Die Einheit. Das Auswärtige Amt, das DDR-Außenministerium und der Zwei-plus-Vier-Prozess, hg. v. Möller, Horst/Pautsch, Ilse Dorothee/Schöllgen, Gregor u. a., bearb. v. Amos, Heike/Geiger, Tim. V & R, Göttingen 2015. 872 S., 63 Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Welt verläuft zwischen Dauer und Wandel ohne sichere Möglichkeit der Voraussicht der Zukunft. Nur wenige Genies oder Gaukler konnten im Frühling 1989 vorhersehen, dass wenige Zeit später die Herstellung einer deutschen Einheit wirklich möglich und tatsächlich geschehen würde. Aus späterer Sicht war sie freilich angesichts der dogmatischen Haltung der sozialistischen Politik gegenüber den Freiheitsbedürfnissen ihrer bevormundeten Individuen im Gefolge von Konferenzen über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und von persönlichen Entscheidungen Michael Gorbatschows in der Sowjetunion naheliegend.

 

Der Zeitgenosse konnte den ihm unwahrscheinlichen atemberaubenden Vorgang voll Spannung verfolgen, sich für ihn einsetzen, sein Gelingen erhoffen und eine Verwirklichung tatsächlich miterleben. Die in diesem Zusammenhang entstandenen Dokumente konnte er zwar einzeln an unterschiedlichen Stellen in Ausschnitten zur Kenntnis nehmen, in ihrer Gesamtheit standen sie ihm aber grundsätzlich bisher nicht wirklich zu seiner freien Verfügung. Dem hilft die vorliegende Edition für jedermann erfreulicherweise ab.

 

Sie fand unmittelbar mit ihrem Erscheinen das ungeteilte Interesse eines sachkundigen Rezensenten, doch konnte der federführende Verlag kein Rezensionsexemplar zu Verfügung stellen, geschweige denn auch nur antworten. Deswegen muss der Herausgeber vorläufig auf Grund eines aus der Bayerischen Staatsbibliothek in München ausgeliehenen Exemplars mit einem Satz darauf hinweisen. Insgesamt enthält die grundlegende Edition auf 700 Seiten 170 Dokumente aus dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland und dem Außenministerium der (früheren) Deutschen Demokratischen Republik vor und nach dem den Mittelpunkt des Geschehens bildenden Zwei-plus-Vier-Vertrag von einem Vermerk des stellvertretenden Referatsleiters 513, Mulack, vom 7. Juli 1989 über übersiedlungswillige Deutsche aus der Deutschen Demokratischen Republik in die Volksrepublik Ungarn bis zu „Ortez“ (im Abkürzungsverzeichnis und in den Registern unerklärt, weil vielleicht für Sachkundige selbverständlich) des Referatsleiters 012, Bettzuege, vom 26. November 1990 über das KSZE-Treffen der Staats- und Regierungschefs in Paris vom 19. bis 21. November 1990 und schließt die Verwirklichung eines politischen Traumes vieler in der Gegenwart von - seitens Angela Merkels angelockten - zuzugswilligen Nochnichtdeutschen überrannter Deutscher nach einem Literaturverzeichnis inhaltlich durch ein Personenregister und ein Sachregister benutzerfreundlich auf.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler