Rechtsikonographie
geistlicher und weltlicher Macht. Vorträge, die während der 11. internationalen
Rechtsikonographie-Konferenz vom 4. bis 7. Juni 2009 in Posen gehalten wurden,
hg. v. Gulczyński, Andrzej (= Signa ivris – Beiträge zur
Rechtsikonographie, Rechtsarchäologie und rechtlichen Volkskunde 10).
Junkermann, Halle an der Saale 2012. 310 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Recht als eine Vielzahl von in Wörtern gefassten menschlichen Gedanken hat grundsätzlich keinen Körper und ist deswegen für das Auge auch nicht sichtbar. Es entfaltet aber gleichwohl wie vieles andere Unsichtbare vielfältige Wirkungen. Da der Mensch grundsätzlich Sichtbares besser verstehen kann, bemüht er sich seit langer Zeit auch um die Sichtbarmachung oder zumindest Versinnbildlichung des Rechtes.
Der diesem verständlichen und hilfreichen Bestreben entsprungene vorliegende Band enthält Vorträge, die in Posen vom 4. bis zum 7. Juni 2009 während der 11. internationalen Rechtsikonographie-Konferenz gehalten wurden. Grundgedanke der Tagung mit nicht zufällig gewähltem weitem Thema war es, die Beziehungen zwischen weltlicher und geistlicher Macht im Vortragsraum und in Posen und Gnesen selbst erfahrbar zu machen. Gewidmet war die Tagung dem als Altmeister der polnischen Rechtsarchäologie bedeutsam hervorgetretenen ehemaligen Ordinarius für Rechtsgeschichte in Posen, Witold Maisel.
Insgesamt stellt der Sammelband 16 Referate bekannter Forscher der Allgemeinheit zur Verfügung, die nach einem kurzen Vorwort mit einer geschichtlichen Betrachtung des frühmittelalterlichen Posen einsetzen. Danach werden etwa behandelt Lilienkrone, Purpur und Ring bei König Herodes und Heinrich IV., die Insignien römischer Diözesanvikare, die Entgegennahme des Dekalogs nach einer Illustration in der karolingischen Bibel von Moutier-Grandval, Zeugen aus dem Jenseits, drei Inschriften als Zeugnisse des ideologischen Wandels im modernen Spanien, die Darstellung irdischer und himmlischer Macht im Laienspiegel von 1509, die lutherische Stadtkirche in Wien, ein Kupferstich von 1714, die Dorfgemeinschaft, die Symbolik des japanischen Kaisers, Staatspatrone, die visuelle Koexistenz der Mächte und manches andere mehr. Zahlreiche Abbildungen veranschaulichen die vielfältigen weiterführenden Überlegungen, die auch eine Aufschließung durch ein Register verdient hätten.
Innsbruck Gerhard Köber