Suchtext: Reichsfürst
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Zeitliche Anfangsgrenze dieser neuen, erstmals vom Territorium ausgehenden Übersicht war dabei fast ausnahmslos das Jahr 1180, in welchem durch den Sturz Heinrichs des Löwen und die grundsätzliche Auflösung des Stammesherzogtums die Territorialisierung des Reiches unübersehbar eingeleitet wurde, so dass die etwa 500 für die Zeit bis 1100 bezeugten und zu etwa einem Drittel mit dem Wort -gau gebildeten Landschaftsbezeichnungen (Gaunamen) bisher grundsätzlich ebenso wenig berücksichtigt wurden wie die bereits für die Karolingerzeit erarbeiteten 42 hochadeligen Familien, obgleich beide wichtige Wurzeln für die Entwicklung vieler Länder gebildet haben dürften. Bei dieser (für die Artikelauswahl verwendeten) strikten zeitlichen Grenzziehung, in deren Umfeld sich zwischen 1150 und 1230 der Reichsfürstenstand augenfällig aussondert, wurde zwar keineswegs übersehen, dass die Bestimmung an Hand einer einzigen genauen Jahreszahl, welche ein Zurückgehen innerhalb der ausgewählten Einheiten auf die älteren Verhältnisse keineswegs verbietet, der Komplexität eines derart vielfältigen Vorganges, wie ihn die allmähliche Verdichtung unterschiedlichster Rechte (Eigengut, Grundherrschaft, Gerichtsrechte, Regalien, Vogteien usw.) zur Landesherrschaft im späten Mittelalter und zur Landeshoheit in der frühen Neuzeit darstellt, nicht völlig gerecht werden kann, doch kann hierauf grundsätzlich nicht allgemein sondern nur im Rahmen der jeweiligen individuellen Einheit eingegangen werden. Die zeitliche Endgrenze ergab sich demgegenüber (trotz eines damit zwangsläufig verbundenen relativen Schematismus‘) naturgemäß aus der unmittelbaren Gegenwart, weil nur so eine vollständige Verknüpfung von Vergangenheit und eigener Zeit möglich erschien. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
B) Die Kurfürstentümer, Reichsfürstenländer, Reichsstädte, Reichsritter und Reichsdörfer des Hochmittelalters und Spätmittelalters (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Zur gleichen Zeit gewann freilich umgekehrt auch die von den Landesherren geförderte Vorstellung an Bedeutung, dass der König als oberster Lehnsherr beim Rückfall des Lehens dieses nicht behalten durfte. Vielmehr musste er es erneut an einen Lehnsmann ausgeben. Dadurch wurde, anders als in England und Frankreich, auf Dauer die Ansammlung von Gut in der Hand des Königs verhindert, so dass auch die Reichsfürsten die ihnen vom König drohenden Gefahren einzuschränken verstanden hatten. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
II. Die Reichsfürstenländer (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Unabhängig von der Entscheidung gegen die Erbmonarchie und für das an die Auswahl aus wenigen führenden Geschlechtern durch sieben Kurfürsten gebundene Wahlkönigtum setzte sich die allgemeine Territorialisierung des Reiches rasch durch. Auf unterschiedlichster Grundlage entstanden Landesherrschaften, die sich entsprechend den jeweiligen familiären Gegebenheiten in kurzer Zeit vielfältig aufsplitterten. Bereits für das hohe Mittelalter werden dementsprechend mehr als 100 sonstige Reichsfürsten gezählt, von denen allerdings rund drei Viertel geistlicher Zugehörigkeit waren (seit 1180 92 geistliche und 22 weltliche Reichsfürsten, 20 Erhebungen, 8 Anerkennungen, 3 Erhebungen zu gefürsteten Grafen). (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Entsprechend ihrer großen Zahl waren ihre Herrschaftsgebiete meist klein. Jeder einzelne sonstige Reichsfürst bildete deshalb für den König keine Gefahr mehr. Nur in ihrer Gesamtheit vermochten sie sich als eigener Reichsstand neben (dem König und) den Kurfürsten zu organisieren. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Neben den sieben unteilbaren Kurfürstentümern und den vielen, zahllosen Teilungen in kleinste Teilfürstenümer unterworfenen Ländern der sonstigen Reichsfürsten erschienen schon seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert die durch Handel und Gewerbe aufblühenden Städte als nach eigenständigem Gewicht strebende Kräfte. In manchen von ihnen setzten sich die Bürger gewaltsam gegen ihre geistlichen Stadtherren durch. Daneben errangen die Bürger der dem König unterstehenden Städte insbesondere seit dem zwischen dem Untergang der Staufer (1254) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum König (1273) eintretenden Interregnum allmählich die Stellung einer dem Reich unmittelbar zugehörigen Stadt (Reichsstadt), was insgesamt rund 125 Städten für eine mehr oder minder umfassende Zeit gelang. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Weniger bedeutsam waren gegenüber Kurfürsten, sonstigen Reichsfürsten und Reichsstädten die seit dem Spätmittelalter (1422, 1495) erkennbaren, seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem seit etwa 1540, deutlicher sichtbaren, zu einem großen Teil den Reichsdienstmannen entstammenden Reichsritter, denen allmählich die Errichtung einer eigenen Organisation neben der am Beginn der Neuzeit (1500 bzw. 1512) getroffenen Einteilung des Reiches in Reichskreise gelang. Innerhalb dieser umfasste der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) mit Sitz in Ehingen die Kantone Donau (Ehingen), Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) mit Hegau bzw. Hegau-Bodensee (Radolfzell) und Allgäu bzw. Allgäu-Bodensee (Wangen), Neckar(-Schwarzwald, Ort Ortenau) bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen), Kocher (Esslingen) und Kraichgau (Heilbronn), der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) die Kantone Odenwald (Heilbronn, dann Kochendorf), Steigerwald (Erlangen), Gebirg (Bamberg), Altmühl (Wilhermsdorf), Baunach (Nürnberg) und Rhön-Werra (Schweinfurt) sowie der Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis) (am Rheinstrom) die Kantone Oberrheinstrom (Mainz), Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz), neben denen sich auch die Ritter im Unterelsass und im Vogtland als zusammengehörig verstanden. Die nicht unbeträchtliche Bedeutung der Reichsritter lässt sich dabei daraus ersehen, dass in der erheblich fluktuierenden, literarisch noch nicht wirklich befriedigend aufgearbeiteten Reichsritterschaft, für die allein die Nennung der Familien schon über den allgemein bekannten Literaturstand hinausführt und die Aufführung aller territorialen Einheiten erstrebenswert erscheint, zum Jahre 1790 für Schwaben bzw. den schwäbischen Ritterkreis etwa 670 ritterschaftliche Territorien mit 140 Familien und 160000 Einwohnern sowie 70 Quadratmeilen, für Franken bzw. den fränkischen Ritterkreis etwa 700 ritterschaftliche Territorien mit 150 Familien und 200000 Einwohnern sowie 80 Quadratmeilen und für Rhein bzw. den rheinischen Ritterkreis etwa 360 ritterschaftliche Territorien mit 60 Familien und 90000 Einwohnern sowie 40 Quadratmeilen genannt werden, so dass auf der Grundlage dieser Zahlen insgesamt von etwa (1475 bis) 1730 Territorien mit etwa 450000 Einwohnern und knapp 200 Quadratmeilen Gebiet (nach anderer Schätzung: 200000 Einwohnern mit mehr als 100 Quadratmeilen) ausgegangen werden kann, die überwiegend erst 1805/1806 mediatisiert wurden. Sie alle bildeten trotz Fehlens der Reichsstandschaft eigene, dem Reich unmittelbar verbundene Herrschaftsgebiete, die - so unvollkommen dies auf der Grundlage der vorliegenden allgemeinen Literatur auch nur geschehen kann - es verdienen, in einer Übersicht über die deutschen Länder - sei es von territorialer Seite, sei es von personaler Seite her - aufgenommen zu werden. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Keine Reichsstandschaft hatte grundsätzlich auch der mit Karl IV. (1316-1378) einsetzende Briefadel.Er beruhte meist auf bloßer Titularkonzession. Gleichwohl verdienen auch die Titularreichsfürsten wegen des Sachzusammenhanges an dieser Stelle wenigstens eine Erwähnung. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Eine nicht ganz zuverlässige Übersicht am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit vom Ende des Mittelalters nannte als Folge der Territorialisierung des seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Heiliges Römisches Reich bezeichneten, nunmehr von Frankreich im Westen und den Türken bzw. Osmanen im Osten angegriffenen Gebildes 327 (bzw. 328) Glieder. Als solche wurden 6 Kurfürsten, 43 geistliche und 29 weltliche Reichsfürsten in Deutschland und 3 in Welschland erwähnt. Hinzu kamen 118 Grafen und Herren, 50 Prälaten und Äbtissinnen, 4 Balleien des Deutschen Ordens und 74 Städte. Tatsächlich dürfte die Zahl der Reichsglieder zu dieser Zeit sogar etwa 420 betragen haben. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Reichsfürstenrat: a) Geistliche Bank: 1. Herzog von Österreich (seit 1477/1493 Erbe Burgunds [ohne Provence und Dauphiné], seit 1526 auch König von Böhmen und Ungarn), 2. Herzog von Burgund, 3. Erzbischof von Salzburg, 4. Erzbischof von Besançon, 5. Hoch- und Deutschmeister, Bischöfe (bzw. Bischof) von: 6. Bamberg, 7. Würzburg, 8. Worms, 9. Eichstätt, 10. Speyer, 11. Straßburg, 12. Konstanz, 13. Augsburg, 14. Hildesheim, 15. Paderborn, 16. Freising, 17. Regensburg, 18. Passau, 19. Trient, 20. Brixen, 21. Basel, 22. Münster, 23. Osnabrück, 24. Lüttich, 25. Lübeck, 26. Chur, 27. Fulda, 28. Abt von Kempten, 29. Propst von Ellwangen, 30. Johanniter-Meister, 31. Propst von Berchtesgaden, 32. Propst von Weißenburg, Äbte (bzw. Abt) von 33. Prüm, 34. Stablo, 35. Corvey, 36. Schwäbische Prälaten, 37. Rheinische Prälaten. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hieraus hatte sich insgesamt folgende, in § 32 des Reichsdeputationshauptschlusses festgelegte Aufrufordnung des Reichsfürstenrates ergeben: (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Innerhalb der im Reichsfürstenrat erfassten Reichsfürsten galten dabei, weil sie schon auf dem Augsburger Reichstag von 1582, auf dem man die bis dahin jedem Fürsten verliehenen Virilstimmen (53 weltliche Virilstimmen bei 46 geistlichen Virilstimmen, gegenüber 1792 64 weltliche Virilstimmen bei 38 geistlichen Virilstimmen und zuletzt 61 weltliche Virilstimmen bei 33 geistlichen Virilstimmen) auf die gerade vorhandenen Herrschaftsgebiete festgelegt hatte, erfasst worden waren, Österreich, Bayern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Veldenz, Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg, Brandenburg-Ansbach, Brandenburg-Kulmbach, Braunschweig-Celle bzw. Lüneburg, Braunschweig-Calenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Wolfenbüttel, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Württemberg, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden-Hachberg, Holstein-Glückstadt, Savoyen, Leuchtenberg, Anhalt, Henneberg, Nomeny, Mömpelgard und Arenberg als altfürstliche Häuser (der 14 altfürstlichen Dynastien, 1776 9). Zu den nach 1582 in den Reichsfürstenstand erhobenen (14, 1767 13) neufürstlichen Häusern gehörten demgegenüber Hohenzollern, Eggenberg (1717 ausgestorben), Lobkowitz, Salm, Dietrichstein, Piccolomini (bis 1757), Nassau-Hadamar (bis 1771), Nassau-Dillenburg, Nassau-Siegen (bis 1743), Auersperg, Portia (bis 1776), Ostfriesland, Fürstenberg, Schwarzenberg, Waldeck, Mindelheim (vorübergehend für den Herzog von Marlborough), Liechtenstein, Thurn und Taxis und Schwarzburg, weiter die aus den Reichsgrafen hervorgegangenen, nicht mit Virilstimmen begabten Häuser Colloredo, Hohenlohe, Isenburg, Leiningen, Oettingen, Rosenberg, Sayn, Schönburg, Solms, Stolberg, Waldburg und Wied sowie die nach 1803 hinzugekommenen Häuser Metternich, Trauttmannsdorf und Windischgrätz. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
RF = Reichsfürst (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
RFtm = Reichsfürstentum (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Boshof, E., Reichsfürstenstand und Reichsreform in der Politik Friedrichs II., Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 41ff. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat, 1882 (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Engelbert, G., Die Erhebungen in den Reichsfürstenstand, Diss. phil. Marburg 1948 (masch.schr.) (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ficker, J. v., Vom Reichsfürstenstande, Bd. 1 Innsbruck 1861, Bd. 2 1-3, hg. u. bearb. v. Puntschart, P., 1911, 2. Neudruck 1984 (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Heinemeyer, K., König und Reichsfürsten in der späten Salier- und frühen Stauferzeit, Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 1ff. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., Teilband 1, Dynastien und Höfe, Teilband 2 Residenzen, 2003 (39 Dynastien, 353 Residenzen, 165 Höfe von Reichsfürsten auf der Grundlage der Reichsmatrikel von 1521) (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Klein, T., Die Erhebungen in den weltlichen Reichsfürstenstand 1550-1806, Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 137ff. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Vom Reichsfürstenstande, hg. v. Heinemeyer, W., 1987 (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Albani (Reichsfürst).
1710 wurde Annibale A. zum Reichsfürsten
erhoben. 1715 wurde das Hausgut Soriano Fürstentum.
L.: Klein 168, 170. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Albert (Reichsfürst),
Alberts?. 1742 wurde der bayerische Graf Louis Joseph d‘A., seit 1729 Fürst von
Grimberghen (Grimbergen), zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 184. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Alliata (Reichsfürst).
1716 wurde Giuseppe A. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 169; Tangheroni, M., Gli Alliata, 1969.
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Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf
seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der
Fürstentitel erstmals 1223 urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über
eine Verleihung vorliegen. 1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im
später stets von Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die
Linien Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468)
und Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf
askanisches Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht
durchgesetzt werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel
1322, soweit es nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648
an Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw.
Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und
die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie
erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der
Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere
Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau).
Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546
in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in
Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation
konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an
der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und
Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung
an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst
(1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle
anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und
erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden
nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die
jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863),
Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis
1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung
eingeführt, wonach der jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller
durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme der
Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum obersächsischen
Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser
Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem Anhalt-Köthen
nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die
Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die Schwester des
letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es weiter zur
Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen
von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach
ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis
1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner
oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus
einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von
Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen
(-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den
Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und
Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000
Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel
Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863
kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf
mehrere Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz
erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der
Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer
mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung.
Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen
Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der
sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944
gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947
dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst
wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990
wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der Territorialentwicklung
der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2 (1926), Diss. phil. Berlin
1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von Anhalt, 1930, Nachtrag 1935;
Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts, (in) Anhalt. Geschichtsbll.
13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 11 Provinz
Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977; Klein, T., Anhalt, 1981;
Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in Daten, 1994; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; Partenheimer, L.,
Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W., 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Apafi (Reichsfürst).
1710 wurde Michael II. A., Fürst von Siebenbürgen und seit 1694 mit einer Rente
in Wien lebend, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 177. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd.
Aglei, Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische
Kolonie gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien,
Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit
Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den
Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige
Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag,
unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf
Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der deutschen Herrschaft in
Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter Kärnten befreit. Heinrich
IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum), Istrien (Markgrafschaft)
und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum Reichsfürsten.
Am Ende der Stauferzeit verlor A. an Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem
Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat es alle weltliche Herrschaft an Venedig
ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf
Drängen Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752
durch die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del
patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H.,
Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja
bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese
1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung
geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am
Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt
der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und
die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Aquino (Reichsfürst).
1626 wurde Giovanni A., Diplomat im spanischen Dienst, von Kaiser Ferdinand zum
Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 165. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Aragona (Reichsfürst).
1648 wurde Diego d‘A., Hofmeister der spanischen Königin, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 171. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen,
Herzöge). Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau
bei Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129
erschließbare, erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von
A.) nannte, die an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich
begütert war und zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf
an den Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die
Hauptlinie erlosch im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später
reichsunmittelbaren Güter kamen durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an
die Grafen von der Mark, welche die zweite Linie der Herren von A. begründeten.
Sie erwarb Güter in Belgien, den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte
sich aber in mehrere Linien (Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon).
Nach dem Aussterben der Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A.
durch Heirat der Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie
Barbançon der 1480 Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und
in den Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand
(gefürstete Grafschaft) erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich
die Herrschaft Enghien und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum
Aarschot (Aerschot) in Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese
dritte Linie für Treue zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das
südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis angehörige
Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803 wurde
sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen (aus
dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift
Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern), aus denen
das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund
beitrat und dabei die Souveränität auch über das Herzogtum Croy erlangte.
Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen
wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt
das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung
Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die
standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des
Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt
1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die
Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das
Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in
Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Aspremont (Grafen). Der Graf von A. (1776
Aspremont-Linden) zählte 1792 wegen der Grafschaft Reckheim oder Reckum zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Die Grafschaft war dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zugeteilt. Nach § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt der Graf von Aspremont-Linden wegen Reckheim die Abtei Baindt und
eine Rente von 850 Gulden von Ochsenhausen. S. a. Apremont.
L.: Zeumer 554 II b 63, 17; Arndt 220. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Auersperg (Reichsfreiherren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten). Nach A. nannte sich ein seit
1220 als Ministeriale der Herzöge von Kärnten bezeugtes Geschlecht in Krain. In
der Mitte des 15. Jahrhunderts teilte es sich in zwei Hauptlinien. 1530 wurde
es in den Reichsfreiherrenstand, 1630 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1653
erhielt der jüngere Zweig der älteren Linie den Reichsfürstenrang
und 1654 für die erworbenen schlesischen Herrschaften Münsterberg und
Frankenstein den Titel Herzog von Münsterberg. Die Herrschaft Tengen wurde 1664
zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, die zwar vorderösterreichischer
Landstand war, zugleich aber Sitz und Stimme im schwäbischen Reichskreis
gewährte. 1791 wurden die Güter in Schlesien an Preußen verkauft. Danach
erhielten alle Mitglieder der Familie vom Kaiser den Reichsfürstenrang,
der jeweilige älteste aber den Titel eines Herzogs von Gottschee, das 1604
erworben worden war.
L.: Zeumer 553 II b 53; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Avalos (Reichsfürst).
1704 wurde Cesare Michelangelo d‘A. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 168. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Babenhausen (Herrschaft, Reichsfürstentum). Um das 1237 als Burg der
Pfalzgrafen von Tübingen genannte B. an der Günz bei Illertissen lag die
Herrschaft B., die sich als Lehen der Grafen von Württemberg, die ihrerseits
den Pfalzgrafen von Tübingen nachfolgten, seit 1378 in den Händen der Herren
von Rechberg befand, die 1471 die Blutsgerichtsbarkeit in der Herrschaft
erlangten. Sie ging 1537/1538 durch Kauf Anton Fuggers an die Familie Fugger,
welche die württembergische Lehnshoheit ablöste. 1803 wurde B. Reichsfürstentum, 1806 kam es mit 380 Quadratkilometern
und etwa 11000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Hölzle, Beiwort 45; Lieb, N., Die
Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance, 1958.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das
Gebiet an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge
von Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter
an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt,
die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284
Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die
Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13.
3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich
verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen,
womit die Grafen von B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie
den Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der
seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen
vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In
Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde.
1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf
Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an
Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-á-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Barbiano di Belgiojoso d'Este (Reichsfürst). 1769 wurde Antonio Maria B. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 170. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Bärenfeld (Reichsfürsten).
1742 wurden die beiden Söhne Karl Friedrichs von Anhalt-Bernburg mit der 1719
zur Reichsgräfin von Ballenstedt erhobenen Tochter eines Kanzleirates unter dem
Namen der Fürsten von B. in den Reichsfürstenstand
erhoben. Bereits 1701 hatten die Gattin Leopolds von Anhalt-Dessau, die
Apothekerstochter Anna Luisa Föse, und ihre Söhne den Reichsfürstenstand
erhalten.
L.: Klein 189. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Bassenheim (Herrschaft[, Reichsgrafen, Reichsfürsten]). B. bei Koblenz war Lehen der
Erzbischöfe von Köln, seit 1373 der Grafen von Wied an die Grafen von
Isenburg-Braunsberg. Von deren Afterlehnsträgern gelangte die Familie Waldbott
durch Erbschaft und Kauf allmählich in den alleinigen Besitz der Herrschaft,
die von 1729 bis 1801 reichsunmittelbar war. (Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von B. wegen
Pyrmont und Olbrück [Ollbrück] die Abtei Heggbach [ohne Mietingen und Sulmingen
und den Zehnten zu Baltringen] und eine Rente von 1300 Gulden von Buxheim. 1806
wurden die Waldbott-Bassenheim [Waldbott von Bassenheim] in Bayern und
Württemberg mediatisiert.)
L.: Koops, T., Passenheim und Bassenheim. Ein Blick in 600 Jahre Geschichte,
Jb. für westdeutsche LG. 12 (1986). (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Báthory (Reichsfürst).
Das siebenbürgische Fürstengeschlecht B. erscheint um 1250 erstmals. Zwischen
den Türken und den Königen von Ungarn errang es eine verhältnismäßig große
Selbständigkeit. Durch Vertrag von 1595 wurden Fürst Sigismund B. aus
Siebenbürgen und seine Nachkommen zu Reichsfürsten
erhoben. 1613 starb das Fürstengeschlecht aus.
L.: Klein 176; Bogyay, T. v., Báthory, LexMA 1 1980, 1550.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Batthyány (Reichsfürst).
Die seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert erwähnten, im heutigen Burgenland und
Niederösterreich begüterten B. erlangten 1630 den ungarischen Grafenstand. Am
3. 1. 1764 wurde Carl Graf von B., Obersthofmeister Josefs II., für den
jeweiligen Erstgeborenen der B. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 176; Bogyay, T. v., Batthyány, LexMA 1 1980, 1552.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Beauffremont, Bauffremont (Reichsfürst). 1757 wurden Louis de B. und seine Brüder
und ihre Nachkommen als Erben der Gorevod zu Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 172. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Beauveau-Craon (Reichsritter, Reichsfürst). Von 1721/1722 bis 1728/1743 zählte der
lothringische Marquis von B. mit dem um 1720 von den Closen erworbenen
Rittergut Mühlhausen am Neckar, das 1728 von den Palm gekauft wurde, zum Kanton
Kocher im Ritterkreis Schwaben.
L.: Kollmer 375; Schulz 257; Klein 178. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Berchtesgaden (Fürstpropstei, Residenz).
Zwischen 1102 und 1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B.
Sie wurde 1120 erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich
I. Barbarossa verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und
Metall (und damit Landeshoheit bzw. Reichsunmittelbarkeit). Heinrich VI.
bestätigte ihr 1194 das Bergregal, Rudolf von Habsburg 1290 die
Reichsunmittelbarkeit und Adolf von Nassau 1294 den Blutbann. 1380 erhielt der
Propst von König Wenzel B. als Reichslehen, doch wurde B. wegen hoher
Verschuldung von 1393 bis 1404/1407 in das Erzstift Salzburg inkorporiert. Seit
1558/1559 war der Propst Reichsfürst mit Sitz
und Stimme im Reichsfürstenrat. Von 1594 bis
1723 waren Wittelsbacher Fürstpröpste von B. 1803 wurde B., dem außer Stift und
Markt B. der Marktflecken Schellenberg (Marktschellenberg), die Pfarrei Ramsau,
die acht Gnodschaften (= Genossenschaften) Schönau, Ramsau, Bischofswiesen
(Bischofwies], Gern, Scheffau, Au, Salzberg (Berg], Ettenberg (Ottenberg]) und
bedeutende mittelbare Herrschaften in Österreich, Bayern und Salzburg gehörten,
mit insgesamt 14 Quadratmeilen und 18000 Einwohnern säkularisiert und kam an
Erzherzog Ferdinand von Toskana, 1805 an Österreich und 1809/1810/1816 an
Bayern.
L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei
Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der
regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1
1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f.
1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 643,
1, 2, 46. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Berkley (Reichsfürst).
1801 wurde Elisabeth B., Gemahlin des Markgrafen Alexander zu
Brandenburg-Ansbach und Bayreuth, zur Reichsfürstin
erhoben.
L.: Klein 191. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Berleburg (Burg, Herrschaft). 1258
verkaufte das Kloster Grafschaft die neuerrichtete civitas B. an Adolf von
Grafschaft und Siegfried von Wittgenstein. 1322 gewannen die von Wittgenstein
die alleinige Herrschaft. 1493 wurde Wittgenstein Mannlehen Hessens. Nach Einführung
der Reformation wurde Wittgenstein geteilt in Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein
(mit Laasphe) und Sayn-Wittgenstein-Berleburg. 1792 wurden die Wittgensteiner Reichsfürsten und 1806 in Hessen-Darmstadt
mediatisiert. 1806 kam das Gebiet zur Provinz Westfalen Preußens, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; 700jähriges Berleburg, 1958; 150 Jahre Landkreis Wittgenstein,
1966; Bruns, A., Berleburger Stadtrechte und Bürgerbuch, 1985; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 64. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Besançon (Erzstift, Residenz). Das schon
58 v. Chr. als Vesontio bezeugte B. am Doubs wurde im 4. Jahrhundert Sitz eines
Bistums, das am Ende des 8. Jahrhunderts zum Erzbistum erhoben wurde. Der
Erzbischof verlor im 13. Jahrhundert die Herrschaft über die Stadt, war aber
geistlicher Reichsfürst.
1665/1668/1674/1678/1679 kam B. durch Eroberung zu Frankreich.
L.: Zeumer 552 II a 4; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe
von Besançon, Diss. phil. Breslau 1936; Le Diocèse de Besançon, hg. v.
Secrétariat Diocésan de la Pastorale, 1967 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 475, 2, 2, 58.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Blankenheim (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Nach der 1115 erstmals erwähnten Burg B. an der Ahrquelle nannte sich eine
Familie von Edelherren. Sie bildete um die Burg allmählich eine
reichsunmittelbare Herrschaft von 25 Flecken und Dörfern aus. 1380 wurde sie in
den Grafenstand erhoben. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben des Hauses in
männlicher Linie 1406 im Jahre 1415 an die Familie von Loen und 1468/1469 an
die Grafen von Manderscheid. Sie erfasste im Laufe der Zeit Gerolstein,
Kronenburg, Dollendorf, Jünkerath, Meerfeld, Bettingen, Heistart und Schüller,
Erp (Erb) und Daun und Kyll, Neuerburg und andere Herrschaften im Gebiet der
Eifel. Von Manderscheid spaltete sich 1488 der Zweig B.
(Manderscheid-Blankenheim) ab, der 1524 in die Linien B. und Gerolstein
zerfiel. Von ihnen gehörte Blankenheim-Gerolstein dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium an. 1780 erlosch die Linie B. und damit das Grafenhaus
Manderscheid im Mannesstamm. Über Augusta von Manderscheid kamen die Güter an
böhmische Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft B. und Gerolstein waren
1792 die Grafen von Sternberg Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. 1794
wurde die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft von
Frankreich besetzt. 1801 umfasste sie 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. Die
Grafen von Sternberg wurden 1803 wegen B., Jünkerath, Gerolstein und Dollendorf
mit den Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt. 1813/1814 fiel die
Grafschaft an Preußen., 1946 das Gebiet an Nordrhein-Westfalen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 363; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Bonndorf (Herrschaft, Grafschaft). B. im
Hochschwarzwald wird 1223 erstmals erwähnt. Die Herrschaft B., die B.,
Münchingen, Wellendingen, Gündelwangen und Boll, später auch Holzschlag und
Glashütte sowie seit 1609 Grafenhausen umfasste, gehörte seit 1460 zu Lupfen
(Landgrafen von Stühlingen), wurde später aber reichsunmittelbar. 1613 gelangte
sie durch Kauf von Joachim Christoph von Mörsberg für 150000 Gulden an die
Abtei Sankt Blasien, die sie 1699 durch die Ämter Blumegg, Gutenburg
(Gutenberg) und Bettmaringen zur Grafschaft B. erweiterte. Dadurch wurde der
Abt von Sankt Blasien 1746 Reichsfürst. 1803 kam
das 3,5 Quadratmeilen große B. mit 8000 Einwohnern an den Malteserorden
(Großpriorat Heitersheim), 1805 an Württemberg und 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 15; Wallner 687 SchwäbRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Kürzel, A., Der Amtsbezirk oder die
ehemals St. Blasianische Reichsherrschaft Bonndorf, 1861; Stadt auf dem
Schwarzwald Bonndorf, hg. v. d. Stadt Bonndorf, 1980.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Bourbon del Monte Santa Maria (Reichsfürst). 1702 erhob Kaiser Leopold I. Giovanni
Mattia B. zum Reichsfürsten und sein Marchesat
zum lehnbaren Fürstentum.
L.: Klein 167. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am
Ende des 7. Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870
mit Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die
Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V.
die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach
gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das Gebiet
der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz
Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux
Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten
gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert
fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden
war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg bei Worringen über die Grafen
von Geldern und den Erzbischof von Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen
und Maastricht und die Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und
Kerpen (zwischen Köln und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von
Jülich und Geldern vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel
vermählte Erbtochter Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und
Luxemburg 1390/1400/1430 unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von
Burgund. 1477/1482 kam B. über Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde
Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen Generalstaaten
Nordbrabant und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande, während
Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen, seit
1713/1714 österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte
das um 600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu Frankreich
und wurde in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande,
1830 nach einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen
Thronerbe seit 1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den
Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-áge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der
Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F.,
Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ;
Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le governement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14.
Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de
Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 437;
Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum).
Wolfenbüttel an der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt,
ist aber vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel
unterstand zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am
Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine
Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die
Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses
Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der Teilung von 1495
wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das eigentliche Fürstentum B.,
dessen Name zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses
erlangte 1523 Teile des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein,
erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617
Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts
Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter der Grafschaften Hohnstein und
Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis Halberstadt herrschte. Nach
Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es in drei getrennten Teilen
(Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim und Holzminden,
Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635 an die Linie
Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636 fiel Dannenberg an, 1651
Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch musste 1643 der Anteil des Großen
Stiftes an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam
B. an die 1666 begründete Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die
zu europäischer Bedeutung aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach
Braunschweig verlegt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es die Abteien
Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen und wurde 1813
wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung Herzogtum
Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging Braunschweig in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski,
U. u. a., 2012. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz).
Das 787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte,
zunächst dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als
Ersatz für das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die
Missionierung des skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947
eingerichteten nordischen Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber
1104 an das neugegründete Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft der
Erzbischöfe reichte zunächst von Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen
(1270), beschränkte sich dann aber auf das Gebiet zwischen Weser und
Elbemündung (2. H. 11. Jh. alle Grafschaften des südelbischen Teils des
Bistums, 1144/1236 Anfall der Grafschaft Stade nach dem Tode des letzten Grafen
von Stade 1144), in dem 1234 Stedingen, 1306 Kehdingen und 1524 Wursten erlangt
wurden. Die Versuche, die seit dem 13. Jahrhundert verlorene Herrschaft über
die Stadt Bremen zu erringen, scheiterten zwischen 1363 und 1395. Gegen den
Widerstand der letzten katholischen Erzbischöfe Christoph († 1558) und Georg (†
1566) setzte sich seit 1535 die Reformation durch. 1621/1632 wurde das
Hochstift von Dänemark bzw. Schweden besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648
wurde es wie Verden als Herzogtum (Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden
zugesprochen. 1712 ging es durch Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover
verkaufte, dem es Schweden 1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94
Quadratmeilen und rund 180000 Einwohnern von Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810
dem Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam
es zu Hannover und mit diesem 1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an
Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis
zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren
bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G.,
Die Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann,
G., Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933;
Glaeske, G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten,
1962; Schomburg, D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen, 1964; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und
Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit
in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz
nach 990 wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre
1000 als Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese
ganz Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts
mit seinen sehr reichen Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau,
1344 Grottkau von den Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von
Böhmen abhängig. 1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft Preußens
säkularisiert. S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums
Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des
Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Breslau (Herzogtum, Residenz der
Piasten). Nach älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen
Straßenkreuzung an der oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg,
die nach dem slawischen Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird
dort ein Bistum eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B.
(vielleicht zum zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung der
niederschlesischen Piasten von 1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau, seine
Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf
von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290
setzte sich nach dem Tod Heinrichs IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste
aber Schweidnitz und Münsterberg an Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam
B. bei der Teilung von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste aber im Wesentlichen
nur noch die Städte und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau. 1327 übertrug
Heinrich VI. es mit Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen 1346 und
1356 erhielt es auf der Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469
bis 1490 unterstand es dem König von Ungarn, um danach wieder zu Böhmen
zurückzukehren. 1526 fiel es mit Böhmen an Habsburg bzw. Österreich. 1702
erhielt es von dort eine Universität. Das Herzogtum hatte einen Flächeninhalt
von 42 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Namslau und Neumarkt-Kanth
eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens,
an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt Breslau,
2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Brixen (Hochstift, Residenz). Seit
559/575 ist ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das
Pustertal, das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen,
der 798 dem Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von
Kaiser Arnulf den Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig dem Kind den
Hof Prichsna (B., 828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der Sitz des
Bistums verlegt wurde. Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den später
wieder verlorenen Hof Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain. König
Konrad II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal
(Norital, Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal.
Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal
sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft
ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210 die Grafen von
Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das Bistum gegenüber dem
Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt
nur wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern, Tirol
und Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900
Quadratkilometer) große Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit
Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit den Gerichten Feldthurns, Latzfons,
Verdings, Bruneck mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein,
Gerichte Thurn an der Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit
Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen, Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in
Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert,
Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an
Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.;
Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese
Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts
Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der
Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner
Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H.,
Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber,
A., Kirchengeschichte Tirols, 1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959;
Sparber, A., Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der
Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2
1983, 704f.; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J.,
Säben-Brixen als bairisches Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83;
Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Broglie (Reichsfürst).
1759 wurde der General Victor François de B. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 172. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Cambrai (Hochstift, Erzstift, Residenz),
mhd. Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße
von Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C.
(Bischof Vedastus, Bischof Gaugericus 585-624/627), das bis Antwerpen reichte
(pagus Cambricinsis 663 belegt). Bei dem karolingischen Teilungen kam es zum
Ostreich. 1093 wurde von ihm das Bistum Arras abgetrennt. Trotz langanhaltender
Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt sich das Bistum, das 1559 zum
Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt Omer) und Namur) erhoben wurde,
als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im
Frieden von Nimwegen (Nijmwegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel
von 1776 zählte es zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Cammin (Hochstift, Fürstentum), Kammin.
