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Mit dem Übergang von den 911 ausgestorbenen ostfränkischen Karolingern über den Franken Konrad I. auf die sächsischen Ottonen (Heinrich I. 919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das fränkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. die Westgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem Großen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurückschlug und 962 das langobardische Königreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurückgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten, Wandalen) zwischenzeitlich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) Königreich anschloss. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zur gleichen Zeit gewann freilich umgekehrt auch die von den Landesherren geförderte Vorstellung an Bedeutung, dass der König als oberster Lehnsherr beim Rückfall des Lehens dieses nicht behalten durfte. Vielmehr musste er es erneut an einen Lehnsmann ausgeben. Dadurch wurde, anders als in England und Frankreich, auf Dauer die Ansammlung von Gut in der Hand des Königs verhindert, so dass auch die Reichsfürsten die ihnen vom König drohenden Gefahren einzuschränken verstanden hatten. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Eine nicht ganz zuverlässige Übersicht am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit vom Ende des Mittelalters nannte als Folge der Territorialisierung des seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Heiliges Römisches Reich bezeichneten, nunmehr von Frankreich im Westen und den Türken bzw. Osmanen im Osten angegriffenen Gebildes 327 (bzw. 328) Glieder. Als solche wurden 6 Kurfürsten, 43 geistliche und 29 weltliche Reichsfürsten in Deutschland und 3 in Welschland erwähnt. Hinzu kamen 118 Grafen und Herren, 50 Prälaten und Äbtissinnen, 4 Balleien des Deutschen Ordens und 74 Städte. Tatsächlich dürfte die Zahl der Reichsglieder zu dieser Zeit sogar etwa 420 betragen haben. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dem entspricht es, wenn am Beginn der frühen Neuzeit die für praktische Zwecke angefertigte Reichsmatrikel des Jahres 1521 rund 400 (384 bzw. 392) Einträge aufwies. Sie bezogen sich auf 7 Kurfürsten, 3 bzw. 4 Erzbischöfe, 45 bzw. 47 Bischöfe, 31 weltliche Fürsten, 65 Prälaten, 13 bzw. 14 Äbtissinnen, 4 Balleien, 137 bzw. 140 Herren und Grafen sowie 84 (freie Städte und) Reichsstädte. Diese Zahlen wurden bis 1776 vom Reich aus seiner Vorstellung und Wirklichkeit nicht immer sicher trennenden Sicht immer wieder fortgeschrieben, wobei sich freilich die tatsächliche Herrschaft über Italien schon seit dem Hochmittelalter immer mehr verflüchtigte und die von der Reformation Martin Luthers des Jahres 1517 ausgelösten, zuletzt unter maßgeblicher Beteiligung Frankreichs und Schwedens im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausgetragenen religiösen Gegensätze zwischen den Protestanten im Norden und den Katholiken im Süden spätestens nach dem Frieden von Münster und Osnabrück des Jahres 1648 auch nördlich der Alpen den jeweils nach dem Tode des Vorgängers neu zu wählenden Kaiser und das durch Verluste an vielen Grenzen (Schweiz, Elsass, nördliche Niederlande [Generalstaaten], Bremen, Verden, Vorpommern, Wismar) geschmälerte Reich gegenüber Ländern und Landesherren immer deutlicher zurücktreten ließen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nachdem zahlreiche weitere kriegerische Auseinandersetzungen nach 1648 erhebliche Wandlungen herbeigeführt hatten (z. B. Verluste an Frankreich [1681 Straßburg], Übergang der südlichen Niederlande und einiger Teile Oberitaliens von Spanien an Österreich, Gewinne Österreichs im Südosten, Erwerbungen Kleve-Mark-Ravensbergs für Brandenburg, Erlangung der Souveränität und der Königskrone in Preußen durch Brandenburg, Eroberung Schlesiens durch Preußen, Aufteilung Polens unter Russland, Österreich und Preußen, Zusammenführung der wittelsbachischen Güter, Verbindung Hannovers mit England und Sachsens mit Polen), bewirkte reichsverfassungsrechtlich der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 (§ 32) insofern noch kurzfristig erhebliche Veränderungen, als er einerseits zum Zweck der Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich die Auflösung von 41 der insgesamt 47 noch vorhandenen Reichsstädte und nahezu aller geistlichen Herrschaften (3 Kurfürstentümer, 19 Reichsbistümer und 44 Reichsabteien) verfügte, die vor der Reformation immerhin etwa ein Sechstel bis ein Siebtel des deutschsprachigen Reichsgebiets umfasst hatten und zuletzt noch in einer Zahl von knapp 80 im Reichstag vertreten gewesen waren, und andererseits zu den bisherigen und weiterhin verbleibenden Mitgliedern des Reichstags, von denen Baden für 8 Quadratmeilen Verlust 59 Quadratmeilen Entschädigung, Bayern für 255 Quadratmeilen Verlust 290 Quadratmeilen Entschädigung, Preußen für 48 Quadratmeilen Verlust 235 Quadratmeilen Entschädigung und Württemberg für 7 Quadratmeilen Verlust 29 Quadratmeilen Entschädigung erhielten, noch folgende neue Virilstimmen hinzufügte: (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Der überwältigende Sieg Preußens und der ihm folgenden deutschen Staaten gegen Frankreich 1870/1871 im Ringen um die Thronfolge in Spanien erlaubte dann freilich bald den Beitritt der wenigen verbliebenen süddeutschen Staaten und die Umwandlung des norddeutschen Bundes in ein Reich. Dieses zweite, von Preußen beherrschte Deutsche Reich umfasste 540742 Quadratkilometer mit 56,37 Millionen Einwohnern. Es gliederte sich nur noch in die Länder bzw. die Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, die Großherzogtümer Baden, Hessen bzw. Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar bzw. Sachsen-Weimar-Eisenach bzw. Sachsen(-Weimar-Eisenach), Oldenburg, die Herzogtümer Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha bzw. Sachsen-Coburg und Gotha, Anhalt, die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie und Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, die freien Städte Bremen, Hamburg, Lübeck sowie das Reichsland Elsass-Lothringen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Frankreich und die Sowjetunion betrachteten ihre Zonen als Gegenstand der Ausbeutung, während es den Vereinigten Staaten von Amerika demgegenüber mehr um demokratische Erneuerung ging. Von daher erklärt es sich, dass am 1. 1. 1947 amerikanische Zone und britische Zone zu einer Bizone zusammengeschlossen wurden. (Das als für die beiden Weltkriege mitveranwortlich angesehene) Preußen wurde durch Gesetz vom 25. 2. 1957 aufgelöst. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Die Bundesrepublik Deutschland schloss am 14. 4. 1951 mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg den der Kontrolle über die Rüstungsindustrie vornehmlich Deutschlands dienenden Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. 1952 trat sie der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, der Westeuropäischen Union und 1954 der am 4. 4. 1949 gegründeten Nordatlantischen Verteidigungsorganisation bei und am 5. 5. 1955 wurde sie von den Westmächten für souverän erklärt. 1957 vereinbarte sie mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg Verträge über die Nutzung der Atomenergie und über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Helbok, A., Grundlagen der Volksgeschichte Deutschlands und Frankreichs. Vergleichende Studien zur deutschen Rassen-, Kultur- und Staatsgeschichte, Kartenband 1938, 126 Karten (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Aachen (Reichsstadt). Die warmen
Quellen von A. wurden schon in vorrömischer Zeit genutzt. Unter den Römern
entwickelte sich dort seit dem Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts
ein Militärbad, später ein militärischer Stützpunkt mit ziviler Ansiedlung,
dessen antiker Name vielleicht Aquae Granni lautete und sich von dem keltischen
Heilgott Grannus ableitete. Ohne bestimmt nachweisbare Siedlungskontinuität
findet sich in merowingischer Zeit ein Königshof (765 Pfalz, 766 villa regia
bezeugt), den Karl der Große bis 789 ausbaute und mit reichem Königsgut versah.
Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Aquensis
genannt. Seit 936 war A. (972 Aquisgrani vulgari vocabulo Ahha) Krönungsstätte
der deutschen Könige (bis 1531). Allerdings schmolz das um A. gelegene Königsgut
durch zahlreiche Vergabungen auf ein sich nach Nordosten erstreckendes Gebiet
zusammen. Unter Friedrich I. Barbarossa erhielt A. 1166 besondere Rechte
(Karlsprivileg und Barbarossaprivileg). 1171 bis 1175 wurde es ummauert, von
der Mitte des 13. Jahrhunderts bis gegen 1330 wurde der Mauerring erweitert.
Besondere Bedeutung erlangten das Tuchmachergewerbe und das Messinggewerbe. Das
1192 neben der universitas der Bürger nachgewiesene Schöffenkolleg wurde
Ansatzpunkt eines bedeutenden Oberhofes. 1250 erscheinen Stadtrat und
Bürgermeister. Bis zum Ende der Stauferzeit wurde A. freie Reichsstadt. 1336
bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer das zur Stadt gehörige Gebiet (Aachener
Reich), 1356 legte die Goldene Bulle A. als Krönungsort rechtlich fest. Seit
1530 wurde A. allmählich protestantisch (Aachener Streit), 1614 durch die
Erzbischöfe von Köln wieder katholisiert. 1656 vernichtete ein Stadtbrand etwa
90 % der Stadt. 1794 wurde A. von Frankreich
besetzt und 1801 an Frankreich abgetreten. Von
1798 bis 1814 war es Sitz der Verwaltung des Roerdepartements, von 1802 bis
1814/1815 auch Sitz eines Bischofs. Um 1800 hatte die Stadt eine Größe von etwa
1,5 Quadratmeilen und 18000 Einwohner. 1815 fiel A. an Preußen. 1944 wurde es
fast völlig vernichtet. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen. S.
niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 370; Zeumer 554 III a 2; Wallner 704 WestfälRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B2;
Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler, 1871; Regesten der Reichsstadt Aachen,
Bd. 1 1937, Bd. 2 (1301-50) hg. v. Mummenhoff, W., 1961, Bd. 3 bearb. v. Kraus,
T., 1999; Huyskens, A., Das alte Aachen 1953; Geschichte Aachens in Daten hg.
v. Poll, B., 2. A. 1965; Aachener Urkunden 1101-1250, bearb. v. Meuthen, E.,
1972; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener
Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976;
Meuthen, E., Aachen, LexMA 1 1980, 1; Schmitz, W., Die Aachener Wirren im
Spiegel der kaiserlichen Politik (1550-1616), 1983; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189; Kulmbach, H. v., Aachen, 1985;
Krumbach, K., Die Ratspräsenzen der Reichsstadt Aachen 1622-1756, 1985;
Erdmann, C., Aachen im Jahre 1812, 1986; Wynands, D., Kleine Geschichte
Aachens, 2. A. 1986; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich. Studien zur
Entstehung einer Landesherrschaft im Westen des Reiches, 1988; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 9; Schaub, A:, Gedanken zur
Siedlungskontinuität in Aachen zwischen römischer und karolingischer Zeit,
Bonner Jbb. 208 (2008), 161.
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Aalst, Alst (Grafschaft). Die nach
einer 870 erstmals erwähnten Burg benannte Grafschaft A. gehörte über die
Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis. Sie war bereits 1056 als
Reichslehen an die Grafen von Flandern (Reichsflandern) gekommen, die 1166 die
ab 964 bekannte, seit 1117-1145 als comes titulierte Familie der Grafen von A.
beerbten. 1384/1385 gelangte Flandern an Burgund und 1477 mit diesem an
Habsburg. 1794 fiel es an Frankreich, 1814 an
die Niederlande und 1830 an Belgien.
L.: Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Warlop, E., De Vlaamse adel
voor 1300, Bd. 1ff. 1968; Blok, D., Aalst, LexMA 1 1980, 5.
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Ahaus (Herrschaft, Residenz). A. (1020
Ahusun) wird 1139 (Herren von A.) erstmals urkundlich genannt und entwickelte
sich im 14. Jahrhundert zur Stadt (Stadtrecht 1391). Die Herrschaft A. war im
12. Jahrhundert mit Diepenheim (1134 Herren von Diepenheim) (Overijssel)
verbunden, gelangte 1241 nach dem Aussterben des Geschlechts durch Heirat an
eine Linie der Herren von Horstmar und 1406 nach Abtrennung Ottensteins und des
Gogerichts zum Steinernen Kreuz durch Verkauf an das Hochstift Münster, das in
A. ein Amt errichtete. Ab 1803 residierten dort die Prinzen von Salm-Kyrburg,
welche die Ämter A. und Bocholt zu einem Drittel als Entschädigung für
linksrheinische Verluste erhalten hatten. Seit 1810 gehörte A. zum Kaiserreich Frankreich und gelangte 1815 an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Kreis Ahaus, hg. v. Lindemann, K./Brambrink, H., 1938; Kohl, W.,
Geschichte der Stadt Ahaus, 1980; Schloss Ahaus 1690-1990, hg. v. Püttmann, K.,
1990; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 3.
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Altkirch (Herrschaft). A. in der
Burgundischen Pforte gehörte zunächst den Grafen von Mömpelgard, seit 1103 den
Grafen von Pfirt. 1324 kam die Herrschaft A. an Habsburg, 1648 an Frankreich.
L.: Wolff 300 ; Specklin, R., Altkirch, type de petite ville, Paris 1953; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 18.
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Altmark (Mark). Die A. ist der seit dem
14. Jahrhundert als A. bezeichnete, nördliche, bis zur Elbe reichende Teil
(Nordmark) des 965 gedrittelten Herrschaftsgebiets des Markgrafen Gero († 965),
der 1134 an Albrecht den Bären (Askanier) kam. Die Askanier verdrängten die
Burggrafen von Arneburg und die Grafen von Osterburg, Gardelegen und
Hillersleben. 1316 wurde der Südteil um Wolmirstedt an das Erzstift Magdeburg
abgetreten. Nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier (1317/1319) fiel
die restliche A. durch Heirat der Witwe des letzten Markgrafen an Herzog Otto
von Braunschweig, kam aber später weitgehend ans Reich zurück und von dort 1415
an die Burggrafen von Nürnberg/Markgrafen von Brandenburg. Von 1807 bis 1813
war sie Teil des Elbdepartements des Königreichs Westphalen Frankreichs. 1816 wurde sie als Teil des
Regierungsbezirks Magdeburg Preußens in die Provinz Sachsen eingegliedert. S.
Brandenburg, Preußen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 385; Schultze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963;
Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg, 1975; Wohlbrück, S.,
Geschichte der Altmark bis zum Erlöschen der Markgrafen aus ballerstädtischem
Hause, 1975; Zahn, W., Der Drömling, 1986; Tangermünde, die Altmark und das
Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2006.
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Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen
von A. (um 1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung
abhebt“) am Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden
und mit einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen
erstmals nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am
Ammersee (Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in
ein Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes Reichslehngut
und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das Geschlecht nach
Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann die
Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn, die
Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft der
Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so
dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen
konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den
Herzog von Schlesien, Otto die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich
Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold
Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits verloren
die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der Ermordung
Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen Güter mit
A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft Istrien an
Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits gewann
Graf Otto I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I.
Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit
Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die
Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von
Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen
von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete,
zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im
Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen
(Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von
(Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von Kaiser
Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und
den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Herrschaft durch Heirat an
die Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer
linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile
umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande
erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich,
1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Annweiler (Reichsstadt). A. bei Landau
wird 1086 erstmals genannt. Um 1117 gelangte es durch Tausch an die Staufer.
Friedrich II. verlieh 1219 das Stadtrecht. 1330 wurde die Reichsstadt an die
Pfalz (Kurpfalz) verpfändet. 1410 ging sie an Pfalz-Zweibrücken über. Von 1792
bis 1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs,
kam 1815 zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Biundo, G., Annweiler, Geschichte einer alten Reichsstadt, 1937;
Landkreis Bergzabern, 1962; Achtermann, W., Annweiler-Queichhambach, FS zur
700-Jahr-Feier im Stadtteil Queichhambach, 1983; Bönnen, G., Die Stadterhebung
Annweilers durch König Friedrich II. im Jahre 1219, Mitteilungen d. Hist.
Vereins der Pfalz 86 (1988) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
27. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ansbach, Brandenburg-Ansbach
(Fürstentum, Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt
(Onoldisbach). Das dort um 748 gegründete Benediktinerkloster kam an das
Hochstift Würzburg. 1228 gelangte A. von den Herren von Dornberg, ehemaligen
Untervögten der Staufer, an die Grafen von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und
Stift A. kauften 1331 die Grafen von Hohenzollern/Zollern, die seit 1192
Burggrafen von Nürnberg waren und durch Beerbung der Grafen von Abenberg (um
1199/1200) und Andechs-Meranien (1248) reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg,
Neustadt an der Aisch, Windsheim, Creußen [1251 Lehen], Bayreuth [1260])
erlangt hatten. Sie erwarben außerdem das Sechsämterland im Fichtelgebirge
(1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der Grafen von Weimar-Orlamünde],
Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen, Wassertrüdingen [1368],
Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den Vögten von Weida
zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz. 1398 wurde die
Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit 1604/1662 Bayreuth)
und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach dem Erwerb der
Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch auf die Fürstentümer
Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis 1486 bestand eine
Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf Friedrich VII., Bayreuth
an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang der Markgraf Rothenburg
zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1557
kam das Fürstentum Kulmbach wieder zu A. 1603 traten beim Aussterben der
älteren Linie der fränkischen Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die
vertragliche Erbfolge in den beiden Markgrafschaften an, wobei Markgraf
Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth verlegte. 1741 fiel
die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden nach dem Aussterben der
Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher Linie regiert. 1791 wurden
die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener Güter (Asbachhof,
Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum Kanton Odenwald
sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des Ritterkreises Franken
zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000 Einwohnern, Bayreuth 72
Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen verkauft, das die Rechte
der Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der Hochstifte Bamberg und
Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und den Reichsstädten
Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog. Durch (den
Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter Frieden) 1807
an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen
1802 an Nassau (Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946
an Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt
Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen
Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der
Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb.
für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v.
Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische
Territorialstadt – hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59
(1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach.
Die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das
Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach,
2009 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Aosta (Herzogtum). Das in den
Westalpen gelegene, zunächst von keltisch-ligurischen Salassen bewohnte
Aostatal wurde im Jahre 25 v. Chr. von den Römern erobert, die den Ort Aosta
gründeten. Über Ostgoten, Oströmer und Langobarden kam es zum Königreich
Burgund und 1025 an das Grafengeschlecht der Humbertiner, das sich seit 1125
nach Savoyen benannte. 1191 erhielt es eine Freiheitsurkunde, auf Grund deren
A. eine im frühen 16. Jahrhundert vertiefte, bis 1773 währende Autonomie
gewann. Im frühen 19. Jahrhundert bildete das Herzogtum A. eine Art Brücke
zwischen dem Stammland Savoyen und Piemont mit der Hauptstadt Turin. Mit dem
Anfall Savoyens an Frankreich wurde A. 1860 in
Italien zum von Turin aus verwalteten Grenzgebiet. 1926 entstand innerhalb
Italiens die Provinz A. mit einem Präfekten an der Spitze und Autonomie für die
teilweise französischsprachige Bevölkerung.
L.: Tibaldi, T., Storia della valle d’Aosta, Bd. 1ff. 1902ff.; Zanotto, A.,
Histoire de la vallée d’Aoste, 1968; Omezzoli, T., Prefetti e fascismo, 1999.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen,
Herzöge). Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau
bei Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129
erschließbare, erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von
A.) nannte, die an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich
begütert war und zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279
Verkauf an den Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die
Hauptlinie erlosch im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren
Güter kamen durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der
Mark, welche die zweite Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter
in Belgien, den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere
Linien (Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der
Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A. durch Heirat der
Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie Barbançon der 1480
Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und in den
Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafschaft)
erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich
die Herrschaft Enghien und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum
Aarschot (Aerschot) in Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese
dritte Linie für Treue zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das
südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis angehörige
Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich.
1803 wurde sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit
Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems
(aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000
Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde,
das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei die Souveränität auch über das
Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und
1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich
annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche
Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen.
1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte
ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des
Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt
1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die
Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das
Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in
Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Arenberg, Aremberg (Herzogtum). Die
Herzöge von A, wurden 1803 für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an Frankreich mit Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln)
und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift Münster) entschädigt
(660 Quadratkilometer mit 76000 Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A.
gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei auch die Souveränität
über das Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum
Berg und 1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich
annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche
Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen.
1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte
ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu, H., Das Herzogtum
Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen Hauses Arenberg,
1942. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Arles (Reichsstadt). A. an der unteren
Rhone kam über die keltischen Saluvier und das griechische Massilia an Rom, das
unter Cäsar die Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum gründete. Seit dem 3.
Jahrhundert war es Bischofssitz, 395 wurde es Hauptort Galliens und um 400 Sitz
eines Erzbischofs. 536 fiel der Ort an die Franken und wurde 879 Hauptort des
Königreiches Provence. Mit dem im 10. Jahrhundert hinzutretenden Königreich
Burgund kam es - im Arelat - 1033 an das Reich. Die Bürger von A. schüttelten
1220 die seit 921 bestehende Herrschaft des Erzbischofs ab. Damit wurde A.
unter den Staufern (1237) Reichsstadt. Bereits 1239 endete die Freiheit der
Stadtgemeinde. 1251 musste sie sich Graf Karl von Anjou unterwerfen und kam
1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich.
L.: Benoit, F., Arles, 1928; Benoit, F., Histoire municipale d‘Arles, 1935;
Engelmann, E., Zur städtischen Volksbewegung in Südfrankreich. Kommunefreiheit
und Gesellschaft, Arles 1200-1250, 1959; Kaiser, R., Arles, LexMA 1 1980,
953ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Artois (Gau, Grafschaft). Das Gebiet um
Arras zwischen Picardie und Flandern kam 932 von fränkischen, in Arras
sitzenden Grafen an die Grafen von Flandern und 1180/1191 als Mitgift
Elisabeths von Hennegau bei ihrer Verheiratung mit König Philipp II. August an Frankreich, welches das A. 1237 in verändertem Umfang
zugunsten einer Nebenlinie zur Grafschaft erhob, die es nach dem Rückfall
(1362) 1384/1385 an die Herzöge von Burgund ausgab. 1477 fiel es als
burgundisches Erbe an Habsburg, blieb aber zwischen Frankreich
und Habsburg umstritten. Später wurde es Teil der habsburg-spanischen
Niederlande. 1659 musste es teilweise, 1678 vollständig Frankreich überlassen werden.
L.: Wolff 64; Großer Historischer Weltatlas III 2 (1519-56) C3; Dhondt, J., Les
origines de la Flandre et de l‘Artois, Arras 1944; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 18 Atrebatensis; Lestocquoy, J., Histoire de la
Flandre et de l‘Artois, 2. A. Paris 1966; Histoire des Pays-bas français, hg.
v. Trenard, L., 1972; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972
24 ; Fossier, R., Artois, LexMA 1 1980, 1072f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz
Erzbischof von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha
(Eschenfluss) des späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die
thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die
Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das
Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und
Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz über, das dort später ein
Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz.
1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und
Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit rund 1700
Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr,
Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810
wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging
A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 19.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Asti (Stadtkommune). Dem antiken
Hasta folgte A. am Tanaro, das seit dem 10. Jahrhundert vom Bischof von A.
beherrscht wurde, danach sich aber von dieser Herrschaft löste (bürgerliche
Magistratur 1095 bezeugt). Im 13. Jahrhundert konnte A. seine Macht vergrößern.
1312 unterwarf es sich Robert von Anjou. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel kam
es 1387 an die Herzöge von Orléans, danach an Frankreich,
1529 an Spanien (Karl V.) und 1575 an Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Vergano, L., Storia di Asti,
Bd. 1ff. Asti 1951ff.; Bordone, R., Asti, LexMA 1 1980, 1129f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei Landau [Baden-Durlach],
Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften
Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im
Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803
wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum
erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim,
Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg
(teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw.
hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische
Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem
(ohne Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach
(1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an
Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb,
Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie
kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer
mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann
Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den
größten Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt
Konstanz und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen,
Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der
Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs,
Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt
es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern
das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und
Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
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Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der
Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden
1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das
Gebiet an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge
von Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter
an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt,
die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284 Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf
Heinrich III. 1301 die Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13. 3. 1354, an dem
Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich verbliebenen Gebiete
der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von
B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen
Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof
von Verdun, der seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit
Lothringen vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell
verbunden. In Verfassung und Sprache neigte es Frankreich
zu, von dem es 1634 besetzt wurde. 1659 wurde es Lehen Frankreichs.
Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf Polen) an Stanislaus Leszczynski,
1738 tatsächlich und 1766 auch formell an Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Barbelstein (Herrschaft), Berwartstein. Um
das Schloss B. nordwestlich von Weißenburg im Elsass bildete sich eine
Herrschaft. Sie stand später den Herren von Waldenburg zu. Sie gehörte mit
Schöneck zur Unterstatthalterschaft Weißenburg in der Landgrafschaft Elsass bzw.
Unterelsass (Niederelsass) und fiel mit dem Elsass an Frankreich.
1815 kam B. an Österreich, 1816 an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 294. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Barr, Barre (Reichsdorf, Herrschaft).
B. am Ostfuß der Vogesen war ursprünglich Reichsgut. Am 6. 6. 1409 erlaubte
König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, das Reichsdorf
(Barre) - sowie Heiligenstein, Gertweiler (Gertwiler), Goxweiler (Goxwiler),
Oberburgheim und Niederburgheim - als Reichspfandschaft innezuhaben. 1472 kam
die daraus gebildete Herrschaft an die Pfalz, 1568 durch Kauf an die
Reichsstadt Straßburg. 1790 endete sie innerhalb Frankreichs.
L.: Hugo 470; Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91; Crämer, M., Verfassung und
Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet,
1967. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Basel (Fürstbistum, Hochstift,
Residenz). B. wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt,
ist aber sowohl urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v.
Chr.) besiedelt. Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6.
Jahrhundert die ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts
setzt mit Bischof Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B.
residierenden Bischöfen ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und
vielleicht am Anfang des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum)
nach B. übertragen wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs
Hochburgund, dem es seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die
weltliche Herrschaft der Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung
Moutier-Grandvals (Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von Burgund (999/1000)
begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft Härkingen
bzw. Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die aber
teilweise rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im 13.
Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen), Asuel,
Ajoi (= Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne), Moutier-Grandval,
Biel, La Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse, Tessenberg), Erguel
und die Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben bzw. gesichert, im
14./15. Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler,
Buchegg und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich allerdings
gleichzeitig die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die
seit 1395 meist in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B. selbst aber noch
1460 eine neue Universität gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft
aufzubauen (endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche Jura geriet
seit der Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss der
Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog die
hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich. Der
Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und verband
sich 1577 mit den katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum Hochstift
gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen
(Illfingen), Tessenberg, Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen),
Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und Freibergen (Freienberge)
(Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern. 1792 besetzen
Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich
gehörigen Teile Basels, verwandelten sie in eine Raurakische Republik und
gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein
(Departement du Mont Terrible). 1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels
annektiert. Der kleine rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden.
Der Wiener Kongress (1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz
(Kantone Bern [als Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der
Waadt], Basel [Birseck] und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39;
Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer, W., Da verfiele Basel
überall, 2006. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Basel (Reichsstadt, Reichsvogteistadt).
Das im 5. Jahrhundert erstmals genannte B. (voridg. „Eberstadt“) stand anfangs
ganz unter der bischöflichen Stadtherrschaft und gehörte seit 870 zum
ostfränkischen Reich und von 912 bis 1032 zu Hochburgund. Der wachsende
Reichtum der Stadt ermöglichte es ihr bei gleichzeitigem Fortschreiten der
Zerrüttung der bischöflichen Finanzen, allmählich alle wichtigen
Herrschaftsrechte an sich zu bringen. Seit 1362 zählte sich B. selbst zu den
„fryen stetten“ und wurde, nachdem dem Erwerb der Reichsvogtei durch Habsburg
(1376) die Verjagung der Habsburger gefolgt war, 1387 als freie Stadt vor den
Reichsstädten genannt. Der Erwerb Klein-Basels 1392 und der Sisgauer
Herrschaften 1400 schuf die Grundlage zu einem eigenen Territorium. Am 13. 7.
1501 schloss sich B. widerstrebend als neunter Ort der Eidgenossenschaft der
Schweiz an. 1521/1585 wurde endgültig der Einfluss des Bischofs auf die Stadt
beseitigt, 1528 die Reformation durchgeführt. Seit 1531 erschien die Stadt
nicht mehr auf dem Reichstag. 1798 gründete Basels Oberzunftmeister Ochs mit
Unterstützung Frankreichs die Helvetische
Republik, doch erhielt der Kanton B. die dabei verlorene Autonomie 1815 zurück
und wurde 1830 in zwei Halbkantone geteilt. S. Basel-Landschaft, Basel-Stadt.
L.: Wolff 524; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
D1, II 78 (1450) F4; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im
Mittelalter, 1860; Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v. Wackernagel, R., Bd.
1-11, 1899ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel (bis 1529), Bd. 1ff.
1906ff.; Burckhardt, P., Geschichte der Stadt Basel von der Reformation bis zur
Gegenwart, 1943; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 6. A. 1969; Hagemann,
H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Berner, H., ”Die gute
Correspondenz”, 1986; Rosen, J., Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter,
1989; Sarasin, P., Stadt der Bürger, 1990; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 49; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Berner, H. u.
a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Basel-Landschaft, (Basel-Land) (Halbkanton). Seit
dem Ende des 14. Jahrhunderts gewann die Reichsstadt Basel ein ländliches
Herrschaftsgebiet. Im Einvernehmen mit Frankreich
erreichte 1798 Basels Oberzunftmeister Ochs die Gleichstellung der bisher im
Untertanenverhältnis stehenden Landschaft in der Helvetischen Republik. Da dies
1814 rückgängig gemacht wurde, erhob sich 1830 die Landschaft im Bürgerkrieg.
Daraufhin wurde der Kanton B. am 26. 8. 1833 in zwei Halbkantone geteilt. B.
erhielt 1863 eine demokratische Verfassung.
L.: Wolff 524; Urkundenbuch der Landschaft Basel, hg. v. Boos, H., Bd. 1,2
1881ff.; Weber, K., Die Revolution im Kanton Basel 1830-33, 1907; Heusler, A.,
Geschichte der Landschaft Basel und des Kanton Basel-Land, Bd. 1,2 1932.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6.
Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor
allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen
zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber -
die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii,
Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense
und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6.
Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs
des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den
Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I.
550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum)
Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte
vom Lech bis zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den
Alpen (Bozen). Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten
Stammes wurde in der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der
Karolingerzeit erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul,
Istrien und Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf
907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947
die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es
mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith
verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker
erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und
Istrien bis 976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und
trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen
Marken von B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B.
meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf
I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der
zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter
Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark,
Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte
mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben
hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208
die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des
Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die
Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter
(u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242
beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren
Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255
wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der
Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen
größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising
und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz
und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck
[Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz,
Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß
auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam.
1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern
gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt
(1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben
der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte
niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig
1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im
Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und
einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der
Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne
1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften
Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig
V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V.
gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I.
und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten wittelsbachischen
Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach)
wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an Österreich
verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich.
Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die
gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806
König Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg).
Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am
12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine
Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens.
1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das
Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg,
musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution
bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes
Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf,
Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München,
das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität
gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben,
Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken)
gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch
preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt
Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals
fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher
bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum
Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870
schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den
Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als
Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer
sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der
Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III.
ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich
das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der
neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil
der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B.
vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held
(Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor
B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches.
1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz
der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor
thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B.
getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B.
zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag
Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender
Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der
Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte,
hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.; Riezler, S.
v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck 1964; Rosenthal,
E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd.
1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W., Geographisch-historisches Handbuch von
Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M., Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1
1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg.
v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag von 1933; Spindler, M., Die Anfänge
des bayerischen Landesfürstentums, 1937; Kornrumpf, M., Atlas Bayerische
Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 5;
Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7, 1949ff. z. T. 3. A.;
Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen Hefte in Zs.
f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische Gerichts- und
Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon, M.,
Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in der
letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K.,
Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10.
A. 1985; Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A.
1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51,
52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname,
Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der
Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F.,
1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau
und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962;
Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren
Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24
baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff.,
z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M., 1969;
Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen
geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.;
Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H.,
Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine
Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976);
Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach
und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der
Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in)
FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08
bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch
der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W.,
1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer
Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v.
Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische
Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer
Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im
20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18.
Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit.
Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff.,
Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988;
Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit,
hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte
Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise.
Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988;
Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische
Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer
Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A.,
Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des
Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die
Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v.
Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern,
1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das
Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns,
2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die
Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H.,
Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und
Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner,
H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten,
Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen
Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent
zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom
2. November 1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v.
Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und
hohen Mittelalter, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth
(Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich
erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von
Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt
am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs
an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der
Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg”
mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es
verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557
wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei
von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim
Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem
Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt
war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz
des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund
des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel
Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769
wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in
Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen
und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das
Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften
Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts,
Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck,
Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am
Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die
Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch
und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B.
Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken.
1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich
besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich,
1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie des
Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A.,
Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden
Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer
landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther
Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bedburg (Herrschaft). B. an der Erft
erscheint erstmals 893 unter den Gütern des Klosters Prüm (Betbure), später des
Erzstifts Köln. Lehnsträger waren die Grafen von Sayn und von diesen die Herren
von Myllendonk (Millendonk), 1282 die Herren von Reifferscheid. 1403 kam B.
durch Heirat an die Grafen von Limburg, 1425 an die Grafen von Neuenahr. Seit
1584 war es zwischen den Herren von Reifferscheid, die es zu einer Herrschaft
ausbauten, und den Erben der Grafen von Neuenahr umstritten, ein von 1600 bis
1791 währender Prozess wurde nicht entschieden. 1792 kam es aus den Händen der
Grafen von Salm-Reifferscheid unter die Herrschaft Frankreichs.
Nach der Reichsmatrikel von 1776 wurde es über die Grafen von Neuenahr
vermutungsweise zum kurrheinischen Reichskreis gerechnet. 1815 fiel es an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Gumpelzhaimer, 140; Ohm, A./Verbeck, A., Kreis Bergheim, Bd. 1 1871.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Beilstein (Herrschaft). B. bei Zell an der
Mosel wird erstmals 1129 erwähnt. Die Burg wurde 1689 zerstört. B. war
Mittelpunkt einer aus Lehen des Reichs, der Erzstifte Köln und Trier sowie der
Fürsten von Jülich gebildeten Reichsherrschaft der seit 1068 nachgewiesenen
Herren von Braunshorn. Nach dem Aussterben der Familie im Mannesstamm kam die
Herrschaft 1362 in weiblicher Erbfolge an die Herren von Winneburg, 1637 an das
Erzstift Trier und von dort 1652 als Reichsafterlehen an die Freiherren von
Metternich. Zusammen mit Winneburg war B. die Grundlage ihrer 1679 erfolgten
Aufnahme in das westfälische Grafenkollegium. Zu Winneburg und B. gehörten
zuletzt 17 Orte. Am Ende des 18. Jahrhunderts kam B. an Frankreich, wofür die Fürsten Metternich mit Ochsenhausen
entschädigt wurden, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 57.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Beinheim (Herrschaft). Die Herrschaft B.
im Unterelsass kam bei der Teilung Badens 1535 zu Baden-Baden. Am Ende des 18.
Jahrhunderts fiel sie an Frankreich. S. Baden.
L.: Wolff 164. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Belgien ist der zwischen Frankreich, Luxemburg, Deutschland und den
Niederlanden liegende, nordwesteuropäische Staat, der 1830 durch Abspaltung
französischsprachiger und flämischsprachiger Gebiete von den Niederlanden
entstand. Durch den Vertrag von Versailles wurden 1919 B. deutschsprachige
Gebiete Preußens zugeteilt. B. ist Bundesstaat und Monarchie. Sein Recht ist
stark von Frankreich beeinflusst. B. ist
Gründungsmitglied der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen Union. Im
Zuge der Föderalisierung Belgiens ist die deutschsprachige Gemeinschaft
(Deutschsprachige Gemeinschaft) Belgiens zu einem eigenen Bundesland geworden.
S. Brabant, Burgund, Eupen, Eupen-Malmedy, Flandern, Habsburg, Hennegau,
Lüttich, Luxemburg, Malmedy, Niederlande, Stablo (und Malmedy)
L.: Beck, V., Belgien, 1992, 6. A. 2004; Koll, J., Die belgische Nation, 2003;
Hecking, C., Das politische System Belgiens, 2003; Lejeune, C., Die Säuberung,
Bd. 1ff. 2005ff.: Rechtsgrundlagen der deutschsprachigen Gemeinschaft
(Belgiens), 4. A. 2010; Hermanns, O., Die Kooperation der deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens mit Deutschland, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bellelay (Kloster). Das 1136 von
Moutier-Grandval aus gegründete B. nordwestlich von Biel wurde 1797 von Frankreich aufgehoben.
L.: Wolff 237; Großer Historischer Weltatlas II 72b (bis 1797) C2.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Belluno (Stadtstaat). Dem antiken B. am
Piave folgte ein langobardischer Herzogssitz. Dieser war später Mittelpunkt der
Grafschaft B. der Bischöfe von B. Im 12./13. Jahrhundert löste sich die Stadt
von der Herrschaft der Bischöfe und schloss sich dem lombardischen Städtebund
an. 1404 kam sie an Venedig, 1797 an Österreich, 1805 an das Königreich Italien
Frankreichs, 1815 an das Königreich
Lombardo-Venetien Österreichs und 1866 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) E1, II 66 (1378) E/F1.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich
zwischen 1126 und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem
schon von den Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich
von Münster nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem
Grafen Otto von Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154
als Gräfin von B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte
die Grafschaft B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen
Erbfolge Sophies von Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die
sich als Grafen von B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts
aufgehoben. Am Ende des 12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um
Uelsen und Hilten (Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht
gehörigen Twente gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim,
Schüttorf, Neuenhaus und Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten
adligen Familien in der Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre
Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie
gründete sich auf den Enkel der Schwester des letzten Grafen Everwin von
Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem
durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft)
Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen
die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und
erhielten sie als Lehen zurück. Durch Heirat Everwins III. († 1562) kamen die
Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. (†
1606) die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische
Herrschaft Alpen zu B. 1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg,
(Tecklenburg, Rheda, Limburg [Hohenlimburg]), B. und Steinfurt (Bentheim-Steinfurt)
geteilt(, von denen Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt noch bestehen).
Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5 Linien. Die 1622 gegründete ältere
Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699 zwei Drittel von Tecklenburg und
die Hälfte von Rheda nach längerem Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an
Preußen verkaufte. 1707/1729 verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg
zugunsten Preußens auf Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda
(teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622 gegründete Linie
Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und
Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim, das dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753 schuldenhalber seine
Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an Steinfurt, 1806 an Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit
insgesamt 17 Quadratmeilen und 28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am
10. 12. 1810 an Frankreich. 1815 kamen Rheda und
Limburg (Hohenlimburg) als Standesherrschaften zu Preußen, B. zu Hannover und
Steinfurt zu Preußen. 1817 wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Steinfurt (B. und Steinfurt) in den Fürstenstand Preußens erhoben. B.
fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952;
Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L., Neue
Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der
Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (=
Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale
Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970;
Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg.
v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA
1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland,
Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P.,
Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115
(2010), 29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a.,
2011. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentheim-Tecklenburg (Fürsten). B. entstand 1606/1609 entstand durch Teilung der Grafen von Bentheim und verlor 1699/1707/1729 zwei Drittel Tecklenburgs und die Hälfte Rhedas nach langem Rechtssteit über Solms-Braunfels (1707 Verkauf) an Preußen, behielt aber die Hälfte der Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). 1806 kamen die Güter an das Großherzogtum Berg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentinck (Ritter, Freiherren, Grafen,
Fürsten). Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts (1304) ist das reich begüterte
geldrische Rittergeschlecht von B. bezeugt. 1550 wurde es in den
Freiherrenstand erhoben und im 17. Jahrhundert von Wilhelm von Oranien mit dem
Grafentitel ausgezeichnet. Auf der Grundlage der Herrschaften Varel und
Kniphausen, die Wilhelm von B. aus der 1733 erfolgten Ehe mit Sophie von
Aldenburg erlangt hatte, entstand die reichsständische Dynastie B. 1808 wurde
die Herrschaft von Oldenburg mediatisiert und von 1810 bis 1813 mit Oldenburg Frankreich eingegliedert. 1815 wurde die
Selbständigkeit für Kniphausen mit 2800 Einwohnern wiederhergestellt. 1825
erhielt das Haus B. vertraglich unter Oberhoheit Oldenburgs die Hoheit über
Kniphausen, 1830 auch über Varel. Nach dem Tode des letzten Reichsgrafen (1835)
erwuchs ein langwieriger Erbfolgestreit, an dessen Ende 1854 das Großherzogtum
Oldenburg Kniphausen und Varel für nahezu zwei Millionen Taler von den
nichtehelichen Söhnen und den englischen Vettern des Erblassers übernahm.
L.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 766ff.; Schatzmann, P.,
The Bentincks. The History of an European Familiy, 1976; Koolman, A., Die
Bentincks, 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am
Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das
sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als
Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod,
Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe
innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es
Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die
Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie
(Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen
märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch
bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen.
Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg
und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl
besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden
über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um Duisburg,
Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf). Diese wurden
1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von dem Haus
Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355 Hardenberg,
1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von Margarete von B.
vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 vereinigte sich B.
durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511
starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die Grafen von der
Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve) herrschten
(Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum Kleve-Mark). 1609
erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen Grafenhauses.
Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig 1666) das
katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep, Wipperfürth,
Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim, Blankenberg
und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg, Mettmann,
Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden und Haan
[Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz und
Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh], Lülsdorf
[Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien
Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit
Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777
mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter
dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen
Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg,
Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit
878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und
Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des
napoleonischen Frankreich. Auch der Code
Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim,
Tecklenburg und Rheda mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden
mussten. 1813/1814 wurden die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam
B. an Preußen (Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit
in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J.
v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums
Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte
der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im
Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische
Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes,
hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bergamo (Stadtstaat). Das antike
Bergomum war später Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer
fränkischen Grafschaft. Im 12. Jahrhundert (1108 Konsuln) löste sich die Stadt
aus der Herrschaft der Bischöfe und schloss sich dem lombardischen Städtebund
an. 1333 kam B. an Mailand, 1428 an Venedig, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814/1815 an das Königreich
Lombardo-Venetien Österreichs und 1866 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254); Chardon, M., Bergamo, (in)
Méditerranée 8 (1967); Jarnut, J., Bergamo 568-1098, 1979; Jarnut, J./Soldi
Rondini, G., Bergamo, LexMA 1 1980, 1945f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bergzabern (Herrschaft, Residenz
[Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße
Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert
wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des
Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg
der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer
Teilung zwischen Heinrich und Simon von Saarbrücken an den die Linie der Grafen
von Zweibrücken begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von
Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt
erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod
Graf Eberhards II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das
Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18. Jahrhunderts
(1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer
Verwaltung durch Österreich an die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz),
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt
Bergzabern, 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berlin (Stadt, Residenz, Land,
Bundesland). In einem eiszeitlichen, von Havel, Spree und Panke durchflossenen
Urstromtal entstanden im 12. Jahrhundert die Burgen und Siedlungen Köpenick,
Spandau und Kölln, von denen Kölln 1232 Stadtrecht hatte. Zwischen 1230 und
1240 gründeten daneben die Markgrafen von Brandenburg B., das schon früh zunächst
wirtschaftlich, dann politisch eine führende Stellung innerhalb Brandenburgs
gewann. 1709 wurden B., Kölln und weitere Orte gegen ihren Willen zur
Residenzstadt B. der Markgrafen vereinigt (56600 Einwohner, 1800 172000, 1860
548000, 1880 1315000). Sie erhielt 1809/1810 eine Universität und wurde 1871
Hauptstadt des Deutschen Reiches. 1920 wurde sie mit umliegenden Dörfern und
Städten zu Groß-Berlin umgestaltet. Dieses wurde 1945 in vier Besatzungszonen
aufgeteilt und von Frankreich, Großbritannien,
der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika in einer Alliierten
Kommandantur für B. zunächst gemeinsam verwaltet, bis sich die Sowjetunion am
16. 6. 1948 hieraus zurückzog. Im September 1948 war B. tatsächlich politisch
gespalten. 1949 erklärte die Deutsche Demokratische Republik Ost-Berlin zu
ihrer Hauptstadt, ohne dass dies von den Westalliierten und der Bundesrepublik
Deutschland anerkannt wurde. Nach seiner eigenen Verfassung des Jahres 1950 war
Berlin-West ein Land der Bundesrepublik, doch wurde die entsprechende
Bestimmung nicht als geltendes Recht angesehen. Die Hoheitsgewalt wurde von den
drei westlichen Alliierten ausgeübt. Dementsprechend hatte West-B. ein eigenes
Abgeordnetenhaus und einen eigenen Senat mit einem Regierenden Bürgermeister an
der Spitze und entsandte nur Vertreter ohne volles Stimmrecht in den Bundesrat.
Gesetze der Bundesrepublik Deutschland mussten durch Zustimmung des
Abgeordnetenhauses übernommen werden. Der Einigungsvertrag zwischen
Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik vom 31. 8.
1990 bestimmte B. (an der Stelle Bonns) zur Hauptstadt der (erweiterten)
Bundesrepublik Deutschland (Inkrafttreten 29. 9. 1990). Mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand zum
3. 10. 1990 das Land B., für das zum 11. 1. 1991 die bisherige (West-)Berliner
Verfassung in Kraft gesetzt wurde. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag mit
338 zu 320 Stimmen, den Sitz des Bundestags und der Bundesregierung binnen 4
bis 8 Jahren von Bonn in die Stadt B. zu verlegen. Eine Verbindung Berlins mit
Brandenburg scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung.
L.: Wolff 387; Quirin, H., Berlin, LexMA 1 1980, 1965f.; Geschichte Berlins,
hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f., 1987; Fritze, W., Die Spandauer Stadtrechtsurkunden
von 1232 und 1240 und die Anfänge Berlins, Jb. für brandenburgische LG. 38
(1987); Schich, W., Das mittelalterliche Berlin. Geschichte Berlins 1, 1987;
Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987; Schütte, D., Geschichte der
Berliner Verwaltungsbezirke, Bd. 1 Charlottenburg, 1988; Rechtsentwicklungen in
Berlin, 8 Vorträge, gehalten anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, hg. v.
Ebel, F./Randelzhofer, A., 1988; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992;
Creutz, U., Geschichte der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin, 1995; Krätke,
S./Borst, R., Berlin, 1999; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000;
Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 50 (Berlin/Cölln); Thies, R.,
Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der Urkunden zur Geschichte von
Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499), bearb. v. Huch, G./Ribbe, W.,
2010; Geraubte Mitte – Die „Arisierung“ des jüdischen Grundeigentums im
Berliner Stadtkern, hg. v. Nentwig, F., 2013; Rudolph, H., Berlin, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Besançon (Erzstift, Residenz). Das schon
58 v. Chr. als Vesontio bezeugte B. am Doubs wurde im 4. Jahrhundert Sitz eines
Bistums, das am Ende des 8. Jahrhunderts zum Erzbistum erhoben wurde. Der
Erzbischof verlor im 13. Jahrhundert die Herrschaft über die Stadt, war aber
geistlicher Reichsfürst. 1665/1668/1674/1678/1679 kam B. durch Eroberung zu Frankreich.
L.: Zeumer 552 II a 4; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe
von Besançon, Diss. phil. Breslau 1936; Le Diocèse de Besançon, hg. v.
Secrétariat Diocésan de la Pastorale, 1967 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 475, 2, 2, 58.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Besançon (freie Reichsstadt), mhd.
Bisanz. An einer wichtigen Straßenkreuzung (Rhone-Rhein,
Oberitalien-Nordgallien) ist schon 58 v. Chr. ein oppidum maximum der Sequaner
bezeugt (Vesontio). Seit Ende des 5. Jahrhunderts gehörte der Ort zum
Burgunderreich, 870 wurde er Karl dem Kahlen zugeteilt. Seit etwa 900 unterstand
er den Königen von Burgund (Hochburgund) bzw. den Grafen von Burgund und kam
1032/1034 an die deutschen Könige. Unter Friedrich I. Barbarossa, der die Stadt
1184 zur Reichsstadt erhob, verstärkte sich der deutsche Einfluss. 1290 gelang
es der Stadt, sich im Kampf gegen den Erzbischof die Reichsunmittelbarkeit
bestätigen zu lassen. Erst seit 1493 war B. aber eine tatsächlich auch von
lokalen Gewalten unabhängige Reichsstadt. Später kam es zum Herzogtum Burgund,
dann an Habsburg (, 1653 gegen Frankenthal an Spanien),
1665/1668/1674/1678/1679 durch Eroberung mit der Freigrafschaft Burgund an Frankreich, das wenig später in B. eine Universität
einrichtete.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs
6, 198; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe von Besançon,
Diss. phil. Breslau 1936; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die
Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG
GA 79 (1962), 106ff.; Fohlen, C., Histoire de Besançon Bd. 1, 2 1964f.; Ammann,
H., Besançon im Mittelalter, SchweizZG 17 (1967), 482ff.; Fiétier, R., La cité
de Besançon, 1978; Kaiser, R., Besançon, LexMA 1 1980, 2052ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Biel (zugewandter Ort der
Eidgenossenschaft), frz. Bienne. Seit 999 gehörte B. am Bieler See zum
Hochstift Basel. 1352 schloss es gleichwohl ein ewiges Bündnis mit Bern. Seit
dem Ende des 15. Jahrhunderts war es zugewandter Ort der Eidgenossenschaft und
führte 1528 trotz Zugehörigkeit zum Hochstift die Reformation ein. 1798 wurde
es von Frankreich besetzt. 1815 kam es zum
Kanton Bern.
L.: Wolff 238, 532; Großer Historischer Weltatlas II 72 C2; Bourquin, W.,
Beiträge zur Geschichte Biels, 1922; Stadtbuch (Biel), hg. v. d.
Stadtverwaltung Biel, 1936; Das Recht der Stadt Biel, hg. v. Blösch, P., 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Birkenfeld (Herzogtum, Kanton, Fürstentum).
B. im Nahetal erscheint 981 erstmals. Seit dem 13. Jahrhundert war es Vorort
der Hinteren Grafschaft Sponheim. Von 1569/1584 bis 1720/1734 war es Sitz der
Linie Pfalz-Birkenfeld der Herzöge der Pfalz (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
1776 kam es an die Markgrafen von Baden-Baden. 1798 wurden unter der Verwaltung
Frankreichs die Kantone B., Baumholder und
Grumbach geschaffen. Sie kamen durch den Wormser Traktat am 1. 7. 1816 an
Preußen (Fürstentum Birkenfeld) das im Gefolge des Wiener Kongresses von 1815
durch Protokoll vom 9. 4. 1817 die Ämter B. (Kanton B.), und Teile der Kantone
Herrstein, Hermeskeil, Wadern, Sankt Wendel, Baumholder und des Kantons Rhaunen
(Oberstein und Nohfelden) mit einer Länge von 45 Kilometern und einer Breite
von 15 Kilometern als Entschädigung an das von Napoleon 1810 annektierte
Großherzogtum Oldenburg abtrat. Daraus entstand das (nicht in Oldenburg
eingegliederte) Fürstentum B., das nach 1918 als Landesteil (B.) bei Oldenburg
verblieb. Am 1. 4. 1937 kam es durch das Gesetz über Groß-Hamburg und andere
Gebietsbereinigungen (26. 1. 1937) an Preußen (Rheinprovinz, eigener
Landkreis), 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Birkenfeld,
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
L.: Wolff 261; Baldes, H., Die 100jährige Geschichte des oldenburgischen
Fürstentums Birkenfeld, 1921; Baldes, H., Geschichtliche Landeskunde der Birkenfelder
Landschaft, 1923; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Klar, H., Geschichte der Stadt Birkenfeld, (in) Birkenfeld wird Garnison,
1964, 31ff.; Brandt, H., Von der oldenburgischen Provinz zum preußischen
Landkreis Birkenfeld, 1987; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bitsch, Pitsch (Herrschaft). Die Burg
B. in Lothringen wird erstmals 1098 erwähnt. Bei einer Erbteilung im
oberlothringischen Herzogshaus fiel sie 1179 dem jüngeren Sohn Friedrich zu,
der sich manchmal Herzog von B. nannte und dessen Sohn das Herzogtum Lothringen
erbte. Nach dessen Tod kam sie bei einer erneuten Teilung an eine Linie, die
durch Heirat auch die Grafschaft Blieskastel erhielt und 1274 ausstarb. Herzog
Friedrich III. von Lothringen gab B. unter Vorbehalt seiner Lehnshoheit 1297
und 1302 an die Grafen von Zweibrücken gegen Güter in Linder, Mörsberg und Saargemünd.
Als Folge hiervon wurde B. Sitz der Grafen von Zweibrücken-Bitsch, die 1394
Allode der Linie Zweibrücken erbten. Innerhalb ihrer Güter bildete B. eine zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft, deren Reichsunmittelbarkeit
von Lothringen bestritten wurde. 1570 starben die Grafen von Zweibrücken-Bitsch
aus. B. fiel an Frankreich (Bitche).
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Grafen Hanau-Lichtenberg, Bd. 2 1863; Pöhlmann, C.,
Abriss der Geschichte der Herrschaft Bitsch, 1911; Herrmann, H., Die Grafschaft
Zweibrücken-Bitsch, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2, 1977,
323ff.; Herrmann, H., Bitsch, LexMA 2 1983, 254f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Blâmont, Blankenberg bzw. Blankenburg
(Herrschaft, Grafen). Der Ort B. (Blankenberg) kam im 12. Jahrhundert
wahrscheinlich durch die Heirat Konrads von Salm mit Hadwid von Türkstein an
die Grafen von Salm. 1225 beauftragte Heinrich II. von Salm seinen Sohn
Friedrich mit der Verwaltung Blâmonts (Blankenbergs). 1247 erreichte dieser die
Belehnung mit diesen Gütern durch den Bischof von Metz. Im Laufe der Zeit
entstand aus der Vogtei über Güter der Abtei Senones und Metzer wie Lothringer Lehen
eine reichsunmittelbare Herrschaft über rund ein Dutzend Dörfer. Ehe das
Geschlecht der Grafen bzw. Herren von B. 1506 ausstarb, verkaufte Ulrich von B.
1499 eine Hälfte der Güter dem Herzog von Lothringen und vermachte ihm 1504 die
zweite Hälfte. 1546 und 1561 verzichteten die Bischöfe von Metz zugunsten der
Herzöge von Lothringen auf ihre Lehnsherrschaft. S. Frankreich.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 D4; Martimprey de Romecourt,
E. Comte de, Les sires et comtes de Blâmont, Mémoires de la Société
d'Archéologie Lorraine 1890, 76ff.; Dedenon, A., Histoire du Blamontois des
origines à la renaissance, 1931; Herrmann, H., Blâmont, LexMA 2 1983, 256f.;
Blâmont et les Blâmontois, hg. v. Andriot, C. u. a., 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Blankenheim (Grafschaft, Reichsgrafschaft).
Nach der 1115 erstmals erwähnten Burg B. an der Ahrquelle nannte sich eine
Familie von Edelherren. Sie bildete um die Burg allmählich eine
reichsunmittelbare Herrschaft von 25 Flecken und Dörfern aus. 1380 wurde sie in
den Grafenstand erhoben. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben des Hauses in
männlicher Linie 1406 im Jahre 1415 an die Familie von Loen und 1468/1469 an
die Grafen von Manderscheid. Sie erfasste im Laufe der Zeit Gerolstein,
Kronenburg, Dollendorf, Jünkerath, Meerfeld, Bettingen, Heistart und Schüller,
Erp (Erb) und Daun und Kyll, Neuerburg und andere Herrschaften im Gebiet der
Eifel. Von Manderscheid spaltete sich 1488 der Zweig B.
(Manderscheid-Blankenheim) ab, der 1524 in die Linien B. und Gerolstein
zerfiel. Von ihnen gehörte Blankenheim-Gerolstein dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium an. 1780 erlosch die Linie B. und damit das Grafenhaus
Manderscheid im Mannesstamm. Über Augusta von Manderscheid kamen die Güter an
böhmische Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft B. und Gerolstein waren
1792 die Grafen von Sternberg Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. 1794 wurde die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft von Frankreich besetzt. 1801 umfasste sie 4 Quadratmeilen
mit 8000 Einwohnern. Die Grafen von Sternberg wurden 1803 wegen B., Jünkerath,
Gerolstein und Dollendorf mit den Abteien Schussenried und Weißenau
entschädigt. 1813/1814 fiel die Grafschaft an Preußen., 1946 das Gebiet an
Nordrhein-Westfalen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 363; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen).
Nach der 1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren
Blies im Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den
Grafen von Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die
ihrerseits im 12. Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein
(1172-1460) und Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod
(Achtelsbach, Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.)
sowie Lehen der Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe
von Metz und Verdun (Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des
letzten Grafen von B. (1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in
zweiter Ehe mit Rainald von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach
ihrem Tod kam es zum Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von
Salm, Limburg, Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz
einerseits und den Herzögen von Lothringen und Grafen von Saarbrücken
andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs,
Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit
der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft
Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und
Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte
der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel
erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773
ihre Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an
Preußen, 1816 an Bayern, 1919/1920 und 1945/1946 an das Saargebiet und damit
1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bolchen (Herrschaft, Grafschaft). Im 12.
Jahrhundert erscheint B. als Lehnsgut der Herren von Fels (Feltz) von Seiten
der Herren von Finstingen, nach dem sich die Herren von Feltz benannten. Sie
bildeten durch Erwerb von Vogteien und Pfandschaften eine ansehnliche, aber
nicht zusammenhängende Herrschaft. Im 14. Jahrhundert begegnet B. als Burglehen
von Falkenberg (bis 1342), später als Lehen des Herzogs von Luxemburg (nach
1384). Zu Anfang des 15. Jahrhunderts fiel B. über Irmgard von B. an die
Familie von Rodemachern, vor 1462 über Elisabeth von Rodemachern an Friedrich
Graf von Moers. 1492 zog König Maximilian alle Rodemachernschen Güter wegen
Felonie ein. Zwischen 1488 und 1503 kaufte der Herzog von Lothringen alle
Rechte an B. auf. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Guir, F., Histoire de Boulay, 1933; Hermann, H., Bolchen, LexMA
2 1983, 357. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bonn (Stadt, Residenz der Erzbischöfe
von Köln). Am Ausgang des Rheindurchbruchs durch das Schiefergebirge bestand in
günstiger Verkehrslage bereits eine keltische Siedlung. Deren Namen übernahm
ein vor 50 n. Chr. errichtetes römisches Legionslager (Castra Bonnensia). Um
400 wurde der Ort von den Franken erobert (722/723 pagus Bonnensis belegt).
