Suchtext: Herzöge

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Allerdings gliederten bereits die Enkel Karl des Großen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das Gallorömer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen, Thüringer Bayern, Langobarden und Italoromanen einschließende, mit Hilfe von Herzögen in Herzogtümern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im östlichen Teil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor allem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen) vereinigt, welche die (germanisch/)germanistische Volkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot Volk) verwendeten und sich dadurch von den (französischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im Süden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht, Trier und Metz ausgedehnt. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Im Inneren dieses im Umherziehen von Pfalz zu Pfalz regierten Reiches war der König vielfachen Schwierigkeiten durch seine von ihm belehnten Herzöge (etwa von Franken, Schwaben, Bayern oder Sachsen) und Grafen ausgesetzt. Deswegen gingen die Ottonen und die ihnen 1024 folgenden fränkischen Salier dazu über, Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte in ihr Herrschaftswesen einzubeziehen (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Hieraus erwuchs am Ende des dadurch hervorgerufenen zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. zum Ausbruch gekommenen Investiturstreites um die Besetzung der kirchlichen Ämter (1075-1122) die bedeutsame Erscheinung der zahlreichen geistlichen, dem König unmittelbar verbundenen Fürstentümer des deutschen Reiches. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

9. Obersächsischer Reichskreis: Sachsen (kursächsische Lande), Mark Brandenburg, Lande der Herzöge zu Sachsen ernestinischer Linie: Fürstentum Sachsen-Weimar, Fürstentum Sachsen-Eisenach, Fürstentum Sachsen-Coburg, Fürstentum Sachsen-Gotha, Fürstentum Sachsen-Altenburg, Lande der Fürsten von Hatzfeld, Fürstentum Querfurt, Herzogtum Pommern schwedischen Anteils, Herzogtum Pommern preußischen Anteils, Fürstentum Cammin bzw. Kammin, Fürstentum Anhalt, Abtei Quedlinburg, Abtei Gernrode, Stift Walkenried, Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, Grafschaft Mansfeld, Grafschaften Stolberg und Wernigerode, Grafschaft Barby, Herrschaften der Grafen von Reuß, Herrschaften der Grafen von Schönburg, Grafschaft Hohnstein nebst den Herrschaften Lohra und Klettenberg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Der Kaiser, als Erzherzog zu Österreich: für Steiermark eine, für Krain eine, für Kärnten eine und für Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der Kurfürst von der Pfalz, als Herzog von Bayern: für das Herzogtum Berg eine, für Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, für Niederbayern eine und für Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der König von Preußen, als Herzog von Magdeburg: für Erfurt eine und für das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der Kurerzkanzler bzw. Kurfürst (von Mainz) Reichserzkanzler: für das Fürstentum Aschaffenburg eine (1 Stimme); der Kurfürst von Sachsen: als Markgraf zu Meißen eine, für die Burggrafschaft Meißen eine und für Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der Kurfürst von Sachsen, wechselweise mit den Herzögen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: für Thüringen eine (1 Stimme); der König von England, als Herzog von Bremen: für Göttingen (Braunschweig-Göttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: für Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: für Bruchsal anstatt Speyer eine, und für Ettenheim anstatt Straßburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Württemberg: für Teck eine, für Zwiefalten eine und für Tübingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der König von Dänemark, als Herzog von Holste(in) für Plön eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: für das Herzogtum Westfalen eine und für Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: für Fritzlar eine und für Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: für den Breisgau eine und für die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: für Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der Fürst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der Fürst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der Fürst von Fürstenberg: für Baar und Stühlingen eine (1 Stimme); der Fürst von Schwarzenberg: für Klettgau eine (1 Stimme); der Fürst von Thurn und Taxis: für Buchau eine (1 Stimme); der Fürst von Waldeck eine (1 Stimme); der Fürst von Löwenstein-Wertheim eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der Fürst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der Fürst von Kaunitz: für Rietberg eine (1 Stimme); der Fürst von Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz eine (1 Stimme); der Fürst von Leiningen eine (1 Stimme); der Fürst von Ligne: für Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz bzw. Looz-Corswarem: für Wolbeck eine (1 Stimme). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft). A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt (Abensberch). Seit dem 12. Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause der Babonen. Sie sind zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der unteren Altmühl begütert und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen. 1247 kam es nach dem Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die Herrschaften A. und Altmannstein. 1485/1486 gelangte die reichsunmittelbare Herrschaft A. mit dem Tod des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen zur Münchener Linie der Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die Gerichte A. und Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden.
L.: Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich, A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001), 693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 539. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Aerschot (Herzogtum), Aarschot. Das 1612 aus dem Erbgut der Herzöge von Croy an Arenberg gekommene Herzogtum A. in Brabant gehörte zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 14. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Allstedt (Pfalz). In A. bei Sangerhausen, aus dem schon Karl der Große den Zehnten an Hersfeld gab und das am Ende des 9. Jahrhunderts an die Liudolfinger gekommen sein dürfte, befand sich in ottonischer und salischer Zeit (935 Altsteti) eine Pfalz mit zugehörigem Reichsgut. Sie wurde von Ludwig dem Bayern an die Grafen von Anhalt bzw. die Grafen von Mansfeld als Reichslehen ausgetan. Von Karl IV. wurde sie als Kern der Pfalzgrafschaft Sachsen 1363 an die Askanier (Herzöge von Sachsen) gegeben, von denen sie 1423 an die Wettiner (seit 1554 endgültig an die ernestinische Linie) fiel. Von 1369 bis 1469 war A. an die Herren von Querfurt, von 1526 bis 1575 an die Grafen von Mansfeld weiterverliehen. Von 1741 bis 1920 war es bei Sachsen-Weimar, danach bei Thüringen. 1945 gelangte es zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 396; Hartung, E., Die äußere Geschichte des Amtes Allstedt 1496-1575, 1931; Facius, F., Allstedt 1935; Grimm, P., Deutsche Königspfalzen 1965, 2, 277ff.; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 1ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Alpirsbach (Kloster). 1095 wurde an der oberen Kinzig das Benediktinerkloster A. gegründet. Vögte waren seit etwa 1400 die Grafen, später die Herzöge von Württemberg. 1559 wurde die Reformation eingeführt und das Klosteramt zum evangelischen Kirchengut gezogen, 1810 auf die angrenzenden weltlichen Ämter verteilt. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Schmidt, R., Kloster Alpirsbach, 1965; Alpirsbach, hg. v. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, 2001. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Altenkirchen (Amt). A. im Westerwald an der Trennung der Straßen Köln-Frankfurt und Köln-Leipzig wurde wohl in fränkischer Zeit gegründet und erscheint 1131 anlässlich einer Gabe an das Kassiusstift in Bonn erstmals. Im 12. Jahrhundert ist es in den Händen der Grafen von Sayn. Seit dem 15. Jahrhundert war es gelegentlich Amtssitz, seit 1662 Sitz der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, die 1741 den Herzögen von Sachsen-Eisenach, dann bis 1791 den Markgrafen von Ansbach, bis 1802 Preußen, bis 1815 Nassau (Nassau-Usingen)und dann Preußen gehörte. 1946 kam A. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Rausch, J., Geschichte des Kreises Altenkirchen, 1921; Beiträge zur Wirtschafts-, Sozial- und Zeitgeschichte des Kreises Altenkirchen, hg. v. d. Kreisverwaltung Altenkirchen, 1980; Hanke, E., Altenkirchen/Westerwald, 1988. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Altensteig (Herrschaft). A. bei Calw wird erstmals um 1085 genannt (Aldunsteiga). Es gehörte seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts zur hohenbergischen Herrschaft Wildberg, von der es 1355 bei einer Güterteilung als eigene Herrschaft abgetrennt wurde. Die Stadt ist eine Gründung der Grafen von Hohenberg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. 1398 kam A. durch Kauf von Hohenberg zur Hälfte, wenig später ganz an die Markgrafen von Baden, 1603 durch Kauf an die Herzöge von Württemberg (bis 1811 Amt). Von 1945 bis 1952 gehörte das Gebiet zu Württemberg-Hohenzollern, danach zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Böhmler, H., Geschichte von Altensteig-Stadt, Altensteig-Dorf und dessen Filialorten Zumweiler, Heselbronn und Lengenloch, 1911; 700 Jahre Stadtgeschichte Altensteig, 1987. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Amelungsborn (Kloster). Um 1129/1135 stiftete der Graf von Northeim-Boyneburg (Northeim-Bomeneburg) am Südrand des Odfeldes das Zisterzienserkloster A. bei Holzminden. Es war Mutterkloster von Riddagshausen und Doberan, von denen wiederum Isenhagen-Marienrode, Wilhelmshausen (Walshausen), Dargun und Pelplin ausgingen. Vor allem durch die Edelherren von Homburg und die Grafen von Everstein erhielt es viele Güter zwischen Weser und Leine (Allersheim, Schnettinghausen [Schnedinghausen], Erzhausen, Bruchhof), aber auch in Mecklenburg (in Satow und Dranse). Die mecklenburgischen Güter gingen im 14. Jahrhundert verloren. Im 16. Jahrhundert geriet das Kloster unter die Abhängigkeit der Herzöge von Braunschweig, die 1568 die Reformation einführten. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Heutger, N., Das Kloster Amelungsborn im Spiegel der zisterziensischen Ordensgeschichte, 1968. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um 1060 Andehsa Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt) am Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee (Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn, die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12. Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech, Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11. Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits gewann Graf Otto I. ( 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G., Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K., Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30 (1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1 1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994; Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka, E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei, Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien, Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag, unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der deutschen Herrschaft in Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter Kärnten befreit. Heinrich IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum), Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat es alle weltliche Herrschaft an Venedig ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf Drängen Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752 durch die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del patriarcato d
Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H., Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese 1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge). Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129 erschließbare, erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von A.) nannte, die an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich begütert war und zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf an den Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren Güter kamen durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der Mark, welche die zweite Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter in Belgien, den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere Linien (Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A. durch Heirat der Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie Barbançon der 1480 Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und in den Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafschaft) erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die Herrschaft Enghien und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese dritte Linie für Treue zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis angehörige Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803 wurde sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei die Souveränität auch über das Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu, H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen Hauses Arenberg, 1942; Gauß
sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt 1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Arenberg, Aremberg (Herzogtum). Die Herzöge von A, wurden 1803 für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an Frankreich mit Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76000 Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A. gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei auch die Souveränität über das Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu, H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen Hauses Arenberg, 1942. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Artois (Gau, Grafschaft). Das Gebiet um Arras zwischen Picardie und Flandern kam 932 von fränkischen, in Arras sitzenden Grafen an die Grafen von Flandern und 1180/1191 als Mitgift Elisabeths von Hennegau bei ihrer Verheiratung mit König Philipp II. August an Frankreich, welches das A. 1237 in verändertem Umfang zugunsten einer Nebenlinie zur Grafschaft erhob, die es nach dem Rückfall (1362) 1384/1385 an die Herzöge von Burgund ausgab. 1477 fiel es als burgundisches Erbe an Habsburg, blieb aber zwischen Frankreich und Habsburg umstritten. Später wurde es Teil der habsburg-spanischen Niederlande. 1659 musste es teilweise, 1678 vollständig Frankreich überlassen werden.
L.: Wolff 64; Großer Historischer Weltatlas III 2 (1519-56) C3; Dhondt, J., Les origines de la Flandre et de l
Artois, Arras 1944; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18 Atrebatensis; Lestocquoy, J., Histoire de la Flandre et de lArtois, 2. A. Paris 1966; Histoire des Pays-bas français, hg. v. Trenard, L., 1972; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972 24 ; Fossier, R., Artois, LexMA 1 1980, 1072f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G., Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12; Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg 1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2, 1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 19. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Asti (Stadtkommune). Dem antiken Hasta folgte A. am Tanaro, das seit dem 10. Jahrhundert vom Bischof von A. beherrscht wurde, danach sich aber von dieser Herrschaft löste (bürgerliche Magistratur 1095 bezeugt). Im 13. Jahrhundert konnte A. seine Macht vergrößern. 1312 unterwarf es sich Robert von Anjou. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel kam es 1387 an die Herzöge von Orléans, danach an Frankreich, 1529 an Spanien (Karl V.) und 1575 an Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Vergano, L., Storia di Asti, Bd. 1ff. Asti 1951ff.; Bordone, R., Asti, LexMA 1 1980, 1129f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Auersperg (Reichsfreiherren, Reichsgrafen, Reichsfürsten). Nach A. nannte sich ein seit 1220 als Ministeriale der Herzöge von Kärnten bezeugtes Geschlecht in Krain. In der Mitte des 15. Jahrhunderts teilte es sich in zwei Hauptlinien. 1530 wurde es in den Reichsfreiherrenstand, 1630 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1653 erhielt der jüngere Zweig der älteren Linie den Reichsfürstenrang und 1654 für die erworbenen schlesischen Herrschaften Münsterberg und Frankenstein den Titel Herzog von Münsterberg. Die Herrschaft Tengen wurde 1664 zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, die zwar vorderösterreichischer Landstand war, zugleich aber Sitz und Stimme im schwäbischen Reichskreis gewährte. 1791 wurden die Güter in Schlesien an Preußen verkauft. Danach erhielten alle Mitglieder der Familie vom Kaiser den Reichsfürstenrang, der jeweilige älteste aber den Titel eines Herzogs von Gottschee, das 1604 erworben worden war.
L.: Zeumer 553 II b 53; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Auschwitz (Herzogtum), poln. Oświęcim. A. bei Krakau war Hauptstadt des vor 1327 durch Teilung Teschens entstandenen, 1327 unter die Lehnshoheit Böhmens gelangten Herzogtums A. 1457 wurde es an Polen verkauft. 1521 starben die Herzöge von Auschwitz-Zator aus. 1772/1773 fiel A. mit Galizien an Österreich und gehörte seit 1818 zum Deutschen Bund. 1920 kam es an Polen zurück.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Pelt, R. van/Dwork, D., Auschwitz, 1998. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Baar (Gau, Landgrafschaft). Die seit dem 8. Jahrhundert urkundlich erwähnte B. (Name nicht sicher erklärt) ist die Landschaft an der obersten Donau zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Schon im 6. Jahrhundert bestand ein B. genanntes Herrschaftsgebiet, das nach Osten über die heutige B. bis über den Bussen hinausreichte und von dem Geschlecht der Bertholde beherrscht wurde (z. B. 763 Perahtoltespara [Bertoldsbaar], daneben Folcholtsbaar oder Albuinsbaar, zu bar, Abgabe?). Sein Kern, die heutige B., fiel 973 an die Zähringer. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 erscheint 1264 als Landgraf in der B. der Edelfreie Konrad von Wartenberg, dessen Familie die Landgrafenwürde bis 1302 innehatte. Seit 1304/1307 ist die Würde eines Landgrafen in der B. mit den Grafen bzw. Fürsten von Fürstenberg, den Allodialerben der Herzöge von Zähringen, verbunden. Hauptsächlicher Inhalt dieser Stellung dürfte die Innehabung des seit dem Ende des 14. Jahrhunderts belegten Landgerichts gewesen sein. 1318 erbten die Grafen von Fürstenberg auch die wartenbergischen Güter, verloren aber 1305 Bräunlingen und Villingen an Habsburg. 1403 wird dann die fürstenbergische Landgrafschaft B. genannt, 1500 auch die Landgrafschaft Fürstenberg. 1488 kam Donaueschingen, 1520/1553 Möhringen, 1537 Blumberg und 1620 Hüfingen an Fürstenberg. Bis 1744 war die B. mehrfach unter verschiedenen Linien des Hauses Fürstenberg aufgeteilt. 1806 kam die 10 Quadratmeilen große B. mit Fürstenberg an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Wallner 685 SchwäbRK 10; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 2 (Bara, Para, [Gau am Oberlauf des Neckars?], Bochingen, Villingen, Seedorf, Epfendorf, Bösingen, Zimmern (Herrenzimmern oder Zimmern ob Rottweil), Irslingen, Harthausen, Waldmössingen, Hochmössingen, Oberndorf); Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, Schriften des Vereins für Geschichte der Baar 25 (1960), 9ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 78-83, Para (Baar); Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Schäfer, V., Die Grafen von Sulz, Diss. Tübingen 1969; Lutz, U., Die Herrschaftsverhältnisse in der Landgrafschaft Baar in der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, 1979; Maurer, H., Baar, LexMA 1 1980, 1319; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 126; . (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae (220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II. (1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen Musterländle wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top. Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen, 1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester, R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G., Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001;
so geht hervor ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das Gebiet an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge von Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt, die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284 Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13. 3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde. 1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411, Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F., Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972 (masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1 (bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bar-le-Duc* (Residenz der Herzöge von Bar)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 36. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Baunach (Herren). Das 804 in einer Fuldaer Notiz genannte B. nahe der Mündung der Itz in den Main, das als Lehen Fuldas bis 1057 den Markgrafen von Schweinfurt zustand, von diesen über eine Erbtochter an die Herzöge von Andechs-Meranien und von dort ebenfalls durch Heirat 1248 an die Grafen von Truhendingen kam, war von 1135 bis 1365 Sitz der Herren von B. 1388/1390 gelangte es durch Kauf an Bamberg. Mit Bamberg fiel es 1803 an Bayern.
L.: Wolff 98; Jakob, H., Baunach - eine mittelalterliche Stadt Oberfrankens, (in) Fränkisches Land 2 (1954). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34 Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil (Oberbayern, zu dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen Teil (Niederbayern zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste 1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt (Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau (Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen Fürstentums der Jungen Pfalz (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.; Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck 1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W., Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M., Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937; Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7, 1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon, M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953; Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954); Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt, W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10. A. 1985; Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und der
östlich-merowingische Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M., 1969; Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.; Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H., Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976); Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in) FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08 bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v. Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. 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Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007; Die Regesten der Herzöge von Bayern (1180-1231), 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ob dem Gebirg mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10; Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG. 1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth, 1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Beeskow (Herrschaft). Vermutlich im Zusammenhang mit einer slawischen Burg auf einer Spreeinsel entstand in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts B. Es wurde ein Mittelpunkt der Herrschaft Beeskow-Storkow der Ministerialen von Strehla, die 1382 an die Herren von Biberstein kam. 1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen, 1518 an das Hochstift Lebus verpfändet. 1556 fiel sie an Markgraf Johann von Küstrin, 1575 an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an und stand bis 1742 unter Lehnshoheit Böhmens. S. Brandenburg.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922; Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg. v. Beck, F., 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bellinzona, mal. Bellenz (Herrschaft). B. am Tessin geht vermutlich auf ein römisches Kastell des 4. Jahrhunderts zurück. Über Ostgoten, Langobarden, Franken und die Könige von Italien kam es an die Bischöfe von Como. 1192 wurde B. von den Staufern der Stadtkommune Como unterstellt. 1350 fiel es an Mailand. 1419 wurde es an Uri verkauft, 1422 von den Herzögen von Mailand erobert. 1503 musste es nach kampfloser Besetzung (1501) an Uri, Schwyz und Nidwalden abgetreten werden, die dort eine Landvogtei einrichteten und 1798 B. bzw. 1803 Tessin die Selbständigkeit zugestanden.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F4; Bonzanigo, A., Squarci di storia bellinzonese dagli inizi dell'indipendenza cantonale, Bellinzona 1967; Meyer, W., Bellinzona, LexMA 1 1980, 1849. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Benediktbeuern (reichsunmittelbares Kloster, Residenz). B. nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht agilolfingischen Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi gestiftet. Es wurde von Karl dem Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die Hochstifte Freising und Augsburg das 954 zerstörte und 1031/1032 wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu gewinnen. 1133 sicherte der Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen von Andechs und seit 1248 die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster mit der Reichsunmittelbarkeit privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es den mit der Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang. Seit 1422 wurde es nicht mehr in der Reichsmatrikel geführt. 1803 wurde es in Bayern säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur entstehenden Landeshoheit, Diss. Berlin 1934; Mindera, K., Benediktbeuern. Kulturland und Kirchen, 1957; Jarnut, J., Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869; Hemmerle, J., Die Benediktinerabtei Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod, Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel. Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie (Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen. Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf). Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355 Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve) herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig 1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep, Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim, Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg, Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh], Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777 mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg, Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch der Code Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena (Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.; Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B., Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J. v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a., Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes, hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Berg (Herrschaft). Nach B. an der Donau bei Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den Staufern verwandt waren und im 12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen von Böhmen, Mähren und Polen verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212 Burgau zu Lehen und übertrug hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen (von Ronsberg). Diese Linie starb 1301 aus. Von der 1346 aussterbenden Hauptlinie der Grafen von Wartstein erwarb Österreich 1343 die Herrschaft B. Unter der Landeshoheit Österreichs hatten in der Landvogtei Schwaben die Grafen (Schenk) von Castell die Herrschaft. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bern (Reichsstadt, Kanton). B., dessen Name wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist, wurde 1160/1191 von Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich burgundischem, später deutschem Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der Herzöge fiel es 1218 an das Reich zurück und erlangte von Rudolf von Habsburg 1274 die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt). Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt Güter im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen, 1334 Reichsvogtei über Hasli, außerdem durch Schutzverträge 1265/1323 Interlaken, 1317 Sumiswald, 1329 Buchsee bzw. Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in einem ewigen Bund mit der innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im 15. Jahrhundert baute sie ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis zum Jurasüdfuß zum größten Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg, 1382/1384 Burgdorf und Thun, 1388 Nidau und Büren, 1400 Frutigen, 1406 Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp bzw. Oberbipp, 1415 Aargau, 1535/1536 von Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf Gex und Thonon], insgesamt 100000 Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte B. die Reformation ein. Sein Gebiet umfasste schließlich mit 13000 Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt, Aargau und Oberland an die Helvetische Republik, wurde aber deren Hauptstadt. 1814/1815 erhielt B. als Entschädigung für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt große Teile des Hochstifts Basel. Seit 1848 ist die Stadt B. Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd. 1ff. 1946ff.; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton Bern. Historische Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f., hg. v. Zinsli, P. u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit 1798, Bd. 1ff. 1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen Bern, 1994; Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R., 2003; Studer Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Birkenfeld (Herzogtum, Kanton, Fürstentum). B. im Nahetal erscheint 981 erstmals. Seit dem 13. Jahrhundert war es Vorort der Hinteren Grafschaft Sponheim. Von 1569/1584 bis 1720/1734 war es Sitz der Linie Pfalz-Birkenfeld der Herzöge der Pfalz (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1776 kam es an die Markgrafen von Baden-Baden. 1798 wurden unter der Verwaltung Frankreichs die Kantone B., Baumholder und Grumbach geschaffen. Sie kamen durch den Wormser Traktat am 1. 7. 1816 an Preußen (Fürstentum Birkenfeld) das im Gefolge des Wiener Kongresses von 1815 durch Protokoll vom 9. 4. 1817 die Ämter B. (Kanton B.), und Teile der Kantone Herrstein, Hermeskeil, Wadern, Sankt Wendel, Baumholder und des Kantons Rhaunen (Oberstein und Nohfelden) mit einer Länge von 45 Kilometern und einer Breite von 15 Kilometern als Entschädigung an das von Napoleon 1810 annektierte Großherzogtum Oldenburg abtrat. Daraus entstand das (nicht in Oldenburg eingegliederte) Fürstentum B., das nach 1918 als Landesteil (B.) bei Oldenburg verblieb. Am 1. 4. 1937 kam es durch das Gesetz über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen (26. 1. 1937) an Preußen (Rheinprovinz, eigener Landkreis), 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
L.: Wolff 261; Baldes, H., Die 100jährige Geschichte des oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld, 1921; Baldes, H., Geschichtliche Landeskunde der Birkenfelder Landschaft, 1923; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K., 1961; Klar, H., Geschichte der Stadt Birkenfeld, (in) Birkenfeld wird Garnison, 1964, 31ff.; Brandt, H., Von der oldenburgischen Provinz zum preußischen Landkreis Birkenfeld, 1987; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Blâmont, Blankenberg bzw. Blankenburg (Herrschaft, Grafen). Der Ort B. (Blankenberg) kam im 12. Jahrhundert wahrscheinlich durch die Heirat Konrads von Salm mit Hadwid von Türkstein an die Grafen von Salm. 1225 beauftragte Heinrich II. von Salm seinen Sohn Friedrich mit der Verwaltung Blâmonts (Blankenbergs). 1247 erreichte dieser die Belehnung mit diesen Gütern durch den Bischof von Metz. Im Laufe der Zeit entstand aus der Vogtei über Güter der Abtei Senones und Metzer wie Lothringer Lehen eine reichsunmittelbare Herrschaft über rund ein Dutzend Dörfer. Ehe das Geschlecht der Grafen bzw. Herren von B. 1506 ausstarb, verkaufte Ulrich von B. 1499 eine Hälfte der Güter dem Herzog von Lothringen und vermachte ihm 1504 die zweite Hälfte. 1546 und 1561 verzichteten die Bischöfe von Metz zugunsten der Herzöge von Lothringen auf ihre Lehnsherrschaft. S. Frankreich.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 D4; Martimprey de Romecourt, E. Comte de, Les sires et comtes de Blâmont, Mémoires de la Société d'Archéologie Lorraine 1890, 76ff.; Dedenon, A., Histoire du Blamontois des origines à la renaissance, 1931; Herrmann, H., Blâmont, LexMA 2 1983, 256f.; Blâmont et les Blâmontois, hg. v. Andriot, C. u. a., 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit 1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der Reichsstifte Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg, Regenstein und Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts in der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift Halberstadt vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen. 1599 fiel das Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof von Halberstadt heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt Regenstein an den Grafen von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs. d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R., Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2 1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der 1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren Blies im Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den Grafen von Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die ihrerseits im 12. Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein (1172-1460) und Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach, Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und Verdun (Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen von B. (1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit Rainald von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es zum Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg, Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und den Herzögen von Lothringen und Grafen von Saarbrücken andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs, Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773 ihre Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern, 1919/1920 und 1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C., Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H., Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2 (1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.; Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum) zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine Sonderstellung ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische Fürst, der aus der Dynastie der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden (Przemysliden) (Herzöge von Prag) kam, vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086) den Königstitel anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber eines Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs (1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266), Kärntens und Krains (1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch noch Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437). Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des Reiches, fasste B., Mähren und Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen als die Länder der böhmischen Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344), gründete 1348 in Prag die erste Universität nördlich der Alpen und verschaffte in der Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die Kurwürde und den Vorrang unter den weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der hussitischen Bewegung erstarkte unter dem schwachen Nachfolger Wenzel das tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den Städten setzte sich die tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters beherrschte faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte Land. 1471 fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die polnischen Jagiellonen (1471-1526) und wurden mit Polen und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von Habsburg, der Schwager des letzten Königs, in starker Betonung des Rechts der freien Wahl als böhmischer König angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des evangelischen böhmischen Adels gegen das katholische Haus Habsburg, doch setzte sich Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ 1627 als Ausdruck eines strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das Reich trat zugunsten der engeren Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern zurück. 1708 wurde die seit 1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im Kurfürstenkolleg wieder zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt Prag und die Kreise Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow, Chrudim (Chrudin), Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor, Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und Beraun. 1742 musste fast ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19. Jahrhundert trat die nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei habsburgische Reformmaßnahmen das Wiedererstarken des tschechischen Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem Einfluss des Historikers Franz Palacky entstand die Forderung nach einer Neugliederung Österreichs nach Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die tschechische Nationalbewegung vom österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919 ging B. auf Grund der Stärke der tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75 Sitze der Tschechen und 55 Sitze der Deutschen im Reichsrat) in der neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die alte politische Einheit B. innerhalb der Tschechoslowakei aufgelöst. S. Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38 (1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von 1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K., Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg. v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f. bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968, hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M, hg. v. Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg, H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz, F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948, Publikationen der Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren, hg. v. Mund, G., 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Bouillon (Herrschaft, Herzogtum). B. an der Semois in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals erwähnt (Bullio). Die zugehörige, vielleicht auf einer älteren Befestigungsanlage um 1100 errichtete Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des Hauses Ardenne (Paliseul, Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth [Sensenstruth]), zu denen Reimser Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete Gottfried von B. zur Finanzierung eines Kreuzzuges die Herrschaft an das Hochstift Lüttich. Seit 1330 wurde die Herrschaft wegen des Herzogstitels des Hauses Ardenne in Lothringen in offiziellen Quellen als Herzogtum bezeichnet. Seit 1430 gewannen die Grafen von der Mark (de la Marck-Arenberg) in B. an Bedeutung. 1482 entriss der Graf von der Mark dem Hochstift Lüttich das Land und übte von 1483 bis 1529 die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser Karl V. das Herzogtum an Lüttich zurück, doch nannten sich die Grafen weiter Herzöge von B. Seit 1548 hatten die Grafen von der Mark erneut das Herzogtum inne. Ihre Rechte gingen 1591 durch Heirat an das Haus Latour d'Auvergne über. 1672 wurde B. von Frankreich erobert, 1678 aber den Latour d'Auvergne zuerkannt. 1693 kam es unter den Schutz Frankreichs, 1814/1821 als Standesherrschaft der Fürsten Rohan an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3; Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864; Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne et Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974; Petit, R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 81 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7. Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V. die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter Johanna Johanns III. ( 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430 unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit 1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse, Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick, Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F., Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ; Martens, M., L
administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33 Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60; Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age, 1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum, Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer (Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I., der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. ( 1266/1267) erwarben Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch 1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250 Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche, Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz, Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen. Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg, Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter (Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg (1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark] und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann, J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f. 1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P. W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed. Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v. Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968; Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W., Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320, 1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978, Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle, L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in) Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987); Hansische Stadtgeschichte
Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel, E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u. a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J. u. a., 2009; Winkelmann, J., Die Mark Brandenburg des 14. Jahrhunderts, 2011;Heiemann, F., Die Luxemburger in der Mark Brandenburg unter Kaiser Karl IV. und Sigismund von Luxemburg (1373-1415), 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Braunschweig-Celle (Fürstentum). Celle an der Aller wird 990 erstmals erwähnt (Altencelle). 1292 verlegte der Herzog von Braunschweig-Lüneburg die daraus vor 1249 entstandene Stadt 3 Kilometer allerabwärts. 1371 wurde Celle nach der Zerstörung der herzoglichen Burg auf dem Kalkberg in Lüneburg Sitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1569 spaltete sich die jüngere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg mit dem größten Teil des lüneburgischen Territoriums ab. Durch die Gründung des Neuen Hauses Braunschweig-Lüneburg erhielt B. das gesamte Fürstentum Lüneburg (1671 dannenbergische Ämter von Herzog Rudolf-August). Das Fürstentum umfasste die Städte Lüneburg, Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh (Rammelslohe), die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrschaftlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen (Büttlingen), Scharnebeck, Lüne, Garze (Gartze), Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem, die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Es ging 1705 bei der Vereinigung Braunschweig-Lüneburgs mit Braunschweig-Calenberg im Kurfürstentum Hannover (1692) auf. Über Hannover kam das Gebiet 1866 an Preußen und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 434ff.; Zeumer 553 II b 16; Pröve, H./Ricklefs, J., Heimatchronik der Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959; Ricklefs, J., Geschichte der Stadt Celle, 1961. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Braunschweig-Dannenberg (Fürstentum). Nach Dannenberg an der Jeetzel nannten sich seit 1158/1162 Grafen von Salzwedel, die Heinrich der Löwe als Lehnsmannen eingesetzt hatte. 1303 fielen ihre Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Nach Verpfändungen an Siegfried und Konrad von Saldern (1373-1377) und die Stadt Lüneburg (1382-1487) kam Dannenberg 1569 im Wege der Erbteilung im mittleren Haus Lüneburg an die von dem Sohn Heinrich ( 1598) Herzog Ernsts des Bekenners begründete Nebenlinie der Herzöge von Braunschweig-Dannenberg (Herzog Heinrich überließ seinem Bruder Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg die Landesherrschaft und übernahm Dannenberg und andere Gebiete). 1598 teilten seine Söhne die 1591 um Hitzacker, Lüchow und Warpke vermehrten Güter. August der Jüngere residierte zunächst in Hitzacker, erwarb 1618 das Amt Wustrow und begründete 1635 infolge des Anfalles des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel das Neue Haus Braunschweig in Wolfenbüttel, während Julius-Ernst 1636 kinderlos in Dannenberg starb. 1671 übergab Augusts Sohn Rudolf August das von August wieder übernommene Dannenberg dem Hause Braunschweig-Lüneburg in Celle (Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle). Über Hannover kam das Gebiet von B. 1866 an Preußen und 1946 zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) E2; Meyer-Seedorf, W., Geschichte der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Wachter, B., Aus Dannenberg und seiner Geschichte, 1981; Schriftenreihe des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 3; Last, M., Dannenberg, LexMA 3 1984, 544. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Braunschweig-Harburg (Fürstentum). 1142 erscheint in einer sumpfigen Niederung der Süderelbe Harburg (zu ahd. horo, Sumpf). Von 1527 bis 1642 war Harburg Sitz einer Nebenlinie des mittleren Hauses Lüneburg in Celle bzw. der Herzöge von Lüneburg-Celle. 1866 kam die 1850 rund 5300 Einwohner zählende Stadt mit Hannover zu Preußen. 1937 wurde Harburg Hamburg eingegliedert.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) D2; Wegewitz, W., Harburger Heimat, 1950. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031 Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich ( 1218), Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm ( 1215) den östlichen Teil (Lüneburg), König Otto IV. ( 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218 kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II. Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das Kind ( 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange ( 1279) wurde Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann ( 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. ( 1322), Albrecht II. ( 1318) und Wilhelm (1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. 1369) (fünfte Teilung). Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung). 1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte 1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11 1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3. A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956; Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971; Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig, Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980; Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618, 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel unterstand zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den Älteren ( 1514) das eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein, erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter der Grafschaften Hohnstein und Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis Halberstadt herrschte. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es in drei getrennten Teilen (Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim und Holzminden, Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636 fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666 begründete Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer Bedeutung aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648) D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W., Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.; Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski, U. u. a., 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369) nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002 in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861; Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist. Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G., Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper, B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins (Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983, 600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft, Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe). Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des Breisgaus bei den Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der Neuzeit aus dem B. ausschied, wurde der nördliche niedere B. als Landgrafschaft 1318 an die Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365 Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen, Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein) eigene Verwaltung (in Ensisheim) und Landstände. Im Frieden von Lunéville des Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal (Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue, Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue, Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch, Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen, Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim, Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten, Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl, Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v. Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N. u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263, Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis, Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen, Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Breitenstein (Herrschaft). Vermutlich im 12. Jahrhundert wurde die Burg B. (Altenbreitenstein) nördlich von Sulzbach-Rosenberg erbaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird Hermann von B. genannt, der Reichslehen innehatte. 1356 unterwarfen sich die Herren von B. mit ihrer bis dahin unabhängigen Herrschaft Kaiser Karl IV. bzw. den Königen von Böhmen und erhielten 1361 die Hälfte von Königstein. 1373 kam die Hälfte der Herrschaft von Karl IV. an die Herzöge von Bayern. 1571 bejahte Kaiser Maximilian II. die Unterstellung unter Bayern. 1623/1627/1666 fiel die verschuldete Herrschaft mit dem Aussterben derer von B. ganz an Pfalz-Sulzbach und mit der Pfalz an Bayern.
L.: Schwemmer, W., Die ehemalige Herrschaft Breitenstein-Königstein, 1937. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990 wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre 1000 als Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese ganz Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit seinen sehr reichen Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau, 1344 Grottkau von den Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von Böhmen abhängig. 1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft Preußens säkularisiert. S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Brieg (Fürstentum, Residenz der Piasten), poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts erkennbare B. erhielt um 1247 Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung im Herzogtum Liegnitz das Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit Böhmens. 1344 wurde Grottkau an das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B. mit Liegnitz und Wohlau vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge von Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet des Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Ohlau, Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit 1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H., Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg, 1907; Irrgang, W., Neuere Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980; Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983, 683f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 82. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Broich (Herren, freie Herrschaft). 1093 erscheinen erstmals Herren/Grafen von B., die sich nach der vielleicht in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts gegründeten Burg B. bei Mülheim nennen. Beim Aussterben ihrer Linie 1372 gingen ihre Güter an die Grafen von Limburg über. Landesherren wurden die Grafen und Herzöge von Berg, die 1377 Schloss B. in ihre Lehnsabhängigkeit brachten. Seit Ende des 14. Jahrhunderts mussten die Herzöge von Berg das Kirchspiel Mülheim an die Herzöge von Kleve und danach an das Erzstift Köln verpfänden. Köln gab seinen Pfandbesitz an Wilhelm II. von Limburg-Broich weiter. Da die Verpfändung nicht mehr eingelöst wurde, erlangten die Inhaber von Schloss B. im Kirchspiel Mülheim eine nahezu landesherrschaftliche Stellung. Die Burg B. blieb bis 1508 bei den Grafen von Limburg-Broich. Ihnen folgten die Grafen von Daun-Falkenstein und 1605 die Grafen von Leiningen-Dagsburg, die den Schutz Bergs anerkennen mussten. Seit 1766 stand die Unterherrschaft B. unter Verwaltung Hessen-Darmstadts. 1806 wurde sie dem Großherzogtum Berg eingegliedert. 1815 kam B. an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Redlich, O., Mülheim an der Ruhr. Seine Geschichte von den Anfängen bis zum Übergang an Preußen 1815, 1939; Binding, G., Die spätkarolingische Burg Broich in Mülheim an der Ruhr, 1968; Binding, G., Broich, LexMA 2 1983, 710f.; Keller, C., Die bergische Unterherrschaft Broich, Diss. Bonn 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Burgdorf wurde von den Herzögen von Zähringen gegründet und fiel 1218 an die Grafen von Kiburg (Kyburg), die es zu ihrem Sitz erhoben. Ihre Nachfolger waren die Grafen von Habsburg, von denen B. 1384 an Bern gelangte. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft). Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso ( 887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence, Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon (1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria ( 1482) gelangte das Herzogtum B. mit der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit, E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.; Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold. The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122 Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978; Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen und Herren von Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den burgundischen Reichskreis bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den Niederlanden die Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551 gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen (Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des burgundischen Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande - zum Reich bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene Besançon hinzu. 1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an Österreich, 1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der burgundische Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot) (Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant, Burgund), Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Bournonville (Fürstentum, Brabant, Burgund), Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren (Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern (Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern, Burgund), Havre (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund), Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund), Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln (Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum, Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und Taxis (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund), insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409 wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte. In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim Aussterben der Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus Lüneburg begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690 abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen. Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen, den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee, Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe, Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem, den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten, Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden, Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein, Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen, Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011 verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr bewohnte Domäne C. aus strategischen Gründen.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register 1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855, Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16. Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E., Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Cammin (Hochstift, Fürstentum), Kammin. C. (Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um 1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche ein Dom für den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140 in Wollin amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums umfasste fast ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der Neumark und der Uckermark. 1240 überließ der Herzog dem Bischof das Land Stargard, 1248 im Tausch hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne und Schildberg (Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür Kolberg. Daraufhin verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die Verwaltung des Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land Bublitz. Seit dem Eintritt Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde der Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die Reichsmatrikel aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. Nach der Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten Bischofs amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge von Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810 aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um C. (Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2, 182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R., Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A. 1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt, R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ceva (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft C. westlich von Genua stand um 1390 unter der Herrschaft der Visconti (1395 Herzöge von Mailand).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48a (1300) B/C2. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste C. liegt auf ursprünglichem Königsgut, das seit 1012 in der Hand der rheinischen Ezzonen erkennbar ist. 1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln von Königin Richenza mit Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster Saalfeld. Danach gehörte C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um 1230/1248 an die Grafen von Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen und den Ort um 1240 zur Stadt erhoben, die 1331 das Stadtrecht von Schweinfurt erhielt. 1347/1353 fiel es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu einem Vorort ausbauten und nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596) bis 1633/1638 residierte dort die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw. Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699 Sachsen-Coburg, 1735-1826 Sachsen-Coburg-Saalfeld, 1826-1918 Sachsen-Coburg und Gotha. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Fürstentum, das sich in der Hand der Herzöge von Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein), Sachsen-Coburg-Saalfeld (Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der Heide und Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter Hildburghausen, Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf [Weilsdorf] und Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen mit 75000 Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg. v. Schilling, F., Bd. 1, 2 1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J., Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur Frühgeschichte der Coburg, Jb. d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das älteste Coburger Stadtbuch, bearb. v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst, A., Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.; Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum, Fürstentum, Residenz). 815/816 gründeten die Vettern Kaiser Karls des Großen Adalhard und Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen bei Neuhaus im Solling als Propstei des westfränkischen Klosters Corbie an der Somme ein Kloster, das Kaiser Ludwig der Fromme 822 an seinen endgültigen Ort (Nova Corbeia, C., am Übergang des Hellweges über die Weser) verlegte. Durch Privilegien und Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang es rasch eine führende Rolle bei der Vermittlung der fränkischen Kultur in das neugewonnene Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen, Halberstadt und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder ein und verlor sein Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen Rest im unmittelbaren Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803 säkularisiert. Das weltliche Fürstentum mit Höxter und 16 Dörfern (5 Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000 Einwohnern) kam an den Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand 1820/1822 das Mediatfürstentum C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.) kam. 1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.; Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W., Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600. Ausstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky, H., Studien zur Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln 1968; Kaminsky, H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G., Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K., 1982; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey, hg. v. Schmid, K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA 3 1986, 295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen und ihre Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium continuatio saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H., Corvey, 1990; Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, 1992; Krüger, K., Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 119. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Crossen, Krossen (Herrschaft, Land, Residenz der Herzöge von Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung des Bober in die Oder wird 1005 erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150 kam es von Polen an das Herzogtum Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter die Oberhoheit Böhmens und damit zum Heiligen römischen Reich. Am Ende des nach dem Tode Herzog Heinrichs XI. von Glogau ( 1476), der mit Barbara von Brandenburg verheiratet gewesen war, ausbrechenden Glogauer Erbstreits gelangte 1482 das Herzogtum C. mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg und wurde damit von Schlesien gelöst. 1535 wurde es mit einem Gebiet von 30 Quadratmeilen (Stadt und Amt C., Städte Sommerfeld und Rothenburg, Stadt und Amt Züllichau) der Neumark Johanns von Küstrin eingegliedert. 1537 verzichteten die Herzöge von Münsterberg auf ihre Ansprüche als Erben von Glogau. C. wurde Lehen Brandenburgs von Böhmen. Die Markgrafen nannten sich seitdem Herzöge von Schlesien zu Crossen. 1742 endete die Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S. Brandenburg, Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des ehemaligen Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v., Chronik der Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums Crossen durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die Ewigkeit. Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei Amiens in der Picardie benannte, altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay (Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die Ehe mit Isabelle de Renty gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem (Seringheim). Von Kaiser Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde. Im 15. Jahrhundert teilte C. sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren Linie wurden 1533 Herzöge von Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge von C. 1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die jüngere Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen (Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für ihre 1801 verlorenen niederländischen Güter die Reste des ehemals hochstift-münsterschen Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000 Einwohnern als reichsunmittelbares Herzogtum C., das bei der Gründung des Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die Linie Croy-Havré (1627 Herzogtum Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815, 1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen, 1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986, 357ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Danzig (Fürsten, Freie Stadt). Die Anfänge Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980 datiert. 997 (999) wird die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von einem Flussnamen mit dem Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der Bedeutung feuchte Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name entstand aus der hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der slawischen Fürsten von D., die sich seit etwa 1234 Fürsten/Herzöge von Pomerellen (Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen zu den slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263 wahrscheinlich Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen Herzogshauses 1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309 in den Jahren 1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa 2000, um 1415 etwa 20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und unterstellte sich Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende eigene Rechte als Freie Stadt. 1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis 1557 zur Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen war unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 blieb D. unabhängig. Bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter Frieden von 1807 wurde es mit vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat unter Abhängigkeit von Frankreich. 1814 fiel es an Preußen. Am 10. 1./15. 11. 1920 wurde es, um Polen einen Zugang zum Meer zu verschaffen, mit 1966 Quadratkilometern und rund 400000 Einwohnern (davon 4 % Polen) aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und Freie Stadt unter dem Protektorat des Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem Deutschen Reich angegliedert und Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R., Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der Völkerbund und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig 1920-1939, (in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979; Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht Jahrhunderten, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18. Jahrhundert, 1986, Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der Slawischen Studien 1; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig Gdansk, 1996; Das Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Degenberg (Herren, Grafschaft). Nach der Burg D. bei Bogen nannte sich ein Ministerialengeschlecht, das nach dem Aussterben der Grafen von Bogen (1242) von den Herzögen von Bayern einen großen Teil des Bogener Erbes erhielt. 1348 wurden die Güter in die Herrschaften Degenberg, Altnussberg und Weißenstein geteilt. Bei dem Aussterben der 1465 in den Freiherrenstand erhobenen Familie fielen sie 1602 an Bayern.
L.: Bleibrunner, H., Der Landkreis Bogen, 1962. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Deggendorf (Grafen). An einem wichtigen Donauübergang bestand schon früh ein nach dem Personennamen Tekko benannter Herzogshof, der 788 Königsgut wurde. Im 10. Jahrhundert gab Herzogin Judith von Bayern den Hof an das Stift Niedermünster in Regensburg. Im 11. Jahrhundert legten daneben die Babenberger eine Siedlung an und übertrugen den Ort einer adligen Familie, die sich später Grafen von D. nannte. Diese verloren 1220 ihre Güter. Im Streit zwischen den 1242 ausgestorbenen Grafen von Bogen, den 1246 ausgestorbenen Babenbergern und den Herzögen von Bayern gewannen diese die Güter. 1255 kam D. zu Niederbayern. Von 1331 bis 1333 war es Sitz einer Linie Bayern-Deggendorf.
L.: Wolff 137; Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt Deggendorf, 1950. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dessau (Stadt, Herrschaft, Residenz). D. nahe der Mündung der Mulde in die Elbe wurde vermutlich im 7. Jahrhundert von Sorben gegründet. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts war es Stadt. Seit 1603 war es Sitz der Fürsten bzw. Herzöge von Anhalt-Dessau. S. Anhalt-Dessau, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 140. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Diepholz (Herren, Grafschaft). Edelfreie Herren von D., die aus dem Land Hadeln stammen, sind erstmals 1085 belegt. Sie erbauten zwischen 1120 und 1160 an der oberen Hunte eine 1160 erstmals bezeugte Burg, die zum Vorort ihrer von Mooren geschützten, zwischen den Hochstiften von Minden, Osnabrück und Münster gelegenen Herrschaft zwischen Wildeshausen und Bassum bzw. Levern und Rahden wurde. Wichtige Rechte gingen um 1300 von den Welfen bzw. den Askaniern sowie den Grafen von Ravensberg zu Lehen. Weitere Rechte bestanden im friesischen Küstenraum (Midlum), doch blieb das Herrschaftsgebiet insgesamt bescheiden. 1512 nahmen die Herren zum Schutz gegen Minden die Lehnshoheit des Reiches, 1531 der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg an. 1521 trugen sie das Amt Auburg im Südwesten den Landgrafen von Hessen als Mannlehen auf. 1531 erwarben sie (wohl zusammen mit der Reichslehnbarkeit) den Grafenrang. 1585 starb das Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1517 an Braunschweig-Lüneburg (bis 1665 Braunschweig-Celle, dann Calenberg), Auburg (trotz eines 1606 vor dem Reichskammergericht angestrengten, zweihundert Jahre währenden Rechtsstreits mit den Welfen) an Hessen. 1593 wurden die Welfen vom Kaiser belehnt. Die Grafschaft gehörte dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1685/1723 ging sie, um 9 (bzw. 11,5) Quadratmeilen groß, mit den Ämtern D. (mit den Vogteien Barnstorf und Drebber) und Lemförde (mit dem Flecken Lemförde und acht Dörfern) in Hannover auf (1823 zusammen mit der Grafschaft Hoya Landdrostei Hannover). 1816 kam nach Abfindung der Freiherren von Cornberg auch Auburg an Hannover. Über Hannover fiel D. 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen. S. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 11; Wallner 703 WestfälRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Moormeyer, W., Die Grafschaft Diepholz, 1938; Guttzeit, E., Geschichte der Stadt Diepholz, Teil 1 1982; Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989; Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dithmarschen (Gau, nahezu freie Bauernrepublik). Das Gebiet zwischen Elbe, Eider und Wattenmeer der Nordsee war im Frühmittelalter ein in vier Siedlungsräume gegliederter sächsischer Gau, der unter König bzw. Kaiser Karl dem Großen christianisiert wurde. Im 11. Jahrhundert (1062) kam das nach dem Personennamen Dietmar benannte, in ottonischer Zeit weitgehend sich selbst überlassene Gebiet (Thedmarsgoi) durch König Heinrich IV. unter die Herrschaft des Erzstifts Bremen. 1147 wurde es von Heinrich dem Löwen unterworfen, 1180 fiel es wieder an Bremen. Vom 13. Jahrhundert an errangen die durch die Kultivierung des Marschbodens wohlhabend gewordenen Bauerngeschlechter eine weitgehende Selbständigkeit mit eigener politischer Organisation (1448 Achtundvierziger als Vertreter der Kirchspiele, 50 Schlüter [Schließer] und 300 Geschworene zusammen als die Vollmacht, die jeweils zuletzt in Heide zusammenkam) und eigenem Landrecht (1321/1447, gedruckt 1487). 1473/1474 erhielten die Könige von Dänemark und Herzöge von Holstein D. gegen den Widerspruch der Achtundvierziger von Kaiser Friedrich III. als Lehen, wurden aber 1500 vom dithmarsischen Volksheer geschlagen. 1532 wurde die Reformation eingeführt. 1559 konnten der König von Dänemark und die Herzöge von Holstein-Gottorp (Gottorf) das Land unterwerfen. 1580/1581 wurde die nördliche Hälfte (Norderdithmarschen mit Heide) an Holstein-Gottorp (Gottorf) gegeben (herzoglicher Anteil), kam aber 1773 unter die Oberherrschaft Dänemarks, das bereits die südliche Hälfte (Süderdithmarschen, königlicher Anteil) erhalten hatte. 1866 fiel es mit Schleswig und Holstein an Preußen und kam 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 445f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E1; Adolfi gen. Neocorus, J., Chronik des Landes Dithmarschen, hg. v. Dahlmann, F., Bd. 1f. 1827, 1904, Neudruck 1927; Michelsen, A., Urkundenbuch zur Geschichte des Landes Dithmarschen, 1834; Michelsen, A., Sammlung altdithmarscher Rechtsquellen, 1842; Chalybaeus, R., Geschichte Dithmarschens bis zur Eroberung des Landes im Jahre 1559, 1888; Marten, G./Mäckelmann, K., Dithmarschen, Geschichte und Landeskunde, 1927; Carstens, W., Bündnispolitik und Verfassungsentwicklung in Dithmarschen, Zs. d. Ges. für schleswig-holstein. Geschichte 66 (1938); Klüver, W., Dithmarschen und Schleswig-Holstein im Wandel der Geschichte, 1951; Stoob, H., Die Dithmarscher Geschlechterverbände, 1951; Stoob, H., Geschichte Dithmarschens im Regentenzeitalter, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 34, 41, 49, 95, 96, III, 10, 31, 33, Thiadmariska, Thiadmaresgaho, Tedmarsgoi, Ditmarticorum terra, Ditmarcos, Dietmaringenses,
Dithmarschen; Hadel, W. v., Die Eingliederung des Landes Dithmarschen in den Verband der Herzogtümer Schleswig und Holstein, 1963; Kamphausen, A. u. a., Dithmarschen. Geschichte und Bild einer Landschaft, 1968; Eggers, P., Das Prozessrecht nach dem Dithmarscher Landrecht von 1567 und seine Entwicklung bis zum Ende der Gottorfer Herrschaft 1773, 1986; Sax, P., Werke zur Geschichte Nordfrieslands und Dithmarschens, Bd. 7 Ergbd. Register und Ergänzungen, 1987. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Donauwörth (Reichspflege). Zur staufischen Vogtei D. gehörte als Reichspflege D. ein mit Hochgerichtsbarkeit verbundener Bezirk südlich der Donau. Die Pflege kam aus dem Erbe der Staufer an die Herzöge von Pfalz und Oberbayern, musste aber als Reichsgut an König Rudolf von Habsburg herausgegeben werden. 1608 vollstreckte Bayern die Reichsacht gegen die Reichsstadt Donauwörth und erzwang für die Vollstreckungskosten die Verpfändung.
L.: Dacheröden 133; Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Wöhrl, J., Die Reichspflege Donauwörth, 1928f; Pfister, D., Donauwörth, 2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dornstetten (Herrschaft). Das 767 (Stetten) erstmals erwähnte D. im Schwarzwald fiel als Lehen des Hochstifts Bamberg beim Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 an die Grafen von Urach bzw. Fürstenberg, von denen es um 1270 Stadtrecht erhielt, und kam 1320 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wößner, J./Bohn, K., Heimatbuch der Stadt und des alten Amtes Dornstetten, 1968. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Dülmen (Grafschaft). D. im westlichen Münsterland wird als ein aus dem Fronhof des Bischofs von Münster erwachsenes Dorf 889 in einer Urkunde für Werden erstmals erwähnt (Dulmenni). 1802/1803 kam das Amt D. Münsters als Grafschaft D. an die Herzöge von Croy (Croy-Solre). 1806 wurde es dem Herzog von Arenberg zugesprochen, 1811 kam es zu Frankreich. 1815 fiel es an Preußen, 1946 D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Glässer, E., Der Dülmener Raum, 1968; 650 Jahre Stadt Dülmen. Festschrift, hg. v. Brathe, H., 1961; Dülmen. Von der Bauerschaft zum zentralen Ort, hg. v. Brathe, H., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 162. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ebstorf (Stift). Um 1160 wurde südlich von Lüneburg auf Anregung der Grafen von Dannenberg in E. ein Kanonikerstift errichtet (, in dem vielleicht zwischen 1288 und 1314 von einem Kartenschreiber und ein bis zwei Malern eine - 1943 verbrannte - Weltkarte im Format 358 x 356 cm gezeichnet wurde). 1303 wurden die Herzöge von Lüneburg Vögte. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde E. in ein Damenstift umgewandelt. Über Hannover und Preußen kam E. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Das Benediktinerinnenkloster Ebstorf im Mittelalter. Vorträge einer Tagung im Kloster Ebstorf vom 22.-24. Mai 1987, hg. v. Jaitner, K., 1988; Ebstorf, 1994; Wilke, J., Die Ebstorfer Weltkarte, 2001; Die Ebstorfer Weltkarte, hg. v. Kulger, H., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Egisheim (Grafen), frz. Eguisheim. Die nach der von Herzog Eberhard erbaute Burg E. südlich von Colmar benannten Grafen von E. stammen wie die Grafen von Habsburg von den Herzögen im Elsass (Etichonen) ab. Herzog Hugo II. begründete im 10. Jahrhundert die Linie Egisheim-Dagsburg. 1144 starben die Grafen von E. aus und wurden von den Grafen von Dagsburg beerbt. Bei deren Aussterben 1225 kam die Grafschaft an das Hochstift Straßburg (obere Mundat). S. Dagsburg, Staufer.
L.: Wolff 236; Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 2 1901ff.; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 174. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eiderstedt (Landschaft). Die heute 30 Kilometer lange und 340 Quadratmeilen große Halbinsel E. an der Nordsee gewann im Frühmittelalter eine verhältnismäßig große Selbständigkeit, die sie noch 1252 gegenüber dem König von Dänemark zu wahren verstand. Später musste das Land sich unter den Schutz der Herzöge von Gottorp (Gottorf) begeben. 1426 zeichnete es in der 1572 durch den Herzog bestätigten Krone der rechten Wahrheit sein Recht auf. Auch unter den Herzögen von Schleswig bzw. den Königen von Dänemark, behielt es unter einem Staller (Statthalter) weitgehende Selbstverwaltung. 1866 kam es mit Schleswig zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Fischer, O., Eiderstedt, 1956; Fiedler, W., Halbinsel Eiderstedt, 2. A. 1967; Jessen-Klingenberg, M., Eiderstedt 1713-1864. Landschaft und Landesherrschaft in königlich-absolutistischer Zeit, 1967; Löw, I., Die Eiderstedter Landrechte von 1426 bis 1591, 2003; Eiderstedt, hg. v. Porada, H. u. a., 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Elmenhorst (Reichshof, Reichsdorf). Vermutlich schon 1248 verpfändete König Wilhelm von Holland den Reichshof E. bei Recklinghausen an das Erzstift Köln, was Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau 1292 und Albrecht I. 1298 bestätigten. Am 20. 1. 1300 verpfändete König Albrecht dem Grafen Eberhard von der Mark für 1400 Mark die Reichshöfe Dortmund, E., Brackel (Brakel) und Westhofen. Allerdings gelang es den Grafen von der Mark nicht, den Hofesverband zu einer geschlossenen Herrschaft auszubauen, vielmehr mussten die Herzöge von Jülich als ihre Erben 1561/1565 die Zuordnung zu Köln bzw. Dortmund anerkennen. Über Preußen kam E. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Hugo 470. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Elten (Stift, Damenstift, Frauenstift, Reichsstift, Residenz). 967 gründete Graf Wichmann von Hamaland auf den Eltenberg bei E. am Niederrhein, auf dem 944 erstmals eine Burg erwähnt wird, ein adliges Damenstift. Dieses wurde 968 von Kaiser Otto I. bestätigt und erhielt 973 von Kaiser Otto II. königlichen Schutz. Bald ging es an das Reich über. 1473 überließ der Herzog von Burgund den Herzögen von Kleve die Vogtei über E. und seine umfangreichen Güter (1469 Hektar). 1802 wurde E. von Preußen in Besitz genommen. 1806/1807 kam es an das Großherzogtum Berg, 1815 erneut an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Am 23. 4. 1949 wurde es mit etwa 20 weiteren deutschen Gemeinden (rund 70 Quadratkilometer mit etwa 10000 Bewohnern) bis zu einer endgültigen Friedensregelung mit dem Deutschen Reich vorläufig dem Hoheitsgebiet der Niederlande zugeschlagen, am 1. 8. 1963 aber wieder zurückgeführt. Der Ort E. wurde 1975 in Emmerich eingemeindet.
