Suchtext: Reichsabtei
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Nachdem zahlreiche weitere kriegerische Auseinandersetzungen nach 1648 erhebliche Wandlungen herbeigeführt hatten (z. B. Verluste an Frankreich [1681 Straßburg], Übergang der südlichen Niederlande und einiger Teile Oberitaliens von Spanien an Österreich, Gewinne Österreichs im Südosten, Erwerbungen Kleve-Mark-Ravensbergs für Brandenburg, Erlangung der Souveränität und der Königskrone in Preußen durch Brandenburg, Eroberung Schlesiens durch Preußen, Aufteilung Polens unter Russland, Österreich und Preußen, Zusammenführung der wittelsbachischen Güter, Verbindung Hannovers mit England und Sachsens mit Polen), bewirkte reichsverfassungsrechtlich der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 (§ 32) insofern noch kurzfristig erhebliche Veränderungen, als er einerseits zum Zweck der Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich die Auflösung von 41 der insgesamt 47 noch vorhandenen Reichsstädte und nahezu aller geistlichen Herrschaften (3 Kurfürstentümer, 19 Reichsbistümer und 44 Reichsabteien) verfügte, die vor der Reformation immerhin etwa ein Sechstel bis ein Siebtel des deutschsprachigen Reichsgebiets umfasst hatten und zuletzt noch in einer Zahl von knapp 80 im Reichstag vertreten gewesen waren, und andererseits zu den bisherigen und weiterhin verbleibenden Mitgliedern des Reichstags, von denen Baden für 8 Quadratmeilen Verlust 59 Quadratmeilen Entschädigung, Bayern für 255 Quadratmeilen Verlust 290 Quadratmeilen Entschädigung, Preußen für 48 Quadratmeilen Verlust 235 Quadratmeilen Entschädigung und Württemberg für 7 Quadratmeilen Verlust 29 Quadratmeilen Entschädigung erhielten, noch folgende neue Virilstimmen hinzufügte: (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
gfRAbtei = gefürstete Reichsabtei (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
RAbtei = Reichsabtei (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vogtherr, T., Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125), 2000 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Andlau (Frauenkloster, Reichsabtei, Residenz). Das gegen 880 von der Kaiserin
Richardis gegründete und reich ausgestattete benediktinische Frauenkloster A.
(kelt. eleon, das enge Tal?) im Elsass war bis zur Aufhebung während der
Französischen Revolution unmittelbar dem Reich unterstellt.
L.: Büttner, H., Kaiserin Richgard und die Abtei Andlau, Archives de l‘église
d‘Alsace 23 (1956), 83ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 26;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf
seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel erstmals 1223
urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über eine Verleihung vorliegen.
1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im später stets von
Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die Linien
Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und
Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf askanisches
Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt
werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es
nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648 an
Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw.
Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und
die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie
erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der
Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere
Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau).
Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546
in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in
Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation
konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an
der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und
Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung
an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst
(1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle
anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und
erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden
nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die
jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863),
Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis
1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame Angelegenheiten eine
Senioratsverfassung eingeführt, wonach der jeweils älteste die
Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame Stimme
im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme der Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der Reichskreise
gehörten sie zum obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch
Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt,
das sich seitdem Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch
Erbgang die Herrschaft Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an
Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II.
von Russland, die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von
Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis
1709 bestand. 1707 kam es weiter zur Abteilung der Nebenlinie
Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen von Holzappel und
Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach ihrem Erlöschen
1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis 1643 geteilt.
1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner oranischen Mutter
eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus einer heimlichen
standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von Anhalt. 1806 wurde
Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das
1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den Rheinbund Herzogtum.
1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau, die zusammen um
1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000 Einwohnern umfassten, als
souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau.
1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863 kam auch Anhalt-Bernburg an
Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf mehrere Landesteile an mittlerer
Elbe, unterer Saale und im Unterharz erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt
waren. Am 12. 11. 1918 dankte der Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat
Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt
am 18. 7. 1919 eine Verfassung. Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit
Braunschweig einem gemeinsamen Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945
wurde A. innerhalb der sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz
Sachsen am 1. 7. 1944 gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
Preußens vereinigt und 1947 dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23.
7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk
Halle, der kleinere zum Bezirk Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Sachsen-Anhalt am 3.10.1990 wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in
Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter,
1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund,
2012. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Augsburg, Sankt Ulrich und Afra
(Reichsstift). Die Märtyrerin Afra lebte in A. und wurde wohl 304 als Christin
dort hingerichtet und auf dem römischen Friedhof bei der heutigen St. Ulrichs-
und Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A. ist seit dem 8. Jahrhundert
vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St. Afra mit reichen Gütern.
Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra ein Kloster. Vermutlich
war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich Abt des Kanonikerstiftes St.
Afra, bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein Benediktinerkloster ersetzt
wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich (Ulrich) (923-973) namengebend
wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz des Papstes, 1323 von Kaiser
Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers gestellt. 1577 erhielt das Stift
von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit und Reichsstandschaft, was vom
Hochstift Augsburg erst nach jahrzehntelangen Prozessen 1643 gegen eine
Entschädigung anerkannt wurde. Nach diesem Urteil wurde das Stift weiterhin von
der Reichsstadt Augsburg bedrängt. Der Abt gehörte im Reichstag zu den
rheinischen Reichsprälaten, war aber im schwäbischen Reichskreis nicht
vertreten. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an war das Stift stark
verschuldet. Seine weit gestreuten Güter kamen 1802/1803 bei seiner Aufhebung
an die Reichsstadt Augsburg und an Bayern, 1805/1806 mit Augsburg ganz an
Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das
Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, 1923; Zoepfl, F.,
Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1, 1970, 51ff.; Die Ausgrabungen
in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg. v. Werner, J., Bd. 1f. 1977;
Liebhart, W., Die Reichsabtei Sankt Ulrich und
Afra in Augsburg: Studien zu Besitz und Herrschaft (1006-1803), 1982; Müntefering,
R., Die Traditionen des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1985; Seiler,
J., Die Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg, Münchener Theologische Zs. 46
(1995), 37. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise),
die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und
Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die Reichsabteien
Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte
Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am
Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach
und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental,
Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt,
wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern
vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich
Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des
Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die
Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und
160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum
und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim
(Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf,
das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der
Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft.
1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt
B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere
Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und
Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer
mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in
der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen
Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des
kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von
1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs,
Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt
es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern
das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und
Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
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R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
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standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
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1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
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Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
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Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
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2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der
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1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden
1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Baindt (Reichsabtei).
1227 sammelten sich Frauen in Seefelden, 1231 in Mengen, dann in Boos bei
Saulgau. Ihnen stellte Papst Gregor IX. am 20. 6. 1236 eine Gründungsurkunde
für eine Zisterzienserinnenabtei aus. 1240/1241 verlegte der Schenk und
Landvogt Konrad von Winterstetten die Abtei nach B. Kaiser Friedrich II. gewährte
ihr den Schutz des Reiches (21. 8. 1240, März 1241). Die Abtei unterstand der
geistlichen Aufsicht Salems und hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet. 1803
wurde die reichsunmittelbare Abtei mit Sitz im schwäbischen Prälatenkollegium
des Reichstags säkularisiert und fiel an den Grafen von Aspremont
(Aspremont-Linden). 1806 kam sie an Württemberg und damit B. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 194; Zeumer 552 II a 36, 21; Wallner 690 SchwäbRK 102; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Schützbach, B., Chronik und Heimatbuch der
Gemeinde Baindt - Hortus Floridus, 1981; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft
und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; Woll, G., Das Zisterzienserinnenkloster Baindt, Tübingen 1983
(Magisterarbeit); Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im
Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten, 1986; Baindt: hortus
floridus. Festschrift zur 750-Jahrfeier, hg. v. Beck, O., 1990.
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Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft,
Herzogtum, Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint
am Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert,
das sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als
Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod,
Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe
innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es
Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die
Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie
(Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen
märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch
bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen.
Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg
und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl
besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden
über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um
Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf).
Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von
dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355
Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von
Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423
vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld
gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die
Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve)
herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum
Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen
Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig
1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep,
Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim,
Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg,
Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden
und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz
und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh],
Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien
Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit
Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777
mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter
dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen
Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg,
Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden,
insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier
Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und
Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch der Code
Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs,
an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt
87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden die
französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz),
1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit
in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J.
v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums Berg,
Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte der
Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im
Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische
Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes,
hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
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Bobbio (Kloster, Reichsabtei). 612 gründete der heilige Columban an der
Stelle eines älteren Petrusoratoriums (als vierte und letzte) die Abtei San
Colombano bei B., die neben Monte Cassino zum bedeutendsten Skriptorium für die
Überlieferung der antiken Literatur wurde (Palimpsesthandschriften mit
griechischen, hebräischen, lateinischen und gotischen Subtexten,
Bibliothekskatalog des 9. Jh.s). Namen von 16 frühen Äbten und Mönchen deuten
auf fränkische, burgundische und vielleicht langobardische Herkunft. 628
erhielt B. als erstes abendländisches Kloster die Exemtion. Während des
gesamten ersten Jahrhunderts des Bestehens der Abtei ist deutlicher irischer
Einfluss erkennbar, der aber die Einbindung in die italienisch geprägte
Schriftkultur nicht verhinderte. In langobardischer Zeit war B. vielleicht kein
Königskloster, erfuhr aber die Unterstützung des Königs. Nach einer
karolingischen Blütezeit trat B. trotz Gründung eines Bistums B. (1014)
zunehmend zurück, wobei die Bedrängung durch Piacenza den Verfall
beschleunigte. 1803 wurde das Kloster unter Zerstreuung der ansehnlichen
Bibliothek aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 c (1138-1254) C2; Cipolla, C./Buzzi,
G., Codice diplomatico di San Colombano di Bobbio, Bd. 1ff. 1918; Brühl, C.,
Studien zu den langobardischen Königsurkunden, 1970; Goez, W., Bobbio, LexMA 2
1983, 295f.; Zironi, A:, Il monasterio longobardo di Bobbio, 2004; Richter, M.,
Bobbio in the Early Middle Ages, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Burtscheid (Reichsabtei,
Reichsstift). Die Abtei B. bei Aachen wurde nach 996 und vor 1000 (997 ?) durch
Otto III. als benediktinisches Reichskloster gegründet und 1018 durch Heinrich
II. aus Aachener Reichsgut ausgestattet. 1138 beurkundete Konrad III. ihre
Reichsunmittelbarkeit. 1220 wurde B. in ein Zisterzienserinnenstift
umgewandelt. B. beherrschte ein kleines Gebiet. Vögte waren die Herren von
Merode, bis 1649 die Äbtissin die Vogtei erwarb. B. hatte zwar
Reichsstandschaft, war aber keinem Reichskreis eingegliedert. 1802 wurde das
Stift aufgehoben. Über Preußen kam B. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 495; Zeumer 553 II a 37, 17; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B2; Germania Benedictina VIII, 1980, 232ff.; Wurzel, T., Die Reichsabtei Burtscheid von der Gründung bis zur frühen
Neuzeit, 1985; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 108.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum, Fürstentum, Residenz). 815/816
gründeten die Vettern Kaiser Karls des Großen Adalhard und Wala in Hethis
(Hethi) in Sachsen bei Neuhaus im Solling als Propstei des westfränkischen
Klosters Corbie an der Somme ein Kloster, das Kaiser Ludwig der Fromme 822 an
seinen endgültigen Ort (Nova Corbeia, C., am Übergang des Hellweges über die
Weser) verlegte. Durch Privilegien und Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen)
stark gefördert errang es rasch eine führende Rolle bei der Vermittlung der
fränkischen Kultur in das neugewonnene Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60
Kirchen zwischen Siegen, Halberstadt und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es
diesen Rang freilich wieder ein und verlor sein Herrschaftsgebiet bis auf einen
kleinen Rest im unmittelbaren Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum
erhoben, 1803 säkularisiert. Das weltliche Fürstentum mit Höxter und 16 Dörfern
(5 Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000 Einwohnern) kam an den
Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an das Königreich
Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand 1820/1822 das Mediatfürstentum
C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst
(seit 1840 Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.) kam. 1946 fiel C. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei
Corvey, 1928; Rave, W., Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600.
Ausstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky,
H., Studien zur Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln
1968; Kaminsky, H., Studien zur Reichsabtei
Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G., Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten
Mönchslisten und die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K.,
1982; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey,
hg. v. Schmid, K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA
3 1986, 295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen
und ihre Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium
continuatio saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H.,
Corvey, 1990; Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die Traditionen von
Corvey, 1992; Krüger, K., Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 648, 1, 2, 119.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Disentis (Reichsabtei,
reichsunmittelbares Kloster, Residenz), rätoroman. Mustèr. Das im 7.
Jahrhundert zur Sicherung des Lukmanierpasses im Vorderrheintal in der
Hochgebirgslandschaft Desertina von dem Franken Sigisbert und dem Räter
Placidus gegründete, 960 von Otto I. erneuerte Benediktinerkloster D. kam 1020
durch Heinrich II. an das Hochstift Brixen, erhielt aber 1048 von Heinrich III.
die Reichsunmittelbarkeit, der Abt die Reichsfürstenwürde. Dank kaiserlicher
Verleihungen gewann es bis ins Urserental ein großes reichsunmittelbares
Herrschaftsgebiet. 1395/1424 beteiligte sich der Abt maßgeblich an der Stiftung
des Grauen Bundes (Graubünden). 1472 wurde die Herrschaft Jörgenberg von den
Grafen von Hohenzollern gekauft. 1803 kam die Herrschaft D. an Graubünden.
L.: Wolff 533; Poeschel, E., Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. 5
1943; Müller, I., Geschichte der Abtei Disentis, 1971; Müller, I., Ergänzungen
der Disentiser Klostergeschichte, 1987; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 146;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
322. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ebrach (Reichsabtei?).
E. an der Mittelebrach im Steigerwald wurde 1127 als drittältestes deutsches
Zisterzienserkloster vom Kloster Morimond aus gegründet. Es wurde seinerseits
Mutterkloster für sechs Tochterklöster. Um 1800 war es in den Kantonen
Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Obwohl es
vergeblich versucht hatte, gegenüber dem Hochstift Würzburg die
Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen, wurde es 1802/1803 als Reichsabtei Bayern überlassen.