Außerhalb des Lagers entstand bei der Märtyrerkapelle St. Cassius und
Florentius ein neuer Siedlungskern, der unter die Herrschaft der Ezzonen, dann
der Grafen von Sayn und im 12. Jahrhundert an das Erzstift Köln kam. Im 16.
Jahrhundert wurde B. Hauptort des Erzstifts. 1786 erhielt es eine 1797
aufgehobene, 1815 aber neugegründete Universität. 1797 fiel es an Frankreich, 1815 an Preußen und damit 1946 an
Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde Bonn auf Betreiben des Bundeskanzlers Konrad
Adenauer (vorläufig gedachter) Regierungssitz und damit Hauptstadt der aus den
drei westlichen Besatzungszonen des Deutschen Reiches (und West-Berlin)
gebildeten Bundesrepublik Deutschland. Am 29. 9. 1990 wurde Berlin mit
Inkrafttreten des Einigungsvertrags zwischen Bundesrepublik Deutschland und
Deutscher Demokratischer Republik Hauptstadt der erweiterten Bundesrepublik
Deutschland. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag im Hinblick auf die geschichtliche
Entwicklung mehrheitlich eine Verlegung des Sitzes der Bundesregierung und des
Bundestags von Bonn nach Berlin.
L.: Wolff 85; Ennen, E./Höroldt, D., Kleine Geschichte der Stadt Bonn, 3. A.
1976; Kaiser, R., Bonn, LexMA 2 1983, 426f.; Nonn, U., Pagus und comitatus in
Niederlothringen, 1983, 204; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 62; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 74.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Boppard (Reichsland, Reichsstadt). In
Urkunden des 7. Jahrhunderts erscheint im Raum B. Königsgut, das vermutlich auf
römisches Staatsland zurückgeht und 814 als fiscus bezeichnet wird. Später wird
der relativ geschlossene Güterkomplex zugunsten der Hochstifte Hildesheim und
Bamberg, der Abteien Burtscheid und Sankt Pantaleon in Köln, des Quirinusstifts
in Neuss (Neuß), der Propstei Hirzenach, der Klöster Marienberg und Pedernach
und Verlehnungen an Reichsministeriale aufgesplittert. Die Reste des Reichsgutes
fielen zwischen 1309 und 1354 pfandweise an das Erzstift Trier und gingen im
Kurfürstentum Trier auf. Das an der Stelle des auf eine keltischen Gründung
zurückgehenden römischen Kastells Bodobriga (2. Hälfte 4. Jh.) liegende B., das
im frühen 13. Jahrhundert Reichsstadt wurde, verlor mit der Verpfändung an das
Erzstift Trier 1312 die Reichsfreiheit, da alle Versuche zur Wiedergewinnung
misslangen. 1794 geriet B. unter Verwaltung Frankreichs.
1815 kam es an Preußen. 1946 wurde es Bestandteil von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Boppard am Rhein. Ein Heimatbuch, 1953; Heyen, F., Reichsgut im
Rheinland. Die Geschichte des königlichen Fiskus Boppard, 1956; Hahn, H.,
Boppard am Rhein, (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Kaiser,
R., Boppard, LexMA 2 1983, 444; Boppard, hg. v. Missling, H., 1998.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bouillon (Herrschaft, Herzogtum). B. an
der Semois in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals erwähnt (Bullio).
Die zugehörige, vielleicht auf einer älteren Befestigungsanlage um 1100
errichtete Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des Hauses
Ardenne (Paliseul, Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth [Sensenstruth]), zu
denen Reimser Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete Gottfried von B. zur
Finanzierung eines Kreuzzuges die Herrschaft an das Hochstift Lüttich. Seit
1330 wurde die Herrschaft wegen des Herzogstitels des Hauses Ardenne in
Lothringen in offiziellen Quellen als Herzogtum bezeichnet. Seit 1430 gewannen
die Grafen von der Mark (de la Marck-Arenberg) in B. an Bedeutung. 1482 entriss
der Graf von der Mark dem Hochstift Lüttich das Land und übte von 1483 bis 1529
die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser Karl V. das Herzogtum an Lüttich zurück,
doch nannten sich die Grafen weiter Herzöge von B. Seit 1548 hatten die Grafen
von der Mark erneut das Herzogtum inne. Ihre Rechte gingen 1591 durch Heirat an
das Haus Latour d'Auvergne über. 1672 wurde B. von Frankreich
erobert, 1678 aber den Latour d'Auvergne zuerkannt. 1693 kam es unter den
Schutz Frankreichs, 1814/1821 als
Standesherrschaft der Fürsten Rohan an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an
Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3;
Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864;
Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne
et Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974;
Petit, R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 81
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am
Ende des 7. Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870
mit Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die
Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V.
die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach
gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das
Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz
Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux
Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor
der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon
1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288
durch den Sieg bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von
Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die
Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln
und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern
vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter
Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430
unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B.
über Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen
Krieg eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es
seit 1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen,
Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden
verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit
den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde
in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach
einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit
1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der
Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F.,
Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ;
Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14.
Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de
Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Breisach (Reichsstadt). In B. an einem
wichtigen Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren,
ein Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369)
nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002
in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die inzwischen
ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt,
die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge von Zähringen fielen
1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf) Rudolf von Habsburg
entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt als König 1275 neues
Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an
Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg.
1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an
Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es
wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861; Poinsignon,
G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist. Kommission
11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39
(1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins
(Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983,
600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Breisgau (Gau, Grafschaft,
Landgrafschaft, Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der
Landschaft zwischen Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7.
Jh. Brisachgowe). Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten
Breisgaues ist seit dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt.
1064 ging sie an die verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie
der Markgrafen von Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die
Grafen von Habsburg einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch
das Erlöschen der Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter
der Herzöge von Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des
Breisgaus bei den Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der
Neuzeit aus dem B. ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als
Landgrafschaft 1318 an die Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und
kam durch Erwerb der Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368
von den Grafen von Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und
Neuenburg sowie 1365 Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469
bis 1474 wurde der B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund
verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau
belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen,
Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein)
eigene Verwaltung (in Ensisheim) und Landstände. Im Frieden von Lunéville des
Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an
den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und
Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal
(Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich,
1802 an die Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel
1951/1952 mit Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch,
Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen,
Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim,
Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten,
Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad
Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl,
Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v.
Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober-
und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N.
u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263,
Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis,
Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau;
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen
Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische
Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen
Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen,
Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz).
Das 787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte,
zunächst dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als
Ersatz für das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die
Missionierung des skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947
eingerichteten nordischen Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber
1104 an das neugegründete Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft der
Erzbischöfe reichte zunächst von Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen
(1270), beschränkte sich dann aber auf das Gebiet zwischen Weser und
Elbemündung (2. H. 11. Jh. alle Grafschaften des südelbischen Teils des
Bistums, 1144/1236 Anfall der Grafschaft Stade nach dem Tode des letzten Grafen
von Stade 1144), in dem 1234 Stedingen, 1306 Kehdingen und 1524 Wursten erlangt
wurden. Die Versuche, die seit dem 13. Jahrhundert verlorene Herrschaft über die
Stadt Bremen zu erringen, scheiterten zwischen 1363 und 1395. Gegen den
Widerstand der letzten katholischen Erzbischöfe Christoph († 1558) und Georg (†
1566) setzte sich seit 1535 die Reformation durch. 1621/1632 wurde das
Hochstift von Dänemark bzw. Schweden besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648
wurde es wie Verden als Herzogtum (Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden
zugesprochen. 1712 ging es durch Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover
verkaufte, dem es Schweden 1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94
Quadratmeilen und rund 180000 Einwohnern von Frankreich
besetzt, am 14. 2. 1810 dem Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam es zu Hannover und
mit diesem 1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis
zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren
bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G.,
Die Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann,
G., Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933;
Glaeske, G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962;
Schomburg, D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen, 1964; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und
Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit
in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bremen (freie Reichsstadt, Republik,
Land, Bundesland). B. (and. „an den Rändern“) wird erstmals 781/782 genannt.
Seit 787/789 entstand auf einem Dünenhügel zwischen Weser und Balge der Dom des
Bischofssitzes B. (845/847 Erzbistum). 937 übertrug König Otto I. die
königliche Grundherrschaft an den Erzbischof von B. und gewährte 965
Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger vom König und vom Erzbischof
verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst erwähnten Rat erkämpfte sich
die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherren. Von 1303 bis 1308
zeichnete sie unter Anlehnung an den Sachsenspiegel ihr Recht auf. Als Mitglied
der Hanse (seit 1358) erlebte sie um 1400 eine wirtschaftliche Blütezeit. In
der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen Eintracht” kam es zur Festigung des
patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend die Stellung einer freien Stadt mit
unmittelbarer Bindung an das Reich anstrebte. 1436 kam nach dem Aussterben der
Ritter von Oumund deren Herrschaft Blumenthal gegen Geldzahlungen von den Erben
an B. 1522 wurde die Reformation eingeführt, die bald calvinistische Züge
annahm. 1541/1666 wurde die Reichsfreiheit errungen und 1741 gefestigt, doch
ging Blumenthal mit 9 Dörfern an Hannover über und kam erst 1939 von Preußen
wieder an Bremen zurück. Im 18. Jahrhundert erlebte B. infolge des
Amerikahandels eine neue Blüte, behielt dann durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 Bestand und konnte sogar sein
Gebiet vergrößern (u. a. Domimmunität). Seit 1806 bezeichnete sich B. als Freie
Hansestadt B. Von 1810 bis 1813 war es als Teil Frankreichs
(10. 12. 1810) Hauptstadt des französischen Weserdepartements (Departements
Wesermündungen). 1815 wurde es Mitglied des Deutschen Bundes. 1827 erwarb es
das hannoversche Gebiet von Bremerhaven. 1849 gab es sich eine demokratische,
1854 eine konservative Verfassung. 1866 wurde es Mitglied des Norddeutschen
Bundes, 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Nach der Novemberrevolution
1918 und einer kurzen Sozialistischen Republik B. (10. 1. 1919 - 4. 2. 1919)
gab sich B. am 18. 5. 1920 eine demokratische Verfassung. Im Dritten Reich
unterstand B. mit rund 256 Quadratkilometern und 340000 Einwohnern gemeinsam
mit Oldenburg einem Reichsstatthalter. 1939 erhielt es preußische Gemeinden
eingegliedert (Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den restlichen Landkreis B.
Gleichzeitig wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das Hafengebiet) aus Bremen
ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde) und Lehe gebildeten
Stadt Wesermünde in Preußen zugeteilt. In diesem Umfang gehörte B. seit Mai
1945 zur amerikanischen Besatzungszone. Am 23. 1. 1947 wurde rückwirkend zum 1.
1. 1947 das Land B. proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde Wesermünde mit dem
Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven dem Land B.
zugeteilt, das 1949 Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck,
Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141; Bremisches Urkundenbuch, hg.
v. Ehmck, D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.; Bippen, W. v., Geschichte der
Stadt Bremen, Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v., Grenzen und Ämter im Herzogtum
Bremen, 1926; Gildemeister, J./Heineken, C., Das Gebiet der freien Hansestadt
Bremen in 28 Kartenblättern nach den Originalaufnahmen, 1928; Doerries, H.,
Studien zur älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29);
Die mittelalterlichen Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v. Eckhardt, K.
A., 1931; Allmers, C., Geschichte der bremischen Herrschaft Bederkesa, 1933;
Buchenau, F., Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4. A. 1934; Deutsches
Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1 1939ff.; Kasten, H.,
Freie Hansestadt Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C., Untersuchungen zur
Geschichte des Bremer Stadtrechts im Mittelalter, 1953; Schwarzwälder, H.,
Entstehung und Anfänge der Stadt Bremen, 1955; Bessel, G., Bremen. Geschichte
einer deutschen Stadt, 3. A. 1955; Spitta, T., Kommentar zur Bremer Verfassung
von 1947, 1960; Schomburg, D., Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes
Bremen, 1964; Die Chroniken der niedersächsischen Städte - Bremen, bearb. v.
Meinert, H., 1968; Wilmanns, M., Die Landgebietspolitik der Stadt Bremen um
1400, 1973; Schwarzwälder, H., Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd.
1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977;
Heineken, C., Geschichte der Freien Hansestadt Bremen von der Mitte des 18.
Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit, 1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und
das nördliche Niedersachsen, 1986; Schwarzwälder, H., Reise in Bremens
Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate der Hansestädte Hamburg und Bremen,
1989; Schwarzwälder, H., Das große Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A.,
Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre Bremer Recht 1303-2003, hg. v.
Elmshäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K., Geschichte Bremens, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Brescia (Stadtstaat). Das zunächst
keltische Brixia am Ausgang des Trompiatales stand seit 218 v. Chr. unter
römischem Einfluss. Vom 6. bis 8. Jahrhundert war es Mittelpunkt eines
langobardischen Herzogtums. Im 12. Jahrhundert wurde es Mitglied des lombardischen
Städtebundes (1120 concio, 1127 consules). Nach häufigem Herrschaftswechsel
seit 1258 fiel es 1426 an Venedig, 1797 an die zisalpinische Republik und an
das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das
Lombardo-Venetianische Königreich (Lombardo-Venezianische Königreich)
Österreichs. Seit 1859 gehörte es zum Königreich Sardinien(-Piemont) bzw. 1861
Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Storia di Brescia, hg. v.
Treccani degli Alfieri, G., Bd. 1ff. 1961ff.; Soldi Rondinini, G., Brescia, Lex
MA 2 1983, 608ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bretzenheim (Herrschaft, Grafen,
Reichsritterschaft, Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der
unteren Nahe war kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein,
von denen sie 1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von
Kaiser Leopold I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied des
westfälischen Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen zog
das Erzstift Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von
Virmond/Virmont und 1747 an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde
B. von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen
nichtehelichen, von der Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck)
geborenen Sohn Karl August erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu
kamen weitere zusammengekaufte kleinere Herrschaften an der unteren Nahe. Mit
der halben Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem 1786 von den Freiherren von
Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel und drei Vierteln Rümmelsheim zählten
die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein, mit dem 1791
von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz erlangten Planig zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1790 erhielt der Graf von B. von Joseph
II. den Fürstentitel verliehen. Das Fürstentum gehörte zum oberrheinischen
Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5
Quadratmeilen und 3000 Einwohnern an Frankreich.
1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des Reichsdeputationshauptschlusses vom
25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die Reichsstadt Lindau und das gefürstete
Damenstift Lindau. Sie vertauschte er 1804 gegen ungarische Güter um Regez an
Österreich, das Lindau 1805 an Bayern verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und
1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Burgund (Königreich, Herzogtum,
Freigrafschaft). Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire
geht auf die ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und
436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein
eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das
534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das
fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des
Sohnes Karl (855-863) Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat
Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso (†
887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere
Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile
Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von
Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt
wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und
Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos
Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon,
Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum
B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug
Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für
Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt
waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König
von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das
Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II.
1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des
Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet
nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für
das vom 11. Jahrhundert an drei Linien der westfränkischen
Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem Aussterben der
zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im Jahre 1363 als
Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp
erwarb durch seine 1369 mit Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe
1384 Flandern, Artois und die weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich
gehörende Freigrafschaft B., die über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248),
die Grafen von Chalon (1248-1295) und die Könige von Frankreich
(1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins
und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft Charolles (Charolais). Sein
Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur
durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau,
Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von Arras erhielt er 1435 die
Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der Picardie. Dazu kamen 1443 noch
das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel sein Sohn Karl der Kühne, der 1473
Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich III. die Schaffung eines
Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb
mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit
Maximilian von Habsburg vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482)
gelangte das Herzogtum B. mit der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg.
Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne
(Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich
fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über
Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen
burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen
Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von
Ländern und Herrschaften) eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von
Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von
Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile
des Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher
Besetzung durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien,
Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922;
Préchin, E., Histoire de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A.
1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs
de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold. The formation of the
Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die
Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG
GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1ff.
1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122 Franche-Comté;
Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978; Werner, K. u.
a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von
Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder,
2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe
siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum),
472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe
siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u.
a., 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten
die Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen und Herren von
Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den burgundischen
Reichskreis bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den Niederlanden die
Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551
gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von
Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen
(Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des
burgundischen Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande
- zum Reich bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene
Besançon hinzu. 1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen
spanischen Niederlande an Österreich, 1801 an Frankreich.
Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der burgundische Reichskreis nominell
folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot) (Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen
(Markgrafschaft, Brabant, Burgund), Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant,
Burgund), Bournonville (Fürstentum, Brabant, Burgund), Brabant (Herzogtum,
Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft,
Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum,
Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren (Fürstentum, Flandern,
Burgund), Geldern (Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern,
Burgund), Havre (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft,
Burgund), Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund),
Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Ligne
(Fürstentum, Hennegau, Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg
(Herzogtum, Burgund), Mecheln (Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq
(Rebecque) (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum, Flandern, Burgund),
Tour et Tassis/Thurn und Taxis (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Valkenburg
(Grafschaft, Limburg, Burgund), insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande,
Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cambrai (Hochstift, Erzstift, Residenz),
mhd. Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße
von Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C.
(Bischof Vedastus, Bischof Gaugericus 585-624/627), das bis Antwerpen reichte
(pagus Cambricinsis 663 belegt). Bei dem karolingischen Teilungen kam es zum
Ostreich. 1093 wurde von ihm das Bistum Arras abgetrennt. Trotz langanhaltender
Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt
sich das Bistum, das 1559 zum Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt
Omer) und Namur) erhoben wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im
Frieden von Nimwegen (Nijmegen) an Frankreich
fiel. Noch die Reichsmatrikel von 1776 zählte es zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cambrai (freie Reichsstadt), mhd.
Kamerich. C. war bereits in frühfränkischer Zeit Vorort eines Teilkönigtums. Im
Jahre 1077 erzwangen die Einwohner vom Bischof erste Rechte, die später
erweitert wurden. Im Hochmittelalter wurde es Reichsstadt. 1543 kam C. an
Habsburg. 1679 fiel die Reichsstadt C. an Frankreich.
L.: Wolff 65; Reinecke, S., Geschichte der Stadt Cambrai, 1896; Fossier, R.,
Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cambrésis (Gau um Cambrai im Département
Nord Frankreichs, Cameracensis pagus)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4 (Mosterolcourt
bzw. Montrecourt, Le Cateau-Cambrésis, Cambrai); Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 215; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
18, 32, IV, 18, Cameracensis pagus; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 70; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983,
118. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cameracensis pagus (Gau um Cambrai im
Département Nord Frankreichs). S. Cambrésis.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4 (Mosterolcourt
bzw. Montrecourt, Le Cateau-Cambrésis, Cambrai); Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 215; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
18, 32, IV, 18, Cameracensis pagus; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 70; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983,
118. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Carpi (Stadtkommune). C. in der
Poebene nördlich von Modena fiel 1115 von Mathilde von Tuszien an den Papst.
1530 kam es durch Kaiser Karl V. an die Este und wurde 1535 zum Fürstentum
erhoben. Mit dem Herzogtum Modena der Este ging es 1797 in der zisalpinischen
Republik und 1805 im napoleonischen Königreich Italien Frankreichs
auf. 1814 kam es an Franz IV. von Österreich-Este. 1860 fiel es an Sardinien
(1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Chalon (Reichsfürstentum). Grafen von
C. entstanden bereits in karolingischer Zeit (unter Pippin). Die Grafenwürde
wurde 945-978 erblich. Zum Herrschaftsgebiet der Grafen gehörten der pagus
Cabilonensis (Chaunois, Chalonnais) und die Grafschaft Charolles. 1237 gab Graf
Johann die Grafschaft gegen die Herrschaft Salins an den Herzog von Burgund.
Mit dem Tod Karls des Kühnen von Burgund kam die Grafschaft 1477 an Frankreich.
L.: Bazin, J., Les comtes héréditaires de Chalon-sur-Saône, 1911; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 791.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Chablais (Landschaft). C. (lat. pagus Caput lacensis „Seehaupt“) hieß zunächst das Gebiet an der Ostspitze des Genfer Sees, später auch das Gebiet südlich des Sees. Es gehörte zur Grafschaft Genf und fiel 1034 an die Grafen von Savoyen. 1792 wurde es von Frankreich annektiert, 1814 aber an Savoyen zurückgegeben. Mit Savoyen kam es 1860 wieder an Frankreich. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Chatillon (Herrschaft). Die Herrschaft C.
an der Vezouze gehörte im 18. Jahrhundert zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Clermont-en-Argonne (Grafschaft). Die Grafschaft C.
westlich Verduns gehörte 1378 über das Herzogtum Bar zum Heiligen römischen
Reich. S. Frankreich.
L.: Wolff 306; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cochem (Reichsgut). Das auf altem
Siedlungsland gelegene C. wird 866 erstmals genannt. Auf dem ihnen verliehenen
ehemaligen Reichsgut errichteten die Pfalzgrafen bei Rhein wahrscheinlich um
1020 die Burg C. 1151 wurde C. wieder Reichsgut. 1294 kam es, zunächst als
Pfand, an das Erzstift Trier, bei dem es bis 1794 verblieb. 1689 wurde es
weitgehend zerstört, von 1794 bis 1815 von Frankreich
besetzt. Danach gelangte es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Pauly, N., Stadt und Burg Cochem, 1883; Heimatbuch des Kreises
Cochem, 1926; Krämer, C./Spieß, K., Ländliche Rechtsquellen aus dem
kurtrierischen Amt Cochem, 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 123. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Colmar, Kolmar (Reichsstadt). C. im
Oberelsass am Schnittpunkt wichtiger Straßen wird zuerst 823 als fiscus
(Königshof) Columbarium erwähnt. 1226 wurde es Reichsstadt (civitas). 1354 trat
C. dem elsässischen Zehnstädtebund bei. 1672 bemächtigte sich Frankreich seiner und ließ die starken Befestigungen
schleifen. Seitdem teilt es politisch das Schicksal des umliegenden Elsass.
1714 erwarb die Stadt die Herrschaft Hohlandsburg (Hohlandsberg) mit
Logelnheim.
L.: Wolff 298; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Hund, A., Colmar vor und während seiner Entwicklung zur Reichsstadt, 1899;
Pfleger, L., Colmarer Stadtrechte, 1938, Oberrhein. Stadtrechte 3; Sittler, L.,
Colmar, 1951; Sittler, L., La Décapole alsacienne des origines à la fin du
Moyen Age, 1955; Sittler, L., Colmar, LexMA 3 1986, 46ff; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 126. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Commercy (Herrschaft). Nach dem 823
(villa Commarciaco) bzw. 827/828 erstmals erwähnten Castrum C. an der Maas in
Lothringen nannten sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts Güter der Grafen
von Bar erheiratenden Herren von Broyes, die C. als Lehen des Hochstifts Metz
hatten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden zwei Linien mit C. einerseits
und Chateauvillain und Montrevel (Montrivel) andererseits. Eine Linie
erheiratete 1273/1274 über die Erbtochter die Grafschaft Saarbrücken. 1341
erfolgte eine Teilung in Saarbrücken und ein Drittel der Herrschaft einerseits
sowie zwei Drittel der Herrschaft andererseits. 1381/1384 ging die Linie
Saarbrücken-Commercy über die Erbtochter in die walramische Linie
Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau (Nassau-Saarbrücken) über. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Dumont, C., Histoire de la ville et des seigneurs de Commercy,
Bd. 1-3, 1843; François-Vives, S., Les seigneurs de Commercy au Moyen Age (XIe
s.-1429), Mém. Soc. Arch. Lorr. 1936-1939; Mathieu, A., Recherches sur la
topographie ancienne de Commercy, 1981 (masch.schr.); Parisse, M., Commercy,
LexMA 3 1986, 83f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 129.
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Cremona (Stadtkommune). C. am Po kam 218
v. Chr. von den gallischen Cenomanen an Rom. 451 war es bereits Sitz eines
Bischofs. 603 wurde es von den Langobarden erobert, geriet danach aber unter
die Herrschaft der Bischöfe. Im 12. Jahrhundert war es freie Kommune (1112-1166
consules). Im Kampf gegen Mailand war es mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa
verbündet. 1334/1344 wurde es von den Visconti (Mailand) unterworfen und
gelangte 1441 an die Sforza. Mit dem Herzogtum Mailand kam es 1797 unter die
Herrschaft Frankreichs. 1815 fiel es an
Österreich, 1859 an Sardinien (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Signori, E., Cremona, 1928;
Montorsi, W., Cremona. Dalla cittá quadrata alla città nova, 1981; Zumhagen,
O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Storia di Cremona, hg.
v. Andenna, G., 2004; Il codice diplomatico della cattedrale di Cremona, hg. v.
Leoni, V., 2010.
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Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C.
bei Amiens in der Picardie benannte,
altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay
(Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die Ehe mit Isabelle de Renty
gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem (Seringheim). Von Kaiser
Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde. Im 15. Jahrhundert teilte C.
sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren Linie wurden 1533 Herzöge von
Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge von C.
1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die jüngere
Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen
(Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für ihre 1801
verlorenen niederländischen Güter die Reste des ehemals hochstift-münsterschen
Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000 Einwohnern als reichsunmittelbares
Herzogtum C., das bei der Gründung des Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die Linie
Croy-Havré (1627 Herzogtum Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dagsburg (Grafschaft). Um die kurz vor
1000 durch Heirat erworbene Burg D. (frz. Dabo) in Lothringen lag die
Grafschaft D. der Grafen von D., die auf die Etichonen (und Eberhardiner)
zurückgehen und außer dem Erbe der 1144 ausgestorbenen Grafen von Egisheim an
der oberen Saar ansehnliche Güter hatten (Moha, Waleffe, Stadtgrafschaft Metz,
Vogtei über das Hochstift Metz). Sie starben 1225 aus. Ihre Güter (11 Burgen,
Vogtei über 9 Klöster) fielen 1241 über die Erbtochter teilweise (um D.) an
Leiningen, waren zeitweise aber mit den Bischöfen von Straßburg, denen die
Markgrafen von Baden als Miterben ihre Rechte überlassen hatten, umstritten.
Der Bischof von Metz zog die heimgefallenen Lehen ein. Moha und Waleffe kamen
an das Hochstift Lüttich. Von 1317 bis 1467 bestand eine besondere Linie
Leiningen-Dagsburg. 1792/1801 kam das Gebiet an Frankreich.
S. Leiningen-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hartenburg.,
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg.
L.: Wolff 282; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von
Dagsburg-Egisheim, 1998.
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Dagstuhl (Herrschaft). Um die spätestens
1290 südöstlich von Trier erbaute Burg D. der Edelherren von Saarbrücken
entstand eine Herrschaft mit den Hochgerichten Wadern, Schwarzenberg,
Primsweiler und Neunkirchen an der Nahe, die nach 1375 durch weibliche Erbfolge
gemeinschaftlich an vier ritterschaftliche Familien (Pittingen, Rollingen,
Brücken [Brucken], Fleckenstein) kam. Seit 1600 ist die Hoheit des Erzstifts
Trier nachweisbar. Von 1616 bis 1625 erwarb der Erzbischof von Trier (Philipp
Christoph von Sötern) die zum oberrheinischen Reichskreis gehörige Herrschaft
mit den Hochgerichten Dagstuhl, Schwarzenberg und Weierweiler (Weierweiher) am
Oberlauf der Prims und bildete daraus 1634 für seine Familie die
Fideikommissherrschaft D. Sie kam 1697 durch Einheirat an die Grafen von Oettingen-Baldern
(Oettingen-Baldern-Katzenstein). 1788 entstand nach dem Tod des Grafen Josef
Anton von Oettingen und Sötern ein Erbstreit, in dem die Fürsten von
Oettingen-Wallerstein 1803 Kirchengut in Schwaben als Entschädigung ihrer 1789
an Frankreich verlorenen Rechte erhielten. 1801
gehörte die Herrschaft der Fürstin Colloredo. 1815 kam D. an Preußen
(Rheinprovinz), 1919 und 1945 zum Saargebiet und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 289; Wallner 698 OberrheinRK 46.
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Dahn (Herrschaft). Nach dem
vermutlich im 10. Jahrhundert entstandenen D. bei Pirmasens nannte sich eine
Familie von Reichsministerialen. Bei ihrem Erlöschen 1603 fiel die Herrschaft
D. (D., Geisburg, Burrweiler und Birlenbach) an das Hochstift Speyer zurück.
1789 kam D. an Frankreich, von 1814 bis 1816
unter Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 an Bayern und damit 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 235, 261; Schmid, E., Führer durch Dahn und Umgebung, 1951.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dalmatien (Landschaft, Königreich). Das im
ersten vorchristlichen Jahrhundert erstmals belegte, vielleicht von illyrischen
Delmatern abzuleitende D. bezeichnete ursprünglich das Gebiet zwischen Cetina
und Neretva, später das Gebiet zwischen Kvarner und Drinmündung an der Adria.
Um die Zeitenwende wurde diese Gegend als Provinz D. dem römischen Reich
eingegliedert. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts wurde es innerhalb des
byzantinischen Reiches zunehmend von Slawen besetzt. 1420 kam es an das seit
dem 11. Jahrhundert an ihm interessierte Venedig. 1797 fiel es an Österreich,
1805 an das napoleonische Königreich Italien, 1809 an die illyrischen Provinzen
Frankreichs und 1814 wieder an Österreich. 1816
wurde es Königreich Österreichs. 1920 kam es bis auf einige Italien zugesprochene
Reste an Jugoslawien.
L.: Pisani, P., Les possessions vénétiennes de Dalmatie, Le Mans 1890; Pisani,
P., La Dalmatie dé 1797 à 1815, 1893; Voinovitch, C. de, Histoire de Dalmatie,
Bd. 1f. 2. A. 1934; Wilkes, J., Dalmatia, 1969; Rapanic, Z., Dalmatien, LexMA
3, 1984, 444ff.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale
Identitätsbildung, 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dann (Reichsdorf, Thann). Am 1. 5.
1287 erlaubte König Rudolf von Habsburg Otto von Ochsenstein, die den
Geroldseck verpfändeten Reichsdörfer Koßweiler (Botzweiler [?]), Romansweiler
(Rumolsweiler [?]) und D. im Elsass einzulösen. Mit dem Elsass kam D. zu Frankreich.
L.: Hugo 473, 472.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Danzig (Fürsten, Freie Stadt). Die
Anfänge Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980 datiert. 997 (999)
wird die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von einem Flussnamen mit
dem Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der Bedeutung feuchte
Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name entstand aus der
hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der slawischen Fürsten
von D., die sich seit etwa 1234 Fürsten/Herzöge von Pomerellen
(Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen zu den
slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263 wahrscheinlich
Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen Herzogshauses
1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309 in den Jahren
1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa 2000, um 1415
etwa 20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und unterstellte sich
Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende eigene Rechte als
„Freie Stadt“. 1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis
1557 zur Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen
war unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 blieb D.
unabhängig. Bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter
Frieden von 1807 wurde es mit vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat
unter Abhängigkeit von Frankreich. 1814 fiel es
an Preußen. Am 10. 1./15. 11. 1920 wurde es, um Polen einen Zugang zum Meer zu
verschaffen, mit 1966 Quadratkilometern und rund 400000 Einwohnern (davon 4 %
Polen) aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und Freie Stadt unter dem Protektorat
des Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem Deutschen Reich angegliedert und
Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es unter der
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E.,
Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien
Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die
preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R.,
Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der
Völkerbund und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig
1920-1939, (in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979;
Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht
Jahrhunderten, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18.
Jahrhundert, 1986, Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur
Förderung der Slawischen Studien 1; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost-
und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig Gdansk, 1996; Das
Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Daun (Herren, Reichsritter). Die Burg
D. am Oberlauf der Lieser in der Eifel war ein Reichslehen der seit 1136
nachweisbaren Herren von D. 1356 kam D. an das Erzstift Trier, so dass die
Herren von D. nunmehr Afterlehnsträger des Erzstifts Trier waren. Bis zum 18.
Jahrhundert starben alle Linien der Herren von D. aus. Burg und Herrschaft
wurden vom Erzstift Trier teilweise als erledigtes Lehen eingezogen, teilweise
an die von Manderscheid verlehnt, wodurch diese Teile 1780 mit Blankenheim und
Gerolstein an die Grafen von Sternberg kamen. Nach 1797 wurde D. Sitz einer
Kantonsverwaltung Frankreichs, fiel 1815 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83, 363; Blum, P., Geschichte der Stadt Daun in ihren Grundzügen, 2.
A. 1954. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dauphiné (Fürstentum). Die zum Königreich
Burgund gehörige Grafschaft Vienne zwischen Alpen und Rhone wurde seit Burgunds
Angliederung an das Reich im Jahre 1032 als Reichslehen angesehen. Der
angelsächsisch geprägte Leitname des Grafengeschlechts Dolphinus ergab die
französische Bezeichnung D. für die Grafschaft, die von 1029 bis 1349 als
eigenständiges Fürstentum bestand. 1349 übergab der letzte Graf Humbert II. (†
1355) die Grafschaft an Frankreich. Damit verlor
das Reich das Gebiet, obgleich es zunächst weiter eine formelle Oberhoheit
beanspruchte.
L.: Fournier, P., Le royaume d'Arles et de Vienne, 1891; Grieser, R., Das
Arelat in der europäischen Politik, 1925; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 100; Giordanengo, G., Dauphiné, LexMA Bd. 3 1984, 586f.;
Lemonde, A., Le temps des libertés en Dauphiné, 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dekapolis (Zehnstädtebund 1354-1789) s.
Colmar, Hagenau, Kaysersberg, Landau (ab 1512), Mülhausen (bis 1515), Münster,
Oberehnheim, Rosheim, Schlettstadt, Türkheim, Weißenburg.
L.: Sittler, L., La Décapole alsacienne, 1955; Sittler, L., Der elsässische
Zehnstädtebund, seine geschichtliche Eigenheit und seine Organisation, 1964;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 101 Décapole; Ohler,
C., Zwischen Frankreich und dem Reich, 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dhronecken, Thronecken, Tronecken,
Thonecken (Herrschaft). Die auch Mark Thalfang genannte Herrschaft D. bei
Hermeskeil auf dem Hunsrück gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu einem
Viertel den beiden fürstlichen Häusern Salm gemeinsam und zu drei Vierteln den
Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Rheingrafen bzw. Grafen Salm-Grumbach) und
zählte über sie zum oberrheinischen Reichskreis. Nach der Besetzung durch Frankreich fiel D. 1815 an Preußen und damit 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Wallner 697 OberrheinRK 22. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Diedenhofen (Reichsgut ?), frz. Thionville.
In D. an der Mosel nördlich von Metz erscheint nach älteren Siedlungsspuren 751
eine Königspfalz (Theodonis villa). 930 wurde die Kirche von D. an das Kloster
Sankt Maximin zu Trier gegeben. Dessen Vögte waren die Grafen von Luxemburg,
die auch die umliegende Grafschaft innehatten. Sie eigneten sich das Königsgut
an. Immerhin kam, nachdem das deutsche Königtum an die Grafen von Luxemburg
gefallen war, D. zur Reichskammer. 1441/1461 gelangte es an Burgund, 1477 an
Habsburg, später an Frankreich.
L.: Wolff 58; Joset, C., Les villes au pays de Luxembourg, 1940; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 142.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dillingen (Herren). D. an der Saar, in dessen Umgebung schon eine bedeutende römische Siedlung angelegt worden war (Contiomagus), war im Mittelalter Sitz einer lothringischen Lehnsherrschaft bzw. nassau-saarbrückischen Afterlehnsherrschaft der Herren von D. bzw. Siersberg. Vom 16. Jahrhundert an wechselte es mehrfach den Herren. 1766 fiel es an Frankreich, 1816 an Preußen und 1946 an das Saargebiet bzw. 1957 an das Saarland. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dörrenbach (Reichsdorf), Dierbach. (992 gab
König Otto III. Dörrenbach bei Bergzabern an die Abtei Selz. Am 22. 1. 1379
verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem
verschiedene Dörfer bei Bergzabern. Die Pfalz verpfändete den Ort an Leiningen.
Mit der Herrschaft Guttenberg war D. in den Händen von Leiningen und Pfalz,
meist aber Zweibrücken. Von 1684 bis 1814 unterstand es Frankreich.) S. Bayern, Rheinland-Pfalz, Dierbach.
L.: Hugo 464. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dreis, Dreiß (reichsunmittelbare
Herrschaft, Reichsdorf?). D. nördlich der mittleren Mosel wird bereits am Ende
des 8. Jahrhunderts durch Karl den Großen der Abtei Echternach bestätigt. Seit
Ende des 15. Jahrhunderts bis 1714 prozessierte das 1121 Hektar umfassende Dorf
um seine Anerkennung als Reichsdorf. Dem Abt gelang es aber sowohl dieses
Begehren als auch die Ansprüche des Erzstifts Trier durch Urteil des
Reichskammergerichts von 1602 abzuwehren. Die mit dem Aussterben der Herren von
Esch seit 1665 vogtfreie Herrschaft Echternachs ging mit der Besetzung durch Frankreich 1794 unter. 1815 kam D. zu Preußen, 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 499; Looz-Corswarem, O. v., Die Beziehungen der Gemeinde D. zur Abtei
Echternach in neuerer Zeit, Rhein. Vjbll. 24 (1954), 90ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dülmen (Grafschaft). D. im westlichen
Münsterland wird als ein aus dem Fronhof des Bischofs von Münster erwachsenes
Dorf 889 in einer Urkunde für Werden erstmals erwähnt (Dulmenni). 1802/1803 kam
das Amt D. Münsters als Grafschaft D. an die Herzöge von Croy (Croy-Solre).
1806 wurde es dem Herzog von Arenberg zugesprochen, 1811 kam es zu Frankreich. 1815 fiel es an Preußen, 1946 D. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Glässer, E., Der Dülmener Raum, 1968; 650 Jahre Stadt Dülmen.
Festschrift, hg. v. Brathe, H., 1961; Dülmen. Von der Bauerschaft zum zentralen
Ort, hg. v. Brathe, H., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
162. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Düren (Reichsstadt). D. wird 748
(villa Duria) erstmals erwähnt. Es war karolingischer Königshof, der zur Pfalz
ausgebaut wurde und aus dem Güter an Stablo (814), das Aachener Münster (888)
und das Hochstift Verdun (1057) kamen. Im frühen 13. Jahrhundert entwickelte es
sich zur Stadt (Reichsstadt). Sie wurde 1242/1246 an die Grafen von Jülich
verpfändet, wurde aber noch längere Zeit zu Reichstagen eingeladen. 1614 kam D.
an Pfalz-Neuburg, 1790/1801 an Frankreich, 1815
an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Schoop, A., Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Düren
bis 1794, 1920; Geschichte der Stadt Düren, 1923; Grotelüschen, W., Die Städte
am Nordostrand der Eifel, 1933; Der Landkreis Düren, bearb. v. Küster, K.,
1967; Kessler, A., Von Karl dem Großen bis Napoleon Bonaparte. Grundzüge einer
Geschichte des Dürener Landes, 1968; Kaemmerer, W., Urkundenbuch der Stadt
Düren, I 1-2, 1971ff.; Flach, D., Zur Geschichte des Dürener Reichsgutes, (in)
Dürener Geschichtsbll. 71 (1982) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 163. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Düsseldorf (Ort, Herrschaft, Residenz des
Grafen von Berg bzw. Markgrafen bzw. Herzogs von Jülich bzw. Kleve bzw.
Pfalz-Neuburg). Zwischen 1135 und 1159 erscheint an der Mündung der Düssel in
den Rhein D., das spätestens 1189 durch Verpfändung von den Herren von Teveren
(Tyvern) an die Grafen von Berg kam. Unter den Grafen von Jülich wurde es 1384
räumlich wesentlich erweitert. Nach der Vereinigung von Jülich, Kleve und Berg
mit Mark und Ravensberg 1521 wurde es Hauptstadt dieser Länder und kam 1614 mit
Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, 1806 an das Großherzogtum Berg, danach an Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Lau, F., Geschichte der Stadt Düsseldorf, 1921, Neudruck 1980f.;
Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, 8. A. 1980; Düsseldorf
vor 100 Jahren, hg. v. Kuntz, A., 1988; Düsseldorf. Geschichte von den
Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert, hg. v. Weidenhaupt, H., Bd. 1 Von der
ersten Besiedlung zur frühneuzeitlichen Stadt (bis 1614), Bd. 2 Von der
Residenzstadt zur Beamtenstadt, 1988; Droste, W., Die Entwicklung der
kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Bonn 1999; Brockerhoff, M./Bußkamp, T.,
Düsseldorf, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 156; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 166. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Echternach (Reichsabtei, Residenz). Auf
römischen Siedlungsresten errichtete 698 der heilige Willibrord, Bischof von
Utrecht, eine Benediktinerabtei auf Land der heiligen Irmina und ihrer Tochter
Plektrudis. Seit 751 war die Abtei reichsfrei. Am Ende des 12. Jahrhunderts
musste gegen Trier die Unabhängigkeit verteidigt werden. Die Reichsmatrikel von
1776 verzeichnete das Kloster im Erzstift Trier und im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis mit einer Last von 2 zu Pferd und 18
zu Fuß bzw. 96 Gulden. 1797 wurde die Abtei durch Frankreich
aufgehoben. 1815 kam sie zu Luxemburg.
L.: Wolff 57; Wampach, C., Geschichte der Grundherrschaft Echternach im
Frühmittelalter, Bd. 1f. 1929f.; Metz, P., Das Goldene Evangelienbuch von
Echternach, 1956; Metzler, J./Zimmer, J./Bakker, L., Die römische Villa
Echternach und die Anfänge der mittelalterlichen Grundherrschaft, 1982;
Schroeder, J./Trauffler, H., Die Anfänge der Abtei Echternach, 1996; Die Abtei
Echternach, hg. v. Ferrari, M. u. a., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 650, 1, 2, 157; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 172.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Eilendorf (Herrschaft). E. bei Aachen kam vor 1238 vom Reich an das Stift Kornelimünster. Nach der Besetzung durch Frankreich 1797 fiel die Herrschaft E. mit Kornelimünster 1815 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Elsass (Gau?, Landschaft,
Landgrafschaft), frz. Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer
breite, rund 8280 Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E.
(ahd. ali-saz, Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur
von 640 bis 740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine
politische Einheit bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr.
Germania superior, Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von
Alemannen besetzt, die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613)
erscheint bei Fredegar der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise
eigenes fränkisches Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der
Wiedereingliederung des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das
Frankenreich nicht wieder besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau
und Sundgau geteilt. 843 kam E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich.
925 wurde es Teil des Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts
an wurde es zunächst ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an
Friedrich von Staufen, zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in
zahlreiche einzelne Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von
Habsburg richtete zur Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter
anderem die Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein,
die noch zu seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die
Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von
Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden.
Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser
und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die
Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft
Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der
Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften
Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die Herrschaft
Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354 schlossen sich die
zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis) zusammen. Die
Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren Nordgau, die zuerst
von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd ausgeübt wurde, kam
1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die Tiroler Linie
Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund, doch wurden die burgundischen
Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria von Burgund
an Habsburg zurück, das 1504 die Reichslandvogtei (in Hagenau) von der Pfalz
zurückgewinnen konnte. Bei der Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische
Oberelsass zum österreichischen Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen
Reichskreis. Wichtige Herren neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft
Rappoltstein, Herrschaft Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg,
Herrschaft Reichenweier) sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg,
Leiningen und Salm. 1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei
über die zehn in der Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten
Reichsstädte Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt,
Kaysersberg, Türkheim, Colmar (Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den größten Teil des restlichen E. ein. Der
Conseil Souverain d'Alsace trat als oberste Behörde Frankreichs
an die Stelle der Regierung Österreichs in Ensisheim. Gleichwohl blieb das E.
bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin
ersetzt wurde und Frankreich die deutschen
Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und Reichsherrschaften
annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit wachsendem Abstand) dem
Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch Napoleon, dessen Regelungen
bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich
integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem
konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb
die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter
Beschlanahme ihres Vermögens aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs
wurde ein Drittel der Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei
Drittel 1940 in das von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des
20. Jh.s spricht weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die
deutsche Sprache verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a.
Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die
Erwerbung des Elsass durch Frankreich im
Westfälischen Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd.
1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom
1. Januar 1648, Teil 1 1898 ( Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen,
Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker,
J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die
elsässischen Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 6 (Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar,
Hüttenheim, Selz, Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim,
Reichshofen, Altdorf bzw. Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt,
Künheim bzw. Kühnheim, Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim,
Illkirch bzw. Illenkirchen, Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim,
Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw. Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H.,
Politische Strömungen und Parteien im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott,
K., Die Entwicklung der Kartographie des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde
und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913; Wackernagel, R., Geschichte des Elsass,
1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1
1939; Marichal, P., Dictionnaire topographique du département des Vosges,
comprenant les noms de lieu anciens et modernes, Paris 1941; Fallex, M.,
L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle à 1789,
Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11,
14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia, pagus Alisacensis, Helisaze,
Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe, Elisgaugium, Elsass; Himly,
F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de l’Alsace, hg. v. Rapp, F.,
Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France. Dictionnaire d'histoire
administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin, 1977; Duranthon, M., La
carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus, F., Histoire de
l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und
fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P.,
Histoire de l'Alsace, 4. A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.;
Dollinger, P., Elsass, LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im
Reichsland, 1986; Vogler, B., Das Elsass zur Zeit des französischen Ancien
Régime (1648-1789), Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989;
Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische
Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass);
Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les
monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens
1680-1914, 2006; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Elsass-Lothringen (Reichsland, Reichsprovinz).
Nach dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges von 1870 verlangte die vor
allem auf das 1869 von R. Boeckh publizierte Buch Der Deutschen Volkszahl und
Sprachgebiete gestützte deutsche öffentliche Meinung die Rückkehr des seit 1648
von Frankreich erfassten und seit 1790 zunehmend
französisierten Elsass zu Deutschland. Im Frankfurter Frieden vom 10. 5. 1871
musste Frankreich gegen den Willen der
betroffenen Bevölkerung (, von der daraufhin 128000 Personen nach Frankreich wechselten,) das Elsass (Bas-Rhin,
Haut-Rhin) außer Belfort und einen Teil Lothringens (Meurthe, Moselle) mit Metz
an das neugegründete Deutsche Reich abtreten. Beide wurden zum Reichsland E.
(Elsass-Lothringen) zusammengeschlossen. Dieses war reichsunmittelbarer
Gebietsteil, nicht Bundesstaat. Es wurde innerhalb seines Sonderstatus' nach
dem Muster einer preußischen Provinz verwaltet. Die Bevölkerung stand dem
mehrheitlich nicht gewünschten Wandel überwiegend ablehnend gegenüber. Gleichwohl
gaben 1900 von 659432 Einwohnern des Unterelsass nur 24521 (3,7 Prozent) und
von 486553 Einwohnern des Oberelsass nur 27673 (5,7 Prozent) Französisch als
Muttersprache an, wobei sich die frankophone Bevölkerung vor allem auf den Raum
Straßburg/Schlettstadt und die zur Vogesengrenze hin gelegenen Gebiete
verteilte. Durch den Vertrag von Versailles kamen die Gebiete ohne Abstimmung
zu Frankreich zurück, woraufhin 110000 Einwohner
nach Deutschland ausgewiesen wurden bzw. abwanderten. Frankreich
begann mit subtilen und drakonischen Mitteln eine beim geschäftlich, kulturell
und karrieremäßig nach Paris ausgerichteten Bürgertum erfolgreiche
Französisierungspolitik. 1940 wurde nach der französischen Niederlage in dem
ehemaligen Reichsland eine dem Führer unmittelbar unterstellte deutsche
Zivilverwaltung errichtet. Elsass wurde dem Gau Baden, Lothringen dem Gau
Saarpfalz (Westmark) angegliedert. Rechtlich blieben beide französisch. Nach
1945 wurden die Gebiete unter hohem Zuzug aus Frankreich
und seinen ehemaligen Kolonien zielstrebig französisiert, so dass der Rhein
trotz ausklingenden Fortbestands einer deutschen Mundart allmählich mehr und
mehr zu einer Sprachgrenze wurde.
L.: Stoffel, G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss,
J., Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St),
1895ff.; Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648,
1896; Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich
im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen,
Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Januar 1648, Teil 1, 1898 (Statistische Mitteilungen über
Elsass-Lothringen Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France
1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass
1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen Landstände, 1907; Vildhaut, H.,
Politische Strömungen und Parteien im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott,
K., Die Entwicklung der Kartographie des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde
und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913; Spahn, M., Elsass-Lothringen, 1919;
Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Das Reichsland Elsass-Lothringen
1871-1918, hg. v. Schlenker, M./Wolfram, G., Bd. 1ff., 1931ff.; Elsass-Lothringen-Atlas,
1935; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1, 1939; Marichal, P.,
Dictionnaire topographique du département des Vosges, comprenant les noms de
lieu anciens et modernes, 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les
Trois-Evêchés, du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Wehler, H.,
Elsass-Lothringen von 1870 bis 1918, ZGO 109 (1961); Himly, F., Atlas des
villes médievales d'Alsace, 1970; Becker, J., Baden, Bismarck und die Annexion
von Elsass und Lothringen, 1972; Poidevin, R., L'Alsace-Lorraine 1871-1918,
1972; Rothenberger, K., Die elsass-lothringische Heimat- und Autonomiebewegung
zwischen den beiden Weltkriegen, 2. A. 1976; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Seidel,
K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich.
Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich
(1602-1638), 1980; Grünewald, I., Die Elsass-Lothringer im Reich 1918-1933,
1984; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland. Ein Beitrag zur
Landesgeschichte von Elsass-Lothringen und zur Wahlgeschichte des Deutschen
Reiches 1871-1918, 1986; Preibusch, S., Verfassungsentwicklungen im Reichsland
Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Erstein (Reichsabtei). Die 849/850 von
der Etichonin Irmingard, der Gattin Kaiser Lothars I., bei Schlettstadt
gegründete Abtei ging nach einer rechtswidrigen Vergabung Kaiser Heinrichs VI.
an den Bischof von Straßburg (1191), 1437 an das Domkapitel von Straßburg über.
Mit dem Elsass gelangte E. an Frankreich.
L.: Friedel, R., Geschichte des Fleckens Erstein, 1927; Barth, M., Handbuch der
elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960; Felten, F., Erstein, LexMA 3 1986,
2189; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 185.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Eupen und Malmedy (Gebiet),
Eupen-Malmedy. 1920 musste auf Grund des Versailler Vertrages und einer
beeinflussten Abstimmung vom 24. 7. 1920, bei der sich von 33726
Stimmberechtigten nur 270 in die offenen Listen zugunsten eines Verbleibs bei
dem Deutschen Reich (Deutschland) eintrugen, das bis 1797 zumeist zu Österreich
gehörende, danach von Frankreich besetzte und
seit 1815 zu Preußen gehörige Gebiet der Kreise Eupen und Malmedy und eines
Teiles des Kreises Monschau mit 1036 Quadratkilometern und 60000 zu fünf
Sechsteln deutschsprachigen Einwohnern an Belgien abgetreten werden. Am 18. 5.
1940 wurde es mit Moresnet in das Deutsche Reich zurückgegliedert. 1944/1945
fiel es an Belgien zurück, wobei ein Grenzvertrag vom 24. 9. 1956 eine
endgültige Regelung brachte.
L.: Bartz, K., Das Unrecht an Eupen und Malmedy, 1928; Kraus, T.,
Eupen-Malmédy-St. Vith, 1934; Pabst, K., Eupen-Malmedy in der belgischen
Regierungs- und Parteienpolitik, Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 76 (1964);
Doepgen, H., Die Abtretung des Gebietes von Eupen-Malmedy an Belgien im Jahre
1920, 1966; Kaufmann, K., Der Grenzkreis Malmédy, 2. A. 1963.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Faucigny (Herren). Die seit dem frühen
11. Jahrhundert bezeugten Herren von F. bei Bonneville gewannen im 12.
Jahrhundert umfangreiche Güter, die 1268 an Dauphiné, 1355 an Savoyen und damit
1860 an Frankreich kamen.
L.: Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 115; Demotz, B.,
Faucigny, LexMA 4 1989, 319.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Finstingen (reichsunmittelbare Herrschaft),
frz. Fénétrange. Die Herren von F. stammen von den Herren von Malberg in der
Eifel ab. Aus Vogteigütern der Abtei Remiremont und Lehen des Hochstifts Metz
entstand um F. in Lothringen im 12. Jahrhundert eine reichsunmittelbare
Herrschaft. Die Rechte an ihr waren später stark aufgesplittert. Seit 1751
standen sie Lothringen und damit Frankreich zu.
Die Familie erlosch 1467/1500 im Mannesstamm.
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Herrmann, H.,
Finstingen, LexMA 4 1989, 485.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8.
Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert
an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der
Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn
Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der
Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056
belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier
Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw.
Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen
behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das
Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an einen Grafen des
Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach 1214 fester an
sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die
Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois nach dem
Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden Hauses Dampierre
über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund und 1477 mit Burgund über Maria
von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der
spanischen Linie Habsburgs zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der
Vereinigten Niederlande (Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von
Sluis mit den Städten Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt
Aardenburg, einem Teil der Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg
(Dostburg), der Insel Cadzand (Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und
der Stadt Biervliet und das Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete
kamen 1659/1668/1678 an Frankreich (das Quartier
des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien Grevelingen [Gravelingen],
Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der Stadt und Kastellanei Cassel
und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder Land l'Isle oder Lille mit
der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern Orchies und Douai [Donay]). 1714
gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der spanischen Erbschaft an
Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die
Niederlande und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés
belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert,
1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935,
Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff.
1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname; Domke,
H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van, Geschichte
Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 117;
Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff. 1980ff.;
Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval Flanders,
1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Fleckenstein (Herrschaft). Die aus vier
Teilen bestehende Herrschaft F. im Unterelsass (Niederelsass) mit Sulz,
Niederrödern, Uffried, Weitersweiler, Hohweiler (Hochweiler), Drachenbronn
(Drachenbrunn), Lembach, Trimbach und Niederseebach gehörte den vielfach
teilenden Herren von F. Nach deren Aussterben 1720 fiel sie an die Fürsten von
Rohan-Soubise und kam mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 293; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Müller, P., Die
Herren von Fleckenstein, 1990.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Florenz (Stadt, Stadtkommune,
Herzogtum), ital. Firenze. Nach prähistorischen und etruskischen Vorläufern
entstand vermutlich im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das römische
Florentia am Arno, das um 200 n. Chr. vielleicht 10000 Einwohner hatte. Im 4.
Jahrhundert wurde es Sitz eines Bischofs, in langobardischer Zeit Sitz eines
Herzogs und unter den Ottonen Sitz eines Grafen. Noch vor 1115 setzte der Kampf
um die Selbständigkeit ein. 1125 unterwarf F. Fiesole. 1138 sind consules
(Konsuln) nachweisbar. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit ihrer
bedeutenden Tuchherstellung führende Macht im mittleren Italien und zählte 1348
etwa 120000 Einwohner. Ihre Währung (Florentiner) gewann als Gulden (abgekürzt
fl.) Bedeutung weit über Florenz hinaus. 1406 wurde Pisa erobert, 1421 Livorno
erworben. 1434 kam die Familie Medici an die Macht, die 1531 von Kaiser Karl V.
zu Herzögen erhoben wurde. 1737 fiel das Herzogtum an Österreich, 1801 als
Hauptstadt an das Königreich Etrurien Frankreichs,
von 1808 bis 1814 an Frankreich, von 1814 bis
1859 an Österreich und schließlich an Sardinien bzw. 1861 an das Königreich
Italien, dessen Hauptstadt es von 1865 bis 1879 war.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3, II 78 (1450) G5; Davidsohn,
R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1969; Caggese, R.,
Firenze dalla decadenza di Roma al Risorgimento, Bd. 1ff. 1912ff.; Panella, A.,
Storia di Firenze, 1949; Nardi, J., Istorie della città di Firenze, 1958; Lopes
Pegna, M., Firenze dalle origini al medioevo, 1962; Bargellini, P., La
splendida storia di Firenze, 1966; Grote, A., Florenz, Gestalt und Geschichte
eines Gemeinwesens, 2. A. 1968; Raith, W., Florenz vor der Renaissance. Der Weg
einer Stadt aus dem Mittelalter, 1976; Hale, J., Die Medici und Florenz, 1979;
Brucker, G., Firenze 1138-1737, 1983; Firenze e la Toscana dei Medici
nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A., Storia di Firenze, 1984;
Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medievo, 1986; Cardini, F., Florenz,
LexMA 4 1989, 554ff.; Bouboullé, G., Florenz, 1989; Brucker, G., Florenz in der
Renaissance, 1990; Reinhardt, V., Florenz zur Zeit der Renaissance, 1990; Cohn,
S., Creating the Florentine State, 1999; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und
kommunale Entwicklung, 2001; La Roncière, C., Firenze e le sue campagne nel
Trecento, 2005; Najemy, J., A History of Florence 1200-1575, 2006;
Klapisch-Zuber, C., Retour à la cité. Les magnats de Florence 1340-1440, 2006;
Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009; Gualtieri, P.,
Il Commune die Firenze tra Due e Trecento, 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Forbach (Grafschaft). Die südwestlich
von Saarbrücken gelegene Grafschaft F. in Lothringen gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts den Grafen von Leiningen-Guntersblum. Mit Lothringen gelangte F.
an Frankreich.
L.: Wolff 283,305.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum,
freie Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden
sich Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194
Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war
F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen
(zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen
bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren
älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet.
Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen
Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F.
Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer,
fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein
befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter verblieben).
Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509 und 1578 wurde
das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation erneuert. 1535
schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde die
Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F. von Frankreich besetzt. Nach § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde
für den Verlust seines Anteils an Soden und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22
der Rheinbundakte (1806) wurden F. und sein 100 Quadratkilometer umfassendes
Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg (1755-1817), dem letzten
Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der einen aus den Territorien von
Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten Staat geschaffen hatte,
zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein und dem Fürstentum Hanau
ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg, Ortenberg und
Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am 10./16./19. 2.
1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F. (mit den
Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.) unter
Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugène de
Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code
Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde
am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14.
12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie
Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der Bundesversammlung
des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19. 7. 1816). Auf dem
Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst. Fulda (teilweise)
und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum Hessen-Kassel
überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern.
1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt es eine neue Verfassung.
Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866
mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen,
Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914
gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg
wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen,
das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden
europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des
römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von
Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher
der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm,
O., 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von
Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966);
Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg
1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W.,
Frankfurt zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der
”Freien Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B.,
Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am
Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder,
W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen
bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur
bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der
Stadt Franckenfort am Meine des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg.
v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.;
Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A.
1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund,
K., Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und
Freien Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und
Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996;
Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der
eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200;
Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a.,
2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Frankreich ist der aus den karolingischen
Teilungen (843/887) des in der Völkerwanderungszeit entstandenen fränkischen
Reichs im 10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich Deutschlands, der im
Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter Napoleon Bonaparte kulturell
und politisch führend in Europa wird. Nach 1945 macht er den Oberrhein zur
Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit der Bundesrepublik
Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien zur die deutsche
Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für Kohle und Stahl
(Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine europäische
Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die Europäische Union mit
(1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten. S. u. a. Andlau
(Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch, Bremen, Burgund,
Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg im Breisgau, Geldern,
Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Homburg, Kaiserslautern,
Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck, Lützelstein, Luxemburg,
Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur, Niederlande, Oldenburg, Pfalz,
Prüm (Reichsabtei), Provence, Rheingrafen, Saarbrücken, Salm, Salm-Salm,
Salm-Kyrburg, Savoyen, Simmern, Speyer, Sponheim, Straßburg, Toul, Trier,
Veldenz, Verdun, Westphalen, Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H., Geschichte
Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B.,
Frankreich. Ein historischer Abriss, 3. A. Teil
1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die Geschichte der Franzosen (Histoire de
France), deutsche Übers. v. Sontheimer, K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire
de France. Abriss der französischen Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de
Bertier de, Die Geschichte der Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers, J.,
Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz. Französische Geschichte zum
Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988; Contamine, P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner,
S./Wirsching, A., Frankreich, 2003; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Freckenhorst (Stift). Gegen 856 gründeten die
sächsischen Adligen Everward und Geva das 860/861 erstmals sicher genannte
Kanonissenstift F. bei Warendorf. Seine umfangreichen Güter wurden im 11.
Jahrhundert im altsächsischen Freckenhorster Heberegister beschrieben und
umfassten bei seiner Aufhebung 1811 noch mehr als 250 Bauernhöfe. Schutzherren
waren zunächst die Herren von F., seit 1190/1191 die von der Lippe und seit
1365 auf Grund der Herrschaft Rheda die Grafen von Tecklenburg. 1803 fiel das
zeitweise zur Reformation neigende, im 17. Jahrhundert aber wieder der
katholischen Religion zugeführte Stift an Preußen. 1811 wurde es von Frankreich aufgehoben. Über Preußen kam F. 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Breede, L./Nolde, H., 1100 Jahre Freckenhorst, 1951; Ruppert, G.,
Freckenhorst, LexMA 4 1989, 883f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt,
Residenz Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die
Herzöge Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben
nach Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach
ihrem Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen
von F. (Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von Berthold II. am Ende
des 11. Jahrhunderts erbauten Burg auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis
1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350,
Friedrich 1350-1356, Egino III. 1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann
1424-1444). 1368 unterstellte sich F. im Kampf mit seinen Grafen Habsburg.
Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415 bis 1427 während der Reichsacht
Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später die Dörfer
Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die Güter und
die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von F. herrschten
nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg Neuenfels in
Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler an die
Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der
Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland
entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich,
1697 wieder an Österreich und 1805 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher
Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 204. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Freudenberg, Freudenburg (Burggrafschaft
bzw. Burggrafentum, Herrschaft). Die Herrschaft F. an der Saar kam durch Kauf
vom letzten Burggrafen von F. an die Abtei Sankt Maximin in Trier. Am Ende des
18. Jahrhunderts wurde sie von Frankreich
besetzt und dem Departement Saar (Saardepartement) zugeteilt. 1815 fiel F. an
Preußen (Rheinprovinz), 1919 kam es zum Saargebiet.
L.: Wolff 493f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde
am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen
lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst
unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König
Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer
der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian),
durch dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die
Äbte den päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170
den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee
reichende Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw.
450000 Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg
im Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und
Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell,
Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau,
Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof,
Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand,
Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und
90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete
Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und
1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es
1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an
Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers
erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete
gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische Länder,
Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum
F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41;
Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik,
1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U.,
Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in)
Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M.,
Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994;
Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda,
Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex
Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel,
W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der
Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v.
Zwies, S., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Geizkofler (Reichsritter). Von 1600 bis
1662 waren die G., von denen der aus Brixen stammende Zacharias Geizkofler nach
dem Studium des Rechts in Ingolstadt, Straßburg und Basel sowie Italien und Frankreich 1593 zum Reichspfennigmeister aufstieg,
wegen Haunsheim und Wäschenbeuren im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert.
L.: Schulz 262; Sigelen, A., Dem ganzen Geschlecht nützlich und rühmlich, 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Geldern (Grafschaft, Herzogtum,
Residenz). Am Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf
Gerhard 1061-1067, nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens †
1082, Gerhard I. von Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des
Herzogtums Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G.
(1085-1118 auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de
Gelre) an der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie
Eigengut östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf
Gerhard II. über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon
getrennte Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim.
Später erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247
erzwangen sie gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der
Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener
Reich) und Emmerich, so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet
zwischen Maas und Roer bis zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche
Herzogtum Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden
die Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf Reinald II. den
Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im geldrischen
Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat verbundenen
Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im
Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen gewählten Grafen von
Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472 verpfändete Arnold von Egmond das
Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser
belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit
Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder selbständig gewordenen
Grafen von Geldern (1538) mit den vier Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen
und Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit
1538 unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen Niederlanden im burgundischen
Reichskreis einverleibte und 1548 dem burgundischen Reichskreis zuteilte.
1578/1579 löste sich unter dem Statthalter Johann von Nassau der größte Teil
Gelderns (Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von Habsburg und schloss sich den
Generalstaaten als Provinz Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil
(Oberquartier G. südlich von Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem
1702 erfolgten Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) als Ersatz für Oranien) 1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G.,
Straelen, Wachtendonck bzw. Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]).
1715 erwarben die Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort
(Montfort), 1719 nahm Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen
Niederlanden nur Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck (Dalenbroek),
Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde 1801, der
preußische Teil 1795/1801 an Frankreich
abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die Niederlande. Der
preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die Niederlande fielen
(Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom Maasufer), 1946 in
Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130;
Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy, 2004; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401, 2, 217; Geldern, hg. v.
Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria,
2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289.
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Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem
Königshof bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um
895-Quedlinburg 968) das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092
erstmals genannt. Um ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg entstand
eine kleine Herrschaft. 1492 starb das Geschlecht, das als Lehen Kleves auch
die Vogtei über das Stift Vreden innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich
erworbene Güter (Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten
können, aus. Es folgten in weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg,
nach 1635 die Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das
Hochstift Münster die Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit (1700) und die
Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten sie die südlich
gelegene Herrschaft Raesfeld. 1784 umfasste die 1560 protestantisch gewordene
Herrschaft Burg und Ort G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5
Quadratmeilen. Sie gehörte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre
Inhaber zu den westfälischen Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren
von Boyneburg-Bömelberg. Am 12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten
von Salm-Kyrburg. Am 13. 12. 1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an Preußen. 1822 wurde G. von der
Familie Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Generalitätslande (Gebiet) sind die seit der Loslösung der Generalstaaten von Spanien durch die Generalstaaten besetzten, nicht der Utrechter Union angeschlossenen Gebiete (Nordbrabant, Teile Limburgs, Obergelderns, Flanderns), die 1648 zu den Niederlanden kamen, aber bis 1795 keinen Anteil an der Regierung hatten. Über die Batavische Republik und Frankreich (1795) gelangten sie 1815 wieder an die Niederlande (seit 1839 Provinzen Nordbrabant, Limburg). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Generalstaaten (Provinzen). G. waren seit etwa
1506 die von Herzog Philipp dem Guten von Burgund seit 1464 nach französischem
Vorbild an wechselnde Orte berufenen allgemeinen Landesvertretungen und davon
abgeleitet später die nördlichen Provinzen der Niederlande, die sich während
des niederländischen Aufstandes auf Betreiben des Statthalters Johann VI. von
Nassau am 23. 1. 1579 zur Utrechter Union zusammenschlossen und am 26. 7. 1581
von Spanien lossagten. 1609 wurden Spanien durch militärische Eroberung weitere
große Teile Flanderns, Brabants und Gelderns entrissen. Seit 1648 wurden die G.
ohne förmliche Loslösung vom Deutschen Reich als souverän angesehen. Am 26. 1.
1795 wurde mit Unterstützung Frankreichs die
Batavische Republik ausgerufen, die Maastricht, Venlo, Staatsflandern und
Limburg an Frankreich abtreten musste. 1806
wurden die G. auf Geheiß Napoleons in das Königreich Holland seines Bruders
Ludwig umgewandelt. 1810 wurde dieses Königreich Holland mit Frankreich vereinigt. 1815 wurden die Niederlande
wieder selbständig.
L.: Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1935ff.; Geyl,
P., Geschiedenis van de niederlandse stam, Bd. 1f. 2. A. 1948f.; 500 Jaren
Staten-Generaal, 1964.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Genf (Kanton). Nach der 1533
erfolgten Vertreibung des Bischofs von G. aus der Stadt G. wurde in der seit
1526 mit Bern und Freiburg (im Üchtland) verbündeten Stadt die Reformation
eingeführt. 1584 schloss sich G. mit Bern und Zürich, später auch mit Frankreich gegen Savoyen zusammen, das 1603 Genfs
Unabhängigkeit anerkannte. Nach der vorübergehenden Eingliederung in Frankreich (1798-1815) wurde G. nach gewissen
gebietsmäßigen Abrundungen am 19. 5. 1815 als 22. Kanton der Eidgenossenschaft
der Schweiz aufgenommen.
L.: Wolff 538; Histoire de Genève, hg. v. d. Société d' Histoire, Bd. 1f. Genf
1951ff.; Geisendorf, P., Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, 1967;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 131 Genevois ;
Poncet, A., Châtelains et sujets dans la campagne genevoise (1536-1792), 1973;
Eidgenössische Grenzfälle, hg. v. Kaiser, W. u. a., 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Genua (Stadtkommune, Republik). G. am
südlichen Steilabfall der ligurischen Alpen war schon im Altertum ein
bedeutendes Handelszentrum. Seit 218 v. Chr. stand es unter römischem Einfluss
und behielt die zu unbestimmtem Zeitpunkt erlangte römische Munizipalverfassung
bis zur Völkerwanderungszeit bei. Über Ostgoten, Byzantiner (554) und
Langobarden (641) kam es an die Franken, die es zum Mittelpunkt einer
Grafschaft erhoben. Seit dem 10. Jahrhundert erlangte G. (958 Privileg für die
habitatores in civitate Ianuensi) eine eigene, seit etwa 1100 von drei oder
mehr Konsuln als Compagna ausgeübte Verwaltung, die Friedrich I. Barbarossa
beließ. Zusammen mit Pisa gewann die durch Handel reich gewordene Stadt
Sardinien und Korsika und setzte sich 1284 auch gegen Pisa und 1298 gegen
Venedig durch. Gleichzeitig wurde G. durch heftige innere Auseinandersetzungen
der Familien der Doria, Fieschi, Grimaldi und Spinola erschüttert. 1380
unterlag es bei Chioggia gegen Venedig. Von 1396 bis 1409 stand es unter der
Herrschaft Frankreichs, von 1421 bis 1436 unter
der Herrschaft Mailands und von 1458 bis 1461 wieder unter der Herrschaft Frankreichs. Nach dem Fall Konstantinopels 1453 gingen
alle östlichen Niederlassungen verloren (1471 Trapezunt, 1475 Kaffa [Caffa],
1566 Chios). Mehrfach geriet die Stadt unter die Herrschaft Mailands und Frankreichs. 1768 trat Genua Korsika an Frankreich ab. Am 6. 6. 1797 wurde Genua von Frankreich als Ligurische Republik eingerichtet, 1805
nach einem Volksentscheid von Frankreich
annektiert. 1815 wurde G. mit dem Königreich Sardinien vereint, das 1861 im
Königreich Italien aufging.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) C2; Storia di Genova dalle
origini al tempo nostro, Bd. 1ff. 1941f.; Cozzani, E., Genova, 1961; Le ville
genovosi, hg. v. De Negri, E. u. a., 1967; Costantini, C., La repubblica di
Genova nell'età moderna, 1978; Piergiovanni, V., Lezioni di storia giuridica
genovese, 1983; Petti Balbi, G., Genua, LexMA 4 1989, 1251ff.; Kurowski, F.,
Genua aber war mächtiger, 1990; Schweppenstette, F., Die Politik der
Erinnerung, 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Germersheim (Reichsstadt). Vermutlich stand
an der Mündung der Queich in den Rhein bei Speyer in römischer Zeit das Kastell
vicus Iulius. G. selbst wird erstmals 1055 genannt. Es war königliche
Zollstätte und Burg. 1276 verlieh ihm König Rudolf von Habsburg das Recht der
Reichsstadt Speyer und damit die Stellung einer Reichsstadt. 1330 verpfändete
Kaiser Ludwig der Bayer G. an die Pfalz. 1792 wurde es von Frankreich besetzt und kam zum Departement
Donnersberg. Von 1814 bis 1816 stand es unter Verwaltung Österreichs und
Bayerns, 1816 fiel es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Probst, J., Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, 1898;
Reinert, F., Streifzug durch die Geschichte der Rheinstadt Germersheim, 1955;
Hehr, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 (1964) ; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 224.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gerolstein (Herrschaft, Grafschaft). Um
1355 wurde die Burg Gerhardstein in der Eifel gegründet. Gerhard VI. von
Blankenheim stiftete danach die Linie Blankenheim-Gerolstein
(Blankenheim-Kasselberg). 1403 konnte Gerhard VIII. die 1380 in den Grafenstand
erhobene Linie Blankenheim beerben und den Grafentitel erwerben. Nach seinem
Tod kam die um G. entstandene Herrschaft 1406 mit Blankenheim an die Grafen von
Loen, 1468/1469 an die Grafen von Manderscheid und 1488 deren Linie
Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war G. unter einer Blankenheimer Nebenlinie
(bis 1697) selbständig. Nach dem Aussterben Manderscheid-Blankenheims 1780 fiel
es an die in Böhmen begüterten Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft
Blankenheim und G. waren die Grafen von Sternberg 1797 Mitglied des
westfälischen Grafenkollegiums der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags sowie des niederrheinisch-westfälischen Reichskreises. 1794 wurde G.
von Frankreich besetzt. Die Grafschaft umfasste
1801 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. 1815 kam sie an Preußen und damit
1946 G. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363f.; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Kroner, G.,
(in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33 (1964); Dohm, B., Gerolstein in der
Eifel, 2. A. 1965.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Giech (Reichsritter, Reichsgrafen).
Seit 1125 erscheint die Burg G. bei Bamberg, nach der sich seit 1137 eine
ministerialische Adelsfamilie G. aus dem Hause der Grafen von Wertheim
benannte, die in den Diensten der Grafen von Andechs und der Bischöfe von Bamberg
stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und Würzburg, in der Oberpfalz und in
Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald ausgestorbene Linie Oberbrunn
(Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die G. waren zunächst fränkische
Reichsritter (Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im frühen 16. Jahrhundert auch
Kanton Steigerwald, außerdem im frühen 16. und späten 18. Jahrhundert Kanton
Baunach), seit 1680 Reichsfreiherren und seit 1695 Reichsgrafen. Von 1564/1731
bis 1796 hatten sie die Herrschaft Thurnau der Ministerialenfamilie Förtsch von
Thurnau. 1726 erlangten sie Sitz und Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten sie
zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie von
Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im
Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis. Von 1806 bis 1810 stand G. mit
Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810
fiel G. mit Bayreuth an Bayern. Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12.
Jahrhunderts durch Heirat an die Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248
an die Truhendingen und die Burggrafen von Nürnberg, 1390 durch Kauf von den
Truhendingen an das Hochstift Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer
123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18.
Jahrhundert, 1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser
Otto III. G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107
erscheinen aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard
[Meinhard] von Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G.,
die ihre teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter
um Lienz in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit
Vogteirechten des Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als
Lehnsleute der Grafen von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?,
1146/1147 Benennung nach Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die
Grafschaft zu Lasten des Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253
erbten sie über die Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der
Grafschaft Tirol (Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie
die Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363
ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die
Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie
Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere
Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere
Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie
entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern
verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als Reichsfürsten schon 1374 auch
Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um
Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz,
Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und damit zum
österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G. mit Gradisca
zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich
aus Görz, Triest und Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861
erhielt das Kronland Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene
Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg
(1947) musste Italien einen Teil des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110
(2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002),
293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel
Medioevo, hg. v. Cavazzo, S., 2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von
den Rätern bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr.
von den Römern unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum
fränkischen Reich, seit 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren
waren der Bischof von Chur und der Abt von Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden
von Freien nachweisbar, zu denen freie Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen
Versuche der Grafen von Habsburg, ihre Herrschaft auszudehnen, entstand 1367
der Gotteshausbund der Talschaften Domleschg, Oberhalbstein, Bergell und
Engadin sowie der Stadt Chur und des Domkapitels. 1395 vereinigte sich u. a.
das Vorderrheintal (Disentis, Rhäzüns, Sax, 1395 Gruob, 1399 Hohentrins, 1406
Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox, Calanca) zum Oberen oder (vielleicht wegen der
grauen Bekleidung der bäuerlichen Einwohner seit 1442) Grauen Bund (1424
erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals toggenburgischen Gemeinden im Prätigau
(Prättigau) zum Zehngerichtenbund (Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers,
Schanfigg, Langwies, Churwalden, Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw.
deren Orte verbanden sich 1471 untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im
Prättigau durch Kauf erworben. 1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und
Zehngerichtenbund ein Bündnis mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden
die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die
Drei Bünde (Gemeine drei Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später
fand die Reformation Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng
zum Freistaat der drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund.
Von 1649 bis 1652 wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund
und im Engadin abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur seine Leute im
Vinschgau an die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich. Im 17.
Jahrhundert besetzten Frankreich und
Österreich/Spanien abwechselnd das Gebiet, doch gelang Georg Jenatsch die
Sicherung der Unabhängigkeit. 1797 gingen Chiavenna, das Veltlin und Bormio an
die Zisalpinische Republik verloren. 1798/1799 wurde G. als Kanton Rätien mit
der Helvetischen Republik vereinigt, 1803/1815 fünfzehnter, um Tarasp
vergrößerter Kanton der Eidgenossenschaft. 1814 gab sich G. eine neue
Verfassung.
L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde,
1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v.,
Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft
Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Heuberger, R., Raetien im Altertum und
Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936;
Müller, I., Die Entstehung des Grauen Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21
(1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f. 1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte,
1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v. Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.;
Jenny, R., Historisches über den Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964;
Festschrift 600 Jahre Gotteshausbund, 1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und
Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1982; Bischofberger, H.,
Graubünden, LexMA 4 1989, 1659; Jahrzeitbücher, Urbare und Rödel Graubündens,
Band 1 Die Kreise Disentis und Ruis, Band 2 Die Kreise Ilanz, Lugnez und Trins,
bearb. v. Brunold, U. u. a., 1999ff.R; athgeb, C., Die Verfassungsentwicklung
Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gronau (Herrschaft). 1371 erscheint die
Burg G. bei Ahaus. Die 1435 durch Güter Gisbertas von Bronkhorst (Bronckhorst)
aus der Erbschaft Solms-Ottenstein erweiterte Herrschaft G. war zwischen dem
Bischof von Münster als Lehnsherren und den Grafen von Bentheim-Steinfurt, an
die sie über Steinfurt (bis 1421) und Bentheim gelangt war, bzw. seit 1638 den
Bentheim-Tecklenburg-Rheda als ihren Erben, umstritten. 1699 wurde G. durch
Vergleich Unterherrlichkeit des Hochstifts Münster. Nach 1803 wechselte die
Herrschaft mehrfach (1803-1806 mit Horstmar Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
[Wildgrafen und Rheingrafen von Salm-Grumbach], 1806-1810 Großherzogtum Berg,
1811-1813 Frankreich). 1815 kam G. mit Münster
an Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Jesse, O., Geschichte der Herrschaft und Stadt Gronau, 1925; Gronau und
Epe. Landschaft, Geschichte, Volkstum, hg. v. Bremer, H., 1939.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gronsfeld, Gronsveld (reichsunmittelbare
Herrschaft, Grafschaft). Südwestlich von Maastricht bildete sich seit dem 11.
Jahrhundert im Herzogtum Limburg um G. eine Herrschaft aus. Von ihr löste sich
zu Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft Richold ab. 1498 wurde G. durch
König Maximilian zur Baronie erhoben. Zwischen 1576 und 1588 wurde das
lediglich aus zwei Kirchdörfern zusammengesetzte Gebiet eine zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft.
Von den Herren von G. kam es an die Bronkhorst-Batenburg
(Bronckhorst-Batenburg) und 1719 an die Grafen von Törring-Jettenbach. 1794
wurde es von Frankreich besetzt. 1815/1839
gelangte G. zur Provinz Limburg (Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 359; Zeumer 554 II b 63, 16; Wallner 705 WestfälRK 50.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Habudingen, Habondange, Hagendingen (Herrschaft).
Die Herrschaft H. gehörte im 18. Jahrhundert als bischöfliche Lehnsherrschaft
zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hagenau (Landvogtei, Reichslandvogtei).
Um die Burg H. im Unterelsass lag umfangreiches Königsgut (Hagenauer Forst).
Unter den Staufern wurde das mit staufischen Gütern verschmolzene Königsgut von
der zur Pfalz erweiterten Burg verwaltet. In staufischer Nachfolge bestellten
die Grafen von Habsburg seit 1280 einen Reichslandvogt als königlichen
Verwalter der zehn elsässischen Reichsstädte, der Reichslandvogtei Kaysersberg
und des Hagenauer Forstes. Seit 1341 wurde die Reichslandvogtei verpfändet
(Bayern, Pfalz, Habsburg, Luxemburg, Mähren), seit 1408/1413 an die Pfalz. 1504
musste die Pfalz H. nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Habsburg
abtreten, das sie von 1530 bis 1558 erneut an die Pfalz verpfändete. Das Gebiet
der Landvogtei umfasste etwa 35 Dörfer. Nach 1633/1634 richtete Frankreich eine französische Verwaltung ein, die 1648
bestätigt wurde. Ludwig XIV. verlieh H. 1659 dem Kardinal und 1661 dem Herzog
von Mazarin, dann dem Hause Chatillon und nach dessen Aussterben dem Herzog von
Choiseul. 1678/1697 kam die Landeshoheit rechtlich an Frankreich.
L.: Wolff 294f.; Becker, J., Die Reichsdörfer der Landvogtei und Pflege
Hagenau, ZGO N.F. 14 (1899), 207; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei
im Elsass, 1905. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hagenau (Reichsstadt). H. im Unterelsass
entstand um 1035 um eine Burg des Grafen Hugo IV. von Egisheim im Hagenauer
Forst. Seit 1153 bestand eine Pfalz, in der bis 1208 die Reichskleinodien
aufbewahrt wurden. Kaiser Friedrich I. Barbarossa erteilte dem Ort 1164
Stadtrecht. 1260 wurde die Stadt Reichsstadt. Diese umfasste noch 3 Dörfer. Im
14. Jahrhundert war sie Hauptort des elsässischen Städtebundes und Sitz der aus
dem Königshof in Schweighausen hervorgegangenen kaiserlichen Landvogtei. Ihre Einwohnerzahl
betrug etwa 3000. 1648 fiel H. an Frankreich.
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Guerber, V.,
Histoire politique et religieuse de Haguenau, 1876; Schrieder, E.,
Verfassungsgeschichte von Hagenau im Mittelalter, 1909; Schlag, G., Die
Kaiserpfalz Hagenau. (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942), 14; Gromer, G., Über die
Entwicklung des engeren Stadtgebiets der ehemaligen Reichsstadt Hagenau, (in)
Oberrhein. Kunst 10 (1942); Burg, A., Haguenau, 1950; Schuler, P., Hagenau,
LexMA 4 1989, 1838; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 242.
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Hagenbach (Reichsstadt). H. bei
Germersheim wird erstmals in einer Urkunde König Ludwigs des Deutschen erwähnt.
Später stand die Vogtei über das Reichsgut dem Kloster Weißenburg im Elsass zu.
1281 erteilte König Rudolf von Habsburg Stadtrechte. 1353 überließ Kaiser Karl
IV. Burg, Stadt, Kellerei und Vogtei der Pfalz. 1358 wurde H. der Landvogtei H.
zugeteilt. Die Vogtei Weißenburgs kam 1361/1384 an die Pfalz. 1768 trat die
Pfalz das 1674 von Frankreich besetzte Amt H. an
Zweibrücken ab. Dieses erhielt 1774 von Frankreich
zur Sicherung seiner Rechte einen offenen Brief. 1815 kam H. zu Bayern und 1946
zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967,
101. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Haldenstein (Herrschaft eines zugewandten
Ortes). H. am Vorderrhein bei Chur war seit 1524 Sitz des Botschafters Frankreichs bei den gemeinen drei Bünden. Die Inhaber
(von Schauenstein) wurden 1611 Reichsfreiherren. 1701 fiel H. an die von
Salins. Es unterstand der Herrschaft der gemeinen drei Bünde, die der
Eidgenossenschaft der Schweiz zugewandt waren und in Graubünden aufgingen.
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) H3; Marquardt,
B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 318.
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Hamburg (freie Reichsstadt, freie Stadt,
Land, Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des karolingischen
Vorstoßes in das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der Jahre 2005f.
könnte die Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz zwischen Elbe
und Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit einem Durchmesser
von 50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon Kaiser Karl der
Große 804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der Mündung der Alster in
die Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um 825 ließ Kaiser
Ludwig der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen Domplatz?) erbauen.
831 wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des heiligen Ansgar. 845/847
wurde der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen Brandschatzungen durch die
Wikinger von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh. wurde ein Dom aus Stein
errichtet. Unter den Grafen von Schauenburg (Schaumburg), die 1111 durch Herzog
Lothar von Süpplingenburg bzw. Sachsen mit der Grafschaft Holstein und der
Grafschaft Stormarn belehnt wurden, erfolgte der Ausbau zu einem wichtigen
Handelsplatz. Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188 von Wirad von Boizenburg als
Leiter einer Siedlergruppe planmäßig errichtete, 1216 mit der Altstadt
vereinigte Neustadt H. um St. Nikolai Handelsrechte, Zollrechte und
Schifffahrtsrechte durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt. Etwa zur
gleichen Zeit erscheint in H. erstmals ein Rat. 1228 übertrug der Erzbischof
von Bremen seine Rechte an der Altstadt auf den Grafen von Schaumburg (Schauenburg).
Unter seiner Herrschaft entwickelte sich H. rasch zu einem großen Ausfuhrhafen
und zeichnete 1270 sein Stadtrecht im sog. Ordeelbook auf. Um 1300 war bei
einer Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen weitgehende Unabhängigkeit vom
gräflichen Stadtherren, der 1292 der Stadt das Recht der eigenen Rechtssetzung
(kore) verliehen hatte, erreicht. Im 14. Jahrhundert errang die Stadt
besonderen Ruhm im Kampf gegen die Seeräuberei auf der Nordsee (1400
Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als eines der ersten Mitglieder der
Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz zwischen Nordsee und Ostseeraum (um
1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang zunächst pfandweise der Erwerb der
Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge einer selbständigen planmäßigen
Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die Feste Ritzebüttel (Cuxhaven) mit
der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog Emil von Sachsen-Lauenburg
Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck abgeben, die das Gebiet bis 1868,
als es H. durch Vertrag allein übernahm, gemeinsam verwalteten. Unter Kaiser
Sigmund wurde die Stadt erstmals als reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460,
als die Könige von Dänemark an die Stelle der Grafen von Schauenburg traten,
galt sie als Reichsstadt. 1510 wurde sie auf dem Reichstag zu Augsburg für eine
Reichsstadt im niedersächsischen Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das
Reichskammergericht Hamburgs Selbständigkeit und 1768 erkannte auch der König
von Dänemark H. als kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in H. die
Reformation eingeführt. Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen
Aufschwung. 1603 wurde das schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste
Recht unter Verwendung der Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener
anderer Quellen reformiert. Im Schutze einer starken Befestigung blieb die
Stadt vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz
und Stimme im Städtekolleg des Reichstags. § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses erhielt sie 1803 als Reichsstadt. Die Besetzung
durch Dänemark (1801-1806) und durch Frankreich
(1806) und die Kontinentalsperre führten zu einem gewichtigen Rückschlag für
die sich seit 1806 als freie Hansestadt bezeichnende Stadt, die wenig später
ihren Dom abriss. Von 1810 bis 1814 war die Stadt als Hauptstadt des
Elbe-Departements in das französische Reich eingegliedert. 1813/1814 verstand
sich H. als selbständiger Einzelstaat. 1815 trat es als Freie und Hanse-Stadt
dem Deutschen Bund bei. Am 28. 9. 1860 gab es sich – nach älteren Rezessen
zwischen Rat und Bürgerschaft von 1410, 1529 und 1712 und einem gescheiterten
Verfassungsversuch vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat und
Bürgerschaft. 1867 trat es dem Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die
Wehrhoheit auf Preußen, doch erst 1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen
Zollverein. 1871 schloss es sich dem Deutschen Reich an. 1919 gründete H. eine
Universität. 1921 erhielt es eine neue Verfassung. 1933 wurde die Bürgerschaft
aufgelöst und wurde ein Reichsstatthalter eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937 wurden
die preußischen Städte Altona mit Blankenese, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg
sowie 27 Landgemeinden im Austausch gegen Cuxhaven (mit der Insel Neuwerk),
Geesthacht und einige kleinere Orte eingegliedert. Nach dem Gesetz über die
Verfassung und Verwaltung der Hansestadt H. stellte diese einen staatlichen
Verwaltungsbezirk mit einer Einheitsgemeinde als Selbstverwaltungskörperschaft
dar. Am 3. 5. 1945 wurde H. von Großbritannien besetzt und der britischen
Besatzungszone zugeteilt. Am 6. 6. 1952 erhielt die seit 1949 der
Bundesrepublik Deutschland zugehörige Freie und Hansestadt Hamburg (Stadtstaat)
eine neue Verfassung. 1969 erlangte H. durch Vertrag mit Niedersachsen zur
Schaffung eines Vorhafens wieder einen Teil des Elbemündungsgebiets mit der
Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1;
Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Anderson, C., Hamburgisches Privatrecht, Teil
1ff. 1782ff.; Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1 (786-1300), hg. v. Lappenberg,
J., 1842, Bd. 2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd.
2), bearb. v. Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4 (1337-1350), bearb. v. Reetz, J.,
1967; Lappenberg, J., Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs,
1845; Westphalen, N., Hamburgs Verfassung und Verwaltung in ihrer allmählichen
Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Bd. 1f. 2. A. 1846; Baumeister, H., Das
Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Stubbe, E.,
Verfassung und Verwaltung der hamburgischen Marschgemeinden, Diss. jur. Hamburg
1922; Baasch, E., Geschichte Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f. 1924f.; Wölfle, K.,
Hamburger Geschichtsatlas, 1926; Schöffel, J., Kirchengeschichte Hamburgs, Bd.
1 1929; Reincke, H., Hamburgs Geschichte, 1933; Reincke, H., Das Amt
Ritzebüttel, Diss. phil. Hamburg 1935; Bolland, G., Hamburg, 1938; Bücherkunde
zur hamburgischen Geschichte, hg. v. Möller, K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956;
Studt, B., Hamburg 1951; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur hamburgischen
Geschichte, 1951 (mit Karte der mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius,
W./Weber, R., Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. 6. 1952,
1953; Bolland, J., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG
GA 72 (1956), 83ff.; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar
bis Bonn, 1956; Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der
Freien und Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger
Bürgerschaft in alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis
1594, bearb. v. Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger
Stadtrechts 1497, erl. v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und
heute, 1972; Hamburg, Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg.
v. Jochmann, W., Bd. 1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische
Unabhängigkeit vom schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die
Reformation in Hamburg, 1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986;
Hamburg im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das
alte Hamburg (1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W.,
Hamburg-Bremen, LexMA 4 1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v.
Schöller, A., 1990; Postel, R., Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll.
f. dt. LG. 126 (1990), 625ff.; Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7.
A. 1994; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon,
hg. v. Kopitzsch, F. u. a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006.
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Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143
als Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel
erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich
zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der
Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig
verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu
Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau
(Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein
Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz
nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und
war mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der Wetterau. 1320/1364 erlangte
sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer Berg), 1429 die
Reichsgrafenwürde. 1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die
Linien Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains)
und Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der
Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im
Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich
Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570
beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit
1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die
elsässischen Güter an Frankreich. Nach dem
Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736 kam Hanau-Münzenberg mit H. durch Erbvertrag
an Hessen-Kassel, Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit Frankreichs) an Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich besetzt und wurde dann mit Ausnahme der
Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg, Babenhausen und des Dorfes Heuchelheim, die
an Hessen-Darmstadt gelangten, zu dem neugegründeten Großherzogtum Frankfurt
geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K., Landesgeschichte
der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck, F., Hanau, Stadt
und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch, 1954; Schwind, F.,
Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt Hanau, hg. v. Hanauer
Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989, 1893; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 198.
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Hanau-Lichtenberg (Grafen). Das Gebiet rechts des
Rheins zwischen Willstätt (Willstädt) und Lichtenau kam nach 1250 durch den
Bischof Konrad von Lichtenberg an das Hochstift Straßburg. 1299 hinterließ der
Bischof seinen Neffen als Lehen 26 Dörfer um Willstätt und Lichtenau. Erben des
1480 im Mannesstamm ausgestorbenen letzten Herren von Lichtenberg waren zwei
Nichten, die mit Grafen von Hanau-Münzenberg und Zweibrücken-Bitsch verheiratet
waren. Willstätt kam an Hanau, Lichtenau an Zweibrücken, doch bildeten beide
Ämter ein von Hanau aus gemeinsam regiertes Land. Seitdem nannten sich die
Grafen von Hanau-Babenhausen Grafen von H. Sie hatten Sitz und Stimme auf dem
Reichstag und im oberrheinischen Reichskreis. Beim Aussterben der Grafen von Zweibrücken-Bitsch
fielen deren Güter im Elsass und um Lichtenau an die Grafen von H. 1606
tauschten diese ein Gebiet um Pirmasens von Lothringen ein. 1680/1697 fielen
die im Elsass gelegenen Güter (Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen,
Wolfisheim, Offendorf) an Frankreich, so dass
die Grafen ihren Sitz von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten.
Die übrigen Güter (die Ämter Lichtenau, Willstätt, Hatten, Ingweiler,
Kutzenhausen [Kuzenhausen], Lemberg mit Pirmasens, Schaafheim, Wörth) kamen
1736 an Hessen-Darmstadt. 1803 fiel das sog. Hanauer Land um Lichtenau und
Willstädt über Karoline Luise von Hessen-Darmstadt an Baden. Über Baden kam es
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Pirmasens gelangte 1815 an Bayern und damit
1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 272; Rathgeber, L., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Beinert,
J., Geschichte des badischen Hanauer Landes, 1909; Eigler, F., Das Territorium
der Herren von Lichtenberg 1202-1480, 1938; Lübbeck, F., Hanau. Stadt und
Grafschaft, 1951; Lichtenberger Urkunden, hg. v. Battenberg, F., 1994.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hannover (Fürstentum, Herzogtum,
Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von
Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte
Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde,
dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241
gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von
Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere
Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen
Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die
Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser
Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem
Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem
Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle
(1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit
England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und
Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal
und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im
Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität
Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die
Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen
besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für
seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und
Höxter sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und
Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde
aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis
1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung
zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen
einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit
Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12.
1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich.
Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland,
Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg),
Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg
verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein
neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher
Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach 1848
geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht,
Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer
Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879
aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867
wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922
die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an
die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde
das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf,
dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das Patrimonialgericht
Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2 1933-1935, 1953; Die
Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts, bearb. v. Engel, F., 1959;
Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964; Kühlhorn, E.,
Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover, Wolfenbüttel
und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen Residenzen vom
16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M., Historisch bezeugte Orte
in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H., Hannovers
Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und administrative
Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V.,
Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H.,
Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und
Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und
sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur
preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den
hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v.,
Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre
Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis
1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Helfedange (Herrschaft, Helflingen). Die
Herrschaft H. gehörte als bischöfliche Lehnsherrschaft im 18. Jahrhundert zum
Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
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Helflingen (Herrschaft, Helfedange). Die
Herrschaft H. gehörte als bischöfliche Lehnsherrschaft im 18. Jahrhundert zum
Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
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Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz.
Hainaut. Der erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem
Flüsschen Haine benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der
oberen und mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des
9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine
Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I.
abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von
Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz
schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die
Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von
einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch
die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester
Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter
Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu
Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war
illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch
die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig
des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die
Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem
durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von
Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian
mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555
bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis
1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der
Provinzen Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige
Teil 1794 zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als H. 1815 an
das Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
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1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao,
Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy,
Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de
1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436
Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22,
24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis,
pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier,
M., Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969,
71ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut;
Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J.,
La législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft,
Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main,
Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher
Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit
Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen
Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des
Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern
hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die
als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die
Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der
Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg,
Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121
übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122
über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130
wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um
Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum
(1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms,
Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen.
Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der
Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438),
Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen,
die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der
mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern
(Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben
(1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der
Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg,
Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau),
halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des
Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt.
Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte
Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der
Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels
und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere
starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich
besetzt und weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde
es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
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1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
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geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
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Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
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Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
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Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
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Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
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Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von
Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen
von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt,
Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in
Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es
Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp dem
Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als
Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und
Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von
Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von
Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge unter
anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des
calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt
Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und
erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg
erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim).
1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey
außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg,
Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen
Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen
(Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen.
1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich besetzt und dem Königreich Westphalen
(Hauptstadt Kassel) einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und
erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und
Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr (trotz Untergangs
des Heiligen Römischen Reichs und seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten])
bei. 1831 wurde eine Verfassung erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9.
1866 wurde H. wegen der Unterstützung Österreichs in der misslungenen
Bundesexekution des Jahres 1866 gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil
der preußischen Provinz Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit
preußischen Gebiete gingen am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und
damit in Hessen auf. Die Linie Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922;
Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und
Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E.,
Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die
Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19.
Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp, W.,
Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen
Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen
Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987;
Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988,
Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und
Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige
Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007; Ebert,
J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hingsingen, Hinguezange (Herrschaft). Die
Herrschaft H. gehörte im 18. Jahrhundert als bischöfliche Lehnsherrschaft zum
Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hochkönigsburg, Hohkönigsburg (Herrschaft). Die
Burg H. bei Schlettstadt erscheint 1147 als Gut der Staufer. Im Mittelalter
umfasste die Herrschaft H. die Dörfer Sankt Pilt und Orschweiler (1790 an die
Grafen von Dürckheim bzw. Türkheim) sowie Zoll und Geleit durch das Lebertal
und Weilertal. Mit dem Elsass kam H. an Frankreich.
L.: Ebhardt, B., Die Hohkönigsburg im Elsass, 1908. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohenburg (Herrschaft). Die Herrschaft H.
im Unterelsass (Niederelsass) zwischen Wegelnburg (Wagelburg) und Fleckenstein
umfasste die Schlösser H. und Löwenstein sowie drei Dörfer und gehörte den
Herren von Sickingen. Mit dem Elsass gelangte sie an Frankreich.
L.: Wolff 293. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohlandsburg (Herrschaft), Hohlandsberg. Die
Herrschaft H. wurde 1714 von der Reichsstadt Colmar erworben, die bereits 1672
an Frankreich gelangt war.
L.: Wolff 298; Hölzle, Beiwort 88.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Holland (Grafschaft). Seit dem 10.
Jahrhundert sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der
Maasmündungen um Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101
Bezeichnung der Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen
begannen die Grafen um 1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die
Bischöfe von Utrecht gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft
wurde Leiden, später ‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland
angegliedert werden. Beim Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter
(Amsterdam, Rotterdam, Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von
Hennegau, die Seeland (Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort
über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach
(Straubing-Holland), von dort durch Abtretung nach langem Widerstand 1433 an
die Herzöge von Burgund, 1477 über Maria von Burgund schließlich an Habsburg.
1579 entstand nach dem niederländischen Aufstand gegen Habsburg/Spanien die
Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach auch als H. bezeichnet
wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H. führend. 1796 wurde es
Mittelpunkt der Batavischen Republik und gab von 1806 bis 1810 dem von Napoleon
für seinen Bruder errichteten Königreich H. den Namen. 1810 wurde das Gebiet
Teil Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A.,
1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer,
J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v.
Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946;
De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische
Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands:
their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland,
Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the
Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end
Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff.
1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De
Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De
Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987;
Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Homburg (Grafen). Nach älteren
Siedlungsspuren erscheint im 12. Jahrhundert an der Blies die Burg H. Nach ihr
benannten sich als Seitenlinie der Grafen von Metz Grafen von H. Ihr Gebiet an
der mittleren Blies verlor durch Veräußerungen allmählich an Bedeutung. Die
Reste fielen 1449 beim Aussterben der Grafen an die Grafen von
Nassau-Saarbrücken. In den Reunionskriegen war H. seit 1679 von Frankreich besetzt. 1714 kam es wieder an
Nassau-Saarbrücken, 1755 durch Tausch an Pfalz-Zweibrücken und damit später zu
Bayern und 1919/1920 bzw. 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland
(sowie z. T. zu Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 249, 266; Hoppstädter, K., Burg und Festung Homburg, Rhein. Vjbll. 19
(1954), 370ff.; Homburg (Saar) 1558-1958, hg. v. d. Stadt Homburg, 1958.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Honnecourt (Kloster, Reichskloster). Das Kloster H. bei Cambrai ist in die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommen und erscheint trotz seines Überganges an Frankreich noch 1755 in einer offiziösen Bestandsübersicht des Reiches. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hoorn (Reichsgrafschaft), niederl.
Horn, Hornes. Das zwischen Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene H. war
wahrscheinlich 1390 von den Herren von H. dem Hochstift Lüttich zu Lehen
aufgetragen worden. 1450 wurde die Herrschaft zur Reichsgrafschaft erhoben. Nach
dem Aussterben der Grafen von H. 1544 gelangte die Grafschaft in verschiedene
Hände, bis sie 1614 an Lüttich fiel, das bereits seit 1576 die Oberaufsicht,
Schutz und Schirm über H. erlangt hatte. Die Reichsgrafschaft H. gehörte über
das Hochstift Lüttich zum westfälischen Reichskreis und gelangte mit Lüttich
1795/1801 an Frankreich und 1815 an Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Horburg, Horbourg (Herrschaft,
Grafschaft). H. bei Colmar steht an der Stelle eines römischen Kastells
(Argentovaria?). Es war Stammsitz der Grafen von H. Diese verkauften die
Grafschaft, die elf Dörfer umfasste, 1324 an die Grafen von Württemberg. Ihnen
verblieb sie bis 1793. Danach fiel H. an Frankreich.
L.: Wolff 297; Herrenschneider, E., Römerkastell und Grafenschloss Horburg,
1894; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 100.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Horn (Reichsgrafschaft, Hoorn). Das
zwischen Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene H. war wahrscheinlich 1390
von den Herren von H. dem Hochstift Lüttich zu Lehen aufgetragen worden. 1450
wurde die Herrschaft zur Reichsgrafschaft erhoben. Nach dem Aussterben der
Grafen von H. 1544 gelangte die Grafschaft in verschiedene Hände, bis sie 1614
an Lüttich fiel, das bereits seit 1576 die Oberaufsicht, Schutz und Schirm über
H. erlangt hatte. Die Reichsgrafschaft H. gehörte über das Hochstift Lüttich
zum westfälischen Reichskreis und gelangte mit Lüttich 1795/1801 an Frankreich und 1815 an Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hörstgen (Herrlichkeit, Herrschaft). Die
kleine Herrschaft H. am Niederrhein bei Kamp-Lintfort war Lehen der Grafschaft
Moers. Mit ihr war als Lehen Gelderns der Rittersitz Frohnenbruch (Frohnenburg)
verbunden. Aus der Erbschaft von Drachenfels kam H. an die Mirlar zu Myllendonk
(Millendonk) und 1754 an die Freiherren von Knesebeck. H. zählte zu den nicht
eingekreisten reichsunmittelbaren Reichsteilen, doch war die Reichsunmittelbarkeit
durch Moers und das Erzstift Köln bestritten. 1794 wurde die 418 Hektar
umfassende Herrschaft von Frankreich besetzt.
1815 fiel H. an Preußen und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 494. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Horstmar (Herrschaft, Grafschaft). Im
frühen 11. Jahrhundert ist H. bei Steinfurt erstmals bezeugt. Nach der Burg H.
benannten sich seit 1092 edelfreie Herren von H. Über eine Erbtochter gelangte
H. an die Grafen von Rietberg, welche die Lehnshoheit des Bischofs von Münster
anerkennen mussten. Durch Vertrag vom 11. 11. 1269 kam die Herrschaft H. durch
Verkauf an das Hochstift Münster und wurde bis 1635 bevorzugte Residenz der
Bischöfe. 1803 ging das münsterische Amt H. an die Wild- und Rheingrafen zu
Grumbach (Grafen von Salm-Grumbach [Rheingrafen] ), die sich seitdem Grafen von
Salm-Horstmar nannten. Vom 12. 7. 1806 an kam H. zusammen mit den Grafschaften
Lingen und Tecklenburg an Berg, 1810 an Frankreich
(Oberemsdepartement im Gouvernement Hamburg). Von hier aus fiel es 1815 an
Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 172. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H.
(urspr. Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen (de Hogen), die sich
zuvor als Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten oder aus dem
Friesischen zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine Grafschaft
auf (1215 Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen). 1302
erlangten sie von Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken als
Lehen. Vielleicht von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine
obere Grafschaft (um Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H.
aufgeteilt. Von 1345 bis 1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem
Aussterben ihrer Linie Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16.
Jahrhunderts waren die Grafen zur Anerkennung der Lehnshoheit Braunschweig-Lüneburgs
gezwungen. Beim Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg 1534/1582) wurde die
Grafschaft als Reichslehen unter die Linien des welfischen Hauses (Calenberg,
Wolfenbüttel und Celle) aufgeteilt. Calenberg und Wolfenbüttel erhielten die obere
Grafschaft mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg (Ehrenberg), Syke, Steyerberg
(Steierberg), Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und Barenburg und dem Stift
Bassum. Celle erlangte die untere Grafschaft mit den Ämtern H., Nienburg,
Liebenau, Westen, Altbruchhausen, Neubruchhausen und Thedinghausen. Diese Güter
fielen 1584 an Wolfenbüttel allein und 1634 an Celle. Die Ämter Uchte mit den
Vogteien Uchte und Kirchdorf und Freudenberg mit den Flecken Bassum,
Freudenberg und Loge und siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an Hessen zu Lehen
aufgetragen worden waren, waren als hessische Lehnsstücke (1582) an
Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705, nach Aussterben der Häuser Calenberg und
Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im Besitz der gesamten, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von
etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813 fiel ^pIH. an Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und
Freudenbergs) an Hannover, 1866 an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche
Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989;
Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya,
1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um
1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften
Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Illkirch (Reichsdorf). Am 12. 1. 1369
erlaubte Kaiser Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die vom Reich verpfändeten
Dörfer I., Illwickersheim und Grafenstaden bei Straßburg einzulösen und pfandweise
zu besitzen. Mit dem Elsass kam I. zu Frankreich.
L.: Hugo 472, 471.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Illwickersheim (Reichsdorf). Am 12. 1. 1369
erlaubte Kaiser Karl IV. dem Ritter Johann Erbe, die vom Reich verpfändeten
Dörfer Illkirch, I. und Grafenstaden bei Straßburg einzulösen und pfandweise zu
besitzen. Mit dem Elsass kam I. zu Frankreich.
L.: Hugo 472, 471.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Illyrien (Königreich, Provinz). I. ist im
Altertum das von den Illyrern bewohnte Gebiet der östlichen Adriaküste, das von
230 v. Chr. an allmählich dem römischen Reich eingegliedert wurde (167 v. Chr.
Teil der Provinz Gallia cisalpina). Im 4. nachchristlichen Jahrhundert war I.
einer der vier römischen Reichssprengel. 395 kam das Gebiet zur westlichen
Reichshälfte, fiel 537 aber an Byzanz. Im Mittelalter gehörte das Gebiet zu
verschiedenen Herrschaften, von denen Österreich allmählich bestimmend wurde.
1809 musste Österreich Westkärnten, Krain, Görz, Triest, Istrien, Fiume,
Dalmatien und Kroatien an Napoleon I. abtreten, der diese Gebiete als
illyrische Provinzen Frankreich einverleibte.
1814 fielen sie an Österreich zurück, das aus Kärnten, Krain, Görz, Triest und
Istrien 1816 ein Königreich I. bildete, das 1849 in die Kronländer Kärnten,
Krain und Küstenland aufgelöst wurde. 1918 kam das Gebiet weitgehend zu
Jugoslawien und nach 1991/1995 an Slowenien und Kroatien.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 40 c (1806-1812) D/E5, II 46 (1815) G/H4.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Istrien (Markgrafschaft). 177 v. Chr.
eroberten die Römer das Gebiet von I. und teilten es den Provinzen Italia und
Illyricum zu. 539 kam das Gebiet an Oststrom, 788 an das fränkische Reich. 952
fügte es König Otto I. als Teil Friauls Bayern hinzu, löste es aber 976 als
Herzogtum zusammen mit Kärnten wieder. Seit dem 11. Jahrhundert wurde zu I. das
Gebiet um den Kvarner gerechnet (sog. Meranien). 1058 unterstand I. mit Krain
dem Markgrafen Ulrich von Weimar-Orlamünde. 1077 gab König Heinrich IV. die
Markgrafschaft I. an Aquileja, das I. erst 1209 tatsächlich von den seit 1173
als Markgrafen herrschenden Grafen von Andechs-Meranien erlangte und bis
1412/1430 an Venedig verlor. Das von der Markgrafschaft gelöste Inneristrien
kam als Grafschaft I. über die Grafen von Görz 1374/1381 an Österreich, die
anderen Gebiete (Küstenland) 1797 (1805 an Italien, von 1809 bis 1815 an Frankreich). Der österreichische Anteil an I. umfasste
die im Jahre 1500 durch das Aussterben der Grafen von Görz an Österreich
gefallene Grafschaft Mitterburg mit den Städten Mitterburg (Pisino), Biben
(Pedena), Galignano, Berschetz, Lovrana und einigen Märkten und Klöstern und
die im Jahre 1400 an Österreich gekommene Herrschaft Castua. 1816 gelangte er
als ein Teil des Deutschen Bundes an das Königreich Illyrien Österreichs und
war seit 1849 Teil des Kronlandes Görz-Gradisca-Istrien
(Görz-Gradiska-Istrien). 1918/1920 kam I. an Italien, 1945/1947 an Jugoslawien
und 1991/1995 an Slowenien und Kroatien. In der Gegenwart versteht man unter I.
die Halbinsel südlich einer Linie vom Golf von Triest bis zum Kvarner.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
G4; Lenel, W., Venezianisch-istrische Studien, 1911; Vergottini, G. de,
Lineamenti storici della costituzione politica dell' Istria durante il medio
evo, 1924f.; Pirchegger, H., Überblick über die territoriale Entwicklung
Istriens, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer,
1, 4, 1, 1927, 488ff.; Ferluga, J., Istrien, LexMA 5 1990, 792ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768
von König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König
bzw. Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem
sich seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen
entwickelten, zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10
größere Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines
einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei
Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils
fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils
republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der
Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden
gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens
galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum
Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum
Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete
Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum
Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern
herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum
Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat,
Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen
(Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil
er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola,
Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs
gegen die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494)
wurde I., in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und Spanien/Habsburg, in dem
Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem Aussterben der spanischen
Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen Erbfolgestreit (1701-1713/1714)
die spanische Linie der französischen Bourbonen den Süden (Neapel, Sizilien),
Österreich den Norden (Mailand). Infolge des Aussterbens einheimischer
Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich, Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von
Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen
Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische
Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische
Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20
bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der
Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio)
und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen
1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo,
Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia,
Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I. ein und errichtete verschiedene
Republiken, die später teils Frankreich
eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel,
Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche
umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena)
und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I.
zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden
Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam es 1859 zum
sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich, das 1859 die
Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und die Romagna an
Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen
an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die
Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden
Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm
1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs)
gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am
23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und
gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929;
Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la
crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D.,
Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A.
Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia
d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in
Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H.,
Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12.
Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W.,
Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984;
Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985;
Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v.
Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter,
1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R.,
Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte
Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen
Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg.
v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon,
hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v.
Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali,
1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Jones, P., The
Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in
the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Weber, C.,
Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom
17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Joham von Mundolsheim (Reichsritter).
1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern
bei der Ritterschaft immatrikulierten J. mit dem 1537 erworbenen Mundolsheim
und Mittelhausbergen zur Reichsritterschaft Unterelsass. Sie erloschen
männlicherseits 1820. Mit dem Elsass gelangten die Güter an Frankreich.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.Hölzle, Beiwort 67.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Johanniterorden (Reichsfürst),
Johannitermeister. Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus
Amalfi bereits vor den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach
der Eroberung Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis
auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden
ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von
den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem
Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso)
auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310
eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der
Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich.
1372 ließ sich die Ballei Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere
Rechte einräumen. 1522/1523 musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos
verlegt werden (u. a. Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von
Sizilien dem Orden Malta und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen
symbolischen Tribut aber ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der
Orden auch Malteserorden genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder
der Ballei Brandenburg zum evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw.
der Johannitermeister in Deutschland, der seit 1187 als Großprior an der Spitze
der deutschen Zunge des Ordens stand und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz
in Heitersheim hatte, Sitz und Stimme auf der geistlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. Deutsche Kommenden bestanden u. a. in
Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall (Hall) und Affaltrach, Heitersheim,
Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen (Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,)
Rothenburg, Überlingen, Villingen, Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der
Orden mit dem Antoniterorden vereinigt. 1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um 1800 zählte der J. zum Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw.
Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft
Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter,
Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch
das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim schon früher
allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit Österreichs sowie 1805/1806 an
Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei Brandenburg vom König von Preußen in
ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte der evangelische Teil des
Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des
Johanniterordens in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großpriorat Deutschland
des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des
Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand,
A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher
Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984),
5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 739
(Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die
Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz,
bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft,
Herzogtum[, Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam
der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in
fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert
erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten
(1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat
(1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich.
Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den
in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich
nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über
Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens.
Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den
Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am
Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit
Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt
Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die
1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher
Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu
Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch Geldern
gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen
und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz wurde
Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer
Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt.
1538 konnte Geldern erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614
fielen J. und Berg im jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an
Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach
in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129
Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter
aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806)
und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801
vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die
Niederlande vorgesehen. 1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.;
Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.;
Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters,
Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a.,
Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18.
Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen
Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert,
F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter
den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.;
Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16.
und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v.
Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G.,
Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990,
803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kaiserslautern (Reichsstadt). An der Straße vom
Rhein nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof Luthra an der
Lauter. Das Reichsgut um diesen Ort kam 985 an die salischen Grafen des
Wormsgaues (Herzog Otto von Kärnten) und von diesen später an die Staufer.
Kaiser Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur Pfalz aus. 1237
erscheint die Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322 Kayserlutern). 1276 wurde
K. zur Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet kam es 1375 als Pfand an die
Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des
Fürstentums Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von Frankreich
besetzt. 1816 fiel es an Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern
1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951;
Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957;
Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern,
bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt
Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht
und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der
Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg Kaiserslautern (in)
Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in
einem Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr.
Noriker [, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab
590 nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das
in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen
Bewohner in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph
von Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu
kelt. caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die
Herrschaft der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten
bayerisch-fränkische Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und
verstärkten den bayerischen Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als
eigenes Herzogtum?), zu dem auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien,
Friaul und Krain gehörten, von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an
landfremde Große, von 1077 bis 1122 an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das
Herzogtum.Bis etwa 1180 verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische
Mark mit Mürztal und Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der
Mur/Steiermark, 1077 Friaul). Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von
Sponheim (Spanheimer) (1122-1269) nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269
kam K. nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis
1276), 1286 an die Grafen von Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die
Grafen von Habsburg. Sie fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu,
fassten K. mit Steiermark, Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe
Innerösterreich zusammen und setzten in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände
ihre Herrschaft durch. 1748 wurden drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste
(Erzherzogin) Maria Theresia die Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach
mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809
bis 1814 gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen Frankreichs, von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch
der Klagenfurter Kreis) zum österreichischen Königreich Illyrien. Danach war
das Herzogtum K. Kronland Österreichs. Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal
mit Unterdrauburg und Seeland an Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350
Bewohnern) mit Tarvis an Italien. Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10.
1920 59 Prozent der Bevölkerung für Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens
zwischen 1991 und 1995 fielen die jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs,
O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss.
phil. Göttingen 1908, 4 (Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss.
Abt. 1,4, 2,8 1914ff.; Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu
dem historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ.
Gesch. u. Topographie 20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner
Heimatatlas, 1925; Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.;
Jaksch, A./Wutte, M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von
Kärnten 1937; Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V.,
Kärntner Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten,
Bd. 1ff. 1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum Carentanum,
Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F., Kärntner
Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung Karantaniens im
fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963), 78ff.; Klaar, Die
Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Fräss-Ehrfeld, C.,
Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann, W., Bausteine zur
Geschichte Kärntens, 1985; Bertels, K., Carantania. Beobachtungen zur
politisch-geographischen Terminologie und zur Geschichte des Landes und seiner
Bevölkerung im frühen Mittelalter, Carinthia 177 (1987), 87ff.; Wallas, A.,
Stände und Staat in Innerösterreich im 18. Jahrhundert, 1988; Dopsch, H.,
Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner Bibliographie
(1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch, K./Pust, I., Das Kanaltal
und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v. Moritsch, A.,
1997; Kärnten, hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die
Kärntner Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u. a., 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kaysersberg, Kaisersberg (Reichsstadt). Am
Eingang des Weißtals im Elsass erwarb der Hagenauer Schultheiß im Namen
Heinrichs (VII.) 1227 Land von den Herren von Horburg und von Rappoltstein zur
Errichtung einer Burg. 1247 kam der vor 1230 civitas genannte Ort an die Gegner
der Staufer und war seit dem Untergang der Staufer Reichsstadt. Als solche
gehörte K. 1354 dem elsässischen Zehnstädtebund und später dem oberrheinischen
Reichskreis an. 1648 gelangte es unter die Vogtei Frankreichs
und mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 298; Becker, J., Geschichte der Reichsvogtei Kaysersberg, 1902;
Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit. Entstehung und Aufstieg der elsässischen
Hohenstaufenstädte, 1972; Sittler, L., Kaysersberg, 1979; Rapp, F.,
Kaysersberg, LexMA 5 1990, 1092; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 299. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kehl (Reichsfestung). K. am Rhein
gegenüber Straßburg erscheint seit 1289 in den Händen der Herren von
Geroldseck. Im 15. Jahrhundert gingen die Rechte auf die Grafen von
Moers-Saarwerden (1426), Kloster Frauenwerk (Unser Frauen Werk) zu Straßburg
und Baden (1442/1497) als Kondominat über. 1527 folgte Nassau-Saarbrücken
(Nassau) infolge Erbanfalls Moers-Saarwerden. 1678 wurde der 1525 reformierte Ort
von Frankreich zerstört und zwischen 1680 und
1688 zur Festung ausgebaut, die 1697 an das Reich kam. Mit K. wurde vom Kaiser
1698 der Markgraf von Baden-Baden belehnt. In der Folge war K. vielfach
umkämpft und unterstand 1703-1714, 1733-1736, 1798-1814, 1919-1930 und
1945-1949 Frankreich. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte es über die Markgrafschaft Baden-Baden zum schwäbischen
Reichskreis. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Rusch, O., Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauer Landes,
1928; Hornung, K., 700 Jahre Geschichte, Wappen und Siegel der Großen
Kreisstadt Kehl, 2. A. 1974.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kempfer (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die K. mit dem 1684 erworbenen halben Plobsheim zur
Reichsritterschaft Unterelsass. Plobsheim gelangte mit dem Elsass zu Frankreich.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kerpen (Herrschaft). Nach der 1136 erstmals erwähnten Burg K. nördlich von Daun in der Eifel nannten sich Herren von K., die um 1200 die Herrschaft Manderscheid erlangten. Sie errichteten in K. um 1250 eine besondere Linie Manderscheid-Kerpen. Die Herrschaft K. wurde im 14. Jahrhundert in drei Zweige aufgeteilt und gelangte nach 1450 durch Heirat und Kauf an die Sombreffe (Sombreff) und von diesen von 1506 bis 1518 an die Grafen von Manderscheid-Schleiden. Nach deren Aussterben 1593 war K. lange umstritten zwischen den Grafen von der Mark (bzw. ab 1679 den Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rochefort als ihren Rechtsnachfolgern) und den Herzögen von Arenberg (Aremberg), die seit 1674 die Herrschaft tatsächlich innehatten. 1795 kam K. zu Frankreich, 1815 zu Preußen und ihr Gebiet 1946 zu Rheinland-Pfalz. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kerpen (Herrschaft, Reichsgrafschaft
[Kerpen-Lommersum]). 871 gab König Ludwig der Deutsche K. an der Erft zwischen
Köln und Euskirchen (villa Kerpinna) an das Kloster Prüm. 1122 zerstörte der
Kölner Erzbischof die dortige Reichsburg. 1282 kam die zugehörige Herrschaft an
die Herzöge von Brabant (Bau der Burg K. durch Johann I. von Brabant), 1404 als
Erbschaft an Burgund und von dort über Maria von Burgund (1477) an
Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Kerpen, Mödrath, Langenich sowie die
Gutshöfe Haus und Hof Hahn, Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei Mödrath und die
Broichmühle. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Lommersum mehrfach
an die Grafen von Jülich und Nassau sowie den Erzbischof von Köln verpfändet,
bis 1704 aber grundsätzlich vom brabantischen Brüssel aus regiert. 1710 wurde
sie durch König Karl VI. aus der Zugehörigkeit zu Spanien an Pfalz-Neuburg
übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von
der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf
Schaesberg. (1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und
Lommersum [Kerpen-Lommersum] zu einer Reichsgrafschaft, die 1786 die
Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und
3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen
und 1946 ihr Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten
durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt
Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;)
Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg.
v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kerpen-Lommersum (Reichsgrafschaft) 1712 erhob
Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und Lommersum (K.) zu einer
Reichsgrafschaft der Grafen von Schaesberg, die 1786 die Reichsunmittelbarkeit
erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie
mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 3000 Einwohnern zu Frankreich,
1815 zu Preußen und 1946 Ihr Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von
Schaesberg erhielten durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
hierfür das Amt Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen. S. Kerpen,
Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 554 II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46; Wallner 704
WestfälRK 46. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kleve (Grafschaft, Herzogtum,
Residenz). Wahrscheinlich im 9. Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden
Anhöhe im niederrheinischen Tiefland die Burg K. (Clive, Kliff) errichtet. Sie
war infolge der Gründung einer Grafschaft am linken Rheinufer durch Kaiser
Heinrich II. (um 1020) ab der Mitte des 11. Jahrhunderts Sitz der Grafen von
K., deren älteste Grafen zugleich auch Grafen von Teisterbant, das im 11.
Jahrhundert an Utrecht fiel, gewesen sein sollen. Als erster der Grafen ist
(nach Rutger I. † 1051 und Rutger II. von Tomburg 1051-1075) 1092 ein comes
Thiedericus de Cleve (Dietrich I. von Tomburg-Kleve bis1118 urkundlich) belegt.
Die Grafen erweiterten den im südlichen Teil des Nimwegener Reichswaldes
gelegenen Kern der ursprünglichen Grafschaft (K., Kalkar, [Monreberg]
Monterberg) auf Kosten des Reiches und des Erzstifts Köln. Spätestens im 13.
Jahrhundert griffen sie auf das rechte Rheinufer über (Wesel [1233], Duisburg,
Herrschaft Dinslaken), im 14. Jahrhundert nach Emmerich. Zugleich betrieben sie
mit großem Eifer die Binnensiedlung. Nach dem Aussterben der Grafen 1368 setzte
sich Graf Adolf III. von der Mark, der die Nichte des letzten Grafen geheiratet
hatte, durch. Er gewann 1392 Rees und Aspel, verlor aber Linn bei Krefeld an
Köln. 1398 wurde die Herrschaft über K. und Mark sowie Ravensberg und
Ravenstein in einer Hand vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in seinen beiden
Teilen getrennt verwaltete K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde Gennep, 1429
Emmerich und der östliche Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge Verbindung
mit Burgund im 15. Jahrhundert ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten Gelderns
(1473 Goch, Aspenden, Weeze, Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten). In der
Soester Fehde erwarb K. Soest und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln. 1521
wurden die Herzogtümer K. (Mark) und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der 1496
erfolgten Heirat Johanns III. mit der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg) in
Personalunion vereinigt. Kleves Landstände gingen früh zum Luthertum und später
teilweise zum Calvinismus über. 1609 starb das Grafenhaus aus. 1614 fielen K.
und Mark im Jülicher Erbfolgestreit an das calvinistische Brandenburg. Im 18.
Jahrhundert umfasste K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern. Das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Herzogtum enthielt den
so genannten steuerrätlichen Städtekreis und den landrätlichen Kreis. Ersterer
bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines unterwärts mit den Städten
K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar, Huissen, Gennep, Griethausen und
Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines oberwärts mit den Städten Xanten,
Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich, Kervenheim und Grieth und dem
Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten Wesel, Duisburg, Rees,
Dinslaken, Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg. Letzterer umfasste den
klevisch landrätlichen Kreis (die Richterämter K., Kleverhamm [Kleverham,
Kleveham], Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep, Kranenburg [Cranenburg],
Düffel [Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die Jurisdiktionen Huisberden,
Halt, Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter, Moyland, Till, Heyen,
Mook, Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten Appeldorn, Weeze [Wees],
Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen landrätlichen Kreis (Richterämter
Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach, Xanten, Winnenthal, Dinslaken,
Götterswickerhamm [Götterwickerhamm, Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck,
Schermbeck und die adligen Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt
[Diersfort], Gahlen, Bühl, Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit
der Freiheit Winnenthal) und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter
Emmerich, Lobith, Rees, Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw.
Lijmers, Huissen und Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl,
Sonsfeld, Haldern [Halderen], Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw.
Hulhuizen und Groin). 1795 verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten Frankreichs auf das linksrheinische K., 1805 verlor es
den Rest an Frankreich, welches das Gebiet mit
dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu Frankreich
schlug. 1815 erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz Jülich-Kleve-Berg
1816-1821, 1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und Malburgen
(Malburg) an die Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Char, Geschichte des Herzogtums
Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation der Zentralverwaltung in
Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, 1897; Beiträge zur
Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A., 1909; Quellen zur inneren
Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd.
1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f.
1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger, F., Die ältesten Grafen von
Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein 153/154 (1953); Rheinischer
Städteatlas I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D., Die Territorialpolitik der
Grafen von Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17. Jahrhundert. Studien und
Quellen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman, A./Harsgor, M., Cleve -
ein unerfülltes Schicksal. Aufstieg, Rückzug und Verfall eines
Territorialstaates, (o. J.); Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte der Grafen
von Kleve und die Entstehung der klevischen Landesherrschaft, Rhein. Vbjll. 46
(1982), 1ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve,
Berg, 3. A. 1985; Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986;
Aymans, G., Das Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische
Städteprivilegien (1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen
Hofordnungen, hg. v. Flink, C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 168; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 820 (Kleve und
Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308;
Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v.
Lieven, J., 2014, 289.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kniphausen, Knyphausen (Herrlichkeit,
Reichsherrschaft). 1496 erwarb Fulf von Inhausen die um die Burg K.
nordwestlich von Wilhelmshaven gelegene Herrschaft K. (Kirchspiele Accum,
Sengwarden, Fedderwarden) in Oldenburg. Nach Verlust an Jever 1547 und
Rückgewinn kam K. 1623/1624 durch Entscheidung des Reichskammergerichts an
Oldenburg als Nachfolger Jevers. 1667 erlangte es infolge eines Fideikommisses
für Graf Anton von Aldenburg zusammen mit Varel wieder Selbständigkeit. Im 18.
Jahrhundert wurde es infolge Testaments Anton Günthers von Oldenburg eine
Reichsherrschaft (1737) der Grafen von Bentinck. Von 1808 bis 1813 unterstand
es Frankreich und danach der Hoheit Oldenburgs.
1828 umfasste die Herrlichkeit K. etwa 2800 Einwohner. Nach einem 1835
entbrannten Erbstreit kam sie 1854 zusammen mit Varel durch Verkauf wieder an
Oldenburg und damit K. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 496f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Zimmerli, G.,
Kulturbilder aus der friesischen Vergangenheit, 1905; Grundig, E., Der Kampf um
Kniphausen 1836, Oldenburg. Jb. 51 (1951).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kobern (Herrschaft). Nach der Burg K.
an der unteren Mosel nannten sich seit dem 12. Jahrhundert Herren von K. Ihre
Güter kamen am Ende des 12. Jahrhunderts über die Erbtochter an die Grafen von
Isenburg, die eine Linie Isenburg-Kobern gründeten. 1195 nahm Gerlach von
Isenburg die Herrschaft vom Erzbischof von Trier zu Lehen. (Nach Aussterben des
Geschlechts im Mannesstamm [1301] verkauften die Töchter 1347 und 1351 die
Herrschaft an das Erzstift Trier, das dadurch eine Verbindung zum Rhein
erhielt.) In Triers linksrheinischen Gütern fiel K. 1794 an Frankreich, 1815 an Preußen und damit 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 311.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Köln (Erzstift, Kurfürstentum,
Residenz). In K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als
Colonia Claudia Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof
(Maternus) bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr.
wurde das Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm
gehörten die Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden
und (Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große
seinem Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum
Lothringen, von dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter
linksrheinischer Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus
Reichsgut erhalten, dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage weltlicher
Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das Recht der
Salbung und Krönung des deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde des
Reichskanzleramtes in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von Heinsberg,
der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich verpflichtete
Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz Heinrichs des Löwen
als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und Engern), dessen
Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen Vorort im 15.
Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238) gewann das Vest
Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig später kamen Güter
um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von Hochstadens hinzu. Im 13.
Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten (Kurköln). 1288 verlor
allerdings Siegfried von Westerburg im limburgischen Erbfolgestreit mit Jülich
und Brabant durch die Niederlage von Worringen die Herrschaft über die Stadt K.
Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der Grafschaft Arnsberg (1368) die
Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit Uerdingen hinzukamen, brachte doch
die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den weiteren Verlust von Soest und
Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche Zerrüttung. Die Bemühungen, in der
Reformation das Erzstift in ein protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet
umzuwandeln, blieben erfolglos. Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts
(1663 Gymnasium, 1786 Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen
(1583-1761) schloss sich das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift
der antihabsburgischen, frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des
18. Jahrhunderts umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das
nördlich von K. gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte
Erzstift 130 Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den linksrheinischen Teil des Erzstifts und
schuf hierfür kirchenrechtlich das Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde
1803 säkularisiert und an Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]),
Nassau-Usingen, Arenberg (Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen)
aufgeteilt. 1806 musste Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das
auch 1810 von Arenberg das Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet
ohne die nassauischen Teile an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an
Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im
Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff.
1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher Handatlas
der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Niessen, J.,
1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich v. Moers
1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen Generalvikariat Köln, Bd.
1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis 1189), hg. v. Neuss,
W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot, S., Kurkölnische
Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden, 1977; Hegel, E.,
Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814), 1979; Janssen,
W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im Spätmittelalter, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983;
Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794, 1986; Tewes, L., Die
Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im Spätmittelalter, 1987; Die
Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2, 1ff., 267ff.; Seibert, H.,
Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das Kölner Erzstift im 12.
Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen Stellung des Kölner
Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter,
1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Deeters, J. u. a., Bd.
2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das Erzstift Köln, 1997;
Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen
der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert, 2000; Janssen, W., Das Erzbistum
Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 300; Weise, W.,
Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316; Werres, C., Der
Landkreis Köln um 1825, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Köln (freie Reichsstadt). Der Raum um
Köln war seit der Altsteinzeit besiedelt. 50/38 v. Chr. siedelte Agrippa am
linken Rheinufer die germanischen Ubier an (oppidum Ubiorum). 50 n. Chr.
erhielt die erweiterte Siedlung italisches Stadtrecht und zu Ehren der Kaiserin
Agrippina den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (verkürzt Colonia
Agrippinensis, Colonia). Sie wurde rasch Vorort Niedergermaniens und wies
bereits im 3. Jahrhundert christliche Gemeinden und im 4. Jahrhundert (313/314)
einen Bischof auf. Nach dem Tod des Aetius wurde K. als letzte römische Festung
am Rhein fränkisch und zeitweise Vorort des ripuarischen und austrasischen
Teilreiches (460, 561). Später bewirkte vor allem die günstige Verkehrslage
seine wirtschaftliche Vorrangstellung. Dazu kam 794/795 die Errichtung eines
Erzbistums in K. Vielleicht schon im 9. Jahrhundert, jedenfalls 953 ging K. an
den Erzbischof über. Hieraus entwickelten sich schwere Auseinandersetzungen
zwischen der entstehenden Stadt und dem Erzbischof. 1074 kam es dabei zum
Aufstand gegen den Erzbischof, 1112 zur Bildung einer Schwurgemeinschaft
(coniuratio pro libertate). Bis 1180 erreichte die Stadt durch Einbeziehung der
Rheinvorstadt (vor 989), von Oversburg und Niederich (E. 11. Jh.) sowie von St.
Severin, St. Gereon und St. Ursula ihre bis ins 19. Jahrhundert währende
Ausdehnung. 1140/1142 erscheint das Schöffenkolleg, im 13. Jahrhundert der Rat.
1259 gewann K. das Stapelrecht. Der Sieg von Worringen (1288) brachte der Stadt
eine weitgehend unabhängige, reichsunmittelbare Stellung, wenngleich die
Erzbischöfe die Hochgerichtsbarkeit und verschiedene andere Rechte behaupten
konnten. Innerhalb der Stadt wurde 1371/1396 das Patriziat von den Zünften aus
seiner beherrschenden Stellung verdrängt. Dessen ungeachtet wurde gleichzeitig
1388 in Köln auf Betreiben des Rates die erste deutsche Stadtuniversität
gegründet, die bis 1798 Bestand hatte. 1437 erfasste eine Statutensammlung
beinahe den gesamten Bereich städtischer Rechtspraxis. Am 19. 9. 1475 erhob
Kaiser Friedrich III. die Stadt, die mit rund 40000 Einwohnern auf einem Gebiet
von rund 800 Hektar größte deutsche Stadt war, zur freien Reichsstadt,
bestätigte aber gleichzeitig dem Erzbischof alle überkommenen Rechte.
Rechtsstreite vor Reichskammergericht und Reichshofrat über die Stellung der
Stadt wurden bis zum Ende des alten Reiches (1806) nicht entschieden. 1794
wurde die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Stadt von Frankreich besetzt, 1801 annektiert, wobei 1797 die
französische Munizipalverwaltung und 1798 die Departementsverwaltung und eine
einheitliche Gerichtsverfassung eingeführt wurden. 1815 fiel sie an Preußen,
unter dem 1919 die Universität neu begründet wurde, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 369; Zeumer 554 IIIa, 1; Wallner 705 WestfälRK 58; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des
Reichs 3, 58; Ennen, L., Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1. ff.
1860ff.; Ennen, L., Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1ff. 1863ff.; Stein, W.,
Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln im 14. und
15. Jahrhundert, Bd. 1f. 1893ff.; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen, Bd.
1f. 1897ff.; Lau, F., Entwicklung der kommunalen Verfassung und Verwaltung
Kölns von den Anfängen bis 1396, 1898; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln
im Mittelalter, Bd. 1f. 1910; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934;
Planitz, H./Buyken, T., Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts,
1937; Schmitz, H., Colonia Claudia Ara Agrippinensium, 1956; Ausgewählte
Quellen zur Kölner Stadtgeschichte, hg. v. Frohn, R./Güttsches, A., Bd. 1ff.
1958ff.; Signon, H., Die Römer in Köln, 2. A. 1971; Klein, A., Vom Praetorium
zum Paragraphenhochhaus, 1986; Schäfke, W., Köln - zwei Jahrtausende Kunst,
Geschichte und Kultur, 1988; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S.,
1991, 3, 75ff.; Grotefend, M., Köln, LexMA 5 1991, 1256ff.; Groten, M., Köln im
13. Jahrhundert, 1995; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, Ulf,
Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg.
v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg,
2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 316. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Königshofen (Reichsdorf). Am 25. 11. 1347
erlaubte König Karl IV. der Stadt Straßburg die Auslösung des verpfändeten,
später Straßburg eingegliederten Dorfes Königshofen bei Straßburg vom bislang
Pfandberechtigten. Mit Straßburg gelangte K. zu Frankreich.
L.: Hugo 472. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Koßweiler, Kotzweiler, Lotzweiler?
(Reichsdorf). Am 1. 5. 1287 ermächtigte König Rudolf von Habsburg Otto von
Ochsenstein, unter anderem das Dorf K. im Elsass von den Herren von Geroldseck
auszulösen. Mit dem Elsass kam K. zu Frankreich.
L.: Hugo 470. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Krain (F.) (Herzogtum). Die schon
vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa,
Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten
vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia
annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug
der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil
des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an
Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten
Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die
Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie
mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der
Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren
in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde
das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228
waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim
und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst
die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen
(1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335
als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren
Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark
(mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die
leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV.
sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser
Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur
Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen
Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der Türken. 1803 wurden die
reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens einverleibt. Von 1809 bis
1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs,
fiel danach aber wieder an Österreich (Königreich Illyrien) zurück. 1849 wurde
es österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte Teil mit Laibach
an Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an Italien. 1947 fiel
auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A.,
Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain
und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die
territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann,
L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains,
1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte
der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kranichfeld (Herrschaft). K. im mittleren
Ilmtal ist seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den Grafen von
Käfernburg abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in
die obere und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam
als Eigen beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen von Kirchberg, die
1398 unter die Landeshoheit der Wettiner (Meißen) gerieten, 1453 an die Herren
Reuß von Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar, 1620 an die Grafen von Schwarzburg,
1663 an Sachsen-Gotha, 1704-28 an Sachsen-Weimar, 1728-1826 an
Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) und 1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das
kleinere Niederkranichfeld (Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233
der Lehnshoheit des Erzstifts Mainz und geriet als Pfand an die Grafen von
Schwarzburg, die es auch nach dem Aussterben der Herren von Niederkranichfeld
(um 1310) behielten. 1412 kam es an die Burggrafen von Kirchberg, 1455 an die
Grafen von Gleichen-Blankenhain, 1631 an die Grafen von Mörsberg und von 1675
bis 1794 an die Grafen von Hatzfeld. 1794 wurde es vom Erzstift Mainz als
erledigtes Lehen eingezogen. 1803 fiel es an Preußen, 1806 an Frankreich, 1813 an Preußen, 1815 an Sachsen-Weimar-Eisenach
(Sachsen-Weimar) und 1912 tauschweise an Sachsen-Meiningen, unter dem es mit
Oberkranichfeld wiedervereinigt wurde. 1920 kam es zu Thüringen und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Beide Herrschaften zählten
bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710
ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine
Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Krautheim (Fürstentum) 1803 erhielt das
Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg als Entschädigung für seine linksrheinischen
Verluste an Frankreich das mainzische Oberamt
K., das würzburgische Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als Fürstentum
K. 1806 fiel sein Gebiet teils an Baden, teils an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Krautheim (Herrschaft, Fürstentum).
L.: Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, Diss. phil. Würzburg 1968.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kriechingen, Crichingen (Grafen,
Grafschaft), frz. Créhange. K. an der Nied bei Metz südwestlich Saint Avolds
war Sitz der Grafen von K., die im Moselraum, im Saarland und in Luxemburg
Güter erwarben. Kuno von K. war im 12. Jahrhundert Lehnsmann der Herren von
Finstingen (Vinstingen) und der Herzöge von Lothringen. Später wurden die
Herren, die durch einträgliche Heiraten ihre Güter vermehrten, von den Herren
von Dorsweiler beerbt, die sich seitdem nach K. benannten. 1617 wurde K. zu
einer Reichsgrafschaft des oberrheinischen Reichskreises erhoben. Die
Grafschaft zerfiel seit 1531 in zwei Linien, eine pittingische (püttlingische)
und eine kriechingische, von denen jene 1681, diese 1697 ausstarb. Nach dem
Aussterben beider Linien der Grafen kam K. über eine Erbtochter an
Ostfriesland, danach 1726 im Erbgang an Wied-Runkel (Wied-Isenburg-Runkel). Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte K. mit 2 Quadratmeilen und 4000 Einwohnern zu
den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch die französische Revolution von 1789 wurde die Grafschaft
aufgelöst und 1793 Frankreich einverleibt,
gelangte aber 1871 als zu dem Teil Lothringens gehörend, der durch den
Frankfurter Frieden an Deutschland zurückfiel, bis 1918 wieder zu Deutschland.
Die enteigneten Grafen wurden 1803 mit Gütern Kölns entschädigt.
L.: Wolff 287, 344; Zeumer 553 II b 60, 25; Wallner 698 OberrheinRK 45; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Chatelain, V., Histoire du comté de
Créhange, Jb. d. Gesellschaft f. lothring. Gesch. 3-5 (1891-1893); Das
Reichsland Elsass-Lothringen 2 (1901-1903).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kronenburg (Herrschaft). Die 1277 erstmals
erwähnte Burg K. bei Schleiden war Mittelpunkt der Herrschaft K. Seit 1327 gab
es eine eigene Linie von K. Zu ihr kamen die Herrschaften Gladbach, Neuerburg
und Esch an der Sauer. Im 15. Jahrhundert gelangte K. unter die Oberherrschaft
Luxemburgs und fiel in weiblicher Erbfolge an Bolchen-Rodemachern (1414-1467),
Virneburg (1467-1487), Manderscheid-Schleiden (1487-1598), Gerolstein
(1603-1697), Königsegg-Rothenfels (1697-1719), bis es an
Manderscheid-Blankenheim verkauft wurde. 1794 wurde es von Frankreich besetzt, 1815 kam es an Preußen und von
dort am 23. 8. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 58, 364; Kronenburg, ein Führer durch das alte Kronenburg, 1956;
Olessak, E., Kronenburg, 1956.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kulmbach (Burg, Stadt, Residenz des
Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von Brandenburg). Das 1028/1040
erstmals erwähnte K. (Kulma) befand sich zunächst in den Händen der Grafen von
Dießen bzw. Andechs, von denen sich Berthold II. 1135 nach der Plassenburg nannte.
1248/1260 kam K. mit Plassenburg an die Grafen von Orlamünde, 1338/1340 an die
Burggrafen von Nürnberg. 1398 wurde innerhalb der Burggrafschaft das Land auf
dem Gebirg mit K., das 1397 Sitz des Hofes geworden war, von dem Land unterhalb
des Gebirgs getrennt, 1457 aber wieder mit ihm vereinigt. 1603 kam K. an
Brandenburg, das den Hof von K. nach Bayreuth verlegte. 1791 fiel Bayreuth nach
erneuter Verselbständigung mit K. an Preußen, 1807 an Frankreich
und 1810 an Bayern. S. Bayreuth.
L.: Wolff 104; Hundt, M., Chronik der Stadt Kulmbach, 1951; Stößlein,
H./Lenker, R., Kulmbach. Merkmale zur frühen Stadtentwicklung, 1978; Herrmann,
E., Geschichte der Stadt Kulmbach, (in) Die Plassenburg 45 (1985); Fahlbusch,
F., Kulmbach, LexMA 5 1991, 1564; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 314.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Küstenland, Litorale (Land, Landschaft,
Verwaltungseinheit). 1564 kam bei einer Neugliederung Österreichs K. neben
Steiermark, Kärnten, Krain, Friaul-Görz und Westkroatien zur Ländergruppe
Innerösterreich. 1809 wurde es den illyrischen Provinzen Frankreichs zugeschlagen. Nach dem Rückfall an
Österreich 1814 wurde unter Abtrennung des Königreichs Dalmatien und Kroatien
am 3. 8. 1816 das Königreich Illyrien mit der Hauptstadt Laibach gebildet. Zu
ihm gehörten Kärnten, Krain, Görz mit Gradisca (Gradiska), Friaul und Istrien
mit Trient. Von 1849 bis 1918 wurde nach Auflösung des Königreiches Illyrien
aus Görz-Gradisca (Görz-Gradiska), Istrien und Triest ein Kronland K. mit einem
gemeinsamen kaiserlichen Statthalter in Triest gebildet. Nach 1918/1919 kam es
zu Italien, 1947 mit Ausnahme von Triest und Teilen von Görz-Gradisca
(Görz-Gradiska) zu Jugoslawien, bei dessen Auflösung 1991 zu Slowenien und
Kroatien.
L.: Wolff 35; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F6.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lagarde, La Garde (Herrschaft). Die
Herrschaft L. gehörte im 18. Jahrhundert zum Hochstift Metz, das nach 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt).
Das vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den
Queichniederungen gegründete L. in der Pfalz bzw. im Nordelsass wird erstmals
1268 als Gut des Grafen Emich IV. von Leiningen genannt. 1274 erhielt es durch
König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht von Hagenau. 1290 schied es aus der
Herrschaft der Grafen von Leiningen aus und wurde 1291 Reichsstadt. Seit 1317
wurde es mehrfach verpfändet, darunter von 1324 bis 1511 an das Hochstift
Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser Maximilian I. ausgelöst. 1517 wurde es der
Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521 wurde es Mitglied des elsässischen
Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an Frankreich
(Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691 Umbau zu einer Festung
durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern (1830 Bundesfestung),
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt und jetzigen Bundesfestung Landau,
1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des Landauer Gebietes, Bd. 1 1937;
Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Landkreis
Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab, F., Quod pro nobis et imperio,
Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85; Imhoff, A., Wirtschaft und
Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 333.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Leiningen (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im
Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von
einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und
Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei
Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und
auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120.
1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt.
1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über
Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben,
fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den
Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen
und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die
Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch
mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die
Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg,
1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt
des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene
ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit
Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur
Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen
[Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler
[Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie
(gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der
größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel,
Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim,
Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim,
Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim)
der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde eines
Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der
Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten
Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu
Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur
Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der
Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich
seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von
Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801
gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich
verloren. Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt
in der Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg,
Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg,
Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen,
Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim,
Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet
mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs,
verlegte 1725 die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779
(ohne Virilstimme) in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch §
20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen
linksrheinischen Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft
Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg,
insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental,
Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter
Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter
Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach
(Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in
Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa
85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit
bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor
mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei
Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim
und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis
1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb
Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen
(Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben
der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei
Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum
bzw. Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme
im wetterauischen Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter
Amorbach und Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden
Teil Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den
Ästen Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer
Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins
Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die
Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen,
(in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen,
LexMA 5 1991, 1860.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Reichsfürsten). Die
Grafen von Leiningen-Hardenburg nannten sich nach dem Erwerb Dagsburgs 1467 L.
Sie erlangten im 15. und 16. Jahrhundert Lehen Weißenburgs mit Grünstadt, die
Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch
(Haßloch). 1560 teilten sie sich in die Zweige L. (mit Hardenburg, Hausen,
Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt, Weisenheim,
Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und in
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. Der Zweig L. geriet mit der Herrschaft Dagsburg
1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725
die Residenz nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den
Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Zeumer 552 II b 60, 18; Wallner 697 OberrheinRK 35 a; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lichtenberg (Fürstentum). (Die Burg L.
[Lichtenburg] bei Birkenfeld erscheint 1214 als Gut der Grafen von Veldenz.
1444 wurde sie vom Herzog von Pfalz-Zweibrücken geerbt.) Am 9. Juni 1815 wies
der Wiener Kongress dem Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld als Entschädigung
für die bei dem Krieg gegen Frankreich
geleisteten Dienste ein Gebiet von 20000 Seelen zu, das einstweilen von Preußen
verwaltet werden sollte. Durch Vertrag vom 3./20. 11. 1815 übernahm es Preußen,
Sachsen-Coburg aus seinem linksrheinischen Erwerbungen zu entschädigen. Der
Herzog erreichte in Verhandlungen eine Erhöhung der Seelenzahl auf 25000. Am 9.
9. 1816 gab Preußen ein ursprünglich für den Herzog von Oldenburg vorgesehenes
Gebiet um Sankt Wendel, Baumholder und Grumbach (ohne die der bayerischen
Rheinpfalz zufallenden Orte Saal, Niederkirchen, Bubach, Marth, Hoof und
Osterbrücken aus dem Kanton Sankt Wendel) an den Herzog von
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Sachsen-Coburg), das seit (24. 2. bzw.) 6. 3. 1819
Fürstentum L. hieß. Es wurde wegen innerer Unruhen am 31. 5. 1834 für letztlich
2,1 Millionen Taler in preußischen Staatsschuldscheinen wieder an Preußen
(Rheinprovinz) verkauft (Kreis Sankt Wendel). Der südliche Teil gehörte seit
1919 bzw. 1945/1946 zum Saargebiet (1957 Saarland), der Rest blieb bei Preußen
und gelangte 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Haarbeck, W., Burg Lichtenburg, 1927, neu hg. 1964; Fischer, W., Das
vormals sachsen-coburgische Fürstentum Lichtenberg, Heimatkalender des Kreises
Birkenfeld 1956; Düwell, K., Sachsen-Coburg-Gotha linksrheinisch, FS Gerlich,
A., 1995, 335; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in)
Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lichtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach
der 1286 erneuerten Burg L. in den Nordvogesen benannte sich eine Familie, die
um Buchsweiler im Unterelsass eine Herrschaft ausbildete. Seit 1249 hatte sie
die Vogtei des Hochstifts Straßburg. Nach 1250 erwarb der ihr entstammende
Straßburger Bischof Konrad von L. das ursprünglich zur alemannischen Grafschaft
Mortenau (Ortenau) gehörige rechtsrheinische Gebiet zwischen Lichtenau und
Willstätt mit insgesamt 26 Dörfern, das 1299 an seine Familie zu Lehen gegeben
wurde. 1458 wurde die Herrschaft zur Grafschaft erhoben. Als die Familie 1480
in männlicher Linie ausstarb, fielen die Güter an die Gatten der Nichten des
letzten Grafen, die Grafen von Hanau (Amt Willstätt) und die Grafen von
Zweibrücken-Bitsch (Amt Lichtenau). Sie wurden überwiegend von Hanau aus als
Kondominat verwaltet. Beim Aussterben der Grafen von Zweibrücken-Bitsch kamen
ihre Güter 1570 an die Grafen von Hanau-Lichtenberg. (Sie tauschten 1606 von
Lothringen ein Gebiet um Pirmasens ein. 1680/1697 kamen die elsässischen Güter
[Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim, Offendorf] an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz von
Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten. Um 1800 war die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Herrschaft 5 Quadratmeilen groß und hatte 15000 Einwohner.
S. Hanau-Lichtenberg.)
L.: Wallner 697 OberrheinRK 26; Rathgeber, L., Die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, 1876; Eyer, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg
1202-1480, 1938; Weber, P., Lichtenberg - eine elsässische Herrschaft auf dem
Weg zum Territorialstaat, 1993.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lingen (Grafschaft). Vor 1150 erbauten
die Grafen von Tecklenburg in L. am Übergang wichtiger Straßen über die Ems
eine Burg. Die sich im Anschluss hieran entwickelnde Siedlung wurde zum Vorort
der Grafschaft Tecklenburg. 1493/1496 entstand durch Teilung dieser Grafschaft
die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeteilte Niedergrafschaft
L. (Stadt L., die Ämter Lengerich, Freren, Thuine [Thüne] und Schapen), die von
1509 bis 1541 mit der Obergrafschaft L. (Ibbenbüren, Brochterbeck, Mettingen,
Recke) verbunden war. Sie wurde nach dem Schmalkaldischen Krieg (1547) von Karl
V. eingezogen und 1555 Philipp von Spanien überlassen. 1597 besetzte sie Moritz
von Nassau-Oranien. Von 1605 bis 1632 kam sie wieder an Spanien, 1632 erneut an
Nassau-Oranien. 1697 wurde in der Stadt L. ein bis 1819 bestehendes Gymnasium
academicum (Universität) eingerichtet. 1702 gelangte die Grafschaft im
Erbstreit nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) von Nassau-Oranien an Preußen und wurde verwaltungsmäßig mit
Tecklenburg verbunden. Seit 1705 beantragte Preußen die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. Von 1808 bis 1810 gehörte L. zum
Großherzogtum Berg und von 1811 bis 1813 zu Frankreich.
1815 trat Preußen die Niedergrafschaft als Landverbindung zu Ostfriesland an
Hannover ab, behielt aber die Obergrafschaft. 1866 fiel mit Hannover auch die
Niedergrafschaft wieder an Preußen. Am 1. 11. 1946 kam L. zum Land
Niedersachsen.
L.: Wolff 353f.; Wallner 703 WestfälRK 16;Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) C2; III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Goldschmidt,
B., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1850; Lingen. Die 600jährige Stadt an der
Ems, 1928; Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen im 16. und 17.
Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht, 1940; Tenfelde, W.,
Bibliographie über Lingen, 1948; Der Landkreis Lingen (Regierungsbezirk
Osnabrück), bearb. v. Pohlendt, H. u. a., 1954; Topographische Karte der
Grafschaft Lingen, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F.,
Emsland, 1977. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lombardei (Landschaft). Das Gebiet der
nordwestlichen Poebene war ursprünglich von Kelten besiedelt, die seit 222 v.
Chr. allmählich in das römische Reich eingegliedert wurden. Nach dessen Zerfall
wurden Norditalien und Mittelitalien (einschließlich der nordwestlichen
Poebene) von den Langobarden erobert und erstmals 629 als Langobardia im
geographischen Sinn bezeichnet. 774 fiel das Gebiet der Langobarden an die
Franken. Am Ende des 11. Jahrhunderts erlangten die Städte der nordwestlichen
Poebene wie Pavia, Mailand, Como oder Cremona Selbständigkeit. In Städtebünden
wandten sie sich gegen die Staufer. Nach langen Kämpfen traten Signorien an die
Stelle der Städte. Die Vormachtstellung gewann Mailand. Den Osten erlangte
Venedig. 1535 kam das 1395 zum Herzogtum erhobene Mailand als Reichslehen an
Spanien. 1714 fiel die L. nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich. 1797
wurde sie von Frankreich besetzt (Teil der
Zisalpinischen Republik, seit 1805 des napoleonischen Königreiches Italien).
1815 wurde das Gebiet mit Venetien zum Lombardisch-Venezianischen Königreich
(Lombardo-Venetien) Österreichs vereinigt. 1859 verlor Österreich die Lombardei
an Sardinien, 1866 Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Rota, E., L'Austria in
Lombardia, 1911; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Arbinger, N., Komitat, Adel und städtische
Kommune in der Lombardei während des 11. und 12. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien
1967; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967;
Margaroli, P., Lombardei, LexMA 5 1991, 2094; Mazohl-Wallnig, B., Österreichischer
Verwaltungsstaat, 1993; Longobardia e longobardi nell’Italia meridionale, hg.
v. Andenna, G. u. a., 1996.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lommersum (Herrschaft[, Reichsgrafschaft
Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen wird 1047
erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein.
In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als Mittelpunkt einer Herrschaft
an das Erzstift Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge von Brabant verlor.
1404 kam sie an Burgund, 1477 an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie
Lommersum, Derkum, Bodenheim und Hausweiler sowie die Gutshöfe Schneppenheim,
Diefenthal (Dieffental) und Ottenheim. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde
sie wie Kerpen mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie an den
Erzbischof von Köln verpfändet. 1710 wurde sie durch König Karl VI. von Spanien
an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710
seinem Minister Graf Schaesberg. 1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten
Herrschaften Kerpen und L. zu einer Reichsgrafschaft (Kerpen-Lommersum), die
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte. 1795 kam sie zu Frankreich, 1815 zu Preußen, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen. S. Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die
Grafen von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von
Looz. Sie erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von
Mainz und spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen von Rieneck ab. Die Linie
L. bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft gehörte
zum burgundischen Reichskreis. Durch Maximilian I. wurden die Grafen mit
Virilstimme in den Reichsfürstenstand, durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen
erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801
verloren sie ihre linksrheinischen Gebiete an Frankreich
und erhielten dafür 1803 die Reste der früher zum Hochstift Münster gehörigen
Ämter Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck zwischen Greven und Meppen als
Reichsfürstentum Rheina-Wolbeck mit 830 Quadratkilometern und 18000 Einwohnern.
(1806 wurde dieses Fürstentum dem Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811 Frankreich einverleibt. 1815 kam das Fürstentum in
seinem südlichen Teil an Preußen, im nördlichen Teil an Hannover und damit 1866
ebenfalls an Preußen, 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung
des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs
des Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich),
879/880 aber ebenfalls an das Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige,
895 nochmals begründete lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es
Graf Reginar an das Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches
(Ostreichs). König Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem
Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen
Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine
mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel,
das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte,
teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge
von Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an
Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau,
Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig)
residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl
die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die
Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert
wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von
den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand
der Einfluss des Reiches, während Frankreich an
Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den französischen König als
Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul
und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum
freien Herzogtum erklärt, das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der Herzog
lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für
kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich
Metz, Toul und Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer
formell fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische
Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich
das gesamte Herzogtum L. Während Metz, Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich
zu Frankreich kamen, erhielt der Herzog von L.
1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich
ab, kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich
das Land besetzte. 1697 wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis
1714 wurde es erneut von französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von
seinem Schwiegersohn, dem König von Frankreich
unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf
Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter
Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das frei gewordene
Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738
tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766
weiter Sitz und Stimme im oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im
Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L. auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und Rechtsgeschichte,
Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, Bd.
1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905; Fitte, S., Das
staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem Jahr 1542, 1891;
Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Jan. 1648,
Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28 (1898);
Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2. A. 1926;
Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter, Rhein. Vjbll.
7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem
Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur.
Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider, J.,
Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums
Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus
Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M.,
Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien
im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128;
Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160
(Domweihe 1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im
östlichen Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum
Erzbistum Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert
(1149) erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L.
verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift
umfasste es nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und
Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte
der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535 wurde die Reformation
eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische Administratoren (Fürstbischöfe,
seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und
1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin.
1773 erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch
Vertrag die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5
Quadratmeilen umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern
säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt
Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des
oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen,
1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die
Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg
1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft
des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte
Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und
städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a.,
Starigard/Oldenburg. Hauptburg der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.;
Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, 1988;
Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in
Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lübeck (Reichsstadt). Der Name L.
(Liubice, Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften
Jahrhunderts für eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene
slawische Siedlung mit Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung
(1127/1138) wurde ihr Name 1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf
Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz
angelegte deutsche Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku
fortsetzte, übertragen. Sie ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr
sehr interessierten Herzog Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte
und um 1161/1163 mit besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von
1226 überlieferten Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum
Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180)
fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem
Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von
1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es
Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii), erlangte aber niemals die
eigentliche Reichsstandschaft. Die welfische Burg wurde geschleift. Infolge
seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Nowgorod und Brügge wurde es bald einer
der wichtigsten Handelsplätze Europas (1350 18000 Einwohner, 1400 20000, 1502
25444). Im 14. Jahrhundert wurde L. Führerin der 1282 erstmals erwähnten Hanse.
Sein besonderes Recht (1188 ius Lubicense, um 1225 lateinisch, um 1240
mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde an mehr als 100 Städte zwischen
Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es Travemünde, 1359 das Pfand an Mölln
(bis 1683). 1420 wurden mit Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf und die
Vierlande erobert. 1529 wurde die Reformation eingeführt. In der Grafenfehde
gegen Dänemark (1534-1536) verlor das seit 1512 zum niedersächsischen
Reichskreis zählende L. seine führende Stellung, in die Hamburg eintrat. Die
schwere Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg führte zu weiterem
wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen groß und
hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 wurde L. als Reichsstadt erhalten und für die Abtretung der von ihrem
Hospital abhängenden Dörfer und Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts
entschädigt. Von 1811 bis 1813 gehörte L. zu Frankreich.
1815 wurde es als Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes anerkannt. Am 18.
4. 1848 erhielt diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte Verfassung. 1866 trat
L. dem Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. 1918/1919
erfolgte der Übergang zum parlamentarischen System. Am 1. 4. 1937 verlor L.
durch Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an Preußen
(Schleswig-Holstein) über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von
Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F.,
1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist
und Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker
Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959;
Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E.,
Städtische Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung
ihrer verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W.,
Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im
mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980;
Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts, 1980;
Neue Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A.,
1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an
der Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13.
Jahrhunderts, Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66
(1986); Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien
und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R.,
Archäologische und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen
Geschichte der Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck
1773-1937, (in) Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das
Lübecker Domkapitel im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte,
hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck,
LexMA 5 1991, 2146; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263;
Demski, R., Adel und Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck,
2002. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz.
(Liége bzw.) Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln
unterstellte Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346
erstmals genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich.
925 kam L. zum ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des
Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden,
mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift
985 die Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz
und wurde später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania),
der Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der
Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz
allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich
längs der Maas und der unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb
des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort)
und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14.
Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser
Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von
Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen von der Mark
entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen
großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer
Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678
erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons.
1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich,
1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des Spätmittelalters,
1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991; Kupper, J.,
Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 449,
2, 366. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lützelstein (Grafschaft). Die um 1200
errichtete Burg L. nördlich von Zabern und südöstlich von Saarwerden gehörte
zunächst Graf Hugo, dem Sohn Hugos von Blieskastel und Kunigundes von Kiburg
bzw. Kyburg, musste aber 1223 dem Hochstift Straßburg zu Lehen aufgetragen
werden. 1447/1452 wurde die 1403 bereits zu einem Viertel pfälzisch gewordene
Grafschaft von den Pfalzgrafen eingezogen. In der Pfalz kam die 1560 reformiert
gewordene Grafschaft 1553 an Pfalz-Zweibrücken, 1566 an Pfalz-Veldenz
(Pfalz-Veldenz-Lützelstein), später an Pfalz-Birkenfeld. 1680 wurde sie als
Lehen Straßburgs von Frankreich annektiert,
blieb aber bis 1790 unter der Oberhoheit Frankreichs
Gut Pfalz-Birkenfelds. 1801 kam sie an Frankreich
(frz. La Petite-Pierre).
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Gümbel, T.,
Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum, Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch
besiedelte Raum an der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum
Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem
an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen
(vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin
die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen
von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als
Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu.
1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg
1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich
die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308
König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den
Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein
Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die
Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355
vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft
Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die
verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg
und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der
L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht
an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es
aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im
Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im
Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und
Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L.
über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an
Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als
Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von
Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684
auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich,
1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde
das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt
Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb
jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit
dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz
seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden
Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon
vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L.
anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw.
Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag
von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine
landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische
Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte,
aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen
Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses
Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau
entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den
Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im
Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge
eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit
Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich,
1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die
Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453,
2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg
(1487-1797), 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Luxeuil (Reichsabtei, Residenz). L. am
Westrand der Vogesen wurde um 590 von dem Iren Columban nahe dem im 4.
Jahrhundert oder erst um 450 zerstörten römischen Luxovium gegründet. Vom 11.
bis 16. Jahrhundert war es Reichsabtei. Es hatte Güter im Rhonetal, in der
Provence, im Elsass, in der Champagne und in Ponthieu (im 10. Jahrhundert
möglicherweise 15000 Hufen), die sich im 11. Jahrhundert verminderten. 1248 unterstellte
es sich dem Schutz des Herzogs von Lothringen, 1258 dem der Grafen von
Champagne. 1534 wurde das Land der Abtei Burgund förmlich einverleibt. 1790
wurde L. in Frankreich aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Prinz, F., Frühes Mönchtum
in Frankreich, 1965; Moyse, G., Luxeuil, LexMA 6
1992, 34; Cugnier, G., Histoire du monastère de Luxeuil, Bd. 1 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 677,
1, 2, 353; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 377.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat,
Herzogtum). Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische,
danach auf einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische
Mediolanum in der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster
sicher belegter Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur
Residenzstadt. 489 geriet es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren
Zerstörungen (493, 539) 569 der Langobarden, unter denen es hinter Pavia
zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des
langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des
fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen. 951 kam es unter König Otto dem
Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte
allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu
einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12.
Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im
12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den
Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I.
Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183
musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische
Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein
Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das
Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti
gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich
die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua,
Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei
und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15.
Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil
an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die
Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro.
1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche
nach den Visconti geltend machte, erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512
wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz
entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs 1515
aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser Karl
V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich
und 1535 nach dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das
Reich, das es an Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen
Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen
Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und Angleria sowie den
Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen Habsburger in Österreich.
1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara, Tortona) an Savoyen
abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter Reformen rasch auf.
1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische
Republik, 1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch.
1815 wurde es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich
(Lombardo-Venezianisches Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M.
vergeblich gegen Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von
Magenta M. aufgeben. M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu
Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E.,
Geschichte der Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C.,
History of Milano under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the
Visconti, 1924; Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979;
Cazzamini-Mussi, F., Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A.,
Storia di Milano, 1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt,
H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der
lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I terribili Sforza, 1970; Keller,
H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über die Führungsschicht in den
lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter besonderer
Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische
Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C., Storia di
Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979; Blastenbrei, P., Die
Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand, LexMA 6
1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und
kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276),
2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a.,
2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum,
Residenz). M. am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht
auf eine keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung
zurück, der um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers
folgte, das 44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner
günstigen Lage entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3.
Jahrhundert ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der
neugebildeten Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit
etwa 540/550, Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des
5. Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort
fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die
Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das
Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über
Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden
und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und
Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung Magdeburgs und später
durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und Halberstadts
(1648) verkleinert. Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das Recht der
Krönung des König (1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit
dem Recht der Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl) und wurde als
solcher im 13. Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die Schwerpunkte der
Güter des Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw. Gaualgesheim,
Bingen, sog. Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im Taubertal
(Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in Hessen
(1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in
Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das
Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert
wurde das Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den
Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch
weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches) und
zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg.
Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es
1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine wichtigsten
Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen und im Rhein-Odenwald-Gebiet
(Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die Pfalzgrafen verlor, aber die
Herrschaft über die Stadt M. wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von
Erzbischof Diether von Isenburg eine bis 1792/1814/1816 bestehende Universität
begründet. Durch die Reformation wurde das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Erzstift M. weiterer Gebiete beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts (1648) einige früher verlorene Güter an der Bergstraße
sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am 1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom
24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der
Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781
von den Forstmeister von Gelnhausen erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss
Kinzighausen zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war
er etwa zu dieser Zeit auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des
Amts Kronberg im Taunus etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit
400000 Einwohnern und 1,4 Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die
linksrheinischen Güter an Frankreich (M. wurde
von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements Donnersberg), das 1804 den Code
civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt (11,75 Quadratmeilen), das
Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an Hannover abgetreten) und weitere
Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter
an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25 Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter
in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau) (Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest
des Erzstifts, die Fürstentümer Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram,
Obermünster und Niedermünster), die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter
(Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten [Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach])
wurden durch § 25 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat
des Kurerzkanzlers Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds)
zusammengefasst (1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der
neugeschaffenen Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde
1821 Suffragan der Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte
M., in dem 1946 erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum
Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C.,
Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg.
v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H.,
Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das
Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd.
1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913;
Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.;
Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den
Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915;
Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz,
1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792),
1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f.
1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten
635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im
Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz,
hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft
und Stadtfreiheit im Spannungsfeld von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz
(11. bis 15. Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft
im Rheingau, Nassauische Annalen 96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine
Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert, 1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen
Grundlagen des Mainzer Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.);
Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan
in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter
(1306-1476), 1990; Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131;
Heinemeyer, K., Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer,
F., 1997; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum
Moguntinorum, Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423;
Rettinger, E., Die Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen
Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355
Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die
Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom
hohen Mittelalter bis zum Ende der Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von
Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff,
S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mainz (Republik). Am 17. 3. 1793
erklärte der aus Abgeordneten von etwa 130 Gemeinden bestehende
rheinisch-deutsche Nationalkonvent in Mainz nach dem Einmarsch des
französischen Generals Custine das Gebiet zwischen Bingen und Landau zu einem
unabhängigen Staat mit dem Volk als einzigem rechtmäßigem Souverän. Am 21. 3.
1793 beantragte er die Vereinigung mit Frankreich.
Am 23. 7. 1793 wurde Mainz nach viermonatiger Belagerung an Preußen übergeben,
womit die Republik Mainz endete.
L.: Die Mainzer Republik. Der Rheinisch-deutsche Nationalkonvent, hg. v.
Landtag des Landes Rheinland-Pfalz, 1993; Herrgen, J., Die Sprache der Mainzer
Republik, 2000; Dumont, F., Die Mainzer Republik 1792/1793, 2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Manderscheid (Herren, Grafen[, Herrschaft,
Grafschaft]). In M. bei Wittlich in der Eifel gab es eine Oberburg, die vor
1147 an das Erzstift Trier kam, und eine Unterburg, die Sitz der Herren von M.
war. Die Herren von M. hatten die Vogtei des Klosters Echternach und waren
Lehnsleute der Grafen von Luxemburg. Ihre Herrschaft fiel nach dem Aussterben
der Familie um 1200 an die Herren von Kerpen bei Daun, die um 1250 eine
besondere Linie Manderscheid-Kerpen gründeten. Die Herren von Kerpen beerbten
im 15. Jahrhundert die Familien Schleiden (1435/1450 bzw. um 1440, Gewinn u. a.
Jünkeraths) und Blankenheim (1468/1469, Gewinn u. a. Gerolsteins). 1457 wurde
M. Reichsgrafschaft. 1487 erlangten die Herren seitens Virneburgs Neuerburg und
Kronenburg, um 1500 Teile von Kerpen, Virneburg und Dollendorf. 1488 teilte
sich das Haus M. (und Blankenheim) in den Zweig Manderscheid-Blankenheim
(Blankenheim), den Zweig Manderscheid-Schleiden ( Schleiden) und den Zweig
Manderscheid-Kail (Kail). Der Zweig Manderscheid-Blankenheim zerfiel 1524 in
die Linien Manderscheid-Blankenheim (mit Blankenheim, Jünkerath und einem
Anteil an der Herrschaft Mechernich) und Manderscheid-Gerolstein (mit
Gerolstein [bis 1697]). Zu Manderscheid-Schleiden gehörten Kasselburg, Kerpen
(1525), M., Schleiden und Kronenburg sowie Neuerburg und seit 1545/1554 die
Grafschaft Virneburg und die Herrschaft Saffenburg. Der Zweig Manderscheid-Kail
hatte Dorf Salm, Vogtei Lüxem (Luxem) und seit 1527 die Herrschaft Dollendorf
in der Eifel sowie seit 1593 Neuerburg. Nach dem Aussterben der Linie
Manderscheid-Schleiden kam es zu langwierigen Erbstreitigkeiten. Der 1780
erlöschenden Linie Manderscheid-Blankenheim, die 1742 die Linie
Manderscheid-Kail beerbt hatte, folgten die Grafen von Sternberg. 1794 wurde M.
von Frankreich besetzt. 1814 kam es an Preußen,
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Neu, P., Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses
Manderscheid, Rhein. Archiv 80 (1972); Neu, P., Manderscheid und das Reich,
Rhein. Vjbll. 36 (1972), 53ff.; Die Manderscheider, 1990 (Katalog); Janssen,
W., Manderscheid, LexMA 6 1992, 186.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Manderscheid-Blankenheim (Reichsgrafschaft). Die Grafen
von M. waren eine nach dem erbweisen Anfall Blankenheims (1468/1469) an
Manderscheid 1488 entstandene Linie der Grafen von Manderscheid, die nach der
Reichsmatrikel von 1776 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugehörte. Sie erlosch 1780 im Mannesstamm. Ihre Güter kamen über Augusta von
Manderscheid an die böhmischen Grafen von Sternberg, die für den mit der
Besetzung durch Frankreich 1794 erfolgenden
Verlust ihrer linksrheinischen Güter 1803 mit den Abteien Schussenried und
Weißenau entschädigt wurden. Über Preußen (Rheinprovinz) gelangten die
linksrheinischen Güter 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Gumpelzhaimer 160.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Manderscheid-Gerolstein (Grafen). Die Burg Gerhardstein
in der Eifel fiel mit der zugehörigen Herrschaft 1469 an die Grafen von
Manderscheid und 1488 die Linie Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war
Gerolstein eine selbständige Nebenlinie (bis 1697). Sie gehörte nach der
Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1794
wurde Gerolstein von Frankreich besetzt. 1815
kam es an Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 160; Dohm, B., Gerolstein in der Eifel, 2. A. 1965.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819),
die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel.
Nach dessen Ende (1115) erlangte M. Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der
lombardischen Städte bei. 1236 eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald
wieder unabhängige Stadt. 1263 entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie.
1311 bestätigte König Heinrich VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter
der Stadt siegreichen Rinaldo Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329
verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das
dieser zu einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432
Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum
Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene
Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen
Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat
als erledigte Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das
Herzogtum nach dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers
(eine jüngere Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen
abtreten musste, das seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen Erbfolgekrieg zog
Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes Reichslehen ein und
vereinigte es bis auf das 1703 an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745
mit dem bereits früher an Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand.
1801 erhob Napoleon nach der Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der
Zisalpinischen Republik (1805 Königreich Italien), doch kam es nach den
Befreiungskriegen (1810 Erschießung Andreas Hofers) 1814 zum
Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück (Festungsviereck M., Verona,
Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt und kam 1866 an das
neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.; Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v.
Coniglio, G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni,
V., Il territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi,
B., Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato
gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G.,
17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua,
LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mark (Grafschaft, Grafen). Um 1160
(1161?) spaltete sich von den Grafen von Berg eine mit deren Allodialgut im
westlichen Sauerland an der mittleren Ruhr (einschließlich Hamm) ausgestattete
Linie ab, die sich nach der Burg Altena an der Lenne Grafen von Altena nannte.
Seit 1202 wurde zur Unterscheidung von der um 1175 abgespalteten Linie
Isenberg-Limburg die 1198 erworbene Burg M. bei Hamm namengebend. Diese Grafen
von der M. schufen aus verschiedenartigen Bestandteilen (Vogtei über Essen
[1288] und Werden, 1243 Königshof Unna) und in Auseinandersetzung vor allem mit
dem Erzstift Köln (1288 Schlacht von Worringen) ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet von Lippe und Emscher bis zum Ebbegebirge und Rothaargebirge (1318
Herrschaft Ardey), wobei sich das 1226/1227 gegründete Hamm allmählich zum
Vorort entwickelte (bis 1809). 1368 misslang der Erwerb der Grafschaft
Arnsberg. 1392 kam es zur durch Heirat Adolfs III., der deswegen 1364 das Amt
des Kölner Erzbischofs aufgab, ermöglichten Vereinigung mit der Grafschaft
Kleve am Niederrhein. 1444 schloss sich in der Soester Fehde Soest mit der
Soester Börde der Grafschaft an. Andererseits verlor die Grafschaft die
Herrschaft Bilstein und Fredeburg an Köln. Seit 1461 wurden M. und Kleve
gemeinsam verwaltet. 1511 wurden sie durch Heirat in Personalunion mit Jülich,
Berg und Ravensberg verbunden. Im nach Aussterben der Grafen 1609 ausbrechenden
jülich-klevischen Erbfolgestreit (1609-1614) wurden diese Länder wieder
getrennt, wobei Kleve und M. (mit 50 Quadratmeilen und den Kreisen Hamm,
Altena, Hörde und Wetter sowie der Stadt Soest, der Reichsgrafschaft Limburg
und der Hälfte von Lippstadt) an Brandenburg fielen. Brandenburg überließ 1630
die 1614 erlangte Herrschaft Gimborn-Neustadt den Grafen von Schwarzenberg.
Seit 1705 beantragte Preußen wegen M. die Aufnahme in das westfälische
Reichsgrafenkollegium. 1807 wurde die Grafschaft M. mit rund 100000 Einwohnern
und einer seit 1750 stark geförderten Industrie an Frankreich
abgegeben und 1808 dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, 1813 aber wieder von
Preußen besetzt. 1815 bezog Preußen M. in die Provinz Westfalen ein. 1946 kam
das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Den Titel Grafen von der Mark erhielten zwei
Nachkommen Friedrich Wilhelms II. von Preußen und der Gräfin von Lichtenau.
L.: Wolff 318f.; Zeumer 554 II b 63, 28, 31; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Drachenhausen, A. Frhr., Stammtafeln der Grafen von
der Mark, 1908; Die Grafschaft Mark. Festschrift, hg. v. Meister, A., Bd. 1f.
