Rügert,
Walter, Konstanz zur Zeit des Konzils. Ein historischer
Stadtrundgang. Südverlag, 2014. 96 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Konstanz am Bodensee geht vermutlich auf ein nach 300 n. Chr. eingerichtetes Militärlager der Römer zurück. Wohl zwischen 550 und 590 wird es Sitz eines Bischofs. Von 1414 bis 1418 gerät es in die allgemeinere Aufmerksamkeit, weil in der Stadt das 16. allgemeine Konzil der christlichen Kirche im Westen tagt.
Der Verfasser greift auf dieses bedeutende und auch dramatische Ereignis in einem naheliegenden Augenblick zurück. Ausgebildet an der Fachhochschule Kehl (öffentliche Verwaltung) und an der Universität Freiburg im Breisgau für neuere deutsche Literaturgeschichte, Politik und Philosophie, wurde er 1990 mit einer Dissertation über die Vermessung des Innenraumes (am Beispiel der Prosa Botho Strauss‘) promoviert. Als Pressereferent Freiburgs ist er schon von Berufs wegen mit Beziehungen zwischen Objekten und Publikum befasst und kann daher ansprechend den allgemeinen Blick örtlich und zeitlich weiten.
Gegliedert ist sein durch zahlreiche Abbildungen veranschaulichter unterhaltender wie bildender geschichtlicher Stadtführer nach einer kurzen Einleitung über die damalige Krise in der Kirche und die dadurch herausgehobene Stadt am See in 33 Stationen. Sie beginnen mit dem Münster als dem Mittelpunkt des Konzils und führen etwa über die Bischofspfalz, Sankt Johann, die untere Laube mit „öffentlichen Frauen“, den Bündrichshof, die Stephanskirche, Ulrich Richentals Haus zum goldenen Bracken, den Obermarkt, das Haus des als Ketzer verbrannten Jan Hus, das Rathaus und vieles andere bis zum als Gefängnis für Hus und Papst Johannes XXIII. verwendeten Schloss Gottlieben. Rückblickend fasst der Autor zusammen, was vom Konzil als historisches Vermächtnis blieb, wovon sich jeder Leser eine persönliche Anschauung verschaffen kann, wenn er dem vielfältigen historischen Stadtrundgang selbst folgt.
Innsbruck Gerhard Köbler