L.: Riedenauer 129; Zeiss, H., Reichsunmittelbarkeit und Schutzverhältnisse der
Abtei Ebrach vom 12. bis 16. Jahrhundert, 1928; Weiß, H., Die
Zisterzienserabtei Ebrach, 1962; Zimmermann, G., Ebrach und seine Stifter. Die
fränkischen Zisterzienser und der Adel, Mainfränk. Jb. f. Gesch. u. Kunst 21
(1969), 162; Wiemer, W., Zur Entstehungsgeschichte des neuen Baues der Abtei
Ebrach, 1989; Codex diplomaticus Ebracensis I. Die Urkunden der Zisterze Ebrach
1127-1306, bearb. v. Goez, E., 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Echternach (Reichsabtei,
Residenz). Auf römischen Siedlungsresten errichtete 698 der heilige Willibrord,
Bischof von Utrecht, eine Benediktinerabtei auf Land der heiligen Irmina und
ihrer Tochter Plektrudis. Seit 751 war die Abtei reichsfrei. Am Ende des 12.
Jahrhunderts musste gegen Trier die Unabhängigkeit verteidigt werden. Die
Reichsmatrikel von 1776 verzeichnete das Kloster im Erzstift Trier und im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis mit einer Last von 2 zu Pferd und 18 zu Fuß bzw. 96 Gulden. 1797
wurde die Abtei durch Frankreich aufgehoben. 1815 kam sie zu Luxemburg.
L.: Wolff 57; Wampach, C., Geschichte der Grundherrschaft Echternach im
Frühmittelalter, Bd. 1f. 1929f.; Metz, P., Das Goldene Evangelienbuch von
Echternach, 1956; Metzler, J./Zimmer, J./Bakker, L., Die römische Villa
Echternach und die Anfänge der mittelalterlichen Grundherrschaft, 1982;
Schroeder, J./Trauffler, H., Die Anfänge der Abtei Echternach, 1996; Die Abtei
Echternach, hg. v. Ferrari, M. u. a., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 650, 1, 2, 157;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 172.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Einsiedeln (Reichsabtei,
Residenz). Um die Zelle des 861 ermordeten Einsiedlers Meinrad wurde zu Beginn
des 10. Jahrhunderts eine Klausnergemeinde gegründet, die 934 Benediktinerabtei
wurde. 947 stattete König Otto I. das Kloster mit Immunität und freier Abtwahl
aus (Reichsabtei). Seit dem Anfang des 12.
Jahrhunderts stand (Maria) E. im Streit mit Schwyz um seine südlichen Güter
(Marchenstreit). 1283 kam die Vogtei an Habsburg, 1286/1294/1424 an Schwyz, das
1350 die streitigen Güter gewann. Damit unterfiel die Abtei der Herrschaft von
Schwyz.
L.: Wolff 522; Ringholz, O., Geschichte des fürstlichen Benediktinerstifts
Einsiedeln, Bd. 1 1904; Kläui, P., Untersuchungen zur Gütergeschichte des
Klosters Einsiedeln vom 10. bis zum 14. Jahrhundert, Festgabe H. Nabholz, 1934,
78ff.; Kälin, W., Einsiedeln, 1958; Corolla Heremitana. Neue Beiträge zur Kunst
und Geschichte Einsiedelns und der Innerschweiz, hg. v. Schmid, A., 1964;
Keller, H., Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, 1964; Gilomen-Schenkel,
E., Einsiedeln, LexMA 3 1986, 1743f.; Böck, H., Einsiedeln, 1989; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 652,
1, 2, 164; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Elchingen (Reichsabtei,
Reichsstift). Kurz nach 1100 gründeten Graf Albert von Ravenstein (Graf von
Dillingen ?) und seine Gattin (?) Bertha auf dem Grund der Burg E. bei Neu-Ulm
ein Benediktinerkloster. Nach einem Brand von 1134 wurde es vor 1142 von
Berthas Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf Konrad von Meißen
neugegründet. 1225 kam es unter den Schutz des Papstes. Die Vogtei gelangte
links der Donau 1396 an die Reichsstadt Ulm, rechts der Donau über die
Markgrafen von Burgau an Habsburg. 1484/1495 wurde E. zum freien Reichsstift
erhoben, das dann dem schwäbischen Reichskreis angehörte. 1802 wurde es
säkularisiert, sein weitgehend geschlossenes Stiftsgebiet (Oberamt E. und Pflegämter
Fahlheim, Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5 Quadratmeilen und 4200
Einwohnern) kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des größten Teil des Ulmer
Gebiets 1810 an Württemberg fiel der von diesem Gebiet eingeschlossene
nördliche Teil von E. ebenfalls an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei
Elchingen, 1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965; Hemmerle, J., Die
Benediktinerklöster in Bayern, 1970.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche
Propstei, Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. („Elch-wangen“) an
der Jagst wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und
Schwaben von den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres) gegründet.
Seit 817 erschien das 812 erstmals genannte Kloster unter den Reichsabteien. Seine staufertreuen Äbte waren seit
1215 Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die Grafen von Oettingen, seit
etwa 1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es in ein exemtes weltliches
Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel (12 adlige
Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337 bestehenden Ämtern E.,
Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609
Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche Herrschaft in
Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa 20000 Menschen umfasste.
Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern (7 Quadratmeilen)
gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein Oberamt des
Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914
(Diss. phil. Tübingen); Häcker, E., Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M.,
Stadt und Stift Ellwangen, 1929; Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Pfeifer, H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der
Fürstpropstei Ellwangen, 1959; Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen
zur 1200-Jahrfeier, hg. v. Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania
Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Seiler, A., Ellwangen. Von der
Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt, 1979; Fahlbusch, F., LexMA 3 1986,
1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die Ritterschaft am Kocher,
1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D., Das geistliche Fürstentum
Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988); Pfeifer, H., Das
Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173;
Das älteste Urbar der Abtei, bearb. v. Häfele, H., 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm
bzw. als villici Güter Lorschs in der Mark Michelstadt verwaltete und um
1218/1220 das Schenkenamt König Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete
der König sie an die Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des
Aufstiegs in die Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des
13. Jh.s das Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder
frühen 13. Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz
im Besitz der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen
weitgehend auf Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch
im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und
Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis
1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste
das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der
Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war
nur vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie
Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die
Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft
Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde
die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der
Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa
gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch
Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg).
Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war,
teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und
Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801
gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5 Quadratmeilen
und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm die Linie
Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von
Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und
rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein
an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an
Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
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Erstein (Reichsabtei).
Die 849/850 von der Etichonin Irmingard, der Gattin Kaiser Lothars I., bei
Schlettstadt gegründete Abtei ging nach einer rechtswidrigen Vergabung Kaiser
Heinrichs VI. an den Bischof von Straßburg (1191), 1437 an das Domkapitel von
Straßburg über. Mit dem Elsass gelangte E. an Frankreich.
L.: Friedel, R., Geschichte des Fleckens Erstein, 1927; Barth, M., Handbuch der
elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960; Felten, F., Erstein, LexMA 3 1986,
2189; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 185.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Essen (Reichsabtei,
gefürstete Abtei, Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen
Damenstifts Maria, Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch
(Bischof) Altfrid (von Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi).
Gefördert durch die Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen Vögte nacheinander
die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die Herzöge von
Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg waren, eine
kleine Herrschaft zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in
Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um
Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt
hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000
Bauernhöfe um E., im Vest Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei
Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495)
wurde E. politisch von diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw.
1,5 bis 2 Quadratkilometer große Abtei, in deren Verfassung das Damenkapitel
den ersten Stand bildete, das Herrenkapitel den zweiten und die umliegenden
Adelsfamilien den dritten, mit dem Ländchen Breisig bzw. Breisich am Rhein nach
der Säkularisation an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum
Großherzogtum Berg. 1946 fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005;
Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im
Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13 Volltexte);
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Essen (Reichsstadt). Im Anschluss an
die Reichsabtei Essen am Hellweg entstand seit
dem 11. Jahrhundert die Siedlung E., die 1041 Marktrecht erhielt. Sie erlebte
allmählich einen, nicht zuletzt auch durch den seit 1317 bezeugten Kohleabbau
begünstigten wirtschaftlichen Aufschwung. 1377 erteilte Kaiser Karl IV. der
Stadt die erstrebte Reichsunmittelbarkeit. 1380 bestätigte er aber der Reichsabtei die Herrschaft über die Stadt, die diese
1399 anerkannte. Zu dieser Zeit umfasste E. etwa 680 Häuser auf einer Fläche
von knapp 700 Hektar. Seit etwa 1563 bildeten sich eine reformierte und eine
lutherische Gemeinde. Der Rat erklärte sich als evangelischer Reichsstand. 1670
wurde der Stadt statt Reichsunmittelbarkeit politische und wirtschaftliche
Selbständigkeit unter der Äbtissin zugestanden. 1803 kam E. mit der
Säkularisation der Reichsabtei an Preußen,
gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel sie an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, Bd. 1 1915; Jahn, R., Essener
Geschichte, 2. A. 1957; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek,
W., 1966; Schneider, W., Essen, Abenteuer einer Stadt, 3. A. 1971; Sellmann,
W., Essener Bibliographie, 1574-1960, Bd. 1 1980; Bettecken, W., Stift und
Stadt Essen, ”Coenobium Astnide” und Siedlungsentwicklung bis 1244, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 1989, 23; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002;
Essen und die sächsischen Frauenstifte im Frühmittelalter, hg. v. Gerchow, J.
u.a., 2003; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 186.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Farfa (Reichsabtei).
Die um 700 von dem fränkischen Mönch Thomas zwischen Rom und Rieti gegründete,
rasch sehr begüterte Abtei erhielt 775 die Immunität. 967 festigte Kaiser Otto
I. die Bindung an den deutschen König. Letztmals erfolgreich machte Kaiser
Friedrich I. Reichsrechte geltend. Danach ging F. als päpstliches Eigenkloster
im Kirchenstaat auf.
L.: Zielinski, H., Farfa, LexMA 4 1989, 295ff.; Stroll, M., The Medieval Abbey
of Farfa, 1997; Farfa, hg. v. Dondarini, R., 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Feuchtwangen (Reichsabtei).
Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert von einem Grundherren gegründete und dann
an Karl den Großen gegebene Benediktinerkloster F. (fiuhtin-wang) bei Ansbach
wird 817 erstmals erwähnt. Es wurde zur Reichsabtei,
erscheint aber ab 1197 nur noch als ein Kollegiatstift. Die Vogtei verlieh der
Bischof von Augsburg im Namen des Königs, unter anderem an die Grafen von
Oettingen. 1376 verpfändete Kaiser Karl IV. Stift und Vogtei an die Burggrafen
von Nürnberg. 1563 wurde das Stift aufgehoben.
L.: Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes Feuchtwangen,
1927; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Frankreich ist der aus den karolingischen
Teilungen (843/887) des in der Völkerwanderungszeit entstandenen fränkischen
Reichs im 10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich Deutschlands, der im
Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter Napoleon Bonaparte kulturell
und politisch führend in Europa wird. Nach 1945 macht er den Oberrhein zur
Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit der Bundesrepublik
Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien zur die deutsche
Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion),
der eine europäische Atomunion und eine europäische Wirtschaftsgemeinschaft
folgen. 1993 erwächst hieraus die Europäische Union mit (1995) 15 bzw. (2004)
25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten. S. u. a. Andlau (Reichsabtei),
Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch, Bremen, Burgund, Cambrai,
Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg im Breisgau, Geldern, Germersheim,
Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Homburg, Kaiserslautern, Lauenburg,
Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck, Lützelstein, Luxemburg, Metz,
Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur,
Niederlande, Oldenburg, Pfalz, Prüm (Reichsabtei),
Provence, Rheingrafen, Saarbrücken, Salm, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen,
Simmern, Speyer, Sponheim, Straßburg, Toul, Trier, Veldenz, Verdun, Westphalen,
Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz.
Französische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988;
Contamine, P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A.,
Frankreich, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Fraumünster (Reichsabtei) s. Zürich (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Fulda (Abtei, Reichsabtei,
Hochstift, Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der
Fulda wurde am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf
altem, durch Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das
Bonifatius sich 743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut
hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es
unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen
mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten
deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen
Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den
päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und
Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell,
Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau,
Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof,
Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand,
Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000
Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete Universität
aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich,
1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs.
1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an
Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von
Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen
bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die
östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im
Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von
Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am
Vorabend der Reformation, Archiv f. Reformationsgeschichte 22 (1925);
Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958;
Stengel, E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen Geschichte, 1948,
1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen,
1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die Klostergemeinschaft
von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd. 1ff. 1978; Teuner,
R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K., Studien zur
Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur
Jahrtausendwende, Arch. f. Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.;
Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab,
H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische
Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H.,
Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989;
Weidinger, U., Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der
Karolingerzeit, (in) Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter,
1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v.
Jäger, B., 1994; Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung
der Abtei Fulda, Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H.,
Der Codex Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G.,
1996; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit
der Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v.
Zwies, S., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gengenbach (Reichsabtei).
Um 748/753 gründeten iroschottische Mönche in G. (Genginbach) bei Offenburg
eine Benediktinerabtei. Sie wurde um 820 Reichskloster. 1007 gab sie Kaiser
Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren seit Anfang des 12.
Jahrhunderts die Herzöge von Zähringen, dann die Staufer, die Bischöfe von
Straßburg und seit 1296 die Inhaber der Reichslandvogtei Ortenau, wodurch G.
wieder Reichsabtei wurde. Von der Abtei
ausgehend entstand der Ort G., dem der Abt 1230 Stadtrecht verlieh. 1751 wurde
die Abtei reichsunmittelbar. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis und dem
schwäbischen Reichsprälatenkollegium an. 1803 wurde die Reichsabtei, die ohne weiteres Gebiet war, mediatisiert und kam an
Baden, das sie 1803/1807 aufhob. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 16; Wallner 690 SchwäbRK 101; Schroeder
303ff.; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Gengenbach. Vergangenheit und
Gegenwart, hg. v. Schaaf, P., 1960; Reden-Dohna, A. v., Kloster Gengenbach und
das Reich, ZGO 133 (1985), 157ff.; Eberl, I., Gengenbach, LexMA 4 1989, 1232f.
; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 223
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gernrode (Reichsabtei).
959 gründete Markgraf Gero in seiner am Rande des Harzes gelegenen Burg G. das Kanonissenstift
Sankt Cyriakus. König Otto I. nahm die reich ausgestattete Abtei G. 961 in den
königlichen Schutz auf. Allmählich wurde sie Mittelpunkt einer kleinen
Herrschaft, zu der auch der Ort G. gehörte, der 1539/1549 Stadtrecht erhielt.
Bis 1544 schrumpfte die Herrschaft auf G. und fünf Dörfer zusammen. Stiftsvögte
waren seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Askanier bzw. Fürsten von Anhalt. Die
Abtei behielt auch nach der etwa 1525 erfolgten Umwandlung in ein evangelisches
Damenstift ihre Reichsstandschaft und ihre Zugehörigkeit zum obersächsischen
Reichskreis. 1610/1614 wurde das um 2 Quadratmeilen große Stift durch die
Fürsten von Anhalt aufgehoben. Über Anhalt gelangte G. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 553 II a 37, 14; Wallner 710 ObersächsRK 25; Schulze,
H. u. a., Das Stift Gernrode, 1965; Beumann, H., Gernrode, LexMA 4 1989, 1348;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Göß (, Göss) (Reichsabtei). Nach älteren Siedlungsspuren erscheint
904 die villa Costiza an der Mur. Sie gehörte zu einer königlichen Gabe an die
Pfalzgrafen von Bayern (Aribonen), von denen Pfalzgräfin Adela mit der Gründung
eines Stifts begann. 1020 übergab ihr Sohn Aribo, Erzbischof von Mainz, das
Stift G. an Kaiser Heinrich III. und schuf so für verhältnismäßig kurze Zeit
die einzige Reichsabtei in den später
habsburgischen Länder. Schon in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts kam die
Klostervogtei über das zur Benediktinerabtei gewordene Stift aber als
landesfürstliches Lehen an die steirischen Ministerialen von Stubenberg. 1782
wurde die Abtei aufgehoben. Von 1783 bis 1804 war sie Sitz des Bistums Leoben.
L.: Wichner, J., Geschichte des Nonnenklosters Göss, 1892; Pelican, B.,
Geschichte des Benediktinerstifts Göss, 1924; Ebner, H., Die Besitzgeschichte
des Nonnenstiftes Göß, Diss. Graz 1950; Bracher, K., Stift Göss, 1966; Ebner,
H., Göß, LexMA 4 1989, 1570.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hannover (Fürstentum, Herzogtum,
Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von
Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte
Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde,
dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241
gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von
Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere
Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen
Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die
Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser
Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem
Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle
(1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit
England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und
Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal
und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im
Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität
Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die
Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey.
1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und
Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen
das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von
diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung
zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen
einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit
Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12.
1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10.
1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen,
Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und
das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde
eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt
wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848
reformiert wurde. Die nach 1848 geschaffene Justizorganisation
(Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht) beeinflusst die
Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die
Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von
Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt.
Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932
gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft
Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging
aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v., Hannoversche
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.; Loewe, V.,
Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte, 1908;
Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A. 1921;
Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen Residenzen
vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M., Historisch bezeugte
Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H., Hannovers
Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und administrative
Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V.,
Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H.,
Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und
Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und
sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur
preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den
hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v.,
Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre
Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis
1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Heggbach, Hegbach, Hepbach
(reichsunmittelbare Abtei). In H. (Hecchibach) bei Biberach wurde vermutlich in
Anlehnung an eine ursprünglich adlige, dann über König Heinrich (VII.) an die
Linzgauzisterze und von dort an einen zunächst bei Maselheim angesiedelten
Konvent von Beginen gelangte Eigenkirche vor 1231 ein Zisterzienserinnenkloster
gegründet. Es erlangte 1429 die niedere Gerichtsbarkeit für sein Gebiet und war
seit dem späten Mittelalter, weil es nie einen Vogt hatte, reichsunmittelbar.
In geistlicher Hinsicht unterstand es der Oberaufsicht des Abtes von Salem. Die
Herrschaft des zum schwäbischen Reichskreis zählenden Klosters umfasste die
fünf Dörfer Baustetten, Bronnen, Maselheim, Mietingen und Sulmingen, insgesamt
ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometern mit 3000 Einwohnern.
Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam es (bis
1873) an die Grafen Waldbott von Bassenheim bzw. (von) Waldbott-Bassenheim, die
Dörfer Mietingen, Sulmingen sowie der Zehnt von Baltringen an die Grafen von
Plettenberg, 1806 an Württemberg. Bibliothek und Archiv wurden 1820 nach
Buxheim gebracht. 1875/1884 ersteigerten die Franziskanerinnen von Reute
(Reutte) das Klostergelände. Über Württemberg kam H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 67; Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 18; Wallner 689 SchwäbRK
67; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Mayer, F., Geschichte des
vormaligen Reichsstifts und Gotteshauses Heggbach, 1917, Neudruck 1981; Beck,
O., Die Reichsabtei Heggbach, 1980; 750 Jahre
Kloster Heggbach (1231-1981), hg. v. Haas, L., 1981; Rheden-Dohna, A. v.,
Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Helmarshausen (Reichsabtei).
H. an der Diemel bei Hofgeismar ist vor 944 (Helmerateshusa) als Königshof
bezeugt. Zu Ende des 10. Jahrhunderts entstand vermutlich durch Graf Eckhard
von Reinhausen ein Benediktinerkloster, das vor 997 zur Reichsabtei mit Freiheit wie Corvey erhoben wurde. 1017 gab Kaiser
Heinrich II. H. an den Bischof von Paderborn. 1220 übernahm das Erzstift Köln
den Schutz der Abtei gegen Paderborn. Von 1479 bis 1597/1617 kam H. durch
Unterstellung an Hessen. Die Reichsabtei wurde
1536 aufgehoben. 1597 verzichtete Paderborn nach langem Rechtsstreit auf seine
Rechte. Später gelangte H. an Preußen (Provinz Hessen-Nassau).
L.: Wolff 254; Pfaff, F., Die Abtei Helmarshausen, Zs. d. Ver. f. hess. Gesch.
u. Landeskunde 44 (1910), 188ff., 45 (1911); Heinemeyer, W., Ältere Urkunden
und ältere Geschichte der Abtei Helmarshausen, Arch. f. Diplomatik 9/10
(1963/1964); Fahlbusch, F., Helmarshausen, LexMA 4 1989, 2123f.; Helmarshausen,
hg. v. Baumgärtner, I., 2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Herford (Frauenstift,
reichsunmittelbares Stift, Residenz). An der Kreuzung wichtiger Straßen und
Furten über Aa und Bowerre (Werre) wurde um 800 (823?, Weihe 832) von dem
Adligen Walger auf dem Boden des Hofes ”Oldenhervorde” (838 Herivurth, 972
curtis imperatoria Herivurde) als ältester Frauenkonvent in Sachsen das
Damenstift H. gegründet. Kaiser Ludwig der Fromme gab ihm ein Drittel der für
Corvey vorgesehenen Güter und machte das Stift zur Reichsabtei.
Von 919 bis 924 zerstört wurde es ab 927 wieder aufgebaut. 1147 wurde es mit 39
Oberhöfen und etwa 800 zinspflichtigen Unterhöfen reichsunmittelbar. Vögte
waren ursprünglich vermutlich die Billunger, dann der Welfenherzog Heinrich der
Löwe und wohl als Untervögte Heinrichs des Löwen und seit 1180 des Erzstifts
Köln die Grafen von Schwalenberg, denen vielleicht schon vor 1261 die Grafen
von Sternberg und 1382 die Grafen von Jülich-Berg folgten. Bereits im
Spätmittelalter verzichteten die Äbtissinnen auf wichtige Rechte in der Stadt
und die Ausbildung eines geschlossenenen Herrschaftsgebiets. Um 1533 wurde das
Stift evangelisch. Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Rechte der Äbtissin
nicht flächendeckend, sondern mit Ausnahme der Stiftsfreiheit über die übrige
(spätestens seit 1651) brandenburgische Stadt Herford verteilt. 1802 wurde das
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Stift von Preußen
aufgehoben und am 25. 2. 1803 der seit 1614 zu Preußen gehörenden Grafschaft
Ravensberg einverleibt. 1810 wurde es nach Umwandlung in ein Kollegiatstift für
Männer (1804) endgültig aufgelöst. 1946 kam H. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 336; Zeumer 553 II a 37, 13; Wallner 705 WestfälRK 57; Pape, R., Über
die Anfänge Herfords, Diss. phil. Kiel 1955; Cohausz, A., Ein Jahrtausend
geistliches Damenstift Herford, Herforder Jahrbuch 1 (1960); 100 Jahre
Landkreis Herford, 1966; Herforder Geschichtsquellen, Bd. 1 1968; Pape, R.,
Sancta Herfordia. Geschichte Herfords von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1979;
Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS
Schmelzeisen, G., 1980, 173; Pape, R., Waltger und die Gründung Herfords, 1988;
Herford zur Kaiserzeit, bearb. v. Pape, R., 1989; 1200 Jahre Herford, hg. v.
Helmert-Corvey, T., 1989; Fahlbusch, F., Herford, LexMA 4 1989, 2152f.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
714, 2, 1,266; Schröder-Stapper, A., Fürstäbtissinnen, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Herrenalb (Reichsabtei)
(seit 1971 Bad Herrenalb). 1149 gründete Graf Berthold III. von Eberstein das
Zisterzienserkloster Alba bzw. H. bei Calw. Es erwarb rasch bedeutende Güter,
die es zu einem geschlossenen Gebiet von etwa 340 Quadratkilometern mit mehr
als 40 Orten ausbaute. Früh wurde es reichsunmittelbare Abtei. Vögte waren im
13. Jahrhundert nach den Grafen von Eberstein die Markgrafen von Baden, seit
1338 durch königliche Verleihung die Grafen von Württemberg. 1497 ging im
Streit zwischen Baden und Württemberg die Reichsunmittelbarkeit zugunsten
Württembergs verloren. 1535 wurde die Abtei von Württemberg durch Einführung
der Reformation aufgehoben und wurden die Güter von Württemberg übernommen. Mit
diesem gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Seilacher, K.,
Herrenalb. Geschichte des Klosters, 1952; Pflüger, H., Schutzverhältnisse und
Landesherrschaft der Reichsabtei Herrenalb bis
1497, 1958; Kottmann, A., Herrenalb, 1966; Mattejiet, U., Herrenalb, LexMA 4
1989, 2180; Bad Herrenalb, hg. v. d. Stadt Bad Herrenalb, 1990; 850 Jahre
Kloster Herrenalb, hg. v. Rückert, P. u. a., 2001
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hersfeld (Reichsabtei,
Fürstentum, Residenz). Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an der
Einmündung von Haune und Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt in
den Osten auf eigenem Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der
bereits eine Einsiedelei (cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde
775 durch Schutzprivileg König Karl des Großen Reichsabtei.
Sie war vor allem in Thüringen und Sachsen begütert (u. a. Niederaula) und
zeichnete die ersten Erwerbungen im sog. Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts
auf. Ihre Bibliothek bewahrte eine 1470 in Italien gedruckte Handschrift der
Germania des Tacitus auf. 968 wurde H. von Mainz getrennt. Kaiser Heinrich II.
gab ihm Forstrechte und Wildbannrechte. 1073 ging der mit dem Erzstift Mainz
geführte Streit um die Zehnten in Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit
verfasste der Mönch Lambert von Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13.
Jahrhundert gewann die Abtei ein kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre
Vögte, die Landgrafen von Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen,
erfolgreich verteidigte. Die schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im
14. und 15. Jahrhundert führten 1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft
Hessens über Stadt und Abtei. Seit 1606 hatte Hessen einen Administrator in H.
1648 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Reichsabtei
als Fürstentum zur Landgrafschaft Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein
Gebiet von 7 Quadratmeilen (nämlich die Stadt H., das Dechaneigericht und Amt
Hersfeld, die Ämter Niederaula, Obergeis [Obergeisa], Hauneck, Landeck und
Frauensee, das Amt oder Buchenauische Lehngericht Schildschlag, die Gerichte
und ehemaligen Propsteien Johannesberg [Johannisberg] an der Haune und
Petersberg und die Vogtei Kreuzberg). Mit Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu
Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei
Hersfeld, 2. A. 1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei
Hersfeld von seinen Anfängen bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von
den Anfängen bis zur Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989,
2182f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 664, 1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei
Hersfeld, Stiftisches Archiv. Orts- und Personenindex, bearb. v. Braumann, U.,
2014. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft,
Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main,
Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien.
Das den Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der
Popponen oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es
nach erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des
Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das
zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich
eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich
aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die
Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften
Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu
hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die
Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die
zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel)
gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461
bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar,
Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau
(Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei
Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis
ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche
Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch
die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim,
Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und
Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497
(Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen
mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen
die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die
Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt
zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt
Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen
Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf
die österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der
Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau
(Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn
[Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald
[Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch
Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen
Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12.
1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875
im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den
Linien Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der
Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant
und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.;
Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich,
W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen,
hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landesamts für gesch. Landeskunde 5
(1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen
zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation
Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung,
1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem
Eichsfelde bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen
und Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W.,
Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze,
1938; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Keyser,
E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W.,
Die althessischen Ämter im Kreis Gießen. Geschichte ihrer territorialen
Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg,
Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen,
(1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine Landschaften, 1951; Dülfer, K.,
Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen Verwaltungsgeschichte vom 16.
bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953); Werle, H., Das Territorialbild
Rheinhessens um 1550, Mitteilungsblatt zur rheinhess. Landeskunde 3 (1954);
Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des Landes Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.;
Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958; Kellner,
W., Landrecht und Landesgeschichte, Betrachtungen zu einer hessischen
Rechtskarte für 1792, Hess. Jb. für LG. 9 (1959); Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Geschichtlicher Atlas von
Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35, 41, 50, III, 10, 27,
33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen,
hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches
Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967,
H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen);
Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
Crusius, E., Der Kreis Alsfeld, 1975; Ruppel, H./Müller, K., Historisches
Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft
Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567.
Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die
Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U., 1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon,
1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984;
Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind,
F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und Gegenwart, 1986; Das Werden des
Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v.
Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988;
Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen
im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von
Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W.,
Appellation in den zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert,
Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E.,
Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
1945, 2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K.,
Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B.
u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E.
u.a.,2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W.,
2010; . Gerichtsstätten in Hessen
(http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt,
Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das Land Hessen,
hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3
Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Irsee (Reichsabtei).
