zerstört. Zwischen 1163 und 1181 erhielt es von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa Stadtrecht und gab später sein Recht an zahlreiche andere Städte
(Memmingen, Saulgau, Biberach, Meersburg, Langenau, Dinkelsbühl, Leipheim, Kempten,
Schwäbisch Gmünd) weiter. Im 13. Jahrhundert (1258? Aussterben der mit der
Reichsvogtei begabten Grafen von Dillingen, 1274?) wurde U. Reichsstadt. Im
Spätmittelalter gewann es mit Hilfe der im Leinenhandel und Barchenthandel
erzielten Erlöse mit rund 830 Quadratkilometern eines der größten
reichsstädtischen Herrschaftsgebiete, das bis ins obere Filstal reichte
(1377/1385 Herrschaften Langenau und Albeck von den Grafen von Werdenberg, 1396
Geislingen von den Grafen von Helfenstein und 1453 Leipheim von Württemberg).
Zwischen 1357 und 1361 erlosch die Reichsvogtei. 1397 gewann U. den Blutbann.
1377 begann es mit dem Bau des Münsters. 1384/1395 kaufte es der Abtei
Reichenau ihre alten Pfarrrechte ab. 1530 bekannte die Stadt sich zur
Reformation und trat dann dem Schmalkaldischen Bund bei. U. hatte Sitz und
Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. Seit dem 17.
Jahrhundert war es ständiger Tagungsort des schwäbischen Reichskreises. Am Ende
des 18. Jahrhunderts bestanden seine Güter aus der oberen Herrschaft
(Herrschaft Albeck und Teile der Grafschaft Helfenstein) mit den Oberämtern
Albeck, Langenau und Leipheim, den Ämtern Bermaringen, Böhringen
(Unterböhringen), Lonsee, Nellingen, Stötten, Stubersheim und Süßen und den
Orten Lehr und Mähringen. Außerdem hatte U. noch die Orte Ersingen,
Grimmelfingen und Gögglingen, ferner Anteile an den Orten Markbronn, Ringingen
und Wippingen. 1802/1803 fiel U. mit 17 Quadratmeilen bzw. 1260
Quadratkilometern und insgesamt 50000 Einwohnern an Bayern, 1810 mit dem
nördlich der Donau und westlich der Iller gelegenen Teil ihres Gebiets an
Württemberg. Danach wurde es Sitz der württembergischen Landvogtei an der
Donau. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Zeumer 555 III b 4; Wallner 685 SchwäbRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 203ff.; Die Territorien des Reichs 5, 194; Ulmisches Urkundenbuch,
Bd. 1ff. 1873ff.; Hohenstatt, O., Die Entwicklung des Territoriums der
Reichsstadt Ulm, 1911; Lübke, K., Die Verfassung
der freien Reichsstadt Ulm am Ende des alten Reichs, Diss. jur. Tübingen 1935;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Neusser,
G., Das Territorium der Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Pee, H., Ulm,
2. A. 1967; Geiger, G., Die Reichsstadt Ulm vor der Reformation, 1971; Der
Stadt- und Landkreis Ulm, 1972; Schmitt, U., Villa regalis Ulm und Kloster
Reichenau, 1974; Schmolz, H., Herrschaft und Dorf im Gebiet der Reichsstadt
Ulm, (in) Stadt und Umland, hg. v. Maschke, E./Sydow, J., 1974; Wiegandt, H.,
Ulm, 1977; Der Stadtkreis Ulm. Amtliche Kreisbeschreibung, 1977; Specker, H.,
Ulm. Stadtgeschichte, 1977; Pfeifer, U., Die Geschichtsschreibung der
Reichsstadt Ulm von der Reformation bis zum Untergang des Alten Reiches, 1981;
Göggelmann, H., Das Strafrecht der Reichsstadt Ulm bis zur Carolina, 1984; Poh,
M., Territorialgeschichte des Alb-Donau-Kreises und der Stadt Ulm, 1988;
Wiegandt, H., Ulm, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2
1995, 731ff.; Lorenz, S., Ulm, LexMA 8 1996, 1190ff.; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß
durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von
Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der
römische Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach zwischenzeitlichem
Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4. Jahrhunderts von
den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen und danach
Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine gewisse
Abhängigkeit vom fränkischen Reich kamen. In den Jahren nach 881 besetzten
Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen spätestens seit dem 5. Jahrhundert
verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer Wolga und Kama die gesamte Donauebene
(895/896 Landnahme im Karpatenbecken). Unter dem sie einenden Arpaden Geisa
(Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde das vielleicht 500000 Köpfe zählende
Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk (Stephan der Heilige, 1001 König)
heiratete die Tochter des Herzogs von Bayern und begründete mit Hilfe Bayerns eine
strenge Alleinherrschaft. 1001 wurde das Erzbistum Gran (Észtergom)
eingerichtet. Die zwischen 1044 und 1100 entstandene Lehnshoheit des Kaisers
wurde wieder abgeschüttelt. Im 12. Jahrhundert wurden nacheinander Kroatien,
Dalmatien, Galizien und weitere Gebiete im Osten unterworfen. König Andreas
III. heiratete Gertrud von Andechs-Meranien und sicherte Siebenbürgen mit Hilfe
des Deutschen Ordens und herbeigerufener deutscher Bauern. König Bela IV.
