Weinacht, Paul-Ludwig, Staat – Staatsräson – Staatsbürger. Studien zur Begriffsgeschichte und zur politischen Theorie (= Beiträge zur politischen Wissenschaft 180). Duncker & Humblot, Berlin 2014 103 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Staat ist eine der wichtigsten zivilisatorischen Entwicklungen in der gesamten Geschichte der Menschheit. Seine gegenwärtige Gestalt ist nach antiken Vorformen wohl erst an der Wende vom Spätmittelalter zur Frühneuzeit entstanden. Mit ihr hat sich der Verfasser während seiner gesamten Forschungszeit intensiv beschäftigt.
Geboren in Freiburg im Breisgau am 28. Mai 1938, wurde Paul-Ludwig Weinacht nach dem Studium von Deutsch, Französisch, Philosophie, Geschichte und Politikwissenschaft in Freiburg im Breisgau, München und Paris an der philosophischen Fakultät der Universität München mit seiner Dissertation über Staat – Studien zur Bedeutungsgeschichte des Wortes von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert promoviert. Nach Tätigkeiten unter anderem bei dem Deutschen Bildungsrat und als wissenschaftlicher Assistent Hans Maiers in München wurde er 1971 an die Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau berufen, von wo aus er 1979 nach Würzburg wechselte, um dort bis 2003 auf dem Lehrstuhl für die Didaktik der Sozialkunde und für politische Wissenschaft zu wirken. Die maschinenschriftliche Fassung seiner Dissertation der Dissertation versandte er bereits 1967 auf Anregung Hans Maiers an Otto Brunner, Werner Conze und Reinhart Koselleck als Herausgeber des grundlegenden Lexikons „Geschichtliche Grundbegriffe“ (1972ff.), woran der vorliegende schmale Sammelband mit dem ersten seiner insgesamt 8 Beiträge anknüpft.
Im Anschluss an diesen Einstieg behandelt der Verfasser eine academische Lection eines Tübinger Professors des Staatsrechts von 1767, die Entdeckung der Staatsräson für die deutsche politische Theorie (1604), die Geschichte und Kritik des Begriffs Staatsbürger, die Anatomie und Rekonstruktion des Staatsmanns und Montesquieus Staat und Regierung in dem Werk Esprit des lois. Danach wendet er sich Carl Schmitts Arbeit an Wort und Begriffs zu und unterscheidet schließlich zwei Typen heutiger Staatstheorie (formalistisch als Herrschaftsverband nach Max Weber bzw. institutionell). Ausgehend von Carl Schmitt gelingen ihm in diesem intensiven Lebenswerk wichtige und weiterführende Einsichten über den Staat, die der Allgemeinheit nunmehr als Einheit an einem Ort zur Verfügung gestellt werden, an dem 45 Jahre zuvor die Dissertation erscheinen konnte.
Innsbruck Gerhard Köbler