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Das damit in seinen Grundzügen festgelegte «Historische Lexikon der deutschen Länder» will - ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) - in erster Linie in notwendiger Kürze alle wichtigeren Länder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhältnismäßig wenigen Länder aber beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen Länder oder Staaten einbezieht und sie vervielfacht sich darüber hinaus, wenn man die tatsächliche geschichtliche Entwicklung berücksichtigt. Weil die gegenwärtigen Länder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personengebundenen Ansatzpunkten (Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, Städten, Dörfern, Tälern und Bünden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprägt sind, kann an dem formellen namengebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden. Vielmehr müssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land geworden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der geschichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wäre. Über diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusätzliche Artikel das Gesamtverständnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausführlicher, unbedeutendere kürzer beschrieben, gelegentlich sogar überhaupt nur ohne weitere Angaben aufgeführt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zeitliche Anfangsgrenze dieser neuen, erstmals vom Territorium ausgehenden Übersicht war dabei fast ausnahmslos das Jahr 1180, in welchem durch den Sturz Heinrichs des Löwen und die grundsätzliche Auflösung des Stammesherzogtums die Territorialisierung des Reiches unübersehbar eingeleitet wurde, so dass die etwa 500 für die Zeit bis 1100 bezeugten und zu etwa einem Drittel mit dem Wort -gau gebildeten Landschaftsbezeichnungen (Gaunamen) bisher grundsätzlich ebenso wenig berücksichtigt wurden wie die bereits für die Karolingerzeit erarbeiteten 42 hochadeligen Familien, obgleich beide wichtige Wurzeln für die Entwicklung vieler Länder gebildet haben dürften. Bei dieser (für die Artikelauswahl verwendeten) strikten zeitlichen Grenzziehung, in deren Umfeld sich zwischen 1150 und 1230 der Reichsfürstenstand augenfällig aussondert, wurde zwar keineswegs übersehen, dass die Bestimmung an Hand einer einzigen genauen Jahreszahl, welche ein Zurückgehen innerhalb der ausgewählten Einheiten auf die älteren Verhältnisse keineswegs verbietet, der Komplexität eines derart vielfältigen Vorganges, wie ihn die allmähliche Verdichtung unterschiedlichster Rechte (Eigengut, Grundherrschaft, Gerichtsrechte, Regalien, Vogteien usw.) zur Landesherrschaft im späten Mittelalter und zur Landeshoheit in der frühen Neuzeit darstellt, nicht völlig gerecht werden kann, doch kann hierauf grundsätzlich nicht allgemein sondern nur im Rahmen der jeweiligen individuellen Einheit eingegangen werden. Die zeitliche Endgrenze ergab sich demgegenüber (trotz eines damit zwangsläufig verbundenen relativen Schematismus‘) naturgemäß aus der unmittelbaren Gegenwart, weil nur so eine vollständige Verknüpfung von Vergangenheit und eigener Zeit möglich erschien. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
rfreiesGericht = reichsfreies Gericht (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Harpprecht, J. Frhr. v., Staatsarchiv des Kayserlichen und des Heiligen Römischen Reichs Cammer-Gerichts, Theil 1ff. Ulm 1757/8 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lünig, J., Thesaurus Juris Derer Grafen und Herren des Heiligen Römischen Reichs, worin von deren Ursprung, Wachsthum, Praerogativen und Gerichtsamen .., 1725 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft).
A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt (Abensberch). Seit dem 12.
Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause der Babonen. Sie sind
zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der unteren Altmühl begütert
und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen. 1247 kam es nach dem
Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die Herrschaften A. und
Altmannstein. 1485/1486 gelangte die reichsunmittelbare Herrschaft A. mit dem
Tod des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen zur Münchener Linie der
Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die Gerichte
A. und Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden.
L.: Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und
niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich,
A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft
Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001), 693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 539.
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Adendorf (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das vermutlich aus Reichsgut stammende A. südlich von Bonn wird erstmals 893
unter den Gütern des Klosters Prüm erwähnt. Dessen Rechte nahmen später vor
allem die Grafen von Hochstaden war. Im 12. Jahrhundert hatte das Domkapitel zu
Trier den Hof Cumbe in A. inne. Lehnsträger waren zunächst die von A., 1215 die
von Tomburg. 1246 übertrug der letzte Graf von Hochstaden seine Rechte an das
Erzstift Köln. 1336 trugen die von Hüchelhoven den Hof Cumbe von Trier zu
Lehen. 1413 belehnte Trier Johann von Kempenich als Nachfolger der Hüchelhoven,
1420 die Birgel (Bürgel), 1453 die Schöneck, danach die Orsbeck. Bald nach 1453
ging das Lehnsrecht des Hofes Cumbe an die Abtei Siegburg über. Im 16.
Jahrhundert saßen die Freiherren von der Leyen in A. Nach dem Anfall der
Grafschaft Neuenahr an Jülich 1546 wurde A. Gericht
innerhalb Jülichs, doch tauschte der Kurfürst von der Pfalz als Herzog von Jülich
1659 das Gericht A. gegen den Anteil der von der
Leyen an Landskron (Landskrone) ein. Kaiser Leopold I. erhob A., das zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein steuerte, zur reichsunmittelbaren
Herrschaft. 1815 kam A. zu Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 515. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete,
zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im
Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen
(Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von
(Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von Kaiser
Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und
den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Herrschaft durch Heirat an
die Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer
linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile
umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande
erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815 an Preußen
(Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Arnstein (Grafen, Herrschaft). 1135 errichteten
die von dem schwäbischen Geschlecht der Herren von Steußlingen abstammenden edelfreien
Herren von Arnstedt bei Harkerode südöstlich von Aschersleben die Burg A. und
nannten sich seit dem 13. Jahrhundert Grafen von A. Ihre zwischen 1080 und 1180
am Nordharz auf der Grundlage von Kirchenlehen, Vogteirechten, Rodungsrechten,
Bergbaurechten, Münzrechten und Gerichtsrechten
aufgebaute Herrschaft gilt als typische „Allodialgrafschaft“. Im 12. Jahrhundert bildeten sich
mehrere Seitenlinien aus. Die Hauptlinie erlosch um 1292/1296 mit dem Eintreten
dreier Brüder in den Deutschen Orden. Burg und Herrschaft A. kamen 1294 an die
mit ihnen verschwägerten Grafen von Falkenstein, in der Mitte des 14.
Jahrhunderts an die Grafen von Regenstein, 1387 an die Grafen von Mansfeld,
1786 an die Freiherrn von Knigge. Die reichsunmittelbaren Linien Ruppin (Arnstein-Ruppin)
und Barby (Arnstein-Barby) starben 1524 bzw. 1659 aus.
L.: Wolff 414; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961.
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Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum,
Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae (220/221 Civitas
Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört.
Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum Schwaben gehört.
Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf Hermann
(1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem Enkel
Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier. Seine Güter
im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw erlangt. Der
Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums Kärnten ab, in
der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von Markgraf Hermann
I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung
des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im
Breisgau und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang
(um 1100). Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads
III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann
V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter.
Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich
des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und
Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell
und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis
1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber
rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden.
Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten
Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb
aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend
an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung.
1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte
Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit
Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei
Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der
Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27
Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch §
5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg),
Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal
Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental,
Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt,
wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern
vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich
Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des
Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die
Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und
160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum
und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim),
die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das
Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer
Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden
einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit
1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg
gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an
Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr
975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des
Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588,
des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von
1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung
von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens
und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine
Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt
Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und
Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der
Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben.
1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit
Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in
B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen
Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich
II. ab. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945
wurde B. in das amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
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Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
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(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Baden-Württemberg (Land, Bundesland). Seit 1918/1919 gab
es Bestrebungen, Baden, Württemberg und den zu Preußen gehörenden
Regierungsbezirk Hohenzollern zu vereinigen. 1945 schufen die alliierten Militärregierungen
aus Nordbaden und Nordwürttemberg das amerikanisch besetzte Land Württemberg-Baden
mit der Hauptstadt Stuttgart und einer Verfassung vom 28. 11. 1946, aus Südbaden
das französisch besetzte Baden mit der Hauptstadt Freiburg und einer Verfassung
vom 22. 5. 1947 sowie aus Südwürttemberg und Hohenzollern das französisch
besetzte Württemberg-Hohenzollern mit der Hauptstadt Tübingen und einer
Verfassung vom 18. 5. 1947. Versuche, diese drei Länder zu vereinigen,
scheiterten zunächst an der (süd-)badischen Forderung der Wiederherstellung
Badens. Bei einer auf Grund eines Neugliederungsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland vom 4. 5. 1951 am 6. 12. 1951 durchgeführten Volksabstimmung wurde
mit der Mehrheit (insgesamt 69,7 %) Nordbadens, Nordwürttembergs und Südwürttembergs
(mit Hohenzollern) gegen Südbaden die Vereinigung beschlossen (25. 4. 1952). Am
9. 3. 1952 wurde eine verfassungsgebende Landesversammlung für das neue
Bundesland Baden-Württemberg, das 35750 Qadratkilometer mit (1964) 8,207
Millionen Einwohner umfasste und zu dessen Hauptstadt Stuttgart bestimmt wurde,
gewählt. Am 11. 11. 1953 erhielt das Land eine Verfassung. Bei einem
Volksbegehren vom 8./16. 9. 1956 sprachen sich nur 22 % der südbadischen und
8,7 % der nordbadischen Abstimmungsberechtigten für eine Wiederherstellung des
Landes Baden aus.
L.: Ehmer, W., Südwestdeutschland als Einheit und Wirtschaftsraum, 1930;
Eschenburg, T., Verfassungs- und Verwaltungsaufbau des Südwest-Staates, 1952;
Jahrbücher für Statistik und Landeskunde von Baden-Württemberg, hg. v.
Statistischen Landesamt, 1953ff.; Baden-Württemberg. Land und Volk in
Geschichte und Gegenwart, hg. v. Appel, R./Miller, M./Schmitz, J., 1961;
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1964; Baden-Württemberg. Land, Volk, Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Reihe:
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Baden-Württemberg, hg. v. Miller, M., 1965; Konstanzer, E., Die Entstehung des
Landes Baden-Württemberg, 1969; Miller, M./Sauer, P., Württembergische
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Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Lief. 1ff.
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Grunddaten, hg. v. d. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, 1975; Feuchte,
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Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 15ff.
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Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen
stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und der neue
Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland der
Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen (fränkischen?,
burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von
denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem
Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von
Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu
Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex
Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint
erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien
ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen
Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs
des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte
bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben
hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208
die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des
Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die
Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter
(u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242
beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren
Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255
wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die
Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen
Teil („Niederbayern“
zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das
konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders
Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck,
Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg,
Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein,
Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen.
1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von
Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem
Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark
Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter
fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück.
Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines
Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz,
abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten
dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter
(1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol
[1342-1363]) auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol,
Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz
Niederbayern, Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing
(Bayern-Straubing) sowie die Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an
Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe
Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, an
Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste 1373 an Karl IV. abgegeben werden.
1392 wurde B. zum drittenmal geteilt (Teilherzogtümer Bayern-München,
Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II. erhielt den südwestlichen
Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau (Bayern-München), Herzog Friedrich
Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog Stephan III. Streubesitz an der oberen
Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten
Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem
Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg
verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge
(Bayern-München) und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und
Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den
Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen
die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von
Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen
Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450
trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener
Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die
Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV.
von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte
sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12.
1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie
aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von
der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da
Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von
1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie
Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen
von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“
(Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte
Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,),
an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg
(Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das
die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516
eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian
(1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand,
1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel
wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714
B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2
des Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen
Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern,
Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die
Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg,
Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee,
Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in
Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee,
Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren,
Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl,
Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen,
Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und
Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden.
1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt
Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben,
Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch
gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt
zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum
Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870
schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den
Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als
Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer
sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der
Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III.
ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich
das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der
neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil
der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B.
vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held
(Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor
B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches.
1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz
der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische
Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946
dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12.
1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender Berücksichtigung
bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der Bundesrepublik Deutschland.
S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
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M., Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928,
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Peigirolant, Landname, Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H.,
Die Herkunft der Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962;
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Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die
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bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007; Die Regesten
der Herzöge von Bayern (1180-1231), 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen),
die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die
Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen
von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause
Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob
dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg).
Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu
Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt.
1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie
auch in Ansbach beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern
ein märkischer Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B.
nach dem Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557
gelangt war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs
Residenz des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das
auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den
Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet.
Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie
in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72
Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich
in das Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die
Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter
Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg,
Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die
Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf,
Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl,
Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft
von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an
Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10; Meyer, G.,
Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften
Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die Außenbehörden des
Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk.
Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958,
Schr. d. Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A.,
Stadt und Landkreis Bayreuth, 1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet,
H., Abriss der Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die
Plassenburg 38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W.,
Bayreuth im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur
und Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und
Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994)
55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen
Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76
(1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bieber (Gericht). B. im Spessart wird erstmals 1334 erwähnt. Es kam vermutlich vom Erzstift Mainz an die Grafen von Rieneck als Mainzer Vögte und im frühen 14. Jahrhundert an die mit ihnen verschwägerten Herren von Hanau. Nach dem Erlöschen der Grafen von Rieneck zog Mainz 1559 deren Hälfte ein. 1685 kam sie an Hanau. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Birstein (Burg, Herrschaft). 1279 erscheint die Burg B. am Südhang des Vogelsberges als Lehen Fuldas an die Herren von Trimberg, nachdem sie zuvor wohl von den Herren von Büdingen innegehabt worden war. 1335 hatten die Herren von Isenburg dort ebenfalls Rechte. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (1458) kauften sie alle Lehnsrechte an B. und der Gerichtsvogtei Reichenbach (Reichenberg). Seit dem 16. Jahrhundert war B. unter Verdrängung Reichenbachs Sitz der Grafen, seit 1744 Fürsten von Isenburg-Birstein. S. Isenburg-Birstein, Hessen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Boyneburg, Boineburg, Bomeneburg (Herren, Grafen,
Herrschaft). Vielleicht schon der Sohn Siegfried (1082) Ottos von Northeim,
jedenfalls Ottos Enkel Siegfried III. nannte sich 1123 nach der die
Werralandschaft beherrschenden Burg B. (Boumeneburc) bei Eschwege. Nach seinem
Tod (1144) fiel die Burg an die Grafen von Winzenburg bzw. das Reich und wurde
nach einem Ausbau durch den Abt von Fulda durch Ministeriale verwaltet. 1292 übertrug
König Adolf die B. und die Stadt Eschwege Landgraf Heinrich von Hessen als
Reichslehen. Die Reichsministerialen von B. und die von B.-Honstein, die sich
inzwischen eine eigene Herrschaft um die Burg aufgebaut hatten, trugen ihre
Burgsitze bereits um 1370 von Hessen zu Lehen und nahmen „das Schloss“
1460 als gemeinsames Lehen von Hessen. Zum Gericht
B. gehörten am Ende des 16. Jahrhunderts die 16 Dörfer Bischhausen,
Datterode, Grandenborn, Hoheneiche, Jestädt, Kirchhosbach, Motzenrode, Netra,
Neuerode, Oetmannshausen, Rechtebach, Reichensachsen, Rittmannshausen, Röhrda,
Thurnhosbach und Wichmannshausen (mit rund 900 Hausgesessenen). Später kamen
zum nunmehrigen Amt Bischhausen auch die von Boyneburg--Honsteinschen Dörfer
Oberdünzebach und Niederdünzebach und Langenhain hinzu, während Datterode seit
1615 zum Amt Eschwege gehörte. Seit 1660 stand die zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken zählende Herrschaft im Kondominat Hessens und Boyneburgs.
Nach dem Aussterben der Linie Boyneburg-Hornstein zog Hessen deren Lehnsanteil
ein, kaufte einen weiteren und fand 1803 die übrigen Berechtigten ab.
L.: Wolff 254; Reimer, H., Historisches Ortslexikon für Kurhessen, 1926, 40
(Bischhausen); Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 18 Gräfliche Häuser A3,
1958; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt, 1964, 151ff.; Lange, K., Der
Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950-1144, 1969; Schoppmeyer, H.,
Bomeneburg, LexMA 2 1983, 390; Heinemeyer, K., Boyneburg, Die deutschen Königspfalzen
1, 1983 24ff.; Demandt, K. Regesten der Landgrafen von Hessen, Bd. 2, 1990, Nr.
162 Ziffer 2, 4, 5;Strickhausen, G., Die Boyneburg bei Eschwege, 1993;
Eckhardt, W., Hess, Jb. Landesgeschichte 51 (2001), 75ff.; Diehl, T.,
Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht
Boyneburg, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Braunschweig-Celle (Fürstentum). Celle an der Aller wird
990 erstmals erwähnt (Altencelle). 1292 verlegte der Herzog von Braunschweig-Lüneburg
die daraus vor 1249 entstandene Stadt 3 Kilometer allerabwärts. 1371 wurde
Celle nach der Zerstörung der herzoglichen Burg auf dem Kalkberg in Lüneburg
Sitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1569 spaltete sich die jüngere
Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg mit dem größten Teil des lüneburgischen
Territoriums ab. Durch die Gründung des Neuen Hauses Braunschweig-Lüneburg
erhielt B. das gesamte Fürstentum Lüneburg (1671 dannenbergische Ämter von
Herzog Rudolf-August). Das Fürstentum umfasste die Städte Lüneburg, Uelzen,
Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh
(Rammelslohe), die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrschaftlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg,
Winsen an der Luhe, Bütlingen (Büttlingen), Scharnebeck, Lüne, Garze (Gartze),
Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt,
Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben,
Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem, die Großvogtei Celle und die
adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und
Wathlingen. Es ging 1705 bei der Vereinigung Braunschweig-Lüneburgs mit
Braunschweig-Calenberg im Kurfürstentum Hannover (1692) auf. Über Hannover kam
das Gebiet 1866 an Preußen und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 434ff.; Zeumer 553 II b 16; Pröve, H./Ricklefs, J., Heimatchronik der
Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959; Ricklefs, J., Geschichte der Stadt
Celle, 1961. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz). Das
787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte, zunächst
dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als Ersatz für
das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die Missionierung des
skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947 eingerichteten nordischen
Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber 1104 an das neugegründete
Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft der Erzbischöfe reichte zunächst
von Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen (1270), beschränkte sich dann
aber auf das Gebiet zwischen Weser und Elbemündung (2. H. 11. Jh. alle
Grafschaften des südelbischen Teils des Bistums, 1144/1236 Anfall der
Grafschaft Stade nach dem Tode des letzten Grafen von Stade 1144), in dem 1234
Stedingen, 1306 Kehdingen und 1524 Wursten erlangt wurden. Die Versuche, die
seit dem 13. Jahrhundert verlorene Herrschaft über die Stadt Bremen zu
erringen, scheiterten zwischen 1363 und 1395. Gegen den Widerstand der letzten
katholischen Erzbischöfe Christoph (†
1558) und Georg († 1566) setzte sich seit 1535 die
Reformation durch. 1621/1632 wurde das Hochstift von Dänemark bzw. Schweden
besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es wie Verden als Herzogtum
(Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden zugesprochen. 1712 ging es durch
Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover verkaufte, dem es Schweden
1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94 Quadratmeilen und rund 180000
Einwohnern von Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810 dem Königreich Westphalen und
am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam es zu Hannover und mit diesem
1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis
zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren
bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G.,
Die Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann,
G., Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933;
Glaeske, G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962;
Schomburg, D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen, 1964; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und
Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Breuberg (Herrschaft). B. an der unteren Mümling
wurde im 12. Jahrhundert als Vogteiburg der Abtei Fulda gegründet. Vögte waren
bis 1323 die im späten 12. Jahrhundert erscheinenden, dem Stande nach
reichsministerialischen Herren von B. Bei ihrem Aussterben 1323 folgten allmählich
die Grafen von Wertheim, die 1497 die Alleinherrschaft bei fuldischer
Lehnshoheit erreichten. Bei ihrem Aussterben 1556 fiel das Erbe mit den drei
Zenten Höchst, Lützelbach und Kirch-Brombach (Kirchbromberg) und dem Gericht Neustadt je zur Hälfte an die Grafen von
Erbach und von Stolberg-Königstein bzw. am Anfang des 17. Jahrhunderts die
Grafen von Löwenstein. Das nur in den Nutzungen geteilte Kondominium, aus dem
1790 die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg zum fränkischen Kreis
steuerten, kam 1806 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu
Hessen.
L.: Wolff 121, 123; Wallner 692 FränkRK 10, 11; Hölzle, Beiwort 50; Weber, H./Röder,
A., Burg Breuberg, 1951; Wackerfuß, W., Kultur-, Wirtschafts- und
Sozialgeschichte des Odenwaldes, 1991; Das Zinsbuch der Herrschaft Breuberg von
1426, bearb. v. Wackerfuß, W., 2004; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 161. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist
ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal,
das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem
Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den
Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B.,
828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der Sitz des Bistums verlegt wurde.
Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den später wieder verlorenen Hof
Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain. König Konrad II. übertrug
1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal (Norital, Unterinntal),
Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal. Landesherrliche Gewalt
entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal sowie um Veldes, während
im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft ausübten (Grafen von
Greifenstein-Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210 die Grafen von Tirol).
Mit der Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das Bistum gegenüber dem
Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt nur wenige Güter um Brixen
und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern, Tirol und Görz 1500 an Österreich.
1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900 Quadratkilometer) große Hochstift mit
26000-30000 Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit den
Gerichten Feldthurns, Latzfons, Verdings,
Bruneck mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der Gader, Antholz, Anras,
Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen, Albeins, Tiers und
Fassa, Herrschaft Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige Küchenmayerhöfe)
säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen. 1919 wurde B.
mit Südtirol an Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.;
Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese
Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts
Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der
Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner
Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum
und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A., Kirchengeschichte Tirols,
1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber, A., Die Brixner Fürstbischöfe
im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg,
1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983, 704f.; Riedmann, J., Geschichte
Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen als bairisches Bistum, 1992; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Buseck (Ganerbschaft, Reichsritter). Das die
Orte Alten-Buseck (Altenbuseck), Großen-Buseck (Großenbuseck), Rödgen,
Reiskirchen, Beuern, Bersrod, Oppenrod, Burkhardsfelden und Albach umfassende
Busecker Tal östlich von Gießen wird erstmals am 2. 10. 1340 genannt.
Wahrscheinlich war es zunächst konradinisches Reichslehngut, kam dann an die
Grafen von Gleiberg, von diesen an die Grafen von Cleeberg bzw. Kleeberg und
durch deren Erbtochter Gertrud an die Grafen von Peilstein, ehe es 1218 an das
Reich zurückfiel. Vermutlich unmittelbar danach wurden die
reichsministerialischen Familien von Buseck und Trohe vom Reich gemeinsam mit
dem Gericht - und wohl dem Tal - zu B. belehnt.
Im Jahre 1265 erwarb der Landgraf von Hessen die Grafschaft Gießen und war von
da an am Erwerb des Busecker Tales interessiert. 1398 belehnte König Wenzel den
Landgrafen mit dem Buseckertal (Busecker Tal), widerrief die Belehnung aber
noch im gleichen Jahr. 1480 anerkannten die Ganerben des Busecker Tales den
Landgrafen als Landesherren. Seit etwa 1544 waren die Ganerben des Busecker
Tals (Trohe, Merle bzw. Mörlau, Schwalbach, Buseck, Schenk zu Schweinsberg),
die sich zwischenzeitlich in vielfache lehnsrechtliche Abhängigkeiten zu Hessen
begeben hatten, Mitglieder des Kantons Wetterau der Reichsritterschaft, seit
1550 des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken (bis etwa 1700) und seit
der Gefangennahme Landgraf Philipps des Großmütigen des Kantons
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1561 bestätigte Kaiser Ferdinand I.
die Reichsunmittelbarkeit des Tales. 1576 unterwarfen sich die Ritter dem
Landgrafen (von Hessen-Marburg) als Landesherrn, erst 1724/1725 jedoch gewann
Hessen auf Grund des Gutachtens des 1702 angerufenen Reichshofrats endgültig
die Lehnshoheit über das am Ende des 18. Jahrhunderts etwa 800 Personen
umfassende Busecker Tal (Buseckertal), wobei die Ganerben die Lehnsoberhoheit
des Reiches und ausgedehnte Gerichtsrechte
wahren konnten.
L.: Wolff 255; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Rahrbach 33;
Neumaier 79, 162; Lindenstruth, W., Der Streit um das Busecker Tal, Mitteil. d.
oberrhein. Geschichtsvereins N.F. 18 (1910), 85ff., 19 (1911), 67ff.;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Stetten 32; Becker, C.,
Die Busecker Ritterschaft zwischen Territorium und Reich, Magisterarbeit Gießen
1975 (ungedruckt); Jendorff, A., Condsominium, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Buseck, 1576/1824 an Hessen). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409
wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und
Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren
Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte.
In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum Göttingen,
unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim Aussterben der
Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636
verlegte Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen
nach dem Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue
Haus Lüneburg begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel
(1690 abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692
die Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt am
Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den
kanzleisässigen Städten Hameln und Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu
Hameln, den Kammerämtern Springe, Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen],
Lauenau, Bokeloh und Lachem, den adligen Gerichten
Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und Hämelschenburg) und
das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten Göttingen,
Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den Klosterämtern
des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern Wiebrechtshausen,
Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten, Bursfelde und
Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden, Brackenberg,
Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein, Westerhof, Moringen,
Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen,
Altengleichen, Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen]
und Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen.
2011 verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath, G./Lübbing,
H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register 1938;
Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von
C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer
Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand
ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der
Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel
gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich 843 zur Kirchenprovinz
Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er umfasste den rätischen Teil
des heutigen Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten Teil von Glarus, fast ganz
Graubünden, den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein und Vorarlberg (Anfang des
9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die Bischöfe übten bis zur
Trennung von Bistum und Grafschaft durch König/Kaiser Karl den Großen
(799/806/807) auch die weltlichen Herrschaftsrechte des Gebiets, dessen Recht
im 8. Jahrhundert in der Lex Romana Curiensis aufgezeichnet wurde, aus. Im
10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom König erneut zugeteilt. 955 erhielt
der Bischof den halben Ort C., 958 das Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit
dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert umfasste die Herrschaft des Bischofs C.,
die Talschaften „Vier Dörfer“,
Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie die niedere
Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im
Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die bischöflichen Rechte durch
Landesherren und vor allem die freiheitliche Entwicklung der Drei Bünde wieder
eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526 durch Graubünden aufgehoben.
Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof auch schrittweise die Herrschaft über
die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb er weiter, auch noch über 1648
hinaus, als Fürstbischof Mitglied des Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.;
Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss.
Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058;
Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522,
1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische
Reich, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste
C. liegt auf ursprünglichem Königsgut, das seit 1012 in der Hand der
rheinischen Ezzonen erkennbar ist. 1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln
von Königin Richenza mit Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster
Saalfeld. Danach gehörte C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um
1230/1248 an die Grafen von Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen
und den Ort um 1240 zur Stadt erhoben, die 1331 das Stadtrecht von Schweinfurt
erhielt. 1347/1353 fiel es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu
einem Vorort ausbauten und nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596) bis
1633/1638 residierte dort die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw.
Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699 Sachsen-Coburg, 1735-1826 Sachsen-Coburg-Saalfeld,
1826-1918 Sachsen-Coburg und Gotha. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Fürstentum,
das sich in der Hand der Herzöge von Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter
Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein), Sachsen-Coburg-Saalfeld
(Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke
Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der Heide und
Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter Hildburghausen,
Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf [Weilsdorf] und
Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen mit 75000
Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach
Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha,
Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste
Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg
und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg. v. Schilling, F., Bd. 1, 2
1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J.,
Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur
Frühgeschichte der Coburg, Jb. d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das älteste
Coburger Stadtbuch, bearb. v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst, A.,
Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.; Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dernbach (Herren, Reichsritter). Nach der wüst
gewordenen Burg D. (Altdernbach) nördlich der Aar nordöstlich von Herborn
nannten sich seit 1247 Herren, die ab 1230 mit den Grafen von Nassau in Streit
um die Mark Herborn gerieten. 1327 wurde ihre Burg Altdernbach zerstört. Am 21.
