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Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter
des Grafen von Weimar-Orlamünde und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech
planmäßig erweitert wurden (Giech, Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten
die Grafen am Ende des 11. Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180
Gründung Innsbrucks) und Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und
die Vogtei über Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die
Grafschaften Neuburg am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173
übertrugen ihnen die Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu
Lehen. 1180/1181 wurden sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume)
(Kroatien und Dalmatien), so dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten
süddeutschen Geschlecht aufsteigen konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds
heiratete Agnes den König von Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig
den Herzog von Schlesien, Otto die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und
Heinrich Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen,
Berthold Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits
verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der
Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen
Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft
Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol.
Andererseits gewann Graf Otto I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin
Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch
der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die
Herzöge von Bayern, die Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere
Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg
(Lichtenfels) sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004.
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Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter
König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut
Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen
sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der
Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung
ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der
1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg)
abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und
ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg)
bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die
zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und
Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte),
im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen
von Württemberg weichen musste, so dass B. ein fast ausschließlich
oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter Habsburg und Württemberg
zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die luxemburgischen und
sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die breisgauischen Güter (Hachberg
bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach])
und Philipp die restlichen Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt
und Schloss Baden, das Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim
und die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim,
Durlach, Altensteig, Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so
dass sich (von 1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und
eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in
Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden
nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte
Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der
Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell
an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648
kam Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg),
Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal
Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental,
Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt,
wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern
vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich
Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des
Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die
Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und
160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum
und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim),
die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das
Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der
Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft.
1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt
B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere
Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und
Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer
mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in
der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen
Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des
kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von
1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs,
Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt
es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern
das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und
Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen
Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und
kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen
Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62
(1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen
Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I.
(1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967,
2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in
Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974);
Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden
1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von
Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1
1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration
1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche
Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte
von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg.
v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel
im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden
1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft
Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl,
K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der
Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das
Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R.,
Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008;
Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb.
v. Schimke, M., 2012.
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Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das Gebiet
an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge von
Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern
gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt, die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel),
Amance, Mousson an der Mosel sowie Briey mit Diedenhofen (Thionville), das
später an Luxemburg kam. Nachdem 1284 Frankreich die Champagne erlangt hatte,
musste Graf Heinrich III. 1301 die Güter links der Maas mit B. dem König von
Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13. 3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum
wurde, fasste Karl IV. die beim Reich verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur
Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von B. als Herren der
Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den
Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der
seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen
vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In
Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde.
1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf
Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an
Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
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Bärenfeld (Reichsfürsten). 1742 wurden die beiden
Söhne Karl Friedrichs von Anhalt-Bernburg mit der 1719 zur Reichsgräfin von
Ballenstedt erhobenen Tochter eines Kanzleirates
unter dem Namen der Fürsten von B. in den Reichsfürstenstand erhoben. Bereits
1701 hatten die Gattin Leopolds von Anhalt-Dessau, die Apothekerstochter Anna
Luisa Föse, und ihre Söhne den Reichsfürstenstand erhalten.
L.: Klein 189. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bayern-Landshut (Herzogtum) ist das bei der dritten
Teilung Bayerns 1392 für Herzog Friedrich gebildete Teilherzogtum. Es erhielt
nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. Nach dem
Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt fielen deren Güter an Heinrich XVI. von
B., der damit zwei Drittel Bayerns beherrschte. Sein Nachfolger Ludwig IX.
gründete die Universität Ingolstadt und trat 1450 im Vertrag von Erding einen
kleinen Teil Bayern-Ingolstadts an seinen Vetter von Bayern-München ab.
Gleichzeitig gewann B. die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und
Weißenhorn. Am 1. 12. 1503 starb die Linie B. mit Georg dem Reichen, der
entgegen dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Vertrag von Erding von 1450 seine
Tochter Elisabeth als Erbin einsetzte, in
männlicher Linie aus. Zwischem dem mit der Tochter
Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Herzog Albrecht IV. von
Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg. S. Bayern, Niederbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005.
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Bettingen (Herrschaft). Die Herrschaft B. westlich
von Bitburg gehörte zur Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die über eine
Erbtochter an Johann von Schleiden, über dessen Tochter
an die Grafen von Manderscheid und 1780 erbweise an die Grafen von Sternberg
gelangte. S. Preußen, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der
1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren Blies im
Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den Grafen von
Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die ihrerseits im 12.
Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein (1172-1460) und
Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach,
Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der
Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und
Verdun (Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen
von B. (1237) behielt seine älteste Tochter
Elisabeth, die in zweiter Ehe mit Rainald von Lothringen-Bitsch verheiratet
war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es zum Blieskasteler Erbfolgekrieg
(1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg, Blankenberg, Zweibrücken und
Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und den Herzögen von Lothringen
und Grafen von Saarbrücken andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn
Blieskastels, Liebenbergs, Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die
Grafen von Salm (1278) mit der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen
(Grafschaft Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne Hunolstein,
Schaumburg und Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen) endete. Die
Burg B. verkaufte der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits
1280 Bernkastel erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und
verlegten 1773 ihre Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an
Bayern, 1919/1920 und 1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.
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Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel
und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter
Gertrud an die Welfen weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180)
wurde das verbliebene Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste
Teilung). Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil
(Lüneburg von Hannover bis Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den
östlichen Teil (Lüneburg), König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum
Unterharz. Otto verstarb 1218 kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern
an Kaiser Friedrich II. Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der
welfischen Eigengüter an das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum
Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog
Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden
(Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem billungischen Erbe um
Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen
Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren
gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder.
1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht
der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus
Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und
Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus
Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an
standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser
Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig sogar vier oder fünf Linien
nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch Teile der Grafschaft Dassel
(1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um Calenberg gewonnen, 1352 das
Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum Lüneburg wurde unter
Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe
erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger
Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den
Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum
Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von
(Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen
Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter
aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis
1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine
Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien
Göttingen (Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369)
(fünfte Teilung). Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388
nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie
führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort
(sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel
und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von
Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg
(mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie
das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das
Land zwischen Deister und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung
1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und
Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft
Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit
Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und
1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung). 1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog
Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel
namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten
sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des
Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen],
Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur
Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an
Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg],
Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg,
Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an
Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die
welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim
und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz
und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt,
Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf
und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues
Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und
Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum
Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an
Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde
Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte
Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in
den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum
Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine
Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867
trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913
nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August dankte
1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig,
der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde
Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte Teil
des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen
Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch
Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch die
Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Buchau (Reichsstift, Residenz). Um 770 gründete
eine fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf Warins) auf einer Insel im
Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen Güter.
857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es seiner Tochter Irmengard übertrug. 902 wurde es durch
Adelindis, der Tochter des Grafen des Eritgaus
neu gegründet. Es galt im Spätmittelalter als reichsunmittelbar. Seit 1347
hatte die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264 hatte B. niemals mehr als 10
Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift umgewandelte Kloster erwarb
durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach 1625 durch Heimfall der
Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines Herrschaftsgebiet, zu dem Dürnau (1387)
und Kappel (1391), Grodt (1427/1645-1788, dann an die Grafen von Königsegg-Aulendorf),
Kanzach (1442), Betzenweiler (1510), Streitberg (1700), die Herrschaft
Oggelsbeuren mit Rupertshofen und Ellighofen (1695), das Amt Bierstetten
(1788), Moosburg (1792) und einige Ämter zu Mengen und Saulgau gehörten. Nach
1648 wurde es geschwächt. Es hatte Sitz auf dem Reichstag und dem schwäbischen
Kreistag. 1803 fiel es, 2 Quadratmeilen groß, an Thurn und Taxis und wurde
unter seiner Auflösung mit der Reichsstadt B. zu einem Oberamt
zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an Hohenzollern-Sigmaringen und damit
über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A.
1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955; Theil, B., Das Damenstift Buchau am
Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll. f. dt. LG.
125 (1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau, 1994;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, hg.
v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige Damenstifte Oberschwabens,
hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879
wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne,
den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der
späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder
Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon
[Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an
sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf
Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien
an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren,
während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von
Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das
Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II.
1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des
Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet
nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die
Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg
durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im
Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil
der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria (†
1482) gelangte das Herzogtum B. mit der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg.
Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne
(Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das
seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und
Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen
Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später
fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften)
eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556
Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die
1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres
Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch
Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien,
Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922;
Préchin, E., Histoire de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A.
1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs
de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold. The formation of the
Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die
Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG
GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1ff.
1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122 Franche-Comté;
Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978; Werner, K. u.
a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von
Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder,
2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe
siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum),
472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe
siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u.
a., 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Degenfeld (Herren, Freiherren, Reichsritter). Die
nach der auf altrechbergischem Gut liegenden Stammburg D. bei Schwäbisch Gmünd
benannte Familie erscheint 1270. Sie gehörte zur Dienstmannenschaft der Herren
von Rechberg, hatte im 14. Jahrhundert Burg und Dorf D. (1597 zur Hälfte an
Württemberg, 1791 zur rechbergischen anderen Hälfte unter Lehnshoheit
Württembergs) und erwarb unter anderem 1456 Eybach und am Ende des 16.
Jahrhunderts Neuhaus im Kraichgau. 1604 teilte sie sich in die Linien Eybach
und Neuhaus. 1625 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1716 in der Linie
Eybach in den Reichsgrafenstand erhoben. Diese Linie erbte 1719 die deutschen
Güter des mit einer Tochter Karl Ludwigs von der
Pfalz und Marie Susanne Luises von D. (seit 1667 Raugräfin) verheirateten
Herzogs Meinhard von Schomburg (Schonburg) und nannte sich seitdem
Degenfeld-Schomburg (Degenfeld-Schonburg). Die Freiherren von D. zählten seit
etwa 1700 mit Rothenberg (Rotenberg) und dem 1797 an den Grafen
Erbach-Fürstenau verkauften Finkenbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken, dem der Graf D. als Personalist angehörte. Außerdem waren sie zur
gleichen Zeit wegen Vollmerz mit Ramholz und Steckelberg im Kanton Rhön-Werra,
mit dem 1684 an Bayern verkauften, 1711/1771 wieder erworbenen Dürnau, und
Gammelshausen, mit den 1696 von den von Wöllwarth-Lauterburg erworbenen Teilen
von Essingen, Eybach (seit 1456), den 1776 von den von Welden erworbenen Teilen
von Eislingen (Großeislingen), Rechberghausen (seit 1789) und Staufeneck samt
Salach (seit 1665) seit 1542 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben sowie
mit Altdorf samt Freisbach und Gommersheim im Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Seyler 358f.; Hölzle, Beiwort 56,
58, 61; Stetten 35, 39; Winkelmann-Holzapfel 145; Kollmer 359; Schulz 260;
Riedenauer 123; Thürheim, A. Graf, Christoph Martin von Degenfeld und dessen
Söhne, 1881; Lange, L., Raugräfin Louise, 1908; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 Degenfeld-Schonberg
(Ramholz 1677, Rothenberg 1792).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ebrach (Reichsabtei?). E. an der Mittelebrach
im Steigerwald wurde 1127 als drittältestes deutsches Zisterzienserkloster vom
Kloster Morimond aus gegründet. Es wurde seinerseits Mutterkloster für sechs Tochterklöster. Um 1800 war es in den Kantonen
Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Obwohl es
vergeblich versucht hatte, gegenüber dem Hochstift Würzburg die Reichsunmittelbarkeit
zu gewinnen, wurde es 1802/1803 als Reichsabtei Bayern überlassen.
L.: Riedenauer 129; Zeiss, H., Reichsunmittelbarkeit und Schutzverhältnisse der
Abtei Ebrach vom 12. bis 16. Jahrhundert, 1928; Weiß, H., Die
Zisterzienserabtei Ebrach, 1962; Zimmermann, G., Ebrach und seine Stifter. Die
fränkischen Zisterzienser und der Adel, Mainfränk. Jb. f. Gesch. u. Kunst 21
(1969), 162; Wiemer, W., Zur Entstehungsgeschichte des neuen Baues der Abtei
Ebrach, 1989; Codex diplomaticus Ebracensis I. Die Urkunden der Zisterze Ebrach
1127-1306, bearb. v. Goez, E., 2001.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Echternach (Reichsabtei, Residenz). Auf römischen
Siedlungsresten errichtete 698 der heilige Willibrord, Bischof von Utrecht,
eine Benediktinerabtei auf Land der heiligen Irmina und ihrer Tochter Plektrudis. Seit 751 war die Abtei reichsfrei.
Am Ende des 12. Jahrhunderts musste gegen Trier die Unabhängigkeit verteidigt
werden. Die Reichsmatrikel von 1776 verzeichnete das Kloster im Erzstift Trier
und im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis mit einer Last von 2 zu Pferd
und 18 zu Fuß bzw. 96 Gulden. 1797 wurde die Abtei durch Frankreich aufgehoben.
1815 kam sie zu Luxemburg.
L.: Wolff 57; Wampach, C., Geschichte der Grundherrschaft Echternach im
Frühmittelalter, Bd. 1f. 1929f.; Metz, P., Das Goldene Evangelienbuch von
Echternach, 1956; Metzler, J./Zimmer, J./Bakker, L., Die römische Villa
Echternach und die Anfänge der mittelalterlichen Grundherrschaft, 1982;
Schroeder, J./Trauffler, H., Die Anfänge der Abtei Echternach, 1996; Die Abtei
Echternach, hg. v. Ferrari, M. u. a., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 650, 1, 2, 157; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 172.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan
am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen
Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472
Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus Wettin verkauft. 1504 starben
die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg, 1740 an Preußen. Von 1628 bis
1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz Wallensteins, von 1646 bis 1786 der Fürsten
Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch diese kam Sagan mit 20 Quadratmeilen Gebiet
(den Städten Sagan, Priebus, Naumburg und Freiwaldau) als preußisches
Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter Biron von Kurland, über dessen Tochter Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord. 1929
erlosch der Titel eines Herzogs von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die Verwaltung
Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S.
Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und
Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der
schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
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Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III.