1182/1185 gründeten die Grafen von Ronsberg die Benediktinerabtei I. bei
Kaufbeuren, die der Papst 1209 und Kaiser Friedrich II. 1227 bestätigte. Sie
war seit dem 15. Jahrhundert Reichsabtei (1428
Niedergericht, 1498 Ortsherrschaft, 1521 Eintrag in die Reichsmatrikel, 1541
Recht zu Polizeiordnungen, 1692 Erwerb des Blutbanns von den Untervögten). Die
Grenzen der I. und einige umliegende Dörfer umfassenden Herrschaft der zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei (Hauptvögte um 1240 bis 1390 Montfort,
von 1390 bis 1551/1564 bzw. 1803 Habsburg, Untervögte seit dem 14. Jahrhundert
die Herren von Pienzenau (Pienznau), durch Kauf von 1551 bis 1692 die
Fürstabtei Kempten) bildeten die Herrschaften Mindelheim und Schwabegg
(Schwabeck), im Osten das Hochstift Augsburg, im Süden das Gebiet der
Reichsstadt Kaufbeuren und der gefürsteten Abtei Kempten und im Westen Kempten
und Mindelheim. 1802 wurde sie mit weitgehend geschlossenem Gebiet und rund
3200 Einwohnern in Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 5; Wallner 688 SchwäbRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Wiebel, R., Kloster
Irsee, 1927; Plötzl, W., Geschichte des Klosters Irsee, 1969; Das Reichsstift
Irsee, hg. v. Frey, H., 1981; Sitzmann, G., Die Vögte der Benediktinerabtei
Irsee im Mittelalter, Allgäuer Geschichtsfreund 93 (1994), 56ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten
Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098 bezeugten Grafen von I. (Rembold
I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem 9./10. Jahrhundert auftretenden
edelfreien mittelrheinischen Geschlecht gehören. Sie waren Vögte der Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links der
unteren Lahn sowie Grafen von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von Limburg
und von 1326 bis 1462 Grafen von Wied. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
teilten sie sich in (die Linien Kobern an der unteren Mosel [bis 1301], Grenzau
[mit den Abspaltungen Limburg vor 1249, Büdingen und Arenfels vom Ende 13.
Jahrhundert bis 1373] und Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied] bzw.) den
gerlachschen und den remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des 12.
Jahrhunderts in vier Linien die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an
Wied, Wiedisches Haus, Kobernhaus 1344 an salentinische Linie, viertes Haus im
16. Jahrhundert an Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg)
erlosch 1664 mit der Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils
des Erzstifts Trier, teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier
die Lehen ein. Die Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber
zusammen mit den Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten
Grafen eine Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg,
Großmaischeid (Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach
(Herschbach) bei Trier blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses
erhielt 1806 auch die wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische
Gut 1815 überwiegend an Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach (Hersbach)
kam 1866 mit Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg) beerbte um
1213/1245 (vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von
Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die
Herren/Grafen von Büdingen zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft
Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst
Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit
1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der
Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert
erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche
Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628
wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn).
1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis
1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur
vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von
Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien Isenburg-Büdingen und
Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den Reichsfürstenstand
erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von Parkstein,
wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte Baumburg und Steigerhof zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 19 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für
die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim (Gainsheim) am Rhein mit
gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg (Jakobsburg) auf der rechten
Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin zu I., Gräfin von
Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen
Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat
Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter von
Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und
vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa
58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an
Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff.
1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v.,
Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der
Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.
A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976;
Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Isny (Grafschaft). 1803 wurde aus der
Reichsabtei I. und der Reichsstadt I. die
Grafschaft I. gebildet, die den Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath) als
Entschädigung für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter übertragen wurde.
Sie fiel 1806 an Württemberg, über das I. 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches (1775-1806),
1973. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Isny (Sankt Georg bzw. Sankt Jörgen)
(Reichsabtei). In dem vielleicht zu 1042 oder
1096 erstmals erwähnten I. im Allgäu (villa Isinensis) stiftete Graf Wolfrad
von Veringen-Altshausen 1042 eine Jakobus und Georg geweihte Pfarrkirche. 1096
übergab sie Graf Mangold Mönchen aus Hirsau zur Gründung eine
Benediktinerklosters, in dem neben dem Männerkloster auch ein Frauenkonvent
eingerichtet wurde. Dieser wurde 1189 nach Rohrdorf verlegt, dessen Pfarrei
kurz vorher Kaiser Friedrich I. Barbarossa an I. gegeben hatte, und hatte bis
zum 15. Jahrhundert Bestand. Das 1106 vom Papst bestätigte Kloster kam 1306 an
die Truchsessen von Waldburg. Sie erweiterten ihre Vogteirechte allmählich zur
völligen Herrschaft über das Kloster und seine Güter. Seit 1693 gelang der
Abtei die Einschränkung dieser Rechte und am 4. 10. 1781 die vollständige
Ablösung. Damit war I. reichsunmittelbar. Der Abt von Sankt Georg in I. zählte
am Ende des 18. Jahrhunderts zu den rheinischen Prälaten der geistlichen Bank
des Reichsfürstenrates, die Äbtissin von St. Jörgen zu den schwäbischen
Prälaten. Die Güter der Abtei umfassten die vier Pfarreien Unterreitnau, I.,
Rohrdorf und Menelzhofen und die Filialkirche Weiler. Ein eigenes
Herrschaftsgebiet bestand nicht. 1803 kam die Abtei zusammen mit der
Reichsstadt I. als Grafschaft I. an die Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806
an Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II a 36, 23/37, 7; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Kammerer,
I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu. Bilder aus der
Geschichte einer Reichsstadt, 1956; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet Isny in
den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben, 38 (1967); Isny, 1975, (in) Germania
Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reichsabtei
St. Georg in Isny, hg. v. Reinhardt, R., 1996.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft,
Herzogtum[, Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam
der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in
fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert
erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten
(1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat
(1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich.
Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den
in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich
nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über
Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die
linksrheinischen Güter Essens. Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten
sie 1288 bei Worringen den Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft
des Erzstifts Köln am Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel
(Kassel) mit Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312
kam das Amt Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen
von J., die 1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer
Jülicher Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen
gewannen, zu Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch
Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435),
Euskirchen und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg.
Residenz wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im
Mannesstamm die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden
Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion
vereinigt. 1538 konnte Geldern erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren.
1614 fielen J. und Berg im jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an
Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach
in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129
Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter
aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806)
und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801 vertraglich erlangte, besetzt.
1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen. 1815
kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.;
Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.;
Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters,
Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a.,
Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18. Jahrhundert,
Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein,
Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert, F., Kreis und
Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter den Ottonen und
Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.; Walz, J., Stände und
frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16. und 17. Jahrhundert,
1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3.
A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v. Mainz, A. (o. J.); Kraus,
T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G., Studien zur Jülicher
Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990, 803ff.; Repertorium
der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 115; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134,
814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 407, 2, 286. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kitzingen (Kloster, Reichsabtei?). Das Kloster K. (748 Chittzinga) wurde
vielleicht schon in vorbonifatianischer Zeit auf Reichsgut gegründet. 1007 war
es eine Abtei königlichen Rechts, die von König Heinrich II. dem Hochstift
Bamberg gegeben wurde. Die Vogtei übten seit dem elften Jahrhundert die
späteren Grafen von Hohenlohe aus. Im 14. Jahrhundert teilten sich Bischof von
Würzburg und Burggrafen von Nürnberg (später die Markgrafen von Ansbach bzw.
Brandenburg-Ansbach) die Herrschaft. 1521 erscheint K. in der Reichsmatrikel.
1544 wurde die Reformation eingeführt und 1802/1803 kam K. von Würzburg an
Bayern.
L.: Wolff 100; Bachmann, L., Kitzinger Stadtgeschichte, 1929; Apud Kizinga
monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kornelimünster (reichsunmittelbare Abtei,
Residenz). K. südlich von Aachen im Indatal wurde 814 von Kaiser Ludwig dem
Frommen für den Reformer Benedikt von Aniane als Benediktinerabtei gegründet.
Diese war Mittelpunkt einer reichsunmittelbaren, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herrschaft. Sie stand unter
der Schirmvogtei der Grafen von Jülich. Im sog. Münsterländchen um K. und in
benachbarten Dorfherrschaften hatte sie 1798 knapp 10000 Hektar Grund. 1802
wurde sie mit einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen säkularisiert. 1815 kam K. an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334f.; Zeumer 552 II a 37, 8; Wallner 704 WestfälRK 37; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Nagel, F., Geschichte der Reichsabtei
Cornelimünster, 1925; Hugot, L., Kornelimünster. Untersuchungen über die
baugeschichtliche Entwicklung der ehemaligen Benediktinerklosterkirche, 1968;
Eiflia sacra, 1994, 91; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 671, 1, 2, 309.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Laubach (Herrschaft). L. an der Wetter
bei Gießen wird im Frühmittelalter als Gut der Reichsabtei
Hersfeld erstmals erwähnt. Seit 1278 ging L. zu Lehen an die Herren von Hanau.
1341 verkauften sie ihre Rechte an die Falkenstein, die 1404 auch die Rechte
Hersfelds erwarben. Bei ihrem Aussterben 1418 fiel L. (1405 als Stadt erwähnt)
an Solms, 1548 an dessen ältere Linie, unter der von Fichard 1571 eine
Gerichtsordnung und Landesordnung (Reformation) geschaffen wurde, 1607 an die
Linie Solms-Laubach, 1676 an Solms-Wildenfels (Solms-Wildenfels-Laubach). 1806
kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen. S. Solms-Laubach.
L.: Wolff 274; Der Graveschafft Solms etc. Gerichts- und Landtordnung, 1571;
Roeschen, A., Zur Geschichte von Laubach, Mitt. des oberhess.
Geschichtsvereins, N.F. 4 (1893); Merl, T., Laubach, 1986.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lorsch (Reichsabtei,
Residenz der Erzbischöfe von Mainz). Nach einer Schenkung eines Hofgutes durch
die Rupertiner (Williswind, Cancor) an Bischof Chrodegang von Metz um 764
(762/763) wurde in Altenmünster mit Hilfe von Mönchen aus Gorze ein Kloster
gegründet, das der erste Abt 772 König Karl dem Großen unterstellte (Reichsabtei). Seit 774 war dieses Kloster in L.
(Lauresham) an der Weschnitz und wurde von Karl dem Großen besonders
begünstigt. Es erhielt 773 die Mark Heppenheim im südwestlichen Odenwald. Durch
weitere Gaben erlangte es Güter von den Niederlanden (bei Utrecht) bis zur
Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für das Reichsaufgebot 50 Panzerreiter und
damit 10 mehr als das Bistum Worms und die Hälfte des Erzbistums Mainz. Sein
Herrschaftsgebiet lag in der Rheinebene und im Odenwald, wo es von Heinrich II.
den Wildbann erhalten hatte. 1170/1175 begann es mit der genauen Verzeichnung
seiner Güter im Codex Laureshamensis, nachdem es 1147 Oppenheim, Wieblingen und
Giengen an König Konrad hatte überlassen müssen. Weitere Güter entfremdeten die
Pfalzgrafen bei Rhein aus dem Hause Wittelsbach als Klostervögte. 1232 übertrug
Kaiser Friedrich II. das Kloster dem Erzbischof von Mainz. 1463 wurde L. von
Mainz an die Pfalz verpfändet und 1555 aufgehoben. Die ehemalige
Klosterbibliothek, die eine der größten mittelalterlichen Bibliotheken
überhaupt gewesen sein dürfte, kam nach Heidelberg und wurde 1623 mit der
Heidelberger Bibliothek von Tilly dem Papst geschenkt. 1621 brannten die
Gebäude fast vollständig nieder (erhalten blieb vor allem die karolingische
Torhalle). 1623 kam L. von der Pfalz an das Erzstift Mainz zurück, 1803 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei
Lorsch. Festschrift zum Gedenken an ihre Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa
jubilans. Festschrift zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964;
Wehlt, H., Reichsabtei und König. Dargestellt am
Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970;
Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch, 2. A. 1980; Bischoff, B., Die
Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften, 1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei, (in) Die Salier und das Reich, Bd. 2 1991,
503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5 1991, 2117; Häse, A., Mittelalterliche
Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch, 2002; Felten, F., Das Kloster Lorsch in
der Karolingerzeit, Archiv f. mittelrhein. KirchenG 55 (2003), 9; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 673,
1, 2, 345; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Luxeuil (Reichsabtei,
Residenz). L. am Westrand der Vogesen wurde um 590 von dem Iren Columban nahe
dem im 4. Jahrhundert oder erst um 450 zerstörten römischen Luxovium gegründet.
Vom 11. bis 16. Jahrhundert war es Reichsabtei.
Es hatte Güter im Rhonetal, in der Provence, im Elsass, in der Champagne und in
Ponthieu (im 10. Jahrhundert möglicherweise 15000 Hufen), die sich im 11.
Jahrhundert verminderten. 1248 unterstellte es sich dem Schutz des Herzogs von
Lothringen, 1258 dem der Grafen von Champagne. 1534 wurde das Land der Abtei
Burgund förmlich einverleibt. 1790 wurde L. in Frankreich aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Prinz, F., Frühes Mönchtum
in Frankreich, 1965; Moyse, G., Luxeuil, LexMA 6 1992, 34; Cugnier, G.,
Histoire du monastère de Luxeuil, Bd. 1 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 677, 1, 2, 353;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 377.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz).
An einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten
beseitigt. Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort als wichtiger
Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die Grafschaft
Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der
Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs
besonderes Recht aufgezeichnet, das später auf zahlreiche Ostsiedlungen
übertragen wurde, für die M. meist auch die Funktion als Oberhof übernahm.
Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse Lösung der Stadt vom Stadtherrn
(seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des Schultheißenamtes, jedoch 1331
Huldigungspflicht), die aber nie zur Reichsstandschaft des um 1400 etwa 30000
Einwohner zählenden Ortes führte. Die Einführung der Reformation (1524)
vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und Erzbischof, der seine Residenz 1503
nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte die Stadt bei
der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im schon 1545 beginnenden Kampf um
das Erzstift, dessen Herrschaft die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow
(zwischen Elbe und Havel bis zum Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von
Halle umfasste, wurde 1635 die Überlassung Magdeburgs an Prinz August von
Sachsen erreicht, dann aber 1648 der Übergang Magdeburgs an Brandenburg/Preußen
bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten Administrators 1680 gegen Sachsen
(Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme
und Burg erhielt, das letztere aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In
Brandenburg war das Erzstift Herzogtum und zählte zum niedersächsischen Reichskreis.
1807 kam M. mit (1773) 5400 Quadratkilometern (91 Quadratmeilen) und 29 Städten
zum Königreich Westphalen und wurde Sitz des Elbdepartements. 1814 fiel es an
Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der Provinz Sachsen Preußens und Sitz
des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M.,
das 1945 stark zerstört und im April 1945 von amerikanischen Truppen
eingenommen wurde, zur sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der Bezirke der
Deutschen Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt
aufging. Das Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg
– Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova
metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479,
1, 2, 355. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Metternich (Grafen, Reichsgrafen, Fürsten).
Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nannte sich ein Zweig des rheinischen
Adelsgeschlechts Hemberg (Hemmerich bei Bonn) nach dem Dorf M. westlich von
Bonn. Er hatte die Erbkämmererwürde des Erzstifts Köln inne, stellte zahlreiche
Bischöfe und Erzbischöfe und teilte sich in insgesamt 12 Linien. 1652 erhielt
Philipp Emmerich vom Erzstift Trier die heimgefallenen Herrschaften Winneburg
und Beilstein an der unteren Mosel zu Reichsafterlehen. 1635 wurde die Familie
reichsfreiherrlich und 1679 reichsgräflich. Im 18. Jahrhundert zählte sie als
Metternich-Winneburg mit dem Hofgut Denzerheide samt Sporkentaler Mühle zum
Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war sie im früheren
18. Jahrhundert im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
1803 erlangte sie als Entschädigung für ihre linksrheinischen Güter Winneburg
und Beilstein, über die sie Sitz und Stimme im westfälischen
Reichsgrafenkollegium hatte, die Reichsabtei
Ochsenhausen in Schwaben (ohne das Amt Tannheim und mit verschiedenen Renten
belastet) als Fürstentum (Winneburg), das 1806 aber von Württemberg
mediatisiert und 1825 gekauft wurde. Klemens Wenzel Lothar M., der zum
Staatskanzler Österreichs (1821) aufstieg, erhielt 1813 vom Kaiser von
Österreich Schloss Johannisberg im Rheingau verliehen.
L.: Stieber; Zeumer 554 II b 63, 19; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 157; Riedenauer 125; Klein 188.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mosbach (Reichsstadt, Residenz des
Pfalzgrafen bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in den Neckar
wurde um 736 ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw. urkundlich
976 (Reichsabtei) erwähnt wurde. Die zugehörige
Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert vom Hochstift Worms an das Reich, erhielt
vermutlich zwischen 1273 und 1291 Stadtrecht und war 1291 Reichsstadt.
1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz, wo es von 1410 bis 1499 Sitz von
Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münchhöf (Herrschaft). Zur Herrschaft M.
bei Salem waren verschiedene, seit dem 12. Jahrhundert bestehende Höfe des
Klosters Salem in M., Oberdornsberg, Unterdornsberg, Madachhof (Madach), Gründelbuch,
Oberstohren, Unterstohren, Brielholz, Hirschlanden, Notzenberg, Schweingruben,
Blumhof, Homberg, Mainwangen, Reismühle, Frauenberg über Bodman, Stockach und
anderen Orten zusammengefasst. Gegen 64969 Gulden überließ Österreich der Reichsabtei Salem 1784 unter Vorbehalt der
Landeshoheit der Landgrafschaft Nellenburg die hohe und niedere
Gerichtsbarkeit. Am Ende des Jahres 1802 wurde Salem aufgehoben, die Güter
kamen meist an Baden und von dort 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Murbach (reichsunmittelbares Kloster, Reichsabtei, Residenz [auch Schloss Hugstein und
Gebweiler/Neuenburg]). Vermutlich (um) 727 gründete der irische Wanderbischof
Pirmin auf Eigengut des Herzogs Eberhard aus dem Geschlecht der Etichonen
nordwestlich von Gebweiler im Elsass die Benediktinerabtei M., in der wenig
später die althochdeutschen Murbacher Hymnen entstanden. Sie erhielt früh
bedeutende königliche Privilegien (727 Immunität) und gewann reiche Güter vom
Breisgau bis zur Schweiz. Nach der Zerstörung durch die Ungarn (926) wurde sie
959 erneuert. 1228 ist der reichsfürstliche Rang des königlich gewordenen
Klosters erstmals bezeugt. Er blieb trotz der zeitweilig von Habsburg
beanspruchten Vogtei bewahrt. 1214 gingen Mainzer Güter verloren, 1291 Luzerner
Güter, 1456 das Kloster Luzern und dann auch das Kloster Sankt Amarin, doch
wurde 1554 Kloster Lure (Lüders, Luders) gewonnen. 1536 musste sich M. dem
Schutz Habsburgs unterstellen, wodurch es die Reichsstandschaft verlor. Obwohl
1648 die Reichszugehörigkeit bekräftigt wurde, ging M. an Frankreich über, das
es 1759/1764 in ein weltliches Ritterstift in Gebweiler umwandelte und 1789
aufhob. Die Abtei bestand aus den drei Vogteien Gebweiler (mit der Stadt
Gebweiler und 5 Dörfern), Wattweiler (Watweiler) (mit der Stadt Wattweiler
[Watweiler] und dem Flecken Uffholz [Ufholz]) und Sankt Amarin (mit der Stadt
Sankt Amarin und 14 Dörfern).
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5;
Gatrio, A., Die Abtei Murbach im Elsass, 1895; Büttner, H., Murbacher Besitz im
Breisgau, Els.-lothring. Jb. 18 (1939); Beyerle, F., Bischof Pirmin und die
Gründung der Abteien Murbach und Reichenau, Zs. f. schweizer. Geschichte 27
(1947); Barth, M., Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960;
Bischoff, G., Recherches sur la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach
(1229-1525), 1975; Seibert, H., Murbach, LexMA 6 1992, 939; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 679, 1, 2, 401.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neresheim (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei). 1095 gründeten die Grafen von Dillingen
in dem sehr alten Dorf N. zwischen Heidenheim und Nördlingen ein
Chorherrenstift, das wenig später in ein mit Mönchen aus Petershausen
(Petersberg) besetztes Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Nach dem
Aussterben der Grafen 1258 kam die Vogtei über das seit dem 13. Jahrhundert
recht begüterte Kloster (1298 sieben Dörfer und Einkünfte in 71 Orten) an das
Hochstift Augsburg und nach Beanspruchung wegen einer Schuld und
anschließendem, aber streitig bleibendem Vergleich 1263 an die Grafen von
Oettingen, die deswegen einen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht
begannen., während der Abt eine Klage vor dem Reichshofrat erhob. 1764 löste
der Abt unter weitreichenden Zugeständnissen die zur Landesherrschaft
ausgebauten Rechte Oettingens ab, wurde reichsunmittelbar und trat den
schwäbischen Reichsprälaten bei. Das Gebiet der zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Abtei umfasste 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometer mit 2500
Einwohnern. Es gehörten dazu Stadt und Kloster N., Auernheim, Ebnat, Elchingen,
Großkuchen, Ohmenheim, Ziertheim, die Mariabuchkapelle bei N. (Mariabuch, die
Kapelle bei N.), Dehlingen, Ballmertshofen, Dischingen und Trugenhofen, die
Hofmark Ziertheim und bedeutende Waldungen. Am 25. 2. 1803 fiel N. an Thurn und
Taxis, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
1920 wurde die Abtei wieder errichtet.
L.: Wolff 177, 194; Zeumer 552 II a 36, 17; Wallner 689 SchwäbRK 66; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Weißenberger, P., Neresheim, 1958; Neresheim,
1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reden-Dohna, A. v.,
Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982; Eberl, I., Neresheim, LexMA 6 1992, 1094;
Müller-Ueltzhöffer, B., Der 500jährige Rechtsstreit des Klosters Neresheim um
die Erlangung der Reichsunmittelbarkeit, 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nienburg/Saale (Abtei, Reichsabtei) s. Magdeburg (Erzstift) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nivelles (Reichsabtei?,
Residenz). Die königliche Abtei N. (nahe Lüttichs) wurde im 7. Jh. in einer
villa der Pippiniden gegründet. Das Doppelkloster folgte nacheinander der
columbano-benediktinischen und schließlich der kanonischen Regel von Aachen.
Seit dem 13. Jh. nahm der Herzog von Brabant die Stadt N. in Beschlag und
bestritt die Reichsunmittelbarkeit der Abtei. Bis 1795-1798 führte die Äbtissin
den Titel einer Prinzessin des Reiches und von Nivelles, den die Regierung der
Niederlande Habsburgs bestritt, der Rat von Brabant aber 1669 anerkannte. Die
Güter der Abtei bildeten niemals ein geschlossenes Gebiet und waren über
Seeland, Rheinland und Brabant verstreut.
L.: Hoebanx, J., L’abbaye de Nivelles, 1952; Collet, E., Sainte Gertrude de
Nivelles, 1985; Douxchamps, J., Chanoinesses et chanoines nobles, 4. A., 1996;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 717, 1, 2, 422. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ochsenhausen (Reichsabtei,
reichsunmittelbare Abtei[, Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische
Ministeriale von Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100
Ohsinhusin) bei Biberach in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus
besetzt und ihm als Priorat unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt
Blasien, wurde 1391 Abtei, erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den
Blutbann und damit Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein
Herrschaftsgebiet umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter
Sulmetingen (1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565)
sowie Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000
Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei
säkularisiert. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
kam O. an den Fürsten Metternich als Fürstentum Winneburg
(Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim ohne Winterrieden an die Grafen von
Schaesberg und das Dorf Winterrieden als Burggrafschaft an die Grafen von
Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile Metternich und Schaesberg an
Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825 an Württemberg verkauft und
kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte
des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfäfers (Kloster, Residenz), lat.
Fabaria. Das Kloster P. am Kunkelpass bei Ragaz bzw. am Ausgang des Taminatals
ins Rheintal wurde im 8. Jahrhundert als Benediktinerabtei gegründet. Die freie
Reichsabtei (861 Immunität) kam 905 an das
Hochstift Konstanz, 909 an Sankt Gallen, 920 an Chur und wurde 950 wieder
unabhängig. 1408 erhielt P. vom König die freie Abtswahl. 1483 erlangten die
sieben alten Orte der Eidgenossenschaft der Schweiz die Grafschaft Sargans und
damit die Schirmherrschaft über die Abtei und ihr Gebiet. 1521 erscheint P., in
dem umfangreiche Fälschungen angefertigt werden, in der Reichsmatrikel. Bis zum
Ende des 18. Jh.s huldigte der Abt dem Reich und ließ sich seine Privilegien
bestätigen. 1798 verzichtete es auf seine Herrschaftsrechte, wurde 1803 zum
neuen Kanton Sankt Gallen geschlagen und 1838 aufgehoben.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gmür, M., Urbare und Rödel des Klosters Pfäfers, 1910;
Simon, R., Rechtsgeschichte der Benediktinerabtei Pfäfers, Diss. jur. Bern
1918; Perret, F., Aus der Frühzeit der Abtei Pfäfers, 1958; Vogler, W., Das
Ringen um die Reform und Restauration der Fürstabtei Pfävers 1549-1637, 1972; Die
Abtei Pfäfers. Geschichte und Kultur, hg. v. Vogler, W., 2. A. 1985; Vogler,
W., Pfäfers, LexMA 6 1993, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 680, 1, 2, 445; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 316; Hüeblin, J.,
Archiv und Fälscherwerkstatt - Das Kloster Pfäfers, 2010.
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Preußen (Herzogtum, Königreich, Land).
Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus)
bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel
und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen,
Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich
Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den
Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten,
mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen
ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß,
in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen
erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff
genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter,
naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des
Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf
die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und
Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem
durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und
Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen
[Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock],
Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems
bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das
Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien
Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte
Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235
Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806
gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers
kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende
des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich,
die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach
verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den
größten Teil des Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte
seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre
auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg
aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt
(Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin
1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage
Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo
(1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815
trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a.
Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein,
Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf
278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung
aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen
(oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine
exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die
gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das
Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern
zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen
die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei.
Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
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Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
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S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D.,
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Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski, M., Die Residenzen der preußischen
Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E., Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51ff., 75ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei, Residenz). 720/721 wurde das Kloster
Sankt Salvator in P. in der Eifel von Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem
späteren Grafen von Laon, gegründet. Über die Tochter Chariberts, die Mutter
Kaiser Karls des Großen war, kam es bald nach 750 (bzw. vor? 751) an die
Karolinger, die ihm zu umfangreichen Gütern verhalfen (893 rund 1500 Höfe und
Wälder zur Mast von mehr als 8000 Schweinen in mehr als 400 Orten zwischen
Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog. Prümer Urbar). Hieraus wuchs allmählich
ein reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet der vor allem im 9. Jahrhundert auch
geistesgeschichtlich bedeutsamen Abtei (Prümer Annalen, Regino von P.) im
Karosgau bzw. Carosgau und Ardennegau. Der Abt erhielt Reichsfürstenrang (1299
Reichsstandschaft). 1511 gingen alle Handschriften der Bibliothek verloren.
1576 erlangte der Erzbischof von Trier, der am Ende des 14. Jahrhunderts
bereits die Herrschaften Schönecken und Schönberg (Schöndorf) bei Malmédy
gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei.