5. 1333 mussten die Ganerben ihre Güter, die sie am 9. 11. 1309 schon an die
Landgrafen von Hessen aufgetragen und als Erbburglehen erhalten hatten, an
Nassau verkaufen, das es als Lehen Hessens erhielt. Die 1333/1336 errichtete
Burg D. (Neudernbach) im Gericht Gladenbach
verfiel nach 1540, als der Landgraf von Hessen eine Hälfte erworben hatte. Im
18. Jahrhundert zählten die D. zum Ritterkreis Rhein sowie im späten 17.
Jahrhundert zu den Kantonen Rhön-Werra, Baunach und Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 359; Bechtolsheim 21;
Riedenauer 123; Rahrbach 44; Renkhoff, O., Die Grundlagen der
nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korrespondenzbl. d. Gesamtver.
d. dt. Gesch. u. Altertumsver. 80 (1932); Kaminsky, H., Burg Vetzberg und ihre
Ritter im 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 52 (2002), 1; Becker, H., Neue
Untersuchungen zur Dernbacher Fehde, Nass. Ann. 119 (2008) 49 (Karte 51). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Deutsche Demokratische Republik (Staat). Nach der
Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier alliierten Besatzungsmächte des
zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der früheren Reichsländer Mecklenburg,
Preußen (Brandenburg, Sachsen), Anhalt, Sachsen und Thüringen zwischen Oder-Neiße
und Elbe zur sowjetischen Besatzungszone (9. 6. 1945 Sowjetische Militäradministration),
wobei Berlin zusätzlich in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Schon früh
wurde mit der aus der Vereinigung von Kommunistischer Partei Deutschlands und
Sozialdemokratischer Partei Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (21. 4. 1946) ein entscheidendes politisches
Herrschaftsinstrument zur Bildung eines neuen sozialistischen Staates
geschaffen. Mit der Deutschen Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem
Deutschen Volksrat entstanden Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde
vom Deutschen Volksrat als provisorischer Volkskammer die erste Verfassung der
Deutschen Demokratischen Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17 Millionen
Einwohner) geschaffen. Ihr Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus. In
diesem Zusammenhang wurde das Privateigentum weitgehend beseitigt. Am 23. Juli
1952 wurden die (inzwischen gebildeten) Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen,
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst (str.) und durch 14 Bezirke
ersetzt. Ein Aufstand der Bevölkerung wurde am 17. 6. 1953 mit Hilfe der
Sowjetunion gewaltsam niedergeschlagen. Zur Eindämmung der danach einsetzenden
Massenflucht in den Westen wurde am 13. 8. 1961 in Berlin eine Mauer errichtet.
In der Folge schien sich die D. allmählich zu einem weltweit anerkannten,
wirtschaftlich erfolgreichen Staat zu entwickeln. Im Sommer 1989 zeichnete sich
unter dem Einfluss der von Michael Gorbatschow in der Sowjetunion betriebenen
Politik der Veränderung eine neue Fluchtbewegung über das Urlaubsland Ungarn
ab. Am 9. 9. 1989 öffnete Ungarn seine Grenze nach Österreich. Danach kam es zu
umfangreichen politischen Demonstrationen in den großen Städten der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 18. 10. 1989 trat Erich Honecker als
Staatsratsvorsitzender der Deutschen Demokratischen Republik zurück. Am 9. 11.
1989 öffnete diese die Grenzen nach Westen. In der am 18. 3. 1990 durchgeführten
freien Wahl erhielt die bürgerliche Allianz für Deutschland 48% der Stimmen. Am
18. 5. 1990 vereinbarte die neue Regierung mit der Bundesrepublik Deutschland
eine Währungsunion, Wirtschaftsunion und Sozialunion. Am 31. 8. 1990 schloss
sie einen Einigungsvertrag ab, demzufolge die D. am 3. 10. 1990 der
Bundesrepublik Deutschland beitrat und die Einheit Deutschlands herstellte.
L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974; Bundesrepublik
Deutschland – Deutsche Demokratische Republik, hg. v.
Hamel, H., 1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD
und DDR, hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985;
Ortslexikon Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber, H., Die DDR
1945-1986, 1988; Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig vom DDR – Recht nach der Wiedervereinigung? JuS
1991, 353; Markovits, I., Die Abwicklung, 1992; Eine Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995; Hauschild, I.,
Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution in der Spur des
Rechts, 1997; Die DDR – eine deutsche Geschichte, hg. v.
Brunner, D. u. a., 2011. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Eglofs (Herrschaft, Grafschaft, Reichsdorf).
Die aus der Grafschaft im Alpgau hervorgegangene Herrschaft E. in Oberschwaben
kam von den Udalrichingern über die Grafen von Kirchberg und Grüningen (Württemberg-Grüningen)
1243 (durch Verkauf des comitatum in Albegowe cum castro Megelolues für 3200
Mark Silber Kölnisch) an die Staufer und wurde danach Reichsgut. Dieses wurde
mehrfach verpfändet und von den Pfandberechtigten erheblich geschmälert, so
dass sich ihr Gebiet nach 1500 auf die nähere Umgebung des Dorfes E. zwischen
Oberer Argen und Unterer Argen beschränkte. 1582 löste Kaiser Rudolf II. die
Pfandschaft ein. 1661 wurde sie als Reichsgrafschaft an die Grafen von Traun
(Abensberg und Traun) verkauft, die 1662 Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis erlangten. Zur
Grafschaft zählten auch die im Allgäu zerstreuten Freien vom oberen und unteren
Sturz, ehemals reichsfreie Bauern (in Gopprechts, Hof, Rieggis, Diepolz,
Gunzesried, Schweineberg, Halden, Sigiswang, Muderpolz, Dietrichs, Bauhof,
Kierwang, Tiefenbach, Börlas, Freibrechts, Steig bei Memhölz, Reuter,
Wiedemannsdorf, Sankt Johannstal, Köldorf, Knechtenhofen, Berg bei Missen,
Missen, Weißach, Buflings, Unterthalhofen, Wiederhofen, Aigis, Wilhams). Möglicherweise
war der Eglofser Gesamtverband ein Personenverband einer Gerichtsgemeinde. 1804 wurde E. von Fürst Windischgrätz
erworben und 1805 zusammen mit der Herrschaft Siggen zum Reichsfürstentum
Windischgrätz erhoben. 1806 kam E. mit rund 2 Quadratmeilen bzw. 35 Quadratkilometern
und etwa 2000 Einwohnern an Württemberg. Die Bauern von E. bewahrten eigene,
vielleicht auf fränkische Wehrbauernsiedlung zurückgehende, jedenfalls seit
1243 bezeugte Freiheiten bis ins 19. Jahrhundert. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 165; Hugo 452; Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 14; Wallner 688
SchwäbRK 56; Mayer, T., Bemerkungen und Nachträge zum Problem der freien
Bauern, Zs. f. württemberg. LG. 13 (1954); Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 2 1971; Kissling, P. Freie Bauern und bäuerliche Bürger
– Eglofs im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit,
2006 (mit Übersichtskarte). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ehingen (reichsstadtähnliche Stadt). In dem 760
oder 961 erstmals erwähnten E. an der Donau wurde um 1230 von den schwäbischen
Grafen von Berg neben einer älteren Siedlung eine Stadt gegründet. 1343 wurde
E. nach dem Aussterben der Grafen an Habsburg verkauft, bis 1568 von Habsburg
aber mehrfach verpfändet. In dieser Zeit gewann es eine reichsstadtähnliche
Stellung (1379 Befreiung vom auswärtigen Gericht,
1434 Blutbann, 1444 Wahl des Ammannes, 1447 Befreiung von auswärtigen
Kriegsdiensten, von 1568 bis 1680 Erwerb der Pfandschaft der Herrschaften
Berg[, Ehingen] und Schelklingen) und wurde Tagungsort der Landstände Schwäbisch-Österreichs
sowie Sitz des Kantons Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam es von Österreich
an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Weber, F., Ehingen. Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt,
1955; Bauer, C., Ehingen als vorderösterreichische Stadt, (in) Vorderösterreich.
Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., Bd. 2, 3. A. 1978.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745 gründete
Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen Willibald als
Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den späteren Orten Nürnberg,
Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste Güter wurden
von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an der oberen
Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg (1007) verlor es Gebiete
im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz, durch die Reformation Nürnberg,
Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des
Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken
immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und zersplittert (Oberstift mit
Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt [1304/1305], Pleinfeld; Unterstift
mit Eichstätt, Greding [11. Jh.], Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20
Quadratmeilen und 62000 Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern
annektiert, nachdem schon 1794 Preußen die Enklaven in Franken eingezogen
hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde es zum größten Teil des Unterstifts als
Sekundogenitur Österreichs dem Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der
Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch der größere Teil an das Königreich Bayern.
Teile des Oberstifts kamen 1803 an Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern.
Von 1817 bis 1832/1834/1855 errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das
Herzogtum Leuchtenberg als freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais,
Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der Bischöfe
von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe und
Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R.,
Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der eichstättischen
Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die
Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt.
LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich der frühen
Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988,
Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche
Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen
Bistum Eichstätt, 1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988;
Lengenfelder, B., Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration,
1990; Braun, H., Das Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and
Bishop, 1991; Beiträge zur Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker,
H./Littger, K., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 526, 1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im
Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher
des Hochstifts Eichstätt, 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Elbing (reichsunmittelbare Stadt?, Residenz des
Landmeisters des Deutschen Ordens). An dem Übergang der Straße aus der Mark
Brandenburg ins Baltikum über die Weichsel-Nogat-Niederung östlich von Danzig
errichteten um 1240 lübische Kaufleute die Stadt E. Am 10. 4. 1246 erlangte die
Stadt außer dem Recht Lübecks vom Hochmeister des Deutschen Ordens ein
Landgebiet von rund 200 Quadratkilometern. 1288 gewährte der Orden hier die
niedere, 1339 die hohe Gerichtsbarkeit.
Dementsprechend gewann E. eine durchaus mit den Reichsstädten vergleichbare Stellung.
Am 24. 8. 1457 erlangte E. in Verhandlungen mit Polen eine Erweiterung des
Herrschaftsgebiets auf rund 500 Quadratkilometer. 1521 erscheint E. unter den
freien und Reichsstädten der Reichsmatrikel. Die Wiedervereinigung Altpreußens
durch Friedrich den Großen bedeutete in der Mitte des 18. Jh.s das Ende der
Selbständigkeit Elbings und die Eingliederung in Preußen. 1945 wurde es von der
Sowjetunion nahezu gänzlich zerstört. Etwa vier Fünftel der Bevölkerung flohen.
E. kam unter die Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Reichsmatrikel 1521; Carstenn, E., Geschichte der Hansestadt Elbing, 1937;
Boockmann, H., Elbing, LexMA 3 1986, 1777f.; 750 Jahre Elbing, hg. v. Jähnig,
B./Letkemann, P., (in) FS E. Bahr, 1987; Schuch, H., Elbing, 1989;
Kaim-Bartels, A., Die Städte Kulm und Elbing und ihre Dörfer im Mittelalter,
Beiträge zur Geschichte Westpreußens 11 (1989), 5ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 161.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Elten (Stift, Damenstift, Frauenstift,
Reichsstift, Residenz). 967 gründete Graf Wichmann von Hamaland auf den
Eltenberg bei E. am Niederrhein, auf dem 944 erstmals eine Burg erwähnt wird,
ein adliges Damenstift. Dieses wurde 968 von Kaiser Otto I. bestätigt und
erhielt 973 von Kaiser Otto II. königlichen Schutz. Bald ging es an das Reich über.
1473 überließ der Herzog von Burgund den Herzögen von Kleve die Vogtei über E.
und seine umfangreichen Güter (1469 Hektar). 1802 wurde E. von Preußen in
Besitz genommen. 1806/1807 kam es an das Großherzogtum Berg, 1815 erneut an
Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Am 23. 4. 1949 wurde es mit etwa 20
weiteren deutschen Gemeinden (rund 70 Quadratkilometer mit etwa 10000
Bewohnern) bis zu einer endgültigen Friedensregelung mit dem Deutschen Reich
vorläufig dem Hoheitsgebiet der Niederlande zugeschlagen, am 1. 8. 1963 aber
wieder zurückgeführt. Der Ort E. wurde 1975 in Emmerich eingemeindet.
L.: Wolff 494f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Gies, L.,
Elten, 1958; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 177; Binding, G.,
Hochelten, LexMA 5 1990, 57; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 706, 1, 2, 176.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Engelberg (Abtei). In einem Talkessel der
Unterwaldener Alpen gründete 1120 Konrad von Sellenbüren (Selenbüren) das
Benediktinerkloster E. Ab 1124 stand es unter päpstlichem und kaiserlichem
Schutz. Aus der Ausstattung in Streulage wurde rasch ein geschlossenes Gebiet
im Engelbergertal zwischen Grafenort und Stierenbachfall. Zu Beginn des 13.
Jahrhunderts übertrug der Abt die Vogtei dem König. Der Abt war Inhaber der
hohen und niederen Gerichtsbarkeit in der nächsten
Umgebung des Klosters. Nach 1415 entfiel der kaiserliche Schutz und die Abtei
wurde nicht selten durch die Vogtei der Eidgenossenschaft der Schweiz bedrängt.
Nach dem Umsturz von 1798 kam E. zum Kanton Waldstätte, 1803 zu Nidwalden, 1815
zu Obwalden.
L.: Wolff 531; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, II 72 b (bis
1797) E3; Güterbock, F., Engelbergs Gründung und erste Blüte, 1120-1223, 1946;
Reznicek, F. v., Das Buch von Engelberg, 1964; Hunkeler, L., Benediktinerstift
Engelberg, 3. A. 1968; Heer, G., Aus Vergangenheit von Kloster und Tal
Engelberg, 1975; Abendländische Mystik im Mittelalter, hg. v. Ruh, K., 1986;
Gilomen-Schenkel, E., Engelberg, LexMA 3 1986, 1914.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs
in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die
Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das
Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13.
Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz
der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf Gütern
des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen Odenwald
um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um 1270
entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis 1503),
Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste das
Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung
in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war nur vorübergehend
von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie Reichenberg
wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die
Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft
Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde
die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht
gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden
die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation
eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch Heirat wichtige Güter aus dem Erbe
der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg). Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter
den Hauptlinien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721
erloschen war, teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach
und Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg.
1801 gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5
Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm
die Linie Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen
von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und
rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein
an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg
veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Fechenbach (Freiherren, Reichsritter, Warrenbach?,
Wehrenbach?, Wehrn?). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die 1215 erstmals
genannten Freiherren von F. mit dem 1315 erworbenen Laudenbach (Lundenbach) und
Sommerau (im Landkreis Miltenberg) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Bis etwa 1760 waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
Weitere Güter der auch als Geistliche hervortretenden F. lagen in Dieburg. Die
Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Aschaffenburg. F. selbst gelangte 1450
durch Kauf zusammen mit Reistenhausen, wo vorher die Herren von Grumbach Rechte
gehabt hatten, als Eigengut an die Rüdt von Collenberg, die 1635 ausstarben.
Die Herrschaft kam dann an die Grafen Reigersberg, 1803 an Aschaffenburg
(Dalberg) und 1814 (Sommerau) bzw. 1816 (Laudenbach über Baden und Hessen) an
Bayern. Bis 1848 konnte die Familie über Laudenbach und Sommerau die
patrimoniale Gerichtsbarkeit ausüben. Mit Karl
von F. zu Laudenbach (1836-1907) erlosch die Fechenbacher Linie im Mannesstamm.
1969 kam das Archiv an Bayern. S. Wehen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 363; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer
123; Winkelmann-Holzapfel 148; Stetten 32, 33 Warrenbach, Wehrenbach, 35, 188;
Riedenauer 128 Wehrenbach, Wehrn; Rahrbach 71; Ulrichs 209; Neumaier, 72, 150,
153; Rüdt von Collenberg, Geschichte der Familie Rüdt von Collenberg, 1937
(masch. schr.); Archiv der Freiherren von Fechenbach zu Laudenbach, bearb. v.
Kallfelz, H., Bd. 1f. 1988ff.; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Schackau seit 1540)
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die
Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in
Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten
sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im
Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach,
Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa
1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg (fürdersten
Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen
der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem Zähringer Erbe die
Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F. gewann 1278
Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt 1283 als
Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die Landgrafschaft
Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach
im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie
Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später außerdem
Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch wurde 1488
Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen im Renchtal
sowie der Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach
ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere
Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg
bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg. Durch Heirat
fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627
von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften Wildenstein, Messkirch,
Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig sowie 1639 die
Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen), so dass sich
die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod
Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden aus der Baarer Linie
die jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger
Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die
(1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in
den Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank),
1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher
Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in
Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten
zu F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch,
Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die
Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen,
Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg,
Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten
die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton
Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee
des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und
Gut kamen an eine österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000
Quadratkilometern und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und
Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern
und in Österreich waren im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82; Fürstenbergisches
Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff. 1877ff.; Riezler, S.,
Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509, 1883; Tumbült, G., Das
Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre
1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den letzten
Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg, 1942;
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg,
1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen
im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft,
1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen
Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg
(1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger,
1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert,
2001. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gailingen (reichsritterschaftlicher Ort). G. bei
Konstanz wird 965 erstmals erwähnt, dürfte aber bereits der frühen
alemannischen Besiedlungszeit angehören. Bis 1806 zählte der Ort zum Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. Von 1540 unterstand ein
Drittel der Ortsherrschaft der Stadt Schaffhausen. Die hohe Gerichtsbarkeit und Landeshoheit hatte von 1465 bis
1805 Habsburg bzw. Österreich. Über Baden kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Götz, F., Untersee und Hochrhein, 1971. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem Königshof
bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um 895-Quedlinburg 968)
das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092 erstmals genannt. Um ihre
um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg entstand eine kleine Herrschaft.
1492 starb das Geschlecht, das als Lehen Kleves auch die Vogtei über das Stift
Vreden innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich erworbene Güter
(Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten können, aus. Es
folgten in weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg, nach 1635 die
Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das Hochstift Münster
die Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit (1700) und die Aufnahme in das westfälische
Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten sie die südlich gelegene Herrschaft
Raesfeld. 1784 umfasste die 1560 protestantisch gewordene Herrschaft Burg und
Ort G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie gehörte
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre Inhaber zu den westfälischen
Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren von Boyneburg-Bömelberg. Am
12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von Salm-Kyrburg. Am 13. 12.
1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an Preußen. 1822 wurde G. von
der Familie Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gleichen (Grafen). Die Grafen von G. bei Erfurt
in Thüringen sind 1099 als Grafen von Tonna erstmals nachweisbar (Graf Erwin
I.). Im Dienst der Erzbischöfe von Mainz erlangten sie die Vogtei über Erfurt
(1120) und umfangreiche Güter im Eichsfeld. Seit 1162 nannten sie sich nach der
Burg G., die Graf Erwin II. als Lehen von Mainz erhalten hatte, an das sie von
den Askaniern gelangt war. 1290 verkauften sie die Vogtei über Erfurt an die
Stadt, 1294 die Güter im Eichsfeld an das Erzstift Mainz. 1342 wurde Ohrdruf
erworben, dessen Vogtei die Grafen seit 1170 innehatten. Zur selben Zeit wurden
die Grafen Lehnsleute der Markgrafen von Meißen, doch erschienen sie bis 1521
in der Reichsmatrikel. 1550 verlegten sie die Residenz nach Ohrdruf. 1631
starben die dem obersächsischen Reichskreis angehörigen Grafen völlig
verschuldet aus. Von den verbliebenen Gütern kam die Obergrafschaft (Ohrdruf,
Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben, Werningshausen) an
die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen große
Untergrafschaft (G., Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken, Ingersleben,
Stedten) an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen (Schwarzburg-Arnstadt),
die Herrschaft Tonna an den Schenken von Tautenburg, 1638/1640 an Waldeck und
1677 durch Kauf an Sachsen-Gotha, das auch die Landeshoheit über die gesamte
Grafschaft behauptete. Die Burg G. wurde 1639 den Grafen von Hatzfeld verliehen
(seit 1640 Hatzfeld-Gleichen).
L.: Wolff 398f.; Wallner 710 ObersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Tümmler, H., Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem
Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes (1100-1294), 1929; Zeyß, E., Beiträge
zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, 1931; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 2. Gericht Gleichen, 1977; Gleichen, hg. v. Janner, O.,
1988; Plümer, E., Gleichen, LexMA 4 1989, 1494f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Goslar (Reichsstadt). G. am Harz an der Straße
vom Rhein zur mittleren Elbe wird 922 erstmals erwähnt, reicht aber vielleicht
noch in karolingische Zeit (karolingisches Lager von 802). 965/968 begann der
Silberbergbau auf dem nahen Rammelsberg. Um 1005/1015 verlegte Heinrich II. die
vorher in Werla an der Oker befindliche Pfalz nach G., das in der Salierzeit
beliebter Aufenthaltsort deutscher Herrscher und bis ins 13. Jahrhundert Stätte
vieler Reichstage war. Etwa 1073 wurde die Reichsvogtei G. zur Verwaltung des
umliegenden Reichsgutes geschaffen, die von 1152 bis 1168 an Heinrich den Löwen
gelangte. 1219 verlieh Kaiser Friedrich II. der Stadt einen umfangreichen
Freiheitsbrief. 1290/1340 errang, beginnend mit dem Erwerb der Vogtei, G. die
Stellung einer Reichsstadt (Reichsunmittelbarkeit). Im 14. Jahrhundert, in
dessen Mitte das Stadtrecht in den goslarischen Statuten aufgezeichnet wurde,
gelang die Gewinnung der Pfandschaft am Rammelsberg. Mit dem Einlösen der
Pfandschaft Rammelsberg durch Braunschweig-Wolfenbüttel 1526/1552 setzte ein
wirtschaftlicher Niedergang der 1528 protestantisch gewordenen Stadt ein.
1802/1803 kam G. mit 8500 Einwohnern an Preußen, 1807 zum Königreich
Westphalen, 1814 an Hannover, danach an Preußen, 1816 wieder an Hannover, 1866
mit Hannover an Preußen und 1941 an Braunschweig. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 456f.; Zeumer 554 III a 7; Wallner 707 NiedersächsRK 27; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Urkundenbuch der Stadt Goslar, hg. v. Bode, G./Hölscher, U., Bd. 1ff. 1893ff.;
Frölich, K., Gerichtsverfassung von Goslar im
Mittelalter, 1910; Hoelscher, U., Die Kaiserpfalz Goslar, 1927; Frölich, K.,
Verfassung und Verwaltung der Stadt Goslar im späten Mittelalter, 1921;
Wiederhold, W., Goslar als Königsstadt und Bergstadt, 1922; Bruchmann, K.,
Goslar, 1952; Goslar, hg. v. Hillebrand, W., 2. A. 1965; Ebel, W., Das
Stadtrecht von Goslar, 1968; Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet und seine
Beziehungen zu den territorialen Nachbargewalten, 1970; Schuler, P., Goslar,
LexMA 4 1989, 1568ff.; Graf, S., Das Niederkirchenwesen der Reichsstadt Goslar,
1998; Goslar im Mittelalter, hg. v. Engelke, H., 2003; Kelichhaus, S., Goslar
um 1600, 2003; Der Goslarer Ratskodex, hg. v. Lehmberg, M., 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von den Rätern
bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr. von den Römern
unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum fränkischen Reich,
seit 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren waren der Bischof von
Chur und der Abt von Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden von Freien nachweisbar,
zu denen freie Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen Versuche der Grafen von
Habsburg, ihre Herrschaft auszudehnen, entstand 1367 der Gotteshausbund der
Talschaften Domleschg, Oberhalbstein, Bergell und Engadin sowie der Stadt Chur
und des Domkapitels. 1395 vereinigte sich u. a. das Vorderrheintal (Disentis,
Rhäzüns, Sax, 1395 Gruob, 1399 Hohentrins, 1406 Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox,
Calanca) zum Oberen oder (vielleicht wegen der grauen Bekleidung der bäuerlichen
Einwohner seit 1442) Grauen Bund (1424 erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals
toggenburgischen Gemeinden im Prätigau (Prättigau) zum Zehngerichtenbund
(Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers, Schanfigg, Langwies, Churwalden,
Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw. deren Orte verbanden sich 1471
untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im Prättigau
durch Kauf erworben. 1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und
Zehngerichtenbund ein Bündnis mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden
die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die
Drei Bünde (Gemeine drei Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später
fand die Reformation Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng
zum Freistaat der drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund.
Von 1649 bis 1652 wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund und
im Engadin abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur seine Leute im
Vinschgau an die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich. Im 17.
Jahrhundert besetzten Frankreich und Österreich/Spanien abwechselnd das Gebiet,
doch gelang Georg Jenatsch die Sicherung der Unabhängigkeit. 1797 gingen
Chiavenna, das Veltlin und Bormio an die Zisalpinische Republik verloren.
1798/1799 wurde G. als Kanton Rätien mit der Helvetischen Republik vereinigt,
1803/1815 fünfzehnter, um Tarasp vergrößerter Kanton der Eidgenossenschaft.
1814 gab sich G. eine neue Verfassung.
L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde,
1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v.,
Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft
Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Heuberger, R., Raetien im Altertum und
Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936;
Müller, I., Die Entstehung des Grauen Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21
(1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f. 1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte,
1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v. Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.;
Jenny, R., Historisches über den Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964;
Festschrift 600 Jahre Gotteshausbund, 1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und
Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1982; Bischofberger, H.,
Graubünden, LexMA 4 1989, 1659; Jahrzeitbücher, Urbare und Rödel Graubündens,
Band 1 Die Kreise Disentis und Ruis, Band 2 Die Kreise Ilanz, Lugnez und Trins,
bearb. v. Brunold, U. u. a., 1999ff.R; athgeb, C., Die Verfassungsentwicklung
Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Griesbach (Reichsdorf), Grundesbach. Am 7. 1. 1409
bevollmächtigte König Ruprecht seinen Sohn, den Herzog Ludwig, hinsichtlich der
im Münstertal im Elsass gelegenen Reichsdörfer Griesbach (Grundesbach) und Günsbach
(Grussersbach), die von Johann Ulrich vom Huse und anderen in Besitz genommen
worden waren, vor Gericht zu klagen und eine
Untersuchung vornehmen zu lassen.
L.: Hugo 471. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der
Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit
1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten,
1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg
entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die Herrschaft des Fürstentums
G. umfasste vor allem alte (katlenburgische) Güter am südlichen Rand des
Harzes. 1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen.
1596 erlosch die Grubenhagener Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich
getrennten Teilen bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte,
aber 1617 an Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende Fürstentum G.
umfasste die Städte Einbeck und Osterode, die landesherrschaftlichen Kammerämter
Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg,
Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das Gericht
Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über Hannover
und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S.
Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums
Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Günsbach (Reichsdorf), Grussersbach. Am 7. 1. 1409
bevollmächtigte König Ruprecht seinen Sohn, den Herzog Ludwig, hinsichtlich der
im Münstertal im Elsass gelegenen Reichsdörfer Griesbach (Grundesbach) und G.
(Grussersbach), die von Johann Ulrich von Huse und anderen in Besitz genommen
worden waren, vor Gericht zu klagen und eine
Untersuchung vornehmen zu lassen.
L.: Hugo 471. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gurk (Hochstift). Das schon vorrömisch
besiedelte G. kam 898 von Kaiser Arnulf von Kärnten an einen vornehmen Schwaben.