(1235-1270) nahm U. zum Schutz gegen die Mongolen wieder vom Reich zu Lehen.
Nach dem Aussterben der Arpaden (1301) gewann Karl I. Robert von Anjou (1308)
den Thron. 1358 wurde die Küste Dalmatiens von Venedig erworben, 1370 Polen
gewonnen (bis 1386). Ludwig der Große vermählte seine Tochter mit dem Luxemburger
Sigismund (1368-1437), den U. nach schweren Kämpfen 1387 als König anerkannte.
Er verlor 1396 an die Türken die Walachei, Bosnien und Serbien, 1412 an Polen
die Moldau und andere Gebiete. Ihm folgte der mit seiner Tochter Elisabeth
vermählte Habsburger Albrecht V. (1437-1439), dann der nachgeborene Wladislaw
(Ladislaus) I. Postumus (1440-1457) und später der Sohn des zum Reichsverweser
gewählten Johann Hunyadi, Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren,
Schlesien und die Lausitz von Böhmen, 1485 Niederösterreich, Oststeiermark und
Wien von Österreich. Nach seinem Tod folgten auf Grund einer Gegenbewegung des
Adels Wladislaw II. (Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen
Niederlage bei Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie
Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich, im Übrigen auf
Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und Norden).
Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687. 1699 kam
ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das 1804
errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849 wurde
U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage
Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn
abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik. 1945 verließ etwa die Hälfte
der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das Land.
L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und
Rechtsgeschichte, 2. A. 1909; Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky,
S., Geschichte Ungarns, 1923; Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.;
Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das
Schicksal der Deutschen in Ungarn, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland, Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T.,
Grundzüge der Geschichte Ungarns, 1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v.
Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely,
A., Kleine ungarische Geschichte (ins Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári,
P.), 1974; Halász, Z., Kurze Geschichte Ungarns (ins Deutsche übersetzt von
Köster, G.), 1974; Bogyay, T. v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977;
Hoensch, J., Geschichte Ungarns 1867-1983, 1984; Boshof, E., Das Reich und
Ungarn in der Zeit der Salier, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Adrianyi,
G., Beiträge zur Kirchengeschichte Ungarns, 1986; Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5,
Ungarn, hg. v. Grothusen, K., 1987; Die Geschichte Ungarns von den Anfängen bis
zur Gegenwart, hg. v. Hanák, P., 1988; Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary,
1990; Hoensch, J., Ungarn-Handbuch, 1991; Bak, J., Ungarn, LexMA 8 1996,
1224ff.; Fata, M., Ungarn, 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary,
2001; Krauss, K., Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und
das reich, 2003; Dalos, G., Ungarn, 2004; Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Unterwalden (Kanton). Im Mittelalter bestanden
in den schon vorgeschichtlich besiedelten Gebieten südlich des Vierwaldstätter
Sees Grundherrschaften der Klöster Beromünster, Luzern, Muri und Sankt Blasien,
über die seit 1173 die Grafen von Lenzburg die Vogtei innehatten. 1240 schloss
das Gebiet nid dem Wald ([Kernwald,] U./Nidwalden) ein Bündnis mit Luzern, 1291
ein Bündnis (Bund der Waldstätte) mit Uri und Schwyz, dem auch das Gebiet ob
dem Wald (U./Obwalden) beitrat, gegen die Grafen von Habsburg als Nachfolger
der Grafen von Lenzburg. 1309/1324 erhielt ganz U. die Anerkennung der
Reichsunmittelbarkeit, trennte sich aber wieder in Nidwalden und Obwalden, die
in der Eidgenossenschaft allerdings einheitlich auftreten mussten. 1432 löste
Nidwalden alle weltlichen Rechte auswärtiger Herren ab. Im 15. Jahrhundert nahm
U. an der Eroberung des Tessin durch Uri teil und gewann Mitherrschaft in
einigen Vogteien im Süden des Sankt Gotthard. 1798 wurden Uri, Schwyz, Zug und
U. zum Kanton Waldstätte der Helvetischen Republik vereinigt. 1803/1815 wurden
Nidwalden und Obwalden als Halbkantone wiederhergestellt. Dabei erhielt
Nidwalden 1803 das Gebiet der Abtei Engelberg südlich von Nidwalden, das aber
1815 an Obwalden gelangte. 1845 trat U. dem katholischen Sonderbund bei. 1850
erlangten die Halbkantone neue Verfassungen, die
mehrfach geändert wurden (u. a. 1965/1968).