Er gliederte P. dem Erzstift Trier als Oberamt ein und vertrat P. im
Reichsfürstenrat und oberrheinischen Reichskreis. 1802/1803 wurde die Abtei mit
4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben und kam 1815 mit dem Erzstift an Preußen
(Rheinprovinz) und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Forst, H., Das Fürstentum Prüm, 1902; Willwersch, M., Die Grundherrschaft des
Klosters Prüm, 1912, Neudruck 1989; Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk
Trier, 1959; Neu, P., Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und
Maas vom 13. Jahrhundert bis 1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F.,
Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab,
I., 1983; Neu, P., Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und
Gegenreformation, 1986; Knichel, M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei
Prüm, 1987; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des
Klosters Prüm, Jb.f. westdt. LG. 17 (1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.
v. Nolden, R., 1993; Seibert, H., Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer
Urbar, hg.v. Nolden, R., 1993; Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55;
Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55
(1999), 439; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 682, 1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 494; Isphording, B., Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation
und Verwaltung des Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Quadt-Wickrath, Quadt-Wykradt (Grafen,
Reichsgrafen). 1256 erscheint das jülich-geldernsche Adelsgeschlecht Quadt. Es
erbte 1498/1502 die reichsständische Herrschaft Wykradt (Wickrath, heute
Stadtteil Mönchengladbachs) und zählte zum Ritterkreis Rhein sowie zum Kanton
Rhön-Werra (etwa 1750-1780) des Ritterkreises Franken. 1557 wurde es
protestantisch. 1752 wurde die Hauptlinie Q. zu Reichsgrafen (westfälische
Grafen) erhoben. Sie verlor 1801 ihre linksrheinischen Güter und erhielt durch
§ 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für Wickrath und
Schwanenberg (heute Stadtteil von Erkelenz) neben einer Rente von 11000 Gulden
die aus der Reichsabtei Isny und der Reichsstadt
Isny gebildete standesherrliche Grafschaft Isny. Sie fiel 1806 an Württemberg.
1951/1952 kam Isny zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 25; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 377;
Riedenauer 126; Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches
(1775-1806), 1972.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Quadt-Wickrath und Isny, Quadt-Wykradt und Isny
(Reichsgrafen). Die Reichsgrafen von Quadt-Wickrath nannten sich Q., nachdem
sie 1803 als Entschädigung für ihre linksrheinischen Güter die aus der Reichsabtei Isny und der Reichsstadt Isny gebildete
Grafschaft Isny erlangt hatten, die 1806 an Württemberg fiel. 1951/2 gelangten
damit die Güter zu Baden-Württemberg.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches (1775-1806),
1972. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der
Bode im nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben
einer vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder
Missionskirche eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute.
922 ist ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals
erwähnt. 936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes
Otto des Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit
bedeutenden Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht war. Der Ort Q. stand unter der
Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht auf die Herrschaftsrechte über
die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser Zeit etwa 5000 Einwohner
zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen. Die Vogtei
über das Stift gewannen in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Grafen des
Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477 die Wettiner (Sachsen), deren
albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft erhielt. 1539 wurde Q., das zum
obersächsischen Reichskreis zählte, ein evangelisches freies weltliches Stift.
1697 trat Sachsen (Kursachsen) die Rechte der Schutzvogtei an Brandenburg ab,
an das 1648 das umgebende Hochstift Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel
das Fürstentum Q., dessen Äbtissin zu den rheinischen Prälaten zählte, (mit der
Stadt Q. und dem Flecken Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von 2
Quadratmeilen,) an Preußen. Von 1807 bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810
aufgelöst wurde, zum Königreich Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz
Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S., Quedlinburg,
10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg im
Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A. 1954;
Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer, K./Przybilla,
P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das städtebauliche
Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K., Quedlinburg, LexMA 7
1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720, 1, 2, 469;
Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v. Bley, C.,
2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Schröder-Stapper,
T., Fürstäbtissinnen, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete Abtei, Residenz). Das Kloster
Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer Georgskirche über einer frühchristlichen
Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert wurde hier der heilige Emmeram
beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein Benediktinerkloster, dessen Abt von
739 bis 975 der Bischof von Regensburg war. 972 wurde es Reichskloster. Über
Chammünster trug es die Mission nach Böhmen. Im 11. Jahrhundert war es
Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295 wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der
Kuriatstimme der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte
der Kaiser die Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen Reichskreis. Die
Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die einzelne
Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet wurde mit der
Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und den Reichsstiften
Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum Regensburg. vereinigt.
1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu
Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram
in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters
S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Remiremont (Reichsabtei,
Residenz). R. (Romarici mons) in den Vogesen wurde um 620 durch den
austrasischen Adeligen Romaric und den Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des
10. Jh.s kam R. unter der Herrschaft des Kaisers an die Grafen von Metz, die im
11. Jh. Herzöge von Oberlothringen wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für
adlige Damen. 1307 wurde die Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin
ernannt. Seit 1415 wurde der Titel von allen Äbtissinnen getragen. 1556 unterstellte
Karl III. die Güter seiner Herrschaft. Die in 52 bans (Sprengel) eingeteilten
weltlichen Güter blieben bis zum Ende unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont, 1963;
Remiremont, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rohrdorf (Konvent). 1189 wurde der Frauenkonvent des Klosters Isny in das 1173 erstmals genannte R. bei Isny verlegt, dessen Kirche kurz zuvor von Kaiser Friedrich I. Barbarossa an Isny gegeben worden war. Der Konvent bestand bis ins 15. Jahrhundert. 1803 kam R. mit Isny an Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 als Teil der Herrschaft Trauchburg an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Isny (Reichsabtei). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rot (an der Rot), Roth, Münchroth
(Reichsstift, Reichsabtei). Um 1130 (1126?)
wurde von Hemma von Wildenberg in Graubünden, die vielleicht dem oberschwäbischen
Geschlecht der Herren von Wolfertschwenden entstammte, in R. (Rota) bei
Biberach das älteste Prämonstratenserkloster Schwabens gegründet, das
vermutlich von Anfang an dem Papst unmittelbar unterstellt und keinem Vogt
untergeben war (1140 Abtei), so dass es 1179 Kaiser Friedrich I. Barbarossa in
seine Vogtei nehmen konnte. Es war seit 1376 reichsunmittelbar (Reichsstift)
und erlangte 1619 auch die Hochgerichtsbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsprälatenkollegium des Reichstags und im schwäbischen
Reichskreis. 1803 kam es mit Gütern in 15 Dörfern und Weilern und der 1604
erworbenen Herrschaft Kirchdorf (insgesamt 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 2871
Einwohnern in 456 Familien und einem geschätzten Ertrag von 58000 Gulden jährlich)
an die Grafen von Wartenberg, welche die Abtei für ihre Grafschaft in der Pfalz
erhielten und das Gebiet zur Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth)
erhoben, 1806 an Württemberg (und 1909 im Erbgang an die Grafen von Erbach)
sowie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 187; Zeumer 552 II a 36, 9; Wallner 689 SchwäbRK 65; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Walser, A., Das Prämonstratenserkloster Rot,
1926; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Nuber, W., Studien zur Besitz- und Rechtsgeschichte des Klosters Rot an der
Rot, Diss. phil. Tübingen 1960; Tüchle, H./Schahl, A., 850 Jahre Rot an der
Rot, Geschichte und Gestalt, 1976; Eberl, I., Rot an der Rot, LexMA 7 1995,
1048. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rottenmünster, Rotenmünster
(reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei). 1221
verlegte eine in Hochmauren bei Rottweil ansässige Schwesterngemeinschaft ihren
Sitz nach R. bei Rottweil und schloss sich 1223 dem Zisterzienserorden an. 1224
kam das neue Kloster unter den Schutz des Papstes, 1237 des Kaisers. Später war
es reichsunmittelbar, stand aber bis 1619 unter dem Schirm der Reichsstadt
Rottweil. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das der schwäbischen
Prälatenbank des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis angehörige Kloster
nach langen, erst 1771 beigelegten Streitigkeiten ein Gebiet von 1,5
Quadratmeilen bzw. 55 Quadratkilometern mit etwa 3000 Einwohnern. Zu den Gütern
gehörten die Orte Aixheim, Frittlingen, Neukirch, Zepfenhan, die Hälfte von
Hausen, Gut und Schloss Rotenstein (Rothenstein), 8 Höfe und 2800 Morgen
Waldungen. 1803 fiel die Abtei an Württemberg und damit R. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 193; Zeumer 552 II a 36, 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Reichenmiller, M., Das ehemalige Reichsstift
und Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster, 1964.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saalfeld (Reichsabtei?,
Stadt). 899 gab König Arnulf dem Babenberger Poppo II. von Thüringen S. an der
Saale zurück. 1014 übertrug Kaiser Heinrich II. S. an Pfalzgraf Ezzo von
Lothringen. 1056 kam S. von dessen Tochter Richeza (von Polen) an das Erzstift
Köln, das 1074 in der ehemaligen ottonischen Reichsburg auf dem Petersberg das
Benediktinerkloster Sankt Peter in S. gründete. Dessen Vogtei hatte vermutlich
seit 1180 der König, seit 1208 der Graf von Schwarzburg, danach auch der Graf
von Orlamünde, seit 1344/1345 Wettin. Seit 1208 war die Rechtsstellung
Saalfelds unklar. 1475 und 1497 zählte der Abt zu den Reichsfürsten. 1536 wurde
das im Orlaland, Frankenwald und in Coburg reich begüterte Kloster dem Grafen
von Mansfeld übertragen, von dem es 1533 an Sachsen (Kursachsen) gelangte. S.
selbst wurde 1361 Lehen Böhmens der Grafen von Schwarzburg. 1389 verkauften sie
es an die Wettiner, innerhalb deren es 1485 an die Ernestiner, 1572 an
Sachsen-Weimar, 1603 an Sachsen-Altenburg, 1673 an Sachsen-Gotha, 1680 an
Sachsen-Saalfeld, 1735 an Sachsen-Coburg-Saalfeld und 1826 an Sachsen-Meiningen
kam. 1920 fiel es an Thüringen und mit diesem von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Sachsen-Saalfeld.
L.: Wolff 398; Schamelius, J. M., Historische Beschreibung der vormaligen Abtei
und des Benediktinerklosters zu Saalfeld, 1729; Krauß, E., Die städtebauliche
Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934 (Diss. Braunschweig 1933);
Heinemeyer, K., Saalfeld, LexMA 7 1995, 1209; Civitas Salevelt. Geburt einer
Stadt6 (1180-1314), 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saalfeld (Stadt) s. Saalfeld (Reichsabtei?, Stadt) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saint-Claude (Reichsabtei,
Residenz). Die Abtei von S. wurde im 5. Jahrhundert von den im Jura tätigen
Mönchen Saint-Romain und Saint-Lupicien gegründet. 819 zählte sie zu den mit den
höchsten Reichsabgaben belegten Klöstern. 1175 unterstellte Kaiser Friedrich
Barbarossa sie unmittelbar dem Kaiser. Zwischen 1307 und 1315 entstand ein
Urkundenbuch (livre d’or).
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 685, 1, 2, 508.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salem, Salmansweiler, Salmannsweiler,
Saalmannsweiler (Abtei, Reichsstift). 1134 wurde vom Kloster Lützel im Elsass
aus im Dorf Salmansweiler bzw. Salmannsweiler im Altsiedelland der Salemer Aach
bei Überlingen das Zisterzienserkloster S. gegründet und durch den Stifter
Guntram von Adelsreute ausgestattet. 1142 übergab der Stifter die Abtei König
Konrad III. Danach übten die Staufer eine Schutzvogtei aus. Rudolf von Habsburg
beauftragte die Landvögte von Oberschwaben mit dem Schutz. 1354 sicherte König
Karl IV. gegenüber den Ansprüchen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg S. die
Stellung als Reichsstift (gefreites Stift). 1487 erhob Kaiser Friedrich III. S.
zur Reichsabtei. Die volle Landeshoheit im
Kerngebiet seiner Herrschaft gewann das zu den schwäbischen Prälaten des
Reichstags gehörige S. aber erst 1637 durch einen Vertrag mit den Grafen von
Heiligenberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die Güter der zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei die Oberämter S., Elchingen
(Unterelchingen), Ostrach und Schemmerberg, die Obervogteiämter Münchhöf
(Münchhof) und Stetten am kalten Markt, das Pflegamt Ehingen sowie die Pflegen
Frauenberg, Konstanz, Messkirch, Pfullendorf und Überlingen und die Propstei
Birnau, insgesamt ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Bei der Säkularisation von
1802/1803 kam es an die Markgrafen von Baden, welche die Klostergebäude zum
Wohnsitz nahmen. Das Amt Schemmerberg fiel an Thurn und Taxis. 1951/1952
gelangte S. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Zeumer 552 II a 36, 1; Wallner 686 SchwäbRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 38 (1789) C4; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Günter, H., Kloster Salem,
2. A. 1973; Rösener, W., Reichsabtei Salem.
Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters von der
Gründung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1974; Salem, hg. v. Schneider, R.,
1984; Schmid, H., Die ehemaligen salemischen Besitzungen Oberriedern und
Gebhardsweiler, Freiburger Diözesan-Archiv 108 (1988); Morimond et son Empire,
1994, 175; Rösener, W., Salem, LexMA 7 1995, 1293; Das Zisterzienserkloster
Salem im Mittelalter, hg. v. Rösener, W. u. a., 2014. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Blasien (Reichsabtei, gefürstete Abtei). Das Benediktinerkloster S. südlich
des Feldbergs im Hochschwarzwald, das vermutlich von Rheinau aus im 9.
Jahrhundert als Cella Alba gegründet wurde, wird 858 erstmals greifbar. Am Ende
des 9. Jahrhunderts erhielt es die Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es
selbständig, erwarb reiche Güter bis zur Albquelle am Feldberg und zum
Schluchsee (u. a. von den Herren von Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg
König Heinrichs IV. und kam 1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der
Vogtei des Bischofs von Basel seit 1125 amtierenden zähringischen Schutzvögte,
unter die Schutzherrschaft des Reiches, das sie unter Konrad IV. an Habsburg
(Schutzvogtei und Kastvogtei) verpfändete. Bemühungen um die
Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos. 1361 fiel S. unter die Landeshoheit
Österreichs. Wegen der 1613 gekauften Herrschaft Bonndorf zählte der Abt zu den
schwäbischen Reichsgrafen. 1729 wurden Oberried und Kappel (bei Freiburg)
erworben, daneben als Lehen Österreichs die Herrschaft Staufen und Kirchhofen
in der Oberrheinebene. 1746 wurde der Abt in den Reichsfürstenstand erhoben.
Durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam die Abtei an
den Johanniterorden (Malteserorden). Nach der Säkularisation fiel S. 1806 an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Der größte Teil der Mönche
übersiedelte nach Sankt Paul in Kärnten.
