Ochs, Heidrun, Gutenberg und sine frunde. Studien zu patrizischen Familien im spätmittelalterlichen Mainz (= Geschichtliche Landeskunde 71). Steiner, Stuttgart 2014. 566 S, Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Johannes Gutenberg (Johannes Gensfleich, genannt Gutenberg), der im Jahre 2000 von einem amerikanischen Forscherteam als man of the millenium ausgezeichnet wurde, wurde um 1400 in der Familie Gensfleisch (wahrscheinlich)  in Mainz geboren, lebte dort aber nach den Erkenntnissen der Verfasserin nur zeitweise und verbrachte vielleicht 20 Jahre seines Lebens in Straßburg. Er war nicht verheiratet und politisch engagiert, sondern lebte vor allem seinen Erfindungen und Unternehmungen. Nach kurzer Rückkehr in seine Vaterstadt verließ er diese mit Vater und Geschwistern in den vierziger Jahren erneut, kehrte aber nach der Eroberung der Stadt 1462 nochmals zurück, wurde Hofmann des Erzbischofs und starb am 3. Februar 1468.

 

Das vorliegende, die frunde Gutenbergs in den Mittelpunkt stellende gewichtige Werk beruht nach dem kurzen Vorwort auf der von Michael Matheus betreuten, in dem Wintersemester 2006/2077 vom Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Universität Main angenommenen, im Frühjahr 2012 nach Überarbeitung in der Druckfassung fertiggestellten Dissertation der als Mitarbeiterin an dem Arbeitsbereich Mittlere und neuere Geschichte und vergleichende Landesgeschichte tätigen Verfasserin. Sie gliedert sich nach einer Einleitung über die Forschungslage, Themenstellung und Methoden, Quellenlage und den Personenkatalog in fünf Abschnitte. Sie betreffen Mainz im Mittelalter, den Lebenskreis Familie, den Lebenskreis Stadt und den Lebenskreis Umland, die am Ende in einer Zusammenfassung ansprechend verbunden werden.

 

Im Ergebnis kann die Verfasserin feststellen, dass die drei von ihr sorgfältig untersuchten Familienverbände der zum Jungen, der Gensfleisch und der Löwenhäupter zu den Geschlechtern bzw. Patriziern der spätmittelalterlichen Stadt Mainz gehörten, deren Lebensläufe und Interessen aber sehr unterschiedlich sein konnten. Wichtigste Grundlage für diese allgemeinen Einsichten sind aus dem Familienverband der zum Jungen 233 Biogramme und aus dem Familienverband der Gensfleisch auf dem offenbar zum so genannten Judenerbe zählenden, am Ende des 14. Jahrhunderts von der Familie der zum Jungen an die Gensfleisch gekommenen Hof zum Gutenberg 80 Biogramme, während die Autorin für den Familienverband der Löwenhäupter auf die 153 von B. Flug untersuchten Mitglieder hinweisen kann. Im Anhang werden die Ehepartner, die Amtsträgerschaften, die Lehen des Erzbischofs, die Provisionen und die Begräbnisstätten aufgelistet und wird die eindrucksvolle Untersuchung durch ein Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Verzeichnis der 17 Abbildungen und ein Register von Afterding bis Zornheim ohne besondere Hervorhebung Johann Gutenbergs benutzerfreundlich abgerundet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler