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Die Geschichte der einzelnen deutschen Länder stand im Vergleich zur Geschichte des gesamten deutschen Volkes und der Geschichte des sie einheitlich umschließenden Heiligen Römischen Reiches lange Zeit sehr im Hintergrund. Deswegen wurde zu Recht schon vor einiger Zeit eine «Geschichte der deutschen Länder» veröffentlicht, die zu einem wichtigen Standardwerk deutscher Geschichtsschreibung wurde. Trotz dieses Erfolges erfüllte sie nach eigenem Eingeständnis ihre Zielsetzung einer Geschichte der deutschen Länder nicht wirklich, sondern traf, «weil eine gesamtdeutsche Landesgeschichte nicht anders verfahren könne», eine zwar bedauerte, aber für unvermeidlich gehaltene Auswahl der wichtigeren unter den vielen Territorien und führte selbst diese Auswahl nicht selbständig, sondern nach historischen Räumen gegliedert vor. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Das damit in seinen Grundzügen festgelegte «Historische Lexikon der deutschen Länder» will - ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) - in erster Linie in notwendiger Kürze alle wichtigeren Länder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhältnismäßig wenigen Länder aber beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen Länder oder Staaten einbezieht und sie vervielfacht sich darüber hinaus, wenn man die tatsächliche geschichtliche Entwicklung berücksichtigt. Weil die gegenwärtigen Länder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personengebundenen Ansatzpunkten (Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, Städten, Dörfern, Tälern und Bünden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprägt sind, kann an dem formellen namengebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden. Vielmehr müssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land geworden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der geschichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wäre. Über diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusätzliche Artikel das Gesamtverständnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausführlicher, unbedeutendere kürzer beschrieben, gelegentlich sogar überhaupt nur ohne weitere Angaben aufgeführt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sachlich stand dabei anfangs die strenge formale Abgrenzung der Reichsunmittelbarkeit im Vordergrund. Die Beschränkung auf die reichsunmittelbaren Einheiten des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) wurde bald aber aus übergeordneten sachlichen Erwägungen aufgegeben. Deswegen wurden zahlreiche verschiedene weitere Artikel aufgenommen, die insgesamt zu einem einfacheren und besseren Verständnis der territorialen Entwicklung Deutschlands führen sollen. Auf die unmittelbare Beziehung zum Reich wurde dabei aber jeweils besonders hingewiesen. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Im Jahre 375 n. Chr. beginnt dann unter dem Ansturm der aus China und Turkistan vertriebenen Hunnen auf die wohl von Südskandinavien ans Schwarze Meer gelangten Goten die bekannte Völkerwanderung. Während dieser ziehen die Westgoten nach Gallien und Spanien, die Wandalen von der Weichsel nach Nordafrika, die Ostgoten nach Italien, die Jüten, Angeln und Sachsen nach Britannien, die Franken nach Gallien und die Langobarden als Nachfolger der im Kampf um Rom aufgeriebenen Ostgoten nach Italien. Mitten in diesen grundstürzenden Veränderungen endet 476 n. Chr. mit der Absetzung des weströmischen Herrschers Romulus Augustulus die römische Herrschaft im westlichen Teil des römischen Weltreichs. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Die reichste Beute in dieser Wanderungsbewegung errangen dabei die 258 n. Chr. erstmals am Niederrhein bezeugten Franken. Ihr sie gewaltsam einender König Chlodwig ([* um 466] 481-511) aus der Familie der Merowinger schlug 486 den römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien, 496 die Alemannen am oberen Rhein und an der oberen Donau sowie 507 die Westgoten in Südgallien (Aquitanien). Seine Nachfolger brachten 531 die Thüringer, 532/534 die Burgunder und wenig später die um 550 erstmals genannten Bayern im nördlichen Voralpengebiet unter ihre Abhängigkeit. 732 gelang dem fränkischen König durch den arnulfingischen Hausmeier Karl Martell bei Tours und Poitiers die dauerhafte Abwehr des Ansturms der von Nordafrika nach Spanien vorgedrungenen Araber. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Als 1125 der letzte salische Kaiser Heinrich V. kinderlos verstarb, entschieden sich die Königsmacher unter stärkster Beeinflussung durch den Papst für seinen Gegenspieler, den sächsischen, die Ostsiedlung (Mecklenburg, Pommern, später auch Schlesien) wieder aufgreifenden Herzog (1106) Lothar von Supplinburg (Süpplingenburg), dem schon 1127 Konrad von Staufen als Enkel des salischen Königs Heinrich IV. als zunächst erfolgloser Gegenkönig gegenübertrat. Bei Lothars söhnelosem Tod (1137) wählten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Trier 1138 Konrad von Staufen, weil der noch von Lothar von Supplinburg vorgeschlagene Herzog der Bayern und Sachsen, Heinrich der Stolze aus dem Hause der Welfen, Schwiegersohn Lothars, der römischen Kirche und den deutschen Fürsten als Inhaber zweier der insgesamt vorhandenen vier großen Herzogtümer zu mächtig erschien. Als neuer anerkannter König entzog Konrad III. folgerichtig dem Welfen in Halbierung seiner Macht das Herzogtum der Bayern und belehnte 1139 damit seinen Halbbruder Leopold IV. von Babenberg. 1156 gab zwar Konrads III. Nachfolger, der Staufer Friedrich I. Barbarossa, zwecks friedlichen Ausgleichs Bayern seinem welfischen, im Besitz des Herzogtums der Sachsen befindlichen Vetter Heinrich dem Löwen wieder zurück, löste dabei jedoch das im Südosten Bayerns gelegene Österreich vom Herzogtum der Bayern ab und erhob es zu einem eigenen territorialen, nicht mehr länger auf ein Volk oder einen Stamm bezogenen Herzogtum Österreich. Weil ihn aber Heinrich der Löwe bei seinen italienischen Unternehmungen im Stich ließ, entzog er 1180 in der abschließenden Auseinandersetzung mit Heinrich dem Löwen dem Welfen nicht nur beide Herzogtümer (Bayern und Sachsen) ganz, sondern teilte auch das Herzogtum der Sachsen in gleicher Weise in territoriale Herzogtümer auf und vergab das verbliebene Herzogtum (Rest-)Sachsen (ohne Westfalen) an die Askanier und (Rest-)Bayern (ohne Österreich und Steiermark) an die Wittelsbacher. Damit war an die Stelle der großen Stammesgebiete (der Bayern und Sachsen) das von den Bewohnern verselbständigte kleinere Land (Bayern, Sachsen) getreten. Nach dem alten Grundsatz „teile und gebiete“ hatte sich somit der König einer grundsätzlichen Gefahr entledigt. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hinzu kam, dass der staufische, durch Heirat das normannische Sizilien gewinnende Kaiser Heinrich VI., der zu Beginn des Jahres 1196 den Fürsten noch die Umwandlung des deutschen Reiches in eine Erbmonarchie vorschlug, bereits 1197 im Alter von 32 Jahren starb. Seinem Bruder Philipp von Schwaben setzten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Köln den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen als Gegenkönig Otto IV. entgegen, wobei freilich keinem von beiden wirklich Erfolg vergönnt war. Bald danach traten unter dem Staufer Friedrich II. mit den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg sieben Fürsten als Königswähler hervor, von deren Entscheidung nunmehr der König bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches grundsätzlich abhängig war und denen es 1356 gelang, sich die Vorrechte der Primogeniturerbfolge und der Nichtevokation sowie der Nichtappellation in der Goldenen Bulle Karls IV. von Luxemburg festschreiben zu lassen. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nicht ganz so bedeutsam und wohl auch nicht so zahlreich waren demgegenüber die meist aus altem Reichsgut stammenden, trotz Fehlens der Reichsstandschaft dem Reich ebenfalls unmittelbar verbundenen Reichsdörfer, von denen sich für das Hochmittelalter einschließlich der Reichsflecken, Reichshöfe und freien Leute etwa 120 mit einiger Sicherheit ermitteln lassen. Sie gingen zudem schon seit dem 13. Jahrhundert dem Reich allmählich verloren. Einige von ihnen (u. a. Gochsheim, Holzhausen [Burgholzhausen], Sennfeld, Soden, Sulzbach, Leutkircher Heide) vermochten sich aber gleichwohl bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs zu erhalten. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ordnet man diese vielen Reichsglieder regional nach den bei der Reichsreform von 1500 bzw. 1512 geschaffenen sechs bzw. zehn Reichskreisen, so ergibt sich für das Ende des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) etwa folgendes Bild: (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Am 6. 8. 1806 legte der habsburgische Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der nach dem Vorbild Napoleons 1804 für seine Erblande ebenfalls einen (zweiten) Kaisertitel angenommen hatte, auf politischen Druck Napoleons und der mit diesem verbündeten Fürsten des Rheinbunds die Krone des Reiches nieder. Bald stand fest, dass damit die noch bestehenden Reichsglieder selbständige Staaten geworden waren, mit denen Napoleon während der sieben verbleibenden Jahre seiner Machtausübung fast nach Belieben schaltete. Sie entschieden sich allerdings nach der Befreiung von der Herrschaft Napoleons (1813) gegen einen vor allem von liberalen Idealisten geforderten deutschen Nationalstaat und für einen von ihren Fürsten und von den nichtdeutschen Mächten Europas befürworteten, auf der Grundlage des vornapoleonischen Gebietsstandes die Souveränität der Einzelfürsten wahrenden deutschen Bund. Zu diesem 1815 entstandenen, bis 1866 währenden Staatenbund, der 1815 etwa 11495 Quadratmeilen umfasste und rund 32 Millionen Einwohner im Bundesgebiet zählte, gehörten folgende Staaten: Österreich (3480 Quadratmeilen 9765500 Einwohner, Preußen (3307 Quadratmeilen 8730000 Einwohner), Bayern (1499 Quadratmeilen 3630800 Einwohner), Sachsen (278 Quadratmeilen 1386900 Einwohner), Hannover (695 QM 1463700 Einwohner) (bis 1837 in Personalunion mit England bzw. Großbritannien), Württemberg, Baden, Kurhessen (Hessen-Kassel), Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), Holstein (und Lauenburg) (Dänemark), Luxemburg (Niederlande), Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Nassau, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Sachsen-Gotha (1825 erloschen), Sachsen-Coburg (seit 1826 Sachsen-Coburg-Gotha), Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen-Altenburg (seit 1826), Mecklenburg-Strelitz, (Holstein-)Oldenburg, Anhalt-Dessau (seit 1863 Anhalt), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein (2,45 Quadratmeilen 5800 Einwohner), Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe (9,75 Quadratmeilen 25500 Einwohner), Lippe(-Detmold), Lübeck, Frankfurt, Bremen, Hamburg, Limburg (seit 1839, Niederlande) sowie Hessen-Homburg (7,84 Quadratmeilen 20400 Einwohner, seit 1817, 1866 erloschen). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

In der Gegenwart gliedern sich die wichtigsten föderalistisch aufgebauten Staaten des deutschen Sprachraumes, die im Wesentlichen den Raum des Heiligen Römischen Reiches einnehmen, noch folgendermaßen: (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Calender s. Des Heiligen Römischen Reiches usw. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Des Heiligen Römischen Reiches vollständiger Genealogisch- und Schematischer Calender (jeweiliges Jahr), Frankfurt (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Feine, H., Zur Verfassungsentwicklung des Heiligen Römischen Reichs seit dem Westfälischen Frieden, ZRG GA 52 (1932), 65ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hammerstein, N., Zur Geschichte und Bedeutung der Universitäten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, HZ 241 (1985) (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Harpprecht, J. Frhr. v., Staatsarchiv des Kayserlichen und des Heiligen Römischen Reichs Cammer-Gerichts, Theil 1ff. Ulm 1757/8 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kalender s. Des Heiligen Römischen Reiches usw. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lünig, J., Thesaurus Juris Derer Grafen und Herren des Heiligen Römischen Reichs, worin von deren Ursprung, Wachsthum, Praerogativen und Gerichtsamen .., 1725 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mauchenheim genannt v. Bechtolsheim, H. Frhr. v., Des Heiligen Römischen Reichs unmittelbarfreie Ritterschaft zu Franken Ort Steigerwald im 17. und 18. Jahrhundert, 1972 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Moraw, P./Press, V., Probleme der Sozial- und Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reichs im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit (13.-18. Jahrhundert), Zs. f. hist. Forsch. 2 (1975), 95 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Moser, J., Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Quellen zum Verfassungsorganismus des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1495-1815, hg. v. Hofmann, H., 1976 (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rottgardt, D., Die Einzelstaaten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation um ca. 1760, 2. A. 1992 (KLIO – Arbeitsgruppe Siebenjähriger Krieg) (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Aalen (Reichsstadt). Östlich eines römischen Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag, und einer römischen zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A. am Schnittpunkt alter Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die Stadt A. planmäßig gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an die Grafen von Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an Württemberg verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst und zur Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann, 1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet gewann es nicht (0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen Reichskreis und der schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die Reformation eingeführt. 1802/1803 fiel es mit etwa 4000 Einwohnern und seinem auf wenige Weiler und Höfe beschränkten Herrschaftsgebiet an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Über Württemberg gelangte es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K., Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H., Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell Aalen, 2010. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Acqui (Stadtkommune). Das dem römischen Aquae Statiellae folgende Acqui Terme an der Bormida gehörte im 12. Jahrhundert dem Bund der lombardischen Städte (lombardischen Städtebund) an. Von 1260 bis 1708 unterstand es mit Unterbrechungen den Markgrafen von Montferrat. Danach fiel es an Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Alba (Stadtstaat). Das dem römischen Alba Pompeia folgende A. am Tanaro war Mitglied des lombardischen Städtebundes. Nach längerem Streit zwischen Mailand und Montferrat kam es zu Montferrat, 1631 zu Savoyen und damit 1861 zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Mazzatini, G., Note per la storia della città di Alba, 1893. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n. Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der Provinz Raetia secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807 wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den Bischof. Nach dem Untergang der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte König Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das zur Reichsstadt gehörige Landgebiet blieb auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um 1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.; Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein, H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955, 2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W., Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe, Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a., 1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis 1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B., Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schiersner, D., Räume und Identitäten, 2014. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Augsburg, Sankt Ulrich und Afra (Reichsstift). Die Märtyrerin Afra lebte in A. und wurde wohl 304 als Christin dort hingerichtet und auf dem römischen Friedhof bei der heutigen St. Ulrichs- und Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A. ist seit dem 8. Jahrhundert vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St. Afra mit reichen Gütern. Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra ein Kloster. Vermutlich war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich Abt des Kanonikerstiftes St. Afra, bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein Benediktinerkloster ersetzt wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich (Ulrich) (923-973) namengebend wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz des Papstes, 1323 von Kaiser Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers gestellt. 1577 erhielt das Stift von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit und Reichsstandschaft, was vom Hochstift Augsburg erst nach jahrzehntelangen Prozessen 1643 gegen eine Entschädigung anerkannt wurde. Nach diesem Urteil wurde das Stift weiterhin von der Reichsstadt Augsburg bedrängt. Der Abt gehörte im Reichstag zu den rheinischen Reichsprälaten, war aber im schwäbischen Reichskreis nicht vertreten. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an war das Stift stark verschuldet. Seine weit gestreuten Güter kamen 1802/1803 bei seiner Aufhebung an die Reichsstadt Augsburg und an Bayern, 1805/1806 mit Augsburg ganz an Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, 1923; Zoepfl, F., Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1, 1970, 51ff.; Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg. v. Werner, J., Bd. 1f. 1977; Liebhart, W., Die Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg: Studien zu Besitz und Herrschaft (1006-1803), 1982; Müntefering, R., Die Traditionen des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1985; Seiler, J., Die Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg, Münchener Theologische Zs. 46 (1995), 37. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34 Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste 1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt (Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau (Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.; Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck 1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W., Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M., Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937; Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7, 1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon, M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. 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A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M., 1969; Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.; Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H., Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976); Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in) FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08 bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v. 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Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007; Die Regesten der Herzöge von Bayern (1180-1231), 2013. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bietgouwe (Gau westlich der Mosel an Kyll und Prüm um Bitburg, Piatahgewe, pagus Bedinsis, ‚Bitburggau‘, Bitgau). S. Bitgau.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 12, 16, 23, 30, 31, 32, Bietgouwe, Piatahgewe, pagus Bedinsis, pagus Bedonicus, Bitburggau; Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 61 Bietgouwe; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 73 Bitgau, (698/714 pagus Bedensis), benannt nach dem gallorömischen vicus Beda. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bitgau (Gau westlich der Mosel an Kyll und Prüm um Bitburg, Piatahgewe, pagus Bedinsis, ‚Bitburggau‘). S. a. Bietgouwe.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 Betensis (Detzem, Manderscheid, Echternach); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 147; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 12, 16, 23, 30, 31, 32, Bitgau s. Bietgouwe; Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 61 Bietgouwe; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 51 Bitbourg; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 73 Bitgau, (698/714 pagus Bedensis), zwischen Kyllburg und Echternach, benannt nach dem gallorömischen vicus Beda, (Alsdorf, Baustert, Beilingen?, Beyren, Bickendorf, Biewer, Bollendorf, Born-sur-Sûre?, Donven, Dorf, Dreis, Echternach, Edingen, Einschiederhof? bzw. Einschieder Hof?, Eisenach bei Bitburg, Eppeldorf, Ernzen, Esslingen bei Bitburg, Faha, Fließem bzw. Fliessem, Frenkingen=Bettingen, Gladbach bei Bernkastel, Gransdorf, Holsthum, Hüttingen an der Kyll, Idenheim, Idesheim, Irrel, Kersch, Kewenig, Klüsserath?, Kröv, Kyllburg, Lenningen, Lockweiler, Malbergweich?, Meckel, Medernach, Mehring bei Trier, Meisburg, Metterich, Michelbach?, Mötsch, Nattenheim, Niederweis?, Oberleuken, Oberweis, Niederöfflingen und Oberöfflingen bzw. Öfflingen, Osweiler, Peffingen, Prüm, Rittersdorf, Saarburg, Salm?, Schwirzheim, Sefferweich, Steinheim bei Echternach, Waldbillig?, Wolsfeld, Zittig); Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Rübenach, Weiswampach, Meisburg, Löf, Gondershausen, Sinspelt, Kewenig, Waxweiler, Sefferweich, Malbergweich, Kyllburg, Bickendorf, Fließem, Altscheid?, Gersdorf?, Nattenheim, Gransdorf, Rittersdorf, Matzen, Metterich, Baustert, Mötsch, Hüttingen an der Kyll, Oberweis, Bettingen, Ingendorf?, Messerich, Oberstedem, Eßlingen, Peffingen, Wolsfeld, Idenheim, Alsdorf, Meckel, Holsthum, Oberöfflingen, Bombogen, Ürzig, Dreis, Kaimt, Enkirch, Kröv, Warken, Eppeldorf, Waldbillig, Nommern, Oberglabach, Mersch, Zittig, Gonderange/Gonderingen, Schleidweiler, Idesheim, Hofweiler, Niederweis, Prümzurlay, Bollendorf, Eisenach, Irrel, Kordel, Ernzen, Möhn, Edingen, Godendorf, Olk, Steinheim, Echternach, Kersch, Hohensonne, Kinseckerhof, Bech, Grevenmacher, Klüsserath, Quint, Issel, Detzem, Kenn, Longuich, Lörsch, Pölich, Riol, Mertesdorf, Fell). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Boppard (Reichsland, Reichsstadt). In Urkunden des 7. Jahrhunderts erscheint im Raum B. Königsgut, das vermutlich auf römisches Staatsland zurückgeht und 814 als fiscus bezeichnet wird. Später wird der relativ geschlossene Güterkomplex zugunsten der Hochstifte Hildesheim und Bamberg, der Abteien Burtscheid und Sankt Pantaleon in Köln, des Quirinusstifts in Neuss (Neuß), der Propstei Hirzenach, der Klöster Marienberg und Pedernach und Verlehnungen an Reichsministeriale aufgesplittert. Die Reste des Reichsgutes fielen zwischen 1309 und 1354 pfandweise an das Erzstift Trier und gingen im Kurfürstentum Trier auf. Das an der Stelle des auf eine keltischen Gründung zurückgehenden römischen Kastells Bodobriga (2. Hälfte 4. Jh.) liegende B., das im frühen 13. Jahrhundert Reichsstadt wurde, verlor mit der Verpfändung an das Erzstift Trier 1312 die Reichsfreiheit, da alle Versuche zur Wiedergewinnung misslangen. 1794 geriet B. unter Verwaltung Frankreichs. 1815 kam es an Preußen. 1946 wurde es Bestandteil von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Boppard am Rhein. Ein Heimatbuch, 1953; Heyen, F., Reichsgut im Rheinland. Die Geschichte des königlichen Fiskus Boppard, 1956; Hahn, H., Boppard am Rhein, (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Kaiser, R., Boppard, LexMA 2 1983, 444; Boppard, hg. v. Missling, H., 1998. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Butzbach (Stadt, Herrschaft). Auf älteren Siedlungsspuren erscheint nach einem römischen Limeskastell 773 das Dorf Botisphaden. Es kam später von den Herren von Münzenberg an die Herren von Hanau, Falkenstein und Eppstein. 1321 erhielt es das Stadtrecht von Frankfurt. 1478 erscheinen als Mitberechtigte an der Stadt auch die Grafen von Katzenelnbogen, die ihren Anteil 1479 an Hessen vererbten, das 1741 einen weiteren Anteil der Grafen von Solms kaufte. Von 1609 bis 1643 war B. Sitz einer Nebenlinie Hessen-Darmstadts (Philipp III. von Hessen-Butzbach). S. Hessen-Butzbach, Hessen.
L.: Wolff 255; Aus Butzbachs Vergangenheit – Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1921; Horst, L., Führer durch Butzbach in seiner Geschichte, 1956; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 109; Bachmann, B., Die Butzbacher Stadtrechungen im Spätmittelalter, 2011. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Clermont-en-Argonne (Grafschaft). Die Grafschaft C. westlich Verduns gehörte 1378 über das Herzogtum Bar zum Heiligen römischen Reich. S. Frankreich.
L.: Wolff 306; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Crailsheim (Freiherren, Reichsritter). C. an einer Jagstfurt ist wohl im 6. Jahrhundert von Franken gegründet worden. Nach ihm nannten sich die Herren von C. Von den Anfängen der Reichsritterschaft bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches zählten die Freiherren von C. zum Ritterkreis Franken. Mit Teilen von Hornberg, der Herrschaft Morstein, Teilen von Hengstfeld und Teilen von Gaggstatt (Gaggstadt), Dünsbach und Windischbrachbach (Brachbach) waren sie im Kanton Odenwald, mit Fröhstockheim, Walsdorf, Altenschönbach und Teilen von Rödelsee im Kanton Steigerwald und mit Teilen der Herrschaft Rügland und Sommersdorf, Thann und Rosenberg sowie Neuhaus im Kanton Altmühl immatrikuliert. Hornberg und Hengstfeld fielen 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg, Morstein und Dünsbach an Württemberg, so dass sie 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangten.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55, 56, 58; Winkelmann-Holzapfel 144; Pfeiffer 197, 198, 210, 213; Stetten 10, 32, 35, 183f.; Bechtolsheim 12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 39; Neumaier 72, 149, 152; Crailsheim, S. Frhr. v., Die Reichsfreiherren von Crailsheim, 1905. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Crossen, Krossen (Herrschaft, Land, Residenz der Herzöge von Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung des Bober in die Oder wird 1005 erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150 kam es von Polen an das Herzogtum Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter die Oberhoheit Böhmens und damit zum Heiligen römischen Reich. Am Ende des nach dem Tode Herzog Heinrichs XI. von Glogau († 1476), der mit Barbara von Brandenburg verheiratet gewesen war, ausbrechenden Glogauer Erbstreits gelangte 1482 das Herzogtum C. mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg und wurde damit von Schlesien gelöst. 1535 wurde es mit einem Gebiet von 30 Quadratmeilen (Stadt und Amt C., Städte Sommerfeld und Rothenburg, Stadt und Amt Züllichau) der Neumark Johanns von Küstrin eingegliedert. 1537 verzichteten die Herzöge von Münsterberg auf ihre Ansprüche als Erben von Glogau. C. wurde Lehen Brandenburgs von Böhmen. Die Markgrafen nannten sich seitdem Herzöge von Schlesien zu Crossen. 1742 endete die Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S. Brandenburg, Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des ehemaligen Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v., Chronik der Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums Crossen durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die Ewigkeit. Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dalbergstaat (Staat des Kurerzkanzlers bzw. des Fürstprimas des Heiligen römischen Reiches Karl Theodor von Dalberg, Primatialstaat) s. Kurerzkanzler (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dalmatien (Landschaft, Königreich). Das im ersten vorchristlichen Jahrhundert erstmals belegte, vielleicht von illyrischen Delmatern abzuleitende D. bezeichnete ursprünglich das Gebiet zwischen Cetina und Neretva, später das Gebiet zwischen Kvarner und Drinmündung an der Adria. Um die Zeitenwende wurde diese Gegend als Provinz D. dem römischen Reich eingegliedert. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts wurde es innerhalb des byzantinischen Reiches zunehmend von Slawen besetzt. 1420 kam es an das seit dem 11. Jahrhundert an ihm interessierte Venedig. 1797 fiel es an Österreich, 1805 an das napoleonische Königreich Italien, 1809 an die illyrischen Provinzen Frankreichs und 1814 wieder an Österreich. 1816 wurde es Königreich Österreichs. 1920 kam es bis auf einige Italien zugesprochene Reste an Jugoslawien.