C. (Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt.
Um 1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche ein Dom
für den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140 in Wollin
amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst
unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums umfasste fast
ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der Neumark und der Uckermark. 1240
überließ der Herzog dem Bischof das Land Stargard, 1248 im Tausch hierfür das
Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne und Schildberg
(Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür Kolberg. Daraufhin
verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die Verwaltung des Hochstifts
nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land Bublitz. Seit dem Eintritt
Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde der Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521
in die Reichsmatrikel aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit
bestätigt. Nach der Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des
letzten Bischofs amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der
Hoheit des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der
Herzöge von Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679
auch zur westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde
1810 aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um
C. (Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R.,
Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A.
1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und
siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte
1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum
im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums
Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt,
R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Caracciolo (Reichsfürst).
1715 wurde Marino Francesco Maria C. zum Reichsfürsten
erhoben, 1725 Ambrogio C.
L.: Klein 169. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Carafa (Reichsfürst).
1622 wurde Fabrizio C., Principe de Roccella, zum Reichsfürsten
erhoben, 1627 Geronimo C., Marchese di Montenero.
L.: Klein 165. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Cardona y Eril (Reichsfürst).
1716 wurde Josef Folch de C. zum Reichsfürsten
erhoben. 1717 wurde er Obersthofmeister der Kaiserin.
L.: Klein 171. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Castelbarco (Reichsfürstin).
1765 wurde Theresia Gräfin von C., zur Reichsfürstin
erhoben.
L.: Klein 191. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Castell-Rüdenhausen (Grafen). 1792 gehörte die 1597
durch Teilung entstandene Linie C. der Grafen von Castell zum fränkischen
Reichsgrafenkollegium der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. 1803 starb die Linie aus, ihre Güter (Amt Rüdenhausen) fielen
an die Linie zu Castell. S. Castell.
L.: Wallner 692 FränkRK 14b. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Cebrowski (Reichsfürst).
1720 wurde Johann Philipp C., Freiherr von Ekersberg, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 191. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Centurione (Reichsfürst).
1654 wurde der Genueser Diplomat Carlo C. in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Klein 166. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Chalon (Reichsfürstentum).
Grafen von C. entstanden bereits in karolingischer Zeit (unter Pippin). Die
Grafenwürde wurde 945-978 erblich. Zum Herrschaftsgebiet der Grafen gehörten
der pagus Cabilonensis (Chaunois, Chalonnais) und die Grafschaft Charolles.
1237 gab Graf Johann die Grafschaft gegen die Herrschaft Salins an den Herzog
von Burgund. Mit dem Tod Karls des Kühnen von Burgund kam die Grafschaft 1477
an Frankreich.
L.: Bazin, J., Les comtes héréditaires de Chalon-sur-Saône, 1911; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 791.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Chemnitz (Reichskloster, Residenz).
Vermutlich 1136 wurde von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an der C. (slaw.
„Steinbach“) im erzgebirgischen Königsforst an einer wichtigen Straßenkreuzung
ein Benediktinerkloster gegründet. König Konrad III. verlieh ihm 1143 für den
Ort Marktrecht. Die sich hieraus entwickelnde Stadt wurde zum Mittelpunkt des
Pleißenlandes. Das Kloster erwarb umfangreiche Güter (1375 Kauf der Herrschaft
Rabenstein von Waldenburg). Der Abt galt als einziger Abt Sachsens als Reichsfürst. 1538 verlor das Kloster seine
Reichsunmittelbarkeit und kam an Sachsen.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Geschichte des Benediktinerklosters zu Chemnitz,
1879; Schlesinger, K., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952; Blaschke, K.,
Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 109.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Chigi (Reichsfürst).
1659 wurde Agostino C., Neffe Papst Alexanders VII. (1655-1667) und
Befehlshaber im Kirchenstaat, zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 166. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Chur (Hochstift, Residenz). Der
Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in
vorrömischer Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um
300 entstand ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert
war der Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein
Sprengel gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich 843 zur
Kirchenprovinz Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er umfasste den
rätischen Teil des heutigen Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten Teil von
Glarus, fast ganz Graubünden, den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein und
Vorarlberg (Anfang des 9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die
Bischöfe übten bis zur Trennung von Bistum und Grafschaft durch König/Kaiser
Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen Herrschaftsrechte des
Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana Curiensis
aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom König
erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das Münzrecht
und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert umfasste
die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier Dörfer“, Bergell,
Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie die niedere
Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die
bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem die freiheitliche
Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526
durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof auch
schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb
er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.;
Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss.
Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058;
Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522,
1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Cibo-Malaspina (Reichsfürst).
1568 wurde Alberigo C. von Kaiser Maximilian unter Erhebung des Marchesats
Massa und seiner anderen Güter zum Fürstentum in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Klein 164. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Cilli (Grafschaft, Fürstentum,
Residenz), Celje. C. in Slowenien war bereits in römischer Zeit besiedelt
(Celeia), doch wurde das römische municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die
Höhenburg C. Sitz der Markgrafen von Saunien. Später fiel C. an die Kärntner
Grafen von Heunburg (Haimburg). 1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern
erbweise an die seit 1130 nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck,
die 1308 in die Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von
Kaiser Ludwig dem Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft
C. zu Grafen von C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die
Verleihung. 1399 erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit
1406 nannten sich die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422
erbten sie Güter der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee,
Grafschaften Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit
Kaiser Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11.
1436 zu Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand
(gefürstete Grafen) erhoben (Fürstentum mit Gütern in Ungarn, Kärnten, Krain
und Steiermark). Am 19. 11. 1456 wurde Ulrich II., der 1455 zum faktischen
Regenten in Österreich aufstieg, ermordet. Sein Erbe fiel nach längeren Kämpfen
an Kaiser Friedrich III. von Habsburg/Österreich. Dem daraus in der unteren
Steiermark entstandenen Cillier Kreis gehörten C., Rann, Feistritz,
Windischgraz (Windischgrätz), 3 Märkte, 116 Herrschaften und mehrere Klöster
zu.
L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die
Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H.,
Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951;
Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen
Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.; Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983,
2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v. Kos, D., 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P., Die Grafen von Cilli, MIÖG 110
(2002), 67; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51, 791, 1, 2, 113.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Clary und Aldringen (Reichsfürst). 1767 wurde Graf Franz Wenzel von C. zum Reichsfürsten erhoben, wobei die Würde nach dem Recht
der Erstgeburt für den jeweiligen Inhaber der 1749 gebildeten
Majoratsherrschaft Teplitz vererbt werden sollte.
L.: Klein 180. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Colloredo (Fürst). 1302 erbaute der
schwäbische Adlige Wilhelm von Mels die Burg C. bei Udine, nach der sich die
Familie nunmehr benannte. Bei seinem Tod spaltete sie sich in eine 1693
erloschene Asquinische Linie, eine Bernhardinische Linie und eine Weikardische
Linie. 1591 wurde das Haus mit den schwäbischen Grafen von Waldsee (Wallsee) an
der Ach in Oberschwaben vereinigt, von denen die C. fälschlich ihren Ursprung
herleiteten. 1629 erhielt die Asquinische Linie, 1724 das Gesamthaus den
Reichsgrafenstand, 1763 den Reichsfürstenstand.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte der Fürst von C. als Personalist zu den
schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags und zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Der 1788 vom
älteren Sohn weitergeführte fürstliche Zweig nannte sich seit 1789
Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld. Colloredo-Mannsfeld bzw.
Colloredo-Mansfeld wurde 1805/1806 in Österreich und Württemberg mediatisiert.
L.: Zeumer 554 II b 61, 20; Klein 179; Stetten 39; Riedenauer 123; Crollalanza,
G. v., Das Adelsgeschlecht der Waldsee-Mels und insbesondere der Grafen von
Colloredo, 1889. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C.
bei Amiens in der Picardie benannte,
altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay
(Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die Ehe mit Isabelle de Renty
gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem (Seringheim). Von Kaiser
Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde.
Im 15. Jahrhundert teilte C. sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren
Linie wurden 1533 Herzöge von Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge von C.
1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die jüngere
Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen
(Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie
erhielt 1803 für ihre 1801 verlorenen niederländischen Güter die Reste des
ehemals hochstift-münsterschen Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000
Einwohnern als reichsunmittelbares Herzogtum C., das bei der Gründung des
Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die
Linie Croy-Havré (1627 Herzogtum Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Czartoryski (Reichsfürst).
1623 wurden die C. in den Reichsfürstenstand
erhoben, was 1785 für Adam Casimir C. bestätigt wurde.
L.: Klein 173. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden,
(Orden, Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar, aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten
Kreuzzug 1190 von Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete
Spitalbruderschaft, die nach eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom
Papst der Oberhoheit des Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in
Jerusalem hervorgegangen sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild
des Templerordens wie des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden
(homines imperii) mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der
Orden in Siebenbürgen (Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216
erhielt er von Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das
später Sitz der Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern).
1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer
Landes, Kulmer Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen
Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des
Ordens für dieses Ordensland reichsfürstliche
Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht
lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches
einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land
(Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm
(Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen
Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens
(1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der
Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem
Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen
und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte
Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen
Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf
deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten
geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte gelang, wobei
organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister einerseits und die
einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits die (wieder in
Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden. Nach der
vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen
feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der
Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit
Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die
Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über
12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an
der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen,
Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst
mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8.
4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung
durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die
Administration des Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch
auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am
Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und
in Franken wurde (insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern).
Das Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei
Komtureien Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit
32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem
fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein
eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem
kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen
Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra.
Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald
immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen
Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in
Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und
überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in
Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau
gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als
österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der
Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in
Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In
Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als
Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages
zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich
das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der
Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche
Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000
Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte
Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen
Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in
seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die
Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der
Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965;
Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck
1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf
v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die
geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des
Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935,
3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A.
1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur
Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der
deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss.
phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957,
2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht
Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der
Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der
Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur
Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des
Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien.
Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978;
Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen
Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden,
1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983;
Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im
15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem
Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des
Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen
deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur
Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist.
Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann,
H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz,
M., Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308,
Zs. f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M.,
Der Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold,
U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G.,
Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche
Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B.,
Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa,
2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v.
Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens,
2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Dietrichstein (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten). 1136 erscheint in Kärnten das
Geschlecht der (Grafen von) D. Es teilte sich in mehrere Linien (u. a.
Dietrichstein-Dietrichstein, Dietrichstein-Hollenburg,Dietrichstein-Nikolsburg
[Dietrichstein-Niclasburg], Dietrichstein-Rabenstein,
Dietrichstein-Weichselstädt), die in der Steiermark, in Niederösterreich und in
Mähren begütert waren. 1506 stellten sie die Erbmundschenken in Kärnten. 1514
wurden sie Freiherren, 1578 (Adam von D.) bzw. 1612 Reichsgrafen. In zwei Ästen
der Linie Hollenburg wurden sie 1624 und 1648 in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1803 erhielt der Fürst von D. durch § 11 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für die Herrschaft Tarasp
(Trasp) in Graubünden die Herrschaft Neuravensburg. 1880 erlosch die Familie im
Mannesstamm.
L.: Zeumer 553 II b 50; Klein 150. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Disentis (Reichsabtei,
reichsunmittelbares Kloster, Residenz), rätoroman. Mustèr. Das im 7. Jahrhundert
zur Sicherung des Lukmanierpasses im Vorderrheintal in der
Hochgebirgslandschaft Desertina von dem Franken Sigisbert und dem Räter
Placidus gegründete, 960 von Otto I. erneuerte Benediktinerkloster D. kam 1020
durch Heinrich II. an das Hochstift Brixen, erhielt aber 1048 von Heinrich III.
die Reichsunmittelbarkeit, der Abt die Reichsfürstenwürde.
Dank kaiserlicher Verleihungen gewann es bis ins Urserental ein großes
reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet. 1395/1424 beteiligte sich der Abt
maßgeblich an der Stiftung des Grauen Bundes (Graubünden). 1472 wurde die
Herrschaft Jörgenberg von den Grafen von Hohenzollern gekauft. 1803 kam die
Herrschaft D. an Graubünden.
L.: Wolff 533; Poeschel, E., Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. 5
1943; Müller, I., Geschichte der Abtei Disentis, 1971; Müller, I., Ergänzungen
der Disentiser Klostergeschichte, 1987; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 146;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
322. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Doria (Reichsfürsten).
1714 zog das Reich die einem Fürsten D. gehörenden Herrschaften Calice und
Veppo ein und verkaufte sie an Malaspina. 1760 wurde das Haus D. in Genua in
den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369; Klein 170.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Doria (Reichsfürstin).
1627 wurde Donna Zenobia D., Schwester des Fürsten Giovanni Andrea, zur Reichsfürstin erhoben.
L.: Klein 191. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Dorpat (Hochstift, Residenz), russ.
Jurev, estn. Tartu. Am 21. 7. 1224 wurde für Estland am rechten Ufer des Embach
als Nachfolger des Bischofs von Estland mit Sitz in Leal das Bistum D. in einer
schon für die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends nachgewiesenen
estnischen Burg, die 1224 von den Deutschen erobert worden war, begründet. Es
war zunächst dem Erzbischof von Lund, seit 1245 dem Erzbischof von Riga
unterstellt. Das Territorium wurde zwischen Bischof und Deutschem Orden
aufgeteilt. Am 6. 11. 1225 wurde der Bischof durch König Heinrich (VII.) mit
dem Bistumsgebiet belehnt und zum Reichsfürsten
erhoben. Seit 1525 drang die Reformation durch. Mit der Verschleppung des
letzten Bischofs 1558 nach Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat bis zur Ausbildung
der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und das Reich bis 1225, 1943; Rauch, G.
v., Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der Ordenszeit, ZOF 24 (1975); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 524,
1, 2, 150. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Dyck (Reichsherrschaft). 1094 werden
Herren von D. zwischen Rheydt und Grevenbroich erstmals genannt. Ihnen gelang
es, um ihre Burg D. aus den Kirchspielen Bedburdyck, Hemmerden und der
Herrlichkeit Schelsen eine Herrschaft zu errichten. Die Reichsherrschaft D. kam
1394/1395 beim Erlöschen der Herren an das Haus Salm-Reifferscheid, das 1628
den Titel Altgraf erhielt, dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte
und 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben
wurde. 1813/1815 fiel die 1 Quadratmeile große Herrschaft an Preußen, 1946 kam
D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497; Zeumer 554 II b 63, 30; Bremer, J., Die reichsunmittelbare Herrschaft
Dyck, 1959. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Eberstein (Grafschaft). 1085/1120
erscheinen Edelfreie, die sich nach der Burg E. im Murgtal benennen. Sie
stifteten um die Mitte des 12. Jahrhunderts die Klöster Herrenalb und Frauenalb
und bauten eine bedeutende Herrschaft im Nordschwarzwald mit dem Hauptort
Gernsbach auf (nach 1102 unter anderem Lehen des Bischofs von Speyer um
Rotenfels am Unterlauf der Murg). Um 1200/1270 wurden sie Grafen. Im 13.
Jahrhundert (vor 1251) zogen sie in das neuerbaute Schloss E. bei Gernsbach.
1219 erfolgte eine Erbteilung. 1283 erwarben die Markgrafen von Baden die
Hälfte der namengebenden Burg. 1387 musste der größte Teil der Grafschaft an
die Markgrafen von Baden verkauft werden. 1660 erlosch das Geschlecht im Mannesstamm,
der ebersteinische Anteil an Gernsbach fiel an Speyer als Lehnsherren, 1803 an
Baden, das 1666/1667 bereits andere Teile der Güter erhalten hatte. Die dem
schwäbischen Reichskreis angehörige Grafschaft, die um 6 Quadratmeilen groß war
und unter anderem Schloss und Flecken E., die Stadt Gernsbach, die Abtei
Frauenalb und den Marktflecken Muggensturm umfasste, hatte Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates
und im schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 166, 202f.; Zeumer 553 II b 61, 10; Wallner 686 SchwäbRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Krieg v. Hochfelden, G., Geschichte der
Grafen von Eberstein in Schwaben, 1836; Neuenstein, K. Frhr. v., Die Grafen von
Eberstein in Schwaben, 1897; Langenbach, H., Gernsbach im Murgtal, 1919;
Langenbach, H., Schloss Eberstein im Murgtal, 1953; Schäfer, A., Staufische
Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau vom 11.
bis 13. Jahrhundert, ZGO 117 (1969); Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Heinl, R., Gernsbach im Murgtal, 2006.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Eggenberg (Freiherren, Fürsten, Reichsfürsten). Johann Ulrich E. (1568-1634)
entstammte einer protestantischen steirischen Kaufmannsfamilie. Als enger
Vertrauter Ferdinands II. wurde er 1598 Freiherr, 1623 Reichsfürst
und 1628 Herzog von Krumau. 1717 erlosch die neufürstliche Familie. Ihre Güter
in Böhmen fielen an die Fürsten Schwarzenberg, das Schloss E. bei Graz an die
Grafen von Herberstein.
L.: Klein 150; Heydendorff, W., Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und
ihre Vorfahren, 1965. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Eglingen (reichsfreie Herrschaft). E. bei
Heidenheim an der Brenz war Sitz der seit dem 17. Jahrhundert reichsfreien
Herrschaft E. Diese kam vom Ortsadel über mehrere Hände 1530 an die Freiherren,
seit 1664 Grafen von Grafeneck, die 1615 die Lösung von der Oberherrschaft Pfalz-Neuburgs
erreichten, und 1723/1728 vom letzten Grafen von Grafeneck durch Verkauf an
Thurn und Taxis, 1806, um 0,5 Quadratmeilen groß, an Bayern sowie 1810 an
Württemberg. Der Inhaber der Herrschaft war Mitglied des schwäbischen
Reichsgrafenkollegiums des Reichsfürstenrates
und hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg fiel E.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 209; Zeumer 554 II b 61, 17; Wallner 689 SchwäbRK 86.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Eglofs (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsdorf). Die aus der Grafschaft im Alpgau hervorgegangene Herrschaft E. in
Oberschwaben kam von den Udalrichingern über die Grafen von Kirchberg und
Grüningen (Württemberg-Grüningen) 1243 (durch Verkauf des comitatum in Albegowe
cum castro Megelolues für 3200 Mark Silber Kölnisch) an die Staufer und wurde
danach Reichsgut. Dieses wurde mehrfach verpfändet und von den
Pfandberechtigten erheblich geschmälert, so dass sich ihr Gebiet nach 1500 auf
die nähere Umgebung des Dorfes E. zwischen Oberer Argen und Unterer Argen
beschränkte. 1582 löste Kaiser Rudolf II. die Pfandschaft ein. 1661 wurde sie
als Reichsgrafschaft an die Grafen von Traun (Abensberg und Traun) verkauft,
die 1662 Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen
Reichskreis erlangten. Zur Grafschaft zählten auch die im Allgäu zerstreuten
Freien vom oberen und unteren Sturz, ehemals reichsfreie Bauern (in Gopprechts,
Hof, Rieggis, Diepolz, Gunzesried, Schweineberg, Halden, Sigiswang, Muderpolz,
Dietrichs, Bauhof, Kierwang, Tiefenbach, Börlas, Freibrechts, Steig bei
Memhölz, Reuter, Wiedemannsdorf, Sankt Johannstal, Köldorf, Knechtenhofen, Berg
bei Missen, Missen, Weißach, Buflings, Unterthalhofen, Wiederhofen, Aigis,
Wilhams). Möglicherweise war der Eglofser Gesamtverband ein Personenverband
einer Gerichtsgemeinde. 1804 wurde E. von Fürst Windischgrätz erworben und 1805
zusammen mit der Herrschaft Siggen zum Reichsfürstentum
Windischgrätz erhoben. 1806 kam E. mit rund 2 Quadratmeilen bzw. 35
Quadratkilometern und etwa 2000 Einwohnern an Württemberg. Die Bauern von E.
bewahrten eigene, vielleicht auf fränkische Wehrbauernsiedlung zurückgehende,
jedenfalls seit 1243 bezeugte Freiheiten bis ins 19. Jahrhundert. Über
Württemberg gelangte E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 165; Hugo 452; Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 14; Wallner 688
SchwäbRK 56; Mayer, T., Bemerkungen und Nachträge zum Problem der freien
Bauern, Zs. f. württemberg. LG. 13 (1954); Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 2 1971; Kissling, P. Freie Bauern und bäuerliche
Bürger – Eglofs im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit, 2006 (mit
Übersichtskarte). (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ehrenfels (Herrschaft). Die Burg E.
nordwestlich von Regensburg an der Schwarzen Laber (Laaber) war Mittelpunkt
einer Herrschaft (u. a. Beratzhausen), die seit 1256 denen von E. (Hohenfels)
unterstand. Im 14. Jahrhundert ging sie erbweise an die Herren von Stauf über.
1567 wurde E. an die Pfalzgrafen (Pfalz-Neuburg) verkauft. 1801 gehörte die
Herrschaft dem bayerischen Reichskreis an und befand sich im Besitz der Pfalz
bzw. Bayerns, die aber Sitz und Stimme bei dem Reichskreis wie im Reichsfürstenrat nicht wahrnahmen.
L.: Wolff 149; Wallner 713 BayRK 18. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um
741/745 gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den
Angelsachsen Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis
zu den späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der
Erzdiözese Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888
kam die Abtei Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des
Bistums Bamberg (1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und
Regnitz, durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift
Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und
zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt
[1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.],
Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000
Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794
Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde
es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem
Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch
der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an
Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855
errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als
freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2.
A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum Eichstätt, historisch-statistische
Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1
1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959, (in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6;
Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage,
W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3 1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift
Eichstätt, 1987; Schuh, R., Territorienbildung im oberen Altmühlraum.
Grundlagen und Entwicklung der eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh.,
Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen
Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137;
Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich der frühen Neuzeit.
Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988, Sammelblätter
Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und
geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988;
Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die Diözese
Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das Domkapitel
zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur
Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526,
1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636
bis 1790, 2009. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche
Propstei, Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. (“Elch-wangen“) an
der Jagst wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und
Schwaben von den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres)
gegründet. Seit 817 erschien das 812 erstmals genannte Kloster unter den
Reichsabteien. Seine staufertreuen Äbte waren seit 1215 Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die Grafen von Oettingen,
seit etwa 1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es in ein exemtes
weltliches Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel (12
adlige Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337 bestehenden Ämtern
E., Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609
Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche Herrschaft in
Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa 20000 Menschen umfasste.
Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern (7 Quadratmeilen)
gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein Oberamt des
Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer Geschichtsquellen,
1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O., Das Gebiet der
Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E., Ellwangen an
der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929; Hölzle, E., der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer, H., Verfassungs-
und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959; Ellwangen
764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v. Burr, V., Bd.
1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Seiler,
A., Ellwangen. Von der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt, 1979;
Fahlbusch, F., LexMA 3 1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die
Ritterschaft am Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D., Das
geistliche Fürstentum Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988);
Pfeifer, H., Das Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654,
1, 2, 173; Das älteste Urbar der Abtei, bearb. v. Häfele, H., 2008.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Elsass-Schwaben-Burgund (Ballei des Deutschen Ordens),
Elsass und Burgund. Die Ballei E. (Elsass und Burgund) war eine der 12 Balleien
des Deutschen Ordens im Reich. Zu ihr gehörten die Kommenden Kaysersberg (vor
1295), Straßburg (1278), Mülhausen (1227), Suntheim (1278), Gebweiler (nach
1270) und Andlau (1268), Sumiswald (1225), Köniz bzw. Könitz bei Bern (1226),
Basel (1293), Hitzkirch (1237) und Bern (1226), Beuggen (1226) (Dorf Beuggen
bei Rheinfelden und die Schaffnereien Frick im südlichsten Breisgau und
Rheinfelden), Freiburg im Breisgau (1260/1263) (mit den Dörfern Wasenweiler,
Walddorf, Unterschwandorf und Vollmaringen, Rexingen bzw. Räxingen, Ihlingen
bzw. Illingen, Rohrdorf und Hemmendorf), Mainau (um 1270) (mit der Insel
Mainau, Ämtern in der Stadt Immenstadt und der Reichsstadt Überlingen sowie dem
Amt Blumenfeld mit mehreren Dörfern) sowie Altshausen (1264) (mit dem Schloss
Altshausen und einigen Dörfern), Zur Kommende Altshausen zählten auch die
Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und Waldstetten (mit den Flecken Rohr
bzw. Unterrohr und Waldstetten und dem Dorf Bleichen bzw. Unterbleichen), das
Schloss Arnegg bzw. Arneck, das Kastenamt in der Reichsstadt Ravensburg,
Schloss und Herrschaft Achberg und das Bergschloss Hohenfels mit mehreren
Dörfern. Als Folge der Verpfändung der Ballei durch den Deutschmeister an den
Hochmeister (1394/1396) erlangte die Ballei weitgehende Selbständigkeit. Am
Ende des 18. Jahrhunderts zählte sie zu den rheinischen Prälaten der
geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Zugleich war ihr Komtur zu Altshausen Mitglied der schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Sitz des Landkomturs war von 1410 bis 1806 Altshausen bei
Saulgau.
L.: Wolff 195 (dort fälschlich die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten als eigene Kommende geführt und der reichsritterschaftliche
Marktflecken Herrlingen der Freiherren von Bernhausen im Kanton Donau
aufgenommen); Zeumer 552 II a 37, 3; Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1932;
Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 1951; Tumler, L.,
Der deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400, 1954; Müller, K., Beschreibung
der Kommenden der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-Burgund im Jahre 1393,
1958; Millitzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen
Reich, 1970; Der Deutsche Orden und die Ballei Elsass-Burgund, hg. v. Brommer,
H., 1996. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Eschwege (Reichsstadt). E. an der Werra
wird 973/974 (Eskiniwach) als Königshof erstmals erwähnt. Die im Anschluss an
das vermutlich bald nach 1000 von Kaiser Ottos III. Schwester Sophie gegründete
Stift entstandene Stadt war bis 1249/1250 Reichsstadt in Thüringen. 1264 kam
sie an die Landgrafen von Hessen, die sie dem Reich zu Lehen auftrugen und auf
die Belehnung mit E. und die Reichsburg Boyneburg ihre Erhebung zu Reichsfürsten gründeten, war aber bis 1433/1436
umstritten (1385 Thüringen, Mainz). Von 1627 bis 1834 gehörte E. zur
Rotenburger Quart Hessen-Kassels. Von 1866 bis 1945 war es Teil Preußens und
kam danach zu Hessen.
L.: Wolff 254; Schmincke, J., Geschichte der Stadt Eschwege. Mit Berichtigung
und Ergänzungen neu hg. v. Stendell, E., 1922/1923; Bruchmann, K., Der Kreis
Eschwege. Territorialgeschichte der Landschaft an der mittleren Werra, 1931;
Eckhardt, W., Eschwege 1769, 1959; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt
thüringisch-hessischer Geschichte, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege
in der Germar-Mark. Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes im
hessisch-thüringischen Grenzgebiet, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v.
Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1 1984, 98ff.; Hofmeister, K., Die
Arbeiterbewegung in Eschwege (1885-1920), 1987; Heinemeyer, K., Eschwege, LexMA
4 1989, 11. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei,
Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria,
Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von
Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die
Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen
Vögte nacheinander die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die Herzöge
von Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg waren,
eine kleine Herrschaft zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in
Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um
Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt
hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin
bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe um E., im Vest Recklinghausen, am
Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag mit den
Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E. politisch von diesen abhängig.
1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen große Abtei nach der Säkularisation an
Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel
E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005;
Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im
Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13 Volltexte).
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Esterházy (Geschlecht). Die ungarische
Adelsfamilie E. von Galantha ist 1238 erstmals belegt. Sie war im nördlichen
Burgenland sehr begütert. 1671 erwarb sie die Güter der Familie Nadasdy,
nachdem sie schon 1648 Eisenstadt erlangt hatte. Zu den wichtigsten Gütern
gehörten Kobersdorf, Kittsee, Hornstein, Deutschkreutz (Deutschkreuz),
Lockenhaus, Forchtenstein, Gattendorf, Lackenbach und Dörfl. 1687 gelangte in
der Forchtensteiner Linie Graf Paul IV. in den Reichsfürstenstand.
1712 wurde dies auf den Erstgeborenen, 1783 auf alle Nachkommen ausgedehnt.
1804 erwarb das Haus die gleichzeitig zur erblichen Grafschaft erhobene
ehemalige Abtei Edelstetten, wurde aber nicht mehr in den Reichsfürstenrat aufgenommen
L.: Klein 175f. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Falkenstein (Herrschaft, Grafschaft). Die
Reichsburg F. am Donnersberg bei Rockenhausen wurde im frühen 12. Jahrhundert
(vor 1157) erbaut. Vom Reich kam sie an die reichsministerialischen Herren von
Bolanden, unter denen sie Sitz einer 1241 abgespalteten, 1398 zur Grafenwürde
gelangten Seitenlinie wurde, die 1418 ausstarb. Die Grafschaft ging über die
Schwestern des letzten Grafen an die Grafen von Virneburg über. 1456 kaufte sie
Wirich von Daun (Dhaun), Herr von Oberstein. 1458 gab Kaiser Friedrich III. die
Lehnsrechte als heimgefallenes Reichslehen an Lothringen. Von den
Afterlehnsträgern Daun (Dhaun) gelangte sie in verwickelten Erbstreitigkeiten
1594 an den Grafen Löwenhaupt zu Rasberg und von Manderscheid-Kail. 1667 kam
sie an Lothringen und mit der Heirat Franz Stephans von Lothringen 1731 an
Österreich. Zur Grafschaft gehörten Schloss und Stadt Winnweiler, Sitz des
Oberamtmanns der Grafschaft, Schlossruine und Flecken F. und eine Anzahl
Dörfer. Franz Stephan führte nach dem Verlust Lothringens im Reichsfürstenrat die Stimme für Nomeny und F., Kaiser
Joseph II. nur für F. 1796 gehörte die Grafschaft Falkenstein(-Daun bzw.
–Dhaun) über Österreich zum oberrheinischen Reichskreis. 1787 hatte F. etwa
8.000 Einwohner, 1801 etwa 2,5 Quadratmeilen mit rund 4.000 Einwohnern. 1816
fiel die Grafschaft zum überwiegenden Teil an Bayern. 1946 kam F. zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 285f.; Wallner 698 OberrheinRK 41; Stetten 38; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein, Mitt. des hist.
Ver. der Pfalz 3 (1872); Reiter, H., Die jüngere Grafschaft Falkenstein
1458-1735, 1969; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Fouquet (Reichsfürst).
1743 wurde Charles-Louis Auguste F. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 171. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem
Boden des heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700
erbauten die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744
erstmals erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724
rief Herzog Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die
Anfänge des 1020 erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739
errichtete der heilige Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das
obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst
Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof
Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort
Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes
althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige
Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach
stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten
und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern die Landesherrschaft
(1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F. (F.,
Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft Burgrain).
1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring
(Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der
Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten
die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803
fielen die Güter an Bayern (mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels
[einschließlich Reichsgrafschaft Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft
Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen
Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte
München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988;
Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum
München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989;
Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989;
Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und
das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D.,
Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium
Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/ (Cozroh-Codex);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 535, 1, 2, 194. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Fugger (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten). 1367 erscheint der Webermeister Hans
Fugger aus Graben bei Schwabmünchen in Augsburg. Seine Nachkommen wurden
bereits in der nächsten Generation ratsfähig. Während die von Andreas Fugger (†
1457) begründete Linie F. vom Reh rasch in Bankrott geriet, erlangte die von
Jakob Fugger begründete Linie F. von der Lilie durch die Fuggersche
Handelsgesellschaft (Jakob Fugger der Ältere † 1469), das Kupfermonopol (Jakob
Fugger der Reiche 1459-1525) und auch den Ablasshandel Weltgeltung. Seit 1504
waren die rasch zu den Bankiers der Päpste und der Habsburger aufsteigenden F.
adlig, seit 1511 Grafen und seit 1514/1525/1530 Reichsgrafen. 1507 verpfändete
König Maximilian I. der Familie die Grafschaft Kirchberg und die Stadt
Weißenhorn, 1514 Biberbach in Burgau sowie 1536 die sog. Reichspflege. 1533
erwarben die F. die Herrschaft Oberndorf, 1537 Babenhausen und Glött, 1551
Kirchheim, 1580 Nordendorf, 1595 Wellenburg, 1597 Welden und 1682 die
Herrschaft Hausen (bis 1756). Nach dem Tod Georg Fuggers († 1506) gründeten
seine beiden Söhne Raimund († 1525) und Anton († 1560), der König der
Kaufleute, der bei seinem Tode 6 Millionen Goldkronen bares Vermögen hinerließ,
zwei Linien. Von Raimund stammen zwei Äste ab, von denen sich der eine in Pfirt
(bis 1846), Sulmetingen (bis 1738) und Adelshofen (bis 1795), der andere in
Weißenhorn (früh erloschen) und Kirchberg teilte. Von den Söhnen Anton Fuggers
leiten sich die Linien Markus (mit Nordendorf, bis 1671), Johann und Jakob ab.
Die Johann-Fuggerische Linie teilte sich in einen Ast, der die Herrschaft
Nordendorf der Markusschen Linie erbte und deswegen - fälschlich - als
Markus-Fuggerischer Ast bezeichnet wurde (mit der Herrschaft Nordendorf, den
Dörfern Ehingen, Lauterbrunn [Lauterbronn], Duttenstein [Dutenstein], Demmingen
[Diemingen], Wagenhofen [Wangerhof]), in den kirchheimischen Ast (mit
Kirchheim, Eppishausen [Eppichhausen], Türkenfeld und Schmiechen [Schmüchen]),
den mickhausischen (mückenhausischen) Ast (mit Mickhausen [Mückenhausen] und
Schwindegg) und den glöttischen Ast (mit Glött, Hilgartsberg [Hilgartschberg],
Oberndorf und Ellgau [Elgau]). Die Jakob-Fuggerische Linie zerfiel in den Zweig
Babenhausen (mit Babenhausen und Boos) und den Zweig Wasserburg bzw. Wellenburg
(mit Wellenburg, Gablingen [Gaiblingen], Biberbach und Rettenbach an der Günz).
