Zwangsarbeiter
in Österreich 1939-1945 und ihr Nachkriegsschicksal. Ergebnisse der Auswertung
des Aktenbestandes des „Österreichischen Versöhnungsfonds“ – Ein Zwischenbericht,
hg. v. Bacher, Dieter/Karner, Stefan (= Veröffentlichungen des
Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung 21). StudienVerlag,
Innsbruck 2013. 352 S., zahlr. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die
Zwangsarbeit als die unter äußerem Zwang geleistete Arbeit ist eine Form des
tatsächlichen Umgangs des Stärkeren mit Schwächeren, die während des 20.
Jahrhunderts eine zuvor kaum bekannte Größenordnung erreichte. Wegen ihr wurde
1951 erstmals ein Schadensersatzverfahren vor einem deutschen Zivilgericht
durchgeführt. Seitdem hat sich vor allem unter dem Druck der Medien in der
Weltöffentlichkeit die Einstellung zur Zwangsarbeit erheblich gewandelt.
Dementsprechend
wollte sich nach langem Zögern Österreich am Beginn des 21. Jahrhunderts seinem
schweren politischen Erbe von mehr als einer Million ziviler Zwangsarbeiter
stellen und weit mehr als 50 Jahre nach den seinerzeitigen Ereignissen mit
einer Geste des Mitgefühls und des Verständnisses auf die noch lebenden
Menschen zugehen, die während des zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet des
heutigen Österreichs Zwangsarbeit hatten leisten müssen. Vorsitzender des zu
diesem Zweck gegründeten Komitees des Fonds für Versöhnung, Frieden und
Zusammenarbeit wurde im Jahre 2001 Ludwig Steiner, Generalsekräter Richard
Wotava, die beide dem Band ein kurzes Geleitwort voranstellen. In das damit
aufgegriffene Forschungsprojekt führt Stefan Karner umsichtig in einem Vorwort ein,
während Dieter Bacher die Zwangsarbeit in Österreich und die Arbeit des
Versöhnungsfonds beschreibt.
Im
Einzelnen werden dann in drei Abschnitten fünf Studien zu einer sachlichen
Einheit zusammengefasst. Dabei zeigt Hermann Rafetseder Zahlen (z. B. rund
155000 Anträge, 131377 Fälle von Ausgleichszahlungen in Höhe von knapp 500
Millionen Euro) und Schicksale, behandeln Heinrich Berger und Jürgen Strasser
Aspekte und Beispiele (ausländische Zwangsarbeiter in Konzentrationslagern,
französische Zwangsarbeiter in Österreich) und verfolgen Barry McLoughlin und
Dieter Bacher Schicksale ehemaliger Zwangsarbeiter nach 1945. Sechs Register
schließen den instruktiven Sammelband über ein bedrückendes Kapitel
menschlichen Verhaltens hilfreich auf.
Innsbruck Gerhard
Köbler