L.: Wolff 522f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E3; Amrein, W.,
Urgeschichte des Vierwaldstätter Sees und der Innerschweiz, 1939; Vokinger, K.,
Nidwalden, Land und Leute, 1958; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd.
2 1990; Hitz, F., Unterwalden, LexMA 8 1996, 1273; Garovi, A., Obwaldner
Geschichte, 2000.
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Vorarlberg (Landvogtei, Bundesland). Das
Gebiet zwischen Bodensee und Arlberg wurde 15 v. Chr. von den Römern
unterworfen und der Provinz Raetia eingegliedert. Seit 500 wurde es von
Alemannen beherrscht und kam 536 zum fränkischen Reich (um 610
Christianisierung), 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Seit 917 war Bregenz
Sitz der mit Grafenrechten begabten Udalrichinger. 1160 ging das Erbe der
ausgestorbenen Udalrichinger an die Grafen von Pfullendorf und Pfalzgrafen von
Tübingen über, deren einer Zweig sich nach der um 1200 erbauten Burg Montfort
Grafen von Montfort nannte. 1258/1260 spaltete er sich in die Linien Montfort
und Werdenberg. Sie lösten sich mit Bludenz (Werdenberg), Bregenz und Feldkirch
(Montfort) vom Herzogtum Schwaben. 1363 gewannen die Habsburger die
reichsritterschaftliche Herrschaft Neuburg. 1375/1379/1390 erwarb Herzog
Leopold III. von Österreich die Herrschaft Feldkirch, 1394/1418/1420 die
Grafschaft Bludenz mit dem Tal Montafon, 1473/1474 Erzherzog Sigmund von Tirol
von dem Truchsess von Waldburg die 1463 zur Reichsgrafschaft erhobene Herrschaft
Sonnenberg mit Nüziders, 1451/1523 Erzherzog Sigmund von Tirol bzw. Ferdinand
I. je eine Hälfte der Grafschaft Bregenz. Damit war seit dem ausgehenden 15.
Jahrhundert die Landesbildung weitgehend abgeschlossen. Kaiser Maximilian I.
unterstellte diese Erwerbungen (bis 1752 und nach 1782 [, dazwischen Freiburg
im Breisgau]) der Verwaltung der Regierung in Innsbruck. 1765 erwarb Österreich
die Grafschaft Hohenems der 1560 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Ritter von Ems
(Hohenems) und erlangte auch das politische Protektorat über deren 1719 an
Liechtenstein veräußerte reichsunmittelbare Herrschaft Vaduz und Schellenberg.