Im 18. Jahrhundert bestanden danach vor allem F. zu Nordendorf, Kirchheim,
Mickhausen (Mückenhausen), Wasserburg oder Wellenburg, Glött, Babenhausen und
Boos. Der Zweig Fugger von Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
Babenhausen). Die Fugger-Babenhausen und Fugger-Glött wurden 1805/1806 in
Bayern mediatisiert, die Fugger-Nordendorf und Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in
Württemberg. Von 1560 bis 1805 zählten die F. wegen der 1551 erworbenen
Herrschaften Niederalfingen und Stettenfels (bis 1747) zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 203; Zeumer 553 II b 61, 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E4, III 38 (1789) D3; Schulz 261; Ehrenberg, R., Das Zeitalter der
Fugger, Bd. 1f. 3. A. 1922; Studien zur Fuggergeschichte, hg. v. Strieder, J.,
Bd. 1-8 1907ff.; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, Neudruck 1990;
Unger, E. E., Die Fugger in Hall in Tirol, 1967; Fried, P., Die Fugger in der
Herrschaftsgeschichte Schwabens, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des
Hauses Fugger von der Lilie, 1978; Kellenbenz, H., Fugger, LexMA 4 1989,
1010f.; Mandrou, R., Die Fugger als Grundbesitzer in Schwaben, (1969, deutsch)
1997; Häberlein, M., Die Fugger, 2006. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Fugger-Babenhausen (Reichsgrafen, Reichsfürsten), Fugger-Babenhausen und Boos. Am Ende
des 18. Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften Babenhausen, Boos, Reichau,
Kettershausen, Mohrenhausen, Heimertingen und Wald. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde
am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen
lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst
unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König
Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer
der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian),
durch dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die
Äbte den päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170
den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert
von den Alpen bis zur Nordsee reichende Streubesitz, der für das 12.
Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000 Morgen geschätzt wurde, schrumpfte
(z. B. durch den Verlust von Breuberg im Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf
eine kleine Herrschaft in der Rhön und über Brückenau bis Hammelburg in Franken,
die aber als geschlossenes Gebiet an Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete
anderer Abteien des Reiches übertraf. Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische
Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz
und Hessen verpfändet werden. Bei der Reichskreiseinteilung kam F. zum
oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das Kloster innerlich erneuert. Von
1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von Buchen
übertragen. 1648 verlor F. das letzte Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5.
10. 1752 wurde für das Stiftsland ein selbständiges Fürstbistum (1829 als
Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790 zählte F. wegen Burghaun,
Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe),
Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz,
Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und
Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen,
Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz
(Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach
und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802
wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig
später die 1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das
Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum
Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an
Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit
diesem wieder an Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders
und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen
Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische
Länder, Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das
Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41;
Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik,
1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U.,
Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in)
Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M.,
Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994;
Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda,
Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex
Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel,
W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der
Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum).
Die Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie
in Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218
erbten sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um
Freiburg im Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach,
Steinach, Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und
seit etwa 1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg
(fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter erhielten
sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem Zähringer Erbe
die Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F. gewann 1278
Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt 1283 als
Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die Landgrafschaft
Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach
im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie
Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später
außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch
wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen
im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der
Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise
durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam,
vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg.
Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft
Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften
Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig
sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen),
so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten.
Nach dem Tod Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden aus der Baarer Linie die
jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine
Stühlinger Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664
wurde die (1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch beerbte) Linie
Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben
(1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank),
1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher
Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in
Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten
zu F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch,
Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die
Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen,
Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter
Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und
Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen
waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk
(Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die
fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine österreichisch-böhmische
Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern und 100000 Einwohnern
unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945
verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren im 19. Jahrhundert
neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509,
1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur
Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende
des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum
Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806),
Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte
der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet
des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9;
Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R.,
Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom
Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl,
I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E.,
Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Fürstenberg-Stühlingen (Grafen). Von der 1559 entstandenen Kinzigtaler Linie der Grafen von Fürstenberg spaltete sich die Linie F. ab, die 1744 die Fürstenberger Güter in sich vereinigte. Sie hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrats des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Gallean, Gallian, Calliano (Reichsfürst). 1761 wurde Carl Hyazinth Anton von G. in
den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Klein 190. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Gandersheim (Reichsstift, Residenz) (seit
1932 Bad Gandersheim). Am Übergang des Hellweges über die Gande und an der
Kreuzung mit der Straße Frankfurt-Lübeck errichteten die Liudolfinger eine
Burg. 852 gründete Herzog Liudolf von Sachsen dort das Stift G., in dem in der
zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Dichterin Hrotsvit wirkte. Das Stift
war reichsunmittelbar (877) und nach langem Streit vom Bischof von Hildesheim
eximiert und dem Papst unmittelbar unterstellt (1208). Vögte waren seit der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Welfen, doch vermochte die Äbtissin
ihre Stellung als Reichsfürstin und ihren Sitz
auf der rheinischen Prälatenbank bis zur freiwilligen Aufgabe 1802 zu
behaupten. Die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang aber nicht,
so dass sich das Reichsstift im Wesentlichen auf die Stiftskirche beschränkte.
1568/1589 wurde G. ein evangelisches Damenstift. 1803 fiel es an Braunschweig.
1810 wurde es aufgelöst. 1946 kam G. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Zeumer 553 II a 37, 18; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908,7; Rippel, J./Thilo, G., Der Landkreis Gandersheim,
1958/1960; Goetting, H., Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim,
1973; Kronenberg, K., Chronik der Stadt Bad Gandersheim, 1978; Fahlbusch, F.,
Gandersheim, LexMA 4 1989, 1102ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 713, 1, 2 205.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint
in dem ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus
dem von ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof
von G., dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und
Waadtland erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des
Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft der Franken.
Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich Burgund und
damit 1032 an das deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst.
1156 gelangte die Vogtei über das Hochstift von den Grafen von G. durch
Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen, welche die Rechte des
Bischofs minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in
gleicher Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und
leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der
Bischof, weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern und Freiburg
verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel nach Annecy
gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Gerolstein (Herrschaft, Grafschaft). Um
1355 wurde die Burg Gerhardstein in der Eifel gegründet. Gerhard VI. von
Blankenheim stiftete danach die Linie Blankenheim-Gerolstein
(Blankenheim-Kasselberg). 1403 konnte Gerhard VIII. die 1380 in den Grafenstand
erhobene Linie Blankenheim beerben und den Grafentitel erwerben. Nach seinem
Tod kam die um G. entstandene Herrschaft 1406 mit Blankenheim an die Grafen von
Loen, 1468/1469 an die Grafen von Manderscheid und 1488 deren Linie
Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war G. unter einer Blankenheimer Nebenlinie
(bis 1697) selbständig. Nach dem Aussterben Manderscheid-Blankenheims 1780 fiel
es an die in Böhmen begüterten Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft
Blankenheim und G. waren die Grafen von Sternberg 1797 Mitglied des
westfälischen Grafenkollegiums der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags sowie des niederrheinisch-westfälischen Reichskreises. 1794
wurde G. von Frankreich besetzt. Die Grafschaft umfasste 1801 4 Quadratmeilen
mit 8000 Einwohnern. 1815 kam sie an Preußen und damit 1946 G. zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363f.; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Kroner, G.,
(in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33 (1964); Dohm, B., Gerolstein in der
Eifel, 2. A. 1965. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Giovanni e Zappata (Reichsfürst). 1723 wurde Vincenzo G. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 169. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Gorevod, Gorrevod (Reichsfürst). 1623 wurde Carl Emanuel de G. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 147. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser
Otto III. G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107
erscheinen aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard
[Meinhard] von Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G.,
die ihre teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter
um Lienz in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten
des Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der
Grafen von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung
nach Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des
Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die
Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol
(Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie die
Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363
ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die
Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie
Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere
Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere
Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie
entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern
verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als Reichsfürsten
schon 1374 auch Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der
Windischen Mark und um Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie.
Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und
damit zum österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G.
mit Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei
Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus Görz, Triest und
Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861 erhielt das Kronland
Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919
fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen Teil
des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110
(2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002),
293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel Medoevo,
hg. v. Cavazzo, S., 2004. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Grassalkovich von Gyarak (Reichsfürst). 1784 wurde Anton G. für den jeweiligen
Erstgeborenen der G. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 176. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Grävenitz (Grafen). Die über Christiane
von G. (1686-1744) in Württemberg hochgekommenen Grafen von G. waren am Ende
des 18. Jahrhunderts Mitglied des Kollegiums der fränkischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Von 1711 bis 1764 waren sie Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben (davon 1727-1736 wegen Freudental).
L.: Zeumer 554 II b 62, 16; Schulz 262; Oßwald-Bargende, S., Die Mätresse, der
Fürst und die Macht, 2000. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Guasco (Reichsfürst).
1645 wurde Carlo G., Marchese di Solera, in den Reichsfürstenstand
erhoben und erhielt das Fürstentum Lixheim.
L.: Klein 166. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Haag (Herrschaft, Reichsgrafschaft).
Die Burg H. nördlich von Wasserburg am Inn in Oberbayern wird erstmals im 10.
Jahrhundert erwähnt. Sie war Mittelpunkt einer ehemals freien Herrschaft
zwischen Hohenlinden, Inn und der Salzstraße. Diese stand zunächst den Gurre
(Gürre) von H. zu und wurde nach deren Aussterben von Kaiser Friedrich II. 1245
den aus der herzoglich bayerischen Ministerialität stammenden Fraunberg
verliehen (seit 1434 nachweisbar Reichslehen). Sie mussten zwar 1469 die
Oberhoheit Bayerns anerkennen, konnten sich später hiervon aber wieder
befreien. 1509 wurden sie zu Grafen erhoben. Der letzte Graf trat zum
Protestantismus über. Nach seinem Tod fiel die Grafschaft 1566 an Bayern, das
sie rekatholisierte. 1567 wurde Bayern vom Reich belehnt und hatte zeitweise
einen eigenen Sitz unter den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Über Bayern gehörte
H. zum bayerischen Reichskreis. Im Jahre 1800 umfasste das Gebiet der
Grafschaft 8 Quadratmeilen.
L.: Wolff 146; Wallner 712 BayRK 9; Borch, L. Frhr. v., Die Rechtsverhältnisse
der Besitzer der Grafschaft Haag, 1884; Schlereth-Weber, E., Die ehemalige
Grafschaft Haag, Inn-Isengau, 1926; Trautner, A., Tausend Jahre Haager
Geschichte, 1955; Janker, S., Grafschaft Haag, 1993.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um
1020 vom ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg
und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im
heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich
1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen
(Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen,
abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein
(Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung
anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg
von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte
im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit
dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie gelangte Burg H. ihre
Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser
Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte
die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen,
Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern
Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308
an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden
Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol,
1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf
Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines
(Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter
den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in
Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner)
in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol,
Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische
und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie
erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und
Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn
König Sigmunds, als Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der
steirischen leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die
deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten
und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich
und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der
Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III.
kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den
einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der
Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien
vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund (†
1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach
dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der
Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und
Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie
die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450
Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete
die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl
V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande,
nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von
Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen
Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er
1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in
eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft
Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs
von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit
Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das
Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich,
Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich
mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637)
von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von
Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875).
Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia
begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und
zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779
ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens.
Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
(deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung
Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8.
1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen
Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden
1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer
Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der
Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die
Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges
verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W.,
Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann,
G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das
Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger,
LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990;
Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte
des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v.
Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A.,
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2,
245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein
Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee,
hg. v. Niederhäuser, P., 2010. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143
als Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel
erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich
zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der
Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig
verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu
Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau
(Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein
Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz
nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und
war mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der Wetterau. 1320/1364 erlangte
sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer Berg), 1429 die Reichsgrafenwürde.
1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die Linien
Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains) und
Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der
Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im
Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich
Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570
beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit
1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat
gewannen. 1697 fielen die elsässischen Güter an Frankreich. Nach dem Aussterben
Hanau-Lichtenbergs 1736 kam Hanau-Münzenberg mit H. durch Erbvertrag an
Hessen-Kassel, Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit Frankreichs) an
Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich besetzt und wurde
dann mit Ausnahme der Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg, Babenhausen und des Dorfes
Heuchelheim, die an Hessen-Darmstadt gelangten, zu dem neugegründeten
Großherzogtum Frankfurt geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft an Hessen-Kassel,
1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K.,
Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck,
F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch,
1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt
Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989,
1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hannover (Fürstentum, Herzogtum,
Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von
Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte
Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde,
dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241
gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von
Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere
Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen
Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die
Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser
Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem
Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein
Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode
seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705)
alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit
England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und
Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal
und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen,
Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen
Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen
überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle,
Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1
Stimme im obersächsischen Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die
Landesuniversität Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die
Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt
Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H.
von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und
Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes
Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in
Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich
besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für
wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil
Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen,
vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit
dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen,
Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim,
Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde.
1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues
Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt),
das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von
Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt.
Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932
gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft
Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging
aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2 1933-1935,
1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts, bearb. v. Engel,
F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964; Kühlhorn, E.,
Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover, Wolfenbüttel
und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen Residenzen vom
16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M., Historisch bezeugte Orte
in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H., Hannovers
Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und administrative
Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V.,
Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H.,
Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation,
1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und sein Umland,
hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen
Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den hannoverschen
Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Harrach (Reichsfreiherren,
Reichsgrafen). Das in Böhmen und Oberösterreich begüterte Adelsgeschlecht H.
wird 1195 erstmals erwähnt. Zunächst erwarb es Güter in Kärnten und in der
Steiermark, 1524 die Herrschaft Rohrau in Niederösterreich. 1550 wurde es in
den Stand der Reichsfreiherren erhoben, 1627 in den Stand der Reichsgrafen.
1620 erhielt es aus der böhmischen Konfiskationsmasse reiche Güter. Im Reichsfürstenrat wurde die Familie zu den schwäbischen
Grafen gerechnet.
L.: Zeumer 554 II b 61, 21. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren,
Reichsgrafen, Reichsfürsten, Reichsritter). Nach
der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen Eder benannte sich eine seit 1138/1145
nachweisbare edelfreie Familie (Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts
teilte sie sich in zwei Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu
Lehen auftragen, erwarb aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft
Wildenburg bei Altenkirchen sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die
Herrschaft H. kam nach dem Aussterben einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die
Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde die Familie H. in den Reichsgrafenstand
erhoben. 1641 erlangte sie aus der Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch
die freie Standesherrschaft Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die
1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen
Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften
Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg,
Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem
gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und
die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis. Mit
Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten,
Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637 erworbenen,
1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen zählten die H.
im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
(außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel Friesenhagen und
mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei Friesenhagen)sowie Wissen
rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie Hatzfeld-Wildenburg
(Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der Linie
Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794)
wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem
1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie
Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der
Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten 183;
Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J.,
Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die
Familie von Hatzfeldt, 2004. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hatzfeld-Trachenberg (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten). Die Familie H. ist eine nach der 1641 erlangten Herrschaft Trachenberg in Niederschlesien benannte Linie der Familie Hatzfeld, die 1635/1640 zu Reichsgrafen und 1748 zu Reichsfürsten erhoben wurde. Sie starb 1794 aus, wurde aber durch den Erben, Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein, neu begründet. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hatzfeld-Wildenburg (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten). Die Familie H. ist eine nach der 1380
erworbenen reichsunmittelbaren Herrschaft Wildenburg benannte Linie der Familie
Hatzfeld. Sie zählte zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des
11. Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in
enger Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals
urkundlich bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und
Hassbergen begütert war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter
Berg) im Grabfeld zehn Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren
Niederlagen durch die Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte, Burggrafen
(1091) und Marschälle das Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230
verlor es das Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen, Mellrichstadt und Stockheim
und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach Thüringen abgedrängt, 1310 aber
in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im thüringischen Erbfolgestreit erhielt
es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden („neue Herrschaft“, die 1291 in
weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg fiel). 1274 erfolgte eine Teilung
in die drei Linien Henneberg-Schleusingen (bis 1583, 1310 Fürstengenossen),
Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den Reichsfürstenstand
erhoben) und Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379, Güter durch Verkauf
an Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg, Sonneberg), die
Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte, ging 1353 über
drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin (Sachsen),
teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde Meiningen im
Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss 1554 infolge
Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus Wettin (Meißen, Sachsen). Nach
dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten auf Grund der Erbverbrüderung
von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen) die Güter gemeinsam bis 1660.
Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das ernestinische Sachsen-Meiningen (bis
1920), der Rest an (das albertinische) Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft
Schmalkalden musste Hessen-Kassel überlassen werden. Am Ende des 18.
Jahrhunderts war die ursprünglich 28 Quadratmeilen große, zum fränkischen
Reichskreis zählende Herrschaft H. mit etwa 74000 Einwohnern wie folgt
aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5 Quadratmeilen mit 22000 Einwohnern
(die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf, Benshausen und die Kammergüter und
Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]), Sachsen-Weimar-Eisenach 5,3 Quadratmeilen mit
15000 Einwohnern (die Ämter Ilmenau, Lichtenberg oder Ostheim und
Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10 Qadratmeilen mit 26000 Einwohnern (Stadt
Meiningen und die Ämter Meiningen und Untermaßfeld (Maßfeld), Wasungen, Sand,
Frauenbreitungen und Römhild), Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7 Quadratmeilen mit
7600 Einwohnern, Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern
(das Amt Themar) und Sachsen-Hildburghausen 0,75 Quadratmeilen mit 1800
Einwohnern (das Amt Behrungen). Der kursächsische Teil kam 1815, der hessische
1866 an Preußen. Sachsen-Meiningen ging 1920 in Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
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seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
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Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk. Geschichtsvereins
11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96, 798; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Henneberg-Aschach (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von H. sind eine 1274 entstandene
Teillinie der Grafen von Henneberg, die 1486 in den Reichsfürstenstand
erhoben wurde und 1549 ausstarb. Ihr entstammte der Mainzer Erzbischof Berthold
von Henneberg (1481-1504). Sie erlangte 1274 Lengfeld, Belrieth, Behrungen und
Hendungen, Aschach, Ebenhausen, halb Münnerstadt und das halbe Gericht Saal an
der Saale, 1378 die Güter von Henneberg-Hartenberg(-Römhild). Sie verkaufte
1401 die Herrschaft Aschach an Würzburg, siedelte nach Römhild über und nannte
sich (nach) Römhild. Später verkaufte sie einen Teil ihrer Güter an die Grafen
von Mansfeld. Der Rest kam bei ihrem Erlöschen an Henneberg-Schleusingen.
L.: Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J.,
2006. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hercolani (Reichsfürst).
1699 erhob Kaiser Leopold I. Filippo H. zum Reichsfürsten
und seine Herrschaft Fioremonte (Florimonte) zum Marchesat.
L.: Klein 167. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft,
Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main,
Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg),
1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130
wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um
Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum
(1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms,
Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen
für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den
bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld,
Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit
Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen
Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die
Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in
den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen.
Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der
Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438),
Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen,
die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der
mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern
(Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben
(1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der
Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg,
Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau),
halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden zugleich
die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen
(1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV.
erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens),
Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit
ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertrittes auf österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk
Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen
Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt
Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis]
und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf
eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den
rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt.
Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der
Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig
Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und
Battenberg/Mountbatten fort.
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Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
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(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hessenstein (Reichsfürsten).
1772 erhielten Graf Friedrich Wilhelm, natürlicher Sohn des schwedischen Königs
Friedrich I., Landgraf zu Hessen-Kassel (1676-1751), sowie seine Brüder den Reichsfürstenrang.
L.: Klein 188. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hirschfeld (Reichsfürsten[tum]) s. Hersfeld (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hohenlohe-Neuenstein (Grafen, Fürsten). In Neuenstein
bei Öhringen bestand im 13. Jahrhundert eine Burg der Herren von Neuenstein.
Sie kam nach 1300 an die Grafen von Hohenlohe. Von 1553 bis 1698 war sie Sitz
der 1551 entstandenen protestantischen Hauptlinie H. Sie teilte sich 1610 in
die 1698 ausgestorbene Linie H., die Linie Hohenlohe-Öhringen und die Linie
Hohenlohe-Langenburg, die ihrerseits die Nebenlinien Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg hervorbrachte. 1764 wurden die
Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für
die Abtretung des Dorfes Münster und des östlichen Teiles des Gebiets von Karlsberg
das Dorf Amrichshausen und die Mainzer, Würzburger und Comburger Anteile an
Künzelsau.
L.: Wolff 119; Klein 184. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hohenlohe-Waldenburg (Reichsgrafen). An einer
wichtigen Fernstraße vom Rhein zur Donau erscheint 1253 die vermutlich in
staufischer Zeit als Reichsburg ausgebaute Burg Waldenburg als Lehen des
Hochstifts Regensburg der Herren von Hohenlohe, welche die Vogtei über Öhringen
hatten. 1551/1555 wurde Waldenburg Sitz der 1551 entstandenen Hauptlinie H.,
die 1615 in die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg
(bis 1679) und Hohenlohe-Schillingsfürst weiter aufgeteilt wurde. Die Linie H.
wurde 1667 rekatholisiert und (1679) von Hohenlohe-Schillingsfürst beerbt, das
sich in Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst teilte. 1744 wurden
die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Um 1800
umfasste H. mit Hohenlohe-Schillingsfürst etwa 12 Quadratmeilen. 1806 kam Waldenburg
an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Hohenlohe.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (Reichsgrafen, Fürsten). Die
1247 genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall war seit dem 15. Jahrhundert
Sitz eines hohenlohischen Amtes. 1688 errichteten die Reichsgrafen von H., die
1744 zu Reichsfürsten erhoben wurden, dort ihre
Residenz, 1756 ein Schloss. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Linie die
Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter Mainhardt und Sindringen.
Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die
Häupter der beiden Linien Hohenlohe-Waldenburg
(Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, H.) für ihren Anteil am Bopparder Zoll
Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 ging H. an Württemberg über. S.
Baden-Württemberg.
L.: Klein 184; Der Landkreis Crailsheim, 1953.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft).
1061 erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von
Zollern (Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg
Zollern (seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen
nannten und vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das
schwäbische Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170
eine 1486 erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte
1191 durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die
Burggrafschaft Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad
erhielt die Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später
evangelische Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und
begründete die schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch,
Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter
der Grafen von Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem
Erbe der Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. (†
1332) kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368
Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim,
Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um
Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete unter dem
Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen. 1411/1415/1417
wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit
zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte
1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer
Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten
und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth
durch Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen
Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch
Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich
die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg
Österreichs Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft
Wehrstein. 1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen
(Eitel Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel
Friedrich IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16.
Jahrhunderts H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen
(Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die
Grafschaft Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol
und die Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten
beide Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz
und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800
umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet
von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der
Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt,
Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien
zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg,
Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K.,
Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956;
Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs,
1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte,
1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen
der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen Zollern.
Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988;
Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im
Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und
jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann,
D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996;
Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117;
Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in
Franken, 2005. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hohenzollern-Hechingen (Grafen, Reichsfürsten). Die Linie H. ist eine 1575/1576 entstandene Linie
der Grafen von Hohenzollern, welche die alte Grafschaft Zollern (Hohenzollern)
mit der Stadt Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt
Lutzen) in Hechingen und Stetten erhielt. Sie erlangte 1623 die Reichsfürstenwürde und 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1803 gewann sie durch § 10 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für ihre Feudalrechte in der
Grafschaft Geulle und den Herrschaften Mouffrin (Moulfrin) und Baillonville im
Lütticher Lande die Herrschaft Hirschlatt des Stifts Kreuzlingen und das
Kloster Stetten. 1805 wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit
souverän. 1806 schloss sich H. dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7.
12. 1849 dankte H. zugunsten Preußens ab. 1869 starb die Linie aus. Das Gebiet
kam 1951/1952 über Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Klein 148; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses
Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916,
Neudruck 1987; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg,
2002. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der
Grafen von Hohenzollern, welche die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern
Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol, die
Grafschaft Veringen und die Herrschaft Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich
abgespaltete Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen
Reichskreis zählende H. durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 für seine Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide
(Dixmüde), ‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden
und Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in
Belgien die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron
(Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die
Rheinbundakte die ehemals österreichischen Mediatklöster Habsthal und Wald, die
Herrschaft Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über
die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau gelegenen
Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die vormals Salem
gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft Straßberg der
Fürsten von Thurn und Taxis sowie die ritterschaftlichen Herrschaften
Gammertingen und Hettingen der Freiherren von Speth. 1805 wurde H. durch
Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich dem
Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst
zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern,
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der
oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen
von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte
Baden-Württemberg, 2002. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten
Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098 bezeugten Grafen von I. (Rembold
I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem 9./10. Jahrhundert auftretenden
edelfreien mittelrheinischen Geschlecht gehören. Sie waren Vögte der
Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links der unteren Lahn sowie Grafen
von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen
von Wied. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien
Kobern an der unteren Mosel [bis 1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg
vor 1249, Büdingen und Arenfels vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und
Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied] bzw.) den gerlachschen und den
remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des 12. Jahrhunderts in vier Linien
die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an Wied, Wiedisches Haus,
Kobernhaus 1344 an salentinische Linie, viertes Haus im 16. Jahrhundert an
Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg) erlosch 1664 mit der
Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils des Erzstifts Trier,
teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier die Lehen ein. Die
Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber zusammen mit den
Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten Grafen eine
Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg, Großmaischeid
(Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach (Herschbach) bei Trier
blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses erhielt 1806 auch die wiedschen
Teile und gab das ehemals niederisenburgische Gut 1815 überwiegend an Preußen
(Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach (Hersbach) kam 1866 mit Nassau an
Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg) beerbte um 1213/1245 (vor 1247)
mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von
Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen zwischen
Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf Achtel],
Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft auf. Sie
wurde seit 1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt.
1442 wurde wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand
erworben. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine
Aufspaltung in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg,
Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a.
erlosch 1625 Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf
Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein,
Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung
der Grafschaft an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die
Hauptlinien Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde
1744 in den Reichsfürstenstand erhoben. Im 18.
Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen
Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte Baumburg und Steigerhof zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 19 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für
die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim (Gainsheim) am Rhein mit
gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg (Jakobsburg) auf der rechten
Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin zu I., Gräfin von
Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen
Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat
Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter von
Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und
vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa
58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an
Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff.
1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v.,
Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der
Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.
A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976;
Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Isenburg-Birstein (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von I. sind eine seit 1628 bestehende
Linie der Grafen von Isenburg, die 1744 in den Reichsfürstenstand
erhoben wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin
von Parkstein, wegen Altenbamberg, Altenbaumburg (Alte Baumburg) und Steigerhof
zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter 7 Quadratmeilen
mit 22500 Einwohnern (die Gerichte Reichenbach, Wenings, Wolferborn, Selbold,
Langendiebach und das Oberamt nebst Stadt Offenbach). Durch § 19 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für
die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim am Rhein mit gewissen
Resten der Abtei Sankt Jakobsberg auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel
bei Offenbach, die Fürstin von I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an
der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen Herrschaften auf dem linken
Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat I. dem Rheinbund bei, erlangte
die Güter Isenburg-Philippseichs und die Hälfte der Herrschaft der Grafen von
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen-Büdingen, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach und
Isenburg-Büdingen-Meerholz) und vereinigte so alle oberisenburgischen Güter mit
190 Quadratkilometern und etwa 58000 Einwohnern. 1815 wurde I. mediatisiert.
Seine Güter kamen 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und
damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 9; Wallner 697 OberrheinRK 20; Simon, G.,
Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1965;
Isenburg-Ysenburg 963-1963, hg. v. Isenburg, Fürstin I. v., 1963.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Isny (Sankt Georg bzw. Sankt Jörgen)
(Reichsabtei). In dem vielleicht zu 1042 oder 1096 erstmals erwähnten I. im
Allgäu (villa Isinensis) stiftete Graf Wolfrad von Veringen-Altshausen 1042
eine Jakobus und Georg geweihte Pfarrkirche. 1096 übergab sie Graf Mangold
Mönchen aus Hirsau zur Gründung eine Benediktinerklosters, in dem neben dem
Männerkloster auch ein Frauenkonvent eingerichtet wurde. Dieser wurde 1189 nach
Rohrdorf verlegt, dessen Pfarrei kurz vorher Kaiser Friedrich I. Barbarossa an
I. gegeben hatte, und hatte bis zum 15. Jahrhundert Bestand. Das 1106 vom Papst
bestätigte Kloster kam 1306 an die Truchsessen von Waldburg. Sie erweiterten
ihre Vogteirechte allmählich zur völligen Herrschaft über das Kloster und seine
Güter. Seit 1693 gelang der Abtei die Einschränkung dieser Rechte und am 4. 10.
1781 die vollständige Ablösung. Damit war I. reichsunmittelbar. Der Abt von
Sankt Georg in I. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates,
die Äbtissin von St. Jörgen zu den schwäbischen Prälaten. Die Güter der Abtei
umfassten die vier Pfarreien Unterreitnau, I., Rohrdorf und Menelzhofen und die
Filialkirche Weiler. Ein eigenes Herrschaftsgebiet bestand nicht. 1803 kam die
Abtei zusammen mit der Reichsstadt I. als Grafschaft I. an die Grafen von Quadt
(Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II a 36, 23/37, 7; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902;
Kammerer, I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu. Bilder aus
der Geschichte einer Reichsstadt, 1956; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet
Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben, 38 (1967); Isny, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reichsabtei St. Georg in Isny,
hg. v. Reinhardt, R., 1996. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Jablonsky (Reichsfürst).
1743 wurden Stanislaus J., Woiwode von Rawa, und sein Haus zu Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 174. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Johannitermeister (Reichsfürst) s. Johanniterorden (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Johanniterorden (Reichsfürst),
Johannitermeister. Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus
Amalfi bereits vor den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach
der Eroberung Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis auch
herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden
ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von
den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem
Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso)
auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310
eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der
Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei
Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523
musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a.
Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta
und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber
ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden
genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum
evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in
Deutschland, der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des
Ordens stand und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte,
Sitz und Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Deutsche Kommenden bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf,
Schwäbisch Hall (Hall) und Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen,
Kleinerdlingen (Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen,
Villingen, Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden
vereinigt. 1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an
Frankreich). Um 1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt
der J. bzw. Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die
Grafschaft Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern,
Sankt Peter, Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806
erlosch auch das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim
schon früher allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit Österreichs sowie
1805/1806 an Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei Brandenburg vom König von
Preußen in ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte der evangelische Teil
des Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des
Johanniterordens in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großprioriat Deutschland
des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des
Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand,
A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher
Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984),
5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 739
(Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die
Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz,
bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006 (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kaunitz (Grafen, Reichsfürsten). Die dem Ritteradel Böhmens entstammende
Adelsfamilie K., von der Wenzel Anton Graf K. 1753 zum Staatskanzler
Österreichs ernannt wurde, erlangte durch die Ehe Max Ulrichs von K.
(1679-1746) mit der Tochter des letzten Grafen von Rietberg aus dem Hause
Cirksena die Herrschaft Rietberg mit Anwartschaft auf drei ostfriesische
Herrschaften. 1764 wurde sie in den Reichsfürstenstand
erhoben. S. Rietberg.
L.: Zeumer 554 II b 63,14; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz,
1975. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Khevenhüller (Freiherren, Grafen, Fürsten).
Vielleicht im 11. Jahrhundert zog das nach Kevenhüll bei Beilngries benannte,
1330 zuerst genannte Adelsgeschlecht aus dem bayerisch-fränkischen
Begegnungsraum nach Kärnten, wo es erstmals 1396 urkundlich bezeugt ist. Seit
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war es um Villach reich begütert. Zu
Beginn des 16. Jahrhunderts (1519) erfolgte eine Aufteilung in eine
österreichische Linie (Khevenhüller-Frankenburg) und eine Kärntner Linie
(Khevenhüller-Hochosterwitz). Die österreichische Linie erwarb 1581 drei
Herrschaften in Oberösterreich, wurde 1593 zu Reichsgrafen von Frankenburg
erhoben und erlosch 1817/1884. Die Linie in Kärnten nannte sich seit 1571 nach
Hochosterwitz (Hohenosterwitz), wurde 1673 zu österrreichischen Grafen, 1725 zu
Reichsgrafen von Hardegg ernannt und 1764 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Johann Joseph von Khevenhüller-Hochosterwitz (1706-1776) war
verheiratet mit der Erbgräfin Metsch und nannte sich daher seit 1751 Khevenhüller-Metsch.
Als Khevenhüller-Metsch gehörte die Familie dem schwäbischen
Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des
Reichstags am Ende des 18. Jahrhunderts als Personalist an.
L.: Zeumer 554 II b 61, 18. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Khevenhüller-Metsch (Freiherren, Grafen, Fürsten). K. nennt sich seit 1751 die Linie Hochosterwitz der Khevenhüller, die am Ende des 18. Jahrhunderts dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags als Personalist angehörte. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kinsky, Kinski (Grafen, Reichsfürsten). Das urkundlich erstmals 1237 genannte
böhmische Adelsgeschlecht K. hatte seine Stammsitze auf den Burgen Wchinitz
(Vchynice, auch Kinz) bei Lobositz und Tettau im Böhmerwald. 1676 wurde es in
den Reichsgrafenstand, 1747 in einer jüngeren Linie in den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Klein 179. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kirchberg (Burggrafen). In der Zeit König
Konrads III. erscheinen auf dem alten Königsgut Kirchberg bei Jena edelfreie
Burggrafen. Sie hatten Güter zwischen Weimar-Apolda und Jena und gründeten 1253
das Kloster Kapellendorf. Seit 1304 verloren sie ihre älteren Güter und mussten
1398 die wettinische Landeshoheit (der Markgrafen von Meißen) anerkennen. Im
14. Jahrhundert gewannen sie durch Heirat Oberkranichfeld und im 15. Jahrhundert
vorübergehend auch Niederkranichfeld (Unterkranichfeld). 1714 erbten die
Burggrafen von K. die Grafschaft Hachenburg der Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn.
Ihretwegen gehörten die Burggrafen von K. am Ende des 18. Jahrhunderts dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates
des Reichstags an. (1799 kam Hachenburg an Nassau-Weilburg, 1866 an Preußen und
1945 an Hessen.)
L.: Zeumer 554 II b 63, 2; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, 1962. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kirchberg (Herrschaft). K. an der Jagst
entstand seit dem 14. Jahrhundert um die im 12./13. Jahrhundert angelegte Burg
der Herren von K. Nach deren Aussterben am Anfang des 14. Jahrhunderts gelangte
die Burg an die Fürsten von Hohenlohe, die sie zur Siedlung ausbauten, 1398 an
die Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und Schwäbisch Hall verkauften und
nach dem Rückerwerb 1562 zu ihrem Amtssitz machten. 1701 gab die Herrschaft den
Namen für die 1764 in den Reichsfürstenstand
erhobene, 1861 ausgestorbene Linie Hohenlohe-Kirchberg. K. fiel 1806 an Bayern,
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Sandel, T., Kirchberg an der Jagst, hg. v. Schaeff-Scheefen, Bd.