L.: Pisani, P., Les possessions vénétiennes de Dalmatie, Le Mans 1890; Pisani, P., La Dalmatie dé 1797 à 1815, 1893; Voinovitch, C. de, Histoire de Dalmatie, Bd. 1f. 2. A. 1934; Wilkes, J., Dalmatia, 1969; Rapanic, Z., Dalmatien, LexMA 3, 1984, 444ff.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung, 2000. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Deutscher Bund (Staatenbund). Zum Deutschen Bund (8. 6. 1815-23./24. 8. 1866) zählten folgende (zunächst 38) überwiegend mit dem Untergang des Heiligen römischen Reiches am 6. 8. 1806 selbständig gewordene deutsche Staaten: Kaiserreich: Österreich (mit den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen Gebieten); Königreiche: Preußen (mit den zuvor zum Heiligen römischen Reich gehörigen Gebieten), Bayern, Sachsen, Hannover (bis 1837 in Personalunion mit Großbritannien), Württemberg; Kurfürstentum: Hessen(-Kassel); Großherzogtümer: Baden, Hessen(-Darmstadt), Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Luxemburg (in Personalunion mit Niederlande); Herzogtümer: Holstein und Lauenburg (bis 1864 in Personalunion mit Dänemark), Nassau, Braunschweig, Sachsen-Gotha (bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg, 1825 erloschen), Sachsen-Coburg (bzw. Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1826 Sachsen-Coburg und Gotha [Sachsen-Coburg-Gotha]), Sachsen-Meiningen (seit 1826 mit Saalfeld und Hildburghausen), Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen-Altenburg (seit 1826, aus Sachsen-Hildburghausen), Anhalt-Dessau (seit 1863 Anhalt), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Limburg (1839 aufgenommen, in Personalunion mit Niederlande); Landgrafschaft: Hessen-Homburg (1817 aufgenommen); Fürstentümer: Waldeck, Lippe(-Detmold), Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Hohenzollern-Hechingen (1849 an Preußen), Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein; Freie Städte: Lübeck, Bremen, Hamburg, Frankfurt. 1817 wurde die Landgrafschaft Hessen-Homburg als 39. Mitglied aufgenommen. 1825 starb Sachsen-Gotha-Altenburg aus, wobei 1826 Sachsen-Gotha an Sachsen-Coburg-Saalfeld kam, das Saalfeld an Sachsen-Meiningen abgab und zu Sachsen-Coburg-Gotha wurde, und Altenburg an Hildburghausen gelangte, das zu Sachsen-Altenburg wurde und Hildburghausen an Sachsen-Meiningen abgab. 1839 wurde das in Personalunion mit Niederlande stehende Herzogtum Limburg zum Ausgleich für wallonische, nach der belgischen Revolution in Belgien eingegliederte Teile Luxemburgs aufgenommen, wobei das Großherzogtum Luxemburg im Deutschen Bund verblieb. 1847 fiel Anhalt-Köthen als Erbe an Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg. Von 1848 bis 1851 wurde das ganze Gebiet Preußens (mit Ostpreußen, Westpreußen und Posen) vorübergehend Teil des Deutschen Bundes. 1849 kamen Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen durch Abdankung zu Preußen. 1863 fiel Anhalt-Bernburg als Erbe an Anhalt-Dessau (Anhalt): 1864 kam Schleswig (aus Dänemark) in den Deutschen Bund, wobei Schleswig-Holstein von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet wurde.
L.: Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Müller, J., Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Die (Hochstift). 325 erscheint erstmals ein Bischof der gallorömischen civitas Dea Augusta Voconciorum. Im Streit um die Metropolitanzugehörigkeit zwischen Vienne und Arles entschied Papst Calixt II. am 15. 2. 1120 zugunsten von Vienne. Am 30. 7. 1178 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bestand des Bistums und seinen Rang im Königreich Arelat. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die weltliche Herrschaft des Bischofs von D., der seit 1275 zugleich Bischof von Valence war, durch den Dauphin Ludwig II. empfindlich beschränkt. S. Dauphiné.
L.: Bligny, B., L'Eglise et les ordres religieux dans le royaume de Bourgogne aux XIe et XIIe siècle, 1960. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dortmund (Reichshof, Reichsstadt). Zwischen 881 und 884 wird an einer wichtigen Straßenkreuzung des Rhein und Weser verbindenden Hellwegs der vielleicht in Anlehnung an einen karolingischen Königshof und späteren Grafenhof entstandene Ort Throtmanni, Trutmundi, Trutmania, erwähnt. 990 besaß er Marktrecht. Bereits 1152 war er vielleicht befestigt (lat. Tremonia). Seit 1226 ist D. als einzige westfälische Reichsstadt bezeugt. Sie wurde Mitglied der Hanse und unter Überflügelung Soests Vorort des gemeinen Kaufmanns von Westfalen. Sie erwarb, nachdem die Familie der Grafen von D. 1316 in männlicher Linie erloschen war, 1343 und 1504 jeweils eine Hälfte der umliegenden Grafschaft mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 77 Quadratkilometern und 80 Dörfern, geriet 1388/1389 aber (nach 1248 wie 1301 erfolgten Verpfändungen an das Erzstift Köln und die Grafen von der Mark) in Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln und den Grafen von der Mark (Große Dortmunder Fehde), durch die sie wirtschaftlich erheblich geschwächt wurde. 1514 bestätigte Kaiser Maximilian I. die Reichsunmittelbarkeit. Von 1523 bis 1570 drang die Reformation ein. 1567 ging Brackel (Brakel) an Kleve-Mark verloren. 1803 kam das 2,3 Quadratmeilen große zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende D. mit 6.000 Einwohnern an Nassau bzw. Nassau-Oranien (Nassau-Oranien-Fulda), 1808 zum Großherzogtum Berg (Sitz des Präfekten des Ruhrdepartements), 1815 zu Preußen (Provinz Westfalen), das schon lange den Erwerb angestrebt hatte, und damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 371; Zeumer 552ff. III a 12; Wallner 704 WestfälRK 38; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Mallinckrodt, A., Versuch über die Verfassung der kayserlichen und des Heiligen Römischen Reiches freyer Stadt Dortmund, Bd. 1f. 1795; Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v. Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Heimatatlas für Dortmund, hg. v. Frommberger, A., 1961; Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund, 7. A. 1981; Mämpel, A., Bergbau in Dortmund, 1963; Dortmund. Westfälische Großstadt im Revier. Bilder aus und über Dortmund, Westfalen und das Ruhrgebiet 1947-67, bearb. v. Bieber, H./Hüser, F., 2. A. 1968; Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte, hg. v. Luntowski, G./Reimann, N., 1982; Reimann, N., In burgo Tremonia. Pfalz und Reichsstadt Dortmund in der Stauferzeit, Bll. f. dt. LG. 120 (1984); Thier, D., Melius Hereditati, 1987; Zeit-Räume, bearb. v. Schilp, T., 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 158; Stadtführer Dortmund im Mittelalter, hg. v. Schilp, T./Welzel, B., 2. A. 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Duisburg (Reichsstadt). 883/884 wird D., das auch mit dem vormerowingischen Dispargum verknüpft wird und dessen Name zum Personennamen Thio gestellt wird, als einem römischen Militärposten auf dem Burgberg folgende fränkische Königspfalz bei Regino von Prüm erwähnt. Im 12. Jahrhundert entwickelte es sich allmählich zur Stadt (regia villa, 1129?). Eine Verlagerung des Rheins kurz nach 1200 ließ den wirtschaftlichen Aufschwung abbrechen. 1290 wurde D. von König Rudolf von Habsburg an das Herzogtum Kleve verpfändet und kam mit diesem zusammen 1614 an Preußen. Von 1543 an setzte sich die Reformation durch, 1655 wurde durch den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine bis 1818 als klevische Landesuniversität bestehende Universität gegründet. 1946 fiel D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 316; Averdunk, H., Geschichte der Stadt Duisburg bis zum Jahre 1666, 1894; Averdunk, H./Ring, W., Geschichte der Stadt Duisburg, 2. A. 1949; Ring, W., Heimatchronik der Stadt Duisburg, 1954; Domke, H., Duisburg, 1960; Bätz, H./Steeger, H., Heimatatlas Duisburg, 1968; Roden, G. v., Geschichte der Stadt Duisburg, Bd. 1 1970; Milz, J./Pietsch, H., Duisburg im Mittelalter, 1986; Bergmann, W. u. a., Urkundenbuch der Stadt Duisburg, Bd. 1 904-1350, 1989; Born, G./Kropatschek, F., Die alte Universität Duisburg, 1992; Jägers, R., Duisburg im 18. Jahrhundert, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 167; Milz, J., Neue Erkenntnisse zur Geschichte Duisburgs, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 107. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Echternach (Reichsabtei, Residenz). Auf römischen Siedlungsresten errichtete 698 der heilige Willibrord, Bischof von Utrecht, eine Benediktinerabtei auf Land der heiligen Irmina und ihrer Tochter Plektrudis. Seit 751 war die Abtei reichsfrei. Am Ende des 12. Jahrhunderts musste gegen Trier die Unabhängigkeit verteidigt werden. Die Reichsmatrikel von 1776 verzeichnete das Kloster im Erzstift Trier und im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis mit einer Last von 2 zu Pferd und 18 zu Fuß bzw. 96 Gulden. 1797 wurde die Abtei durch Frankreich aufgehoben. 1815 kam sie zu Luxemburg.
L.: Wolff 57; Wampach, C., Geschichte der Grundherrschaft Echternach im Frühmittelalter, Bd. 1f. 1929f.; Metz, P., Das Goldene Evangelienbuch von Echternach, 1956; Metzler, J./Zimmer, J./Bakker, L., Die römische Villa Echternach und die Anfänge der mittelalterlichen Grundherrschaft, 1982; Schroeder, J./Trauffler, H., Die Anfänge der Abtei Echternach, 1996; Die Abtei Echternach, hg. v. Ferrari, M. u. a., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 650, 1, 2, 157; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 172. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte (z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194 Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen (zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar, wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet. Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F. Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer, fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter verblieben). Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509 und 1578 wurde das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation erneuert. 1535 schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde die Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F. von Frankreich besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der einen aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein und dem Fürstentum Hanau ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg, Ortenberg und Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am 10./16./19. 2. 1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F. (mit den Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.) unter Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19. 7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst. Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40; Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.; Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk, F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871; Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm, O., 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B., Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K., Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.; Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991; Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995; Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R., Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996; Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200; Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Friaul (Herzogtum). Das im östlichen Norditalien (Pordenone, Udine, Görz, Triest) zwischen Karnischen Alpen, Julischen Alpen und Adria gelegene, zunächst keltisch besiedelte F. ist nach der römischen Stadt Forum Iulii (zu Ehren Julius Cäsars) benannt. Im 6. Jahrhundert war es das erste langobardische Herzogtum in Italien, seit 776 fränkische, 828 in vier Grafschaften aufgeteilte Markgrafschaft. Otto der Große vereinigte 976 einen Teil Friauls (Gebiet von Cividale) mit der Mark Kärnten, das übrige Friaul kam mit Krain und Istrien 1077 unter die Herrschaft der Patriarchen von Aquileja. 1420 wurde es mit Ausnahme vor allem der Güter der Grafen von Görz, die 1500 an Habsburg fielen, von Venedig erobert. Mit Venedig kam es 1797 an Österreich, 1866 an Italien. Die Grafschaft Görz fiel 1919 an Italien. 1947 wurde der östliche, von Slowenen besiedelte Teil Friauls Jugoslawien zugeteilt.