L.: Wolff 494f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Gies, L., Elten, 1958; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 177; Binding, G., Hochelten, LexMA 5 1990, 57; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 706, 1, 2, 176. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eppenstein (Burg, Herrschaft, Herzöge). Nach dem Aussterben der seit 916 als Grafen im Viehbachgau nachgewiesenen, den Leitnamen Markwart führenden, in der Karantanischen Mark bzw. in Kärnten amtierenden Eppensteiner (1122) erbauten die Traungauer als Erben die Burg E. an der Handelsstraße von Judenburg nach Kärnten. Die um 1135 erstmals genannte Burg war von 1242 bis etwa 1300 in den Händen der Wildon, dann über den Landesfürsten in den Händen der Lobming, Teuffenbach und Wallsee (Walsee). Von 1482 bis 1489 war sie von Ungarn besetzt. 1608 kam die Herrschaft durch Kauf an die Freiherren von Schrottenbach. S. Karantanische Mark, Kärnten, Sponheim (Spanheim), Steiermark, Traungauer.
L.: Keller, P., Eppenstein, 1956; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 61 (1966); Dopsch, H., Eppensteiner, LexMA 3 1986, 2091f.; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 41ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Eppensteiner (Herzöge) s. Eppenstein (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ernestiner (Linie). Die E. sind die ältere, 1485 entstandene, nach Kurfürst Ernst benannte Linie der Herzöge von Sachsen aus dem Hause Wettin, die 1547 das Gebiet um Wittenberg an die Albertiner abgeben musste und auf den Raum um Eisenach, Weimar, Jena und Gotha beschränkt wurde. S. Sachsen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hilburghausen, Sachsen-Saalfeld, Thüringen.
L.: Posse, O., Die Wettiner, 1897; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 61. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei, Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria, Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen Vögte nacheinander die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg waren, eine kleine Herrschaft zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe um E., im Vest Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E. politisch von diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw. 1,5 bis 2 Quadratkilometer große Abtei, in deren Verfassung das Damenkapitel den ersten Stand bildete, das Herrenkapitel den zweiten und die umliegenden Adelsfamilien den dritten, mit dem Ländchen Breisig bzw. Breisich am Rhein nach der Säkularisation an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath, H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann, W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz, 1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988; Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13 Volltexte); Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Everstein (Grafen). Nach der Burg E. (Eversten) bei Holzminden nannten sich seit 1116/1126 Edelherren/Grafen von E. Die Familie, die sich seit etwa 1200 in mehrere (1217 vier) Linien teilte, baute sich zwischen Höxter/Holzminden und Hameln eine Herrschaft auf, zu der noch Güter an der Diemel, im Eichsfeld, Vogtland sowie in Pommern kamen. Nach dem Untergang der Staufer erzwangen die Welfen 1284 den Verkauf der Burg. Die Linien Ohsen (bei Hameln) und Holzminden starben im 14. Jahrhundert aus, eine weitere Linie in ihrem niedersächsischen Zweig am Ende des 14. Jahrhunderts, in ihrem dänischen Zweig 1453. 1408 fiel das verbliebene Gebiet durch Heirat mit der Erbtochter der vor 1429 ausgestorbenen Poller Linie an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1663 starb die Familie auch in ihrer pommerischen Seitenlinie aus. 1946 kam E. zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2/3; Spilcker, B. v., Geschichte der Grafen von Everstein, Beiträge zur älteren deutschen Geschichte 2 (1883); Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922, Studien und Vorarbeiten zum hist. Atlas von Niedersachsen 7; Fahlbusch, F., Everstein, LexMA 4 1989, 142; Wieden, H. bei der, Die Grafen von Everstein, FS R. Schmidt, 1995, 269; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 28 (mit genealogischer Übersicht). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Florenz (Stadt, Stadtkommune, Herzogtum), ital. Firenze. Nach prähistorischen und etruskischen Vorläufern entstand vermutlich im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das römische Florentia am Arno, das um 200 n. Chr. vielleicht 10000 Einwohner hatte. Im 4. Jahrhundert wurde es Sitz eines Bischofs, in langobardischer Zeit Sitz eines Herzogs und unter den Ottonen Sitz eines Grafen. Noch vor 1115 setzte der Kampf um die Selbständigkeit ein. 1125 unterwarf F. Fiesole. 1138 sind consules (Konsuln) nachweisbar. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit ihrer bedeutenden Tuchherstellung führende Macht im mittleren Italien und zählte 1348 etwa 120000 Einwohner. Ihre Währung (Florentiner) gewann als Gulden (abgekürzt fl.) Bedeutung weit über Florenz hinaus. 1406 wurde Pisa erobert, 1421 Livorno erworben. 1434 kam die Familie Medici an die Macht, die 1531 von Kaiser Karl V. zu Herzögen erhoben wurde. 1737 fiel das Herzogtum an Österreich, 1801 als Hauptstadt an das Königreich Etrurien Frankreichs, von 1808 bis 1814 an Frankreich, von 1814 bis 1859 an Österreich und schließlich an Sardinien bzw. 1861 an das Königreich Italien, dessen Hauptstadt es von 1865 bis 1879 war.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3, II 78 (1450) G5; Davidsohn, R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1969; Caggese, R., Firenze dalla decadenza di Roma al Risorgimento, Bd. 1ff. 1912ff.; Panella, A., Storia di Firenze, 1949; Nardi, J., Istorie della città di Firenze, 1958; Lopes Pegna, M., Firenze dalle origini al medioevo, 1962; Bargellini, P., La splendida storia di Firenze, 1966; Grote, A., Florenz, Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, 2. A. 1968; Raith, W., Florenz vor der Renaissance. Der Weg einer Stadt aus dem Mittelalter, 1976; Hale, J., Die Medici und Florenz, 1979; Brucker, G., Firenze 1138-1737, 1983; Firenze e la Toscana dei Medici nell
Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A., Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medievo, 1986; Cardini, F., Florenz, LexMA 4 1989, 554ff.; Bouboullé, G., Florenz, 1989; Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Reinhardt, V., Florenz zur Zeit der Renaissance, 1990; Cohn, S., Creating the Florentine State, 1999; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; La Roncière, C., Firenze e le sue campagne nel Trecento, 2005; Najemy, J., A History of Florence 1200-1575, 2006; Klapisch-Zuber, C., Retour à la cité. Les magnats de Florence 1340-1440, 2006; Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009; Gualtieri, P., Il Commune die Firenze tra Due e Trecento, 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Frechen (Herrschaft). Das schon in römischer Zeit besiedelte F. bei Köln wird 877 anlässlich einer Bestätigung Kaiser Karls des Kahlen für die Abtei Saint-Bertin (Saint Bertin) und das Stift Saint-Omer (Saint Omer) erstmals erwähnt. 1230 gelangte F. an die Herzöge von Jülich und wurde Sitz einer Lehnsherrschaft und Unterherrschaft, welche die Grafen von Jülich aus pfalzgräflichem Gut gebildet hatten. Trotz langwieriger Auseinandersetzungen mit dem Erzstift Köln kam F. 1521 an Jülich-Kleve-Berg und mit diesem 1609/1614 an Pfalz-Neuburg, 1815 an Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Steinbach, F., Frechen. Zur Geschichte einer rheinischen Gemeinde, 1951; Festschrift der Stadt Frechen aus Anlass der Erhebung zur Stadt, 1951. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts erbauten Burg auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis 1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356, Egino III. 1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann 1424-1444). 1368 unterstellte sich F. im Kampf mit seinen Grafen Habsburg. Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415 bis 1427 während der Reichsacht Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später die Dörfer Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die Güter und die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von F. herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg Neuenfels in Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H., Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.; Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800 Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.; Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer, H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C., Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg. v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989, 888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg. v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 204. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Freiburg (Freiburg im Üchtland) (Reichsstadt, Kanton, Residenz). 1157 gründete der Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032 an das Reich gelangtem Gebiet die Stadt F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von Zähringen an die Grafen von Kiburg (Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg. 1452 unterwarf sie sich Savoyen. 1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit. 1481/1506 wurde sie als neunter Ort in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Zwischen 1536 und 1538 eroberte sie von Savoyen Romont (Romort), Estavayer und Bulle, 1544 kaufte sie fast die gesamte Grafschaft Greyerz (Gruyères). Die Stadt wurde 1613 Sitz des Bischofs von Lausanne und Mittelpunkt der Gegenreformation in der Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella, G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur 800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons Freiburg, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U., Bürgerschaft im mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im Üchtland, LexMA 4 1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 193. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog Grimoald den heiligen Korbinian ( 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020 erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern (mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C., Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd. 1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung 6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A., Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H., Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988; Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989; Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D., Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1; http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/ (Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Freystadt (Herrschaft), Freistadt. 1572 mussten die schlesischen Herzöge von Teschen die Herrschaft F. verkaufen, die dadurch zur selbständigen Minderstandesherrschaft wurde.
L.: Wolff 489f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Friedek, Friedeck (Herrschaft). 1572 mussten die schlesischen Herzöge von Teschen die Herrschaft F. verkaufen, die dadurch zur selbständigen Minderstandesherrschaft wurde.
L.: Wolff 489. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach, Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa 1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg (fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F. gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt 1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg. Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen), so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod Graf Friedrichs II. ( 1559) entstanden aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank), 1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten zu F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82; Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff. 1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509, 1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gams (Reichsdorf), Gambs. G. in der Schweiz im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835 erstmals genannt. Zunächst gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach einer Erbteilung um 1360 bildete es eine eigene Herrschaft. 1393 verkaufte Eberhard der Ältere von Sax G. mit Burg Hohensax für 20000 Gulden an die Herzöge von Österreich. 1398 erhielt sein Neffe Eberhard der Jüngere von Sax die Herrschaft als Lehen Österreichs. Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten. Auf Bitte der Leute von Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft, die in der Reformation katholisch blieb. Als Reichsdorf erschien Gams erstmals 1609 bei dem 1603-1605 als Erzieher im Dienst der Herren von Sax/Hohensax stehenden Melchior Goldast von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797 kam Gams zum Kanton Linth, 1803 zum Kanton Sankt Gallen der Schweiz.
L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung; Jenichen 12; Hugo 475; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3 (1926), 388. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067, nach Lieven Gerhard I. nach 1033, Gerhardus Flamens 1082, Gerhard I. von Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118 auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II. über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim. Später erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247 erzwangen sie gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener Reich) und Emmerich, so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet zwischen Maas und Roer bis zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche Herzogtum Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden die Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf Reinald II. den Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im geldrischen Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat verbundenen Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen gewählten Grafen von Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472 verpfändete Arnold von Egmond das Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder selbständig gewordenen Grafen von Geldern (1538) mit den vier Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen und Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit 1538 unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen Niederlanden im burgundischen Reichskreis einverleibte und 1548 dem burgundischen Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste sich unter dem Statthalter Johann von Nassau der größte Teil Gelderns (Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von Habsburg und schloss sich den Generalstaaten als Provinz Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil (Oberquartier G. südlich von Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) als Ersatz für Oranien) 1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck bzw. Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen Niederlanden nur Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck (Dalenbroek), Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde 1801, der preußische Teil 1795/1801 an Frankreich abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die Niederlande. Der preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die Niederlande fielen (Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom Maasufer), 1946 in Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378) C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S., Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss. phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E., Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern - Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.; Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre, Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130; Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401, 2, 217; Geldern, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G., dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich Burgund und damit 1032 an das deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst. 1156 gelangte die Vogtei über das Hochstift von den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen, welche die Rechte des Bischofs minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in gleicher Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der Bischof, weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern und Freiburg verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel nach Annecy gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P., Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985; Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf, LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gengenbach (Reichsabtei). Um 748/753 gründeten iroschottische Mönche in G. (Genginbach) bei Offenburg eine Benediktinerabtei. Sie wurde um 820 Reichskloster. 1007 gab sie Kaiser Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren seit Anfang des 12. Jahrhunderts die Herzöge von Zähringen, dann die Staufer, die Bischöfe von Straßburg und seit 1296 die Inhaber der Reichslandvogtei Ortenau, wodurch G. wieder Reichsabtei wurde. Von der Abtei ausgehend entstand der Ort G., dem der Abt 1230 Stadtrecht verlieh. 1751 wurde die Abtei reichsunmittelbar. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis und dem schwäbischen Reichsprälatenkollegium an. 1803 wurde die Reichsabtei, die ohne weiteres Gebiet war, mediatisiert und kam an Baden, das sie 1803/1807 aufhob. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 16; Wallner 690 SchwäbRK 101; Schroeder 303ff.; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Gengenbach. Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Schaaf, P., 1960; Reden-Dohna, A. v., Kloster Gengenbach und das Reich, ZGO 133 (1985), 157ff.; Eberl, I., Gengenbach, LexMA 4 1989, 1232f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 223 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276 vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als Reichsgut zugefallene Burg G. bei Weißenburg, nach der sich die von den Grafen von Hirschberg mit dem Amt der Schenken des Hochstifts Eichstätt begabten Ministerialen von Hochstetten bald nannten. Über eine Erbtochter fielen drei Viertel ihrer Güter an die Ehenheim. Als Afterlehen der Markgrafen von Ansbach hatten beide Familien das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen. 1599 folgten den Ehenheimern die Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen die Huldigung seitens der dem Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von G. auf Syburg (1470 erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Glogau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien erscheint 1010 als polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten deutsche Siedler zu. 1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien anlässlich einer Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253 erhielt die Stadt G. Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I. drei Söhne das Gebiet und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und G. Herzog Heinrich III. von G. ( 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Polen ausdehnen. 1312/1322 wurden Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie die meisten schlesischen Fürstentümer seit 1329, unter die Lehnshoheit Böhmens, das einen Teil des Gebiets besetzte. 1368 wurde das Herzogtum G. erneut geteilt. Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die andere an den König von Böhmen (und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383 an die Herzöge von Teschen, 1476 nach dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an König Matthias Corvinus von Ungarn. 1482 wurde Crossen (Krossen) mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus' nichtehelicher Sohn Johann Corvinus vereinigte beide Teile Glogaus wieder und vergab sie als Lehen an Prinz Johann Albert (1492-1498) und König Sigismund von Polen (1498-1506). Seit 1506 war G. kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508 von Polen an Böhmen zurück und fiel 1526 mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug Wallenstein nochmals den Titel eines Herzogs von G. 1742 ging G., das einen Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen aufwies und in die Kreise G., Freystadt (Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg (Grüneberg) und Schwiebus gegliedert war, an Preußen über. 1945 kam es unter die Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke, J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472 Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus Wettin verkauft. 1504 starben die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg, 1740 an Preußen. Von 1628 bis 1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz Wallensteins, von 1646 bis 1786 der Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch diese kam Sagan mit 20 Quadratmeilen Gebiet (den Städten Sagan, Priebus, Naumburg und Freiwaldau) als preußisches Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter Biron von Kurland, über dessen Tochter Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord. 1929 erlosch der Titel eines Herzogs von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan, 1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gonzaga (Fürsten). Nach der Burg G. bei Mantua benannte sich ein seit dem 12. Jahrhundert nachweisbares Fürstengeschlecht (Corradi di G.). Es gewann 1328 die Signorie Mantua und wurde 1329 von Kaiser Ludwig dem Bayern mit dem Reichsvikariat Mantua belehnt. 1362 wurde es durch den Kaiser zu Grafen, 1433 zu Markgrafen und 1530 zu Herzögen von Mantua erhoben. 1536 erwarb es die Markgrafschaft Montferrat. Die Hauptlinie erlosch 1627 (mantuanischer Erbfolgekrieg), die Nebenlinien Bozzolo 1703, Novellara 1728, Guastalla 1746 und Luggara 1794.
L.: Klein 164; Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La storia, hg. v. Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.; Coniglio, G., I Gonzaga, 1967; Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga, LexMA 4 1989, 1556f.; Severidt, E., Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, 2002. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Göttingen (Fürstentum, Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine wird als Dorf Gutingi 953 erstmals erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort vermutlich Stadtrecht. Ab 1235 gehörte Göttingen zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Von (1291 bis 1292 und von) 1345 bis 1463 war es Sitz des Fürstentums G. (Oberwald), das von Münden (Hannoversch Münden) bis Hahausen bei Bockenem reichte. Im Kampf mit dem Landesherren erlangte die Stadt weitgehende Selbständigkeit. Das Fürstentum kam nach seiner Zerrüttung unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463 an das Fürstentum Calenberg des mittleren Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in Münden residierte, und ging schließlich in Hannover auf (1692). Es gehörte dem niedersächsischen Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946 zu Niedersachsen. S. Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um 1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.; Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960; Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann, W., Der Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff, E., Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums Göttingen und des Landes Göttingen im Fürstentum Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218; DIe Schatzverzeichnisse des Fürstentums 1418-1527, bearb. v. Dolle, J., 2011. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gottorf s. Gottorp (Burg, Herzöge [,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp) (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gottorp, Gottorf (Burg, Herzöge [,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp). Zwischen 1161 und 1268 entstand im innersten Wasserwinkel der Schlei die Wasserburg G. der Bischöfe von Schleswig. Vor 1268 kam sie an Herzog Erik Abelson, 1340 an die Grafen von Schauenburg (Schaumburg), 1459 an den König von Dänemark. Unter Herzog Adolf von Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein-Gottorf, Holstein-Gottorf) begann seit etwa 1565 die selbständige Entwicklung eines eigenen Herzogtums. Seit 1713 war das Schloss G. Sitz des Statthalters des Königs von Dänemark. S. Holstein-Gottorp(-Oldenburg) bzw. Holstein-Gottorf.
L.: Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, 5. A. 1957; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 223. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Graisbach, Lechsgemünd-Graisbach (Grafen). Nach der Burg G. bei Donauwörth - aber auch nach der 1248 zerstörten Burg Lechsgemünd bei Marxheim - benannten sich Grafen von G. (1091 Kunrad de Lecheskemundi). Sie hielten das Hochgericht im Gau Sualafeld, das als kaiserliches, später bayerisches Landgericht bis 1523/1550 seinen Sitz auf der Burg hatte, und hatten reiche Güter zwischen Wörnitz und Donau. 1302/1304 verkauften sie das Landgericht außerhalb ihres eigenen Herrschaftsbereiches an den Grafen von Hirschberg, von dem es 1305 die Herzöge von Bayern erbten. 1327 starb das Geschlecht mit Bischof Gebhart von Eichstätt in der Manneslinie aus. Die verbliebenen Güter kamen an Bertold IV. von Neuffen, wurden aber 1342 nach Bertolds Tod von Kaiser Ludwig dem Bayern zugunsten Bayerns eingezogen. 1550 wurde das Landgericht nach Monheim verlegt.
L.: Wolff 140; Tyroller, F., Die Grafen von Lechsgemünd und ihre Verwandten, Neuburger Kollektaneenblatt 107 (1953), 9ff.; Pohl, W., LexMA 4 1989, 1637. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Greifen (Geschlecht). Der vor 1124 christianisierte Wartislaw I. ( um 1135) und sein Bruder Ratibor ( 1155/1156) sind die ältesten bekannten Mitglieder der Herzöge der Pomoranen, deren Nachfolger 1181 die Anerkennung ihres Herrschaftsgebiets als reichsunmittelbares Herzogtum Pommern (Reichslehen) erreichten, seit 1214 einen Greifen im Wappen führten, sich im 15. Jahrhundert selbst nach diesem benannten und mit Bogislaw XIV. 1637 in männlicher Linie ausstarben. S. Pommern.
L.: Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Schmidt, R., Greifen, LexMA 4 1989, 1694f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 74. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit 1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten, 1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem alte (katlenburgische) Güter am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode, die landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Grüssau (Kloster). 1242 gründeten die Herzöge von Schlesien das Benediktinerkloster G. am Riesengebirge. 1292 wurden die Benediktiner durch Zisterzienser ersetzt. Das Kloster erwarb im 14. Jahrhundert fast 40 Dörfer und die beiden Städte Liebau und Schömberg und behielt diese Güter bis zur Säkularisation durch Preußen im Jahre 1810. S. Niederschlesien, Polen.
L.: Wolff 476; Rose, A., Abtei Grüssau, 1930; Grundmann, G., Kloster Grüssau, 1944; Lutterotti, N. v., Vom unbekannten Grüssau, 3. A. 1962; Rose, A., Kloster Grüssau, 1974. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gültlingen (Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis 1805 zählten die erstmals um 1100 genannten, 1488 an der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil Neckar, beteiligten und 1495 zu Erbkämmerern der Herzöge von Württemberg ernannten G. mit Pfäffingen (bis 1699) und Deufringen und am Ende des 18. Jahrhunderts mit Berneck samt Überberg und Zumweiler (Zinnweiler), Garrweiler, Gaugenwald, Heselbronn und Lengenloch zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Seit 1762 war die Familie wegen erheirateter Anteile an Adelmannsfelden auch im Kanton Kocher immatrikuliert. Die Oberherrlichkeit über den schon im frühalemannischer Zeit besiedelten Ort G. kam 1363 mit der Herrschaft Wildberg von den Grafen von Hohenberg an die Pfalz und 1440 an Württemberg. Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 154, 205, 218; Schulz 263; Nagolder Heimatbuch, hg. v. Wagner, G., 1925. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Güstrow (Burg, Stadt, Residenz des Herzogs von Mecklenburg). G. südlich von Rostock war bis 1695 Sitz der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow. S. Mecklenburg-Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 443; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 239. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Guttenberg (Freiherren, Reichsritter). Kurz vor 1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet, nach der sich ein Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien nannte, das seit 1149 als von Plassenburg greifbar ist. Es war Lehnsträger für die Burggrafen von Nürnberg sowie die Hochstifte Würzburg und Bamberg. Innerhalb der Reichsritterschaft gehörte es den Kantonen Rhön-Werra (1650-1801/1802 mit Kleinbardorf), Baunach (spätes 16. Jahrhundert, 1750-1806 mit Kirchlauter), Steigerwald (1700, 1790), Odenwald (17. Jahrhundert) und Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806) des Ritterkreises Franken an. Die Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das Amt des Obermarschalls des Hochstifts Würzburg inne. 1700 stieg es in den Reichsfreiherrenstand auf. 1802 wurden die Güter von Bayern besetzt und 1804 an Preußen übertragen. Später kamen sie an Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach 113; Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Bischoff, J., Genealogie der Ministerialen von Blassenberg und der Freiherren von und zu Guttenberg, 1966; Rupprecht, K., Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, 1994. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Gützkow (Grafschaft). Die Burg G. bei Greifswald war Sitz einer slawischen Grafschaft zwischen Peene und Ryck in Pommern. Die slawischen Grafen von G. bewahrten auch nach der deutschen Besiedlung des Landes ihre Selbständigkeit, hatten aber seit 1233 Stadt und Land G. als Lehen der Herzöge von Pommern. 1357 fiel die Grafschaft an die Herzöge von Pommern. S. Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Ewert, W., Gützkow, die Grafenstadt an der Peene, 1935. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau, so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund ( 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne ( 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts) Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898), 351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen, 1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft). Nach der Burg H. an der Haller im Deister nannten sich seit dem 12. Jahrhundert Grafen von H. Sie bildeten um Springe (Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig) aus Allod (Springe) und Lehen des Hochstifts Minden ein kleines Herrschaftsgebiet aus. 1282 ergriffen die Herzöge von Braunschweig durch Pfandnahme Besitz von der Hälfte der Güter. 1411 verkaufte der letzte Graf ( 1436) die auf Springe beschränkte Grafschaft gänzlich an die Welfen. 1434/1435 wurde die Burg abgerissen. 1704 belehnte Hannover den Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz Ernst von Platen mit H. 1706 wurde die Grafschaft unter Erhebung Platens in den Reichsgrafenstand wiedererrichtet. Daraufhin wurde die Familie Platen 1709 in das westfälische Grafenkollegium des Reichstags und den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis aufgenommen. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hals (Grafschaft). Nach der Burg H. an der Ilz benannte sich ein seit 1112 urkundlich bezeugtes Geschlecht, dessen Reichslehen 1190 an die Herren von Kamm (Cambe) übergingen, die sich die Halser nannten. 1207 wurde das Reichslehen den Bischöfen von Passau zugesprochen. 1279 erhob König Rudolf von Habsburg die Halser zu Grafen. Sie vererbten 1375 ihre Güter an die Landgrafen von Leuchtenberg, die H. 1485 an die Aichberg verkauften. Nach deren Aussterben kam es 1511 an Hans von Degenberg (Hans den Degenberger), der die zum bayerischen Reichskreis zählende Grafschaft 1517 an die Herzöge von Bayern verkaufte.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, L., Die Grafen von Hals, 1857; Wagner, W., Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals, 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hamb (Herrschaft). Seit Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die Herren von Pallant (Palant) als Lehen der Herzöge von Geldern die freie Herrschaft H. bei Moers am Rhein inne. Um 1700 wurde die Herrschaft mit Geldern vereinigt. Über Preußen kam H. 1946 zu Nordrhein-Westfalen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von Braunschweig-Lüneburg ( 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636 an seine Neffen Friedrich ( 1648) und Georg ( 1641), welche die Stadt H. zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636 verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit 1679, 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach 1848  geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht) beeinflusst  die Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann, H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v., Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v., Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.; Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte, 1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A. 1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786, Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86, Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des 18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme 1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32, 1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2 1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts, bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964; Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover, Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M., Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs, C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v., Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und  ihre Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis 1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Harburg (Burg, Residenz des Erzbischofs von Bremen bzw. nach 1236 des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, Linie Lüneburg). 1142 erscheint in einer sumpfigen Niederung der Süderelbe H. (Horeburg) erstmals. 1297 wurde die anschließende Siedlung von den welfischen Herzögen zur Stadt erhoben. Von 1527 bis 1642 war sie Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses Lüneburg zu Celle. 1866 kam H. zu Preußen, 1937 zu Hamburg.
L.: Wolff 434; Matthes, D., Die welfische Nebenlinie in Harburg, 1962; Harburg. Von der Burg zur Industriestadt, hg. v. Ellermeyer, J., 1988; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 254. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Haslach (Herrschaft). H. an der Kinzig wird 1099 als Reichslehen der Herzöge von Zähringen erstmals erwähnt. 1218 fiel es an die Grafen von Urach, die sich seit etwa 1250 nach Fürstenberg benannten. 1250 musste es vom Hochstift Straßburg zu Lehen genommen werden, wurde 1278 aber wieder Reichslehen. Von 1286 bis 1386 war es Sitz einer Linie Fürstenberg-Haslach. Nach dreijährigem Erbstreit wurde es dem Hochstift Straßburg als Reichslehen zugesprochen, war aber bereits 1393 wieder straßburgisches Lehen Fürstenbergs. 1806 kam es an Baden und mit diesem 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Helgoland (Insel). Die auf einem unterirdischen Salzstock ruhende, schon in der Steinzeit bewohnte Nordseeinsel H. (heiliges Land?) wurde im Frühmittelalter von Friesen besiedelt. 1402 kam sie an das Herzogtum Schleswig, 1490 durch Landesteilung an die Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorp bzw. Gottorf. 1714 musste sie an Dänemark, 1807/1814 von diesem an England abgetreten werden. Durch Vertrag vom 1. 7. 1890 wurde H. vom Deutschen Reich gegen Sansibar eingetauscht und durch Gesetz vom 15. 12. 1890 dem Reich, durch preußisches Gesetz vom 18. 2. 1891 Preußen einverleibt. Am 18. 4. 1945 wurde der Ort durch Bombenangriffe vernichtet. Am 18. 4. 1947 versuchte England als Besatzungsmacht vergeblich die Insel insgesamt mit 6,5 Millionen Kilogramm Sprengstoff zu zerstören. Am 1. 3. 1952 wurde H. an Deutschland zurückgegeben und dem Land Schleswig-Holstein zugeteilt (1972 2,09 Quadratkilometer, 2500 Einwohner). Seit 1. 1. 1996 gehört (das durch das Meer gefährdete) H. zum deutschen Hoheitsgebiet und Steuergebiet.