G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen
aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von
Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G., die ihre
teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz
in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten des
Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der Grafen
von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung nach
Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des
Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte
der Grafschaft Tirol (Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten
sie die Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die
1335/1363 ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert)
geteilt. Die Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und
Friaul sowie Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in
Oberkärnten (vordere Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung
durch weitere Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der
Tiroler Linie entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg
durchzusetzen, sondern verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als
Reichsfürsten schon 1374 auch Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg),
in der Windischen Mark und um Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer
Linie. Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an
Habsburg und damit zum österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die
Vereinigung von G. mit Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis
1814 war G. bei Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus
Görz, Triest und Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861
erhielt das Kronland Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene
Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg
(1947) musste Italien einen Teil des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der Grafschaft
Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H., Die
Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J., Die
letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110
(2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002),
293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel
Medioevo, hg. v. Cavazzo, S., 2004.
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Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf
Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den
1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit
1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel
eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht
unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in
Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner)
in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol,
Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische
und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie
erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und
Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der
Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich
III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für
H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark,
Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus
Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich
wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat
der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser
Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn
Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie
und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen
die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande
der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen
(Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die
schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von
Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die
althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450
Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete
die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl
V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande,
nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von
Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen
Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er
1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in
eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft
Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs
von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit
Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das
Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich,
Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich
mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II.
(1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian
II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer
Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter
Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744,
1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen
ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie von nun an als
Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph
II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena,
bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von
Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen
absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus
dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung
Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die
Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich
an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den
deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809
wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von Habsburg
bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das Geschlecht
Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931; Feine, H.,
Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950),
176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen
Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd.
1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A.
1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A.
1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich
in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus
Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im
13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg
und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10.
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Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im
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Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss,
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Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u.
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Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser,
P., 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hachberg, Hochberg (Herren, Herrschaft,
Markgrafschaft). Nach der Burg H. (Hochberg) bei Emmendingen nannte sich eine
von Markgraf Hermann († 1074), dem Sohn Herzog Bertholds I., begründete
Adelslinie. Seit 1112 benannte sie sich nach der Burg Baden bei Oos (s. Baden).
Von diesen Markgrafen von Baden spaltete sich nach 1197 die Linie
(Baden-Hachberg bzw.) H. und von dieser 1297 die Nebenlinie (Baden-Sausenberg
bzw.) Sausenberg ab. H. kam 1415 durch Kauf wieder an die Hauptlinie zurück.
Die sausenbergische Linie, die 1306 Rötteln, später Lörrach und verschiedene
Dörfer, 1444 Badenweiler und 1457 die Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel) erwarb,
erlosch 1503. Ihre Güter kamen an Baden, Neuenburg über eine Tochter an den Herzog von Orléans-Longueville
(Longueville). 1535 fiel H. an Baden-Durlach. Für die Herrschaften Badenweiler,
Rötteln und Sausenberg kam im 16. Jahrhundert die Bezeichnung Markgräflerland
auf (im Gegensatz zum Breisgau Österreichs). Über Baden gelangten die meisten
Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. a. Hochberg.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 31; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Weech, F. v., Die Zähringer in Baden, 1881; Regesten
der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. Fester, R./Witte, H./Krieger, A.,
Bd. 1ff. 1892ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen
Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I.
(1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967;
Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württemberg.
Franken 1978, 13ff.; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft
Hachberg und der Herrschaft Üsenberg, Jb. des Landkreises Emmendingen 1994,
147. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde das
Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723 Fällung
der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld
und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den Rupertinern um
die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen oder Konradiner
stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher
Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit
Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen
Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des
Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern
hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die
als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die
Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der
Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg,
Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121
übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg),
1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130
wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um
Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum
(1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms,
Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen, Gemahlin
Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes)
vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause
Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von
Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen
und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen
Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen
Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und
Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen
von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof
von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König
Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand
erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294
Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306
Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358
Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311
kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert
durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch
die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von
Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze
Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden
Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von
Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es
1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die
Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456)
zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die
Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die
zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel)
gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461
bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar,
Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau
(Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des
Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt.
Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte
Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der
Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels
und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere
starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste
Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie
die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen
Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis
1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem
1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms
IV., Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich
Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713)
und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg,
1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen)
nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen und 393000
Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich Westphalen
einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die
Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs.
Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des Heiligen
römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde
Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von
Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19.
9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen
(ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd. 1ff.
1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der
Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant
und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte
vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o.
J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.; Klibansky, E., Die
topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Reimer,
H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich, W., Landtafeln
hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen, hg. v. Stengel,
E., 1927, Schriften des Landesamts für gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung
neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen
Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im
Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H.,
Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum
Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und
Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W.,
Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze,
1938; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Keyser, E./Stoob,
H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W., Die
althessischen Ämter im Kreis Gießen. Geschichte ihrer territorialen
Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg,
Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen,
(1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine Landschaften, 1951; Dülfer, K.,
Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen Verwaltungsgeschichte vom 16.
bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953); Werle, H., Das Territorialbild
Rheinhessens um 1550, Mitteilungsblatt zur rheinhess. Landeskunde 3 (1954);
Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des Landes Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.;
Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958; Kellner,
W., Landrecht und Landesgeschichte, Betrachtungen zu einer hessischen
Rechtskarte für 1792, Hess. Jb. für LG. 9 (1959); Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Geschichtlicher Atlas von
Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35, 41, 50, III, 10, 27,
33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen, hg.
v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches
Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967,
H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen);
Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
Crusius, E., Der Kreis Alsfeld, 1975; Ruppel, H./Müller, K., Historisches
Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft
Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567.
Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die
Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U., 1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon,
1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984;
Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind, F.,
1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und Gegenwart, 1986; Das Werden des
Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v.
Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988;
Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen
im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von
Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W.,
Appellation in den zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert,
Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E.,
Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich
(1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch der
hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen Reich
(1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945,
2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens
Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a.,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im
spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010;
Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; .
Gerichtsstätten in Hessen
(http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt,
Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das Land Hessen,
hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3
Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenburg (Kloster, königliches Kloster,
Residenz), Sankt Odilienberg-Hohenburg. Das urkundlich seit 783 bezeugte
Nonnenkloster H. auf einem die Hochebene beherrschenden 763 Meter hohen Berg im
Elsass (seit dem 17. Jahrhundert Odilienberg) geht vielleicht (auf die heilige
Odilia, eine Tochter des Herzogs Eticho, und
damit auf das 8. Jahrhundert oder) auf Herzog Eticho und damit das Ende des 7.
Jh.s zurück. 839 stellte es Kaiser Ludwig der Fromme unter seinen Schutz. Im
Hochmittelalter stand es unter der Vogtei der Staufer. 1246 oder 1249 wurde die
Äbtissin erstmals als Prinzessin tituliert. Das Kloster war sehr begütert,
hatte aber keine eigentliche Territorialherrschaft. In der Reformationszeit
verfiel es weitgehend. 1546 brannten die Konventsgebäude ab. Die Gemeinschaft
wurde aufgelöst. Ihre weltlichen Güter fielen an den Bischof von Straßburg.
L.: Albrecht, D., History von Hohenburg oder Sankt Odilien, 1751; Barth, M.,
Die heilige Odilia, 1938; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 143; Fischer, M., Treize siècles d’histoire au Mont Sainte-Odile, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 725, 1, 2,547.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenstadt (reichsritterschaftlicher Ort). Um 1147
erscheint das Dorf H. (Hummstat) am Kocher südwestlich von Ellwangen. Am Ende
des 13. Jahrhunderts hatten es die Grafen von Oettingen, die es von 1361 bis
1367 den Herren von Westerstetten und von 1376 bis 1407 den Wöllwarth zu Lehen
gaben. 1407 kam es an Conz Adelmann aus Schwäbisch Hall bzw. Adelmannsfelden.