(Erzherzogin) Maria Theresia fasste sämtliche Herrschaften mit 78000 Einwohnern
unter der neuen Landvogtei V., zu der 1780 noch Tettnang kam, zusammen. 1782
wurde sie von Vorderösterreich gelöst und Tirol angegliedert. 1804 kam noch die
Herrschaft Blumenegg, welche die Grafen von Montfort an die Grafen von Sulz und
diese an das Kloster Weingarten gegeben hatten, hinzu. Von 1805/1806 bis 1816
fiel V. an Bayern, kam dann aber bis auf die Westallgäuer Teile (jedoch mit
Vils) an Österreich zurück. 1861 erhielt V. einen eigenen Landtag. Nach 1918
verblieb V. bei Österreich, obwohl sich am 11. 5. 1919 80 Prozent der
Bevölkerung für einen Anschluss an die Schweiz aussprachen. Immerhin wurde V.
aber von Tirol gelöst und als Bundesland verselbständigt. Dieses erhielt am 17.
9. 1923 eine Verfassung. Von 1938 bis 1945 war
V. ein Teil des Reichsgaues Tirol.
L.: Wolff 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Lechner, K.,
Vorarlberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Quellen zur Geschichte
Vorarlbergs und Liechtensteins, hg. v. Helbok, A., Bd. 1 1920ff.; Helbok, A.,
Geschichte Vorarlbergs, 1925; Schwarz, A., Heimatkunde von Vorarlberg, 1948; Stolz,
O., Verfassungsgeschichte des Landes Vorarlberg,
Montfort 78 (1950); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1-4,1 2. A.
1971ff.; Burmeister, K., Grundlinien der Rechtsgeschichte Vorarlbergs, Montfort
39 (1987); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 2, Bayern, Habsburg,
Schweiz - Selbstbehauptung, 1987; Niederstätter, A., Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Vorarlbergs
(14.-16. Jh.), Montfort 39 (1987); Held, H., Vorarlberg und Liechtenstein,
1988; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998; Burmeister, K.,
Vorarlberg, LexMA 8 1996, 1846; Die Integration in den modernen Staat, hg. v.
Hoffmann, C. u. a., 2007; Nachbaur, U., Vorarlberger Territorialfragen 1945 bis
1948, 2007; Niederstätter, A., Herrschaftliche Raumorganisation im nachmaligen
Vorarlberg während des Mittelalters (in) Montfort 61 (2009), 231.
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Waadt, Waadtland (Herrschaft,
Grafschaft, Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer
See, Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde
um 470 von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756 pagus
Valdensis (Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als Grafschaft
W. seinem Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem 1032 an das
Deutsche Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg abgetrennt.
Seit 1207 und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218
drangen die Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14. Jahrhundert
fast das gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und Freiburg im
Üchtland durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und machten sie
zu gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die Reformation eingeführt.
1536 besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne und verwaltete sie nach
Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und Wallis als Herrschaft. 1555
erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete Savoyen auf die W., die 1616
ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798 löste sich W. als République
Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als Kanton Léman der Helvetischen
Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der Schweiz (3219 bzw. 1996 3212
Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom
1. 3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt,
Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois,
888-1250, 1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd.
1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud;
La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990;
Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays
de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz,
G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
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Waldeck (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Die Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum
Sachsen kam vor 1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit
Anfang des 11. Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich
Detmolds). Sie wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von
den Herren von Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn
gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180
nannten sich die Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw.
1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft
Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften
Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels
mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den
Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als reichsunmittelbar anerkannt.
1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens)
und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495
beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich
lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg,
Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag die zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich schwalenbergische Grafschaft
Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg
(Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682
(Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719
Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg
unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das
Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen
Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso
wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten
geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814
gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung,
die jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach
Beitritt zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum umfasste die 13 Städte
Korbach, Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg,
Landau, Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen
und die Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847
wurde durch Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit
aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem
Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der
Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem
zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass
neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen,
das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen
des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den
letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W.
Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung
vom 15. 4. 1919. 1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens
vereinigt, nach der 1926 seitens Preußens erfolgten Kündigung des
Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf Grund einer Volksabstimmung auch das
Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen
Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu
Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck, 1850;
Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U., Ältere
Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard, K., Die
Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
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Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von
Kelten bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von
den Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in den unteren Teil (Unterwallis),
später Alemannen in den oberen Teil (Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die
Franken, 843 an Lotharingien, 888 an das Königreich Hochburgund, in dem König
Rudolf II. dem Bischof von Sitten Grafschaftsrechte verlieh, und mit diesem
1032 an das Deutsche Reich. 1403 schloss der Bischof von Sitten, der damit als
Graf von W. reichsunmittelbar geworden war, zusammen mit den im Kampf gegen die
bis 1260 das Unterwallis erobernden Grafen von Savoyen ihn unterstützenden
oberwallisischen Bauern einen Bund mit den Eidgenossen der Schweiz (Luzern,
Uri, Unterwalden). Seit 1475 war das W. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft.