L.: Wolff 33; Storm, K., Burgen und Städte im mittelalterlichen Friaul, 1940; Paschini, P., Storia del Friuli, Bd. 1f. 2. A. 1981; Leicht, P., Studi di storia friulana, 1955; Leicht, P., Breve storia di Friuli, 4. A. 1970; Valussi, G., Friuli, Venezia Giulia, 1955; Gentilli, J., Il Friuli, i climi, 1964; Brozzi, M., Il ducato del Friuli, 2. A. 1981; Cervani, R., Friaul, LexMA 4 1989, 915f.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Krahwinkel, H., Friaul im Frühmittelalter, 1992; Venetien Istituto regionale per la storia del movimento di liberazioni nel Friuli-Venezia Giulia: Friuli e Venezia Giulia, 1997. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau, so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts) Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898), 351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen, 1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723 Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W., Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd. 1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen, 1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich, W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landesamts für gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W., Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze, 1938; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W., Die althessischen Ämter im Kreis Gießen. Geschichte ihrer territorialen Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen, (1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine Landschaften, 1951; Dülfer, K., Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen Verwaltungsgeschichte vom 16. bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953); Werle, H., Das Territorialbild Rheinhessens um 1550, Mitteilungsblatt zur rheinhess. Landeskunde 3 (1954); Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des Landes Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.; Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958; Kellner, W., Landrecht und Landesgeschichte, Betrachtungen zu einer hessischen Rechtskarte für 1792, Hess. Jb. für LG. 9 (1959); Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Geschichtlicher Atlas von Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35, 41, 50, III, 10, 27, 33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen, hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966; Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967, H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968; Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen); Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973; Crusius, E., Der Kreis Alsfeld, 1975; Ruppel, H./Müller, K., Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567. Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U., 1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon, 1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984; Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind, F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und Gegenwart, 1986; Das Werden des Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v. Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988; Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W., Appellation in den zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E., Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945, 2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; . Gerichtsstätten in Hessen (http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt, Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das Land Hessen, hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3 Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum) erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt, Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp dem Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge unter anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim). 1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen, Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg, Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen (Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen. 1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs und seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine Verfassung erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen der Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres 1866 gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel 152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922; Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp, W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988, Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007; Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Horburg, Horbourg (Herrschaft, Grafschaft). H. bei Colmar steht an der Stelle eines römischen Kastells (Argentovaria?). Es war Stammsitz der Grafen von H. Diese verkauften die Grafschaft, die elf Dörfer umfasste, 1324 an die Grafen von Württemberg. Ihnen verblieb sie bis 1793. Danach fiel H. an Frankreich.
L.: Wolff 297; Herrenschneider, E., Römerkastell und Grafenschloss Horburg, 1894; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 100. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hornstein (Freiherren, Reichsritter). Nach der Burg H. am Laucherttal bei Sigmaringen nannten sich seit 1244 Herren. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, mit der 1579/1623 von Werner von Reischach erworbenen Herrschaft Hohenstoffeln zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem im 14. Jahrhundert erworbenen Göffingen und Grüningen waren sie im Kanton Donau immatrikuliert. Nachdem sie 1773 von den Freiherren von Rost Göttelfingen und Vollmaringen und 1770 das halbe Zimmern unter der Burg erlangt hatten, waren sie damit dem Kanton Neckar inkorporiert. Nach der Erbteilung 1686 entstanden mehrere Linien (Binningen, Grüningen, Weiterdingen). Die Linie Binningen hatte Hinterstoffeln, Mittlerstoffeln (Mittelstoffeln) und Binningen, die Linie Weiterdingen Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen, Bietingen und Gut Homboll, die 1805 an die Linie Binningen gelangten. Die Güter fielen 1806 an Württemberg, das sie 1810 größtenteils an Baden gab. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg. Vielleicht waren die H. am Ende des Heiligen Römischen Reiches auch im Ritterkreis Franken immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592;Schweizer, Geschichte des freiherrlichen Hauses Hornstein, (in) Archiv für Geschichte, Genealogie, Diplomatik 1846; Hölzle, Beiwort 59, 60, 64; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Ruch Anhang 4, 77-80; Riedenauer 124; Danner, W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert, 1969. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hungen (Burg, Herrschaft). H. bei Gießen nahe dem römischen Limes erscheint 782 (Houngun, Hoingen) in einer Urkunde Karls des Großen für die Abtei Hersfeld. Als deren Vögte erlangten die Falkenstein die Herrschaft und errichteten eine 1383 erwähnte Burg. 1419 kam H. durch Erbschaft an die Grafen von Solms, deren Linie Solms-Hungen von 1602 bis 1678 in H. ihren Sitz hatte. 1806 fiel H. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Das Buch der Stadt Hungen, 1961. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Illyrien (Königreich, Provinz). I. ist im Altertum das von den Illyrern bewohnte Gebiet der östlichen Adriaküste, das von 230 v. Chr. an allmählich dem römischen Reich eingegliedert wurde (167 v. Chr. Teil der Provinz Gallia cisalpina). Im 4. nachchristlichen Jahrhundert war I. einer der vier römischen Reichssprengel. 395 kam das Gebiet zur westlichen Reichshälfte, fiel 537 aber an Byzanz. Im Mittelalter gehörte das Gebiet zu verschiedenen Herrschaften, von denen Österreich allmählich bestimmend wurde. 1809 musste Österreich Westkärnten, Krain, Görz, Triest, Istrien, Fiume, Dalmatien und Kroatien an Napoleon I. abtreten, der diese Gebiete als illyrische Provinzen Frankreich einverleibte. 1814 fielen sie an Österreich zurück, das aus Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien 1816 ein Königreich I. bildete, das 1849 in die Kronländer Kärnten, Krain und Küstenland aufgelöst wurde. 1918 kam das Gebiet weitgehend zu Jugoslawien und nach 1991/1995 an Slowenien und Kroatien.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 40 c (1806-1812) D/E5, II 46 (1815) G/H4. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw. Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten, zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich, Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20 bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen 1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano (bzw. Albanum), Pavia, Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I. ein und errichtete verschiedene Republiken, die später teils Frankreich eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich, das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929; Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A. Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W., Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984; Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985; Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Jagsthausen (reichsritterschaftlicher Ort). An der Jagst erscheint nach einem römischen Kastell 1090 der Ort J. (Husun). Die nach ihm benannten Herren von Hausen, die Ministeriale der Grafen von Dürn (Walldürn) und dann der Herren von Hohenlohe waren, starben um 1370 aus. J. kam allmählich an die Berlichingen. Es zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1806 gelangte der Ort an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Königstein (Grafschaft). 1225 erscheint die vermutlich von den Staufern errichtete Burg K. im Taunus. Bis 1255 unterstand sie den Herren von Münzenberg, die K. 1313 zur Stadt erhoben, bis 1418 den Herren von Falkenstein, danach den Herren von Eppstein, von denen sich 1433 die Linie Eppstein-Königstein abspaltete. Nach dem Erlöschen des Hauses 1535 fiel K. in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Stolberg, welche die Reformation einführten. 1581 wurden sie vom Erzstift Mainz, das K. rekatholisierte, unter der Behauptung der Lehnserledigung aus dem größten Teil der Herrschaft verdrängt, doch wurde die zum oberrheinischen Reichskreis zählende, 7 Quadratmeilen umfassende Grafschaft K. noch am Ende des Heiligen Römischen Reiches als teils stolbergisch, teils mainzisch bezeichnet. Die Grafschaft umfasste einen kurmainzischen Anteil mit den Städten K. und Oberursel und den Kellereien Neuenhain, Vilbel, Eppstein und Rockenberg und einen stolbergischen Anteil mit Schloss und Flecken Gedern und einigen Dörfern (die fürstlich stolberg-gedernschen Teile), zwei Drittel von Stadt und Schloss Ortenberg, zwanzig Achtundvierzigstel der Stadt Münzenberg und eine Anzahl Dörfer (die gräflich stolberg-rosslaischen Teile). 1803 kam K. an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Wallner 697 OberrheinRK 31, 32 a, b; Königstein in Vergangenheit und Gegenwart, 1963; Handwerk und Gewerbe in Königstein, 1994; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 322. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Krain (F.) (Herzogtum). Die schon vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa, Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228 waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen (1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335 als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark (mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV. sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der Türken. 1803 wurden die reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens einverleibt. Von 1809 bis 1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs, fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien) zurück. 1849 wurde es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte Teil mit Laibach an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A., Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann, L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains, 1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kroatien (Republik). Das Gebiet zwischen Adria und Drau wurde nach dem Untergang des weströmischen Reiches (476) im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Ein 924 die Königswürde erlangendes Geschlecht starb 1091 aus. 1102 kam es zur Personalunion Kroatiens mit Ungarn. 1526/1527 gelangte K. im Gefolge Ungarns an Habsburg bzw. Österreich. 1849 wurde K. mit Slawonien, dem Küstenland und Fiume Kronland. 1867 wurde es Ungarn unterstellt. 1918 wurde es Teil Jugoslawiens, von dem es sich zum 26. 6. 1991 verselbständigte. Seit 1. Juli 2013 ist es Mitgliedstaat der Europäischen Union.
L.: Omrcanin, I., Diplomatische und politische Geschichte Kroatiens, 1968; Gazi, S., A history of Croatia, 1973; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Sanjek, F., Crkva i krscanstvo u Hrvata, 1988; Steindorff, L., Kroatien, 2001. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600 (585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und seinen Sitz im Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798 wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F., Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz. Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555, 1, 2, 323. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lausanne (Reichsstadt). Nach vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Unter der Herrschaft des um (bzw. kurz vor) 600 von Aventicum (Aventiacum, Avenches) über Windisch nach L. gezogenen Bischofs, dessen Bistum im Wesentlichen das ehemalige helvetische Siedlungsgebiet umfasste, entwickelte sich eine Siedlung, die 1224 in den Mauerring einbezogen wurde. 1334 erklärte Kaiser Ludwig der Bayer L. unter dem Vorbehalt der bischöflichen Rechte zur freien Reichsstadt. 1434 wurde dies von Kaiser Sigmund anerkannt. 1536 kam L. mit Waadt unter die Herrschaft Berns. 1798 wurde L. Hauptstadt des von Bern verselbständigten Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Wolff 520 ; Guex-Rolle, H./Guex-Rolle, A., Lausanne d'hier à aujourd'hui, 1964; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965; Histoire de Lausanne, hg. v. Cabanis, J., 1982; Coutaz, G., Lausanne, LexMA 5 1991, 1762. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Linz (an der Donau) (Bistum, Residenz des Erzherzogs von Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz Wien für Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia) und einer um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze) in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen von Österreich zur Stadt entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet.