Er gab 1407 die Hälfte an seine Tochter als
Mitgift und veräußerte 1408 die andere Hälfte an seinen Schwiegersohn Georg
Schenk von und zu Schenkenstein (Schenk von Schenkenstein). 1530 kaufte
Hieronymus Adelmann von Adelmannsfelden Burg und Dorf. 1680 wurde die Familie,
die auch Schechingen und Rechberghausen hatte, zu Reichsfreiherren, 1790 zu
Reichsgrafen erhoben. Der zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende
Ort kam 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Kaißer, B., Geschichte und Beschreibung der Marktflecken
Hohenstadt und Schechingen, 1867; Mangold, M., Heimatbuch von Hohenstadt, 1953.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Holzappel (Reichsgrafschaft). 1643 erwarb der aus
armer reformierter westerwäldischer Bauernfamilie stammende, 1641 in den
Reichsgrafenstand erhobene kaiserliche Feldmarschall Peter Melander (gräzisiert
aus Eppelmann) von den Grafen von Nassau-Hadamar, die seit dem 10. Jahrhundert
den Herren von Laurenburg, den späteren Grafen von Nassau, gehörige
Grundherrschaft Esterau an der Lahn mit der Ruine Laurenburg und der Vogtei
Isselbach und Eppenrod mit insgesamt 16 Ortschaften (Hauptort Esten), auf Grund
deren Kaiser Leopold I. die Reichsgrafschaft H. mit Sitz und Stimme im
westfälischen Grafenkolleg des Reichstags bildete. Melanders Witwe erlangte
dazu durch Kauf 1656 Burg und Herrschaft Schaumburg von Leiningen-Westerburg.
Die reichen Güter kamen durch die Ehe der Tochter
mit einem Grafen von Nassau-Dillenburg an Nassau (Nassau-Schaumburg) und in
weiblicher Erbfolge 1707 an Anhalt-Bernburg (Anhalt-Bernburg-Schaumburg), von
1812 bis 1867 an eine erzherzogliche Linie des Hauses Österreich, dann an
Oldenburg und 1888 an Waldeck. Mit Waldeck kam das 1806 in Nassau mediatisierte
H. am 1. 4. 1929 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau).
L.: Wolff 361f.; Zeumer 554 II b 63, 20; Wallner 704 WestfälRK 35; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg,
Schaumburg und Holzappel, 1943; Weiler, C., (in) Nassauische Annalen 63 (1952).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kaisheim, Kaisersheim (Reichsstift). 1133 (bzw.
1135) gründeten die Grafen von Lechsgemünd (Lechsgemünd-Graisbach) auf ihrem
Familiengut das Zisterzienserkloster K. (Kegesheim) bei Donauwörth. 1135
bestätigte der König, 1147/1185 der Papst die Stiftung. Obwohl Kaiser Karl IV.
1363 die Reichsunmittelbarkeit gewährte und 1370 die Vogtfreiheit bekräftigte,
konnte die sich zur Festigung ihrer Stellung auch Kaisersheim nennende Abtei
nur nach langem Ringen (1656/1757) die Reichsunmittelbarkeit gegenüber dem seit
1342 den Grafen von Graisbach (bzw. Lechsgemünd-Graisbach) folgenden Herzog von
Bayern (1505 Pfalz-Neuburg) durchsetzen. Das Gebiet des Stiftes (3-6
Quadratmeilen Streubesitz mit 9537 Bewohnern) umfasste unter anderem die
Pflegeämter Biberachzell mit den Herrschaften Biberachzell (Biberach Zell), Biberberg
und Oberhausen, Lauingen, Nördlingen und Stotzingen. 1802/1803 kam K. zu Bayern
und wurde säkularisiert.
L.: Wolff 186; Zeumer 552ff. II a 36, 7/37, 1; Wallner 687 SchwäbRK 41; Reindl,
L., Geschichte des Klosters Kaisheim, 1926; Huber, K., Die Zisterzienserabtei
Kaisheim, Diss. Erlangen 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Hoffmann, H., Die ältesten Urbare des Reichsstiftes
Kaisheim 1319-1352, 1959; Morimond et son Empire, 1994, 175; Maier, B., Kloster
Kaisheim, 1999; Bruch, J., Die Zisterze Kaisheim und ihre Tochterklöster, 2013 (Schöntal, Stams, Kirchheim/Ries,
Niederschönfeld, Oberschönfeld, Pielenhofen, Seligenthal, Zimmern).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kaunitz (Grafen, Reichsfürsten). Die dem
Ritteradel Böhmens entstammende Adelsfamilie K., von der Wenzel Anton Graf K.
1753 zum Staatskanzler Österreichs ernannt wurde, erlangte durch die Ehe Max
Ulrichs von K. (1679-1746) mit der Tochter des
letzten Grafen von Rietberg aus dem Hause Cirksena die Herrschaft Rietberg mit
Anwartschaft auf drei ostfriesische Herrschaften. 1764 wurde sie in den
Reichsfürstenstand erhoben. S. Rietberg.
L.: Zeumer 554 II b 63,14; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz,
1975. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020?
oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter
des Herzogs von Niederlothringen gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im
Vesdretal bei Eupen südwestlich von Aachen war die Stammburg der von den
Ardennengrafen abstammenden Grafen, später Herzöge von L. (Herzogstitel auf
Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des Herzogtums Niederlothringen durch
Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die östlich der Maas zwischen
Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie fiel über die Erbtochter
(Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg [und Arlon]). 1113 wurde
durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136) Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang
durch Heirat der Erwerb der Gebiete von Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch
eine Nebenlinie der Gewinn der ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214
an Luxemburg. Nach 1247 wurde in Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im
Mannesstamm aus. 1283 starb die mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter
(Ermengarde). Das Herzogtum L. fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch
den Sieg bei Worringen an die Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund
und damit infolge der Ehe Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477)
1493 an Habsburg kam, so dass es zum burgundischen Reichskreis zählte. Im
Westfälischen Frieden von 1648 wurde es zwischen Spanien bzw. Habsburg und den
Generalstaaten der Niederlande geteilt. 1815 übernahm man auf dem Wiener Kongress
den Namen L. für eine Provinz des Königreiches der Vereinigten Niederlande.
Diese wurde nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von diesem
beansprucht und 1839 geteilt in die östlich der Maas gelegene niederländische
Provinz L. mit Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich für das an
Belgien gelangte Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund gehörte, und die
westlich der Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst,
H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische
oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg,
1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund,
1937; Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze
1813-15, 1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen
Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v.
Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der
Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973),
169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en aangrenzende Gebieden,
1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der niederländischen Provinz
Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, hg.
v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lütetsburg (Herrlichkeit). L. in Ostfriesland ist
nach dem friesischen Häuptling Lütet Manninga benannt. Lütet III. war mit einer
Schwester Ulrich Cirksenas verheiratet. 1589 heiratete die einzige Tochter Unico Manningas Wilhelm zu Inhausen
(Innhausen) und Kniphausen. Dieser wurde 1600 vom Kaiser in den
Reichsfreiherrenstand, später in den Grafenstand und Fürstenstand erhoben. 1813
kam L. an Oldenburg, 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 339; Alvensleben, U. v., Die Lütetsburger Chronik, 1955.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der
Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht
Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die
Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von
L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter
Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg
heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und
Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch
Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit
um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an
Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl
wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an
seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich
Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier,
übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum
Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der
Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste
die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant,
Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König
Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das
Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg
kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als
Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb
1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V.
bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen
Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit
Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die
spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim
Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das
1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich,
1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel,
Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L.
Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als
Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der
Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie
eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren
Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde
im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche
größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien
abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als
Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7.
1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L.,
das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen
Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich
unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus.
Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen
Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet
war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein
Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria
Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von
Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
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dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
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deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
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du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
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Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
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(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Maulbronn (Kloster). 1138 übergab Walter von
Lomersheim sein Erbgut in Eckenweiher dem Zisterzienserkloster Neuburg im
Elsass zur Anlage eines Tochterklosters. 1147
stellte der Bischof von Speyer hierfür M., ein Lehen Speyers, als geeigneten
Platz zur Verfügung. 1148 gab der Papst eine Schutzbulle, 1156 Kaiser Friedrich
I. Barbarossa ein Schutzprivileg. Zu Schutzherren des bald in mehr als 100
Orten begüterten Klosters erhoben sich nach 1231 die Bischöfe von Speyer
(1237-1270), in deren Namen die Herren von Enzberg und seit etwa 1370 (1372)
durch kaiserliche Übertragung die Pfalzgrafen. 1504 eroberte Württemberg das
zum schwäbischen Reichskreis zählende Kloster, führte 1534-1537 die Reformation
ein und hob es 1557/1558 auf. Über Württemberg kam der Ort 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Reichsmatrikel 1521, 314 (Prälat); Gumpelzhaimer 60 (schwäbischer
Reichskreis); Wolff 161;Klunzinger, K., Urkundliche Geschichte der vormaligen
Zisterzienserabtei Maulbronn, 1854; Dörrenberg, I., Das Zisterzienserkloster
Maulbronn, Diss. phil. München, 2. A. 1938; Linck, O., Kloster Maulbronn, 1938,
11. A. 1965; Classen, C., Die Zisterzienserabtei Maulbronn im 12. Jahrhundert
und der bernhardische Klosterplan, Diss. phil. Kiel 1956; Kloster Maulbronn
1178-1978, 1978; Anstett, P., Kloster Maulbronn, 1989; Frank, G., Das
Zisterzienserkloster von Maulbronn, Diss. phil. Freiburg 1989 masch.schr.;
Eberl, I., LexMA 6 1992, 409; Morimond et son Empire, 1994, 175; Knapp, U., Das
Kloster Maulbronn, 1997; Anfänge der Zisterzienser in Südwestdeutschland, hg.
v. Rückert, P. u. a., 1998. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Neumarkt, Neumarkt (in der Oberpfalz) (Reichsgut,
Reichsstadt?, Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein). Das Gebiet um N. in der
Oberpfalz gehörte zum bayerischen Nordgau und kam über die Heirat der Tochter des Markgrafen (Adela von Vohburg) mit
Friedrich I. Barbarossa an die Staufer. Am Ende des 12. Jahrhunderts ist N. als
Sitz eines Reichsschultheißenamtes bezeugt. Vielleicht war es 1235 Stadt. Im
Interregnum (1268) gelangte es an Bayern, 1269 an Oberbayern und 1329 an die
pfälzischen Wittelsbacher. 1410 fiel es an Herzog Johann von Pfalz-Neumarkt und
wurde dessen Sitz. (Nach 1448 kam es an Pfalz-Mosbach und 1499 an die Pfalz,
fiel aber 1628 an Bayern zurück.) Am 20. 4. 1945 wurde es fast vollständig zerstört.
S. Pfalz-Neumarkt, Pfalz-Oberpfalz.
L.: Hofmann, F./Mader, F., Stadt und Bezirksamt Neumarkt, 1909; Kurz, J., Die
Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1954; Ried, K., Neumarkt in der Oberpfalz.
Eine quellenmäßige Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1960;
Heinloth, B., Neumarkt, 1967; Romstöck, K., Neumarkt in der Oberpfalz von 1500
bis 1945, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 414.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Northeim (Grafen). In N. an der Mündung der Rhume
in die Leine bestand schon an der Zeitenwende und in frühmerowingischer Zeit
eine Siedlung. Um 800 gab der edle Nidhart Güter an Fulda. Ein Grafengeschlecht
von N. wird im 10. Jahrhundert (982) erkennbar. Graf Otto (um 1025-1083) wurde
1061 Herzog von Bayern (bis 1070). Die Güter der Grafen von N. an der oberen
Leine, Werra, Weser, Diemel, Nethe und der unteren Elbe (Boyneburg, Vogtei über
Corvey, Gandersheim, Helmarshausen, Hausklöster Northeim, Bursfelde,
Amelungsborn, Oldisleben (Oldesleben) kamen nach dem Tod der Kaiserin Richenza
(1141) und Siegfrieds IV. von Boyneburg (1144) bzw. Hermanns von Winzenburg
(1152) auf Grund der Heirat Gertruds von Süpplingenburg, der Tochter König Lothars von Süpplingenburg und Richenzas
von N., mit Heinrich dem Stolzen an die Welfen (Heinrich den Löwen).
L.: Wolff 437; Lange, K., Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim, 1969;
Pischke, G., Herrschaftsbereiche der Billunger, der Grafen von Stade, der
Grafen von Northeim und Lothars von Süpplingenburg, 1984; Hindte, H. v.,
Northeim, LexMA 6 1993, 1253; Pischke, G., Die Grafen von Northeim, Z. d. V. f.
hess. Gesch. 103 (1998), 3; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um
1025-1083), 2005; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten
Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von
der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior
gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land
unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein
einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über
diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark
sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft
Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382
Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen
Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und
vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und
Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark,
Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich)
eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477
erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um
1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen
Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau
(1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete
(Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses
Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain,
Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix
Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem
Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern
sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt
war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in
den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn,
Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des
um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten
spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf
Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla
wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen,
das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die
Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke
sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand,
Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen
Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der
Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit
(unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die
subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war
Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780),
unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form
sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im
schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an
Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II.,
wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung
Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das
Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des
aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf
Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches
Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines
Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild
Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö.
einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen.
Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen)
österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der
1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die
Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel,
Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf
Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und
Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte
Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten
Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und
das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797
mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens
wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen
Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen
Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848
erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte
Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus
(Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen
oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö.
aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns,
Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum
Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska],
Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft
Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum
Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und
Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum
Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn,
Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches
Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860
diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben
wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die
Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig
eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen
Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien.
Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen
und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
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Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
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(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
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Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
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Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der
Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft,
Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im
Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg.
v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte
Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10.
A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten
Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im
Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich
im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des
Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter,
G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden,
hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder
und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19.
und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte
Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Paulinzella (Kloster). Vor 1106 gründete Paulina,
die Tochter des Reichsministerialen Moricho im
nördlichen Thüringerwald das Benediktinerkloster P., dessen erster Vogt Ludwig
der Springer war (1108). 1525 wurde das Kloster aufgehoben. 1920 kam der Ort P.
zu Thüringen.