1909; Rothert, H., Kirchengeschichte der Grafschaft Mark, 1913; Frisch, M., Die
Grafschaft Mark. Der Aufbau und die innere Gliederung, 1937; Zeittafel der
Grafschaft Mark, 1948; Vahrenhold-Huland, U., Grundlagen und Entstehung des
Territoriums der Grafschaft Mark, 1968; Stoob, H., Westfälische Beiträge zum
Verhältnis von Landesherrschaft und Städtewesen, Westfäl. Forsch. 21 (1969), 6;
Reimann, N., Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner
Kirchenprovinz (1313-1368), 1973; Schleidgen, W., Kleve-Mark. Urkunden
1223-1368, 1983; Timm, W., Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486, 1986; Der Tag
bei Worringen, hg. v. Janssen, W./Stehkämper, H., 1988, 407ff.; Kupper, J.,
Mark, LexMA 6 1992, 297; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Ribhegge, W., Die Grafen von der
Mark, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 160, 820 (Kleve und Mark); Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 431; Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft
Mark im Mittelalter, hg. v. Pätzold, S., 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Marlenheim (Herrschaft). Die Herrschaft M.
westlich von Straßburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts der Reichsstadt
Straßburg, die seit 1681 von Frankreich besetzt war.
L.: Wolff 295, Hölzle, Beiwort 91.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mechernich (Reichsherrschaft). Die nur 678
Hektar umfassende reichsunmittelbare Herrschaft M. östlich von Gemünd in der
Eifel unterstand im 14. Jahrhundert den Herzögen von Jülich. In der Mitte des
15. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der gemeinsamen hohen Obrigkeit
und Hochgerichtsbarkeit eine Teilung. Eine Hälfte kam über die Rode, Frambach
von Birgel, Nesselrode (1488), Twickel (1720) 1771 mit weiteren Gütern an den
Herzog von Arenberg, die andere Hälfte von den Grafen von Blankenheim 1674 als
Erbe an die Nesselrode und 1700 an die Grafen von Nesselrode-Reichenstein. 1794
besetzte Frankreich beide Teile. 1815 fielen sie
mit der Rheinprovinz an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mecklenburg-Strelitz (Herzogtum, Großherzogtum). 1701
entstand durch Teilung des Herzogtums Mecklenburg das Herzogtum M., das im
Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen
die Dominsel]) und der 42 Quadratmeilen großen Herrschaft Stargard (mit 42000
Einwohnern) bestand, die durch Mecklenburg-Schwerin getrennt waren. Außerdem
gehörten zu M. die Komtureien Mirow und Nemerow. 1808 trat der Herzog dem
Rheinbund bei. 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Drei während der Besetzung
durch Frankreich (1794-1814) als Kantone
entstandene, als Entschädigung erhaltene Kreise in der Eifel
(Cronenburg/Kronenburg [ohne Steffler/Steffeln und Schuller/Schüller],
Reifferscheid und Schleyden/Schleiden [ohne Wolfsseiffen/Wollseifen] mit 10332
Einwohnern) verkaufte er am 21. 5. 1819 für eine Million Taler und einige
Domänen an Preußen. 1866/1867 trat er auf preußischem Druck dem Norddeutschen
Bund, 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Am 23. 2. 1918 beging der letzte
Großherzog Selbstmord. Die Regierung ging an den Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin über, der am 14. 11. 1918 abdankte. Am 29. 1. 1919/24. 5.
1923 erhielt M. ein Landesgrundgesetz. Zum 1. 1. 1934 wurde es durch Gesetz mit
Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E1; Strecker, W./Cordshagen,
C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 373;
Endler, E., Geschichte des Landes Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Hamann,
M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Strauch, D., Birkenfeld,
Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft,
2007, 487; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Metz (freie Reichsstadt). In
keltischer Zeit war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an
der wichtigen Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz das
Kastell Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.)
Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort
Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam
M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum zugehörig war, zu
Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert
(1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz
nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt auf. Sie schuf
sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert mit mehr als
130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und verteidigte es gegen alle
Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die protestantischen
deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich
für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M.,
Toul und Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt. 1648 wurde sie endgültig an
Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des
Bezirks Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis
1918 zum Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et
XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Metz (Hochstift, Fürstbistum,
Residenz). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im
römischen Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer
Bischofssitz (u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese
Trier gehörte. Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870
zum ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen
Güter, die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich bis ins
Elsass streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden sollten
(u. a. [1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw.
Saulnois von Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller],
Maursmünster, Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders
durch Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert
stark zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von
Leiningen, weitere Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der
Bischof Lehnsmann des Königs von Frankreich.
1357 sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand des Hochstifts, dessen wichtigste
Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm,
Vic und Metz waren. 1551 sprachen die protestantischen deutschen Reichsfürsten
dem König von Frankreich für dessen Hilfe gegen
Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und Verdun zu.
1552 besetzte Frankreich die Stadt M. und
erhielt im Vertrag von Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich
die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich die
Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Im 18.
Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die bischöflichen Lehnsherrschaften
Helflingen (Helfedange), Habudingen (Habondange) und Hingsingen (Hinguezange),
die Herrschaften Lagarde (La Garde), Türkstein und Chatillon, die Grafschaft Rixingen,
die Kastellaneien Rémilly, Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers. In den
Wirren der französischen Revolution von 1789 ging das Bistum unter, wurde aber
1801 mit veränderten Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum Besançon
unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im
Mittelalter, 1916; Zeller, G., La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926;
Herrmann, W., Zum Stande der Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen
Geschichte des Bistums Metz, Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H.,
Le diocèse de Metz, 1970; Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la
Moselle, 1980; Histoire de Metz, 1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie,
Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz, LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am
Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann,
H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 463. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Michelbach (Reichsdorf). M. bei Merzig war bis 1789 das einzige Reichsdorf im Saarland. Die Schirmherrschaft lag bis 1766 bei den Herzögen von Lothringen, dann bei den ihnen nachfolgenden Königen von Frankreich und ab 1778 bei dem Erzstift Trier. Grundherren waren das Stift Sankt Simeon in Trier und die Abtei Tholey. Über Preußen kam M. 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Millendonk, Myllendonk, Mylendonk
(Reichsritter, reichsunmittelbare Herrschaft). Nach der Wasserburg M. an der
Niers bei Korschenbroich westlich von Düsseldorf benannten sich seit 1168
auftretende Edelherren von M., die Lehnsträger Gelderns waren. Ihre Herrschaft
stand nach ihrem Aussterben um 1300 den Reifferscheid als Lehen Gelderns, seit
etwa 1350 den Mirlar (Millendonk-Mirlar, Myllendonk-Mirlar) und danach den
Bronkhorst (Bronckhorst) zu. Sie gehörte später zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1682/1690 kam sie an die Herzöge von
Croy, 1694 an die Gräfin von Berlepsch. 1700 wurde sie reichsunmittelbar. 1733
fiel sie in weiblicher Erbfolge mit 0,8 Quadratmeilen Gebiet und 1600
Einwohnern (im Wesentlichen das heutige Korschenbroich) den Grafen von Ostein
zu. 1794 wurde sie von Frankreich besetzt. Die
Grafen von Ostein erhielten für den Verlust der dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörigen Herrschaft an Frankreich
durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 die Abtei
Buxheim (ohne das Dorf Pleß und belastet mit verschiedenen Renten). 1813/1835
kam die Herrschaft, die 1832 an die Freiherren von Wüllenweber (Willenweber)
vererbt wurde, an Preußen und damit das Gebiet 1946 an Nordrhein-Westfalen
(heute Teil der Stadt Korschenbroich).
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J.,
Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939; Quadflieg, E., Millendonk und seine
„Vererbung”, 1959.
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Minden (Hochstift, Fürstbistum,
Fürstentum, Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird
erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den
Großen unter dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum
mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee,
Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es
die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die
billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom
Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel
der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die
Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von
Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede (Stenvede),
dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der
Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke
und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch
Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer
des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift
erlangte die Stadt M. schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine
gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert kam das früh von der Reformation
erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den
Einfluss der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte
Bischof. 1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als
Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches
Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg
verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die
beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge,
Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im
Königreich Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M.
an Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen
wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das
Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die
Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der
Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v.
Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des
ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772,
Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6
1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570,
1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v.
Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
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Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M.
geht auf das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und
keltischen Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz
eines Bischofs. In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines
Grafen. 961 unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit
(1135 Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der
Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara belehnt wurden. 1452
wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio nell’Emilia zum
Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst 1597 Ferrara
ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola und 1728/1737
Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich
wurde am 16. 10. 1796 in M. die Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara
und Reggio zur Zispadanischen Republik beschlossen, die 1797 in der
Zisalpinischen Republik und 1805 im Königreich Italien Frankreichs
aufging. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 gelangten
Breisgau und Ortenau als Entschädigung an den Herzog von M. (Modena-Breisgau)
bzw. das verschwägerte Haus Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden.
1814 kam das Herzogtum M. an Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde es mit
dem Königreich Italien (1861) vereinigt. Das Haus Österreich-Este starb 1875
aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
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Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum). M.
am Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei
Werden genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M.,
die sich seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten
um M. und Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen Kleve, das Erzstift Köln
sowie Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die Grafschaft seit 1250 von
Kleve zu Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die Grafschaft Saarwerden,
1417 teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf gegen Burgund verlor
M. im späten 15. Jahrhundert fast alle Güter. 1493 fiel M. an Wied-Runkel und
1519 an die Grafen von Neuenahr. Sie führten die Reformation ein und vererbten
die Güter 1600 testamentarisch an das Haus Oranien (Nassau-Oranien). 1702 nahm
(Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge des nach dem Erlöschen der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) entstehenden Erbfolgestreits als Erbe
und als Herzog von Kleve in Besitz. Zwischen 1705 und 1707 beantragte Preußen
die Aufnahme von M. in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1707 wurde M.
vom Kaiser in ein Fürstentum umgewandelt. Seit 1723 war M. Sitz einer
Regierung. Um 1800 hatte es 39000 Einwohner bei 6 Quadratmeilen Gebiet und
zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Von 1801 bis 1814 gehörte
es zu Frankreich, danach zur Rheinprovinz
Preußens und kam damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und
Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers, LexMA 6 1992, 714; Moers,
hg. v. Wensky, M., 2000.
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Moers-Saarwerden (Grafschaft), Saarwerden. Die
Grafschaft Saarwerden kam 1376 durch Heirat an die Grafen von Moers. Durch
Teilung entstand 1417 die Grafschaft M. Diese fiel 1527 im Erbgang an die
Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1629 an Nassau-Weilburg. Zu ihr gehörten bis
1527 auch Lahr und Kehl. Sie zählte zum oberrheinischen Reichskreis. 1794 kam
sie schließlich an Frankreich. S. Saarwerden.
L.: Herrmann, H., Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957.
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Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der
Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten
Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der Lothare (Lotharingiens) 870 zum
Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044 kam sie vom König an die
Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von Habsburg (1273-1291) war
sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die Herrschaften Granges,
Clerval und Passavant den Grafen von Burgund (Freigrafschaft, Franche-Comté)
lehnrührig waren. Nachdem die Grafen von Württemberg 1324 bereits die
Herrschaften Horburg und Reichenweier gekauft hatten, fiel M. mit Clerval,
Etobon, Granges, Saulnot (Saulmont), Passavant, etwa 50 Dörfern und Pruntrut
1397/1409 durch Heirat der Erbtochter (Henriette) an sie. Weiter erwarben sie
die Herrschaften Blamont (1506), Clémont, Héricourt, Châtelot (1561) und
Franquemont (1595). In Württemberg wurde M. immer wieder Nebenlinien zugeteilt
(u. a. 1617-1723). 1534 wurde die Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis
1679/1697 und 1793 wurde M., das seit 1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag
hatte, aber keinem Reichskreis angehörte, von Frankreich,
dessen Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen musste, besetzt. 1796/1801 wurde
es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Monaco (Herrschaft, Fürstentum). M.
östlich von Nizza ist vermutlich eine von Massilia (Marseille) aus erfolgte
phönikische oder phokäische Gründung, die 154 v. Chr. den Römern als Herculis
Monoeci portus bekannt war. 1215 eroberte Genua M. Im späten 13. Jahrhundert
(1297) flüchteten dorthin die guelfischen Grimaldi. Sie wurden 1454 Herren des
Ortes. Sie verbündeten sich meist mit Frankreich,
1524 mit Kaiser Karl V. 1641 unterstellten sie sich Frankreich
und wurden 1659 zu Fürsten erhoben. 1793 wurde M. von Frankreich
annektiert. 1815 erhielt Sardinien die Schutzherrschaft über M. 1861 gingen
Mentone und Roccabruna (Roccabana) durch Verkauf an Frankreich
verloren, wodurch das Fürstentum von 21,6 Quadratkilometern auf 1,5
Quadratkilometer und von 7400 auf 1500 Einwohner verkleinert wurde. 1911
erhielt M. eine 1962 geänderte Verfassung. Nach dem Schutzvertrag vom 17. 7.
1918 soll M. beim Aussterben der Dynastie als Protektorat an Frankreich fallen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B3; Saige, G., Documents
historiques relatifs à la principauté de Monaco, Bd. 1ff. 1888ff.; Saige, G.,
Monaco, ses origines et son histoire, 1898; Labande, L., Histoire de la
Principauté de Monaco, 1934; Lamboglia, N., Il principato di Monaco, 1942;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 183 ; Robert, J.,
Histoire de Monaco, 1973; Pavoni, R., Liguria medievale, 1992; Petti Balbi, G.,
Monaco, LexMA 6 1992, 727; François, N., Introduction au droit monégasge, 1998.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Montfort (Grafen). Nach der um 1200
erbauten Burg M. bei Götzis in Vorarlberg nannte sich seitdem ein schwäbisches,
die um 1160 ausgestorbenen Grafen von Bregenz (Udalrichinger) bzw. Pfalzgrafen
von Tübingen um 1200 (nach 1182) beerbendes Grafengeschlecht. 1258 spalteten
sich die Grafen von Werdenberg (mit Bludenz) ab. 1258/1260 bzw. 1267/1270
teilte sich M. in die Linien Montfort-Feldkirch (bis 1390), Montfort-Bregenz
(bis 1338, beerbt von Montfort-Tettnang) und Montfort-Tettnang, von der 1354
eine jüngere Linie Tettnang (bis 1574) und eine jüngere Linie Bregenz (bis
1787) ausgingen. Die Grafen zählten 1488 zur Rittergesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee, später wegen Schomburg zum Kanton
Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben. Von den umfangreichen Gütern am Bodensee und Alpenrhein sowie im Voralpengebiet
gingen die meisten an die Grafen von Habsburg (Feldkirch 1375/1379, Bregenz
1451/1523). 1565 wurde Rothenfels an Königsegg veräußert, 1779/1780 Tettnang an
Österreich verkauft. 1787 starben die Grafen aus. Wegen der Grafschaft M.
(Menthor) zählte Österreich am Ende des 18. Jahrhunderts zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1816 ernannte
der König von Württemberg seinen Schwiegersohn (Jerôme Bonaparte 1784-1860),
dessen Nachkommen in der Gegenwart in Frankreich
leben, zum Fürsten von M.
L.: Wolff 39; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Ruch Anhang 3, 82;
Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg, 1845;
Roller, O., Die Stammtafel der Grafen von Montfort bis zum Anfang des 15.
Jahrhunderts, ZGO 53 (1899); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff.
1971ff.; Die Montforter, 1982 (Katalog); Burmeister, K., Montfort, LexMA 6
1992, 805; Burmeister, K., Die Grafen von Montfort, 1997.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mörchingen (Herrschaft). Die um das 1206 in
einem Personennamen bezeugte M. gebildete Herrschaft M. nordöstlich Nancys
gehörte zum Herzogtum Lothringen und gelangte mit diesem zu Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66/67 D4; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 422.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mülhausen (Reichsstadt), frz. Mulhouse. M.
im Elsass wird 803 erstmals erwähnt. Unter den Staufern wurde es zur Stadt
(1223 civitas) erhoben. Als Reichsstadt (vor 1268) war es seit 1354 Mitglied
des elsässischen Zehnstädtebundes. Seit 1515 war es zugewandter Ort der
Eidgenossenschaft der Schweiz. 1523 wurde die Reformation eingeführt. 1798
schloss sich M. durch Volksabstimmung Frankreich
an.
L.: Wolff 536f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis
1797) C1; Mossmann, X., Cartulaire de Mulhouse, Bd. 1ff. 1883ff.; Werner, L.,
Topographie historique du Vieux Mulhouse, 1949; Moeder, M., Les institutions de
Mulhouse au moyen âge, 1951; Oberlé, R./Livet, G., Histoire de Mulhouse des
origines à nos jours, 1977; Fahlbusch, F., Mülhausen, LexMA 6 1992, 891;
Eidgenössische Grenzfälle, hg. v. Kaiser, Wolfgang u. a., 2001; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 435. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mundatwald (Gebiet). Der M. bei Weißenburg
im Elsass, der eine Fläche von 7 Quadratkilometern umfasst, war nach 1945
zwischen Deutschland und Frankreich streitig. Er
gehörte nach umstrittener Rechtsansicht zum Staatsgebiet des Deutschen Reiches,
nicht jedoch der Bundesrepublik Deutschland. Sein Eigentum stand dem Deutschen
Reich und dem Freistaat Bayern zu. Nach einer Entscheidung des
Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 2. 9. 2008 stellte Frankreich das Gebiet 1945 (ohne Annexion) durch
Besatzungshoheit unter seine vorläufige Verwaltungshoheit, und schloss damit
die Ausübung deutscher Hoheitsgewalt aus. 1986 gingen die hoheitlichen
Befugnisse Frankreichs auf Deutschland über,
während Frankreich das Eigentum erhielt. Die mit
dem Eigentum verbundenen Nutzungsrechte (z. B. Jagdrecht) dürfen seitdem nur im
Rahmen der geltenden deutschen Gesetze ausgeübt werden (8 A 11351/2007).
L.: Bertzel, K., Die deutsch-französische Mundatwaldvereinbarung vom 10. 5.
1984, NJW 1986, 1403; Dünisch, H., Der Mundatwald, 1989, vgl. NJW 1989, 3079
(Rezension). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münster (Hochstift, Residenz). Am
Schnittpunkt zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der
Große an der Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer
sächsischen Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der
Friese Liudger unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen
Friesenmission machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819)
wich später dem 1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das
dem Erzbistum Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf
der Issel, Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an
Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren
gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde.
Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen
Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der
Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau), der
zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar (1269),
Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein (1407), der
zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen (1428-1634) sowie
die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung nördlich der Lippe
im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der Grafen von
Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten
erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das
Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen,
Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf],
Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten
Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar,
Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen],
Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt und
Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale Landbrücke
bei Lingen verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich
dem Bistum M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück)
geteilt. Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum in Deutschland.
Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der münsterschen
Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein
demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein
weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der
Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim,
Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum Luthertum bzw. Calvinismus über.
1773 wurde in der Stadt M. eine Universität gegründet. 1802/1803 wurde das
Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter
Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne,
Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und
Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und
Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und
Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
(Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei
Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des
Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem
und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit dem
Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an
Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und
Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches Urkundenbuch,
Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte der Verfassung
und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die Geschichtsquellen des
Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte des Fürstbistums
Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische Neugestaltung
Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik des
münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des Bistums
Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia sacra, Bd.
1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.; Börsting, H., Geschichte
des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur mittelalterlichen
Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten des Johannes
Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf, G., Land und
Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verfassung des
Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961; Weiers, H., Studien
zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984; Germania Sacra N. F.,
Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das Bistum Münster; Bockhorst,
W., Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400, 1985; Kirchhoff, K.,
Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster, 1988; Geschichte der
Stadt Münster im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H., 1989; Fahlbusch, F./Hergemöller,
U., Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi,
F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999ff.; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398;
Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438; Balzer, E., Adel -
Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11.
Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der Stadt Münster und des
Kreises Warendorf, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münster, Munster (Reichsstadt). Im 7.
Jahrhundert (675) wurde in M. im Gregoriental im Oberelsass eine Abtei
gegründet, die 826 vom Kaiser die Immunität erhielt, im 12. Jahrhundert zu
Basel gehörte, bis zur französischen Revolution von 1789 Bestand hatte und 1802
zerstört wurde. An sie schloss sich die Stadt M. an. Sie war seit dem 13.
Jahrhundert Reichsstadt (1235?) und gehörte zum elsässischen Zehnstädtebund.
1536 wurde in M. die Reformation durchgeführt. Im 17. Jahrhundert fiel es an Frankreich.
L.: Wolff 298; Ohl, L., Geschichte der Stadt Münster und ihrer Abtei, 1897;
Stintzi, P., Elsässische Klöster, 1933; Chavoen, G., Das elsässische
Münstertal, 1940; Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit, Diss. phil.
Freiburg/Üchtland 1972; Fahlbusch, F., Münster, LexMA 6 1992, 917.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münzenberg (Herren, Herrschaft). Vor 1160
erbaute der Reichsministeriale Kuno I. von Hagen/Arnsburg die vielleicht 1165
bezugsfertige Burg M. in der Wetterau, nach der sich die Familie danach
benannte. Sie war Mittelpunkt der 1155/1156 bezeugten Herrschaft M. Zu ihr kam
nach 1170 ein Teil der Grafschaft Nürings. Nach dem Aussterben der Herren von
M. gelangte die später zum oberrheinischen Reichskreis zählende, M., Assenheim,
Königstein, Dreieichenhain, Babenhausen und rund hundert weitere Orte
umfassende Herrschaft 1255 zum größten Teil (40/48) an die Herren von
Falkenstein, die weitere Anteile von Weinsberg (1270), Schönberg (1272) und
Pappenheim (1286) erwarben, im Übrigen (8/48) an Hanau. Das Erbe der Herren von
Falkenstein fiel 1418 an die Grafen von Solms, die zuletzt 20/48 hatten, und
Eppstein. Für die Grafen von Eppstein traten 1581 Stolberg (10/48) und das
Erzstift Mainz (10/48) ein. Die mainzischen Güter kamen 1684 an die Grafen von
Hanau und damit 1736 an Hessen-Kassel, die Solmser Güter im frühen 18.
Jahrhundert an Hessen-Darmstadt. Der Anteil Hessen-Kassels fiel 1810 über Frankreich an Hessen-Darmstadt. S. a.
Hanau-Münzenberg, Hessen.
L.: Wolff 270ff.; Wallner 698 OberrheinRK 19, 30, 37, 38, 42; Ködding, H.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Münzenberg, 1933; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Staufer, Bd. 1 1950; Binding, G., Burg Münzenberg, 2.
A. 1965; Gruber, K./Küther, W., Minzinberg - Burg, Stadt, Kirche, 1968; Hinz,
H., Münzenberg, LexMA 6 1992, 931; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 445; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 284.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Murbach (reichsunmittelbares Kloster,
Reichsabtei, Residenz [auch Schloss Hugstein und Gebweiler/Neuenburg]). Vermutlich
(um) 727 gründete der irische Wanderbischof Pirmin auf Eigengut des Herzogs
Eberhard aus dem Geschlecht der Etichonen nordwestlich von Gebweiler im Elsass
die Benediktinerabtei M., in der wenig später die althochdeutschen Murbacher
Hymnen entstanden. Sie erhielt früh bedeutende königliche Privilegien (727
Immunität) und gewann reiche Güter vom Breisgau bis zur Schweiz. Nach der
Zerstörung durch die Ungarn (926) wurde sie 959 erneuert. 1228 ist der
reichsfürstliche Rang des königlich gewordenen Klosters erstmals bezeugt. Er
blieb trotz der zeitweilig von Habsburg beanspruchten Vogtei bewahrt. 1214
gingen Mainzer Güter verloren, 1291 Luzerner Güter, 1456 das Kloster Luzern und
dann auch das Kloster Sankt Amarin, doch wurde 1554 Kloster Lure (Lüders, Luders)
gewonnen. 1536 musste sich M. dem Schutz Habsburgs unterstellen, wodurch es die
Reichsstandschaft verlor. Obwohl 1648 die Reichszugehörigkeit bekräftigt wurde,
ging M. an Frankreich über, das es 1759/1764 in
ein weltliches Ritterstift in Gebweiler umwandelte und 1789 aufhob. Die Abtei
bestand aus den drei Vogteien Gebweiler (mit der Stadt Gebweiler und 5
Dörfern), Wattweiler (Watweiler) (mit der Stadt Wattweiler [Watweiler] und dem
Flecken Uffholz [Ufholz]) und Sankt Amarin (mit der Stadt Sankt Amarin und 14
Dörfern).
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5;
Gatrio, A., Die Abtei Murbach im Elsass, 1895; Büttner, H., Murbacher Besitz im
Breisgau, Els.-lothring. Jb. 18 (1939); Beyerle, F., Bischof Pirmin und die
Gründung der Abteien Murbach und Reichenau, Zs. f. schweizer. Geschichte 27
(1947); Barth, M., Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960;
Bischoff, G., Recherches sur la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach
(1229-1525), 1975; Seibert, H., Murbach, LexMA 6 1992, 939; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 679, 1, 2, 401.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Namur (Gau, Grafschaft,
Markgrafschaft), fläm. Namen. Im Gebiet der Mündung der Sambre in die Maas lag
wahrscheinlich schon im ersten vorchristlichen Jahrhundert das oppidum
Aduatucorum bzw. Aduaticorum. Im 7. Jahrhundert erscheint hier die Münzstätte
N. Um die Burg entwickelten sich Stadt und Grafschaft (832 Gau Namucensis). Die
um 930 den Grafen von Lomme (um 1150 Heinrich der Blinde Graf von Namur,
Laroche, Durbuy, Longwy und Luxemburg, Vogt von Stablo, Sankt Maximin und
Echternach) und 1188 den verwandten Grafen bzw. Markgrafen von Hennegau (und
Flandern) zustehende Grafschaft fiel 1213 an die Courtenay und durch Verkauf
1263 an die Grafen von Flandern, 1421/1429 durch Verkauf seitens des erbenlosen
Grafen Johann III. an Philipp von Burgund. Mit Burgund kam sie 1477/1493 an
Habsburg und zählte zum burgundischen Reichskreis. 1692 wurde N. von Ludwig
XIV. von Frankreich, 1695 von Wilhelm von
Oranien erobert. Von 1715 bis 1781 gehörte N. zu den Barrierefestungen der
(österreichischen) Niederlande. 1815 fiel es an die Niederlande. 1830/1831 kam
es bei der Lösung Belgiens vom Königreich der Niederlande an Belgien.
L.: Wolff 63; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
C3, II 78 (1450) E3; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908,
15 Namucensis (Brogne); Vanderkindere, L., La formation territoriale des
principautés belges, Bd. 1f. 1909; Actes des comtes de Namur, hg. v. Rousseau,
1936f.; Brouette, E., Introduction aux études historiques, archéologiques et
folkloriques du Namurois, 1947; Balon, J., La maison de Namur sur la scène de
la grande histoire, 1950; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
II, 18, 32, IV, 18, pagus Namurensis, pagus Namucensis; Genicot, L., Le
Namurois politique, 1964; Genicot, L., Études sur les principautés
lotharingiennes, 1975; Bovesse, J., La maison comtale namuroise (Xe s.-1429),
1979; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983, 147, 205 ?;
Namur. Le site, les hommes. De l’époque romaine au XVIIIe siècle, 1988;
Genicot, L., Namur, LexMA 6 1992, 1011; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 452, 2, 448.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach
der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten, lehnshoheitlich
im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N. (Ort 915
erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das sich von
dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von
Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen
Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms
in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen
[bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen
Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507
nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf
Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der
Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone
(1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg,
Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn
wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg
Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben).
Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und
Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und
erhielt hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft
ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder
Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das
Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat
der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle
deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener
Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits
einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum
Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den
Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische
Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die
Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und
weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen,
Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete
Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg
infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und
Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile
von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden.
1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden
und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre
Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie
Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam
es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller
nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651
aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg
mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie,
1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden
die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb
Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen),
das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728
Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg
erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801
verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich,
wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt.
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien
Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken,
1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in
Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz
von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt.
Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor
Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft
Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus
dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier
(Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus
Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach),
aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme
im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem
Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg
und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und
souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft
Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit
Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim,
Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft
Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen
Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen
mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben.
Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener
mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim
[Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu
beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische Verfassung.
1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals
hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar
[gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den
rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum
Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836
trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale
Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8.
10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die
Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die
Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf
von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg.
1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren,
1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA
6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische
Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk,
G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit
Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530 durch Erbfall über
die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich seitdem N. (1544
Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N. und Nassau-Dillenburg. 1702
fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich
verlor, an das durch Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers,
Lingen und Neuenburg kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von
Nassau-Oranien (1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen
Güter der ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und
verlegte 1747 die Residenz nach Den Haag (Regierung des Stammlands über das
deutsche Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche niederländische Güter (Herstal,
Montfoort [Montfort], Turnhout) an Preußen ab, das diese bald nach 1740
verkaufte. 1795/1797/1801 verlor N. alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte dafür als Entschädigung im
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss
Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die
Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), das
Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor
es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das
Fürstentum Diez, an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem
Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813
wieder Besitz von seinen Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N.
das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab
der Fürst von N., der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete als Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene
Großherzogtum Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird
nach dem römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war
seit dem 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken
über die Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie
Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim
mit Stauf in der Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie
erbte 1527 die Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft
Lahr-Mahlberg (Lahr) von den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach
einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und
Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken,
Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die
Grafschaft Saarwerden wurde wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von
Lothringen als erledigtes Lehen eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung
erneut die Linie N. Diese teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis
1728), N. und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand
ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus und vererbte ihre
Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N.
geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen
große, zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000 Einwohnern an Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt.
1815 fiel die Grafschaft Saarbrücken durch Vertrag (als Gegenleistung für
Luxemburg) an Preußen, das es seiner Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935
und von 1945 bis 1957 unterstanden die Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 31, 40. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum).
Usingen im Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den
Grafen von Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung
der Linie Nassau-Saarbrücken Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von
Nassau, die 1721 die Linie Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken
und 1728 die Linie Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien
N. und Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach
Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor
es seine linksrheinischen Güter an Frankreich.
1797 beerbte N. Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N.
durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum Saarbrücken,
zwei Drittel der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler und die
Herrschaft Lahr in der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein, Höchst, Kronberg
(Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim), Kastel,
vom Mainzer Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz das Amt
Kaub, vom Erzstift Köln den Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln (u. a.
Deutz, Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied] und
Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen, Braubach,
Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von solmsischen Ansprüchen), die
Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden, Schwanheim und
Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf (Rumersdorf),
Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster in den zugefallenen
Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im
Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit
Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert
wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der
Lahn war seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen
Grafen des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach
939 fiel der Ort als Reichslehen an den Bischof von Worms. Nach 1124 wurden die
Grafen von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255 wurde Weilburg an die Grafen
von Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf von Nassau erworben. 1355
wurde Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau.
1381 erlangte es infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die
Herrschaften Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch Kauf), Bingenheim,
Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg
und Mensfelden. Sie teilte sich 1442 in die neue Linie N. und in die Linie
Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich die neue Linie N. in die Linien N. und Nassau-Weilnau.
Diese beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken. 1602 fielen die Güter der Linie
Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch die Güter der Linie Nassau-Idstein
an N. zurück. 1629 wurde N. wieder aufgeteilt in Nassau-Idstein (mit Wiesbaden
und Lahr, 1629-1721), N. (1629-1806) und Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach
weitere Aufteilung). Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter
Weilburg, Weilmünster, Löhnberg, Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach,
Miehlen und den Flecken Reichelsheim sowie das Amt Kirchheim umfassend die
Herrschaften Kirchheim und Stauf (mit Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die
Grafschaft Saarwerden und das Amt Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil
der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen
Güter an Frankreich. Am 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten
Teil der Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden)
den Rest des Fürstentums (Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und Limburg) mit
den Abteien Arnstein, Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem aus
Nassau-Saarbrücken 1735 entstandenen Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau
zusammen und beerbte 1816 Nassau-Usingen. Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neapel (Königreich). N. an dem nach ihm
benannten Golf im westlichen Unteritalien wurde als griechische Kolonie
(Neapolis, neue Stadt) gegründet. 326 v. Chr. schloss es sich an Rom an. Nach
dem Untergang Westroms gehörte es zum Reich der Ostgoten, dann seit etwa 550
(553) zum byzantinischen Exarchat. Hier erlangte N. unter seinen Erzbischöfen
eine ziemlich freie Stellung. Von 1057 bis 1085 kam Unteritalien an die
Normannen, die von 1061 bis 1091 auch Sizilien eroberten. 1139 wurde N. dem
Königreich Sizilien einverleibt. Durch die Heirat Konstanzes von Sizilien 1186
errang Kaiser Heinrich VI. das Normannenreich für die Staufer. 1266/1268
eroberte der französische Prinz Karl II. von Anjou im Auftrag des Papstes das
Reich. 1282 errang in der blutigen Sizilianischen Vesper König Peter von
Aragonien bzw. Aragon, der Schwiegersohn des Staufers Manfred, die Herrschaft
über Sizilien. Obwohl danach Sizilien selbständig war, wurde auch das
Königreich der Anjou in Unteritalien als Königreich Sizilien und erst seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts auch als Königreich N. bezeichnet. Nach dem
Aussterben der Hauptlinie der Anjou 1435 gewann Alfons V. von Aragonien bzw.
Aragon den Kampf um das neapolitanische Erbe und vereinigte 1435/1442 Sizilien
wieder mit N. (in Personalunion). Nach vorübergehendem Verlust an Frankreich (1495-1503) sicherte Ferdinand von
Aragonien bzw. Aragon die spanische Herrschaft über N., das danach von
spanischen Vizekönigen verwaltet wurde. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg
fielen 1713/1714 N. und Sardinien an Österreich, Sizilien an (den Urenkel
Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von Sayoyen-)Piemont. 1719/1720
tauschte Österreich Sizilien gegen Sardinien (an Piemont) ein. 1735 gab Kaiser
Karl VI. nach der Niederlage im polnischen Nachfolgekrieg das Königreich
Neapel-Sizilien an eine Nebenlinie der spanischen Bourbonen. 1806 fiel N. an Frankreich, kam aber 1815 an die Bourbonen zurück.
1816 begründete König Ferdinand von Bourbon unter Aufgabe des seit dem 16.
Jahrhundert allgemeiner verwendeten Namens Königreich N. förmlich das
Königreich beider Sizilien. Auf Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860
gelangte das seit 1820 von Aufständen geschüttelte Land an das Königreich
Sardinien bzw. das neue Königreich Italien (1861).
L.: Benedikt, H., Das Königreich Neapel unter Kaiser Karl VI., 1927; Gunn, P.,
Neapel, 1964; Croce, B., Opere, Bd. 3 Storia del regno di Napoli, 1966; Fuiano,
M., Napoli nel Medioevo, 1972; Galasso, G., Intervista sulla storia di Napoli,
1978; Galasso, G., Il Regno di Napoli, (in) Il Mezzogiorno angioino e aragonese
(1266-1494), 1992, 1ff.; Vitolo, G., Neapel, LexMA 6 1992, 1075; Cuozzo, E., Neapel,
LexMA 6 1992, 1076; Pesendorfer, F., Österreich, Großmacht am Mittelmeer?,
1998; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II., 1999.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene
Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den
Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem
Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die
Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die
Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben
der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen
von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit
Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter
von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der
Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592
erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den
Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter
dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem
Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch
Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des
Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte.
1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805
kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens
(gegen Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen
Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König
Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle
vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es
am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen
wurde. In Bezug auf seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des
Königs von Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz
vorbehaltenen Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine
republikanische Verfassung aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5.
1857 verzichtete der König von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel
Fürst von N. und Graf von Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neuwürttemberg (Land). Die Württemberg
1796/1801 als Entschädigung für seine linksrheinischen Verluste an Frankreich in Aussicht gestellten Gebiete wurden im
September/Oktober 1802 von Württemberg besetzt (Aalen, Esslingen, Giengen,
Heilbronn, Reutlingen, Rottweil, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Weil der
Stadt, Comburg, Heiligkreuztal, Margrethausen, Oberstenfeld, Rottenmünster,
Schöntal, Zwiefalten, halb Dürrenmettstetten) und in einem vom Herzogtum
Württemberg rechtlich getrennten absolutistisch regierten Land mit der
Bezeichnung N. (Hauptstadt Ellwangen, 2200 Quadratkilometer, 123000 Einwohner)
zusammengefasst, das am 7. 1. 1806 mit der Eingliederung in Württemberg sein
Ende fand.
L.: Müller, M., Neuwürttemberg unter Herzog und Kurfürst Friedrich, 1934.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niederbronn (Herrschaft). Die Herrschaft N.
nördlich von Reichshofen im Unterelsass (Niederelsass) gehörte den Grafen von
Steinthal. Mit dem Elsass fiel N. an Frankreich.
L.: Wolff 294. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niederlande (Staat). Bei der karolinigischen
Reichsteilung 843 fiel Flandern westlich der Schelde an das westfränkische
Reich (Westfranzien, Frankreich), der übrige
Raum um Maas, Schelde und Rhein an das mittlere Reich Kaiser Lothars und
879/925 an das ostfränkische Reich. 1477/1493 kam das sich (seit etwa 1200 oder
1540?) sprachlich verselbständigende Gebiet der späteren N. über Maria von
Burgund von Burgund an Habsburg, das die von Burgund zusammengefassten Gebiete
hausmachtpolitisch gegenüber dem Reich zu verselbständigen suchte. Kaiser Karl
V. fügte durch Kauf 1524 Friesland, durch Säkularisation 1528 Utrecht und
Overijssel mit Deventer sowie 1538 Groningen und 1543 Geldern dem 1512/1548
gebildeten burgundischen Reichskreis hinzu, so dass insgesamt ein Komplex von
17 Gebieten entstand (Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern, Flandern, Artois
[mit Arras], Hennegau, Holland, Seeland, Namur, Friesland, Rijssel [Lille],
Doornik [Tournai], Mecheln, Utrecht, Overijssel und Groningen), und übertrug
1555 die Nachfolge an Philipp II. von Spanien (spanische N.). Seit 1565 wehrten
sich Adlige in dem seit etwa 1540 zunehmend calvinisierten Gebiet gegen die von
Philipp II. seiner Statthalterin Margarete von Parma (1559) in Auftrag gegebene
Steigerung der königlichen Macht, mit der eine starke Erhöhung finanziellen wie
religiösen Druckes einherging. Nach Ablehnung einer Bittschrift bildeten sie
einen Bund des als Geusen verhöhnten Adels, der von den calvinistischen
Religionsführern unterstützt wurde. 1567 wurde Margarete von Parma durch Herzog
Alba als Statthalter abgelöst, der den Aufstand zunächst niederschlug. Am 1. 4.
1571 besetzten die Meergeusen Brielle (Briel) an der Maasmündung. Danach
erhoben sich Seeland und Holland. Am 18. 7. 1572 wählten zwölf Städte in Seeland
und Holland Wilhelm von Oranien zum königlichen Statthalter von Holland,
Seeland und Utrecht. Am 8. 11. 1576 schlossen sich weitere Gebiete an. Am 23.
1. 1579 einigte Oranien in der Union von Utrecht die sieben nördlichen
Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Groningen, Overijssel (mit
Drente) und Friesland, zu denen noch Flandern und Brabant kamen. 1581 setzte
die Utrechter Union Philipp II. ab und schloss sich in den Generalstaaten zu
einem losen Staatenbund zusammen (Republik der Vereinigten N.). Die südlichen
N. wurden von Spanien erneut unterworfen. Nach weiteren schweren Kämpfen, in
denen die seit 1635 mit Frankreich verbündeten
Generalstaaten 1629-1637 den nördlichen Teil Brabants als Generalitätslande
eroberten, wurden die Generalstaaten 1648 als eigener vom Reich gelöster Staat
anerkannt. Ihr Interesse verlagerte sich rasch vom Reich auf die überseeischen
Kolonien. Von 1590 bis 1700 waren die von 1572 bis 1650, von 1672 bis 1702
sowie von 1742 bis 1795 unter einem Statthalter handelnden N. das am stärksten
urbanisierte und wirtschaftlich fortgeschrittenste Land Europas. Die südlichen
(spanischen) Niederlande (Hennegau, Flandern, Artois, Namur, Luxemburg) kamen
nach dem spanischen Erbfolgekrieg 1713/1714 von Spanien an Österreich. 1794
wurden sie von Frankreich erobert. Sie blieben
Teil des deutschen Reiches. 1797/1801 musste Österreich sie an Frankreich abtreten. 1806 machte Napoleon die
Generalstaaten zum Königreich Holland und vereinigte dieses 1810 mit Frankreich. 1814 wurde nach der Vertreibung der
französischen Truppen die Vereinigung der nördlichen und südlichen N. sowie
Lüttichs als Königreich der Vereinigten N. beschlossen. Dieses gehörte dem
Deutschen Bund durch Personalunion mit Luxemburg an. 1830 wurde mittels der
belgischen Revolution die Verbindung der sich benachteiligt fühlenden südlichen
N. mit den nördlichen N. gelöst und Belgien von den N. getrennt. 1866 schieden
Limburg und Luxemburg mit der Auflösung des Deutschen Bundes aus diesem aus. S.
Flandern, Brabant, Hennegau, Namur, Limburg, Lüttich, Holland, Utrecht,
Seeland, Geldern, Cambrai, Niederlothringen.
L.: Die Territorien des Reichs 3, 200; Blok, P., Geschichte des
niederländischen Volkes, Bd. 1ff. 1901ff.; Geschiedkundige Atlas van Nederland,
hg. v. Beekman, A., 1911ff.; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1926;
Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1933ff.; Reese, W.,
Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 3. A. 1943; Allgemene geschiedenis der
Nederlanden, hg. v. Niermeyer, J. u. a., Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe
1980ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Buck, H.
de, Bibliografie der geschiedenis van Nederland, Leiden 1968; Prevenier,
W./Blockmans, W., Die burgundischen Niederlande, 1986; De Nederlanden in de
late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Schepper, H. de,
Belgium Nostrum, 1987; Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988;
Blockmans, W., Niederlande, LexMA 6 1993, 1141; Lademacher, H., Die
Niederlande, 1993; North, M., Geschichte der Niederlande, 1997; Mörke, O.,
Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Weis, M., Les pays-bas espagnols, 2003;
Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2009; Verortete
Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 211.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nizza (freie Stadt). Vielleicht als
Nikaia wurde N. im fünften vorchristlichen Jahrhundert von Massalia (Marseille)
aus gegründet. Seit etwa 970 gehörte es zur Grafschaft Provence, wurde aber im
12. Jahrhundert freie Stadt (1142 Konsuln). 1229/1230 kam N. wieder zur
Provence. 1388 unterstellte es sich Savoyen. 1793 fielen Stadt und Grafschaft
N. an Frankreich, 1814 wieder an Savoyen, 1860
auf Grund einer Volksabstimmung endgültig an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B2/3; Latouche, R., Histoire de
Nice, Bd. 1f. 1951ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972,
195, Nice, Niçois ; Histoire de Nice et du Pays Niçois, hg. v. Bordes, M.,
1976; Le comté de Nice, hg. v. Compan, A., 1980; Venturini, A., Nice et la
Provence orientale à la fin du Moyen Age, 1989; Venturini, A., Nizza, LexMA 6
1993, 1240. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nomeny (Markgrafschaft). Die
Markgrafschaft N. gehörte ursprünglich zum Hochstift Metz, wurde von diesem
aber zeitweilig an die Herzöge von Lothringen verpfändet und 1551 zu Lehen
gegeben. Später kaufte Lothringen N. 1613 starb die Linie Mercoeur aus und
vererbte N. an den Herzog von Lothringen. Frankreich
verzichtete auf die ursprünglich als Nachfolger von Metz geltend gemachten
Rechte. Der Herzog von Lothringen musste 1735 zugunsten Stanislaus Leszczynskis
(gegen Toskana) auf seine Länder verzichten, erhielt aber 1736 das Recht, unter
dem Aufruf von N. Sitz und Stimme auf Reichstagen und Kreistagen für die ihm
noch verbliebenen reichsunmittelbaren Territorien (Grafschaft Falkenstein am
Donnersberg) zu führen und damit trotz Verlustes des stimmbegründenden Landes
Reichsstand zu bleiben. N. zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 304; Zeumer 553. II b 44; Rolin, C., Nomeny, 1937.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Novara (Stadtkommune). Das aus einer
ligurisch-keltischen Siedlung hervorgegangene antike N. in der westlichen
Poebene wurde unter Cäsar römisches Munizipium und im vierten nachchristlichen
Jahrhundert Bischofssitz. Im 11. Jahrhundert gewann es Selbständigkeit, wurde
aber 1110 von Kaiser Heinrich V. zerstört. Im 14. Jahrhundert (1322) fiel es an
die Visconti. Mit dem Herzogtum Mailand kam es von 1500 bis 1524 an Frankreich, 1535 an Spanien, 1714 an Österreich, 1735
an Sardinien und damit 1861 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Novara e il suo territorio,
1952; Cognasso, F., Storia di Novara, 1971; Andenna, G., Novara, LexMA 6 1993,
1300; Behrmann, T., Domkapitel und Schriftlichkeit in Novara, 1994.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberbronn (Herrschaft). Die Herrschaft O.
nordöstlich Zaberns im Elsass gehörte zur Hälfte den Grafen von Leiningen-Dagsburg-Guntersblum
und zur anderen Hälfte den Grafen von Löwenhaupt. 1803 wurde Hohenlohe für den
Verlust dieser Herrschaft an Frankreich durch
Güter Würzburgs entschädigt.
L.: Wolff 282. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberehnheim (Reichsstadt), frz. Obernai. O.
im Unterelsass war vermutlich schon in merowingischer Zeit Königshof. 1240
wurde es Stadt genannt. Als Reichsstadt trat es 1354 dem elsässischen
Zehnstädtebund bei. Ihr Gebiet umfasste das alte Schloss Kagenfels im
Klingental und das Dorf Bernhardsweiler. Nach 1648 kam die Stadt an Frankreich und gehörte bis zur französischen
Revolution von 1789 zur Unterstatthalterschaft Straßburg.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 469.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberelsass (Landgrafschaft,
Reichslandvogtei). Die Landgrafschaft O. mit Ensisheim, Bollweiler, Isenheim,
Sennheim, Thann, Landser, Eschenzweiler (Escholzweiler), Belfort, Masmünster
und Rothenberg (Rothenburg), Pfirt, Altkirch, Brunnstatt (Brunnstadt,
Brunstatt), Hüningen und Landskron gelangte um die Mitte des 12. Jahrhunderts
an Habsburg, musste aber 1648 an Frankreich
abgetreten werden. S. Elsass.
L.: Wolff 297; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich, 1980.
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Oberstein (Reichsherrschaft) (seit 1933
Idar-Oberstein). Das vielleicht 1075 als Steyn erwähnte O. (in Idar-Oberstein)
war Hauptort einer kleinen Reichsherrschaft der Herren von O., die am Ende des
Heiligen Römischen Reiches zu den nicht eingekreisten Reichsteilen gehörte.
1197 wurde die Herrschaft geteilt. Die Güter der 1270 erloschenen jüngeren
Linie kamen an die Herren von Daun, die Güter der älteren Linie an das Erzstift
Trier (als Lehnsherren) und die Linie Daun-Oberstein. Nach dem Erwerb der
Grafschaft Falkenstein durch Daun-Oberstein kam O. zu Falkenstein, wurde 1554
aber wieder verselbständigt. 1642 gelangte es an Daun-Broich, 1680 an die
Grafen von Leiningen-Heidesheim. 1766 zogen beim Aussterben der Grafen
Nassau-Saarbrücken (Nassau) und Lothringen ihre Lehnsgüter ein. Die
verkleinerte Herrschaft O. wurde bis 1774 vom Erzstift Trier mit einem Drittel
und den Grafen von Limburg-Styrum mit zwei Dritteln gemeinschaftlich, danach
von Trier allein verwaltet. 1794 wurde sie von Frankreich
erobert. 1815 kam das Gebiet der Herrschaft an Preußen. 1817 wurde es Teil des
neugegründeten oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld. 1937 fiel es wieder an
Preußen. Seit 1946 gehört es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500f.; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Duckwitz, G., Kleinstädte an Nahe, Glan und Alsenz, 1971; Dotzauer, W.,
Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
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Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von
O. 1108 wird O. (urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste
Hälfte 12. Jh. Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr
1270 ummauerte Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte
des 12. Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen
gelegenen Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich
erweiterte. Die Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds
von Sachsen ab. Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker
Nordland. Ihr erster bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um
1100 (1108) als comes in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12.
Jahrhundert hatten die Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei
ihres Hausklosters Rastede (1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne.
1180 erhielten sie die Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht
schon um 1150 wurde die Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern
im östlichen Lerigau und Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388
erloschen) von der Hauptlinie (mit O., Landwürden und Gütern im westlichen
Lerigau und im Hasegau, 1180 Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich
um 1220 Grafen von Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach
geteilten Güter kamen 1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an
das Erzstift Bremen (Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen)
und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte,
1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok],
Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie
Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz
kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen (1421-1434) bzw.
Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser hinterließ Graf
Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein drei Söhne, von
denen der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen und Schweden
wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften Schleswig und
Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft O. erlangte. Die Linie
verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und 1500
Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft
Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531
wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die
Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen
Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an
Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt
Traventhal [Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an
Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst,
Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als
Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen
von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O.
(unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O.
umfasste zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat vertretenen
Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund 70000 Einwohnern. Durch
Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern Dänemarks
regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp (Gottorf),
das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses Hauses an
(die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin), wofür
Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803
erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und
einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus
dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am
10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum
auf und wurde geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit
dem ihm danach überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner)
trat es in Personalunion, so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand.
1818/1823 erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever von Russland zurück.
Am 18. 2. 1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um
Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen
erworben. 1864 verzichtete O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und
Zahlung von 1 Million Taler abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim
Eintritt in den Norddeutschen Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich
auf die Elbherzogtümer. 1918 wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die
Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen
(Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853
erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk
in Niedersachsen auf. S. a. Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170;
Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der
Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004;
Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger
Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in Drielake
bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre
Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher, G., Das
Haus Oldenburg, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum erhoben. Dieses
fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge) an ein anderes
Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300 (1308 über den
Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou) wieder zurück. 1393
gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen
von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530 mit weiteren Gütern in der
Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge einer Heirat von 1515 über die
Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.). 1544 nahm Nassau-Dillenburg
den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte es das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der
Fürst von Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der Niederlande gegen
Spanien und 1572 zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht
gewählt. 1579 gründete Johann der Ältere die Utrechter Union der nördlichen
niederländischen Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch an O., von
1597 bis 1605 und von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702
entstand nach Erlöschen der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III. von
England, 1688 als Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs Jakob
II. von der Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen
der Fürsten von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels des mit Henriette von
O. verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen) und des
Fürsten von Conti der oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672
bis 1679 und 1701/1702 von Frankreich besetzte
O. dem Fürsten von Conti als Lehen Frankreichs
zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707
erfolgte Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten
Preußens an. Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen
besetzt. 1713 erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern
(Obergeldern). 1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen
Güter auf. 1890 erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A.,
Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993,
1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994; Oranien-Nassau,
die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995; Mörke, O.,
Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ortenberg (Grafschaft). O. bei Büdingen
wird 1176 erstmals als Burg erwähnt. Sie gehörte einer Linie der vor 1245
ausgestorbenen Herren von Büdingen, denen eine Ganerbschaft nachfolgte
(Kempenich bis etwa 1260, Breuberg, Trimberg, Hohenlohe-Brauneck, 1357/1358
Trimberg, Weinsberg, Eppstein-Königstein, Nassau, 1460 Eppstein-Königstein,
Eppstein-Münzenberg [1476 Hanau], Hanau, Isenburg [1466 Eppstein-Königstein]).
1535 traten nach dem Aussterben von Eppstein-Königstein die Grafen von
Stolberg(-Königstein) an ihre Stelle. 1601 gehörte der Ort zu zwei Dritteln
Stolberg (1645 Stolberg-Stolberg) und zu einem Drittel Hanau (1736
Hessen-Kassel). 1806 kam O. an Frankreich, 1810
an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270, 276; Heusohn, K., Ortenberg, Burg, Stadt und Landgericht unter
der Linde, 1927; Junker, H., Die Stadt Ortenberg im Zeitalter des 30jährigen
Krieges, 1936. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an
der Hase wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine
dem Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den
Zehnten (1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236
gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich
der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im
frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland
mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg).
Gegenüber dem größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter
Fürstenau, Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und
Reckenberg gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster
(1667) an Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste
sich teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17.
Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im
Wesentlichen verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese
(Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543
führte der Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde
Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das
Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen
Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien
des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30
Pfarreien und 6 Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, regierten seit 1648
abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem
Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das Hochstift mit 56 Quadratmeilen
und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in
größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das
Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu Frankreich.
1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O. einschließlich
der ehemals münsterischen Güter im Emsland, der Grafschaft Bentheim und der
Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O. 1866 an Preußen, das 1885 einen Regierungsbezirk
O. bildete. Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen auf. 1824 wurde erneut ein
Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär,
M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.;
Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938;
König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner
territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790,
hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und
Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im Hochstift Osnabrück im
16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum Osnabrück, 2 Teile, (in)
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 1975-1977; Heuvel, Chr. van
den, Beamtenschaft und Territorialstaat: Behördenentwicklung und Sozialstruktur
der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück 1550-1800, 1984; Schindling, A.,
Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur reichspolitischen Stellung
Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker Mitteilungen 90 (1985); Haack,
G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager, J. Frhr. v., Die Osnabrücker
Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch, F., Osnabrück, LexMA 6 1993,
1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001; Steinert, M., Die
alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 582, 1, 2, 436;
Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005; Heuvel, G. van den, Adlige
Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialgeschichtliche Souveränität,
2011 (Freiheit Gesmold).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum,
Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March
bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern
(Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen,
dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von
den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im
Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799
wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark
eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9.
Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn
angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem
Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark
(Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III.
vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998
Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht
sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch
als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog
der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum
deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich
dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei
Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder,
den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die
leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für
Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die
schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438]
Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter
und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des
gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam
das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im
Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien
und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol,
Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534)
und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen
1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei
unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau
und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische
Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex
dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix
Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem
Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern
sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen
verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der
oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an
die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und
1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine
Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen
Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt
Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande,
Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften
Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720
gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde
Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla
wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen,
das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die
Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke
sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand,
Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen
Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen
Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio
indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre
weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI.
Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus
das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert
wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme
Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph
II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge
der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina,
1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im
Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf
Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches
Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines
Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines
erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867
nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich
gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei
verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich
aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien
erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö.
für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die
in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an
Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und
Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch
konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden
eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob
der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden.
1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande,
Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft
Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als
Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern
gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom
Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12.
1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde.
Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu
dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der
Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich
Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und
Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum
Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn,
Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches
Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860
diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben
wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien)
verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen.
1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861
aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des
Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867
mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass
aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie
(Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn
seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in
Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen
Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen
bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation
ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die
Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen
Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den
österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten
ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten
Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10.
1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile
von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen,
Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen
Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen
Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen
Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem
Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und
Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen
Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö.
annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung.
1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett
Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat)
erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in
Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler
ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer
Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das
Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien,
Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde
durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die
Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss
eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen
Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland
orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der
Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd.
1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche,
Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
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Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
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Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
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im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum
Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte
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Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
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im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des
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2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
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Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum).
Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der
Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter
Herzog Radbod. Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene
Gebiet christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum
ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in
O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz
südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327
verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete
gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok
auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich
in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht
tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371
Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland,
Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II.
1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard
Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13.
Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren
Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen
hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems
unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich
Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen
(Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die
Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das
schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge
bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und
das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich seit 1571
verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever,
Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt
wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht. Seit
1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum
achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte
Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das
Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an
sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf
Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz
Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und
Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und
Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt),
Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen
große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon
I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich
unmittelbar einverleibte (Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an
Hannover (Landdrostei Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als
Regierungsbezirk Aurich Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J.,
Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur
Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer
von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De
grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des
Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und
vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur Sozial-
und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter, 1966;
Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands, 1974;
Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen,
Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W.,
Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und
Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van,
Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ostheim (Herrschaft). Die aus dem
Schloss Bilstein und drei Dörfern bestehende Herrschaft O. im oberen Elsass war
ursprünglich ein Teil der Herrschaft Reichenweier. Mit dem Elsass fiel O. an Frankreich.
L.: Wolff 297. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Parma (Stadtkommune). Die etruskische
Gründung P. am Nordfuß des Apennins wurde 183 v. Chr. römisch. Seit dem 4.
Jahrhundert n. Chr. geriet P. zunehmend unter die Herrschaft seiner Bischöfe,
die in fränkischer Zeit Grafschaftsrechte gewannen. Im 12. Jahrhundert erlangte
es eine gewisse Selbständigkeit (1140 Konsuln). Seit 1322 gehörte es rechtlich
zum Kirchenstaat des Papstes, stand aber tatsächlich vielfach unter der
Herrschaft Mailands (1346-1447, 1449-1500) und Frankreichs
(1500-1512, 1515-21). 1545 wurde es durch Papst Paul III. Teil des Herzogtums
Parma und Piacenza, das 1860 Sardinien bzw. 1861 dem neuen Königreich Italien
eingegliedert wurde. S. Parma und Piacenza.
L.: Bazzi, T./Benassi, U., Storia di Parma, Bd. 1ff. 1899ff.; Drei, G., Le
carte degli archivi parmensi, Bd. 1ff. 1924ff.; Cortellini, L., Storia di
Parma, 1953; Pighini, G., Storia di Parma e i suoi personaggi più illustri,
1965; Schuhmann, R., Authority and the Commune: Parma 833-1133, 1973;
Fumagalli, V., Terra e società nell’Italia padana. I secoli IX e X, 1976;
Chittolini, G., La formazione dello stato regionale e le istituzioni del
contado. Secoli XIV e XV, 1979; Greci, R., Parma medievale, 1992; Greci, R.,
Parma, LexMA 6 1993, 1735.
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Parma und Piacenza (Herzogtum). Papst
Paul III. trennte 1545 die 1511/1512 von Papst Julius II. eroberten Gebiete P.
vom Kirchenstaat ab und übertrug sie seinem natürlichen Sohn Pier Luigi
Farnese, der bereits über die Herzogtümer Castro und Ronciglione herrschte, als
Herzogtum zu Lehen. Nach dem Aussterben der Farnese im Mannesstamm 1731 erbte
der spätere König Karl III. von Spanien als Großneffe des letzten Farnese. 1735
gab er P. gegen Neapel und Sizilien an Österreich. Dieses trat 1748 P. zusammen
mit dem Herzogtum Guastalla an Karls III. Bruder Philipp ab. 1802 kamen P. und
das 1806 für Napoleons Schwester Pauline abgetrennte Guastalla an Frankreich und bildeten seit 1808 das Departement
Taro. 1815 wurden P. und Guastalla Napoleons Gemahlin Maria Louise von
Österreich zuerkannt. Bei ihrem Tode fielen sie 1847 an Karl II. Ludwig von
Bourbon-Parma, 1860 durch Volksabstimmung an Sardinien und damit 1861 an das
neue Königreich Italien.