L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907;
Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Büttner, H., Sankt
Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur Geschichte des Klosters
Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963; Ott, H., Die
Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott, H., Sankt
Blasien, 1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Ott, H., Sankt
Blasien, LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St. Blasien im
Schwarzwald, hg. v. Braun, J., 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete Abtei, Residenz) s. Regensburg, Sankt Emmeram (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Gallen (Kanton) s. Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Gallen (Reichsabtei,
Kanton; Residenz). 612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung
iroschottischer Mönche im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt
wurde (Neugründung, 747/748 Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der
Fromme das Kloster vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und
erhob es unter Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde
eine der wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der
Folge gewann die Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt S., dem
sog. Fürstenland und Appenzell (bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts), wozu 1468
durch Kauf noch die Grafschaft Toggenburg kam. 1345/1379 erwarb sie die Vogtei
in den Niedergerichtsbezirken des Klosters. Zwischen 1401 und 1408/1411
errangen die Untertanen in Appenzell mit Unterstützung der Eidgenossen der
Schweiz ihre Unabhängigkeit. 1437 schloss der Abt ein Landrecht mit Schwyz.
1451 wurde der Fürstabt durch Vertrag mit Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus
zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1457 verzichtete er auf die Herrschaft
in der Stadt S. 1521 verlegte er seinen Sitz nach Rorschach. In der seit 1524
eindringenden Reformation erwarb die Stadt S. rechtswidrig (von Zürich und
Glarus) alle Klosterrechte und verlor Toggenburg, doch wurde das damit
säkularisierte Kloster 1531/1532 mit Toggenburg wiederhergestellt. 1798 wurde
das Stift, dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst festhielt und das wegen
Mooweiler (Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler) zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik geschlagen (Kantone Säntis,
Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in Oberschwaben, über die das Kloster 1699
den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803 als Entschädigung für Tarasp an den
Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an Württemberg und das Gebiet damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805 wurde das Kloster vom großen Rat
(Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons S. aufgehoben. Der Kanton S.
bestand aus den Herrschaftsgebieten der Abtei S., der Stadt S., den gemeinen
Herrschaften bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit Gams (gemeine Herrschaft
von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine Herrschaft von Zürich,
Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1482/1483 sowie von Bern
seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von Glarus seit 1517), Sax
(Herrschaft Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck (gemeine Herrschaft von
Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1491 sowie von
Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der autonomen Stadt Rapperswil, die
seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus
sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern gestanden hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das
Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli vetustissima, hg. v. d.
Stiftsbibliothek, 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Georg (Reichsabtei) s. Isny (Reichsabtei) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Maximin (Reichsabtei). Um 660 entstand neben einer angeblich um 330
gegründeten, wenig später nach dem Bischof Maximinus († 352) umbenannten Johanneskirche
etwas nördlich von Trier eine reich begüterte Benediktinerabtei. Sie war
reichsunmittelbar, wurde aber 1139 dem Erzstift Trier unterstellt, wogegen die
Abtei und seine Vögte (die Grafen von Namur, das Haus Luxemburg und das Haus
Habsburg) bis zur Aufhebung im Jahre 1802 vergeblich vorgingen.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur frühen Geschichte von Sankt
Maximin, 1970; Laufner, R., Geistliche Grundherren, (in) Christliche
Unternehmer, 1994, 67; Das Urbar der Abtei St. Maximin vor Trier, bearb. v.
Nolden, T., 1999; Kuhn, H./Kuhn, H., Untersuchungen zur Säkularisation der
Abtei St. Maximin, Jb. f. westdeutsche LG. 26 (2000), 99; Das älteste Necrolog
des Klosters St. Maximin vor Trier, hg. v. Roberg, F., 2008; Roberg, F.,
Gefälschte Memoria, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schöntal (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei). Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts
(1153?, vor 1157) gründete der fränkische Ritter Wolfram von Bebenburg auf
seinem Gut Neusaß an der Jagst das Zisterzienserkloster Neusaß, das vor 1163
nach S. (Hoefelden) verlegt und dementsprechend umbenannt wurde. 1157 erhielt
es die Bestätigung des Kaisers und 1176/1177 die des Papstes. 1418 erlangte es
die Reichsunmittelbarkeit, wurde aber 1495 durch Übertragung der Vogtei seitens
Königs Maximilian dem Erzstift Mainz unterstellt. 1671 erwarb S. die im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikulierte reichsritterschaftliche
Herrschaft Aschhausen mit Teilen von Bieringen und Teilen von Sershof, gewann
jedoch weder Reichsstandschaft noch Kreisstandschaft. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das unmittelbare Gebiet der Abtei 0,5 Quadratmeilen mit
300 Einwohnern. Sie hatte insgesamt noch folgende Güter: S., Aschhausen,
Bieringen mit Weltersberg, Diebach, Oberkessach mit Hopfengarten und Weigental
(Weigenthal), Westernhausen, halb Berlichingen, die Höfe Büschelhof,
Eichelshof, Halberg, Halsberg, Muthof, Neuhof, Neusaß, Sershof, Schleierhof,
Spitzenhof, den Propsteihof zu Mergentheim, den Schöntaler Hof in Heilbronn und
über 4500 Morgen Land. Um 1800 zählte S. zum Kanton Odenwald. 1802/1803 kam es
mit sieben Dörfern und etwa 3100 Einwohnern an Württemberg und wurde
aufgehoben. 1951/1952 fiel S. über Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101, 493; Winkelmann-Holzapfel 162; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) E4; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
von 1802-1810, 1902; Betzendörfer, W., Kloster Schöntal, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Die Kunstdenkmäler in
Württemberg. Ehemaliges Oberamt Künzelsau, bearb. v. Himmelheber, G., 1962;
Mellentin, E., Kloster Schöntal, 1964; 825 Jahre Kloster Schöntal, 1982; Eberl,
I., Schöntal, LexMA 7 1995, 1539f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schussenried (Kloster, Reichsabtei) (seit 1966 Bad Schussenried). In dem
bereits jungsteinzeitlich besiedelten und um 700 erstmals erwähnten Ort
errichteten Konrad und Berengar von S. 1183 bei ihrer Burg ein
Prämonstratenserkloster, das 1183 die Bestätigung des Kaisers und 1215 des
Papstes erhielt. König Heinrich (VII.) nahm es 1227 in den Schutz des Reiches.
Das 1376 reichsunmittelbar gewordene Kloster, das im 14. und 15. Jahrhundert
durch Kauf und Inkorporation 14 Pfarreien gewann, wurde 1440 Abtei. 1487
gewährte Kaiser Friedrich III. Freiheit von fremden Gerichten, 1512 verlieh
Kaiser Maximilian I. den Blutbann im Niedergerichtsbezirk. Die Abtei erlangte
die Herrschaft über die Ortschaften S., Michelwinnaden, Otterswang,
Reichenbach, Stafflangen, Winterstettendorf und Allmannsweiler, insgesamt einem
Gebiet von 2,6 Quadratmeilen Größe mit rund 3400 Einwohnern. Sie hatte Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis.
1803 wurde S. säkularisiert und kam durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 an die Grafen von Sternberg
(Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 IIa 36,11; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Erler, B., Das Heimatbuch von Schussenried, 1950; Kasper,
A., Die Bau- und Kunstgeschichte des Prämonstratenserstifts Schussenried, Teil
1f. 1957/1960; Koupen, H., Die Anfänge des schwäbischen Prämonstratenserstifts
Schussenried, Analecta Praemonstratentsia 85 (2009) 31ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schuttern (Reichsabtei).
Das Benediktinerkloster S. an der S. bei Lahr wurde wohl vor 753 gegründet. 817
wurde es unter den 14 reichsten Reichsabteien
genannt. Kaiser Otto II. gewährte ihm 975 das Recht der freien Wahl des Abtes.
1009 kam es durch König Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren
zunächst die Herzöge von Zähringen, dann die Herren von Tiersburg bzw.
Diersburg (1235), die Herren von Geroldseck (1377), welche die Stadt S.
errichteten, sowie die Pfalzgrafen bei Rhein (1486/1495). 1805 fiel das in die
Reichsmatrikel von 1521 aufgenommene, in der Ortenau, im Breisgau, im Elsass,
in Schwaben und in Lothringen begüterte Kloster an Baden, das es am 31. 8. 1806
aufhob. Mit Baden kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Heizmann, L., Benediktinerabtei Schuttern in der Ortenau, 1915;
Andermann, K., Schuttern, LexMA 7 1995, 1593f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwarzach (Reichsabtei).
Möglicherweise 758 gründete Graf Ruthart mit seiner Frau das Kloster S. bei
Rastatt, das vielleicht ursprünglich in der Arnulfsau am Rhein lag. 961
genehmigte König Otto der Große den Tausch von Gütern in 19 Orten auf der Baar
gegen Neuershausen im Breisgau und Dinglingen bei Lahr. 1032 gab Kaiser Konrad
II. die Abtei dem Hochstift Speyer. Seit dem 16. Jahrhundert entstanden
Streitigkeiten mit den Markgrafen von Baden-Baden wegen der Landeshoheit über
das Klostergebiet, doch kam ein seit 1721 deswegen vor dem Reichskammergericht
geführter Prozess nicht mehr zu Ende. 1803 fiel S. an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Harbrecht, A., Die Reichsabtei
Schwarzach, (in) Die Ortenau 31-37 (1951-1957).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses
den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der
Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen
ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches
Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht
durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach
dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben
gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und
Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit
auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner wurde ein einem
Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von Österreich aus dem
Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf Kloster Einsiedeln
gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15. 11. 1315 bei
Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und Unterwalden
(Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses, Swicenses,
Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren Bund. 1318
begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der Reichsvogt
seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die freie
Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt gewordene Bern
(achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte, Bezeichnung als Orte
seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels erneut
geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens
entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als Untertanenland
einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin
aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten
Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol
der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit
die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff.
1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der
Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich
binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen
sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort
aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von
Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft
mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei
und Stadt Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift
Basel [1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem
betreffenden Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von
Basel angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert
überwiegend eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete
wie die ihnen gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798
griff auf Ruf der Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und
errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone.
Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich,
das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon
am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt
Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde
verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813
ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von
Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift
Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone
auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten
lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S.
zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die
Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem
insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S. verfassungsrechtlich
aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die Verfassung überarbeitet (z.
B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E., Geschichte
der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres, e 1974; Im
Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H.
C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun,
R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H.,
Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung
Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
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Söflingen (Reichsabtei).
1258 verlegte ein um 1237 in Ulm gegründeter Klarissenkonvent seinen Sitz nach
S. Die Vogtei über dieses vor allem von den Grafen von Dillingen rasch Güter
erwerbende Kloster gab Kaiser Karl IV. 1357 an die Reichsstadt Ulm. Nach langen
Auseinandersetzungen löste die Abtei 1773 durch Güterabtretungen die Rechte
Ulms ab und wurde reichsunmittelbar. Seit 1775 gehörte die Äbtissin des den
Bettelorden zuzurechnenden Klarissenklosters zu den schwäbischen Prälaten der
geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum schwäbischen Reichskreis.
Das Gebiet der Abtei umfasste 2 Quadratmeilen bzw. rund 110 Quadratkilometer
mit 4000 Einwohnern. Dazu gehörten die Orte S., Harthausen, Ermingen, Eggingen,
Schaffelkingen, Burlafingen und einzeln stehende Häuser und Höfe. 1802 kam es
an Bayern, 1810 (bis auf Burlafingen) an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552 II a 36, 22; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miller, M., Die
Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei Ulm im Spätmittelalter,
1940; Frank, K., Das Klarissenkloster Söflingen, 1980.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Solms-Hungen (Grafen). Hungen bei Gießen, an
der alten Straße durch die kurzen Hessen gelegen, wird 782 als Houngen/Hoingen
erstmals in einer Gabe König Karls des Großen an die Reichsabtei
Hersfeld erwähnt. Im 14. Jahrhundert gewannen die Herren von Falkenstein als
Vögte Hersfelds die Herrschaft. 1418/1419 fiel Hungen beim Aussterben der
Herren von Falkenstein an die Grafen von Solms. Von 1602 bis 1678 herrschte
dort die von Solms-Braunfels abgespaltete Linie S., die von Solms-Greifenstein
und Solms-Braunfels beerbt wurde. 1806 kam Hungen an Hessen-Darmstadt.
L.: Das Buch der Stadt Hungen, 1961.
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Stablo (Fürstabtei, Residenz des
Fürstabts), frz. Stavelot. Kurz vor 650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der
heilige Remaclus unter Ausstattung durch den merowingischen Hausmeier Grimoald
und König Sigibert III. die Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei Lüttich.
Sie war von Anfang an durch Personalunion mit dem ebenfalls von Grimoald (auf
Königsgut) gestifteten Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort eines
geschlossenen Herrschaftsgebiets. Als gefürstete Reichsabtei
nahm sie seit dem 12. Jahrhundert eine bedeutende Stellung im Reich ein. Sie
gewann (wie Malmedy) Sitz und Stimme im Reichstag und später im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Das Gebiet beider Abteien umfasste
das Fürstentum Stablo mit den Klöstern und Städten Stablo und Malmedy und die
Grafschaft Logne mit dem Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir.
1794 verloren beide Abteien die Reichsunmittelbarkeit. Mit ihrem Gebiet (17
Quadratmeilen) kam die Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10. 1795 an Frankreich, das
sie 1796 mit Malmedy aufhob. 1815 fiel Malmedy an Preußen, S. an die
Niederlande und 1830 an Belgien. Malmedy kam am 24. 7. 1920/20. 9. 1920 nach
Volksabstimmung an Belgien, war aber von 1940 bis 1945 von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Étude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’église abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la
Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P.,
Stablo, LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Tegernsee (Reichsabtei).
746 (oder um 760) gründete das bayerische Adelsgeschlecht der Huosi die
Benediktinerabtei T. (Tegarinseo) am Tegernsee, von der aus das Alpenvorland
christianisiert wurde. 788 kam T. an den fränkischen König. Nach dem Verlust
vieler Güter an Herzog und Adel und dem Verfall infolge der Ungarneinfälle
erfolgte unter Kaiser Otto II. 978 eine Neugründung, die sich den Ideen der
Gorzer Reform anschloss und eine eindrucksvolle Blütezeit erlebte (Ruodlieb,
Ende des 11. Jahrhunderts). Unter Heinrich IV. wurde T. Reichsabtei. Im 13./14. Jahrhundert sank T. zu einem Adelskloster
herab.Im 15. Jahrhundert ging die Reichsunmittelbarkeit durch Verzicht
zugunsten Bayerns verloren. 1803 wurde T. säkularisiert und die Bibliothek nach
München gebracht.