1 1936; Wunder, G., Das Kondominium der drei Reichsstädte Rothenburg, Hall und
Dinkelsbühl in Kirchberg an der Jagst 1398-1567, Jb. f. fränk. Landesforschung
34/35 (1974/1975). (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Koblenz (Ballei). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Ballei K. des Deutschen Ordens zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags und zum kurrheinischen Reichskreis. Sie hatte kein weiteres
Gebiet.
L.: Wolff 93; Zeumer 552 II a 37, 2; Wallner 700 KurrheinRK 11; Eiler, K.,
Stadtfreiheit und Landesherrschaft in Koblenz. Untersuchungen zur
Verfassungsentwicklung im 15. und 16. Jahrhundert, 1980; Looz-Corswarem, O. v.,
Koblenz um 1800, 1981; Kerber, D./Liessen, U., Der Deutsche Orden in Koblenz,
1990; Kerber, D., Koblenz, LexMA 5 1990, 1242ff.; Geschichte der Stadt Koblenz,
hg. v. Bátori, I. u. a., Bd. 1f. 1992f.; Eickels, K. v., Die
Deutschordensballei Koblenz, 1995; Tippach, T., Koblenz, 2002; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 313. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kreuzlingen (Reichskloster, geistliches Reichsfürstentum, Residenz). K. wurde 1125 als
Eigenkloster des Bischofs von Konstanz vor der Stadt auf später Schweizer Boden
gegründet und bildete mit vor 1150 erworbenen Gütern um Hirschlatt nördlich
Friedrichshafens eine kleine Herrschaft, die das Augustinerkloster zum
Reichstand erhob. 1460 geriet K. unter die Herrschaft der Eidgenossen der
Schweiz, die dem 1638 das Augustinerstift Riedern am Wald (bei
Ühlingen-Birkendorf/Baden-Württemberg) inkorporierenden Kloster ab etwa 1650
die Teilnahme an den Reichstagen untersagten. 1803 und 1806 verlor K. seine
Güter jenseits des Rheins und des Bodensees an Hohenzollern-Hechingen,
Fürstenberg und Württemberg und damit auch die Reichsstandschaft. 1848 wurde es
im Thurgau aufgelöst.
L.: Raimann, A. u. a., Kreuzlingen, 1986; Hopp, A., Das Chorherrenstift Sankt
Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, 1990; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 672, 1, 2, 313.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kriechingen, Crichingen (Grafen,
Grafschaft), frz. Créhange. K. an der Nied bei Metz südwestlich Saint Avolds
war Sitz der Grafen von K., die im Moselraum, im Saarland und in Luxemburg
Güter erwarben. Kuno von K. war im 12. Jahrhundert Lehnsmann der Herren von
Finstingen (Vinstingen) und der Herzöge von Lothringen. Später wurden die
Herren, die durch einträgliche Heiraten ihre Güter vermehrten, von den Herren
von Dorsweiler beerbt, die sich seitdem nach K. benannten. 1617 wurde K. zu
einer Reichsgrafschaft des oberrheinischen Reickskreises erhoben. Die
Grafschaft zerfiel seit 1531 in zwei Linien, eine pittingische (püttlingische)
und eine kriechingische, von denen jene 1681, diese 1697 ausstarb. Nach dem
Aussterben beider Linien der Grafen kam K. über eine Erbtochter an Ostfriesland,
danach 1726 im Erbgang an Wied-Runkel (Wied-Isenburg-Runkel). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte K. mit 2 Quadratmeilen und 4000 Einwohnern zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch die französische Revolution von 1789 wurde die Grafschaft
aufgelöst und 1793 Frankreich einverleibt, gelangte aber 1871 als zu dem Teil
Lothringens gehörend, der durch den Frankfurter Frieden an Deutschland
zurückfiel, bis 1918 wieder zu Deutschland. Die enteigneten Grafen wurden 1803
mit Gütern Kölns entschädigt.
L.: Wolff 287, 344; Zeumer 553 II b 60, 25; Wallner 698 OberrheinRK 45; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Chatelain, V., Histoire du comté de
Créhange, Jb. d. Gesellschaft f. lothring. Gesch. 3-5 (1891-1893); Das
Reichsland Elsass-Lothringen 2 (1901-1903).
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kuefstein, Kufstein (Grafen). Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten die Grafen von K., die mit den Herren von Spitz
verwandt sind, in der Wachau begütert waren und 1620 wegen ihres Übertritts zum
Protestantismus in Niederösterreich geächtet wurden, zu den schwäbischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Außerdem zählten sie zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Zeumer 554 II b 61, 19. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Kurland (Hochstift). Das in den
Rigaischen Meerbusen ragende, im Norden von der Düna (Daugava), im Süden von
Schamaiten begrenzte Kurland war zunächst von baltischen Kuren bewohnt. 1234
wurde zur Christianisierung ein Bistum Selonien-Semgallen mit dem Sitz in
Pilten errichtet. Nach der Aufhebung des Bistums Semgallen wurde 1251 das
Bistum K. (Kurland-Pilten) eingerichtet. Nach der endgültigen Eroberung
Kurlands durch den Deutschen Orden erhielt das Bistum ein Drittel des eroberten
Gebiets in drei voneinander getrennten Teilen (Stift Pilten). Die Reformation
ermöglichte es dem Bischof, 1520 Reichsfürst zu
werden. 1558 verkaufte der Bischof das Hochstift an den König von Dänemark, der
es 1598 an Brandenburg verpfändete, das es 1609/1612 wieder an Kurland abtrat.
Das Bistum erlosch.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 554. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lamberg (Freiherren, Grafen, Reichsfürsten). Die Herren von L. waren seit dem 14. Jahrhundert in Krain begütert. 1397 teilte sich das Geschlecht in die 1689 erloschene rosenbühlsche Linie, die ebenfalls erloschene krainische Linie und die orteneggsche Linie. 1544 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand, 1667 in den Reichsgrafenstand und 1702 in den Reichsfürstenstand (Landgrafschaft Leuchtenberg). Die Reichsfürstenwürde ging 1797 auf die bayerische Linie des Hauses über. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der
Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz
nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von
Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet auf einem Felsen, auf dem
sich schon eine große slawische Wallanlage befunden hatte, erbaut. Seit 1174
nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei L. nur einen Teil der
Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie der Wettiner Dedo V.
1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die Mark L. (ein nicht
zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu Sangerhausen, Eckartsberga)
ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem Weisen als eigenes
Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche
Hälfte (nördlich der Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier
verkauft, von denen sie 1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über eine
Erbtochter an Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der
Ernsthafte von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im
Hause Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie
Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte
es zur preußischen Provinz Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach
vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die
römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit
wurde in Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum
gegründet, das beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch
(Vindonissa) und um 600 (585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es
unterstand dem Erzbischof von Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032
mit Burgund an das Reich und wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die weltliche Herrschaft
beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft Waadt, zu der 1079
Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die Herrschaft wurde durch die
Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich
entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern
Waadt und führte die Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen
Rechte in L. und seinen Sitz im Reichsfürstenrat.
Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798 wurde die Berner
Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555,
1, 2, 323. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Leiningen (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im
Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von
einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und
Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei
Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und
auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120.
1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt.
1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über
Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben,
fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den
Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen
und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die
Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch
mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die
Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg,
1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt
des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene
ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit
Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur
Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen
[Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler
[Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie
(gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der
größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel,
Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim,
Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen,
Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim],
Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde
eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben
der Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die
verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich
darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie
mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein
kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der
gottfriedischen Linie, die sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte.
Die Grafen von Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801
gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren.
Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der
Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leinigen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg,
Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg,
Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen,
Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim,
Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet
mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725
die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme)
in den Reichsfürstentstand erhoben. 1803 erhielt
er durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen
linksrheinischen Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft
Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg,
insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental,
Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter
Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter
Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach
(Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in
Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa
85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit
bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor
mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei
Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim
und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis
1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb
Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen
(Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben
der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei
Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer
Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins
Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die
Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen,
(in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen,
LexMA 5 1991, 1860. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von Leiningen-Hardenburg nannten sich
nach dem Erwerb Dagsburgs 1467 L. Sie erlangten im 15. und 16. Jahrhundert
Lehen Weißenburgs mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und
Ungstein sowie das Amt Hassloch (Haßloch). 1560 teilten sie sich in die Zweige
L. (mit Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen,
Herxheim, Leistadt, Weisenheim, Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach,
Erpolzheim u. a.) und in Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. Der Zweig L. geriet mit
der Herrschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die
Residenz nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Zeumer 552 II b 60, 18; Wallner 697 OberrheinRK 35 a; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Leiningen-Guntersblum (Grafen). Guntersblum bei
Oppenheim wird trotz höheren Alters erst im 13. Jahrhundert erwähnt. Es gehörte
schon früh den Grafen von Leiningen. Seit 1660 war es Sitz der Linie L. (1657
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum [Zweig
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg], nach Aussterben 1774 jüngere Linie 1774/1787).
Die jünger Linie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Gebiet von 3,5
Quadratmeilen (eine Anzahl Dörfer und die Grafschaft Forbach in Lothringen)
gemeinsam mit Leiningen-Heidesheim (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim,
jüngere Linie 1774/1487) zu dem wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die
mainzische Kellerei Billigheim und eine Rente von 3000 Gulden
(Leiningen-Billigheim). Die L. wurden 1806 in Baden mediatisiert und erloschen
1935.
L.: Wolff 280ff.; Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b; Kaul,
T., Die Grafen von Leiningen in Worms- und Speyergau im Hochmittelalter,
Mitteilungsbl. zur rheinhess. Landeskunde 5 (1956).
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg
(Grafen, Reichsfürsten). Die 1560 als Zweig der
1317 entstandenen jüngeren Linie der Grafen von Leiningen erwachsenen Grafen
von L. wurden 1779 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Sie erhielten 1803 für die verlorenen linksrheinischen Güter das neue
rechtsrheinische Fürstentum Leiningen (Amorbach, Miltenberg, Mosbach). Dieses
fiel 1806 an Baden. S. Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 18; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des
Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Leiningen-Heidesheim,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Grafen). In Heidesheim an der Eis
nordöstlich von Grünstadt ließen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg.
zwischen 1608 und 1612 ein Schloss errichten, das Sitz der 1657 entstandenen,
nach ihm benannten Linie wurde, die im Erbgang die J`Herrschaften Broich,
Oberstein und Reipoltskirchen gewann. Bei Aussterben der Linie fielen die Güter
1766 an Leiningen-Guntersblum und 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte die jüngere Linie L. gemeinsam mit
Leiningen-Guntersblum (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum) zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Zusammen mit dem Fürstentum Leiningen-Hardenburg umfassten die
zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die
zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau und eine Rente von 3000 Gulden. Die
Grafen wurden 1806 in Baden mediatisiert und erloschen 1910. Heidesheim kam
über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz (Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg,
Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine
Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf
(Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern
aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg
und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die
Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch
die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und
Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger
Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der Herrschaften
König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer
leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte
des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag,
gerieten aber in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben
1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als
Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an
Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I.
nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns
(L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4
Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lich (Stadt). An einer wichtigen
Wegkreuzung einer seit langem besiedelten Landschaft erbauten vor 778
iroschottische Wandermissionare eine Kirche. Im 11. und frühen 12. Jahrhundert
kam der zugehörige Ort L. an die Herren von Altenburg/Arnsburg (um 1160 Cuno de
Liche), dann an die Hagen/Münzenberg. 1300 gab König Albrecht dem Ort das Recht
der Reichsstädte. Innerhalb der Grafschaft Solms fiel L. mit Hohensolms und
Laubach sowie 1478 Niederweisel (Nieder-Weisel) an die jüngere Linie Soms-Lich,
die 1792 in den Reichsfürstenstand erhoben und
1806 in Hessen-Darmstadt mediatisiert wurde. Damit kam L. 1945 zu Hessen. S.
Solms-Lich, Solms-Lich-Hohensolms.
L.: Wolff 274; Licher Heimatbuch, 1952; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 343. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Liechtenstein (Fürstentum). Vielleicht
ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich im früheren
12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von Wien
nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten und in
Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand
erhoben und erwarb 1613 die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das
Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712 kaufte sie die reichsunmittelbare, bis
1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis 1507/1510 den Freiherren von Brandis
(, die bis etwa 1435 auch die letzten Teile der Herrschaft Schellenberg
erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und dann durch Verkauf den Grafen von
Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712, für 290000 Gulden) und
Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür (gegen ein Darlehen
von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen
Reichskreises und 1713 (unter dem Obersthofmeister Anton Florian von L., dem
Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat.
Am 23. 1. 1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen L. zu einem
reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag
erhielt. 1781 spaltete sich das Haus in zwei Linien, von denen die ältere das
Fürstentum L. mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen
Herrschaften und Güter übernahm. 1806 wurde das 3 Quadratmeilen bzw. 160
Quadratkilometer große L. mit 5000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund
gezwungen und danach souverän. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei. 1862
erlangte es eine Verfassung. 1866 wurde es gänzlich unabhängig, blieb aber
durch eine Zollunion mit Österreich verbunden, die es 1919 in eine Zollunion
mit der Schweiz auswechselte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche
Reich 1938 verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von Wien nach Vaduz. 1945 gingen
die Güter in Mähren (Tschechoslowakei) und Schlesien (Polen) verloren. Das
Fürstentum umfasst in der Gegenwart 160 Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005)
34600 Einwohnern und (1984) knapp 50000 Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte
der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874; Umlauft, F., Das Fürstentum
Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A.
1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis 1260, hg. v. Helbok, A.,
1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein, 1938; Steger, C., Fürst und
Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1950;
Seger, O., Überblick über die liechtensteinische Geschichte, 2. A. 1965; Raton,
P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969; Dopsch, H., Der Dichter Ulrich
von Liechtenstein und die Herkunft seiner Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977,
93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der
ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990; Csendes, P.,
Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; 1712
- Das Werden eines Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ligne (Reichsgrafen, Reichsfürsten). 1047 erscheint erstmals die nach L.
bei Tournai benannte Hennegauer Adelsfamilie L. Sie wurde 1545 in den
Reichsgrafenstand, 1601 in den Reichsfürstenstand
erhoben und gehörte dem burgundischen Reichskreis an. 1788 erlangte sie Sitz
und Stimme im Kollegium der westfälischen Grafen des Reichstags. 1803/1804
hatte sie auf Grund des § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 als Entschädigung für verlorene linksrheinische Gebiete (Fagnolles
[Fagnolle]) das schwäbische Reichsstift Edelstetten unter dem Namen einer
Grafschaft inne. (Die Grafschaft Edelstetten fiel später an Bayern.)
L.: Wolff 62; Wallner 710 BurgRK 1. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1123
erscheint im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches Adelsgeschlecht,
das die Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte im Hafergau bzw.
Havergau, Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich nach seinem
Allodialgut an der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als Anhänger Herzog
Heinrichs des Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185 Gründung Lippes
bzw. Lippstadts um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190 erheirateten sie die
Herrschaft Rheda. Weiter erlangten sie Rechte über das Stift Enger und östlich
des Osnings bzw. Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie durch Heirat einen
Großteil der Grafschaft Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und Oldenburg, Kloster
Falkenhagen), 1323 durch Kauf das spätere Amt Varenholz und 1399/1400/1405 als
Pfand die Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging Rheda als Folge der
Landesteilung von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste die Stadt L.
(später Lippstadt) verpfändet werden, woraus sich 1445 eine Gemeinschaftsherrschaft
mit Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449 erlangte Hessen über
verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft, 1528/1529 erhielten
die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den
Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa
35000 Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605
dem Calvinismus an. 1614/1621 enstanden durch Bildung von Nebenlinien die
gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg,
Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte
Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg
mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der
Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen
von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft
Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne
Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von dieser 1736/1762
Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben.
Lippe-Brake erlosch 1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von
Lippe-Detmold, die dem westfälischem Reichsgrafenkollegium angehörten, wurden
(1720) in den Reichsfürstenstand erhoben,
führten diesen Titel aber erst seit 1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold durch Kauf
die Herrschaften Lippe-Biesterfeld und Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und
1815 konnte die Mediatisierung verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat
(Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch
einer Verfassungsgebung am Widerstand der Stände. Ein erstes landständisches
Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849 liberalisiert, 1853 restauriert und
1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L. dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem
Aussterben der Detmolder Linie (20. 7. 1895) folgte 1905 nach zehnjährigem
Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die verwandtschaftlich nähere Linie
Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der Fürst des um 1900 etwa 1215
Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden Staates ab. Am 21. 12. 1920
erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem Gauleiter von Westfalen-Nord
unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der britischen Besatzungsmacht
Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10. 1949 in Detmold eingerichteten
Landesverband L. blieb ein Rest lippescher Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische
Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H.,
100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935; Henkel, W., Die Entstehung
des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H., Lippische Geschichte, 1942; Ebert,
B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen
Geschichte und Landeskunde 25 (1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes
Lippe, 1957; Lippesche Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957;
Hömberg, A., Die Entstehung der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960);
Reichold, H., Der Streit um die Thronfolge im Fürstentum Lippe 1895-1905, 1967;
Wieder, H. bei der, Schaumburg-Lippesche Genealogie, 1969; Der Anschluss Lippes
an Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr, H./Scholz, K., 1984; Tewes, L.,
Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H., Lippische Regesten, N.F., 1989;
Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert,
hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa, A., Der Lippische Thronfolgestreit,
1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 86 (mit genealogischer Übersicht) ;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 430; Schaletzki, A.,
Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung. Diss. jur. Würzburg 2008.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lippe-Detmold (Grafschaft). Die Grafen von L.
sind eine 1614 durch Erbteilung entstandene Linie der Grafen von Lippe (mit
Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg, Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg,
Oldenburg, Varenholz, Falkenberg und dem halben Lippstadt). 1671 spaltete sich
von ihr die Linie Lippe-Biesterfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft
Ameiden erworben. L. beerbte 1709 die Linie Lippe-Brake. 1720 wurden die dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörenden Grafen von L. in den Reichsfürstenstand erhoben(, führten diesen Titel aber
erst ab 1789). 1763 erwarb L. durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld und
Lippe-Weißenfeld. 1905 wurde L. von (ihrer 1671 abgespalteten Linie)
Lippe-Biesterfeld beerbt.
L.: Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Livland (Land). Das Gebiet zwischen
Rigaischem Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von
ostseefinnischen, sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten
aufgesogenen Liven bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom
Schwertbrüderorden und vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des
Deutschen Ordens und die Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten
seitdem unter dem Namen L. einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund
(Livländische Konföderation). 1526 wurde im Zuge der Reformation und des
dadurch ausgelösten Ringens Polens, Schwedens und Russlands um L. der
livländische Ordensmeister nach der Umwandlung des preußischen Ordensstaates in
ein weltliches Herzogtum zum Reichsfürsten
erhoben und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der Ordensmeister
anerkannte als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet südlich und
westlich (links) der Düna die Oberhoheit Polens und schied damit aus dem
Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus. Das Gebiet südlich der Düna
hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter den Schutz Schwedens. Da
sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die nördlichsten Teile die
Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.) einbürgerte, verengte sich
der Name L. auf den mittleren (überdünischen) Teil des ursprünglichen Gebiets.
1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen mit Estland) an Russland.
1795 fielen bei der Teilung Polens auch das Herzogtum Kurland und Semgallen an
Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen Lettland und Estland geteilt, die 1940 in
die Sowjetunion eingegliedert wurden. Damit trat die Zweiteilung Estland und
Lettland an die Stelle der 1561 entstandenen Dreiteilung Estland, Livland und
Kurland. Mit dem Zerfall der Sowjetunion entstanden Estland und Lettland (sowie
Litauen) (unter Anerkennung vom 21. 8. 1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B.,
Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in
Livland, 2011. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lobkowitz (Freiherren, Reichsfürsten). Nach der Burg L. bei Prag nannte sich
seit 1410 ein böhmisches Adelsgeschlecht der Ujezd, das 1459 in den
Reichsfreiherrenstand und 1624 (Linie Chlumez [Chlumetz] in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Seine Güter wurden
wiederholt geteilt (1440 Linien Popel - mit den Nebenlinien Bilin und Chlumez
[Chlumetz] - und Hassenstein). Eine Linie nahm nach dem Verkauf des 1646
erworbenen schlesischen Herzogtums Sagan 1786 den Titel eines Herzogs zu
Raudnitz an. Die durch Heirat erlangte Herrschaft Neustadt an der Waldnaab
wurde 1641 zur gefürsteten Grafschaft Sternstein (Störnstein) erhoben und 1653
in die Reichsfürstenbank aufgenommen. 1722
erlosch die ältere Linie Popel-Bilin, an deren Stelle die neue fürstliche Linie
Hořin (Horcin) trat. Die jüngere Linie Popel-Chlumez (Popel-Chlumetz)
spaltete sich 1715 in eine ältere und eine jüngere Linie, die beide seit 1807
den Titel Herzog von Raudnitz und Fürst von L. führten. 1789 starb die Linie
Hassenstein aus. (Die Grafschaft Sternstein fiel 1807 an Bayern.)
L.: Zeumer 553 II b 48. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die
Grafen von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von
Looz. Sie erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von
Mainz und spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen von Rieneck ab. Die Linie
L. bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft gehörte
zum burgundischen Reichskreis. Durch Maximilian I. wurden die Grafen mit
Virilstimme in den Reichsfürstenstand, durch
Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert teilten
sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren sie ihre linksrheinischen Gebiete
an Frankreich und erhielten dafür 1803 die Reste der früher zum Hochstift
Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck zwischen Greven
und Meppen als Reichsfürstentum Rheina-Wolbeck
mit 830 Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde dieses Fürstentum
dem Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811 Frankreich einverleibt. 1815 kam
das Fürstentum in seinem südlichen Teil an Preußen, im nördlichen Teil an
Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung
des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs
des Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto
I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953),
dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche
Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den
Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte.
Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von
Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an
Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau,
Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig)
residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl
die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die
Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert
wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von den
Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der
Einfluss des Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die
Grafen von Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas
gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit
Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten.
1361 wurde dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des
Herzogtums erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen
Linie (1431) kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge
von Bar (René d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René
II. (1473-1509) an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden
Auseinandersetzung zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542
zum freien Herzogtum erklärt, das weder an das Reich noch an Frankreich fallen
sollte. Lehnsabhängig war der Herzog lediglich für die 1354 errichtete
Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für kleinere Grafschaften und Herrschaften,
auf denen seine Reichsstandschaft beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der
Markgrafschaft Nomeny und Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an
Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat hatten.
Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und Verdun durch Truppen
besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell fortdauernden Eigenschaft
als Reichsstädte in die französische Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte
Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz, Toul und Verdun dann 1648
auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der Herzog von L. 1661 das Herzogtum
zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab, kündigte 1670 aber den Vertrag,
woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697 wurde das Herzogtum
wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von französischen Truppen
besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem König von Frankreich
unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf
Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter
Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das frei gewordene
Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738
tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat.
1801 gelangte L. auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein
nördlicher Teil mit Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich
(Elsass-Lothringen), 1919 aber wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die
Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen
Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960;
Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des
Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums
Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus
Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M.,
Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien
im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128;
Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum,
Reichsritter). Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer
morganatischen Ehe mit der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin)
einen zur Versorgung mit der Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig,
dem sein Vetter Kurfürst Philipp die für einen natürlichen Sohn König Rudolfs
von Habsburg gebildete, 1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von
Löwenstein begabte, um die an der Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein
liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein
1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste
als Folge des bayerischen Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs
anerkannt werden. Ludwigs Enkel Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin
von Stolberg die Grafschaft Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu
(Montaigne), Herbeumont (Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige
Inhaberschaft 1598) und nahm um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die
Grafschaft Virneburg erworben. 1607 gingen die wertheimischen Lehen von
Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III. Söhne gründeten 1611 die
Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei
1648 der Kondominat der Stammgrafschaft Wertheim festgelegt wurde. Im 18.
Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft
Limpurg. (Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die
reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie (Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust
der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg das Amt
Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die Dörfer
Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich seitdem
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in Kreuzwertheim und wurde 1812
gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische, 1711 in den Reichsfürstenstand erhobene Linie (1713 Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat) bekam für ihre
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont [Herbemont),
Agimont [Agimbat), Neufchâteau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und
Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer Wörth und
Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien
Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide
Linien wurden 1806 mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst unter
Bayern, dann die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich unter
Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die
Restitutionsbemühungen blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und
1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte). (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611
durch Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der Grafen von
Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504 unter
Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft Löwenstein, einen
1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die 1728/1730 von dem
Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die Herrschaft Breuberg und
damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit Brehmen, Habitzheim,
Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch, Hirschlanden und
Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie mit
Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg, Bofsheim,
Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten
erhoben. 1713 erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen
Reichsgrafenbank. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme
für Löwenstein-Wertheim im Reichsfürstenrat
vorgesehen. 1803 erhielt L. als Entschädigung für die linksrheinischen Güter
(Rochefort, Chassepierre, Herbeumont, Agimont, Neufchateau und Cugnon in den
Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) von Mainz die Ämter Wörth und
Trennfurt und von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien
Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des
Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals
der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem
Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich
den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren).
1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das
Fürstentum L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer
freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm.
Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim
und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft
Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366).
1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich
1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser
Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein
belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, musste jedoch die
Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in einem Aufstand den
Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L.
bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das
mittlere Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog
Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L.
verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als
Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des
Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis
1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner
die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn
Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig
begründete und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit
1569 als neues Haus L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende
Fürstentum L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb
1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen.
1617 fiel durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in
Besitz genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die
Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte
Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum
Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das
Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge
der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs
mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover
verbunden, doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711
das Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Lure (Abtei, Residenz), Lüders,
Luthera, Lothera. Die vielleicht 613 durch den von König Theuderich aus Luxeuil
vertriebenen heiligen Deicolus an einer Martinskapelle auf einem Hügel in den
Wäldern nahe Luxeuils errichtete Abtei L. bei Luxeuil gehörte 817 zu den von
den Abgaben an das Reich befreiten Abteien. 959 befahl Kaiser Otto I. die
Zusammenlegung mit den Gütern des Klosters Lavensberg (auch Kahlenberg bzw.
Kallenberg bei Rasteig im Unterelsass) und gewährte Unabhängigkeit gegenüber
jedermann außer Kaiser und Papst. Stück für Stück erwarben die Äbte weitere
Rechte. 1232 wurde L. als Reichsfürstentum
bezeichnet. Innerhalb der Freigrafschaft Burgund war das Herrschaftsgebiet
ständig von den Grafen bedroht. Der Prälat war Reichsfürst.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Locatelli, R., Sur les
chemins de la perfection, 1992; Moraw, P., TRE 11, 711; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 675, 1, 2, 347.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Malaspina (Reichsfürst).
Seit 1124 sind als Nachkommen der Otbertiner in Oberitalien Mitglieder einer
Familie belegt, die sich später M. nannte. 1221 teilte das Geschlecht die Güter
längs der Magra. Seine Ländereien zählten trotz weiterer Teilungen zu den am
längsten lehnrechtlich eingebundenen Gebieten Italiens und waren bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1693 erhob Kaiser Leopold I. Carlo M.
zum Reichsfürsten. 1714 verkaufte das Reich die
den Doria entzogenen Herrschaften Calice und Veppo an M. Hinzu kam die
eingezogene Herrschaft Avulla (Malaspina-Podenzana).
L.: Klein 167; Porcacchi, T., Historia dell’origine et successione
dell’illustrissima famiglia Malaspina, 1585; Conti, P., Malaspina, LexMA 6
1992, 163. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060
(1063) werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als
Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw.
Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das
Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch
1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit
1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon
Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft
zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die
Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens
(Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt
und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens
und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als
die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand
erhobene, katholische, 1502 von Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710
allein bestehende Linie Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20
Quadratmeilen große, dem obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft
zwischen Preußen (zwei Fünftel) und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der
preußische Anteil der Grafschaft enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und
Leimbach und den Ämtern Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg
(Unterfriedeburg), Gerbstedt (Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg
(Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach, Helmsdorf, Burgörner, Polleben und
Helbra, und den Kreis Schraplau mit den Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle,
Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg und Erdeborn. Der sächsische Anteil
umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt und die Ämter Eisleben, Wimmelburg,
Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck, Oberwiederstedt, Rammelburg,
Leinungen-Morungen (Leiningen-Morungin), Artern und Voigtstedt (Bockstedt). Die
von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen Allodialgüter,
deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600 den Reichsgrafenstand erlangt hatten,
und der Name gingen über die Erbtochter Maria Isabella an das österreichische
Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil gehörte von 1807 bis
1813 zum Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an Preußen zurück. Der
sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde der Provinz Sachsen
eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld,
Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine
Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich,
1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der Grafschaft
Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E., Die Ahnen
Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980,
114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme,
bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld, LexMA 6 1992, 201;
Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in) Hochadelige
Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Marlborough (Reichsfürst).
1705 wurde John Churchill Herzog von Marlborough (1650-1722) auf der Grundlage
des Fürstentums Mindelheim zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 160. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929
von König Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung der Triebisch in die
Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst Johannes XIII.
gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster Bischof Burkhard) zwischen
Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und mittlerer Spree, das dem
gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg unterstellt wurde. Die Bischöfe
vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines
Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen
(1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der Oberlausitz zu bilden, gerieten aber
trotz der äußerlich weiter bestehenden Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in
Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw. des Hauses Wettin (1485). Seit etwa
1400 hielt sich der Bischof meist in Stolpen, seit etwa 1500 meist in Wurzen
auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst unmittelbar unterstellt und nach der 1539
erfolgten Reformation faktisch 1581 aufgehoben. Das Hochstift kam (zur
Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die Stiftslande dem
Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921 wurde das Bistum M. als
exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt. Mit Sachsen fiel das
Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der Landesgeschichte,
(in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen, 1929; Dittrich, P.,
Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der Landesherren des 16. und 17.
Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter,
Bd. 1f. 1962; Rittenbach, R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe von Meißen
968-1581, 1965; Lobeck, A., Das Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation
bis zum Tode Herzog Heinrichs 1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des Bistums
Meißen, (in) Jb. f. dt. Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die
Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988;
Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478; Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit
der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die
Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA 88 (2002), 294; Ludwig, T., Die Urkunden
der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 371; Wejwoda,
M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die Wettiner im 13.
Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit). (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Meli-Lupi (Reichsfürst).
Vor 1709 erhob Kaiser Leopold I. Giovanni Paolo Maria M. aus Parma zum Reichsfürsten.
L.: Klein 168. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Metz (freie Reichsstadt). In
keltischer Zeit war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an
der wichtigen Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz das
Kastell Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.)
Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort
Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam
M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum zugehörig war, zu
Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert
(1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz
nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt auf. Sie schuf
sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert mit mehr als
130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und verteidigte es gegen alle
Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die protestantischen
deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich
für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M.,
Toul und Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die
Stadt. 1648 wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des
Bezirks Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis
1918 zum Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et XVe
siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Metz (Hochstift, Fürstbistum,
Residenz). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im
römischen Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz
(u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte.
Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870 zum
ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter,
die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass
streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a.
[1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von
Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller], Maursmünster,
Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders durch
Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert stark
zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von Leiningen, weitere
Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der Bischof Lehnsmann des
Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand des
Hochstifts, dessen wichtigste Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers,
Moyen, Deneuvre, Senones-Salm, Vic und Metz waren. 1551 sprachen die
protestantischen deutschen Reichsfürsten dem
König von Frankreich für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat
über die Bistümer M., Toul und Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M.
und erhielt im Vertrag von Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich die Huldigung im
Hochstift. 1648 wurde das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten.
Allerdings nannten sich die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des Heiligen
Römischen Reiches. Im 18. Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die
bischöflichen Lehnsherrschaften Helflingen (Helfedange), Habudingen
(Habondange) und Hingsingen (Hinguezange), die Herrschaften Lagarde (La Garde),
Türkstein und Chatillon, die Grafschaft Rixingen, die Kastellaneien Remilly,
Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers. In den Wirren der französischen
Revolution von 1789 ging das Bistum unter, wurde aber 1801 mit veränderten
Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum Besançon unterstellt und 1874
eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G.,
La reunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der
Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz,
Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970;
Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la Moselle, 1980; Histoire de Metz,
1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz,
LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die
alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als
politischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 463. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Milano (Reichsfürst).
1731 wurde Giovanni Domenico M. zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 170. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Mindelheim (Herrschaft, Reichsfürst). An der Stelle von M. an der Mindel lagen
eine alemannische Siedlung des 7. Jahrhunderts und ein fränkischer Königshof.
M. selbst wird erstmals 1046 anlässlich der Übertragung vom Reich an das
Hochstift Speyer erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und Herrschaft von den
Herren von M. über die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und 1433/1439 an die
Herren von Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den
Freundsberg/Frundsberg. Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber
von den Herren von Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an
Bayern ab, das M. 1616 besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M.,
abgesehen von 1704/1705 bis 1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht
erledigtes Reichslehen John Churchill Marlborough, First Duke of Marlborough,
als Belohnung für seinen Sieg über Bayern als Reichsfürsten
überließ, was durch den Frieden von Rastatt 1714 allerdings wieder
entschädigungslos beseitigt wurde, und abgesehen von 1778 bis 1780 (Besetzung
durch Österreich, mit 7 Quadratmeilen Gebiet), Teil Bayerns und gehörte dem
schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948;
Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R.,
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der
Landkreis Mindelheim, 1971. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Montecuccoli (Reichsfürst).
1651 wurde der kaiserliche Feldmarschall Raimund M., dessen Familie aus Modena
stammte, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 152; Senesi, J., Raimund Montecuccoli, 1933; Leisching, P., Hohenegg.
Das Werden des montecuccolischen Herrschafts-Fideikommisses in
Niederösterreich, Innsbrucker Historische Studien 10/11 (1988); Schreiber, G.,
Montecuccoli, Raimondo, 2000. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Montfort (Grafen). Nach der um 1200
erbauten Burg M. bei Götzis in Vorarlberg nannte sich seitdem ein schwäbisches,
die um 1160 ausgestorbenen Grafen von Bregenz (Udalrichinger) bzw. Pfalzgrafen
von Tübingen um 1200 (nach 1182) beerbendes Grafengeschlecht. 1258 spalteten
sich die Grafen von Werdenberg (mit Bludenz) ab. 1258/1260 bzw. 1267/1270
teilte sich M. in die Linien Montfort-Feldkirch (bis 1390), Montfort-Bregenz
(bis 1338, beerbt von Montfort-Tettnang) und Montfort-Tettnang, von der 1354
eine jüngere Linie Tettnang (bis 1574) und eine jüngere Linie Bregenz (bis
1787) ausgingen. Die Grafen zählten 1488 zur Rittergesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee, später wegen Schomburg zum Kanton
Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben. Von den umfangreichen Gütern am Bodensee und Alpenrhein sowie im
Voralpengebiet gingen die meisten an die Grafen von Habsburg (Feldkirch
1375/1379, Bregenz 1451/1523). 1565 wurde Rothenfels an Königsegg veräußert,
1779/1780 Tettnang an Österreich verkauft. 1787 starben die Grafen aus. Wegen
der Grafschaft M. (Menthor) zählte Österreich am Ende des 18. Jahrhunderts zu
den schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. 1816 ernannte der König von Württemberg seinen Schwiegersohn
(Jerôme Bonaparte 1784-1860), dessen Nachkommen in der Gegenwart in Frankreich
leben, zum Fürsten von M.