L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990; Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 338. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Livland (Land). Das Gebiet zwischen Rigaischem Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von ostseefinnischen, sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten aufgesogenen Liven bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden und vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des Deutschen Ordens und die Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten seitdem unter dem Namen L. einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund (Livländische Konföderation). 1526 wurde im Zuge der Reformation und des dadurch ausgelösten Ringens Polens, Schwedens und Russlands um L. der livländische Ordensmeister nach der Umwandlung des preußischen Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum zum Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit Polens und schied damit aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus. Das Gebiet südlich der Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter den Schutz Schwedens. Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die nördlichsten Teile die Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.) einbürgerte, verengte sich der Name L. auf den mittleren (überdünischen) Teil des ursprünglichen Gebiets. 1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen mit Estland) an Russland. 1795 fielen bei der Teilung Polens auch das Herzogtum Kurland und Semgallen an Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen Lettland und Estland geteilt, die 1940 in die Sowjetunion eingegliedert wurden. Damit trat die Zweiteilung Estland und Lettland an die Stelle der 1561 entstandenen Dreiteilung Estland, Livland und Kurland. Mit dem Zerfall der Sowjetunion entstanden Estland und Lettland (sowie Litauen) (unter Anerkennung vom 21. 8. 1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands, 4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E., Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B., Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in Livland, 2011. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum, Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der, Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J., Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C., Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus 963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs, Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv 12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg, 1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer, P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes, C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA 6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W., Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Luxeuil (Reichsabtei, Residenz). L. am Westrand der Vogesen wurde um 590 von dem Iren Columban nahe dem im 4. Jahrhundert oder erst um 450 zerstörten römischen Luxovium gegründet. Vom 11. bis 16. Jahrhundert war es Reichsabtei. Es hatte Güter im Rhonetal, in der Provence, im Elsass, in der Champagne und in Ponthieu (im 10. Jahrhundert möglicherweise 15000 Hufen), die sich im 11. Jahrhundert verminderten. 1248 unterstellte es sich dem Schutz des Herzogs von Lothringen, 1258 dem der Grafen von Champagne. 1534 wurde das Land der Abtei Burgund förmlich einverleibt. 1790 wurde L. in Frankreich aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Prinz, F., Frühes Mönchtum in Frankreich, 1965; Moyse, G., Luxeuil, LexMA 6 1992, 34; Cugnier, G., Histoire du monastère de Luxeuil, Bd. 1 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 677, 1, 2, 353; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 377. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M. am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das 44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550, Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung Magdeburgs und später durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und Halberstadts (1648) verkleinert. Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das Recht der Krönung des König (1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl) und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches) und zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg. Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine wichtigsten Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen und im Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft über die Stadt M. wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether von Isenburg eine bis 1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch die Reformation wurde das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M. weiterer Gebiete beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1648) einige früher verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am 1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den Forstmeister von Gelnhausen erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss Kinzighausen zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er etwa zu dieser Zeit auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des Amts Kronberg im Taunus etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit 400000 Einwohnern und 1,4 Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt (11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25 Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau) (Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster), die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten [Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst (1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde 1821 Suffragan der Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946 erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14, 132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C., Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg. v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913; Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.; Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915; Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792), 1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f. 1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit im Spannungsfeld von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11. bis 15. Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau, Nassauische Annalen 96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert, 1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990; Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131; Heinemeyer, K., Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355 Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom hohen Mittelalter bis zum Ende der Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Memmingen (Reichsstadt). Das (erstmals 1099 bzw.) 1128 genannte M. (Mammingin) wurde von Herzog Welf VI. von Bayern an der Kreuzung der Straßen von Salzburg in die Schweiz und von Ulm zu dem Fernpass nahe einer römischen Siedlung (Viaca, Cassiliacum?) gegründet (oder ausgebaut). Vermutlich vor 1180 wurde es Stadt. 1191 kam es an die Staufer. Vor 1286 wurde es Reichsstadt (1268?) und erhielt 1286 das Stadtrecht Überlingens, 1296 Ulms. In den seit 1398 zunächst vom städtischen, aus der Teilung des Kreuzherrenklosters 1365 hervorgegangenen Unterhospital erworbenen Gütern erlangte M. bis 1749 (Beilegung des Streites mit der Reichslandvogtei Oberschwaben) die Landesherrschaft. Seit 1522 wendete es sich der Reformation zu. Es zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam es mit seinen 12 Dörfern, 2 Quadratmeilen Gebiet und 12000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 14; Wallner 688 SchwäbRK 57; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 219ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Braun, W., Amtlicher Führer durch Memmingen und Umgebung, 2. A. 1949; Breuer, T., Stadt und Landkreis Memmingen, 1959; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer Atlas von Bayern, Schwaben 4; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., Bd. 1 1992; Kießling, R., Memmingen, LexMA 6 1992, 509; Friess, P., Die Außenpolitik, 1993; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., 1997. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Metz (Hochstift, Fürstbistum, Residenz). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz (u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte. Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870 zum ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter, die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a. [1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller], Maursmünster, Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders durch Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert stark zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von Leiningen, weitere Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der Bischof Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand des Hochstifts, dessen wichtigste Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm, Vic und Metz waren. 1551 sprachen die protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen Reichskreis zählende Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Im 18. Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die bischöflichen Lehnsherrschaften Helflingen (Helfedange), Habudingen (Habondange) und Hingsingen (Hinguezange), die Herrschaften Lagarde (La Garde), Türkstein und Chatillon, die Grafschaft Rixingen, die Kastellaneien Rémilly, Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers. In den Wirren der französischen Revolution von 1789 ging das Bistum unter, wurde aber 1801 mit veränderten Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum Besançon unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G., La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz, Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970; Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la Moselle, 1980; Histoire de Metz, 1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz, LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 463. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mühlheim (an der Donau) (Herrschaft). 790 wird M. am Platz einer römischen Siedlung erstmals erwähnt. Die Neugründung durch die Grafen von Zollern (Hohenzollern) vor 1241 wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1391 mit Bronnen, Kolbingen, Beuron, Irndorf, Buchheim, Worndorf, Königsheim, Mahlstetten, Böttingen und Stetten sowie der Vogtei über Kloster Beuron an die Herren von Weitingen und von diesen 1409 samt Nendingen an die Herren von Enzberg verkauft wurde. Seit 1544 stand vertraglich die hohe Obrigkeit der Grafschaft Hohenberg und damit Habsburg/Österreich zu. 1806 kam die Herrschaft Enzberg an Württemberg und damit M. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909; Blessing, E., Mühlheim an der Donau, 1985. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war seit dem 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken über die Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim mit Stauf in der Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie erbte 1527 die Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft Lahr-Mahlberg (Lahr) von den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut die Linie N. Diese teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis 1728), N. und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus und vererbte ihre Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen große, zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000 Einwohnern an Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die Grafschaft Saarbrücken durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an Preußen, das es seiner Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945 bis 1957 unterstanden die Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg, A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.; Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 31, 40. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neuburg (Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum, Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der Bayern in der Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem Geographen von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz eines bis 801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10. Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern. 1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des räumlich nicht geschlossenen, aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns) gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg (Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein, Weiden, Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von Jülich-Kleve-Berg wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein gewonnen. 1614 wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und Neuburg-Hilpoltstein (1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim Erlöschen Neuburgs (Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande Neuburgs, Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw. Pfalz-Sulzbach auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, 1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nördlingen (Reichsstadt). Nach römischen und alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im Ries anlässlich der Übertragung an den Bischof von Regensburg. 1215 gewann König Friedrich II. durch Tausch N. für das Reich zurück. Vergeblich versuchten die Grafen von Oettingen und die Herzöge von Bayern die Herrschaft zu erlangen. Spätestens 1290 (Stadtrecht) ist N. als Stadt bezeugt. In der Folge war es Reichsstadt (1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es sich der Reformation an. Es gehörte dem schwäbischen Reichsstädtekollegium und dem schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam es mit 7000-8000 Einwohnern und 1,5 Quadratmeilen Gebiet (Enkingen, Teile von Nähermemmingen und Herkheim, Goldburghausen, Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder 210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner, K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte, 1965; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung einer Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine bürgerliche Reformation: Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt Nördlingen, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling, R., Nördlingen, LexMA 6 1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation, 1998. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6. Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192 kamen die Güter an die Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck, 1216 die Herrschaft Wels, 1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft Linz, erwarben. Seit 1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der Babenberger und der Lösung der Verbindung des Traungaus mit der Steiermark durch König Ottokar von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und gerichtliche Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg (1282) kam 1289 das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg (bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg, Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von 1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von Bayern für O. erworben. Das früh verbreitete Luthertum wurde durch die Gegenreformation beseitigt. 1554/1559 setzte sich das Fürstentum Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich unter der Enns (Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen Neuzeit als (Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich bezeichnet. 1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779 fiel das Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern verlorene Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von 1849 bis 1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O. bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff. 1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.; Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.; Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O., Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs, 1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Strätz, H., 1990; Oberösterreichische und kaiserliche Zentralbehörden bis 1752, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2014. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oberstein (Reichsherrschaft) (seit 1933 Idar-Oberstein). Das vielleicht 1075 als Steyn erwähnte O. (in Idar-Oberstein) war Hauptort einer kleinen Reichsherrschaft der Herren von O., die am Ende des Heiligen Römischen Reiches zu den nicht eingekreisten Reichsteilen gehörte. 1197 wurde die Herrschaft geteilt. Die Güter der 1270 erloschenen jüngeren Linie kamen an die Herren von Daun, die Güter der älteren Linie an das Erzstift Trier (als Lehnsherren) und die Linie Daun-Oberstein. Nach dem Erwerb der Grafschaft Falkenstein durch Daun-Oberstein kam O. zu Falkenstein, wurde 1554 aber wieder verselbständigt. 1642 gelangte es an Daun-Broich, 1680 an die Grafen von Leiningen-Heidesheim. 1766 zogen beim Aussterben der Grafen Nassau-Saarbrücken (Nassau) und Lothringen ihre Lehnsgüter ein. Die verkleinerte Herrschaft O. wurde bis 1774 vom Erzstift Trier mit einem Drittel und den Grafen von Limburg-Styrum mit zwei Dritteln gemeinschaftlich, danach von Trier allein verwaltet. 1794 wurde sie von Frankreich erobert. 1815 kam das Gebiet der Herrschaft an Preußen. 1817 wurde es Teil des neugegründeten oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld. 1937 fiel es wieder an Preußen. Seit 1946 gehört es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500f.; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K., 1961; Duckwitz, G., Kleinstädte an Nahe, Glan und Alsenz, 1971; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O., Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky, E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2. A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. 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Grass, N., 1979, (in) Introduction bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v. Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10. A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz, F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ostpreußen (Landschaft, [Teil des] Herzogtum[s], Gebiet, Provinz). Das Gebiet zwischen Weichsel- und Memelmündung wurde in der Jungsteinzeit von Jägern und Fischern besiedelt. Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. bewohnten es die Goten, später die baltischen Pruzzen, deren im 10. Jahrhundert erstmals genannter Name (um 965 Brus) auf das Siedlungsgebiet übertragen wurde. Um 1225 wandte sich der polnische Herzog Konrad I. von Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen und übertrug ihm als Lohn das Kulmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulm, Kulmerland) und alle noch zu erobernden pruzzischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes abgeschlossen. Die Niederlage gegen Polen in der Schlacht von Tannenberg (1410) schwächte den Deutschen Orden, der zwischen 1231 und 1410 93 Städte und etwa 1400 Dörfer gegründet hatte, sehr. 1466 wurde er auf den östlichen Teil Preußens ohne das Ermland beschränkt. Der verbliebene Ordensstaat war vom Heiligen Römischen Reich getrennt und musste die Oberhoheit Polens anerkennen. 1525 wurde der Ordensstaat unter dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach in das erbliche, unter Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum Preußen, in dem 1544 die Universität Königsberg gegründet wurde, umgewandelt. Dieses wurde 1618 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit befreit. 1701 wurde es als einziges voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg zur Keimzelle des Königreichs Preußen, indem Kurfürst Friedrich sich selbst zum König in Preußen krönte. Der Name O. für das Herzogtum Preußen setzte sich amtlich erst durch, als 1772 Westpreußen (Pomerellen bzw. Pommerellen) bei der ersten Teilung Polens mit dem Königreich Preußen vereinigt wurde. Das Ermland kam zu O., Marienwerder zu Westpreußen. Beide Provinzen wurden 1815 getrennt, von 1824 personal und 1829 real bis 1878 zur Provinz Preußen vereinigt und dann wieder getrennt. 1919/1920 kam das Gebiet um Soldau zu Polen, das Memelgebiet an die Alliierten und 1923 faktisch an Litauen. Danzig wurde Freie Stadt. Das restliche Westpreußen wurde O. angefügt. 1939 wurde das Memelgebiet von Litauen zurückerzwungen, wurden Westpreußen und Danzig zurückerobert und damit wurde O. wieder mit dem Reich verbunden. 1945 wurde der nördliche Teil O. unter die Verwaltung der Sowjetunion, der westliche Teil unter die Verwaltung Polens gestellt, die ansässige deutsche Bevölkerung fast vollständig ausgesiedelt. 1990 kam das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an die Sowjetunion bzw. Polen.
L.: Goldbeck, J., Königreich Preußen, Teil 1 1785, Neudruck 1975ff.; Horn, A., Die Verwaltung Ostpreußens seit der Säkularisation (1525-1875), 1890; Heim, M., Geschichte der ostpreußischen Landschaft 1788-1888, 1938; Dehio, G./Gall, E., Deutschordensland Preußen, 1952; Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße, hg. v. Schieder, T., Bd. 1f. 1953; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Schumacher, B., Wege und Wirkungen ostpreußischer Geschichte, 4. A. 1959; Dönhoff, M. Gräfin, Namen, die keiner mehr nennt. Ostpreußen, Menschen und Geschichte, 1962; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, Bd. 1 2. A. 1962, 2 1964, Ergänzungsbände; Ost- und Westpreußen. Handbuch der historischen Stätten, hg. v. Weise, E., 1966; Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a. 1968ff.; Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 bis 1945, Reihe A, Preußen I: Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Gause, F., Geschichte des Preußenlandes, 1986; Ambrassat, A., Die Provinz Ostpreußen, 1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Neuschäffer, H., Das Königsberger Gebiet, 1991; Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg.v. Opgenoorth, E., Bd. 2, 1 1994; Kibelka, R., Ostpreußens Schicksalsjahre, 2000; Mast, P., Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen, 2000; Kulturgeschichte Ostpreußens in der frühen Neuzeit, hg. v. Garber, K. u. a., 2001; Kossert, A., Ostpreußen, 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pettau (Mark). Nach älteren Siedlungsspuren erscheint in römischer Zeit das Legionslager Poetovio an der Drau. Im Frühmittelalter war der Ort ein Mittelpunkt der Herrschaft Salzburgs im Draugebiet. Die Mark P. mit dem Vorort Marburg ist vielleicht im 11. Jahrhundert entstanden. Herren von P., die vergeblich Herrschaft, Burg und Stadt zu gewinnen versuchten, erloschen 1438. Nach einem Verzicht der Schaunberger (1445) unterstand P. uneingeschränkt Salzburg. 1555 kam das Gebiet zur Steiermark, 1918 zu Jugoslawien (Ptuj), 1991 zu Slowenien.