1475/1476 eroberten Bischof und Oberwallis Unterwallis und verwalteten es als
gemeine Herrschaft. 1528 verzichtete Savoyen auf dieses Gebiet. Die Reformation
wurde unterdrückt. 1613/1634 verzichtete der Bischof unter Druck auf seine
Rechte als Landesherr. 1798 wurde das W. von Frankreich besetzt (Kanton der
Helvetischen Republik), 1802 zur unabhängigen Republik erhoben und 1810 wegen
der Alpenübergänge mit Frankreich vereinigt (Departement Simplon). 1814 wurde
es als Kanton in die Schweiz aufgenommen (5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt
es eine Oberwallis bevorzugende Verfassung, die
mehrfach geändert wurde (1839, 1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und
Zukunft, 1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher,
A., Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis
1500-1800, 1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8
1996, 1985ff.; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613),
2002. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Westfälisches Reichsgrafenkollegium
(Grafenkollegium). Zu dem 1653 aus dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium mit
Genehmigung des Fürstenrats entstehenden W. gehörten schließlich
Sayn-Altenkirchen (1741 Ansbach bzw. 1791 Preußen), Sayn-Hachenburg (Burggraf
von Kirchberg, danach [1799] Nassau-Weilburg), Tecklenburg (Preußen), Wied,
Schaumburg (Hessen-Kassel und Schaumburg-Lippe), Oldenburg (Gottorp, Gottorf)
(Delmenhorst, [Gottorp, Gottorf]) Lippe, Bentheim, (Steinfurt,) Hoya
(Hannover), Diepholz, Spiegelberg, Virneburg (Löwenstein-Wertheim), Rietberg
(Kaunitz), Pyrmont (Waldeck), (Gronsfeld) Gronsveld (Törring-Jettenbach),
Reckheim (Aspremont), Anholt (Salm-Salm), Winneburg und Beilstein (Metternich),
Holzappel (Anhalt-Bernburg), Blankenheim und Gerolstein (Sternberg [Sternberg-Manderscheid]),
Wittem (Plettenberg), Gemen (Limburg-Styrum, 1801 Bömelberg bzw.
Boyneburg-Bemelberg), Gimborn-Neustadt (Wallmoden), Wickrath (Quadt),
Millendonk (Myllendonk) (Ostein), Reichenstein (Nesselrode), Schleiden (Mark,
1773 Arenberg), Kerpen und Lommersum (Schaesberg), Dyck (Salm-Reifferscheid),
Saffenburg (Mark, 1773 Arenberg), Hallermunt (Platen), Rheineck (Sinzendorf)
sowie Bretzenheim und Regenstein (Rheinstein).
L.: Zeumer 553 II b 63; Kesting, H., Geschichte und Verfassung
des niedersächsisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums, Westfäl. Zs. 106
(1956); Arndt, J., Hochadel in Nordwestdeutschland. Die Mitglieder des
niederrheinisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums zwischen individuellem
Aufstieg und korporativer Selbstbehauptung (1653-1806), Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 185ff.; Arndt, J., Das niederrheinisch-westfälische
Reichsgrafenkollegium und seine Mitglieder 1653-1806, 1991.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Westphalen (Königreich). Durch Dekret vom
18. 8. 1807 bildete Napoleon nach dem Frieden von Tilsit, in dem Preußen alle
linkselbischen Gebiete aufgeben musste, für seinen Bruder Jerôme ein Königreich
W. mit 688 Quadratmeilen bzw. fast 40000 Quadratkilometern und fast 2 Millionen
Einwohnern. Es bestand nach Ausweis des Art. 1 der Konstitution vom 15. 11.