L.: Wolff 397, 412; Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle, hg. v. Anemüller,
E., Bd. 1,2 1889ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Perrenot de Granvelle (Reichsfürst). Aus
bescheidener Ausgangslage stieg Nicolaus Perrenot Seigneur de Granvelle zum
Minister Karls V. empor. 1530 erwarb er den Ritterstand und den Palatinat für
seine Person. Sein Enkel heiratete eine natürliche Tochter
Rudolphs II. 1620 wurde er zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 147.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214
übertrug sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich
des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die
welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb.
(Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des
Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König
erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von
Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die
Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs
(1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war
somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren)
P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und
Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von
Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde
zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der
P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd,
Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten,
1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und
Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355
Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die
Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen
Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück
sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei
im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz
(Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz),
Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie
Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb
die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der
Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am
Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der
Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe
und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die
Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter
im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte
Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken
(Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als
mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus
ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor
Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt
1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte
Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg
(1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg
und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich -
mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten
Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg
nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem
1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg.
Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch
Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung
seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die
P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm
Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München
verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich
abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am
Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit
anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von
Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis
zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000
Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung
des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820,
Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12
(1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und
Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme
pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd.
1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie,
2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 156. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pleißen bzw. Pleißenland (Gau zwischen Weißer
Elster bzw. weißer Elster und Mulde, Reichsland). Aus älterem Reichsgut um die
Reichsburg Altenburg und neu erworbenen Gütern an der Mulde (Leisnig, Colditz,
Laußig [Lausick]) bildete Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1158 ein Reichsland
(terra Plisnensis) zur Stützung des Reiches im Osten, das von
Reichsministerialen unter einem Landrichter verwaltet wurde. 1195 wurde ihm
vorübergehend die als erledigtes Reichslehen eingezogene Mark Meißen
zugeschlagen. Nach 1198 verselbständigten sich verschiedene kleine
Herrschaften. Versuche Kaiser Friedrichs II. und später König Rudolfs von
Habsburg, das Reichsland zu reorganisieren, scheiterten. Seit der Mitte des 13.
Jahrhunderts hatten die Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin Pfandrechte
am Reichsland P. (1243 Verpfändung für die Mitgift der mit Heinrich von Meißen
vermählten Tochter Friedrichs II., 1252). Im 14.
Jahrhundert gliederten sie es größtenteils (Altenburg, Chemnitz, Zwickau) ihrer
Herrschaft ein (Belehnung 1310, endgültiger Übergang 1372/1373). Eigene
Herrschaftsgebiete schufen sich die Herren von Schönburg und einzelne Linien
der Vögte von Weida (Reuß). Damit endete das Reichsland P. S. Schönburg, Reuß,
Sachsen, Thüringen.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Plisina,
Plisni, Gau zwischen Elster und Mulde, Zehma, Boderitz bzw. Böderitz, Drescha,
Großröda, Gödissa, Altenburg); Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische
Geschichte, Bd. 1 1935; Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in)
Forschungen zur Geschichte Böhmens und Sachsens, hg. v. Kötzschke, R., 1937;
Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f.;
Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Hessler,
W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, Plisni
(Altenburg, Altkirchen, Boderitz, Drescha, Gödissa, Kauritz, Leesen, Monstab,
Nobitz, Großröda, Schmölln, Zehma); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 50; Rübsamen, D.,
Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, 1987; Blaschke, K., Geschichte
Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Pleißenland, LexMA 7 1994, 18;
Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich
selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý
Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem
um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende
böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in
Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als Reichslehen und setzte 1055 eine
200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit zeitweisen Nebenlinien in Olmütz,
Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw II. erlangte 1075 die
sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für
sich den Königstitel. 1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden zusätzliche
Privilegien gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg verheirateten
Ottokar II. erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren,
Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain beherrschten, gegen Rudolf von
Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten aber 1300 über die Erbtochter
das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von Ungarn das Königreich Ungarn.
Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V. erloschen sie 1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von
Luxemburg. Eine von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau
abstammende uneheliche Linie starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der
Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I.,
1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E.,
Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 183. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei,
Residenz). 720/721 wurde das Kloster Sankt Salvator in P. in der Eifel von
Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem späteren Grafen von Laon, gegründet.
Über die Tochter Chariberts, die Mutter Kaiser
Karls des Großen war, kam es bald nach 750 (bzw. vor? 751) an die Karolinger,
die ihm zu umfangreichen Gütern verhalfen (893 rund 1500 Höfe und Wälder zur
Mast von mehr als 8000 Schweinen in mehr als 400 Orten zwischen Ijssel,
Oberrhein, Maas und Lahn, sog. Prümer Urbar). Hieraus wuchs allmählich ein
reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet der vor allem im 9. Jahrhundert auch
geistesgeschichtlich bedeutsamen Abtei (Prümer Annalen, Regino von P.) im
Karosgau bzw. Carosgau und Ardennegau. Der Abt erhielt Reichsfürstenrang (1299
Reichsstandschaft). 1511 gingen alle Handschriften der Bibliothek verloren.
1576 erlangte der Erzbischof von Trier, der am Ende des 14. Jahrhunderts
bereits die Herrschaften Schönecken und Schönberg (Schöndorf) bei Malmédy
gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei. Er gliederte P. dem Erzstift
Trier als Oberamt ein und vertrat P. im Reichsfürstenrat und oberrheinischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde die Abtei mit 4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben
und kam 1815 mit dem Erzstift an Preußen (Rheinprovinz) und damit 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Forst, H., Das
Fürstentum Prüm, 1902; Willwersch, M., Die Grundherrschaft des Klosters Prüm,
1912, Neudruck 1989; Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk Trier, 1959;
Neu, P., Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und Maas vom 13.
Jahrhundert bis 1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F., Berichte zur
deutschen Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab, I., 1983;
Neu, P., Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation,
1986; Knichel, M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei Prüm, 1987;
Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des Klosters Prüm,
Jb.f. westdt. LG. 17 (1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg. v. Nolden, R.,
1993; Seibert, H., Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.v.
Nolden, R., 1993; Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55; Wisplinghoff,
E., Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55 (1999), 439; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
682, 1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 494;
Isphording, B., Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation und
Verwaltung des Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Saalfeld (Reichsabtei?, Stadt). 899 gab König
Arnulf dem Babenberger Poppo II. von Thüringen S. an der Saale zurück. 1014
übertrug Kaiser Heinrich II. S. an Pfalzgraf Ezzo von Lothringen. 1056 kam S.
von dessen Tochter Richeza (von Polen) an das
Erzstift Köln, das 1074 in der ehemaligen ottonischen Reichsburg auf dem
Petersberg das Benediktinerkloster Sankt Peter in S. gründete. Dessen Vogtei
hatte vermutlich seit 1180 der König, seit 1208 der Graf von Schwarzburg,
danach auch der Graf von Orlamünde, seit 1344/1345 Wettin. Seit 1208 war die
Rechtsstellung Saalfelds unklar. 1475 und 1497 zählte der Abt zu den
Reichsfürsten. 1536 wurde das im Orlaland, Frankenwald und in Coburg reich
begüterte Kloster dem Grafen von Mansfeld übertragen, von dem es 1533 an
Sachsen (Kursachsen) gelangte. S. selbst wurde 1361 Lehen Böhmens der Grafen
von Schwarzburg. 1389 verkauften sie es an die Wettiner, innerhalb deren es
1485 an die Ernestiner, 1572 an Sachsen-Weimar, 1603 an Sachsen-Altenburg, 1673
an Sachsen-Gotha, 1680 an Sachsen-Saalfeld, 1735 an Sachsen-Coburg-Saalfeld und
1826 an Sachsen-Meiningen kam. 1920 fiel es an Thüringen und mit diesem von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Saalfeld.