L.: Wolff 39; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Ruch Anhang 3, 82;
Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg, 1845;
Roller, O., Die Stammtafel der Grafen von Montfort bis zum Anfang des 15.
Jahrhunderts, ZGO 53 (1899); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff.
1971ff.; Die Montforter, 1982 (Katalog); Burmeister, K., Montfort, LexMA 6
1992, 805; Burmeister, K., Die Grafen von Montfort, 1997.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Münster (Hochstift, Residenz). Am
Schnittpunkt zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der
Große an der Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer
sächsischen Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der
Friese Liudger unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen
Friesenmission machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819)
wich später dem 1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das
dem Erzbistum Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf
der Issel, Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an
Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren
gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde.
Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen
Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der
Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau),
der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar
(1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein
(1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen
(1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung
nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der
Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen Gestalt
war das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559)
in das Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum,
Ahlen, Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt
Warendorf], Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit
den Städten Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten
Horstmar, Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst,
Holthausen], Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt
und Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale
Landbrücke bei Lingen verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch
geistlich dem Bistum M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta,
Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum in
Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der
münsterschen Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein
demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein
weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der
Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim,
Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum Luthertum bzw. Calvinismus über.
1773 wurde in der Stadt M. eine Universität gegründet. 1802/1803 wurde das
Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter
Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne,
Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und
Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und
Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und
Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
(Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei
Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des
Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem
und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807
wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am
10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an
Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und
Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die
Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte
des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische
Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik des
münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des Bistums
Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia sacra, Bd.
1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.; Börsting, H.,
Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur
mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten
des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf,
G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur
Verfassung des Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961;
Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984;
Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das Bistum
Münster; Bockhorst, W., Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400, 1985;
Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster, 1988;
Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H., 1989;
Fahlbusch, F./Hergenmöller, U., Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte der
Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W.,
1999ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster
in der frühen Neuzeit, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
424, 2, 438; Balzer, E., Adel - Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des
Bistums Münster im 11. Jahrhundert, 2006. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Murbach (reichsunmittelbares Kloster,
Reichsabtei, Residenz [auch Schloss Hugstein und Gebweiler/Neuenburg]).
Vermutlich (um) 727 gründete der irische Wanderbischof Pirmin auf Eigengut des
Herzogs Eberhard aus dem Geschlecht der Etichonen nordwestlich von Gebweiler im
Elsass die Benediktinerabtei M., in der wenig später die althochdeutschen
Murbacher Hymnen entstanden. Sie erhielt früh bedeutende königliche Privilegien
(727 Immunität) und gewann reiche Güter vom Breisgau bis zur Schweiz. Nach der
Zerstörung durch die Ungarn (926) wurde sie 959 erneuert. 1228 ist der reichsfürstliche Rang des königlich gewordenen
Klosters erstmals bezeugt. Er blieb trotz der zeitweilig von Habsburg
beanspruchten Vogtei bewahrt. 1214 gingen Mainzer Güter verloren, 1291 Luzerner
Güter, 1456 das Kloster Luzern und dann auch das Kloster Sankt Amarin, doch
wurde 1554 Kloster Lure (Lüders, Luders) gewonnen. 1536 musste sich M. dem
Schutz Habsburgs unterstellen, wodurch es die Reichsstandschaft verlor. Obwohl
1648 die Reichszugehörigkeit bekräftigt wurde, ging M. an Frankreich über, das
es 1759/1764 in ein weltliches Ritterstift in Gebweiler umwandelte und 1789
aufhob. Die Abtei bestand aus den drei Vogteien Gebweiler (mit der Stadt
Gebweiler und 5 Dörfern), Wattweiler (Watweiler) (mit der Stadt Wattweiler
[Watweiler] und dem Flecken Uffholz [Ufholz]) und Sankt Amarin (mit der Stadt
Sankt Amarin und 14 Dörfern).
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5;
Gatrio, A., Die Abtei Murbach im Elsass, 1895; Büttner, H., Murbacher Besitz im
Breisgau, Els.-lothr. Jb. 18 (1939); Beyerle, F., Bischof Pirmin und die
Gründung der Abteien Murbach und Reichenau, Zs. f. schweizer. Geschichte 27
(1947); Barth, M., Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960;
Bischoff, G., Recherches sur la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach
(1229-1525), 1975; Seibert, H., Murbach, LexMA 6 1992, 939; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 679, 1, 2, 401.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach
der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig
wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus)
eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen
(Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561
beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in
die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen
(1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und
Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620
von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg
nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben).
Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand
erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel
Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen
gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der
nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die
linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die
Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag
und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg.
1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt
hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft
ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder
Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das
Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat
der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle
deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener
Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen
Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau
(1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den Niederlanden
die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der
König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft
(Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter
(pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen,
Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete
Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg
infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und
Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile
von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden.
1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue
Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt.
1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung
aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde
1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr,
Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken
(mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen).
1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten
erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und
vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem
1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728
Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg
erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801
verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit
Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte
sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und
Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und
1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere
Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797
von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine
linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an
Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz
im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg),
aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil
an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7.
1806 dem Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von
Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für
unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die
Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum
Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere
Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft
Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber
die ehemals kölnischen Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel
(Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103
Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien
zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch
verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von
Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein
zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische
Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete
(ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg,
Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den
rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied
des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N.
dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale Verfassung
erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866
wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die Provinz
Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser
Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau
(aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb
das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik,
1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum
Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie
der Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und
N. N. fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete
sich Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter
in den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit
wurde die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der
Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607
entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit Dillenburg, Haiger und
Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie) Nassau-Beilstein beerbt.
Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und wurde nach kurzer
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium 1654 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das etwa 8
Quadratmeilen große, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N.
mit den Ämtern Dillenburg, Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar,
Burbach, Tringenstein und Ewersbach (Ebersbach) swie der Herrschaft Schaumburg
an Nassau-Diez. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses zur Entschädigung für die Statthalterschaft und
seine Domänen in Holland und Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die
Reichsstadt Dortmund, die Abtei Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen
(bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in
Liechtenstein), Dietkirchen an der Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und
Klöster in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil. Marburg 1932.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird
nach dem römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war
seit dem 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken
über die Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie
Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim
mit Stauf in der Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie
erbte 1527 die Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft
Lahr-Mahlberg (Lahr) von den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach
einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und
Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken,
Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die
Grafschaft Saarwerden wurde wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von
Lothringen als erledigtes Lehen eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung
erneut die Linie N. Diese teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis
1728), N. und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus und
vererbte ihre Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in
Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das
14 Quadratmeilen große, zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000
Einwohnern an Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die
Grafschaft Saarbrücken durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an
Preußen, das es seiner Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945
bis 1957 unterstanden die Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum).
Usingen im Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den
Grafen von Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung
der Linie Nassau-Saarbrücken Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von
Nassau, die 1721 die Linie Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken
und 1728 die Linie Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien
N. und Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach
Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor
es seine linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797 beerbte N.
Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum Saarbrücken, zwei Drittel
der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler und die Herrschaft Lahr in
der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein, Höchst, Kronberg (Kronenburg),
Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim), Kastel, vom Mainzer
Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz das Amt Kaub, vom
Erzstift Köln den Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln (u. a. Deutz,
Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied] und Neuerburg
[Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen, Braubach, Ems,
Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von solmsischen Ansprüchen), die Reichsdörfer
Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden, Schwanheim und Okriftel, die
Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf (Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle
Kapitel, Abteien und Klöster in den zugefallenen Landen, die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im Reichsfürstenrat.
Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit Nassau-Weilburg
zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert wurde. Die Linie
N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der
Mündung der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von
Meißen in der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N.
(neue Burg). Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und
1030 das 968 von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen
N., mittlerer und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und
Erzgebirge) und wenig später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung
nach N. verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des
Bischofs. Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die Bischöfe
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit erwerben konnten.
Die Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten.
Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein
eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser Zeit gerieten sie
zunehmend in Abhängigkeit des Hauses Wettin, das aus der Schirmvogtei
Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541 drang die Reformation ein. 1564
wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen Reichskreis angehörige
Stift N. in einen Verwaltungsbezirk Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter
der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand. Das Hochstift umfasste die Ämter und
Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes N. (Stadt und Amt N., Amt St.
Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg] mit der Stadt Krossen
[Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld) und die Ämter und
Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt Zeitz und Gericht
Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens zugeschlagen und
kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen
Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die
Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter,
Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H.,
Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das Bistum Naumburg,
bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Nesselrode (Grafen). Seit dem 11.
Jahrhundert ist ein niederrheinisches Adelsgeschlecht bezeugt, das sich nach
der Stammburg N. an der Wupper bei Solingen benannte. Dessen ältere Linie
Nesselrode-Reichenstein (Nesselrode-Reichenstein-Landskron) wurde 1652 in den
Reichsfreiherrenstand und 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben, die jüngere
Linie Nesselrode-Ehreshoven 1705 in den Reichsgrafenstand. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die Grafen von N. wegen der Herrschaft Reichenstein zu
den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der Graf von Nesselrode-Reichenstein für Burgfey (Burgfrei) und
Mechernich eine Rente von 260 Gulden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 27. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Nostitz (Grafen). Das wettinische, aus
der Oberlausitz stammende Adelsgeschlecht wird 1280 erstmals erwähnt. Im 15.
Jahrhundert verzweigte es sich nach Schlesien, Böhmen und Polen. Eine Linie
wurde 1708 in den Reichsfreiherrenstand, drei Linien von 1641 bis 1708 in den
Reichsgrafenstand erhoben. Die böhmischen Grafen von N. zu Falkenau gehörten
1792 wegen des 1673 vom Erzstift Mainz käuflich erworbenen Teils der Grafschaft
Rieneck den fränkischen Grafen des Reichsfürstenrates
des Reichstags an. 1803 ging die reichsständische Grafschaft Rieneck käuflich
an die Grafen Colloredo-Mansfeld über und wurde 1806 durch die Rheinbundakte
unter Karl Theodor von Dalberg mediatisiert. (1814/1815 kam Rieneck an Bayern.)
L.: Zeumer 552ff. II b 62, 6; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Nostitz-Rieneck (Grafen). Die Grafen von N. gehörten am Ende des 18. Jahrhunderts wegen der 1673 vom Erzstift Mainz erworbenen Grafschaft Rieneck den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. 1814/1815 kam Rieneck an Bayern. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare
Abtei[, Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der
welfische Ministeriale von Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100
Ohsinhusin) bei Biberach in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus
besetzt und ihm als Priorat unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt
Blasien, wurde 1391 Abtei, erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den
Blutbann und damit Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein
Herrschaftsgebiet umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter
Sulmetingen (1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565)
sowie Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000
Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten
Metternich als Fürstentum Winneburg (Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim
ohne Winterrieden an die Grafen von Schaesberg und das Dorf Winterrieden als
Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile
Metternich und Schaesberg an Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825
an Württemberg verkauft und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte
des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Odenheim (bzw. Odenheim und Bruchsal)
(Reichspropstei). In O. (Otenheim) bei Bruchsal war früh das Kloster Lorsch
begütert. Zu Anfang des 12. Jahrhunderts stiftete der den Grafen von Lauffen
zugehörige Erzbischof Bruno von Trier auf Erbgut das Kloster Wigoldisberg. Nach
dem Aussterben der Grafen von Lauffen gelangte die Vogtei über das Kloster 1219
an die Staufer und danach an Speyer. 1494 wurde das Kloster in ein
Kollegiatstift umgewandelt. 1507 verlegte der Konvent des Ritterstifts O. aus
Sicherheitsgründen seinen Sitz nach Bruchsal. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte das etwa 1 Quadratmeile mit sieben bzw. acht Dörfern (Odenheim,
Eichelberg, Tiefenbach, Landshausen, Rohrbach a. G., Kondominat in
Waldangelloch, Großgartach) umfassende O. (und Bruchsal) zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags und hatte Sitz und Stimme im oberrheinischen Reichskreis. 1803
fiel O. (und Bruchsal) an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 242; Zeumer 552 II a 37, 4; Wallner 699 OberrheinRK 51; Rössler, A.,
Geschichte der Stadt Bruchsal, 2. A. 1894; Herzer, F./Maas, H., Bruchsaler
Heimatgeschichte, 1955; Hodecker, F., Odenheimer Geschichte, 1962; Fetzer, R.,
Untertanenkonflikte im Ritterstift Odenheim, 2002.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Odescalchi (Reichsfürst).
1689 wurde Livio O. zum Reichsfürsten erhoben.
1697 erwarb er Ilok (Illok) (2 Städte, 28 Dörfer), das zum Herzogtum erhoben
wurde (Herzog von Syrmien). Wenig später bewarb er sich als Verwandter Johann
Sobieskis um den Königsthron Polens.
L.: Klein 166. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von
O. 1108 wird O. (urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste
Hälfte 12. Jh. Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr
1270 ummauerte Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte
des 12. Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen
gelegenen Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich
erweiterte. Die Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds
von Sachsen ab. Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker
Nordland. Ihr erster bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um
1100 (1108) als comes in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12.
Jahrhundert hatten die Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei
ihres Hausklosters Rastede (1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne.
1180 erhielten sie die Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht
schon um 1150 wurde die Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern
im östlichen Lerigau und Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388
erloschen) von der Hauptlinie (mit O., Landwürden und Gütern im westlichen
Lerigau und im Hasegau, 1180 Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich
um 1220 Grafen von Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach
geteilten Güter kamen 1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an
das Erzstift Bremen (Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen)
und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte,
1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok],
Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie
Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz
kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen (1421-1434) bzw.
Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser hinterließ Graf
Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein drei Söhne, von
denen der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen und Schweden
wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften Schleswig und
Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft O. erlangte. Die Linie
verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und 1500
Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft
Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531
wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die
Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen
Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an
Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt
Traventhal [Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an
Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst,
Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als
Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen
von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O.
(unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den Reichsfürstenstand
erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat
vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund 70000 Einwohnern.
Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern
Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp
(Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses
Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin),
wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803
erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und
einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus
dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am
10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert
(bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die
Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen
Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion,
so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch
Abtretung die Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es
eine Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das
Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte
Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der
Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170;
Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der
Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004;
Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg 1108,
Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in
Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150
Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Orlow (Reichsfürst).
1763 erhob Kaiser Josef II. den bei der Ermordung Zar Peters II. beteiligten
und 1762 zusammen mit vier Brüdern zum Reichsgrafen aufgestiegenen Grafen
Grigorij Grigorjewitsch O. zum Reichsfürsten,
doch scheint die diesbezügliche Urkunde erst 1772 ausgehändigt worden zu sein.
L.: Klein 177. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Orsini (Reichsfürst).
1625 wurde Paolo Giordano O. zum Reichsfürsten
erhoben, 1724 Philippo Bernualdo O.
L.: Klein 165; Alleggrezza, F., Orsini, LexMA 6 1993, 1477.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ösel (Bistum), Ösel-Wieck. 1227
eroberten deutsche Siedler von Livland aus die schon vor der Zeitenwende von
ugrofinnischen Esten besiedelte Insel Ö. vor der Rigaer Bucht. 1228 gründete
Bischof Albert von Buxhöveden ein zunächst exemtes, seit 1246/1255 Riga
unterstelltes, auch estländische Gebiete (Wieck [Wiek]) umfassendes Bistum mit
wechselndem Sitz (Alt-Pernau [Altpernau], Hapsal, Arensburg). Der Bischof wurde
1521 Reichsfürst. 1559 verkaufte er die Insel an
Dänemark. Sein Bruder wurde erster protestantischer Bischof von Ö. Mit seiner
Erhebung zum König in Livland durch den einen Ostseezugang anstrebenden Zaren
Iwan IV. ging das Bistum in Livland bzw. Estland auf. 1654 kam Ö. an Schweden.
1710/1721 fiel Ö. an Russland (Gouvernement Livland). 1918 gelangte es an
Estland.
L.: Stackelberg, F. v., Die Verwaltung des Bistums Ösel-Wiek im 16.
Jahrhundert, SB Riga 1926; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Mühlen, H.
v. zur, Ösel, LexMA 6 1993, 1492; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ossolinski (Reichsfürst).
1634 wurde Jerzy O. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 173. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ostein (Grafen). Die Grafen von O. sind
ein Zweig der Familie Dalberg (Dalberg-Heßloch, Dalberg-Hassloch). Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten die auch zum Ritterkreis Rhein zählenden Grafen von
O. wegen der Herrschaft Millendonk(, Myllendonk, Mylendonk) zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielten sie für den Verlust der Herrschaft die Abtei Buxheim (ohne Pless und
belastet mit verschiedenen Renten). Die O. waren um 1700 auch Mitglied im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1696 war der würzburgische Domherr
Johann Heinrich von O. wegen des 1694 erworbenen, 1698 aber wieder veräußerten
Ebersberg im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Seit 1810
hatten die O. Güter in Böhmen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 26; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 126;
Schulz 268. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum).
Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der
Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter
Herzog Radbod. Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene
Gebiet christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum
ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in
O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz
südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327
verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete
gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok
auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich
in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht
tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371
Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland,
Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II.
1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard
Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13.
Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren
Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen
hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems
unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich
Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen (Grafschaft
zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die Weser), was
zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das schon früh in
der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge bis zur
Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und das
Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich seit 1571
verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever,
Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt
wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht.
Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum
achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum O., 1677 Sitz und Stimme auf dem
Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte
Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das
Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an
sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf
Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz
Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und
Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und
Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt),
Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen
große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon
I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte
(Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei
Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich
Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann, A./Wiemann,
H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J., Verwaltungsgeschichte
Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1955; Lang, A., Die
älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur Neudruckausgabe der
Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer von 1584, 1957;
Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De grenzen van Frisia
tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des Namens
Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und vaterländ.
Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur Sozial- und
Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter, 1966; Wiemann,
H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands, 1974;
Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen,
Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W.,
Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und
Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van, Ostfriesland,
LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 856;
. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ottobeuren (Abtei, Reichsstift). Das
Benediktinerkloster O. südöstlich Memmingens wurde vielleicht 764 als
Familienstiftung begründet. Durch Kaiser Otto I. wurde das Stift 972 von allen
Reichslasten befreit. 1152 wurde es unter den Schutz des Papstes gestellt. 1299
wurde der Abt Reichsfürst, verlor diesen Rang
aber im 15. Jahrhundert, nachdem 1356 das Hochstift Augsburg die Vogtei
erworben hatte. 1626 verzichtete der Bischof von Augsburg auf Grund eines
Spruches des Reichskammergerichts von 1624 auf seine Ansprüche und veräußerte
1710 die noch verbliebenen Schirmgerechtigkeiten an den Abt, der zwar dem Reichsfürstenrat angehörte, aber weder beim
schwäbischen Reichskreis noch im schwäbischen Reichsprälatenkollegium Sitz und
Stimme hatte. 1802/1803 kam O. mit einem weitgehend geschlossenen Stiftsgebiet
(3,3 Quadratmeilen, 12000 Einwohner) und Anteilen an den Herrschaften Stein,
Ronsberg und Erkheim an Bayern.
L.: Wolff 227; Wallner 687 SchwäbRK 38; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen oberer
Iller und Lech, 1961; Ottobeuren 764-1964, 1964; Kolb, Ä./Tüchle, H.,
Ottobeuren, Festschrift, 1964; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Ottobeuren, hg. v. Kolb, A., 1986; Die
Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991;
Sreenivasan, G., The Peasants of Ottobeuren 1487-1726, 2004; Faust, U., Zur
Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v.
Liebhart, W. u. a. 2001. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Paar (Reichsfürst).
1769 wurde Wenzel Johann Graf von P., dessen Familie sich um den Aufbau des
österreichischen Postwesens verdient gemacht hatte, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 180. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Perényi (Reichsfürst).
Das ungarische Adelsgeschlecht P. erscheint erstmals im 13. Jahrhundert und
erlangte wichtige Landesämter. 1517 wurde Emerich von P., Palatin von Ungarn,
zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 175; Bak, J., Perényi, LexMA 6 1993, 1884. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Perrenot de Granvelle (Reichsfürst). Aus bescheidener Ausgangslage stieg
Nicolaus Perrenot Seigneur de Granvelle zum Minister Karls V. empor. 1530
erwarb er den Ritterstand und den Palatinat für seine Person. Sein Enkel
heiratete eine natürliche Tochter Rudolphs II. 1620 wurde er zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 147. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein
(Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und
Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von
Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten
lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und
Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel
die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug
sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des
Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die
welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb.
(Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des
Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König
erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von
Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die
Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs
(1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war
somit angesehenster Reichsfürst und wirkte
bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag
von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen
Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren
pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere
bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln
sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst
Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330
Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels)
erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim,
Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft
Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit
an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet.
Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit
der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410),
der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die
Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu
einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in
die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein
[1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz,
Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von
Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von
Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich
III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den
Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619)
verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern,
wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn
erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die
alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697)
und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und
Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit
Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte
und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach
Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200
erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie
wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch
die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792 besetzten
Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz
172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d.,
Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach
gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820,
Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12
(1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und
Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme
pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837,
hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht,
Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft
bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997;
Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v.
Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v.
Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle,
A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Piccolomini (Fürsten). Die P. sind ein Adelsgeschlecht, das mit Enea Silvio P. (1452 Sekretär Kaiser Friedrichs III., 1458 Papst Pius II.) im Mannesstamm erlosch. Danach ging der Name aber auf die Nachkommen der Schwester Laudemia (Piccolomini-Todeschini, bis 1783) und der Nichte Caterina (Piccolomini-Pierri, bis 1757) Enea Silvio Piccolominis über. Ottavio Piccolomini-Pierri (P. d’Arragona), seit 1648 kaiserlicher Feldmarschall, wurde 1639 Herzog von Amalfi und 1654 Reichsfürst († 1656). (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Pignatelli (Reichsfürst).
1723 wurde Antonio P. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 169. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Platen, Platen-Hallermunt,
Platen-Hallermund (Grafen). 1704/1709 belehnte Hannover den Geheimen Rat und
Erbpostmeister Franz Ernst von P. mit der 1411 an die Welfen verkauften und
1709 wiedererrichteten Grafschaft Hallermunt an der Haller im Deister. Seit
1709 zählten daraufhin die Grafen von P. wegen Hallermunt zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags.
L.: Zeumer 554 II b 63, 32. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Plettenberg (Grafen). P. an der Einmündung
der Else in die Lenne im Sauerland wird 1072 erstmals genannt (Plettonbrath).
Nach dem im 14. Jahrhundert an die Grafen von der Mark gelangten P. benannten
sich die Grafen von P. Sie waren 1792 wegen Wittem Mitglied der westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielten sie für den Verlust von Wittem und Eiß (Eyß) die zur Abtei Heggbach
gehörigen Orte Mietingen und Sulmingen, den Zehnten von Baltringen und eine
Rente. 1806 wurden diese Güter in Württemberg mediatisiert. Über Württemberg
gelangten sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 319; Zeumer 554 II b 63, 22; Frommann, P., Beiträge zur Geschichte
Plettenbergs, 1953; Plettenberg, Industriestadt im märkischen Sauerland, hg. v.
Schwartzen, A. v., 1962. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das
beiderseits der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer,
1046) wurde nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen
im Westen, Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am
Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur
Herrschaft kam, gelang im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den
Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im
Wappen führenden und seit dem 15. Jahrhundert sich auch danach benennenden
Fürstenhaus der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark
reichenden Herrschaftsgebiets mit Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher
bekannter Herrscher (Wartislaw I.) leitete nach einer Zeit polnischer
Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die
Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin]
[1176]). Daraufhhin erfolgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa
1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen
immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P.
geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die
Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp
herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach
Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236
kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis
1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und
Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des
lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und
Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde
Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen
gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit
Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster
Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400
bestanden vorübergehend fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth,
Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der
Einheit vor allem unter den 1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen.
1456 wurde die Universität Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die
Länder Lauenburg und Bütow vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als
Pfand. Seit 1478 war, nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien
Pommern-Stettin (1464, gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard
(1459) beerbt hatte, P. in der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt.
Herzog Bogislaw X. (1474-1523) festigte das Herzogtum durch eine geordnete
Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von
dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch
Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage
der Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529).
1523/1532 und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P.
wieder geteilt (Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625],
Pommern-Rügenwalde [bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die
Reformation Eingang. 1625 kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig
später wurde das Land von Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder
gelegene Teil Pommerns (Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das
Aussterben des Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder
seit 1556 säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der
Oder gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher
zeitweise fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt
Cammin [Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen,
Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung
des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin
und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern
mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes,
Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als
ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze,
B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818,
1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen
Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F.,
Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche
Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die
pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M.,
Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden,
H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern,
1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern,
Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei
der Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV. († 1309) mit Gütern
nördlich der Peene und westlich und östlich der Odermündung. 1317 kam aus dem
Erbe der Herzöge von Pommerellen durch Brandenburg das Land Stolp und Schlawe
hinzu, das aber durch das Hochstift Cammin (Kammin) von Wolgast getrennt blieb.
1325 fiel das Fürstentum Rügen erbweise an. 1348 wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in
Stargard östlich der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen
westlichen Gebiete mit Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam
es 1478 zur Wiedervereinigung in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut
geteilt. P. zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Poniatowski (Reichsfürst).
1765 wurde Andreas P., Bruder des 1764 gekrönten polnischen Königs, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 175. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Portia (Fürsten). Die Fürsten von P. gehörten von 1665 bis 1776 als Personalisten zu den neufürstlichen, nach 1582 entstandenen deutschen Reichsfürsten. Da es ihnen nicht gelang, für ihre in Krain gelegene Grafschaft Mitterburg (Pisino) die Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen und der Erwerb der reichsunmittelbaren Herrschaft und späteren gefürsteten Grafschaft Dettensee (Tettensee) in Schwaben zu spät kam, verloren sie Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat wieder, nicht aber die Fürstenwürde. Sie erlangten 1622 über die Grafen Widmann die Güter der 1639 ausgestorbenen Grafen von Salamanca-Ortenburg und residierten bis 1918 in Spittal an der Drau (Spital an der Drau). S. Ortenburg. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Potemkin (Reichsfürst).
1776 wurde Graf Grigorij Alexandrowitsch P., Vizepräsident des Kriegskollegiums
Russlands, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 177. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz).
Die zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof Dietmar). Die Bischöfe
waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden aber 1198 Lehnsleute des sie
seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen. König Karl IV. ließ
1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum erheben (Suffragane Olmütz und
Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als Mittelpunkt der böhmischen Länder
zur Residenz und gründete 1348 dort die erste deutsche Universität. Der Bischof
bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten. Das
Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem ersten
Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen Güter
des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem zweiten
Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg einleitete.
1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und Mährens von
Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei,
Residenz). 720/721 wurde das Kloster Sankt Salvator in P. in der Eifel von
Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem späteren Grafen von Laon, gegründet.
Über die Tochter Chariberts, die Mutter Kaiser Karls des Großen war, kam es
bald nach 750 (bzw. vor? 751) an die Karolinger, die ihm zu umfangreichen
Gütern verhalfen (893 rund 1500 Höfe und Wälder zur Mast von mehr als 8000
Schweinen in mehr als 400 Orten zwischen Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog.
Prümer Urbar). Hieraus wuchs allmählich ein reichsunmittelbares
Herrschaftsgebiet der vor allem im 9. Jahrhundert auch geistesgeschichtlich
bedeutsamen Abtei (Prümer Annalen, Regino von P.) im Karosgau bzw. Carosgau und
Ardennegau. Der Abt erhielt Reichsfürstenrang
(1299 Reichsstandschaft). 1511 gingen alle Handschriften der Bibliothek verloren.
1576 erlangte der Erzbischof von Trier, der am Ende des 14. Jahrhunderts
bereits die Herrschaften Schönecken und Schönberg (Schöndorf) bei Malmédy
gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei. Er gliederte P. dem Erzstift
Trier als Oberamt ein und vertrat P. im Reichsfürstenrat
und oberrheinischen Reichskreis. 1802/1803 wurde die Abtei mit 4 Quadratmeilen
Gebiet aufgehoben und kam 1815 mit dem Erzstift an Preußen (Rheinprovinz) und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Forst, H., Das Fürstentum Prüm, 1902; Willwersch, M., Die Grundherrschaft des
Klosters Prüm, 1912, Neudruck 1989; Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk
Trier, 1959; Neu, P., Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und
Maas vom 13. Jahrhundert bis 1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F.,
Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab,
I., 1983; Neu, P., Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und
Gegenreformation, 1986; Knichel, M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei
Prüm, 1987; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des
Klosters Prüm, Jb.f. westdt. LG. 17 (1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.
v. Nolden, R., 1993; Seibert, H., Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer
Urbar, hg.v. Nolden, R., 1993; Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55;
Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55
(1999), 439; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 682, 1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 494; Isphording, B., Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation
und Verwaltung des Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Pückler (Reichsfreiherren, Grafen). Das
schlesische Adelsgeschlecht P. erscheint erstmals 1306. 1655 wurde es in den
Reichsfreiherrenstand und 1690 in den Reichsgrafenstand erhoben. Im 17.
Jahrhundert spaltete es eine (seit 1676 in Franken ansässige,) fränkische Linie
ab. Diese erwarb 1737/1764 durch Heiraten Anteile an der Grafschaft Limpurg.
1740 wurde sie in das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen (Grafen
Pückler-Limpurg, Grafen von P. und Limpurg) 1792 gehörten die Grafen von P. als
Personalisten den fränkischen Grafen in der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. Wegen
Burgfarrnbach, Brunn und Tanzenhaid (Tantzenheid) zählten die Grafen P. seit
dem frühen 18. Jahrhundert zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Die
betreffenden Güter gelangten bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Zeumer 554 II b 62, 17; Riedenauer 126.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Radziwill (Reichsfürst).
1515 wurde Nikolaus R., Kanzler von Litauen, und 1547 weitere Mitglieder und
Linien seines Hauses zu Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 172. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger See anlässlich
der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen. Sie war Sitz eines durch
Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den slawischen Fürsten Gottschalk
zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062 auf einem Teilgebiet des
Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging im Slawenaufstand von
1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung durch Heinrich von
Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche Mecklenburg erobert
und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet hatte, zwischen Travemündung
und Elbe neu errichtet (Bischof Evermod). Seit 1170 wurde der Dom erbaut. Nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236) wurde es reichsunmittelbar und
wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die
Grafschaft kam nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der
Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier)
und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert
erwarben die Bischöfe ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg
zwischen Ratzeburger See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die
Dominsel in R. und verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum
lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554
an herrschten Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert
und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an
der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große,
durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte
Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag, der aber erst nach einer
Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R. (Mecklenburg)
durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R. (Schleswig-Holstein). S.
Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schlewig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Regensburg (Hochstift, Residenz).
Vermutlich war das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau
errichtete römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der
zur Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts
ließ sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u.
a.). Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg
zugeordnet wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis
Böhmen ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen
verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag,
war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk,
im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis
1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf
dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften
Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation
erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das
Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und beim bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern
und 11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften
Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und das Erzbistum Mainz nach R.
übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code Napoléon eingeführt worden war,
an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer Umgrenzung Suffragan der
Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach
der Burg R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die
Herren von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen von
Limburg ab. 1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der Erft), 1394/1395
die Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und Hackenbroich sowie
1455 die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie sich
Salm-Reifferscheid und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt eine
jüngere Linie die Reichsfürstenwürde und die
Aufnahme in den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, 1804 auch die ältere
Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803 für die 1801 an Frankreich
verlorenen linksrheinischen Güter die ehemals mainzischen Ämter Krautheim und
Gerlachsheim (bei Mosbach) erlangt hatte (Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806
wurden diese Ämter von Baden annektiert. Das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende R. fiel über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Salm-Reifferscheid, Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von
Bedburg, 2010. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Remiremont (Reichsabtei, Residenz). R.
(Romarici mons) in den Vogesen wurde um 620 durch den austrasischen Adeligen
Romaric und den Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des 10. Jh.s kam R. unter der
Herrschaft des Kaisers an die Grafen von Metz, die im 11. Jh. Herzöge von
Oberlothringen wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für adlige Damen. 1307
wurde die Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin
ernannt. Seit 1415 wurde der Titel von allen Äbtissinen getragen. 1556
unterstellte Karl III. die Güter seiner Herrschaft. Die in 52 bans (Sprengel)
eingeteilten weltlichen Güter blieben bis zum Ende unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont, 1963; Remiremont,
1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Reuß (Grafen, Fürstentum,
Herrschaft). Die einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen Herren
von Weida, die von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht abstammten, um
1180 mit der Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut wurden und
vermutlich schon vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den Titel Vogt
(advocatus) führten, der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als Vogtland
(mit Weida, Plauen, Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma, Hof,
Ronneburg u. a.) begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida (bis
1531/1535), die Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen. Die
Vögte von Plauen teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von Plauen.
Die ältere Linie der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen die
Burggrafschaft Meißen und damit die Reichsfürstenwürde
erhielt und den Titel auch nach dem Verlust der Burggrafschaft Meißen
fortführte, erlosch 1572. Die jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem
1292/1294 verstorbenen Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin
König Daniels von Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R.
nannte, begründet. Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492
Zeulenroda. Insgesamt gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die
aus einem südlichen, bei weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil
bestanden. 1535 wurde die Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach
dem Verlust aller böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere
Linie Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und
Burgk [Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine
jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von
Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz
entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen
Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand
(wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz) bzw. 1790
(Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz unterteilte sich
weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk (Reuß-Burg) und
Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den sich seit
1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz (1768). Reuß-Gera
spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg [Längenberg], 78 Dörfern sowie
dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg), Reuß-Schleiz (mit Schleiz, Tanna
und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie Reuß-Lobenstein, das
1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg (bis 1711), Reuß-Lobenstein (mit
Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und Reuß-Ebersdorf (mit Ebersdorf) (bis
1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen die Güter zur einen Hälfte an
Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch
gelangten sie später überwiegend an Reuß-Schleiz. 1807 traten alle reußischen
Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie)
schloss sich nach dem Untergang des Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen
Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung und trat 1871 dem Deutschen Reich bei.
Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das 1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein
dieses beerbte, vereinigten sich nach Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf
bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt
Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und
schloss sich 1866 Preußen an. 1902 übernahm Reuß jüngere Linie die
Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das 1927 überhaupt ausstarb. Am 10. 11.
1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R. jüngere Linie, seit 1930 R.) ab.
Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317 Quadratkilometer,
827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde die
Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat zusammengefasst,
der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land Thüringen kam 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen Demokratischen
Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber wieder begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Reuß-Lobenstein (Herrschaft, Fürstentum). Die
Linie R. spaltete sich von der 1564 entstandenen Linie Reuß-Gera ab. Sie teilte
sich 1678 in R. (bis 1824), Reuß-Hirschberg (bis 1711) und Reuß-Ebersdorf (bis
1853). 1790 wurde R. in den Reichsfürstenstand
erhoben. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Reval (Bistum, Reichsfürst, Residenz des Bischofs), Tallinn (Taani linn
Dänenburg). Der Bischof des 1219 von König Waldemar II. von Dänemark
gegründeten Bistums Reval in Livland galt, obgleich er kein weltliches
Herrschaftsgebiet hatte und dem Erzbischof von Lund unterstellt war, seit 1521
als Reichsfürst. 1561 wurde die Reformation
eingeführt und das Bistum aufgelöst.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte 1180-1918, 1954; Mühlen, H. v. zur, Reval
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1985; Mühlen, H. v. zur, Reval, LexMA 7 1995,
769f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 604, 1, 2, 481. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Rheineck, Reineck (Burggrafschaft,
Herrschaft). Nach der ursprünglich pfalzgräflichen Burg R. zwischen Brohl und
Breisig (Bad Breisig) nannte sich eine der Kölner Ministerialität entstammende
Familie, die sie seit dem 12. Jahrhundert vom Erzstift Köln zu Lehen hatte.
Ihre verstreuten Güter lagen hauptsächlich zwischen Koblenz und Sinzig. Als sie
1539 ausstarb, kam das Lehen an die Freiherren von Warsberg. Diese verkauften
die Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf aus Österreich, die mit ihr
Sitz und Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im
kurrheinischen Reichskreis erhielten. 1803 kam R. mit 165 Hektar und knapp 100
Einwohnern an Frankreich, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Zeumer 554 II b 63, 33; Wallner 700 KurrheinRK 9; Kossin, W., Die
Herrschaft Rheineck, 1995. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in
das 10. Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die
Grafschaft im Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im
Anfang des 12. Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten
war, wurde 1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten,
linksrheinischen Herren von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein
(Rheingrafenstein) an der Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt.
1279/1281 verloren die R. infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im
Rheingau, behielten aber linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre
Burg Rheingrafenstein. Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den
Herrschaften Dhaun (vor 1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden
Wildgrafen (comites silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen)
abstammten, an und nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.).
1459/1475 erlangten sie durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in
den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die
Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in
mehrfachen Teilungen gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688
(Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in
den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Grumbach und der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen
Reichskreis. Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte
sich wie folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die
gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter
Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg und (Dimringen) Diemeringen sowie
ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der rheingräflich
grumbachischen Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen Teil des
Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von
Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der
Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die
Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück,
ein Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken
Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich
bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt
Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem
Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der
Herrschaft Püttlingen (frz. Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt
der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen
Verluste an Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und
nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815
von Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg,
Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg
wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die Grafschaft
Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler bzw.
Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim und
Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Rheinisches Reichsprälatenkollegium sind die
im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches gemeinsam eine Kuriatstimme
führenden Prälaten (Reichsfürsten) von Kaisheim,
(Ballei) Koblenz, (Ballei) Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund),
Odenheim und Bruchsal (Odenheim), Werden, (Augsburg, Sankt Ulrich und Afra in)
Augsburg, (Isny, Sankt Georg in) Isny, Kornelimünster, (Regensburg, Sankt
Emmeram zu) Regensburg, Essen, Buchau, Quedlinburg, Herford, Gernrode,
(Regensburg, Niedermünster in) Regensburg, (Regensburg, Obermünster in)
Regensburg, Burtscheid, Gandersheim und Thorn.
L.: Zeumer 552 II a, 37; Reichsprälat. Staatsrecht, hg. v. Held, W., 1782ff.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Rietberg, Rittberg (Grafschaft). Im Sumpf
der oberen Ems nordwestlich Paderborns errichteten die Grafen von
(Werl-)Arnsberg im 12. Jahrhundert die Burg R. (Rietbike), nach der sich seit
1237 eine jüngere, mit Gütern nördlich der Lippe abgefundene Linie Grafen von R.
nannte. 1353 wurde die kleine Grafschaft durch Lehnsauftragung an das Reich
reichsunmittelbar. 1456 trug der Graf sie den Landgrafen von Hessen zu Lehen
auf, behielt aber die Reichsstandschaft im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1533 wurde die Reformation eingeführt. Beim Aussterben der Grafen
kam die Grafschaft 1562/1577 über die Erbtochter an die Grafen von Ostfriesland
(Cirksena). 1600 verzichtete Enno III. zugunsten seiner Töchter auf R. und
erhielt dafür das mit der Grafschaft seit 1540 in Personalunion verbundene
Harlingerland. R. wurde der Gegenreformation unterzogen. 1690/1702 kam es in
weiblicher Erbfolge an die Grafen von Kaunitz, die damit seit 1699 zu den
westfälischen Reichsgrafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags zählten. 1807 wurde das etwa 5,5 Quadratmeilen große R. dem
Königreich Westphalen einverleibt und fiel 1815 an Preußen (Standesherrschaft),
1946 an Nordrhein-Westfalen. Der letzte Graf von Kaunitz verkaufte 1820/1821
die verbliebenen Rechte an bürgerliche Käufer.
L.: Wolff 358; Zeumer 554 II b 63, 14; Wallner 703 WestfälRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Walter, F., Paladine der Kaiserin, 1959; Scherl, H., Die Grafschaft Rietberg
unter dem Geschlecht der Kaunitz, Diss. phil. Innsbruck 1962; Leesch, W., Die
Grafen von Rietberg aus den Häusern Arnsberg und Ostfriesland, (in)
Westfälische Zeitschrift 113 (1963), 283; Klingenstein, G., Der Aufstieg des
Hauses Kaunitz, 1975; Köln-Westfalen 1180-1190, hg. v. Berghaus, P. u. a.,
1980; Hanschmidt, A., 750 Jahre Grafschaft Rietberg, Heimat-Jb. Kreis Gütersloh
1987 (1986); Janssen, W., Rietberg, LexMA 7 1995, 841; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 521. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Riga (Erzstift, Residenz). 1180
begründete der Augustinerchorherr Meinhard aus dem Kloster Segeberg in Holstein
die Mission unter den Liven an der Düna und wurde nach dem 1184 erfolgten Bau
einer Kirche 1186 vom Erzbischof von Bremen zum Bischof von Uexküll bzw.
Livland geweiht. Seit 1201 war R. der Bischofssitz. 1207 erhielt der Bischof
das Bistum als Reichslehen und wurde 1224/1225 mit den Regalien begabt (Reichsfürst). 1246/1255 wurde das seit 1214/1215
exemte Bistum zum Erzbistum erhoben (Bistümer Dorpat, Oesel-Wieck [Oesel-Wiek,
Ösel-Wieck], Kurland, Samland, Pomesanien, Ermland, Kulm), nachdem 1251 bereits
Selonien und Semgallen in ihm aufgegangen waren. 1332 gewann der Deutsche Orden
die Landeshoheit. 1394/1451 wurde das Erzbistum, dessen Sitz 1418 nach
Ronneburg verlegt wurde, dem Deutschen Orden einverleibt. Nach der Einführung
der Reformation (1522) ging das Erzbistum mit dem Tod des letzten Erzbischofs,
der 1551 den Dom der Stadt R. verkaufte und sich 1562 Polen unterwerfen musste,
1563 unter. 1566 hob Polen das Domkapitel auf. 1918 wurde ein neues Bistum R.,
1923 ein Erzbistum R. geschaffen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Studien über die Anfänge der
Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7
1995, 847ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 486; Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a.,
2004. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Rosenberg (Grafen). Die in Kärnten
ansässigen Herren Ursin oder Orsini von R. wurden 1634 Reichsfreiherren und
1648 Reichsgrafen. Am 31. 7. 1683 wurden sie als Personalisten in die
fränkischen Reichsgrafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags aufgenommen. Am 9. 10. 1790 erhielten sie die Reichsfürstenwürde und zählten damit zu den
neufürstlichen, nach 1582 gefürsteten Häusern.
L.: Zeumer 554 II b 62, 12; Klein 182. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Rospigliosi (Reichsfürst).
1688 wurde Giovanni Battista R. aus einer aus Pistoia stammenden Familie zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 167. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Saalfeld (Reichsabtei?, Stadt). 899 gab
König Arnulf dem Babenberger Poppo II. von Thüringen S. an der Saale zurück.
1014 übertrug Kaiser Heinrich II. S. an Pfalzgraf Ezzo von Lothringen. 1056 kam
S. von dessen Tochter Richeza (von Polen) an das Erzstift Köln, das 1074 in der
ehemaligen ottonischen Reichsburg auf dem Petersberg das Benediktinerkloster
Sankt Peter in S. gründete. Dessen Vogtei hatte vermutlich seit 1180 der König,
seit 1208 der Graf von Schwarzburg, danach auch der Graf von Orlamünde, seit
1344/1345 Wettin. Seit 1208 war die Rechtsstellung Saalfelds unklar. 1475 und
1497 zählte der Abt zu den Reichsfürsten. 1536
wurde das im Orlaland, Frankenwald und in Coburg reich begüterte Kloster dem
Grafen von Mansfeld übertragen, von dem es 1533 an Sachsen (Kursachsen)
gelangte. S. selbst wurde 1361 Lehen Böhmens der Grafen von Schwarzburg. 1389
verkauften sie es an die Wettiner, innerhalb deren es 1485 an die Ernestiner,
1572 an Sachsen-Weimar, 1603 an Sachsen-Altenburg, 1673 an Sachsen-Gotha, 1680
an Sachsen-Saalfeld, 1735 an Sachsen-Coburg-Saalfeld und 1826 an
Sachsen-Meiningen kam. 1920 fiel es an Thüringen und mit diesem von 1949 bis
1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Saalfeld.
L.: Wolff 398; Schamelius, J. M., Historische Beschreibung der vormaligen Abtei
und des Benediktinerklosters zu Saalfeld, 1729; Krauß, E., Die städtebauliche
Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934 (Diss. Braunschweig 1933);
Heinemeyer, K., Saalfeld, LexMA 7 1995, 1209; Civitas Salevelt. Geburt einer
Stadt6 (1180-1314), 2008. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sachsen-Altenburg (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) geschaffenen Herzogtum Sachsen gebildet, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und die ernestinische Linie. Die ernestinische Linie
erhielt den größten Teil Thüringens und das Vogtland. Sie splitterte ab 1572 in
zahlreiche Teilherzogtümer auf. Dabei entstand 1572 Sachsen-Weimar und hieraus
1603 das nach dem bereits 976 als Ausstattungsgut des Bistums Zeitz erwähnten,
1328 an die Wettiner gefallenen Altenburg an der Pleiße nördlich von Zwickau
benannte S. Dieses erlangte 1640 aus dem Erbe Sachsen-Coburgs Coburg,
Hildburghausen und Römhild, 1660 einige hennebergische Ämter (u. a. Meiningen).
Seine Güter kamen beim Aussterben der Linie 1672 zu drei Vierteln an Sachsen-Gotha,
zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. 1680 zerfiel Sachsen-Gotha unter anderem in
Sachsen-Gotha-Altenburg (daneben Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg,
Sachsen-Römhild, Sachsen-Hildburghausen). Später kamen die Ämter Altenburg und
Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg (Camberg) und Stadtroda
(Roda) und das Amt Kahla an Sachsen-Gotha-Altenburg und die Ämter Saalfeld,
Gräfenthal und Probstzella an Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten S. und Sachsen-Gotha zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. 1825 erlosch das Haus. Am
12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer S., Sachsen-Coburg und
Gotha und Sachsen-Meiningen. Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen
erhielt für seinen Verzicht auf Sachsen-Hildburghausen das neue S. Dieses S.
erlangte am 29. 4. 1831 eine Verfassung und trat 1833/1834 dem Deutschen
Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910
umfasste es 1324 Quadratkilometer mit 216100 Einwohnern. Im November 1918
dankte der Herzog ab. Der Freistaat S. schloss sich dem Land Thüringen (1. 5.
1920) an, dessen Gebiet von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik
gehörte.
L.: Wolff 398; Zeumer 553 II b 13; Wallner 709f. ObersächsRK 9, 18; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Schneider, F./Tille, A., Einführung in
die thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger,
W., Bd. 1ff. 1967ff.; Roubitscheck, Die Altenburger Landesvermessung und die
von ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Z. der Martin-Luther-Univ.
Halle-Wittenberg, Math.-nat. Reihe 7 (1958); Wolfrum, A., Die Sozialdemokratie
im Herzogtum Sachsen-Altenburg zwischen 1848 und 1920, 2003.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sachsen-Coburg (Herzogtum). 1353 erlangten die
Wettiner (Markgrafen von Meißen) Coburg und teilten es 1485 der ernestinischen
Linie zu. S. entstand als sächsisches Teilherzogtum aus Sachsen-Coburg-Eisenach
1596 und erlosch 1633. 1680/1681 teilte sich von Sachsen-Gotha erneut S. ab,
das 1699 erlosch. Nach langwierigen Erbstreitigkeiten fiel Coburg 1735 an
Sachsen-Saalfeld unter der Landeshoheit Sachsen-Gothas, womit Sachsen-Coburg-Saalfeld
entstand. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte S. der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. Um 1800 zählte
S. (auch) zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch zahlreiche
Prozesse und Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und
1815 dem Deutschen Bund bei. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an
Sachsen-Meiningen ab und erhielt dafür Sachsen-Gotha und die Ämter Königsberg
und Sonnefeld. S. Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Zeumer 553 II b 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Riedenauer 129; Nicklas, C., Das Haus Sachsen-Coburg, 2003; Dressel, C. v., Die
Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum,
Freistaat). Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Heinrichs des
Löwen geschaffenen Herzogtum Sachsen entstanden, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und in die ernestinische Linie, die den größten Teil
Thüringens und das Vogtland erhielt. Sie zersplitterte ab 1572 in zahlreiche
Teilherzogtümer. Dabei entstand 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach und 1596
Sachsen-Coburg, das 1633 erlosch, wobei die Güter an Sachsen-Weimar und
Sachsen-Altenburg fielen. Aus den Gütern Sachsen-Altenburgs kam 1672 Coburg an
Sachsen-Gotha. Dieses zerfiel 1680 in Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg, das 1699 erlosch. Nach dem Erlöschen Sachsen-Eisenbergs und
Sachsen-Römhilds entstanden unter anderem Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Gotha
und Sachsen-Coburg der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichtags an. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich
Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer
Sachsen-Altenburg, S. und Sachsen-Meiningen. S. bestand unter Personalunion aus
den beiden Herzogtümern Sachsen-Coburg und Sachsen-Gotha. 1833/1834 trat es dem
Deutschen Zollverein bei, erhielt am 3. 5. 1852 eine Verfassung
(Landesgrundgesetz) und wurde 1867/1871 Mitglied des Norddeutschen Bundes bzw.
des Deutschen Reiches. 1893 trat die englische Linie des Hauses Coburg die
Nachfolge an. Am 14. 11. 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat Gotha ging am
1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Der Landesteil Coburg kam durch
Volksabstimmung am 1. 7. 1920 zu Bayern. 1945 gehörte Thüringen zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.), am 3. 10.
1990 wieder begründet.
L.: Zeumer 552ff. II b 11, 12; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die
thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Herzogtum). Seit 1690 bestand
das Fürstentum Sachsen-Saalfeld der ernestinischen Linie der Herzöge von
Sachsen mit dem Sitz in Saalfeld an der Saale. 1735 entstand durch den Anfall
Sachsen-Coburgs an Sachsen-Saalfeld das Herzogtum S. Es gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Es umfasste aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Stadt und Amt
Coburg und die Gerichtsbezirke Gestungshausen, Lauter (Unterlauter), Rodach,
Neustadt an der Heide und Steinheid, aus dem Bestand Sachsen-Saalfelds die
Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella. Außerdem hatte es zwei Drittel des
Amtes Themar Hennebergs. 1710 kamen Teile Sachsen-Römhilds hinzu. Um 1800
zählte S. auch zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch viele
Prozesse und durch Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund
und 1815 dem Deutschen Bund bei. 1816 erhielt es das Fürstentum Lichtenberg an
der Nahe. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an Sachsen-Meiningen ab
und erlangte dafür die Ämter Königsberg und Sonnefeld. Coburg wurde Teil des
neuen Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Wolff 397; Bauer 1, 607; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sachsen-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand
durch Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens Sachsen-Coburg-Eisenach und
daraus 1596 durch Teilung S., das 1638 erlosch, wobei zwei Drittel der Güter an
Sachen-Weimar kamen und ein Drittel an Sachsen-Altenburg fiel. 1641 spaltete
sich von Sachsen-Weimar wieder eine Linie S. ab, die 1644 ausstarb. 1672 teilte
Sachsen-Weimar erneut eine Linie S. ab. Sie starb 1741 aus. Ihre Güter kamen an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach.) Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten
Sachsen-Weimar und das 30000 Einwohner und 8 Quadratmeilen umfassende S. der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
und dem obersächsischen Reichskreis an und zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Sachsen-Weimar-Eisenach ging am 1. 5. 1920 in Thüringen,
dessen Gebiet von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte,
auf.
L.: Wolff 396; Zeumer 553 II b 10; Wallner 710 ObersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sachsen-Gotha (Herzogtum). 1572 entstand durch
Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens Sachsen-Weimar. Gotha blieb mit
Coburg vereint und fiel 1633 an Eisenach. Nach Abteilung von Sachsen-Altenburg
spaltete Sachsen-Weimar 1640/1641 unter Ernst dem Frommen S. ab. 1645 erlangte
es Teile Sachsen-Weimars, 1672/1673 Sachsen-Altenburg. 1680 zerfiel S. in
sieben Linien, darunter Sachsen-Gotha-Altenburg. 1707 fiel das Herzogtum
Sachsen-Gotha-Eisenberg (Sachsen-Eisenberg) an. Am Ende des 18. Jahrhunderts
zählte S., das zusammen mit der Reichsgrafschaft Gleichen ein Gebiet von 28
Quadratmeilen mit 82000 Einwohnern innehatte, zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags sowie zum
obersächsischen Reichskreis. Um 1800 gehörte S. (auch) den Kantonen Rhön-Werra
und Baunach des Ritterkreises Franken an. 1806 trat es dem Rheinbund, 1815 dem
Deutschen Bund bei. 1825 starb die regierende Linie aus. Am 12. 11. 1826
entstand bei der Neuordnung der sächsischen Herzogtümer Sachsen-Coburg und
Gotha, wobei Altenburg an den Herzog von Sachsen-Hildburghausen kam.
L.: Wolff 397; Zeumer 553 II b 12; Wallner 709 ObersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer 1, 609.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sachsen-Gotha-Altenburg (Herzogtum). 1680 entstand bei
der Teilung Sachsen-Gothas unter anderem S. 1707 fiel Sachsen-Gotha-Eisenberg
an. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte S., das zusammen mit der
Reichsgrafschaft Gleichen ein Gebiet von 28 Quadratmeilen mit 82000 Einwohnern
umfasste, zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. E hatte aus dem Bestand
Sachsen-Gothas Stadt Gotha und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn,
Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die
obere Herrschaft Kranichfeld und den unter Sachsen-Gothas Oberhoheit stehenden
Teil der Grafschaft Gleichen, aus dem Bestand Sachsen-Altenburgs die Ämter
Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg und Stadtroda
sowie das Amt Kahla. Um 1800 gehörte es den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des
Ritterkreises Franken an. 1806 trat es dem Rheinbund bei, 1815 dem Deutschen
Bund. 1825 starb die Linie aus. Am 12. 11. 1826 fiel Gotha an das neue
Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, Altenburg an das neue Herzogtum
Sachsen-Altenburg unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen. S. Sachsen-Gotha.
L.: Wolff 395. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Saffenburg (Herren, Herrschaft,
Reichsherrschaft). Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute
Burg S. an der Ahr bei Ahrweiler bildete sich eine aus wenigen Orten (u. a.
Mayschoß) bestehende Reichsherrschaft der Herren von S., die sich bis in die zweite
Hälfte des 11. Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen und die
bis 1172 die Vogtei über das Erzstift Köln innehatten. Nach deren Aussterben
wurde die Herrschaft geteilt. Am Ende des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg je
zur Hälfte Albert II. und seiner Base Agnes. Über ihre Tochter Adelheid kam die
eine Hälfte an die Grafen von Sponheim und von diesen infolge Verheiratung an
Dietrich VI. von Kleve bzw. Mark. Die andere Hälfte gelangte infolge
Verheiratung über die Herren von Heinsberg an Wilhelm von Arenberg, danach an
Johann von Neuenahr. 1424 fiel die Herrschaft an die Herren bzw. Grafen von
Virneburg, um 1546 an das Haus Manderscheid-Schleiden, 1593 an die Grafen von
der Mark (Mark-Schleiden) und 1773 an die Herzöge von Arenberg, wobei die Burg
bereits 1704 geschleift wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts ergriff Frankreich
den Besitz der Herrschaft, wegen der die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden)
und später Arenberg zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags zählten. 1815 kam das
Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft,
Fürsten, Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der
Grafen von Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die
Grafen von S. ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei
Vielsalm in der späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann
von S. 1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten.
1163/1165/1204 teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm)
mit Alfter und Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei
Schirmeck im Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den
Herrschaften Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar
(Rotzlar) in Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet
kam (1455) über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid
(und Dyck), die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte
sich bald in mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck
[südwestlich von Neuß], Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18.
Jahrhundert in den Reichsfürstenstand
aufgenommen wurden. Als Personalisten hatten sie Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt
1803 als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete an
Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen Ämtern gebildete Fürstentum
Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg kam und beerbte 1888 die Linie Dyck.
Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen Fürstentitel. Obersalm kam
nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch
Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw.
Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die lothringische
Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller (Eigenweiler)
erlangten (1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere Linien. Die
jüngere Linie Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun (bis 1750).
Davon wurde die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand
erhoben und erhielt 1654 (immer für denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie
Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria
Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den
Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen Herzogtum erhobene
Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum Arches-Charleville (die
Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen. Der 1738 im Mannesstamm
erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit dem Titel eines Fürsten
von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die niederländischen Fürstentümer Horn
(Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse (Overisque) (in Limburg). Die zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden katholischen Linien Salm-Salm und
Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an
Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts Münster (Amt Ahaus [zwei
Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Amt Bocholt [zwei Drittel
für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Herrschaft Gemen, Anholt),
insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als Fürstentum). Hauptstadt
diees Füstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher zum Hochstift Münster
gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs war Ahaus. 1810/1811
kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815 an Preußen. Die
jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und nannte sich
seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die Grafen von
Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Salm-Kyrburg (Grafen, Fürsten). S. ist ein
(dem Geschlecht der Wild- und Rheingrafen entstammender) Zweig der 1165
entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Er zählte zum oberrheinischen
Reichskreis. 1742 wurde er in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1763 gewannen die Fürsten die Fürstentümer Horn (Hornes) westlich
Roermonds und Overijse (Overisque) in Limburg in den Niederlanden. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst als
Entschädigung für die linksrheinischen Verluste an Frankreich je ein Drittel
der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster als Fürstentum mit der
Residenz Ahaus.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803)
B1; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten). Nach dem
Aussterben der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die Herren
von Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie teilten
sich 1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck südwestlich von
Neuss, Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. 1792 waren die
Grafen zu S. wegen der Herrschaft Dyck Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenratss des Reichstags.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von
S. für die verlorene Grafschaft Niedersalm eine immerwährende Rente von 12000
Gulden auf die Abtei Schöntal, der Graf von Salm-Reifferscheid-Dyck für die
Feudalrechte seiner Grafschaft eine immerwährende Rente von 28000 Gulden auf
die Besitzungen der Frankfurter Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg
von Mainz das Oberamt Krautheim, von Würzburg das Amt Grünsfeld und das Priorat
Gerlachsheim als neues Fürstentum Krautheim sowie eine beständige, auf Amorbach
ruhende Rente von 32000 Gulden und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Krautheim
(Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866;
Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sankt Blasien (Reichsabtei, gefürstete
Abtei). Das Benediktinerkloster S. südlich des Feldbergs im Hochschwarzwald,
das vermutlich von Rheinau aus im 9. Jahrhundert als Cella Alba gegründet
wurde, wird 858 erstmals greifbar. Am Ende des 9. Jahrhunderts erhielt es die
Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es selbständig, erwarb reiche Güter
bis zur Albquelle am Feldberg und zum Schluchsee (u. a. von den Herren von
Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg König Heinrichs IV. und kam
1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der Vogtei des Bischofs von Basel
seit 1125 amtierenden zähringischen Schutzvögte, unter die Schutzherrschaft des
Reiches, das sie unter Konrad IV. an Habsburg (Schutzvogtei und Kastvogtei)
verpfändete. Bemühungen um die Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos. 1361
fiel S. unter die Landeshoheit Österreichs. Wegen der 1613 gekauften Herrschaft
Bonndorf zählte der Abt zu den schwäbischen Reichsgrafen. 1729 wurden Oberried
und Kappel (bei Freiburg) erworben, daneben als Lehen Österreichs die
Herrschaft Staufen und Kirchhofen in der Oberrheinebene. 1746 wurde der Abt in
den Reichsfürstenstand erhoben. Durch § 26 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam die Abtei an den
Johanniterorden (Malteserorden). Nach der Säkularisation fiel S. 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Der größte Teil der Mönche
übersiedelte nach Sankt Paul in Kärnten.
L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907;
Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Büttner, H., Sankt
Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur Geschichte des Klosters
Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963; Ott, H., Die
Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott, H., Sankt Blasien,
1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Ott, H., Sankt Blasien,
LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St. Blasien im Schwarzwald, hg.
v. Braun, J., 2003. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton; Residenz).
612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung iroschottischer Mönche
im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt wurde (Neugründung,
747/748 Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster
vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und erhob es unter
Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde eine der
wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten
erhoben. In der Folge gewann die Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit
der Stadt S., dem sog. Fürstenland und Appenzell (bis zum Anfang des 15.
Jahrhunderts), wozu 1468 durch Kauf noch die Grafschaft Toggenburg kam.
1345/1379 erwarb sie die Vogtei in den Niedergerichtsbezirken des Klosters.
Zwischen 1401 und 1408/1411 errangen die Untertanen in Appenzell mit
Unterstützung der Eidgenossen der Schweiz ihre Unabhängigkeit. 1437 schloss der
Abt ein Landrecht mit Schwyz. 1451 wurde der Fürstabt durch Vertrag mit Zürich,
Luzern, Schwyz und Glarus zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1457
verzichtete er auf die Herrschaft in der Stadt S. 1521 verlegte er seinen Sitz
nach Rorschach. In der seit 1524 eindringenden Reformation erwarb die Stadt S.
rechtswidrig (von Zürich und Glarus) alle Klosterrechte und verlor Toggenburg,
doch wurde das damit säkularisierte Kloster 1531/1532 mit Toggenburg
wiederhergestellt. 1798 wurde das Stift, dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst festhielt und das wegen Mooweiler
(Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler) zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik geschlagen (Kantone Säntis,
Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in Oberschwaben, über die das Kloster 1699
den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803 als Entschädigung für Tarasp an den
Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an Württemberg und das Gebiet damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805 wurde das Kloster vom großen Rat
(Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons S. aufgehoben. Der Kanton S.
bestand aus den Herrschaftsgebieten der Abtei S., der Stadt S., den gemeinen
Herrschaften bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit Gams (gemeine Herrschaft
von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine Herrschaft von Zürich,
Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1482/1483 sowie von Bern
seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von Glarus seit 1517), Sax
(Herrschaft Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck (gemeine Herrschaft von
Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1491 sowie von
Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der autonomen Stadt Rapperswil,
die seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri, Schwyz, Unterwalden und
Glarus sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern gestanden hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli
vetustissima, hg. v. d. Stiftsbibliothek, 2012.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La
Savoie. Das Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war
zunächst von den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern
unterworfen wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis
zuteilten. Im 4. Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland)
genannt. 443 siedelten die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen
Burgunder dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838
gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich
Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich kam. Das burgundische
Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025
das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal, das obere Wallis und um
1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich
nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie
Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313
wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361
trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat,
unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren
Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem
oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von
Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt
wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und
Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf,
Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey
(Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo
(Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden.
1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien
gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels
gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien
bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und
für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte,
überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P.,
1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier,
R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz,
B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe
au XVe siècle, 2000. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Reichsfürsten). Berleburg am südöstlichen Fuß des Rothaargebirges
wird 1258 als (planmäßig angelegte) Stadt erstmals erwähnt. 1258 kam sie
teilweise, 1322 gänzlich an die Grafen von Wittgenstein, deren Güter 1357/1358
überwiegend an die Grafen von Sayn fielen. 1605/1607 entstand durch Teilung der
Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie S. Sie gehörte mit zwei Fünfteln der
Grafschaft Wittgenstein, dem Amt Berleburg und den Herrschaften Homburg und
Neumagen zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium sowie zum oberrheinischen
Reichskreis. Die Grafschaft umfasste ein Gebiet von 3,5 Quadratmeilen und 16000
Einwohner. S. wurde 1792 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Durch § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst von Wittgenstein-Berleburg (S.) für die Herrschaften Neumagen und
Hemsbach eine Rente von 15000 Gulden auf das Herzogtum Westfalen. 1806 kam die
Grafschaft an Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; Zeumer 553 II b 60, 14; Wallner 698 OberrheinRK 36; Hinsberg,
G., Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Bd. 1ff. 1920ff.; Wrede, G.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Schunder, F., Die
Entstehung Berleburgs, Westfäl. Forsch. 13 (1960), 51.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Sie hatte von 1649 bis 1699 die Herrschaften
Lohra und Klettenberg am Harz innerhalb der Grafschaft Hohnstein als Lehen
Brandenburgs, nannte sich deswegen auch S. und gehörte mit Teilen der
Reichsgrafschaft Wittgenstein zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium und zum
oberrheinischen Reichskreis. Sie wurde 1801 in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1806 wurde ihr Gebiet von Hessen-Darmstadt annektiert und 1815 an Preußen
abgetreten. S. Sayn-Wittgenstein, Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen.
L.: Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874; Klein, E., Studien zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
1936. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607
entstand durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649 bis 1699 als Lehen
Brandenburgs innegehabten Herrschaften Lohra und Klettenberg innerhalb der
Grafschaft Hohnstein am Harz nannte sie sich auch Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
Mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein zählte sie zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium und wurde 1801 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Das Gebiet des fürstlichen Hauses S. umfasste drei Fünftel der
Grafschaft Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe, vier
Viertel Banfe bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw. Altfelden)
und Vogtei Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit Triers stehende
Herrschaft Vallendar. S. Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schaesberg(, Schäsberg) (Grafen). 1792 waren
die 1786 reichsunmittelbaren Grafen von S. wegen der Grafschaft Kerpen und
Lommersum (Kerpen-Lommersum) Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Durch
§ 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von
S. wegen Kerpen und Lommersum (Kerpen-Lommersum) das der Abtei Ochsenhausen
zugehörige Amt Tannheim (ohne Winterrieden und belastet mit verschiedenen
Renten) und nannte sich seitdem Schaesberg-Tannheim.
L.: Zeumer 554 II b 63, 29; Peters, L., Geschichte des Geschlechtes von Schaesberg
bis zur Mediatisierung, 1972. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das
Gebiet an der mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte,
Beskiden, der Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der
Bartsch-Obra-Niederung war zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde
aber schon vor der Zeitenwende von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren
links der Oder um den Zobten ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in
allmählicher Ausdehnung namengebend für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der
Germanen im 5. Jahrhundert drangen Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S.
Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art
Oberhoheit des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum
deutschen Reich kam. Im Jahre 1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das
Bistum Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand
durch Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit)
S. mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen
Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt,
teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit
Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise
Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere
restliche Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln)
bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig
waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung,
die Schlesien unter die Reichsfürstentümer
einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und Thüringen
verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch
Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und
Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan,
Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden
1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und
Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz
[Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das
Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit
1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle
oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von
Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge,
die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der
Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310
an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen,
Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau,
Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland
Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356
und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern
- neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im
Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben
eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels,
Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen
Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an
Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz
S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die
Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch
gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau,
seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer
Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen.
Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig
erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in
Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde
1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche
veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem
auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg
kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die
Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der
Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und
Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum
Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren
vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen
Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Konland S.
(Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen
Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen
Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und
der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz
erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen
und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das
Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin
preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den
1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die
Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der
niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg)
und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile
Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden preußischen
Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204
Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939
wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S.
eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich
der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Die deutsche
Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen, Bielitz, Breslau,
Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin (Hultschiner Ländchen),
Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch, Münsterberg, Neiße,
Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless, Ratibor, Sagan,
Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau, Wartenberg,
Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.;
Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967;
Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart
im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in)
Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W.,
1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und Wandlungen
der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die Grundherrschaft im
späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983; Geschichtlicher Atlas von
Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel, H., Schlesien, 1987;
Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E., Schlesien in der
Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der Urzeit bis zum
Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger Zeit 1526-1740,
hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien 1740-1945,
Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit, 1989; Kontinuität
und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum
Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Schlesisches
Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7
1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke, J., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schönborn (Reichsritter, Freiherren,
Grafen). Nach dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284
erstmals sicher bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes
Adelsgeschlecht. Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis
zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden
Linien zur rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17.
Jahrhundert verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann
Philipp von Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als
Folge hiervon erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene
Stellung. 1663 wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Wegen der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen
von S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1701/1704 erwarben
sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit eine zweite Stimme im
fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts waren
die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald, Gebirg (ab Mitte des
18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790) immatrikuliert. Die im 18.
Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm erlosch 1801. Von den
Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und 1811 die Grafen von
Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800
zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen,
Patershäuser Hof, Schloss S., Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach,
Großblankenbach, Großkahl, Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte
(Kahler), Königshofen, Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur,
Oberwestern, Polsterhof, Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof
(Wesemichshofen), Schöllkrippen und Michelbach zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und Zeilitzheim waren sie im Kanton
Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie mit der Hälfte von Dorn-Assenheim
(Dornassenheim) Mitglied im Kanton Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt
und Huckelheim, Oberwestern, Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an
Aschaffenburg und damit später an Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und
Reichelsberg kamen 1806/1810 durch Mediatisierung an Bayern. Der Ort S.
gelangte 1479 über Katzenelnbogen an Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau),
1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18.
Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die
Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur
Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im
ehemaligen Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie,
dann reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde.
Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des
13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben
der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen
verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften
Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft
der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben
diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von
Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als
Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere
Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der
Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an
Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit (über die sog.
Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern
von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die ein Gebiet von 25
Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und
Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den
Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum
obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft
verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit
eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit
Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530
entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z.
B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer
Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder
waren (um 1795) das Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und
Burgund bzw.) Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg,
Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern
(Oettingen-Baldern-Katzenstein), die Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil,
Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf,
Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769
wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit 1747 wegen Eberstein), Fugger
(seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen Justingen), Traun (seit 1654
wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen Bonndorf), Stadion (seit 1708
wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen (seit 1710/1711 wegen Geroldseck
[Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727 wegen Eglingen), Sinzendorf,
Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737), Colloredo (seit 1653/1741),
Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752), Neipperg (seit 1766),
Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff (seit 1779) und
Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches (deutscher
Nation) 1806 löste sich das schwäbische Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag
dem Corpus Catholicorum zugerechnet wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren
Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden
Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee, Ehrenstein)
weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383
Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben
sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den Grafen
von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten Grafen von Beichlingen
sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von Hohnstein. Seit der Zeit
Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das Reichserbjägeramt.
Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts mehrfach zu Erbteilungen
(1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an die Markgrafen von
Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde [1302] und an S. [1315], 1276/1349
Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S. seit 1342/1344 als
Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und waren damit von der
Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand
ausgeschlossen. Seit dem 15. Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in
die seit 1485 unter der Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um
Sondershausen und die unter Oberhoheit der Ernestiner stehende, mit
Reichsstandschaft begabte Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch
Schwarzburg-Schwarzburg und wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt.
1571/1584/1599 entstanden nach kurzer Vereinigung der gesamten Lande unter Graf
Günther XL. († 1552) und Einführung der Reformation (1535/1545) sowie dem
Erwerb von Leutenberg (1564) die Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw. Schwarzburg-Sondershausen,
das ein Drittel der oberen südthüringischen Güter (Arnstadt) und zwei Drittel
der unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und Schwarzburg-Rudolstadt, das
unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster Paulinzella
und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie Schwarzburg-Frankenhausen).
Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie wurden unter Beseitigung der
Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw. 1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat zugelassen. Beide Fürstentümer traten
1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund
und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1816/1821 erhielt Schwarzburg-Rudolstadt,
1841 auch Schwarzburg-Sonderhausen eine Verfassung. Nach dem Aussterben der
Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen 1909 wurde Schwarzburg-Sondershausen mit
Schwarzburg-Rudolstadt in Personalunion vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der
Fürst ab. Die danach vorhandenen beiden Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im
Land Thüringen auf, das 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser
aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F.,
Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die
Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u.
Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd.
1 1941; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v.
Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt,
1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schwarzburg-Arnstadt (Grafen). 1651 spaltete sich von
der 1599 begründeten Linie der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen die zum
obersächsischen Reichskreis zählende Linie S. ab, die 1669 ausstarb. 1681
entstand eine weitere, 1697 in den Reichsfürstenstand
erhobene, 1716 erloschene Linie.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 15; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schwarzburg-Rudolstadt (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Rudolstadt an der Saale wird zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals
erwähnt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Orlamünde.
1326 erhielt es Stadtrecht und kam 1340 an die Grafen von Schwarzburg. Seit
1599 war es Hauptort der Grafschaft, seit 1710 des Fürstentums S. Die
Grafschaft erhielt 1571 zwei Drittel der mit Reichsstandschaft begabten
Oberherrschaft Schwarzburg mit Rudolstadt und Stadtilm, Blankenburg, das 1534
aufgehobene Kloster Paulinzella und 1598 das zur Unterherrschaft gehörige
Drittel Frankenhausen. Am 3. 9. 1697 und endgültig 1710 gewann S. die Reichsfürstenwürde. 1754 wurde das zum obersächsischen
Reichskreis zählende S. nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen
Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat
zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1816/1821
erhielt es eine 1854 umgestaltete Verfassung. 1866 trat es dem Norddeutschen
Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. S. umfasste (1910) 941 Quadratkilometer
mit 100700 Einwohnern und wurde beim Aussterben des Fürstenhauses von
Schwarzburg-Sondershausen (1909) mit diesem in Personalunion vereinigt. Nach
Abdankung des Fürsten am 22. 11. 1918 verselbständigte sich S. als Freistaat.
Dieser ging am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Das Geschlecht der S. starb
1971 in männlicher Linie aus.
L.: Wolff 412f.; Wallner 710 ObersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Bauer 1, 701; Statistisches Universal-Handbuch, Ortslexikon und
Landeskunde für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, bearb. v. Thieme, A.,
1880; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von
Alt-Rudolstadt, 1939; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands,
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der
Schwarzburg-Rudolstadt, 1994. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat).
Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich
ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über die
Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung des Hauses Schwarzburg die Linie
der Grafen von S. mit zwei Dritteln der Unterherrschaft im Norden Thüringens um
Sondershausen und Ebeleben und einem Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt,
Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen.
1651 spaltete das zum obersächsischen Reichskreis gehörige S. die Linien
Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und Schwarzburg-Arnstadt (bis 1669) ab. Die
überlebende Linie S. wurde 1681 erneut geteilt (Schwarzburg-Arnstadt bis 1716).
Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand erhoben. 1754 wurde S. nach
Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem
Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis 1819 bereinigte es durch
Verträge mit Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und
Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) sein stark zersplittertes
Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte es in einem Zollvertrag mit Preußen den
zollrechtlichen Anschluss der von Preußen eingeschlossenen Oberherrschaft. 1841
erhielt es eine 1849 und 1857 revidierte Verfassung. 1866 trat es dem
Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste S. 862
Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem Aussterben des Hauses (1909)
vereinigte der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt beide Fürstentümer in
Personalunion. Nach seiner Abdankung am 22. 11. 1918 entstand der Freistaat S.,
der am 1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging, das seinerseits 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam,
in der es am 23. 7. 1952 aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder
begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der Behördenorganisation in
Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur Geschichte der Stadt
Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155
ist das edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es
erwarb 1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell
die Burg und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich
seitdem nach dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung
Reichslehen. 1429 wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599
(Stephansberger Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696
Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben.
1511 musste es die Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) zu Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine
Reichsstandschaft bei. 1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch
die Gegenreformation wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in
zahlreiche Linien (u. a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb
von Gütern in Franken (1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite
Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als
Erbschaft der von Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der
Obersteiermark (1617 durch Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in
Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare,
1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft, Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium),
der Grafschaft Sulz (1687), der Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im
schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht im Reichsfürstenrat,
1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften Illereichen (1788) und Kellmünz
(1789) am Mittellauf der Iller sowie der Hoheitsrechte in der Landgrafschaft
Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im Breisgau stieg sie zu den führenden
Familien des Reiches auf. 1654 erreichte das Haus für seine fränkischen Güter
die Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte der
Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft S.
zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Mit Burggrub, Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und
Burgambach mit Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken (frühes 16. Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im
Kanton Altmühl (16. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von
Bullenheim und Gnötzheim im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19.
Jahrhundert). Die oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet,
fielen 1806 an Baden (1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern.
Als Rest der früheren Herrschaft blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit
bis 1848 standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht
Bayerns bestehen. Die Güter in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000
Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und
gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz
des Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Das
zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde nach einem ersten Versuch
in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die Mission unter den Abodriten
in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160 nach der
Eroberung Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171
ausgestattet (Burg und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180
waren die Bischöfe (wieder) reichsunmittelbar, doch war diese Stellung
streitig. Seit 1239 hatten sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des 13.
Jahrhunderts konnten sie die Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15.
Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig.
1533/1557/1568 wurde das Bistum protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S.
als erbliches Lehen an Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen
Reichsunmittelbarkeit 1561 vom Reichskammergericht bestätigt wurde, als
Ausgleich für die Abtretung von Wismar an Schweden als weltliches
säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit
Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im
niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die
Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger, J.,
Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u. a.,
Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker, M.,
Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sickingen (Herren, Reichsritter). Nach S.
bei Karlsruhe nannten sich Herren von S. Von ihnen trat besonders der
Reichsritter Franz von S. (1481-1523) hervor, der durch Fehden und Kriegszüge
ansehnliche Güter am Mittelrhein erwarb und die Hoffnung der Reichsritterschaft
auf eine eigenständige Stellung im Reich neben Reichsfürsten
und Reichsstädten verkörperte. Seine wichtigsten Burgen waren Landstuhl und
Ebernburg. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, im 18. Jahrhundert mit S. zum Kanton Kraichgau, zum
Kanton Rhön-Werra, mit Sauerburg, Hof Oders (Aders) und Sauerthal (Sauertal)
zum Kanton Mittelrheinstrom, mit Köngernheim zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein und (die Sickingen-Schallodenbach) mit Schallodenbach,
Heimkirchen, Schneckenhausen und Wörsbach zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein sowie mit einem Viertel von Obenheim zum Ritterkreis Unterelsass. S.
selbst kam 1368 an die Pfalz (Kurpfalz), 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 384; Hölzle, Beiwort 63; Zimmermann 78; Winkelmann-Holzapfel
163; Stetten 23; Riedenauer 127; Neumaier 150; Langbrandtner, H., Die
sickingische Herrschaft Landstuhl, 1991. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Siebenbürgen (Fürstentum, Großfürstentum,
Kronland). Das Gebiet im Karpatenbogen wurde 107 n. Chr. von den Römern, nach
274 von den Ostgoten und Gepiden sowie später von den Petschenegen besetzt, ehe
es an Ungarn kam. König Geisa II. (1141-1161) rief (2000 bis 3000)
moselfränkische Siedler ins Land. König Andreas II. schenkte zunächst 1211 dem
Deutschen Ritterorden das Land Burza (Burzenland), entriss es ihm jedoch 1225
wieder, nachdem er die deutschen, bald meist als Sachsen bezeichneten Siedler
1224 mit umfassenden Freiheiten ausgestattet hatte. Zur Abwehr der Türkengefahr
wurden zahlreiche befestigte Kirchenburgen errichtet. 1520 setzte sich die
Reformation durch. Nach dem Zusammenbruch Ungarns und dem teilweisen Anfall an
Habsburg bzw. Österreich 1526 hielten sich die Fürsten von S. geschickt
zwischen Habsburg/Österreich und den Türken und waren faktisch unabhängig, seit
1541 aber zu Tribut an die Türken verpflichtet. 1567 gewann der Fürst die Krone
von Polen. 1583 gewährte er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1595 anerkannte er
die Oberherrschaft des Reiches und übergab 1597 dem Kaiser S. 1604/1605 wurden
die kaiserlichen Amtsträger vertrieben. 1622 wurde Fürst Bethlen als deutscher Reichsfürst anerkannt und erhielt bis 1624/1626
mehrere Herzogtümer in Schlesien. 1686 erkannte Kaiser Leopold die von den
Türken eingesetzten Apafi als Fürsten an. 1687 besetzte Herzog Karl V. von
Lothringen das Land. 1691 verzichtete der Fürst zugunsten Habsburgs auf die
Herrschaft, so dass S. habsburgisches Gebiet wurde. 1765 wurde S. zum
Großfürstentum erhoben. Kaiser Joseph II. vereinigte S. bis 1790 mit Ungarn.
1848 wurde S. eigenes Kronland Österreichs, 1867 aber Ungarn eingegliedert. Am
8. 1. 1919 schloss es sich Rumänien an (1920 verwirklicht), kam 1940 in seiner
nördlichen Hälfte mit dem ungarisch besiedelten Szeklerland (unter
Bevölkerungsumsiedlungsmaßnahmen) an Ungarn und 1944/1947 wieder an Rumänien
zurück. Unter der Herrschaft des Sozialismus siedelten zahlreiche
Rumäniendeutsche aus.
L.: Hermann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Marienburg, L.,
Die Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, 1813, Neudruck 1986;
Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1ff. 1892ff.;
Teutsch, G./Teutsch, F., Geschichte der Siebenbürger Sachsen Bd. 1ff. 1907ff.;
Depner, M., Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg, 1938;
Matthiae, A., Siebenbürgen, 3. A. 1962; Teutsch, F., Kleine Geschichte der
Siebenbürger Sachsen, 3. A. 1965; Kutschera, R., Landtag und Gubernium in
Siebenbürgen, 1985; Verus, S., Siebenbürgen, 1986; Gündisch, G., Aus Geschichte
und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987; Forschungen über Siebenbürgen und
seine Nachbarn, hg. v. Glassl, H./Benda, K., 1987/1988; Horedt, K., Das
frühmittelalterliche Siebenbürgen, 1988; Schaser, A., Siebenbürgen unter der
Habsburger Herrschaft im 18. Jahrhundert, Siebenbürgische Semesterblätter 3
(1989); Köpeczi, B., Kurze Geschichte Siebenbürgens, 1990; Schenk, A., Deutsche
in Siebenbürgen, 1992; Lexikon der Siebenbürgener Sachsen, hg. v. Myß, W.,
1993; Gündisch, K., Das Patriziat siebenbürgischer Städte, 1993; Siebenbürgen
zur Zeit der Römer, hg. v. Schuller, W., 1994; Siebenbürgen zwischen den beiden
Weltkriegen, hg. v. König, W., 1995; Göckenjan, H., Siebenbürgen, LexMA 7 1995,
1840; Arens, M., Habsburg und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Roth, H., Kleine
Geschichte Siebenbürgens, 2. A. 2003, 3. A. 2007, Siebenbürgisch-sächsisches
Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen
Siebenbürgen, 2008. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sinzendorf (Grafen). 1665 erwarben die
Grafen S. das zur Reichsgrafschaft erhobene Reichslehen Thannhausen an der
Mindel und erlangten nach Lösung aus der Reichsritterschaft Zugang zum
schwäbischen Reichsgrafenkollegium. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Grafschaft
von den 1705 zu Reichsgrafen erhobenen Stadion erworben. 1792 gehörten die
Grafen von S. wegen der 1654 von den Freiherren von Warsberg erworbenen
Burggrafschaft Rheineck bei Niederbreisig zu den westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielten sie für den Verlust der 165 Hektar großen, knapp 100 Einwohner
zählenden Burggrafschaft Rheineck als Burggrafschaft das Dorf Winterrieden des
Amtes Tannheim der Abtei Ochsenhausen sowie eine Rente von 1500 Gulden. Hiermit
war die Fürstenwürde für Graf Prosper verbunden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 33. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sitten (Hochstift, Residenz des
Bischofs), frz. Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus
(Octodurum) (Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8.
Jahrhundert zum Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert (vor
585?/612) nach S. (Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar bezeugten keltischen
Seduni benannt ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder gefallen war. 999 gab
der König von Burgund (Hochburgund) wohl auf Grund einer umstrittenen
Übertragung Karls des Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis, die der seit
dem 8. Jahrhundert zum Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in etwa
entsprach. Mit dem Übergang Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde der
Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit seinem weltlichen
Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die
Herzöge von Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das
Hochstift allmählich in den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen
gegenüber schon König Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum
Reich (ad coronam imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die
Grafen/Herzöge den Titel eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und
Lausanne). 1403 schloss der Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und
Luzern. 1475 erkämpfte er die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück.
1513 wurde S. exemtes Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der
Bischof im zunehmend romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche Herrschaft.
Zugleich endete mit der Festigung der Schweiz die Verbindung zum Reich (1648)
und schließlich 1798 auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son developpement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
611, 1, 2, 534. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Söflingen (Reichsabtei). 1258 verlegte ein
um 1237 in Ulm gegründeter Klarissenkonvent seinen Sitz nach S. Die Vogtei über
dieses vor allem von den Grafen von Dillingen rasch Güter erwerbende Kloster
gab Kaiser Karl IV. 1357 an die Reichsstadt Ulm. Nach langen
Auseinandersetzungen löste die Abtei 1773 durch Güterabtretungen die Rechte
Ulms ab und wurde reichsunmittelbar. Seit 1775 gehörte die Äbtissin des den
Bettelorden zuzurechnenden Klarissenklosters zu den schwäbischen Prälaten der
geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. Das Gebiet der Abtei umfasste 2
Quadratmeilen bzw. rund 110 Quadratkilometer mit 4000 Einwohnern. Dazu gehörten
die Orte S., Harthausen, Ermingen, Eggingen, Schaffelkingen, Burlafingen und
einzeln stehende Häuser und Höfe. 1802 kam es an Bayern, 1810 (bis auf
Burlafingen) an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552 II a 36, 22; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miller, M., Die
Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei Ulm im Spätmittelalter,
1940; Frank, K., Das Klarissenkloster Söflingen, 1980.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Solms (Herren, Grafen). 1129 wird
anlässlich der Stiftung des Klosters Schiffenberg durch die Gräfin von Gleiberg
das edelfreie, im Lahngau beiderseits der mittleren Lahn begüterte Geschlecht
der Herren von S. (Sulmese) mit Sitz in Solms-Oberdorf, dann in Burgsolms
(1160) westlich Wetzlars erstmals erwähnt. Es erlangte vermutlich über die
Herren von Merenberg, Grafen von Gleiberg und Grafen von Luxemburg Güter der
Konradiner. Seit 1226 erscheinen Grafen von S., die Güter an der Lahn und in
Oberhessen hatten, sich aber nur in schweren Auseinandersetzungen mit den
Landgrafen von Hessen behaupten konnten. Um 1250/1260 spalteten sich die Grafen
in die Linien Solms-Burgsolms (bis 1415), Solms-Königsberg (bzw. Hohensolms,
bis 1363, Güter an Hessen) und das verbleibende Solms-Braunfels. 1417/1418/1420
erlangten die Grafen das von den Herren von Hagen bzw. Arnsburg bzw. Münzenberg
gekommene Erbe der Herren von Falkenstein (zwei Drittel, ein Drittel an
Eppstein) in der Wetterau (Münzenberg, Lich, Wölfersheim, Södel, Hungen,
Laubach, Butzbach), konnten es aber nicht mit den Stammgütern vereinigen. Von
Solms-Braunfels leiteten sich 1420/1436 die beiden Hauptlinien Solms-Braunfels
und Solms-Lich ab, von denen Solms-Lich seit 1461 bedeutender wurde.
Solms-Braunfels zerfiel 1602 in Solms-Braunfels, Solms-Greifenstein (mit
Wölfersheim) und Solms-Hungen. Davon erloschen Solms-Braunfels, das 1471 die
kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal
gewann, 1693 (an Solms-Greifenstein) und Solms-Hungen 1678 (an Solms-Greifenstein
und Solms-Braunfels). Solms-Greifenstein nannte sich Solms-Braunfels und wurde
1742 Reichsfürstentum. Seine Ämter Greifenstein
und Braunfels kamen 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an Hessen, seine
Ämter Hungen, Gambach und Wölfersheim, Anteile an Grüningen, Münzenberg und
Trais-Münzenberg fielen 1806 an Hessen-Darmstadt. Solms-Lich teilte sich in
Solms-Lich und Solms-Laubach. Hiervon spaltete sich Solms-Lich, das 1461 durch
Heirat Güter Kronbergs aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim,
Niederursel) erbte sowie 1479 Nieder-Weisel (Niederweisel) erlangte, 1494 die
kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit
1537 Herrschaften im obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnewalde in der
Niederlausitz, 1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in
Brandenburg südöstlich von Berlin sowie 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich
von Zwickau) gewann, 1628 aber Königsberg verlor, in das 1718 erloschene
Solms-Lich und in Solms-Hohensolms, das sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms
(Solms-Lich und Hohensolms) nannte. Seit 1792 war es Reichsfürstentum
(Solms-Hohensolms-Lich). Seine Ämter Lich und Nieder-Weisel (Niederweisel)
kamen 1806 an Hessen-Darmstadt, sein Amt Hohensolms 1806 an Nassau, 1815 an
Preußen und 1945 an Hessen. Solms-Laubach teilte sich 1561 in Solms-Sonnewalde
(bis 1615) und Solms-Laubach. Dieses zerfiel 1607 in Solms-Rödelheim mit
Assenheim (bis 1640), Solms-Laubach (bis 1676), Solms-Sonnewalde (mit
Sonnewalde, Groß Leipe (Großleipa) und Schköna) und Solms-Baruth. Solms-Baruth
spaltete sich in Solms-Baruth, Solms-Rödelheim und Solms-Laubach.
Solms-Rödelheim zerfiel in Solms-Rödelheim (bis 1722) und Solms-Assenheim,
dessen Ämter Rödelheim und Nieder-Wöllstadt (Niederwöllstadt) mit einem Anteil
an Assenheim 1806 an Hessen-Darmstadt kamen. Solms-Laubach fiel mit Laubach,
Utphe und Anteilen an Münzenberg und Trais-Münzenberg 1806 an Hessen-Darmstadt
und durch Solms-Wildenfels (Solms-Sachsenfeld, Solms-Baruth, Solms-Wildenfels)
mit Engelthal (Engeltal) und der Abtei Arnsburg 1806 ebenfalls an
Hessen-Darmstadt. Am 4. 4. 1571 war als Gesetz für alle solmischen Lande die
Gerichtsordnung und Landordnung der Grafschaft S. und Herrschaften Münzenberg,
Wildenfels und Sonnewalde erlassen worden. Durch § 16 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 hatten die Fürsten und Grafen zu S., die im frühen 18.
Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken gewesen
waren, für die Herrschaften Rohrbach, Scharfenstein und Hirschfeld sowie für
ihre Ansprüche auf die Abtei Arnsburg und das Amt Cleeberg/Kleeberg die Abteien
Arnsburg und Altenberg (Altenburg) erhalten.
L.: Deren Graveschafften Solms unnd Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung,
1571; Wolff 273; Zeumer 552ff. II b 60, 4-8; Wallner 696f. OberrheinRK 19, 30,
37, 38; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38
(1789) B3; Riedenauer 129; Neumaier 47, 99; Solms-Laubach, R. Graf zu,
Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms, 1865; Uhlhorn, F., Geschichte der
Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980, 505; Rupp, J., Kleine Geschichte des Solmser
Landes, 1985; Battenberg, F., Solmser Urkunden, Bd. 5 1986; Schwind, F., Solms,
LexMA 7 1995, 2036. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung
der Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie der Grafen von S. Sie
erlangte 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit und 1495
das Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein. 1571 schuf sie das
Solmser Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige (Solms-Braunfels)
Braunfels, (Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit Wölfersheim) und
(Solms-Hungen) Hungen auf. S. erlosch 1693 und fiel an Solms-Greifenstein.
Dieses nannte sich S. und wurde 1742 ohne Virilstimme in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Fürstentum S. fiel
1806 mit etwa 7 Quadratmeilen (das Amt Braunfels mit den Städten Braunfels und
Leun, das Amt Greifenstein mit der gleichnamigen Stadt und einem Anteil an der
ehemaligen Herrschaft Münzenberg, Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt
Gambach, Gemeinschaft Münzenberg [10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des
Dorfes Trais-Münzenberg]) teilweise an Nassau und teilweise an
Hessen-Darmstadt. 1815 kam Braunfels an Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Solms-Hohensolms (Grafen, Fürsten). Solms-Lich
spaltete sich in die Zweige Solms-Lich (1718 erloschen) und S., der sich nach
1718 Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 gehörten die Grafen von S. nach ihrer
Erhebung zu Reichsfürsten (1792) zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags und zum oberrheinischen Reichskreis. Ihr Herrschaftsgebiet
umfasste 4 Quadratmeilen (Ämter Hohensolms mit Hohensolms, Lich, Nieder-Weisel
[Niederweisel] und 5/48 von Münzenberg). S. Solms-Lich (Solms-Lich und
Hohensolms).
L.: Wolff 274; Zeumer 553 II b 60, 6; Wallner 697 OberrheinRK 30.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Solms-Lich (Grafen, Fürsten). Durch Teilung
der Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436 die Linie der Grafen von S.(, die
sich später S. und Hohensolms nannte). Sie erbte 1461 durch Heirat Kronberger
Güter aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim, Niederursel),
erlangte 1479 Nieder-Weisel, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften im
obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnenwalde in der Niederlausitz, 1544 Pouch
bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg südöstlich Berlins,
1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich Zwickaus). 1628 verlor sie das Amt
Königsberg. 1562/1563 führte sie die Reformation ein. Sie spaltete sich in die
Linie S. (1718 erloschen) und in die Linie Solms-Hohensolms, die sich nach 1718
Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 wurde sie in den Reichsfürstenstand
erhoben und gehörte zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 fiel das
Fürstentum an Hessen-Darmstadt. S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms
(Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Solms-Lich-Hohensolms (Grafen). Die Grafen von Solms-Hohensolms nannten sich nach dem Aussterben der Grafen von Solms-Lich 1718 S. Sie gehörten zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und wurden 1792 in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet umfasste 4 Quadratmeilen (Ämter Hohensolms mit Hohensolms, Lich, Nieder-Weisel [Niederweisel] und 5/48 von Münzenberg). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft S. zum oberrheinischen Reichskreis. S. Solms-Lich, Solms-Hohensolms. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Spiegelberg (Grafschaft). Die 1217 erstmals
erwähnten, mit 1132 genannten Grafen von Poppenburg gleichen Grafen von S. bei
Salzhemmendorf südöstlich Hamelns konnten trotz Verlustes ihrer namengebenden
Burg an die Edelherren von Homburg (1238) um Coppenbrügge östlich von Hameln
eine kleine Herrschaft mit fünf Dörfern einrichten. Mit dem Erlöschen des
Geschlechts fiel sie 1557 an Braunschweig-Calenberg als Lehnsherrschaft heim.
Das Lehen wurde unter Vorbehalt der Landeshoheit bis 1583 an eine Nebenlinie
Lippes, von 1584 bis 1631 der Grafen von Gleichen und danach an Nassau-Oranien
ausgegeben. 1792 gehörte der König von England bzw. Hannover wegen der etwa 1,3
Quadratmeilen großen Grafschaft S. zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1819 verkaufte Nassau-Oranien S. an
Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 357f.; Zeumer 554 II b 63, 12; Wallner 705 WestfälRK 49; Schnath, G.,
Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922; Hartmann, P., Die
Grafen von Poppenburg-Spiegelberg, Nds. Jb. f. LG. 18 (1941), 117; Vogell, H.,
Geschichte und Beschreibung der alten Grafschaft Spiegelberg älterer und neuerer
Zeit, 1976. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Spinola (Reichsfürst).
1696 erhob Kaiser Leopold I. Giambattista S. zum Reichsfürsten
und sein Reichslehen Vergagni vom Marchesat zum Fürstentum.
L.: Klein 167. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen).
Nach Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der
Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden
schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.) und
deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine
schwäbische und eine elsässische Linie, die um 1700 die Güter vereinigte. 1488
waren die Herren von S. Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603 bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in
den Reichsfreiherrenstand und 1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700
erwarben sie die Herrschaft Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen
reichsunmittelbaren Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Im 18. Jahrhundert teilte sich die wegen Hallburg zum Kanton
Steigerwald und wegen weiterer Güter zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken, im Übrigen zum Ritterkreis Schwaben zählende Familie. Die ältere
fridericianische Linie Warthausen verkaufte ihre 1806 von Württemberg
annektierten Güter an Württemberg, starb 1890 aus und wurde von der jüngeren
philippinischen Linie Thannhausen beerbt, die 1908 ausstarb und von den Grafen
von Schönborn-Buchheim beerbt wurde, die damit die Standesherrschaft
Thannhausen in Bayern, Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler und Emerkingen in
Württemberg (etwa 8000 Einwohner) und große Gebiete in Böhmen um Kauth bei Taus
erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127;
Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Starhemberg (Grafen, Fürsten). Seit
1236/1240 nannte sich ein oberösterreichisches, seit dem 12. Jahrhundert als
Dienstmannen der steirischen Otakare begegnendes Adelsgeschlecht nach der um
1170 erbauten Burg S. (Storchenberg) bei Haag am Hausruck. Zu reichen Gütern in
Oberösterreich und Niederösterreich erbte es 1559/1572 von den Grafen von
Schaunberg deren Güter um Eferding. 1643 wurde die 1560 in drei Linien
aufgeteilte, der Reformation folgende Familie in den zwei weiblichen Linien in
den Reichsgrafenstand, 1765 in einer Linie (Georg Adam von S., Erzieher Josephs
II.) in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Wolff 144; Zeumer 554 II b 62, 13; Kühne, M. J., Die Häuser Schaunberg und
Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1880.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sternstein, Störnstein (gefürstete
Reichsgrafschaft). Um das Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab
nördlich von Weiden bildete sich eine Herrschaft. Als unmittelbare
Reichsherrschaft ursprünglich den Herren von Pflug, dann den Freiherren von
Heideck (Heydeck) gehörend erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw.
der Krone von Böhmen zu Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn,
Schönsee und einer Reihe von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben.
Seit 1653 hatten die Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und seit 1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S. in Bayern mediatisiert
und 1807 an Bayern verkauft. S. Störnstein.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Stolberg (Grafen, Grafschaft [,
Fürsten9). In S. am Südharz bei Sangerhausen wurde vermutlich im 10./11.
Jahrhundert eine Burg und im 12. Jahrhundert eine Bergbausiedlung begründet.
Nach S. benannten sich seit 1210 (Stalberg) die von den Grafen von Hohnstein
oder den Grafen von Kirchberg abstammenden Grafen von S., die um 1200 erstmals
bezeugt sind. Ihre Güter lagen vornehmlich östlich des Harzes (S., Hayn, 1341
Rossla, Bennungen, 1417 untere Grafschaft Hohnstein, 1413/1417 Kelbra und
Heringen gemeinsam mit Schwarzburg, 1443 Heringen, 1465 Questenberg). 1548
teilte sich das Haus nach der 1539 eingeführten Reformation in eine rheinische,
1631 erloschene Linie und eine Harzer Linie. Diese zerfiel 1645 in die sich
nach dem von ihnen 1429 erlangten Wernigerode nennende Linie Stolberg-Wernigerode
und in die Linie Stolberg-Stolberg. Von Stolberg-Wernigerode zweigte sich 1677
die 1742 zu Reichsfürsten erhobene, 1804
erloschene Linie Stolberg-Gedern ab, von Stolberg-Stolberg 1706
Stolberg-Rossla, das 1893 gefürstet wurde. Das Gebiet der etwa 5,5
Quadratmeilen großen Grafschaft S. teilten sich im 18. Jahrhundert die Linien
Stolberg-Stolberg (Stadt und Amt S., Amt Hayn) und Stolberg-Rossla (Ämter
Rossla, Questenberg, Ebersburg, Bärenrode [Berenrode] und Wolfsberg). Die
Grafen von S. (Stolberg-Stolberg) waren im Wetterauer Reichsgrafenkollegium und
im obersächsischen Reichskreis. 1738 mussten sie eine Oberhoheit und
Lehnshoheit Sachsens anerkennen. Nach § 17 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten sie für die Grafschaft Rochefort und ihre Ansprüche
auf Königstein eine Rente von 30000 Gulden. 1803 wurden die Grafen von S.
mediatisiert. Ihre Güter kamen an Sachsen (Kursachsen), 1807 an das Königreich
Westphalen, (Stolberg-Stolberg) 1815 zu Preußen (Provinz Sachsen) und 1945 (sowie
erneut 1990) zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 416; Wallner 710 ObersächsRK 17 a, b; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Stolberg-Wernigerode,
B. Graf zu, Geschichte des Hauses Stolberg, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1883;
Regesta Stolbergica, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1885; Katalog der fürstlich
Stolberg-Stolbergischen Leichenpredigtsammlungen, hg. v. Wecken, F., Bd. 1ff.
1927ff.; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft Wernigerode, 1929;
Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Zöllner, W., Stolberg, LexMA 8
1996, 190. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Stolberg-Gedern (Grafen, Fürsten, Reichsfürsten). Gedern bei Büdingen kam 780 an Lorsch.
Die Burg Gedern wurde von den von den Herren von Büdingen abstammenden Herren
von Ortenberg errichtet. Ihre Güter fielen an die Herren von Breuberg, die 1316
dem Erzstift Trier die Hälfte Gederns zu Lehen auftrugen, 1323 an die Trimberg,
1376 an die Eppstein-Königstein und 1535 an Stolberg. Seit 1677 war Gedern Sitz
der 1742 gefürsteten Linie S., die 1804 von Stolberg-Wernigerode beerbt wurde.
1806 kam Gedern zu Hessen-Darmstadt und von dort zu Isenburg, 1816 wieder zu
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Stolberg.
L.: Zeumer 553 II b 60, 11; Thomée, H., Chronik der Stadt Gedern, 1956.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Störnstein,(gefürstete Reichsgrafschaft), Sternstein.
Um das Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab nördlich von Weiden
bildete sich eine Herrschaft. Als unmittelbare Reichsherrschaft ursprünglich
den Herren von Pflug, dann den Freiherren von Heideck (Heydeck) gehörend
erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw. der Krone von Böhmen zu
Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn, Schönsee und einer Reihe
von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben. Seit 1653 hatten die
Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und seit 1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S. in Bayern mediatisiert
und 1807 an Bayern verkauft.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Straßburg (Hochstift, Residenz des
Bischofs). Die Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den
Rhein das Lager Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort
entwickelte, in dem seit dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein
Bischofssitz bezeugt ist. In fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das
Unterelsass ohne Weißenburg, ein kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie
rechtsrheinisch das Gebiet zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm
umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon,
1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines
weltlichen, freilich sehr zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in
der Pfalz und dem Bieler See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt,
bald Mittelpunkt der oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins],
Oberkirch [1303]), das in der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400
Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene
Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in
Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen
Amtes gewesen war, residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass
(Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit
Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich
und wurden 1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803
an Baden (Fürstentum Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und
von dort 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet,
1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA 8 1996,
213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Sulkowski (Reichsfürst).
1752 wurde der polnische Kabinettsminister Alexander Josef S., der seit 1733
Reichsgraf war, nach dem Recht der Primogenitur, 1754 unbeschränkt zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 174. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Thorn (Abtei, Frauenstift). 902 (bzw.
bor 992) gründete die Gräfin Hilswind von Stryen bzw. Strien auf ihrem von
König Zwentibold gegebenen Eigengut in T. (in der Diözese Lüttich) an der Maas
ein Stift. 1292 bestätigte König Adolf von Nassau die Freiheit dieses Stifts.