1807 aus dem bisherigen Herzogtum Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel), aus
Hessen-Kassel (ohne Hanau, [Schmalkalden und] Niederkatzenelnbogen
[Niedergrafschaft Katzenelnbogen]) nebst Rinteln und Schaumburg, aus den
hannoverschen Gebieten Göttingen, Grubenhagen nebst den Zubehörungen von
Elbingerode, Osnabrück und im Harz, aus den linkselbischen preußischen Gebieten
Altmark, Magdeburg, aus dem Gebiet von Halle (an der Saale), aus Halberstadt, Stolberg,
Wernigerode (Stolberg-Wernigerode), Hohnstein, Hildesheim, Quedlinburg, Goslar,
Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen, Minden, Ravensberg, Paderborn und Münster,
aus den sächsischen Ämtern Gommern, Barby und Treffurt sowie dem sächsischen
Anteil an der Grafschaft Mansfeld, aus Corvey-Höxter (Corvey) und aus der
Reichsgrafschaft Kaunitz-Rietberg (Rietberg). Es war Mitglied des Rheinbunds.
Hauptstadt war Kassel. Am 15. 10. 1807 erhielt das als aufgeklärter Modellstaat
gedachte Königreich eine von liberalen Grundsätzen beherrschte Verfassung (Volksvertretung mit 70 Vertretern des
Grundeigentums, 15 der Kaufleute und Fabrikanten sowie 15 der Gelehrten), mit
der auch der Code Napoléon als Gesetzbuch eingeführt wurde. Politische Ziele
waren die Beseitigung der Standesvorrechte, die Befreiung von der
Leibeigenschaft und die Einführung der Gewerbefreiheit. Faktisch wurde das in
die Departements Elbe, Saale, Harz, Oker, Leine, Werra, Fulda und Weser
eingeteilte Land diktatorisch regiert. Die Universitäten Helmstedt, Rinteln und
Paderborn wurden aufgelöst, die Klöster und Stifte aufgehoben. 1809 kam es zu
Aufständen. Am 14. 10. 1810 erhielt das Königreich aus der Auflösung Hannovers
468 Quadratmeilen mit 647000 Einwohnern (Hannover ohne Lauenburg). Am 12. 10.
1810 musste es Abtretungen im Nordwesten an Frankreich zulassen. Am 1. 10.
1813/26. 10. 1813 zerfiel das scheinkonstitutionelle Königreich. Hessen-Kassel
lebte sofort wieder auf, die übrigen Gebiete wurden zunächst von einem
Zentralverwaltungsrat geführt und 1815 meist an die früheren Herren
zurückgegeben.
L.: Kleinschmidt, A., Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893; Weidemann,
J., Neubau eines Staates. Das Königreich Westphalen, 1936; Kohl, W., Die
Verwaltung der östlichen Departements des Königreichs Westphalen 1807-14, 1937;
Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen,
1973; Regierungsakte des Königreiches Westphalen, hg. v. Rob, K., 1992; Nedden,
C. zur, Die Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003; Bethan, A., Napoleons
Königreich Westphalen, 2012; Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf
Zeit, 2015. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wimpfen (Reichsstadt) (, Bad Wimpfen).
An der Mündung der Jagst in den Neckar bestand in römischer Zeit ein 85-90 n.
Chr. erbautes Kastell. Die zugehörige Siedlung (vicus Alisinensium) war
Hauptort des Umlands. Vermutlich im 7. Jahrhundert (um 670) kam der Ort an den
Bischof von Worms. Neben diesem W. im Tal, das um das 1068 erstmals genannte
Ritterstift St. Peter angelegt wurde, entstand W. am Berg, das vor 1200 (vom
Bischof von Worms) an die Staufer gelangte. Sie erbauten dort um 1200 eine
Pfalz, neben der sich eine Stadt entwickelte, die nach dem Erlöschen der
Staufer 1274/1278 Sitz der Reichslandvogtei in Schwaben bzw. Niederschwaben
wurde. Vom 13. (1224?) oder 14. Jahrhundert (bis 1802 war sie Reichsstadt. Im
15. Jahrhundert ging W. im Tal allmählich in W. am Berg auf. 1523 drang die
Reformation ein, ohne sich vollständig durchzusetzen. 1552 wurden W. im Tal und
W. am Berg endgültig vereinigt. 1649/1650 musste W., das seit dem 14.
Jahrhundert einen bedeutenden Oberhof beherbergte und Sitz und Stimme auf dem
Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis hatte, sein kleines
Herrschaftsgebiet größtenteils verkaufen. 1802 fiel das 0,6 Quadratmeilen große
W. an Baden. Seit 1803 war W. Enklave Hessen-Darmstadts, welches das
Ritterstift 1802 säkularisiert hatte. 1952 kam W. durch Volksabstimmung an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 29; Wallner 689 SchwäbRK 84; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 401ff.; Frohnhäuser, L., Geschichte der Reichsstadt Wimpfen, 1870;
Arens, F., Die Königspfalz Wimpfen, 1967; Schroeder, K., Wimpfen. Verfassungsgeschichte einer Stadt und ihres
Verhältnisses zum Reich, 1973; Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte.