Dessen Familie errichtete 1043 ein Benediktinerinnenkloster. Am 6. 5. 1072 gründete
der Erzbischof von Salzburg ein Eigenbistum G., das mit den Klostergütern
ausgestattet wurde. 1131 erhielt G. eine kleine Diözese im Gurktal und
Metnitztal. Residenz wurde nach dem Verlust von Friesach die 1147 errichtete
Burg Straßburg (in Kärnten). Seit dem 14. Jahrhundert gewann Habsburg als
Landesherr von Kärnten zunehmenden Einfluss. Sitz des Bistums G. wurde 1787
Klagenfurt.
L.: Wolff 133; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Die Gurker
Geschichtsquellen 864-1269, Bd. 1f. hg. v. Jaksch, A. v., 1896ff.; Maier, A.,
Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Obersteiner, J., Die Bischöfe
von Gurk 1072-1822, 1969; Festgabe zum 900-Jahrjubiläum des Bistums Gurk
1072-1972, hg. v. Neumann, W. 1971/1972; Dopsch, H., Gurk, LexMA 4 1989, 1796;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 538; Murauer, R., Die geistliche Gerichtsbarkeit
im Salzburger Eigenbistum Gurk, 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hadeln (Land). H. zwischen Elbemündung und
Wesermündung gehörte im 8. Jahrhundert als Haduloha (797) zum Stammesgebiet der
Sachsen. Nach dem Sturz Heinrich des Löwen 1180 kam es, zunehmend eingeengt auf
die Marsch zwischen den Geestrücken der Hohen Lieth und der Wingst, an das
Herzogtum Sachsen-Lauenburg, war aber im 13. Jahrhundert nur noch lose hieran
angeschlossen. Es erlangte zahlreiche mit der Kolonisation verbundene eigene
Rechte, die trotz verschiedener Eingliederungsversuche von Seiten Hamburgs
(1402/1407-1481 Pfandherrschaft) wie Sachsen-Lauenburgs Bestand behielten und
im 15. Jahrhundert im Hadler Landrecht aufgezeichnet wurden. Der Adel war
praktisch bedeutungslos. Die drei Stände des 5,5 Quadratmeilen großen Landes
waren: Der erste Stand auch Landschaft oder Hochland genannt mit den
Kirchspielen Altenbruch (Altenburch), Lüdingworth, Nordleda, Neuenkirchen,
Osterbruch, Osterende-Otterndorf, Westerende-Otterndorf. Der zweite Stand, auch
Sietland genannt, mit den Kirchspielen Westerihlienworth (Westerihlionworth),
Osterihlienworth (Osterihlionworth), Steinau, Wanna und Odisheim. Der dritte
Stand war die Stadt Otterndorf. Nach dem Aussterben Sachsen-Lauenburgs kam H.
1689 unter die Verwaltung des Kaisers. 1731 fiel es an Hannover (Präsident der
Regierung in Stade in Personalunion Gräfe von Hadeln), 1866 an Preußen und am
1. 11. 1946 an Niedersachsen. Die Selbstverwaltung wurde von Hannover 1852
beseitigt, die Ständeversammlung in Otterndorf 1884 durch Preußen aufgelöst.
L.: Wolff 450; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2, III 38 (1789)
C1; Rüther, H., Geschichte des Landes Hadeln, 1949; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 11, 12, II, 29, 49, 70, 72, 73, 74, 96, III, 23, 24,
30, Haduloha, Hadalaon, Hadelere, Haedelreland, ‚Hadeln‘; Bierwirth, L., Siedlung und Wirtschaft
im Lande Hadeln, 1967; Hadler Chronik, bearb. v. Rüther, E., 2. A. 1979;
Hofmeister, A., Besiedlung und Verfassung der Stader Elbmarschen im
Mittelalter, 1979ff.; Schmidt, H., Hadeln, LexMA 4 1989, 1817f.; Geschichte des
Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2 1995, 321; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden,
2002. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl
der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne geleitetes
Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das bis 818/820 seinen Sitz in
Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An seine Stelle trat (vor 814 ?
oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum Mainz unterstellt wurde. Durch
die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des Bistums Merseburg verlor es
seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll und Bann des Ortes H. Von
Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte (1052 Grafschaft im
Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur Errichtung eines
Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben [1332] und
Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit Magdeburg
verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg übertragen. Das Fürstentum
umfasste den halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H., Gröningen,
Kloster Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt
Aschersleben, den Gerichten Gatersleben,
Hausneindorf, Ermsleben und Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und
den Ämtern Winningen [Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen
Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und
Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck,
dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und Dardesheim)
und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam H., das mit der Reichsgrafschaft
Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste, zum Königreich Westphalen, 1815
zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd. 1ff.
1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143 als
Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel erwähnt
(Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich zunächst
nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der Burg H.
benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig verdrängte.
Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu Gütern um
Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau (Beerbung Ulrichs
II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein Sechstel Assenheim), im
Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz nach 1272 Steinau). Im
14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und war mehrfach Inhaber der
Reichslandvogtei in der Wetterau. 1320/1364 erlangte sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer Berg), 1429 die
Reichsgrafenwürde. 1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die
Linien Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains)
und Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der
Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im
Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich
Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570
beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit
1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die elsässischen
Güter an Frankreich. Nach dem Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736 kam Hanau-Münzenberg
mit H. durch Erbvertrag an Hessen-Kassel, Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit
Frankreichs) an Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich
besetzt und wurde dann mit Ausnahme der Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg,
Babenhausen und des Dorfes Heuchelheim, die an Hessen-Darmstadt gelangten, zu
dem neugegründeten Großherzogtum Frankfurt geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft
an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) und damit 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K.,
Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck,
F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch,
1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt
Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989,
1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 198. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim nach Bremen über
die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung (vicus) Honovere, die
durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie 1189 als civitas (Stadt?)
bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie durch Erwerb von den
Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das
Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr
unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und
Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft
Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das Herzogtum Grubenhagen
Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels
(1634) fielen Wolfenbüttel sowie die Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg
an die durch August von Braunschweig-Lüneburg (†
1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und Göttingen sowie die Güter
der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636 an seine Neffen Friedrich
(† 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H. zwangen,
Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das Kloster
Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636 verlegte
Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit 1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten
(Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft
Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters
Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter
der Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund
einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der
Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende
Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer
Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt
Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen
Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt ein
Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern geschaffen,
für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle,
Grubenhagen, Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen
Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen
überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle,
Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität Göttingen.
1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam
die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die
Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch
§ 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für
seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter
sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen
und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber
durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis
1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in
Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis
1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und
Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche
Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich,
das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit
Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert
und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die
1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher
Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach 1848
geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht,
Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer
Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879
aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867
wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922
die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an
die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946
wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen
auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Schnath, G., Die
kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86, Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G.,
Die kurhannoverische Landesaufnahme des 18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des
Reichsamts für Landesaufnahme 1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen
Geschichte 1908-32, 1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der
neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982;
Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M., Historisch
bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H.,
Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und administrative
Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V.,
Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H.,
Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und
Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und
sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur
preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den
hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs, C., Der hannoversche Hof
von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant
Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich
Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v., Die Justizorganisation im Königreich
Hannover nach 1848 und ihre Ausstrahlungskraft auf die Staaten des
.Deutschen Bundes und das Reich bis 1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs
Hannover und Preußen, 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Haunsberg (Herren). Nach ihrer Burg auf dem H. bei Salzburg nannte sich seit Anfang des 12. Jahrhunderts ein hochfreies Geschlecht. Ihm gehörten Linz (bis 1207) und bedeutende Gebiete westlich der Salzach (Gerichte H., Unterlebenau). 1211 wurde die Burg H. vom Erzstift Salzburg gekauft, an das 1229 von den Grafen von Lebenau auch die übrigen Güter des 1211 erloschenen Geschlechts kamen. Über Salzburg gelangten die Güter 1803/1816 an Österreich. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Heggbach, Hegbach, Hepbach (reichsunmittelbare
Abtei). In H. (Hecchibach) bei Biberach wurde vermutlich in Anlehnung an eine
ursprünglich adlige, dann über König Heinrich (VII.) an die Linzgauzisterze und
von dort an einen zunächst bei Maselheim angesiedelten Konvent von Beginen
gelangte Eigenkirche vor 1231 ein Zisterzienserinnenkloster gegründet. Es
erlangte 1429 die niedere Gerichtsbarkeit für
sein Gebiet und war seit dem späten Mittelalter, weil es nie einen Vogt hatte,
reichsunmittelbar. In geistlicher Hinsicht unterstand es der Oberaufsicht des
Abtes von Salem. Die Herrschaft des zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Klosters umfasste die fünf Dörfer Baustetten, Bronnen, Maselheim, Mietingen und
Sulmingen, insgesamt ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometern
mit 3000 Einwohnern. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 kam es (bis 1873) an die Grafen Waldbott von Bassenheim bzw.
(von) Waldbott-Bassenheim, die Dörfer Mietingen, Sulmingen sowie der Zehnt von
Baltringen an die Grafen von Plettenberg, 1806 an Württemberg. Bibliothek und
Archiv wurden 1820 nach Buxheim gebracht. 1875/1884 ersteigerten die
Franziskanerinnen von Reute (Reutte) das Klostergelände. Über Württemberg kam
H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 67; Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 18; Wallner 689 SchwäbRK
67; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Mayer, F., Geschichte des vormaligen
Reichsstifts und Gotteshauses Heggbach, 1917, Neudruck 1981; Beck, O., Die
Reichsabtei Heggbach, 1980; 750 Jahre Kloster Heggbach (1231-1981), hg. v.
Haas, L., 1981; Rheden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft.
Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum,
Residenz). H. südwestlich von Freiburg erscheint erstmals 777 in Lorscher
Urkunden. 1272 gelangte es an den Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich
II. von Hachberg die Gerichtsrechte und
Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit 1505) bis 1806 war der reichsunmittelbare
Ort Sitz des Johanniter-Großpriors (Johannitermeisters) von Deutschland. Dieser
erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Das 4
Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene Grafschaft Bonndorf) 50
Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende, dem oberrheinischen
Reichskreis angehörige Fürstentum H. kam allmählich faktisch unter Landeshoheit
Österreichs, fiel 1797 mit dem Breisgau an den Herzog von Modena und 1805/1806
an Baden. Damit gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Johanniterorden
( Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und
Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg
im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter, K., Heitersheim, die Malteserstadt,
1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972; Die Heitersheimer
Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 264; Heitersheim 1806, hg. v. Barz,
W., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Henneberg-Aschach (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
H. sind eine 1274 entstandene Teillinie der Grafen von Henneberg, die 1486 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde und 1549 ausstarb. Ihr entstammte der
Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg (1481-1504). Sie erlangte 1274
Lengfeld, Belrieth, Behrungen und Hendungen, Aschach, Ebenhausen, halb Münnerstadt
und das halbe Gericht Saal an der Saale, 1378
die Güter von Henneberg-Hartenberg(-Römhild). Sie verkaufte 1401 die Herrschaft
Aschach an Würzburg, siedelte nach Römhild über und nannte sich (nach) Römhild.
Später verkaufte sie einen Teil ihrer Güter an die Grafen von Mansfeld. Der
Rest kam bei ihrem Erlöschen an Henneberg-Schleusingen.
L.: Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J.,
2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Herford (Frauenstift, reichsunmittelbares Stift,
Residenz). An der Kreuzung wichtiger Straßen und Furten über Aa und Bowerre
(Werre) wurde um 800 (823?, Weihe 832) von dem Adligen Walger auf dem Boden des
Hofes ”Oldenhervorde”
(838 Herivurth, 972 curtis imperatoria Herivurde) als ältester Frauenkonvent in
Sachsen das Damenstift H. gegründet. Kaiser Ludwig der Fromme gab ihm ein
Drittel der für Corvey vorgesehenen Güter und machte das Stift zur Reichsabtei.
Von 919 bis 924 zerstört wurde es ab 927 wieder aufgebaut. 1147 wurde es mit 39
Oberhöfen und etwa 800 zinspflichtigen Unterhöfen reichsunmittelbar. Vögte
waren ursprünglich vermutlich die Billunger, dann der Welfenherzog Heinrich der
Löwe und wohl als Untervögte Heinrichs des Löwen und seit 1180 des Erzstifts Köln
die Grafen von Schwalenberg, denen vielleicht schon vor 1261 die Grafen von
Sternberg und 1382 die Grafen von Jülich-Berg folgten. Bereits im Spätmittelalter
verzichteten die Äbtissinnen auf wichtige Rechte in der Stadt und die
Ausbildung eines geschlossenenen Herrschaftsgebiets. Um 1533 wurde das Stift
evangelisch. Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Rechte der Äbtissin nicht flächendeckend,
sondern mit Ausnahme der Stiftsfreiheit über die übrige (spätestens seit 1651)
brandenburgische Stadt Herford verteilt. 1802 wurde das dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Stift von Preußen
aufgehoben und am 25. 2. 1803 der seit 1614 zu Preußen gehörenden Grafschaft
Ravensberg einverleibt. 1810 wurde es nach Umwandlung in ein Kollegiatstift für
Männer (1804) endgültig aufgelöst. 1946 kam H. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 336; Zeumer 553 II a 37, 13; Wallner 705 WestfälRK 57; Pape, R., Über
die Anfänge Herfords, Diss. phil. Kiel 1955; Cohausz, A., Ein Jahrtausend
geistliches Damenstift Herford, Herforder Jahrbuch 1 (1960); 100 Jahre
Landkreis Herford, 1966; Herforder Geschichtsquellen, Bd. 1 1968; Pape, R.,
Sancta Herfordia. Geschichte Herfords von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1979;
Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz
Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 173; Pape, R., Waltger und
die Gründung Herfords, 1988; Herford zur Kaiserzeit, bearb. v. Pape, R., 1989;
1200 Jahre Herford, hg. v. Helmert-Corvey, T., 1989; Fahlbusch, F., Herford,
LexMA 4 1989, 2152f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 714, 2, 1,266; Schröder-Stapper, A., Fürstäbtissinnen,
2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hersfeld (Reichsabtei, Fürstentum, Residenz).
Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an der Einmündung von Haune und
Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt in den Osten auf eigenem
Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der bereits eine Einsiedelei
(cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde 775 durch Schutzprivileg
König Karl des Großen Reichsabtei. Sie war vor allem in Thüringen und Sachsen
begütert (u. a. Niederaula) und zeichnete die ersten Erwerbungen im sog. Breviarium
Lulli des 9. Jahrhunderts auf. Ihre Bibliothek bewahrte eine 1470 in Italien
gedruckte Handschrift der Germania des Tacitus auf. 968 wurde H. von Mainz
getrennt. Kaiser Heinrich II. gab ihm Forstrechte und Wildbannrechte. 1073 ging
der mit dem Erzstift Mainz geführte Streit um die Zehnten in Thüringen
verloren. Etwa in dieser Zeit verfasste der Mönch Lambert von Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13. Jahrhundert
gewann die Abtei ein kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre Vögte, die
Landgrafen von Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen, erfolgreich
verteidigte. Die schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im 14. und 15.
Jahrhundert führten 1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft Hessens über
Stadt und Abtei. Seit 1606 hatte Hessen einen Administrator in H. 1648 kam die
zum oberrheinischen Reichskreis zählende Reichsabtei als Fürstentum zur
Landgrafschaft Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 7
Quadratmeilen (nämlich die Stadt H., das Dechaneigericht und Amt Hersfeld, die Ämter
Niederaula, Obergeis [Obergeisa], Hauneck, Landeck und Frauensee, das Amt oder
Buchenauische Lehngericht Schildschlag, die Gerichte
und ehemaligen Propsteien Johannesberg [Johannisberg] an der Haune und
Petersberg und die Vogtei Kreuzberg). Mit Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu
Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei Hersfeld, 2. A.
1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen
bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989, 2182f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664,
1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld, Stiftisches Archiv. Orts- und
Personenindex, bearb. v. Braumann, U., 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und Büraburg
nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde das Gebiet
seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723 Fällung der
Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld und
Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den Rupertinern um die
Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen oder Konradiner
stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher
Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit
Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen
Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des Königs
verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern hatten
die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die als
Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die
Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der
Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg,
Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen
als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die
gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die
Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich
von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im
Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der Lahn hieß,) als
Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig selbständiger
Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein,
Nassau, Diez, Runkel, Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im
Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen
versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in zahlreiche
Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247 starben die
ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe im
Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen,
Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes)
vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause
Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von
Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen
und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen
Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen
Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und
Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen
von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof
von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König
Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand
erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294
Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306
Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358
Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311
kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert
durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch
die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen
(Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft
reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete
der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von
Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es
1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die
Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456)
zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die
Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die
zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel)
gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461
bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg,
Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau),
halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen
(1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV.
erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens),
Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit
ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete
und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene
Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog
aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im
Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg
(40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der
Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg,
bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern),
so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von
Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und
reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen
und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die
Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe
Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms,
Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit
152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das
seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise
Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933
die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV.,
Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich
Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713)
und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg,
1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde
(Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen
und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich
Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für
die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile
Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des
Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866
wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von
Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19.
9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen
(ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz
kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung
mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt.
Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der
Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig
Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und
Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
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1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum
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Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen
Raum ca. 900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt
hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und
Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg
und die Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die
Abtretung der Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen,
Braubach, Ems, Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an
Nassau-Usingen das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon,
Arnsberg, bis 1815) mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim,
Heppenheim, Lorsch, Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg,
Hassloch, Astheim, Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und
Klaraberg (Klarenberg), die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg,
Alzey (teilweise) und Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die
Abteien Seligenstadt und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und
die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern),
so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen
gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von
Baden tauschte es (die Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft
Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige
Gebiet Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und
Staufenberg, den Gerichten Lollar, Heuchelheim
und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg,
Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach),
Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden
(Burggemünden), Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg,
Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige
Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte
Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das
Busecker Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht
[Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich
des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte
sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe
Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms,
Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt
umfasste das Land damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit
1816 nannte sich der Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein.
1866 musste H. das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit
Preußen eine Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der
politischen und militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der Volksstaat
Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die
Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in
Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte.
1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums
Hessen, 1835ff.; Hattemer, K., Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass,
G., Das Stadtbild von Darmstadt und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus
Darmstadts Vergangenheit, 3. A. 1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren,
1787, entworfen v. Strecker, K., hg. v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt-
und Landkreis Offenbach am Main, 1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch,
1964; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in der Rheinbundzeit, Magisterarbeit
Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt, M., Die Regenten von
Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch Verwaltung, 1991; Lange,
T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von Thüringen.
1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen von
Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt, Unterneustadt
und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Kassel
Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in Hessen aufging. Seit dem
Anfang des 16. Jahrhunderts war es Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der
Erbteilung nach Landgraf Philipp dem Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa
die Hälfte Hessens mit Kassel als Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft
Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und Freudenberg. 1583 erwarb H. von
Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf
Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von Nassau-Dillenburg calvinistisch.
Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von Hessen-Marburg 1604 zum hessischen
Erbfolgestreit, in dessen Folge unter anderem in Gießen eine lutherische Universität
als Nachfolgerin des calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im
Ergebnis behielt Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs
mit Marburg und erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft
Schaumburg erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a.
mit Nauheim). 1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche
auf Corvey außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar,
Naumburg, Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster
in diesen Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf
Holzhausen (Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst
von Hessen. 1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von
Frankreich besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel)
einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die
Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs.
Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen
Reichs und seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine
Verfassung erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen
der Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres
1866 gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz
Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen
am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie
Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922;
Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte,
Herrschaften und Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger,
M./Krug, E., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen,
A., Die Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins
19. Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme
der Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp,
W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen
Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen
Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987;
Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988,
Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und
Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige
Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007;
Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Heyenheim (Reichsdorf) Heichelheim? Am 25. 1. 1374
erlaubte Kaiser Karl IV. der Reichsstadt Friedberg, die seitens des Reiches der
Familie von Karben verpfändeten Gerichte und Dörfer
Ockstadt, Hollar (Heller), Melbach und H. südlich Melbachs einzulösen. Die
Erlaubnis wurde aber nicht verwirklicht.
L.: Hugo 461, 462. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hirschlatt (Herrschaft). H. bei Friedrichshafen am
Bodensee wird 1074 erstmals erwähnt. Um 1150 gelangte es an das
Augustinerchorherrenstift Kreuzlingen. Die Vogtei über die um H. gebildete
Herrschaft hatten zunächst die Welfen, dann die Staufer und seit etwa 1300
pfandweise die Grafen von Montfort. 1659 erwarb das Kloster die Vogtei, 1749
die hohe Gerichtsbarkeit. 1803 gelangte die
Herrschaft an Hohenzollern-Hechingen, 1813 durch Kauf an Württemberg und damit
H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80; Der Kreis Tettnang, 1969.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft). In der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von Falkenstein im
Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg H. im Priental. Sie wurde Sitz
einer auf die Vogteirechte der Grafen von Falkenstein über Güter des Erzstifts
Salzburg gestützten Herrschaft, die auch nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand
behielt. 1276 erkannten die Herzöge von Bayern proprietas, feodum, advocatia,
districtus (Eigen, Lehen, Vogtei und Bann) als bestehend an. Zu Beginn des 14.
Jahrhunderts kam die Herrschaft an die mit den Herren von Aschau verschwägerte
Familie Mautner, 1400 an die Herren von Freyberg (Freiberg), die 1529 Lehen des
Erzstifts Salzburg zu allodifizieren vermochten, 1610 durch Heirat an das Haus
Preysing. Danach gelangte H. 1805/1808 an Bayern. 1848 fiel auch die mit der
Burg verbundene Gerichtsbarkeit an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften Aschau und
Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603), Zs. f. bay.
LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau,
Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11 (1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften
Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.;
Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985;
Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft (in) Landesordnung
und gute Policey in Bayern, 2008, 229. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenwaldeck (Reichsherrschaft). Nach Waldeck am
Ostende des Schliersees nannte sich ein Freisinger Ministerialengeschlecht, das
seit dem 13. Jahrhundert auf der Grundlage der zu Erbrecht gehaltenen Vogtei über
Freisings Güter an Schlierach, Mangfall und Leitzach eine Herrschaft aufbaute,
die der Gerichtsbarkeit der Herzöge von Bayern
weitgehend entzogen werden konnte. 1476 erkannte Kaiser Friedrich III. die
Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft (mit dem Hauptort Miesbach) an. Über
die Höhenrain (1483) und Sandizeller (1487) kam H. durch Kauf an die Herren
(seit 1548 Reichsfreiherren) von Maxlrain, denen 1523 die Ablösung der
Lehnsherrlichkeit des Hochstifts Freising gelang. Die Einführung der
Reformation wurde von Bayern vertraglich (1559) und militärisch (1583)
verhindert. Beim Aussterben der Reichsfreiherren von Maxlrain, die 1636 vom
Kaiser zu Grafen von H. erhoben worden waren, in männlicher Linie fiel die zum
bayerischen Reichskreis zählende, nur einige Dörfer umfassende Herrschaft 1734
an Bayern.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5; Riezler, S., Zur Geschichte der Herrschaft Hohenwaldeck, SB d. bay.
Ak. d. Wiss. 1890; Knappe, W., Wolf Dietrich von Maxlrain und die Regulierung
in der Herrschaft Hohenwaldeck, 1920; Vogel, H., Schliersee, seine
Grundherrschaft und Vogtei, Diss. phil. München 1939; Andrelang, F., Landgericht
Aibling und Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, 1967. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hollar (Reichsdorf, Hellerkirch). Am 25. 1.
1374 erlaubte Karl IV. der Reichsstadt Friedberg, die vom Reiche den von Karben
verpfändeten Gerichte und Dörfer Ockstadt,
Heller, Melbach und Heyenheim (Heichelheim) einzulösen. Diese Erlaubnis wurde
aber nicht verwirklicht.
L.: Hugo 461, 462. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Horstmar (Herrschaft, Grafschaft). Im frühen 11.
Jahrhundert ist H. bei Steinfurt erstmals bezeugt. Nach der Burg H. benannten
sich seit 1092 edelfreie Herren von H. Über eine Erbtochter gelangte H. an die
Grafen von Rietberg, welche die Lehnshoheit des Bischofs von Münster anerkennen
mussten. Durch Vertrag vom 11. 11. 1269 kam die Herrschaft H. durch Verkauf an
das Hochstift Münster und wurde bis 1635 bevorzugte Residenz der Bischöfe. 1803
ging das münsterische Amt H. an die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Grafen
von Salm-Grumbach [Rheingrafen] ), die sich seitdem Grafen von Salm-Horstmar
nannten. Vom 12. 7. 1806 an kam H. zusammen mit den Grafschaften Lingen und
Tecklenburg an Berg, 1810 an Frankreich (Oberemsdepartement im Gouvernement
Hamburg). Von hier aus fiel es 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 172. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Isenburg-Birstein (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
I. sind eine seit 1628 bestehende Linie der Grafen von Isenburg, die 1744 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von
I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, Altenbaumburg (Alte
Baumburg) und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Am
Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Güter 7 Quadratmeilen mit 22500 Einwohnern (die Gerichte
Reichenbach, Wenings, Wolferborn, Selbold, Langendiebach und das Oberamt nebst
Stadt Offenbach). Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel
das Dorf Geinsheim am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg auf
der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin von I.,
Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und
anderen Herrschaften auf dem linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806
trat I. dem Rheinbund bei, erlangte die Güter Isenburg-Philippseichs und die Hälfte
der Herrschaft der Grafen von Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über
die gräflich gebliebenen Linien (u. a. Isenburg-Büdingen-Büdingen, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach
und Isenburg-Büdingen-Meerholz) und vereinigte so alle oberisenburgischen Güter
mit 190 Quadratkilometern und etwa 58000 Einwohnern. 1815 wurde I.
mediatisiert. Seine Güter kamen 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an
Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 9; Wallner 697 OberrheinRK 20; Simon, G.,
Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1965;
Isenburg-Ysenburg 963-1963, hg. v. Isenburg, Fürstin I. v., 1963.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Isenburg-Büdingen-Büdingen (Grafen), Isenburg-Büdingen. Die Grafen
von I. sind eine 1687 entstandene Linie der Grafen von Isenburg, deren zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Güter, 3,5 Quadratmeilen Gebiet mit 10500
Einwohnern (Stadt und Gericht Büdingen, Gerichte Düdelsheim und Mockstadt), 1806 unter die
Hoheit Isenburg-Birsteins und damit 1815/1816 an Hessen-Darmstadt bzw. 1945
Hessen fielen.
L.: Wolff 277; Wallner 698 OberrheinRK 34; Philippi, H., Territorialgeschichte
der Grafschaft Büdingen, 1954; Ackermann, J., Verschuldung,
Reichsdebitverwaltung, Mediatisierung, 2002; Mutschler, T., Haus, Ordnung,
Familie, 2004; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 233. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Isenburg-Büdingen-Meerholz (Grafen). Anstelle des vermutlich
zwischen 1158 und 1173 bei Gelnhausen gegründeten Prämonstratenserinnenstiftes
Meerholz (Miroldes) erbauten die Grafen von Isenburg-Büdingen nach der Säkularisation
1755/1764 ein Schloss, das Sitz der Linie I. wurde. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter der
Grafen ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 6000 Einwohnern (die Gerichte Meerholz, Gründau oder Lieblos und
Eckartshausen). 1806 geriet I. unter die Hoheit Isenburg-Birsteins und kam 1816
an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Wallner 699 OberrheinRK 48. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach (Grafen). 1685 wurde die vor 1236
errichtete, bis 1458 ganz an Isenburg gelangte Wasserburg Wächtersbach im
mittleren Kinzigtal Sitz der mit ihren Gütern zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Linie I. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet 2 Quadratmeilen mit
6000 Einwohnern (Stadt und Gericht Wächtersbach,
die Gerichte Spielberg, Wolferborn [zur Hälfte]
und Assenheim [teilweise]). 1806 kam es unter die Hoheit von Isenburg-Birstein,
1816 an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 10; Wallner 698 OberrheinRK 42.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kaichen (Grafschaft, Freigericht). K. bei
Friedberg in Hessen war seit dem 13. Jahrhundert Mittelpunkt der zwischen
Vogelsberg und Taunus gelegenen Grafschaft K. (1293 comitia in Kouchene). Zu
dem unter der Linde in Kaichen tagenden Freigericht gehörten 18 Orte
(Rodenbach, Altenstadt, Oberau, Rommelhausen, Heldenbergen, Büdesheim, Rendel,
[Groß-Karben bzw. Großkarben,] Klein-Karben [Kleinkarben], K., Burg-Gräfenrode
[Burggräfenrode], Okarben, Kloppenheim und Ilbenstadt sowie vier Wüstungen, die
Burgen Assenheim, Höchst, Dorfelden und das Kloster Naumburg). Seit 1467
gelangte es allmählich unter die Herrschaft der Burggrafschaft Friedberg und
damit 1806 an Hessen-Darmstadt und 1945 an Hessen.
