Weeden, Jason/Kurzban, Robert, The Hidden Agenda of the Political Mind. Princeton
University Press, Princeton 2014. 376 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Als Einzelner ist der Mensch zwar frei, aber auch schwach und allein. Auch deswegen hat er über die natürliche Triebhaftigkeit hinaus die Gesellschaft gebildet. Wie andere finden auch Politiker in ihr nur dann Anhänger, wenn sie Ziele vertreten, die von anderen geteilt und unterstützt werden.
Vor diesem Hintergrund haben die beiden an der University of Pennsylvania tätigen Psychologen politisches Verhalten auf der Grundlage der Forschungen des Neurowissenschaftlers Michael Gazzaniga untersucht, der sich mit menschlichen Hirnleistungen beschäftigt hat. Sie gehen davon aus, dass die Entscheidungen von den Motiven so weit getrennt sein können, dass ihr Zusammenhang selbst dem Handelnden nicht bewusst ist. Deswegen gelangen sie auf Grund der Untersuchung politischer Umfragen in den Vereinigten Staaten von Amerika zu der Einsicht, dass in der Politik Menschen viel egoistischer sind als ihre Erklärungen sie erscheinen lassen, ohne dass ihnen selbst dies immer klar ist.
Im Ergebnis führt dies etwa am Beispiel der Einstellung zu Programmen für die Bevorzugung von Minderheiten dazu, dass eine davon unmittelbar nicht betroffene Mehrheit sie befürwortet, weil sie ein eigenes Interesse daran hat, in einer Lage als Minderheit nicht benachteiligt zu werden. Insofern dient eine äußerlich altruistische Erklärung mittelbar auch dem eigenen Vorteil. Diesen Zwiespalt haben viele Politiker bereits seit langem für sich selbst überbrückt, weshalb hinter vielen altruistischen Erklärungen hauptsächlich egoistische Ziele stecken dürften, selbst wenn dies den Erklärenden in manchen Fällen gar nicht bewusst ist.
Innsbruck Gerhard Köbler