L.: Wolff 398; Schamelius, J. M., Historische Beschreibung der vormaligen Abtei
und des Benediktinerklosters zu Saalfeld, 1729; Krauß, E., Die städtebauliche
Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934 (Diss. Braunschweig 1933);
Heinemeyer, K., Saalfeld, LexMA 7 1995, 1209; Civitas Salevelt. Geburt einer
Stadt6 (1180-1314), 2008.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen-Saalfeld (Fürstentum, Herzogtum). Saalfeld an der
Saale wird 899 erstmals genannt. Es war ursprünglich Königshof und wurde im 10.
Jahrhundert zur Pfalz ausgebaut. 1014 kam es an Pfalzgraf Otto von Lothringen
und über dessen Tochter Richenza 1056 an den
Erzbischof von Köln. 1057 ist die Burg bezeugt. Sie und die zugehörige Siedlung
wurden 1167/1188 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückerworben. 1208
verpfändete König Otto IV. den Ort an die Grafen von Schwarzburg. 1389 kaufte
ihn das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen). Seit 1680 bestand auf Grund der
Aufteilung Sachsen-Gothas das zum obersächsischen Reichskreis zählende
Fürstentum S., seit 1735 das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld. 1826 kam es an
Sachsen-Meiningen.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 18; Wagner, C./Grobe, L., Chronik der Stadt
Saalfeld, 1874; Richter, R., Saalfeld und Umgebung, 1874; Krauß, E., Die
städtebauliche Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Saffenburg (Herren, Herrschaft, Reichsherrschaft).
Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute Burg S. an der Ahr
bei Ahrweiler bildete sich eine aus wenigen Orten (u. a. Mayschoß) bestehende
Reichsherrschaft der Herren von S., die sich bis in die zweite Hälfte des 11.
Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen und die bis 1172 die
Vogtei über das Erzstift Köln innehatten. Nach deren Aussterben wurde die
Herrschaft geteilt. Am Ende des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg je zur Hälfte
Albert II. und seiner Base Agnes. Über ihre Tochter
Adelheid kam die eine Hälfte an die Grafen von Sponheim und von diesen infolge
Verheiratung an Dietrich VI. von Kleve bzw. Mark. Die andere Hälfte gelangte
infolge Verheiratung über die Herren von Heinsberg an Wilhelm von Arenberg,
danach an Johann von Neuenahr. 1424 fiel die Herrschaft an die Herren bzw.
Grafen von Virneburg, um 1546 an das Haus Manderscheid-Schleiden, 1593 an die
Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und 1773 an die Herzöge von Arenberg, wobei
die Burg bereits 1704 geschleift wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts ergriff
Frankreich den Besitz der Herrschaft, wegen der die Grafen von der Mark
(Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags zählten. 1815 kam das Gebiet an
Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań.
Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis
1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S.
mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche
Stadt erweiterten S. Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472
kam es durch Kauf an Wettin (Sachsen). 1504 starben die Herzöge von
Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von
Sachsen gegen böhmische Exklaven an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis
1634 stand es Wallenstein zu und kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste
Österreich S. an Preußen abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter
Biron von Kurland gekauft und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord
verheiratete Tochter Dorothea vererbt. 1945 kam
S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und
Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 507. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Spanien (Land, Königreich). In der ehemaligen
römischen Provinz S. gründeten nebeneinander und nacheinander Vandalen
(409-429), Sweben (409-585) und Westgoten (ab 415) Reiche, bis seit 711 die
Araber auf einen Hilferuf einer westgotischen Gruppe von Süden vordrangen.
Gegen diese richtete König Karl der Große seit 795 die spanische Mark ein, die
bis Barcelona und Pamplona reichte und einem selbständig werdenden Markgrafen unterstand.
Zugleich erhielt sich in S. ein Königreich Asturien, von dem aus später die
Araber wieder zurückgedrängt wurden (Reconquista). Im 10./11. Jahrhundert
entstanden dann als christliche Herrschaftsgebiete die Königreiche von Aragon
und Kastilien. Alfons X. von Kastilien, Sohn einer Tochter
Philipps von Schwaben, begehrte 1255 das Herzogtum Schwaben und 1257 die
deutsche Königskrone. Peter III. von Aragon erlangte als Schwiegersohn des
Staufers Manfred 1282 Sizilien. Aragon erwarb weiter 1324 Sardinien und 1442
das Königreich Neapel, Kastilien eroberte 1236 Cordoba, 1248 Sevilla und 1262
Cadiz. 1469 heiratete Isabella von Kastilien († 1504) Ferdinand II. von Aragon
(† 1516). Gemeinsam gewannen sie 1492 die letzte arabische Herrschaft auf
spanischem Boden in Granada. 1495 heiratete der spanische Kronprinz Juan die Tochter (Margarete) König Maximilians und der Sohn
(Philipp) König Maximilians die spanische Prinzessin Juana (Johanna). 1504
wurde Philipp König von Kastilien. 1516 erwarb sein Sohn Karl (V.) Aragon. 1519
wurde er zum deutschen König gewählt, so dass S. samt seinen Kolonien mit dem
Reich in Personalunion trat. 1526/1556 wurden die Güter aufgeteilt, wobei die
italienischen und burgundischen Güter an S. kamen. Deutsche und spanische
Habsburger blieben aber durch dauernde Wechselheiraten eng verbunden. Beim
Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kam es zum spanischen Erbfolgekrieg
zwischen Frankreich und dem Reich. Im Ergebnis fielen die spanischen Güter in
Italien und den Niederlanden an Österreich, während Frankreich (Philipp von Anjou)
S. und, nach dem polnischen Thronfolgekrieg (1733ff.) und dem österreichischen
Erbfolgekrieg (1742ff.), Sizilien sowie Parma und Piacenza gewann.
L.: Ballester y Castell, R., Bibliografia de la historia de Espana, 1921;
Schreiber, G., Deutschland und Spanien, 1936; Maunz, T., Das Reich der
spanischen Großmachtzeit, 1944; Madariaga, S. de, Spanien. Land, Volk und
Geschichte, 1983; Heine, H., Geschichte Spaniens in der frühen Neuzeit
(1400-1800), 1984; Schröder, T., Spanien, 5. A. 2006; Christlicher Norden -
Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011; Collins, R., Cliphs and
Kings _ Spain 796-1031, 2014.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß
durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von
Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der
römische Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach
zwischenzeitlichem Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4.
