Staats-
und Verfassungskrise 1933. Protokolle aus Nationalrat und Bundesrat, hg. v. Parlamentsdirektion,
red. v. Blümel, Barbara/Felber, Ulrike/Krycha-Weilinger, Ute. Parlamentsdirektion,
Wien 2014. 144 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Kaum etwas kann für den Menschen
spannender und vielfältiger sein als das Zusammenleben mit seinen Artgenossen,
die auf Grund ihrer Verstandeskraft beständig neue Einfälle mit kaum
vorhersehbarem Ergebnis hervorbringen können. Ein bekanntes politisches
Beispiel hierfür bietet der 4. März 1933, an dem im Parlament Österreichs die
drei Präsidenten aus taktischen Erwägungen zurücktraten. Kaltblütig nutzte der
Bundeskanzler diese Krise, um den Nationalrat tatsächlich aus der
Staatsorganisation auszuschalten und in der Folge den effektiv parlamentslosen
Staat autoritär zu beherrschen.
Das politische Geschehen dieser Tage ist
zum 80. Jahrestag dieser Ereignisse kürzlich im Rahmen eines wissenschaftlichen
Symposiums neu betrachtet und erörtert worden. Dem interessanten Tagungsband
ist ein aufschlussreicher Band mit Dokumenten zur Seite gestellt worden Er
enthält insgesamt je drei Protokolle von Sitzungen des Nationalrats und des
Bundesrats sowie ein Protokoll des Hauptausschusses des Nationalrats.
Eröffnet wird die hilfreiche
Zusammenstellung mit der 125. Sitzung des Nationalrats vom Samstag, 4. März
1933. Das Protokoll des Hauptausschusses betrifft den 7. März 1933 die übrigen
Protokolle Sitzungen vom 17. März, 21. März 1933 und 4. April1933 sowie vom 30.
April 1933. Auf S. 45 lässt sich nun handlich nachlesen, auf Grund welcher
Geschehnisse mit welchen Worten Präsident Dr. Renner, Präsident Dr. Ramek und
Präsident Dr. Straffner ihre Stellen nacheinander niederlegten und was sich in
der Folge im Parlament daraus an Diskussionen ergab, wobei angehängte
biographische Daten zu den jeweiligen Debattenrednern im Nationalrat und im
Bundesrat mit Lichtbildern Josef Aigners, Karl Bureschs, Hubert Dewatys, Josef
Hainzls, Berthold Königs, Leopold Kunschaks, Fritz Lichteneggers, Odo
Neustädter-Stürmers, Hans Prodingers, Rudolf Rameks, Karl Renners, Johann
Schorschs, Hans Schürffs, Karl Seitzs, Sepp Straffners sowie Engelbert Dollfuß‘,
Guido Jakoncigs, Georg Emmerlings, Leo Haubenbergsers, Max Kleins, Thomas Klimanns,
Anton Linders, Franz Schattenfrohs, Kurt Schuschniggs und Emanuel Weidenhoffers
den Gang persönlich veranschaulichen.
Innsbruck Gerhard
Köbler