L.: Geiger, S., Tegernsee, ein Kulturbild, 1936; Hartig, M., Die
Benediktinerabtei Tegernsee 746-1803, 1946; Die Traditionen des Klosters
Tegernsee 1003-1242, hg. v. Acht, P., 1952; Ruppert, K., Das Tegernseer Tal,
1962; Angerer, J., Die Bräuche der Abtei Tegernsee, 1968; Flohrschütz, G., Die
Dienstmannen des Klosters Tegernsee, Oberbayerisches Archiv 112 (1988);
Störmer, W., Tegernsee, LexMA 8 1996, 524; Die Tegernseer Briefsammlung des 12.
Jahrhunderts, hg. v. Plechl, H., 2002; Buttinger, S., Das Kloster Tegernsee und
sein Beziehungsgefüge im 12. Jahrhundert, 2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et
Tassis. Die ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte,
dann nach der Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis)
bei Bergamo angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello
bei Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck
nach Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der
Posten Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent
Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von
König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis
1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters bekommen hatte und die 1615 mit
dem erblichen Reichspostgeneralat betraut worden war, erhielt von König Philipp
IV. von Spanien 1635 das Recht der Führung des Titels und Wappens der Grafen de
la Tour et Valsassina und 1649 in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung
zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie
erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal
erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1624 in den
Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme
1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden und siedelte
1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats beim Reichstag
nach Regensburg (1748). Neben reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des
erheirateten und später an die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren)
kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen
Reichskreis hatte sie seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von
80000 Reichstalern. 1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten
Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des
schwäbischen Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten,
erhielt dafür aber am 25. 2. 1803 durch § 13 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt Buchau, die Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal),
Neresheim, das zu Salem gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg
und den Weilern Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen und Stetten und die
Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit insgesamt 530
Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit
Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs
und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die
Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie
die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899
erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz
der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von
Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die
Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus Thurn und
Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemberg. LG. 13 (1954); Thurn und
Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren,
2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867, Archiv für dt.
Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen
Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980;
Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996, 515f.;
Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn und
Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und Taxis,
2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Trier (Erzstift, Kurfürstentum,
Residenz des Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen
im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt
Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica.
275 n. Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem
von Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt
nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius).
475 wurde sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz
umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen
Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902
erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane
Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von
Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er
einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter
im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt
Maximin vor T. 1197 verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die
Hochstiftsvogtei. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der
Kurfürsten aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang
es, eine Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und
dem mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard
und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452
Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion)
erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in
T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern.
1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die
rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam
hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln,
1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder
1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich
1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der
Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der
Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt
des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971);
Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982;
Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas
(1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im
16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier
im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur
Territorial- und Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis
zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte
im Erzstift Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421,
1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P.,
Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Trier, Sankt Maximin (Reichsabtei) s. Sankt Maximin (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vils (Herrschaft). Das Tal V. mit dem
Ort V. (1200 Filis) bildeten eine aus der Grafschaft Keltenstein ausgeschiedene
Hofmark der Reichsabtei Kempten. Diese belehnte
um 1270 die Herren von Hohenegg. 1408 ging die Lehnshoheit von Kempten an
Habsburg über. 1594/1671 starben die Herren von Hohenegg aus. Von 1805/1806 bis
1816 kam V. vorübergehend zu Bayern, dann wieder an Österreich.
L.: Wolff 37; Stolz, O., Geschichte der Stadt, Vils, 1927; Bitschnau, M. u. a.,
Vilseck, Tiroler Burgenbuch, Bd. 7 1986, 307-316.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In der ersten Hälfte des 10.
Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen ein Frauenkloster neben
dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem Brand von 1053 wurde die
Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster auf den Martinsberg
verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche aus dem
oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und Kloster an
die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich begabte
Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter König
Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die den
Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit Österreich,
das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine
Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem größten Teil seines
Gebiets unter der Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen
Reichskreis hatte und dem die freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die
Herrschaften Brochenzell und Liebenau, die Gerichte Ausnang (Auswang) und
Waldhausen (Unterwaldhausen), die Ämter Hagnau, Hasenweiler, Esenhausen,
Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute, Aichach, Bergatreute, Schlier, Bodnegg,
Karsee, die Zehntämter jenseits und diesseits der Schussen und das Priorat Hofen
am Bodensee mit 1227 Gütern und Höfen in verschiedenen Ämtern, insgesamt 6
Quadratmeilen bzw. 320 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000 Einwohnern
und 120000 Gulden Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg
säkularisiert und fiel 1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an
Württemberg. 1865 wurde der Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über
Württemberg gelangte W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien
des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810,
1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und
Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters
Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration,
Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei
Weingarten von 1567 bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus
Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974;
Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U.,
Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und
Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau
und Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Weißenau(, Weissenau) (Reichsabtei). Die seit 990 bestehende Einsiedelei W.
wurde 1145 unter Mitwirkung des welfischen Ministerialen Gebizo von Bigenburg
(Bisenberg) zu einer Prämonstratenserpropstei und 1257 zur Abtei erhoben. 1164
nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Kloster unter seinen Schutz und legte
damit den Grund für die Reichsunmittelbarkeit. Die hohe Gerichtsbarkeit übte
die Landvogtei Schwaben Österreichs aus. 1760 erwarb die dem schwäbischen
Prälatenkollegium des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis angehörige Reichsabtei die hohe Obrigkeit über das Klöster und
drei Dörfer. 1802/1803 kam W. durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet an die Grafen von Sternberg
(Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg. 1835 wurde es von Württemberg
durch Kauf erworben. 1951/1952 fiel es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 II a 36, 10; Wallner 689 SchwäbRK 85; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit
Königtum, Adel und Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von
Weingarten, Weißenau und Baindt, 1986.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Werden (Reichsabtei,
Residenz des Reichsabts). Um (791 bzw.) 800 gründete der heilige Liudger in
Nachfolge des angelsächsischen Missionars Suitbert (um 700) in W. (loco
Werithina) an der Ruhr auf Eigengut eine Kirche. Wenig später entstand hier ein
bedeutendes Benediktinerkloster, das in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts
(877) durch Übertragung an das Reich überging (877 Immunität). 931 gewann es
das Recht der freien Abtwahl, 974 Marktrecht und Münzrecht. 1198 wurde der Abt
Fürst (princeps) genannt. Die Abtei bildete auf der Grundlage reicher Güter und
Nutzungen am Rhein, in Sachsen und Friesland (aufgezeichnet in den Werdener
Urbaren), deren Vögte im 11. Jahrhundert die Grafen von Berg, seit 1334 die
Grafen von der Mark, seit 1401 die Herzöge von Kleve-Mark und seit 1648 die
Markgrafen von Brandenburg waren, allmählich ein kleines Herrschaftsgebiet um
W. aus. Vom 16. Jahrhundert an gehörte sie zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1803 wurde sie mit 2,5 Quadratmeilen Gebiet säkularisiert und kam
an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334; Zeumer 552 II a 37, 5; Wallner 794 WestfälRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft
Werden, 1900; Die Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R./Körholz, F.,
Bd. 1ff. 1902ff.; Körholz, F., Abriss der Geschichte des Stifts Werden, 1925;
Elbern, V., St. Liudger und die Abtei Werden, 1962; Brand, J., Geschichte der
ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit von 1806-1813
unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und
Verwaltung, 1971; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 177; Stüwer, W., Die Reichsabtei Werden an der Ruhr, 1980; Seibert, H.,
Werden, LexMA 8 1996, 2196f.; Das Jahrtausend der Mönche, hg. v. Gerchow, J.,
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 699 (Werden und Helmstedt), 1, 2, 622; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 666.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zürich (Reichsstadt). Am Ort des
römischen Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große neben einem
Königshof das Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König Ludwig der
Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster
(Frauenmünster). Die Reichsvogtei (Kastvogtei) hierüber kam 1098/1173 als Erbe
der Grafen von Lenzburg (10. Jahrhundert) an die Herzöge von Zähringen. Mit
deren Aussterben 1218 erlangte Z. Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König
Rudolfs von Habsburg unterwarf Z. den umwohnenden Adel. Am Ende des 13.
Jahrhunderts brachte es das Fraumünster (Frauenmünster) und das Großmünster
unter seine Herrschaft. 1291 schloss es ein erstes Bündnis mit Uri und Schwyz.
Von 1313 bis 1336 verband es sich mit den Habsburgern. 1351 schloss es sich der
Eidgenossenschaft der Waldstätte an. Bald wurde es, begünstigt durch die Lage
an der Straße vom Sankt Gotthard nach Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bereits im 14. Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet am Zürichsee (Wädenswil 1342, Zollikon 1358, Küsnacht am
Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil] 1385). Zwischen 1400 und 1415 erwarb es die
Herrschaften am See Greifensee (1402), Grüningen (1408), Regensberg (1409), die
Reichsgrafschaft Kiburg (Kyburg) (1424/1452) und ein Stück des östlichen
Aargaus (Freiamt, Kelleramt, Steinhausen [1415], Andelfingen [1434]). In der
Reichsmatrikel von 1521 wurde es nicht mehr geführt. Unter Zwingli setzte sich
seit 1523 die Reformation durch. 1648 erlosch die Reichszugehörigkeit mit der übrigen
Eidgenossenschaft der Schweiz. Seit 1712 übernahm Z. zusammen mit Bern wieder
die 1531 verlorene Führung der Eidgenossenschaft. S. Zürich (Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli,
J., Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Teile 2. A.
1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.;
Dändliker, K., Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Bd. 1ff. 1908ff.;
Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, 1932;
Weiss, L., Verfassung und Stände des alten Zürich, 1938; Largiadèr, G.,
Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1943 ff; Kunz, E., Die
lokale Selbstverwaltung in den zürcherischen Landgemeinden im 18. Jahrhundert,
Zürich 1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich,
1951; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31,
32, Zurihgouwe, pagus Thuregum, Duricinum, Turegia provincia, ‚Zürichgau‘;)
Karte des Kantons Zürich aus dem Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger,
H. C., hg. v. Imhof, E./Winkler, E., 1967; Raiser, E., Städtische
Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil. Hamburg 1969; Plattner, A., Die
Herrschaft Weinfelden, 1969; Vogt, E./Meyer, E./Peyer, H. C., Zürich von der
Urzeit zum Mittelalter, 1971; Dietrich, C., Die Stadt Zürich und ihre
Landgemeinden während der Bauernunruhen von 1489 bis 1525, 1985; Zürich.
Geschichte einer Stadt, hg. v. Schneebeli, R., 1986; Geschichte des Kantons
Zürich, Bd. 1 1995; Hürlimann, K., Zürich, LexMA 9 1998, 790; Kleine Zürcher
Verfassungsgeschichte 1218-2000, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich 2000;
Koch, B., Neubürger in Zürich, 2002; Vonrufs, U., Die politische Führungsgruppe
Zürich (1450-1489), 2002; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel und
Rechtsordnung, 2005; Die Entstehung der neuen Zürcher Kantonsverfasssung, 2006;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
261. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei, Residenz). Am Ort des römischen Turicum
gründete Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei
Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der Vogtei der
Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin. Am Ende des 13.
Jahrhunderts geriet die Abtei unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zwiefalten (Abtei, Reichsabtei).
1089 wurde die zunächst für Altenburg am Neckar geplante Benediktinerabtei Z.
bei Reutlingen unter Hirsauer Einfluss von den papsttreuen Grafen Kuno (Cuno)
und Luitold (Liutold) von Achalm gegründet. Die Vogtei kam von den Stiftern
über mehrere Inhaber (1093 Welfen, Staufer, Grafen von Hohenberg, Herren von
Emerkingen und von Stein) 1303 an Österreich (Habsburg), 1365 als Lehen sowie
1491 endgültig an Württemberg. Durch zahlreiche Gaben gewann Z. viele Güter (in
29 Orten, Urbar 1425, 800-1180 Hufen) einschließlich der Herrschaft über 26
(bzw. 35) Dörfer (weitere Rechte in 93 Orten). 1751 erlangte die Abtei nach
erfolgreicher Abwehr (1491, 1535, 1570) der Eingliederungsversuche Württembergs
und Zahlung von 210000 Gulden sowie Abtretung dreier Dörfer an Württemberg die
Reichsunmittelbarkeit. Sie war Mitglied im schwäbischen Prälatenkollegium und
beim schwäbischen Reichskreis. Bis zur Säkularisation gehörten ihr die Dörfer
Aichelau, Aichstetten, Attenhöfen (Attenhofen), Baach, Bechingen, Daugendorf,
Dürrenwaldstetten, Emeringen, Gauingen, Geisingen, Gossenzugen, Hochberg,
Huldstetten, Ittenhausen, Kirchen (Kirchheim), Lauterach, Mörsingen, Neuburg,
Oberstetten, Oberwilzingen, Offingen, Pfronstetten, Reichenstein, Sonderbuch,
Tigerfeld, Upflamör, Wilsingen, Zell, die Schlösser Mochental (Mochenthal) und
Ehrenfels sowie viele einzelne Höfe, Häuser und Gefälle in fremden Gebieten und
das Benediktinerinnenkloster Mariaberg bei Gammertingen. 1803 fiel sie mit 3,3
Quadratmeilen bzw. 38 Quadratkilometern und 8000 bzw. 4800 Einwohnern an
Württemberg und wurde aufgehoben. Über Württemberg gelangten die Güter
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Zeumer 552 II a 36, 15; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Zürcher, R./Hell, H., Zwiefalten, 1967;
Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Setzler, W., Kloster
Zwiefalten. Eine schwäbische Benediktinerabtei zwischen Reichsfreiheit und
Landsässigkeit, 1979; Quarthal, F., Kloster Zwiefalten zwischen Dreißigjährigem
Krieg und Säkularisation, Monastisches Leben und Selbstverständnis im 6. und 7.
Saeculum der Abtei, 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, hg. v. Pretsch, H.,
1990; Eberl, I., Zwiefalten, LexMA 9 1998, 733; Weingarten, H., Herrschaft und
Landnutzung, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)