1494 nahm es König Maximilian in seinen Schutz. 1521 wurde T. als
reichsunmittelbares Stift in die Reichsmatrikel aufgenommen, doch übernahmen
seit 1602 die Grafen von Lippe die Matrikularbeiträge. Seit 1665 versuchten die
spanischen Niederlande, die Reichsfreiheit einzuschränken. 1792 gehörte das
etwa 1,5 Quadratmeilen große, rund 3400 Einwohner zählende Stift zu den
rheinischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. Am Ende des 18. Jahrhunderts war es dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeordnet, zählte nach der
Reichsmatrikel von 1776 mit Echternach zu den ungangbaren Posten und wurde mit
1 zu Pferd bzw. 12 Gulden in Anschlag gebracht. Die beiden letzten Äbtissinnen
waren zugleich Äbtissinnen von Essen und führten den Fürstentitel. Im Gefolge
der Revolution in Frankreich wurde das Stift aufgehoben.
L.: Gumpelzhaimer 150; Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 19; Wallner 704 WestfälRK
40; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 608.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et
Tassis. Die ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte,
dann nach der Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis)
bei Bergamo angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello
bei Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck
nach Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der
Posten Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent
Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von
König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis
1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters bekommen hatte und die 1615 mit
dem erblichen Reichspostgeneralat betraut worden war, erhielt von König Philipp
IV. von Spanien 1635 das Recht der Führung des Titels und Wappens der Grafen de
la Tour et Valsassina und 1649 in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung
zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie
erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal
erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1624 in den
Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand
erhoben (Virilstimme 1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen
Niederlanden und siedelte 1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des
Prinzipalkommissariats beim Reichstag nach Regensburg (1748). Neben
reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des erheirateten und später an
die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren) kaufte sie 1723 die
reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen Reichskreis hatte sie
seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von 80000 Reichstalern.
1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten Reichsgrafschaft
Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des schwäbischen
Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten, erhielt dafür aber
am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt
Buchau, die Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu Salem
gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern
Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen und Stetten und die
Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit insgesamt 530
Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum
Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806
wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs und Hohenzollern-Sigmaringens
mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die Deutsche Bundesakte eine
reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie die gesamte
Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899 erhielt sie
den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz der
fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von Sankt
Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die
Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus
Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemb. LG. 13 (1954); Thurn und
Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren,
2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867, Archiv für dt.
Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen
Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980;
Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996, 515f.;
Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn und
Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und Taxis,
2003. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das
Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von
Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen
Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen
Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von
den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit
Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große
die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das
Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das
Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften
um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal,
Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres
Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an
ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen
von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester
erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit
der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der
Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit
seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die
Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw.
Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben
sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T.
an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und
eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295)
mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen
Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch
trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das
vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter
Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift
Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen
habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der
Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco
gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler
Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw.
Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der
1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der
Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach
dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und
Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva
und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters
seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich
erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an
Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen
Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg
zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität
erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im
Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803
wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt.
1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg
erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde
T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an
das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den
illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es
die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit
Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei
Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das
zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von
1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen,
Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K.,
Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v.,
Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f.
österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O.,
Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913);
Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische
Landesbeschreibung von Tirol, 1. TeiL.: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte
107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte
der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino
(Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F.,
1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol,
1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H.,
Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O.,
Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger,
E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und
Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der
Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass,
N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229;
Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den
Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985;
Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im
Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J.,
Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001;
Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der
Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in
Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W.,
Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994;
Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der
Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung
1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier,
I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil
1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den
Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v.
Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von
Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W.,
Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M.,
Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u.
a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009;
Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und
Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009; Die
Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun,
2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Traun (Reichsritter, Grafen). 1792
gehörten die Grafen von (Abensberg und) T. (Abensperg-Traun) wegen der
Herrschaft Eglofs zu den schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Wegen der 1764 vom
Stift Kempten gekauften Herrschaft Siggen zählten sie zum Bezirk
Allgäu-Bodensee des Kantons Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
L.: Zeumer 553 II b 61, 14; Ruch, Anhang 82; Thürheim, A. v., Feldmarschall
Otto Ferdinand Graf von Abensperg-Traun, 1877. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Trauttmannsdorff-Weinsberg (Reichsfürst).
1623 gewann Obersthofmeister Maximilian von Trauttmannsdorff die
Reichsgrafenwürde. 1805 wurde Reichsgraf Ferdinand von T. mit dem Recht der
Nachfolge nach der Primogenitur zum Reichsfürsten
erhoben. Gleichzeitig wurde die neu erworbene reichsunmittelbare Herrschaft
Umpfenbach bei Miltenberg am Main zur gefürsteten Grafschaft aufgestuft.
L.: Klein 183. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Trautson (Reichsfürst).
1711 wurde der Obersthofmeister des Kaisers, Graf Leopold Donat von T.
gefürstet, aber nicht zum Reichsfürstenrat
zugelassen.
L.: Klein 162. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Trivulzio (Reichsfürst).
1622 wurde Gian Giacomo T., Staatsmann und Heerführer in verschiedenen
habsburgisch-spanischen Staaten, zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 165. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Ursberg, Ursperg (Abtei, Reichsstift,
Kloster). Zwischen 1119 und 1125 gab Werner IV. von Schwabegg U. an der Mindel
bei Bayersried dem Prämonstratenserorden, der dort (als Doppelstift) sein
erstes, bereits 1143 in den Schutz des Königs aufgenommenes Kloster in
Deutschland gründete, in dem 1229/1230 Burchard von U. seine Chronik verfasste
und das um 1350 zur Abtei erhoben wurde. Die Vogtei war seit dem 13.
Jahrhundert Reichslehen. Seit 1301 gehörte U. zur Markgrafschaft Burgau. 1792
zählte U., das ein geschlossenes Herrschaftsgebiet mit 10 Dörfern (1775
Tiefenried) mit etwa 17,5 Quadratmeilen und 3500 Einwohnern hatte, zu den
schwäbischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 wurde U. von Bayern
säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 6; Prim, F., Das Reichsgotteshaus Ursberg,
1960; Peters, W., Die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg, Zs. f. bay.
LG. 43 (1980), 575; Lohmüller, A., Das Reichsstift Ursberg, 1987; Seibert, U.,
Ursberg, LexMA 8 1996, 1329f.; Kreuzer, G., Das Prämonstratenserstift Ursberg
(in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Utrecht (Hochstift, Herrschaft,
Oberstift, Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen
Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren
erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von
Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der
Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024
die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen, danach weitere Güter und
Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft
im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau),
Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen
Einfluss und verfolgten eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings
die Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in
Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern
getrennten Teile um U. im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein
und Zuiderzee) sowie im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später
sog. Oberstift bzw. Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit
1439 beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und
Cambrai). 1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern
in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand,
das Hochstift an Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge
annektierte Habsburg das Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536
verwaltungsmäßig mit Holland vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel)
getrennt. Es trat 1579 als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U.,
Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort,
Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der
Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit
Drenthe) mit der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des
18. Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil Hollands
das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum Königreich
Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine
Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M.
van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke organisatie
in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Vorpommern (Landesteil). V. war der
westlich der Oder gelegene Teil Pommerns, der Stettin, Stralsund, Usedom,
Wollin, Rügen und die Stadt Cammin (Kammin) umfasste. Er wurde 1532 in einer
Landesteilung abgeteilt, von 1625 bis 1637 aber nochmals zusammen mit
Hinterpommern regiert. 1648 kam V. an Schweden, das Pommern seit 1630 besetzt
hielt und sich weigerte, das 1529 begründete Erbrecht Brandenburgs nach den
1637 erloschenen Herzögen von Pommern anzuerkennen. 1720 musste Schweden V. mit
Ausnahme des nördlichen Teils (Stralsund, Greifswald, Rügen) an Preußen
abtreten. 1814 fiel der Schweden verbliebene Teil Vorpommerns, das 1792 im
deutschen Reichstag zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
gehörte, an Dänemark, das ihn letztlich 1815 Preußen überließ (Provinz
Pommern). 1945 wurde V. abgetrennt und mit Mecklenburg vereinigt. 1952/1958
wurde das Land Mecklenburg innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik
(1949) beseitigt (str.), 1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern in der
Bundesrepublik Deutschland wiederbegründet. S. Pommern.
L.: Wolff 404; Zeumer 553 II b 21; Backhaus, H., Reichsterritorium und
schwedische Provinz, 1969; Wagner, W., Vorpommern und die Konsolidierung des
schwedischen Rechts in der Gesetzessammlung von 1807, (in) Das schwedische
Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag), 1986; Buchholz, W., Öffentliche
Finanzen, 1992; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Bei der Wieden, H.,
1995; Meier, M., Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715
bis 1721, 2007. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen),
Truchsess von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf
der höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in
den Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das
um 1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern
die 1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei
Wolfegg, die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des
Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die ihnen
1214 das Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben die
zu Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um
1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337
Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5 Donaustädte,
1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695 der
Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452
Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429
zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit
Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische
(Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft
Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die georgische (Zeiler)
Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie Wolfegg und teilte
sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil).
Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798
erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in
Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die
Truchsessen als Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien
Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und
Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen
Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der
Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn
kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475
Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien Waldburg-Wolfegg-Waldsee
und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben.
1806 wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis
zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern unter Baden, Württemberg
und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (Grafen, Truchsessen, Fürsten).
Die seit 1100 erscheinenden Herren von Tanne nannten sich seit 1170 nach ihrer
Burg Waldburg östlich von Ravensburg. Um 1200 erwarben sie Wolfegg, um 1240
Waldsee. 1429 erhielt die jakobische Linie Wolfegg, die eberhardische Linie,
die 1511 erlosch, Waldsee. Wolfegg kam später an die georgische Linie, die sich
1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil) teilte.
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) zerfiel 1672 in das 1798 erloschene Waldburg-Wolfegg-Wolfegg
und in W. 1790 hatte W. die Herrschaft bzw. Grafschaft Waldsee, die
Herrschaften Winterstetten, Schwarzach, Eberhardzell und Schweinhausen und das
Gericht Reute. 1798 beerbte sie Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. 1803 wurde W. in den Reichsfürstenstand erhoben, 1806 aber mediatisiert.
L.: Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee, 1978. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Waldburg-Zeil-Zeil (Truchsessen, Grafen, Fürsten).
Die Truchsessen von Waldburg teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die
georgische Linie erhielt Waldsee und Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Waldburg-Zeil
(Zeil) spaltete sich 1674/1676 in Waldburg-Zeil-Wurzach (Zeil-Wurzach) und W.
(Zeil-Zeil). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die
Grafschaften Zeil und Trauchburg und die Herrschaften Herrot, Kisslegg
(teilweise) und Aichstetten. Wegen Trauchburg nannten sie sich auch
Waldburg-Zeil-Trauchburg. Wegen Altmannshofen zählten sie zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben, 1803 wurde die Linie W. in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1805 fiel ihr
das Kollegitastift Zeil zu. 1806 wurde sie in Württemberg mediatisiert.
Trauchburg wurde 1810 von Württemberg an Bayern abgegeben.
L.: Vochezer, R., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Die Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum
Sachsen kam vor 1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit
Anfang des 11. Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich
Detmolds). Sie wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von
den Herren von Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn
gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180
nannten sich die Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw.
1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft
Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften
Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels
mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den
Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als reichsunmittelbar anerkannt.
1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens)
und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495
beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich
lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg,
Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag die zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich schwalenbergische Grafschaft
Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg
(Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682
(Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde
(1719 Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde
beim Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt
(seit 1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen
Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso
wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten
geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814
gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die jedoch infolge des
Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen Bund
am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum umfasste
die 13 Städte Korbach, Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden,
Sachsenberg, Landau, Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen
und Arolsen und die Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und
Lichtenfels. 1847 wurde durch Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig
Hessen-Kassels Lehnshoheit aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W.
Preußen, auf das es in einem Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die
Verwaltung des Landes (z. B. der Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad
Wildungen und Korbach sowie dem zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht
in Kassel) übertrug, so dass neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst
nur den Ertrag der Domänen, das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht
zu Gesetzen des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W.
heiratete den letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11.
1918 wurde W. Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom
15. 4. 1919. 1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt,
nach der 1926 seitens Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1.
4. 1929 auf Grund einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei
Landkreisen und rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw.
Hessen-Nassau Preußens eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wallenstein (Reichsfürst).
1617 wurde Albrecht von W., der vom Angehörigen eines kleineren alten
böhmischen Adelshauses (Waldstein) zum kaiserlichen Heerführer aufstieg,
Reichsgraf, 1623 Reichsfürst. Seine Güter wurden
1624 zu dem Fürstentum Friedland in Böhmen zusammengefasst, dessen erblicher
Herzog er 1625 wurde. 1627 erhielt er das Herzogtum Sagan, 1627/1629 das
unmittelbare Reichslehen Mecklenburg. Nach seinem Sturz und der Ermordung am
25. 2. 1634 blieben seine Familienangehörigen Grafen von Waldstein und fanden
1654 im schwäbischen Reichsgrafenkollegium Aufnahme.
L.: Klein 150. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wallmoden (Grafen). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die Grafen von W. wegen der 1782 von den Fürsten von
Schwarzenberg erworbenen Herrschaft Gimborn-Neustadt zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags und nannten sich Wallmoden-Gimborn. S. Gimborn,
Gimborn-Neustadt, Neustadt.
L.: Zeumer 554 II b 63, 24. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Weißenburg, Weißenburg im Elsass
(gefürstete Propstei, Residenz des Fürstpropsts), Wissembourg. In der zweiten
Hälfte des 7. Jahrhunderts wurde in W. eine 661 erstmals urkundlich erwähnte
Benediktinerabtei gegründet, die wohl nach der Mitte des 8. Jahrhunderts
Königskloster wurde. Sie wurde von König bzw. Kaiser Karl dem Großen sehr
gefördert und war einer der kulturellen Mittelpunkte des fränkischen Reichs
(Weißenburger Katechismus 789, Otfrids Krist 870). Seit Otto dem Großen und
damit de Mitte des 10. Jahrhunderts galt sie als reichsunmittelbar und wurde
973 Fulda, Reichenau und Prüm gleichgestellt. Seit dem 13. Jahrhundert nahm der
Abt eine reichsfürstliche Stellung ein. Im 14.
und 15. Jahrhundert wurde die Abtei von der Reichsstadt W. und dem umliegenden
Adel schwer bedrängt. 1524 wurde sie in ein weltliches Kollegiatstift
umgewandelt. Dieses wurde 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt und, nachdem
W. 1672 an Frankreich gefallen war, 1789 aufgelöst.
L.: Wolff 296; Zeumer 552 II a 32; Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des
Klosters Weißenburg 661-864, hg. v. Doll, A., 1979; Dette, C., Liber
possessionum Wizenburgensis, Edition mit Kommentierung, 1987; Ludwig, U.,
Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 617
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Werdenberg (Grafschaft). Nach W. bei Sankt
Gallen nannten sich seit 1264 Grafen von W. Ihre Burg stammt bereits aus dem
12. Jahrhundert. Sie beerbten als (um 1258 entstandener) Zweig der Grafen von
Montfort über die Pfalzgrafen von Tübingen die Grafen von Bregenz (Bregenzer
Linie der Udalrichinger) und hatten Güter um den Alpenrhein und im südlichen
Teil des späteren Vorarlberg. 1277 erwarben sie die Grafschaft Heiligenberg und
begründeten die Linie Werdenberg-Heiligenberg (bis 1428), die 1394 Bludenz an
Habsburg verkaufte und 1404 W. an Montfort verpfändete. Daneben entstand die
Linie Werdenberg-Sargans, die sich später in Werdenberg-Sargans-Vaduz (bis
1416), Werdenberg-Sargans-Vaz (bis 1504) und Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen
teilte. Diese erhielt 1399 von Württemberg die Grafschaft Sigmaringen mit den
Herrschaften Trochtelfingen, Jungnau und Veringen, beerbte 1434
Werdenberg-Heiligenberg und starb 1534 aus. Die Eigengüter und Heiligenberg
kamen an Fürstenberg, Sigmaringen als erledigtes Reichslehen an das Reich und
von dort an die Grafen von Hohenzollern. Bereits 1396/1398 waren Blumenegg und
Vaduz von Werdenberg-Sargans an die Herren von Brandis verpfändet und 1455
Sonnenberg an Waldburg und 1482 Sargans an die Eidgenossen der Schweiz verkauft
worden. 1792 war der Fürst zu Fürstenberg als Graf zu Heiligenberg und W.
Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
L.: Wolff 172, 524; Zeumer 553 II b 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, II 72 b (bis 1797) G2; Krüger, F., Die Grafen von
Werdenberg-Heiligenberg und von Werdenberg-Sargans, Mitt. zur vaterländ.
Gesch., hg. v. hist. Ver. Sankt Gallen 21 (1887); Beusch, H., Rechtsgeschichte
der Grafschaft Werdenberg, 1918; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes
Werdenberg, 1919; Broder, L., Schloss und Städtchen Werdenberg, 1957;
Schindler, D., Werdenberg als Glarner Landvogtei, 1986; Eberl, I., Werdenberg,
LexMA 8 1996, 2197; Burmeister, K., Die Grafen von Werdenberg, Montfort 58
(2006), 121ff.; Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
328. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Westerburg, christophische Linie (Grafen).
Die christophische Linie der Grafen von W. gehörte im deutschen Reichstag 1792
zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates.
S. Leiningen-Westerburg, Leiningen-Westerburg-Altleiningen.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 20. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Westerburg, georgische Linie (Grafen). Die
georgische Linie der Grafen von W. gehörte im deutschen Reichstag 1792 zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates.
S. Leiningen-Westerburg, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 21. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wetterau (Landvogtei, Reichslandvogtei).
Das Gebiet zwischen Taunus, Vogelsberg, Lahn und Main kam seit 15 n. Chr. unter
römischen Einfluss und wurde um 85 in die Provinz Germania superior einbezogen.
In der Mitte des 3. Jahrhunderts gaben die Römer es an Germanen (Alemannen, am
Ende des 5. Jahrhunderts Franken) preis. Seit karolingischer Zeit erscheint
dann die vom Fluß Wetter ausgehende Bezeichnung Wetter-eiba (2. Hälfte des 8.
Jahrhunderts, Grafschaft gegen Ende des 9. Jahrhunderts, nach 840 bis 1036 in
der Hand der Konradiner), die im 13. Jahrhundert durch W. ersetzt wurde. Nach
1036 zog der König die W. an sich. 1043 gab er einen Teil an Fulda. Anderes
gelangte an die Ministerialen von Arnsburg bzw. Münzenberg. Daneben traten
Grafen bzw. Herren von Nidda, Büdingen, Buchen-Hanau, Selbold-Gelnhausen,
Solms, Nürings, Diez, Nassau, Katzenelnbogen und Eppstein hervor. Bereits
Kaiser Friedrich I. Barbarossa versuchte unter Nutzung alter Rechte, das Gebiet
als Reichsland zu gewinnen. Sein Enkel Friedrich II. bildete eine von König
Rudolf von Habsburg nach 1273 erneut aufgegriffene Reichslandvogtei, welche die
Reichsgrafschaften Isenburg, Hanau, Eppstein, Katzenelnbogen, Nassau, Solms,
Leiningen, Ziegenhain, Wertheim und Wied, die Reichsganerbschaften Friedberg,
Gelnhausen, Kalsmunt, Staden, Lindheim, Dorheim und Reifenberg (Reiffenberg)
sowie die Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar in einem
losen Rahmen zusammenschloss. Seit 1419 wurde das Amt des Reichslandvogts nicht
mehr besetzt. Seine Aufgaben wurden teilweise von dem wetterauischen
Reichsgrafenkollegium wahrgenommen, das im 16. Jahrhundert Stimmrecht im Reichsfürstenrat gewann. 1803 kamen die einzelnen
Herrschaften im Westen an Nassau und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen,
im Osten an Hessen-Darmstadt und damit 1945 ebenfalls an Hessen.
L.: Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Alber, E., Kurze Beschreibung der Wetterau, 1550; Wettermann, O.,
Bericht von der Wetterau, 1608; Arnoldi, J., Aufklärungen in der Geschichte des
deutschen Reichsgrafenstandes, 1802; Landau, G., Beschreibung des Gaues
Wettereiba, 1855; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 23
Wedereiba, Wettereiba, Gau um die Wetter (Obererlenbach und Niedererlenbach
bzw. Erlenbach, Seulberg bzw. Sahlburg, Trais-Horloff bzw. Traishorloff,
Ostheim, Büdesheim); Uhlhorn, F., Grundzüge der Wetterauer
Territorialgeschichte, Friedberger Geschichtsblätter 8 (1927); Mittermaier, F.,
Studien zur Territorialgeschichte der südlichen Wetterau, Mitt. d. oberhess.
Geschichtsvereins N. F. 31 (1933); Glöckner, K., Das Reichsgut im
Rhein-Maingebiet, Archiv f. hess. Geschichte N. F. 18 (1934); Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 1068; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 21, 29, 44, 92, III, 16, 25, 30, 31; Kropat, W., Reich,
Adel und Kirche in der Wetterau, 1965; Niemeyer, W., Der pagus des frühen
Mittelalters in Hessen, 1968, 112; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau,
1972; Herrmann, F., Von der Vorzeit zum Mittelalter, 1989; Schmidt, G., Der
Wetterauer Grafenverein, 1989; Schwind, F., Wetterau, LexMA 9 1998, 46;
Geschichte von Wetterau und Vogelsberg, hg. v. Stobbe, R., Bd. 1 1999; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 525.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen
vielleicht von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog
Burchard (Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und
im Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen
Nachkommen mit den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im
frühen 10. Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als
Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch
1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf Teilherrschaften Niederlausitz
(bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis 1210), Brehna (bis 1290) und
Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der Linie Meißen wieder vereinigt,
wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die Grafschaft Wettin 1217 an
Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680 an Brandenburg und die
Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift Merseburg kamen. Markgraf
Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1247/1264
Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene Gebiet in der Schlacht bei
Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt werden. 1344 wurde die
Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde vorübergehend in drei Teile
geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[, dazu 1385 Grafschaft
Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und Heldburg], Meißen [dazu der
größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in Böhmen und die Vogtei über
Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare erhielt 1423 nach dem
Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen die Hussiten das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu einer weiteren
Teilung. 1485 wurde in die ernestinische Linie und die albertinische Linie
geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v.
Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B.,
Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten
Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner,
Geschichte des sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des
Hauses Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins
zur Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs.
Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J., Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 213; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005;
Die Wettiner und ihre Herrschaftsgebiete, bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross,
R., Die Wettiner, 2007; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift
Meißen und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H.,
Herrschaft und Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010;
Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wickrath, Wickradt, Wickerad, Wykradt
(Herrschaft, freie Reichsherrschaft). 1068 wird in einer gefälschten Urkunde
die Burg W. an der oberen Niers südlich Mönchengladbachs bzw. südwestlich
Düsseldorfs erstmals genannt. Um sie entstand eine kleine Herrschaft der Herren
von W., zu der noch die Herrschaft Schwanenberg nordwestlich von Erkelenz zählte.
1310 war sie Lehen Gelderns. König Maximilian verlieh das Reichslehen W. seinem
Rat Heinrich von Hompesch. 1502 fiel es an die Freiherren von Quadt, die 1752
in den Reichsgrafenstand erhoben wurden. Die Reformation drang nicht völlig
durch. 1792 gehörte der Graf von Quadt wegen der Herrschaft W. (1,5
Quadratmeilen, 3000 Einwohner) zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1794 wurde die Herrschaft von
Frankreich besetzt. 1813/1815 kam sie an Preußen, 1946 W. an
Nordrhein-Westfalen. S. Are-Wickrath.
L.: Wolff 365f.; Zeumer 554 II b 63, 25; Wallner 704 WestfälRK 45;
Husmann-Trippel, J., Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bezw.
Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath, 1909ff.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wied (Grafschaft, Fürstentum). Vor
1129 gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg (Alt-)W. nördlich
von Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer nördlich der Lahn wie
links des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut. 1244 starb das nach W.
benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel über die Erbtochter an
die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der andere Teil an die Herren
von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann an die Grafen von Jülich).
Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg) vereinigten 1338 die gesamte
Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem Grafen von W. 1462 erlosch auch
dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in weiblicher Erbfolge an eine Linie der im
Lahngau begüterten Herren von Runkel, die sich danach Grafen von W. nannten und
in der Linie Westerburg 1468 die Grafschaft Leiningen erbten. 1595 wurde das
seit 1581 unter Erben umstrittene Gebiet geteilt. Die obere Grafschaft W. mit
Runkel und der Residenz in Dierdorf blieb nach neuen Erbstreitigkeiten seit
1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel. Die untere Grafschaft W. mit W. und der
Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an die jüngere Linie Wied-Neuwied.
Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Um 1800 umfassten die obere und untere Grafschaft, die beide zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörten, zusammen ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Wied-Runkel
erhielt 1803 die kölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg sowie die trierische
Kellerei Villmar. 1806 kamen beide Grafschaften an Nassau, 1815 an die
Rheinprovinz Preußens. 1824 erlosch die Linie Wied-Runkel und wurde von
Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946 kam das Gebiet der alten Grafschaften zu
Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9
1998, 78. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wied-Neuwied (Grafschaft). W. ist die jüngere
Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand die untere Grafschaft Wied mit der
Residenz in Neuwied. Sie zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1784 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihre Güter, die außer der
Stadt Neuwied den Distrikt mit den Kirchspielen Heddesdorf, Feldkirchen, Bieber
(Niederbieber), Altwied (Wied), Rengsdorf, Honnefeld (Niederhonnefeld) und
Anhausen, den Distrikt mit den Kirchspielen Rückeroth, Dreifelden und Nordhofen
und den Distrikt mit den Kirchspielen Grenzhausen und Alsbach enthielt, fielen
1806 an Nassau und 1815 an Preußen. Beim Aussterben der Linie Wied-Runkel
(1824) trat W. deren Erbe an.
L.: Wolff 345; Zeumer 554 II b 63, 5; Wallner 703 WestfälRK 25 b; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Troßbach, W., ”Im Kleinen
ein ganz wohl eingerichteter Staat”. Aufgeklärter Absolutismus in der
Grafschaft Wied-Neuwied, (in) Journal für Geschichte, 1985, H. 5; Troßbach, W.,
Der Schatten der Aufklärung, 1991. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wied-Runkel (Grafschaft, Fürstentum). W. ist
die ältere Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand seit 1698 die obere Grafschaft
Wied mit der Residenz Dierdorf und der Herrschaft Runkel. Sie zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1791 wurde sie in den Reichsfürstenstand
erhoben. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst von W. für die Grafschaft Kriechingen (Créhange) von Köln die Ämter
Neuerburg und Altenwied (Altwied) und von Trier die Kellerei Villmar. 1806 kam
die Grafschaft an Nassau, 1815 an Preußen. 1824 wurde die Linie von
Wied-Neuwied beerbt.
L.: Wolff 344; Zeumer 554 II b 63, 4; Wallner 703 WestfälRK 25 a; Wirtz, L.,
Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Windischgrätz (Herren, Grafen, Reichsfürsten). 1218 erscheinen die aus Oberbayern
stammenden und als Ministerialen der Grafen von Andechs in die Steiermark
gelangten Herren von W. 1551 wurden sie in den Freiherrenstand, 1557 und 1658
in zwei Linien in den Reichsgrafenstand erhoben. Die erste Linie erlangte
1804/1805 für das von den Grafen von (Abensberg und) Traun gekaufte Reichsfürstentum Eglofs und Siggen in Oberschwaben den
Reichsfürstenstand. (1806 kam Eglofs mit rund 35
Quadratkilometern und etwa 2000 Einwohnern an Württemberg und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 28; Zeumer 554 II b 62, 11. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Winneburg (reichsunmittelbare Herrschaft[,
Fürstentum]). Nach der bei Cochem an der Mosel gelegenen Burg nannten sich die
Herren von W., die um die Burg eine kleine Herrschaft errangen. Sie erbten 1362
in weiblicher Erbfolge die Herrschaft Beilstein nördlich Zells an der Mosel.
1637 zog das Erzstift Trier nach Auseinandersetzungen mit der Pfalz (1488
Beilsteiner Krieg) und dem Aussterben der Herren W. und Beilstein an sich. 1652
übertrug es sie mit 17 Orten als Reichsafterlehen an die Freiherren von
Metternich, die 1679 in den Grafenstand erhoben wurden und sich deswegen von
Metternich-Winneburg und Beilstein nannten. Sie besaßen bis 1780 den größten
Teil ihrer Herrschaft als sog. Dreiherrisches auf dem Hunsrück zusammen mit dem
Erzstift Trier und der Grafschaft Sponheim. 1792 gehörten die Grafen von
Metternich wegen W. und Beilstein (Winneburg-Beilstein) zu den westfälischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Die Herrschaften W. und Beilstein zählten mit 3 Quadratmeilen
Gebiet und 6500 Einwohnern zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach
der Besetzung durch Frankreich wurden sie 1801 an Frankreich angegliedert. 1815
kamen sie an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. (S. a. Ochsenhausen.)
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wittem (Herrschaft). W. westlich von
Aachen wurde zusammen mit sechs Kirchdörfern von Herzog Johann III. von Brabant
(1312-1355) seinem unehelichen Sohn Johann von W. gegeben. Dessen Urenkel
verkaufte es 1466 als Lehen Brabants an Dietrich von Pallant (Palant). 1520
erhob Kaiser Karl V. W. zur Reichsherrschaft. 1685 wurde die Herrschaft Eiß und
Schlenacken, deren Besitz oft gewechselt hatte, aus dem Hause Waldeck als
wittemsches Lehen eingezogen und mit W. vereinigt. 1689 beendete Spanien das
Lehnsverhältnis Brabants. Inhaber der Herrschaft, die 1732 Grafschaft wurde,
waren seit 1720 die Grafen von Giech, später die Grafen von Plettenberg, die
wegen der Herrschaft W. zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags gehörten. Die
Herrschaft zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Zusammen mit
den Herrschaften Eiß und Schlenacken umfasste sie ein Gebiet von 1,5
Quadratmeilen mit 2700 Einwohnern. 1794 endete mit dem Einmarsch Frankreichs
die Selbständigkeit. Seit 1815/1839 gehörte W. zur Provinz Limburg (Südlimburg)
der Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 164; Wolff 362f.; Zeumer 554 II b 63, 22; Wallner 704
WestfälRK 44. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wittgenstein (Grafen, Grafschaft, Fürsten).
1174 erscheint die Burg Widechinstein bei Laasphe an der oberen Lahn. Nach ihr
nannten sich die Grafen von W., denen ab 1258 teilweise, ab 1322 gänzlich auch
Berleburg gehörte. 1234/1238 erwarb das Erzstift Mainz die Hälfte der Güter der
kurz zuvor abgeteilten Linie Battenberg, die es aber 1461/1463 an Hessen
verlor. Die Linie W. unterstellte sich 1295 der Lehnshoheit des Erzbischofs von
Köln. Nach dem Erlöschen der Hauptlinie im Mannesstamm 1357 fiel der größte
Teil der Grafschaft mit der Burg W. an die Grafen von Sponheim, die sich Grafen
von Sayn und seitdem Grafen von Sayn-Wittgenstein (Sayn und W.) nannten. Sie
mussten ihre Güter den Grafen von Nassau-Dillenburg zu Lehen auftragen und
schlossen deshalb 1436 eine Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen,
denen sie 1439 ihre Güter zu Lehen auftrugen. Schon früh wurde die Reformation
eingeführt und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in das reformierte
Bekenntnis überführt. 1603 wurde die zum oberrheinischen Reichskreis und zum
wetterauischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft in das nördliche
Sayn-Wittgenstein-Berleburg (zwei Fünftel der Grafschaft W. mit Berleburg, der
unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft Neumagen und der Herrschaft
Homburg) und das südliche Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (drei Fünftel der
Grafschaft W. mit Schloss W., Stadt Laasphe, drei Vierteln Banfe, Feudingen,
Arfeld und Elsoff sowie der unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft
Vallendar) geteilt. 1792 wurden die Grafen zu Reichsfürsten
erhoben. 1806 fielen beide Fürstentümer an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt,
1816 an Preußen (Provinz Westfalen) und damit ihr Gebiet 1946 überwiegend an
Nordrhein-Westfalen (Neumagen und Vallendar an Rheinland-Pfalz). S.
Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
Sayn-Wittgenstein-Sayn.
L.: Wolff 284; Wallner 697f. OberrheinRK 27, 36; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C2; Wrede, G., Territorialgeschichte der
Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes,
2. A. 1987; Hartnack, W., Das Wittgensteiner Landrecht, 1960; Wittgenstein, hg.
v. Krämer, F., Bd. 1-2, 1965; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Wurmbrand (Grafen). 1265 hatten Herren von
W. Stuppach in Kärnten, das sie 1659 veräußerten. Die Grafen von W.
(Wurmbrand-Stuppach) zählten 1792 zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags. 1806
wurden die Grafen Wurmbrand-Stuppach in Österreich mediatisiert.
L.: Zeumer 554 II b 62, 14. (held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum,
Residenz des Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis),
dem bereits in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen,
als Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742
richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten
Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt
wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis
zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an
Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche
Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als
Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter.
1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg beschnitten. 1030 war der
Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani cives, 1147 Juden bezeugt)
und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich wendeten. 1168 bestätigte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die herzogliche Gewalt in Franken, doch
kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen Entfaltung. Der Ausbau des zwischen
Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains und bis Marktheidenfeld
linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im Bauland, in Markt Bibart und
(bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a. 1297 Kissingen) erfolgte in
heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Henneberg als
Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche endgültig
unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und beim fränkischen Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum
bedeutende Verluste, die Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der
Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten Universität (1582), wieder wettmachte.
1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum Franken an Herzog Bernhard von Weimar
als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. Im
späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied des Ritterkreises
Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und Baunach im Kanton
Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof,
Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld,
Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra
wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn
mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen,
Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und
Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3
Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72
Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von
Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana.
Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum
Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der
Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6.
1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem
Erzbistum Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen
Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt
Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl,
K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger
Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24
(1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der
Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960); Wendehorst,
A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die Landstände des
Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und
Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1969;
Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg und des
Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977; Trüdinger,
K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978; Würzburg, hg. v.
Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des Fürstbischofs Albrecht
von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16. Jahrhundert
Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen Bauernkrieg und
fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4
Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger
Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U.
u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L.,
1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995; Wendehorst,
A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner,
U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638,
1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007.
(held9aktuellfürheld10-20140731.docx)
Zürich, Fraumünster Frauenmünster
(Reichsabtei, Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete Ludwig der
Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis
1218 unter der Vogtei der Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet die
Abtei unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.
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