L.: Sell, M., Das deutsch-englische Abkommen 1890, 1926; Siebs, B./Wohlenberg, E., Helgoland, Landes- und Volkskunde, 1953; Bahr, M., Helgoland, Fries. Jb. 30 (1955), 203; Lüth, E., Helgoland, 2. A. 1963; Friedrichs, K., Umkämpftes Helgoland, 1988. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Helmstedt (reichsunmittelbare Abtei, Residenz). Aus einer um 800 vom Kloster Werden aus gegründeten Missionszelle entwickelte sich vor 887 die Benediktinerabtei St. Ludgeri, deren angebliche Exemtion vom Bistum Halberstadt auf Urkundenfälschung beruht und die mit dem Kloster Werden bis 1802 durch einen gemeinsamen Abt verbunden war. Sie war bis 1802/1803 reichsunmittelbar. Die Herrschaft über die Stadt H. (952 Helmonstedi) verlor der Abt 1490 an die Herzöge von Braunschweig, die 1576 in H. die bis 1810 bestehende Universität Juleum gründeten. Über Braunschweig kam H. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Mutke, E., Helmstedt im Mittelalter, 1913; Goetting, H., Papsturkundenfälschungen für die Abteien Werden und Helmstedt, MIÖG 62 (1954), 425ff.; Stelzer, O., Helmstedt und das Land um den Elm, 1954; Schaper, H., Helmstedt. Die Geschichte einer Stadt, 1964; Der Landkreis Helmstedt, bearb. v. Conrady, H., 1965; Fahlbusch, F., Helmstedt, LexMA 4 1989, 2126; Alschner, U., Universitätsbesuch in Helmstedt, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664, 699 (Werden und Helmstedt), 1, 2, 265. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I. abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555 bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis 1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als H. 1815 an das Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg. v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f. 1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao, Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy, Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de 1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436 Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22, 24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis, pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M., Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau, LexMA 4 1989, 2131ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723 Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
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Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich, W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landesamts für gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14. 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weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815 gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße, Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13. Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift (Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9 Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses Wittelsbach einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen und 132000 Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen. Seit 1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das Bistum H. kam 1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R., Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H., Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.; Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O., Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J., Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953; Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v., Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v. Engfer, H., 1971; Gauß
sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986; Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990, 16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,  Hildesheim von der Domburg zur Großstadt, 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft). In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von Falkenstein im Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg H. im Priental. Sie wurde Sitz einer auf die Vogteirechte der Grafen von Falkenstein über Güter des Erzstifts Salzburg gestützten Herrschaft, die auch nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand behielt. 1276 erkannten die Herzöge von Bayern proprietas, feodum, advocatia, districtus (Eigen, Lehen, Vogtei und Bann) als bestehend an. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam die Herrschaft an die mit den Herren von Aschau verschwägerte Familie Mautner, 1400 an die Herren von Freyberg (Freiberg), die 1529 Lehen des Erzstifts Salzburg zu allodifizieren vermochten, 1610 durch Heirat an das Haus Preysing. Danach gelangte H. 1805/1808 an Bayern. 1848 fiel auch die mit der Burg verbundene Gerichtsbarkeit an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften Aschau und Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603), Zs. f. bay. LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau, Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11 (1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.; Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985; Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft (in) Landesordnung und gute Policey in Bayern, 2008, 229. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals 1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit 1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235 Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764 gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische, 1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb 1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels] preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.; Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts), Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer, W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E., Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971; Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold, G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82; Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hohenwaldeck (Reichsherrschaft). Nach Waldeck am Ostende des Schliersees nannte sich ein Freisinger Ministerialengeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert auf der Grundlage der zu Erbrecht gehaltenen Vogtei über Freisings Güter an Schlierach, Mangfall und Leitzach eine Herrschaft aufbaute, die der Gerichtsbarkeit der Herzöge von Bayern weitgehend entzogen werden konnte. 1476 erkannte Kaiser Friedrich III. die Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft (mit dem Hauptort Miesbach) an. Über die Höhenrain (1483) und Sandizeller (1487) kam H. durch Kauf an die Herren (seit 1548 Reichsfreiherren) von Maxlrain, denen 1523 die Ablösung der Lehnsherrlichkeit des Hochstifts Freising gelang. Die Einführung der Reformation wurde von Bayern vertraglich (1559) und militärisch (1583) verhindert. Beim Aussterben der Reichsfreiherren von Maxlrain, die 1636 vom Kaiser zu Grafen von H. erhoben worden waren, in männlicher Linie fiel die zum bayerischen Reichskreis zählende, nur einige Dörfer umfassende Herrschaft 1734 an Bayern.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5; Riezler, S., Zur Geschichte der Herrschaft Hohenwaldeck, SB d. bay. Ak. d. Wiss. 1890; Knappe, W., Wolf Dietrich von Maxlrain und die Regulierung in der Herrschaft Hohenwaldeck, 1920; Vogel, H., Schliersee, seine Grundherrschaft und Vogtei, Diss. phil. München 1939; Andrelang, F., Landgericht Aibling und Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, 1967. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061 erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern (Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern (seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb Friedrich III. ( 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. ( 1332) kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein. 1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab (preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15 Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt. 1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana, hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen, hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen, insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs, 1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hohnstein, Hohenstein, Honstein (Grafschaft). Nach der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt bei Nordhausen errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H. nannten sich seit 1182/1188 die seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren, vielleicht von König Lothar von Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut ausgestatteten, mit den ludowingischen Landgrafen von Thüringen verwandten Grafen von Ilfeld (dort vor 1190 ein Stift). Sie gewannen rasch umfangreiche Güter zwischen Wipper und Oberharz, verloren aber den Osten des Gebiets, als sich um 1200 (1201) die Linie der Grafen von Stolberg abzweigte. Die vielleicht schon von König Lothar III. von Süpplingenburg eingerichtete Grafschaft H. erwarb zwischen 1238 und 1267 stückweise als Lehen Halberstadts die Grafschaft Klettenberg mit der Vogtei über Kloster Walkenried, 1268 Sömmerda und im 14. Jahrhundert die Grafschaft Lohra. Die 1289 abgetrennte Linie Sondershausen drang nach Thüringen vor und wurde 1356 von den Grafen von Schwarzburg beerbt. Eine weitere Teilung erfolgte 1315. Ein Zweig erhielt 1481 die Herrschaft Schwedt an der Oder als Lehen, starb aber 1609 aus. Die Hauptlinie Klettenberg starb nach verschiedenen Teilungen 1593/1633 aus. Von den Gütern ging die nach 1253 erlangte Reichsvogtei über Nordhausen an Sachsen-Weimar, andere Teile an Braunschweig sowie vor allem an das Hochstift Halberstadt und damit 1648 an Brandenburg, das sie von 1653 bis 1702 an die Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab. Um 1800 umfasste die zum obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 5 bzw. 7 Quadratmeilen, die sich wie folgt aufteilten: Um 1 bzw. 2 Quadratmeilen gehörten dem König von Großbritannien, 3 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Wernigerode. Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet fiel 1866 an Preußen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28 (1895); Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897; Reichardt, R., Die Grafschaft Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert, 1900; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz im Hochmittelalter, 1957; Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um 1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später ‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam, Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland (Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland), von dort durch Abtretung nach langem Widerstand 1433 an die Herzöge von Burgund, 1477 über Maria von Burgund schließlich an Habsburg. 1579 entstand nach dem niederländischen Aufstand gegen Habsburg/Spanien die Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach auch als H. bezeichnet wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H. führend. 1796 wurde es Mittelpunkt der Batavischen Republik und gab von 1806 bis 1810 dem von Napoleon für seinen Bruder errichteten Königreich H. den Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378) C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff. 3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A., 1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer, J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v. Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946; De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands: their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland, Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800 als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten, Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien überließ. Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte 1110/1111 Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn. Adolf II. eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines Lehnsherren Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen, verlor die Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die Wiedereroberung mit dem Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings an das Erzstift Bremen zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in mehrere Linien (1272/1273, 1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie, welche die Stammgrafschaft Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg innehatte, erlosch 1640. Die Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die übrigen Güter (1316 Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise faktisch, 1375/1386 nach dem Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher Verbindung. Als 1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des Vertrages von Ripen (1460) in Personalunion an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit Stormarn, Wagrien und Dithmarschen, das endgültig aber erst 1559 einverleibt wurde, durch Kaiser Friedrich III. zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben (und damit von Sachsen bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von Lübeck gelöst). Eine Teilung von 1490 schuf einen königlichen Segeberger Anteil und einen herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde Friedrich zum König von Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit Schleswig und H. wieder vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft H. wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von Dänemark verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem Gebiet Holsteins die Herzogtümer Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). Der Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum Mitglied des Deutschen Bundes. S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten, Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland,
Holstein; Dankwerth, C., Die Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M., 1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein (1550-1800), 1987; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein, LexMA 5 1990, 100ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010; Wieden, H. bei der, Die letzten Grafen zu Holstein-Schaumburg, 2014, 2. A. 2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Holstein-Plön (Grafen, Herzöge). Vermutlich seit dem neunten Jahrhundert war die Wasserburg Plune Sitz slawischer Fürsten. Von 1290 bis 1390 war Plön Sitz einer Linie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). Von 1623/1636 bis 1761 war H. Teil des Herzogtums Schleswig-Holstein-Plön und fiel 1761 mit diesem an Dänemark zurück. S. a. Holstein-Sonderburg-Plön. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Holstein-Plön-Rethwisch (Grafen, Herzöge), Holstein-Rethwisch. 1671 fiel beim Tode Herzog Joachim Ernsts von Holstein-Plön durch Testament das Gut Rethwisch mit Wesenbergerhof (Hof Wesenberg) und den Dörfern Benstaben, Meddewade, Klein-Schenkenberg und Klein-Wesenberg an seinen dritten Sohn Joachim Ernst den Jüngeren. Die damit geschaffene eigene Linie der Herzöge von H. (Holstein Rethwisch) bestand bis 1729.
L.: Schöder, J. v./Biernatzki, H., Topographie der Herzogtümer Holstein und Lauenburg, Bd. 1f. 1855, 348; Schulze, T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983, 39ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Holstein-Rethwisch (Grafen, Herzöge) s. Holstein-Plön-Rethwisch. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hornbach (Kloster). Um (737 bzw.) 740 gründete der heilige Pirmin auf altem Königsland des fränkischen Adligen Warnharius aus der Familie der Widonen das Kloster H. bei Zweibrücken. Über die Widonen kam es an die Salier. 1087 gab Kaiser Heinrich IV. das Kloster dem Hochstift Speyer. Vögte wurden am Anfang des 12. Jahrhunderts die Grafen von Saarbrücken, dann 1182/1188 als ihre Nachfolger die jede Weiterentwicklung des Klosters früh unterbindenden Grafen von Zweibrücken, seit 1394 die Kurfürsten von der Pfalz, 1410 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, die es 1558 aufhoben. Über Bayern kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Neubauer, A., Regesten des ehemaligen Benediktinerklosters Hornbach, 1904; Drumm, E., Geschichte der Stadt Hornbach, 1952; Hermann, H., Hornbach, LexMA 5 1990, 126f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 271. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H. (urspr. Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen (de Hogen), die sich zuvor als Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten oder aus dem Friesischen zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine Grafschaft auf (1215 Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen). 1302 erlangten sie von Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken als Lehen. Vielleicht von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine obere Grafschaft (um Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H. aufgeteilt. Von 1345 bis 1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem Aussterben ihrer Linie Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Grafen zur Anerkennung der Lehnshoheit Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg 1534/1582) wurde die Grafschaft als Reichslehen unter die Linien des welfischen Hauses (Calenberg, Wolfenbüttel und Celle) aufgeteilt. Calenberg und Wolfenbüttel erhielten die obere Grafschaft mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg (Ehrenberg), Syke, Steyerberg (Steierberg), Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und Barenburg und dem Stift Bassum. Celle erlangte die untere Grafschaft mit den Ämtern H., Nienburg, Liebenau, Westen, Altbruchhausen, Neubruchhausen und Thedinghausen. Diese Güter fielen 1584 an Wolfenbüttel allein und 1634 an Celle. Die Ämter Uchte mit den Vogteien Uchte und Kirchdorf und Freudenberg mit den Flecken Bassum, Freudenberg und Loge und siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an Hessen zu Lehen aufgetragen worden waren, waren als hessische Lehnsstücke (1582) an Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705, nach Aussterben der Häuser Calenberg und Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im Besitz der gesamten, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813 fiel ^pIH. an Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an Hannover, 1866 an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.; Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989; Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya, 1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw. Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten, zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich, Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20 bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen 1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano (bzw. Albanum), Pavia, Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I. ein und errichtete verschiedene Republiken, die später teils Frankreich eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich, das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell
età barocca in Italia, 1929; Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia dItalia, 1957; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia dItalia, ed. Valeri, N. F., 2. A. Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia dItalia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W., Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984; Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985; Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Jever (Herrschaft). Die alte friesische Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte und in deren Nähe 1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden wurden, erscheint seit dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri denarii) der Billunger Herzöge von Sachsen und entwickelte sich im Mittelalter zum Hauptort der friesischen Landschaft Östringen. Durch Zusammenschluss der Landschaften Östringen und Wangerland sowie Teilen von Rüstringen um 1370 entstand die von Sachsen wie von Oldenburg gelöste Herrschaft J., deren ständiger Sitz J. im 15. Jahrhundert war. 1517 gewann Ostfriesland eine Anwartschaft auf J. 1532 suchte die Regentin Schutz bei Kaiser Karl V. und erkannte die Lehnshoheit Burgunds an. 1536 erhob sie J. zur Stadt. 1575 fiel im Streit zwischen Oldenburg und Ostfriesland die Herrschaft J. infolge testamentarischer Bestimmung an Oldenburg. 1667 kam sie nach dem Aussterben der Hauptlinie der Grafen von Oldenburg an Anhalt-Zerbst und bei der Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter 1793 über Katharina II., die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst, von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6 Quadratmeilen groß. 1818 übertrug Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an die verwandten Herzöge von Oldenburg, wodurch es 1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287; Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G., Territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen und Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und Verwaltungsgebiete, 1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg und Schloss von Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H., Verfassung und Verwaltung der Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807, 1967. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[, Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten (1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat (1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich. Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens. Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die 1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801 vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen. 1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.; Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.; Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters, Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a., Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18. Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert, F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.; Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16. und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v. Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G., Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990, 803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kerpen (Herrschaft). Nach der 1136 erstmals erwähnten Burg K. nördlich von Daun in der Eifel nannten sich Herren von K., die um 1200 die Herrschaft Manderscheid erlangten. Sie errichteten in K. um 1250 eine besondere Linie Manderscheid-Kerpen. Die Herrschaft K. wurde im 14. Jahrhundert in drei Zweige aufgeteilt und gelangte nach 1450 durch Heirat und Kauf an die Sombreffe (Sombreff) und von diesen von 1506 bis 1518 an die Grafen von Manderscheid-Schleiden. Nach deren Aussterben 1593 war K. lange umstritten zwischen den Grafen von der Mark (bzw. ab 1679 den Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rochefort als ihren Rechtsnachfolgern) und den Herzögen von Arenberg (Aremberg), die seit 1674 die Herrschaft tatsächlich innehatten. 1795 kam K. zu Frankreich, 1815 zu Preußen und ihr Gebiet 1946 zu Rheinland-Pfalz. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kerpen (Herrschaft, Reichsgrafschaft [Kerpen-Lommersum]). 871 gab König Ludwig der Deutsche K. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen (villa Kerpinna) an das Kloster Prüm. 1122 zerstörte der Kölner Erzbischof die dortige Reichsburg. 1282 kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Brabant (Bau der Burg K. durch Johann I. von Brabant), 1404 als Erbschaft an Burgund und von dort über Maria von Burgund (1477) an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Kerpen, Mödrath, Langenich sowie die Gutshöfe Haus und Hof Hahn, Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei Mödrath und die Broichmühle. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Lommersum mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie den Erzbischof von Köln verpfändet, bis 1704 aber grundsätzlich vom brabantischen Brüssel aus regiert. 1710 wurde sie durch König Karl VI. aus der Zugehörigkeit zu Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf Schaesberg. (1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und Lommersum [Kerpen-Lommersum] zu einer Reichsgrafschaft, die 1786 die Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 ihr Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;) Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg. v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kiburg, Kyburg (Grafen). 1027 ist die Burg K. südlich von Winterthur erstmals bezeugt. Nach 1030 wurde sie vom König eingezogen. Sie fiel 1065 über die Erbtochter Adelheid von Winterthur aus dem Geschlecht der Udalrichinger an die Grafen von Dillingen, die sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts Grafen von K. nannten. 1172/1173 erlangten die Grafen von K. beim Aussterben der Grafen von Lenzburg die Grafenrechte im Zürichgau. 1180 wurde in einen schwäbisch-dillingischen und einen schweizerisch-kiburgischen Zweig (schweizerisch-kyburgischen Zweig) geteilt. Weitere linksrheinisch gelegene Güter kamen 1218 aus dem Erbe der verschwägerten Herzöge von Zähringen hinzu. Um 1255 wurde geteilt. Beim Aussterben der Grafen von K. 1264 fiel das Erbe (u. a. Grafenamt im Thurgau, Reichsvogteien Glarus und Zürich, nach 1273 [Verheiratung der Erbtochter Anna mit Eberhard von Habsburg-Laufenburg] Güter im Aargau, Zürichgau und den späteren Waldstätten) an Graf Rudolf von Habsburg. 1419 starb die Habsburger Linie Kiburg (Neukiburg [Neukyburg], Kiburg-Burgdorf [Kyburg-Burgdorf]) aus. 1452/1460 ging die Grafschaft K. über eine Verpfändung an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brun, D., Geschichte der Grafen von Kyburg bis 1264, Diss. phil. Zürich 1913; Dürr-Baumgartner, M., Der Ausgang der Herrschaft Kyburg, 1918/1919; Feldmann, M., Die Herrschaft der Grafen von Kyburg im Aaregebiet 1218-26, 1926; Largiadèr, A., Die Kyburg, 1946; Die Grafen von Kyburg, 1981; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984, Archiv für Diplomatik Beiheft 5; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, hg. v. Härtel, R., 1986; Eberl, I., Kiburg, LexMA 5 1990, 1119; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Kriechingen, Crichingen (Grafen, Grafschaft), frz. Créhange. K. an der Nied bei Metz südwestlich Saint Avolds war Sitz der Grafen von K., die im Moselraum, im Saarland und in Luxemburg Güter erwarben. Kuno von K. war im 12. Jahrhundert Lehnsmann der Herren von Finstingen (Vinstingen) und der Herzöge von Lothringen. Später wurden die Herren, die durch einträgliche Heiraten ihre Güter vermehrten, von den Herren von Dorsweiler beerbt, die sich seitdem nach K. benannten. 1617 wurde K. zu einer Reichsgrafschaft des oberrheinischen Reichskreises erhoben. Die Grafschaft zerfiel seit 1531 in zwei Linien, eine pittingische (püttlingische) und eine kriechingische, von denen jene 1681, diese 1697 ausstarb. Nach dem Aussterben beider Linien der Grafen kam K. über eine Erbtochter an Ostfriesland, danach 1726 im Erbgang an Wied-Runkel (Wied-Isenburg-Runkel). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte K. mit 2 Quadratmeilen und 4000 Einwohnern zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch die französische Revolution von 1789 wurde die Grafschaft aufgelöst und 1793 Frankreich einverleibt, gelangte aber 1871 als zu dem Teil Lothringens gehörend, der durch den Frankfurter Frieden an Deutschland zurückfiel, bis 1918 wieder zu Deutschland. Die enteigneten Grafen wurden 1803 mit Gütern Kölns entschädigt.
L.: Wolff 287, 344; Zeumer 553 II b 60, 25; Wallner 698 OberrheinRK 45; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Chatelain, V., Histoire du comté de Créhange, Jb. d. Gesellschaft f. lothring. Gesch. 3-5 (1891-1893); Das Reichsland Elsass-Lothringen 2 (1901-1903). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen stammende Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales der Schutter zum Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der Güter der Herren von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem Hauptort Lahr. 1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497 durch Kauf Eigentümer. Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von Moers-Saarwerden, denen 1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die Reformation eingeführt. Bei Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates 1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam Baden-Baden (Baden) die Herrschaft Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die 1182 die Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705 kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in Personalunion mit Preußen verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei, 1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L. der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F., Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der Lauenburger Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700 Jahre Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im Königreich Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v. Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J., 1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Laufenburg (Herrschaft, Grafen). Schon 1173 trug eine Linie der Grafen von Habsburg die Burg L. am Rhein bei Waldshut vom Kloster Säckingen zu Lehen. 1232/1238 spaltete sich von Habsburg eine Linie Habsburg-Laufenburg ab. 1306 verkaufte der letzte Graf die Herrschaft an die Grafen von Habsburg (und Herzöge von Österreich). Damit zählte sie später zum österreichischen Reichskreis. 1408/1415 erlosch die Linie endgültig. 1801 kam L. zum Aargau der Schweiz. Das rechtsrheinische Kleinlaufenburg/L. in Baden fiel 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 1; Wernli, F., Die Stadt Laufenburg von 1386-1496, 1912; Schib, K., Geschichte der Stadt Laufenburg, 1951; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 339. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600 (585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und seinen Sitz im Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798 wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F., Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz. Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947
¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555, 1, 2, 323. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des Aargaus fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich, dessen Familie sich später nach der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über Schänis (Schännis), Beromünster, Zürich, Säckingen und Einsiedeln und die Grafschaft im Zürichgau. Die 1101 durch Teilung entstandene, 1172 ausgestorbene Linie Baden der Grafen von L., die von den Staufern die Grafschaften Blenio und Leventina erhalten hatten, vererbte ihre Güter (Reichsvogtei von Zürich, Grafschaft im Zürichgau) über die Erbtochter Richenza an die Grafen von Kiburg (Kyburg) die 1173 ausgestorbene Linie L. durch Testament an Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der Teile der Reichslehen an die Grafen von Habsburg und an seinen Sohn Pfalzgraf Otto sowie an die Herzöge von Zähringen (Kirchenvogtei in Zürich) gab. Von ihm kamen die Güter an die Grafen von Habsburg und Kiburg (Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger Neujahrsblätter 1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg und die Gründung der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I., Lenzburg, LexMA 5 1991, 1874. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg, Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14. Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf (Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I. nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4 Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020? oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im Vesdretal bei Eupen südwestlich von Aachen war die Stammburg der von den Ardennengrafen abstammenden Grafen, später Herzöge von L. (Herzogstitel auf Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des Herzogtums Niederlothringen durch Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die östlich der Maas zwischen Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie fiel über die Erbtochter (Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg [und Arlon]). 1113 wurde durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136) Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang durch Heirat der Erwerb der Gebiete von Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch eine Nebenlinie der Gewinn der ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214 an Luxemburg. Nach 1247 wurde in Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im Mannesstamm aus. 1283 starb die mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter (Ermengarde). Das Herzogtum L. fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch den Sieg bei Worringen an die Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund und damit infolge der Ehe Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477) 1493 an Habsburg kam, so dass es zum burgundischen Reichskreis zählte. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es zwischen Spanien bzw. Habsburg und den Generalstaaten der Niederlande geteilt. 1815 übernahm man auf dem Wiener Kongress den Namen L. für eine Provinz des Königreiches der Vereinigten Niederlande. Diese wurde nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von diesem beansprucht und 1839 geteilt in die östlich der Maas gelegene niederländische Provinz L. mit Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich für das an Belgien gelangte Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund gehörte, und die westlich der Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst, H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg, 1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund, 1937; Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze 1813-15, 1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v. Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973), 169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en aangrenzende Gebieden, 1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der niederländischen Provinz Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, hg. v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Linz (an der Donau) (Bistum, Residenz des Erzherzogs von Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz Wien für Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia) und einer um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze) in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen von Österreich zur Stadt entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet.
L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990; Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 338. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lommersum (Herrschaft[, Reichsgrafschaft Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen wird 1047 erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als Mittelpunkt einer Herrschaft an das Erzstift Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge von Brabant verlor. 1404 kam sie an Burgund, 1477 an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Lommersum, Derkum, Bodenheim und Hausweiler sowie die Gutshöfe Schneppenheim, Diefenthal (Dieffental) und Ottenheim. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Kerpen mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie an den Erzbischof von Köln verpfändet. 1710 wurde sie durch König Karl VI. von Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf Schaesberg. 1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften Kerpen und L. zu einer Reichsgrafschaft (Kerpen-Lommersum), die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte. 1795 kam sie zu Frankreich, 1815 zu Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die Grafen von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von Looz. Sie erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von Mainz und spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen von Rieneck ab. Die Linie L. bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft gehörte zum burgundischen Reichskreis. Durch Maximilian I. wurden die Grafen mit Virilstimme in den Reichsfürstenstand, durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren sie ihre linksrheinischen Gebiete an Frankreich und erhielten dafür 1803 die Reste der früher zum Hochstift Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck zwischen Greven und Meppen als Reichsfürstentum Rheina-Wolbeck mit 830 Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde dieses Fürstentum dem Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811 Frankreich einverleibt. 1815 kam das Fürstentum in seinem südlichen Teil an Preußen, im nördlichen Teil an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich (Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431) kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509) an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt, das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz, Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab, kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697 wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L. auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96; Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745; Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905; Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2. A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter, Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen - Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v. Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128; Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia, hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12. Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler, H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen Reich, 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160 (Domweihe 1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im östlichen Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum Erzbistum Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert (1149) erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L. verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift umfasste es nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535 wurde die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin. 1773 erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch Vertrag die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5 Quadratmeilen umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1 1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg 1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1 1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel 1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558; Prange, W., Bischof und Domkapitel zu Lübeck, 2014 (Aufsatzsammlung). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W., Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens, 1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F., Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter. Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300 und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum, Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. ( 997/998) aus dem an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur ( 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der, Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J., Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C., Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus 963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs, Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv 12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg, 1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer, P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes, C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA 6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W., Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Maastricht (Reichsstadt). M. an der Maas geht auf das römische Traiectum (Überfahrt) ad Mosam zurück. Seine nach dem ersten, in M. 384 verstorbenen Bischof von Tongern benannte Servatiuskirche stammt aus dem sechsten Jahrhundert. Bis zur Verlegung nach Lüttich im frühen 8. Jahrhundert war M. Sitz des Bischofs von Tongern. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Trectis erwähnt. Das 889 dem Erzstift Trier gegebene Stift nahm Kaiser Otto I. 966 wieder an das Reich zurück. 1174 verpfändete Kaiser Friedrich I. Barbarossa das dortige Reichsgut an den Bischof von Lüttich. Später (1284 festgelegt) stand M. unter der gemeinsamen Herrschaft der Bischöfe von Lüttich und der Herzöge von Brabant, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beansprucht wurde. 1632 fiel M. durch Eroberung an die Niederlande, innerhalb deren es Hauptstadt der Provinz Limburg wurde.