L.: Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und der dazugehörigen
Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Wolff 504; Thudichum, F., Geschichte des freien Gerichts Kaichen, 1858; Hardt-Friederichs, F., Das königliche
Freigericht Kaichen, 1975. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kaiserslautern (Reichsstadt). An der Straße vom Rhein
nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof Luthra an der Lauter.
Das Reichsgut um diesen Ort kam 985 an die salischen Grafen des Wormsgaues
(Herzog Otto von Kärnten) und von diesen später an die Staufer. Kaiser
Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur Pfalz aus. 1237 erscheint die
Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322 Kayserlutern). 1276 wurde K. zur
Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet kam es 1375 als Pfand an die Pfalz.
Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des Fürstentums
Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von Frankreich besetzt. 1816 fiel es an
Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern
1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951; Münch,
O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957;
Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern,
bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt
Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u.
a., 1996; Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M.
u. a., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M.,
Reichsburg Kaiserslautern (in) Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kaiserswerth (Reichsstadt). Ursprünglich auf einer
ihm von Hausmeier Pippin überlassenen Rheininsel (wert) Rinhusen bei Düsseldorf
gründete der angelsächsische Missionar Suitbert 695 ein Benediktinerkloster.
Daneben bestand ein fränkischer Königshof, den Kaiser Heinrich III. zu einer
Pfalz ausbaute. Wahrscheinlich 1181 erhielt der Ort Stadtrecht und wurde im 13.
Jahrhundert Reichsstadt. 1235 verlor er durch Versanden seine Insellage. Seit
Ende des 13. Jahrhunderts war K. mehrfach verpfändet, seit 1424 an das Erzstift
Köln. 1772 kam es nach längerem Rechtsstreit an den Herzog von Jülich und damit
an die Pfalz. Das Stift wurde 1803 aufgelöst. 1806 fiel K. an das Großherzogtum
Berg und 1815 an Preußen. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Urkundenbuch des Stifts Kaiserswerth, hg. v. Kelleter, H., 1904; Redlich,
O., Die Bedeutung von Stift und Burg Kaiserswerth für Kirche und Reich, Ann. d.
hist. Vereins NdRhein 115 (1929); Heck, K., Geschichte von Kaiserswerth, 1936;
Kaiserswerth, hg. v. Zimmermann, C./Stöcker, H., 2. A. 1981; Struve, T.,
Kaiserswerth, LexMA 5 1990, 860f.; Grossmann, K., Die mittelalterliche Gerichtsverfassung und Verwaltungsorganisation in
Kaiserswerth nach dem Stadtrecht aus dem 14. Jahrhundert, 1992; Lorenz, S.,
Kaiserswerth, (in) Staufische Pfalzen, 1994, 99; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 291. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kanstein (Herrschaft), Canstein. Herrschaft und Gericht K. bzw. Canstein (Börde K. bzw. Canstein) gehörten
zum brilonischen Quartier des Herzogtums Westfalen. Über Preußen (Provinz
Westfalen) gelangte K. bzw. Canstein zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem
Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker
[, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590
nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in
der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen Bewohner
in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von
Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt.
caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft
der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische
Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und verstärkten den bayerischen
Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als eigenes Herzogtum?), zu dem
auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien, Friaul und Krain gehörten,
von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an landfremde Große, von 1077 bis 1122
an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das Herzogtum.Bis etwa 1180 verselbständigten
sich die Marken (1035 Karantanische Mark mit Mürztal und Ennstal, 1040 Krain,
Istrien, 1055 Mark an der Mur/Steiermark, 1077 Friaul). Die aus Rheinfranken
stammenden Grafen von Sponheim (Spanheimer) (1122-1269) nahmen nur eine
schwache Stellung ein. 1269 kam K. nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim
(Spanheimer) an Böhmen (bis 1276), 1286 an die Grafen von Tirol, 1335 durch
Kaiser Ludwig den Bayern an die Grafen von Habsburg. Sie fügten 1500 die
(Vordere) Grafschaft Görz hinzu, fassten K. mit Steiermark, Krain, Istrien und
Triest zur Ländergruppe Innerösterreich zusammen und setzten in der Neuzeit im
Kampf gegen die Stände ihre Herrschaft durch. 1748 wurden drei Kreisämter
eingerichtet. 1759 löste (Erzherzogin) Maria Theresia die Rechte des Hochstifts
Bamberg in K. (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.)
durch Kauf ab. Von 1809 bis 1814 gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den
illyrischen Provinzen Frankreichs, von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der
Klagenfurter Kreis) zum österreichischen Königreich Illyrien. Danach war das
Herzogtum K. Kronland Österreichs. Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal
mit Unterdrauburg und Seeland an Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350
Bewohnern) mit Tarvis an Italien. Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10.
1920 59 Prozent der Bevölkerung für Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens
zwischen 1991 und 1995 fielen die jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs,
O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss.
phil. Göttingen 1908, 4 (Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss.
Abt. 1,4, 2,8 1914ff.; Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen.
Vorarbeit zu dem historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f.
vaterländ. Gesch. u. Topographie 20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex,
F., Kärntner Heimatatlas, 1925; Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd.
1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte, M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen
Atlas der österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde
von Kärnten 1937; Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V.,
Kärntner Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten,
Bd. 1ff. 1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum
Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F., Kärntner
Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung Karantaniens im fränkischen
und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963), 78ff.; Klaar, Die Herrschaft
der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den
Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens,
Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann, W., Bausteine zur Geschichte Kärntens,
1985; Bertels, K., Carantania. Beobachtungen zur politisch-geographischen
Terminologie und zur Geschichte des Landes und seiner Bevölkerung im frühen
Mittelalter, Carinthia 177 (1987), 87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in Innerösterreich
im 18. Jahrhundert, 1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl,
R., Kärntner Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch,
K./Pust, I., Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v. Moritsch, A., 1997; Kärnten,
hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die Kärntner
Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u. a., 2002.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kirchheim (am Lettenbach in Schwaben)
(Herrschaft). K. bei Mindelheim wurde bereits im Frühmittelalter auf Reichsgut
gegründet und kam im 10. Jahrhundert an das Hochstift Augsburg. Danach bildete
es den Mittelpunkt einer Herrschaft, die später zum schwäbischen Reichskreis zählte.
1329 veräußerte die Augsburger Familie Onsorg die Herrschaft an die Herren von
Freyberg (Freiberg), die 1343 die hohe Gerichtsbarkeit
erlangten. 1484 kam sie an die Herren von Hürnheim, 1551 an die Fugger und 1806
an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1900; Der Landkreis Mindelheim, 1968.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kleve (Grafschaft, Herzogtum, Residenz).
Wahrscheinlich im 9. Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden Anhöhe im
niederrheinischen Tiefland die Burg K. (Clive, Kliff) errichtet. Sie war
infolge der Gründung einer Grafschaft am linken Rheinufer durch Kaiser Heinrich
II. (um 1020) ab der Mitte des 11. Jahrhunderts Sitz der Grafen von K., deren älteste
Grafen zugleich auch Grafen von Teisterbant, das im 11. Jahrhundert an Utrecht
fiel, gewesen sein sollen. Als erster der Grafen ist (nach Rutger I. † 1051 und Rutger II. von Tomburg
1051-1075) 1092 ein comes Thiedericus de Cleve (Dietrich I. von Tomburg-Kleve
bis1118 urkundlich) belegt. Die Grafen erweiterten den im südlichen Teil des
Nimwegener Reichswaldes gelegenen Kern der ursprünglichen Grafschaft (K.,
Kalkar, [Monreberg] Monterberg) auf Kosten des Reiches und des Erzstifts Köln.
Spätestens im 13. Jahrhundert griffen sie auf das rechte Rheinufer über (Wesel
[1233], Duisburg, Herrschaft Dinslaken), im 14. Jahrhundert nach Emmerich.
Zugleich betrieben sie mit großem Eifer die Binnensiedlung. Nach dem Aussterben
der Grafen 1368 setzte sich Graf Adolf III. von der Mark, der die Nichte des
letzten Grafen geheiratet hatte, durch. Er gewann 1392 Rees und Aspel, verlor
aber Linn bei Krefeld an Köln. 1398 wurde die Herrschaft über K. und Mark sowie
Ravensberg und Ravenstein in einer Hand vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in
seinen beiden Teilen getrennt verwaltete K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde
Gennep, 1429 Emmerich und der östliche Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge
Verbindung mit Burgund im 15. Jahrhundert ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten
Gelderns (1473 Goch, Aspenden, Weeze, Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten).
In der Soester Fehde erwarb K. Soest und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln.
1521 wurden die Herzogtümer K. (Mark) und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der
1496 erfolgten Heirat Johanns III. mit der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg)
in Personalunion vereinigt. Kleves Landstände gingen früh zum Luthertum und später
teilweise zum Calvinismus über. 1609 starb das Grafenhaus aus. 1614 fielen K.
und Mark im Jülicher Erbfolgestreit an das calvinistische Brandenburg. Im 18.
Jahrhundert umfasste K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern. Das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Herzogtum enthielt den
so genannten steuerrätlichen Städtekreis und den landrätlichen Kreis. Ersterer
bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines unterwärts mit den Städten
K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar, Huissen, Gennep, Griethausen
und Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines oberwärts mit den Städten
Xanten, Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich, Kervenheim und Grieth und dem
Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten Wesel, Duisburg, Rees,
Dinslaken, Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg. Letzterer umfasste den
klevisch landrätlichen Kreis (die Richterämter K., Kleverhamm [Kleverham,
Kleveham], Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep, Kranenburg [Cranenburg], Düffel
[Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die Jurisdiktionen Huisberden, Halt,
Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter, Moyland, Till, Heyen, Mook,
Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten Appeldorn, Weeze [Wees],
Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen landrätlichen Kreis (Richterämter
Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach, Xanten, Winnenthal, Dinslaken, Götterswickerhamm
[Götterwickerhamm, Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck, Schermbeck und die
adligen Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt [Diersfort], Gahlen, Bühl,
Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit der Freiheit Winnenthal)
und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter Emmerich, Lobith, Rees,
Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw. Lijmers, Huissen und
Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl, Sonsfeld, Haldern [Halderen],
Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw. Hulhuizen und Groin). 1795
verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten Frankreichs auf das
linksrheinische K., 1805 verlor es den Rest an Frankreich, welches das Gebiet
mit dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu Frankreich schlug. 1815
erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz Jülich-Kleve-Berg 1816-1821,
1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und Malburgen (Malburg) an die
Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Char, Geschichte des Herzogtums
Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation der Zentralverwaltung in
Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, 1897; Beiträge zur
Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A., 1909; Quellen zur inneren
Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd.
1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f.
1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger, F., Die ältesten Grafen von
Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein 153/154 (1953); Rheinischer Städteatlas
I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D., Die Territorialpolitik der Grafen von
Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17. Jahrhundert. Studien und Quellen, 1979; Köbler,
G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman, A./Harsgor, M., Cleve -
ein unerfülltes Schicksal. Aufstieg, Rückzug und Verfall eines
Territorialstaates, (o. J.); Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte der Grafen
von Kleve und die Entstehung der klevischen Landesherrschaft, Rhein. Vbjll. 46
(1982), 1ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve,
Berg, 3. A. 1985; Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986;
Aymans, G., Das Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische Städteprivilegien
(1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen Hofordnungen, hg. v. Flink,
C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
168; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 820 (Kleve und Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008;
Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Köln (freie Reichsstadt). Der Raum um Köln
war seit der Altsteinzeit besiedelt. 50/38 v. Chr. siedelte Agrippa am linken
Rheinufer die germanischen Ubier an (oppidum Ubiorum). 50 n. Chr. erhielt die
erweiterte Siedlung italisches Stadtrecht und zu Ehren der Kaiserin Agrippina
den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (verkürzt Colonia Agrippinensis,
Colonia). Sie wurde rasch Vorort Niedergermaniens und wies bereits im 3.
Jahrhundert christliche Gemeinden und im 4. Jahrhundert (313/314) einen Bischof
auf. Nach dem Tod des Aetius wurde K. als letzte römische Festung am Rhein fränkisch
und zeitweise Vorort des ripuarischen und austrasischen Teilreiches (460, 561).
Später bewirkte vor allem die günstige Verkehrslage seine wirtschaftliche
Vorrangstellung. Dazu kam 794/795 die Errichtung eines Erzbistums in K.
Vielleicht schon im 9. Jahrhundert, jedenfalls 953 ging K. an den Erzbischof über.
Hieraus entwickelten sich schwere Auseinandersetzungen zwischen der
entstehenden Stadt und dem Erzbischof. 1074 kam es dabei zum Aufstand gegen den
Erzbischof, 1112 zur Bildung einer Schwurgemeinschaft (coniuratio pro
libertate). Bis 1180 erreichte die Stadt durch Einbeziehung der Rheinvorstadt
(vor 989), von Oversburg und Niederich (E. 11. Jh.) sowie von St. Severin, St.
Gereon und St. Ursula ihre bis ins 19. Jahrhundert währende Ausdehnung.
1140/1142 erscheint das Schöffenkolleg, im 13. Jahrhundert der Rat. 1259 gewann
K. das Stapelrecht. Der Sieg von Worringen (1288) brachte der Stadt eine
weitgehend unabhängige, reichsunmittelbare Stellung, wenngleich die Erzbischöfe
die Hochgerichtsbarkeit und verschiedene andere Rechte behaupten konnten.
Innerhalb der Stadt wurde 1371/1396 das Patriziat von den Zünften aus seiner
beherrschenden Stellung verdrängt. Dessen ungeachtet wurde gleichzeitig 1388 in
Köln auf Betreiben des Rates die erste deutsche Stadtuniversität gegründet, die
bis 1798 Bestand hatte. 1437 erfasste eine Statutensammlung beinahe den
gesamten Bereich städtischer Rechtspraxis. Am 19. 9. 1475 erhob Kaiser
Friedrich III. die Stadt, die mit rund 40000 Einwohnern auf einem Gebiet von
rund 800 Hektar größte deutsche Stadt war, zur freien Reichsstadt, bestätigte
aber gleichzeitig dem Erzbischof alle überkommenen Rechte. Rechtsstreite vor
Reichskammergericht und Reichshofrat über die Stellung der Stadt wurden bis zum
Ende des alten Reiches (1806) nicht entschieden. 1794 wurde die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Stadt von Frankreich
besetzt, 1801 annektiert, wobei 1797 die französische Munizipalverwaltung und
1798 die Departementsverwaltung und eine einheitliche Gerichtsverfassung
eingeführt wurden. 1815 fiel sie an Preußen, unter dem 1919 die Universität neu
begründet wurde, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 369; Zeumer 554 IIIa, 1; Wallner 705 WestfälRK 58; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des
Reichs 3, 58; Ennen, L., Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1. ff.
1860ff.; Ennen, L., Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1ff. 1863ff.; Stein, W.,
Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln im 14. und
15. Jahrhundert, Bd. 1f. 1893ff.; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen, Bd.
1f. 1897ff.; Lau, F., Entwicklung der kommunalen Verfassung und Verwaltung Kölns
von den Anfängen bis 1396, 1898; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln im
Mittelalter, Bd. 1f. 1910; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934;
Planitz, H./Buyken, T., Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts,
1937; Schmitz, H., Colonia Claudia Ara Agrippinensium, 1956; Ausgewählte
Quellen zur Kölner Stadtgeschichte, hg. v. Frohn, R./Güttsches, A., Bd. 1ff.
1958ff.; Signon, H., Die Römer in Köln, 2. A. 1971; Klein, A., Vom Praetorium
zum Paragraphenhochhaus, 1986; Schäfke, W., Köln - zwei Jahrtausende Kunst,
Geschichte und Kultur, 1988; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S.,
1991, 3, 75ff.; Grotefend, M., Köln, LexMA 5 1991, 1256ff.; Groten, M., Köln im
13. Jahrhundert, 1995; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, Ulf,
Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg.
v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg,
2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 316. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Konstanz (Reichsvogteistadt). K. war bereits in
der Jungsteinzeit besiedelt. Unter Tiberius (14-37 n. Chr.) wurde an dem
verkehrsgünstig liegenden Ort am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee ein römischer
Stützpunkt angelegt, vermutlich nach 300 ein Kastell, dessen im 6. Jahrhundert überlieferter
Name Constantia war. Vielleicht zwischen 550 und 590 wurde K. Bischofssitz (bis
1821), um 900 erhielt es vom Bischof Marktrecht. 1192 wird in einem Privileg
Kaiser Heinrichs VI. die Ablösung der Herrschaft des Bischofs sichtbar. Im
ersten Viertel des 13. Jahrhunderts erscheint der Rat. (Kaiser) Friedrich II.
wandelte die Vogtei über K. in eine Reichsvogtei um. 1237 wurde K. als
Reichsstadt bezeichnet und führte seit 1388 den Bund der Reichsstädte am
Bodensee an. Von 1414 bis 1418 war es Sitz des 16. allgemeinen Konzils zur Überwindung
des abendländischen Schismas. 1417 gelang die Pfandnahme des Landgerichts im
Thurgau aus der Hand König Sigmunds, doch musste 1460/1499 der Thurgau den
Eidgenossen der Schweiz überlassen werden. 1510/1511 wurde K. zum Abschluss
eines Schirmvertrages mit Habsburg gezwungen. Durch den Schmalkaldischen Krieg
verlor die 1526 protestantisch gewordene Stadt, aus welcher der Bischof 1527
nach Meersburg übersiedelte, die Reichsfreiheit und kam von 1548 bis 1805 unter
die Herrschaft Österreichs, unter der sie wieder katholisch wurde. 1805/1806
fiel sie an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Marmor, J.,
Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz, 1860; Konstanzer Häuserbuch, hg.
v. Hirsch, F./Beyerle, K./Maurer, A., Bd. 1f. 1906ff.; Laible, J., Geschichte
der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 1921; Hofmann, A. v., Die Stadt
Konstanz, 1922; Rüster, Die Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 1ff. 1958ff.;
Feger, O., Konstanz, 1961; Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung,
Bd. 1 1968ff.; Feger, O., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 3. A. 1972;
Maurer, H., Konstanzer Stadtgeschichte im Überblick, 1979; Maurer, H., Konstanz
im Mittelalter, Bd. 1f. 1989; Stahter, H., Das römische Konstanz und sein
Umfeld, 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Burkhardt,
M./Dobras, W./Zimmermann, W., Konstanz in der frühen Neuzeit, 1991; Burkhardt,
M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 1999; Seuffert, R., Konstanz, 2003, 2. A.
2013; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum Großherzog, 2007; Zang, G., Kleine
Geschichte der Stadt Konstanz, 2010; Rügert, W., Konstanz zur Zeit des Konzils,
2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Laaber (Reichsherrschaft). Nach der Burg L. an
der schwarzen Laber (Schwarzen Laber) nannten sich im 12. Jahrhundert Herren
von L. Sie bauten um L. eine Herrschaft mit reichslehnbarem Gericht auf. Diese kam 1435 mit 19 Dörfern durch
Verkauf an Bayern-Landshut, wurde 1461 zurückgekauft, aber 1463 nach dem
Aussterben der Familie von Bayern eingezogen. 1505 fiel L. an Pfalz-Neuburg und
wurde Pflegamt bis 1802. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 wieder zu
Bayern.
L.: Wolff 141; Neudegger, M. J., Zur Geschichte der Reichsherrschaft Laaber
1118-1802, Verh. d. hist. Ver. von Oberpfalz und Regensburg 54 (1902).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Laubach (Herrschaft). L. an der Wetter bei Gießen
wird im Frühmittelalter als Gut der Reichsabtei Hersfeld erstmals erwähnt. Seit
1278 ging L. zu Lehen an die Herren von Hanau. 1341 verkauften sie ihre Rechte
an die Falkenstein, die 1404 auch die Rechte Hersfelds erwarben. Bei ihrem
Aussterben 1418 fiel L. (1405 als Stadt erwähnt) an Solms, 1548 an dessen ältere
Linie, unter der von Fichard 1571 eine Gerichtsordnung
und Landesordnung (Reformation) geschaffen wurde, 1607 an die Linie
Solms-Laubach, 1676 an Solms-Wildenfels (Solms-Wildenfels-Laubach). 1806 kam es
an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen. S. Solms-Laubach.
L.: Wolff 274; Der Graveschafft Solms etc. Gerichts-
und Landtordnung, 1571; Roeschen, A., Zur Geschichte von Laubach, Mitt. des
oberhess. Geschichtsvereins, N.F. 4 (1893); Merl, T., Laubach, 1986.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Leipzig (Residenz des Markgrafen von Meißen bzw.
Herzogs von Sachsen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 332;Das Leipziger Schöffenbuch 1420-1478, bearb. v. Kunze, J.,
2012; Rau, U., Die Universität Leipzig als Gerichtsherrschaft
über ihren ländlichen Besitz, 2014; Leipzig –
Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig, hg. v. Denzer, V. u. a.,
2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Leisnig (Burggrafschaft, Residenz des Markgrafen
von Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). L. an der Freiberger Mulde erscheint
erstmals 1046 als Burgward. Die vielleicht schon im 10. Jahrhundert, jedenfalls
vor 1081, auf einem Bergsporn errichtete reichsunmittelbare Burg L. kam 1084
vom Kaiser an Wiprecht von Groitzsch, 1143 als Erbe an den bambergischen
Stiftsvogt Rapoto von Abenberg und 1147 an Friedrich I. Barbarossa (1158
Reichsgut). Unter ihm wurde sie Mittelpunkt einer seit 1158 nachweisbaren
Burggrafschaft L. Ihr unter edelfreien Burggrafen aufgebautes Gebiet wurde
1329/1365 gewaltsam vom Haus Wettin (Meißen, 1485 an ernestinische Linie)
erworben (1365 Verkauf der Burggrafschaft durch Burggraf Heinrich III. von L.).
1538 starb die damit bedeutungslos gewordene Familie aus. Die Burggrafschaft zählte
zum obersächsischen Reichskreis. L. kam mit Sachsen von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2; Schellenberg, F., Chronik der Stadt
Leisnig und ihre Umgebung, 1842; Grimmer, M., Leisnig in 900jähriger
Geschichte, 1946; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 229ff.;
Blaschke, K., Leisnig, LexMA 5 1991, 1863; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2,334; Kunze, J., Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lengsfeld, Stadtlengsfeld
(reichsritterschaftlicher Ort, reichsfreies Gericht).
L. westlich von Salzungen erscheint 1235 als Lehen Fuldas in der Hand der
Herren von Frankenstein. 1326 mussten diese Burg und Stadt an Fulda verkaufen.
Um 1523 erwarben nach zahlreichen Verpfändungen die Boyneburg (Boineburg) die
Herrschaft, die zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählte und wohl
deswegen als reichsfreies Gericht galt. 1806 kam
L. zu Sachsen-Weimar-Eisenach, 1820 zu Sachsen-Weimar (1896 in Stadtlengsfeld
umbenannt), 1920 zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 513. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Leutkirch (Reichsstadt). L. an der Eschach bei
Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Mit
der Grafschaft Zeil kam es von der Bregenzer Linie der Udalrichinger an die
Grafen von Montfort, die es 1291 an das Reich verkauften. 1293 erhielt es das
Stadtrecht von Lindau. 1397 wurde es durch Erwerb des Ammannamtes und des
Blutbannes reichsunmittelbar und erlangte Sitz und Stimme im Reichstag und im
schwäbischen Reichskreis. 1546 wurde die Reformation eingeführt. 1802 kam es
mit 0,5 Quadratmeilen und 1300 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 28; Wallner 690 SchwäbRK 88; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4, III 39 (1803) D3;
Schroeder 231ff.; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch,
Bd. 1f. 1873ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Gehring,
H., Buchau, Leutkirch und Wangen im Allgäu am Ende des Alten Reiches, Diss.
phil. Tübingen 1954; Der Kreis Wangen, 1962; Thierer, M., Die Städte im württembergischen
Allgäu, 1973. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Leutkircher Heide (freie Leute). Leutkirch an der
Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Bei
Leutkirch liegt die L., zu der im 14. Jahrhundert Freie genannt werden, denen
zusammen mit der Stadt Leutkirch die L. gehörte. Am 22. 2. 1330 bestätigte
Kaiser Ludwig der Bayer dem Grafen von Bregenz die bereits früher erfolgte
Verpfändung Leutkirchs. Am 3. 6. 1330 verpfändete er erneut Leutkirch, die
freien Leute und was dazu gehört an die Grafen und schlug am 27. 5. 1333
weiteres Geld auf die Pfandschaft. 1348 ist ein Landgericht für die Freien
bezeugt, das spätestens seit 1421 mit dem 1358 erstmals genannten Pirschgericht
(der oberschwäbischen Reichslandvogtei) mit den Gerichtsstätten
Ravensburg, Wangen, Tettnang und Lindau verschmolzen war. Am 3. 12. 1364 verpfändete
Kaiser Karl IV. an Graf Ulrich von Helfenstein unter anderem die freien Leute
auf der L. Die Grafen von Helfenstein verpfändeten sie von 1382 bis 1396 an die
Stadt Ulm. 1415 zog sie König Sigmund zur Landvogtei in Oberschwaben und
Niederschwaben. Als Wohnorte von Freien auf L. H. sind nachgewiesen im oberen
Amt der Landvogtei Schwaben Willerazhofen, Ellerazhofen, Lanzenhofen,
Grimmelshofen, Nannenbach, Gebrazhofen, Wolferazhofen, Liezenhofen, Merazhofen,
Uttenhofen, Engelboldshofen, Winterazhofen, Engerazhofen, Toberazhofen,
Bettelhofen, Herlazhofen, Tautenhofen, Weipoldshofen, Heggelbach, Niederhofen,
Lauben, Ottmannshofen, Balterazhofen, Wielazhofen, Adrazhofen, Wuchzenhofen,
Luttolsberg, Allmishofen, Haselburg und Urlau, außerhalb des oberen Amtes in
Laidratz (Laidraz), Matzen, Gottrazhofen, Baldenhofen, Enkenhofen,
Gumpeltshofen, Sommersbach, Schwanden, Aigeltshofen, Beuren, Hedrazhofen,
Maggmannshofen, Haid und Reichenhofen(, während etwa Nachweise für Grünenbach,
Kesselbrunn, Eisenbrechtshofen, Sonthofen, Enzlesmühle oder Sackmühle fehlen).
1802 wurden sie von Bayern in Besitz genommen und Bayern am 25. 2. 1803
zugeteilt. 1810 wurde das Land mit der Reichsstadt Leutkirch an Württemberg
abgetreten und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 222, 505; Hugo 453; Roth, R., Geschichte der ehemaligen
Reichsstadt Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Gut, M., Das ehemalige kaiserliche
Landgericht auf der Leutkircher Heide und in der Pirs, Diss. jur. Tübingen
1909; De Kegel-Schorer, C., Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Lindauer Gericht). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint
erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus
der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9. Jahrhundert gegründet
wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom gegenüberliegenden
Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt. Bereits um 1240 galt
diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des Reichsstifts verstärkte
sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft des
Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt (1264 Ratsherren)
die Stellung einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den
Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann
und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die
Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat
sie zur Reformation über. 1803 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Stadt mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von
Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945
und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone
einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K.,
Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die oberschwäbischen
Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929; Horn, A./Meyer, W.,
Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau im Bodensee, 4. A.