Untergang und Neubeginn, 1991; Seibert, H., Wimpfen, LexMA 9 1998, 223.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im
2. Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten
Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an
die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346
(?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er
Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten und danach
umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches Königsgut. Seit
dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin verlegten die
fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803 (?)
abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über.
Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im
Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten
dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere
Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273
wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt,
doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in
weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie
zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches
Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des
Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen
Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801
fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende der
Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und Österreichs,
1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der
freien Reichsstadt Worms am Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die
alte Stadt, 1953; Illert, F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende,
1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann,
H., Untersuchungen zur Verfassungs-,
Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms 1659-1789, 1970;
Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v.
Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die Stadtherrschaft in Worms
während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die Römer in Worms, 1986;
Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen
und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die politische Orientierung von
Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum, 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA
9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 688.
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Wursten (Land). Das Gebiet rechts der
Weser nördlich Bremerhavens wurde seit dem 7./8. Jahrhundert durch auf Wurten
(Erdhügeln) sitzende (wurtseten, wortsacia, 1202, terra Wortsacia 1238) Friesen
aus Butjadingen links der Weser besiedelt. Sie entwickelten allmählich eine
Bauernrepublik mit genossenschaftlicher Verfassung,
die seit dem 11. Jahrhundert nur geringe Abgaben an das die Oberherrschaft
beanspruchende Erzstift Bremen entrichtete. Unterstützt von Hamburg und Bremen
behaupteten sie sich gegen das Erzstift Bremen und die Herzöge von Lauenburg.
1517/1524/1525 unterlagen sie dem Erzstift, das einen Obervogt in Dorum
einsetzte. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 431; Osten, G. v. d., Geschichte des Landes Wursten, 2. A. 1932;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 17,
Wurtsetenaland (Wursatia), Land Wursten; Lehe, E. v., Die Geschichte des Landes
Wursten, 1973; Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, hg. v.
Dannenberg, H./Schulze, H., Bd. 1f. 1995; Schmidt, H., Wursten, LexMA 9 1998,
373. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von den
Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321) Sitz
des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt und
Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die
Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann
1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die
Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319],
Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg).
1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei
Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst
Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft
Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten
Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit
Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb
durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste
W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der
württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit
den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen
und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt
Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und
Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft
Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen,
die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen,
Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw,
Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen,
Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft
Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen,
die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau
(Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite
oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei
Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach),
die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft
Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von
Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen),
Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan,
Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen,
Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg
(Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein,
Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg,
Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim,
Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen,
Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und
Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und
Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten.
1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche
Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen
bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die
Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz
abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie
(1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde
in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000
Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter
der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal
und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster,
Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte
Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt,
Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten,
insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an
geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster
Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster
Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der
Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die
Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die
Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden
Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in
Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg,
das Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung
scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger
gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch
Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter
Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer
vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone
nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und
Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der
Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf.
S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus
Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines
Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai,
H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg,
oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello,
H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur
Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989;
Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D.,
Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989;
Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f.
geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995;
Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von
Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000;
Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001;
Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933,
bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann,
W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard);
Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten
im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des
Königreichs Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg.
v. Rückert, P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen
Krieges im Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v.
Hippel, W. v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der
Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine
Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der
Regierung des Volksstaates Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zug (Stadt, Kanton). Z. am Zuger See
wurde um 1200 von den Grafen von Kiburg (Kyburg) gegründet. 1273 kaufte König
Rudolf von Habsburg die dortigen Kiburger (Kyburger) Rechte. 1352 wurde die
Stadt von den sie umgebenden Orten der Eidgenossenschaft der Schweiz zum
Eintritt in diese gezwungen und 1368 von Habsburg aus seiner Herrschaft entlassen.
1400 erwarb sie den Blutbann. 1415 wurde sie reichsunmittelbar. Im 15.