L.: Wolff 54; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967; Deeters, J., Servatiusstift und Stadt Maastricht, 1970; Ubachs, P., Twe heren, twee confessies. De verhouding van Staat en Kerk te Maastricht, 1975; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189; Deeters, J., Maastricht, LexMA 6 1992, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 379. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mägdeberg (Herrschaft). Der schon vorgeschichtlich besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als alemannisches Herzogsgut bzw. fränkisches Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt Gallen und um 920 wohl durch Tausch an die Abtei Reichenau. 1343 wurde die zugehörige Herrschaft an die Reichenauer Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die habsburgischen Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam 1359 von den Dettingen an Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich herausgeben. Von 1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an die Herren von Reischach, 1622-1638 an Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von Buchenberg, 1657-1762 an die Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an die Grafen von Enzenberg (Enzberg). M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und Herrschaft Mägdeberg, 1959. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mahlberg (Reichsstadt, Herrschaft). M. bei Lahr wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst Ministerialen der Herzöge von Zähringen, die zugleich Vögte des Hochstifts Bamberg in der Ortenau waren. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) zog (Kaiser) Friedrich II. ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt genannt. Seit 1246/1247 besetzten die Herren von Geroldseck die Stadt und erhoben sie zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft M. Diese kam 1277 an die Linie Lahr-Mahlberg und 1426 über eine Erbtochter gegen die Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen von Moers-Saarwerden. Nach Verpfändung an Baden 1442 erwarb dieses 1497 durch Kauf eine Hälfte der Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die verbliebene Moers-Saarwerdener Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers an Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende, bis dahin ungeteilte Herrschaft real geteilt, wobei Mahlberg zu Baden (Baden-Baden) und Lahr zu Nassau (Nassau-Saarbrücken) kam. In beiden Teilen wurde 1558 die Reformation eingeführt. 1803 fiel auch Lahr an Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Massa (Herrschaft). M. in der Toskana wird 882 erstmals genannt. Seit 1434/1442 gehörte die Herrschaft M. den Malaspina, die 1473 auch Carrara erlangten. Sie wurden 1568 zu Fürsten und 1664 zu Herzögen erhoben. 1731 erloschen sie im Mannesstamm. Über die Erbtochter kam das Herzogtum 1741 an Modena-Este.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Sassi, F., I primordi del principato massese, 1930; Ragionamento storico intorno l
antica città di Luni e quella di Massa di Lunigiana, 1977. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mechernich (Reichsherrschaft). Die nur 678 Hektar umfassende reichsunmittelbare Herrschaft M. östlich von Gemünd in der Eifel unterstand im 14. Jahrhundert den Herzögen von Jülich. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der gemeinsamen hohen Obrigkeit und Hochgerichtsbarkeit eine Teilung. Eine Hälfte kam über die Rode, Frambach von Birgel, Nesselrode (1488), Twickel (1720) 1771 mit weiteren Gütern an den Herzog von Arenberg, die andere Hälfte von den Grafen von Blankenheim 1674 als Erbe an die Nesselrode und 1700 an die Grafen von Nesselrode-Reichenstein. 1794 besetzte Frankreich beide Teile. 1815 fielen sie mit der Rheinprovinz an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil). Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln) bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.) und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw. deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995 erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11. Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M. ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg, nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde (1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim (Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520 vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow. Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow (Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet (drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben. 1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937 erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow (britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938 Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik. Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus 1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166; Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H., Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G. v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel, F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W., Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F., Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683), 1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K., Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII (Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6 1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mecklenburg-Güstrow (Herzogtum). Die Linie M. der Herzöge von Mecklenburg entstand 1555 (bis 1610) bzw. 1621 durch Teilung. 1695 erlosch die Linie. Ihre Güter (im wendischen Kreis die Städte Güstrow, Krakow, Goldberg, Plau, Malchow, Waren, Röbel, Penzlin, Stavenhagen, Malchin, Teterow, Neukalen [Neukalden], Gnoien, Sülze [Sülte], Marlow, Ribnitz, Tessin, Laage und Schwaan [Schwan], die Ämter Güstrow, Goldberg, Marnitz, Plau, Wredenhagen, Stavenhagen, Neukalen [Neukalden], Dargun, Gnoien, Ribnitz und Schwaan [Schwan], 255 adlige Güter, die Seestadt Rostock mit deren Distrikt und die Klöster Dobbertin, Ribnitz und Malchow sowie im stargardischen Kreis die Städte Neubrandenburg, Friedland, Woldegk [Woldeck], Stargard, Strelitz, Fürstenberg und Wesenberg, die Ämter Wanzka, Broda, Stargard, Feldberg, Strelitz, Fürstenberg, Wesenberg, Bergfeld, das Heideamt, Mirow und Nemerow und etwa siebzig adlige Güter) fielen an Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 25; Wallner 706f. NiedersächsRK 5, 10, 24; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F2; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046 erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982 Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg (Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische Ostmark), das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz und Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg (Naumburg/Zeitz) und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195 unternommene Versuch des Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam es zu Landesteilungen und Familienzwisten, welche die Bedeutung der Markgrafschaft erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land als erledigtes Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie Thüringen zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna. Kernland der Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf Friedrich dem Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423 erlangten die Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein) und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz (Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen, Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit Rauenstein, Grünhain mit Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren Königreichs Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck 1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980; Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Meranien (Herzogtum). M. (Meerland) ist die Küstenlandschaft Kroatiens und Dalmatiens am adriatischen Meer (am Quarnero und um Fiume), die von Kaiser Heinrich IV. erobert wurde. Sie war zunächst Teil der Mark Istrien Bayerns. Kaiser Friedrich I. Barbarossa verlieh bereits 1152 den Titel eines Herzogs von M. an den 1159 verstorbenen Grafen von Dachau, trennte dann 1180 M. von Bayern und belehnte die Grafen von Andechs (seit 1173 Markgrafen von Istrien) als Herzöge von Kroatien, Dalmatien und M. mit M. Der Erwerb der Landeshoheit in dem Gebiet gelang dem Geschlecht nicht. Mit seinem Aussterben 1248 erlosch das Titularherzogtum.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 23, Meran; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Merenberg (Herren). Die im Auftrag des Reichs errichtete Burg M. bei Weilburg an der Straße von Köln nach Frankfurt wird 1129 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die nach 1050 als Vögte des Stiftes Limburg zu Neunkirchen und Camberg nachweisbaren Herren von M. Ihre um M. und Gleiberg südlich der unteren Lahn und um Wetzlar gelegenen, durch die Vogtei über Wetzlar ergänzten Güter fielen bei ihrem Aussterben (1328) über eine Erbtochter gegen die Heiratsansprüche der Herren von Westerburg an die Grafen von Nassau-Weilburg (Nassau-Weilburg-Merenberg) und kamen 1355 an Nassau-Weilburg. Die Herrschaft zählte zum oberrheinischen Reichskreis. Über Nassau fiel M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. Von 1868 bis 1965 nannte sich eine Nebenlinie der Herzöge von Nassau Grafen von M.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 122. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde) auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte. Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums (Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen östlich der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft beschränkte sich auf die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von Kaiser Otto II. erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde (Schkeuditz, Lützen) und die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523 eindringenden Reformation brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab 1545/1561 das zum obersächsischen Reichskreis gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt. Dies wurde 1635/1648 anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine wettinische Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg, seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2 (1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17 (1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564, 1, 2378. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Metz (freie Reichsstadt). In keltischer Zeit war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an der wichtigen Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz das Kastell Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum zugehörig war, zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert (1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt auf. Sie schuf sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert mit mehr als 130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und verteidigte es gegen alle Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt. 1648 wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des Bezirks Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J., Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de 1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Michelbach (Reichsdorf). M. bei Merzig war bis 1789 das einzige Reichsdorf im Saarland. Die Schirmherrschaft lag bis 1766 bei den Herzögen von Lothringen, dann bei den ihnen nachfolgenden Königen von Frankreich und ab 1778 bei dem Erzstift Trier. Grundherren waren das Stift Sankt Simeon in Trier und die Abtei Tholey. Über Preußen kam M. 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Millendonk, Myllendonk, Mylendonk (Reichsritter, reichsunmittelbare Herrschaft). Nach der Wasserburg M. an der Niers bei Korschenbroich westlich von Düsseldorf benannten sich seit 1168 auftretende Edelherren von M., die Lehnsträger Gelderns waren. Ihre Herrschaft stand nach ihrem Aussterben um 1300 den Reifferscheid als Lehen Gelderns, seit etwa 1350 den Mirlar (Millendonk-Mirlar, Myllendonk-Mirlar) und danach den Bronkhorst (Bronckhorst) zu. Sie gehörte später zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1682/1690 kam sie an die Herzöge von Croy, 1694 an die Gräfin von Berlepsch. 1700 wurde sie reichsunmittelbar. 1733 fiel sie in weiblicher Erbfolge mit 0,8 Quadratmeilen Gebiet und 1600 Einwohnern (im Wesentlichen das heutige Korschenbroich) den Grafen von Ostein zu. 1794 wurde sie von Frankreich besetzt. Die Grafen von Ostein erhielten für den Verlust der dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörigen Herrschaft an Frankreich durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 die Abtei Buxheim (ohne das Dorf Pleß und belastet mit verschiedenen Renten). 1813/1835 kam die Herrschaft, die 1832 an die Freiherren von Wüllenweber (Willenweber) vererbt wurde, an Preußen und damit das Gebiet 1946 an Nordrhein-Westfalen (heute Teil der Stadt Korschenbroich).
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J., Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939; Quadflieg, E., Millendonk und seine
Vererbung, 1959. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mindelheim (Herrschaft, Reichsfürst). An der Stelle von M. an der Mindel lagen eine alemannische Siedlung des 7. Jahrhunderts und ein fränkischer Königshof. M. selbst wird erstmals 1046 anlässlich der Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und Herrschaft von den Herren von M. über die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und 1433/1439 an die Herren von Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den Freundsberg/Frundsberg. Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber von den Herren von Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an Bayern ab, das M. 1616 besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M., abgesehen von 1704/1705 bis 1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht erledigtes Reichslehen John Churchill Marlborough, First Duke of Marlborough, als Belohnung für seinen Sieg über Bayern als Reichsfürsten überließ, was durch den Frieden von Rastatt 1714 allerdings wieder entschädigungslos beseitigt wurde, und abgesehen von 1778 bis 1780 (Besetzung durch Österreich, mit 7 Quadratmeilen Gebiet), Teil Bayerns und gehörte dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948; Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R., Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der Landkreis Mindelheim, 1971. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum, Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert kam das früh von der Reformation erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge, Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877, Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg, M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968), 79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987; Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt, H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Mirandola (Stadt, Fürsten, Herzöge). M. in der Emilia, das seit dem 11. Jahrhundert belegt ist, fiel zunächst an das Haus Canossa und dann an die sog. filii Manfredi. Von ihnen erhielt Francesco Pico 1311 von Kaiser Heinrich VII. M. und sein Umland als Erblehen. 1354 erklärte Kaiser Karl IV. M. als reichsunmittelbar. Die Stadt M. wurde seit dem Hochmittelalter von den Pico della Mirandola beherrscht. 1596 wurden sie zu Fürsten, 1617 zu Herzögen erhoben. 1747 starben sie aus. S. Modena, Italien.
L.: Memorie storiche della città Mirandola, Bd. 1ff. 1872ff.; Cappi, V., La Mirandola, 1973; Mirandola e le terre del basso corso del Secchia dal Medioevo all
età contemporanea, 1984; Andreolli, B., Mirandola, LexMA 6 1992, 664. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Monschau (Herrschaft). Die Burg M. an der Rur wird 1217 erstmals erwähnt. Sie bildete den Mittelpunkt der Herrschaft M. Diese fiel 1434 an die Herzöge von Jülich und kam damit über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Prümmer, H., Das Monschauer Land, historisch und geographisch gesehen, 1955; Pilgram, H., Der Landkreis Monschau, 1957. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Münsterberg (Herzöge, Herzogtum, Residenz), Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom 1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II., der die Linie der Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die Lehnshoheit Böhmens anerkennen. Nach dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand M. unter der Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16. 5. 1454 an Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465 zusammen mit Frankenstein und Glatz an seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels erwarb. 1537 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an den Herzog von Liegnitz verpfändet. 1569/1570 kauften sich die Stände von dem Herzog von Oels frei und unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als König von Böhmen. Dieser verlieh es 1653 an das Fürstentum Auersperg, das 1742 unter die Landeshoheit Preußens kam, das 1791 auch die privaten Güter Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15 Quadratmeilen und war in die Kreise M. und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel M. fast unversehrt unter die Verwaltung Polens, 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F., Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg. v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 400. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Murten (Reichsstadt, Herrschaft, Land). M. am Murtensee zwischen Solothurn und Avenches (Aventicum) erscheint 515 als burgundischer Königshof Muratum in der Gründungsurkunde des Klosters Saint-Maurice (Saint Maurice/Wallis, Sankt Moritz). Nach seiner 1034 erfolgten Zerstörung wurde es nach 1159 von den Herzögen von Zähringen als Stadt begründet. Nach dem Aussterben der Herzöge wurde es Reichsstadt, kam aber 1255 und nach der Rückgewinnung seitens des Reiches (1283) 1291 erneut an Savoyen. Von 1475 bis 1798 wurde es von Bern und Freiburg gemeinsam verwaltet. 1803 gelangte es an den Kanton Freiburg der Schweiz.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Welti, F. E., Das Stadtrecht von Murten, 1925; Flückiger, E., Murten, 1946. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nalbach (Herrschaft). Über die zur Herrschaft N. des Sankt Simeonsstiftes in Trier gehörenden Dörfer Bettstadt, Bilsdorf, Diefflen, Körprich, N. und Piesbach hatten im 15. Jahrhundert die Raugrafen die Obervogtei. Diese kam danach je zur Hälfte an das Erzstift Trier und die Pfalz. Diese belehnte die Herren von Rathsamhausen, danach die Braubach de Lénoncourt und 1711 die Herren von Hagen zur Motten (Hagen). Daneben hatten im 17. Jahrhundert die Herzöge von Lothringen eine sog. Schirmvogtei. 1784 erkannte das Sankt Simeonsstift die Landesherrschaft des Erzstifts und der Herren von Hagen an. Über Preußen kam N. 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 502. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten, lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich ( 1343) die Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd. 1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12. Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223 Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau und nannten sich seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße, Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A.,
Festung Neisse, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein, W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte, 1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neschwitz (Herrschaft). N. bei Bautzen in der späteren Oberlausitz erscheint 1268 als Herrschaft. Mittelpunkt war die Wasserburg N. Von den Markgrafen von Meißen kam N. vermutlich nach 1268 an die Herren von Pannwitz (Pannewitz) und von Schreibersdorf, 1575 an die Schleinitz, Ponickau, Theler (1627-1708), die Herzöge von Württemberg-Teck, die Grafen Sulkowski und die Freiherren von Riesch (1763). Mit Sachsen fiel N. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Vietinghoff-Riesch, A. Frhr. v., Letzter Herr auf Neschwitz, 1958. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neuburg (Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum, Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der Bayern in der Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem Geographen von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz eines bis 801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10. Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern. 1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des räumlich nicht geschlossenen, aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns) gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg (Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein, Weiden, Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von Jülich-Kleve-Berg wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein gewonnen. 1614 wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und Neuburg-Hilpoltstein (1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim Erlöschen Neuburgs (Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande Neuburgs, Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw. Pfalz-Sulzbach auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, 1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz. Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032 (1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis 1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck 1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915; Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz, L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt, 1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux, A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und große Strategie
Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der Könige von Preußen (1707-1806), 2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Neuenburg (Reichsstadt). N. bei Müllheim wurde (vielleicht) um 1170/1180 von den Herzögen von Zähringen planmäßig angelegt. Nach 1218 war es vorübergehend Reichsstadt. 1797 kam es von Österreich an den Herzog von Modena, 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Schäfer, K., Neuenburg. Die Geschichte einer preisgegebenen Stadt, 1963; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 454. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309 übernahm Ludwig IV. von Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft. 1331 wurde N. in drei Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und Bayern-Burghausen 1334 an die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es nach dem Aussterben der Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an Herzog Stephan II., der 1353 neben Lehen in Holland auch das Gebiet um Straubing (Straubinger Ländchen) an seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I. überließ, das restliche Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern vereinigte. 1392 kam Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde ein Teil Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben. 1447 gewann Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf, Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19. Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992; Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver. Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber 1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14. Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land Oberösterreich als niederösterreichische Länder. N. im engeren Sinn war als Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902); Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd. 1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo, F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H., Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E., Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G., Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer - Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert, hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch, Bd. 1 ff. 2008ff.; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v. Brauneder, W., 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nomeny (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft N. gehörte ursprünglich zum Hochstift Metz, wurde von diesem aber zeitweilig an die Herzöge von Lothringen verpfändet und 1551 zu Lehen gegeben. Später kaufte Lothringen N. 1613 starb die Linie Mercoeur aus und vererbte N. an den Herzog von Lothringen. Frankreich verzichtete auf die ursprünglich als Nachfolger von Metz geltend gemachten Rechte. Der Herzog von Lothringen musste 1735 zugunsten Stanislaus Leszczynskis (gegen Toskana) auf seine Länder verzichten, erhielt aber 1736 das Recht, unter dem Aufruf von N. Sitz und Stimme auf Reichstagen und Kreistagen für die ihm noch verbliebenen reichsunmittelbaren Territorien (Grafschaft Falkenstein am Donnersberg) zu führen und damit trotz Verlustes des stimmbegründenden Landes Reichsstand zu bleiben. N. zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 304; Zeumer 553. II b 44; Rolin, C., Nomeny, 1937. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nordendorf, Norndorf (Herrschaft). Im N. am unteren Lech bei Donauwörth erscheinen seit 1264 die Herzöge von Bayern als Lehnsherren zahlreicher Rechte, die zunächst die Herren von Donnersberg, seit 1290 die verwandten Marschälle von Oberndorf, seit 1455 die Marschälle von Affing, seit 1492 Ritter Mang von Hohenreichen, seit 1498 Ehrentraut von Seyboldsdorf (Ehrentraut die Seyboltsdorferin), seit 1506 Walter von Gumppenberg, seit 1517 Ernst Marschall zu Oberndorf, seit 1528 die Pimmel von Augsburg, 1548 die Rehling von Augsburg und seit 1580 durch Kauf die Fugger in der Linie N. (Fugger-Nordendorf) innehatten. Daneben gab es im 13. Jahrhundert Herren von N. mit eigenen Rechten. Über die Fugger zählte die Herrschaft N. innerhalb Burgaus zum schwäbischen Reichskreis. N. fiel bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45; Franken, M., Die Alemannen zwischen Iller und Lech, 1944. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nordgau, bayerischer (Gau nördlich der Donau zwischen Neuburg und Regensburg, Landschaft, bayerischer Nordgau). Im Gebiet nördlich der Donau zwischen Neuburg und Regensburg, das später bis zum oberen Main (1060 Egerland) ausgedehnt wurde, fassten nach den Karolingern, den Liutpoldingern (Luitpoldingern), den Markgrafen von Schweinfurt (939-1003), den Grafen von Sulzbach und den Diepoldingern seit Ende des 12. Jahrhunderts die Grafen von Wittelsbach Fuß, die 1255 als Herzöge von Bayern den größeren Teil des Gebiets erwerben konnten. Danach kam als Folge der wittelsbachischen Zweiteilung des Gebiets von 1329 der Name allmählich ab und seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hierfür der Name Oberpfalz auf.
L.: Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen Nordgau, 1893; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Nortgouue, Nortgouui, Nordgeuui, Nordgouue, Norgovve, Nordgeuue, Nortgowa, Nortgowe, Norekawe, Nordgowe, Gau zwischen Regensburg und Fürth, Oberweiling, Dürn, Mantlach, Hohenschambach bzw. Schambach, Fürth in Bayern, Beilngries, Bergen, Velden, Kirchenreinbach, Kemnath, Machendorf, Lintach, Schwarzenfeld, Weilindorf [= Oberweiling?], Förrenbach, Hersbruck, Vorra, Oberkrumbach, Schnaittach, Oberrüsselbach und Unterrüsselbach bzw. Rüsselbach, Ittling, Schierstadt (= jetzt Stadtamhof), Großprüfening bzw. Prüfening, Großgründlach bzw. Gründlach, Walkersbrunn, Eltersdorf, Herpersdorf, Sickenreuth, Wenigrötz bzw. Wenigritz, Neunburg vorm Wald, Diendorf, Gütenland, Hillstett bzw. Hiltstedt, Premberg); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 36, 37, III, 32, IV, 8, Nordgouwe I, der bayerische Nordgau; Gagel, E., Der Nordgau im Mittelalter, Oberpfälzer Heimat 13 (1969), 7ff.; Kraus, A., Marginalien zur ältesten Geschichte des bayerischen Nordgaus, Jb. f. fränk. Landesforschung 34/35 (1974/5), 163ff.; Schmid, A., Nordgau, LexMA 6 1993, 1235. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Nördlingen (Reichsstadt). Nach römischen und alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im Ries anlässlich der Übertragung an den Bischof von Regensburg. 1215 gewann König Friedrich II. durch Tausch N. für das Reich zurück. Vergeblich versuchten die Grafen von Oettingen und die Herzöge von Bayern die Herrschaft zu erlangen. Spätestens 1290 (Stadtrecht) ist N. als Stadt bezeugt. In der Folge war es Reichsstadt (1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es sich der Reformation an. Es gehörte dem schwäbischen Reichsstädtekollegium und dem schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam es mit 7000-8000 Einwohnern und 1,5 Quadratmeilen Gebiet (Enkingen, Teile von Nähermemmingen und Herkheim, Goldburghausen, Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder 210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner, K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte, 1965; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung einer Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine bürgerliche Reformation: Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt Nördlingen, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling, R., Nördlingen, LexMA 6 1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation, 1998. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oberglogau (Herrschaft). O. an der Hotzenplotz in Oberschlesien wurde 1275 planmäßig angelegt. Es gehörte zum Herzogtum Oppeln. Nach dem Aussterben der Herzöge kam es 1532 mit Oppeln an Österreich, das es an Georg von Ansbach-Jägerndorf, dann an die Königin Isabella von Ungarn (1552) und danach an Otto von Zedlitz verpfändete. Von dort gelangte es über die Erbtochter an die Oppersdorff, die 1626 in den Reichsgrafenstand aufstiegen. 1945 fiel O. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Schnurpfeil, H., Geschichte und Beschreibung der Stadt Oberglogau, 1860; Kosian, A., Führer durch das schöne Oberglogau, 1931. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oberkirch (Herrschaft). Um 1225 erscheint O. an der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die Grafen von Fürstenberg, die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt hatten, O. an das Hochstift Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich der Schöne auf die Reichsdörfer Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal, die zu der sich um O. bildenden Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und 1649-1654 wurde die Herrschaft an Württemberg verpfändet. 1802 kam sie an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft Oberkirch, 1840; Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen Renchtales, 1898; Heizmann, L., Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und Gegenwart, 1928; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz (größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O. der katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg, Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach (Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614 abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S. Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
Obere Pfalz, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Obersächsischer Reichskreis. Der O. wurde 1512 aus Sachsen, Brandenburg, Pommern, Cammin (Kammin), Anhalt, den Abteien Quedlinburg, Gernrode und Walkenried, den Fürstentümern Querfurt und Schwarzburg, den Grafschaften Mansfeld, Stolberg und Wernigerode, Barby, Hohnstein mit Lohra und Klettenberg, Hatzfeld, Reuß und Schönburg gebildet. Zeitweise gehörten der König von Schweden für Vorpommern und der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel für Walkenried dem Kreis an. Kreisausschreibende Fürsten waren die Markgrafen von Brandenburg und die Herzöge von Sachsen(-Wittenberg). 1683 traten die Mitglieder letztmals zu einem Kreistag zusammen, obwohl der Kreis formell erst 1806 erlosch.
L.: Gumpelzhaimer 169; Wolff 372. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ochsenburg (reichsritterschaftlicher Ort). O. bei Zaberfeld nördlich von Vaihingen zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. Es gehörte den Herzögen von Württemberg und kam über dieses 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161, 511. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz), Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva. Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz, 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218 aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau], Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148 belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation, 1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3; Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg, 1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f. Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R., Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Orlamünde (Grafen). 1071 wird erstmals eine an der Mündung der Orla in die Saale vielleicht um 900 erbaute Burg O. der Grafen von Weimar, die von 1046 bis 1067 auch Markgrafen von Meißen waren, erwähnt. Beim Aussterben der Grafen 1060/1067/1112 gingen die Güter (Weimar und O.) nach längeren Auseinandersetzungen an die Askanier über, von denen Albrecht der Bär seinen zweiten Sohn Hermann, der sich Graf von O. nannte, damit ausstattete. 1248 wurde das Grafenhaus in eine thüringische und eine osterländische Linie geteilt. Die Grafschaft kam durch Kauf (1344) und Krieg allmählich an die Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von Meißen. Die Weimarer Linie musste 1347 die Landesherrschaft der Landgrafen/Markgrafen anerkennen. Um 1373 starb die Weimarer Linie, 1486 das Geschlecht aus. Zuletzt gehörte das Gebiet bis 1920 zu Sachsen-Altenburg, das in Thüringen aufging. Andere Güter, die durch Erbe der 1248 ausgestorbenen Herzöge von Andechs-Meranien vermehrt wurden, gelangten 1341 an die Burggrafen von Nürnberg (Kulmbach, Plassenburg).
L.: Wolff 398; Posse, O., Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin, 1881; Lommer, V., Beiträge zur Geschichte der Stadt Orlamünde-Naschhausen, 1906; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar-Orlamünde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 96ff.; Blaschke, K., Orlamünde, LexMA 6 1993, 1459. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos, Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768 Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O. (1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach, Offenburg und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351 bis 1405 an das Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz (bis 1504) bzw. Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich der nach Ortenberg veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400 Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden. Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua, Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa, Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach, Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16 (1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21, 22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua, Ortenau
, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K., Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß, erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd. 1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F., Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991), 181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F., Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36 (1994), 9. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet (Ostland, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in niederösterreichische Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und oberösterreichische Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O., Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky, E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2. A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre 1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin, M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P., 1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction bibliographique à l
histoire du droit et à lethnologie juridique, hg. v. Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10. A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom Haus Österreich, 1986; Good, D., Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz, F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Otakare (Geschlecht, Markgrafen, Herzöge). Das seit der Mitte des 10. Jahrhunderts im Chiemgau als Grafen bezeugte, im 11. Jahrhundert im Chiemgau und Traungau (Mittelpunkt Styraburg, Steyr) begüterte, nach dem Leitnamen Otakar als O. bezeichnete bayerische Grafengeschlecht, das sich mit karolingischen Otakaren nicht sicher verbinden lässt, hatte nach dem Aussterben der Grafen von Wels-Lambach seit 1050 die Markgrafschaft der karantanischen Mark zu Lehen. 1122 beerbte das Geschlecht die Eppenstein (Eppensteiner) in Kärnten. 1180 wurde die karantanische Mark zum Herzogtum Steiermark mit Otakar IV. als erstem Herzog erhoben. Durch Erbvertrag kam sie 1192 an die Babenberger.
L.: Posch, F., Die Entstehung des steirischen Landesfürstentums, MIÖG 59 (1951); Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; 800 Jahre Steiermark und Österreich 1192-1992, hg. v. Pickl, O., 1992; Ebner, H., Otakare, LexMA 6 1993, 1555; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Perg (Hochfreie). P. an der Naarn wird erstmals 1050 als Burg (Perga) erwähnt. Es wurde Hauptort des Machlandes (Marchlandes) (Mühlviertel). 1191/1194 erwarben die Babenberger als Herzöge von Steiermark durch Erbvertrag die Güter der sich seit etwa 1100 nach P. nennenden Hochfreien von P.
L.: Eibensteiner, F./Eibensteiner, K., Das Heimatbuch von Perg, 1933; Hintermayer-Wellenberg, M., Die Herren von Perg und die Herren von Machland, Jb. d. oberöst. Musealvereins 150 (2005), 35. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern, 1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des jülich-klevischen Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs ( 1614) mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P. innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider, J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs. 56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press, V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587 konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.) B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d
Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v. Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal, 1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog); Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi, G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pinzgau (Gau, Grafschaft). Der P. im oberen Salzachtal und Saalachtal nördlich der Hohen Tauern war bis 1228 Reichslehen der Herzöge von Bayern. Als diese es dem Reich aufsandten, verlieh es der Kaiser an das Erzstift Salzburg. Die Erzbischöfe gaben den oberen P. an die Grafen von Mittersill, den unteren P. an die Grafen von Plain als Aftervasallen weiter. Über Salzburg kam der P. 1805 an Österreich.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 35, 39, 66, 96 Pinzgouwe. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Plauen (Herrschaft). An dem Übergang alter Straßen über die Weiße Elster entstand neben einer slawischen Siedlung Plawe (Ort der Überschwemmung) gegen 1220 die Stadt P. sowie eine 1222/1224 bezeugte Burg der Grafen von Everstein. Nach P. nannte sich dann bald eine Linie der Herren bzw. Vögte von Weida (Reuß), die sich 1306 in die Linien P. und Plauen-Greiz teilte. 1466 fielen Stadt und Herrschaft P. an das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen, Herzöge von Sachsen-Wittenberg). 1572 erlosch die Linie der Vögte von P. Über Sachsen kam P. 1945 an die sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; (Zeumer 552ff. II b 60, 22;) Bachmann, W., Das alte Plauen, 1954; Plauen. Ein kleines Stadtbuch, 1963. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Plesse (Herrschaft). Die Burg P. (die Helle) an der oberen Leine bei Göttingen, die 1015 durch Bischof Meinwerk aus Hausgut der Immedinger an das Hochstift Paderborn kam, war seit 1150 Mittelpunkt der Herrschaft der Edelherren von P. Sie trugen P. zum Schutz vor den Herzögen von Braunschweig-Göttingen 1446 den Landgrafen von Hessen zu Lehen auf. Beim Aussterben der Herren 1571 fiel die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen. 1816 kam sie an Hannover und damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft Plesse, 1914; Reuther, H., Land am Harz, 1966; Gauß
sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre Reformation in der Herrschaft Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986; Urkundenbuch zur Geschichte der Herrschaft Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Plön (Herrschaft, Grafschaft, Herzogtum, Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An der Stelle einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg erbaute Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P. (Plune eisfreies Wasser) am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390 war P. Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam P. beim Aussterben der Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von König Friedrich II. von Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der Teilung Holstein-Sonderburgs (Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie Holstein-Sonderburg-Plön (Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren Aussterben 1761 an Dänemark zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an Schleswig-Holstein. S. Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze, T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000 Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986; Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA 7 1994, 23; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen, Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15. Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.) leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523) festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt (Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde [bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625 kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns (Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556 säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin [Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich (gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow, E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L., Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus, H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd. 1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F., Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck 1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F., Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F., Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg. v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern, 1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern, Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986; Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern, 1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987; Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H., 1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R., Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v. Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H., Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im 19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei der Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV. ( 1309) mit Gütern nördlich der Peene und westlich und östlich der Odermündung. 1317 kam aus dem Erbe der Herzöge von Pommerellen durch Brandenburg das Land Stolp und Schlawe hinzu, das aber durch das Hochstift Cammin (Kammin) von Wolgast getrennt blieb. 1325 fiel das Fürstentum Rügen erbweise an. 1348 wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in Stargard östlich der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen westlichen Gebiete mit Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam es 1478 zur Wiedervereinigung in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut geteilt. P. zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10. Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der Herzöge von Polen, die sich nach 963 für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich als tributpflichtig unterstellt hatten, und wahrscheinlich seit 968 Bischofssitz im Erzbistum Magdeburg, seit 1000 im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand die Neustadt nach deutschem Recht. 1779/1793 ging P. an Preußen über. 1807 wurde aus den Erwerbungen Preußens in der zweiten (1793) und dritten (1795) Teilung Polens (Westpreußen, Südpreußen, Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau gebildet, das 1813 von Russland besetzt und 1813/1815 zwischen Russland und Preußen geteilt wurde. Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil von Südpreußen bis zur Prosna, doch gehörte dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund an. Das Culmer Land (Kulmerland) und Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt. Das Restgebiet wurde mit 29000 Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern (davon etwa ein Drittel Deutsche) als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.) Provinz Preußens, die vom 5. 12. 1848 bis Mai 1851 dem Deutschen Bund angehörte. 1867 wurde die Provinz dem Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871 dem Deutschen Reich. 1919 kam P. bis auf geringe westliche Randgebiete (2200 Quadratkilometer, Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen) ohne Volksabstimmung an Polen. Von 1939 bis 1945 war P. deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel 1945/1990 aber wieder an Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte der Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der Provinz Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und Posens, 1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen und die Reiche seiner Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D., Posen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des Großherzogtums Posen (1815-1848), 1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W., 1988; Piskorski, J., Posen, LexMA 7 1994, 124; Serrier, T., Provinz Posen, 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Püttlingen (Herrschaft). P. bei Saarbrücken, das 1224 erstmals erwähnt wird, war im 14. Jahrhundert in den Händen der Herren von Forbach, Johanns von Heinzenberg (Hentzenberg) und Johanns von Kriechingen (Créhange). 1460 belehnte der Bischof von Metz die Herren von Sierck (Sirck) mit ihm. 1648 übertrug er die Lehnsherrschaft an die Herzöge von Lothringen, die seit 1681 die Herren von Kriechingen mit der zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft belehnten. Diesen folgten 1726 erbweise die Grafen von Wied-Runkel, die Püttlingen 1778 an Nassau-Saarbrücken verkauften, das bereits 1766 die Lehnsherrschaft von Frankreich als dem Inhaber Lothringens erlangt hatte. 1815 kam P. an Preußen, 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 266; Wallner 696 OberrheinRK 13; Scherer, N., Der Ortsname
Püttlinger als persönlicher Eigenname, Zs.f. d. Geschichte d. Saargegend 1988; Müller, F., Die Geschichte der Herrschaft Püttlingen bei Saarbrücken, 1990. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Raabs (Grafen). R. (zu ahd. Ratgoz?) an der Thaya in Niederösterreich war Mittelpunkt einer im 11. Jahrhundert entstandenen (, angeblich erst nachträglich dem Herzogtum Österreich angegliederten und bis zum Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbaren) Grafschaft. Die sich seit 1144 nach R. (Rachz) nennenden Herren bzw. Grafen wurden um 1150 Burggrafen von Nürnberg. Bei ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen als Burggrafen die ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). 1200 verkaufte Konrad von Zollern seinen Anteil an der Grafschaft R. an Herzog Leopold VI. von Österreich, 1297 verkauften die Grafen von Hirschberg den an sie über die jüngere Erbtochter (Litschau-Heidenreichstein) gelangten Rest ebenfalls an die habsburgischen Herzöge von Österreich.