1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M., Lindau, 1968, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer
politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte
Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W., Bibliographie
zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des Museumsvereins Lindau
22; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und
Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich III. und Lindau, 1986; Tönsing,
M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K., Die Lindauer
Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Londorf (Ganerbschaft), Londorfer Grund. L. in
der Rabenau bei Gießen wird 776 in einer Lorscher und 786 in einer Hersfelder
und zwischen 750 und 779 in einer Fuldaer Urkunde erwähnt. Seit der Mitte des
12. Jahrhunderts waren die Herren von Nordeck Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit. Sie teilten sich im 13. Jahrhundert
in die Äste Nordeck zu Rabenau, Nordeck gen(annt) Braun und L. (bis 1471). Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts waren die Landgrafen von Hessen tatsächlich
Landesherren, erlangten die volle Herrschaft über die 1555 ganz an die Linie
Nordeck zu Rabenau gelangte Ganerbschaft aber erst im 16. Jahrhundert bzw.
letzte Polizeigerechtsame erst 1822. 1567 fiel L. an Hessen-Marburg, 1604 an
Hessen-Kassel, 1624 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Lantorfere
marcha.
L.: Wolff 255; Steiner, Geschichte des Patrimonialgerichts Londorf und der
Freiherrn von Nordeck zur Rabenau, 1876; Das 1200jährige Londorf und die
Rabenau, hg. v. Knauß, E., 1958; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht
33. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das
Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim
und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft
Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366).
1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich
1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser
Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein
belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, musste jedoch die
Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in einem Aufstand den
Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L.
bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das
mittlere Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog
Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L.
verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als
Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des
Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis
1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner
die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn
Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete
und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als
neues Haus L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L.
(oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die
Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel
durch Gerichtsentscheid das zunächst von
Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum
Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg,
das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war.
Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen,
die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der
Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen
ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg,
Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster Lüne,
Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrlichen Ämter
Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne,
Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt,
Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben,
Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle
und die adligen Gerichte Gartow, Brome,
Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging
1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem
Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter
Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde.
Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle
Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg,
Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W., Bd. 1ff.
1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum
Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens, 1931; Reinecke, W.,
Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F., Bibliographie der
niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas
Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren
Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg,
1955; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter,
1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16.
Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger
Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter. Untersuchungen zur
Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300 und 1500, 1969;
Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M.,
Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9;
Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P.,
2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen
Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden,
mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift
985 die Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz
und wurde später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania),
der Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der
Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich
zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas
und der unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums
Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an
Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert
wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab
dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig
eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen von der Mark entrissene
Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der
Diözese infolge der Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln,
Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und
Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 105
Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande,
1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des Spätmittelalters,
1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991; Kupper, J., Lüttich,
LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 559,
1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 449, 2, 366.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M.
am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine
keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der
um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen
Militärlagers folgte, das 44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist.
Infolge seiner günstigen Lage entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass
es im 3. Jahrhundert ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum
Vorort der neugebildeten Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346
(gesichert seit etwa 540/550, Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt.
Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark
zerstörte Ort fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum,
dem er die Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782
wurde das Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von
Chur über Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg,
Paderborn, Verden und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und
Worms bis Prag und Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung
Magdeburgs und später durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie die
Abtrennung Verdens und Halberstadts (1648) verkleinert. Der Erzbischof war
Primas Germaniae, hatte das Recht der Krönung des König (1054 Köln), war seit
965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl
und der Leitung der Wahl) und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der
sieben Kurfürsten. Die Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im Rheingau
(983 Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main
(Aschaffenburg u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch
1232), im Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut
Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld
(seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf
erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das Erzstift immer stärker von
den Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis
1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof
(1331 freie Stadt des Reiches) und zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach
Eltville bzw. Aschaffenburg. Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf
den Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das
Erzstift seine wichtigsten Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen
und im Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die
Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft über die Stadt M. wieder gewann.
1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether von Isenburg eine bis
1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch die Reformation wurde
das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M. weiterer Gebiete
beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1648) einige früher
verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am 1. 1.
1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn
und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den Forstmeister von Gelnhausen
erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss Kinzighausen zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er etwa zu dieser Zeit
auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des Amts Kronberg im Taunus
etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit 400000 Einwohnern und 1,4
Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die linksrheinischen Güter an
Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements
Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt
(11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an
Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an
Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25
Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau)
(Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer
Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster),
die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten
[Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas
des Rheinbunds) zusammengefasst (1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als
Hauptstadt der neugeschaffenen Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das
Bistum M. wurde 1821 Suffragan der Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das
1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946 erneut eine Universität eingerichtet
worden war, Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der Stadt
Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum Maguntiensium
(bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C., Verfassungsgeschichte
von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg. v. Jaffe, P., (in)
Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und
Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1908;
Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das Jahr 1600, 1909;
Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1910ff.;
Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913; Vigener, F.,
Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.; Schrohe, H.,
Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den Erzbischöfen der
Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915; Stimming, M., Die
Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schrohe, H.,
Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792), 1920; Klibansky,
E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925;
Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f. 1932ff.; Kissel,
O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Dertsch,
A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400, Teil 1ff. 1962ff.;
Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher
Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, A. P./Falck,
L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit im
Spannungsfeld von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11. bis 15.
Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau,
Nassauische Annalen 96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17.
und 18. Jahrhundert, 1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen
Grundlagen des Mainzer Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.);
Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan
in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter
(1306-1476), 1990; Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131;
Heinemeyer, K., Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer,
F., 1997; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum
Moguntinorum, Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423;
Rettinger, E., Die Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen
Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355 Jendorff, A., Verwandte,
Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz
vom hohen Mittelalter bis zum Ende der Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich
von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 485;
Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das
die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet
mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land Fürstenberg,
zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von Schwerin nach Tecklenburg)
und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach
Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs
Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum
(Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von Mecklenburg-Schwerin erneut
abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die Herrschaft über ganz M., das später
zum niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie
Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung
leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon
1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520 vereinbarten
Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung der Herzogtümer
Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im Osten, doch blieben
die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete Universität Rostock,
das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das Konsistorium
gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow. Nach der
erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre Länder über
das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an Schweden (bis
1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten Hochstifte Schwerin
und Ratzeburg und die Komtureien Mirow (Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow
(Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen der Güstrower Linie (1695) bildeten
sich am 8. 3. 1701 die Linien Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz,
das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg
[ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow
und Nemerow bestand, wobei Landstände, Landtage und Gerichte
gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen
einen landesgrundgesetzlichen Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem
Rheinbund bei und wurden 1815 zu Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz
erhielt außerdem noch ein Gebiet (drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern,
das es 1819 an Preußen verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale
Verfassung wurde auf Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850
aufgehoben. 1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem
Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin lübeckische
Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern westlich der
Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der Stadt
Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der Großherzogtümer
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G. v.,
Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der landständischen
Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1927;
Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Schmaltz, K.,
Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel, F./Schmidt, R.,
Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W., Geschichtliche
Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F., Erläuterungen zur
historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Hofer, E., Die
Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683), 1956; Steinmann, P.,
Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das staatliche Werden
Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen
bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K., Mecklenburg.
Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der Universität Rostock
1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei der, Grundriss zur
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII (Mecklenburg), 1976;
Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des
Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur
pommerischen und mecklenburgischen Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981;
Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6 1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg,
1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und
hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte
der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a.,
Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse
und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Melbach (Reichsdorf). Am 25. 1. 1374 erlaubte
Kaiser Karl IV. der Reichsstadt Friedberg die vom Reich den Karben verpfändeten
Gerichte und Dörfer Ockstadt, Hollar (Heller),
M. und Heyenheim (Heichelheim) bei Friedberg einzulösen. Dazu kam es aber
nicht. Später fiel M. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mergentheim (Meistertum des Deutschen Ordens,
Residenz), Bad Mergentheim. Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert entstandene
und vermutlich 720/750 mit einer Kirche ausgestattete M. an der Tauber wird
1058 erstmals als Sitz einer Grafschaft im Taubergau erwähnt. 1219 gaben die
Grafen von Hohenlohe (als Nachfolger der Grafen von Lauda?) M. an den Deutschen
Orden. Von 1525/1526 bis 1809 war M. nach der Zerstörung Hornecks Sitz des
Deutschmeisters, der nach dem Übertritt des Hochmeisters Albrecht von Preußen
zur Reformation auch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm.
Das Meistertum umfasste die Stadt M., die Vogtei Hüttenheim, die Pflegen
Hilsbach, Heuchlingen (Heuchelheim), Kürnbach (Kirnbach), Stupferich und
Weingarten, die Ämter Weinheim, Neckarsulm, Kirchhausen, Stocksberg, die
Kommentureien Horneck am Neckar, Frankfurt, zu Mainz und zu Speyer, die
Kammerkommenturei zu Weißenburg im Elsass und die Herrschaften Freudenthal in
Oberschlesien und Busau (Baussau) in Mähren. 1809 fiel M. an Württemberg und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Beschreibung des Oberamts Mergentheim, hg. v. d.
Statist.-Topograph. Bureau, 1880, Neudruck 1968; Carlé, W., Bad Mergentheim,
1957; Diehm, F., Geschichte der Stadt Bad Mergentheim, 1963; Hermes, G.,
Mergentheim und Umgebung, 1967; Horneck, Königsberg und Mergentheim. Zu Quellen
und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13. bis 19. Jahrhundert, hg. v.
Arnold, U., 1980; Sperling, F., Gerichtsorganisation
und Prozesspraxis des Mergentheimer Stadtgerichts, 1981; Ulshöfer, K.,
Mergentheim, Stadt in der Geschichte 9 (1982), 26; Fahlbusch, F., Mergentheim,
LexMA 6 1992, 537; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im
Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 376. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796
genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter
dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der Diözese
zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg)
eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die Immunität,
977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die billungischen
Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom Berge
(Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese),
für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt
erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda
(1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem
Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der
Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke
und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch
Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer
des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift
erlangte die Stadt M. schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine
gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert kam das früh von der Reformation
erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den
Einfluss der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte
Bischof. 1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als
Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches
Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg
verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die
beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge,
Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich
Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an
Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es
1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877, Nachdruck o. J.; Spannagel, K.,
Minden-Ravensberg unter brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894;
Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die
Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener
Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste
brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche
Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H.,
Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss.
phil. Münster 1939; Krieg, M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W.,
Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche
Regierung des Mindener Stifts von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H.,
Beiträge zur Geschichte des Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener
Geschichtsvereins 40 (1968), 79; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 172;
Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987; Leutheusser, H.,
Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt, H./Hengst, K., Victrix
Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992, 631; Linnemeier,
B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382; Die Lehnsregister der
Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a., 2010 (768
Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mühlhausen (Reichsstadt). Das (775 anlässlich der Übertragung
eines Zehnten an Hersfeld oder) 967 erstmals erwähnte M. (Molinhusen) an der
Unstrut in Thüringen (war seit karolingischer Zeit?) Mittelpunkt eines fränkischen
Reichsgutes mit franci homines. Die zugehörige Pfalz wurde von den Kaisern und
Königen des 10. und 11. Jahrhunderts häufig besucht. Bei ihr entwickelte sich
eine Siedlung, die schon 974 hervorgehoben wurde. 1188 wurde M. civitas
imperatoris, 1206 civitas regia und um 1220 des richis stad genannt. Um 1225
wurde ihr Recht im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch aufgezeichnet. 1231/1337 wurde
die Gerichtsbarkeit des Reichsburggrafen von der
Stadt erworben. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Vor 1290
wurde die kaiserliche Burg zerstört. Ab 1311 wurden Statuten aufgezeichnet.
1336 wurde das Reichsschultheißenamt erlangt. Seit 1348 galt M. als freie
Reichsstadt., Bis 1370 gewann M. ein Herrschaftsgebiet mit 19 Dörfern sowie
etwa 220 Quadratkilometern. 1418 trat die Stadt der Hanse bei. Bis 1450 wuchs
die Stadt auf rund 8000 Einwohner. 1483 wurde M. Schutzstadt des Hauses Wettin.
Zwischen dem Bauernkrieg (1524/1525) und 1548 ging die Reichsfreiheit als Folge
des Wirkens Thomas Müntzers (1524) vorübergehend verloren zugunsten eines jährlich
wechselnden Regiments durch Sachsen und Hessen. 1542 wurde die Stadt gewaltsam
reformiert. 1710 wurde das zum niedersächsischen Reichskreis zählende M. Schutzstadt
Braunschweig-Lüneburgs (Hannovers). 1802/1803 fiel es mit 4 Quadratmeilen
Gebiet und 9000 Einwohnern an Preußen (1807-1813 Teil des Harzdepartements des
Königreiches Westphalen). 1815 wurde M. der preußischen Provinz Sachsen
angeschlossen. Am 1. 7. 1944 wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der
Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen
Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam M. 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Thüringen.
L.: Wolff 457f.; Zeumer 554 III a 10; Wallner 707 NiedersächsRK 22; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III
38 (1789) D2; Herquet, K., Urkundenbuch der ehemaligen Freien Reichsstadt Mühlhausen,
1874; Jordan, R., Chronik der Stadt Mühlhausen, Bd. 1ff. 1900ff.; Jordan, R.,
Der Übergang der Reichsstadt Mühlhausen an das Königreich Preußen 1802, 1902;
Steinert, R., Das Territorium der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, 1910;
Weißenborn, F., Mühlhausen in Thüringen und das Reich, 1911; Bemmann, R., Die
Stadt Mühlhausen im späteren Mittelalter, 1915; Das Mühlhäuser
Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 3. A. 1936; Günther, G., Mühlhausen in Thüringen.
1200 Jahre Geschichte der Thomas-Müntzer-Stadt, 1975; Günther, G./Korf, W., Mühlhausen
Thomas-Müntzer-Stadt, 1986; Gockel, M., Mühlhausen oder Mölsen, Mühlhauser
Beiträge 11 (1988), 26; Blaschke, K., Mühlhausen, LexMA 6 1992, 891; Lau, T., Bürgerunruhen
und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen,
bearb. v. Weber, W., 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Münchhöf (Herrschaft). Zur Herrschaft M. bei
Salem waren verschiedene, seit dem 12. Jahrhundert bestehende Höfe des Klosters
Salem in M., Oberdornsberg, Unterdornsberg, Madachhof (Madach), Gründelbuch,
Oberstohren, Unterstohren, Brielholz, Hirschlanden, Notzenberg, Schweingruben,
Blumhof, Homberg, Mainwangen, Reismühle, Frauenberg über Bodman, Stockach und
anderen Orten zusammengefasst. Gegen 64969 Gulden überließ Österreich der
Reichsabtei Salem 1784 unter Vorbehalt der Landeshoheit der Landgrafschaft
Nellenburg die hohe und niedere Gerichtsbarkeit.
Am Ende des Jahres 1802 wurde Salem aufgehoben, die Güter kamen meist an Baden
und von dort 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt
(walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich
zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die
Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger
und Ewersbach [Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien
Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten
Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat
mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der
Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen Güter
der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter,
Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum
Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es
durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum
Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der
französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12.
1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau
an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag
vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der
Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für
das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab.
Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar,
Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König
Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere
walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann
1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg
(1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie
Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft
Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim,
Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg
und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und
die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur
Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg.
Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und
Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken
(mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen).
1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen
Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen
(Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken
(Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler)
beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich,
wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken
(mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken
und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein
und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere
Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797
von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine
linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen
kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im
Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus
dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an
der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das Großherzogtum
Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten
(Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter
an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den
Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott
von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom
Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische
Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete
(ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg,
Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den
rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum
Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836
trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale
Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8.
10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die
Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser
Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau
(aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb
das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der oranien-nassauischen
Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843;
Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff.
1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd. 1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus
Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell,
H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O.,
1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die
Grundlagen der nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korr. Bl.
Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche
Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K.,
Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die
Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von
Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A.
1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter
der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K.,
Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff.
1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen
Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau:
1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und
der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach
(1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische
Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der
Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau
um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren,
1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA
6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische
Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk,
G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte
Nassau im 18. Jh.). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg).
Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968
von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen N., mittlerer
und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und Erzgebirge) und
wenig später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung nach N. verlegt.
Die sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des Bischofs. Die Vogtei
über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten Hälfte
des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit erwerben konnten. Die Bischöfe wurden im
13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten. Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen
(Crossen) und Strehla an der Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend
bereits zu dieser Zeit gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des Hauses
Wettin, das aus der Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541
drang die Reformation ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen
Reichskreis angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk Sachsens
umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand. Das
Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten
des eigentlichen Stiftes N. (Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster,
Justizamt Haynsburg [Hainsburg] mit der Stadt Krossen [Crossen],
Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld) und die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und
Amt Zeitz und Gericht Breitingen). 1815 wurde N.
der neuen Provinz Sachsen Preußens zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen Bürgertums
1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser, B., Die
Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel und räumliche
Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des 19.
Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256; Blaschke,
K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann, B., Die
Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970; Streich, B., Die
Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit,
(in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F.,
Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und
ihre Entwicklung im Mittelalter, Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum
Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6
1992, 1055; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577,
1, 2, 404. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das
Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich
der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im
Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich
eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es
unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an
der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in
der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde
diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen
Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und
Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König
von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der
Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber
1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In
einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14.
Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain.
Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis
zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land Oberösterreich
als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als Land unter
der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der Habsburger.
Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit
1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland
verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118;
Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich,
Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit besonderer Berücksichtigung
Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902); Vancsa, M., Geschichte von
Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd. 1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge
zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo,
F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von Niederösterreich,
hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der österr. Akademie d.
Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, bearb. v.
Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2: Bezirk
Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen
Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Grund,
A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H., Niederösterreich,
1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer;
Bernleithner, E., Die Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt.
Landeskunde 22 (1959); Thenius, E., Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur
Struktur des landesfürstlichen Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien
1965 (masch.schr.); Winner, G., Klosteraufhebungen in Niederösterreich und
Wien, 1967; Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.;
Handbuch der historischen Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970;
Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A.
1983; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976;
Berthold, W., Bibliographie zur Landeskunde von Niederösterreich, 1988;
Friesinger, H./Vacha, B., Römer - Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren,
1988; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs
Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs, bearb. v.
Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert, hg. v. Eminger, S. u.
a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch, Bd. 1 ff. 2008ff.;
Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v. Brauneder, W.,
2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Niederraunau, Raunau (reichsritterschaftliche
Herrschaft). 1067 erwarb das Stift Sankt Peter zu Augsburg in Raunau bzw. N. (Ruonen,
Raunau) an der Kammel bzw. Kammlach bei Krumbach die Güter Swiggers von
Balzhausen. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gelangten Güter derer von Raunau
bzw. N. (Rünun, Raunau) durch Übertragung an das Kloster Ursberg. Daneben hatte
1316 das Hochstift Augsburg Güter. Am Anfang des 15. Jahrhunderts vereinigten
die Herren von Ellerbach die Güter zu einer reichsunmittelbaren Herrschaft, die
1494 die hohe Gerichtsbarkeit erlangte und zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben steuerte. Diese kam durch Kauf und Erbe
an die Kartause Buxheim, das Frauenkloster in Kaufbeuren, das Kloster Ursberg,
die Ulmer Patrizier Ehinger und Ungelter, die Freyberg, Hausen, Westerstetten,
Freyberg-Eisenberg und Ponickau. Die Herrschaft N. (Raunau) bestand aus dem
Schloss Hohenraunau und dem Marktflecken Niederraunau. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 508; Miller, L., Geschichtliches vom ehemaligen Markt Niederraunau,
(in) Deutsche Gaue Sonderheft 70, 1908. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oberlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum [ohne
Reichsstandschaft]). Die O. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Bautzen zwischen
Queis, Pulsnitz, Zittauer Bergland und Niederlausitz war von den slawischen
Milcanen (Milzenern) besiedelt und wurde im 10./11. Jahrhundert von den
Deutschen unterworfen. Sie wurde zunächst als Land Budissin (Bautzen)
bezeichnet, das meist zur sächsischen Ostmark gehörte. 1046 gelangte sie als
Reichslehen an die wettinischen Markgrafen von Meißen. 1081/1158 kam dieses
Land als Reichslehen an Böhmen. 1253 wurde das Gebiet zum größten Teil an
Brandenburg verpfändet. 1268 wurde in die Länder Bautzen und Görlitz geteilt.
Nach dem Aussterben der Askanier (1319) bemächtigte sich Heinrich von Jauer des
Landes Görlitz und Johann von Böhmen des Landes Bautzen. Heinrich von Jauer
trat seine angeblichen Rechte auf Bautzen an Johann von Böhmen ab, der 1320 vom
König mit Bautzen belehnt wurde. Mit dem Tod Heinrichs von Jauer fiel auch Görlitz
1329/1346 an Böhmen. Von 1377 bis 1396 war es als böhmische Sekundogenitur
nochmals selbständig. 1414 kam Zittau hinzu. Im 15. Jahrhundert trat dann nach
der Ausdehnung des Namens Lausitz auf Bautzen und Görlitz der Name O. für die Länder
Bautzen und Görlitz auf. Diese O. wurde 1620/1635/1648 von Habsburg/Österreich,
das sie einschließlich Zittaus 1526 mit Böhmen erlangt hatte, als Mannlehen Böhmens
an Sachsen (Kursachsen) abgetreten, genoss dort aber bis 1919 eine
Sonderstellung. Das 103 Quadratmeilen große Gebiet der O. umfasste die Kreise
Bautzen (mit den Städten Bautzen, Kamenz und Löbau, den Herrschaften
Hoyerswerda und Königsbrück, dem Stift Sankt Peter und dem Kloster Marienstern
und mehreren ritterschaftlichen Orte) und Görlitz (mit den Städten Görlitz,
Zittau und Lauban, den Herrschaften Muskau und Seidenberg, zwei Klöstern und
einigen ritterschaftlichen Orten). 1815 fiel der nordöstliche Teil (mit Görlitz)
an Preußen und wurde mit der Provinz Schlesien vereinigt. 1835 wurde der bei
Sachsen gebliebene Rest (mit dem 1845 von Österreich erlangten Schirgiswalde,
61 Quadratmeilen) unter Aufhebung seiner Provinzialverfassung dem Königreich
Sachsen eingegliedert.
L.: Wolff 468ff.; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Niederlausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Codex diplomaticus Lusatiae superioris, Bd.
1ff. 1851ff.; Köhler, J., Geschichte der Oberlausitz, Bd. 1f. 1867ff.; Knothe,
H., Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz, (in)
Lausitzisches Magazin 53 (1877); Schremmer, W., Die deutsche Besiedlung
Schlesiens und der Oberlausitz, 2. A. 1927; Die preußische Oberlausitz, hg. v.
Salomon, B./Stein, E., 1927; Reuther, M., Die Oberlausitz im Kartenbild des 16.
bis 18. Jahrhundert. Mit besonderer Berücksichtigung der deutsch-sorbischen
Sprachgrenzkarten von Scultetus bis Schreiber, 1954; Reuther, M., Die
Oberlausitz als Geschichtsraum, Bll. f. dt. LG. 93 (1957/1958), 102; Eichler,
E./Walther, H., Ortsnamenbuch der Oberlausitz, Bd. 1 Namenbuch, 1975; Die
Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Salza
und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung
in der Oberlausitz bis 1834, 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau], Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100
errichteten und seit 1148 belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg
zur Donau und von Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich
II. zur Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den
Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und Fürstenberg.
1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian ein
kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation,
1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum schwäbischen
Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der Ortenau an Österreich
und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons
Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach
und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde
die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen
von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück.
1803 kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg. v.
Eisele, K. u. a., 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die
Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg
Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden,
Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam
aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das
Erzstift Bremen (1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück.
In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von
Holstein drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark,
Norwegen und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und die
Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft
O. erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung
von 1547) und 1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und
1517 die Herrschaft Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen
werden musste. 1531 wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573)
führte die Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte
Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter
Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp
[Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal [Travendahl]), doch fiel die
1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793)
an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf
erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den
bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die
Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den
Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat
vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund 70000 Einwohnern.
Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern Dänemarks
regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp (Gottorf),
das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses Hauses an
(die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin), wofür
Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803
erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether
Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg
und Vechta aus dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche
Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von
Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde
geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen
Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion,
so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch
Abtretung die Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es
eine Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum
Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an Preußen,
das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat O. ging
1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a. Holstein-Oldenburg,
Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969; Hülle,
W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935), 1974;
Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische
Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und
verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487;
Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108
auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit
wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land,
red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2011.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für
ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“,
Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya
und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde
zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem
welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer
Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der
Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben
könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen
Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten
Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater
Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht
abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I.
Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste
aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom
Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten
Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich
oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde
auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch
Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den
Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im
Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen
und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der
Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der
provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior
gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land
unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein
einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über
diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark
sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten
Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen
übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks
Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im
19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365
in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer
Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die
leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für
Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend
im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter
verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische
Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund
2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der
Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich)
eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477
erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um
1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei
Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516
venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der
Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich,
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im
Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete,
vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz
bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches
Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit
seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt
in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der
Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten,
Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit
Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648
gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem
Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen
Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an
Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand
(mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und
Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien,
das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen
das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene
Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan,
der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die
Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in
Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena,
Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten.
1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals
ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et
inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge
festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria
Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen
in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich
aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens
an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II.,
wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung
Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das
Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des
aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden
übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787)
und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches
Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch
durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen
einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge
der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen
Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch
Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland
und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer
Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster.
Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet
werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit
Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs
ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden.
1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs
und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs
mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde
von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der
Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten
Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden
Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum
Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten,
Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska],
Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete
Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren,
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien
und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum
Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn,
Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich
(lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte
Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging
infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an
Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle
Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und
Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem
musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische
Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.)
erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember
1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer
konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen
bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation
ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die
Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen
Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen
Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten
Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch
der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918)
verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile
von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen
und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich
(Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns
einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie
kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der
auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich
verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue
Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen
Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung
(ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den
Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen
deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das
Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher
zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die
sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark
und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk);
Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der
Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2.
A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung
1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968;
Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike,
Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs,
1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5,
Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra australis;
Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M.,
Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land und Herrschaft.
Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter,
6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag. Österreich
1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte Österreichs seit der Mitte des
13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener Dom, die Herrschaft zu Österreich
und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre 1918, hg. v. Neck, R., 1968;
Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte im Herzen Europas, 1970;
Walter, F., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von
1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger.
Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin, M., Das österreichische
Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge
und Forschungen 23, hg. v. Classen, P., 1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob
der Enns und Österreich, 1979; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen
bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N.,
1979, (in) Introduction bibliographique à l’histoire
du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v. Gilissen,
J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005;
Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs,
hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur
Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich,
1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke,
R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985;
Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10. A. 2004; Dieman,
K., Geschichten vom ”Haus Österreich”,
1986; Good, D., Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914,
1986; Glatz, F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und Österreich
1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989;
Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs,
1990; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am
Beispiel Österreichs, 1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A.,
1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der
erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische
Geschichte in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche
Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996;
Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und
Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999;
Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich
im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban,
O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller,
S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u.
a., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036)
gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur
Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe,
Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die Welfen und
die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert
wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der
Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die
Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren,
Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch
Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604 rückgängig
gemacht, doch verlor das Bistum in der Reformationszeit die Grafschaft
Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614 gründete der die
Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft verwendende
Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende Universität in P.