L.: Bazzi, T./Benassi, U., Storia di Parma, Bd. 1ff. 1899ff.; Bernin,
F./Bourgoing, J. de, Maria Louise von Österreich, 1933; Cattelani, R., Parma
nella storia, 1957; Pescatori, A., Il declino di un ducato (1839-1859), 1974.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm
der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen.
Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg.
Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255
kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an
Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII.
fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit
dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst
und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische
Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im
bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der
älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere
bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln
sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst
Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330
Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels)
erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim,
Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft
Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit
an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet.
Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit
der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410),
der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die
Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu
einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in
die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein
[1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz,
Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von
Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von
Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich
III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den
Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619)
verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern,
wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn
erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die
alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich
für die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern,
Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen
Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis behielt,
Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme
Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die
Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim
verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten
Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von
Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die
Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement
Donnersberg) anerkennen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden,
Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen (Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen
die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück
und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens, Nassaus, von der Leyens,
Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg, Innviertel und
Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische
Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den
bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile
der Westpfalz (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418
Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum Saargebiet. Bereits 1940 wurde die
P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam nicht mehr zurück. 1945 gehörte
die P. zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 wie Rheinhessen und
Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 eigener
Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten
Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F., Beiträge zur
Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W., Pfälzische
Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte,
1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960;
Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und Sulzbach
1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik
Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas,
hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung
der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate
in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und
Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den
Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung
Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat.
Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische
Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der
Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt,
C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der
Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156.
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Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten,
Herzogtum). Das Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der
alten Grafschaft Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen
aus der ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel
[Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der
Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz
das Fürstentum Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der
Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz),
Veldenz und Teilen der Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von
Pfalz-Simmern P. mit Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in
Zweibrücken. 1543 wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam
in Zusammenhang mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz)
herrschenden Linie Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich
P. in P., Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft
Sponheim). 1611 wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs.
1799 erbte Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28
(1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den
Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver.
Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
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Pfirt (Grafschaft), frz. Ferrette. Die
Burg P. am Elsässer Jura war vom 11. Jahrhundert bis 1324 Sitz der Grafen von
P., denen das südliche Oberelsass unterstand. 1324 kam die Grafschaft (mit
Thann) durch Heirat an Habsburg. 1325 wurde Habsburg vom Bischof von Basel mit
der Grafschaft belehnt. 1648 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 300; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505.
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Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der
westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen
Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner,
Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken
von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der
Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von
Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat. Pedemontium,
Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und Sangone) des
heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba, Asti, Acqui,
Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der Grafen von
Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von
Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das
Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388),
die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf
Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren. Außerdem wurde das
Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587
konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat
gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720
gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich
Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich.
1815 wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge
wurde es zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches
Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v.
Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal,
1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte medievale,
1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Il
Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog); Provero,
L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi, G.,
Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Piombino (Fürstentum). P. gegenüber von
Elba wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gegründet und
ist als Kastell seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts bezeugt. Seit 1115/1135
war es von Pisa abhängig. 1399 wurde es bei der Unterstellung Pisas unter die
Visconti (Mailand) mit Elba in den Händen der Familie Appiano vereinigt. 1594
wurde es zu einem besonderen Fürstentum erhoben, das mehrfach den Inhaber
wechselte (18. Jahrhundert Reichslehen). 1801 kam es zu Frankreich, 1815 an Toskana, 1861 zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) G5; Aretin, Das alte Reich 2,
370ff.; Cappelletti, L., Storia della città e stato di Piombino. Dalle origine
fino all’anno 1814, 1897, Neudruck 1969; Rodriguez, E., Piombino, 1955;
Ceccarelli Lemut, M., Piombino, LexMA 6 1993, 2165.
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Preußen (Herzogtum, Königreich, Land).
Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus)
bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel
und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen,
Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich
Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den
Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten,
mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen
ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß,
in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen
erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff
genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter,
naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des
Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf
die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und
Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem
durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich
seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und
dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen,
Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen
Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern,
Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw.
48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803
durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim,
Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie
von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift
Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen,
Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen,
Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr
als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung
Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich,
die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach
verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den
größten Teil des Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte
seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre
auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg
aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt
(Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin
1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig
(1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem
Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung
zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt,
Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und
sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern
vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung
aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen
(oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine
exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die
gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das
Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern
zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über
Frankreich im deutsch-französischen Krieg von
1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen
Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur
einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit
den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei
Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig eine
Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die
Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der
Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher
Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im
Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am
30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
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Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
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Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
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Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
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Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
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Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen. Das Werden
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1970; Verdenhalven, F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von
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bearb. v. Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und
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einer Bilanz. Ausstellungsführer, hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G.,
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Opgenoorth, E., Bd. 3 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
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Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens,
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preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E., Preußen, 2010;
Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Provence (Grafschaft, Landschaft). Das
ursprünglich von Kelten und Ligurern bewohnte Gebiet zwischen Mittelmeer,
Rhone, Var und Alpen wurde 121 v. Chr. zur römischen Provinz Gallia
transalpina, Gallia Narbonensis, die als älteste römische Provinz in Gallien
bald nur noch provincia hieß. 470/477 kam sie an die Westgoten (bis 507), 509
an die Ostgoten und 536/537 an die Franken. 843 gelangte sie zum Mittelreich
Kaiser Lothars I. Von 855 bis 863 fiel sie an Lothars I. Sohn Karl, 879 an Boso
von Vienne (Königreich Niederburgund, bis 933 mit Hauptstadt Arles), 934 an
Hochburgund und damit 1032 an das Deutsche Reich, dem sie trotz etwa der noch
1365 in Arles erfolgten Krönung Karls IV. immer nur lose angehörte, auf das sie
aber zeitweise einen nicht unbeträchtlichen kulturellen Einfluss ausübte.
Tatsächliche Herren waren die Grafen von Arles (nach 974 Markgrafen), deren
Grafschaft P. 1112 dreigeteilt wurde und in dem südlich der Durance gelegenen
Teil an die Grafen von Barcelona, eine Seitenlinie des Hauses Barcelona-Aragón
kam. 1246 fiel die Grafschaft durch Heirat an Karl von Anjou, 1382 an das
jüngere Haus Anjou und 1481 an Frankreich, das
die P. ab 1660 wie eine französische Provinz verwaltete und nach 1789 in
Departements auflöste. Lediglich östliche Randgebiete um Nizza (u. a. Monaco)
unterfielen anderen Herren und verblieben so beim Heiligen Römischen Reich. Die
1053/1112 verselbständigte, nördlich der Durance gelegene Grafschaft
Forcalquier kam 1209 zur Grafschaft P. zurück. Die Markgrafschaft P. um Avignon
gelangte von den Grafen von Toulouse im Zuge der Ketzerkreuzzüge allmählich an
den Papst (1274). Hiervon verselbständigte sich im Norden das Fürstentum
Orange/Oranien und kam über Nassau-Oranien durch Annexion 1713 an Frankreich. Der verbleibende, allmählich schrumpfende
Rest des päpstlichen Kirchenstaates (Comtat Venaissin) fiel 1791 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Poupardin, R., Le
royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901; Fornery, J., Histoire du Comté
venaissin et de la ville d’Avignon, Bd. 1ff. 1909; Bourilly, V./Busquet, R., La
Provence au moyen âge 1112-1481, 1924; Tournadre, G. de, Histoire du comté de
Forcalquier, 1930; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933;
Busquet, R., Histoire de la Provence, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Histoire de la
Provence, hg. v. Baratier, E., 1969; Baratier, E. u. a., Atlas historique:
Provence, Comtat Venaissin, principauté de Monaco, principauté d’Orange, comté
de Nice, 1969; Baratier, E., Documents de l’histoire de la Provence, 1971;
Forbin, M. de, L’Union de la Provence à la France, Mem. Acad. Vaucluse 1981,
19ff.; La Provence des origines à l’an mille, hg. v. Février, P., 1989;
Schottky, M./Coulet, N., Provence, LexMA 7 1994, 275; Keck, C., Die Provence in
der späteren Stauferzeit, 1996; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung
König Karls II., 1999; Aurell, M. u. a., La Provence au Moyen Âge, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Püttlingen (Herrschaft). P. bei
Saarbrücken, das 1224 erstmals erwähnt wird, war im 14. Jahrhundert in den
Händen der Herren von Forbach, Johanns von Heinzenberg (Hentzenberg) und
Johanns von Kriechingen (Créhange). 1460 belehnte der Bischof von Metz die
Herren von Sierck (Sirck) mit ihm. 1648 übertrug er die Lehnsherrschaft an die
Herzöge von Lothringen, die seit 1681 die Herren von Kriechingen mit der zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft belehnten. Diesen folgten 1726
erbweise die Grafen von Wied-Runkel, die Püttlingen 1778 an Nassau-Saarbrücken
verkauften, das bereits 1766 die Lehnsherrschaft von Frankreich
als dem Inhaber Lothringens erlangt hatte. 1815 kam P. an Preußen, 1919 und
1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 266; Wallner 696 OberrheinRK 13; Scherer, N., Der Ortsname
”Püttlinger” als persönlicher Eigenname, Zs.f. d. Geschichte d. Saargegend
1988; Müller, F., Die Geschichte der Herrschaft Püttlingen bei Saarbrücken,
1990. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rappoltstein (Herrschaft), frz.
Haut-Ribeaupierre. Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des
Überganges vom Familiengut der Salier an das Hochstift Basel erstmals erwähnten
Burg bei Rappoltsweiler (frz. Ribeauville) südwestlich von Schlettstadt im
Elsass nannten sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts Herren von R., die
1022 erstmals erscheinen und um 1156 (1157) ausstarben, aber Namen und Güter in
weiblicher Erbfolge an die Urslingen weitergaben. Außer R. gehörten der Familie
die Ende des 13. Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene
Burg und Herrschaft Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar. 1298, 1373 und 1419
wurde kurzfristig geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die zwischen
Landsässigkeit (1495) und Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der
habsburgischen Landgrafschaft (Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an Frankreich und gehörte danach einem deutschen
Reichsstand unter Oberhoheit Frankreichs. Beim
Aussterben der jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam die Herrschaft
R., die einen Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um Rappoltsweiler
(Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an
Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern.
1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4;
Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff.
1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig
1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan,
B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre
1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ravenna (Erzstift, Exarchat), mhd.
Raben. Vermutlich seit dem 2. Jahrhundert war R. an der Adria Sitz eines 344
erstmals bezeugten Bischofs (430 Erzbischofs). Am Ende Westroms erhoben Kaiser
Honorius (402), Odoaker und die folgenden Gotenkönige R. zur Hauptstadt. 552
wurde es Sitz des oströmischen Statthalters (Exarchen) in Italien, 754 übertrug
der fränkische König Pippin der Jüngere dem Papst den 751 von den Langobarden
eroberten Exarchat. Otto der Große verbriefte zwar dem Papst den Exarchat
erneut, unterstellte ihn mindestens zum größten Teil aber kaiserlicher
Verwaltung. Erst König Otto IV. gab diese Rechte auf. König Rudolf von Habsburg
verzichtete insgesamt auf den Kirchenstaat. 1278 unterwarf sich R. dem Papst.
Von 1443 bis 1509 unterstand R. Venedig und von 1797 bis 1815 Frankreich. Mit dem Kirchenstaat kam R. 1860 zu
Sardinien bzw. zu Italien (1861).
L.: Goetz, W., Ravenna, 2. A. 1913; Ravenna in età veneziana, hg. v. Bolognesi,
D., 1986; Storia di Ravenna, hg. v. Susini, G. u. a. Bd. 1ff. 1990ff.; Vasina,
A., Ravenna, LexMA 7 1994, 481; Pierpaoli, M., Cronologia Ravennate, 1999; Le
carte del decimo secolo nell’archivio arcivescovile di Ravenna, Bd. 1 hg. v.
Benericetti, R., 1999; Le carte Ravennati del secolo undicesimo, Bd. 6 hg. v.
Benericetti, R., 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals
sicher bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in
Oldenburg setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald
nordwestlich von Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12.
Jahrhunderts als Lehen der Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten
sie sich Grafen von R. Sie hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta),
die sie vielleicht nach 1100 (1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten,
die Grafschaft im Emsland (Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen
Otto von Northeim († 1083), Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im
Teutoburger Wald (um Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere
verstreute Güter (etwa im Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226
erfolgte eine Teilung. Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter um Vechta
und im Emsland an das Hochstift Münster (Niederstift Münster). 1289/1309 wurden
Vlotho und der Limberg (Lemberg) (wieder) erworben. Nach Aussterben des
Mannesstammes 1346 kam die restliche, wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene
Grafschaft (um Bielefeld und Vlotho) über die Nichte (Margarete) des letzten
Grafen, die zugleich Erbin der Grafschaft Berg war, an Jülich, wurde 1409
(pfandweise) um das zunächst lippische Amt Enger vergrößert, 1609 von
Brandenburg und Pfalz-Neuburg in Besitz genommen, kam aber 1614/1647 ganz an
Brandenburg (jülich-klevescher Erbfolgestreit). Hauptstadt war bis 1719
Bielefeld. 1719 wurde R., für das Preußen seit 1705 die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium beantragte, verwaltungsmäßig mit dem 1648
von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis 1806
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16 Quadratmeilen
umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811 teilweise
unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie
an Preußen (Provinz Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung
der Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger
Territorialverfassung im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die
Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss.
phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen
von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg
41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff.
1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962);
Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v.
Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7
1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer
Übersicht); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reckheim, Reckum (Herrschaft,
Grafschaft). Die westlich der Maas und nördlich von Maastricht gelegene
Herrschaft R. im Hochstift Lüttich stand zunächst der Familie Quadt zu. 1556
kam sie an Hermann von Linden und danach erbweise an die Grafen von
Aspremont/Aspermont. 1623 wurde die aus drei Kirchdörfern bestehende Herrschaft
Grafschaft und zählte zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der am Ende des 18.
Jahrhunderts erfolgten Besetzung durch Frankreich
kam die 1,5 Quadratmeilen große, 1300 Einwohner umfassende Grafschaft 1815 an
die Niederlande. 1830/1839 fiel sie an die Provinz Limburg in Belgien.
L.: Wolff 360; Zeumer 554 II b 63, 17; Wallner 704 WestfälRK 43.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reichenweier, Reichenweiher (Herrschaft),
frz. Riquewihr. R. bei Colmar im Elsass erscheint erstmals im 12. Jahrhundert.
Es war Hauptort einer Herrschaft, die 1291 an die Grafen von Horburg kam. Mit
dieser Grafschaft wurde sie 1324 von den Grafen von Württemberg gekauft. 1789
fiel R. an Frankreich.
L.: Wolff 297; Sittler, L., Reichenweier, 1964; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach
der Burg R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die
Herren von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen von
Limburg ab. 1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der Erft), 1394/1395
die Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und Hackenbroich sowie
1455 die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie sich
Salm-Reifferscheid und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt eine
jüngere Linie die Reichsfürstenwürde und die Aufnahme in den niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis, 1804 auch die ältere Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803
für die 1801 an Frankreich verlorenen
linksrheinischen Güter die ehemals mainzischen Ämter Krautheim und Gerlachsheim
(bei Mosbach) erlangt hatte (Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806 wurden diese
Ämter von Baden annektiert. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende R. fiel über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Salm-Reifferscheid, Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von
Bedburg, 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reipoltskirchen (Reichsherrschaft). Die 1276 erstmals
genannte Burg R. im Pfälzer Bergland südlich Meisenheims war Sitz der ebenfalls
1276 erstmals erwähnten Herren bzw. Grafen von Hohenfels. Sie waren eine 1199
abgespaltete Seitenlinie der Herren von Bolanden, die 1602 erlosch. Danach
kamen die Güter an die Familie von Löwenhaupt und die Familie von Manderscheid,
die drei Viertel an einen Grafen von Hillesheim verkaufte. Trotz mehrfachen
Besitzerwechsels (u. a. Ellroth) blieb die 2 Quadratmeilen große, 15 Orte
umfassende und (bis 1602 mit Sitz und Stimme) zum oberrheinischen Reichskreis
gehörige Herrschaft R. mit 3000 Einwohnern bis zur Besetzung durch Frankreich 1792/1801 reichsunmittelbar. Über Bayern
kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 286f.; Wallner 698 OberrheinRK 44; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) B3. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Remigiusland (Herrschaft). Die vermutlich von
Erzbischof Tilpin in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründete Abtei
Saint Remi in Reims erhielt nach der Aufteilung des fränkischen Reiches von
843, bei der das Erzstift Reims an das Westreich, Teile der Güter des Erzstifts
aber an das Ostreich fielen, 932/952 von Erzbischof Artald die dem Erzstift
Reims, das 940 auch die Grafschaft Reims von König Ludwig IV. von Frankreich erhielt, wohl am Ende des 6. Jahrhunderts
übertragenen Güter an der Maas und um Kusel (nordwestlich von Kaiserslautern).
Für dieses R. fungierten die Grafen von Veldenz, seit 1444 die Herzöge von
Pfalz-Zweibrücken als Vögte. 1550/1552 musste die Abtei das R. für 8500
Goldgulden an das 1543 geschaffene Pfalz-Veldenz verkaufen. Von dort kam es
1694 beim Aussterben der Linie an die Pfalz und damit 1777 an Bayern. 1946
gelangte das Gebiet an Rheinland-Pfalz.
L.: Remling, F., Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster,
1836; Remling, F., Geschichte der Benediktinerpropstei St. Remigiberg, 1856;
Doll, L., Das Kloster Remigiusberg, (in) Landkreis Kusel, 1959.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rhein, Rheinstrom, am Rheinstrom,
rheinischer Ritterkreis (Ritterkreis). Der Ritterkreis R. (rheinischer
Ritterkreis) war wie der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) und
der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) eine Untergliederung der
Reichsritterschaft. Er setzte sich aus den Kantonen Oberrheinstrom (Mainz),
Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz) zusammen. Seine
Verfassung stammte von 1652. Er umfasste etwa 360 Gebiete mit 90000 Einwohnern
und 60 Ritterfamilien. 1801 kamen die linksrheinischen Güter an Frankreich. 1805/1806 gingen die übrigen Güter in den
umgebenden Ländern auf. Damit endete der Ritterkreis.
L.: Wolff 515. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheina-Wolbeck (Fürstentum). An der Furt einer
wichtigen Straße über die Ems wird erstmals 838 ein Königshof genannt, zu dem
eine dem heiligen Dionysius (von Paris) geweihte Pfarrkirche gehörte. Seit dem
13. Jahrhundert kam Rheine an das Hochstift Münster. 1327 wurde es zur Stadt
erhoben. 1463 wurde in der Nähe ein Kloster gegründet. 1803 wurde das
aufgegebene Kloster Residenz des aus zwei Ämtern des ehemaligen Hochstifts
Münster für den Herzog Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem gebildeten Fürstentums
R. Dieses bestand aus einem 80 Kilometer langen, 10 bis 15 Kilometer breiten
Streifen längs der Ems (zwischen Münster und Lingen) und kam 1806 an das
Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 in
seinem südlichen Teil an Preußen (Provinz Westfalen), in seinem nördlichen Teil
an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen. 1946 fiel das Gebiet mit
Rheine bis auf einen kleinen Teil im Norden an Nordrhein-Westfalen.
L.: Führer, A., Geschichte der Stadt Rheine, 1927; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheinbund (Länderbund, Konföderation). Am
12. 7. 1806 schlossen sich Bayern, Württemberg, der Kurerzkanzler (aus dem
früheren Erzstift Mainz), Baden, Berg und Kleve, Hessen-Darmstadt,
Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen,
Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Arenberg,
Liechtenstein und von der Leyen unter Vergrößerung ihrer Gebiete durch
Mediatisierungen und unter Lossagung vom Reich zu einer etwa ein Drittel des
Reiches umfassenden Konföderation unter dem Protektorat Frankreichs zusammen. Mit Ausnahme Österreichs, Preußens, Pommerns
(Schweden) und Holsteins (Dänemark) traten ihm bis 1808 alle verbliebenen
deutschen Einzelstaaten bei, nämlich am 25. 9. 1806 das Großherzogtum Würzburg,
am 11. 12. 1806 das Königreich Sachsen, am 15. 12. 1806 Sachsen-Weimar,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, am
18. 4. 1807 Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen,
Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lippe-Detmold,
Schaumburg-Lippe und vier Linien Reuß, am 15. 11./7. 12. 1807 das Königreich
Westphalen, am 10. 2./22. 3. 1808 die Herzogtümer Mecklenburg-Strelitz und
Mecklenburg-Schwerin und am 14. 10. 1808 Oldenburg. Damit zählte der R. 39
Einzelstaaten mit 325800 Quadratkilometern und 14,61 Millionen Einwohnern. Am
Ende des Jahres 1810 annektierte Frankreich
Hamburg, Lübeck, Bremen, Lauenburg, Oldenburg, Arenberg, Salm-Salm,
Salm-Kyrburg und die nördlichen Teile von Westphalen und Berg. 1813 zerfiel der
R.
L.: Joachim, E., Die Entwicklung des Rheinbundes, 1886; Bitterauf, T.,
Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Huber, E., Deutsche
Verfassungsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1967.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheineck, Reineck (Burggrafschaft,
Herrschaft). Nach der ursprünglich pfalzgräflichen Burg R. zwischen Brohl und
Breisig (Bad Breisig) nannte sich eine der Kölner Ministerialität entstammende
Familie, die sie seit dem 12. Jahrhundert vom Erzstift Köln zu Lehen hatte.
Ihre verstreuten Güter lagen hauptsächlich zwischen Koblenz und Sinzig. Als sie
1539 ausstarb, kam das Lehen an die Freiherren von Warsberg. Diese verkauften
die Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf aus Österreich, die mit ihr
Sitz und Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates
des Reichstags und im kurrheinischen Reichskreis erhielten. 1803 kam R. mit 165
Hektar und knapp 100 Einwohnern an Frankreich,
1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Zeumer 554 II b 63, 33; Wallner 700 KurrheinRK 9; Kossin, W., Die
Herrschaft Rheineck, 1995.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in
das 10. Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die
Grafschaft im Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im
Anfang des 12. Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz
geraten war, wurde 1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten,
linksrheinischen Herren von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein
(Rheingrafenstein) an der Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt.
1279/1281 verloren die R. infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im
Rheingau, behielten aber linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre
Burg Rheingrafenstein. Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den
Herrschaften Dhaun (vor 1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden
Wildgrafen (comites silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen)
abstammten, an und nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.).
1459/1475 erlangten sie durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in
den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die
Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in
mehrfachen Teilungen gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688
(Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in
den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Wild-
und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der Wild- und Rheingraf
(Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis.
Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie
folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete
Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim,
Dhronecken (Tronecken), Wildenburg und (Dimringen) Diemeringen sowie ein
Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der rheingräflich grumbachischen
Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die
Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und
(Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige
Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein,
Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft
(Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die
Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich bestanden aus der
Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt
Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem
Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen
(frz. Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als
Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes
Horstmar und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke
Rheinufer 1814/1815 von Frankreich an die
deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun,
Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg wurde mit dem neuen
Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die Grafschaft Rheingrafenstein
(Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler bzw. Gaugrehweiler) an
Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim und Wörrstadt (Wörstadt)
gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheinprovinz (Provinz). 1815 wurde nach dem
Übergang des Rheinlandes (Jülich, Berg, Erzstift Köln, Erzstift Trier, Teile
von Luxemburg und Limburg, Arenberg, Manderscheid, Schleiden, Malmedy,
Kornelimünster, Köln, Aachen, weitere Güter der Pfalz, der Rheingrafen und
Mainzs zwischen Kleve und Saarbrücken, Wetzlar) an Preußen dieses in die
Provinzen Jülich-Kleve-Berg (Köln) und Großherzogtum Niederrhein (Koblenz)
geteilt. 1822 wurden von den sechs Regierungsbezirken Kleve, Düsseldorf,
Aachen, Köln, Koblenz und Trier der Regierungsbezirk Kleve mit Düsseldorf
vereinigt und dann beide Provinzen zur R. mit Sitz des Oberpräsidenten in
Koblenz zusammengeschlossen. Ausgeklammert waren Birkenfeld (bis 1937) und die
Gebiete des 1819 geschaffenen Fürstentums Lichtenberg (bis zum Verkauf an
Preußen am 31. 5. 1834). 1866 kam das Oberamt Meisenheim von Hessen hinzu. 1945
fielen die Regierungsbezirke Koblenz und Trier unter die Besatzungshoheit Frankreichs und gingen 1946 im Land Rheinland-Pfalz
auf. Im Übrigen kam die Rheinprovinz an Nordrhein-Westfalen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 48 (1815-66) D3; Bär, M., Die
Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Romeyk, H., Die leitenden
staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten, 1994; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rhodt (Herrschaft). R. bei Landau war
seit dem 14. Jahrhundert eine Vogtei Württembergs. 1603 kam die Herrschaft an
Baden-Durlach und nach der Herrschaft Frankreichs
an Bayern (Rhodt unter Rietburg). 1946 gelangte das Gebiet zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 165; Runck, H., Geschichte Rhodts, 1889.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Richold (reichsunmittelbare Herrschaft),
niederländ. Rijckholt. Am Anfang des 14. Jahrhunderts trennte sich von
Gronsfeld bzw. Gronsveld südöstlich von Maastricht im Herzogtum Limburg die aus
Burg und Dorf R. bestehende Herrschaft R. ab. 1496 wurde sie von ihren Schöffen
zum sog. Sonnenlehen erklärt. Im 16. Jahrhundert wurde sie zur Baronie erhoben.
Die vielfach den Besitzer wechselnde Herrschaft gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen
Reiches. 1806 verlor sie durch Frankreich die
Selbständigkeit. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg (Südlimburg) der
Niederlande.
L.: Wolff 498. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rochefort (Herrschaft). Nach der von
Ludwig III. von Löwenstein durch Heirat einer Gräfin von Stolberg erlangten
Herrschaft R. nannte sich seit 1611 die Linie Löwenstein-Wertheim-Rochefort der
Grafen von Löwenstein-Wertheim. Nach dem Verlust Rocheforts an Frankreich benannte sie sich nach der 1728/1730
gekauften Herrschaft Rosenberg Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. S.
Löwenstein-Wertheim-Rochefort.
L.: Wolff 57; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimischen Territorien und ihre
Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919; Stockert, H., Adel im
Übergang, 2000. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rodemachern (Herrschaft). Die Herrschaft R.
südlich Luxemburgs wurde 1492 von Baden (Baden-Baden) erworben. Im 16./17.
Jahrhundert riss Frankreich die Landeshoheit an
sich, obwohl die Herrschaft nur Lehen Luxemburgs war. Rechtlich wurde Frankreichs Stellung erst 1796 anerkannt.
L.: Wolff 58, 305; Hölzle, Beiwort 40.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Romansweiler (Reichsdorf), Rumolsweiler. Am
1. 5. 1287 ermächtigte König Rudolf von Habsburg den Otto von Ochsenstein,
unter anderem das Dorf R. im Elsass von den Herren von Geroldseck auszulösen.
Mit dem Elsass kam R. zu Frankreich.
L.: Hugo 472. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rosheim (Reichsstadt, Herrschaft). Das
778 erstmals erwähnte R. südwestlich Straßburgs gehörte ursprünglich den
Staufern. Im 13. Jahrhundert erhielt es Stadtrecht und wurde Reichsstadt. Im
14. Jahrhundert trat es dem elsässischen Zehnstädtebund bei. Später gehörte es
dem oberrheinischen Reichskreis an und erscheint in diesem in der
Reichsmatrikel von 1776. 1648 wurde es mit der zugehörigen Herrschaft von Frankreich annektiert.
L.: Gumpelzhaimer 135; Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 22 (1648)
C4; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 524.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saarbrücken (Grafschaft). Die im ersten
nachchristlichen Jahrhundert an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen an einem
Saarübergang beginnenden Siedlungsspuren (vicus Saravus) endeten im 5.
Jahrhundert. 999 wurde die Burg S. anlässlich der Übertragung durch Kaiser Otto
III. an das Hochstift Metz erstmals erwähnt. Sie war seit dem 12. Jahrhundert
Sitz der mit ihr durch die Bischöfe von Metz belehnten, 1080 anlässlich des
Empfanges des Königshofs Wadgassen erstmals genannten Grafen (Graf Sigibert im
Saargau). Sie nannten sich, nachdem 1120 die Güter im Elsass von den Gütern an
Saar und Rhein getrennt worden waren, seit 1123 nach S. Sie waren mit den Staufern
verschwägert, hatten zeitweise die Vogtei über das Hochstift Worms inne und
waren vor allem zu beiden Seiten der Saar sowie im Elsass begütert. 1180/1190
wurden die Güter an Saar und Rhein auf die Linien S. und Zweibrücken verteilt.
Von der Linie S. spaltete sich 1214 Leiningen ab, von Zweibrücken (1385/1394 an
die Pfalzgrafen) 1297 die Linie Bitsch (1570 an Lothringen). Die dadurch auf
Güter um S. beschränkten Grafen von S. starben 1274 aus und wurden infolge
Verheiratung Mathildes von S. mit Simon von Commercy von den Grafen von
Saarbrücken-Commercy beerbt. Bei deren Aussterben fiel die Grafschaft in
weiblicher Erbfolge 1381 an die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen
von Nassau, welche die Güter an Saar und Blies mit den nassauischen Gütern an
Lahn und Main verband. 1442 wurde in eine linksrheinische Linie
(Nassau-Saarbrücken) und eine rechtsrheinische Linie (Neue Linie
Nassau-Weilburg) geteilt. 1527 erbte Nassau-Saarbrücken die Grafschaft
Saarwerden und die Herrschaft Lahr von den Grafen von Moers-Saarwerden. 1574
zog Lothringen die Grafschaft Saarwerden als wegen Einführung der Reformation
(1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein. Ebenso gingen die Lehen des Hochstifts Metz
verloren. Von 1574 an war die seit 1442 abgeteilte Grafschaft wieder mit Nassau-Weilburg
vereinigt. Danach kam sie an die Linie Ottweiler (Nassau-Ottweiler). 1629 wurde
erneut geteilt. Nach vorübergehender Besetzung von 1681 bis 1697 und
Grenzbereinigungen von 1766 kam S. 1793/1801 an Frankreich,
1815/1816 zu Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet sowie
1957 zum Saarland. S. Nassau-Saarbrücken.
L.: Wolff 265; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Ruppersberg, A.,
Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Werke, H., Die Machtstellung des Saarbrücker Hauses am Mittel- und Oberrhein im
12. Jahrhundert, Saarbrücker Hefte 5 (1957); Festschrift zur 650jährigen
Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann, hg. v. Herrmann,
H./Klein, H., 1971; Geschichtliche Landeskunde des Saarlands, Bd. 2 1977;
Thomes, P., Kommunale Wirtschaft, 1995; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7
1995, 1210; Burg, P., Saarbrücken 1789-1860, 1999; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 535. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saarburg (Reichsstadt), frz. Sarrebourg.
Das als Kaufmanns-Saarbruck in der Reichsmatrikel von 1521 erwähnte S. löste
sich vom Hochstift Metz und kam über Lothringen 1661 an Frankreich.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 305; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 538. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saargebiet (Verwaltungsgebiet). 1815 fiel
das spätere S. (mit der seit 1381 dem Hause Nassau gehörigen Grafschaft
Saarbrücken) überwiegend an Preußen (Teil der Rheinprovinz), zu kleineren
Teilen an Bayern, (über Preußen an) Sachsen-Coburg (Lichtenberg bis 1834) und
(über Preußen an) Oldenburg (Birkenfeld bis 1937). Nach dem ersten Weltkrieg
(1914-1918) versuchte Frankreich eine Annexion
dieser Gebiete, die am Widerstand Großbritanniens und der Vereinigten Staaten
von Amerika scheiterte. Durch Art. 45-50 des Versailler Vertrages von 1919
wurde das mit Gebieten Preußens und der Pfalz Bayerns (Homburg, Sankt Ingbert,
Blieskastel) geschaffene S. (1900 Quadratkilometer, 800000 Einwohner) ab 10. 1.
1920 für 15 Jahre der treuhänderischen Verwaltung durch den Völkerbund
unterstellt und 1925 dem Zollgebiet Frankreichs
einverleibt. Nach einer zum Ablauf dieser 15 Jahre durchgeführten
Volksabstimmung vom 13. 1. 1935, bei der 90,76 % der Bevölkerung für
Deutschland, 8,8 % für den status quo und weniger als 1 % für Frankreich stimmten, kam das Gebiet am 1. 3. 1935 an
Deutschland zurück, wurde als Saarland benannt, mit der Pfalz zum Gau Saarpfalz
(1940-1945 Westmark) vereinigt und dem Gauleiter der Pfalz als Reichskommissar
unterstellt. Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) scheiterten
Annexionsversuche Frankreichs erneut am
Widerstand der übrigen Alliierten. 1945/1946 wurde das Gebiet um 142 Gemeinden
vergrößert aus der Besatzungszone Frankreichs
ausgegliedert und bis 1950 in zweimal vergrößertem Umfang dem Zollgebiet Frankreichs eingefügt. Am 15. 12. 1947 trat eine
eigene Verfassung in Kraft. Nachdem die Bevölkerung 1955 das zwischen
Deutschland und Frankreich am 23. 10. 1954
vereinbarte, eine Europäisierung des Saargebiets vorsehende Saarstatut mit 67,7
% der Stimmen abgelehnt hatte, gab Frankreich
zum 1. 1. 1957 das S. an Deutschland zurück.
L.: Saar-Atlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 2. A. 1934; Herold, M./Nissen,
J./Steinbach, F., Geschichte der französischen Saarpolitik, 1934; Ecker,
F./Ecker, A., Der Widerstand der Saarländer gegen die Fremdherrschaft
1792-1815, 1934; Hellwig, F., Der Kampf um die Saar 1860-70, 1934; Hölzle, E.,
Die Saarentscheidung der Pariser Friedenskonferenz, 1935; Fischer, P., Die Saar
zwischen Deutschland und Frankreich, 1959;
Freymond, J., Die Saar 1945-1955, 1961; Zenner, M., Parteien und Politik im
Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1920-35, 1966; Hellwig, F., Zur älteren
Kartographie der Saargegend, Jb. f. westdt. LG. 3 (1977); Die Saar, hg. v.
Hudemann, R. u. a., 1992; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc.
(in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saarland (Land, Bundesland). Am 1. 1.
1957 kam das 1945/1946 um 142 Gemeinden vergrößerte, aus der Besatzungszone Frankreichs ausgegliederte und dem Zollgebiet Frankreichs eingefügte Saargebiet nach einer Ablehnung
der Europäisierung in einer Volksabstimmung zu Deutschland zurück (Gesetz vom
23. 12. 1956). Seitdem bildet das S. ein 2547 Quadratkilometer und etwa 1,1
Millionen Einwohner umfassendes Land der Bundesrepublik Deutschland, dessen
Hauptstadt Saarbrücken ist und dessen Verfassung vom 29. 9. 1960 stammt. Die
wirtschaftliche Eingliederung wurde am 5. 7. 1959 vollzogen. S. Saargebiet.
L.: Saaratlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 1934; Gemeinde- und Ortslexikon
des Saarlandes, Lieferungen 1ff. (A-D) 1957; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz
- Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Das Saarland, hg.
v. Altmeyer, K. u. a., 1958; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und Frankreich, 1959; Geschichtliche Landeskunde des
Saarlandes, hg. v. Hoppenstädter, K./Hermann, H., 1960; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Deutsches Städtebuch, hg. v.
Keyser, E./Stoob, H., Bd. 4 Teilband 3 1964; Geschichtlicher Atlas für das Land
an der Saar, hg. v. Ammann, A./Meynen, E. u. a., 1965ff.; Herrmann, H./Sante, G.,
Geschichte des Saarlandes, 1972; Hellwig, F., Zur älteren Kartographie der
Saargegend, Jb. f. westdt. LG. 3 (1977); Klitscher, E., Zwischen Kaiser und
französischer Krone, 1986; Saarländische Geschichte, hg. v. Klimt, R. u. a.,
1995; Hahn, M., Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956-1970, 2003;
Burgard, P., Kleine Geschichte des Saarlands, 2010.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saarwerden (Grafschaft), frz. Sarre-Union.
Die kleine Grafschaft S. an der oberen Saar war zunächst in den Händen der 1131
erstmals nachweisbaren Grafen von S., einer Zweiglinie der Grafen von
Metz-Lunéville bzw. der Grafen von Blieskastel. Sie bestand aus dem Reichslehen
Kirkel, S. und Bockenheim als Lehen des Bischofs von Metz und der Vogtei über
Klostergut von Weißenburg und Herbitzheim an der oberen Saar. Vom Anfang des
13. Jahrhunderts bis 1251 nannten sie sich nach der Burg Kirkel, dann nach S.
1397/1399 kam die Grafschaft über die Schwester des letzten Grafen an die
Herren von Moers, welche die Linie Moers-Saarwerden (1418-1527) begründeten.
Als 1527 die Grafen von Moers-Saarwerden ausstarben, fielen die Grafschaft
Saarwerden und ihre Herrschaft Lahr (ohne Finstingen und die niederrheinischen
Gebiete) als Erbteil aus einer Heirat des Jahres 1507 (Katharina von
Moers-Saarwerden mit Johann Ludwig I. von Nassau-Saarbrücken) an
Nassau-Saarbrücken. Beim Aussterben Nassau-Saarbrückens (1574) zog Lothringen
S. als wegen Einführung der Reformation (zum 1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein.
Auf Grund eines Urteils des Reichskammergerichts erhielt Nassau-Weilburg als
Erbe Nassau-Saarbrückens 1629 die Grafschaft S. (verkleinert um die bei
Lothringen verbleibenden Dörfer Saarwerden und Bockenheim sowie das Schloss S.)
zurück. 1745 kam das Dorf Herbitzheim dazu. Ebenfalls bereits im 18.
Jahrhundert gehörten Diemeringen mit Altmatt, Neumatt und dem Eisenhammer des
Dorfes Griesbach zu S. Innerhalb Nassaus erhielt 1629 die Linie Nassau-Weilburg
ein Drittel, die Linie Nassau-Usingen zwei Drittel. 1793 wurde die dem
oberrheinischen Reichskreis angehörige Grafschaft von Frankreich
besetzt und durch Aufsplitterung ihrer Bestandteile aufgelöst. S.
Moers-Saarwerden.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Herrmann, H., Geschichte der
Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957; Herrmann, H., Saarwerden, LexMA 7 1995,
1211. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,]
Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren
Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam
mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl
dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert,
Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9.
Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868)
die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger
zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto
II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973)
mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder
zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst
(Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark
Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna,
Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil
Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische
Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die
Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg.
Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den
Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg,
Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen
Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die
Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei
entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar
(1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg
(1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und
vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre
Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel
an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar
entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien
Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha
(1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur
Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs
fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich
Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und
Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel
1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen
Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741
starb Sachsen-Eisenach aus und kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach),
wobei die beiden Landesteile verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849
getrennt blieben. 1806 traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei.
1815 gewann Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das
es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde
Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische
Amt Dermbach (Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt
an der Orla (Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen
Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die
Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815
musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von
Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt],
insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und
42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den
Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig
[mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>],
Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda,
Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde
<Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt
Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und
Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen
Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene
Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen
Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte
Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer
Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft
Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift
Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode,
Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen,
Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S.
(1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den
Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg,
Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866
kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944
bezüglich dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch
mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den
Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in
Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten
in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der
Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen
Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der
Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe
besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit
ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom
23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit
dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber
wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen
Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S.
(Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen,
Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz,
Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg,
Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die Territorien
des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen (950-1815), 1816;
Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff. 1864ff.;
Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v. d. hist.
Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung des
Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der
territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H.,
Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das
Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft
Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von Sachsen, 1931, Amt
und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der Raumgeschichte
Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische
Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke,
R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965;
Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz
Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte
1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der
Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der
Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des
16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955;
Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das
sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v.
Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname,
Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der
Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T.,
Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde,
hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a.,
1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum
frühneuzeitlichen ”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7
1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das
Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die
kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen,
hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller,
K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999;
Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack,
J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001;
Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen
in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte
Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu
Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v.
Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Lauenburg (Herzogtum). Das an der
Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter
von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen
erobert. 1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der Löwe Heinrich von Badwide mit der
Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des späteren Lauenburg einnahm. Nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das Gebiet an Dänemark und durch
Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die Burg Lauenburg erbauten und nach
dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung
des askanischen Herzogtums Sachsen 1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das
Herzogtum S. (verstreute Güter an der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde
in drei Linien geteilt. Später gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg
verloren (1359 Mölln, 1370 Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden.
Bei dem Aussterben der Herzöge kam das zum niedersächsischen Reichskreis
gehörige Herzogtum 1689 nach längerem Streit erbweise an Herzog Georg-Wilhelm
von Lüneburg-Celle (Hannover). S. behielt aber eine eigene Verwaltung. Das
Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen umfassenden Herzogtums enthielt neben dem Land
Hadeln die Städte Ratzeburg, Lauenburg (beide mit den gleichnamigen Ämtern) und
Mölln, die Ämter Neuhaus, Schwarzenbek (Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27
adlige Güter. 1803 kam es an Frankreich, dann an
Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich.
1815 wurde das Land nördlich der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber
nach dem deutsch-dänischen Krieg an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz
Schleswig-Holstein angegliedert. S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des
Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum
Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235;
Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der
frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen
der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 884.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsenburg (Herrschaft). Die Herrschaft S.
an der Drau in Kärnten gehörte von 1149 bis 1803/18066 zum Erzstift Salzburg
und kam danach an Österreich. Von 1809 bis 1813 war sie von Frankreich besetzt.
L.: Wolff 133; Kabusch, J./Moser, S., Die Chronik von Sachsenburg, 1956.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saffenburg (Herren, Herrschaft,
Reichsherrschaft). Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute
Burg S. an der Ahr bei Ahrweiler bildete sich eine aus wenigen Orten (u. a.
Mayschoß) bestehende Reichsherrschaft der Herren von S., die sich bis in die
zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen
und die bis 1172 die Vogtei über das Erzstift Köln innehatten. Nach deren
Aussterben wurde die Herrschaft geteilt. Am Ende des 12. Jahrhunderts gehörte
die Burg je zur Hälfte Albert II. und seiner Base Agnes. Über ihre Tochter
Adelheid kam die eine Hälfte an die Grafen von Sponheim und von diesen infolge
Verheiratung an Dietrich VI. von Kleve bzw. Mark. Die andere Hälfte gelangte
infolge Verheiratung über die Herren von Heinsberg an Wilhelm von Arenberg,
danach an Johann von Neuenahr. 1424 fiel die Herrschaft an die Herren bzw.
Grafen von Virneburg, um 1546 an das Haus Manderscheid-Schleiden, 1593 an die
Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und 1773 an die Herzöge von Arenberg,
wobei die Burg bereits 1704 geschleift wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts
ergriff Frankreich den Besitz der Herrschaft,
wegen der die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
zählten. 1815 kam das Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft,
Fürsten, Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der
Grafen von Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die
Grafen von S. ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei
Vielsalm in der späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann
von S. 1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten.
1163/1165/1204 teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm)
mit Alfter und Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei
Schirmeck im Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den
Herrschaften Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar
(Rotzlar) in Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet
kam (1455) über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid
(und Dyck), die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte
sich bald in mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck
[südwestlich von Neuß], Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18.
Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten
hatten sie Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der
linksrheinischen Gebiete an Frankreich das aus
mainzischen und würzburgischen Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim, das
1806/1826/38 an Württemberg kam und beerbte 1888 die Linie Dyck.
Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen Fürstentitel. Obersalm kam
nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch
Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw.
Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die
lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller
(Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich).
Durch Teilung entstanden mehrere Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich
1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun (bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623
in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt 1654 (immer für denjenigen, der
das Land erbte,) Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg
mit Gütern in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641
gewann S. durch Heirat mit Maria Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in
Westfalen und Güter in den Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen
Herzogtum erhobene Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum
Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen.
Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit
dem Titel eines Fürsten von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die
niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse (Overisque)
(in Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden katholischen Linien
Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer linksrheinischen
Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des
Hochstifts Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für
Salm-Kyrburg], Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für
Salm-Kyrburg], Herrschaft Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000
Einwohnern (als Fürstentum). Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis
1805 das vorher zum Hochstift Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt
Salm-Kyrburgs war Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815 an Preußen. Die jüngere lutherische
Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) erhielt 1802 die
ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und nannte sich seitdem Salm-Horstmar.
Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von
Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm-Anholt (Grafen, Fürsten). 1641 gewannen die Grafen von Salm durch Heirat über Maria Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen. Nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Güter 1793/1801 machten sie das ein Gebiet von einer Quadratmeile umfassende Anholt zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande. 1810 gelangte Anholt mit Salm an Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Anholt. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm-Horstmar (Fürsten). Nachdem die Wild- und
Rheingrafen zu Grumbach (Wildgrafen und Rheingrafen zu Grumbach, Fürsten von
Salm) 1803 für ihre linksrheinischen Verluste an Frankreich
unter anderem mit Horstmar entschädigt worden waren, nannten sie sich (bzw.
nannte sich eine Linie von Salm-Grumbach) Fürsten von S. 1816 wurden sie (bzw.
die Grafen von Salm-Grumbach) Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm-Kyrburg (Grafen, Fürsten). S. ist ein
(dem Geschlecht der Wild- und Rheingrafen entstammender) Zweig der 1165
entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Er zählte zum oberrheinischen
Reichskreis. 1742 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben. 1763 gewannen die
Fürsten die Fürstentümer Horn (Hornes) westlich Roermonds und Overijse
(Overisque) in Limburg in den Niederlanden. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst als
Entschädigung für die linksrheinischen Verluste an Frankreich
je ein Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster als
Fürstentum mit der Residenz Ahaus.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803)
B1; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm-Reifferscheid-Krautheim (Fürstentum). 1803 wurde für die
Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg aus den Fürsten von Salm-Reiferscheid. zur
Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich
(neben einer Geldrente aus Amorbach) aus Gütern des Erzstifts Mainz und des
Hochstifts Würzburg (Krautheim, Grünsfeld, Gerlachsheim) das Fürstentum S. mit
Sitz in Krautheim an der Jagst gebildet. 1806 fiel Krautheim an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schandal, L., Les comtes
de Salm, 1921. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm-Salm (Grafen). S. ist ein dem
Geschlecht der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen) entstammender
Zweig der 1165 entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Die Fürsten von
S. folgten der 1738 erloschenen Hauptlinie der Fürsten von Salm. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst als
Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Güter an Frankreich je zwei Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt
des Hochstifts Münster als Fürstentum mit der Residenz in Anholt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B2; Fahne, A., Die Grafen und
Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, Nancy 1921.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saluzzo (Markgrafschaft). S. an einem
Ausläufer des Monte Viso in Piemont wird im 11. Jahrhundert als Burg der
Markgrafen von Turin erstmals genannt. Von 1142 bis 1548 war es Mittelpunkt
einer besonderen, von den Markgrafen Del Vasto abgespalteten Markgrafschaft.
Nach dem Aussterben der Markgrafen Del Vasto wurde die Markgrafschaft 1548 von Frankreich in Besitz genommen, 1601 aber an Piemont
bzw. Savoyen überlassen. Damit kam S. 1718/1720 zu Sardinien (1861 Italien).
L.: Muletti, D., Memorie, 1829ff.; Savio, C., Saluzzo e i suoi vescovi, 1911;
Provero, L., Saluzzo, LexMA 7 1995, 1321; Ludovico I marchese di Saluzzo, hg.
v. Comba, R., 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La
Savoie. Das Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war
zunächst von den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern
unterworfen wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis
zuteilten. Im 4. Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland)
genannt. 443 siedelten die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen
Burgunder dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838
gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich
Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich kam. Das burgundische
Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025
das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal, das obere Wallis und um
1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich
nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie
Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313
wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom
1349 an Frankreich gefallenen Arelat,
unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren
Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem
oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von
Chambéry nach Turin verlegt wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die
Eidgenossen, Waadtland, Gex und Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais
1564 gegen Verzicht auf Genf, Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen
Gebiete Bresse, Bugey (Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von
Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile von
Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch
bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an
Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien bzw.
Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für
die Hilfe gegen Österreich und für die Einigung Italiens, dessen Könige die
Familie seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P.,
1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier,
R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz,
B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe
au XVe siècle, 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird
die Burg S. der Edelherren von Blankenheim in der nördlichen Eifel erstmals
erwähnt. Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140 Herren von S., die von den
Herren von Blankenheim abstammten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts die
Herrschaft Jünkerath durch Heirat erlangten und 1271 die Grafen von Luxemburg
als Lehnsherren anerkannten. 1435 starb die Familie im Mannesstamm aus. Die
Töchter des letzten Herren von S. waren mit Grafen von Nassau-Diez bzw. von
Manderscheid verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter an die Herren von
Manderscheid, 1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die 1487 durch Heirat
Kronenburg und Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall die Grafschaft
Virneburg (bis 1600/15/23) erwarb und am Ende des 16. Jahrhunderts die
Reformation einführte. 1593 kam S. an die verschwägerten Grafen von der Mark
(1602 Reichsgrafschaft mit Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis sowie später im westfälischen Reichsgrafenkollegium), wobei 1610
Luxemburg die Lehnshoheit gewann, sowie 1773 bis 1794 durch weibliche Erbfolge
an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es wie schon von 1682 bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5 Quadratmeilen
Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen. S. a.
Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond,
Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche
Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im
Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des
Kreises Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis
Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde
19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967;
Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schleithal,Schleythal (Reichsdorf). Am 20. 8. 1504
nahm König Maximilian I. unter anderem das Reichsdorf S. zwischen Weißenburg
und Lauterburg im Elsass in seinen Schutz. Mit dem Elsass kam es an Frankreich.
L.: Hugo 472, 470.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schlettstadt (Reichsstadt), frz. Sélestat. S.
an der Ill im Unterelsass wird 735 erstmals als Königsgut erwähnt. Es kam im
11. Jahrhundert an das Kloster Sankt Fides in S., im 13. Jahrhundert an den
Bischof von Straßburg. Nach dem Aussterben der Staufer wurde es 1292 eigens zur
Stadt erhoben (Reichsstadt). Von 1354 bis 1648 war es Mitglied des elsässischen
Zehnstädtebunds. 1634/1648 kam es mit dem Elsass an Frankreich.
Von 1871 bis 1918 gehörte es zum deutschen Reichsland Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Gény, J., Die Reichsstadt Schlettstadt und ihr Anteil an den sozialpolitischen
und religiösen Bewegungen der Jahre 1490-1536, 1900; Gény, J., Schlettstädter
Stadtrechte, 1909; Krischer, J., Die Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt
Schlettstadt im Mittelalter, 1909; Wentzke, P., Geschichte der Stadt
Schlettstadt, 1910; Bronner, A., Stadt Schlettstadt, 1929; Witte, H.,
Schlettstadt, 1984; Rapp, F., Schlettstadt, LexMA 7 1995, 1488; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 549.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schöneck (Herrschaft). Die einige Dörfer
umfassende Herrschaft S. im Niederelsass zwischen Bitsch, Fleckenstein und
Niederbronn (zwischen Bitsch und Hagenau) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
den Grafen von Dürckheim (Dürkheim). Mit dem Elsass gelangte sie zu Frankreich.
L.: Wolff 293. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach
ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein
ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg
nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage
nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben
gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und
Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und
Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum
hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie
mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das
Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel [1579],
Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet
nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten.
Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine
aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein
und errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen,
das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich,
das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon
am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt
Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde
verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt,
Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen Marschalls
Berthier. 1814 kamen die von Frankreich
entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an
Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815
wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren
Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem
Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978
spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone
und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sedan (Grafschaft). S. war zunächst in der Hand der Benediktinerabtei Mouzon, gelangte dann aber 1424 an Eberhard von der Mark und 1591 an die Turenne. 1642 zog Richelieu S. für Frankreich ein. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Seebach (Reichsdorf). Am 20. 8. 1504
nahm König Maximilian I. unter anderem das Reichsdorf S. bei Selz (Seltz im
Elsass) in seinen Schutz. Mit dem Elsass kam S. zu Frankreich.
L.: Hugo 473, 470. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Seeland (Grafschaft). Das Mündungsgebiet
von Schelde, Rhein und Maas mit den vorgelagerten Inseln war schon in römischer
Zeit besiedelt. Im späten 7. Jahrhundert verstärkte sich die Einbeziehung in
das fränkische Reich. 1012 erhielten die Grafen von Flandern das Land westlich
der Osterschelde als Reichslehen. Um 1090 verliehen sie die Inseln zwischen den
Scheldearmen an die Grafen von Holland weiter. 1323 verzichtete Flandern
gegenüber Holland auf die Lehnshoheit. Von 1345/1358 bis 1428 war die
Grafschaft S. bei Wittelsbach (Bayern). Mit Holland war S. Führer im Kampf
gegen Spanien, an das Flandern 1556 über Habsburg (1477) und Burgund (1384)
gekommen war. 1587 schloss sich S. der Republik der Vereinigten Niederlande an.
Der festländische Teil Seelands wurde von den Niederlanden 1577 erobert, ihnen
1648 überlassen und bildete bis 1795/1796 als Staatsflandern ein
Generalitätsland. Danach wurde es, 1810 auch das übrige Seeland, von Frankreich annektiert. 1814 wurden S. und
Staatsflandern (Seeländisch Flandern) als Provinz S. Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 71; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Empel, M.
van/Pieters, H., Zeeland door de eeuwen heen, 1931ff.; Lemmink, F., Het
ontstaan van de staten van Zeeland, Diss. Nimwegen 1951; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, (I, 50,) II, 23, 48, 55, 96, Seoland*,
Zeeland; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 4 1980; Sicking, L.,
Seeland, LexMA 7 1995, 1674f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Selz, Seltz (Reichsstadt). Die bei
dem um 995 (991) gegründeten Kloster S. im Unterelsass entstandene Stadt war
von 1358 bis 1409 Mitglied des Zehnstädtebundes der elsässischen Reichsstädte.
Später kam sie mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 90, 249; Seibert, H., Selz, LexMA 7 1995, 1738; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 554.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sinsheim (Reichsstadt). S. an der Elsenz
ist eine fränkische Siedlung an der Straße von Frankreich
zur Donau, die 770 erstmals erwähnt wird (Sunnisheim). Im 10. Jahrhundert wurde
es Sitz der Grafen des Elsenzgaues. Zwischen 1092 und 1100 wurde auf dem
Michaelsberg eine Benediktinerabtei gegründet. 1192/1324 erhielt S. Stadtrecht.
Die Stadt wurde vom Reich mehrfach verpfändet und kam 1338/1362 zur Pfalz
(Kurpfalz). Von 1803 bis 1806 gehörte S. zum Fürstentum Leiningen, 1806 fiel es
an Baden und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wilhelmi, K., Geschichte der großherzoglich-badischen Amtsstadt Sinsheim,
1856; Kirstein, E., Sinsheim an der Elsenz, Diss. phil. Heidelberg 1947;
Rommel, G., Sinsheim. Ein geschichtlicher Überblick, 1954; Der Kreis Sinsheim,
hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 563. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Spanien (Land, Königreich). In der
ehemaligen römischen Provinz S. gründeten nebeneinander und nacheinander
Vandalen (409-429), Sweben (409-585) und Westgoten (ab 415) Reiche, bis seit
711 die Araber auf einen Hilferuf einer westgotischen Gruppe von Süden
vordrangen. Gegen diese richtete König Karl der Große seit 795 die spanische
Mark ein, die bis Barcelona und Pamplona reichte und einem selbständig
werdenden Markgrafen unterstand. Zugleich erhielt sich in S. ein Königreich
Asturien, von dem aus später die Araber wieder zurückgedrängt wurden
(Reconquista). Im 10./11. Jahrhundert entstanden dann als christliche
Herrschaftsgebiete die Königreiche von Aragon und Kastilien. Alfons X. von
Kastilien, Sohn einer Tochter Philipps von Schwaben, begehrte 1255 das
Herzogtum Schwaben und 1257 die deutsche Königskrone. Peter III. von Aragon
erlangte als Schwiegersohn des Staufers Manfred 1282 Sizilien. Aragon erwarb
weiter 1324 Sardinien und 1442 das Königreich Neapel, Kastilien eroberte 1236
Cordoba, 1248 Sevilla und 1262 Cadiz. 1469 heiratete Isabella von Kastilien (†
1504) Ferdinand II. von Aragon († 1516). Gemeinsam gewannen sie 1492 die letzte
arabische Herrschaft auf spanischem Boden in Granada. 1495 heiratete der
spanische Kronprinz Juan die Tochter (Margarete) König Maximilians und der Sohn
(Philipp) König Maximilians die spanische Prinzessin Juana (Johanna). 1504
wurde Philipp König von Kastilien. 1516 erwarb sein Sohn Karl (V.) Aragon. 1519
wurde er zum deutschen König gewählt, so dass S. samt seinen Kolonien mit dem
Reich in Personalunion trat. 1526/1556 wurden die Güter aufgeteilt, wobei die
italienischen und burgundischen Güter an S. kamen. Deutsche und spanische
Habsburger blieben aber durch dauernde Wechselheiraten eng verbunden. Beim
Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kam es zum spanischen Erbfolgekrieg
zwischen Frankreich und dem Reich. Im Ergebnis
fielen die spanischen Güter in Italien und den Niederlanden an Österreich,
während Frankreich (Philipp von Anjou) S. und,
nach dem polnischen Thronfolgekrieg (1733ff.) und dem österreichischen
Erbfolgekrieg (1742ff.), Sizilien sowie Parma und Piacenza gewann.
L.: Ballester y Castell, R., Bibliografia de la historia de Espana, 1921;
Schreiber, G., Deutschland und Spanien, 1936; Maunz, T., Das Reich der
spanischen Großmachtzeit, 1944; Madariaga, S. de, Spanien. Land, Volk und
Geschichte, 1983; Heine, H., Geschichte Spaniens in der frühen Neuzeit
(1400-1800), 1984; Schröder, T., Spanien, 5. A. 2006; Christlicher Norden -
Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Speyer (Hochstift, Residenz des
Bischofs). In der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in
den Rhein gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,)
um 58 v. Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde
vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der
(nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt
ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner
Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann
zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der
Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz
und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg
im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die
Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog
Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030
wurde der Neubau des Domes begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof
das ansehnliche Gebiet um Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die
Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich
allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis
zum Ende des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in
das 784 erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der
Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des
späteren Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um
Bruchsal, Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723
war Udenheim, das zur Festung Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig
Residenz des Bischofs. Danach siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen
Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental)
war der Bischof um 1790 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(,
wegen Oberöwisheim das Domkapitel im Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben). Die linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit
55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert
(1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an
Bayern, die rechtsrheinischen Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden.