L.: Wolff 28; Die mittelalterlichen Stiftsurbare der Steiermark, hg. v. Pirchegger, I., Bd. 1: Seckau, Pettau, hg. v. Pirchegger, I./Roth, B./Sittig, W., 1955; Saria, B., Pettau, Entstehung und Entwicklung einer Siedlung im deutsch-slowenischen Grenzraum, 1965; Pickl, O., Der Funktionswandel der Stadt Pettau, 1985; Hödl, G., Pettau, LexMA 6 1993, 1989; Kranjc, J., Die Einflüsse des römischen Rechts auf das Statut von Ptuj (Pettau), FS K. Kroeschell, 1997, 545; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pfedelbach (Herren, Herrschaft). Am römischen Limes wird 1037 erstmals P. im Stiftungsbrief für Kloster Öhringen erwähnt. Seit 1270 nannten sich Herren von P. nach ihm. Ihre Güter fielen 1433 durch Heirat an die Herren von Adelsheim und 1472 durch Verkauf an die Hohenlohe. 1551/1555 kam P. an Hohenlohe-Waldenburg. 1615 wurde es Sitz der Linie Hohenlohe-Pfedelbach, die 1728 bei ihrem Aussterben von Hohenlohe-Bartenstein beerbt wurde. Über Württemberg kam P. 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Pfedelbach.
L.: Wolff 119. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Piacenza (Stadtkommune). P. nahe dem mittleren Po wurde 218 v. Chr. am nördlichen Endpunkt der römischen Via Aemilia als Colonia Placentina, Placentia, gegründet. Seit dem 4. Jahrhundert war es Sitz eines Bischofs. Im 6. Jahrhundert fiel es an die Langobarden, 724 an die Franken. 996/997 verlieh Kaiser Otto III. den Ort dem Bischof. Am Ende des 11. Jahrhunderts wurde P. Stadtkommune (Konsuln 1126). Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte P. dem lombardischen Städtebund an. 1313/1336 kam es an die Visconti von Mailand, erlangte aber mehrfach zeitweise republikanische Selbständigkeit. 1512 fiel es an den Kirchenstaat, unter dem es 1545 dem Herzogtum Parma und Piacenza zugeteilt wurde. 1860 kam es an Sardinien, 1861 an Italien. S. Parma und Piacenza.
L.: Cerri, L., Piacenza ne’suoi monumenti, 1908; Ottolenghi, E., Storia di Piacenza dalle origini sono all’anno 1918, 1947; Panorami di Piacenza, hg. v. Nasalli Rocca, E., 1955; Storia di Piacenza, Bd. 1f. 1984ff.; Il registrum Magnum, hg. v. Falconi, E. u. a., Bd. 1ff. 1984ff.; Racine, P., Piacenza, LexMA 6 1993, 2123; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Storia della diocesi di Piacenza, hg. v. Ceriotti, L. u. a., 2004. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587 konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.) B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v. Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal, 1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog); Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi, G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte, in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs - erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds - erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -, Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims - unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte, gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934 wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd. 1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen, J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff. 2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A. 1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica, Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989; Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903; Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908; Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E., Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme 1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller, G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in) Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen. Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F. Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger, H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines Staates, 1966; Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966; Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a., Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f. Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H., Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven, F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971; Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v. Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975; Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A. 1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer, hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie, 1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte. Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia), 1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung, 1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter, 1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871 und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H., Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v. Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004; Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski, M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E., Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Provence (Grafschaft, Landschaft). Das ursprünglich von Kelten und Ligurern bewohnte Gebiet zwischen Mittelmeer, Rhone, Var und Alpen wurde 121 v. Chr. zur römischen Provinz Gallia transalpina, Gallia Narbonensis, die als älteste römische Provinz in Gallien bald nur noch provincia hieß. 470/477 kam sie an die Westgoten (bis 507), 509 an die Ostgoten und 536/537 an die Franken. 843 gelangte sie zum Mittelreich Kaiser Lothars I. Von 855 bis 863 fiel sie an Lothars I. Sohn Karl, 879 an Boso von Vienne (Königreich Niederburgund, bis 933 mit Hauptstadt Arles), 934 an Hochburgund und damit 1032 an das Deutsche Reich, dem sie trotz etwa der noch 1365 in Arles erfolgten Krönung Karls IV. immer nur lose angehörte, auf das sie aber zeitweise einen nicht unbeträchtlichen kulturellen Einfluss ausübte. Tatsächliche Herren waren die Grafen von Arles (nach 974 Markgrafen), deren Grafschaft P. 1112 dreigeteilt wurde und in dem südlich der Durance gelegenen Teil an die Grafen von Barcelona, eine Seitenlinie des Hauses Barcelona-Aragón kam. 1246 fiel die Grafschaft durch Heirat an Karl von Anjou, 1382 an das jüngere Haus Anjou und 1481 an Frankreich, das die P. ab 1660 wie eine französische Provinz verwaltete und nach 1789 in Departements auflöste. Lediglich östliche Randgebiete um Nizza (u. a. Monaco) unterfielen anderen Herren und verblieben so beim Heiligen Römischen Reich. Die 1053/1112 verselbständigte, nördlich der Durance gelegene Grafschaft Forcalquier kam 1209 zur Grafschaft P. zurück. Die Markgrafschaft P. um Avignon gelangte von den Grafen von Toulouse im Zuge der Ketzerkreuzzüge allmählich an den Papst (1274). Hiervon verselbständigte sich im Norden das Fürstentum Orange/Oranien und kam über Nassau-Oranien durch Annexion 1713 an Frankreich. Der verbleibende, allmählich schrumpfende Rest des päpstlichen Kirchenstaates (Comtat Venaissin) fiel 1791 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Poupardin, R., Le royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901; Fornery, J., Histoire du Comté venaissin et de la ville d’Avignon, Bd. 1ff. 1909; Bourilly, V./Busquet, R., La Provence au moyen âge 1112-1481, 1924; Tournadre, G. de, Histoire du comté de Forcalquier, 1930; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933; Busquet, R., Histoire de la Provence, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Histoire de la Provence, hg. v. Baratier, E., 1969; Baratier, E. u. a., Atlas historique: Provence, Comtat Venaissin, principauté de Monaco, principauté d’Orange, comté de Nice, 1969; Baratier, E., Documents de l’histoire de la Provence, 1971; Forbin, M. de, L’Union de la Provence à la France, Mem. Acad. Vaucluse 1981, 19ff.; La Provence des origines à l’an mille, hg. v. Février, P., 1989; Schottky, M./Coulet, N., Provence, LexMA 7 1994, 275; Keck, C., Die Provence in der späteren Stauferzeit, 1996; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II., 1999; Aurell, M. u. a., La Provence au Moyen Âge, 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rath, Rhade (Herrschaft). Die in der Eifel gelegene Herrschaft R. bei Mechernich gehörte den Grafen von Nesselrode. Sie zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. Ihr Gebiet kam über Preußen (1815) 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 499; Oidtman, E. v., Der ehemalige Rittersitz Rath, auc Marschallsrath genannt, bei Mechernich, Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 80 (1898). (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ravenna (Erzstift, Exarchat), mhd. Raben. Vermutlich seit dem 2. Jahrhundert war R. an der Adria Sitz eines 344 erstmals bezeugten Bischofs (430 Erzbischofs). Am Ende Westroms erhoben Kaiser Honorius (402), Odoaker und die folgenden Gotenkönige R. zur Hauptstadt. 552 wurde es Sitz des oströmischen Statthalters (Exarchen) in Italien, 754 übertrug der fränkische König Pippin der Jüngere dem Papst den 751 von den Langobarden eroberten Exarchat. Otto der Große verbriefte zwar dem Papst den Exarchat erneut, unterstellte ihn mindestens zum größten Teil aber kaiserlicher Verwaltung. Erst König Otto IV. gab diese Rechte auf. König Rudolf von Habsburg verzichtete insgesamt auf den Kirchenstaat. 1278 unterwarf sich R. dem Papst. Von 1443 bis 1509 unterstand R. Venedig und von 1797 bis 1815 Frankreich. Mit dem Kirchenstaat kam R. 1860 zu Sardinien bzw. zu Italien (1861).
L.: Goetz, W., Ravenna, 2. A. 1913; Ravenna in età veneziana, hg. v. Bolognesi, D., 1986; Storia di Ravenna, hg. v. Susini, G. u. a. Bd. 1ff. 1990ff.; Vasina, A., Ravenna, LexMA 7 1994, 481; Pierpaoli, M., Cronologia Ravennate, 1999; Le carte del decimo secolo nell’archivio arcivescovile di Ravenna, Bd. 1 hg. v. Benericetti, R., 1999; Le carte Ravennati del secolo undicesimo, Bd. 6 hg. v. Benericetti, R., 2010. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Reuß (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Die einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen Herren von Weida, die von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht abstammten, um 1180 mit der Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut wurden und vermutlich schon vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den Titel Vogt (advocatus) führten, der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als Vogtland (mit Weida, Plauen, Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma, Hof, Ronneburg u. a.) begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida (bis 1531/1535), die Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen. Die Vögte von Plauen teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von Plauen. Die ältere Linie der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen die Burggrafschaft Meißen und damit die Reichsfürstenwürde erhielt und den Titel auch nach dem Verlust der Burggrafschaft Meißen fortführte, erlosch 1572. Die jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem 1292/1294 verstorbenen Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin König Daniels von Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R. nannte, begründet. Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492 Zeulenroda. Insgesamt gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die aus einem südlichen, bei weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil bestanden. 1535 wurde die Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach dem Verlust aller böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere Linie Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und Burgk [Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand (wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz) bzw. 1790 (Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz unterteilte sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk (Reuß-Burg) und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den sich seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz (1768). Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg [Längenberg], 78 Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg), Reuß-Schleiz (mit Schleiz, Tanna und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie Reuß-Lobenstein, das 1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg (bis 1711), Reuß-Lobenstein (mit Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und Reuß-Ebersdorf (mit Ebersdorf) (bis 1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen die Güter zur einen Hälfte an Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch gelangten sie später überwiegend an Reuß-Schleiz. 1807 traten alle reußischen Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie) schloss sich nach dem Untergang des Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung und trat 1871 dem Deutschen Reich bei. Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das 1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein dieses beerbte, vereinigten sich nach Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 Preußen an. 1902 übernahm Reuß jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das 1927 überhaupt ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R. jüngere Linie, seit 1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317 Quadratkilometer, 827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde die Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land Thüringen kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber wieder begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rheda (Herrschaft). Die um R. (Burg im 11. Jahrhundert?) an der Ems südwestlich Bielefelds gebildete Herrschaft kam nach 1190 erbweise von den um 1170 erscheinenden Herren von R., die das Freigericht bei R. und die Vogtei über die Klöster Freckenhorst und Liesborn hatten, an Bernhard II. zur Lippe. 1365 fiel sie über die Erbtochter an die Grafen von Tecklenburg. Durch Heirat Everwins III. von Bentheim (1562) kam die Herrschaft R. wie Tecklenburg 1557 an die Grafen von Bentheim. 1565 gewannen die Grafen nach langem Grenzstreit die Herrschaft über das vorher fürstbischöflich-osnabrückische Gütersloh. 1606/1609 fiel R. der Linie Bentheim-Tecklenburg(-Rheda) zu. Diese erbte 1618 die Grafschaft Limburg, verlor aber um 1700 Tecklenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte R., für das die Inhaber 1770 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium beantragten, mit einem Gebiet von 3 Quadratmeilen (160 Quadratkilometer, 1786 mit 9674 Einwohnern, Kirchspiele Rheda, Clarholz, Herzebrock, Gütersloh, Lette) zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. 1808 wurde R. dem Großherzogtum Berg einverleibt. 1813/1815 kam R. an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Das Grafenhaus gewann 1817 den Fürstenstand in Preußen.