1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter
Schloss Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg
[sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische
Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der
Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien
Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei
Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit
Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen
[Odenhausen] und die Propstei Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte
Lippspringe und Bredenborn und das adlige Gericht
Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807 bis 1813 wurde es vorübergehend
in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946 kam es von Preußen (Provinz
Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde 1821 um Minden,
Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und der Erzdiözese Köln
unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen Hildesheim und Fulda
erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums
Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen Besitzungen in Südhannover,
Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese Paderborn, 1930; Jacobs, F.,
Die Paderborner Landstände im 17. und 18. Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die
territorialen Beziehungen zwischen Paderborn und Köln im Mittelalter, Diss.
phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das karolingische Paderborn, 1967;
Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und seine Städte, 1968; Leesch, W.
u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn, 1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz
und die Bischofspfalz des 11. und 12. Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche
Studien 4 (1970), 398ff.; Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen,
Staat und Wirtschaft im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn
1301-1325, bearb. v. Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung
der Landstände im Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die
Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u.
a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993,
1613; Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a.,
Bd. 1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u.
a., Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation
als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz-Lautern (Fürstentum, Herzogtum). 1576 wurde für
den reformierten Pfalzgrafen Johann Casimir aus der in der Pfalz seit 1559
regierenden Linie Pfalz-Simmern aus den Oberämtern Lautern (Kaiserslautern) und
Neustadt und dem Amt Sobernheim ein selbständiges Herzogtum gebildet. Nach
seinem Tode 1592 fiel es an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. Das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Fürstentum umfasste das Oberamt Lautern
mit der Stadt Kaiserslautern (Lautern), die Unterämter Otterberg, Rockenhausen
und Wolfstein (Wolffstein) und die Gerichte Kübelberg,
Ramstein, Steinwenden, Weilerbach, Morlautern (Mohrlautern), Neukirchen
(Neukirch), Alsenborn und Waldfischbach.
L.: Wolff 245; Zeumer 553 II b 3; Wallner 695 OberrheinRK 7; Kuhn, M.,
Pfalzgraf Johann Casimir von Pfalz-Lautern 1576-83, 1961.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das Fürstentum
Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft Veldenz
(Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen aus der ehemaligen
Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel [Neukastell] oder
Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der Grafen von Zweibrücken
1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz das Fürstentum
Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der Grafschaft Zweibrücken
(Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz), Veldenz und Teilen der
Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von Pfalz-Simmern P. mit Zweibrücken
und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in Zweibrücken. 1543 wurde
Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam in Zusammenhang mit dem
Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz) herrschenden Linie
Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich P. in P.,
Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft Sponheim). 1611
wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen, überlassen.1734
fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und rund
60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte Pfalz-Birkenfeld
die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet Pfalz-Birkenfelds an Bayern,
1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen
1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28
(1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den
Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver.
Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ramholz (Herrschaft). Um 1020 gab der Abt von
Fulda das Kirchspiel R. im oberen Kinzigtal an das Kloster Schlüchtern. Im späten
13. Jahrhundert kam es an die Hutten, die es den Grafen von Hanau zu Lehen
auftrugen. 1642 verpfändeten die Herren von Hutten das Gericht
Vollmerz bei Schlüchtern mit R., Vollmerz und Hinkelhof. 1677 kam die damit
entstandene reichsritterschaftliche Herrschaft R. über die Herren von Landas an
die Grafen von Degenfeld. 1803 fiel sie an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen
und 1945 an Hessen.
L.: Wittenberg, H., Die Geschichte der Herrschaft Ramholz, Diss. phil. Mainz
1959. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Raugrafen (Grafen). Aus der Familie der Emichonen
(Wildgraf Emich 1102-1135), die seit 960 die Grafschaft des Nahegaus innehatte,
zweigte sich um 1140 das Geschlecht der R. (1148 comes hirsutus, Rügegraf?) des
Nahegebiets ab. Dieses hatte seinen Stammsitz auf der 1129 erstmals erwähnten
Altenbaumburg (bei Altenbamberg) bei Bad Münster am Stein-Ebernburg und war im
Alsenztal begütert. Die R. waren Vasallen der Pfalzgrafen und deren Vögte im Gericht Alzey. 1253 entstanden durch Teilung die
Linien Altenbamberg (Altenbaumburg, Altenbaumberg) (bis 1385) und Neu-Bamberg
(Neuenbaumburg bzw. Neuenbaumberg) sowie Stolzenberg (bis 1358). Bis 1457,
zuletzt durch Verkauf seitens Neu-Bambergs (Neuenbaumburgs), kamen die
verstreuten Güter größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Im 15. Jahrhundert
gewann die Neuenbaumburger Linie über die Heirat einer Erbtochter einen neuen
Herrschaftsschwerpunkt in Luxemburg. Am Anfang des 16. Jahrhunderts starb die
Familie aus. 1667 erneuerte Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (Kurpfalz) den
Titel für seine morganatische Gattin Louise von Degenfeld und die Nachkommen
aus dieser Ehe.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schneider, C., Geschichte
der Raugrafen, (in) Wetzlarer Beiträge, hg. v. Wiegand, P., Bd. 2 1845;
Schnepp, P., Die Raugrafen, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 37/38 (1918); Moeller,
W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922;
Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K., Raugrafen, LexMA 7
1994, 477. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Recklinghausen (Vest). Das auf einen karolingischen Königshof
zurückgehende R. (Ricoldinchuson) wird 1071 (vielleicht schon 965) erstmals
genannt. Wohl seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das 1228
erstmals erwähnte Gogericht (Vest) R., das sich westlich Recklinghausens und südlich
der Lippe erstreckte, Grundlage einer Herrschaft des Erzstifts Köln. Das Vest
wurde von 1446 bis 1576 an die Herren von Gemen und ihre Erben, die Grafen von
Schaumburg verpfändet. Ende 1802/1803 kam es an den Herzog von Arenberg, 1811
an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 R. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Ritz, L., Die ältere Geschichte des Vestes und der Stadt
Recklinghausen, 1903; Körner, J./Weskamp, A., Landkreis Recklinghausen, 1929;
Pennings, H., Geschichte der Stadt Recklinghausen, Bd. 1f. 1930ff.; Dorider,
A., Geschichte der Stadt Recklinghausen 1577-1933, 1955; Der Landkreis
Recklinghausen, hg. v. Lübbersmann, H., 1966; Der Kreis Recklinghausen, hg. v.
Kreis Recklinghausen, 1979; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen 1815-1945, FS G. K. Schmelzeisen, 1980, 169;
750 Jahre Stadt Recklinghausen, 1236-1986, hg. v. Burghardt, W., 1986; Koppe,
W., Stadtgeschichte im Unterricht, Recklinghausen 900-1950, 1986; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 501. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Reichskreise. Nach bereits im späten 14. Jahrhundert
(1389) beginnenden Versuchen, Frieden, Gericht,
Verteidigung und Steuern im Reich gebietsweise zu organisieren, wurden 1500
sechs Kreise als Herkunftsbezirke der sechs ritterlichen bzw. gelehrten
Mitglieder des zwanzigköpfigen Regiments des 1495 geschaffenen
Reichskammergerichts eingerichtet (Franken, Bayern, Schwaben, Oberrhein,
Niederrhein-Westfalen, Niedersachsen). 1512 kamen vier weitere derartige R.
hinzu (österreichischer, burgundischer, kurrheinischer und obersächsischer
Kreis). S. Einzelartikel Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer
Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis, Niederrheinisch-westfälischer
Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer
Reichskreis, Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis.
L.: Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des Alten
Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806), 1989; Heinig, P., Reichskreise, LexMA 7
1994, 629; Hartmann, P., Zur Bedeutung der Reichskreise, FS Gerlich, A., 1995,
305. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Roden (Grafen). Die nach der Burg Lauenrode an der Leine als Grafen von R. oder nach anderen Gütern als Grafen von Limmer bzw. Grafen von Wunstorf bezeichnete, kurz nach 1100 nachweisbare Adelsfamilie hatte Vogtei- und Gerichtsrechte zwischen Hannover und der mittleren Weser. 1215 verlor sie die Grafschaft Nienburg an die Grafen von Hoya, 1241 Hannover und die Vogtei Lauenrode an die welfischen Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, 1446 durch Verkauf Wunstorf über das Hochstift Hildesheim ebenfalls an die Welfen. 1533 erlosch das Geschlecht. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Roggenburg (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift).
Vielleicht 1126 wurde das Prämonstratenserkloster R. bei Messhofen südöstlich
Ulms im bayerischen Schwaben von den Herren von Bibereck (bzw. Biberegg) als
Doppelkloster (bis 1178) gestiftet, wohl um 1130 von Ursberg aus gegründet und
mit den Orten Messhofen, Breitenthal, Ebershausen, Ingstetten und Schießen
ausgestattet. Von den Stiftern kam die Vogtei als Reichslehen an die
Reisensburg, dann an die Reichsstadt Ulm (1412), nach 1477 zeitweise an Bayern
und nach 1548 an Österreich. Das Kloster wurde 1444 Abtei, gewann 1406 die
niedere Gerichtsbarkeit und 1513 die hohe Gerichtsbarkeit (Blutbann) und war von 1544 an
reichsunmittelbar. Es gehörte den schwäbischen Reichsprälaten des Reichstags
und dem schwäbischen Reichskreis an und gewann ein eigenes Herrschaftsgebiet
mit vier Ämtern (R., Breitenthal, Nordholz und Wiesenbach). 1803 kam es mit
2-2,5 Quadratmeilen Gebiet im Bibertal und im Günztal und 3500-5000 Einwohnern
an Bayern.
L.: Wolff 186; Zeumer 552 II a 36, 8; Wallner 688 SchwäbRK 49; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Groll, E., das Prämonstratenserstift
Roggenburg im Beginn der Neuzeit (1450-1600), 1944; Tuscher, F., Das
Reichsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, 1976; Kießling, R., Roggenburg,
LexMA 7 1995, 946. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber (Reichsstadt).
Auf der Bergnase oberhalb des 970 von den Grafen von Comburg (Komburg) mit
einer Kirche versehenen Dorfes Detwang (Dettwang) im Taubertal errichteten die
Grafen von Comburg (Komburg) die rothe Burg, nach der sie sich im 11.
Jahrhundert ebenfalls benannten. Beim Aussterben der Grafen von
Rothenburg-Comburg (Rothenburg-Komburg) 1116 fiel sie zusammen mit dem
Herzogtum Franken und der Grafschaft im Kochergau an die Staufer, als deren Gut
sie 1144 erstmals genannt wird (Reichsburg nach 1142?). Vor 1241 erhielt der
sich anschließende Ort Stadtrecht (1172?). 1273 zog König Rudolf von Habsburg
ihn an das Reich. Ab 1274 war er Reichsstadt und löste sich von der
Reichslandvogtei. R. gewann trotz zeitweiliger Verpfändung an die Herren von
Hohenlohe vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ein ansehnliches, auf drei Seiten
eingezäuntes und befestigtes Landgebiet (Landhege), wurde aber wegen des Widerstands
des Patriziats nie Fernhandelsstadt. 1355 gab Kaiser Karl IV. das Privileg der
Unverpfändbarkeit. 1544 wurde die Reformation eingeführt. Die Herrschaft der
mit Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsstädtekollegiums des Reichstags und
im fränkischen Reichskreis vertretenen Stadt umfasste am Ende des 18.
Jahrhunderts die Landvogtei im Gau rechts der Tauber und die kleine Landvogtei
links der Tauber (Teile von Gebsattel, Herrschaft Nordenberg mit Reichsamt
Detwang [Dettwang] und der Hinterburg, Bannerschaft Endsee, Burgen Gammesfeld
[Gammersfeld] und Insingen [Inzingen] mit Zubehör, Burg und Herrschaft Lichtel
[Liental], Burg und Vogtei Seldeneck, Burg und Herrschaft Gailnau mit Vogtei
Wettringen und Gericht zu Brettheim,
Oberstetten, Oestheim, Teile von Archshofen, Burg Diebach und das
Deutschordenshaus Rothenburg mit Gütern). Mit Teilen von Pfahlenheim war R. im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1802/1803 kam es mit
5 Quadratmeilen bzw. 370 Quadratkilometern Gebiet, 180 Ortschaften und 24000
Einwohnern an Bayern, 1810 der westliche Teil des Landgebiets an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 128; Zeumer 555 III b 8; Wallner 693 FränkRK 18; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Winkelmann-Holzapfel 160; Riedenauer 129; Schroeder 241ff.; Bensen, W.,
Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg, 1856; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Bosl, K., Rothenburg im
Stauferstaat, 1947; Holstein, K., Rothenburger Stadtgeschichte, 1953;
Woltering, W., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und ihre Herrschaft über
die Landwehr, Bd. 1 1965, Bd. 2 1971; Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte,
Zs. f. bay. LG. 31 (1968); Schnurrer, L., Rothenburg im schwäbischen Städtebund,
1969, Esslinger Studien 15; Ziegler, P., Die Dorfordnungen im Gebiet der
Reichsstadt Rothenburg, Diss. jur. Würzburg, 1977; Fränkische Reichsstädte, hg.
v. Buhl, W., 1987, 187; Borchardt, K., Die geistlichen Institutionen in der
Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und dem zugehörigen Landgebiet von den Anfängen
bis zur Reformation, 1988; Wendehorst, A., Rothenburg, LexMA 7 1995, 1050.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar
liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen
angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem
alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts
entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11.
Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12.
Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen
Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299
Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf
des Königshofs, 1359 Erwerb des Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes)
wurde. Von 1463/1519 bis 1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein
ansehnliches Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594
ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte
kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt
das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf,
Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern
und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und
Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und
Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen
und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar
unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an Württemberg
und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil, 1835ff.;
Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des kaiserlichen
Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der Reichsstadt
Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 11; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Steinhauser, A.,
Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt Rottweil, 1962;
Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806, 1963;
Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963; Grube, G., Die
Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae Flaviae. Neue
Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f. 1975;
Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7
1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ruchesloh (Grafschaft). Die Grafschaft R. an der mittleren Lahn wurde mit Ausnahme von 6 Gerichten 1237 von den Herren von Merenberg an das Erzstift Mainz verkauft. Ihre Malstätte (Gerichtsplatz) lag bei Oberweimar südlich Marburgs an der Lahn. Ihr Umfang ist nicht sicher zu bestimmen. Später kam das Gebiet zu Hessen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung eines Stammesherzogs
der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen Königshaus des
Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.)
wurden 966 die Billunger (Hermann Billung †
973) mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier
und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der
Welfen, neben denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die
Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe
erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz
1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem
Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den
Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya,
Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete
verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S.
der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete
sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst
billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie
altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte
sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum
Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde.
Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg fielen Land,
Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen die Hussiten
als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125 herrschenden
Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die Landgrafschaft Thüringen
erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die wettinischen Gebiete (Meißen,
Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im Gegensatz zu dem seitdem als
Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen Stammesgebiet). 1423
wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft
Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften Hohnstein und
Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen Raum die
Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und
damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg
1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten
vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich
entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung
in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig
gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes
(Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg),
den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg,
das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und
die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil
Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen
mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig,
Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter
im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über
die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen,
Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete
1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die
Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547
unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin
das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die
seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter
Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554
noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531
einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum
teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in
eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach
(1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und
seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach
wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen
deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die
sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge
einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547)
und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der
ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in
den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte,
erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und
Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie
1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg
an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das
Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie
spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746),
Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz,
Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter
August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt
ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte
an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das
Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg,
Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner,
57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter
Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen,
Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk
<Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt
Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde
<Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt
Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und
Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen
Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene
Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen
Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte
Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer
Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft
Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift
Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode,
Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen,
Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S.
(1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den
Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg,
Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866
kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich
dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere
Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken
Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der
Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen
Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom
8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und
Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der
Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten,
das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945
bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis
3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt
wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen
(Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau,
Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau,
Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna,
Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen
Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten
und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König
auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in
Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste
das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der
zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen
Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen
Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S.
eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet
(ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und
Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde
wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff,
Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach],
Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder
an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
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1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
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Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz
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Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
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Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das sächsische
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Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
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H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der
Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T.,
Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde,
hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a.,
1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”,
1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg.
v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux
und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung
1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig, S. u. a., 1997;
Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Held, W.,
August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R., Geschichte
Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Sächsische
Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch
von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v.
Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J.,
Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18.
Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a.,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004;
Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten
im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte
der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische
Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in
Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz
und Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und
Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v.
Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Herzogtum). Seit 1690 bestand das Fürstentum
Sachsen-Saalfeld der ernestinischen Linie der Herzöge von Sachsen mit dem Sitz
in Saalfeld an der Saale. 1735 entstand durch den Anfall Sachsen-Coburgs an
Sachsen-Saalfeld das Herzogtum S. Es gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zur
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Es umfasste aus dem
Bestand Sachsen-Coburgs Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke
Gestungshausen, Lauter (Unterlauter), Rodach, Neustadt an der Heide und
Steinheid, aus dem Bestand Sachsen-Saalfelds die Ämter Saalfeld, Gräfenthal und
Probstzella. Außerdem hatte es zwei Drittel des Amtes Themar Hennebergs. 1710
kamen Teile Sachsen-Römhilds hinzu. Um 1800 zählte S. auch zum Kanton Baunach
des Ritterkreises Franken. Das durch viele Prozesse und durch Misswirtschaft
hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei.
1816 erhielt es das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe. 1826 gab der Herzog
Saalfeld und das Amt Themar an Sachsen-Meiningen ab und erlangte dafür die Ämter
Königsberg und Sonnefeld. Coburg wurde Teil des neuen Herzogtums Sachsen-Coburg
und Gotha.
L.: Wolff 397; Bauer 1, 607; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen-Weimar-Eisenach (Herzogtum, Großherzogtum). 1741
entstand nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs an Sachsen-Weimar das zum obersächsischen
Reichskreis zählende Herzogtum S., innerhalb dessen Goethe und Schiller unter
Herzog Karl August (ab 1774 bzw. 1775) die Weimarer Klassik begründeten. S.
hatte um 1800 ein Gebiet von 24 Quadratmeilen mit 64000 Einwohnern bzw. 1900
Quadratkilometern mit 106000 Einwohnern. Es umfasste aus dem Bestand
Sachsen-Weimars Stadt Weimar, Amt Weimar, die Ämter Oberweimar, Kromsdorf,
Berka an der Ilm, Roßla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf,
Dornburg, Bürgel und Oldisleben, die adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt,
Neumark, Synderstedt, das Amt Apolda und die Gerichte
Buttelstedt, Bösleben, Tannroda, Flurstedt, Graitschen, Wormstedt, Oßmannstedt,
Guthmannshausen, Stedten, Wallichen, Tromlitz und Mechelroda, aus dem Bestand
Sachsen-Eisenachs die Städte und Ämter Eisenach, Creuzburg und Gerstungen,
Remda und Allstedt, die Ämter Tiefenort, Großrudestedt und Jena und die
Herrschaft Farnroda sowie zudem einen Anteil an der Grafschaft Henneberg. 1815
wurde S. zum Großherzogtum erhoben. Am 5. 5. 1816 erhielt es eine betont
fortschrittliche Verfassung, die früheste im Deutschen Bund überhaupt. 1833/1834
trat es dem Deutschen Zollverein bei. 1850 wurde die Verfassung abgeändert.
1867/1871 trat S. dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Seit
1877 führte es amtlich (auch) die Bezeichnung Großherzogtum Sachsen. 1913 wurde
mit Sachsen-Meiningen ein Grenzvertrag bezüglich Kranichfelds geschlossen. 1910
umfasste S. 3610 Quadratkilometer mit 417100 Einwohnern. Im November 1918
dankte der Großherzog ab. Der Freistaat schloss sich dem Land Thüringen an (1.
5. 1920). 1945 kam Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde Thüringen
aufgelöst (str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9, 10; Kronfeld, C., Landeskunde des Großherzogtums
Sachsen-Weimar-Eisenach, Bd. 1f. 1878f., Neudruck 2004; Geschichte Thüringens,
hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Ventzke, M., Das Herzogtum
Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004; Kreutzmann, M., Zwischen ständischer
und bürgerlicher Lebenswelt, 2007; Das geheime Consilium von
Sachsen-Weimar-Eisenach in Goethes erstem Weimarer Jahrzehnt, hg. v. Wahl, V.
u. a., 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Saulgau (Herrschaft, reichsstadtähnliche Stadt).
819 gab Kaiser Ludwig der Fromme die Kirche von S. im oberschwäbischen
Alpenvorland an das Reichsstift Buchau. Ab 1171 erscheinen Herren von S. als
Reichsministeriale, deren Rechte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an
die Herren von Sießen-Strahlegg gefallen sein dürften. Vermutlich über die
Staufer kam die Vogtei zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Truchsessen von
Waldburg, die den Ort um 1230/1239 zur Stadt erhoben (1288 Stadtrecht von
Lindau). 1299 fiel S., das im 14./15. Jahrhundert die Gerichtshoheit,
das Ammannsamt und die Herrschaft über drei Dörfer erwarb, an Habsburg, das die
Herrschaft nach mehreren Verpfändungen 1386 an die Truchsessen von Waldburg
verpfändete. Mit Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee (Donaustädte)
kaufte sich das zum österreichischen Reichskreis zählende S. 1680 an Österreich
zurück. 1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen fünf
Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich,
Diss. phil. Tübingen, 1955; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., Bd. 1, 2 3. A.
1978; Der Kreis Saulgau, hg. v. Steuer, W./Theiss, K., 1971.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sayn-Vallendar (Herren). 1052 gab Kaiser Heinrich III.
seinen Königshof im 836 bereits erwähnten Vallendar bei Koblenz an das Stift
Sankt Simon und Judas in Goslar. 1232 erlangte Graf Heinrich von Sayn Gerichtsbarkeit und Hoheit im Dorf Vallendar. Bei der
Teilung der Saynschen Güter 1294 kam die Herrschaft Vallendar an Graf
Engelbert. Dessen Enkel erhielt durch Heirat (vor 1345) der Erbtochter der
Grafen von Wittgenstein diese Grafschaft. 1374 übertrug Graf Johann von Sayn
die Lehnsrechte über Vallendar an das Erzstift Trier, das 1392 drei Viertel der
Herrschaft käuflich erwarb, 1441 aber ein Viertel wieder zurückverkaufte. 1681
gewann das Erzstift Trier in einem Vergleich nach langwierigem Prozess vor dem
Reichskammergericht die Landeshoheit über die ganze Herrschaft und belehnte die
Grafen mit der Hälfte der Herrschaft, die es 1767 aber käuflich wieder erwarb. Über
Nassau und Preußen (1866) kam Vallendar 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schaffhausen (Reichsstadt). An wichtigen Handelswegen
entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080 wurde der Ort dem 1049/1050
von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut gegründeten Benediktinerkloster
Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit 1198 die Herzöge von Zähringen und
seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte
der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit. Von 1330 bis 1415 war S., das 1407
vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an Habsburg verpfändet, kaufte sich
aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre 1415 wieder frei. 1454 schloss es
sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als zugewandter Ort an und trat ihr 1501
als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die Stadt von den Landgrafen im Klettgau die
Blutgerichtsbarkeit über die meisten Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von
Randen) und 1525 vom Hochstift Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau. 1529
wurde die Reformation eingeführt und das Kloster Allerheiligen, das seine
Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert an die Stadt abgetreten hatte, säkularisiert.
1656/1657 gewann S. von den Grafen von Sulz die Hochgerichtsbarkeit über den
oberen Klettgau, 1651/1723 von Österreich die Hochgerichtsbarkeit über einige
Vogteien im Hegau. 1798 wurde S. Teil der Helvetischen Republik, 1803/1815
Hauptstadt des neuen Kantons S. S. Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen
(Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K.,
Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen,
LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546;
Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen
1400-1550, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig (Bistum, Residenz). Um 948 wurde unter
Kaiser Otto dem Großen ein Bistum S. eingerichtet, das nach zwischenzeitlicher
Verwüstung vom Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen) gelöst und 1103 Lund
unterstellt wurde. 1268 verlegte der Bischof, dem der Erwerb eines eigenen
Herrschaftsgebiets nicht gelang, seinen Sitz nach Schwabstedt. Von 1541 an
waren die Bischöfe lutherisch. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zog der König von
Dänemark die Güter ein und hob 1624 das Bistum auf.
L.: Schubert, H./Feddersen, E., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, 1907ff.;
Boockmann, A., Geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit
im mittelalterlichen Bistum Schleswig, 1967; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 608, (1,) 2, 517.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schlitz genannt von Görtz (Herren,
Reichsfreiherren, Reichsritter, Reichsgrafen). Schlitz im Nordosten des
Vogelsberges erscheint anlässlich der Weihe der Kirche im Jahre 812. Nach
Schlitz nannten sich die 1116 erstmals bezeugten ministerialischen Herren von
S., die in Lehnsabhängigkeit von der Abtei Fulda um Schlitz eine Herrschaft
aufbauten. Seit 1218 führten sie den Namen S., seit 1408 in einer Linie S.
genannt von Görtz (Gerisrode?). Als Anhänger der Reformation (1563) lösten sie
sich vor allem seit dem Dreißigjährigen Krieg aus der Landesherrschaft Fuldas,
zu dessen Erbmarschällen sie 1490 erhoben worden waren. Nach 1612 setzten sie
die Aufnahme ihrer Herrschaft (mit Bernshausen, Nieder-Stoll (Niederstoll), Ützhausen,
Hutzdorf, Fraurombach, Queck, Rimbach, Sandlofs, Sassen, Wehnerts, Pfordt,
Hartershausen, Hemmen, Üllershausen, Schlitz, Hallenburg, Wegfurth, Berngerod,
Ober-Wegfurth (Oberwegfurth), Richthof, Unter-Schwarz (Unterschwarz),
Unter-Wegfurth (Unterwegfurth) und Willofs) in den Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken und damit die Befreiung von der Landstandschaft Fuldas durch. 1677
wurden sie Reichsfreiherren, 1726 Reichsgrafen. 1804 erreichten sie nach dem
Wegfall der Oberlehnsherrschaft Fuldas die Aufnahme in das wetterauische
Reichsgrafenkollegium des Reichstags. Bei der Mediatisierung fiel ihr Gebiet
(mit Schlitz, den Gerichten Hutzdorf, Pfordt,
Bernshausen und der Herrschaft Wegfurth) 1806 an Hessen-Darmstadt und damit
1945 an Hessen.
L.: (Wolff 514;) Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 382f.; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 161; Riedenauer 127(; 1100 Jahre Schlitzer Geschichte,
1912; Schlitz genannt von Görtz, E., Gräfin v., Schlitz und das Schlitzer Land,
1936) ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 357 „Schlitzerland“.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen
Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann
reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde. Später
erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des
13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben
der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen
verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften
Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft
der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben
diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von
Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als
Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere
Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und
Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen)
erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten
die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum
Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die ein
Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg,
Stein und Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit
den Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg),
zum obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit
der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S.
bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit
eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit
Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des fürstlichen
und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des Hauses Schönburg
bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der Geschichte der Stadt
Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg,
1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schussenried (Kloster, Reichsabtei) (seit 1966 Bad
Schussenried). In dem bereits jungsteinzeitlich besiedelten und um 700 erstmals
erwähnten Ort errichteten Konrad und Berengar von S. 1183 bei ihrer Burg ein Prämonstratenserkloster,
das 1183 die Bestätigung des Kaisers und 1215 des Papstes erhielt. König
Heinrich (VII.) nahm es 1227 in den Schutz des Reiches. Das 1376 reichsunmittelbar
gewordene Kloster, das im 14. und 15. Jahrhundert durch Kauf und Inkorporation
14 Pfarreien gewann, wurde 1440 Abtei. 1487 gewährte Kaiser Friedrich III.
Freiheit von fremden Gerichten, 1512 verlieh
Kaiser Maximilian I. den Blutbann im Niedergerichtsbezirk. Die Abtei erlangte
die Herrschaft über die Ortschaften S., Michelwinnaden, Otterswang,
Reichenbach, Stafflangen, Winterstettendorf und Allmannsweiler, insgesamt einem
Gebiet von 2,6 Quadratmeilen Größe mit rund 3400 Einwohnern. Sie hatte Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen
Reichskreis. 1803 wurde S. säkularisiert und kam durch §
24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 an die Grafen von
Sternberg (Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 IIa 36,11; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Erler, B., Das Heimatbuch von Schussenried, 1950; Kasper, A.,
Die Bau- und Kunstgeschichte des Prämonstratenserstifts Schussenried, Teil 1f.