Von den ritterschaftlichen Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg, die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an
Hessen. 1817 wurde ein neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum
S. innerhalb des Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu Speyer,
1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im rechtsrheinischen Teil
des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert, ZGO N.F. 38 (1925);
Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Bistums Speyer 1743-70,
Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff.
1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950; Handbuch des Bistums Speyer, 1961;
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Drollinger, K.,
Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien zur Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts
Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M., Territoriale
Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas, Textband, 20. H.
(1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the Bishopric of
Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987; Fouquet, G., Das
Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540), 1987; Fouquet, G.,
Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann,
A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und
salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab, M., 1995, 481;
Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im
Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der
Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11.
Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 492, 2, 572.
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Speyer (Reichsstadt, freie
Reichsstadt). Um 150 n. Chr. nannte Ptolemäus das ursprünglich keltische
Noviomagus, das den Hauptort der (germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar
unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete. 496 wurde der Ort von den
Franken erobert und im 6. Jahrhundert erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S.
(nach Untergang und Erneuerung?) als Bischofssitz sicher bezeugt. 843 kam es
zum Ostreich. Durch ein Privileg Kaiser Ottos I. von 969 erlangte der Bischof
die vermutlich anfänglich königliche Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz
geflohene Juden angesiedelt. Weitere Privilegien von 1104 und 1111 führten 1294
zur Befreiung der von Saliern und Staufern sehr häufig aufgesuchten Stadt von
der bischöflichen Herrschaft. In der Folge war S. Reichsstadt. Bereits mit den
spätmittelalterlichen Judenverfolgungen begann aber ein allmählicher Abstieg.
Immerhin war S. aber noch seit 1471 mit Peter Drach ein hervorragender Druckort
und von 1526/1527 bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes. 1523/1538/1540
führte es die Reformation ein. 1689 wurde S., das zum oberrheinischen
Reichskreis zählte, von Frankreich fast völlig
zerstört und erst 1714 zur Wiederbesiedelung freigegeben. Seit dem frühen 18.
Jahrhundert war es im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
Von 1794 bis 1814 war es Sitz eines französischen Arondissements im Département
Mont-Tonnerre (Donnersberg). 1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und
5000 Einwohnern an Bayern und wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen)
Bezirksregierung Bayerns. 1946 kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;)
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Klotz, F.,
Speyer. Kleine Stadtgeschichte, 1971; Roland, B., Speyer. Bilder aus der
Vergangenheit, 2. A. 1976; Voltmer, E., Reichsstadt und Herrschaft: Zur
Geschichte der Stadt Speyer im hohen und späten Mittelalter, 1981; Geschichte
der Stadt Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, 2. A. 1983; Andermann, K., Speyer,
LexMA 7 1995, 2096ff.; Ammerich, H., Kleine Geschichte der Stadt Speyer, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Stablo (Fürstabtei, Residenz des
Fürstabts), frz. Stavelot. Kurz vor 650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der
heilige Remaclus unter Ausstattung durch den merowingischen Hausmeier Grimoald
und König Sigibert III. die Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei Lüttich.
Sie war von Anfang an durch Personalunion mit dem ebenfalls von Grimoald (auf
Königsgut) gestifteten Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort eines
geschlossenen Herrschaftsgebiets. Als gefürstete Reichsabtei nahm sie seit dem
12. Jahrhundert eine bedeutende Stellung im Reich ein. Sie gewann (wie Malmedy)
Sitz und Stimme im Reichstag und später im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Das Gebiet beider Abteien umfasste das Fürstentum Stablo mit den
Klöstern und Städten Stablo und Malmedy und die Grafschaft Logne mit dem
Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir. 1794 verloren beide
Abteien die Reichsunmittelbarkeit. Mit ihrem Gebiet (17 Quadratmeilen) kam die
Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10. 1795 an Frankreich,
das sie 1796 mit Malmedy aufhob. 1815 fiel Malmedy an Preußen, S. an die
Niederlande und 1830 an Belgien. Malmedy kam am 24. 7. 1920/20. 9. 1920 nach
Volksabstimmung an Belgien, war aber von 1940 bis 1945 von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Étude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’église abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la
Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P.,
Stablo, LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Stablo-Malmédy, (Fürstabtei, Residenz), Stablo
und Malmedy (Fürstabteien). Die beiden Abteien Stablo und Malmedy waren von
ihrer Gründung unter dem merowingischen Hausmeier Grimoald bis zur Aufhebung
durch Frankreich 1796 durch Personalunion
miteinander verbunden. Das Gebiet beider Abteien umfasste das Fürstentum Stablo
mit den Klöstern und Städten Stablo und Malmédy und die Grafschaft Logne mit
dem Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir. S. Stablo, Malmédy.
L.: Wolff 333; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 693., 1, 2, 547 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Stein (Herrschaft). Die Herrschaft S.
im Hochstift Lüttich war ein Lehen des Bischofs von Lüttich als Grafen von Looz
und gehörte dem Marquis von Westerloo. Am Ende des 18. Jahrhundert zählte sie
zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. Später kam sie an Frankreich und 1815/1839 zur Provinz Limburg der
Niederlande.
L.: Wolff 498. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Steinfeld (Kloster). Das um 1070 von
Sigebodo von Are gegründete Kloster S. bei Schleiden gehörte mit S., Marmagen,
Urft, Wahlen und Wehr zum Erzstift Köln. 1121 wurde es vom Benediktinerkloster
in ein Regularkanonikerstift umgewandelt, das sich 1138 den Prämonstratensern
anschloss. 1715 kaufte es die Herrschaft Wildenburg. 1802 wurde es durch Frankreich aufgehoben und kam über Preußen (1815) 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Rick, P., Das Kloster Steinfeld in seiner geschichtlichen Bedeutung, 1949;
Schmidt, J., Die ehemalige Prämonstratenserabtei Steinfeld, 1951; Urkundenbuch
der Abtei Steinfeld, bearb. v. Joester, J., 1976; Eiflia sacra, 1994, 175;
Joester, J., Steinfeld, LexMA 8 1996, 98f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Steinfurt (Herrschaft, Grafschaft). Nach
der 1129 erwähnten Burg S. (Stenvorde, Burgsteinfurt) an der Aa im Norden der
Münsterschen Bucht nannten sich Edelherren von S., die eine aus Grundrechten,
Vogteirechten und Gerichtsrechten bestehende Herrschaft aufbauten (Kirchspiel
Steinfurt, Vogtei über Borghorst ab 1270, Freigrafschaft Laer, Amt Rüschau ab
1279, Gronau 1365). 1357 wurde Laer an das Reich aufgetragen. Nach dem
Aussterben der Herren fiel die Herrschaft S. über die Erbtochter 1421 an
Everwin von Götterswick, der im gleichen Jahr die Grafschaft Bentheim erbte,
und damit an die Grafen von Bentheim. 1454 wurden Bentheim und S. in zwei
Linien verselbständigt. 1495 wurde S. zum Schutz vor dem Hochstift Münster dem
Reich als Lehen aufgetragen und zur Reichsgrafschaft erhoben. Sie zählte,
vermindert um das im 16. Jahrhundert an das Hochstift Münster gelangte Amt
Rüschau, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1716 wurde sie nach einem 1547 eingeleiteten Prozess auf
Stadt und Kirchspiel Burgsteinfurt beschränkt. 1804 wurde Bentheim durch die
Linie S. (Bentheim-Steinfurt) wieder mit ihr vereinigt. 1806 kam sie mit 1,5
Quadratmeilen Gebiet zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich,
1815 an Preußen. 1946 gelangte Burgsteinfurt an Nordrhein-Westfalen. S.
Bentheim-Steinfurt.
L.: Wolff 312, 351f.; Wallner 704 WestfälRK 41; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182;
Castelle, F., Unse stat to Stenvorde, 1947; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1981, 171; Steinfurt.
Bibliographie, hg. v. Pries, H., 1989; Hemann, F., Steinfurt, LexMA 8 1996, 99.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Straßburg (Hochstift, Residenz des
Bischofs). Die Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den
Rhein das Lager Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort
entwickelte, in dem seit dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein
Bischofssitz bezeugt ist. In fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das
Unterelsass ohne Weißenburg, ein kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie
rechtsrheinisch das Gebiet zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm
umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon,
1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines
weltlichen, freilich sehr zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in
der Pfalz und dem Bieler See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt,
bald Mittelpunkt der oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins],
Oberkirch [1303]), das in der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400
Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene
Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in
Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen
Amtes gewesen war, residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass
(Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber
Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert. Die
rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit 6,5
Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Straßburg (freie Reichsstadt). Die Römer
errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das 74 n. Chr.
erstmals auf einem Meilenstein genannte Lager Argentorate, aus dem sich ein
bedeutender Handelsort entwickelte. Im 4. Jahrhundert kam er an die Alemannen
und wurde mit diesen 496/506 dem fränkischen Reich einverleibt. Seit Ende des
6. Jahrhunderts erscheint der Name Strateburgum, Stratisburgo. 843 kam der Ort,
an dem 842 die Könige Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle die Straßburger
Eide geschworen hatten, zu Lotharingien, 870 zu Ostfranken und entwickelte sich
zu einem wichtigen Handelsplatz, über den der Bischof 974/982 die Herrschaft
gewann. Um 1150 wurde das Stadtrecht aufgezeichnet. 1262 konnte sich die Stadt
gewaltsam von der Herrschaft der Bischöfe befreien und wurde Reichsstadt (1358
freie Stadt). Sie zählte etwa 10000 Einwohner und gewann allmählich ein
ansehnliches Herrschaftsgebiet. 1332 erlangten die Zünfte die Teilnahme an der
Stadtherrschaft. 1350 schloss sich S. dem elsässischen Zehnstädtebund an. Bis
zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stieg die Zahl der Einwohner auf
25000-30000. 1529/1531 nahm die Stadt die Reformation an. 1621 wandelte sie das
1538 gegründete Gymnasium zur Universität um. 1681 wurde S. von Frankreich besetzt und in Form einer Realunion
eingegliedert, seit 1780 zunehmend französisiert. Die Universität, an der
Goethe studiert hatte, wurde 1793 aufgelöst. .Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten der Stadt das Amt Illkirch (Illkirch-Grafenstaden[,
Illkirch-Grafenstadten], Illwickersheim, Niederhausbergen, Schiltigheim und Ittenheim),
das Dorf Eckbolsheim des Stiftes Sankt Thomas und die Herrschaften Barr,
Marlenheim und Wasselnheim. Von 1871 bis 1918 war sie Hauptstadt des deutschen
Reichslandes Elsass-Lothringen (mit 1905 nur noch 3 % französischsprachigen
Bürgern), von 1940 bis 1944 deutsch besetzt (Universität eröffnet).
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 72; Urkunden und Akten der
Stadt Straßburg, bearb. v. Wiegand, M. u. a., Bd. 1-14 1879ff.; Seyboth, A.,
Das alte Straßburg vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1870, 1890; Borries, E.
v., Geschichte der Stadt Straßburg, 1909; Polaczek, E., Straßburg, 1926;
Crämer, U., Die Verfassung und Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Alexander, A./Wentzcke,
P., Straßburg. Bibliographie, Dt. Archiv für Landes- und Volksforschung 7
(1944); Streitberger, I., Der königliche Prätor von Straßburg, 1685 bis 1789,
1961; Dollinger, P., Strasbourg. Du passé au présent, 1962; Wunder, G., Das
Straßburger Gebiet, 1965 (Diss. jur. Münster 1965); Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, Territorialgeschichte der einzelnen Teile des städtischen
Herrschaftsbereiches vom 13. bis 18. Jahrhundert, 1967 (Diss. phil. Straßburg
1967); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 261; Hertner,
P., Stadtwirtschaft zwischen Reich und Frankreich.
Wirtschaft und Gesellschaft Straßburgs 1650-1714, 1973; Histoire de Strasbourg,
hg. v. Livet, G. u. a., 1980ff.; Forstmann, W./Haug, E./Pfaehler, D./Thiel, G.,
Der Fall der Reichsstadt Straßburg und seine Folgen. Zur Stellung des 30.
September 1681 in der Geschichte, 1981; Stadtsprachenforschung unter besonderer
Berücksichtigung der Verhältnisse der Stadt Straßburg im Spätmittelalter und
der frühen Neuzeit, hg. v. Bauer, G., 1988; Histoire de Strasbourg, hg. v.
Livet, G. u. a., 1988; Strasbourg, Schoepflin et l’Europa, hg. v. Vogler, B. u.
a., 1996; Rapp, F., Straßburg, LexMA 8 1996, 213ff.; Cornelissen, C. u. a.,
Grenzstadt Straßburg, 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum,
1997; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 595; Lutterbeck, K.,
Politische Ideengeschichte als Geschichte administrativer Praxis, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sundgau (Gau, Grafschaft, Sundgouwe).
Vermutlich schon in merowingischer Zeit wurde zwischen Vogesenkamm, Rhein, Thur
und Birs der 899 erstmals genannte S. (Südgau, im Gegensatz zum Nordgau, Grenze
bei Schlettstadt, seit dem 8. Jahrhundert Landgraben nördlich von Colmar)
gebildet, in dem wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine Grafschaft
entstand. Diese Grafschaft S. (Grafschaft Oberelsass im Gegensatz zur nördlich
der Thur gelegenen Landgrafschaft Oberelsass) war vielleicht schon im 11.
Jahrhundert bei den Vorfahren der Grafen von Habsburg. 1135 erwarben die Grafen
von Habsburg die Landgrafschaft, 1324 die Grafschaft Pfirt. Später blieben nur
Horburg, Reichenweier (1324 durch Kauf an Württemberg), die Rufacher Mundat
(Hochstift Straßburg), Mülhausen und die Abtei Murbach außerhalb der Herrschaft
Habsburgs, die seit 1250 ihren Sitz in Ensisheim hatte. Danach wurde S. die
Bezeichnung für die Güter Habsburgs im Elsass. Von 1469 bis 1474 ließ sich das
Herzogtum Burgund die Grafschaft S. von Habsburg verpfänden, 1648 kam sie an Frankreich.
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 27
[1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3 1901ff.; Müller, C.,
Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann. Jb. 1958; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S. 255, Sundgouwe,
Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau, 1965; Moreau, J.,
Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi, P., Die
habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A.
1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P., Sundgau,
LexMA 8 1996, 323f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T.
südwestlich Osnabrücks im westlichen Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich
von den Grafen von Zutphen erbaut. 1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet
stammende, aus der Familie der die Grafen von Zutphen beerbenden Grafen von
Saarbrücken kommende Graf Ekbert bzw. Egbert, 1184 der Name T. bezeugt. 1184
wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft und als Lehen zurückgenommen.
Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift Münster und 1236 die seit etwa 1180
gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück aufgegeben werden mussten,
gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft zwischen Hunte und Ems (1189
Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift
Münster verkauft. 1263 starben die ekbertinischen Grafen von T. aus. Ihre Güter
fielen über eine Erbtochter (Heilwig) an die jüngere Linie der Grafen von
Holland, die sich seit dem Erwerb der Obergrafschaft Bentheim 1154/1165 Grafen
von Bentheim nannte und vor 1309 das Recht ihrer Dienstmannen besonders
aufzeichnete. 1327/1328 kam T. an die landfremden verwandten Grafen von
Schwerin, die (zwischen 1343 und) 1358 Schwerin an Mecklenburg verkauften und
den Namen T. fortführten. Um 1375 umfasste das Herrschaftsgebiet neben der an
der oberen Ems gesondert liegenden, 1365 erworbenen Grafschaft Rheda
südwestlich Bielefelds einen breiten Streifen auf dem rechten Emsufer zwischen
Münster und Lingen und Gebiete des südlichen Oldenburg mit Cloppenburg,
Friesoythe einschließlich des Saterlandes und des Hümmlings. 1385 wurde Iburg
gewonnen. Um 1400 verlor T. in Auseinandersetzungen mit den Hochstiften Münster
und Osnabrück und dem Erzstift Köln mit Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei
Rheine etwa die Hälfte seines Gebiets an Münster und wurde auf zwei nur durch
einen schmalen Landstreifen verbundene Teile um Lingen und um T. beschränkt.
1493 wurde in T. (mit Rheda) und Lingen geteilt. 1548 wurde wegen der
Zugehörigkeit des letzten Grafen der Schweriner Linie zum Schmalkaldischen Bund
Lingen entzogen und an Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern gegeben (1632/1633
an Oranien, 1702 an Brandenburg). 1557 kam das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende T. (mit Rheda) über eine
Erbtochter wieder an Bentheim. Dieses wurde 1606/1610 in die Linien
Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und Limburg (Hohenlimburg) und Bentheim und
Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur Wiederaufnahme von bereits 1576 vor dem
Reichskammergericht begonnenen Erbstreitigkeiten mit den Grafen von
Solms-Braunfels, die durch Urteil den größten Teil der Grafschaft T. erhielten.
1707/1729 fiel das zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende T.
(Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der Grafen von Solms-Braunfels und der
Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die Herrschaft Rheda verblieb, an
Preußen. 1807/1808 kam T., das mit der Reichsgrafschaft Lingen ein Gebiet von
14 Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern umfasste (die Städte T., Lengerich und
Kappeln (Westerkappeln) und die Kirchspiele Lengerich, Kappeln (Westerkappeln),
Lienen [Linen], Ladbergen, Wersen, Lotte, Leeden, Ledde und Schale), zum
Großherzogtum Berg, 1810-1813 zu Frankreich.
Danach fiel es mit der Obergrafschaft Lingen an Preußen (Provinz Westfalen)
zurück und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. Die Niedergrafschaft Lingen
gelangte über Hannover 1866 an Preußen (Provinz Hannover) und damit 1946 zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K.,
Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg,
1788; Reismann-Grone, T., Geschichte der Grafschaft Tecklenburg bis zum
Untergang der Egbertiner 1263, 1894; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der
Grafen von Tecklenburg, Diss. jur. Münster 1907; Gertzen, B., Die alte
Grafschaft Tecklenburg 1400, 1939 (Diss. phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre
Landkreis Tecklenburg, 1957; Hillebrand, W., Besitz- und Standesverhältnisse
des Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A., Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle
des Zeitalters der Industrialisierung, 1970; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln
Westfalen 1180-1980, 1980; Mersiowsky, M., Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850
Jahre Ibbenbüren, 1996; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 198 (mit
genealogischer Übersicht). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Templerorden (Orden). Um 1120 gründete der
aus der Champagne stammende Ritter Hugo von Payens (bzw. Payns) zum Schutz der
nach dem ersten Kreuzzug zuströmenden Pilger in Jerusalem nahe dem ehemaligen
Tempel Salomons den T. als ersten geistlichen Ritterorden. Dieser zog sich 1291
nach Zypern und 1306 nach Frankreich zurück,
hatte aber schon früher auch bedeutenden Anteil an der deutschen Ostsiedlung
vor allem in der Neumark (1232 Küstrin). Am 13. 10. 1307 beschlagnahmte der
König von Frankreich alle Güter des Ordens und
ließ alle Tempelritter verhaften. Am 3. 4. 1312 hob das Konzil von Vienne den
T. auf. Seine Güter in Deutschland fielen an den Deutschen Orden und den
Johanniterorden.
L.: Campbell, G. A., Die Templerritter, 1938; Melville, M., La vie des
Templiers, 8. A. 1951; Neu, H., Bibliographie des Templerordens 1927-1965,
1965; Prutz, H., Entwicklung und Untergang des Templerordens, 1972; Demurger,
A., Vie et mort de l’ordre du Temple, 1985; Demurger, A., Die Templer. Aufstieg
und Untergang 1118 bis 1314, 1991; Barber, M., The New Knighthood, 1994;
Demurger, A., Templer, LexMA 8 1996, 534ff.
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Thorn (Abtei, Frauenstift). 902 (bzw.
bor 992) gründete die Gräfin Hilswind von Stryen bzw. Strien auf ihrem von
König Zwentibold gegebenen Eigengut in T. (in der Diözese Lüttich) an der Maas
ein Stift. 1292 bestätigte König Adolf von Nassau die Freiheit dieses Stifts.
1494 nahm es König Maximilian in seinen Schutz. 1521 wurde T. als reichsunmittelbares
Stift in die Reichsmatrikel aufgenommen, doch übernahmen seit 1602 die Grafen
von Lippe die Matrikularbeiträge. Seit 1665 versuchten die spanischen
Niederlande, die Reichsfreiheit einzuschränken. 1792 gehörte das etwa 1,5
Quadratmeilen große, rund 3400 Einwohner zählende Stift zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Am Ende des
18. Jahrhunderts war es dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugeordnet, zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 mit Echternach zu den
ungangbaren Posten und wurde mit 1 zu Pferd bzw. 12 Gulden in Anschlag
gebracht. Die beiden letzten Äbtissinnen waren zugleich Äbtissinnen von Essen
und führten den Fürstentitel. Im Gefolge der Revolution in Frankreich wurde das Stift aufgehoben.
L.: Gumpelzhaimer 150; Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 19; Wallner 704 WestfälRK
40; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 608; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
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Thüringen (Landgrafschaft, Land,
Freistaat). Das Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und
Saale wurde in der Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5.
Jahrhundert n. Chr. von den vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden
Thüringern eingenommen, die erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um
400 bei Vegetius) als (von Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger
zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr sich noch darüberhinaus erstreckendes
Reich zwischen Donau, Main, Werra und Elbe wurde 531/533/534 von den Franken
und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen unter fränkische Herrschaft
gebracht (634-717/719 Herzogtum) und christianisiert. Die Klöster Fulda und
Hersfeld sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem
Übergang des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der
Bildung weiter östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem
Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf,
Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg
(bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter den gräflichen
Geschlechtern gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck in
Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei Friedrichroda
ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen
begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft und wurden
von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen
ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter
(Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und
Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des
Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen
(Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der Werra, oberen Weser und
Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut
die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die
Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die
Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im
Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine Schwester Heinrich Raspes
auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie mit den
Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über eine
Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen), womit
einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die Aufgabe
der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der Wettiner
Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten. 1293/1294
verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König Adolf von
Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht bei Lucka
die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre Herrschaft
in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen
und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf
hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit
Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg,
Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt,
Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen.
Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen
eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen langen
Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza, weiter
ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und schließlich fast
den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie der Wettiner das Herzogtum
Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem nannten
sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm tat,
unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte das
Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet zwischen
Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt,
und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von Groitzsch bis
Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza, Tennstedt,
Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie die
Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur
Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die
Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter
aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der
verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner
deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746
bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von
Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit
den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil
von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des
obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und
drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft
über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war Brandenburg mit dem
Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen
und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen
alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen
und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen
Gebiete zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf
die Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza,
Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels,
Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld,
Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen,
Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg,
Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt
bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und
Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf
(Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am
13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum
Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie
Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918
entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei
der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30.
4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt
Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T.
begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und
Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer
Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde
die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde
der bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in
den Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen
mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T. Teil
der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken
Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000
Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und
Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der
Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die
Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie
zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v.
Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen Stätten:
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte
Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess,
U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991; Historische
Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3. A. 1991;
Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen Thüringen,
Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum Thuringie,
DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche der Behördenorganisation
der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und Kultur in Thüringen, hg. v.
John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer
– Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen
im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg. v. Post, B. u. a., 1999;
Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, Zs. d. Ver. f. thür.
Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003;
Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R., Die Domänenfrage
in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer Landtag, 2008;
Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von Heldrungen, Grafen
von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M., Der NS-Gau
Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 125ff.
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Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs).
Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde in T. (Tullum Leucorum) an der oberen
Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier unterstand, gegründet. 879/925 kam T.
zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe wurden vielfach privilegiert (927, 974).
Das Bistum T. reichte von den Vogesen und Sichelbergen bis in die Nähe der
Marne. 1261 ging die Grafschaft T. an den Bischof über. 1286 erlangten die
Herzöge von Lothringen durch den Bischof die Schirmvogtei über das Bistum und
beherrschten damit das weltliche Herrschaftsgebiet weitgehend. Zugleich fiel
das Besetzungsrecht des Bischofsstuhls bis zum Ende des Mittelalters an den
Papst. Nachdem sich die Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst hatte,
verlegte der Bischof seine Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser
Maximilian I. leistete das Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich. 1552
besetzte der König von Frankreich T. als
Reichsvikar. 1648 trat das Reich das Hochstift an Frankreich
ab. Das Bistum bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der
Mosel und Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum
mit dem 1777 abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion
de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin,
E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret,
B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter,
1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul,
LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Toul (Reichsstadt). An der Kreuzung
wichtiger Straßen entstand Tullum Leucorum, der Hauptort der keltischen Leuker.
879/925 kam T. mit Lothringen zum ostfränkischen Reich. Im 13. Jahrhundert
erkämpfte sich die Stadt T. die Reichsfreiheit (1367 Privileg Kaiser Karls IV.)
gegenüber dem bischöflichen Stadtherrn. 1552 besetzte Frankreich
die Stadt als Reichsvikar. 1648 kam sie endgültig an Frankreich.
L.: Wolff 308f.; Daulnoy, N., Histoire de la ville et cité de Toul, Bd. 1 Toul
1881; Büttner, H., Toul im Vogesenraum während des Früh- und Hochmittelalters,
(in) Schicksalswege am Oberrhein, hg. v. Wentzke, P., 1952; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, comitatus Tullensis,
pagus Tullensis, zum Ortsnamen Toul;) Bönnen, G., Die Bischofsstadt Toul und
ihr Umland, 1995; Bönnen, G., Toul, LexMA 8 1996, 904ff.; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 615. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Tournai (Herrschaft), fläm. Doornik. Im
2. Jahrhundert n. Chr. wird das durch die Römer von den Kelten übernommene
Turris Nerviorum an der Schelde erwähnt. Nach dem Vordringen der Franken um 430
wurde es bis 486 Vorort eines salischen Reiches und zu Beginn des 6.
Jahrhunderts Bischofssitz (626/638-1146 Personalunion mit Noyon). Seit dem 9.
Jahrhundert gehörte es mit seinem Umland zur Grafschaft Flandern. 1188 konnte
sich die Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn befreien und damit zur freien
Stadt aufsteigen. 1477 kam sie wie Burgund an Habsburg und wurde 1521 den
habsburgischen, seit 1526 spanischen Niederlanden angeschlossen. 1667 wurde sie
von Frankreich erobert und bis 1709 besetzt, kam
1714 aber wieder zu Österreich. 1794 wurde sie wieder von Frankreich besetzt, gehörte aber noch zum
burgundischen Reichskreis Österreichs. 1814 fiel sie an die Vereinigten
Niederlande und gelangte 1830 an Belgien.
L.: Wolff 60 ; Wallner 701 BurgRK 1; Hymans, H., Gent und Tournai, 1902; Rolland,
P., Les origines de la commune de Tournai, 1931; Vercauteren, F., Etude sur les
civitates de la Belgique Seconde, 1934; Rolland, P., Histoire de Tournai, 1956;
Deschamps, H., Tournai. Renaissance d’une ville, 1963; Moreau, J., Dictionnaire
de géographie historique, 1972, 272 Tournaisis ; Tournai, hg. v. Thomas,
F. u. a., 1995; Nazet, J. Tournai, LexMA 8 1996, 917ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Trier (Erzstift, Kurfürstentum,
Residenz des Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen
im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt
Augusta Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz
Belgica. 275 n. Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach
vor allem von Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten
römischen Stadt nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura
Galliarum) und in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums
(314 Bischof Agricius). 475 wurde sie von den Franken erobert, die den
römischen Palast zur Pfalz umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars,
870/879 zum ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im
Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum
Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über
die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung.
973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof
Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197
verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei.
Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten
aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine
Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem
mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und
Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452
Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion)
erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in
T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern.
1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich,
1803 wurden die rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg
gegeben. 1806 kam hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum
wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815
unmittelbar oder 1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum
Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das Erzbistum
Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph II., 1931;
Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv 1952; Zur
Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich,
Kurtrier, der Rhein und das Reich 1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung
des Territorialstaates der Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14
1970; Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungsblatt des dt. Vereins für Vermessungswesen.
Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971); Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im
Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982; Janck, D., Das Erzbistum Trier während
des großen abendländischen Schismas (1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier
in seinen Ämtern, vornehmlich im 16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und
Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988;
Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik der
Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau (†
1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995;
Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz
und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Trier (freie Reichsstadt). 16-13 v.
Chr. oder kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an wichtigen
Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer ohne vorangehende Siedlung
der Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte
rasch auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000? Einwohner, Stadtmauer) und wurde
Hauptort der Provinz Belgica sowie in der zweiten Hälfte des dritten
Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie von den Franken zerstört, vor
allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000 Einwohnern wieder zur größten
römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475 wurde sie von den Franken
erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der Bauten fortbenutzt. 902
erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die 882/892 von Normannen
verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV. der Stadt Freiheiten,
die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen. Im 15. Jahrhundert
gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so weit zu lockern,
dass sie als freie Reichsstadt angesehen werden konnte. Um 1580 wurde ihr
allerdings die Reichsunmittelbarkeit abgesprochen und sie zur kurfürstlichen
Landstadt erklärt. Von 1794 bis 1814 war T. unter der Herrschaft Frankreichs, 1815 fiel es an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848),
24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien,
bearb. v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte,
Bd. 1 Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte
der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die
Trierer Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier
im Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu
Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308
Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für Vermessungswesen, Landesverein
Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum, Trier, hg. v. Bracht, W., 1972;
Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters, 1984; Anton, H., Trier im frühen
Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg. v. Düwell, K., 1988; Aufklärung
und Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jahrhundert, hg. v. Franz,
G., 1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H., u.
a., 1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996, 991ff.; Brommer, P., Die Ämter
Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 619; Clemens,
G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Morscheiser-Niebergall, J., Die
Anfänge Triers, 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Triest (Stadt, reichsunmittelbare Stadt
Österreichs, Kronland). Die seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert römische
Stadt Tergeste wurde 178 v. Chr. mit dem römischen Istrien verbunden. Seit dem
6. Jahrhundert war sie Bischofssitz. 787/788 kam sie zum fränkischen Reich. Im
Mittelalter gewann sie Selbständigkeit gegenüber dem Bischof, der die
Stadtherrschaft im 10. Jahrhundert (948) gewonnen hatte, gelangte aber 1202
durch Vertrag an Venedig. 1382 schloss sie sich nach wechselnden
Herrschaftsverhältnissen Habsburg an. 1797, 1805 und 1809 besetzte, Frankreich die Stadt. 1809 wurde sie an die
illyrischen Provinzen Frankreichs gegeben, kam
aber 1814 an Österreich zurück, das sie 1815 seinem Königreich Illyrien
zuteilte, 1818 in den Deutschen Bund aufnehmen ließ, 1849 - um der
italienischen Unabhängigkeitsbewegung entgegenzukommen - zur
reichsunmittelbaren Stadt erklärte und 1867 mit seinem Umland zu einem eigenen
Kronland erhob. Am 31. 10. 1918 wurde T. von Italien besetzt und ihm 1919
abgetreten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von den Alliierten besetzt.
1945 sollte es internationaler Freistaat werden (1947 Territorio Libero di
Trieste, mit 831 Quadratkilometern und 371000 Einwohnern), wurde aber 1954 an
Italien zurückgegeben. Sein zugehöriges Hinterland wurde zwischen Italien
([Zone A] im Norden und Westen) und Jugoslawien ([Zone B] im Süden) aufgeteilt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Tamaro, A., Storia di Trieste, Bd.
1f. 1924; Nepitello, S., Storia di Trieste, 1934; Zahorsky, A., Triest.
Schicksal einer Stadt, 1962; Bloise, D. u. a., La magistrature cittadine, 1982;
Cammarosano, P., Triest, LexMA 8 1996, 1003f.; Fogar, G., Trieste in guerra,
1999; Valdevit, G., Il dilemma Trieste, 1999; Sluga, G., The Problem of Trieste
and the Italo-Yugoslav Border, 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Turin (Markgrafschaft). Die am
Zusammenfluss von Dora Riparia und Po angelegte römische Siedlung colonia Iulia
Augusta Taurinorum wurde im späten 4. Jahrhundert Sitz eines im frühen 5.
Jahrhundert von Vercelli verselbständigten Bischofs. Über Goten und Burgunder
kam es 568 an die Langobarden und 773/774 an die Franken. 827 und 880 sind
fränkische Grafen von T. nachgewiesen. Zunächst unter den Markgrafen von Ivrea
wurde T. um 950 Mittelpunkt einer bis zum Tod des letzten Markgrafen (1091)
bestehenden Mark. Danach traten Bischof und Stadt hervor (1147/1149 consules).
1280 kam T. an Savoyen (1418 endgültig eingegliedert). Nach 1418 wurde es Sitz
der Hauptlinie der Grafen (1536 Vorherrschaft Frankreichs).
1861 gelangte es in Sardinien-Piemont zum neuen Königreich Italien.
L.: Sergi, G., Potere e territorio, 1981; Storia di Torino, hg. v. Comba, R. u.
a., Bd. 1ff. 1993ff.; Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi, G., Turin,
LexMA 8 1996, 1100.; Sergi, G., Storia di Torino, 1997; Storia di Torino 2
(1280-1536) hg. v. Comba, R., 1997.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Türkheim (Reichsstadt), frz. Turckheim.
1312 wurde T. an der Fecht bei Colmar Reichsstadt. 1354 schloss diese sich dem
elsässischen Zehnstädtebund an. 1648 fiel sie an Frankreich.
Die Stadt wurde noch in der Reichsmatrikel von 1776 zum oberrheinischen
Reichskreis gezählt.
L.: Gumpelzhaimer 135; Wolff 298; Scherlen, A., Geschichte der Stadt Türkheim,
1925; Billich, A., Turckheim. Histoire d‘un vignoble, 1949; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 623.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Türkstein (Herrschaft). Die Herrschaft T.
gehörte dem Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft
bzw. Unterelsässische Ritterschaft). Von 1651 bis 1678/1681 war auch
Unterelsass (die unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische
Ritterschaft) der Reichsritterschaft angeschlossen, ehe sie 1680 unter die
Herrschaft Frankreichs geriet. 1773 zählten zum
Kanton U. (der Reichsritterschaft) 40 Familien (Andlau, Berkheim [Berckheim],
Bernhold von Eschau [1775/1816], Berstett [1893/1970], Bettendorf
[Bettendorff], Birkenwald [Birckenwald] [1783], Bock von Bläsheim und Gerstheim
[1791/1792], Bodeck von Ellgau [1907], Böcklin von Böcklinsau, Dettlingen,
Eckbrecht von Dürckheim, Flachslanden [Ende 18. Jh.], Gail, Gailing [Gayling
von Altheim] [1940/1987], Glaubitz, Gohr zu Nahrstett [1936], Grempp von
Freudenstein [Gremp von Freudenstein] [20. Jh.], Haffner von Wasselnheim
[Wasslenheim] [1800], Albertini [1808], Joham von Mundolsheim [1820], Kageneck,
Landsberg [Landsperg] [1837/1842], Müllenheim, Neuenstein, Oberkirch [1882/um
1930], Rathsamhausen [1819/1890], Röder von Diersburg, Schauenburg, Schenk zu
[von] Schmidtburg, Schönau [Schönau-Zell] [1847], Streit von Immendingen
[1858], Ulm zu Erbach, Volz von Altenau [Voltz von Altenau] [1757/1807], Wangen
[zu Geroldseck am Wasichen], Weitersheim [1839], Wetzel von Marsilien
[1797/1810], Wurmser von Vendenheim [1844/1851], Zorn von Bulach, Zorn von
Plobsheim [nach 1860], Zuckmantel von Brumath [1781/1789]).
L.: Wolff 296; Kageneck, A. Graf v., Über die Anerkennung des Freiherrenstandes
elsässisch-deutscher Familien durch König Ludwig XV. im Jahre 1773, Deutsches
Adelsarchiv 1963/1964 (1965), 15ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Utrecht (Herrschaft, Niederstift). Am
Ort einer ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum
entstand nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6. Jahrhunderts bezeugten
Kirche spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das Köln
unterstellte Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde zugleich Mittelpunkt einer
Herrschaft U., die dem Bischof zustand (Niederstift U.). 1528/1529 trat Bischof
Heinrich von Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V. ab. Dieser vereinigte
das Niederstift 1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579 trat das Niederstift
als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen,
Wijk-bij-Duurstede [Wyk by Duurstede], Montfoort, Oberquartier, Niederquartier,
Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei.
Unter der Herrschaft Frankreichs bildete es mit
einem Teil Hollands das Département Zuiderzee, kam 1815 aber wieder als eigene
Provinz an das Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift
Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909);
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Utrecht (Hochstift, Herrschaft,
Oberstift, Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen
Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren
erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von
Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der
Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024
die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen, danach weitere Güter und
Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft
im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau),
Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die
reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten
eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland,
die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr
Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U.
im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie
im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw.
Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte
Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und Cambrai). 1528/1529
übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern in Krieg befand und
einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an
Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das
Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland
vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als
Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen,
Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier,
Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande
(Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit der
Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des 18. Jahrhunderts
bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit
einem Teil Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder
zum Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine
Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M.
van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke
organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Verortete Herrschaft, hg.
v. Lieven, J., 2014, 133. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Veldenz (Grafen, Fürstentum). Nach V.
bei Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit 1115
(1134?) ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw.
Wildgrafen, Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters
Tholey und als Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des
Klosters Saint Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift
Verdun sowie Lehen des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu.
Herrschaftsmittelpunkte waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am
Glan. Die Grafen von V. starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die
sich bis zu Nahe und Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes
1268/1270 gegen Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck
(Hohengeroldseck) (jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder
vereinte Linie der Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern
und außerdem 1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim
gewinnen konnten, und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern
bzw. 1444/1459 Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694 bestand die Linie
Pfalz-Veldenz, deren Burg V. 1680 von Frankreich,
das alte Rechte Verduns aufgriff, zerstört wurde. Die Güter von Pfalz-Veldenz
kamen 1733 größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Um 1800 war das Fürstentum
etwa 5 Quadratmeilen groß. Über Bayern kam V. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag
zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d.
Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von
Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun
zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2
1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Veltlin (Tal, Landschaft,
Untertanenland), ital. Valtellina. Das Tal der oberen Adda war nach königlichen
Übertragungen im 10. und 11. Jahrhundert zum großen Teil in den Händen der
Bischöfe von Como, Pavia und Chur. Im Streit zwischen Como und Mailand geriet
es im 14. Jahrhundert unter die Herrschaft der Visconti bzw. Mailands. 1500
fiel es an Frankreich und 1512 infolge Eroberung
als Untertanenland an Graubünden. Reformationsversuche wurden 1620 unterdrückt.
1799 wurde das V. Teil der Zisalpinischen Republik. 1814/1815 kam es mit der
Lombardei an Österreich, 1859 an Sardinien und damit an das neue Königreich
Italien (1861).
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) H4; Camenisch,
E., Geschichte der Reformation und Gegenreformation in den italienischen
Südtälern Graubündens und den ehemaligen Untertanenländern Chiavenna, Veltlin
und Bormio, 1950; Besta, E., Storia della Valtellina e della Val Chiavenna, Bd.
1, 2 Mailand 1955/1964.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Venaissin (Grafschaft). 1229 trat Graf
Raimund VII. von Toulouse das V. in der Provence links der unteren Rhone
(Carpentras, Venasque, Avignon) im Königreich Burgund an den Papst ab. 1234
erhielt er es als Lehen der Kirche zurück. Nach dem Aussterben der Grafen beanspruchte
Frankreich die Grafschaft. Dem Papst gelang es
aber 1274, die Ansprüche abzuwehren. 1791 annektierte Frankreich
die Grafschaft. 1797 erklärte sich der Papst mit der Entziehung einverstanden.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 286.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem
Einbruch der Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer
Zeit als Venetia et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen
am Nordende der Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden
Inseln, die der Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach der Beseitigung des
Exarchats von Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort trotz Fortbestandes
der byzantinischen Oberhoheit unter einem dux (Dogen). Bald wurde er zum
Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem fränkischen Reich. Unter Kaiser Otto
dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt. Otto III.
verlieh dem Dogen Peter Orseolo II. den Titel dux Venetiae et Dalmatiae bzw.
dux Veneticorum et Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
begründete V., das eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes Ufer) abgelegt
hatte, den Veroneser Bund gegen den Kaiser von 1164, doch lenkten seine
Auseinandersetzungen mit Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000 Einwohner die
Lagunenorte bewohnt haben. 1339 begann nach dem Erwerb zahlreicher Güter im
Mittelmeer mit dem Gewinn der Mark Treviso die Bildung eines festländischen
Herrschaftsgebiets, das 1404/1405 über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und
später fast bis Mailand, Cividale, Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno,
Friaul). 1435 erklärte sich der Doge Francesco Foscari bereit, die festländischen
Erwerbungen, die altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu nehmen. Seit der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks Verhinderung der
Verlandung 1488 die Umleitung der größten der in die Lagune einmündenden Flüsse
in die Adria beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer (1462 Lesbos, 1470
Euböa, 1503 Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel. Seit 1477
gewann es zwar Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts Trient, erlitt
aber 1509 eine schwere Niederlage gegen Reich, Papst, Spanien und Frankreich und verlor die neapolitanischen Häfen an
Spanien, die Romagna an den Papst und Riva, Rovereto und Ala an Österreich.
1510 annektierte es die 973 an das Hochstift Freising gelangte Grafschaft
Cadore im Osten der Dolomiten. 1566 kam Naxos, 1570 Zypern (Cypern) und 1669
Kreta an die Türken. Seit dem 18. Jahrhundert wurde V. zunehmend Protektorat
Österreichs. 1797 besetzte Frankreich V.
Österreich erhielt das Gebiet östlich der Etsch und Dalmatien, das übrige Land
wurde der Zisalpinischen Republik und 1805 dem Königreich Italien Frankreichs angegliedert, zu dem 1805 auch noch der
östliche Teil und Dalmatien kamen. 1809 wurden die Departements Passerino
(Udine) und Istrien (Capo d'Istria) mit Frankreichs
Illyrischen Provinzen vereinigt. 1815 gelangten Venedigs Gebiete zusammen mit
der Lombardei als Lombardo-Venezianisches Königreich an Österreich, das sie
1866 an das neue Königreich Italien (1861) abtreten musste.
L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S.,
Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La
Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das
geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro
internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die
Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Stato, società e giustizia, hg. v.
Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982;
Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik, 1987; Fees, I., Reichtum und
Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Ventura, P., Venedig. Geschichte
einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute von Venedig. Die Geschichte der
Juden in der Löwenrepublik, 1988; Rösch, G., Der venezianische Adel bis zur
Schließung des großen Rats. Zur Genese einer Führungsschicht, 1989;
Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di Venezia, Bd. 1ff. 1992ff.; Ortalli,
G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.; Venetien Istituto regionale per la storia
del movimento di liberazione nel Friuli-Venezia Giulia, Friuli e Venezia
Giulia, 1997; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice
Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Fees, I., Eine Stadt lernt
schreiben, 2002; Chauvard, J., La circulation des biens à Venise, 2005;
Landwehr, A:, Die Erschaffung Venedigs, 2007; Eickhoff, E., Venedig - spätes
Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia romanica, 2003; Mathieu, C.,
Inselstadt Venedig, 2007; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866 (mit Karte);
Müller, R., Immigrazione e cittadinanza nella Venezia medievale, 2010 (rund
3630 Menschen von 1200 bis 1500); Crowley, R., Venedig erobert die Welt, 2011.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Verden (Hochstift, Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi
(Furt) erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem
Großen dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit
849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und
Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12.
Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12.
und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende
des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war sehr klein und
umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung (1283/1288
Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und
Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum
reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte, kam unter lutherische Administration erst
Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens (1632). 1648 fiel es
als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes Herzogtum an Schweden, wurde
1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von Dänemark an Hannover verkauft und
1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit 24 Quadratmeilen mit 20000
Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von Frankreich,
das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und damit 1866 an
Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der
Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr,
D., Bistum und Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und
Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627,
1, 2, 607. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Verdun (Hochstift, Residenz des Bischofs),
mhd. Virten. Um 350 gründete Sanctinus das stets klein bleibende (ca. 3000
Quadratkilometer) Bistum V. an der Maas. Unter dem merowingischen König
Dagobert I. erhielt es reiche Güter. In der Mitte des 9. Jahrhunderts wurde es
dem Erzbistum Trier unterstellt. 879 kam es zu Ostfranken. 997 bestätigte
Kaiser Otto III. dem Hochstift die Übertragung der Grafschaft V. durch die
bisherigen Grafen (Reichsunmittelbarkeit). Die Vogtei fiel in der Mitte des 12.
Jahrhunderts von den Grafen von Bar an die Stadt V. bzw. an das Patriziat. Das
Bistum geriet danach aber in starke Abhängigkeit vom Papst. Nach dem Aufstieg
Verduns zur Reichsstadt wählte der Bischof Hattonchâtel zum Verwaltungssitz
seines nicht sehr großen, im Kern der Diözese an der oberen Maas gelegenen
weltlichen Herrschaftsgebiets, das bald deutlich von Lothringen abhängig wurde.
1552 besetzte Frankreich, dem Moritz von Sachsen
ohne Legitimation die Schutzherrschaft über das Hochstift eingeräumt hatte, als
Reichsvikar die calvinistisch gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648
kamen beide an Frankreich. Bis 1711 blieb V. als
Bistum Trier unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire ecclésiastique et civile de Verdun, Bd.
1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M., Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd.
1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun, 1911; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu
den Rheinlanden, 1935; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
309, Virdunensis, comitatus, pagus, territorium;) Histoire de Verdun, hg. v.
Girardot, 1982; Hirschmann, F., Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften
des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 465; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Verdun (Reichsstadt), mhd. Virten.
Bereits in keltischer Zeit bestand eine Siedlung Virodunum (Verodunum) (starke
Festung) an der Maas. Der Ort kam 880/925 an das ostfränkische Reich. V. stand
zunächst unter der Herrschaft des Bischofs von V. In der Mitte des 12.
Jahrhunderts wurde die Vogtei des Hochstifts nach schweren Kämpfen in der Stadt
dem Patriziat übertragen, womit der Anfang des Aufstiegs zur Reichsfreiheit
gelegt war. 1552 besetzte Frankreich die
Reichsstadt. 1648 gliederte es sie sich ein.
L.: Wolff 309; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Clouet, M.,
Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd. 1ff. 1867ff.; Hirschmann, F., Verdun
im hohen Mittelalter, 1995; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
633. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Verona (Markgrafschaft, Stadtkommune,
Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den Rätern 89 v. Chr.
an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines
Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in dem deutsch Bern
genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine Residenz. Unter
den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines langobardischen
Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König Otto I. zur
Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark Verona vom
Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von Bayern. 976 kam
diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem Aussterben der
Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit ihm verbunden,
wurde später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im Interregnum (1254-1273)
ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte die Stadt
Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war sie maßgeblich an der Gründung
des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193 erwarb sie Garda und erweiterte
damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach einer Blütezeit unter Ezzelino da
Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner) und den della Scala (Scaliger
1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an die Visconti von Mailand und
1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an Österreich, 1805 zum Königreich
Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich
und 1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla,
C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg.
v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il
suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona,
1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G.,
Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vianden (Grafen). Nach der Burg V. an
der Our nannten sich von den Grafen von Sponheim abstammende, seit 1090
bezeugte Grafen (seit der Mitte des 12. Jahrhunderts). 1264 wurden sie nach
zahlreichen Fehden Vasallen der Grafen von Luxemburg. 1331 heiratete Adelheid
von V. Graf Otto II. von Nassau (Nassau-Dillenburg) und vererbte die Hälfte des
Gutes an ihren Sohn Johann. Die andere Hälfte gelangte 1417/1420 von Simon von
Sponheim an Johanns Sohn Engelbert I. von Nassau in Breda. Die nassauische
Grafschaft umfasste die Herrschaften Bütgenbach und Sankt Vith (Vith) (im
heutigen Belgien), die Herrschaft Dasburg (mit zeitweise Pronsfeld) und V. Nach
der Besetzung durch Frankreich kam 1815 der
größte Teil Viandens an Preußen. V. fiel an Luxemburg.
L.: Wolff 57; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schuppener, U.,
Die Grafschaft Vianden und ihre Zugehörigkeit zu Nassau, Nassauische Annalen
107 (1996), 7ff.; Herborn, W., Vianden, LexMA 8 1996, 1611ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vicenza (Stadtkommune). V. am
Bacchiglione wurde 49 n. Chr. römisches Munizipium (Vicetia). Im 6. Jahrhundert
wurde es Sitz eines Bischofs und eines langobardischen Herzogs (568/569), nach
774 eines fränkischen Grafen. Seit 952 gehörte es der Mark Verona an. Stadtherr
wurde der Bischof. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich V. zur freien Gemeinde
(1147 consules). 1167 schloss es sich dem Städtebund der Lombardei
(Lombardenbund) an. 1236 und 1311 wurde es von Verona erobert und kam dann 1404
mit Verona zu Venedig, 1797 an Österreich, 1805 an das Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und 1866 mit
Venetien zum neuen Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Rumor, S., Bibliografica
storia della città e provincia di Vicenza, Bd. 1f. 1916ff.; Mori, C., Vicenza e
la sua provincia, 1932; Bognetti, G. u. a., Vicenza nell'alto Medio Evo, 1959;
Storia di Vicenza, hg. v. Cracco, G., Bd. 2 1988; Varanini, G., Vicenza, LexMA
8 1996, 1624f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vienne (Erzstift). V. an der Rhone kam
als Hauptort der keltischen Allobroger 121 v. Chr. an die Römer (Vienna). 314
war es Vorort der diokletianischen Diözese Viennensis und Sitz eines Bischofs
(Ende des 3. Jahrhunderts?), seit 430 eines Erzbischofs. Um 468 wurde es
Hauptort der Burgunder. 534 fiel es an die Franken. 879 bestimmte Graf Boso von
V. es zum Hauptort des von ihm gegründeten Königreichs Niederburgund, das 928
in Hochburgund aufging. 1023 wurden die Erzbischöfe Grafen, verloren aber die
Grafschaft im 12. Jahrhundert an die Grafen der Dauphiné. 1448 erreichte Frankreich in der Nachfolge der Grafen der Dauphiné
die Anerkennung als Lehnsherr. 1730/1801 wurde das Erzstift aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 6 c (7./8. Jh.) A1; Faure, C., Histoire de
la réunion de Vienne á la France, 1907; Clément, P., Vienne sur le Rhône. La
ville et les habitants, 1955; Cavard, P., Vienne, 1975; Chomel, V., Vienne,
LexMA 8 1996, 1646ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vienne (Grafschaft). Das 534 an die
Franken gefallene V. an der Rhone war Mittelpunkt einer Grafschaft, die 1023 an
die Erzbischöfe von V. kam. Diese verloren die Grafschaft im 12. Jahrhundert an
die Grafen der Dauphiné . Mit der Dauphiné kam V. 1349 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 73 a (Spätmittelalter) E5; Faure, C.,
Histoire de la réunion de Vienne à la France, 1907; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 292 Viennois ; Chomel, V., Vienne, LexMA 8
1996, 1645ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Virneburg (Grafen, Grafschaft). Die nach
der Burg V. am Nitzbach benannte Grafschaft V. in der Eifel gehörte den
Pfalzgrafen. Die Pfalzgrafen gaben die Grafschaft den Grafen von Sayn zu Lehen.
Als Afterlehen übertrugen die Grafen von Sayn die Güter den seit der Mitte des
11. Jahrhunderts belegten Herren und späteren Grafen (um 1100) von V., welche
die Herrschaft im 13. Jahrhundert durch den Erwerb zahlreicher Vogteien
erweiterten. 1445 kam es zu einer Teilung. Nach dem Aussterben der Grafen von
V. 1545 fiel die Grafschaft in weiblicher Erbfolge an die Grafen von
Manderscheid-Schleiden, die 1554 Monreal an der Elz (Eltz) und die sog. große
und kleine Pallenz bzw. Pellenz um Mayen an das Erzstift Trier abgeben und das
restliche Herrschaftsgebiet in der Eifel westlich von Mainz als Lehen Triers
nehmen mussten. 1600/1615/1623 kam die Grafschaft erbweise an die Grafen von
Löwenstein-Wertheim. Um 1790 war die im westfälischen Reichsgrafenkollegium des
Reichstags und im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis vertretene
Grafschaft 1,3 Quadratmeilen groß und hatte 2600 Einwohner. Mit der Besetzung
durch Frankreich ging sie 1794 unter. Die 1684
zerstörte Burg fiel 1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. a.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 13; Wallner 705 WestfälRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Iwanski, W., Geschichte der Grafen von
Virneburg, Diss. phil. Bonn 1912; Klapperich, K., Die Geschichte des Grafengeschlechtes
der Virneburger, Diss. phil. Bonn 1920; Herborn, W., Virneburg, LexMA 8 1996,
1713; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000;
Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des
Bestands F US 6, bearb. v. Eder-Stein, I. u. a., 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Volterra (Stadtkommune). Im 7./6. Jh. v.
Chr. entstand das etruskische Velathri, das später zum römischen Volaterrae
wurde. Seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hatte dort ein Bischof
seinen Sitz. Nach 774 n. Chr. wurde es Sitz eines Grafen. Im 11. und 12.
Jahrhundert erhielt V. zahlreiche kaiserliche Privilegien und erlangte im 13.
Jahrhundert die Freiheit von der Stadtherrschaft des Bischofs. 1361, endgültig
1472, fiel es an Florenz, das als Herzogtum 1737 an Österreich, 1801 zum
Königreich Etrurien Frankreichs, 1808 zu Frankreich, 1814 an Österreich und schließlich 1859 zu
Sardinien bzw. (1861) zu Italien kam.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) D3; Fiumi, E., Statuti di
Volterra, 1951; Ferrini, P., Volterra, 1954; Volpe, G., Toscana medievale,
1964; Luzzati, M., Volterra, LexMA 8 1996, 1844.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex).
Zu dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der Schweiz und) im
Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König) Rudolf I. um eine
Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht hatte, 1368 Freiburg
im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die Landvogtei in Schwaben
und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans, 1403 von
Habsburg-Laufenburg Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei Hagenau
im Elsass (1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie verschiedene 1369
an Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an die leopoldinische
Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444) kam für sie der
Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung V. Bis 1499
gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit Sitz in
Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der Schutzvogtei über 40
Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus dem
Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg sowie die
Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und
Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau, die
Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg (Stockach) und die
Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt Konstanz (1548), aus
Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die Grafschaft Feldkirch sowie
von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau (Offenburg), die Reichsgrafschaft
Tettnang (1780) mit der Herrschaft Argen und Wasserburg und die
Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie Lindau (1804) und
Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils dem
österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter innerhalb
Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und Breisach
an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im
Breisgau. 1697 kamen Breisach und Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste
V. 9000 bzw. 25000 Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und
161000 Gulden Einkünften. Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für
Elsass und Breisgau in Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit
1752/1759 in Freiburg im Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in
Innsbruck. 1803 musste der Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden.
1804 kam er, verkleinert um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen
Schwiegersohn Ferdinand von Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau
an Baden, die übrigen Teile Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern)
und Bayern, die auch die 1804 erworbenen Gebiete von Lindau und die
Reichsgrafschaft Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810 tauschten Baden,
Württemberg und Bayern untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg
außer einigen Teilen der Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich
zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die
Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und
vorderösterreichischen Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der
Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000;
Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H./Press, V., 1989;
Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16. Jahrhundert,
1989; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G.,
Vorderösterreich, LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische Regierung und
Kammer 1753-1805, Bd. 1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg.
v. Quarthal, F. u. a., 1999; Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer
Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a. 2002; Vorderösterreichisches Appellationsgericht
und vorderösterreichische Landrechte, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Waldstädte (Städtegruppe,
Verwaltungseinheit). W. ist die aus Laufenburg, Säckingen, Waldshut und dem bis
1449 zeitweise reichsunmittelbaren Rheinfelden (sowie den Kameralherrschaften
Laufenburg und Rheinfelden) gebildete Verwaltungseinheit im Breisgau
Österreichs, die 1801 an Frankreich und 1802 an
die Schweiz (Laufenburg, Rheinfelden) bzw. 1805 an Baden (Säckingen, Waldshut)
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Wolff 41; Schib, K., Die vier Waldstädte, (in) Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Walholant bzw. Walholand, Wealland
(Gallien, Frankreich).
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 209, II 51, 52.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von
Kelten bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von
den Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in den unteren Teil (Unterwallis),
später Alemannen in den oberen Teil (Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die
Franken, 843 an Lotharingien, 888 an das Königreich Hochburgund, in dem König
Rudolf II. dem Bischof von Sitten Grafschaftsrechte verlieh, und mit diesem
1032 an das Deutsche Reich. 1403 schloss der Bischof von Sitten, der damit als
Graf von W. reichsunmittelbar geworden war, zusammen mit den im Kampf gegen die
bis 1260 das Unterwallis erobernden Grafen von Savoyen ihn unterstützenden
oberwallisischen Bauern einen Bund mit den Eidgenossen der Schweiz (Luzern,
Uri, Unterwalden). Seit 1475 war das W. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft.
1475/1476 eroberten Bischof und Oberwallis Unterwallis und verwalteten es als
gemeine Herrschaft. 1528 verzichtete Savoyen auf dieses Gebiet. Die Reformation
wurde unterdrückt. 1613/1634 verzichtete der Bischof unter Druck auf seine
Rechte als Landesherr. 1798 wurde das W. von Frankreich
besetzt (Kanton der Helvetischen Republik), 1802 zur unabhängigen Republik
erhoben und 1810 wegen der Alpenübergänge mit Frankreich
vereinigt (Departement Simplon). 1814 wurde es als Kanton in die Schweiz
aufgenommen (5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt es eine Oberwallis
bevorzugende Verfassung, die mehrfach geändert wurde (1839, 1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und
Zukunft, 1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher,
A., Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis
1500-1800, 1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8
1996, 1985ff.; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613),
2002. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Warspach (Reichsdorf). Am 20. 8. 1504
nahm König Maximilian unter anderem das Reichsdorf W. bei Weißenburg in seinen
Schutz auf. Es kam mit dem Elsass zu Frankreich.