Jahrhunderts von den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen
und danach Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine
gewisse Abhängigkeit vom fränkischen Reich kamen. In den Jahren nach 881
besetzten Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen spätestens seit dem 5.
Jahrhundert verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer Wolga und Kama die
gesamte Donauebene (895/896 Landnahme im Karpatenbecken). Unter dem sie
einenden Arpaden Geisa (Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde das vielleicht
500000 Köpfe zählende Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk (Stephan der
Heilige, 1001 König) heiratete die Tochter des
Herzogs von Bayern und begründete mit Hilfe Bayerns eine strenge Alleinherrschaft.
1001 wurde das Erzbistum Gran (Észtergom) eingerichtet. Die zwischen 1044 und
1100 entstandene Lehnshoheit des Kaisers wurde wieder abgeschüttelt. Im 12.
Jahrhundert wurden nacheinander Kroatien, Dalmatien, Galizien und weitere
Gebiete im Osten unterworfen. König Andreas III. heiratete Gertrud von
Andechs-Meranien und sicherte Siebenbürgen mit Hilfe des Deutschen Ordens und
herbeigerufener deutscher Bauern. König Bela IV. (1235-1270) nahm U. zum Schutz
gegen die Mongolen wieder vom Reich zu Lehen. Nach dem Aussterben der Arpaden
(1301) gewann Karl I. Robert von Anjou (1308) den Thron. 1358 wurde die Küste
Dalmatiens von Venedig erworben, 1370 Polen gewonnen (bis 1386). Ludwig der
Große vermählte seine Tochter mit dem
Luxemburger Sigismund (1368-1437), den U. nach schweren Kämpfen 1387 als König
anerkannte. Er verlor 1396 an die Türken die Walachei, Bosnien und Serbien,
1412 an Polen die Moldau und andere Gebiete. Ihm folgte der mit seiner Tochter Elisabeth vermählte Habsburger Albrecht V.
(1437-1439), dann der nachgeborene Wladislaw (Ladislaus) I. Postumus
(1440-1457) und später der Sohn des zum Reichsverweser gewählten Johann
Hunyadi, Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren, Schlesien und
die Lausitz von Böhmen, 1485 Niederösterreich, Oststeiermark und Wien von
Österreich. Nach seinem Tod folgten auf Grund einer Gegenbewegung des Adels
Wladislaw II. (Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen
Niederlage bei Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie
Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich, im Übrigen auf
Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und Norden).
Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687. 1699 kam
ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das 1804
errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849 wurde
U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage
Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn
abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik. 1945 verließ etwa die Hälfte
der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das Land.
L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. 1909;
Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky, S., Geschichte Ungarns, 1923;
Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.; Dokumentation der Vertreibung
der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das Schicksal der Deutschen in Ungarn,
1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland,
Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T., Grundzüge der Geschichte Ungarns,
1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v. Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von
Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely, A., Kleine ungarische Geschichte (ins Deutsche
übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1974; Halász, Z., Kurze Geschichte
Ungarns (ins Deutsche übersetzt von Köster, G.), 1974; Bogyay, T. v., Grundzüge
der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977; Hoensch, J., Geschichte Ungarns 1867-1983,
1984; Boshof, E., Das Reich und Ungarn in der Zeit der Salier, Ostbairische
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1986; Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5, Ungarn, hg. v. Grothusen, K., 1987; Die
Geschichte Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. Hanák, P., 1988;
Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary, 1990; Hoensch, J., Ungarn-Handbuch,
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M., A Concise History of Hungary, 2001; Krauss, K., Deutsche Auswanderer in
Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und das reich, 2003; Dalos, G., Ungarn, 2004;
Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein
fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in
karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12.
Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit
Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in
verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien
aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith
(† 843) war mit Kaiser Ludwig dem Frommen, seine Tochter
Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen verheiratet. Von seinem Sohn Konrad
(† 863) stammen über Konrad den Jüngeren die burgundische, 1032 ausgestorbene
Linie der Rudolfinger, die 888 die Herrschaft über das Königreich Burgund (Hochburgund)
erlangte, und über Welf II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I.
umfangreiche Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a.
der Grafen von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von
Kärnten, 1055 im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach
Italien verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus
langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo) II.
von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum
Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um 1074-1126)
heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen
sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W. unter Heinrich X.
dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter
Kaiser Lothars III., ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180
verlor deren mit Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe
(1129-1191) die Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut
Braunschweig-Lüneburg, das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als
deutscher König und Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben
wurde, aber durch zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen,
Wolfenbüttel, Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg
des Neuen Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover
(1714-1837 Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde.
1918 verlor das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch
Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das Welfenhaus
als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch Niedersachsens
Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis, (in) FS G.
Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im 13.
Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke, G.,
Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v.
Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg.
v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004; Pfannkuche, G.,
Patrimonium - feudum - territorium, 2011.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die
Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann
1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die
Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319],
Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit
Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass,
1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit
dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden,
die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck
(Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die
Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim.
Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis
1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem
Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die
Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt),
Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft
Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum
Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und
Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach,
Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten
Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die
Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft
Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und
Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die
Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft
Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt Reichenweier im
Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste
Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den
Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem
Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen
Stadt und die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg.
Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch,
Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach
und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden,
Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels,
Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein,
Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim,
Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen,
Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als
Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und
Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des
Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber
in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie
Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie
Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473
wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im
Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen
(1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine
Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft
des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des Landes als
Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen
Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W. 1504 noch das
Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die Ämter
Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte der
Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens von
1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen
Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel
seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und
geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie
und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000
Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter
der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal
und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster,
Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen,
Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall
und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29
Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen
Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das
Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei
Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804
fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden
Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende
Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und
Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und verheiratete
seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809
erhielt er das Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere
Reichsstädte, so dass das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit
Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit
1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung
scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger
gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870
wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für
Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet und bald
vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen der
Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft. Im
März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im
September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern
(französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden (amerikanische
Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen
beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd.
1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus
Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines
Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai,
H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg,
oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986;
Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis
zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht
(1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im
spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg,
Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird
Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur
Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und
Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952,
2001; Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933,
bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann,
W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard);
Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des
Königreichs Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg.
v. Rückert, P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen
Krieges im Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v.
Hippel, W. v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der
Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine
Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der
Regierung des Volksstaates Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II. Graf
im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im Oberrheingebiet
innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den Staufern
verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige Berthold
erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara)
des Herzogs von Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I.
wurde von 1061 bis 1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem
Tode (1078) spaltete sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen
von) Baden ab. Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von
Schwaben gegen den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen
Überlassung Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel
eines Herzogs bei, nannte sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von
Rheinfelden (vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078 erbauten Burg Z. bei
Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser
(1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von Klostervogteien (Sankt Peter,
Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg), des Rektorats über Burgund
(1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die Hochstifte Genf, Lausanne
und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen Schwarzwald
und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im Üchtland
1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz
reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes
Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen von Lenzburg). 1187
spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden die Vogtei über
Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem Aussterben im
Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von Urach (Grafen von Freiburg,
Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg) und die Herzöge von
Teck. Andere Teile wurden Reichsgut. Wichtigste Nachfolgeherrschaften waren
danach Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der
Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T.,
Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg.
v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v.
Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue
Forschungen, hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;.
Parlow, U., Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 505. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)