1957/1960; Koupen, H., Die Anfänge des schwäbischen Prämonstratenserstifts
Schussenried, Analecta Praemonstratentsia 85 (2009) 31ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei
Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der
Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das
Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst
von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit
dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den
Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es
zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um
die Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen
Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen
Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger).
Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw.
Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer,
Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin)
innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes,
vor allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und
verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von
Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf (†
1290) verlieh, unter dessen Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch.
Immerhin vereinigte Rudolf von Habsburg die Reste des Reichsgutes in
Reichslandsvogteien. Von diesen verlor die nördlich der Donau gelegene
Reichslandvogtei Niederschwaben rasch an Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich
der Donau gelegene Reichslandvogtei Oberschwaben, gestützt auf ursprünglich
welfisch-staufische Rechte um Ravensburg und seit 1415 auf das Gebiet der sog.
Freien auf der Leutkircher Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde ihr die
Reichslandvogtei Niederschwaben zugeschlagen. Sitz der Landvogtei
(Reichslandvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben) war die Ravensburg, seit
1647 Altdorf (Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung der alten
Reichsrechte gelang freilich nicht. Lediglich um Altdorf (Weingarten) blieb ein
bescheidenes Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei wurde mehrfach verpfändet.
1541 kam sie als Reichspfandschaft endgültig an Österreich (Schwäbisch-Österreich).
Ihre Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch bestanden Geleitsrechte,
Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte
auch gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum österreichischen
Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der Freien auf der
Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II
34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F.,
Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die
Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem
Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder,
A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb.
Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG
54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in)
Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte Württembergs
vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Tüchle, H.,
Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches Ortsnamenbuch von
Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil Schwaben; Zorn, W.,
Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953); Historischer Atlas
von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner, E./Müller, M., Die
Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52, 94, III,
27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi, Suevia,
Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller, K./Weller, A., Württembergische
Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A. 1975; Maurer, H., Der Herzog von
Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R., Schwaben von 1268 bis 1803, 1979;
Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980;
Fried, P./Lengle, P., Schwaben von den Anfängen bis 1268, 1988; Früh- und
hochmittelalterlicher Adel in Schwaben und Bayern, hg. v. Eberl, I., 1988;
Graf, K., Das Land Schwaben im späten Mittelalter, (in) Regionale Identität und
soziale Gruppen im deutschen Mittelalter, 1992, 127; Baum, W., Die Habsburger
in den Vorlanden, 1993; Zotz, T., Schwaben, LexMA 7 1995, 1598ff.; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1997; Geschichte
Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001;
Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region
während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a.,
2005; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den
modernen Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwäbisch Hall (Reichsstadt). Das Gebiet von S. am
Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits die Kelten beuteten
die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals erwähnt (Halle). Von den
Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert (um 1116) erbweise an
die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht verlieh. Schon zu
ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten Münzprägestätten des Reiches (Heller
um 1200 erstmals bezeugt). 1276 wurde die Stadt mit der Befreiung von auswärtigen
Gerichten Reichsstadt. 1280 setzte sie ihre
Selbständigkeit gegenüber den Schenken von Limpurg (Schüpf) durch. 1382 erwarb
sie das Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende Münze erlangte als Heller
erhebliche Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein den seit 1191 aufkommenden
Namen S. Im 14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein verhältnismäßig großes, im
15. Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes Herrschaftsgebiet (Kirchberg,
Ilshofen, Teile von Künzelsau, Honhardt, Vellberg, 1541 Burg Limpurg. Seit dem
15. Jahrhundert rechnete sich S. zu dem schwäbischen Reichskreis (bzw.
Schwaben). Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation ein. Um 1800 zählte es
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803 kam S. mit 6
Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometer Gebiet und 21000 Einwohnern an Württemberg,
das 1804 die Salzquellen verstaatlichte und 1812/1827 die Rechte der
Siederfamilien gegen Rente abkaufte. In Württemberg wurde die Stadt Sitz eines
Oberamts. 1934 wurde der Name S. amtlich eingeführt. 1951/1952 kam die Stadt
mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III
38 (1789) C4; Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische
Geschichte, 1896; Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der
Treppe, 1955; Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall
von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch
Hall, Bd. 1 (1156-1399), bearb. v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch
Hall, hg. v. Biser, R., 1968, 2. A. 1976; Wunder, G., Probleme der Haller
Geschichte, 1974; Wunder, G., Die Bürger von Hall, 1980; Studien zur Geschichte
der Stadt Schwäbisch Hall, hg. v. hist. Verein für Württembergisch Franken,
1980; Döring, W., Die Mediatisierung der ehemaligen Reichsstadt Hall durch Württemberg
1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit
und Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert,
2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v. Akermann, M. u. a., 1987; Dürr,
R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S., Schwäbisch Hall, LexMA 7 1995, 1605;
Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Iländer, B., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Hall vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum
Ende der Reichsstadtzeit (1648-1806), Diss. jur. Tübingen 2000.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg
und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich seitdem nach
dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429
wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger
Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme
auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die
Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach) zu
Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine Reichsstandschaft bei.
1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch die Gegenreformation
wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in zahlreiche Linien (u.
a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb von Gütern in Franken
(1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als Erbschaft der von
Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der Obersteiermark (1617 durch
Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in Westfalen (1550 Gimborn, 1621
Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare, 1782 an Wallmoden verkaufte
Herrschaft, Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz
(1687), der Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis,
jedoch nicht im Reichsfürstenrat, 1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende
des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften
Illereichen (1788) und Kellmünz (1789) am Mittellauf der Iller sowie der
Hoheitsrechte in der Landgrafschaft Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im
Breisgau stieg sie zu den führenden Familien des Reiches auf. 1654 erreichte
das Haus für seine fränkischen Güter die Exemtion von allen Landgerichten. Am
Ende des 18. Jahrhunderts zählte der Fürst von S. wegen der Herrschaft
Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft S. zu den fränkischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Mit Burggrub,
Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach mit Zeisenbronn war er
im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes 16. Jahrhundert, ab 1785)
immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16. Jahrhundert, frühes 19.
Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und Gnötzheim im Kanton Odenwald (spätes
17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert). Die oberschwäbischen Güter, insgesamt
10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an Baden (1812 Verkauf an Baden), die fränkischen
Güter an Bayern. Als Rest der früheren Herrschaft blieben in Scheinfeld,
Seehaus und Marktbreit bis 1848 standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns bestehen. Die Güter
in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000 Einwohner umfassten,
wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und gingen 1945 an die
Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schweinfurt (Reichsstadt). Eine an einer Mainfurt
vermutlich im 7. Jahrhundert entstandene Siedlung erscheint 791 als Suinvurde.
Im 10./11. Jahrhundert tritt eine Burg S. auf, nach der sich wohl mit den älteren
Babenbergern verwandte, reich begüterte (Ammerthal, Creußen, Kronach)
Markgrafen von S. benannten, die 1057 ausstarben und ihre Güter vor allem
(1100) dem Erzstift Magdeburg und (1112) dem Hochstift Eichstätt (sowie etwa
den 1108 und 1149 nachweisbaren Herren von Wonsees) hinterließen. Die danach
auf Reichsboden entstandene Siedlung unterhalb der Burg war am Anfang des 13.
Jahrhunderts Stadt und wurde spätestens 1254 Reichsstadt. Nach einer Zerstörung
wurde sie 1259 neu erbaut und von den Grafen von Henneberg und dem Hochstift Würzburg
in Besitz genommen. Allerdings konnte sie sich allmählich dem Zugriff des
Hochstifts Würzburg und auch der Hochstiftsvögte (Grafen von Henneberg)
entziehen. 1282 befreite König Rudolf von Habsburg sie von fremder Gerichtsbarkeit. 1361 und 1386 löste sie sich aus der
1354 nach mehreren früheren Verpfändungen erfolgten Verpfändung an Würzburg.
1362 erhielt sie das Recht der freien Ammannwahl (Reichsvogtswahl), 1443 den
Blutbann. 1542 schloss sie sich der Reformation an. 1554 wurde die Stadt, die
Sitz und Stimme im fränkischen Reichskreis hatte und im schwäbischen Reichsstädtekollegium
des Reichstags vertreten war, völlig zerstört. 1802/1803 kam sie mit 2
Quadratmeilen Gebiet und 6000 Einwohnern an Bayern, von 1810 bis 1814 zum Großherzogtum
Würzburg, 1814 wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 19; Wallner 693 FränkRK 23; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Schroeder 245ff.; Stein, F., Monumenta Suinfurtensia, 1875; Dirian, H., Das
Schweinfurter Stadtregiment während der Reichsstadtzeit, 1954; 700 Jahre Stadt
Schweinfurt 1254-1954, 1954; Holzner, L., Schweinfurt am Main, 1964; Fuchs, A.,
Schweinfurt. Die Entwicklung einer fränkischen villula zur Reichsstadt
Schweinfurt, 1972; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R., 1987; Bundschuh,
J., Beschreibung der Reichsstadt Schweinfurt, 1989; Schweinfurt im 19. Jahrhundert,
1991; Fahlbusch, F., Schweinfurt, LexMA 7 1995, 1640; Vor 1000 Jahren. Die
Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain, hg. v. Schneider, E. u. a.,
2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des Investiturstreites
Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge
der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr
Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte
König Heinrich (VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg,
die über die Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen
erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige
Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches
Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht
durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach
dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben
gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und
Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis
gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche Einmischung
zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit
auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner wurde ein einem
Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die
Herzöge von Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz
auf Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am
15. 11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri
und Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer
(Switenses, Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging,
daraufhin ihren Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte.
Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund
an, 1351 die freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218
Reichsstadt gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten
Orte, Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach
und Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft
Sankt Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten
Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol
der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit
die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff.
1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der Einführung
des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich binden wollten,
ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen sie Basel und
Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen.
1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das
Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende
Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell gespalten,
wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13
Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt Sankt Gallen, Biel,
Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis, Graubünden)
aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der
Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen
Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine aristokratische
Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden
Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der
revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik.
Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel,
Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen
Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen Gebiete mit
Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und
Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die dauernde
Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt. Die
Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat. Die Verfassung
vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der
Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen.
Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr
(Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres, e 1974; Im Hof, U.,
Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H. C.,
Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun, R.,
Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H.,
Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung
Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Soden, (Reichsdorf) (seit 1947 Bad Soden am
Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt)
den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets der später zur Vogtei
Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain (Schneidenhain)
und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1191 wird S. am Taunus
erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die freien Bauern von S. und Sulzbach
unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur
Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain und Schneidhain (Schneidenhain)
gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte des Klosters Limburg für die Güter
der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von Eppstein, später der Grafen von
Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und Sulzbach auf Grund eines Frankfurter
Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts, das zeitweilig auch
den Limburger Fronhof erwarb. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz
(Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt den Fronhof an die Pfalz herausgeben und in
eine Teilung der hohen Obrigkeit in den Dörfern einwilligen. 1613 gelang es S.
und Sulzbach, sich durch Rückzahlung von 800 Gulden rechtlich von der
Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei Sulzbach an
das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über
die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach
und S. an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit der Gerichte und Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753;
Straub, V., Aktenmäßige Deduktion und rechtsgründliche Widerlegung auf das
Impressum: Die Reichfreiheit deren Gerichten und
Gemeinden in Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E., Geschichte und
Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Solms (Herren, Grafen). 1129 wird anlässlich
der Stiftung des Klosters Schiffenberg durch die Gräfin von Gleiberg das
edelfreie, im Lahngau beiderseits der mittleren Lahn begüterte Geschlecht der
Herren von S. (Sulmese) mit Sitz in Solms-Oberdorf, dann in Burgsolms (1160)
westlich Wetzlars erstmals erwähnt. Es erlangte vermutlich über die Herren von
Merenberg, Grafen von Gleiberg und Grafen von Luxemburg Güter der Konradiner.
Seit 1226 erscheinen Grafen von S., die Güter an der Lahn und in Oberhessen
hatten, sich aber nur in schweren Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von
Hessen behaupten konnten. Um 1250/1260 spalteten sich die Grafen in die Linien
Solms-Burgsolms (bis 1415), Solms-Königsberg (bzw. Hohensolms, bis 1363, Güter
an Hessen) und das verbleibende Solms-Braunfels. 1417/1418/1420 erlangten die
Grafen das von den Herren von Hagen bzw. Arnsburg bzw. Münzenberg gekommene
Erbe der Herren von Falkenstein (zwei Drittel, ein Drittel an Eppstein) in der
Wetterau (Münzenberg, Lich, Wölfersheim, Södel, Hungen, Laubach, Butzbach),
konnten es aber nicht mit den Stammgütern vereinigen. Von Solms-Braunfels
leiteten sich 1420/1436 die beiden Hauptlinien Solms-Braunfels und Solms-Lich
ab, von denen Solms-Lich seit 1461 bedeutender wurde. Solms-Braunfels zerfiel
1602 in Solms-Braunfels, Solms-Greifenstein (mit Wölfersheim) und Solms-Hungen.
Davon erloschen Solms-Braunfels, das 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal gewann,
1693 (an Solms-Greifenstein) und Solms-Hungen 1678 (an Solms-Greifenstein und
Solms-Braunfels). Solms-Greifenstein nannte sich Solms-Braunfels und wurde 1742
Reichsfürstentum. Seine Ämter Greifenstein und Braunfels kamen 1806 an Nassau,
1815 an Preußen und 1945 an Hessen, seine Ämter Hungen, Gambach und Wölfersheim,
Anteile an Grüningen, Münzenberg und Trais-Münzenberg fielen 1806 an
Hessen-Darmstadt. Solms-Lich teilte sich in Solms-Lich und Solms-Laubach.
Hiervon spaltete sich Solms-Lich, das 1461 durch Heirat Güter Kronbergs aus der
Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim, Niederursel) erbte sowie 1479
Nieder-Weisel (Niederweisel) erlangte, 1494 die kaiserliche Befreiung von
fremder Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und
seit 1537 Herrschaften im obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnewalde in der
Niederlausitz, 1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg
südöstlich von Berlin sowie 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich von Zwickau)
gewann, 1628 aber Königsberg verlor, in das 1718 erloschene Solms-Lich und in
Solms-Hohensolms, das sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms (Solms-Lich und
Hohensolms) nannte. Seit 1792 war es Reichsfürstentum (Solms-Hohensolms-Lich).
Seine Ämter Lich und Nieder-Weisel (Niederweisel) kamen 1806 an
Hessen-Darmstadt, sein Amt Hohensolms 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945
an Hessen. Solms-Laubach teilte sich 1561 in Solms-Sonnewalde (bis 1615) und
Solms-Laubach. Dieses zerfiel 1607 in Solms-Rödelheim mit Assenheim (bis 1640),
Solms-Laubach (bis 1676), Solms-Sonnewalde (mit Sonnewalde, Groß Leipe (Großleipa)
und Schköna) und Solms-Baruth. Solms-Baruth spaltete sich in Solms-Baruth,
Solms-Rödelheim und Solms-Laubach. Solms-Rödelheim zerfiel in Solms-Rödelheim
(bis 1722) und Solms-Assenheim, dessen Ämter Rödelheim und Nieder-Wöllstadt
(Niederwöllstadt) mit einem Anteil an Assenheim 1806 an Hessen-Darmstadt kamen.
Solms-Laubach fiel mit Laubach, Utphe und Anteilen an Münzenberg und Trais-Münzenberg
1806 an Hessen-Darmstadt und durch Solms-Wildenfels (Solms-Sachsenfeld,
Solms-Baruth, Solms-Wildenfels) mit Engelthal (Engeltal) und der Abtei Arnsburg
1806 ebenfalls an Hessen-Darmstadt. Am 4. 4. 1571 war als Gesetz für alle
solmischen Lande die Gerichtsordnung und
Landordnung der Grafschaft S. und Herrschaften Münzenberg, Wildenfels und
Sonnewalde erlassen worden. Durch § 16
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hatten die Fürsten und
Grafen zu S., die im frühen 18. Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken gewesen waren, für die Herrschaften Rohrbach,
Scharfenstein und Hirschfeld sowie für ihre Ansprüche auf die Abtei Arnsburg
und das Amt Cleeberg/Kleeberg die Abteien Arnsburg und Altenberg (Altenburg)
erhalten.
L.: Deren Graveschafften Solms unnd Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung, 1571; Wolff 273; Zeumer 552ff. II b
60, 4-8; Wallner 696f. OberrheinRK 19, 30, 37, 38; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Riedenauer 129; Neumaier
47, 99; Solms-Laubach, R. Graf zu, Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses
Solms, 1865; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980, 505;
Rupp, J., Kleine Geschichte des Solmser Landes, 1985; Battenberg, F., Solmser
Urkunden, Bd. 5 1986; Schwind, F., Solms, LexMA 7 1995, 2036; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 376. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie der Grafen von S. Sie erlangte
1471 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit
und 1495 das Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein. 1571 schuf sie
das Solmser Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige (Solms-Braunfels)
Braunfels, (Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit Wölfersheim) und
(Solms-Hungen) Hungen auf. S. erlosch 1693 und fiel an Solms-Greifenstein.
Dieses nannte sich S. und wurde 1742 ohne Virilstimme in den Reichsfürstenstand
erhoben. Das Fürstentum S. fiel 1806 mit etwa 7 Quadratmeilen (das Amt
Braunfels mit den Städten Braunfels und Leun, das Amt Greifenstein mit der
gleichnamigen Stadt und einem Anteil an der ehemaligen Herrschaft Münzenberg,
Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt Gambach, Gemeinschaft Münzenberg
[10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des Dorfes Trais-Münzenberg])
teilweise an Nassau und teilweise an Hessen-Darmstadt. 1815 kam Braunfels an
Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das fürstliche
Haus Solms-Braunfels, 2002; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 385. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Solms-Lich (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436 die Linie der Grafen von S.(, die sich
später S. und Hohensolms nannte). Sie erbte 1461 durch Heirat Kronberger Güter
aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim, Niederursel), erlangte
1479 Nieder-Weisel, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit 1537
Herrschaften im obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnenwalde in der
Niederlausitz, 1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in
Brandenburg südöstlich Berlins, 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich
Zwickaus). 1628 verlor sie das Amt Königsberg. 1562/1563 führte sie die
Reformation ein. Sie spaltete sich in die Linie S. (1718 erloschen) und in die
Linie Solms-Hohensolms, die sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792
wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben und gehörte zu den wetterauischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 fiel das
Fürstentum an Hessen-Darmstadt. S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms
(Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 389. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In
der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein
gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v.
Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde
vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der
(nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt
ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner Auflösung
1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann zum fränkischen
Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der Hauptwasserscheide im Pfälzerwald
bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz und Oos bis zur Isenach und zum
Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg im Elsass, das 1546 erworben
wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die Bischöfe reiches Königsgut im
Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere Gaben
Herzog Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des Großen im 10. Jahrhundert kamen.
1030 wurde der Neubau des Domes begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann der
Bischof das ansehnliche Gebiet um Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die
Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich
allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis
zum Ende des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in
das 784 erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der
Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des späteren
Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um Bruchsal,
Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war
Udenheim, das zur Festung Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig Residenz
des Bischofs. Danach siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen Brombach,
Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) war der
Bischof um 1790 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen
Oberöwisheim das Domkapitel im Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben).
Die linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000
Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert
(1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen
Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden. Von den ritterschaftlichen Gütern
fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg, die übrigen
Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein neues, die
Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des Erzbistums
Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft
im rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18.
Jahrhundert, ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Bistums Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933;
Stamer, L., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; Handbuch des Bistums Speyer, 1961; Bohlender, R., Dom und Bistum
Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands.
Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen
Teil des Hochstifts Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab,
M., Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas,
Textband, 20. H. (1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the
Bishopric of Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987;
Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540),
1987; Fouquet, G., Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137
(1989); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den
ottonischen und salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995,
2095f.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab,
M., 1995, 481; Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche
Herrschaft im Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung
in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende
des 11. Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 492, 2, 572. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stade (Grafschaft). Die zuerst 929 bezeugten
Udonen (Luder, Liuthar) hatten umfangreiche Güter zwischen Niederelbe und
Niederweser. 1017 wurde an Stelle von Harsefeld, das 1007/1010 zum Kloster
umgewandelt wurde, S. (Stethu) Hauptsitz dieses mit Widukinden, Immedingern,
Liudolfingern und Billungern sowie Saliern und Welfen verwandten nordsächsischen,
sich seit 1063/1064 nach S. benennenden Geschlechts. 1063 musste es die
Lehnsherrschaft des Erzstifts Bremen über die Grafschaft S. anerkennen. Durch
Heirat Graf Udos III. mit Irmgard von Plötzkau gewann es umfangreiche Güter
hinzu. 1128 verlor es die 1056 zur Verwaltung in königlichem Auftrag erhaltene
Nordmark. Beim Erlöschen der Grafen 1144 gab der Bruder des letzten Grafen, der
1148 bis 1168 Erzbischof von Bremen war, die Eigengüter um Alsleben-Halle und
um Magdeburg an das Erzstift Magdeburg, die Eigengüter um S. an das Erzstift Bremen,
das sie aber erst 1236 nach langem Streit mit den Welfen, die sie 1145 an sich
gezogen hatten, zu erlangen vermochte. Über Hannover und Preußen (1866) kam S.
1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Hucke, R., Die Grafen von Stade, 1956; Wohltmann, H., Die
Geschichte der Stadt Stade an der Niederelbe, 1956; Bohmbach, J., Urkundenbuch
der Stadt Stade, 1981; Pischke, G., Herrschaftsbereiche der Billunger, der
Grafen von Stade, der Grafen von Northeim und Lothars von Süpplingenburg, 1984;
Geschichte der Stadt Stade, hg. v. Bohmbach, J., 1994; Petke, W., Stade, LexMA
7 1995, 2167f.; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit
in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Winzer, H., Studien zu den
Beziehungen zwischen den Grafen von Katlenburg und den Grafen von Stade im
Mittelalter, 2011. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stadtlengsfeld (reichsritterschaftlicher Ort,
reichsfreies Gericht) s. Lengsfeld (1896
Umbenennung)
L.: Wolff 513. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Steinfurt (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1129
erwähnten Burg S. (Stenvorde, Burgsteinfurt) an der Aa im Norden der Münsterschen
Bucht nannten sich Edelherren von S., die eine aus Grundrechten, Vogteirechten
und Gerichtsrechten bestehende Herrschaft
aufbauten (Kirchspiel Steinfurt, Vogtei über Borghorst ab 1270, Freigrafschaft
Laer, Amt Rüschau ab 1279, Gronau 1365). 1357 wurde Laer an das Reich
aufgetragen. Nach dem Aussterben der Herren fiel die Herrschaft S. über die
Erbtochter 1421 an Everwin von Götterswick, der im gleichen Jahr die Grafschaft
Bentheim erbte, und damit an die Grafen von Bentheim. 1454 wurden Bentheim und
S. in zwei Linien verselbständigt. 1495 wurde S. zum Schutz vor dem Hochstift Münster
dem Reich als Lehen aufgetragen und zur Reichsgrafschaft erhoben. Sie zählte,
vermindert um das im 16. Jahrhundert an das Hochstift Münster gelangte Amt Rüschau,
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1716 wurde sie nach einem 1547 eingeleiteten Prozess auf
Stadt und Kirchspiel Burgsteinfurt beschränkt. 1804 wurde Bentheim durch die
Linie S. (Bentheim-Steinfurt) wieder mit ihr vereinigt. 1806 kam sie mit 1,5
Quadratmeilen Gebiet zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an Preußen.
1946 gelangte Burgsteinfurt an Nordrhein-Westfalen. S. Bentheim-Steinfurt.
L.: Wolff 312, 351f.; Wallner 704 WestfälRK 41; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182;
Castelle, F., Unse stat to Stenvorde, 1947; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1981, 171; Steinfurt. Bibliographie, hg. v. Pries, H., 1989;
Hemann, F., Steinfurt, LexMA 8 1996, 99. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Straubing (Burg, Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz
des Herzogs von Bayern). Auf älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im
früheren keltorömischen Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der
Bayern errichtet, die über den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken
fiel. 1029 kam der Königshof von Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift
Augsburg. Dessenungeachtet erhob der Herzog von Bayern 1218 den Ort zur Stadt.
1353 wurde diese Sitz des Herzogtums Straubing-Holland (bis 1425/1429, tatsächlicher
Sitz in S. nur von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397). Danach kam S. an
Bayern-München, in dem Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren Herzog Albrecht
heimlich angetraute Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer ertränken ließ.
1535 löste S. die letzten grundherrschaftlichen Rechte Augsburgs ab. S.
Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.;
Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das römische
Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und alte Gesicht
einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968; Straubing.
Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W., 1974; Störmer,
W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die Gerichtsverfassung
und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
566. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T. südwestlich
Osnabrücks im westlichen Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich von den
Grafen von Zutphen erbaut. 1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet
stammende, aus der Familie der die Grafen von Zutphen beerbenden Grafen von
Saarbrücken kommende Graf Ekbert bzw. Egbert, 1184 der Name T. bezeugt. 1184
wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft und als Lehen zurückgenommen.
Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift Münster und 1236 die seit etwa 1180
gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück aufgegeben werden mussten,
gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft zwischen Hunte und Ems (1189
Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster
verkauft. 1263 starben die ekbertinischen Grafen von T. aus. Ihre Güter fielen über
eine Erbtochter (Heilwig) an die jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich
seit dem Erwerb der Obergrafschaft Bentheim 1154/1165 Grafen von Bentheim
nannte und vor 1309 das Recht ihrer Dienstmannen besonders aufzeichnete.
1327/1328 kam T. an die landfremden verwandten Grafen von Schwerin, die
(zwischen 1343 und) 1358 Schwerin an Mecklenburg verkauften und den Namen T.
fortführten. Um 1375 umfasste das Herrschaftsgebiet neben der an der oberen Ems
gesondert liegenden, 1365 erworbenen Grafschaft Rheda südwestlich Bielefelds
einen breiten Streifen auf dem rechten Emsufer zwischen Münster und Lingen und
Gebiete des südlichen Oldenburg mit Cloppenburg, Friesoythe einschließlich des
Saterlandes und des Hümmlings. 1385 wurde Iburg gewonnen. Um 1400 verlor T. in
Auseinandersetzungen mit den Hochstiften Münster und Osnabrück und dem Erzstift
Köln mit Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei Rheine etwa die Hälfte
seines Gebiets an Münster und wurde auf zwei nur durch einen schmalen
Landstreifen verbundene Teile um Lingen und um T. beschränkt. 1493 wurde in T.
(mit Rheda) und Lingen geteilt. 1548 wurde wegen der Zugehörigkeit des letzten
Grafen der Schweriner Linie zum Schmalkaldischen Bund Lingen entzogen und an
Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern gegeben (1632/1633 an Oranien, 1702 an
Brandenburg). 1557 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
T. (mit Rheda) über eine Erbtochter wieder an Bentheim. Dieses wurde 1606/1610
in die Linien Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und Limburg (Hohenlimburg) und
Bentheim und Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur Wiederaufnahme von bereits 1576
vor dem Reichskammergericht begonnenen Erbstreitigkeiten mit den Grafen von
Solms-Braunfels, die durch Urteil den größten Teil der Grafschaft T. erhielten.
1707/1729 fiel das zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende T.
(Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der Grafen von Solms-Braunfels und der
Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die Herrschaft Rheda verblieb, an Preußen.