L.: Lechner, K., Die Grafschaft R., Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 21 (1928); Barta, K., Heimatbuch der Stadt Raabs, 1965; Tepperberg, C., Die Herren von Puchheim im Mittelalter, Diss. Wien 1978; Rigele, B., Die Maissauer, Diss. Wien 1990; Weltin, M., Raabs, LexMA 7 1994, 379. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz. An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie zum Herzogtum Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R. Seit 1327 unterstand es der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit dem přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365 unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich, das es bis 1551/1552 an Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis 1666 war es bei der Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Aus 1810 säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts eine neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz für an Preußen abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst, der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945 gelangte R. unter Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A., Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3. A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J., Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie sich Grafen von R. Sie hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die sie vielleicht nach 1100 (1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die Grafschaft im Emsland (Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto von Northeim ( 1083), Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im Teutoburger Wald (um Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere verstreute Güter (etwa im Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung. Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster (Niederstift Münster). 1289/1309 wurden Vlotho und der Limberg (Lemberg) (wieder) erworben. Nach Aussterben des Mannesstammes 1346 kam die restliche, wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld und Vlotho) über die Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin der Grafschaft Berg war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst lippische Amt Enger vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in Besitz genommen, kam aber 1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher Erbfolgestreit). Hauptstadt war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das Preußen seit 1705 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium beantragte, verwaltungsmäßig mit dem 1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis 1806 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16 Quadratmeilen umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811 teilweise unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger Territorialverfassung im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss. phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg 41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff. 1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962); Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v. Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7 1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer Übersicht); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Ravensburg (Reichsstadt). Das 1152 erstmals genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei einer um 1020/1080 erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern. 1179/1180 kam der Ort an die Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R. Reichsstadt (1286 Recht Überlingens, 1296 Recht Ulms), jedenfalls war mit dem Erwerb des Blutbannes 1396 der Aufstieg zur Reichsstadt abgeschlossen. Die Stadt erreichte ihre höchste Blüte in der Zeit der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat (1380-1530), die Leinwandhandel in ganz Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor 1546 wurde die Reformation eingeführt, aber bis 1649 teilweise wieder rückgängig gemacht. 1647 brannte die Burg R. ab. Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam R. mit den Ämtern Bavendorf, Bitzenhofen, Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg, Winterbach und Wolpertswende, einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130 Quadratkilometern mit 5000-6000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo es Sitz eines Oberamtes wurde. 1951/1952 gelangte es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff. 1923; Müller, K., Die älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, 1924; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Dreher, A., Das Patriziat der Reichsstadt Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802, Bd. 1f. 1972; Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Gutermann, F., Die alte Rauenspurc (Ravensburg), das Stammschloss der Welfen, seine Umgebung und sein Geschlecht, 1986; Klauser, H., Ravensburg, 1987; Schuler, P., Ravensburg, LexMA 7 1994, 486; Die Zeit der Händler, hg. v. Schmauder, A., 2002; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch, 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum, das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner günstigen Verkehrslage entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Bischof von R. und der Herzog von Bayern, dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war, bemühten sich vor allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und 1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II. wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg, Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es sogar vorübergehend an Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der freien Stadt eine kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde durch Zuwanderung später aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen Prinzipalkommissärs Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw. Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder 417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik, Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis 1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F., Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K., Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13. Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000 Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im Wandel - Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984; Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A. 1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern, 1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989; Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v. Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a., 1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A., Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland nannten sich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar von Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen (1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an das Hochstift Halberstadt. 1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum Halberstadt zusammen 31 Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945 eine Exklave Preußens (Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs. 1945 kam es in Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach der Burg R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Herren von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen von Limburg ab. 1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der Erft), 1394/1395 die Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und Hackenbroich sowie 1455 die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie sich Salm-Reifferscheid und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt eine jüngere Linie die Reichsfürstenwürde und die Aufnahme in den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, 1804 auch die ältere Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803 für die 1801 an Frankreich verlorenen linksrheinischen Güter die ehemals mainzischen Ämter Krautheim und Gerlachsheim (bei Mosbach) erlangt hatte (Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806 wurden diese Ämter von Baden annektiert. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende R. fiel über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Salm-Reifferscheid, Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von Bedburg, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Remigiusland (Herrschaft). Die vermutlich von Erzbischof Tilpin in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründete Abtei Saint Remi in Reims erhielt nach der Aufteilung des fränkischen Reiches von 843, bei der das Erzstift Reims an das Westreich, Teile der Güter des Erzstifts aber an das Ostreich fielen, 932/952 von Erzbischof Artald die dem Erzstift Reims, das 940 auch die Grafschaft Reims von König Ludwig IV. von Frankreich erhielt, wohl am Ende des 6. Jahrhunderts übertragenen Güter an der Maas und um Kusel (nordwestlich von Kaiserslautern). Für dieses R. fungierten die Grafen von Veldenz, seit 1444 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken als Vögte. 1550/1552 musste die Abtei das R. für 8500 Goldgulden an das 1543 geschaffene Pfalz-Veldenz verkaufen. Von dort kam es 1694 beim Aussterben der Linie an die Pfalz und damit 1777 an Bayern. 1946 gelangte das Gebiet an Rheinland-Pfalz.
L.: Remling, F., Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster, 1836; Remling, F., Geschichte der Benediktinerpropstei St. Remigiberg, 1856; Doll, L., Das Kloster Remigiusberg, (in) Landkreis Kusel, 1959. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Remiremont (Reichsabtei, Residenz). R. (Romarici mons) in den Vogesen wurde um 620 durch den austrasischen Adeligen Romaric und den Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des 10. Jh.s kam R. unter der Herrschaft des Kaisers an die Grafen von Metz, die im 11. Jh. Herzöge von Oberlothringen wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für adlige Damen. 1307 wurde die Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin ernannt. Seit 1415 wurde der Titel von allen Äbtissinnen getragen. 1556 unterstellte Karl III. die Güter seiner Herrschaft. Die in 52 bans (Sprengel) eingeteilten weltlichen Güter blieben bis zum Ende unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont, 1963; Remiremont, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rheinfelden (Reichsstadt, Herrschaft). Um 1130 gründeten die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von den Königen von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im Aargau die Stadt R. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) wurde R. Reichsstadt. Später wurde es an Habsburg verpfändet. Zur Grafschaft R., die am Ende des 18. Jahrhunderts über den Breisgau Österreichs zum österreichischen Reichskreis zählte, gehörte seit dem 14. Jahrhundert auch Wyhlen. Napoleon I. vereinigte 1802 das Fricktal samt R. und Laufenburg mit dem Aargau. Am 9. 2. 1803 wurden die Gebiete dem Aargau und damit der Schweiz eingegliedert.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd. 1 1991; Struve, T., Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 517. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Riddagshausen (Abtei). Das 1145 von Amelungsborn aus besetzte Zisterzienserkloster (Marienzelle bzw.) R. bei Braunschweig erhielt 1146 von Herzog Heinrich dem Löwen die villa R. und in der Folge zahlreiche andere Güter um Braunschweig, Schöningen und auf dem linken Okerufer. In den Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Braunschweig und den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel stand es auf der Seite der Herzöge. 1568 wurde die Reformation eingeführt. 1776 erscheint die Abtei in der Reichsmatrikel im niedersächsischen Reichskreis. S. Braunschweig, Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer 189; Wolff 438; Pfeifer, H., Das Kloster Riddagshausen bei Braunschweig, 1896; Ehlers, J., Die Anfänge des Klosters Riddagshausen und der Zisterzienserorden, Braunschweigisches Jb. 67 (1986). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Roden (Grafen). Die nach der Burg Lauenrode an der Leine als Grafen von R. oder nach anderen Gütern als Grafen von Limmer bzw. Grafen von Wunstorf bezeichnete, kurz nach 1100 nachweisbare Adelsfamilie hatte Vogtei- und Gerichtsrechte zwischen Hannover und der mittleren Weser. 1215 verlor sie die Grafschaft Nienburg an die Grafen von Hoya, 1241 Hannover und die Vogtei Lauenrode an die welfischen Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, 1446 durch Verkauf Wunstorf über das Hochstift Hildesheim ebenfalls an die Welfen. 1533 erlosch das Geschlecht. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rohrau (Herrschaft). R. bei Bruck an der Leitha in Niederösterreich gehörte im 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Cham. Um 1230 erscheinen Herren von R. (Rorav) aus der Familie Liechtenstein (Lichtenstein), die 1278 über ihre Erbtochter die zugehörige Herrschaft an die Stadeck gaben. Bei deren Aussterben bis 1400 fielen die Güter bis auf die Feste R. an die Herzöge von Österreich. Die Feste wurde als Reichslehen an die Grafen von Cilli übertragen, denen 1404 die Grafen von Montfort-Bregenz folgten. 1524 kam R. als Lehen Österreichs an die Familie Harrach, die 1627 zu Reichsgrafen erhoben wurde.
L.: Harrach, O. Graf, Geschichtsskizze der Grafschaft, Bd. 1 1906. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rosenfeld (Herrschaft). R. nördlich Rottweils wurde als Mittelpunkt einer Herrschaft um 1250 vermutlich von den Herzögen von Teck gegründet und 1255 erstmals erwähnt (Rosinvelt). 1305/1317 kam die Herrschaft durch Kauf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schmid, P., Beitrag zur Geschichte der Stadt Rosenfeld, 1926; Hölzle, Beiwort 27. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rostock (Fürstentum, Residenz des Fürsten). Um 1160 (1161) wurde eine wendische Burg und Siedlung R. (Roztoc, Auseinanderfließen) auf dem rechten Ufer der Warnow durch Waldemar I. von Dänemark zerstört. Gegenüber entstand auf dem linken Ufer um 1200 eine deutsche Kaufleutesiedlung, die den Namen fortführte und 1218 von Heinrich Borwin I. lübisches Recht erhielt. Sie war seit der Erbteilung Mecklenburgs von 1229 Sitz des Fürstentums R. Nach 1300 geriet sie unter die Hoheit Dänemarks, musste aber 1314/1323 an Mecklenburg zurückgegeben werden. Durch den Seehandel blühte die Stadt R. rasch auf und erhielt 1419 die erste Universität Norddeutschlands mit zwölf Professoren in vier Fakultäten, blieb aber immer unter der Landesherrschaft der Herzöge von Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Schwerin, unter der R. zum niedersächsischen Reichskreis zählte, kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6, 114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E., Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock, 2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967; Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49, 1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969; Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v. Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie möglicherweise den Anspruch auf das Herzogtum Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich V. an den späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den Bischof von Würzburg gekommen war, betonen wollten. Im 14. Jahrhundert kamen die Güter überwiegend an die Reichsstadt R. und damit später an Bayern bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 29. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11. Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299 Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des Königshofs, 1359 Erwerb des Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519 bis 1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594 ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf, Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen [Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4 Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil, 1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963; Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f. 1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7 1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Rügen (Fürsten, Fürstentum). Die 926 Quadratkilometer große Insel R. in der Ostsee war vielleicht seit 500 v. Chr. von den germanischen Rugiern besiedelt. Nach deren Abzug drangen im 7. Jahrhundert n. Chr. slawische Ranen ein. Diese wurden 1168 von König Waldemar von Dänemark unterworfen und christianisiert (Bistum Roskilde). Die von 1162 bis 1325 herrschenden Fürsten von R. waren Lehnsträger Dänemarks. 1325 fiel R. beim Aussterben der Fürsten an die Herzöge von Pommern und zählte später zum obersächsischen Reichskreis. 1534 wurde im Herzogtum Pommern die Reformation eingeführt. 1648 kam R. an Schweden, 1815 an Preußen, 1945 an Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Mecklenburg-Vorpommern, Putbus.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Insel Rügen, Bd. 1f. 2. A. 1923; Rudolph, W., Die Insel Rügen, 3. A. 1955; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 56; Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen Fürsten von Rügen, 1962; Steffen, W., Kulturgeschichte von Rügen bis 1815, 1963; Leciejewicz, L., Rügen, LexMA 7 1995, 1091f.; Büttner, B., Die Pfarreien der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf 868) die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung 973) mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180 bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw. welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim ( 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806 traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach (Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla (Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825 Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg (1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg 1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000 Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II 34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen (950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff. 1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v. d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss. phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann, R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921; Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H., Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1 1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
Territorialstaat, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sachsen-Coburg-Saalfeld (Herzogtum). Seit 1690 bestand das Fürstentum Sachsen-Saalfeld der ernestinischen Linie der Herzöge von Sachsen mit dem Sitz in Saalfeld an der Saale. 1735 entstand durch den Anfall Sachsen-Coburgs an Sachsen-Saalfeld das Herzogtum S. Es gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Es umfasste aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke Gestungshausen, Lauter (Unterlauter), Rodach, Neustadt an der Heide und Steinheid, aus dem Bestand Sachsen-Saalfelds die Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella. Außerdem hatte es zwei Drittel des Amtes Themar Hennebergs. 1710 kamen Teile Sachsen-Römhilds hinzu. Um 1800 zählte S. auch zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch viele Prozesse und durch Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. 1816 erhielt es das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an Sachsen-Meiningen ab und erlangte dafür die Ämter Königsberg und Sonnefeld. Coburg wurde Teil des neuen Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Wolff 397; Bauer 1, 607; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sachsen-Lauenburg (Herzogtum). Das an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert. 1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der Löwe Heinrich von Badwide mit der Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des späteren Lauenburg einnahm. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das Gebiet an Dänemark und durch Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die Burg Lauenburg erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Herzogtums Sachsen 1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das Herzogtum S. (verstreute Güter an der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde in drei Linien geteilt. Später gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg verloren (1359 Mölln, 1370 Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden. Bei dem Aussterben der Herzöge kam das zum niedersächsischen Reichskreis gehörige Herzogtum 1689 nach längerem Streit erbweise an Herzog Georg-Wilhelm von Lüneburg-Celle (Hannover). S. behielt aber eine eigene Verwaltung. Das Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen umfassenden Herzogtums enthielt neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg, Lauenburg (beide mit den gleichnamigen Ämtern) und Mölln, die Ämter Neuhaus, Schwarzenbek (Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27 adlige Güter. 1803 kam es an Frankreich, dann an Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich. 1815 wurde das Land nördlich der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber nach dem deutsch-dänischen Krieg an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz Schleswig-Holstein angegliedert. S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 884. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des Herzogtums Sachsen die Linien Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen Fläming um Belzig und der Elbe bei Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und Schlieben und Liebenwerda). Zu S. kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und 1290 der größte Teil der Grafschaft Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf die Mark Brandenburg. Das 1369 verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg konnte nicht bewahrt werden, sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte das Herzogtum durch die Goldene Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg bestrittene Kurwürde (Erzmarschall, Reichsvikar). 1360 wurde die Herrschaft Liebenwerda erworben. 1422 starb das Haus aus. Herzogtum und Kurwürde kamen gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs 1423 als Lehen des Reiches an den Wettiner Friedrich den Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der Name Sachsen elbaufwärts auf das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz und Fläming. Innerhalb der Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an die albertinische Linie. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1815 kam es an Preußen (Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische Besatzungszone(1947 Teil Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995, 1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422), 2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Saffenburg (Herren, Herrschaft, Reichsherrschaft). Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute Burg S. an der Ahr bei Ahrweiler bildete sich eine aus wenigen Orten (u. a. Mayschoß) bestehende Reichsherrschaft der Herren von S., die sich bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen und die bis 1172 die Vogtei über das Erzstift Köln innehatten. Nach deren Aussterben wurde die Herrschaft geteilt. Am Ende des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg je zur Hälfte Albert II. und seiner Base Agnes. Über ihre Tochter Adelheid kam die eine Hälfte an die Grafen von Sponheim und von diesen infolge Verheiratung an Dietrich VI. von Kleve bzw. Mark. Die andere Hälfte gelangte infolge Verheiratung über die Herren von Heinsberg an Wilhelm von Arenberg, danach an Johann von Neuenahr. 1424 fiel die Herrschaft an die Herren bzw. Grafen von Virneburg, um 1546 an das Haus Manderscheid-Schleiden, 1593 an die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und 1773 an die Herzöge von Arenberg, wobei die Burg bereits 1704 geschleift wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts ergriff Frankreich den Besitz der Herrschaft, wegen der die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags zählten. 1815 kam das Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7 1995, 1250. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań. Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis 1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S. mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche Stadt erweiterten S. Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an Wettin (Sachsen). 1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 507. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sankt Florian (Stift). Das im 8. Jahrhundert von Passau aus im Traungau entstandene Kloster (Eigenstift des Bischofs) bei Linz wurde 1071 in ein Chorherrenstift umgewandelt. Die Hauptvogtei übten nach den Herren von Perg die Herzöge von Österreich aus.
L.: Wolff 27; Kirchner-Doberer, E., Stift Sankt Florian, 1948; Erbe und Vermächtnis, 1971; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Haider, S., Sankt Florian, LexMA 7 1995, 1151f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sankt Georgen (im Schwarzwald) (Reichskloster). Die Adligen Hezelo (Vogt Reichenaus), Hesso und Konrad gründeten 1083 ein Benediktinerkloster in Königseggwald bei Saulgau (Walda), verlegten es aber auf Verlangen des Hirsauer Abtes 1084 nach S. im Quellgebiet der Brigach. Vögte des Klosters waren (nach einem päpstlichen Privileg der freien Vogtswahl von 1095) spätestens seit 1104 die Herzöge von Zähringen. Nach ihrem Aussterben war S. reichsunmittelbar. Danach wurden die Herren von Falkenstein von König Friedrich II. mit der Vogtei belehnt. Sie verkauften einen Teil ihrer Rechte 1444 an die Grafen von Württemberg und vererbten den anderen Teil an Hans von Rechberg, dessen Erben ihn 1532 an König Ferdinand, den damaligen Herrn Württembergs, gaben. Ungeachtet einer Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Karl V. von 1521 führte Württemberg 1536 die Reformation durch und wandelte die Vogtei in Landeshoheit um. Die Mönche zogen 1536 nach Rottweil und danach nach Villingen. 1548 kehrten sie zurück, zogen aber 1648 erneut nach Villingen. 1810 kam S. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Kalchschmidt, K., Geschichte des Klosters Sankt Georgen, 1895; Heinemann, B., Geschichte von Sankt Georgen im Schwarzwald, 1939; Ruhrmann, J., Das Benediktinerkloster Sankt Georgen 1500-1655, Diss. phil. Freiburg 1961; Wollasch, H., Die Anfänge des Klosters Sankt Georgen im Schwarzwald, 1964; Stockburger, E., Sankt Georgen, 1972; Zettler, A., Sankt Georgen, LexMA 7 1995, 1158f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sankt Pölten (Bistum). S. geht auf ein im Gebiet des römischen municipium Cetium (erste Hälfte des 2. Jahrhunderts) um 800 (?) von Tegernsee aus gegründetes Kloster (11. Jahrhundert Kollegiatstift, um 1081 Augustinerchorherren) zurück. Seit etwa 1120 hatten die Babenberger die Vogtei über das Eigenkloster des Bischofs von Passau. Seit 1494 galt die Stadt Sankt Pölten als den Herzögen von Österreich gehörig. Am 28. 1. 1785 wurde an Stelle des aufgehobenen Bistums Wiener Neustadt das Bistum S. errichtet.
L.: Wolff 26; Kerschbaumer, A., Geschichte des Bistums Sankt Pölten, 1875/1876; Wodka, J., Das Bistum Sankt Pölten, 1950; Schragl, F. Geschichte der Diözese St. Pölten, 1985; Beiträge zur Geschichte der Diözese Sankt Pölten, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N.F. 52 (1986); Gutkas, K., Sankt Pölten, LexMA 7 1995, 1194f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sargans (Land). Das ursprünglich keltisch besiedelte Alpenrheintal wurde 15 v. Chr. römisch. Um 850 entstand die Pfarrei S. in dem bis ins 13. Jahrhundert romanischsprachigen Gebiet. Von 982 bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts unterstand S., neben dem örtliche Herrschaften von Freudenberg, Nidberg, Flums, Tscherlach, Walenstadt und Wartau bestanden, den Grafen von Bregenz, dann den von den Grafen von Montfort abgespalteten Grafen von Werdenberg-Sargans bzw. S. 1396, 1406 und 1436 wurde S. an die Herzöge von Österreich verpfändet. Hiergegen schlossen die Einwohner 1440 ein Landrecht mit Schwyz und Glarus. 1483 wurde S. gemeine Herrschaft der sieben alten Orte der Schweiz (bis 1798). 1803 kam S. zum Kanton Sankt Gallen.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas 72 (bis 1797) G2/3; Senti, A., Sarganserland, 1962; Bischofberger, H., Sargans, LexMA 7 1995, 1381; Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 324. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sausenberg (Markgrafschaft). 1306 spaltete sich von der Linie Hachberg der Markgrafen von Baden bzw. Herzöge von Zähringen die Nebenlinie S. (Baden-Sausenberg) ab. Ihre Güter kamen 1503 durch Erbfall an Baden. Nach Teilung der Markgrafschaft Baden 1535 in die Linien Baden-Baden und Baden-Durlach fielen sie an Baden-Durlach. S. zählte zum schwäbischen Reichskreis. Die Güter kamen über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tod Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978, 13ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4. Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838 gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat, unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf (ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf, Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey (Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S. sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940; Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin, C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P., 1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier, R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz, B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle, 2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sayn-Altenkirchen (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Seit dem 12. Jahrhundert gehörte Altenkirchen im Westerwald zu der aus der Grafschaft im Auelgau entstandenen Grafschaft Sayn. Seit dem frühen 17. Jahrhundert war es Amtssitz. 1662 musste Graf Christian von Sayn-Wittgenstein-Sayn (Sayn-Wittgenstein), der Altenkirchen 1642 besetzt hatte, dieses den Erbtöchtern Sayns (Sayn-Wittgenstein-Sayns) zurückgeben. Seitdem war es Sitz der zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft S., die von 1662 bis 1741 den Herzögen von Sachsen-Eisenach, bis 1791 den Markgrafen von Ansbach (Ansbach-Bayreuth), bis 1802 Preußen, bis 1815 Nassau (Nassau-Usingen) und bis 1918/1946 Preußen zugehörte. Um 1800 umfasste das Gebiet der Grafschaft zusammen mit Sayn-Hachenburg 5 Quadratmeilen und hatte 12000 Einwohner. Das Gebiet von S. enthielt die Städte und Ämter Altenkirchen und Friedewald und die Ämter Freusburg und Bendorf. Altenkirchen kam 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Zeumer 554 II b 63, 1; Wallner 703 WestfälRK 28a; Rausch, J., Geschichte des Kreises Altenkirchen, 1921; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schaffhausen (Reichsstadt). An wichtigen Handelswegen entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080 wurde der Ort dem 1049/1050 von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut gegründeten Benediktinerkloster Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit 1198 die Herzöge von Zähringen und seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit. Von 1330 bis 1415 war S., das 1407 vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an Habsburg verpfändet, kaufte sich aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre 1415 wieder frei. 1454 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als zugewandter Ort an und trat ihr 1501 als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die Stadt von den Landgrafen im Klettgau die Blutgerichtsbarkeit über die meisten Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von Randen) und 1525 vom Hochstift Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau. 1529 wurde die Reformation eingeführt und das Kloster Allerheiligen, das seine Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert an die Stadt abgetreten hatte, säkularisiert. 1656/1657 gewann S. von den Grafen von Sulz die Hochgerichtsbarkeit über den oberen Klettgau, 1651/1723 von Österreich die Hochgerichtsbarkeit über einige Vogteien im Hegau. 1798 wurde S. Teil der Helvetischen Republik, 1803/1815 Hauptstadt des neuen Kantons S. S. Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen (Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K., Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K., Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen, LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546; Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen 1400-1550, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schauen (Reichsherrschaft). Das Dorf S. am Harz wurde 1530 von dem Kloster Walkenried an die Grafen von Stolberg-Wernigerode verkauft und später wiederholt verpfändet. 1616 fiel es an das Domkapitel Halberstadt, 1648 als unmittelbares Reichslehen an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und 1665/1672 an Waldeck. 1689 erwarb es der hannoverische Kammerpräsident O. Grote, der im gleichen Jahre zum Reichsfreiherren erhoben wurde. Die nicht einem Reichskreis zugeteilte Reichsherrschaft gelangte 1808 an das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. S. kam mit der Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 501; Reinecke, A., Geschichte der freien Reichsherrschaft Schauen, 1889. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schauenburg (Freiherren, Reichsritter). Die wohl der Dienstmannenschaft der Herzöge von Zähringen entstammenden von S. saßen mindestens seit dem 12. Jahrhundert auf dem Schloss S. oberhalb Gaisbachs (Oberkirch). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von S. mit Gaisbach samt Sohlberg zum Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Franz Joseph Wilhelm Eusebius S., Karl S., Johann Wilhelm Jakob S.). 1773 gehörten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten S. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Schauenburg, R. Frhr. v., Familiengeschichte der Reichsfreiherren von Schauenburg, 1954; Archiv der Freiherren von Schauenburg, Oberkirch
Urkundenregesten 1188-1803, bearb. v. Fischer, M., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schlawe (Land). S. links der Wipper entstand als deutsche Siedlung an der Straße von Wollin nach Danzig südlich der slawischen Burg und wurde Mittelpunkt eines Landes. 1347 kam es an die Herzöge von Pommern, 1945 fiel es unter die Verwaltung Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 405; Stoebbe, A., Chronik der Stadtgemeinde Schlawe, 1897; Rosenow, K., Heimatkunde des Kreises Schlawe, Teil 1ff. 1924ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird die Burg S. der Edelherren von Blankenheim in der nördlichen Eifel erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140 Herren von S., die von den Herren von Blankenheim abstammten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft Jünkerath durch Heirat erlangten und 1271 die Grafen von Luxemburg als Lehnsherren anerkannten. 1435 starb die Familie im Mannesstamm aus. Die Töchter des letzten Herren von S. waren mit Grafen von Nassau-Diez bzw. von Manderscheid verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter an die Herren von Manderscheid, 1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die 1487 durch Heirat Kronenburg und Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall die Grafschaft Virneburg (bis 1600/15/23) erwarb und am Ende des 16. Jahrhunderts die Reformation einführte. 1593 kam S. an die verschwägerten Grafen von der Mark (1602 Reichsgrafschaft mit Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis sowie später im westfälischen Reichsgrafenkollegium), wobei 1610 Luxemburg die Lehnshoheit gewann, sowie 1773 bis 1794 durch weibliche Erbfolge an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es wie schon von 1682 bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5 Quadratmeilen Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen. S. a. Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond, Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des Kreises Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde 19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967; Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen, Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch, Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless, Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau, Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.; Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech, F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen, hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d. hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H., Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff. 1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1 1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel, H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E., Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien 1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit, 1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke, J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig (Herzogtum, Residenz). Seit karolingischer Zeit war das Gebiet an Eider und Schlei zwischen Dänemark und dem fränkisch-deutschen Reich umstritten. Zwischen 1025 und 1035 verzichtete Kaiser Konrad II. hierauf. Etwa zu dieser Zeit übernahm die nördlich der Schlei gelegene Siedlung S. die vorher dem südlich der Schlei gelegenen Handelsplatz Haithabu zugekommene Vorortstellung. Seit Ende des 11. Jahrhunderts/Anfang des 12. Jahrhunderts setzte der König von Dänemark Verwandte als Statthalter (lat. praefectus, dän. jarl) für dieses Gebiet (Südjütland) ein. Dem Statthalter Knut Laward (1115-1131) gelang es seit 1115, seine Herrschaft auch über die slawischen Abodriten im östlichen Holstein (Wagrien) auszudehnen. Schon im 12. Jahrhundert und dann seit 1232 trug der Statthalter den Titel Herzog (lat. dux) und behauptete mit Hilfe der seit 1237 verschwägerten Grafen von Holstein aus dem Haus Schauenburg (Schaumburg) die relative Selbständigkeit Schleswigs gegenüber Dänemark (1261 Erblichkeit als Fahnenlehen Dänemarks). 1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über Dänemark und S. und sicherte sich 1330 eine Anwartschaft auf das (staatsrechtlich) damit von Dänemark getrennte S. 1375 starb das dänisch-schleswigsche Herzogshaus aus. 1386 erlangte der Graf von Holstein das Herzogtum S. als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben S. und das vom Reich lehnbare Holstein in fester staatsrechtlicher Verbindung (Schleswig-Holstein). 1440 musste der König von Dänemark den Grafen von Holstein die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum S. Dänemarks zugestehen. 1448 veranlasste der Graf von Holstein die Wahl seines Neffen Christian von Oldenburg zum König von Dänemark (Christian I.). Als mit Adolf VIII. das Haus Schauenburg (Schaumburg) der Grafen von Holstein und Herzöge von S. 1459 ausstarb, wählten die Stände am 2. 3. 1460 König Christian I. von Dänemark, Graf von Oldenburg, zum Herzog von Schleswig (Personalunion Dänemarks mit Schleswig-Holstein). 1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren Herzogtum. Nach Christians Tode 1481 wählten die Stände seine beiden Söhne (König Johann von Dänemark und Friedrich) zu Landesherren. 1490 teilten beide das Land bei ideeller Einheit in einen königlichen (Segeberger) Anteil und einen herzoglichen (Gottorper [Gottorfer]) Anteil in bunter Gemengelage. Friedrich wurde 1524 zum König von Dänemark gekrönt und vereinigte die Herzogtümer Schleswig und Holstein wieder.