L.: Hugo 473, 470.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wartenberg (Ganerben, Grafen). Die schon im
12. Jahrhundert bestehende Burg W. bei Kaiserslautern war 1382 in den Händen
mehrerer ritterschaftlicher Ganerben. 1522 wurde die Burg zerstört. Die
Wartenberger saßen später in Wachenheim, Kaiserslautern und Mettenheim. 1699
erlangte Johann Casimir II. die Grafenwürde und fasste seine Güter in der Pfalz
und in Rheinhessen 1707 in der Grafschaft W. zusammen (Mettenheim, Ellerstadt,
Kastenvogtei Marienthal, Grafschaft Falkenstein und eine Anzahl Dörfer in der
Gegend von Kaiserslautern). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft
W. zum oberrheinischen Reichskreis. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses erhielt der Graf von W. für W. die Abtei Rot
sowie eine Rente von 8150 Gulden, für Sickingen wegen Ellerstadt, Aschbach (Aspach)
und Oranienhof das Dorf Pless der Abtei Buxheim. 1818 starb das Geschlecht aus.
Von 1801 bis 1814 gehörte die Grafschaft zu Frankreich
(Departement Donnersberg) und wurde nach ihrer Rückkehr unter deutsche
Herrschaft größtenteils zur Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns geschlagen. Geringe
Teile (Mettenheim) gelangten zu Rheinhessen. 1946 kamen die Güter über Bayern
zu Rheinland-Pfalz. S. Kolb von Wartenberg.
L.: Wolff 287f.; Wallner 698 OberrheinRK 39; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Weber, F., Graf Ludwig, der letzte Kolb von
Wartenberg, 1988.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wasselnheim (Herrschaft). Die Herrschaft W.
bei Straßburg wurde von der Reichsstadt Straßburg erworben und kam mit ihr an Frankreich. S. Haffner von W.
L.: Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Weilertal (Herrschaft). Die Herrschaft im
W. nordwestlich Schlettstadts kam von den Grafen von Ortenberg über die Grafen
von Hohenberg im 13. Jahrhundert an die Grafen von Habsburg, die sie 1314 mit
der Stadt Bergheim an Heinrich von Müllenheim verkauften. 1551 gelangte sie an
die Freiherren von Bollweiler und dann erbweise an die Grafen Fugger. Ludwig
XIV. erhob sie innerhalb Frankreichs 1681 zur
Baronie und 1692 zu einer Grafschaft. Diese kam mit Weiler und 21 Dörfern
schließlich an die Markgrafen von Meuse.
L.: Wolff 295. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Weißenburg, Weißenburg im Elsass (gefürstete
Propstei, Residenz des Fürstpropsts), Wissembourg. In der zweiten Hälfte des 7.
Jahrhunderts wurde in W. eine 661 erstmals urkundlich erwähnte
Benediktinerabtei gegründet, die wohl nach der Mitte des 8. Jahrhunderts
Königskloster wurde. Sie wurde von König bzw. Kaiser Karl dem Großen sehr
gefördert und war einer der kulturellen Mittelpunkte des fränkischen Reichs
(Weißenburger Katechismus 789, Otfrids Krist 870). Seit Otto dem Großen und
damit de Mitte des 10. Jahrhunderts galt sie als reichsunmittelbar und wurde
973 Fulda, Reichenau und Prüm gleichgestellt. Seit dem 13. Jahrhundert nahm der
Abt eine reichsfürstliche Stellung ein. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die
Abtei von der Reichsstadt W. und dem umliegenden Adel schwer bedrängt. 1524
wurde sie in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt. Dieses wurde 1546 mit
dem Hochstift Speyer vereinigt und, nachdem W. 1672 an Frankreich
gefallen war, 1789 aufgelöst.
L.: Wolff 296; Zeumer 552 II a 32; Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des
Klosters Weißenburg 661-864, hg. v. Doll, A., 1979; Dette, C., Liber
possessionum Wizenburgensis, Edition mit Kommentierung, 1987; Ludwig, U.,
Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 617 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Weißenburg, Weißenburg im Elsass
(Reichsstadt), frz. Wissembourg. Neben der in der zweiten Hälfte des 7.
Jahrhunderts gegründeten Benediktinerabtei W. im Elsass entstand ein 1187
erstmals genannter Ort. Er löste sich langsam aus der Herrschaft des Abts.
Bereits 1354 schloss er sich dem Zehnstädtebund der elsässischen Reichsstädte
an, obwohl der Kaiser erst 1442 den Treueid an den Abt aufhob. 1672 wurde die
Reichsstadt von Frankreich annektiert, das ihr
aber bis 1789 eine Sonderstellung als königliche Freistadt beließ.
L.: Wolff 296; Ludwig, U., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 664.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Werd (Herrschaft). Die Herrschaft W.
wurde 1325 vom Hochstift Straßburg erworben und kam mit diesem an Frankreich. S. Reinach-Werd.
L.: Hölzle, Beiwort 76; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Westfalen (Herzogtum, Provinz,
Landesteil). 775 werden die W. (Westfalai) als Teil der Sachsen neben Engern
und Ostfalen erstmals erwähnt. Nach ihnen wurde das seit Beginn des letzten
vorchristlichen Jahrtausends von Germanen und seit dem Abzug der in den Franken
aufgehenden Stämme nach Westen von Sachsen besetzte Gebiet zwischen unterer
Hunte und Ruhr, Senne und Issel benannt. Im 12. Jahrhundert wurde der Name W.
wiederbelebt und auf das Land zwischen Weser und Rhein ausgedehnt, wobei
gleichzeitig Engern als Gebietsbezeichnung schwand. Beim Sturz Heinrichs des
Löwen 1180 wurde aus dem südwestlichen Teil Sachsens (östliches Sauerland mit
nördlich angrenzenden Gebieten südlich der Lippe) das Herzogtum W. mit dem
Mittelpunkt Arnsberg gebildet, das (als Herzogtum in W. und Engern) an das
Erzstift Köln kam, das bereits Arnsberg, Werl, Rüthen und die Grafschaft
Volmarstein innegehabt hatte. Das kölnische Herrschaftsgebiet umfasste später
nur den Kern des heutigen W. Im übrigen kam dieser Raum zu den Landesherrschaften
der Bischöfe von Minden, Münster, Osnabrück und Paderborn sowie der Grafen zur
Lippe, von der Mark und Ravensberg (daneben Tecklenburg, Limburg, Steinfurt,
Gemen, Hoya, Schaumburg, Pyrmont, Waldeck, Rietberg, Everstein, Schwalenberg,
Sternberg, Spiegelberg). 1368 wurde von Köln die restliche Grafschaft Arnsberg
erworben. 1444/1449 ging Soest an Kleve verloren und Arnsberg bzw. Brilon wurde
Vorort. Das kölnische, seit 1512 dem kurrheinischen Reichskreis angehörige
Westfalen, ohne Vest Recklinghausen, kam 1803 mit rund 3965 Quadratkilometern
und 195000 Einwohnern mit Ausnahme des an Hessen-Kassel gefallenen Volkmarsen
an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Andere Teile Westfalens fielen an
Preußen, Arenberg, Croy und Salm, während Lippe und Waldeck fortbestanden.
Außer Hessen-Darmstadt, Lippe und Waldeck wurden diese Staaten 1807/1810
beseitigt, wobei westfälisches Gebiet im Norden an das Großherzogtum Berg und
im Süden an Hessen-Darmstadt kam und Napoleon unter anderem aus Braunschweig,
dem größten Teil Hessen-Kassels, hannoverschen und sächsischen Gebieten sowie
den preußischen Stücken Paderborn, Minden, Ravensberg, Münster, Hildesheim,
Goslar, Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Quedlinburg, Eichsfeld,
Mühlhausen, Nordhausen und Stolberg-Wernigerode das Königreich Westphalen mit
der Hauptstadt Kassel bildete. Dieses wurde 1810 um Gebiet Hannovers
vergrößert, zugleich aber durch Abtrennung des Nordwestens (westlich der Linie
Bielefeld-Lauenburg) an Frankreich verkleinert.
1813 zerbrach es. 1815/1816 fiel das heutige W. (westfälische Güter Preußens
außer Kleve und Nieder-Lingen [Niederlingen], Herzogtum W. mit Wittgenstein,
weiter Korvei [Corvey] Dortmund [durch Tausch mit Hannover], Amt Reckenberg,
Arenberg, Salm, Steinfurt, Gemen, Gronau, Rietberg, Rheda, Limburg, durch
Tausch mit Nassau-Weilburg Kreis Siegen) mit Ausnahme von Osnabrück, Lippe und
Waldeck an Preußen (30. 4. 1815 Provinz W. [auch mit Oberstift Münster, Vest
Recklinghausen, Anholt, Bentheim, Dülmen, Rheine <Rheina> Bocholt,
Horstmar, Neunkirchen <Neukirchen>, ohne Niederstift Münster], seit 1816
mit Herzogtum W. und Grafschaften Wittgenstein, seit 1851 mit Lippstadt,
zuletzt 20214 Quadratkilometer), am 23. 8. 1946 - zusammen mit (Teilen) der
preußischen Rheinprovinz und Lippe – an das neugebildete Land
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Seibertz, J., Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums
Westfalen, Bd. 1f. 1839; Seibertz, J., Urkundenbuch zur Landes- und
Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, Bd. 1ff. 1839ff.; (Kleinschmidt, A.,
Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893;) Hammerschmidt, W., Die
provinziale Selbstverwaltung Westphalens, 1909; Hartmann, J., Geschichte der
Provinz Westfalen, 1912; Der Raum Westfalen, hg. v. Aubin, H./Philippi, F., Bd.
1ff. 1931ff.; Trende, A., Aus der Werdezeit der Provinz Westfalen (1933);
Braubach, M./Schulte, E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815,
1934; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 3, Rothert, H.,
Westfälische Geschichte, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1962; Teilband 2; Wrede, G.,
Die westfälischen Länder im Jahre 1801, Politische Gliederung, Übersichtskarte,
1953; Westfälische Bibliographie, bearb. v. d. Stadt- und Landesbibliothek
Dortmund, Bd. 1ff. 1952ff.; Engel, J., Karten des westfälischen Raums aus dem
16. Jahrhundert, 1957; Le Coq, Topographische Karte von Westfalen im Jahre
1805, 1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 10, 12, III,
10, Westfalahun, Volksname, Landname (Westfala); Krauss, G., Geschichtliche
Entwicklung der topographischen Landesaufnahme in den Rheinlanden und
Westfalen, Rhein. Vjbll. 29 (1964); Gemeindestatistik des Landes
Nordrhein-Westfalen. Bevölkerungsentwicklung 1816-1871 und 1871-1961, Beitr.
zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe Volkszählung 1961, 3
c u. d, 1966; Hömberg, A., Westfälische Landesgeschichte, 1967; Engel, G.,
Politische Geschichte Westfalens, 3. A. 1970; Kunst und Kultur im Weserraum
800-1600, Ostwestfäl. weserländische Forschungen zur gesch. Landeskunde, hg. v.
Stoob, H., 3 (1971); (Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im
Königreich Westphalen, 1973; )Leesch, W., Quellen und Erläuterungen zur Karte
„Politische und administrative Gliederung um 1590“ im geschichtlichen Handatlas
von Westfalen, Westfäl. Forschungen 26 (1974); Zur Karte „Gemeindegrenzen
1965“, Westfäl. Forschungen 24 (1972); zur Karte „Gemeindegrenzen 1897“,
Westfäl. Forschungen 26 (1974); Geschichtlicher Handatlas von Westfalen, hg. v.
Hartlieb, A. v./Wallthor, U./Kohl, W., 1. Lief. 1975; Westfälischer
Städteatlas, hg. und bearb. v. Stoob, H., 1. Lief. 1975; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980,
166ff.; Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834,
1980; Engel, G., Politische Geschichte Westfalens, 4. A. 1980; Geschichtlicher
Handatlas von Westfalen, hg. v. Provinzialinstitut für Westfälische Landes- und
Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 2. Lief., 1982;
Westfälische Geschichte, hg. v. Kohl, W., 1983f.; Klein, H., Kartographische
Quellen zur westfälischen Landeskunde, Zusammenstellung der in Berlin
vorhandenen Bestände des 16. bis 19. Jahrhunderts, T. 2, Spezialkarten und
Register zu den Teilen 1 und 2, Westfälische Forschungen 35 (1985); Engel, G.,
Die Westfalen. Volk, Geschichte, Kultur, 1987; Keinemann, F., Westfalen im
Zeitalter der Restauration und der Julirevolution 1815-1833. Quellen zur
Entwicklung der Wirtschaft, zur materiellen Lage der Bevölkerung und zum
Erscheinungsbild der Volksabstimmung, 1987; Rösener, W., Grundherrschaft und
Bauerntum im hochmittelalterlichen Westfalen, Westfälische Zs. 139 (1989);
Bockhorst, W., Westfalen. Ein Gang durch die Geschichte, 1991; Westfalen und
Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Kohl, W., Kleine westfälische
Geschichte, 1994; Engelbrecht, J., Landesgeschichte Nordrhein-Wetfalens, 1994;
Janssen, W., Territorialbildung und Territorialorganisation
niederrheinisch-westfälischer Grafschaften, (in) Hochmittelalterliche
Territorialstrukturen in Deutschland und Italien, 1996, 71; Johanek, P.,
Westfalen, LexMA 9 1998, 22ff.; Klueting, H., Geschichte Westfalens, 1998;
Westfälischer Flurnamenatlas, Bd. 1ff. 2000ff.; Zunker, A., Adel in Westfalen,
2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411; Das Herzogtum
Westfalen. Das kurkölnische Herzogtum Westfalen, hg. v. Klueting, H., 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Westphalen (Königreich). Durch Dekret vom
18. 8. 1807 bildete Napoleon nach dem Frieden von Tilsit, in dem Preußen alle
linkselbischen Gebiete aufgeben musste, für seinen Bruder Jerôme ein Königreich
W. mit 688 Quadratmeilen bzw. fast 40000 Quadratkilometern und fast 2 Millionen
Einwohnern. Es bestand nach Ausweis des Art. 1 der Konstitution vom 15. 11.
1807 aus dem bisherigen Herzogtum Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel), aus
Hessen-Kassel (ohne Hanau, [Schmalkalden und] Niederkatzenelnbogen
[Niedergrafschaft Katzenelnbogen]) nebst Rinteln und Schaumburg, aus den
hannoverschen Gebieten Göttingen, Grubenhagen nebst den Zubehörungen von Elbingerode,
Osnabrück und im Harz, aus den linkselbischen preußischen Gebieten Altmark,
Magdeburg, aus dem Gebiet von Halle (an der Saale), aus Halberstadt, Stolberg,
Wernigerode (Stolberg-Wernigerode), Hohnstein, Hildesheim, Quedlinburg, Goslar,
Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen, Minden, Ravensberg, Paderborn und Münster,
aus den sächsischen Ämtern Gommern, Barby und Treffurt sowie dem sächsischen
Anteil an der Grafschaft Mansfeld, aus Corvey-Höxter (Corvey) und aus der
Reichsgrafschaft Kaunitz-Rietberg (Rietberg). Es war Mitglied des Rheinbunds.
Hauptstadt war Kassel. Am 15. 10. 1807 erhielt das als aufgeklärter Modellstaat
gedachte Königreich eine von liberalen Grundsätzen beherrschte Verfassung
(Volksvertretung mit 70 Vertretern des Grundeigentums, 15 der Kaufleute und
Fabrikanten sowie 15 der Gelehrten), mit der auch der Code Napoléon als
Gesetzbuch eingeführt wurde. Politische Ziele waren die Beseitigung der
Standesvorrechte, die Befreiung von der Leibeigenschaft und die Einführung der
Gewerbefreiheit. Faktisch wurde das in die Departements Elbe, Saale, Harz,
Oker, Leine, Werra, Fulda und Weser eingeteilte Land diktatorisch regiert. Die
Universitäten Helmstedt, Rinteln und Paderborn wurden aufgelöst, die Klöster
und Stifte aufgehoben. 1809 kam es zu Aufständen. Am 14. 10. 1810 erhielt das
Königreich aus der Auflösung Hannovers 468 Quadratmeilen mit 647000 Einwohnern
(Hannover ohne Lauenburg). Am 12. 10. 1810 musste es Abtretungen im Nordwesten
an Frankreich zulassen. Am 1. 10. 1813/26. 10.
1813 zerfiel das scheinkonstitutionelle Königreich. Hessen-Kassel lebte sofort
wieder auf, die übrigen Gebiete wurden zunächst von einem Zentralverwaltungsrat
geführt und 1815 meist an die früheren Herren zurückgegeben.
L.: Kleinschmidt, A., Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893; Weidemann,
J., Neubau eines Staates. Das Königreich Westphalen, 1936; Kohl, W., Die
Verwaltung der östlichen Departements des Königreichs Westphalen 1807-14, 1937;
Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen, 1973;
Regierungsakte des Königreiches Westphalen, hg. v. Rob, K., 1992; Nedden, C.
zur, Die Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003; Bethan, A.,
Napoleons Königreich Westphalen, 2012; Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wickisau (Grafschaft, Willisau). Die
Grafschaft W. mit der Stadt Reichenweier im Elsass gehörte 1420 zu Württemberg.
Mit dem Elsass kam W. zu Frankreich.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wickrath, Wickradt, Wickerad, Wykradt
(Herrschaft, freie Reichsherrschaft). 1068 wird in einer gefälschten Urkunde
die Burg W. an der oberen Niers südlich Mönchengladbachs bzw. südwestlich
Düsseldorfs erstmals genannt. Um sie entstand eine kleine Herrschaft der Herren
von W., zu der noch die Herrschaft Schwanenberg nordwestlich von Erkelenz
zählte. 1310 war sie Lehen Gelderns. König Maximilian verlieh das Reichslehen
W. seinem Rat Heinrich von Hompesch. 1502 fiel es an die Freiherren von Quadt,
die 1752 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden. Die Reformation drang nicht
völlig durch. 1792 gehörte der Graf von Quadt wegen der Herrschaft W. (1,5
Quadratmeilen, 3000 Einwohner) zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1794 wurde die Herrschaft von Frankreich
besetzt. 1813/1815 kam sie an Preußen, 1946 W. an Nordrhein-Westfalen. S. Are-Wickrath.
L.: Wolff 365f.; Zeumer 554 II b 63, 25; Wallner 704 WestfälRK 45;
Husmann-Trippel, J., Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bzw.
Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath, 1909ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wijlre (reichsunmittelbare Herrschaft,
Wylre). W. an der Geul im Herzogtum Limburg östlich Maastrichts wird erstmals
1040 erwähnt. Um 1150 nannten sich die Scavedries nach ihm. Die aus Burg und
Dorf W. und einigen Höfen bestehende reichsunmittelbare Herrschaft wechselte
vielfach den Inhaber. Sie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht
eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis 1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg
(Südlimburg) der Niederlande. S. Wylre.
L.: Wolff 498. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Willisau, Wickisau (Grafschaft). Die
Grafschaft W. mit der Stadt Reichenweier im Elsass gehörte 1420 zu Württemberg.
Mit dem Elsass kam W. zu Frankreich. S.
Wickisau.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Windisch-Matrei (Herrschaft), Matrei in
Osttirol. Matrei bei Lienz wird erstmals 1160 genannt. Um 1200 ging die
Herrschaft W. (so seit 1334 wegen der einstigen Zugehörigkeit zu Kärnten) an
das Erzstift Salzburg über. Seit 1648 war sie an die Lasser verpfändet. 1810
kam sie an das Königreich Illyrien Frankreichs,
1813 an Tirol.
L.: Wolff 133. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Windsheim(, Bad Windsheim) (Reichsstadt).
W. bei Uffenheim kam 791 (Kopie des 12. Jahrhunderts, Winedesheim) von König
Karl dem Großen an den Bischof von Würzburg. Die um 1200 planmäßig angelegte
Marktsiedlung fiel um 1235 (1235/1237) an das Reich zurück und wurde um 1280
Stadt. Trotz wiederholter Verpfändungen an Würzburg und an die Hohenzollern
erlangte W. 1295 die Befreiung von den benachbarten Landgerichten, 1433 die
Bestätigung der Gerichtshoheit, 1464 die Bestätigung des Blutbannes und 1496
die Anerkennung der vollen Gerichtsbarkeit des Rates innerhalb der Mauern.
Damit war sie vom 15. Jahrhundert bis 1802 Reichsstadt. Am Ende des 14.
Jahrhunderts hatte sie zwischen 2500 und 3000 Einwohner. Von 1521 bis 1555
wurde die Reformation in der Stadt eingeführt. Sie zählte zum fränkischen
Reichskreis und gehörte um 1800 den Kantonen Odenwald und Steigerwald des
Ritterkreises Franken an. 1796 unterstellte sie sich vorübergehend dem Schutz
Preußens. Danach fiel sie mit 1 Quadratmeile Gebiet und 4000 Einwohnern 1802 an
Bayern, 1804 an Preußen, 1806 an das von Frankreich
besetzte Bayreuth und 1810 endgültig an Bayern. Seit 1961 trägt W. den Namen
Bad Windsheim.
L.: Wolff 129; Zeumer 555 III b 21; Wallner 693 FränkRK 26; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Schroeder 248ff.; Pastorius, M., Kurze Beschreibung der Reichsstadt Windsheim
1692, 1692, Neudruck 1980; Schultheiß, W., Die Entwicklung Windsheims vom Markt
des Hochstifts zur Reichsstadt im 13. Jahrhundert, Jb. d. hist. Ver. f.
Mittelfranken 73 (1953), 17; Hofmann, H., Neustadt-Windsheim, 1953, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken R I 2; Rößler, H., Die Reichsstadt
Windsheim von der Reformation bis zum Übergang an Bayern, Zs. f. bay. LG. 19
(1956); Schultheiß, W., Urkundenbuch der Reichsstadt Windsheim 741-1400, 1963;
Estermann, A., Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt in Bildern, 1967;
Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968), 421;
Korndörfer, W., Studien zur Geschichte der Reichsstadt Windsheim vornehmlich im
17. Jahrhundert, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1971; Rabiger, S., Bad
Windsheim. Geschichte - Zeugnisse - Informationen, 1983; Reichsstädte in
Franken, hg. v. Müller, R., Bd. 1ff. 1987; Fahlbusch, F., Windsheim, LexMA 9
1998, 235. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Winneburg (reichsunmittelbare Herrschaft[,
Fürstentum]). Nach der bei Cochem an der Mosel gelegenen Burg nannten sich die
Herren von W., die um die Burg eine kleine Herrschaft errangen. Sie erbten 1362
in weiblicher Erbfolge die Herrschaft Beilstein nördlich Zells an der Mosel.
1637 zog das Erzstift Trier nach Auseinandersetzungen mit der Pfalz (1488
Beilsteiner Krieg) und dem Aussterben der Herren W. und Beilstein an sich. 1652
übertrug es sie mit 17 Orten als Reichsafterlehen an die Freiherren von
Metternich, die 1679 in den Grafenstand erhoben wurden und sich deswegen von
Metternich-Winneburg und Beilstein nannten. Sie besaßen bis 1780 den größten
Teil ihrer Herrschaft als sog. Dreiherrisches auf dem Hunsrück zusammen mit dem
Erzstift Trier und der Grafschaft Sponheim. 1792 gehörten die Grafen von
Metternich wegen W. und Beilstein (Winneburg-Beilstein) zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Die
Herrschaften W. und Beilstein zählten mit 3 Quadratmeilen Gebiet und 6500
Einwohnern zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der Besetzung
durch Frankreich wurden sie 1801 an Frankreich angegliedert. 1815 kamen sie an Preußen,
1946 an Rheinland-Pfalz. (S. a. Ochsenhausen.)
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wittem (Herrschaft). W. westlich von
Aachen wurde zusammen mit sechs Kirchdörfern von Herzog Johann III. von Brabant
(1312-1355) seinem unehelichen Sohn Johann von W. gegeben. Dessen Urenkel
verkaufte es 1466 als Lehen Brabants an Dietrich von Pallant (Palant). 1520
erhob Kaiser Karl V. W. zur Reichsherrschaft. 1685 wurde die Herrschaft Eiß und
Schlenacken, deren Besitz oft gewechselt hatte, aus dem Hause Waldeck als
wittemsches Lehen eingezogen und mit W. vereinigt. 1689 beendete Spanien das
Lehnsverhältnis Brabants. Inhaber der Herrschaft, die 1732 Grafschaft wurde,
waren seit 1720 die Grafen von Giech, später die Grafen von Plettenberg, die wegen
der Herrschaft W. zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags gehörten. Die Herrschaft zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Zusammen mit den Herrschaften Eiß
und Schlenacken umfasste sie ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 2700
Einwohnern. 1794 endete mit dem Einmarsch Frankreichs
die Selbständigkeit. Seit 1815/1839 gehörte W. zur Provinz Limburg (Südlimburg)
der Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 164; Wolff 362f.; Zeumer 554 II b 63, 22; Wallner 704
WestfälRK 44. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wolbeck (Burg). An dem 1185 erstmals
erwähnten Ort W. (Walbeke, Waldbach) legte der Bischof von Münster vor der
Mitte des 13. Jahrhunderts an wichtigen Straßen eine Burg (castrum 1242) an,
der eine Stadt folgte. Seit 1275 wurde W. ein bevorzugter Aufenthaltsort der
Bischöfe. Das zugehörige, von der Lippe bei Dolberg bis Hembergen nördlich
Grevens reichende Amt bildete zusammen mit dem Amt Rheine 1803 das Fürstentum
Rheina-Wolbeck des Herzogs Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem. 1806 kam es zum
Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an
Preußen (Provinz Westfalen) und W. damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Rheina-Wolbeck.
L.: Wolff 312; Casser, P., Aus Wolbecks Vergangenheit, 1926; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 686. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Worms (Hochstift, Residenz des
Bischofs). Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die ursprünglich
keltische, dann germanische, dann römische Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz
eines Bischofs, der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine
Diözese zog sich sichelförmig vom Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach
Guntersblum/Oppenheim und dem unteren Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei
lag bis 1156 bei den Grafen von Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei
Rhein. Dem Bischof gelang trotz erheblicher Bedeutung in der Stauferzeit nur
der Erwerb eines kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit etwa 1330 stieg der
Einfluss der Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde bald Ladenburg. In
der Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der Diözese verloren.
Seit 1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz oder Trier verbunden.
Um 1790 war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen
von Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter des zuletzt 8
Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften umfassenden, zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts an Frankreich,
1803 die rechtsrheinischen Teile an Baden und Hessen-Darmstadt. 1805 wurde das
Bistum aufgelöst und 1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer, Freiburg und
Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an Bayern und
Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das
Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998,
330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im
2. Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten
Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an
die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346
(?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er
Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten und danach umgesiedelten
Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches Königsgut. Seit dem 7.
Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin verlegten die fränkischen
Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803 (?) abgebrannte Pfalz.
898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über. Bischof Burchard I. von
Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im Investiturstreit standen
die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten dafür 1074 Zollfreiheit und
andere eigenständige Rechte. Weitere Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich
I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273 wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch
König Rudolf von Habsburg anerkannt, doch bestanden weiter bischöfliche Rechte.
1498/1499 erneuerte die Stadt in weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer
Reformation. Sehr früh ging sie zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur
sein unmittelbares linksrheinisches Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine
Herrschaft bringen konnte, das Angebot des Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu
werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801 fiel sie
als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende
der Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und
Österreichs, 1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am
Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert,
F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur
Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms
1659-1789, 1970; Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs
Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die
Stadtherrschaft in Worms während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die
Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und
Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die
politische Orientierung von Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum,
1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 688.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich,
Land, Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg
Wirtinisberc auf dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten
Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem
salischen Herzog Konrad von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083
Konrad, 1089/1092 Conradus de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen
(Grafschaft im Remstal) auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal
begütert waren und - vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn
des 13. Jahrhunderts das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und
Schorndorf erlangt hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden
Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben
sie um 1245 von den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14.
Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482
offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und
Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach
dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich
(Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz
Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen,
Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das
Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319],
Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg,
Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier
und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339
Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft
Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von
den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard
III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie
dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die
Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte
Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und
Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart,
Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll
zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei
zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim,
Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft
Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft
Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem
Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein,
die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen),
Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt
Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg,
die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt
Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach
gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die
Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die
Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft
Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von
Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen),
Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan,
Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen,
Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg
(Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein,
Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg,
Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim,
Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen,
Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und
Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und
Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten.
1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche
Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen
bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die
Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen.
1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer
der Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von
Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für
die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des
Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der
unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W.
1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die
Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte
der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens
von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen
Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel
seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und
geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie
und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801
(Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund,
7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des
Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die
Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und
Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen)
sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn,
Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem
Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern).
Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in
Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und
das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das
Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster
in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil
und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die
Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster
Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf,
das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das
Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg,
Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw.
Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg),
Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die
Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen
und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das
Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in
Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in Mergentheim und
Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch
Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in Heilbronn und das
Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in Langenargen und
Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich 1830
die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12.
1805), die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in
Altdorf) und mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei
und verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und
Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der
Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf.
S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg,
1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck,
W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die Grafschaft Württemberg
und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg.
Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im
Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978; Dehlinger,
A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute,
Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974,
Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs, 1963; Miller,
M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung bis heute,
1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in
Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller, A.,
Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989; Philippe,
R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The Making of a
State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich
Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v.
Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg
1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C.,
Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein
Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein
in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes
Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden und
Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P., Napoleons
Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte
und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen
(1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989;
Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen
Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl,
I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg
1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T.,
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch
der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F.,
2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb.
v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen
Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates
Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wylre (reichsunmittelbare Herrschaft,
Wijlre). W. an der Geul im Herzogtum Limburg östlich Maastrichts wird erstmals
1040 erwähnt. Um 1150 nannten sich die Scavedries nach ihm. Die aus Burg und
Dorf W. und einigen Höfen bestehende reichsunmittelbare Herrschaft wechselte
vielfach den Inhaber. Sie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht
eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis 1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg
(Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 498. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zürich (Kanton). 1798 wurde das aus der
1218 Reichsunmittelbarkeit erlangenden, seit 1291 durch Bündnisse mit Uri und
Schwyz verknüpften (Reichs-)Stadt Z. erwachsene Herrschaftsgebiet Zürichs als
Kanton in die von Basels Oberzunftmeister Ochs mit Unterstützung Frankreichs gebildete Helvetische Republik
eingegliedert. 1803/1815 wurde Z. als Kanton der Eidgenossenschaft der Schweiz
wiederhergestellt.
L.: Wolff 518; Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 1 1995.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum],
Residenz des Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von
Lothringen zum Rhein erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen
von Saarbrücken. Sie war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken
abgeteilten Grafschaft Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der
früheren Grafschaft Veldenz, Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570],
Vogtei über Hornbach und Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der
Grafen von Eberstein Stauf am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in
Lothringen (Linder, Mörsberg, Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen
Bitsch an die Herzöge von Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt
(Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft Z. und Amt Bergzabern] und
Zweibrücken-Bitsch). Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten
Grafen durch Verkauf zur Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode
an das bis 1570 bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch
Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393
verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von
Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697
war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel
Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in Schweden regierende
Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718 unterstand es seitens
Schwedens dem vertriebenen König von Polen Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es
an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000
Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919
und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen
1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt 1352-1952,
1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl, J./Lohmeyer, K.,
2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken, bearb. v. Doll,
A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998, 717; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
658; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Andlau* (Abtei, Residenz) Frankreich (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Arenberg* bzw. Aremberg (H, G, Hz) Aerschot bzw. Aarschot, Chimay, Croy, Dülmen, Emsland, Frankreich, Freusburg, Jülich-Kleve-Berg, Kerpen (Ht), Köln, Kurrheinischer Reichskreis, Mechernich, Meppen, Münster, Recklinghausen, Rheinbund, Rheinprovinz, Saffenburg, Schleiden, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Artois* (Gt) Burgund, Flandern, Frankreich, Niederlande (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bar* (G, Hz) Apremont, Bar-le-Duc, Chiny, Clermont-en-Argonne, Commercy, Frankreich, Lothringen, Sponheim, Verdun (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berg* (G, Ht, RRi) Altena, Arenberg, Bayern, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Broich, Burg an der Wupper, Dortmund, Drachenfels, Düsseldorf, Elten, Essen (RAbt, RS), Frankreich, Gemünden, Gimborn-Neustadt, Hambach, Hardenberg, Homburg, Horstmar, Huckarde-Dorstfeld, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserswerth, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Köln (EStift), Königswinter, Landskron, Leiningen, Limburg, Lingen, Lommersum, Looz-Corswarem, Lüdinghausen, Mark, Münster, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Siegen, Neuburg, Odenthal, Pfalz-Neuburg, Recklinghausen, Remagen, Rheda, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Salm-Horstmar, Schöller, Siegburg, Siegen, Tecklenburg, Trier, Weltersburg, Werden, Westerburg, Westfalen, Wildenburg, Wolkenburg (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Besançon* (EStift, Residenz, freie RS) (Bisanz) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Konstanz, Lausanne, Metz (Hochstift), Straßburg (Hochstift) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bitsch* (Ht) Frankreich, Medelsheim, Saarbrücken (Gt), Schöneck, Zweibrücken (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Burgund* (KgR, Hztm, FreiGt) Aalst, Andechs, Antwerpen, Aosta, Arles, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belfort, Belgien, (Berghes,) Bern, Besançon, Bournonville, Brabant, Breisach, Burgundischer Reichskreis, Dalhem, Dauphiné, Den Haag, Diedenhofen, Dole, Elsass, Elten, Flandern, Franche-Comté, Frankreich, Freiburg (RS), Gaveren, Geldern, Generalstaaten, Genf (Hochstift), Gent, Grimbergen, Habsburg, Holland, Jever, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Laupen, Lausanne, Limburg (Hztm), Lommersum, Lure, Luxemburg, Luxeuil, Mecheln, Moers, Mömpelgard, Namur, Neuenburg, Niederlande, Österreich, Ostfriesland, Saint-Maurice, (Sankt Moritz,) Salins, Savoyen, Schweiz, Seeland, Sitten, Solothurn, Sundgau, Thoire-Villars, Tournai, Utrecht, Veluwe, Welfen, Württemberg, Zähringen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cambrai* (Hochstift, EStift, Residenz, freie RS) Flandern, Frankreich, Mecheln, Niederlande, Utrecht (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dauphiné* (Ftm) Burgund, Die (G, Hochstift), Faucigny, Frankreich, Vienne (EStift) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Flandern* (Gt) Aalst, Artois, Belgien, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Gaveren, Generalstaaten, Gent, Hennegau, Iseghem (Izegem), Mecheln, Namur, Niederlande, Seeland, Steenhuysen (Steenhuize), Tournai (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Frankreich* Aachen, Aalst, Ahaus, Altkirch, Andechs, Anholt, Annweiler, Ansbach, Aosta, Arenberg, Arles, Artois, Asti, Bar, (Barbelstein bzw. Berwartstein), Barr, Basel (FBtm, Hochstift), Basel (RS), Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Beinheim, Belgien, Bellelay, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Bentinck, Berg, Bergzabern, Berwartstein, Besançon (EStift), Besançon (RS), Biel, Birkenfeld, Blankenberg, Blankenheim, Blieskastel, Bolchen, Bonn, Boppard, Bouillon, Brabant, Breisach, Bremen, Bretzenheim, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Chablais, Chalon, Chatillon, Clermont-en-Argonne, Cochem, Colmar, Cremona, Croy, Dagsburg, Dagstuhl, Dahn, Dann, Danzig, Daun, Dauphiné, Diedenhofen, Dillingen, Dörrenbach, Dreis, Dülmen, Düren, Düsseldorf, Echternach, Eilendorf, Elsass, Elsass-Lothringen, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Finstingen, Flandern, Fleckenstein, Florenz, Frankfurt, Freckenhorst, Freiburg, Freudenburg, Fulda, Geizkofler, Geldern, Gemen, Generalstaaten, Genf, Genua, Germersheim, Gerolstein, Giech, Görz, Graubünden, Gronsfeld (Gronsveld), Habondange bzw. Habudingen, Hagenau, Hamburg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Helfedange bzw. Helflingen, Hessen, Hessen-Kassel, Hohlandsburg, Holland, Homburg, Horburg, Hörstgen, Hoya, Illyrien, Istrien, Italien, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jülich, Kaiserslautern, Kärnten, Kaysersberg, Kehl, Kempfer, Kerpen, Kleve, Kobern, Köln (EStift), Köln (RS), Koßweiler, Krain, Kranichfeld, Kriechingen, Kronenburg, Kulmbach (Ht, Gt), Küstenland, Laer, Landau in der Pfalz, Leiningen, Lichtenberg, Lingen, Lombardei, Looz-Corswarem, Lothringen, Lübeck, Lüttich, Lützelstein, Luxemburg, Mailand, Mainz, Manderscheid, (Manderscheid-Gerolstein,) Mantua, Mark, Marlenheim, Mechernich, Metz (Hochstift), Metz (RS), Michelbach, Millendonk (bzw. Myllendonk), Minden, Modena, Moers, (Moers-Saarwerden,) Mömpelgard, Monaco, Mühlhausen, Munster, Münster, Münzenberg, Myllendonk, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Neuenburg, Neuwürttemberg, Niederlande, Nizza, Novara, Oberehnheim, Oberelsass, Oberstein, Oldenburg, Oranien, Ortenberg, Osnabrück, Österreich, Ostfriesland, Parma, Pfalz, Pfirt, Piemont, Piombino, Preußen, Provence, Püttlingen, Rappoltstein, Ravenna, Ravensberg, Reckenheim, Reichenweier, Reifferscheid, Reipoltskirchen, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck, Rheingrafen, Rheinischer Ritterkreis (Rhein RiKreis bzw. Ritterkreis Rhein), Rheinprovinz, Richold, Rochefort, Rosheim, Romansweiler (Rumolsweiler), Saarbrücken, Saarburg, Saargebiet, Saarwerden, Sachsen-Lauenburg, Sachsenburg, Saffenburg, Salm, Salm-Anholt, Salm(-Reifferscheid)-Krautheim, Savoyen, Schleiden, Schleithal, Schlettstadt, Schweiz, Sedan, Seeland, Selz, Spanien, Speyer, Stablo und Malmedy, Stein, Steinfeld, Steinfurt, Straßburg, Sundgau, Tecklenburg, Thüringen, Tirol, Toul, Tournai, Trier, Triest, Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft), Utrecht (Ht), Utrecht (Hochstift), Venaissin, Venedig, Verdun, Vicenza, Vienne, Virneburg, Volterra, Vorderösterreich, Waldstädte, Wallis, Warspach, Wartenberg, Wasselnheim, Weilertal, Weißenburg (RS), Weißenburg (RPropstei), Werd, Westfalen, Westphalen, Wickisau (Willisau), Wickrath, (Wijlre,) Windisch Matrei, Windsheim, Winneburg, Wittem, Wolbeck, Worms, Württemberg, Wylre (Wijlre), Zürich (Ka), Zweibrücken (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Geldern* (Gt, Hztm, Residenz) Anholt, Borculo bzw. Borkulo, Brabant, Burgundischer Reichskreis, Doornwaard, Drente, Frankreich, Generalstaaten, Groningen, Hamb, Hoevelaken, Hörstgen, Jülich, Kleve, Limburg, Lüttich, Millendonk bzw. Myllendonk, Moers, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nimwegen, Oranien, Overijssel, Preußen, Rozendaal, Scherpenzeel, Tecklenburg, Utrecht, Veluwe, Wickrath, Zutphen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Germersheim* (RS) Frankreich, Pfalz (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hamburg* (freie RS, freie S, L) Braunschweig-Harburg, Deutscher Bund, Frankreich, Hadeln, Hannover, Hanse, Harburg (Bg), Horstmar, Lübeck, Niedersächsischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Preußen, Ratzeburg, Rheinbund, Riga, Ritzebüttel, Sachsen-Lauenburg, Schleswig-Holstein, Wursten (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hanau-Lichtenberg* (G) Elsass, Frankreich, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hessen, Hessen-Darmstadt, Lemberg, Lichtenau, Lichtenberg, Willstätt (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hannover* (Ftm, Hztm, Residenz) Arenberg, Auburg, Bentheim, Bevern, Blumenthal, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Bremen, Calenberg, Celle, Dassel, Deutscher Bund, Diepholz, Duderstadt, Ebstorf, Eichsfeld, Emsland, Esens, Frankreich, Goslar, Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen, Grubenhagen, Hadeln, Hallermunt, Harlingerland, Hessen-Nassau, Hildesheim, Hohnstein, Hoya, Ilfeld, Jennelt, Kehdingen, Kurfürstenkollegium, Lauenburg, Lingen, Looz-Corswarem, Lüneburg, Mühlhausen, Münden, Neuenburg, Neuengleichen, Neuhaus (Amt), Niedersächsischer Reichskreis, Oldenburg-Wildeshausen, Osnabrück, Ostfriesland, Papenburg, Petkum, Platen(-Hallermunt), Plesse, Preußen, Ratzeburg, Regenstein (Reinstein), (Risum), Roden, Rotenburg, Rysum (Risum), Sachsen, Sachsen-Lauenburg, Scharzfeld, Schweden, Spiegelberg, Stade, Sternberg, Stotel, Tecklenburg, Valangin, Verden, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Welfen, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westphalen, Wildeshausen, Wittmund, Wunstorf, Wursten (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Homburg* (im Saarpfalz-Kreis) (G) Blieskastel, Frankreich, Pfalz, Saargebiet (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kaiserslautern* (RS) Frankreich, Pfalz, Pfalz-Lautern, Wartenberg, Worms (Hochstift), s. a. Lautern (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lauenburg* (Hztm, Residenz) Askanier, Brandenburg, Dänemark, Deutscher Bund, Frankreich, Hannover, Niedersachsen, Pommern, Ratzeburg, Sachsen, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Wittenberg, Schleswig-Holstein, Westphalen, Wursten (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lautern* (Ftm) Bayern, Frankreich, Kaiserslautern, Pfalz-Lautern, s. Kaiserslautern (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Leiningen* (Gt, Ftm) Altleiningen, Amorbach, Baden, Dagsburg, Dierbach, Eberbach, Elsass, Frankreich, Freckenfeld, Gemünden, Grünstadt, Gundheim, Guttenberg, Hadamar, Hassloch, Hofstätten (Hofstetten), Horbach, Iggelheim, Kandel, Landau (in der Pfalz), Leiningen-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, Leiningen-Grünstadt, Leiningen-Guntersblum, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Limburg, Mensfelden, Metz (Hochstift), Minderslachen (Mundeslacht,) Minfeld, Mosau (Mossaw), Neufürstliche Häuser, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz, Rixingen, Runkel, Saarbrücken, Schweigen, Sinsheim, Walldürn, Westerburg, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wideho, Wied, Wilgartswiesen, Würzburg (Hochstift) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lothringen* (Hztm) Apremont, Bar, Bitsch, Blankenberg, Blieskastel, Bolchen, Bouillon, Brabant, Burgund, Elsass-Lothringen, Falkenstein (Ht, Gt), Finstingen, Forbach, Frankreich, Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Hessen, Köln (EStift), Kriechingen, Lixheim, Luxemburg, Luxeuil, Metz (Hochstift), Michelbach (RDorf), Mörchingen, Nalbach, Nancy, Nassau-Saarbrücken, Nomeny, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Österreich, Pfalz, Püttlingen, Saalfeld, Saarburg, Saarwerden, Sachsen-Saalfeld, Salm, Schuttern, Sponheim, Toskana, Toul, Vaudémont, Verdun, Westrich, Zweibrücken (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lübeck* (Hochstift, Ftm, RS) Danzig, Deutscher Bund, Elbing, Eutin, Frankreich, Greifswald, Hamburg, Hanse, Holstein, Mecklenburg-Schwerin, Niedersächsischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Oldenburg, Preußen, Rheinbund, Sachsen-Lauenburg, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein Gottorf), Soest, Stolp, Stralsund, Wolgast (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lützelstein* (Gt) Bayern, Blieskastel, Frankreich, Pfalz, Pfalz-Veldenz (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Luxemburg* (Gt, Hztm, GroßHztm, Residenz) Baden-Baden, Bar, Belgien, Bettlern, Böhmen, Bolchen, Bouillon, Brabant, Brandenburg, Brünn, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chiny, Cleeberg, Cottbus, Deutscher Bund, Diedenhofen, Echternach, Egerland, Frankreich, Habsburg, Hagenau (LV), Hesperingen (Hespringen), Jülich-Kleve-Berg, Karlstein, Kronenburg, Kuttenberg, Landsberg an der Warthe, Limburg (Hztm), Manderscheid, Namur, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Neuerburg, Niederlande, Prag, Přemysliden, Raugrafen, Rheinprovinz, Rodemachern, Salm, Sankt Maximin, Schleiden, Schlesien, Semgallen, Solms, Ungarn, Vianden, Wenzelstein (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lyon Burgund, Frankreich
Lysgau* s. Listrogouwe
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Metz* (freie RS, Hochstift, Ftm) Apremont, Beier von Boppard, Blamont bzw. Blankenberg), Blieskastel, Chatillon, Commercy, Dagsburg, Elsass-Lothringen, Finstingen, Frankreich, Habondange bzw. Habudingen, Helfedange bzw. Helflingen, Hinguezange bzw. Hingsingen, Homburg, Laer, Lagarde (La Garde), Lothringen, Nassau-Ottweiler, Nomeny, Oberrheinischer Reichskreis, Odernheim, Ottweiler, Pfeddersheim, Püttlingen, Rixingen, Saarbrücken, Saarburg, Saarwerden, Trier (EStift), Türkstein, Vic (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mömpelgard* (Gt, RGt, Residenz) Altkirch, Burgund, Elsass, Frankreich, Württemberg, Württemberg-Mömpelgard (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Murbach* (im Elsass) (ruKl, Residenz) Elsass, Frankreich, Luzern, Sundgau (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Namur* (Gt) Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Flandern, Frankreich, Hennegau, Limburg (Hztm), Lüttich, Niederlande, Sankt Maximin (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niederlande* (Staat) Aalst, Ameiden, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bouillon, Brabant, Breda, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cuylenburg (Culemborg), Deutscher Bund, Deventer, Drente, Egmond, Eiß, Elten, Flandern, Frankreich, Geldern, Generalitätslande, Generalstaaten, Groningen, Gronsveld (Gronsfeld), Habsburg, Havré (Havre), Hennegau, Holland, Hoorn (Horn), Jülich, Kleve, Kurrheinischer Reichskreis, Limburg Hztm, Lüttich, Luxemburg, Maastricht, Moresnet, Namur, Nassau, Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nimwegen, Nivelles, Oranien, Österreich, Ostfriesland, Overijssel, Pfalz, Rebecq (Rebecque), Reckheim bzw. Reckenheim, Richold, Salm, Scherpenzeel, Schlenaken (Schlenacken), Schwarzenberg, Seeland, Spanien, Stablo (Stablo und Malmedy), Stein, Thorn, Thurn und Taxis, Tournai, Utrecht (Bg, S), Utrecht (Hochstift), Veluwe, Vianen, Wijlre (Wylre), Wittem, Zutphen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oldenburg* (Gt, GroßHztm) Ahrensbök, Aldenburg, Bentinck, Birkenfeld, Bremen (freie RS), Bruchhausen, Cloppenburg, Delmenhorst, Deutscher Bund, Dinklage, Eutin, Frankreich, Holstein, Holstein-Rendsburg, Holzappel, Inhausen (Innhausen,) Jever, Kniphausen, Lübeck (Hochstift, Ftm), Lübeck (RS), Lütetsburg, Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersachsen, Norddeutscher Bund, Oldenburg-Wildeshausen, Preußen, Rheinbund, Rüstringen, Saargebiet, Sachsen, Saterland, Schaumburg (Gt), Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Stedingen, Varel, Vechta, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wildeshausen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz* (Kurpfalz) (KFtm, PfGt) Adendorf, Alzey, Amberg, Annweiler, Asperg, Bacharach, Baden, Barr, Bauerbach, Bayern, Bayern-Landshut, Bellheim, Berg, Bergzabern, Billigheim, (Bleistein,) Böhl, Bolanden, Braunschweig-Lüneburg, (Breiteneck,) Bretten, Cham, Cochem, Dalberg, Dexheim, Dienheim, Dierbach, Dilsberg, Dischingen, Dittelsheim, Donauwörth (R Pflege), Eberbach, Ebernburg, Egerland, Ehrenburg, Ehrenfels, Elsass, Eppingen, Erbach, Erlenbach, Flehingen, Franken (Hztm), Frankenthal, Frankreich, Freckenfeld, Frettenheim, Gelnhausen, Germersheim, Gertweiler, Gimborn-Neustadt, Godramstein, Großwinternheim (Groß-Winternheim),Gültlingen, Gundheim, Guttenberg, Habsburg, Hagenau, Hannover, Harmersbach, Haxthausen, Heidelberg, Heidesheim, Heiligenstein, Helmstadt, Hessen, Hessen-Pfalz, Hofstätten (Hofstetten), Hohenlohe, Homburg (Ht), Horbach, Hornbach, Iggelheim, Impflingen, Ingelheim, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserslautern, Kandel, Kerpen (Ht, RGt), Klingen, Kraichgau, Kreuznach, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Lauterecken, Leiningen, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, Limburg (an der Lahn), Lommersum, Lorsch, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim, Lützelstein, Maienfels, Mainz (EStift), Mannheim, Maulbronn, Medelsheim, Meisenheim, Meudt, Michelstadt, Minderslachen, Minfeld, Mosau (Mossaw), Mosbach, (Mundeslacht,) Nalbach, Nassau-Saarbrücken, Neckargemünd (Neckargmünd), Neubamberg (Neu-Bamberg), Neuburg, Neuenahr, Neumarkt, Neustadt an der Weinstraße, Nierstein, Nörvenich, Oberbayern, Oberpfalz, Oberrheinischer Reichskreis, Oberschefflenz, Odenthal, Odernheim, Offenburg (RS), Oppenheim, Ortenau, Otzberg, Pfalz-Lautern, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Lautern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Neumarkt bzw. Pfalz-Oberpfalz, Pfalz-Simmern, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Veldenz, Pfalz-Zweibrücken, Pleystein (Bleistein), Rappoltstein, Raugrafen, Remigiusland, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Richen, Rohrbach, Rot an der Rot, Rothenberg, Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Schauenburg, Schönberg (Bg), Schuttern, Schwabsburg, Schweigen (Schweiger), Schwetzingen, Selz (Propstei), Sickingen, Simmern, Sinsheim, Soden (RDorf), Sponheim, Steinweiler, Stettenfels, Sulzbach (RDorf), Trier (EStift), Trifels, Veldenz, Vorderösterreich, Waldsassen, Walldorf, Weil der Stadt, Weinsberg (Ht), Weinsberg (RS), Wideho (Widehr), Wildberg, Wildgrafen, Wilgartswiesen, Winneburg, Winternheim (Großwinternheim), Wittelsbach, Wolfstein (RS), Worms (RS), Worms (HStift), Zweibrücken, Zwingenberg am Neckar, s. Pfalzgraf (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Provence* (Gt, Lschaft) Arles, Burgund, Forcalquier, Frankreich, Luxeuil, Nizza, Venaissin (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Prüm* (gfAbtei, RAbtei, Residenz, ) Adendorf, Are, Bedburg, Ehrenstein, Frankreich, Katzenelnbogen, Kerpen (Ht, RGt), Oberrheinischer Reichskreis, Remagen, Trier (EStift), Weißenburg (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheingrafen* Alsenz, Dhaun, Diemeringen (Dimringen), Engelstadt, Frankreich, Freimersheim, Grumbach (G), Gundheim, Horstmar, Jülich-Kleve-Berg, Kreuznach, Kyrburg, Rhaunen, Rheinprovinz, Salm, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wildgrafen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saarbrücken* (Gt, RS) Bergzabern, Blieskastel, Commercy, Dagstuhl, Frankreich, Hornbach, Lahr-Mahlberg, Leiningen, Metz (Hochstift), Nassau, Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken, Oberrheinischer Reichskreis, Ottweiler, Rheinprovinz, Tecklenburg, Worms, Zweibrücken (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm* (G, Ftm) Anholt, Blamont (Blankenberg), (Blankenberg), Blieskastel, Borken, Dhaun, Elsass, Finstingen, Frankreich, Limpurg-Speckfeld, Luxemburg, Neuburg am Inn, Neufürstliche Häuser, Reifferscheid, Rennenberg, Rheingrafen, Salm-Anholt, Salm-Grumbach, Salm-Horstmar, Salm-Kyrburg, Salm-Reifferscheid, Salm-Salm, Westfalen, Wildgrafen, s. a. Niedersalm, Obersalm (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm-Kyrburg* (G, F) Ahaus, Frankreich, Gemen, Kyrburg, Oberrheinischer Reichskreis, Rennenberg, Rheinbund, Salm (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm-Salm* (G) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Münster (Hochstift), Oberrheinischer Reichskreis, Rhaunen, Rheinbund, Salm, Westfälisches Reichsgrafenkollegium (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Savoyen* (G, Hz) Acqui, Alba, Alessandria, Aosta, Asti, Bern (RS), Burgund, Chablais, Chambéry, Faucigny, Frankreich, Freiburg im Üchtland, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Grandson, Greyerz, Italien, Ivois, Ivrea, Lausanne, Mailand, Mantua, Montferrat, Murten, Nizza, Oberrheinischer Reichskreis, Österreich, Piemont, Pinerolo, Saluzzo, Sankt Moritz (Saint-Maurice), Sitten, Susa, Thoire-Villars, Turin, Vercelli, Waadt, Wallis (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Simmern* (im Hunsrück) (Ht) Bayern, Frankreich, Pfalz, Pfalz-Zweibrücken (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Speyer* (Hochstift, Domkapitel, freie RS, Residenz) Baden, Bamberg (Hochstift), Bauerbach, Bebenhausen, Böhl, Dahn, Eberstein, Franken( Hztm), Frankreich, Germersheim, Godramstein, Hassloch, Herxheim, Hornbach (Kl), Kaufungen, Kraichgau, Kreuznach, Landau in der Pfalz, Mainz (EStift), Maulbronn, Menzingen, Mergentheim, Mindelheim, Minfeld, Neckarsteinach, Oberrheinischer Reichskreis, Odenheim (RPropstei) (Odenheim und Bruchsal), Pfalz, Philippsburg, Rotenhan, Schwarzach, Sulzfeld (H), Udenheim, Waibstadt, Weißenburg im Elsass, Wernau, Winterbach, Worms (Hochstift) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sponheim* (Gt) Altleiningen, Baden, Baden-Baden, Bengel, Birkenfeld, Blieskastel, Dannenfels, Eppenstein, Erden, Falkenstein (Ht, Ganerbschaft), Frankreich, Freimersheim, Gräfenstein, Gundheim, Heinsberg, Hülchrath, Kärnten, Kinderbeuern, Kirchheim, Krain, Kreuznach, Kröv, Oberrheinischer Reichskreis, Ortenburg, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Zweibrücken, Reigersberg, Saffenburg, Sayn, Starkenburg, Stauf, Steiermark, Veldenz, Vianden, Winneburg, Wittgenstein (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Straßburg* (Hochstift, Residenz, freie RS) Baden, Barr, Dagsburg, Egisheim, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Erstein, Ettenheim, Ettenheimmünster, Frankreich, Fürstenberg (G), Fürstenberg-Haslach, Gaisbach, Geizkofler, Gengenbach (RAbtei), Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Harmersbach, Haslach, Herrenstein, Hohenburg, Kehl, Königshofen, Leiningen, Lichtenau (Bg), Lichtenberg, Lützelstein, Mainz (EStift), Marlenheim, Nimburg, Oberkirch, Oberrheinischer Reichskreis, Offenburg, Ortenau, Pfalz, Schlettstadt, Sundgau, Türkheim (Türckheim), Vorderösterreich, Wasselnheim, Werd, Windeck, Zabern (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Toul* (Hochstift, Residenz, RS) Frankreich, Liverdun, Lothringen, Metz (Hochstift), Metz (freie S), Oberrheinischer Reichskreis (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Trier* (EStift, RegBez, freie RS) Adendorf, Arenfels, Beilstein, Bengel, Blieskastel, Boppard, Camberg, Cochem, Dagstuhl, Daun, Dietkirchen, Dreis, Echternach, Ehrenbreitstein, Elkerhausen, Eltz, Erden, Frankreich, Gedern, Glatt, Grenzau, Hammerstein, Heimbach, Isenburg, Isenburg-Grenzau, Isenburg-Kobern, Jülich-Kleve-Berg, Kinderbeuern, Kinheim, Kobern, Kröv, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Landshut bei Bernkastel, Lebach, Leyen, Limburg an der Lahn, Luxemburg, Maastricht, Manderscheid, Mensfelden (Münzfelden), Metz, Meudt, Michelbach, Molsberg, Mühlenbach, (Münzfelden,) Nalbach, Nassau-Weilburg, Neunkirchen, Niederisenburg, Oberstein, Oberwesel, Odenheim bzw. Odenheim und Bruchsal, Osterspai, Partenheim, Pfalz, Pfalzel, Prüm, Reil, Rhaunen, Rheinprovinz, Sankt Maximin, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schad, Schadeck, Scharfenstein, Speyer (Hochstift), Sporkenburg, Stauf (Ht), Stolberg-Gedern, Toul, Vallendar, Verdun, Virneburg, Wartenstein, Wehrheim, Westerburg, Wildgrafen, Winden, Winneburg, Worms (Hochstift) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Veldenz* (G, Ftm) (Bayern,) Frankreich, Geroldseck, Kreuznach, Lauterecken, Lichtenberg, Pfalz-Veldenz, Pfalz-Zweibrücken, Remigiusland, Sponheim, Zweibrücken (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Verdun* (Hochstift, Residenz, RS) Apremont, Blieskastel, Dieulouard, Frankreich, Hattonchâtel, Lauterecken, Lothringen, Metz (Hochstift), Metz (freie RS), Oberrheinischer Reichskreis, Saint-Mihiel (Saint Mihiel)Veldenz (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Westphalen* (KgR) Altmark, Arnstein-Barby (Barby), Brakel, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Bremen (EStift), Corvey, Eichsfeld, Frankreich, Goslar, Halberstadt, Hanau-Lichtenberg, Herford, Hessen, Hessen-Kassel, Hildesheim, Kurmark, Magdeburg (EStift), Mansfeld, Minden, Mühlhausen, Neuenheerse, Nordhausen, Osnabrück (Hochstift), Paderborn, Quedlinburg, Ravensberg, Rheinbund, Rietberg, Sachsen, Schauen, Schwalenberg, Stolberg, Thüringen, Wernigerode, Westfalen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zweibrücken* (Gt, Hztm, Residenz) Bayern, Bergzabern, Bitsch, Blieskastel, Dörrenbach, Frankreich, Hagenbach, Hornbach, Leiningen, Lemberg, Medelsheim, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Zweibrücken, Saarbrücken, Wilgartswiesen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)