1807/1808 kam T., das mit der Reichsgrafschaft Lingen ein Gebiet von 14
Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern umfasste (die Städte T., Lengerich und
Kappeln (Westerkappeln) und die Kirchspiele Lengerich, Kappeln (Westerkappeln),
Lienen [Linen], Ladbergen, Wersen, Lotte, Leeden, Ledde und Schale), zum Großherzogtum
Berg, 1810-1813 zu Frankreich. Danach fiel es mit der Obergrafschaft Lingen an
Preußen (Provinz Westfalen) zurück und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. Die
Niedergrafschaft Lingen gelangte über Hannover 1866 an Preußen (Provinz
Hannover) und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K.,
Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg,
1788; Reismann-Grone, T., Geschichte der Grafschaft Tecklenburg bis zum
Untergang der Egbertiner 1263, 1894; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der
Grafen von Tecklenburg, Diss. jur. Münster 1907; Gertzen, B., Die alte
Grafschaft Tecklenburg 1400, 1939 (Diss. phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre
Landkreis Tecklenburg, 1957; Hillebrand, W., Besitz- und Standesverhältnisse
des Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A., Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle
des Zeitalters der Industrialisierung, 1970; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln Westfalen 1180-1980, 1980;
Mersiowsky, M., Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850 Jahre Ibbenbüren, 1996;
Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 198 (mit genealogischer Übersicht).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009, Bd. 2 (1140-1200), 2012; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet
der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von
Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt nördlich
der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der zweiten Hälfte
des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius). 475 wurde sie
von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz umwandelten. 843 kam
sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T.
vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6.
Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun)
erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von Normannen verwüstete
Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er einen Bannforst in der
Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die
Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des
Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof
in die Gruppe der Kurfürsten aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14.
Jahrhunderts gelang es, eine Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren
Mosel um Trier und dem mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die
Reichspfandschaften Boppard und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der
Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und
1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798
bestehende Universität in T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt
umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Hochstift 151
Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter
an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an
Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an das Großherzogtum Berg.
Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter
kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum
Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit
und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im
Merowingerreich, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964;
Pauly, F., Aus der Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen
Zeit bis zum 12. Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein
und das Reich 1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des
Territorialstaates der Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für Vermessungswesen.
Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im
Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das Erzbistum Trier während
des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier
in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und
Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988;
Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik der
Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D.,
Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8
1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421,
1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P.,
Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008; Regesten der Bischöfe und Erzbischöfe
von Trier, hg. v. Anton, H., 2015ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz des
Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an
der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am
Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau
und um Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle
der Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie
die Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung in eine pfalzgräfliche
Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu ihren weiteren Gütern
zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen sowie der alte Reichsforst
Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis 1277) und außerdem auf Grund
weiblicher Erbfolge Gießen, das 1265 an die Landgrafen von Hessen verkauft
wurde. Mit weiteren Teilungen nach 1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294],
Herrenberg bis um 1391 bzw. 1667, Asperg bis nach 1357, Böblingen bis 1377)
kamen diese Güter an das Kloster Bebenhausen und vor allem an die Grafen von Württemberg
(Asperg 1308, Beilstein 1340). 1342 fiel T. durch Kauf für 20000 Pfund Heller
an Württemberg, das 1477 die Eberhard-Karls-Universität in T. gründete. 1381
wurde die letzte der alten Herrschaften (Herrenberg) veräußert. 1634 starb die
letzte Linie auf der in der Mitte des 14. Jahrhunderts erheirateten Burg
Lichteneck im Breisgau aus. Von 1945 bis 1952 war T. Hauptstadt des Landes Württemberg-Hohenzollern,
mit dem es 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts Tübingen,
1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J., Die Anfänge
der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen. Burg und
Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der
Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und Rat in Tübingen,
1960; Huber, R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968; Jänichen, H.,
Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und
12. Jahrhundert, 1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff. 1967ff.; Sydow, J.,
Geschichte der Stadt Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.; Festschrift 500 Jahre
Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1477-1977, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a.,
Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J., Bilder zur Geschichte der Stadt Tübingen, 1980;
Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im
Breisgau, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Tübingen 1995; Eberl, I., Tübingen,
LexMA 8 1996, 1075ff.; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v.
Schieck, S. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 592. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Verden (Hochstift, Fürstentum, Herzogtum,
Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi (Furt) erwähnt.
Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem Großen dort ein
Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit 849 nachweisbare
Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und Münzrecht für V.,
das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12. Jahrhundert erkennbare Diözese
reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12. und 13. Jahrhundert entstandene
weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Rotenburg
residierenden Bischöfe war sehr klein und umfasste an geschlossenem Gut nur V.,
einige Dörfer der Umgebung (1283/1288 Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede,
Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg
an der Wümme. 1566 wurde das Bistum reformiert. Das Hochstift, das seit 1512
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter lutherische
Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens
(1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes
Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von Dänemark
an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit 24
Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von Frankreich,
das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und damit 1866 an
Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer
Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr, D., Bistum und
Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2
1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern
Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627, 1, 2, 607. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die seit
1100 erscheinenden Herren von Tanne nannten sich seit 1170 nach ihrer Burg
Waldburg östlich von Ravensburg. Um 1200 erwarben sie Wolfegg, um 1240 Waldsee.
1429 erhielt die jakobische Linie Wolfegg, die eberhardische Linie, die 1511
erlosch, Waldsee. Wolfegg kam später an die georgische Linie, die sich 1595 in
die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil) teilte.
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) zerfiel 1672 in das 1798 erloschene
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und in W. 1790 hatte W. die Herrschaft bzw. Grafschaft
Waldsee, die Herrschaften Winterstetten, Schwarzach, Eberhardzell und
Schweinhausen und das Gericht Reute. 1798
beerbte sie Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. 1803 wurde W. in den Reichsfürstenstand
erhoben, 1806 aber mediatisiert.
L.: Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee, 1978.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor
1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit Anfang des 11.
Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie
wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von den Herren von
Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn gewonnen worden
waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180 nannten sich die
Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw. 1228/1229 das Gebiet
an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft Schwalenberg
(Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften Köln und Mainz
sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht
Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415
Gogericht Flechtdorf von den Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als
reichsunmittelbar anerkannt. 1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien
Landau (südöstlich Arolsens) und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens
(später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach
wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607
zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag
die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich
schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die
Herrschaften Cuylenburg (Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648
die Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde
(1719 Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie
Eisenberg unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in
Arolsen). Das Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum
oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum Rheinbund
erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen Bruder des
Fürsten geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im
Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die jedoch infolge
des Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen
Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum
umfasste die 13 Städte Korbach, Niederwildungen, Mengeringhausen,
Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau, Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg,
Altwildungen und Arolsen und die Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen
und Lichtenfels. 1847 wurde durch Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig
Hessen-Kassels Lehnshoheit aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen,
auf das es in einem Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung
des Landes (z. B. der Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und
Korbach sowie dem zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug,
so dass neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen,
das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen
des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den
letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W.
Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919.
1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926
seitens Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf
Grund einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und
rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U., Ältere
Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard, K., Die
Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weimar (Grafen, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W. an der Ilm ist
erstmals (899 Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach ihr benannten
Grafen im Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau erschienen,
1043 die Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das Osterland erhielten
und auch die Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie starben 1112 in männlicher
Linie aus. Ihnen folgten über die Erbtochter Adelheid die askanischen Grafen
von Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen durch Heirat um Güter der Grafen
von Andechs erweiterten Güter teilten (osterländische Linie um Orlamünde, thüringische
Linie um Weimar, Rudolstadt und Kulmbach) und ihrerseits 1373 ausstarben. Damit
kam W. (1346) an das Haus Wettin und wurde 1382 Sitz einer Linie. Seit 1485 gehörte
es zur ernestinischen Linie und wurde 1552 wieder Residenz. Das Fürstentum
bestand aus Stadt und Amt W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf),
Berka an der Ilm, Rossla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf (Häußdorf),
Dornburg, Bürgel und Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt,
Neumark, Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten
Buttelstedt, Bösleben (Bößleben), Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen
(Groitschen), Wormstedt, Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt),
Guthmannshausen, Stedten, Wallichen (Walichen), Tromlitz und Mechelroda
(Michelroda). Um 1775 zählte die Stadt W. etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu
Thüringen. S. Orlamünde, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt
Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4.
A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in) Thüringen
im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
615; Freyer, S., Der We3imarer Hof um 1800, 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In der
ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen
ein Frauenkloster neben dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem
Brand von 1053 wurde die Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster
auf den Martinsberg verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche
aus dem oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und
Kloster an die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich
begabte Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter
König Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die
den Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit Österreich,
das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine
Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem größten Teil seines
Gebiets unter der Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen
Reichskreis hatte und dem die freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die
Herrschaften Brochenzell und Liebenau, die Gerichte
Ausnang (Auswang) und Waldhausen (Unterwaldhausen), die Ämter Hagnau,
Hasenweiler, Esenhausen, Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute, Aichach, Bergatreute,
Schlier, Bodnegg, Karsee, die Zehntämter jenseits und diesseits der Schussen
und das Priorat Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und Höfen in verschiedenen Ämtern,
insgesamt 6 Quadratmeilen bzw. 320 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000
Einwohnern und 120000 Gulden Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg
säkularisiert und fiel 1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an Württemberg.
1865 wurde der Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über Württemberg
gelangte W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien
des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810,
1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und
Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters
Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration,
Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei
Weingarten von 1567 bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus
Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974;
Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U.,
Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten
(12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau und
Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weißenau(, Weissenau) (Reichsabtei). Die seit 990
bestehende Einsiedelei W. wurde 1145 unter Mitwirkung des welfischen
Ministerialen Gebizo von Bigenburg (Bisenberg) zu einer Prämonstratenserpropstei
und 1257 zur Abtei erhoben. 1164 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa das
Kloster unter seinen Schutz und legte damit den Grund für die
Reichsunmittelbarkeit. Die hohe Gerichtsbarkeit übte
die Landvogtei Schwaben Österreichs aus. 1760 erwarb die dem schwäbischen Prälatenkollegium
des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis angehörige Reichsabtei die hohe
Obrigkeit über das Klöster und drei Dörfer. 1802/1803 kam W. durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet an die Grafen von Sternberg
(Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg. 1835 wurde es von Württemberg
durch Kauf erworben. 1951/1952 fiel es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 II a 36, 10; Wallner 689 SchwäbRK 85; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
1802-1810, 1902; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft.
Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982; Riechert, U.,
Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten
(12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau und
Baindt, 1986. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Werden (Reichsabtei, Residenz des Reichsabts).
Um (791 bzw.) 800 gründete der heilige Liudger in Nachfolge des angelsächsischen
Missionars Suitbert (um 700) in W. (loco Werithina) an der Ruhr auf Eigengut
eine Kirche. Wenig später entstand hier ein bedeutendes Benediktinerkloster,
das in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts (877) durch Übertragung an das
Reich überging (877 Immunität). 931 gewann es das Recht der freien Abtwahl, 974
Marktrecht und Münzrecht. 1198 wurde der Abt Fürst (princeps) genannt. Die
Abtei bildete auf der Grundlage reicher Güter und Nutzungen am Rhein, in
Sachsen und Friesland (aufgezeichnet in den Werdener Urbaren), deren Vögte im
11. Jahrhundert die Grafen von Berg, seit 1334 die Grafen von der Mark, seit
1401 die Herzöge von Kleve-Mark und seit 1648 die Markgrafen von Brandenburg
waren, allmählich ein kleines Herrschaftsgebiet um W. aus. Vom 16. Jahrhundert
an gehörte sie zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1803 wurde sie
mit 2,5 Quadratmeilen Gebiet säkularisiert und kam an Preußen, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334; Zeumer 552 II a 37, 5; Wallner 794 WestfälRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Kötzschke,
R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft Werden, 1900; Die
Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R./Körholz, F., Bd. 1ff. 1902ff.; Körholz,
F., Abriss der Geschichte des Stifts Werden, 1925; Elbern, V., St. Liudger und
die Abtei Werden, 1962; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und
Werden während der Übergangszeit von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung
der großherzoglich-bergischen Justiz und Verwaltung, 1971; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 177; Stüwer, W., Die Reichsabtei Werden
an der Ruhr, 1980; Seibert, H., Werden, LexMA 8 1996, 2196f.; Das Jahrtausend
der Mönche, hg. v. Gerchow, J., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 699 (Werden und Helmstedt), 1, 2, 622;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 666. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Westfalen (Herzogtum, Provinz, Landesteil). 775
werden die W. (Westfalai) als Teil der Sachsen neben Engern und Ostfalen
erstmals erwähnt. Nach ihnen wurde das seit Beginn des letzten vorchristlichen
Jahrtausends von Germanen und seit dem Abzug der in den Franken aufgehenden Stämme
nach Westen von Sachsen besetzte Gebiet zwischen unterer Hunte und Ruhr, Senne
und Issel benannt. Im 12. Jahrhundert wurde der Name W. wiederbelebt und auf
das Land zwischen Weser und Rhein ausgedehnt, wobei gleichzeitig Engern als
Gebietsbezeichnung schwand. Beim Sturz Heinrichs des Löwen 1180 wurde aus dem südwestlichen
Teil Sachsens (östliches Sauerland mit nördlich angrenzenden Gebieten südlich
der Lippe) das Herzogtum W. mit dem Mittelpunkt Arnsberg gebildet, das (als
Herzogtum in W. und Engern) an das Erzstift Köln kam, das bereits Arnsberg,
Werl, Rüthen und die Grafschaft Volmarstein innegehabt hatte. Das kölnische
Herrschaftsgebiet umfasste später nur den Kern des heutigen W. Im übrigen kam
dieser Raum zu den Landesherrschaften der Bischöfe von Minden, Münster, Osnabrück
und Paderborn sowie der Grafen zur Lippe, von der Mark und Ravensberg (daneben
Tecklenburg, Limburg, Steinfurt, Gemen, Hoya, Schaumburg, Pyrmont, Waldeck,
Rietberg, Everstein, Schwalenberg, Sternberg, Spiegelberg). 1368 wurde von Köln
die restliche Grafschaft Arnsberg erworben. 1444/1449 ging Soest an Kleve
verloren und Arnsberg bzw. Brilon wurde Vorort. Das kölnische, seit 1512 dem
kurrheinischen Reichskreis angehörige Westfalen, ohne Vest Recklinghausen, kam
1803 mit rund 3965 Quadratkilometern und 195000 Einwohnern mit Ausnahme des an
Hessen-Kassel gefallenen Volkmarsen an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt.
Andere Teile Westfalens fielen an Preußen, Arenberg, Croy und Salm, während
Lippe und Waldeck fortbestanden. Außer Hessen-Darmstadt, Lippe und Waldeck
wurden diese Staaten 1807/1810 beseitigt, wobei westfälisches Gebiet im Norden
an das Großherzogtum Berg und im Süden an Hessen-Darmstadt kam und Napoleon
unter anderem aus Braunschweig, dem größten Teil Hessen-Kassels, hannoverschen
und sächsischen Gebieten sowie den preußischen Stücken Paderborn, Minden,
Ravensberg, Münster, Hildesheim, Goslar, Altmark, Magdeburg, Halberstadt,
Hohnstein, Quedlinburg, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen und
Stolberg-Wernigerode das Königreich Westphalen mit der Hauptstadt Kassel
bildete. Dieses wurde 1810 um Gebiet Hannovers vergrößert, zugleich aber durch
Abtrennung des Nordwestens (westlich der Linie Bielefeld-Lauenburg) an
Frankreich verkleinert. 1813 zerbrach es. 1815/1816 fiel das heutige W. (westfälische
Güter Preußens außer Kleve und Nieder-Lingen [Niederlingen], Herzogtum W. mit
Wittgenstein, weiter Korvei [Corvey] Dortmund [durch Tausch mit Hannover], Amt
Reckenberg, Arenberg, Salm, Steinfurt, Gemen, Gronau, Rietberg, Rheda, Limburg,
durch Tausch mit Nassau-Weilburg Kreis Siegen) mit Ausnahme von Osnabrück,
Lippe und Waldeck an Preußen (30. 4. 1815 Provinz W. [auch mit Oberstift Münster,
Vest Recklinghausen, Anholt, Bentheim, Dülmen, Rheine <Rheina> Bocholt,
Horstmar, Neunkirchen <Neukirchen>, ohne Niederstift Münster], seit 1816
mit Herzogtum W. und Grafschaften Wittgenstein, seit 1851 mit Lippstadt,
zuletzt 20214 Quadratkilometer), am 23. 8. 1946 - zusammen mit (Teilen) der
preußischen Rheinprovinz und Lippe – an
das neugebildete Land Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Seibertz, J., Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, Bd.
1f. 1839; Seibertz, J., Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des
Herzogtums Westfalen, Bd. 1ff. 1839ff.; (Kleinschmidt, A., Geschichte des Königreichs
Westphalen, 1893;) Hammerschmidt, W., Die provinziale Selbstverwaltung
Westphalens, 1909; Hartmann, J., Geschichte der Provinz Westfalen, 1912; Der
Raum Westfalen, hg. v. Aubin, H./Philippi, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Trende, A.,
Aus der Werdezeit der Provinz Westfalen (1933); Braubach, M./Schulte, E., Die
politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Keyser, E./Stoob, H.,
Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 3, Rothert, H., Westfälische Geschichte,
Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1962; Teilband 2; Wrede, G., Die westfälischen Länder
im Jahre 1801, Politische Gliederung, Übersichtskarte, 1953; Westfälische
Bibliographie, bearb. v. d. Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Bd. 1ff.
1952ff.; Engel, J., Karten des westfälischen Raums aus dem 16. Jahrhundert,
1957; Le Coq, Topographische Karte von Westfalen im Jahre 1805, 1957; Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 10, 12, III, 10, Westfalahun,
Volksname, Landname (Westfala); Krauss, G., Geschichtliche Entwicklung der
topographischen Landesaufnahme in den Rheinlanden und Westfalen, Rhein. Vjbll.
29 (1964); Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen. Bevölkerungsentwicklung
1816-1871 und 1871-1961, Beitr. zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe
Volkszählung 1961, 3 c u. d, 1966; Hömberg, A., Westfälische Landesgeschichte,
1967; Engel, G., Politische Geschichte Westfalens, 3. A. 1970; Kunst und Kultur
im Weserraum 800-1600, Ostwestfäl. weserländische Forschungen zur gesch.
Landeskunde, hg. v. Stoob, H., 3 (1971); (Berding, G., Herrschafts- und
Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen, 1973; )Leesch, W., Quellen und
Erläuterungen zur Karte „Politische und administrative Gliederung
um 1590“ im geschichtlichen Handatlas von
Westfalen, Westfäl. Forschungen 26 (1974); Zur Karte „Gemeindegrenzen
1965“, Westfäl. Forschungen 24 (1972); zur
Karte „Gemeindegrenzen 1897“, Westfäl. Forschungen 26 (1974);
Geschichtlicher Handatlas von Westfalen, hg. v. Hartlieb, A. v./Wallthor,
U./Kohl, W., 1. Lief. 1975; Westfälischer Städteatlas, hg. und bearb. v. Stoob,
H., 1. Lief. 1975; Köbler, G., Gericht und Recht
in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 166ff.;
Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834, 1980; Engel,
G., Politische Geschichte Westfalens, 4. A. 1980; Geschichtlicher Handatlas von
Westfalen, hg. v. Provinzialinstitut für Westfälische Landes- und
Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 2. Lief., 1982; Westfälische
Geschichte, hg. v. Kohl, W., 1983f.; Klein, H., Kartographische Quellen zur
westfälischen Landeskunde, Zusammenstellung der in Berlin vorhandenen Bestände
des 16. bis 19. Jahrhunderts, T. 2, Spezialkarten und Register zu den Teilen 1
und 2, Westfälische Forschungen 35 (1985); Engel, G., Die Westfalen. Volk,
Geschichte, Kultur, 1987; Keinemann, F., Westfalen im Zeitalter der
Restauration und der Julirevolution 1815-1833. Quellen zur Entwicklung der
Wirtschaft, zur materiellen Lage der Bevölkerung und zum Erscheinungsbild der
Volksabstimmung, 1987; Rösener, W., Grundherrschaft und Bauerntum im
hochmittelalterlichen Westfalen, Westfälische Zs. 139 (1989); Bockhorst, W.,
Westfalen. Ein Gang durch die Geschichte, 1991; Westfalen und Preußen, hg. v.
Teppe, K. u. a., 1991; Kohl, W., Kleine westfälische Geschichte, 1994;
Engelbrecht, J., Landesgeschichte Nordrhein-Wetfalens, 1994; Janssen, W.,
Territorialbildung und Territorialorganisation niederrheinisch-westfälischer
Grafschaften, (in) Hochmittelalterliche Territorialstrukturen in Deutschland
und Italien, 1996, 71; Johanek, P., Westfalen, LexMA 9 1998, 22ff.; Klueting,
H., Geschichte Westfalens, 1998; Westfälischer Flurnamenatlas, Bd. 1ff.
2000ff.; Zunker, A., Adel in Westfalen, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 411; Das Herzogtum Westfalen. Das kurkölnische Herzogtum
Westfalen, hg. v. Klueting, H., 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wettenhausen (Reichsstift, Propstei). 1130 wurde in
Verbindung mit der cluniazensischen Reform das Augustinerchorherrenstift W. an
der Kammel, das 982 entstanden, aber später eingegangen war, von Gertrud von
Roggenstein neu gegründet. 1412 erkaufte die Abtei freie Vogtwahl. Vögte waren
die Burgau, die Grafen von Berg, Habsburg als Herr von Burgau, nach der 1412
gewährten freien Vogtwahl die Herren von Knöringen (bis 1469), 1471 Ulm und
1531 der Bischof von Augsburg. 1566 wurde W. reichsunmittelbar und erhielt Sitz
und Stimme im schwäbischen Prälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis.
Von 1671 bis 1776 hatte der Propst die hohe Gerichtsbarkeit
in W. 1803 fiel das geschlossene Herrschaftsgebiet von 2 Quadratmeilen und
5000-5400 Einwohnern innerhalb der Markgrafschaft Burgau an Bayern.
L.: Wolff 190; Zeumer 552 II a 36, 14; Wallner 688 SchwäbRK 55; Reden-Dohna, A.
v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weyhers (Gericht).
1368 verpfändete der Abt von Fulda die Hälfte des fuldischen Gerichts W. an die Ebersberg, die sich auch nach W.
nannten und im 17./18. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken zählten. 1777 kam die an die Ebersberg verpfändete Hälfte von W. durch
Kauf an Fulda, mit diesem 1802/1803 an Hessen-Kassel, 1816 an Bayern und über
Preußen (1866) 1945 an Hessen. S. Ebersberg genannt von W.
L.: Wolff 239; Seyler 395; Riedenauer 128; Abel, A., Heimatbuch des Kreises
Gersfeld, 1924. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wien (Reichsstadt, Residenz des Herzogs von Österreich
bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs, seit 1611/1612 ständige Residenz
der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach einer keltischen Siedlung
Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten die Römer um 100 n. Chr.
ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes Lager (im Bereich
Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen zerstört und
zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W. (Wenia). Diese fiel
1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu ihrem Hauptsitz
ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt nach Köln. 1221
erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie reichsunmittelbar.
1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König Rudolf von
Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie Bischofssitz
innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723 Erzbischofssitz. Seit 1438/1439
wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn (1485-1490) allmählich Residenz
des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (1800 etwa 231000 Einwohner), 1806
Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und 1918 Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien,
1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur
Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater
Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit
Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von
Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener
Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die
Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a.,
1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang
und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien,
LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v.
Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624; Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012.
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Windsheim(, Bad Windsheim) (Reichsstadt). W. bei
Uffenheim kam 791 (Kopie des 12. Jahrhunderts, Winedesheim) von König Karl dem
Großen an den Bischof von Würzburg. Die um 1200 planmäßig angelegte
Marktsiedlung fiel um 1235 (1235/1237) an das Reich zurück und wurde um 1280
Stadt. Trotz wiederholter Verpfändungen an Würzburg und an die Hohenzollern
erlangte W. 1295 die Befreiung von den benachbarten Landgerichten, 1433 die
Bestätigung der Gerichtshoheit, 1464 die Bestätigung
des Blutbannes und 1496 die Anerkennung der vollen Gerichtsbarkeit
des Rates innerhalb der Mauern. Damit war sie vom 15. Jahrhundert bis 1802
Reichsstadt. Am Ende des 14. Jahrhunderts hatte sie zwischen 2500 und 3000
Einwohner. Von 1521 bis 1555 wurde die Reformation in der Stadt eingeführt. Sie
zählte zum fränkischen Reichskreis und gehörte um 1800 den Kantonen Odenwald
und Steigerwald des Ritterkreises Franken an. 1796 unterstellte sie sich vorübergehend
dem Schutz Preußens. Danach fiel sie mit 1 Quadratmeile Gebiet und 4000
Einwohnern 1802 an Bayern, 1804 an Preußen, 1806 an das von Frankreich besetzte
Bayreuth und 1810 endgültig an Bayern. Seit 1961 trägt W. den Namen Bad
Windsheim.
L.: Wolff 129; Zeumer 555 III b 21; Wallner 693 FränkRK 26; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Schroeder 248ff.; Pastorius, M., Kurze Beschreibung der Reichsstadt Windsheim
1692, 1692, Neudruck 1980; Schultheiß, W., Die Entwicklung Windsheims vom Markt
des Hochstifts zur Reichsstadt im 13. Jahrhundert, Jb. d. hist. Ver. f.
Mittelfranken 73 (1953), 17; Hofmann, H., Neustadt-Windsheim, 1953, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken R I 2; Rößler, H., Die Reichsstadt
Windsheim von der Reformation bis zum Übergang an Bayern, Zs. f. bay. LG. 19
(1956); Schultheiß, W., Urkundenbuch der Reichsstadt Windsheim 741-1400, 1963;
Estermann, A., Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt in Bildern, 1967; Schnelbögl,
F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968), 421; Korndörfer,
W., Studien zur Geschichte der Reichsstadt Windsheim vornehmlich im 17.
Jahrhundert, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1971; Rabiger, S., Bad Windsheim.
Geschichte - Zeugnisse - Informationen, 1983; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller,
R., Bd. 1ff. 1987; Fahlbusch, F., Windsheim, LexMA 9 1998, 235.
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Wölpe (Grafen). Im frühen 12. Jahrhundert
erscheinen nach der W., einem Zufluss der Aller benannte Grafen, die das Gericht Nöpke als Lehen der Welfen hatten. In der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelang aus Gütern des Hochstifts Minden die
Bildung einer Herrschaft. 1302 verkaufte der Graf von Oldenburg-Altbruchhausen
das Erbe des ausgestorbenen Geschlechts an den Herzog von Braunschweig.
L.: Wolff 436; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts, Bd.
1f. 1966f.; Hemann, F., Wölpe, LexMA 9 1998, 325; Die Grafschaften Bruchhausen,
Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zehngerichtenbund (Bund). Am 8. 6. 1436 schlossen sich
nach dem Tod des Grafen von Toggenburg elf (später zehn) Gerichte (Davos, Schanfigg u. a.) zu einem Bund
zusammen, dessen Gebiet 1477/1496 an Habsburg bzw. Österreich kam (Auskauf
1649-1652), aber 1497/1498 zugewandter Ort der eidgenössischen Orte Zürich,
Bern und Glarus wurde. S. Graubünden
L.: Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936; Jenny, R., Der
traditionelle Vazeroler Bund, 1969; Bischofberger, H., Zehngerichtenbund, LexMA
9 1998, 498; Bündner Urkundenbuch, Bd. 2 (neu) (1200-1272, bearb. v.
Clavadetscher, O., 2004, Bd. 3 1997. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz,
Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und
Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf
am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg,
Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von
Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft
Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens
fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur Hälfte und 1394 ganz an die
Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde
in der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416
das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von
Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697
war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654
in Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis
1718 unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen
Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern
erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken
mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000 Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern,
1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen
1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt
1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl,
J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken,
bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977;
Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H.,
Zweibrücken, LexMA 9 1998, 717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lengsfeld (rriOrt, rfGericht), s. Müller zu Lengsfeld, Stadtlengsfeld (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stadtlengsfeld* (rriOrt, rfGericht) Boyneburg, Lengsfeld, Müller zu Lengsfeld (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weyhers* (Gericht) Bayern, Ebersberg (RRi) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Fulda (Abtei), Gersfeld (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)