L.: Wolff 495; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Eickhoff, H., Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart, 1921; Richter, H., Chronik der Stadt Gütersloh, 1933; Aders, G., Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelingshoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln, 1977; Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 500; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzstadt, 2006. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rheinisches Reichsprälatenkollegium sind die im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches gemeinsam eine Kuriatstimme führenden Prälaten (Reichsfürsten) von Kaisheim, (Ballei) Koblenz, (Ballei) Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund), Odenheim und Bruchsal (Odenheim), Werden, (Augsburg, Sankt Ulrich und Afra in) Augsburg, (Isny, Sankt Georg in) Isny, Kornelimünster, (Regensburg, Sankt Emmeram zu) Regensburg, Essen, Buchau, Quedlinburg, Herford, Gernrode, (Regensburg, Niedermünster in) Regensburg, (Regensburg, Obermünster in) Regensburg, Burtscheid, Gandersheim und Thorn.
L.: Zeumer 552 II a, 37; Reichsprälat. Staatsrecht, hg. v. Held, W., 1782ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Richold (reichsunmittelbare Herrschaft), niederländ. Rijckholt. Am Anfang des 14. Jahrhunderts trennte sich von Gronsfeld bzw. Gronsveld südöstlich von Maastricht im Herzogtum Limburg die aus Burg und Dorf R. bestehende Herrschaft R. ab. 1496 wurde sie von ihren Schöffen zum sog. Sonnenlehen erklärt. Im 16. Jahrhundert wurde sie zur Baronie erhoben. Die vielfach den Besitzer wechselnde Herrschaft gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. 1806 verlor sie durch Frankreich die Selbständigkeit. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg (Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 498. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Riga (Reichsstadt, Residenz des Deutschen Ordens). R. an der Düna wurde 1201 von Bischof Albert auf dem Gelände einer baltischen Siedlung gegründet. Übernommen wurde das Recht der Deutschen auf Gotland, später das Recht Hamburgs. 1282 trat die Stadt der Hanse bei. Von 1330 bis 1366 unterstand sie dem Deutschen Orden, danach den Erzbischöfen von R. 1561 wurde R., das zu dieser Zeit etwa 12000 Einwohner (davon zwei Drittel Deutsche) gehabt haben dürfte, nach dem Untergang des livländischen Ordensstaates freie Reichsstadt, huldigte aber 1581/1582 Polen und schied damit aus dem Reich aus. Von 1621 bis 1710 gehörte es nach Eroberung zu Schweden, danach zu Russland, verlor die alte deutsche Verfassung aber erst 1889. Von 1918 bis 1940 war R. Hauptstadt der Republik Lettland, die 1989/1991 mit der Hauptstadt Riga wiederbegründet wurde.
L.: Mettig, C., Geschichte der Stadt Riga, Riga 1897; Wittram, Zur Geschichte Rigas, 1951; Lenz, W. jun., Riga zwischen dem Römischen Reich und Polen-Litauen in den Jahren 1558-1582, 1968; Die Hanse und der deutsche Osten, hg. v. Angermann, N. 1998; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7 1995, 844; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 488; Riga, hg. v. Oberländer E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg. v. Misans, I. u. a., 2005. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11. Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299 Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des Königshofs, 1359 Erwerb des Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519 bis 1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594 ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf, Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen [Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4 Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil, 1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963; Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f. 1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7 1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sankt Pölten (Bistum). S. geht auf ein im Gebiet des römischen municipium Cetium (erste Hälfte des 2. Jahrhunderts) um 800 (?) von Tegernsee aus gegründetes Kloster (11. Jahrhundert Kollegiatstift, um 1081 Augustinerchorherren) zurück. Seit etwa 1120 hatten die Babenberger die Vogtei über das Eigenkloster des Bischofs von Passau. Seit 1494 galt die Stadt Sankt Pölten als den Herzögen von Österreich gehörig. Am 28. 1. 1785 wurde an Stelle des aufgehobenen Bistums Wiener Neustadt das Bistum S. errichtet.
L.: Wolff 26; Kerschbaumer, A., Geschichte des Bistums Sankt Pölten, 1875/1876; Wodka, J., Das Bistum Sankt Pölten, 1950; Schragl, F. Geschichte der Diözese St. Pölten, 1985; Beiträge zur Geschichte der Diözese Sankt Pölten, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N.F. 52 (1986); Gutkas, K., Sankt Pölten, LexMA 7 1995, 1194f. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schönau (reichsunmittelbare Herrschaft). Die Herrschaft S. bei Aachen war am Ende des 18. Jahrhunderts nicht eingekreister Reichsteil des Heiligen Römischen Reiches. Sie bestand nur aus einem Haus und einigen hundert Morgen Landes ohne Untertanen. 1759/1764 erzwang die Pfalz als Herzog von Jülich vom sie innehabenden Herren von Blanche die Anerkennung der Landeshoheit Jülichs. 1815 kam S. zu Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 498. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530 entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z. B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder waren (um 1795) das Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.) Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg, Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein), die Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil, Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769 wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit 1747 wegen Eberstein), Fugger (seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen Justingen), Traun (seit 1654 wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen Bonndorf), Stadion (seit 1708 wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen (seit 1710/1711 wegen Geroldseck [Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727 wegen Eglingen), Sinzendorf, Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737), Colloredo (seit 1653/1741), Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752), Neipperg (seit 1766), Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff (seit 1779) und Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) 1806 löste sich das schwäbische Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag dem Corpus Catholicorum zugerechnet wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Slowenien (Republik). Das Gebiet östlich der oberen Adria wurde im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts war es Teil des fränkischen Reiches bzw. des deutschen (römisch-deutschen) Reiches (Heiligen römischen Reichs) (Kärnten, Steiermark, Görz, Krain). Seit 1848 forderten die slawischsprachigen Bewohner eine besondere Verwaltungseinheit innerhalb Österreichs. 1918 löste sich der slowenische Nationalrat von Österreich. Die an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gefallenen Teile von Krain, Kärnten und Steiermark bildeten mit Teilen Ungarns (Prekmurje, Übermurgebiet) das Verwaltungsgebiet S. 1920 kam das westliche Innerkrain an Italien. 1941 wurde Oberkrain (ohne Laibach) mit den ehemals kärntnerischen und steirischen Gebieten dem Deutschen Reich, Unterkrain mit Laibach Italien und das Übermurgebiet Ungarn zugeteilt. Nach 1945 wurde S. um Teile Julisch-Venetiens vergrößert in Jugoslawien wiederhergestellt. 1991 löste es sich von Jugoslawien ab.
L.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Steindorff, L./Stih, P., Slovenen, LexMA 7 1995, 2008f.; Griesser-Pečar, T., Das zerrissene Slowenien 1941-1946, 2003; The Land Between, hg. v. Luthar, O., 2008. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Spanien (Land, Königreich). In der ehemaligen römischen Provinz S. gründeten nebeneinander und nacheinander Vandalen (409-429), Sweben (409-585) und Westgoten (ab 415) Reiche, bis seit 711 die Araber auf einen Hilferuf einer westgotischen Gruppe von Süden vordrangen. Gegen diese richtete König Karl der Große seit 795 die spanische Mark ein, die bis Barcelona und Pamplona reichte und einem selbständig werdenden Markgrafen unterstand. Zugleich erhielt sich in S. ein Königreich Asturien, von dem aus später die Araber wieder zurückgedrängt wurden (Reconquista). Im 10./11. Jahrhundert entstanden dann als christliche Herrschaftsgebiete die Königreiche von Aragon und Kastilien. Alfons X. von Kastilien, Sohn einer Tochter Philipps von Schwaben, begehrte 1255 das Herzogtum Schwaben und 1257 die deutsche Königskrone. Peter III. von Aragon erlangte als Schwiegersohn des Staufers Manfred 1282 Sizilien. Aragon erwarb weiter 1324 Sardinien und 1442 das Königreich Neapel, Kastilien eroberte 1236 Cordoba, 1248 Sevilla und 1262 Cadiz. 1469 heiratete Isabella von Kastilien († 1504) Ferdinand II. von Aragon († 1516). Gemeinsam gewannen sie 1492 die letzte arabische Herrschaft auf spanischem Boden in Granada. 1495 heiratete der spanische Kronprinz Juan die Tochter (Margarete) König Maximilians und der Sohn (Philipp) König Maximilians die spanische Prinzessin Juana (Johanna). 1504 wurde Philipp König von Kastilien. 1516 erwarb sein Sohn Karl (V.) Aragon. 1519 wurde er zum deutschen König gewählt, so dass S. samt seinen Kolonien mit dem Reich in Personalunion trat. 1526/1556 wurden die Güter aufgeteilt, wobei die italienischen und burgundischen Güter an S. kamen. Deutsche und spanische Habsburger blieben aber durch dauernde Wechselheiraten eng verbunden. Beim Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kam es zum spanischen Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und dem Reich. Im Ergebnis fielen die spanischen Güter in Italien und den Niederlanden an Österreich, während Frankreich (Philipp von Anjou) S. und, nach dem polnischen Thronfolgekrieg (1733ff.) und dem österreichischen Erbfolgekrieg (1742ff.), Sizilien sowie Parma und Piacenza gewann.
L.: Ballester y Castell, R., Bibliografia de la historia de Espana, 1921; Schreiber, G., Deutschland und Spanien, 1936; Maunz, T., Das Reich der spanischen Großmachtzeit, 1944; Madariaga, S. de, Spanien. Land, Volk und Geschichte, 1983; Heine, H., Geschichte Spaniens in der frühen Neuzeit (1400-1800), 1984; Schröder, T., Spanien, 5. A. 2006; Christlicher Norden - Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011; Collins, R., Cliphs and Kings _ Spain 796-1031, 2014. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Straubing (Burg, Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz des Herzogs von Bayern). Auf älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im früheren keltorömischen Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der Bayern errichtet, die über den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken fiel. 1029 kam der Königshof von Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift Augsburg. Dessenungeachtet erhob der Herzog von Bayern 1218 den Ort zur Stadt. 1353 wurde diese Sitz des Herzogtums Straubing-Holland (bis 1425/1429, tatsächlicher Sitz in S. nur von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397). Danach kam S. an Bayern-München, in dem Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren Herzog Albrecht heimlich angetraute Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer ertränken ließ. 1535 löste S. die letzten grundherrschaftlichen Rechte Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.; Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968; Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W., 1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 566. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum), Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches von den Ostgoten besetzt und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König Karl der Große fasste nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer Lucca, Chiusi und Florenz in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an die Herren von Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft aufbauen, doch bildete sich bereits 1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn. 1197 wandten sich die Städte erneut gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II. vermochte die daraus sich ergebenden Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann der Übergang an Florenz (Medici). 1530 kam Florenz und damit die T. durch Kaiser Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici 1737 die Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I. von Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg, die Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer Seite gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt) sowie die in den Bistümern Salzburg und Passau gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Dazu kam das Bistum Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels bzw. Spalt, Abenberg, Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden, die an Bayern fielen. 1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich und musste Ferdinand III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die Reichszugehörigkeit endete. 1815 kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III. zurück. 1860 wurde durch Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen abgesetzt und T. dem Königreich Italien (1861) einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd. 1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992; Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n. Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius). 475 wurde sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503, Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv 1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12. Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008; Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe von Trier, hg. v. Anton, H., 2015ff. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Trier (freie Reichsstadt). 16-13 v. Chr. oder kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer ohne vorangehende Siedlung der Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000? Einwohner, Stadtmauer) und wurde Hauptort der Provinz Belgica sowie in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie von den Franken zerstört, vor allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000 Einwohnern wieder zur größten römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475 wurde sie von den Franken erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der Bauten fortbenutzt. 902 erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV. der Stadt Freiheiten, die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen. Im 15. Jahrhundert gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so weit zu lockern, dass sie als freie Reichsstadt angesehen werden konnte. Um 1580 wurde ihr allerdings die Reichsunmittelbarkeit abgesprochen und sie zur kurfürstlichen Landstadt erklärt. Von 1794 bis 1814 war T. unter der Herrschaft Frankreichs, 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848), 24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien, bearb. v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte, Bd. 1 Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die Trierer Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308 Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.; Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für Vermessungswesen, Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum, Trier, hg. v. Bracht, W., 1972; Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters, 1984; Anton, H., Trier im frühen Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg. v. Düwell, K., 1988; Aufklärung und Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jahrhundert, hg. v. Franz, G., 1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H., u. a., 1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996, 991ff.; Brommer, P., Die Ämter Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 619; Clemens, G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Morscheiser-Niebergall, J., Die Anfänge Triers, 2009. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Triest (Stadt, reichsunmittelbare Stadt Österreichs, Kronland). Die seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert römische Stadt Tergeste wurde 178 v. Chr. mit dem römischen Istrien verbunden. Seit dem 6. Jahrhundert war sie Bischofssitz. 787/788 kam sie zum fränkischen Reich. Im Mittelalter gewann sie Selbständigkeit gegenüber dem Bischof, der die Stadtherrschaft im 10. Jahrhundert (948) gewonnen hatte, gelangte aber 1202 durch Vertrag an Venedig. 1382 schloss sie sich nach wechselnden Herrschaftsverhältnissen Habsburg an. 1797, 1805 und 1809 besetzte, Frankreich die Stadt. 1809 wurde sie an die illyrischen Provinzen Frankreichs gegeben, kam aber 1814 an Österreich zurück, das sie 1815 seinem Königreich Illyrien zuteilte, 1818 in den Deutschen Bund aufnehmen ließ, 1849 - um der italienischen Unabhängigkeitsbewegung entgegenzukommen - zur reichsunmittelbaren Stadt erklärte und 1867 mit seinem Umland zu einem eigenen Kronland erhob. Am 31. 10. 1918 wurde T. von Italien besetzt und ihm 1919 abgetreten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von den Alliierten besetzt. 1945 sollte es internationaler Freistaat werden (1947 Territorio Libero di Trieste, mit 831 Quadratkilometern und 371000 Einwohnern), wurde aber 1954 an Italien zurückgegeben. Sein zugehöriges Hinterland wurde zwischen Italien ([Zone A] im Norden und Westen) und Jugoslawien ([Zone B] im Süden) aufgeteilt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Tamaro, A., Storia di Trieste, Bd. 1f. 1924; Nepitello, S., Storia di Trieste, 1934; Zahorsky, A., Triest. Schicksal einer Stadt, 1962; Bloise, D. u. a., La magistrature cittadine, 1982; Cammarosano, P., Triest, LexMA 8 1996, 1003f.; Fogar, G., Trieste in guerra, 1999; Valdevit, G., Il dilemma Trieste, 1999; Sluga, G., The Problem of Trieste and the Italo-Yugoslav Border, 2001. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Utrecht (Herrschaft, Niederstift). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6. Jahrhunderts bezeugten Kirche spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das Köln unterstellte Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde zugleich Mittelpunkt einer Herrschaft U., die dem Bischof zustand (Niederstift U.). 1528/1529 trat Bischof Heinrich von Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V. ab. Dieser vereinigte das Niederstift 1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579 trat das Niederstift als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede [Wyk by Duurstede], Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. Unter der Herrschaft Frankreichs bildete es mit einem Teil Hollands das Département Zuiderzee, kam 1815 aber wieder als eigene Provinz an das Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909); Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Utrecht (Hochstift, Herrschaft, Oberstift, Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024 die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen, danach weitere Güter und Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau), Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U. im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw. Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und Cambrai). 1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des 18. Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923; Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943; Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M. van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991; Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 133. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Volterra (Stadtkommune). Im 7./6. Jh. v. Chr. entstand das etruskische Velathri, das später zum römischen Volaterrae wurde. Seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hatte dort ein Bischof seinen Sitz. Nach 774 n. Chr. wurde es Sitz eines Grafen. Im 11. und 12. Jahrhundert erhielt V. zahlreiche kaiserliche Privilegien und erlangte im 13. Jahrhundert die Freiheit von der Stadtherrschaft des Bischofs. 1361, endgültig 1472, fiel es an Florenz, das als Herzogtum 1737 an Österreich, 1801 zum Königreich Etrurien Frankreichs, 1808 zu Frankreich, 1814 an Österreich und schließlich 1859 zu Sardinien bzw. (1861) zu Italien kam.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) D3; Fiumi, E., Statuti di Volterra, 1951; Ferrini, P., Volterra, 1954; Volpe, G., Toscana medievale, 1964; Luzzati, M., Volterra, LexMA 8 1996, 1844. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wels-Lambach (Grafen). Nach der bei dem römischen Ovilava entstandenen, 776 belegten ursprünglich königlichen Burg Wels nannten sich Grafen, die 1091 mit Bischof Adalbero von Würzburg ausstarben. Ihre Güter, darunter das Kloster Lambach (1056), fielen an die Grafen von Formbach, die Grafen von Regau, die Otakare und das Hochstift Würzburg und um 1220 durch Kauf an die Babenberger. 1653 gab König Ferdinand IV. die Burgvogtei Wels an die Fürsten von Auersperg.
L.: Wolff 27; Meindl, K., Geschichte der Stadt Wels, 1878; Dungern, O. v., Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931; Tyroller, F., Die Grafen von Wels-Lambach, (in) Wegener, W., Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 1962ff.; Ebner, H., Wels-Lambacher, LexMA 8 1996, 2155. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wetterau (Landvogtei, Reichslandvogtei). Das Gebiet zwischen Taunus, Vogelsberg, Lahn und Main kam seit 15 n. Chr. unter römischen Einfluss und wurde um 85 in die Provinz Germania superior einbezogen. In der Mitte des 3. Jahrhunderts gaben die Römer es an Germanen (Alemannen, am Ende des 5. Jahrhunderts Franken) preis. Seit karolingischer Zeit erscheint dann die vom Fluß Wetter ausgehende Bezeichnung Wetter-eiba (2. Hälfte des 8. Jahrhunderts, Grafschaft gegen Ende des 9. Jahrhunderts, nach 840 bis 1036 in der Hand der Konradiner), die im 13. Jahrhundert durch W. ersetzt wurde. Nach 1036 zog der König die W. an sich. 1043 gab er einen Teil an Fulda. Anderes gelangte an die Ministerialen von Arnsburg bzw. Münzenberg. Daneben traten Grafen bzw. Herren von Nidda, Büdingen, Buchen-Hanau, Selbold-Gelnhausen, Solms, Nürings, Diez, Nassau, Katzenelnbogen und Eppstein hervor. Bereits Kaiser Friedrich I. Barbarossa versuchte unter Nutzung alter Rechte, das Gebiet als Reichsland zu gewinnen. Sein Enkel Friedrich II. bildete eine von König Rudolf von Habsburg nach 1273 erneut aufgegriffene Reichslandvogtei, welche die Reichsgrafschaften Isenburg, Hanau, Eppstein, Katzenelnbogen, Nassau, Solms, Leiningen, Ziegenhain, Wertheim und Wied, die Reichsganerbschaften Friedberg, Gelnhausen, Kalsmunt, Staden, Lindheim, Dorheim und Reifenberg (Reiffenberg) sowie die Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar in einem losen Rahmen zusammenschloss. Seit 1419 wurde das Amt des Reichslandvogts nicht mehr besetzt. Seine Aufgaben wurden teilweise von dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium wahrgenommen, das im 16. Jahrhundert Stimmrecht im Reichsfürstenrat gewann. 1803 kamen die einzelnen Herrschaften im Westen an Nassau und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen, im Osten an Hessen-Darmstadt und damit 1945 ebenfalls an Hessen.
L.: Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Alber, E., Kurze Beschreibung der Wetterau, 1550; Wettermann, O., Bericht von der Wetterau, 1608; Arnoldi, J., Aufklärungen in der Geschichte des deutschen Reichsgrafenstandes, 1802; Landau, G., Beschreibung des Gaues Wettereiba, 1855; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 23 Wedereiba, Wettereiba, Gau um die Wetter (Obererlenbach und Niedererlenbach bzw. Erlenbach, Seulberg bzw. Sahlburg, Trais-Horloff bzw. Traishorloff, Ostheim, Büdesheim); Uhlhorn, F., Grundzüge der Wetterauer Territorialgeschichte, Friedberger Geschichtsblätter 8 (1927); Mittermaier, F., Studien zur Territorialgeschichte der südlichen Wetterau, Mitt. d. oberhess. Geschichtsvereins N. F. 31 (1933); Glöckner, K., Das Reichsgut im Rhein-Maingebiet, Archiv f. hess. Geschichte N. F. 18 (1934); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 1068; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21, 29, 44, 92, III, 16, 25, 30, 31; Kropat, W., Reich, Adel und Kirche in der Wetterau, 1965; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968, 112; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Herrmann, F., Von der Vorzeit zum Mittelalter, 1989; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Schwind, F., Wetterau, LexMA 9 1998, 46; Geschichte von Wetterau und Vogelsberg, hg. v. Stobbe, R., Bd. 1 1999; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 525. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wien (Reichsstadt, Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs, seit 1611/1612 ständige Residenz der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach einer keltischen Siedlung Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten die Römer um 100 n. Chr. ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes Lager (im Bereich Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen zerstört und zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W. (Wenia). Diese fiel 1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu ihrem Hauptsitz ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt nach Köln. 1221 erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie reichsunmittelbar. 1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König Rudolf von Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie Bischofssitz innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723 Erzbischofssitz. Seit 1438/1439 wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn (1485-1490) allmählich Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (1800 etwa 231000 Einwohner), 1806 Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und 1918 Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien, 1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a., 1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien, LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v. Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624; Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wiener Neustadt (Stadt, Bistum, Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich). W. N. wurde kurz nach der Belehnung der Babenberger mit der Steiermark als Neustadt begründet (seit 1358 Wiener Neustadt). 1469 wurde es Sitz eines Bistums, das 1785 nach Sankt Pölten verlegt wurde. Zeitweilig war W. N. Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (2. Hälfte des 15. Jh.s).
L.: Wolff 26; Mayer, J., Geschichte von Wiener Neustadt, Bd. 1ff. 1924ff.; Reidinger, E., Wiener Neustadt, 1995; Csendes, P., Wiener Neustadt, LexMA 9 1998, 89; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 629. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zürich (Reichsstadt). Am Ort des römischen Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große neben einem Königshof das Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Die Reichsvogtei (Kastvogtei) hierüber kam 1098/1173 als Erbe der Grafen von Lenzburg (10. Jahrhundert) an die Herzöge von Zähringen. Mit deren Aussterben 1218 erlangte Z. Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König Rudolfs von Habsburg unterwarf Z. den umwohnenden Adel. Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte es das Fraumünster (Frauenmünster) und das Großmünster unter seine Herrschaft. 1291 schloss es ein erstes Bündnis mit Uri und Schwyz. Von 1313 bis 1336 verband es sich mit den Habsburgern. 1351 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Waldstätte an. Bald wurde es, begünstigt durch die Lage an der Straße vom Sankt Gotthard nach Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bereits im 14. Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches Herrschaftsgebiet am Zürichsee (Wädenswil 1342, Zollikon 1358, Küsnacht am Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil] 1385). Zwischen 1400 und 1415 erwarb es die Herrschaften am See Greifensee (1402), Grüningen (1408), Regensberg (1409), die Reichsgrafschaft Kiburg (Kyburg) (1424/1452) und ein Stück des östlichen Aargaus (Freiamt, Kelleramt, Steinhausen [1415], Andelfingen [1434]). In der Reichsmatrikel von 1521 wurde es nicht mehr geführt. Unter Zwingli setzte sich seit 1523 die Reformation durch. 1648 erlosch die Reichszugehörigkeit mit der übrigen Eidgenossenschaft der Schweiz. Seit 1712 übernahm Z. zusammen mit Bern wieder die 1531 verlorene Führung der Eidgenossenschaft. S. Zürich (Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli, J., Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Teile 2. A. 1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.; Dändliker, K., Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Bd. 1ff. 1908ff.; Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, 1932; Weiss, L., Verfassung und Stände des alten Zürich, 1938; Largiadèr, G., Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1943 ff; Kunz, E., Die lokale Selbstverwaltung in den zürcherischen Landgemeinden im 18. Jahrhundert, Zürich 1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich, 1951; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31, 32, Zurihgouwe, pagus Thuregum, Duricinum, Turegia provincia, ‚Zürichgau‘;) Karte des Kantons Zürich aus dem Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger, H. C., hg. v. Imhof, E./Winkler, E., 1967; Raiser, E., Städtische Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil. Hamburg 1969; Plattner, A., Die Herrschaft Weinfelden, 1969; Vogt, E./Meyer, E./Peyer, H. C., Zürich von der Urzeit zum Mittelalter, 1971; Dietrich, C., Die Stadt Zürich und ihre Landgemeinden während der Bauernunruhen von 1489 bis 1525, 1985; Zürich. Geschichte einer Stadt, hg. v. Schneebeli, R., 1986; Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 1 1995; Hürlimann, K., Zürich, LexMA 9 1998, 790; Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte 1218-2000, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich 2000; Koch, B., Neubürger in Zürich, 2002; Vonrufs, U., Die politische Führungsgruppe Zürich (1450-1489), 2002; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel und Rechtsordnung, 2005; Die Entstehung der neuen Zürcher Kantonsverfasssung, 2006; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 261. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei, Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zürich, Großmünster (Reichsstift). Am Ort des römischen Turicum gründete Karl der Große um 800 das Chorherrenstift Großmünster. Dieses stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge von Zähringen. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet es unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker am Großmünster und Frauenmünster, 1998. (held11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)