L.: Falck, N., Das Herzogtum Schleswig in seinem gegenwärtigen Verhältnis zu dem Königreich Dänemark und zu dem Herzogtum Holstein, 1816, Neudruck 2008; Sach, A., Geschichte der Stadt Schleswig nach urkundlichen Quellen, 1875; Philippsen, H., Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig, 1926; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, 6. A. 1966; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Greve, K., Zentrale Orte im Herzogtum Schleswig, 1987; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 47; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 905; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz). 1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks und Holstein als Lehen des Reiches in fester staatsrechtlicher Verbindung. Nach dem Aussterben der schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen von Holstein und Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein 1459/1460 auf Grund des Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem Haus Oldenburg (Christian I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte. 1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die Unabhängigkeit. Nach einer vorübergehenden Teilung (1490 königlicher Segeberger und herzoglicher Gottorper [Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit) der seitdem in Personalunion beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden diese 1524 unter Dänemark wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation eingeführt. König Friedrichs Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein in bunter Gemengelage mit seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche, wodurch erneut ein königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand. Zum Gottorper (Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter anderem Apenrade, Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel, Neumünster, Oldenburg in Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek (Reinbeck), zum Haderslebener, 1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des Älteren Hadersleben, Rendsburg (1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn (1581 herzoglich), zum königlichen Sonderburger Anteil Christians und später Friedrichs II. Alsen, Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische Gebiete um Segeberg, Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König und Herzog wechselten sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder ab. Gemeinsam unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf. 1581 wurde der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König Friedrich II. und Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians III. Sohn und Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der 1581 Reinfeld, Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des Sonderburger Anteils ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök). Diese Teilung wurde von den Ständen nicht anerkannt, so dass die sog. abgeteilten Herren, die beim Tode Johanns des Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert weitgehend aussterbenden Linien Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg (Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und Schleswig-Holstein-Plön (Plön) bildeten, von denen Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich nochmals in Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck (Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in ihren Gebieten hatten. Seit 1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) die eigenständige Politik der Herzöge von Schleswig. 1640 fiel die (schauenburgische [schaumburgische]) Grafschaft Pinneberg beiden Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel gegründet. 1658 erzwang der Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks auf die Souveränität über den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen Dänemark später militärisch wie politisch vorging, so dass schließlich 1721 der König von Dänemark als alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das Haus Gottorp (Gottorf) auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein beschränkt wurde. 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), die 1762 die Krone Russlands gewonnen hatten, ihre Herrschaft über Holstein auf und erhielten dafür Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder geeinten Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber verwaltungsmäßig selbständig. 1806 blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress von 1815 erklärte Holstein zum Glied des Deutschen Bundes. In der Folge begann Dänemark, Schleswig enger mit Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu trennen. 1846 erklärte der König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass eine Beschränkung des Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand. 1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg) der Sonderburger Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste Dänemark am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten, die es zunächst gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich, das ein schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet hatte, sein Einverständnis mit der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen erklären. Die Erbansprüche des Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und das holsteinische Amt Ahrensbök abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer Abstimmung, bei der sich 75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für Deutschland aussprachen, an Dänemark. 1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der Stadt Ratzeburg gegen Osten hin vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk und Mechow von Mecklenburg an Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung der britischen Militärregierung aus der Provinz S. Preußens das Land S. gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung in Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs 1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der historischen Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A. 1976; Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A. 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der adligen Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J., Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K., Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, 1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogtums Schleswig im Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine politische Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Hagelstein, K., Die Erbansprüche auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein-Augustenburg (Herzöge). S. war im 18. Jahrhundert eine Nebenlinie der Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg (Schleswig-Holstein). Sie entstand (1623) nach Alexander, einem Sohn Johanns des Jüngeren aus der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein-Beck (Herzöge). S. war im 18. Jahrhundert eine Nebenlinie der Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg (Schleswig-Holstein). Sie entstand (1623) nach Alexander, einem Sohn Johanns des Jüngeren aus der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein-Eutin (Herzöge). S. war eine nach der Reformation des Hochstifts Lübeck gebildete Linie der Herzöge von Schleswig-Holstein, die dadurch entstand, dass seit 1586 die nunmehr weltlichen Fürstbischöfe von Lübeck aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. 1773 wurde das Hochstift mit dem Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert und Oldenburg zugeteilt. 1937 kam der oldenburgische Landesteil Eutin/Lübeck an die Provinz Schleswig-Holstein Preußens. S. Eutin, Lübeck.
L.: Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein-Gottorp(-Oldenburg), Schleswig-Holstein-Gottorf (Herzogtum), (Schleswig-Holstein-Gottorp-Oldenburg),. Nachdem 1460 Schleswig und Holstein auf Grund des Vertrages von Ripen an das 1448 in Dänemark an die Macht gelangte Haus Oldenburg gekommen waren und 1490 und 1544/1581 Schleswig und Holstein zwischen dem König von Dänemark und dem Herzog von Gottorp (Gottorf) in bunter Gemengelage geteilt worden waren, bildete der herzogliche Anteil das Herzogtum S. (Schleswig-Holstein-Gottorf). Ab 1721 verblieb dem Haus Gottorp (Gottorf) nur noch der holsteinische Anteil des Herzogtums als Herzogtum Holstein-Gottorp (Gottorf). 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), von denen 1767 Karl Peter Ulrich als Peter III. den Thron von Russland bestieg, ihre Herrschaft in Schleswig-Holstein zugunsten Dänemarks auf. Die sog. bischöfliche Linie der Gottorper (Gottorfer), die das Hochstift Lübeck mit Eutin innehatte, erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um 1800 umfasste das Gebiet des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen. S. Holstein, Oldenburg.
L.: Großer Historischen Weltatlas III 22 (1648) D 1. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein-Kiel (Herzogtum). 1721 wurde das im 13. Jahrhundert (1233-1242) begründete Kiel Hauptresidenz der Herzöge von Gottorp (Gottorf). Seit 1762 wurde, nachdem Karl Peter Ulrich als Peter III. den Thron von Russland bestiegen hatte, der Gottorper (Gottorfer) Anteil Schleswig-Holsteins von Sankt Petersburg aus regiert. 1773 wurde vertraglich das gottorpsche (gottorfsche) Restland an Dänemark übertragen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein-Norburg (Herzöge). Herzog Johanns des Jüngeren (Linie Sonderburg) Sohn Friedrich begründete die Linie S. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schleswig-Holstein-Wiesenburg (Herzöge, herzogliche Linie). S. war im 18. Jahrhundert eine Nebenlinie der Herzöge von Schleswig-Holstein. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schuttern (Reichsabtei). Das Benediktinerkloster S. an der S. bei Lahr wurde wohl vor 753 gegründet. 817 wurde es unter den 14 reichsten Reichsabteien genannt. Kaiser Otto II. gewährte ihm 975 das Recht der freien Wahl des Abtes. 1009 kam es durch König Heinrich II. an das Hochstift Bamberg. Vögte waren zunächst die Herzöge von Zähringen, dann die Herren von Tiersburg bzw. Diersburg (1235), die Herren von Geroldseck (1377), welche die Stadt S. errichteten, sowie die Pfalzgrafen bei Rhein (1486/1495). 1805 fiel das in die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommene, in der Ortenau, im Breisgau, im Elsass, in Schwaben und in Lothringen begüterte Kloster an Baden, das es am 31. 8. 1806 aufhob. Mit Baden kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Heizmann, L., Benediktinerabtei Schuttern in der Ortenau, 1915; Andermann, K., Schuttern, LexMA 7 1995, 1593f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15. 11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses, Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte, Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A., Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W., Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d. Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz, hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E., Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l
entre-deux-guerres, e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schwerin (Grafschaft, Residenz des Grafen). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Nach der Eroberung durch Heinrich den Löwen 1160 wurde die Burg Sitz der mit Gunzelin von Hagen einsetzenden Grafen von S. 1167 wurde die Grafschaft S. gefestigt. 1203 konnten die Länder Wittenburg und Boizenburg als Lehen Dänemarks erworben werden. 1227 nahm der Graf sein Land wieder vom Herzog von Sachsen zu Lehen. 1230 legte eine Vereinbarung die Grenze zu Mecklenburg fest. 1279 entstand eine Linie Wittenburg, von der sich 1323 eine Linie Boizenburg abzweigte. 1344 starben die Linie S., 1349 die Linie Wittenburg und Boizenburg aus. 1358 erlagen die Grafen dem Druck der Herzöge von Mecklenburg, welche die Grafschaft durch Kauf von den ihrerseits in das durch Heirat erlangte Tecklenburg wechselnden Erben erwarben. Die lehnsrechtlichen Ansprüche der Grafen erloschen erst 1557 endgültig. Die Herzöge von Mecklenburg teilten ihr Haus 1555/1621 in die Linien Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (bis 1695) bzw. 1701 Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1764 und von 1837 bis 1918 war S. Residenz des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums, von 1918 bis 1934 Hauptstadt des Freistaats Mecklenburg-Schwerin und von 1934 bis 1952 des Landes Mecklenburg. S. Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 442; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Schwebel, O., Die Herren und Grafen von Schwerin, 1885; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Jesse, W., Geschichte der Stadt Schwerin, 1960; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Krieck, M. u. a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 530 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz des Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Das zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde nach einem ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die Mission unter den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe (wieder) reichsunmittelbar, doch war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15. Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig. 1533/1557/1568 wurde das Bistum protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches Lehen an Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung von Wismar an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47 (1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger, J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u. a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker, M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990; Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz. Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum) (Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S. (Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder gefallen war. 999 gab der König von Burgund (Hochburgund) wohl auf Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis, die der seit dem 8. Jahrhundert zum Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit dem Übergang Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde der Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit seinem weltlichen Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die Herzöge von Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das Hochstift allmählich in den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon König Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte er die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der Bischof im zunehmend romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche Herrschaft. Zugleich endete mit der Festigung der Schweiz die Verbindung zum Reich (1648) und schließlich 1798 auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J., Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7 1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 534. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Solothurn (Reichsstadt, Kanton). An der Stelle einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen Siedlung errichteten die Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das danach im Osten von Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte Gebiet kam 888 an das Königreich Burgund und 1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es der Vogtei der Herzöge von Zähringen und wurde nach deren Aussterben 1218 Reichsstadt. Von 1295 an verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389 Gebiete im Aaretal und im Jura (Herrschaften Buchegg 1391, Falkenstein 1402/1420, Olten 1426, Gösgen [Obergösgen, Niedergösgen] 1458), nachdem sie von Kaiser Ludwig dem Bayern 1344 das Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung über Münze und Zoll sowie von Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und 1365 die Hochgerichtsbarkeit erworben hatte. 1481 wurde S. in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen, nachdem es 1353 durch den Eintritt Berns in die Eidgenossenschaft bereits zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde das stets katholisch und aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial zerrissene S. Kanton der Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830, 1856, 1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K., Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B., Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B., Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb. v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972; Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995, 2038f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sonnewalde (Burg, Herrschaft). S. südlich Luckaus in der Niederlausitz erscheint 1255 als Herrschaft, 1301 als Burg. Von etwa 1328 an saß dort ein Zweig der Eulenburg.(Eilenburg) 1447 verkauften die Eulenburg (Eilenburg) die Herrschaft mit Schloss, Stadt und 16 Dörfern an die Herzöge von Sachsen. Seit 1477 ging sie bei der Markgrafschaft Meißen zu Lehen, später beim Kurkreis Sachsen. 1486 belehnte der Herzog von Sachsen die Minkwitz (Minckwitz) mit der Herrschaft. 1537 gelangte sie an die Grafen von Solms, welche die Herrschaft bis 1945 behaupteten. Mit Brandenburg kam S. 1945 an die sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 377, 471; Zahn, G., Chronik von Kirchhain und Dobrilugk, Grafschaft und Stadt Sonnewalde, 1926. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Spitz (Herrschaft). 1148 erscheint S. in der Wachau erstmals, nachdem bereits 830 der locus Wahowa von König Ludwig dem Deutschen an das Kloster Niederaltaich gegeben worden war. Niederaltaich gab die Güter zum großen Teil an die Herzöge von Bayern zu Lehen, die sie an die Kuenringer und andere weitergaben. Nach dem bayerischen Erbfolgestreit von 1504 musste Bayern die Herrschaft an Österreich abtreten.
L.: Lechner, K., Die herzoglich bayerischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930 (ungedruckt); Schöner, E., Abriss der Geschichte des Marktes Spitz, 1960. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Spoleto (Herzogtum). Im 6. Jahrhundert (um 575/576) gründete ein langobardisches Adelsgeschlecht in S., das in römischer Zeit municipium (Spoletium) gewesen war, an der Straße von Rom nach Ravenna ein vom König verhältnismäßig unabhängiges Herzogtum (Dukat), das allmählich fast das ganze östliche Mittelitalien umfasste. Karl der Große ließ das Herzogtum gegen Anerkennung seines Königtums bestehen, bezog das Gebiet aber organisatorisch in das fränkische Reich ein. 899 wurde (der fränkische) Herzog Wido II. König und 891 Kaiser von Italien, doch verlor danach das Herzogtum an Bedeutung. Otto der Große sah das Herzogtum als ein vom König zu vergebendes Lehen an. Seit Ende des 11. Jahrhunderts wurde es als Amt an Reichsministeriale ausgetan. Gleichzeitig erhielt der Papst Ansprüche auf das Gebiet. 1213 wurde es ihm von König Friedrich II. überlassen, später aber wieder bestritten. 1274 erkannte König Rudolf von Habsburg den Übergang auf den Papst an.
L.: Silchmüller, R., Die Herzöge von Spoleto 967-1268, Diss. phil. Berlin 1919 (masch.schr.); Müller, P., Topographische und genealogische Untersuchungen zur Geschichte des Herzogtums Spoleto und der Sabina von 800-1100, Diss. phil. Greifswald 1930; Il ducato di Spoleto, 1983; Gasparri, S., Spoleto, LexMA 7 1995, 2128f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren. Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill) die Grafschaft nach dem Tod des mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn verheirateten Grafen Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I. erhielt die Hintere Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und Birkenfeld, Sitz in Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel). Der zweite Sohn Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg die Herrschaft Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von Löwenburg im Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste Sohn Simon erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich erwarb durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und Dannenfels am Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S. gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S. zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal) und andere Güter in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten wirkten, und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser (Heinrich IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von Ortenburg. Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229, die der Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963 (Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990, 81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1 1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG. 13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 482. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Staufer (Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht im Ries beheimateten und zeitweilig mit der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben bekleideten (oder vielleicht auch aus dem Elsass stammenden) S. reichen bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Stammsitz war zunächst Büren (Wäschenbeuren), nach dem sich Friedrich von Büren ( 1055) benannte, der durch seine Heirat mit Hildegard von Egisheim Güter im Elsass (Schlettstadt, Teile des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn Friedrich ( 1105) erhielt als Schwiegersohn König Heinrichs IV. 1079 im Gefolge des Investiturstreites das Herzogtum Schwaben und erbaute die namengebende Burg Stauf auf dem Hohenstaufen bei Göppingen. 1125/1138 erlangten die S., die auch die 1108 letztmals genannten Grafen von Comburg (Komburg) beerbten, das Erbe der Salier, 1138 mit Konrad III. den deutschen Thron. Unter (Kaiser) Friedrich I. Barbarossa wurden Schwaben, Elsass, das Rhein-Maingebiet, Ostfranken, Oberpfalz, Egerland (Aussterben der Diepoldinger 1146), Vogtland, Pleißenland, das nördliche Thüringen und der Harzraum um Goslar Königslandschaften. In Schwaben fielen zusätzlich die Güter Welfs VI. (1179/1191) und der Grafen von Pfullendorf (1180) an. 1184/1186 gelang die Eheverbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien, das 1189/1194 gewonnen wurde. Der frühe Tod Heinrichs VI. (1197) und der Thronstreit Philipps von Schwaben mit dem Welfen Otto IV. nach der Doppelwahl von 1198 erschütterten die staufische Herrschaft dann allerdings zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II. zwar sein normannisches Erbgut in einen zentralistischen Beamtenstaat umwandelte, in Deutschland aber durch die Fürstengesetze von 1220 (Confoederatio cum principibus ecclesiasticis) bzw. 1231/1232 (Statutum in favorem principum) die Rechte der Landesherren festigte. Nach Friedrichs II. Tod (1250) sowie seines Sohnes Konrad IV. Tod (1254) zerfiel die Herrschaft der Staufer in Deutschland. Bei ihrem Aussterben 1268 (Enthauptung Konradins, des Sohnes Konrads IV., in Neapel) fielen die Güter in verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh. N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III. 1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer, 1943; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, 1950/19511, Neudruck 1968/1969; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994; Schwarzmaier, H., Die Heimat der Staufer, 1976; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer, T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Engels, O., Staufer, LexMA 8 1996, 76; Staufische Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v. Reinhardt, E. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 195; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505; Grafen, Herzöge, Könige, hg. v. Seibert, H. u. a., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Stettin (Herzogtum, Residenz des Herzogs von Pommern). In S. an der Odermündung reichen slawische Siedlungsspuren bis in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich der Ort mit Burg und Markt zur größten Siedlung Pommerns, in der die Herzöge aus dem Haus der Greifen ihren Sitz nahmen. Ab 1124/1128 wurde das zu dieser Zeit erstmals auch in der Überlieferung genannte S. christianisiert. Dem folgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. 1237/1243 erhielt S. Magdeburger Stadtrecht. 1295 entstand durch Erbteilungen Pommerns das Herzogtum S. (1478 war Pommern wieder vereinigt, wurde aber 1523 wieder geteilt.) 1529 wurde in S. die Reformation eingeführt. Im Dreißigjährigen Krieg fiel S. an Schweden, 1720 mit Vorpommern, das 1815 den Regierungsbezirk S. bildete, an Preußen. 1945 wurde es stark zerstört und kam unter Verwaltung Polens, an das S. 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. S. a. Pommern-Stettin.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Stadt Stettin, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1921; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Kunkel, O./Reichow, H., Stettin, so wie es war, 1975; Völker, E., Stettin, 1986; Zilm, F., Geschichte der Festung und Garnison Stettin, 1988; Piskorski, J., Stettin, 1994; Piskorski, J./Wachowiak, B./Wlodarczyk, S., Stettin, LexMA 8 1996, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 554. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Steyr (Herrschaft). An der Mündung der S. in die Enns wurde auf altem Siedlungsboden zur Sicherung des Reiches gegen die Ungarn eine um 972/985 erstmals genannte Burg (Stirapurhc) errichtet. Sie unterstand den Grafen von Traungau und wurde zusammen mit der Herrschaft S. 1180 von Bayern gelöst und als Reichslehen mit dem Herzogtum Steiermark verbunden, das 1186/1192 auf die babenbergischen Herzöge von Österreich überging.
L.: Wolff 27; Pritz, F., Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837; Ofner, J., Die Eisenstadt Steyr, 1956; Ennsthaler, W., Steyr, 1966; Doppler, C., Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer Bürgertum, 1977; Brandl, M., Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis heute, 1980; Ofner, J., Steyr. Kurzer geschichtlicher und kultureller Überblick, 1980. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Stolp (Pfosten, Wehr) (Land, Herzogtum, Residenz des Herzogs von Pommern). Das Gebiet zwischen Stolpe und Leba wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts von den Ratiboriden, einer Nebenlinie der Herzöge von Pommern, beherrscht und kam nach deren Aussterben 1228 an die Fürsten von Danzig. Burg und Siedlung S. an der Stolpe wurden erstmals 1236/1269 erwähnt. Das Land fiel 1307/1309 an Markgraf Waldemar von Brandenburg, der dem Ort S. 1310 Stadtrecht Lübecks verlieh. 1317 kam das Land an Pommern, das die Stadt S. mehrfach an den Deutschen Orden verpfändete und das zeitweise unter einer Teillinie Pommern-Wolgasts verselbständigte Land 1459/1463 zwischen Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin aufteilte. 1648 fiel S. an Brandenburg. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 406; Bonin, R., Geschichte der Stadt Stolp, Bd. 1 (bis 1550), 1910; Laudan, O., Geschichte des Grundbesitzes der Stadt Stolp, 1925; Kuschfeldt, W., Herzogthum zur Stolpe, 1960; Pagel, K., Stolp in Pommern - eine ostdeutsche Stadt, 1977; Schmidt, R., Stolp, LexMA 8 1996, 192; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 557. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Storkow (Herrschaft). 1209 wird der Burgward Sturkuowe am Storkower See südlich Fürstenwaldes erstmals erwähnt. Er wurde bald ein Mittelpunkt der Herrschaft S. der Ministerialen von Strehla an der Elbe, die 1382 an die Herren von Biberstein kam, die auch die Herrschaft Beeskow hatten. 1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen verpfändet, 1518 für 45000 Gulden an das Hochstift Lebus verkauft. 1556/1557 veräußerte der Administrator des Hochstifts sie an den verwandten Markgrafen Johann von Küstrin. 1575 kam sie an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an. Über Brandenburg fiel S. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Straubing-Holland (Herzöge). Von 1353 bis 1425 (bzw. tatsächlich von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397) war Straubing Sitz der bayerischen Herzöge (Wilhelm I., Albrecht I.) von S. 1425/1429 kam Straubing an Bayern-München. S. Bayern-Straubung, Holland-Straubing
L.: Walke, N., Das römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968; Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Freundorfer, W., 1974. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11. Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von Schwaben ( 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der ausgestorbenen Grafen von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen genannt. 1188 erlosch das Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und verwandte bayerische Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg. Die Grafschaft S. kam 1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1305 vollständig an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie. Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter der Krone Böhmens in der Oberpfalz (Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern zurück. 1505 wurde es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz des Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis zählende) S. infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch Pfalz-Sulzbach 1742 und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777 (Pfalz-Sulzbach) wieder mit Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach, Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Teck (Herzöge). Die Burg T. in der Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz einer vor 1187 entstandenen Nebenlinie der Herzöge von Zähringen, die sich seit (etwa 1186 bzw.) 1187 Herzöge von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge von Zähringen mit einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13. Jahrhunderts in die Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit Gütern um T. teilte. Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an den König zurückgegeben werden. 1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte der Herrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Im Wettstreit mit Habsburg kauften die Grafen von Württemberg 1317 die Herrschaft Rosenfeld von der Linie Oberndorf, die 1363 verarmt ausstarb, und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise und 1381/1386 endgültig das Gebiet um T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der Herrschaft T. durch die jüngere Linie 1381/1385). Die Linie Owen erwarb 1365 die Herrschaft Mindelheim und veräußerte 1374 die 1363 ererbte Herrschaft Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit Ludwig von T., Patriarch von Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495 verlieh König Maximilian I. wegen der von den T. stammenden Güter den Grafen von Württemberg den Titel Herzog von T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis. Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von Hohenstein (1837-1900) erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T.
L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag, 2. A. 1995; Wolf, A., Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 40; Götz, R., Die Herzöge von Teck, 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Tennenbach (Kloster). Das Zisterzienserkloster T. nördlich Freiburgs im Breisgau wurde 1160 von den Herzögen von Zähringen gegründet. Herrschaftsgebiet war das Dorf Kiechlinsbergen. 1806 wurde T. in Baden säkularisiert. 1807 wurde es aufgehoben. Über Baden kam T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B3; Weber, M., Das Tennenbacher Güterbuch, ZGO 40 (1927), 34ff.; Moser, J., Das Ende des Klosters Tennenbach, 1982. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Thurgau (Gau, Landgrafschaft, Herrschaft, Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare, Rhein, Bodensee und Rätien wurde 58 v. Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr. fiel es an die Alemannen, wurde um 700 christianisiert und wenig später dem fränkischen Reich eingegliedert, in dem es den seit 741 in Urkunden Sankt Gallens erwähnten T. (Durgauia) bildete. 861 wurde hiervon der westliche Teil als Zürichgau abgetrennt, weitere Teile gingen an das Hochstift Konstanz und die Klöster Rheinau, Sankt Gallen und Reichenau. Der übrige T. entwickelte sich unter Verselbständigung der Grafschaften Toggenburg, Kiburg (Kyburg) und Andelfingen zur Landgrafschaft T., die von den Herzögen von Zähringen (1094) über die Grafen von Kiburg (Kyburg) (Dillingen-Kiburg, Dillingen-Kyburg) 1264 an die Grafen von Habsburg kam. 1415 zog Kaiser Sigmund den T. von Herzog Friedrich von Österreich ein, gab ihn aber in verringertem Umfang 1418 wieder an Habsburg zurück. 1460/1461 eroberten die Eidgenossen der Schweiz den ganzen T. und verwalteten ihn als gemeine Herrschaft. 1499 gewannen sie das bis dahin vom Reichsvogt in Konstanz beanspruchte Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich her in einer Reihe von Gemeinden die Reformation durch. Im März 1792 erlangte der T. Unabhängigkeit von den Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton der Helvetischen Republik, 1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt Frauenfeld) der Schweiz, der sich 1814 eine Verfassung gab, die 1869 vollständig überarbeitet wurde.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue, Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue, Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation, Diss. jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E., Chronik des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27, III, 30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M., 1966; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 281. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog. Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone (Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T. Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen, Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck 1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O. Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942); Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991; Historische Landeskunde Mitteldeutschlands
Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3. A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer Gemeinde Nachbarschaft, 1996; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg. v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 125ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Thurnau (reichsritterschaftliche Herrschaft). In T. am roten Main saßen als Ministeriale der Herzöge von Andechs-Meranien die Förtsch, die sich seit 1239 nach T. benannten. 1292 trugen sie T. dem Hochstift Bamberg zu Lehen auf. 1565 starben sie aus. Das Hochstift Bamberg belehnte als Erben die Giech und Künsberg (Künßberg) gemeinsam. 1731 verkauften die Künsberg (Künßberg) ihren Anteil am Schloss. 1796 kam T., das zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken zählte, an Preußen, 1810 an Bayern. S. Förtsch von T.
L.: Wolff 513; Pezold, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert, 1968. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs). Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde in T. (Tullum Leucorum) an der oberen Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier unterstand, gegründet. 879/925 kam T. zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe wurden vielfach privilegiert (927, 974). Das Bistum T. reichte von den Vogesen und Sichelbergen bis in die Nähe der Marne. 1261 ging die Grafschaft T. an den Bischof über. 1286 erlangten die Herzöge von Lothringen durch den Bischof die Schirmvogtei über das Bistum und beherrschten damit das weltliche Herrschaftsgebiet weitgehend. Zugleich fiel das Besetzungsrecht des Bischofsstuhls bis zum Ende des Mittelalters an den Papst. Nachdem sich die Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst hatte, verlegte der Bischof seine Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser Maximilian I. leistete das Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich. 1552 besetzte der König von Frankreich T. als Reichsvikar. 1648 trat das Reich das Hochstift an Frankreich ab. Das Bistum bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der Mosel und Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum mit dem 1777 abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin, E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter, 1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul, LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Trachenberg, Drachenberg (Herrschaft, Fürstentum), poln. Zmigrod. T. an der Bartsch in Niederschlesien wird erstmals 1155 erwähnt (slawisches Dorf Zunigrod, Drachenburg, Otternburg). Mit Urkunde vom 15. 5. 1253 gründete Herzog Heinrich III. von Schlesien eine Stadt nach deutschem Recht, die 1287 als Trachinburg erscheint. Über die Herzöge von Breslau, Glogau (1290) und Oels (1312) kam die freie Standesherrschaft beim Heimfall von Oels unter Abtrennung von Oels 1492 an die Freiherren von Kurzbach, von 1592 bis 1635 an die 1174 erstmals als Scof erwähnten Freiherren von Schaffgotsch und 1641 nach Konfiskation an die Grafen von Hatzfeld, die 1741 in den preußischen Fürstenstand erhoben wurden. 1937 umfasste die Herrschaft, über die 1742 Preußen die Hoheit gewann, 15941 Hektar. 1945 fiel T. unter die Verwaltung Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. a. Hatzfeld-Trachenberg.