Jahrhundert gewann sie Anteile an der Verwaltung einzelner gemeiner
Herrschaften. Im Jahre 1604 wurden Spannungen zwischen der Stadt Z. und ihrem
Umland durch Vertrag beigelegt. 1798 wurde Z. dem Kanton Waldstätte
einverleibt, 1803/1815 aber in den alten Grenzen als kleinster Kanton der
Schweiz (239 Quadratkilometer) wiederhergestellt. Die Verfassung
von 1814 wurde 1848, 1876 und 1894 verändert.
L.: Wolff 523; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Chronik der
Innerschweiz, hg. v. Koch, H. u. a., Bd. 1, 2 1947; Gruber, E., Die Geschichte
des Kantons Zug, 1968; Die Rechtsquellen des Kantons Zug, bearb. v. Gruber, E.,
Bd. 1 1971; Meyer, T., Zug, LexMA 9 1998, 683. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zürich (Reichsstadt). Am Ort des
römischen Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große neben einem
Königshof das Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König Ludwig der
Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Die Reichsvogtei
(Kastvogtei) hierüber kam 1098/1173 als Erbe der Grafen von Lenzburg (10.
Jahrhundert) an die Herzöge von Zähringen. Mit deren Aussterben 1218 erlangte
Z. Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König Rudolfs von Habsburg unterwarf Z. den
umwohnenden Adel. Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte es das Fraumünster
(Frauenmünster) und das Großmünster unter seine Herrschaft. 1291 schloss es ein
erstes Bündnis mit Uri und Schwyz. Von 1313 bis 1336 verband es sich mit den
Habsburgern. 1351 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Waldstätte an. Bald
wurde es, begünstigt durch die Lage an der Straße vom Sankt Gotthard nach
Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bereits im 14.
Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches Herrschaftsgebiet am Zürichsee
(Wädenswil 1342, Zollikon 1358, Küsnacht am Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil]
1385). Zwischen 1400 und 1415 erwarb es die Herrschaften am See Greifensee
(1402), Grüningen (1408), Regensberg (1409), die Reichsgrafschaft Kiburg
(Kyburg) (1424/1452) und ein Stück des östlichen Aargaus (Freiamt, Kelleramt,
Steinhausen [1415], Andelfingen [1434]). In der Reichsmatrikel von 1521 wurde
es nicht mehr geführt. Unter Zwingli setzte sich seit 1523 die Reformation durch.
1648 erlosch die Reichszugehörigkeit mit der übrigen Eidgenossenschaft der
Schweiz. Seit 1712 übernahm Z. zusammen mit Bern wieder die 1531 verlorene
Führung der Eidgenossenschaft. S. Zürich (Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli,
J., Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Teile 2. A.
1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.;
Dändliker, K., Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Bd. 1ff. 1908ff.;
Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, 1932;
Weiss, L., Verfassung und Stände des alten
Zürich, 1938; Largiadèr, G., Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd.
1f. 1943 ff; Kunz, E., Die lokale Selbstverwaltung in den zürcherischen
Landgemeinden im 18. Jahrhundert, Zürich 1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur
Geschichte des Kantons Zürich, 1951; (Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31, 32, Zurihgouwe, pagus Thuregum,
Duricinum, Turegia provincia, ‚Zürichgau‘;) Karte des Kantons Zürich aus dem
Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger, H. C., hg. v. Imhof, E./Winkler,
E., 1967; Raiser, E., Städtische Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil.
Hamburg 1969; Plattner, A., Die Herrschaft Weinfelden, 1969; Vogt, E./Meyer,
E./Peyer, H. C., Zürich von der Urzeit zum Mittelalter, 1971; Dietrich, C., Die
Stadt Zürich und ihre Landgemeinden während der Bauernunruhen von 1489 bis
1525, 1985; Zürich. Geschichte einer Stadt, hg. v. Schneebeli, R., 1986;
Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 1 1995; Hürlimann, K., Zürich, LexMA 9 1998,
790; Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte
1218-2000, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich 2000; Koch, B., Neubürger in
Zürich, 2002; Vonrufs, U., Die politische Führungsgruppe Zürich (1450-1489),
2002; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel und Rechtsordnung, 2005; Die
Entstehung der neuen Zürcher Kantonsverfasssung, 2006; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 261. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)