L.: Wolff 486; Trachenberg in Schlesien, 700 Jahre deutsche Stadt, zusammengestellt v. Samulski, R., 1962; Der Kreis Militsch-Trachenberg an der Bartsch, zusammengest. v. Glatz, W., 1965. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Traungau (Gau, Grafschaft). Vermutlich aus dem Chiemgau stammt ein Adelsgeschlecht, das auf der um 972/985 erstmals genannten Stirapurhc (Steyr) saß und wohl über die Grafen von Lambach Güter und Grafschaftsrechte im T., Hausruck und an der Donau erlangte und damit das mittlere Ennstal und das obere Trauntal in Händen hatte. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts leitete es die Karantanische Mark, die 1180 zum Herzogtum Steiermark erhoben wurde. 1186/1192 fiel die Steiermark nach dem Aussterben der Herzöge (Otakare) an die verwandten Babenberger (Herzöge von Österreich). 1254 wurde der T. als Teil Oberösterreichs mit dem Herzogtum Österreich verbunden.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Trungovue, Gau [zwischen Traun und Donau?], Ennsburg); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 307, s. Trungouwe, II, 16, 24, Trungouwe,
Traungau. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200 trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges Fürstentum (Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von 1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T., das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau. Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E., 1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996, 1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 590. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Truhendingen (Grafen), Trüdingen. 1248/1260 erlangten die im Schwäbischen begüterten Grafen (seit 1264) von T. (Altentrüdingen), die möglicherweise am Ende des 11. Jahrhunderts auf Grund des Hochstifts Eichstätt die Stammburg Hohentrüdingen bei Gunzenhausen erbauten und seit 1129 in Eichstätter und Würzburger Urkunden häufig auftraten, beim Aussterben der ihnen verschwägerten Herzöge von Andechs-Meranien das Gebiet um Scheßlitz und Baunach am oberen Main (Giech, Staffelstein). 1390 wurden diese Güter an das Hochstift Bamberg verkauft. Die Stammgüter an Altmühl und Wörnitz (Altentrüdingen, Hohentrüdingen, Pfäfflingen, Dürrenzimmern, Wechingen), zu denen noch die Vogtei über Solnhofen, über Heidenheim und über Güter des Hochstifts Eichstätt und des Klosters Ellwangen gekommen waren, wurden von den Burggrafen von Nürnberg gekauft, die schon Markt Bergel (Marktbergel) und Burg Colmberg an sich gebracht hatten. Im 15. Jahrhundert (1458) starb das Geschlecht aus. Die Güter kamen später zu Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3/4; Scherzer, C., Franken, 1959; Ruß, H., Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen, 1992; Wendehorst, A., Truhendingen, LexMA 8 1996, 1071. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft, Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald erbten und sich auf dieser neuen Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und Fürstenberg teilten, oder um 1265 von den Grafen von Württemberg, an die es nach dem Aussterben der Linie Urach (1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer Burg planmäßig neu als Stadt angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der Linie Württemberg-Urach. Über Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H., Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8 1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 600. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Uri (Kanton). Das seit dem 7. Jahrhundert von Alemannen besiedelte Gebiet zwischen Sankt Gotthard und Vierwaldstätter See war im 8. Jahrhundert, in dem U. 732 erstmals erwähnt wird, Herzogsgut, das durch die Karolinger Königsgut wurde. 853 gab König Ludwig der Deutsche Königsgut im Land an das Kloster Fraumünster (Frauenmünster) in Zürich. Danach gehörte es zur Reichsvogtei Zürich, die seit dem 10. Jahrhundert die Grafen von Lenzburg, seit 1173 die Herzöge von Zähringen und von 1218 bis 1226 pfandweise die Grafen von Habsburg innehatten, die danach aber an das Reich zurückkam. 1231 bestätigte König Heinrich (VII.) die Reichsunmittelbarkeit (Reichsvögte Grafen von Rapperswil?), die 1274 auch König Rudolf von Habsburg anerkannte, nachdem U. im Interregnum infolge seiner Abgelegenheit tatsächlich weitgehende Selbständigkeit erlangt hatte. 1291 schloss sich U. mit Schwyz und Unterwalden gegen Habsburg im Bund der Waldstätte zusammen. Seit 1335 ist kein Reichsvogt in U. mehr nachweisbar. 1359 kaufte U. die Güter des von den Grafen von Rapperswil begünstigten Klosters Wettingen und löste danach auch die Rechte des Fraumünsters (Frauenmünsters) in Zürich ab. Darüber hinaus dehnte es sich auf Kosten von Glarus, der Abtei Engelberg und von Schwyz aus. 1410 nahm U. die Reichsvogtei Urseren in ein ewiges Landrecht auf und errang so die Herrschaft über die seit dem 13. Jahrhundert erschlossene Straße über den Sankt Gotthard. 1441 erlangte es von Mailand das Pfand an der Leventina, 1479/1480 diese selbst. Zusammen mit Unterwalden und Schwyz gewann U. Blenio, Riviera und Bellinzona. 1516 wurde in der Eidgenossenschaft der südliche und westliche Teil des Tessins erworben. 1798 kam der katholisch gebliebene Kanton mit Schwyz und Unterwalden zum Kanton Waldstätte der Helvetischen Republik, wurde aber 1803 mit rund 1075 Quadratkilometern wiederhergestellt. 1928 wurde die Landsgemeinde durch Urwahlen ersetzt.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Matt, L. v. u. a., Uri, Basel 1946; Oechslin, M./Dahinden, H., Land am Gotthard, Zürich 1965; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd. 2 1995; Hitz, F., Uri, LexMA 8 1996, 1297. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Valley (Grafschaft). Vor 1125 wechselte ein Zweig der Wittelsbacher infolge Heirat Graf Ottos von Dachau mit einer Verwandten der hochadligen Herren von Sachsenkam (Sachsenkamm) in die Mangfallgegend. Ihre Güter fielen in der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Herzöge von Bayern, die sie seit 1328 als Lehen vergaben (u. a. an die Herren von Aham, die Grafen von Taufkirchen (Tauffkirchen), die Grafen von Arco-Valley). Über Bayern zählte die Grafschaft zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wallner 711 BayRK 1. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Vaudémont (Grafen). Die schon vor 1000 erbaute Burg V. südlich von Nancy war seit dem 11. Jahrhundert (von 1070 bis 1314) und seit dem 14. Jahrhundert (bis 1473) Sitz einer Zweiglinie der Herzöge von Lothringen. Unter René II. erlangten diese Grafen von V. (1473) erbweise die Herrschaft in Lothringen und vereinigten V. mit Lothringen.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D4; François, M., Histoire des comtes et du comté de Vaudémont, 1934; Parisse, M., Vaudémont, LexMA 8 1996, 1436. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Vohburg (Grafen). V. an der Donau wird 805 zusammen mit dem Grafen von V. erstmals erwähnt. Seit dem späten 11. Jahrhundert nannten sich die Grafen von Cham nach V. Von ihnen war Adela von V. mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa verheiratet (bis um 1153). Mit dem Aussterben der Grafen 1204 fiel V. an die Herzöge von Bayern.
L.: Wolff 136. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Vorpommern (Landesteil). V. war der westlich der Oder gelegene Teil Pommerns, der Stettin, Stralsund, Usedom, Wollin, Rügen und die Stadt Cammin (Kammin) umfasste. Er wurde 1532 in einer Landesteilung abgeteilt, von 1625 bis 1637 aber nochmals zusammen mit Hinterpommern regiert. 1648 kam V. an Schweden, das Pommern seit 1630 besetzt hielt und sich weigerte, das 1529 begründete Erbrecht Brandenburgs nach den 1637 erloschenen Herzögen von Pommern anzuerkennen. 1720 musste Schweden V. mit Ausnahme des nördlichen Teils (Stralsund, Greifswald, Rügen) an Preußen abtreten. 1814 fiel der Schweden verbliebene Teil Vorpommerns, das 1792 im deutschen Reichstag zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates gehörte, an Dänemark, das ihn letztlich 1815 Preußen überließ (Provinz Pommern). 1945 wurde V. abgetrennt und mit Mecklenburg vereinigt. 1952/1958 wurde das Land Mecklenburg innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik (1949) beseitigt (str.), 1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern in der Bundesrepublik Deutschland wiederbegründet. S. Pommern.
L.: Wolff 404; Zeumer 553 II b 21; Backhaus, H., Reichsterritorium und schwedische Provinz, 1969; Wagner, W., Vorpommern und die Konsolidierung des schwedischen Rechts in der Gesetzessammlung von 1807, (in) Das schwedische Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag), 1986; Buchholz, W., Öffentliche Finanzen, 1992; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Bei der Wieden, H., 1995; Meier, M., Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715 bis 1721, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft, Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See, Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470 von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756 pagus Valdensis (Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als Grafschaft W. seinem Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem 1032 an das Deutsche Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg abgetrennt. Seit 1207 und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 drangen die Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14. Jahrhundert fast das gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und Freiburg im Üchtland durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und machten sie zu gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1536 besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne und verwaltete sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und Wallis als Herrschaft. 1555 erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete Savoyen auf die W., die 1616 ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798 löste sich W. als République Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als Kanton Léman der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der Schweiz (3219 bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1. 3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt, Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l
ancien droit privé vaudois, 888-1250, 1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd. 1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud; La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990; Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz, G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wachau (Tal). 823/830 ist der Name Wahowa für die Gegend um Spitz in Niederösterreich bezeugt, die durch König Ludwig den Deutschen an Niederaltaich kam. Von dort ging sie an die Herzöge von Bayern, welche die Kuenringer (bzw. Herren von Kuenring) und im 14. und 15. Jahrhundert die Herren von Maissau belehnten. Später bildete unter allmählicher Ausdehnung des Inhalts der Bezeichnung das Tal W. einen Selbstverwaltungsbezirk, dessen besondere Rechte im 18. Jahrhundert bezeugt wurden. Im 19. Jahrhundert wurde der Name auf das Donautal zwischen Krems, Emmersdorf, Mautern und Melk erstreckt.
L.: Stowasser, O., Das Tal Wachau und seine Herren von Kuenring, 1927; Lechner, K., Die herzoglich bayrischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930 (ungedr.); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 44 Wachouwa; Eppel, F., Die Wachau, 1964. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Walkenried (Stift, Reichsstift). Um 1127 (1129?) gründete die Gräfin Adelheid von Klettenberg am Südrand des Harzes die Zisterzienserabtei W. Sie wurde rasch zum reichsten Zisterzienserkloster Norddeutschlands (mit Gütern vor allem in der Goldenen Aue bei Nordhausen und in der Mark Brandenburg [seit 1236]) und beanspruchte wegen ihres geschlossenen Herrschaftsgebiets (u. a. mit Mönchpfiffel, Schauen bei Osterwieck) Stimmrecht im obersächsischen Reichskreis, war aber nicht im Reichstag vertreten. Sie wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört. 1546 wurde die Reformation eingeführt. Die Vogtei über das Kloster war Lehen Sachsens an die Grafen von Hohnstein, von denen sie auf Grund eines Vertrags von 1574 an das Hochstift Halberstadt überging. Nach dem Aussterben der älteren Grafen von Hohnstein 1593 belehnte Halberstadt die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1648 wurde das Kloster säkularisiert und kam 1648/1673/1694 an die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel. Um 1800 umfasste sein Gebiet etwa 3 Quadratmeilen. Über Braunschweig kam W. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 410; Wallner 710 ObersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3; Niebelschütz, E. v., Kloster Walkenried, 1924; Kirchner, J., Das Reichsstift Walkenried, 1971; Heutger, N., 850 Jahre Kloster Walkenried, 1977; Germania Benedictina, Bd. 12, hg. v. Faust, U., 1994; Petke, W., Walkenried, LexMA 8 1996, 1976; Urkundenbuch des Klosters Walkenried, Bd. 1 bearb. v. Dolle, J., 2002. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Waxenberg, Waxenberg-Ottensheim (Herrschaft). Um 1110 erbauten die Wilhering-Waxenberg die Burg W. bei Stamering im oberen Mühlviertel. Nach ihr nannten sich seit 1150 ihre Erben, die Herren von Griesbach. Um 1220/1224 erwarben die babenbergischen Herzöge von den Hochfreien von Schleunz die Herrschaft W. Nach dem Aussterben der Babenberger zogen die mit den Herren von Griesbach verwandten Schaunberger die Herrschaft an sich, doch wurden sie 1291 gezwungen, sie an die Herzöge von Österreich herauszugeben. Diese verpfändeten sie vielfach. 1614 verkaufte Österreich W., das als Burg neu erbaut worden war, an die Gera, die sie 1644 an die Starhemberg veräußerten. Um 1750 zählte die Grafschaft 745 Untertanen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Weißenhorn (Herrschaft). W. (1215/1220 Wizenhorn) an der Roth (Rot) wird 1160 als Gut der Herren von Neuffen erstmals genannt. Mit der Grafschaft Marstetten kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Bayern. 1505 erhielt König Maximilian für seine Beteiligung an dem beim Aussterben der Herzöge von Bayern-Landshut ausbrechenden Erbfolgekrieg das zuvor von Bayern-Landshut mehrfach verpfändete W. und die Grafschaft Marstetten. 1507 verpfändete er W. zusammen mit den Herrschaften Kirchberg (Oberkirchberg), Pfaffenhofen und Wullenstetten an die Grafen Fugger (Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Linie Kirchberg und W.). 1805/1806 kam die innerhalb Schwäbisch-Österreichs zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft zu Bayern. S. Neuffen.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4; Holl, J., Geschichte der Stadt Weißenhorn, 1904; Wylicil, E., Bilder aus der Vergangenheit von Weißenhorn, 1958. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wenden (Fürstentum). Das aus der Herrschaft der Herren von Werle seit 1418 erwachsene Fürstentum W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow zum niedersächsischen Reichskreis. S. Werle.
L.: Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Werden (Reichsabtei, Residenz des Reichsabts). Um (791 bzw.) 800 gründete der heilige Liudger in Nachfolge des angelsächsischen Missionars Suitbert (um 700) in W. (loco Werithina) an der Ruhr auf Eigengut eine Kirche. Wenig später entstand hier ein bedeutendes Benediktinerkloster, das in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts (877) durch Übertragung an das Reich überging (877 Immunität). 931 gewann es das Recht der freien Abtwahl, 974 Marktrecht und Münzrecht. 1198 wurde der Abt Fürst (princeps) genannt. Die Abtei bildete auf der Grundlage reicher Güter und Nutzungen am Rhein, in Sachsen und Friesland (aufgezeichnet in den Werdener Urbaren), deren Vögte im 11. Jahrhundert die Grafen von Berg, seit 1334 die Grafen von der Mark, seit 1401 die Herzöge von Kleve-Mark und seit 1648 die Markgrafen von Brandenburg waren, allmählich ein kleines Herrschaftsgebiet um W. aus. Vom 16. Jahrhundert an gehörte sie zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1803 wurde sie mit 2,5 Quadratmeilen Gebiet säkularisiert und kam an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334; Zeumer 552 II a 37, 5; Wallner 794 WestfälRK 36; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft Werden, 1900; Die Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R./Körholz, F., Bd. 1ff. 1902ff.; Körholz, F., Abriss der Geschichte des Stifts Werden, 1925; Elbern, V., St. Liudger und die Abtei Werden, 1962; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und Verwaltung, 1971; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 177; Stüwer, W., Die Reichsabtei Werden an der Ruhr, 1980; Seibert, H., Werden, LexMA 8 1996, 2196f.; Das Jahrtausend der Mönche, hg. v. Gerchow, J., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 699 (Werden und Helmstedt), 1, 2, 622; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 666. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wiesensteig (reichsunmittelbare Herrschaft). 861 wird das Benediktinerkloster Sankt Cyriacus (Cyriakus) in W. (Wisontesteiga) an der Fils bei Göppingen erstmals erwähnt. Die zugehörige Siedlung unterstand ursprünglich den Herzögen von Teck, seit dem 12. Jahrhundert den Grafen von Helfenstein. Seit 1396 war sie Hauptort der helfensteinischen Grafschaft W. Die Herrschaft hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis. Sie fiel 1627 über die drei Erbtöchter an Bayern (Kauf von zwei Dritteln) und Fürstenberg (ein Drittel), 1752 durch Erwerb des Anteils Fürstenbergs ganz an Bayern, 1806 mit 3 Quadratmeilen und 6000 Einwohnern (Stadt W., Marktflecken Deggingen [Deggringen] und einige Dörfer) an Württemberg und damit W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 136, 197; Wallner 687 SchwäbRK 43; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Wurm, T., Chronik der Stadt Wiesensteig 1953/4; Klaiber, G., Kloster und Stift St. Cyriacus von Wiesensteig, Diss. phil. Tübingen 1954. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wittenberg (Burg, Herrschaft, Stadt, Residenz des Herzogs von Sachsen). W. an der Elbe erscheint 1180 erstmals. Um 1200 kam es an die Askanier, von denen Albrecht II. ( 1298) 1260 die Linie Sachsen-Wittenberg mit Sitz in W. begründete. Spätestens 1293 wurde es Stadt. Bis 1422 war es Sitz der Askanier, dann der Wettiner als Herzöge von Sachsen-Wittenberg. 1485 kam es an die ernestinische Linie. 1502 gründete Kurfürst Friedrich der Weise die Universität W., an der Martin Luther seine reformatorischen Thesen entwickelte. 1547 musste die ernestinische Linie der Wettiner die östliche Hälfte ihres Landes an die albertinische Linie abgeben, womit W. seine Stellung als Residenz zugunsten Dresdens verlor. 1815 fiel W. an Preußen (Provinz Sachsen) und von 1949 bis 1990 in Sachsen-Anhalt an die Deutsche Demokratische Republik. Die Universität wurde 1817 mit der Universität Halle vereinigt. S. Sachsen-Wittenberg.
L.: Wolff 377; Erfurth, R., Geschichte der Stadt Wittenberg, 1910; Junghans, H., Wittenberg als Lutherstadt, (1979); Blaschke, K., Wittenberg, 4. A. 1983; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; 700 Jahre Wittenberg, hg. v. Oehmig, S., 1996; Rogge, J., Wittenberg, LexMA 9 1998, 273; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422), 2000.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 634. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wohlau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in Niederschlesien wurde um 1285 neben einem slawischen Dorf als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Bis 1248 war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und von 1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den Fuggern im Bergbau reich geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von 1653/1654 bis 1664 war es erneut selbständiges Herzogtum, wurde dann aber wieder mit Liegnitz und Brieg vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Liegnitzer Piasten als seit 1329 zur Krone Böhmens gehörig an Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W. hatte einen Flächeninhalt von 23 Quadratmeilen und war in die Kreise W. und Steinau-Raudten gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965; Chroniken aus dem Kreise Wohlau (Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983); Velsen, D. v., Die Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wolfenbüttel (Fürstentum, Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der Oker im nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118 erstmals erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter (7./8.?, 10./11. Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den brunonisch-welfischen, später reichsministerialischen Herren von Asseburg (Gunzelin von W.) und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange bei der Teilung Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis 1292 gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen Linie. 1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte es zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in 3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel. 1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von W. nach Braunschweig verlegt. 1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S., Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U., Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wolgast (Stadt[, Herzogtum], Residenz des Herzogs von Pommern-Wolgast). W. an der Peene erscheint erstmals im 12. Jahrhundert. 1282 erhielt es Stadtrecht Lübecks. Von 1295 bis 1625 war es Sitz der Herzöge von Pommern-Wolgast (Wolgast mit den Gebieten nördlich der Peene und östlich der Odermündung zwischen Peene, Haff und Ihna). 1815 kam es zu Preußen, 1945 mit Vorpommern zu Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Pommern-Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974; Schmidt, R., Wolgast, LexMA 9 1998, 317; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 642. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wollin, Wolin (Bistum). Das vom Bischof von Bamberg und den Herzögen von Pommern 1140 eingerichtete Bistum W. (Bischof Adelbert), das Pommern bis zur Leba umfasste, wurde 1176 nach Cammin (Kammin) verlegt.
L.: Wolff 405; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1 1957; Herrmann, J., Wolin, LexMA 1998, 318. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wunstorf (Reichsstadt?). Um 865 gründete der Bischof von Minden auf seinem Eigengut Uonheresthorp ein Kanonissenstift, das König Ludwig der Deutsche 871 seinem Schutz unterstellte. Im 12. Jahrhundert belehnte der Bischof von Minden die Grafen von Roden mit der Vogtei über das Stift und die 1181 als civitas erwähnte bürgerliche Siedlung, welche die Vögte allmählich so weit aus der Stiftsherrschaft lösten, dass 1247 eine Gesamtherrschaft vereinbart wurde. 1261 wurde W. Stadt mit Mindener Recht (1290 Rat). 1446 verkauften die Grafen von Roden ihren Anteil an das Hochstift Hildesheim. 1447 ging er an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (1494 Calenberg). Insgesamt nahm W. eine eigentümliche Stellung zwischen Landstandschaft und Amtsässigkeit ein. 1521 und 1776 erscheint es in der Reichsmatrikel. Seit dem 17. Jahrhundert bezog der Landesherr die Stadt immer stärker in das Land ein. Über Hannover und Preußen (1866) kam sie 1946 an Niedersachsen. Das Stift W. blieb stets vom Bischof abhängig.
L.: Gumpelzhaimer 190; Wolff 436; Leyser, P., Historia comitum Wunstorpiensium, 2. A. 1726, hg. v. Kaus, E./Krause, R., 2000; Geschichte der Grafen von Wunstorf s. Ohlendorf, H., Geschichte der Stadt Wunstorf, hg. v. Hartmann, W., 1957; Gercke, A., Die Altstadt Wunstorf, 1965; Simon, H., Wunstorf, 1969; Eickels, K. van, Wunstorf, LexMA 9 1998, 369. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Wursten (Land). Das Gebiet rechts der Weser nördlich Bremerhavens wurde seit dem 7./8. Jahrhundert durch auf Wurten (Erdhügeln) sitzende (wurtseten, wortsacia, 1202, terra Wortsacia 1238) Friesen aus Butjadingen links der Weser besiedelt. Sie entwickelten allmählich eine Bauernrepublik mit genossenschaftlicher Verfassung, die seit dem 11. Jahrhundert nur geringe Abgaben an das die Oberherrschaft beanspruchende Erzstift Bremen entrichtete. Unterstützt von Hamburg und Bremen behaupteten sie sich gegen das Erzstift Bremen und die Herzöge von Lauenburg. 1517/1524/1525 unterlagen sie dem Erzstift, das einen Obervogt in Dorum einsetzte. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 431; Osten, G. v. d., Geschichte des Landes Wursten, 2. A. 1932; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 17, Wurtsetenaland (Wursatia), Land Wursten; Lehe, E. v., Die Geschichte des Landes Wursten, 1973; Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, hg. v. Dannenberg, H./Schulze, H., Bd. 1f. 1995; Schmidt, H., Wursten, LexMA 9 1998, 373. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land, Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674 entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr 9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805), die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel 169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168; Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff. 1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910; Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Württemberg-Oels (Fürsten[, Fürstentum]). Über die Erbtochter des letzten Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des Hauses Podiebrad fiel Oels als Lehnsfürstentum Österreichs 1647/1649 an eine Nebenlinie des Hauses Württemberg (Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin W. nannte. Sie gelangte 1742 unter die Landeshoheit Preußens. 1792 erlosch sie. Ihre Güter kamen 1792 in weiblicher Erbfolge an die Herzöge von Braunschweig und bei deren Aussterben an Sachsen. Die Lehen wurden als an Preußen heimgefallen erklärt und dem jeweiligen deutschen Kronprinzen zugeordnet. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746 als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999 Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II. Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis 1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab. Berthold II. ( 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel eines Herzogs bei, nannte sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von Rheinfelden (vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078 erbauten Burg Z. bei Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser (1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von Klostervogteien (Sankt Peter, Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg), des Rektorats über Burgund (1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die Hochstifte Genf, Lausanne und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen Schwarzwald und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im Üchtland 1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen von Lenzburg). 1187 spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden die Vogtei über Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von Urach (Grafen von Freiburg, Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg) und die Herzöge von Teck. Andere Teile wurden Reichsgut. Wichtigste Nachfolgeherrschaften waren danach Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in) Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen, 1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891), 7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen, 1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E., Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T., Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg. v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v. Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue Forschungen, hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;. Parlow, U., Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zator (Herzogtum). Z. gehörte ursprünglich zu Polen. 1163/1173 wurde es Schlesien zugeteilt und fiel bei der Aufteilung Schlesiens an die jüngere Linie, die Ratibor, Teschen, Beuthen, Pless, Auschwitz und Sewerien erhielt. 1447 kam Z. an Polen zurück. 1521 starben die Herzöge von Auschwitz-Zator aus. S. Auschwitz. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zürich (Reichsstadt). Am Ort des römischen Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große neben einem Königshof das Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Die Reichsvogtei (Kastvogtei) hierüber kam 1098/1173 als Erbe der Grafen von Lenzburg (10. Jahrhundert) an die Herzöge von Zähringen. Mit deren Aussterben 1218 erlangte Z. Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König Rudolfs von Habsburg unterwarf Z. den umwohnenden Adel. Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte es das Fraumünster (Frauenmünster) und das Großmünster unter seine Herrschaft. 1291 schloss es ein erstes Bündnis mit Uri und Schwyz. Von 1313 bis 1336 verband es sich mit den Habsburgern. 1351 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Waldstätte an. Bald wurde es, begünstigt durch die Lage an der Straße vom Sankt Gotthard nach Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bereits im 14. Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches Herrschaftsgebiet am Zürichsee (Wädenswil 1342, Zollikon 1358, Küsnacht am Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil] 1385). Zwischen 1400 und 1415 erwarb es die Herrschaften am See Greifensee (1402), Grüningen (1408), Regensberg (1409), die Reichsgrafschaft Kiburg (Kyburg) (1424/1452) und ein Stück des östlichen Aargaus (Freiamt, Kelleramt, Steinhausen [1415], Andelfingen [1434]). In der Reichsmatrikel von 1521 wurde es nicht mehr geführt. Unter Zwingli setzte sich seit 1523 die Reformation durch. 1648 erlosch die Reichszugehörigkeit mit der übrigen Eidgenossenschaft der Schweiz. Seit 1712 übernahm Z. zusammen mit Bern wieder die 1531 verlorene Führung der Eidgenossenschaft. S. Zürich (Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli, J., Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Teile 2. A. 1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.; Dändliker, K., Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Bd. 1ff. 1908ff.; Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, 1932; Weiss, L., Verfassung und Stände des alten Zürich, 1938; Largiadèr, G., Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1943 ff; Kunz, E., Die lokale Selbstverwaltung in den zürcherischen Landgemeinden im 18. Jahrhundert, Zürich 1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich, 1951; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31, 32, Zurihgouwe, pagus Thuregum, Duricinum, Turegia provincia,
Zürichgau;) Karte des Kantons Zürich aus dem Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger, H. C., hg. v. Imhof, E./Winkler, E., 1967; Raiser, E., Städtische Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil. Hamburg 1969; Plattner, A., Die Herrschaft Weinfelden, 1969; Vogt, E./Meyer, E./Peyer, H. C., Zürich von der Urzeit zum Mittelalter, 1971; Dietrich, C., Die Stadt Zürich und ihre Landgemeinden während der Bauernunruhen von 1489 bis 1525, 1985; Zürich. Geschichte einer Stadt, hg. v. Schneebeli, R., 1986; Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 1 1995; Hürlimann, K., Zürich, LexMA 9 1998, 790; Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte 1218-2000, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich 2000; Koch, B., Neubürger in Zürich, 2002; Vonrufs, U., Die politische Führungsgruppe Zürich (1450-1489), 2002; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel und Rechtsordnung, 2005; Die Entstehung der neuen Zürcher Kantonsverfasssung, 2006; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 261. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei, Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zürich, Großmünster (Reichsstift). Am Ort des römischen Turicum gründete Karl der Große um 800 das Chorherrenstift Großmünster. Dieses stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge von Zähringen. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet es unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker am Großmünster und Frauenmünster, 1998. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)

 

Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz, Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg, Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697 war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718 unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000 Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L., Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt 1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl, J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken, bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977; Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998, 717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)